Flucht von der Enterprise von AliceKyoki ================================================================================ Kapitel 1: Reaktivierung ------------------------ „Sind Sie sich wirklich sicher, dass es eine gute Idee ist?“, fragte Commander Riker und sah in das bleiche Gesicht des zweiten Offiziers. „Wir haben schon Erfahrungen gemacht, wozu er fähig ist.“ „Ja, ich denke das wäre die beste Entscheidung, Sir“, antwortete Data. „Er hat wie jeder andere auch das Recht, einen fairen Prozess zu bekommen.“ Riker seufzte und blickte auf das starre Gesicht des Androiden Lore. So wie er aussah, könnte man meinen, er würde schlafen. Vor einigen Tagen war Lore noch demontiert gewesen. Doch Data hatte nach der Zerlegung ständig an ihn gedacht. Nach einem intensiven Gespräch mit Captain Picard und seiner Erlaubnis, hatte Data seinen Bruder wieder zusammengebaut. Allerdings zweifelten seine Freunde an seinem jetzigen Vorhaben. „Sie wollen ihn jetzt tatsächlich reaktivieren?“, sagte Riker, um noch mal sicherzugehen, dass er Data richtig verstanden hatte. „Und ihm beibringen, wie man sich sozial gegenüber anderen verhält, während wir auf dem Weg zu Sternenbasis 173 sind?“ „Das ist korrekt“, sagte Data. „Na gut“, seufzte Riker und sagte zum Sicherheitschef Worf: „Machen Sie sich bereit.“ Data beugte sich rüber zu Lore und drückte auf einen Knopf an seinem Rücken, um ihn zu aktivieren. Lores Augen schlugen sofort auf. Er erblickte als erstes Datas Gesicht und wollte sich schon aufbäumen, als er plötzlich einen Phaser vor der Nase bekam. Worf hatte blitzschnell reagiert und blickte Lore drohend an. Mit einem verbissenen Gesicht sank Lore zurück in das Biobett. Mit einigen Blicken orientierte er sich, wo er sich überhaupt befand. So wie es aussah, war er auf der Krankenstation, umringt von einem Menschen, einem Klingonen und seinem Bruder. „Was für ein Spiel ist das?“, fragte Lore feindselig und starrte vorallem Data an. „Wir haben dich wieder aktiviert“, sagte Data so ruhig wie immer. „Das habe ich auch schon bemerkt. Wieso denn?“, erwiderte Lore herablassend. „Ich bin doch der böse Lore.“ „Wir haben entschieden, dass du für deine Taten einen fairen Prozess bekommst.“, sagte Riker mit verschränkten Armen. „Hui, dass freut mich aber. Dann darf ich also auf ewig in einem mickrigen Gefängnis verrotten.“, sagte Lore missmutig. „Es gab noch kein Urteil“, beschwichtigte Data Lore. „Und wann krieg ich mein Urteil zu hören?“ „Wir erreichen Sternenbasis 173 in einer Woche, 7 Stunden-“ „Ja ja“, unterbrach Lore Data mit einem Händewink. „Und wieso habt ihr mich so früh aktiviert?“ „Weil du was lernen sollst“, meldete sich Riker wieder zu Wort. „Nämlich das zusammenarbeiten mit anderen, ohne sie auf irgendeine Weise mit deinem handeln zu schädigen.“ „Wen habe ich denn geschädigt?“, fragte Lore mit einem Unschuldsgesicht. „Den Planeten Omicron Theta durch deine kooperation mit dem Kristallwesen. Unserem Vater. Den Offizieren vom Förderationsaußenposten auf-“, sagte Data, doch er wurde schon wieder unterbrochen. „Er hat schon verstanden, was Commander Riker gesagt hat, Sir“, knurrte Worf und sah Lore weiterhin durchdringend an. Lore erwiderte dies mit einem belustigten Blick. Dann wandte er sich wieder Riker zu und sprach mit spöttischer Respektheit: „Und wenn ich mich weigere?“ „Dann deaktivieren wir dich wieder, bis wir die Sternenbasis erreicht haben.“, sagte Riker mit einem süffisanten Grinsen. Lores Augen verrengten sich verbittert. „Wie entscheidest du dich?“ Kapitel 2: Der doppelte Data ---------------------------- „Wann kann ich meinen Dienst antreten, Sir?“, fragte Lore, mit einer bemüht ruhigen Stimme, obwohl es in ihm brodelte. „So ist es schon besser“, sagte Riker. „Am besten fängst du gleich hier an, auf der Krankenstation. Wo du mit anderen Menschen arbeiten muss.“ Riker konnte nicht anders als breit zu grinsen. Man sah es dem Androiden deutlich an, dass ihm das ganz und gar nicht passte. Doch er riss sich schnell zusammen. Er schwang sein Beine vom Biobett und stand auf. Worf hatte immernoch den Phaser erhoben und auf ihn gerichtet, aber Lore ließ sich davon nicht beirren. „Die Waffe können Sie ruhig wieder einstecken“, sagte Lore zu dem Klingonen. „Ich werde schon niemanden anfallen.“ „Sei gewarnt“, sagte Worf und ließ seinen Arm sinken. „Ich werfe ein Auge auf dich.“ „Na, wann kann ich Menschen das Leben retten?“, sagte Lore und tat so, als habe er Worf nicht gehört. „Du kannst vorerst ein paar Tricorder für mich testen“, sagte Dr. Crusher und kam in Lores Blickfeld. Er musterte sie kurz und sagte tonlos: „Soll mir recht sein.“ „Ich möchte, dass du nach deinem Dienst in mein Quartier kommst.