Kain und Abel von harakiri ================================================================================ I. Akt: Die Tragödie. --------------------- A/N: Diese Geschichte spielt zur Zeit des zweiten Teils, genauer beginnend mit dem 34. Band, bei der berühmten Szene, in der Team Kakashi unter Yamatos Leitung nach 2 ½ Jahren der Trennung das erste Mal wieder auf Sasuke trifft (Kapitel 305/306 – ich beziehe mich auch nur auf die Manga-Vorlage), folgt dann allerdings einem alternativen Storyverlauf. Da die Geschichte schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat (was soll ich machen: ich hasse es, das Geschmiere, das ich als meine Schrift zu bezeichnen pflege, abzutippen) bitte ich zu entschuldigen, dass der Plot alles andere als aktuell ist. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Geschichte zu schreiben begann, war er es noch. -_- Da die Inneneinrichtung von Narutos Wohnung nicht ganz einheitlich ist (vor allem vom ersten zum zweiten Teil) habe ich mir dort ein paar kleine Freiheiten genommen. Disclaimer: Naruto Shippūden und sämtliche darin auftretenden Charaktere gehören Kishimoto Masashi-sensei. Das Zitat am Anfang ist aus Kapitel 303 in meiner etwas eigenwilligen Übersetzung aus dem Englischen. Die Bibelzitate sind von bibelserver.com in der EU-Übersetzung. Rating: Wie immer für alle, die lesen können. Widmung: Meinem allerliebsten NüNsche und Gaari, die mich unwissend vor langer (sehr langer) Zeit zu dieser Fanfic inspirierte (nicht das Thema betreffend, aber zumindest vom allgemeinen Drang her, eine weitere, längere Naruto-Geschichte zu schreiben.) Schönen Gruß nach Münster! WARNUNG: Das Genre dieser Fanfic und der Titel des ersten Kapitels sollten Hinweis genug darauf sein, dass diese Geschichte ein Ereignis beinhaltet, das vermutlich nicht jedem Leser gefallen wird. ~~~ Klar und deutlich vernahm er den Namen. Nur ein kurzes Wort, lediglich ein Zischen und Klacken der Zunge, und doch in seiner Artikulation einzigartig, unverwechselbar, und auf Ewig in sein Gedächtnis gebrannt. Sasuke. Sie hatten ihn gefunden. Mit ungläubig geweiteten Augen blickte Naruto nach draußen, wo Sakura neben Sai im Freien auf den Gesteinstrümmern stand, die nach der Explosion den gesamten Boden bedeckten. Die Sonne schien ihr grell ins Gesicht, als sie nach oben blickte, und illuminierte deutlich die Spuren der Anstrengungen, die sie hinter sich gebracht hatten, um Sasuke endlich gegenüberzustehen. Naruto keuchte. Sasuke… Seine von den Strapazen wackeligen Beine ignorierend rannte er los, auf den Ausgang zu, den die Explosion in dieses Labyrinth aus Höhlen – dem gegenwärtigen Versteck Orochimarus – geschlagen hatte. Zweieinhalb Jahre war es her, dass Sasuke Konohagakure no Sato verlassen hatte. Und nun war der Zeitpunkt gekommen, da Naruto ihn aus den Fängen Orochimarus befreien würde. Narutos Beine konnten sich gar nicht so schnell bewegen, wie er sie vorwärts trieb, und so stolperte er, strauchelte und schlug der Länge nach hin. "Sasuke-…kun." Unzählige Male hatte Sakura sich diesen Moment seit seinem Fortgang ausgemalt, und doch klang ihre Stimme nun überrascht, als hätte sie tief in ihrem Inneren nicht erwartet, ihn tatsächlich jemals wieder zu sehen. Dort stand er, Uchiha Sasuke, wegen dem sie all die Mühen der vergangenen Monate auf sich genommen hatten. Sein Antlitz wirkte reifer, und die Zeichen Orochimarus in seinem Äußeren erinnerten sie schmerzlich an die lange Trennung. Hoch über ihr thronte er auf einem Felsen am Rande des Kraters und blickte ausdruckslos auf sie und Sai herab. Ein dumpfer Aufschlag aus dem Inneren des Ganges, in dem sie Naruto und Yamato zurückgelassen hatte, drang an ihr Ohr. Sai wandte seinen Kopf ein wenig – er sah Naruto auf dem Boden liegen, aufgeregt herumzappeln und sich umgehend wieder auf die Beine stemmen. Es wunderte ihn nicht, dass er erschöpft war; die Transformation zum Kyūbi hatte sein Chakra aufgezehrt, und der Gebrauch der Kagebunshin sein Übriges getan. Sasuke in diesem Wirrwarr an Tunneln zu finden hatte ihn letztenendes an den Rand seiner Kräfte getrieben. Wie in Trance starrte Sakura zu Sasuke hinauf. Zweieinhalb Jahre hatte sie unter Tsunade-shishō trainiert, war erstarkt und bereit, sich allem, was sich zwischen ihr Team stellte, anzunehmen. Sie würden Sasuke zurück nach Konoha bringen, daran bestand kein Zweifel. Es würde alles wieder so werden, wie es sein sollte. Dem Ausmaß der Explosion zufolge war auch Sasuke nicht untätig gewesen. Sie wusste nicht, ob es Angriff oder Verteidigung gewesen war, das zu diesem Ergebnis führte, doch die Kraft, die dahinter stand, war in beiden Fällen beeindruckend. Als Naruto neben sie trat spürte sie förmlich, wie er erstarrte. Was er wohl fühlen mochte, jetzt, da der Moment des Wiedersehens gekommen war? Sie hatte es selbst gesagt: Sasuke war wie ein Bruder für ihn; sicherlich war er erleichtert, ihn unbeschadet vorzufinden. Orochimaru hatte seine zukünftige Hülle gut behandelt. Er musste vor Ungeduld fast vergehen – der Ernst, mit dem er sie an der Tenchi Brücke bekämpft hatte, war dem ein eindeutiges Zeugnis. Doch Sakura würde nicht zulassen, dass Orochimaru sich die Macht der Uchiha aneignete. "Und nun Naruto… Du bist also auch gekommen. Heißt das, ich darf auch von Kakashis Anwesenheit ausgehen…?" Sasukes Stimme war frei jeglicher Emotion, jeglicher überflüssiger Intonation, als würden die Namen, die sie formte, nichts bedeuten. Nein, Kakashi war nicht hier, er war verletzt in Konoha geblieben; stattdessen war Yamato bei ihnen, ein Anbu, um Team Kakashi zu einer erfolgreichen Mission zu verhelfen. Um ihn zurückzubringen. Sasuke zeigte keinerlei Reaktion. Er redete über Bünde und den Hass, der alles war, was er noch kannte, ohne eine Regung seiner Gesichtszüge. Sich seiner Überlegenheit sicher blickte er von oben auf die Gruppe hinab und schien unendlich gelangweilt von dem Gespräch. Was interessierten ihn ihre Beweggründe, er fühlte schon lange nichts mehr für sie oder irgendeinen anderen Menschen auf der Welt. Alles, was ihm geblieben war, war seine Stärke und seine Rache. Mehr brauchte er nicht. Sie waren ihm egal. Sie waren nicht mehr wert als ein Stück des Drecks unter seinen Füßen, auf dem er herumtrat, wie ihm beliebte. Naruto zuckte nicht einmal, als Sasuke zu ihm hinunter sprang. Er wollte es nicht hören… Kein Wort von dem, was Sasuke sagte; es waren alles Lügen, er war eine Lüge… Das war doch nicht der Sasuke, den er einst zu kennen glaubte. Naruto war wie gelähmt, als Sasuke sein Kusanagi zog und ihm wie beiläufig mitteilte, dass er ihn jetzt töten würde. War er, Naruto, denn wirklich so schwach? Konnte er denn gar nichts tun? Nichts, als ohne Hoffnung dazustehen und hier und jetzt, im Augenblick des Versagens, das Richten seines Freundes über ihn zu erwarten…? "Kukuku, ist das deine Art, unseren Besuch zu empfangen, Sasuke-kun?" Sakura schreckte auf, mit ihrem Blick der Stimme folgend. Sie würde sie überall erkennen… Orochimaru. Er stand rechts von ihnen, auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges, den sie gekommen waren. An den nackten Stein gelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen schien er die Szene schon eine Weile zu beobachten. Er wirkte über alle Maßen amüsiert. "Sasuke-kun, warum bittest du deine Freunde nicht herein auf einen gemütlichen Plausch und eine Tasse Tee?" "Halte dich hier raus, das ist meine Sache." Ein weiterer Ninja trat unter den überraschten Blicken Team Kakashis, die eben selbigen gefesselt am Eingang des Unterschlupfs zurückgelassen hatten, neben Orochimaru und funkelte Sasuke durch seine Brille hindurch wütend an. "Der Junge weiß einfach nicht, wo sein Platz ist." "Lass ihn, Kabuto" meinte Orochimaru nur mit einem spöttischen Grinsen, ehe er sich leichten Schrittes der Gruppe näherte. "Brauchst du hier noch lange, Sasuke-kun?" Sakura, Sai und Yamato griffen gleichzeitig nach ihren Waffen, als der Sannin an ihnen vorüberlief. Sasuke starrte ihm finster entgegen und hob demonstrativ sein Chokutō, sein Kusanagi, an Narutos Genick, einen Arm um seine Schulter gelegt, um den Jungen an Ort und Stelle zu halten. Naruto schaute Sasuke mit schreckensgeweiteten Augen an: Wollte er ihn wirklich umbringen? Nur aus einer Laune heraus? In Sakura schrie alles danach, es nicht so weit kommen lassen zu dürfen; zur Not würde sie den nötigen Verstand in Sasuke hineinprügeln, um ihm zu zeigen, was für einen unglaublich großen Fehler er soeben im Begriff war, zu begehen. Die Kunoichi ballte ihre rechte Hand zur Faust, hoffte, sie würde schnell genug sein und Naruto rechtzeitig ausweichen, und zielte direkt auf Sasukes Kinn. Naruto versuchte, sich loszureißen, als er Sakura auf sie zustürmen sah, und erhaschte noch die Silhouette Orochimarus aus den Augenwinkeln von der anderen Seite her, ehe Sakuras Schlag dicht an seinem Kopf vorbeistreifend ihr Ziel traf und Sasuke gegen eine der umliegenden Felswände geschleudert wurde. Naruto, der sich nicht mehr ganz aus Sasukes Griff hatte befreien können, wurde ein Stück mit- und zu Boden gerissen. Er spürte, wie jemand über ihn stolperte, konnte aber nichts erkennen, da sich nach seinem und Sasukes Aufschlag eine dichte Staubwolke über den Trümmern bildete. Die feinen, trockenen Gesteinspartikel brannten in seiner Kehle und bereiteten ihm einen Hustenkrampf, während er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch dann gefror er mitten in der Bewegung – ein Schrei, schrill und laut, zerriss das Chaos um ihn herum und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Naruto rappelte sich auf, krümmte sich noch einmal unter einem halb erstickten Hustenanfall und tastete sich dann fast Blind vom Staub in seinen Augen in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Er spürte eine Bewegung hinter sich und wurde den Bruchteil einer Sekunde später noch einmal zu Boden geschlagen; ein Schatten rannte an ihm vorbei und traf auf einen anderen, und langsam legte sich der aufgewirbelte Dreck und ermöglichte Naruto, sich einen Überblick zu verschaffen. Der erste Schatten war Kabuto gewesen, der gerade wieder von Yamato mit dessen Mokuton no Jutsu gefangen genommen und unbeweglich gemacht wurde. "Alles in Ordnung?" rief ihm der Anbu über die Schulter zu. Naruto machte einen erstickten, zustimmenden Laut und sah sich nach Sasuke um, der durch die Wucht von Sakuras Schlag bis zu dem Felsen geschleudert worden war, auf dem er einige Augenblicke zuvor noch gestanden hatte. Er stand auch jetzt schon wieder aufrecht, von Orochimaru am linken Arm nach oben gezogen, und sein Gesicht zeigte eine Gefühlsregung, die nach ihrer vorherigen Konversation nicht von ihm zu erwarten gewesen war. Es war ein Ausdruck aufkommenden Terrors, mit dem er hinabblickte auf seine Füße, zu denen eine schmale Gestalt lag, auf die noch der letzte herabregnende Gesteinsstaub fiel. Sie lag eigenartig verdreht halb auf dem Rücken, den Kopf ihm zugewandt, sodass Naruto das Blut sehen konnte, das aus ihrem Mundwinkel lief. Ihre Hand umklammerte die gebogene Klinge eines Katana, das auf Höhe des Herzens bis zur Hälfte ihren Brustkorb durchbohrte und dessen geschliffene, helle Seite im Sonnenlicht das Blut, das aus der Wunde rann, widerspiegelte, sodass sie rötlich schimmerte. Die Gestalt regte sich nicht. Naruto merkte nicht, wie er aufschrie, doch Sasukes Kopf schnellte hoch, als das Gebrüll durch dessen vernebelten Verstand drang und fast schon animalische Züge annahm. Mit dem gleichen Terror wie zuvor ins Gesicht geschrieben sah Sasuke zu dem anderen, der, den Mund noch immer zu einem nun stummen Schrei geöffnet, unbewegt auf den reglosen Körper starrte, sich der Geschehnisse um ihn herum überhaupt nicht bewusst. Yamato, von Narutos Schrei abgelenkt, vergaß für einen Moment, dass er Kabuto in seiner Gewalt hatte, was dieser dazu nutzte, sich aus der Umklammerung der Holzstehlen zu befreien. Sein Chakra no Mesu – die Fähigkeit, sein Chakra zu einer skalpellgleichen Klinge zu formen – zerschnitt die hölzernen Fesseln, woraufhin sich der Teil, der noch mit Yamatos Händen verbunden war, langsam auflöste. Kabuto