“, sagte Data zu Lore und ging. Riker folgte ihm. Bevor Worf dies auch tat, sagte er dem Androiden noch nachdrücklich: „Keine deiner krummen Dinger.“ und verließ ebenfalls die Krankenstation. „Dann ran an die Arbeit“, sagte Crusher munter. „Ran an die Arbeit“, murmelte Lore später und klappte gelangweilt den nächsten Tricorder auf, um ihn für die Ärztin zu testen. Das konnte er doch nicht eine geschlagene Woche tun! Also da wären ihm Menschen behandeln lieber gewesen, auch wenn er sie nicht ausstehen konnte. Er musste irgendwie von Board kommen. Aber wie? Sie flogen schnurstracks zur Raumbasis, ohne Zwischenstopps. Doch Lore war sich sicher, dass er die Sensoren dieses Schiffes austricksen konnte, um einen solchen Stopp zu ermöglichen. Von den abtrünnigen Borg ging er immerhin nicht mit leeren Händen aus... „Ich denke das reicht für's erste“, sagte Dr. Crusher die erlösenden Worte. Mit einem innerlichen seufzen erhob Lore sich vom Stuhl. Wäre er keine Maschine, wäre ihm längst der Hintern eingeschlafen. „Ich finde, du solltest den restlichen Tag nutzen, um was mit Data zu unternehmen.“ „Juhu“, sagte Lore trocken und trollte sich aus der Krankenstation. Trotz der trockenen Bemerkung, freute er sich doch, etwas Zeit mit Data verbringen zu können. Auch wenn es in der Vergangenheit differenzen zwischen ihnen gab, wollte er doch ein gutes Verhältnis zu seinem Bruder haben. Immerhin hatte er dafür gebürgt, ihn wieder zusammenzubauen. In Datas Quartier angekommen, fand Lore ihn nicht auf. Anscheinend hatte Crusher ihn früher entlassen und Data hatte noch Dienst. Das war auch besser so, dachte Lore. Jetzt wollte er ein wenig seine Flucht vorbereiten. Erst musste er aber aus seinen Klamotten raus und in eine von Datas Uniformen schlüpfen. Also ging Lore zu Datas Kleiderschrank und öffnete ihn. Er nahm sich die erstbeste Uniform heraus und wollte schon seinen gelben Overal ausziehen, als er etwas hörte. Er blickte runter und sah eine orangene Katze vor seinen Füßen. „Na wer bist du denn?“, fragte Lore und beugte sich runter, um die Katze zu streicheln, als die plötzlich ihre Krallen ausfuhr. Mit einem fauchen sprang sie Lore an und krallte sich an ihn fest. „Du blödest Mistvieh!“, brüllte Lore und versuchte die Katze abzuschütteln. Er wollte sie schon am Nacken packen, da ließ sie von selber los. Ehe er sich versah, huschte sie davon. „Was für ein Monster beherbergt er nur?“, sagte Lore zu sich selbst und wechselte seine Klamotten. Er prüfte sein Aussehen vor einem Wandspiegel und zupfte die Uniform zurecht. Als alles saß, konnte Lore nicht anders, als böse zu grinsen. „Danke Soong, für deine Unkreativität, uns beiden das gleiche Gesicht zu schenken.“ Mit diesen Worten verließ er Datas Quartier wieder, auf dem Weg zum Shuttlehangar. Wie erwartet beachteten die anderen Offiziere Lore nicht und begrüßten ihn sogar als Data. Das war ja noch leichter, als einem Baby die Süßigkeiten zu klauen, dachte Lore und drückte den Knopf eines Turbolift. Er wartete einige Augenblicke, bis sich der Turbolift endlich vor ihm öffnete. Lore bekam einen kleinen schrecken, als er Datas besten Freund im Lift erkannte: Geordi LaForge. Er konnte sich noch rechtzeitig fangen und sein Emotionsloses Gesicht beibehalten, als er eintrat. „Hallo Data!“, begrüßte LaForge ihn. Er erwiderte dies nur mit einem nicken und einem kurzen Hallo. Dann nannte er dem Computer seinen Zielort und wartete gespannt. Glücklicherweise unterhielt sich der Ingenieur nicht weiter mit ihm, da er in seinem Padd vertieft war. Lore war froh, dass LaForge als erster Ausstieg und er nun allein war. Während der restlichen Zeit im Turbolift, wurde er nicht gestört, weshalb er ein wenig über Data nachdachte. Er fragte sich, wie sich Data überhaupt gegenüber anderen, speziell seinen Freunden, verhielt. Und wann hatte er eigentlich Dienstende? Er wollte nämlich keinen Verdacht auf sich ziehen, dass er wieder was im Schilde führte. Er musste sich also beeilen. Die Turbolifttüren öffneten sich mit ihren typischen Geräusch und Lore fand sich im Shuttlehangar wieder. Ohne zu zögern, ging er geradewegs in den Kontrollraum, in dem sich ein Offizier befand. Lore schätzte ihn als nervöses Nervenbündel, den man mit ein wenig Autorität loswerden konnte. „Fähnrich“, sagte Lore zu dem gelockten Blondhaarigen. „Sir“, sagte der Fähnrich eifrig und stand stramm. „Rühren“, sagte Lore und musste sich ein grinsen verkneifen. Er sah zu lächerlich aus. „Würden Sie bitte den Kontrollraum für einige Minuten verlassen, ich muss hier etwas überprüfen.“ „Sir?...“, fragte der Fähnrich verwirrt. „Stimmt etwas mit meiner Anweisung nicht, Fähnrich?“, fragte Lore und starrte den Menschen mit emotionslosen gelben Augen an. „Äh, nein“, sagte der Fähnrich rasch und verließ den Kontrollraum. Als die Tür sich hinter ihm schloss, began Lore an dem Kontrollpult zu werken. Aus dem Innern seines rechten Armes holte er kleine Geräte hervor, mit dem er den Kontrollpult modifizierte. Lore brauchte nur wenige Minuten, bis er fertig war. Lore krempelte seinen Ärmel wieder runter und verließ den Kontrollraum. „Ich werde noch ein Shuttle überprüfen“, sagte er zu dem Fähnrich, der wieder auf seinen Posten ging. Rasch ging Lore zum nächstbesten Shuttle und öffnete es. Genau wie im Kontrollraum, manipulierte er das Shuttle zu seinen gunsten. Zufrieden mit seiner Arbeit, verließ Lore anschließend das Shuttle und danach das Hangar. Spot hockte in einer Ecke, während sie Lore dabei zusah, wie er sich eilig aus der Uniform zog. Spot hatte einen berühmten Ruf auf der Enterprise, dass sie bis auf Data und dem Offizier Reginal Barclay niemanden mochte. Und so blieb das auch. Sie konnte diesen Mann, der zwar wie ihr Herrchen aussah, aber nicht war, auf den Tod nicht ausstehen. Lore setzte sich gerade in einen grauen Sessel, als die Quatiertür mit einem zischen aufging. Data trat herein und begrüßte Lore. „Wie lange bist du denn schon hier?“, fragte Data Lore. „Lange genug, um zu wissen, dass die Katze mich hasst.“, sagte Lore und schenkte Spot einen finsteren Blick. Die Katze erhob sich und ging auf ihr geliebtes Herrschen zu. Sie schlängte sich um Datas Beine und schnurrte demonstrativ. „Spot mag kaum jemanden“, erklärte Data, hob Spot hoch und streichelte sie. „Achja?“, erwiderte Lore. „Zerfleddert Spot etwa jedem seine Sachen?“ Mit einem bleichen Finger deutete er auf die Kratzspuren auf seinem Overal. „Ich hol dir einen neuen Overal“, sagte Data und setzte Spot wieder auf dem Boden ab. Während Data einen neuen Overal für Lore raussuchte, hatten der und Spot genug Zeit, böse Blicke auszutauschen. „Hier bitte“, sagte Data und überreichte Lore das neue Kleidungsstück. Zum dritten Mal an diesem Tag zog sich Lore um. „Dr. Crusher hat mich gebeten, dir zu sagen, dass dein Dienst morgen um Punkt 8 Uhr anfängt“, sagte Data. „Mhh“, machte Lore nur. „Willst du mit mir vielleicht zu Zehn Vorne gehen?“, fragte Data. „Zehn Vorne?“ „Ja, Zehn Vorne ist ein beliebter Treffpunkt für die Offiziere.“ „Klar, warum nicht.“, sagte Lore erfreut und machte einen großen Bogen um Spot, als er das Quartier verließ. Kapitel 3: Zehn Vorne --------------------- Lore spürte die Blicke der anderen, als er Zehn Vorne mit Data betrat. Einige schienen überrascht zu sein, andere verwirrt Data gleich doppelt zu sehen. Lore ließ sich davon nicht stören. Auf der Kolonie war er an diese Blicke gewöhnt gewesen. Data steuerte gleich die Theke an, die von ein paar Führungsoffizieren besetzt war. Eher weniger begeistert setzte sich Lore neben Data, der sich neben Riker niedergelassen hatte. „Hallo Data“, begrüßte Riker seinen Kollegen freudig. „Hallo Lore“, fügte er weniger begeistert hinzu. Schon jetzt leicht genervt von der Gesellschaft, stützte Lore seinen Kopf mit einer Hand ab. Die Barkeeperin Guinan kam zu den neu angekommen und begrüßte die beiden gleich freundlich. „Kann ich euch was bringen?“, fragte sie. „Überrasch mich“, sagte Lore leicht griesgrämig und fuchtelte leicht mit einer Hand in ihre Richtung. „Für mich nichts“, sagte Data. „Du hattest wohl noch keine Zeit gehabt, Lore ein wenig benehmen beizubringen“, knurrte Worf zu Data und nippte ein wenig an seinem Pflaumensaft. „Und du hattest anscheinend in all den Jahren noch keine Zeit gehabt, dich ansehnlich zu machen.“, giftete Lore zurück. Bevor ein Streit eskalierte, schritt Riker schnell ein und ermahnte Worf dazu, ruhig zu bleiben. Dann wandte sich der erste Offizier Lore zu, um ihn zur Brust zu nehmen. „Du erinnerst dich, dass wir dich jederzeit deaktivieren können“, warnte Riker ihn. Lore ignorierte ihn und nahm das giftgrüne Getränk von Guinan entgegen. „Er ist doch keine Lampe, die man jederzeit ausschalten kann“, warf Guinan dazwischen. „Er verursacht ärger“, entgegnete Worf heftig. „Habt ihr mich mit den Sensoren irgendwo lokalisiert, wo ich eigentlich nicht sein darf?“, sagte Lore mit ruhiger Stimme. „Nein“, gab Worf widerwillig zu. Lore musste sich ein verschlagenes Grinsen verkneifen. Er hatte es mit der Borgtechnologie geschafft, für die Sensoren unsichtbar zu bleiben und sogar ein falsches Signal von ihm zu hinterlassen. So gab er Worf zu glauben, er hätte die ganze Zeit in Datas Quartier gehockt, obwohl er eigentlich seine Flucht vorbereitet hatte. „Nur weil jemand Fehler macht, kann man ihn noch lange nicht so mir nichts dir nichts ausschalten“, sagte Guinan weiter zu Lores Verteidigung. „Er hat-“, began Worf, wurde allerdings von Data unterbochen. „Ich denke nicht, dass dies ein Gesprächsthema für Zehn Vorne ist.