schüttelte den letzten Rest seiner Fesseln ab und zog in derselben Bewegung ein Kunai, das er auf seinen Gegner warf. Yamato musste sich halb verrenken, um ob des geringen Abstandes seine vitalen Körperpunkte zu schützen, doch war dies schon gar nicht mehr nötig, da in diesem Moment ein Shuriken von links her geflogen kam und das Kunai aus der Bahn prellte. Yamato war derweil durch seinen ungeschickten Versuch, auszuweichen, aus dem Gleichgewicht geraten und fiel nun hintenüber. Eine schwarzgekleidete Person kam aus der gleichen Richtung wie das Shuriken gelaufen und stellte sich schützend vor ihn, an ihrer Seite ein bizarres weißes Gebilde, das durch seine verschnörkelten Konturen als die Zeichnung eines großen Hundes auszumachen war und sprungbereit auf den Befehl seines Herren wartete. Sai, Schriftrolle und Pinsel noch in Händen, brauchte nicht mehr als einen kurzen Wink, um seine Schöpfung zum Angriff aufzufordern. Der Hund sprang auf Kabuto zu, der für einen Moment unentschlossen schien, was er tun sollte, sich dann jedoch für einen Gegenangriff entschied, dem Hund mit einem Tritt begegnete und gleich darauf auf Sai zustürmte. Das Tier jedoch stieß sich sofort wieder vom Boden ab, sobald er sicher auf ihm gelandet war, und kollidierte mit der Schulter voran mit Kabutos Rücken. Ein überraschter Aufschrei verdeutlichte dessen Annahme, die lebendig gewordene Zeichnung würde mehr als einen kräftigen Schlag nicht überstehen, und Sai setzte mit einem selbstsicheren Lächeln den Pinsel erneut aufs Papier. Kraft seines Kekkei Genkai gesellte sich ein Raubvogel mit scharfen Klauen zu dem Hund, doch sein Lächeln gefror unwillkürlich, als in diesem Moment ein unglaublich mächtiges Chakra seine Sinne überflutete. Sai wandte sich zu Yamato um, der in der Zwischenzeit wieder auf die Beine gekommen war, und sah mit Beunruhigung in dessen schreckensgeweitete Augen. Sai sträubte sich, sich der Quelle der ihm mittlerweile wohl vertrauten Aura zuzuwenden, die jede Faser seines Körpers zu durchdringen schien und selbst seinen Verstand einnahm, wie eine unsichtbare Kraft, die jeden seiner Gedanken zum Halt brachte und nur einen Instinkttrieb zurückließ: Die Flucht. Wüsste seine Ne-Ausbildung nicht jede Art von Affekt-Verhalten zu unterdrücken wäre er diesem Reflex vielleicht sogar gefolgt. Das Chakra des Fuchsungeheuers hatte sich schon sichtbar und wie eine Hülle um Narutos Körper gelegt. In wenigen Sekunden war der Fortschritt seiner Transformation bis zum Stadium des dritten Schwanzes vorangeschritten und schien noch lange nicht halt zu machen. Sai wusste, dass es längst zu spät war, noch zu dem Jungen durchzudringen, doch er wünschte sich in diesem Moment nichts dringender, als die voranschreitende Zerstörung von Narutos Körper und Seele aufzuhalten. Er hatte die Auswirkungen der Wandlung auf der Tenchi Brücke noch gut in Erinnerung, und es war ihm ein Rätsel, wie Kyūbi nach dem dortigen Kampf noch immer eine solche Macht verströmen konnte. Die Legende, nach der sein Chakra unerschöpflich war, schien sich hier zu bewahrheiten. Wie hatte Naruto es nur zulassen können, nach dem, was zuvor geschehen war, noch einmal die Kontrolle zu verlieren? Hatte er denn nicht die Konsequenzen bedacht? Natürlich nicht. Sein Verstand musste beim Anblick des toten Mädchens einfach ausgesetzt haben. Es war eine gefährliche Sache, dieser Bund der drei Ninja von Team 7. Solch Leid, das er hervorbrachte… Und diese unermessliche Macht… Sasuke hatte Mühe, die Eindrücke der letzten doch nur wenigen Augenblicke zu verarbeiten. Zu viel war zu schnell in zu wenig Zeit geschehen, überschwemmte gnadenlos seinen Verstand und führte ihm unbarmherzig seine Schwäche vor Augen. So sehr er auch trainiert, so sehr er sich auch das Gegenteil eingebildet hatte – hier und jetzt zeigte sich, wie schwach er doch war. Er hatte nichts an innerer Kraft hinzugewonnen in den letzten zweieinhalb Jahren sondern eher noch an früherer Stärke verloren. Das, was ihn einst schier unbesiegbar machte, ihn antrieb, hatte er aufgegeben, zusammen mit seiner Freiheit, um sich komplett von einem anderen abhängig zu machen; eine Entscheidung, die er ein paar Jahre zuvor noch verachtet hätte. Er hatte versucht, sämtliche Gefühle – die Emotionen, die ihn all die Jahre gestört, die er als Fehler angesehen hatte – abzutöten und nur noch diesem einen Ziel entgegenzublicken. Er hatte nicht erkannt, wie blind er doch gewesen war. Und nun stand er vor den Trümmern seiner Vergangenheit, vor den Scherben einer einst so überwältigenden Verbindung. Sakura regte sich nicht mehr. Kusanagi hatte ihre Existenz ausgelöscht, noch ehe das Mädchen überhaupt verstanden hatte, was ihr angetan worden war. Seinetwegen. Blindlings war Sasuke seinem Ehrgeiz gefolgt, überwältigt von seinen Rachegelüsten, hatte alle betrogen, denen er etwas bedeutet hatte, ihr Vertrauen missbraucht, ohne Rücksicht auf Verluste – und es war ihm egal gewesen. Die anderen waren ihm egal gewesen. Jetzt war es der Glaube an seine eigene Stärke, der ihm abhanden gekommen war. Was er hier und jetzt empfand ließ sein Weltbild vollkommen zusammenbrechen. Das, was sie erreicht hatten, angetrieben von dem Wunsch, ihm zu helfen… Diese Narren. Törichte Narren… Was war es nur, das ihnen diese Kraft verlieh? Das Naruto zu diesem Monster werden ließ? Die Erkenntnis entsetze ihn, mehr, als er jemals erwartet hätte: Er hatte Angst. Angst vor dem, dem er da gegenüberstand. Angst vor dem, was es aus Naruto machte. Angst vor dem, was Naruto antrieb. Er verstand nicht… Sasukes Blick glitt über die Hände des leblosen Mädchens zu seinen Füßen, die sich im Augenblick des Todes um die blanke Klinge Kusanagis krallten und aus deren Wunden, an denen die Schneide ins Fleisch geschnitten hatte, dünne Rinnsale dunkelroten Blutes lief. Er betrachtete die helle Haut, im grellen Sonnenlicht ergrauend, je länger der Körper seiner Seele beraubt war. Das trocknende Blut, sich langsam braun färbend, je länger es den Adern und Venen entzogen ward. Die roten Lippen, die mehr und mehr blau wirkten, je länger das Herz nicht mehr zu schlagen vermochte. Der Mensch war im Tode so hässlich… In Sasuke brach etwas. Je stärker das ungeheuerliche Chakra wurde, das seinen Verstand außer Kraft zu setzen drohte, desto weiter driftete er in eine wunderbar empfindungslose Welt in den Tiefen seines Bewusstseins. Und dann brach die Hölle los. II. Akt: Die Trauer. -------------------- "Wir haben uns heute hier versammelt, um einer Bewohnerin unseres Dorfes, Vollführerin des traditionellen Nindō und, am wichtigsten, einer geliebten Tochter und Freundin die letzte Ehre zu erweisen." "Ich danke Ihnen, dass Sie so kurzfristig erscheinen konnten. Die aktuellen Umstände erfordern es, dass wir keine Zeit verlieren und sofort handeln…" "Haruno Sakura absolvierte die Ninjaakademie als eine der besten Schülerinnen unseres Dorfes und arbeitete hart an sich, um ihre Stärke zum Wohle Konohas und ihrer Kameraden einzusetzen." "Ich nehme an, jeder ist vertraut mit dem Tatbestand. In diesem Augenblick wird ein Mitglied unserer Gemeinschaft beerdigt…" "…gefallen durch die Hand eines Teammitglieds; verraten, obwohl alles, was sie wollte, die Rehabilitation dieser Person war." "Uchiha Sasuke hat vor zweieinhalb Jahren das Dorf aus freien Stücken verlassen und sich Orochimaru angeschlossen, der nicht nur Mörder des Sandaime-Hokages sondern auch erklärter Feind aller Ninja-Verbände der fünf Reiche ist." "In unseren Erinnerungen wird sie auf ewig weiterleben, und wir wollen nicht eher ruhen, als bis ihr Vollstrecker zur Verantwortung gezogen wurde." "Leider konnten Orochimaru und Uchiha Sasuke, sowie Orochimarus Vertrauter und Spion, Yakushi Kabuto, fliehen. Bisher ist ihr momentaner Aufenthaltsort noch unbekannt." "Was genau passierte nach Haruno-sans Tod?" Tsunade seufzte tief. "Uzumaki Naruto… Er hat die Kontrolle über den in ihm versiegelten Kyūbi verloren und Sasuke angegriffen. Dabei wurde Orochimarus Unterschlupf vollständig zerstört. Zurzeit werden die Trümmer noch nach möglichen Hinweisen auf andere Verstecke durchsucht, aber viel Hoffnung darf man sich wohl nicht machen." "Der Jinchūriki hat es also trotz der Kraft des Neunschwänzigen nicht fertig gebracht, Uchiha Sasuke zu eliminieren?" Tsunades Blick verfinsterte sich. Es war ihr ein Gräuel, dass sie diese Notfallversammlung hatte einberufen müssen, was sie davon abhielt, an dem Begräbnis ihrer Schülerin teilzunehmen und bei der die Gokeiban, Jōnin und Buntaichō anwesend waren, was ihr auch Danzōs Gegenwart nicht ersparte. Und egal, was dieser Mann über Naruto dachte oder von ihm hielt, sie mochte es ganz und gar nicht, dass er ihn vor der versammelten Gruppe wie einen Versager hinstellte. Wenn es nach ihm ginge wären sämtliche Shinobi dieses Dorfes nur noch empfindungslose Puppen, die seinem Willen gehorchten und denen die Gefühle, aus denen Naruto handelte, gleichgültig waren. Ihre Stimme nahm einen kalten Unterton an. "Erstens wissen wir nicht, welche Kraft Sasuke und Orochimaru gemeinsam aufzubringen im Stande sind und zweitens handelt es sich bei Sasuke noch immer um ein ehemaliges Teammitglied und einen Freund Narutos…" "Das sind alles Ausreden." "Was ich damit sagen will" Tsunade ließ sich nicht von Danzōs Unhöflichkeit beirren. "Was ich sagen will, ist, dass es sich um einen tiefen Bund handelt, der Naruto einmal mit Sasuke verband, und ich möchte mir gar nicht vorstellen wollen, was das für einen Konflikt in ihm ausgelöst hat." "Das ist doch sentimentales Gewäsch!" Bevor Tsunade etwas erwidern konnte legte ihr Koharu, die links von ihr saß, unter dem großen Konferenztisch eine Hand auf den Oberschenkel und warf ihr einen scharfen Blick zu. "Erläutere uns doch bitte die Umstände, die überhaupt erst zu dem Vorfall führten, Tsunade." Tsunade ballte die Hände zu Fäusten und atmete einmal tief durch, ehe sie den Anwesenden von der Mission an der Tenchi Brücke berichtete. Der Sonne schien an diesem Tag besonders fröhlich. Der Himmel war ein strahlendes Blau, bedeckt mit kleinen, weißen Schäfchenwolken – Shikamaru hätte jetzt wahrscheinlich gemütlich an seiner statt hier gelegen, würde er nicht der Beerdigung beiwohnen, wie fast alle anderen Bewohner des Dorfes, abgesehen von Tsunade baa-san und den Mitgliedern der Notversammlung. Und ihm selbst. Aber wie hätte er von Sakura endgültig Abschied nehmen können? Nachdem er sie vor Sasuke hatte liegen sehen hatte sein Verstand einfach ausgesetzt und dem Bewusstsein Kyūbis die Oberhand überlassen. Auch er wusste nur aus dem Bericht, den Tsunade von Sai und Yamato-taichō vor nur etwas mehr als einer Stunde erhielt, was passiert war. Wie er alles im Umkreis von einem halben Kilometer dem Erdboden gleichgemacht hatte. Das es nicht noch schlimmer gekommen war verdankte er ebenfalls diesen beiden, die ihn erst, nachdem Sasuke, Orochimaru und Kabuto schon längst geflohen waren, endlich stoppen konnten. Jetzt lagen beide auf der Intensivstation unter ständiger ärztlicher Behandlung, bis Tsunade vielleicht die Zeit fand, sich um ihre ärgsten Wunden zu kümmern. Naruto selbst hatte, nachdem er sein Bewusstsein wiedererlangte, seinen Körper in einem Zustand vorgefunden, der wohl einer Verwesung gleichkam – Haut und Kleidung waren vom Chakra des Bijūs vollständig verbrannt, und selbst die Regenerationsfähigkeiten des Dämons waren nicht genug, erstere ohne fremde Hilfe wiederherzustellen. So verbrachte er Stunden in den Trümmern, die einmal Orochimarus Unterschlupf gewesen waren, ohne Erinnerung, unfähig, sich zu bewegen oder auch nur die Namen seiner beiden Teammitglieder zu rufen, die nur einige Meter neben ihm in einem ähnlich geschlagenen Zustand wie er selbst gelegen hatten. Hilflos, bis sie endlich ein Suchteam Tsunades bergen konnte. Es dauerte einen ganzen Tag, bis er seine Menschlichkeit wieder fand. "Uchiha Sasuke wird mit dem heutigen Tag zum Verräter Konohagakures und des gesamten Feuerreichs erklärt. Von hier an ist es die Aufgabe Anbus, den Aufenthaltsort Sasukes sowie Orochimarus und seiner Handlanger ausfindig zu machen und selbige zu eliminieren. Ich