“, sagte er. Worfs Kiefer mahlten, als er sein Blick wieder auf das Glas mit Pflaumensaft richtete. Lores Laune steigerte sich etwas, bei dem Anblick von dem wütenden Klingonen und das eine Fremde für ihn Partei warf. „Ich glaube, ich könnte mich an diesen Laden gewöhnen“, sagte Lore munter und nahm einen Schluck von dem süß schmeckenden Getränk. Alles in allem, fand Lore das dies ein gelungener Tag gewesen war. Der erste Schritt von diesem Schiff runterzukommen war getan, er verbrachte einige Zeit mit Data in Zehn Vorne und unterhielt sich mit ihm und die Bakeeperin war ihm richtig symphatisch geworden. Sie war sichherlich kein Mensch, dachte Lore, als er Zehn Vorne mit Data verließ, um in ein Holodeck ein Sherlock Holmes Programm auszuprobieren. Kapitel 4: Die Flucht --------------------- „Lore, hörst du mir überhaupt zu?“, Dr. Crushers Stimme peitschte durch die morgendliche Atmosphäre der Krankenstation. „Ja, ja“, grummelte Lore und die Realität holte ihn wieder ein. Er stand neben Dr. Crusher und hielt ein Dermalregenerator in der Hand. Vor ihm saß eine Bajoranische Ingenieurin mit einer Schnittwunde im Gesicht. Crusher hatte Lore die letzten Minuten erklärt, wie man solche Verletzungen behandelte. Als ob er das nicht selber wüsste, immerhin hatte er die ganze Enzyklopädie der Menschheit gespeichert. Mit einem Gesichtausdruck, mit dem er auf einer Beerdigung wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre, hielt er das medizinische Gerät senkrecht über die Schnittwunde und ließ den Strahl langsam über die Wunde gleiten. Als er fertig war, stand die Offizierin auf und verließ die Krankenstation ohne weitere Worte. „Du sollst nicht immer so ein Gesicht ziehen“, ermahnte ihn Dr. Crusher und räumte den Dermalregenerator, den Lore ihr gereicht hatte, wieder weg. „So fühlen sich die Patienten nicht wohl.“ „Die fühlen sich doch nie wohl“, erwiderte Lore und verschrenkte die Arme vor der Brust. „Wenn du Schmerz spüren würdest, würdest du nicht so reden“, sagte Dr. Crusher. „Bemüh dich bitte beim nächsten Patienten ein freundliches Gesicht zu machen.“ „Wieso hast du so komische Haut?“, fragte die kleine Molly O'Brien, während sie dabei zusah, wie Lore ihren Fuß behandelte, der ihr beim spielen umgeknickt war. Lore versuchte ein freundliches Gesicht, als er dem Mädchen antwortete. „Weil ich kein Mensch bin.“ „Du siehst aus wie ein Marshmallow“, lachte Molly. Keiko ermahnte ihre Tochter sofort für die freche Bemerkung und entschuldigte sich für sie. „Macht nichts“, sagte Lore. „Der war immerhin kreativer als der Käsewitz von einem Rothemd.“ „Na komm, Molly“, sagte Keiko und nahm ihre Tochter an der Hand, als Lore mit dem Fuß fertig war. Sie schenkte Lore noch ein lächeln, bevor die beiden die Krankenstation verließen. „War das nun so schwer?“, sagte Crusher und kam zu ihm. „Nein, war es nicht“, sagte Lore mit einem Achselzucken. Crusher lächelte und gab Lore ein paar weitere Aufgaben. Lore durchführte die kleinen Aufgaben ohne Widersprüche, aber in Wahrheit zählte er nur die Minuten bis zu seiner Mittagspause. Eilig verließ Lore die Krankenstation, als dieser Zeitpunkt endlich gekommen war. Lore wollte so schnell es ging, in Datas Quartier, um einen weiteren Schritt seiner Flucht vorzubereiten. Diesmal brauchte er einen geeigneten Planeten. Mit finsterem Blick starrte Spot Lore an, der an Datas persönlichem Computer saß und daran fummelte. Ab und zu hieb sie nach Lore, der sich davon aber nicht gestört fühlte, sondern eher amüsiert. „Du wirst noch der heimliche Star für mich sein“, grinste Lore und streichelte grob Spots Kopf. Um sie noch weiter zu reizen, schubste Lore die Katze schließlich vom Tisch runter. Lore stand auf und sah sich ein wenig in Datas Quartier um. Am Regal zog er wahlweise ein Buch raus und las es in sekundenschnelle durch. Immer hinter seinen Versen, Spot. Er wusste, dass er eigentlich längst wieder in der Krankenstation sein sollte, doch er ignorierte Crushers Ruf, der irgendwann ertönte. Lore betrachtete gerade Datas Auszeichnungen mit einem Anflug von Neid, als die Quartiertür sich öffnete. Data kam herein und sah ihn beinahe Vorwurfsvoll an. „Wieso bist du nicht in der Krankenstation?“, fragte er Lore. „Ich hab mich ein wenig umgesehen“, antwortete Lore und nahm die Geige aus dem Regal. „Du spielst?“ „Ja“, sagte Data und nahm seinem Bruder das Musikinstrument wieder ab. „Aber du hast auch nach Dienstschluss Zeit, dich weiter im Quartier umzusehen. Jetzt solltes du zurückgehen und dich bei Dr. Crusher entschuldigen.“ „Wenn du es sagst“, sagte Lore und wendete sich zum gehen. Spot, die die letzten Minuten nur starr auf dem Hintern gesessen hatte, erhob sich und tribbelte zu Data. Wieder schnurrte sie demonstrativ und streifte ihren Kopf gegen Datas Beine. „Wieso grinst du denn?“, fragte Data Lore, der sein veränderten Gesichtausdruck bemerkt hatte. „Weil ich diese Katze hasse!“, antwortete der. Damit verließ er das Quartier, aber nicht um zur Krankenstation zu gehen, sondern auf das Shuttlehangar. Wenige Augenblicke später kam auch Data aus dem Quartier und ging wieder auf die Brücke. Der Turbolift stoppte und öffnete für Data den Weg zur Brücke. Riker bemerkte Datas kommen und fragte sofort: „Hatte Lore einen bestimmten Grund gehabt, von der Krankenstation fern zu bleiben?“ „Ich konnte kein Grund erkennen, Sir“, sagte Data und trat aus dem Turbolift. An seinen schwarzen Hosenbeinen befanden sich einige von Spots Haaren, aber da streifte auch etwas silbernes ab. Wie eine Spinne huschte die kleine Maschine auf ihren dünnen metallenen beinchen unbemerkt auf Worfs Station zu. Es kletterte die Konsole rauf und verankerte sich darunter. Data setzte sich gerade hinter seiner OPS, als Worf verkündete: "Captain, gerade ist ein Shuttleschiff unplanmäßig gestartet.“ „Auf dem Schirm“, sagte Captain Picard mit seinem ernstem Gesicht. Das Bild des Heck von der Enterprise erschien auf dem Bildschirm, wo alle beobachten konnten, wie ein Shuttle sich vom Schiff entfernte. „Verbindung herstellen“, sagte Picard. „Frequenzen aktiviert“, antwortete Worf. „Shuttlepilot, identifizieren Sie sich.“ Lores Gesicht erschien auf dem Schirm, mit einem breiten Grinsen. „Hallo Captain“, sagte er mit einem zwinkern. „Lore, mach sofort kehrt!“, sagte Picard barsch und erhob sich von seinem Captainstuhl. „Vergessen Sie's“, erwiderte der Android. „Ich lasse mich nicht einsperren.“ „Lore, du machst alles nur noch schlimmer“, versuchte Data Lore zur Vernunft zu bringen. „Wenn du jetzt fliehst-“ Doch Lores Gesicht verschwand und nur noch die schwärze des Alls war zu sehen. „Traktorstrahl, Mr. Worf“, sagte Commander Riker. Worfs Finger huschten über die Konsole, doch nichts passierte. „Worf?“, hackte Riker nach. „Sir, der Traktorstrahl funktioniert nicht“, sagte Worf und wiederholte seine Tastenkombination. „Der Traktorstrahl funktioniert nicht“, sagte Lore mit singsangstimme und programmierte die koordinaten in den Shuttle. Sein Ziel war Tarod IX, ein Planet in der Nähe der Romulanischen Neutralen Zone. Lore war zuversichtlich. Mit Hilfe der kleinen Borgtechnologie auf der Brücke der Enterprise, würden sie ihn und das Shuttle nicht so schnell schnappen können. Die Fortschrittliche Technologie, die er in diesem Shuttle und im Kontrollraum des Shuttlehangar eingeschmuggelt hatte, waren auch sehr hilfreich gewesen. Er schaltete den Autopilot an und lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Computer“, sagte Lore und legte seine Füße auf dem Co-Pilotensitz. „Was für Spiele hast du denn so auf Lager?“ Als der Computer antwortete, fiel Lore beinahe aus seinem Platz, als ein heftiger Ruck das Shuttle erschütterte. „Was zum-?“ Die Sensoren zeigten an, dass ein Traktorstrahl das Shuttle erfasst hatte. „Das kann doch nicht sein?“, sagte Lore und musste mit ansehen, wie das Shuttle zurückgezogen wurde. Kapitel 5: Auf dem fremden Schiff --------------------------------- Lore beobachtete, wie das Shuttle auf einem Shuttlehangar gezogen wurde. Doch Lore fiel auf, dass es ganz und gar nicht nach dem Raumschiff Enterprise aussah. Alles wirkte viel grünlicher. Er spürte das sanfte beben, als das Shuttle endlich zum stillstand kam. Wenige Augenblicke später, erschienen bewaffnete Ferengis in sein Blickfeld. Das hätte sich Lore ja denken können, dass diese Weltraumganoven an alldem dahintersteckten. Mit wilden Handbewegungen und gerichteter Waffe, deuteten die Ferengis vor dem Shuttle, dass er rauskommen sollte. Aber Lore dachte erst gar nicht daran, sich vor Ferengis zu ergeben. Er besaß immerhin ein Kurzstrecken Transporter unter dem Daumennagel. Die Enterprise wird ihn schon wieder auflesen, allerdings würden sie ihn auch wieder deaktivieren, bis sie Sternenbasis 173 erreicht haben und dann stand ihm ein Prozess bevor. Es stand also schlecht für Lore und er konnte sich nicht vorstellen, was die Ferengis von ihm wollten. Bevor er irgendwelche Überlegungen machen konnte, wurde die Shuttletür mit Gewalt geöffnet und vier Ferengis stürmten hinein. Sie richteten alle die Waffen auf Lore. „Hände hoch!“, schnarrte einer. Lore tat wie geheißen und musterte die vier. Dann trat ein weiterer Ferengi in das Shuttle, der nach seinen Klamotten zu urteilen, der Daimon des Schiffes war. „Ich bin Daimon Bractor“, stellte er sich vor und betrachtete Lore mit gekräuselten Lippen. „Was wollt ihr von mir?“, fragte Lore. „Dich“, antwortete der Daimon. „Wieso das denn?