werde es nicht zulassen, dass auch nur ein Konoha feindlich gesinnter Otonin ungestraft einen Fuß in dieses Land setzt." Sasuke… Haben wir dir denn wirklich nie etwas bedeutet? Nun kann nur noch der Tod dein Vergehen sühnen. Dafür werde ich Sorge tragen. Es vergingen drei schlaflose Nächte, bis jeder, der Naruto antraf, einem wahrhaftigen Geist zu begegnen glaubte. So wie er durch die Straßen wandelte – apathisch, mit glasigem Blick, zerzaustem Haar und knittrigen Klamotten –; alles deutete darauf hin, dass er seinen Frohsinn, seinen Enthusiasmus, den sonst so überschwänglichen Tatendrang verloren hatte. Er schien nur noch eine leere Hülle, als wäre sein Geist mit Sakuras Körper in der kalten Erde verscharrt worden. Jeden Morgen stand er noch vor Öffnung vor dem Blumengeschäft des Yamanaka-Clans und kaufte eine einzelne Rose, um sie an Sakuras Grab niederzulegen. Immer öfter ertappte er sich dabei, wie er am Haus der Harunos vorbeilief und gedankenverloren zu Sakuras Fenster hinaufblickte, bis er endlich vorbei war und sein Blick wieder zu Boden glitt. Die ersten Tage ließen sie ihn in Ruhe, doch schließlich war es Hinata, die den Anblick des gebrochenen Narutos nicht mehr ertragen konnte. Am fünften Morgen erwartete ihn die Kunoichi an Sakuras Grab, die Handflächen zum Gebet aneinandergelegt. Naruto nahm das Mädchen zuerst gar nicht wahr, doch als er sie schließlich erblickte blieb er für einen kurzen Moment stehen, unschlüssig, ob er nicht umdrehen sollte. Doch Hinata hatte ihn schon bemerkt und erhob sich. Die Hände reflexartig hinter ihrem Rücken verschränkend und den Blick gesenkt wartete sie, bis Naruto heran war, um seine obligatorische Rose niederzulegen. Er murmelte ein kurzes "Hallo", seine Blume inmitten der anderen, von der ungnädig brennenden Sonne schon größtenteils Vertrockneten in kräftigem Rot leuchtend, das sich auf Hinatas Wangen zu spiegeln schien. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, etwas zu sagen. Doch als Naruto schon wieder Anstalten machte, zu gehen, streckte sie schnell ihre Hand aus, um ihn am Ellenbogen zurückzuhalten. "Wie… wie geht es dir?" stammelte sie kaum hörbar, Naruto sofort wieder frei gebend, als sie seinen fast schon verärgerten Blick spürte. Er antwortete nicht sondern lächelte ihr nur etwas gequält zu. Er wollte seinen Weg fortsetzen, als Hinata rief: "Wenn du jemanden zum Reden brauchst –", hier aber abbrach und es selbst lächerlich fand, dass ausgerechnet sie so etwas sagte, wo sie sich doch sonst am liebsten unter einem großen Felsen verkriechen wollte, wenn er nur in ihrer Nähe war. Doch Naruto blickte sie an, als wollte er, dass sie weitersprach, und so gab sie sich einen Ruck. "W… was ich sagen will…" ihre Stimme war nur ein Piepsen und sie schien am ganzen Leib zu zittern; "Wwir sind für dich da, Naruto-kun. Wir wollen dir helfen." Unglauben spiegelte sich in Narutos Augen wider, deren üblichen Glanz die Trauer hatte matt werden lassen. "Wir wwissen einfach nicht, was wir für dich tun können" stammelte Hinata weiter – wenn auch immer noch kaum lauter als ein Flüstern –, Mut fassend, weil sie seit Tagen die erste war, die zu ihm durchdrang. Ihr war schwindelig, wie immer, wenn sie Naruto gegenüberstand. Doch dieses eine Mal würde sie nicht weglaufen. "Wir machen uns Sorgen… Naruto-kun…" Naruto zog die Augenbrauen nach oben. "Du… Du bist nicht allein mit deinem Schmerz." Wenn möglich senkte sich Hinatas Stimme noch weiter, sodass Naruto sie kaum noch verstehen konnte. "Da sind Leute, die ihn mit dir teilen wollen. Damit du nicht allein die Last zu tragen brauchst." Naruto wusste nicht, was er davon halten sollte, von der Ironie, die diesem Moment innewohnte. Er konnte sich nur zu gut an die Zeit erinnern, in der er versuchte, eben diese Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihm jetzt entgegengebracht wurde. Nichts weiter hatte er gewollt, als jemanden, der ihn verstand, der ihm Beachtung schenkte – hatte Worte wie eben diese ersehnt, Aufrichtigkeit, vielleicht sogar Mitgefühl; und erst jetzt, da er dachte, nicht mehr weiterzukönnen und den letzten Grashalm, an den er sich all die Jahre klammerte, um seine eigene Überzeugung in seinen Ohren nicht geheuchelt klingen zu lassen – seinen Lebenssinn verloren hatte, waren sie da, diese Worte, diese Sätze, die alles für ihn waren. Nichts weiter hatte er ersehnt. Doch nicht um diesen Preis. Nach all den Jahren der Einsamkeit hatte Naruto das Gefühl, in diesem Moment so alleingelassen zu sein wie noch nie zuvor in seinem Leben. Die Versprechungen waren verlockend, die Nähe der anderen Mitglieder der Konoha 11 tröstend, doch gleichzeitig empfand er nichts dabei, denn die beiden Menschen, die einst wie die Familie für ihn waren, die er nie gehabt hatte; die Personen, die ihm am meisten bedeuteten, waren nun nicht mehr da. Sasuke hatte ihn verraten. Er war es nicht wert, weiter für ihn zu kämpfen, er war es nicht wert, auch nur einen weiteren wehmütigen Gedanken an ihn zu verschwenden; er war es nicht wert, Vergebung zu erfahren. Naruto gab Sasuke auf. Er hatte seinen eigenen Weg eingeschlagen, und wenn ihn dieser auf den Pfad eines Nukenin führte wollte Naruto sich ihm nicht in den Weg stellen. Er würde Sasuke finden. Und er würde den Verräter Konohagakures persönlich bestrafen und dabei keine Gnade zeigen. Er fühlte sich nicht danach, doch als Iruka – es musste ja irgendwann so kommen – vor seiner Tür stand und ihn mit deutlich befehlendem Unterton ins Ichiraku einlud hatte er keine andere Wahl, als seinem ehemaligen Lehrer zu folgen. Er hatte den Chūnin seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nicht mehr gesehen – als Mitglied von Tsunades Personalstab hatte Iruka derzeit kaum eine freie Minute. Die Nijū Shōtai waren abkommandiert und den Anbu zur Unterstützung unterstellt worden, weshalb nun sämtliche verbliebenen Jō- und Chūnin in neue Teams aufgeteilt und teilweise als Wachen abgestellt werden mussten, um den Schutz des Dorfes aufgrund der offensichtlichen Angreifbarkeit so gut es ging zu gewährleisten. Nur Naruto war keiner Mission zugeteilt worden. Mit wem hätte er auch gehen sollen? Kakashi war gleich nach seiner Genesung in den Dienst zurückgekehrt und die beiden Anbu würden ebenfalls von ihren Einheiten abberufen werden, sobald sie das Hospital verlassen durften. Und ohne Yamato war es viel zu gefährlich, Naruto loszuschicken. Er hatte zur Genüge gezeigt, wie unkontrollierbar die Macht des Kyūbi geworden war. Mit in den Taschen vergrabenen Händen und gesenktem Blick trottete Naruto hinter Iruka drein, um nicht die mitleidigen, in seinen Augen heuchlerischen Blicke derer, die sie passierten, sehen zu müssen. Erst, als das kleine Restaurant in Sicht kam, von dessen Dach Stoffbahnen hinabhingen, auf denen "Ichiraku Ramen" in den vertrauten großen Lettern stand, hob er wieder seinen Kopf. Wortlos stellte ihnen Teuchi einige Minuten später ihre üblichen Schüsseln Ramen hin, doch Naruto machte keine Anstalten, die dampfende Suppe anzurühren. Iruka neben ihm aß Stumm die ersten Bissen und lobte dann die Würze, die Matsu und Nishi an diesem Tag besonders gut gelungen war. Der nach Zustimmung heischende Blick des Chūnin blieb unbeantwortet. "Sie will mich nicht gehen lassen" sagte Naruto stattdessen, worauf Iruka seufzend seine Stäbchen niederlegte. "Die letzten Einheiten, die Godaime ausgeschickt hat, sind noch nicht zurückgekommen…" "Ich würde alleine gehen." Iruka seufzte erneut. "Kennst du ihr Versteck, Iruka?" Irukas Blick wurde ernst. "Du würdest ihn mir sowieso nicht verraten…" Naruto nickte verstehend. "Dann werde ich wohl noch einmal zu Tsunade baa-chan gehen müssen." "Sie wird dir darauf keine Antwort geben." "Aber weiß sie es?" "Anbu hat es heute Morgen entdeckt." Naruto starrte stumm auf seine Nudeln, während Iruka sich fragte, was er da nur gerade getan hatte. Naruto hätte das nicht erfahren sollen. "Wo willst du hin?" fragte der Chūnin alarmiert, als der Junge plötzlich aufsprang, und seine Stimme spiegelte Besorgnis wider. Doch Naruto ging ohne ein weiteres Wort, ehe Iruka auch nur seinen Geldbeutel hastig genug hervorgezogen hatte, um für das Essen zu bezahlen. Als er endlich auf die Straße trat war Naruto schon nicht mehr zu sehen. Müde rieb sich Kakashi die Augen. Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kurz nach dem Desaster, das zu Sakuras Tod führte, war er ununterbrochen unterwegs – als Mitglied der Nijū Shōtai und nicht zuletzt vorübergehender Gruppenführer von Team 8, war Kurenai doch ob ihrer besonderen Umstände aus dem Dienst genommen worden. Momentan war die Zukunft des ehemaligen Team Kakashi ungewiss: es lastete schwer auf ihm, dass er Naruto seit dessen Rückkehr von der letzten Mission nicht mehr gesehen hatte. Gerade in dieser Zeit hätte er seiner Unterstützung bedurft, doch sein Rang als Jōnin machte ihn derzeit unentbehrlich. Er ließ sich Zeit mit seinem Weg zum Haus der Hokage. Um ihn herum herrschte ein reges Treiben – unzählige Ninja waren unterwegs, um Berichte abzugeben, Teamsitzungen beizuwohnen oder ihre nächsten Aufträge auszuführen. Kakashi grüßte den ein oder anderen mit einem Nicken, nicht in der Stimmung, ein Gespräch anzufangen. Es war grausam, wie sich das Schicksal wiederholte: erst Obito und Rin, nun Sasuke und Sakura… Manchmal fragte Kakashi sich, ob er einen Fehler begangen hatte, die Drei zu seinen Schülern zu machen. Sie waren seine ersten Schüler gewesen. Sie würden seine letzten sein. Ein Aufruhr erregte seine Aufmerksamkeit. Vor ihm drehten sich die Passanten um und sprangen aus dem Weg, um Iruka Platz zu machen, der wie von Sinnen die Straße entlang rannte. Der Chūnin kam zu einem abrupten Halt, als er Kakashi sah, und blieb schwer atmend vor ihm stehen. "Ich habe einen großen Fehler begangen" presste er mit gehetzter Stimme zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor. Kakashi sah ihn stirnrunzelnd an. "Inwiefern?" "Er hat mich nach dem Aufenthaltsort Orochimarus gefragt." Iruka hatte Mühe, die Worte verständlich zu artikulieren. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben und drohte, ihn zu überwältigen. "Ich sagte ihm, Anbu hätte die Spur aufgenommen… Dann ist er verschwunden und ich habe ihn nirgendwo finden können – Ich glaube, dass er nicht einmal mehr in Konoha ist!" Iruka wollte schon wieder lossprinten, als Kakashi ihn an der Schulter packte und mit sanfter Gewalt zurückhielt. "Du gehst nirgendwo hin, bevor du nicht wieder bei Sinnen bist!" Einige Dorfbewohner warfen ihnen neugierige Blicke zu, weshalb Kakashi den Chūnin kurzerhand etwas zur Seite zog. "Du drehst ja vollkommen durch" stellte er in nüchternem Tonfall fest, seinen typischen, unbeeindruckten Blick aufsetzend. Bevor Iruka noch etwas sagen konnte, fuhr er fort: "Es ist Narutos freie Entscheidung, was er tut. Du führst dich auf, als sei er noch ein kleines Kind, das nicht weiß, was gut für es ist." Tatsächlich glaubte das Kakashi selbst manchmal, doch das würde er Iruka sicherlich nicht in dessen gegenwärtiger Verfassung gestehen. Es war besser, wenn er sich selbst darum kümmerte. "Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn ihm etwas zustößt" murmelte Iruka, eine Hand vors Gesicht geschlagen. Sein Atem beruhigte sich langsam, doch der Schmerz in seiner Brust blieb. Sasukes Verrat und Sakuras Tod hatten in ihm Ängste geweckt, mit denen er sich zuvor nur selten auseinandergesetzt hatte. "Er ist ein Shinobi, ihm kann in jeder Mission etwas zustoßen" erwiderte Kakashi pragmatisch. "Ich weiß doch…" "Du fühlst dich noch immer für ihn verantwortlich." Kakashi wusste, dass Iruka sich selbst in Naruto sah, wusste um seine väterlichen Instinkte, die er selbst zu Spüren bekam, als er sein Team vor drei Jahren für die Chūnin-Prüfung vorschlug und in dem ehemaligen Ausbilder seiner Schützlinge einen Sturm der Empörung auslöste. Iruka ging so in seiner Rolle des Vormundes und engstem Vertrauten Narutos auf, dass er vergaß, dass Naruto nicht mehr der kleine elternlose Junge war, der seiner Hilfe bedurfte. Naruto wusste, dass er jederzeit mit allen Problemen zu Iruka gehen konnte, doch er war nun einmal ohne Vater aufgewachsen und empfand eine solche Bevormundung als Last, weshalb es ihm auch so schwer viel, Befehle entgegenzunehmen – und wer konnte es ihm schon verübeln? Seine Situation hatte ihn schneller erwachsen werden lassen, als es die Leute in seinem Umfeld zugeben wollten, und Kakashi wusste es besser, als sich von Narutos sorglosem und stürmischem Charakter blenden zu lassen. "Du solltest seine Beweggründe doch verstehen können" sagte Kakashi, als Iruka nicht auf seine Worte reagierte. "Es geht nicht einfach nur um Rache; es ist ein Kampf um Ehre, um Sühne. Sasuke hat die wohl unverzeihlichste Sünde begangen, die es für Naruto gibt: Er hat sein Vertrauen missbraucht und ihn selbst so dazu gebracht, sein Versprechen brechen zu müssen. Sakuras Tod hat für sie beide eine weitaus größere Bedeutung, als du im Stande scheinst, zu sehen. Er wird nicht zulassen, dass Sasuke ungestraft davon kommt." Iruka seufzte tief, all seine Resignation zum Ausdruck bringend. "Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern" versprach Kakashi. Er mochte zwar entschlossen sein, Iruka nicht in Schuldgefühlen untergehen zu lassen, doch er erkannte sehr wohl den Ernst der Situation. Schon Sasuke hatte er den Rachegedanken nicht austreiben können. Es war fraglich, ob er bei Naruto mehr Glück haben würde. III. Akt: Die Motivation. ------------------------- Es verging einige Zeit, bis Iruka wieder seinen angestammten Platz im Haus der Hokage einnahm. Er hatte Tsunade vom Verschwinden Narutos unterrichtet und sich dann zurück an die Arbeit begeben, wenn auch seine Kompetenz, darüber zu entscheiden, welches Team für welchen Auftrag am geeignetsten war und wer überhaupt Teil eines Teams sein sollte, im Moment zu wünschen übrig ließ. Alles, was er derzeit wahrnahm, waren bedeutungslose Namen und Ränge, die er las und doch überhaupt nicht erfasste. Er hätte es nicht einmal bemerkt, ständen die Wörter in seinen Notizen nicht für Menschen sondern Lebensmittel, die irgendjemand unbedingt noch für das Abendessen kaufen musste. Müde fuhr sich Iruka mit den Händen übers Gesicht und bemerkte nicht, wie Shizune an ihn herantrat, bis sie ihm eine Hand auf die Schulter legte, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Als der Shinobi aufschaute reichte sie ihm einige Schriftrollen. "Ich weiß, du hast wahrscheinlich gerade keinen Nerv hierfür, aber Tsunade-sama möchte, dass du dich um die Berichte der heutigen Missionen der Genin kümmerst. Die Aufmerksamkeit der anderen Mitarbeiter wird für… wichtigere Sachen gebraucht." Der Chūnin nahm die Dokumente entgegen, legte sie vor sich ab und versprach, sich umgehend darum zu kümmern. Shizune machte jedoch keine Anstalten, wieder zu gehen. "Ist Naruto wirklich verschwunden?" fragte sie, aufrichtige Sorge in ihrer Stimme. "Ich habe persönlich Konoha und seine nähere Umgebung mehrere Male erfolglos durchkämmt" antwortete er schließlich. "Bei einigen der außerhalb des Dorfes stationierten Teams habe ich schon anfragen lassen, ob sie ihn gesehen haben, aber bisher kam nichts zurück." Dass er zudem auch einige Genin-Reservisten und Schüler der Akademie auf die Suche geschickt hatte, verschwieg er lieber. "Wir müssen wohl davon ausgehen, dass Naruto auf eigene Faust losgezogen ist" sagte Shizune nachdenklich. Er widersprach ihr nicht. Zuweilen machten sich die Mitglieder der Anbu-Einheiten einen Spaß daraus, ihre allseits bekannte und gepriesene Fähigkeit, sich vollkommen lautlos einem Gegner zu nähern und wie aus dem Nichts irgendwo aufzutauchen, auch dann anzuwenden, wenn es eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Tsunade erinnerte sich daran, dass sie diese Angewohnheit als absolut nervtötend empfunden hatte, als sie noch ein Kind und nur die Enkelin des Hokage gewesen war und selten direkten Umgang mit Anbu-Mitgliedern pflegte. Sie hatte es als eine unpässliche Charaktereigenschaft empfunden, die jedem die Überlegenheit der Anbu demonstrieren sollte. Erst später, als sie im Krieg notgedrungen hin und wieder mit der Spezialeinheit zusammenarbeiten musste und schließlich auch die Menschen hinter den Masken kennen lernte, änderte sich ihre Meinung diesbezüglich, auch wenn sie noch immer die Augen verdrehte, wenn sie beim unangekündigte Erscheinen eines Anbu erschrocken zusammenzuckte. Als eine der legendären Sannin und nicht zuletzt Hokage und damit Kommandeurin der Anbu war der regelmäßige Kontakt zur Alltäglichkeit geworden. Mittlerweile hatten sich ihre Sinne so weit sensibilisiert – oder vielleicht hatte sie auch eine Art sechsten Sinn dafür entwickelt –, dass sie die Ankunft eines Anbu schon im Voraus wahrnahm und entsprechend darauf reagieren konnte. So bemühte sie sich nicht einmal, von ihren Dokumenten aufzublicken, als sich eine maskierte Gestalt in ihrem Büro materialisierte. "Jemand ist hier eingebrochen" informierte sie den Anbu etwas brüsk. Sie versuchte, sich ihre Müdigkeit nicht allzu sehr anmerken zu lassen, doch das geringe Schlafpensum trug nicht gerade zu einer Besserung ihrer sonst schon anstrengenden Launen bei. Dass sie ihren Schreibtisch vor wenigen Minuten verwüstet vorgefunden hatte machte alles nur noch schlimmer. "Ich habe von keinem Fremden gehört, der Konoha in den letzten zwei Tagen betreten hat" sprach der Anbu, dessen Stimme aufgrund seiner Katzenmaske gedämpft klang. "Das ist auch nicht, weswegen ich dich hergerufen habe. Es geht um den Bericht deiner Einheit. Er wurde gestohlen." Für einige Sekunden starrte sie gedankenversunken auf den Wust an Schriftrollen und Papierstapeln auf ihrem Tisch. "Die genauen Angaben sind nach wie vor unbekannt" versuchte der Anbu die Besorgnis der Hokage zu mindern, von denen er wusste, dass sie ihr in diesem Moment durch den Kopf gehen mussten. Seine Einheit hatte zwar Orochimarus Spur aufgenommen, aber noch nicht den genauen Standort seines derzeitigen Versteckes ausfindig gemacht. "Ich werde Nara Shikamaru mit der Untersuchung der Angelegenheit beauftragen. Seid aber dennoch vorsichtig, bis der Täter gefunden ist. Ich würde dich bitten, auch die anderen Einheiten von dem Vorfall zu unterrichten." Der Anbu verbeugte sich knapp. Auf die gleiche lautlose und mit den Augen kaum zu verfolgende Art und Weise, wie er es betreten hatte, verließ er das Büro wieder. Tsunade machte sich derweil auf den Weg zum Falkner-Turm, wo sie einen kleinen Zettel in einem dünnen Röhrchen an den Fuß eines der wartenden Greifvögel band. Von innerer Unruhe befallen blickte sie dem Falken nur kurz hinterher, als er seinen Flug über die Dächer Konohas antrat. Shikamaru befand sich in einem moralischen Dilemma. Nach dem Tod Sakuras hatte er sich wie ganz Konoha in einem Zustand innerer Zerrissenheit wieder gefunden, war es doch einer von ihnen, der das Dorf verraten und das Mädchen auf dem Gewissen hatte. Die Suche nach den nunmehr schon drei Verrätern Konohagakures hatte sämtliche Ninja des Ranges Chūnin und höher in den letzten Wochen auf Trab gehalten und ihm kaum eine Minute Ruhe gegönnt. Dank seiner überragenden analytischen und strategischen Fähigkeiten – und nicht zuletzt der Position seines Vaters in der Gokeiban – war er von Tsunade zu einer Art persönlichem Berater gemacht worden. Nicht, dass er sich nicht geehrt fühlte, von Godaime so viel Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, doch seine träge Natur sehnte sich nach etwas weniger Arbeit, etwas weniger Zeitaufwendigem – er wollte sich wieder an seinem üblichen Platz in die Sonne legen, den Himmel beobachten und, auch wenn nur für kurze Zeit, an nichts denken müssen. Es war zermürbend, ständig die Zukunft vor Augen gehalten zu bekommen, denn egal, welches Szenario er spann, es endete immer auf die gleiche Weise: Sasuke musste sterben. Und so verspürte er nicht unbedingt das Bedürfnis, vor Freude in die Luft zu springen, als er Godaimes Falken am Himmel entdeckte, den er seit einiger Zeit öfter, als ihm lieb war, begrüßen durfte. Resigniert seufzend schaute er auf die beiden Einkaufstüten in seinen Händen – ein Gefallen für seine Mutter, die sich in regelmäßigen Abständen darüber beschwerte, seine Arbeit hielte ihn davon ab, ihr hin und wieder zur Hand zu gehen. Etwas unentschlossen verließ Shikamaru erst einmal die unmittelbare Straße und stellte seine Tüten an einer Hauswand ab. Einen Fuß ausgestreckt, um einen der Beutel am umkippen zu hindern, reckte er seinen linken Arm dem Falken entgegen, damit sich dieser auf ihn setzen konnte. Gehorsam streckte der Greifvogel genau wie Shikamaru seinen Fuß aus, an dem sich ein kleines Röhrchen mit einem zusammengerollten Zettel befand, was für einen Außenstehenden einen amüsanten Anblick bieten musste. Da Tsunade ihm grundsätzlich nur Befehle sandte und kein Antwortschreiben erwartete entließ der Chūnin den Falken sogleich wieder, noch ehe er den Zettel überhaupt gelesen hatte. Wie er es vermutete enthielt die Nachricht lediglich die Aufforderung, sich umgehend in ihrem Büro aufzufinden. Widerwillig beeilte er sich, die Einkäufe abzugeben. Shikamarus übliche, Missfallen ausdrückende Haltung – die Hände in den Hosentaschen vergraben und die Schultern so weit hochgezogen, dass er etwas krumm lief – hielt seine Mutter davon ab, ihn mit unnötigen Fragen ob seines sofortigen erneuten Aufbruchs zu belagern. Doch sobald er Tsunades Büro erreichte zwang sich Shikamaru, eine professionellere Haltung anzunehmen; seine Position brachte viel Verantwortung mit sich, ob er sie nun wollte oder nicht. Tsunade musste schon seit einiger Zeit in ihrem Zimmer auf- und abgelaufen sein, da sie mit vor der Brust verschränkten Armen mitten im Raum stand, als Shikamaru eintrat. Sein Blick viel sofort auf das untypische Chaos auf dem Schreibtisch, der zwar immer überladen und augenscheinlich unaufgeräumt war, tatsächlich aber einer strikten Ordnung folgte, über die Tsunade nie den Überblick verlor. Wer immer in ihren Unterlagen gewühlt hatte wusste offensichtlich nicht – oder kümmerte sich nicht darum –, nach welchen Kriterien diese Anordnung geschah. Wobei dies zugegebenermaßen nur äußerst wenige durchschauten. Die Hokage sparte es sich, Shikamaru von dem für ihn offensichtlichen Einbruch zu unterrichten, und sagte ihm lediglich, was gestohlen worden war. Augenblicklich zeichneten sich mögliche Situationen in Shikamarus analytischem Verstand ab, die Motiv, Gelegenheit und Fertigkeit mit in Betracht zogen. Wer würde von dieser Information profitieren? War ein Otonin der Einbrecher? Es dauerte einen Wimpernschlag, um zu determinieren, wer definitiv nicht hinter diesem Diebstahl steckte. Und wenn Shikamaru die Hokage näher betrachtete, wie sie mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen auf ihrer Unterlippe kaute, war er sich sicher, dass sie schon ganz genau wusste, an wen sie sich zu wenden hatte. "Wo ist Naruto?" fragte er unvermittelt. Tsunade tippte mit der einen Hand auf ihren verschränkten Oberarm. "Weg" sagte sie nur. Shikamaru stieß geräuschvoll die Luft aus. "Sind die Anbu-Einheiten informiert?" Tsunade bestätigte mit einem knappen nicken. "Der Großteil ist auf dem Weg. Ich hatte gehofft, dass sie die Sache ohne weitere Störungen über die Bühne bringen könnte." Shikamaru blickte an Tsunade vorbei aus dem Fenster, durch das er einen Großteil des sich im Halbkreis um das Haus ausdehnenden Dorfes sehen konnte. Er konnte es von seinem Standpunkt aus nicht erkennen, doch er wusste ungefähr, wo das Haus lag, dessen obere Wohnung Naruto sein Zuhause nannte. Iruka hätte sie unangetastet vorgefunden: Ninjaausrüstung, Kleidung und Stirnband wären noch da. Wenn sie Glück hatten, kam er noch einmal zurück. Er würde nicht gehen, ohne sich von Sakura zu verabschieden. "Ich werde ihn aufhalten" sagte Shikamaru mit der Bestimmtheit, die er sich angewöhnt hatte, nachdem Tsunade ihn zum ersten Mal als Teamleiter zu einer Mission schickte und er hatte lernen müssen, mit Autorität hinter seiner Überzeugung zu stehen. Doch er wusste auch, dass er es allein nicht schaffen würde. "Ich werde Kakashi Bescheid geben" erriet Tsunade, was Shikamaru auf der Zunge lag. "Was ist