“, fragte Lore verwundert. „Androiden sind sehr selten“, sagte Bractor. „Genau gesagt, sind nur du und Sternenflotten Offizier Data bekannt. Das bedeutet du bist sehr wertvoll und gibst einen ordenlichen Profit bei sammlern ab.“ „Ihr könnt mich nicht verkaufen wie ein Sklave!“, rief Lore wütend. Da musste Bractor lachen und die vier anderen Ferengis stimmten unterwürfig mitein. „Anscheinend hast du in deinem Speicher nicht genug Informationen über uns Ferengis“, sagte der Daimon. „Alles ist es Wert verkauft zu werden. Los, bringt ihn in eine Zelle.“, wies er die bewaffneten Ferengis an. „Und wehe du wehrst dich“, warnte er Lore. „Auch bei dir können Phaserschüsse verheerend sein.“ Mit hervorgeschobenen Unterkiefer setzte sich Lore in Bewegung und ging aus dem Shuttle raus. Draußen erwarteten ihn noch mehr Ferengis, die ihre Waffen auf ihn richteten. „Folg mir“, sagte ein Ferengi neben Lore. „Und keine falsche Bewegung.“ Lore folgte ihm aus dem Shuttlehangar, während eine schar Ferengis um ihn herumtänzelten. Dabei überlegte Lore fieberhaft, wie er wieder aus diesem Schlamasel rauskommen konnte. Das Schiff hatte wahrscheinlich die Schilde hoch, weshalb er sich nicht rausbeamen konnte und die Ferengis waren ihm Zahlenmäßig überlegen, weshalb er sie nicht überwältigen konnte. „Da rein!“, sagte ein Ferengi schließlich, als sie die Zellen erreicht hatten und stieß den Lauf seiner Waffe in Lores Rücken, der in eine Zelle stolperte. Das Energiefeld wurde aktiviert und Lore saß in der Falle. „Das könnt ihr nicht machen!“, sagte Lore wütend und ließ die Arme sinken. Die versammelten Ferengis lachten nur. „Was willst du denn dagegen tun?“, gackerte einer aus der Menge. „Die Enterprise wird mich wiederholen“, erwiderte Lore und trat näher an das Energiefeld. „Und dann steckt ihr in mächtigen problemen.“ „Wir haben dich zuerst gefunden“, sagte ein anderer Ferengi. „Rechtmäßig gehörst du uns.“ „Ich gehöre niemanden!“, stieß Lore wütend aus. „Ich hab die Rechte, genau wie jedes andere Lebewesen im Universum auch.“ „Nein, du hast keine Rechte, du bist nur eine Maschine“, sagte der Ferengi gehässig und wendete sich ab. Die Ferengitraube tröpfelte bis auf zwei aus dem Gefängnis und ließen Lore verzweifelt zurück. Die zwei zurückgebliebenen würdigten ihn keines weiteren Blickes mehr und wendeten ihre Aufmerksamkeit lieber auf ein Schachbrett. Lore setzte sich auf eine Pritsche in der Zelle und hoffte, dass die Enterprise ihn hier wieder rausholen konnten. Kapitel 6: Überwältigt ---------------------- „Sind weitere Systeme betroffen?", fragte Commander Riker Worf, der ein Breitbandscan durchführte. „Nein, Sir", antwortete Worf. „Nur der Traktorstrahl wird auf irgendeine Weise blockiert." „Fähnrich, folgen Sie dem Ferengischiff", sagte Captain Picard. „Mr. Data, irgendwelche Informationen?" „Das Ferengischiff gehört der D'Kora-Klasse", antwortete Data, während seine Finger über die Konsole huschten. „Aber weitere Informationen sind nicht bekannt." Die Impulstriebwerke der Enterprise leuchteten Blau auf, als das Raumschiff auf Warp ging und ein Lichtblitz später verfolgte die Enterprise das Ferengischiff mit Warp 4. Lore saß auf seiner Pritsche und dachte nach, wie er aus der Zelle entkommen konnte. „Sagt mal, wo bringt ihr mich überhaupt hin?", fragte Lore die beiden Ferengis. „Zum Planeten Stameris", antwortete einer der beiden mit tiefer Stimme. „Stameris?", wiederholte Lore und durchforstete seine Datenbänke nach Informationen über diesen Planeten. „Dort befindet sich ein Sklavenmarkt." „Ganz richtig, Android.", sagte der andere Ferengi mit einer Stimme wie eine ungeölte Tür. „Bevor ich auf diesen Planeten verkauft werde, mache ich euch vorher fertig!", sagte Lore zornig und stand ruckartig auf. Die Ferengiwärter lachten über diese Aussage. „Was willst du eigentlich dagegen unternehmen?", erwiderte der Ferengi mit der tiefen Stimme. „Ich werde schon einen Weg nach draußen finden und ihr seid die ersten, die ich zu Brei haue." „Uhh, da kriegen wir aber Angst!", lachte der Ferengi und stupste seinen Kollegen mit einer Hand an. Der lachte kurz auf, dann wendeten sich beide wieder ihrem Spiel zu. Lore verzog das Gesicht und sah sich in der Zelle um. Lore fragte sich, ob er es schaffen könnte, die beiden zu überwältigen, bevor sie ihre Waffen zücken und auf ihn schießen konnten. Sollte er es wagen, das Kraftfeld zu deaktivieren und sich auf die Ferengi zu stürzen oder sollte er lieber in der Zelle warten, bis Captain Picard es endlich geschafft hatte den Daimon zu konfrontieren? Lore entschied, alles zu riskieren. Er wollte nicht auf die Enterprise warten, nur um anschließend deaktiviert zu werden. Er hatte es immerhin schon einmal geschafft ein Schiff zu überwältigen. Nämlich ein Handelsschiff der Pakleds, als Soong das Heimkehrprogramm bei ihm und Data