mit Jiraiya-sama?" "Ist auf dem Weg von Otogakure hierher. Er war seit über zwei Wochen nicht mehr in Konoha, sollte aber noch heute Nachmittag eintreffen." Shikamaru nickte. Viel Zeit würde ihnen nicht bleiben. Vor der Tür zu Tsunades Büro huschte eine kleine schwarze Maus entlang, hangelte sich zu einem der offenen stehenden Fenster, die den Flur säumten, hoch und balancierte einen dünnen Ast eines Baumes entlang, der direkt neben dem Fenster stand, auf eine schwarz gekleidete Person zu, die geduldig in ihrem Versteck inmitten der dichten Baumkrone wartete. Sie saß vollkommen still, bis sie das winzige Nagetier auf sich zutrippeln sah, und streckte ihm den offenen Handteller entgegen. Wortlos übermittelte die Maus ihre Botschaft, bevor sie sich in einem Wirbel schwarzer Tinte auflöste. Sai lächelte zufrieden und machte sich auf den Weg gen Nordwesten. Shikamaru stand auf der Balustrade, von dem aus Naruto so gerne das Treiben im Dorf beobachtete. Durch eines der zu beiden Seiten der Wohnung hinausblickenden Fenster spähte er in Narutos Küche und wurde zu seinem Erstaunen von Sais Anblick begrüßt, der rechts von ihm vor einem mit Kräutertöpfen beladenen Regal stand. Am ganzen Körper verteilte Verbände unterstützten Shikamarus Annahme, nach der Sai sich eigentlich nach wie vor im Krankenhaus hätte befinden müssen. Sais Gesicht, das sonst immer dieses aufgesetzte Lächeln trug, war nun ernst, fast sorgenvoll, als er ihn bemerkte und sich ihm zuwandte. Am anderen Ende des Zimmers wühlte Naruto gerade in seinem Küchenschrank herum und schien Shikamaru noch nicht bemerkt zu haben. Der Chūnin hob den Falken von seiner Schulter, der ihm vor Kurzem noch die Nachricht Godaimes überbracht hatte, holte zwei fingernagelgroße Kugeln, eine rote und eine grüne, aus seiner Hosentasche und hielt dem Vogel letztere hin, der sie mit dem Schnabel packte und sicher zu Tsunade bringen würde. Sai hatte es satt, den lieben langen Tag im Krankenhausbett zu verbringen, abgeschnitten von der Außenwelt, deren Neuigkeiten nur Bruchstückhaft zu ihm drangen. Nach Kyūbis Ausbruch hatte er zwei Tage im Koma gelegen, und auch jetzt, einige Heilungseinheiten später, mit noch immer nicht komplett verheilten Rippen, Nähten und unzähligen Überbleibseln von Prellungen und Blutergüssen am ganzen Körper zu kämpfen, die weder das Laufen noch Liegen angenehm gestalteten. Sie waren allerdings auch lange kein Grund, weiter seine Zeit untätig zu verschwenden. Er wusste, dass er vorerst nicht damit rechnen konnte, für Missionen eingesetzt zu werden – weder als Anbu noch Teil der Nijū Shōtai –, weshalb ihm die essentiellen Informationen derzeit vorenthalten wurden. Also war er auf eigene Faust losgezogen. Sai hatte sich in den Kopf gesetzt, den Bund Narutos und Sasukes zu schützen, und er würde nicht zulassen, dass Naruto sein Versprechen brach. Er fühlte sich nicht wohl dabei, seine Gaben gegen die eigenen Verbündeten einzusetzen, doch nur dank seiner zahlreichen kleinen Spione erfuhr er von Irukas Sorge um Narutos Verschwinden und dem Einbruch in Godaimes Büro – nicht zuletzt Grund genug, sich kurzerhand selbst zu entlassen. Er erreichte Narutos Wohnung nur Kurz vor ihrem Bewohner. Aus Richtung des Friedhofes kommend hatte Naruto den Weg über die Dächer gewählt, um so allzu neugierigen Blicken zu entgehen. Sai beobachtete mit großem Interesse die Veränderung in seiner Körpersprache. Der sonst so extrovertierte, vor Energie übersprudelnde Shinobi wirkte nun zurückhaltend, regelrecht abweisend. Sein Blick war argwöhnisch, seine Haltung angespannt; die Mimik spiegelte sein aufgewühltes Inneres wieder. Naruto war nie gut darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen. Sein Gang wirkte etwas gestelzt, als er die Dachterrasse entlang und an Sai vorüber zu seiner Wohnungstür lief. Naruto ignorierte den Anbu geflissentlich, während er den kleinen Flur betrat und nach rechts abbiegend das Zimmer durchquerte, das ihm als Wohn- und Schlafraum diente, nebenbei seinen Rucksack, den er bei längeren Missionen immer bei sich trug, mit einigen auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken und Waffen füllend. Sai blieb neben Narutos hoffnungslos überladenem Tisch auf dem Teppich stehen und sah sich in dem Chaos um ihn herum um. Er wusste nicht, wie Naruto aufgewachsen war, doch der fehlende Einfluss elterlicher Fürsorge schlug sich sehr in der Einrichtung wieder. Für Naruto mochte es ausreichen, doch es war ersichtlich, dass er nicht auf Besuch vorbereitet war. Das auffallende Fehlen von Bildern deutete Sai als Relikt seiner sozial ausgegrenzten Vergangenheit, in der es keine Gelegenheit für Fotos mit Freunden und Familie gegeben hatte. Den einzigen Fotorahmen, den Sai auf der Kommode neben Narutos Bett erblickte, war von diesem mit der Bildseite nach unten aus seinem Blickfeld verbannt worden. Er betrachtete das Foto von Team 7 eine Weile interessiert, ehe er es, nun wieder aufrecht, zurückstellte. Naruto war so sehr damit beschäftigt, den anderen zu ignorieren und demonstrativ seinen Rucksack nun in der Küche weiter mit allem voll zu stopfen, was ihm für seine bevorstehende Reise nützlich erschien, dass er nicht einmal bemerkte, wie Shikamaru von außen durchs Fenster schaute. Sai trat an die Glasscheibe heran, doch der Nara-Sprössling war da schon aus seinem Blickfeld verschwunden. "Was ist aus deinem Versprechen geworden?" brach Sai schließlich unvermittelt die Stille und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand zwischen Fenster und Herd, die Arme vor der Brust verschränkt und Naruto bei seinem Treiben beobachtend. Der schien jedoch unberührt von seinen Worten, wühlte aber auffällig lange im Kühlschrank herum, der außer ein paar Packen sich in unterschiedlichen Stadien zwischen Sahne und Rahm befindender Milch und undefinierbaren Essensresten nichts beinhaltete. "Ich dachte, du hältst immer deine Versprechen. Ich dachte, das wäre Teil deines Nindō…" Wütend fuhr Naruto aus seiner hockenden Position hoch und schlug dröhnend die Kühlschranktür zu. "Das geht dich einen Dreck an!" schrie er, von einem Zorn gepackt, den Sai von ihm nicht kannte. Seine ruhige Stimme stand in starkem Kontrast zu Narutos. "Du sagtest, du würdest nicht eher ruhen…" "Und nun werde ich nicht eher ruhen, bis ich den Mörder Sakuras zur Strecke gebracht habe!" Das Schellen der Klingel drang durch die kurze Stille, die auf seinen Ausbruch folgte. Naruto ballte die Hände zu Fäusten und stampfte regelrecht zu seinem auf dem Esstisch platzierten Rucksack, während Sai sich ein wenig nach vorn beugte, um einen Blick durch den Durchgang zum Flur auf die noch einen Spalt offen stehende Wohnungstür zu werfen. Als Naruto sein Gepäck schulterte streifte sein Blick das Stirnband, das in seinem Wüten aus dem Rucksack und unter den Tisch gefallen war. Ein Klopfen am Schuhschrank neben dem Eingang ließ ihn herumfahren. "Lange nicht gesehen, Naruto" sagte Shikamaru, eine Hand zum Gruß erhoben, betont gleichgültig, als bemerke er die Aufbruchsstimmung, die der Blonde versprühte, überhaupt nicht. Naruto tat es ihm gleich und stopfte sein Stirnband zwischen seine anderen Habseligkeiten, ohne ihm Beachtung zu schenken. Fast fluchtartig schlug Naruto den Weg zur Wohnungstür ein, nicht gewillt, sich aufhalten zu lassen oder noch einmal zurückzusehen. Er hatte einen Entschluss gefasst, und er würde davor nicht mehr zurückschrecken. Sasuke würde für seinen Verrat bezahlen. Ohne einen Blick stürmte er an Shikamaru vorbei und schreckte zurück, als Iruka keuchend vor ihm auftauchte. Er hatte Shikamaru hektisch aus Tsunades Büro stürmen sehen und war sofort aufgebrochen, nachdem er hörte, was passiert war, während Godaime nach Kakashi schickte. Tsunade hoffte inständig, Narutos Lehrer und Vormünder würden ihn wieder zur Vernunft bringen können. Seit Sakuras Tod hatten die Ältesten sie ununterbrochen dazu aufgefordert, den Jinchūriki endlich in Gewahrsam zu nehmen. Verbittert kämpfte sie noch immer darum, ihm nach allem, was geschehen war, nicht auch noch seine Freiheit zu nehmen, doch Danzō hatte ihr angedroht, darüber abstimmen zu lassen, ob Tsunade nach Meinung des Rates noch die für einen Hokage nötige Objektivität besaß, wenn sie sich weiter quer stellte. Sie konnte sich nur zu gut die Reaktionen auf die neueren Entwicklungen vorstellen. "Du darfst nicht gehen" schmetterte Iruka seinem Schützling entgegen, der ihm mit Ablehnung begegnete. "Ich weiß jetzt, wo Sasuke sich verkrochen hat" antwortete Naruto und es klang, als wolle er sich rechtfertigen. "Du bist in Godaimes Büro eingebrochen!" schrie Iruka einfach weiter und warf unbeholfen seine Hände in die Luft, wie damals, als er Naruto Woche um Woche neue Standpauken halten musste, weil der Junge wieder irgendeine Dummheit begangen hatte. "Meine Kagebunshin" verbesserte Naruto. Iruka fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er atmete tief ein, um sein aufgewühltes Inneres, die nagenden Schuldgefühle, zu beruhigen. "Wo bist du gewesen? Ich… Wir haben dich überall gesucht. Ich habe mir Sorgen gemacht." Naruto winkte ungeduldig ab und schob seinen ehemaligen Lehrer grob zur Seite, als Iruka nicht den Anschein machte, dies in nächster Zeit von sich aus zu tun. "Naruto!" rief der Chūnin und packte den Jungen am Ärmel seiner Jacke. "Was willst du Godaime sagen?" Naruto drehte sich noch einmal um. "Ich habe nicht vor, Baa-chan irgendetwas zu sagen." "Du willst also ohne Erlaubnis gehen?" Naruto riss sich los. "Ich brauche keine Erlaubnis. Nicht für das hier." "Es ist deine Pflicht als Ninja, deinem Kage Rechenschaft abzulegen! Er allein erteilt dir Aufträge, ob du willst oder nicht!" Naruto wandte sich abrupt zum Gehen. "Naruto!" "Ich werde zuerst zu Tsunade baa-chan gehen" räumte der Junge ein. "Versprochen." Iruka atmete erleichtert auf, das Rumoren in seinem Inneren dämpfend. Anscheinend besaß sein Schützling noch genügend Verstand, um es nicht Sasuke gleich zu tun. Tsunade würde ihm hoffentlich klar machen, dass sie eine Kamikaze-Mission wie diese nicht erlaubte. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. "Ich passe auf, dass er auch tatsächlich zu ihr geht" sagte Shikamaru, während er sich an ihm vorbeischob. Auch Sai wollte den beiden folgen, doch Iruka hielt ihn bestimmt zurück, argwöhnisch die Verbände betrachtend. "Bist du sicher, dass du schon wieder fit bist?" Sai schenkte ihm sein typisches Lächeln. "Ich habe gelesen, dass man diejenigen, die einem nahe stehen, in schweren Zeiten unterstützen soll. Ich habe nicht vor, meine Zeit im Krankenhaus zu verschwenden." Naruto hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf sondern stürmte ohne anzuklopfen in Tsunades Büro, in dem die Hokage erschrocken von einem Stapel Papiere aufsah, den sie soeben ordnete. "Naruto!" rief sie überrascht. Der Junge ließ sich keine Form von Reue anmerken und entschuldigte sich nicht. "Ich werde zu ihm gehen" sagte er stattdessen. Hinter Naruto traten Shikamaru und Sai durch die Tür. Tsunades Blick blieb etwas länger auf Sai hängen, doch sie sagte nichts zu seiner nicht weniger unerwarteten Anwesenheit. "Und was willst du tun, wenn du ihn gefunden hast?" fragte Tsunade sachlich. "Meine Pflicht als Ninja erfüllen und den Verräter eliminieren." "Das ist jetzt Aufgabe der Anbu, Naruto." "Nukenin hin oder her – er ist mein Teammitglied, also ist es auch meine Verantwortung." Godaime runzelte die Stirn über Narutos Tonfall. Sie hatte befürchtet, dass Sakuras Tod Veränderungen nach sich ziehen würde, doch mit diesem Extrem hatte sie nicht gerechnet. Entgegen den üblichen Stufen der Trauer hatte er den Unglauben ausgelassen und war direkt zum Zorn übergegangen, die Verzweiflung hatte einer grimmigen Entschlossenheit Platz machen müssen. Der Verlust seines Teammitglieds schien all seine Überzeugungen in den Grundfesten erschüttert zu haben. "Du musst mich gehen lassen!" rief Naruto, und dieses Mal hatte seine Stimme wieder etwas von ihrer gewohnten Trotzigkeit, Sturheit. "Ich muss überhaupt nichts" widersprach Tsunade kategorisch. "Auch wenn du es oft zu vergessen scheinst bin ich Kage