aktiviert hatte. Wenn er das Pakledschiff übernehmen konnte, dann würde er es wohl auch schaffen ein Ferengischiff zu überwältigen. In Sachen Intelligenz gleichen sich seiner Meinung nach die beiden Spezies ja fast. Lore krempelte seinen Ärmel hoch und öffnete mit einem Druck seiner anderen Hand auf dem Arm, ein kleine Klappe. Er drehte sich zum Kraftfeld um und schwenkte seinen Arm am Kraftfeld auf und ab. Er zuckte kurz zurück, als das Kraftfeld zusammenbrach. Die Hände der Ferengi, die bemerkt haben das Lore fliehen wollte, schnellten zu ihren Phasern. Sie standen auf, rissen ihre Waffen aus den Holstern, richteten sie auf Lore und schossen ab. Lore konnte sich noch rechtzeitig vor den Phaserschüssen wegducken, dann sprintete er auf einen der Ferengi zu. Ehe der einen weiteren Schuß abgeben konnte, wurde er von Lores Gewicht auf dem Boden gedrückt. Der andere Ferengi war ganz überrascht von Lores Reaktion, dass er zuerst gar nicht reagierte. Ein großer Fehler. Lores Faust schoss hervor und brachte den Ferengiwärter ins Land der Träume. „Ich habe euch gesagt, dass ich euch fertig mache.", sagte Lore lächelnd und richtete sich auf. Er schnappte sich die beiden Phaser und ging auf die Tür zu. Mit einem zischen öffnete sie sich vor ihm. Er steckte seinen Kopf raus und sah den Gang runter. Keine Spur von einem Ferengi, also trat er in den Gang. Mit einem leisen Geräusch schloss sich die Tür hinter ihm wieder. Kapitel 7: Konfrontation ------------------------ „Alle Frequenzen öffnen“, sagte Captain Picard. „Frequenzen sind offen, Sir“, sagte Worf und sah auf. „Hier spricht Captain Picard“, sagte Picard und sah auf dem Bildschirm, auf dem jetzt das Gesicht des Daimon erschien, der ihn böse anstarrte. Picard kam das Gesicht merkwürdig bekannt vor. „Ich bin Daimon Bractor“, stellte sich der Ferengi vor. „Was wollen Sie, Mensch?“ „Daimon Bractor?“, sagte Commander Riker und trat neben Captain Picard. „Wir kennen uns doch. Bei einer Kampfsimulation funkten Sie uns doch dazwischen.“ „Ja, ich erinnere mich“, sagte Bractor und seine Augen verrenkten sich. „Ihr habt eure eigenen Leute auf den Gewissen.“ „Dann können Sie sich ja vorstellen, was auf Sie zukommen wird, wenn Sie uns den Androiden nicht aushändigen.“, erwiderte Riker mit hochgezogenen Augenbrauen. „Auf gar keinen Fall!“, schnarrte der Ferengi der neben Bractor stand. „Wir haben den Android rechtmäßig erworben.“ „Wohl eher gestohlen.“, sagte Riker verärgert. „Ich kann mich nicht erinnern, dass der Android auf eurem Schiff war.“, sagte Bractor mit einem feixenden Gesichtsausdruck. „Lore befand sich in einem Förderationshuttle!“, sagte Picard, der allmählich wütend wurde. Jedesmal gab es Ärger mit den Ferengis und immer waren sie absolute Sturköpfe. „Wir weigern uns, unseren Erwerb raus zu geben.“, sagte der Daimon und beendete plötzlich die Kommunikation. Das Bild der beiden Ferengis wich dem des Weltraums, wo das Ferengischiff auf Warp ging. „Folgen Sie dem Schiff“, befahl Picard und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Riker machte es ihm nach. „Ich hoffe die Ferengis stellen nichts mit Lore an.“, sagte Riker zu Picard. „Das hoffe ich auch, Commander.“, sagte Data von seinem Platz aus und starrte auf dem Bildschirm. „Bringt mir gefälligst diesen Androiden!“, brüllte ein Ferengi. Daraufhin trampelten fünf paar Füße an Lore vorbei. Der versteckte sich in einem Wartungsschacht und hörte das ganze Geschehen durch die Wartungsklappe.   Als die Geräusche von Schritten schwächer wurde, überlegte Lore, wie er jetzt vorgehen sollte. Vielleicht sollte er sich einen Ferengi schnappen und ihn als Geisel benutzen. Doch er war sich nicht sicher, ob er dem Daimon damit überzeugen konnte ihn gehen zu lassen. Seine Informationen über Ferengis waren nicht gerade auf dem aktuellsten Stand. Es könnte ja sein, dass die Ferengis so habgierig sind, dass es für sie keinen Verlust darstellte, einen Kollegen zu erschießen, um an ihn zu gelangen. Er entschloss erst einmal durch die Wartungsschächte zu kriechen. Vielleicht fällt ihm später eine bessere Idee ein, aus diesem Schlamassel zu kommen.   Auch wenn er als Android keine Anstrengungen kannte, hatte er große Mühe durch die Röhren zu kriechen. Sie waren viel enger und von der Seite her leuchtete schwach grünes Licht.   Plötzlich zuckte sein Kopf. Vor sich hörte er Geräusche, die immer näher kamen. Rasch versuchte er rückwärts zu kriechen, da sah er vor sich schon zwei Ferengis.   „Ich hab doch gesagt, dass ich was gehört habe!“, sagte ein Ferengi zum anderen und kroch den Wartungsschach voran.   