dieses Dorfes; ich erteile dir deine Aufträge, ich entscheide, welche Missionen du begleitest." "Aber-" "Du bist ein Ninja, Naruto! Du bist ein Werkzeug Konohagakures, das allein meinen Befehlen zu gehorchen hat! Ich könnte dich für dein Vergehen schwer bestrafen lassen!" Naruto ballte die Hände zu Fäusten, die Zähne so fest aufeinander gepresst, dass sein Kiefer schmerzte. Tsunade war, als wirkten die narbengleichen, an Schnurhaare erinnernden Male auf Narutos Wangen etwas präsenter, als sei die blaue Farbe seiner Augen von einem schwachen, rötlichen Schimmer überzogen. Sie konnte seine Wut förmlich spüren. Es tat ihr weh, ihn so zu sehen, seinen Schmerz durch ihre Entscheidung noch verstärken zu müssen, doch selbst, wenn sie nicht dem Druck der Ältesten nachgeben müsste, wäre Naruto der Letzte gewesen, den sie auf diese Mission geschickt hätte. Nicht nur, weil er kein Anbu – ganz im Gegenteil sogar nur ein Genin –, sondern weil sie sicher war, dass ein Zusammentreffen mit Sasuke unter diesen Umständen auch noch den letzten Rest des Narutos, wie sie ihn kannte, vernichten würde. Ungewollt richtete Tsunade sich ein wenig auf, als Naruto näher an ihren Tisch herantrat, fast, als würde sie tief in ihrem Inneren einen Schritt rückwärts tun wollen. Der Junge zog seinen Rucksack vor sich, griff seitlich in ihn hinein, ohne auch nur für einen Moment den Blickkontakt mit ihr zu brechen, und warf sein Stirnband vor ihr auf ihre Papiere. Tsunade musste sich dazu zwingen, nicht danach zu greifen, den Blick zu halten, auch wenn sie nicht verhindern konnte, dass sich eine Furche zwischen ihren Augenbrauen bildete. "Ich habe Sakura versprochen, Sasuke zurückzubringen. Ich habe ihr auf meinen Nindō geschworen, ihn nicht zu einem Verräter Konohas werden zu lassen. Ich konnte mein Versprechen nicht halten, also darf ich mich auch nicht mehr einen Shinobi nennen. Wenn ich sie rächen will, kann ich kein Ninja mehr sein." Naruto war schon auf halbem Weg zurück zur Tür, vor der Shikamaru und Sai in Schweigen gehüllt verweilten, als Tsunade schließlich "Die Ältesten werden dich nicht gehen lassen" hervorpresste, etwas atemlos, da sie diesen ohne es zu merken angehalten hatte. "Das ist mir egal." "Du wirst wie Sasuke enden." "Dann sei es so!" Naruto stieß Shikamaru mit der Schulter an, als dieser sich ihm in den Weg stellen wollte. Der Chūnin schien nicht sicher, ob er ihn mit Gewalt aufhalten sollte, doch Naruto ließ ihm nicht die Zeit, sich zu entscheiden, und verschwand ohne ein weiteres Wort, Godaime perplex und ein wenig hilflos zurücklassend. Sie nickte Shikamaru zu, der daraufhin sofort die Verfolgung aufnahm, Sai dicht an seinen Fersen. Naruto steuerte direkt auf die Tore des Dorfes zu, weshalb Shikamaru befürchtete, dass sie ihn vielleicht verlieren könnten, sobald er den Wald erreichte; er wusste seine Kagebunshin mittlerweile meisterhaft einzusetzen. Das Schicksal war dem Flüchtenden jedoch alles andere als hold. Jiraiya hatte Konoha erst vor wenigen Minuten erreicht und auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude Naruto über die Dächer huschen sehen. Trotz seines Alters war der Sannin noch immer schneller als sein Schüler und erreichte den Dorfeingang Augenblicke vor dem Jungen, der – trotzdem sich alles in ihm sträubte – noch einmal vor seinem Lehrer halt machte, seine beiden Verfolger an den Flanken. "Fehlt euch eine Person?" begrüßte Jiraiya die drei scherzhaft, obwohl er sofort spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. "Wo ist dein Stirnband?" wollte der Sannin sogleich mit ernster Stimme wissen. "Ich habe es abgelegt" sprach Naruto die Worte, die Jiraiya bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihn die Nachricht von Sakuras Tod erreichte, noch für unmöglich gehalten hatte, jemals aus seinem Mund zu hören. "Was soll das bedeuten?" verlangte Jiraiya zu wissen, doch Shikamaru nahm Naruto die Antwort erstaunlich gefasst ab. "Es bedeutet, dass Uzumaki Naruto vom heutigen Tag an aus freien Stücken den Weg der Ninja Konohagakures verlässt, um Uchiha Sasuke zu folgen. Und zu richten." Die gezwungene Ruhe in Jiraiyas Innerem wandelte sich über einen kurzen Ausflug in die Richtungen Entsetzen und Hysterie zu einem Ausbruch von Rage und Unverständnis, als er seinem regungslosen Schüler all dessen Idiotie entgegen schrie. Für einen Moment schien es, als wolle der Sannin ihm eine Ohrfeige verpassen, doch auch dann blieb Naruto still, wo er war. Er hätte sie verdient. Verbissen mied er jeden Blickkontakt, starrte stattdessen auf die erhobene Hand seines Meisters, während in ihm ein Sturm tobte, der jedes Wort, das zu ihm durchdrang, auffraß und nichts als Leere zurückließ. Jiraiya packte den Kragen von Narutos Jacke und zog ihn zu sich heran, spie ihm regelrecht "Ist dir dein Versprechen nichts mehr Wert?!" ins Gesicht. "Ich werde Sasuke zurückbringen" widersprach Naruto tonlos. "Wenn er nicht aus freien Stücken mitkommt, dann in anderen." Unwillkürlich schreckte Jiraiya vor den dämonischen Zügen Kyūbis zurück, die sich für einen kurzen Augenblick auf Narutos Gesicht legten, und ließ ihn los. Jetzt war er sich sicher, dass er nicht mehr nur seinen Schützling vor sich hatte. Die mentale Sperre zwischen dem Jinchūriki und seinem Bijū schien gebrochen, der Dämon siegreich. "Ist es das, was Sakura-san gewollt hätte?" fragte Sai auf einmal, den Naruto schon völlig vergessen hatte. Sein Teammitglied studierte seine Mimik, als suche er nach einem letzten Funken Zweifel, doch Naruto schien alle Vernunft aufgegeben zu haben, an deren Stelle nun seine zerstörerische und endgültige Entschlossenheit getreten war. "Lass etwas Zeit vergehen, Naruto" bat Jiraiya. "Du weißt ja nicht, was du tust. Was ist mit deinem Traum, Hokage zu werden?" Sein Schüler konnte ihm noch immer nicht in die Augen sehen, doch seine Wut erreichte ihn auch so. Naruto blickte auf seinen linken Handrücken, auf dem die verblasste Narbe einer Wunde zu sehen war, die er sich einst selbst zufügte, die Worte auf den Lippen, nie wieder Hilfe zu brauchen, sich nie zu fürchten, nie vor irgendetwas davonzulaufen und niemals wieder gegen Sasuke zu verlieren; und der Überzeugung, dass dies seine Wahrheit war und Teil seines Ninjaweges und dass er ihn niemals verlassen würde. "Ich konnte nicht einmal Sakura-chan retten" wiederholte er die Worte, die das Erste waren, an das er dachte, wenn er am Morgen aufstand und das Letzte, wenn er des Nachts wach lag und die Zeit verfluchte. Er würde niemals Hokage werden. Alles, was ihm blieb, war, denjenigen zur Rechenschaft zu ziehen, der Sakura – und ihm selbst – das Leben genommen hatte. Das war sein letzter Wille. Das war seine letzte Motivation. Der erste Schritt war der schwerste. Mit ihm verschloss er sein Herz und meißelte in es den Willen, dieses Dorf, das er so sehr liebte, wie er es seit Sakuras Tod hasste, und all jene, die ihn bis zu diesem Punkt begleitet hatten, zurückzulassen und zu vergessen. Mit dem zweiten Schritt trat er vor sein zweites Ich, das in seinem Inneren verschlossen war und schon sein ganzes Leben lang ungeduldig auf diesen Moment gewartet hatte. Der dritte besiegelte ihr Abkommen. Mit dem vierten Schritt durchtrat er die Tore von Konohagakure no Sato als Genin Uzumaki Naruto. Mit dem fünften verließ er seine Heimat als bloßer Schatten seiner selbst. "Es ist sinnlos" sagte Jiraiya zu Sai und Shikamaru, die im Begriff waren, dem Jungen zu folgen. "Er ist längst fort." Erfüllt von Enttäuschung und Bitterkeit schaute er seinem Schüler hinterher. Er wandte seinen Blick erst ab, als der Kagebunshin das Jutsu löste. Zwischenspiel. -------------- Kakashi hasste Krankenhäuser. Ironischerweise hatte er öfter wegen langer Nutzung seines Sharingans eines der Betten im Hospital Konohas belegt als wegen simpler Verletzungen, was seine Euphorie für diese Einrichtung nicht gerade steigerte – zur wochenlangen Bewegungsunfähigkeit verdammt zu sein war nicht gerade seine Definition von Erholung. Ein anderer Grund, aus dem er Krankenhäuser hasste, war, dass er zu oft zu Besuch in ihnen verweilte. Er würde sich nie daran gewöhnen können, die gebrochenen Körper seiner Kameraden zu sehen, und nicht selten hatte er in einem der sterilen Zimmer Lebewohl sagen müssen. An diesem Tag jedoch hatte Kakashi einen positiven Anlass, Konohas Krankenhaus aufzusuchen: Heute war er hier, um jemanden abzuholen – wenn auch früher, als vorgesehen. Der Jōnin kündigte seinen Besuch nicht erst bei der Rezeption an sondern hielt direkt auf das Zimmer zu, in dem Yamato untergebracht war. Mit Elan schob er die Schiebetür zur Seite, woraufhin der Anbu zusammenfuhr und sich mit dem Messer in den Finger schnitt, das er soeben benutzte, um einen Apfel zu schälen. Irritiert und mit dem blutenden Finger im Mund schaute er dem Eindringling entgegen. "Abholservice" rief Kakashi gedehnt und warf seinem Kōhai eine Tasche in den Schoß, in der er Yamatos Anzug, Weste und persönliche Abwandlung eines Stirnbands sowie einige Waffen und etwas Proviant verstaut hatte. "Was ist passiert?" fragte Yamato alarmiert, Apfel und Messer auf dem Nachttisch ablegend. "Naruto ist weg." Yamato hielt kurz inne, um Kakashi einen fassungslosen Blick zuzuwerfen. Zur Sicherheit hatten die Ärzte Yamato noch ein paar Tage dabehalten wollen, doch er wusste, wann er sein eigenes Wohlbefinden hinten anstellen sollte. Ob seiner Vergangenheit hielt ihn ohnehin absolut nichts in einer sterilen Umgebung wie dieser. Der Anbu war gerade dabei, in seine Schuhe zu schlüpfen, als die Tür erneut zur Seite geschoben wurde und Tsunade hereinstürmte, dicht gefolgt von Shizune und einem Mob aufgeregter Krankenschwestern. Auf einen Wink Godaimes hin versperrte Shizune den Pflegerinnen den Weg. Tsunade warf Kakashi ein kleines Bündel schwarzen Stoffes mit den Worten "Sasuke ist in Taki no Kuni" zu, das dieser mit einer bösen Vorahnung auffing. Als er es auseinanderfaltete fiel sein Blick auf eine dünne silberne Platte, in die das Symbol Konohas eingraviert war. Yamato schaute ihm über die Schulter, während er sich seine Weste überstreifte. Seinen ersten Gedanken behielt er für sich; den zweiten ebenso. Schließlich sagte er: "Naruto hat offensichtlich ein Handeln dem sorgfältigen Überdenken der Situation vorgezogen." Tsunades Gesicht zierte ein besorgter Ausdruck. Kakashi verstaute das Stirnband in einer der vielen Taschen seiner Weste und nickte der Hokage zu. "Lass uns gehen" sagte er an Yamato gewandt und steuerte das Fenster an, das direkt auf ein schmales Vordach führte, auf dem er sich postierte und mit seinem Kuchiyose no Jutsu Pakkun herbeirief. Der Ninken brauchte keine Geruchsprobe des Jungen, besaß er doch ein ausgezeichnetes Gedächtnis, das niemals einen Geruch vergaß, den er einmal aufgenommen hatte. Tsunade gab ihnen nur ein "Beeilt euch" mit auf den Weg, und in diesem Moment schien ein Hauch ihres wahren Alters auf ihrem Gesicht zu liegen. Naruto erinnerte sich noch gut an die Abschlussprüfung in der Ninjaakademie. Er würde nie die Enttäuschung vergessen, die er verspürte, als sein Bunshin no Jutsu wie erwartet komplett daneben ging und sich beim Anblick des schlaffen, fast geisterhaften Ebenbildes seiner Selbst sein letzter Funken Hoffnung, die Prüfung noch zu bestehen, mit dem Doppelgänger in Luft auflöste. Damals schwor er, seine Schwächen zu überkommen, niemals aufzugeben, und mit Stolz konnte er nun auf die Früchte seines jahrelangen Trainings blicken. Er hatte gelernt, sein Kagebunshin no Jutsu zu perfektionieren – und das waren die Schattendoppelgänger auch: perfekte, eigenständige Wesen und so authentisch, dass selbst der Sannin Jiraiya nicht mehr sofort das künstliche Wesen hinter dem vertrauten Antlitz erkannte. Er hatte mehrere von ihnen zurück nach Konoha geschickt, nachdem er so kopflos aufgebrochen war. Wäre etwas schief gelaufen hätte man ihn zumindest nicht gefangen nehmen können, und auf diese Weise konnte er sogar noch Sakura Lebewohl sagen. Niemandem war aufgefallen, dass es nicht mehr sein Rucksack war, den der Kagebunshin zum Tor des Dorfes brachte, nachdem dieser in dem kurzen Moment des Unbeobachtet seins nach dem Gespräch mit Tsunade den Platz mit dem anderen getauscht hatte. Die Einigkeit und gleichzeitige Eigenständigkeit der Kagebunshin ermöglichte es ihnen, als völlig funktionstüchtige Einheit zu fungieren, weshalb es keiner großen Worte bedurfte, als der echte Bote, nun schon mit einigem Vorsprung dank des falschen, der Shikamaru und Sai in die Irre geführt hatte, auf seine sechs Ebenbilder traf, die sofort in alle Himmelsrichtungen ausschwärmten, um mögliche Verfolger zu verwirren und Naruto einen weiteren Vorsprung zu geben. Er würde später noch genug Ärger mit den Anbu bekommen, die sicherlich wie er schon auf dem Weg nach Taki no Kuni waren. Einige weitere Kagebunshin hatte Naruto vorausgeschickt, um im Reich des Wasserfalls nach weiteren Hinweisen auf den genauen Verbleib der Nukenin zu suchen, sobald er von der Spur hörte. Naruto erfuhr, dass ihm Kakashi, Pakkun und Yamato auf den Fersen waren, als sich wieder einer seiner Kagebunshin auflöste, nachdem er fast von dem Trio eingeholt worden war. Jiraiya hatte wohl die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens verstanden und davon abgesehen, ihn aufhalten zu wollen. Vielleicht konnte er seine Beweggründe aber auch einfach zu gut nachvollziehen. Ein weiterer Doppelgänger informierte ihn darüber, dass auch die anderen Sieben der Hachi Ninken unter Kakashis Befehl seiner Spur folgten; doch vollständig abschütteln würde er seine beiden Taichōs wohl nicht mehr können, würden sie ihn doch spätestens in Taki no Kuni wieder aufspüren. Für den Moment musste er Geduld haben. Bald würde auch er seinen Weg antreten können. Waffen, Schriftrollen… Das alles brauchst du nicht. Du hast mich. Naruto spürte einen Schauer seinen Rücken hinablaufen. Du hast mich… Er schloss die Augen und atmete tief durch. Noch nicht. Was sollen deine Waffen gegen diesen Dämon ausrichten? Er würde es schaffen. Nur Monster können Monster bekämpfen. Er war stark genug. Du kannst ihn zerreißen… Mit seinen eigenen Händen. Er wird leiden. Qualen erleiden. Büßen. Für seine unverzeihliche Tat. Wir werden uns rächen. Gemeinsam. Nichts würde ihn aufhalten. Obwohl der Kagebunshin ein eigenes Wesen war spürte er trotzdem den Wandel in seinem Meister. Das Chakra, das er ihm sendete, schien auf einmal seine "Farbe" zu verändern, brachte ein fremdes Gefühl mit sich, eine bedrohliche Präsenz. Und sie wurde stärker; eine Kraft ermächtigte sich seines Körpers, die er nicht zu beschreiben vermochte. Sie verdunkelte seine Gedanken und fing an, auch ihn zu verändern. Sie war vertraut. Sie trieb ihn an. Schneller, er durfte keine Zeit verlieren: sein Meister wurde ungeduldig. Wartete. Wollte aufbrechen. Um Sasuke endlich… – gemeinsam – …zu richten. Als der Kagebunshin das Shūmatsu no Tani erreichte – der Ort, an dem Sasuke sein altes Leben wegwarf – fand er seinen Meister auf dem Kopf des Shōdai Hokage stehen, den Blick auf das Haupt seines Gegenübers gerichtet: Uchiha Madara. Regungslos betrachtete er die Sharingan des Uchiha, durchströmt von einem Gefühl des Zorns, das ihn begleitete, seit er die von der Spiegelung rot gefärbte Klinge Kusanagis in Sakuras Brustkorb stecken sah. Rot wie die Augen der Uchiha. Rot wie das Blut, das schon bald fließen würde. Gib mir deinen Körper und ich leihe dir meine Kraft… IV. Akt: Die Richtung. ---------------------- Über die Jahre hatte Orochimaru eine beachtliche Anzahl an Unterschlupfen eingerichtet und eine ebenso beeindruckende Zahl an Gefangenen und Anhängern dort postiert, die den Anbu in den letzten Wochen der intensiven Suche nach seinem Aufenthaltsort das Leben schwer machten – angefangen bei den vielen Verstecken im ehemaligen Ta no Kuni, die zusammen Otogakure no Sato bildeten, bis hin zu den von seinen treuesten Untergebenen geleiteten Gefängnissen und Laboratorien für seine Experimente in den anderen Reichen. Es hatte der vereinten Kraft Konohas und einiger helfender Hände der verbündeten Dörfer bedurft, Versteck um Versteck auszuräuchern und so viele Informationen wie möglich aus den Untergebenen des Sannin herauszubekommen, die sich zum Großteil jedoch als unwichtig oder sogar falsch herausstellten: eine weitere Maßnahme Orochimarus zu seinem Schutz war es wohl gewesen, dem Fußvolk die unterschiedlichsten Märchen aufzutischen, die seine Verfolger regelmäßig in die falsche Richtung lenkten. Ibiki und sein Team hatten alle Hände voll zu tun und wurden von Tsunade unablässig im gesamten Land umhergeschickt, um die Gefangenen einzelner Einheiten der Anbu und Nijū Shōtai ein weiteres Mal zu verhören und ganz sicher zu gehen, keine Hinweise zu übersehen. Schließlich hatte eines der Anbu-Teams endlich die Spur Orochimarus finden können. Unverzüglich wurde ein Großteil der Anbu-Truppen zusammengeholt, um vor allem die Umgebung westlich von Takigakure näher zu durchsuchen, während es sich der Rest gemeinsam mit den Nijū Shōtai und den Verbündeten weiterhin zur Aufgabe machte, auch die restlichen Verstecke, deren Standorte die vielen Verhöre der letzten Wochen zum Vorschein gebracht hatten, auszuheben. Niemand wusste, wie viele mehr es gab, deren Existenz ihnen nach wie vor unbekannt war, doch von diesem Schlag würde sich das hinter Orochimaru stehende Netzwerk – wenn überhaupt jemals – so schnell nicht erholen. Die Sonne hatte erst vor wenigen Minuten ihren Aufstieg begonnen, doch schon jetzt huschten einige weiß gekleidete Gestalten beinahe lautlos durch die noch dunklen Wipfel der Bäume. Yūno nahm aufmerksam ihre Umgebung linkerhand in Augenschein, wie es ihr befohlen worden war, während sie ihren zwei Senpais folgte, den Vierten der Gruppe – er war nach Godaimes Einberufung am vorigen Mittag erst vor spät in der Nacht wieder zu ihnen gestoßen und noch etwas schlaftrunken – nah hinter sich spürend. Sie war es gewesen, die Orochimarus Spur entdeckt hatte, und während die meisten anderen Anbu-Einheiten noch auf dem Weg ins Reich des Wasserfalls waren hatten sie und ihre zwei Teamkollegen in Kōkis Abwesenheit schon ein weitläufiges Gebiet an der Grenze zum Feuerreich durchsucht. Auf ein Zeichen des Buntaichōs hin, dass sich etwas vor ihnen befand, sprengten die Vier auseinander und verschmolzen regelrecht mit dem umliegenden Blattwerk, geduldig abwartend, was passieren würde. Der strenge Zopf, der ihr kurzes, schwarzes Haar zusammenhielt, drückte gegen den knorrigen Baumstamm in ihrem Rücken, während Yūno versuchte, durch die Augenlöcher ihrer vogelartigen Maske und den Ästen und Zweigen hindurch einen besseren Blick auf das Dickicht unter ihnen zu erhaschen. Sie bemerkte die Bewegung im selben Moment, in dem aus der Krone des Baumes gegenüber eine lange, weiße Bahn Verbandsstoff hinabschoss. Als Sensor-Ninja entging ihr nicht das Chakra, das durch die speziellen Fäden, aus denen der Stoff gearbeitet war, floss. Vom Willen Ittans gelenkt wickelte sich der Stoff um das Objekt auf dem Erdboden und zog es sofort nach oben, eine Flucht erschwerend. Eine Schlange…, erkannte Yūno, als sie das dünne, sich wie ein Aal in der Hand eines Anglers windende Tier sah, das sich dank seiner Farbe kaum von dem es umwickelnden Verband abhob. Das Team sprang gemeinsam zum Erdboden zurück, um den Fang besser in Augenschein nehmen zu können, wozu der Iryōnin den Chakrafluss unterbrach und die Schlange behutsam auswickelte. "Ein Spion Orochimarus?" fragte er und hielt das nicht einmal einen Meter messende Reptil hoch, damit es alle gut sehen konnten. Aus roten Augen und aufgebracht hissend blickte es den Anbu entgegen. "Ich spüre in ihr definitiv Orochimarus Chakra" teilte Yūno ihren Teamkollegen mit. Sie war kein Mitglied des Hyūga-Clans und besaß auch sonst kein Dōjutsu, doch ihr Gespür für selbst die kleinste Ansammlung Chakra war ausschlaggebend für ihre Aufnahme in die Spezialeinheit gewesen. Sie beschrieb es anderen immer als eine Art sechsten Sinn, mit dem sie die Energie anderer in jeder Zelle ihres Körpers spürte, viel stärker, als es bei anderen Ninja der Fall war. Mehr noch erkannte sie die Spur, die das Chakra bei der Berührung mit seiner Umgebung hinterließ, und konnte ihr bis zu einer gewissen Distanz folgen, was sie in nur kurzer Zeit unverzichtbar machte in Spähmissionen. Aus diesem Grund lief sie nun zu der Stelle, an der die Schlange von Ittans Kekkei Genkai gefangen worden war und konzentrierte sich darauf, den Weg, den das Reptil genommen hatte, zu rekonstruieren. Aufgrund der geringen Energiemenge war es mühselig, die Spur zurückzuverfolgen und nahm viel Zeit in Anspruch, doch Geduld besaß Yūno wie jedes Anbu-Mitglied zur Genüge. Schließlich führte der vermeintliche Spion die Gruppe zu einer von allerlei Gestrüpp überwucherten Hügelkette in den Ausläufern des Waldes im Grenzgebiet der Reiche des Feuers, Grases und Wasserfalls. Die Anbu näherten sich mit äußerster Sorgfalt, bot die Umgebung doch genug Hinterhalte und ihnen vom Standpunkt eines Beobachters aus wiederum nur wenig Deckung. Kōki, ein erfahrener Anbu, dessen Spionage-Erdtechniken schon im dritten Ninjaweltkrieg unschätzbare Informationen lieferten, brauchte nur wenige Minuten, um die drei gesuchten Subjekte im Inneren des vom Hügel aus unter die Erde verlaufenden Tunnelgeflechts inmitten einiger weiterer Otonin auszumachen – Orochimaru musste diese Art Verstecke wirklich zu schätzen wissen, bestanden doch ein Großteil derer aus einer solchen Aufmachung, angefangen bei dem mittlerweile verlassenen Otogakure. Dies schien ein neuerer Unterschlupf zu sein, sprach die Anzahl der sich in ihm befindenden Menschen doch gegen die Annahme, auch hier einer Gruppe Orochimarus Gefangener zu begegnen. Shō rief mit seinem Kuchyose no Jutsu sogleich einen kleinen Schwarm unterschiedlich gearteter Nintori – Vögel, mit denen er einen Vertrag geschlossen hatte – herbei und schickte sie los, den anderen Anbu-Teams ihre Position mitzuteilen. In den schützenden Wipfeln ausharrend erwarteten die Anbu die Ankunft der anderen Teams, während sie die Umgebung wachsam im Auge behielten, um nicht ihrerseits von weiteren Spionen Orochimarus entdeckt zu werden. Die Sonne hatte den Himmel vollständig eingenommen, als das dritte benachrichtigte Team endlich eintraf. Yūno wurde unruhig. Ihr Unterbewusstsein reagierte auf etwas, das sie noch nicht genau benennen konnte, doch schon nach wenigen Minuten wuchs das Gefühl von Unwohlsein zu etwas Größerem heran. "Shō" sagte sie, ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern, was auch nicht nötig gewesen wäre, da der Buntaichō direkt neben ihr stand. "Ich spüre ein Chakra näher kommen, das nicht zu unseren Leuten gehört." Shō wandte sich ihr zu und schien sich selbst auf ein solches Chakra konzentrieren zu wollen, aber er wusste, dass er es selbst erst in einigen Minuten würde spüren können. Yūno derweil begann, auch körperlich darauf zu reagieren. Vorbei war die fast meditative Stille in ihrem Inneren, verschwunden die Konzentration auf ihr eigentliches Ziel. "Ist er es?" fragte Shō nur knapp und Yūno nickte. Wie hat er uns nur so schnell gefunden? Er wird uns alles kaputt machen..., dachte sie und wünschte sich, jemand würde ihn aufhalten, ehe er heran war. Doch die Befehle der Hokage waren eindeutig: lasst ihn ziehen. Er war über den Punkt hinaus, an dem Vernunft noch half, ab jetzt wäre jedes Eingreifen fatal. Godaime wollte keine zweite Katastrophe wie die in Tsuchi no Kuni erleben. Es war, als auch diejenigen unter ihnen mit einem normalen Gespür für Chakra den Jungen herannahen spürten, das Shō seinem und damit auch den anderen Teams die Aufforderung gab, sich für den Kampf bereit zu machen. Mittlerweile waren fünf Teams vor Ort, und länger würden sie auch nicht mehr warten können – wenn sie Kyūbis Chakra spüren konnten, würden es Orochimaru und seine Leute ebenfalls können. Naruto konnte die Konturen einiger Anbu in den Wipfeln der letzten Bäume ausmachen, bevor die weite, hügelige Steppe begann, die noch von Kusa no Kuni ins Reich des Wasserfalls überging. Sie hatten angriffsbereite Posen eingenommen, als würden sie jeden Moment stürmen, doch ihre Masken waren ihm zugewandt, in stiller Erwartung. Innerlich wappnete er sich dafür, sich wenn nötig mit Gewalt einen Weg durch ihre Reihen zu bahnen. Er war fast die gesamte Nacht über unterwegs gewesen und aus der kurzen Ruhepause, die er sich nach Überqueren der unsichtbaren Grenze ins Taki no Kuni gönnte, von einer Nachhut Orochimarus aufgeschreckt worden. Doch der kurze Kampf hatte ihn nur noch rastloser werden lassen und Kyūbis Gier in seinem Inneren angefacht. Während Naruto unaufhaltsam vorwärts preschte tauchte die Gestalt Kabutos auf dem höchsten Punkt des Hügels auf, den Blick ihm zugewandt, als erwartete er ihn schon. Ein Dutzend von Orochimarus Handlangern eilte links und rechts von ihm vorbei auf den Waldausläufer zu – für die Anbu das Zeichen zum Angriff. Naruto stürmte hinter den Anbu her, die sich in den Kampf mit den Otonin stürzten, während Kabuto von der anderen Richtung her ebenfalls in Bewegung geriet. Ohne sich aufhalten zu lassen brach er durch die Angriffe der ihn bedrängenden Anbu hindurch, auf Naruto zusteuernd, und auch Naruto selbst folgte unaufhaltsam seinem Weg, ohne sich von einer der beiden Seiten in einen Kampf verstricken zu lassen. Niemand konnte ihr Vordringen aufhalten, und schließlich trafen sie sich – sie würdigten einander keines Blickes, und ohne langsamer zu werden rannte Naruto an ihm vorbei weiter auf den Hügel zu, Kabuto jedoch jagte Ittan und den anderen Iryōnin entgegen, die noch in den Bäumen versteckt zurückgeblieben waren. Als nächstes erklomm Orochimaru persönlich den Hügel – sein Chakra ließ Kyūbi nach ihm lechzen. Mit vor Wut verzerrter Fratze blickte der Sannin ihm von der gleichen Stelle, an der zuvor Kabuto gestanden hatte, entgegen. Doch auch er war nicht derjenige, den Naruto suchte. Naruto spürte, wie hinter ihm eine Handvoll Anbu herannahte, griff aus dem Shuriken-Halter an seinem rechten Bein drei der Wurfsterne und schleuderte sie dem Nukenin entgegen. Orochimaru schenkte ihnen kaum Beachtung, doch als die Shuriken ihn passierten wandelten sie sich in die Kagebunshin, die Naruto nach dem Angriff in der Nacht vorbereitet hatte, und ergriffen seine Arme und den Oberkörper. Naruto duckte sich weg und lieferte ihn den Anbus aus. Der Junge erreichte den Eingang zu dem Höhlensystem nur kurz vor einem weiteren Anbu, der ihm auf den Fersen geblieben war. Als er den mit etwas Gestrüpp verdeckten Eingang hinter sich ließ hatte er schon eine Schriftrolle gezückt, die er in Windeseile vor sich auf der kalten Erde ausbreitete und einige Kunai beschwörte, an deren Enden Kibakufuda befestigt waren. Bevor der Anbu ihm unter die Erde folgen konnte warf Naruto die Kunai, sodass sie rings um den Eingang im Erdreich stecken blieben, und verschwand tiefer im Gang, bevor die Explosion ihn und vor allem denjenigen, wegen dem er hier war, einschloss. Sogleich fand sich Naruto in schummriger Dunkelheit wieder, die er schon aus dem alten Versteck kannte, doch er wartete nicht, bis sich seine Augen daran gewöhnten, sondern stürmte weiter, den alle paar Meter an den nur aus gehärteter Erde bestehenden Wänden angebrachten Fackeln folgend. Den wenigen Untergebenen Orochimarus, denen er hier unten begegnete, warf er weitere Shuriken entgegen, mit denen seine Kagebunshin zuvor den Körper getauscht hatten, angetrieben nur von dem Gedanken an diese eine Person, die irgendwo hier unten auf ihn wartete. Dank seiner Kagebunshin erhielt er eine gute Vorstellung von dem Inneren dieses Unterschlupfes. Seine Beine trugen ihn wie von selbst vorwärts, Gang um Gang entlang, ohne überhaupt zu wissen, wohin er rannte. Es war eine Jagd, und der Kitzel betörte ihn. Ganz plötzlich blieb er stehen, drehte sich um und rannte wieder ein Stück zurück. Einer der Kagebunshin hatte ihn gefunden. In die relative Dunkelheit hinein brüllte er den einen Namen, dessen Klang ihm so vertraut geworden war wie der seines eigenen. Seit Jahren sprach er ihn im Stillen immer und immer wieder aus. Nun war es Zeit, dass er eine Antwort erhielt. Er fand ihn in einer Verfassung, die ihm nicht zuzutrauen gewesen war. Sasuke saß im verwinkeltsten Punkt des Höhlensystems; hier und da spendete eine Lampe etwas Licht und Wärme, die hier, so weit unter der Erde, rar und kostbar war, und auf dem blanken Gestein lag ein Futon, das einen unbenutzten Eindruck machte. Am hinteren Ende des kleinen Zimmers saß die Gestalt Sasukes gerade außerhalb des Lichtkegels der nächsten Lampe auf dem Boden, die Beine angezogen und die Unterarme auf den Knien positioniert. Naruto begrüßte das gleiche ausdruckslose Gesicht wie bei ihrer letzten Begegnung vor einigen Wochen, doch etwas hatte sich geändert: Sasukes Augen wirkten leer. Absolut nichts war in ihnen zu lesen, nicht die geringste Regung; kein Erkennen, keine Überheblichkeit, nicht einmal Desinteresse. Naruto machte das nur noch wütender. Er hatte zumindest eine winzige Reaktion erwartet – Sasuke musste doch wissen, warum er hier war. Sollte er jedes menschliche Gefühl abgelegt haben? Bedeutete ihm der Bund seines alten Teams wirklich so wenig…? Mit dem triumphierenden Jubelschrei Kyūbis umnebelte Finsternis Narutos Verstand. Zurück blieb nur der Hass auf diese eine Person und der Blutdurst des Ungeheuers, deren Rachegelüste an dem Uchiha-Clan viele Jahre Zeit gehabt hatten, zu wachsen und zu gedeihen. Naruto kannte die Konsequenzen seines Handelns gut, wusste um die Zerstörungskraft, die er freisetzte und die er hätte fürchten müssen nach allem, was sie bisher angerichtet hatte. Aber er hatte alle Vernunft fahren lassen. Und schon längst in die tiefsten Bewusstseinsebenen verbannt hörte niemand mehr seine Schreie, als Naruto jede Faser seines Körpers glühen und bersten spürte, während das Chakra des Fuchsungeheuers nun ungehindert aus der Versiegelung floss, seinen Wirt Stück für Stück zerstörend. Naruto spürte nicht mehr, wie Kyūbi Gestalt annahm und sein ehemaliges Teammitglied angriff, es in die Defensive zwang und in seiner Rage alles um sich herum vergaß. Auf einmal war da nur noch Schmerz, der alles bestimmte, ihn schier an den Rand des Wahnsinns brachte. Nur hier und da drang etwas von außen zu ihm durch – vielleicht ein Schrei, vielleicht ein Name… Was hatte er nur getan? Wie eine Marionette, deren Gliedmaßen nur von Fäden gezogen ungelenke Bewegungen zu tun im Stande war, begegnete Sasuke dem Angriff seltsam stockend, unkontrolliert. Aufgrund des geringen Platzes sofort in die Ecke gedrängt zeigte er überhaupt keine Ambitionen, mehr zu tun, als den Angriff zurückzuhalten. Die sonst so kühle Gelassenheit war einem beinahe schmerzvollen Gesichtsausdruck gewichen, während seine Augen weiterhin nicht das kleinste Anzeichen von Leben in sich trugen. Nichts an ihm spiegelte seine gewohnte Überheblichkeit wider. "Naruto" wiederholte er unablässig, als wolle er sein Gegenüber davon überzeugen, dass dies tatsächlich sein Name war. Doch da war nicht mehr viel, was überhaupt noch an den Jungen dieses Namens erinnerte. Mit Beunruhigung beobachtete er den Vorgang der Verwandlung – das Chakra des Neunschwänzigen, das sich einem Mantel gleich um Narutos Körper legte, wie er es schon einmal gesehen hatte, damals im Shūmatsu no Tani; die Intensität des Chakras nahm mit jeder verstreichenden Sekunde zu und machte nicht den Anschein, noch von dem Siegel unterdrückt zu werden. Die weitere Transformation war abscheulich anzusehen. Er hatte oft erlebt, was Orochimarus Macht mit dessen Körper anstellte, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was Kyūbi anrichtete. Das musste aufhören. Naruto musste ihm zuhören… "Wir haben es oft genug versucht" waren die Worte, die aus Narutos Mund drangen, doch es war nicht seine Stimme, die da sprach. "Du verstehst nicht…" Nein, er konnte nicht verstehen. "Was passiert ist…" Es war seine Schuld. "Sakura-" Nimm nicht ihren Namen in den Mund. "Sakura…" Wage es nicht. "Ihr Tod…" Der sich noch immer transformierende Körper Narutos drückte ihn so fest gegen die Wand, dass Sasuke kaum noch atmen konnte. Aus den Augenwinkeln sah er seine Tasche, in der all seine Waffen verstaut waren, nur zwei Schritte entfernt von sich liegen. Der Gestank verbrannten Fleischs stieg ihm in die Nase und rief Übelkeit in ihm hervor. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er gegen den anderen und stieß ihn ein Stück weg, rannte zu seiner Tasche und zog ein Kunai hervor, dass er behelfsmäßig – es zitterte kaum merklich in seiner Hand – zwischen sich und Naruto hielt. Schritt für Schritt tat er rückwärts, dem Eingang entgegen, dessen eine Tür ersetzender Vorhang zuvor von dem Jungen heruntergerissen worden war. "Naruto" versuchte es Sasuke erneut, doch es half alles nichts. Der Name gehörte nicht mehr dem Wesen, das da vor ihm stand. "Sakura…" Sasukes Stimme brachte nur noch ein Flüstern zustande. Naruto verstand nicht und er hatte nicht mehr die Kraft, sich zu verteidigen. Am Ende war es ja doch seine Schuld. Er verdiente es. Doch erst Sakuras Tod hatte ihm das vor Augen geführt. "Er hat wohl den Verstand verloren" erklärte die raue Stimme Orochimarus hinter ihm sachlich. Eine Art Knurren entrang sich Narutos Kehle bei dem Anblick des Sannin, der reichlich in Mitleidenschaft gezogen worden war – seine derzeitige Hülle würde es nicht mehr lange machen. Nur noch ein paar Tage mehr und Sasuke wäre sein gewesen. Das Mädchen zu töten war ein Fehler gewesen. Der Druck des Chakras wurde beinahe überwältigend. Der siebente Schwanz war schon fast fertig ausgebildet, als das Ungeheuer mit einem bloßen Peitschen seiner Ruten die Höhlenkonstruktion langsam zum Bröckeln brachte. Argwöhnisch beobachtete Kyūbi seine beiden Gegner, nur noch Zentimeter von Sasuke entfernt, der aufgehört hatte, vor ihm wegzulaufen. "Rühre meine Hülle nicht an" zischte Orochimaru und holte die weiße Klinge Kusanagis aus seinem Körper. "Nicht er ist dein Feind…" Während um sie herum Wände und Decke langsam einzustürzen begannen machte sich der Neunschwänzige für den letzten Angriff bereit. Seine Transformation war nun fast abgeschlossen; auf vier Beinen stehend erhielt das Skelett, das sich um das schmiegte, was vom Körper seines Jinchūrikis übrig geblieben war, die ersten Sehnen- und Muskelstränge. Es dauerte nur einen Wimpernschlag: Orochimaru traf den Kyūbi mitten im Sprung, doch der Bijū fegte ihn einfach mit einem Prankenhieb zur Seite, als wäre er nichts weiter als eine Puppe. Sasuke hatte nicht einmal mehr die Zeit, zu reagieren. Er spürte kaum, wie sich die Krallen des Neunschwänzigen in sein Fleisch bohrten, der über ihm thronte, während er mit seinem Gewicht den Brustkorb des nun am Boden liegenden Uchiha unter sich zum Splittern brachte. Selbst wenn er es noch hätte halten können wäre sein Kunai in diesem Moment nutzlos gewesen. Es war eh alles zu spät. Sakura war tot, Naruto nicht mehr als das; er war es, der das Team zerstört hatte. Schwärze verschluckte seinen Verstand wie das Kunai das letzte Licht der Lampen, wie die Klinge seines Chokutōs das Sonnenlicht, als es ihm durch Sakuras Schlag aus der Hand gerissen und später unter den Trümmern vergraben wurde. In einem dichten Strom floss Sasukes Blut über seine Krallen und färbte sie so rot wie die weiße Klinge Kusanagis, die tief in Sakuras Brustkorb steckte und im Sonnenlicht rötlich schimmerte. Wie das Katana, das Orochimaru fallen gelassen hatte und nun neben ihnen auf dem Boden lag. Kusanagi. Naruto wollte die Hand danach ausstrecken, doch der Neunschwänzige unterbrach die motorische Bewegung. Sasuke beobachtete aus halb geschlossenen Lidern, wie die Gestalt des Jinchūrikis gänzlich von dem Bijū verschlungen wurde. "Sasuke…" Die Stimme war nur ein Krächzen, als zwinge etwas das Monster, mit Stimmbändern zu sprechen, die nicht mehr für die Laute eines Menschen bestimmt waren. Dann schloss Sasuke die Augen und ergab sich der Finsternis. Und Naruto folgte ihm nach. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben und nicht wie Kain handeln, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder erschlug. […] Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. (1. Johannes 3, 11-15) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)