Nach einigen Metern spürte Lore ein Hindernis vor seinen Füßen. Das war die Wartungsklappe. Mit einem Tritt beförderte er die Klappe nach draußen und krabbelte dann selbst aus dem Wartungsschach. Lore drehte sich um und war plötzlich umringt von einem Haufen Ferengis mit Phasern. Ein weiterer Phaser bohrte sich in seinem Rücken als der Ferengi in dem Wartungsschacht zu ihm stieß.   „Waffe weg!“, sagte ein Ferengi vor Lore barsch. Der schenkte ihm noch einen bösen Blick, bevor er widerwillig die Phaser aus seiner Tasche holte und sie vor den Füßen des Ferengis warf.   „Und jetzt zurück in deine Zelle!“   „Mr. Worf, schießen sie einen Warnschuss ab.“, sagte Captain Picard zu Worf und starrte weiterhin das Ferengischiff an, dass versuchte zu flüchten.   Worf tat wie geheißen und schoss einen Torpedo ab, der mit etwa 500 Metern Abstand vom Ferengischiff explodierte. Auch wenn es nur ein Warnschuss gewesen war, drehte das Ferengischiff abprubt um und aktivierte die Phaser. Die Enterprise erschütterte leicht als das Schiff von einem Phaserschuss getroffen wurde.   „Schilde auf 90 Prozent“, sagte Worf und erwiderte ebenfalls das Feuer. An Bord des Ferengischiffes wurde die Besatzung ordentlich durchgeschüttelt. Lore fiel beinahe auf den Hintern als das Schiff mit einer neuen Salve von Schüssen traktiert wurde. Die Ferengis um ihn herum hatten nicht so viel Glück gehabt. Sie sind alle umgefallen wie Kegeln und versuchten nun fluchend wieder auf die Beine zu kommen. Lore nutzte den Moment der Ablenkung, schnappte sich einen Phaser und lief den Gang runter, weg von den kleinen Banditen.   Er rannte ein paar Gänge entlang und verdrückte sich anschließend in ein leeres Labor und kam erst dort wieder zur Ruhe.   Im All tobte immer noch der Kampf zwischen der Enterprise und der Kreechta, doch so wie das Schlachtschiff der Ferengis durchgeschüttelt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Ferengi ergaben.   Lore freute sich, dass die Crew der Enterprise ihn nicht so schnell aufgaben, allerdings gab es da noch einen schalen Beigeschmack: Wenn er wieder auf die Enterprise zurückkehrte, würden sie ihn sicherlich deaktivieren, bis sie die Station erreicht haben, wo er für seine Taten höchstwahrscheinlich Jahrelang büßen musste.   Lore wollte nicht, dass er seine Zeit in einer Strafkolonie verschwendete. Zwar hatte Zeit keine wirkliche Bedeutung für ihn, da er nahezu unsterblich war und deshalb nicht hinter ein paar verlorenen Jahren hinterhertrauerte, doch der Gedanke daran, dass die Freiheit von einer riesigen Mauer getrennt wurde, war unerträglich für ihn.   Vielleicht konnte er sich noch ein Ferengishuttle schnappen und fliehen, wenn die Schilde runter waren. Er zweifelte daran, dass er schnell vor der Enterprise flüchten konnte, doch die Idee war allemal besser als tatenlos dazustehen und nichts zu tun.   „Schilde sind auf 60 Prozent gefallen!“, sagte Worf und blickte auf seine Konsole hinab.   Die Enterprise wich einer weiteren Salve von Torpedos der Kreechta aus und schoss dafür selber einen Torpedo ab, der das Ende eines Flügels des Ferengischiffes traf.   „Das Schiff der Ferengis ist schwer in Mitleidenschaft gezogen. Sie werden sich schon bald ergeben.“, sagte Riker zu Worf und beobachtete, wie ein weiterer Phaserschuss die Kreechta erwischte. Und tatsächlich hörte der Beschuss auf.   „Die Waffensysteme der Kreechta werden deaktiviert.“, verkündete Data von seinem Platz aus. Er schaute von seiner Konsole auf und beobachtete, wie alle anderen auf der Brücke auch, wie der Hals des Insektenartigen Schiffes ausgefahren wurde und die Waffen präsentierte.   „Das scheint ein Zeichen dafür zu sein, dass sich die Ferengis ergeben wollen.“ bemerkte Captain Picard.   „Captain, der Daimon meldet sich“, meldete Worf und öffnete den Kanal, als Picard es befehlte.   Mit einem verächtlichen Ausdruck auf dem Gesicht zeigte sich Bractor.   „Sie haben gewonnen, Captain“, sagte er. „Sie können den Androiden zurückhaben. Er ist es nicht wert, für ihn unser Leben aufs Spiel zu setzten.“   „Schön, dass es Ihnen noch rechtzeitig aufgefallen ist.“, sagte Riker und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Daimon schenkte dem ersten Offizier noch einen bösen Blick, bevor er etwas zu einem Ferengioffizier bellte. Die Schilde der Kreechta wurden deaktiviert. Wenige Sekunden später leuchtete ein Transporterstrahl und Lore erschien auf der Brücke der Enterprise.   Überrascht richtete er sich auf. Bevor er etwas tun konnte, war Data schon aufgestanden und deaktivierte ihn mit einem Knopfdruck an seinem Rücken. Er fing den bewusstlosen Androiden ohne Mühe auf. „Was wollen Sie jetzt mit ihm machen?“, fragte Captain Picard Data. „Ich lasse ihn deaktiviert“, antwortete Data dem Captain. „Genau wie ich es ihm gesagt habe. Er wusste, was die Konsequenzen für sein handeln sind.“ „Also werden wir ihn wieder aktivieren, wenn wir die Raumbasis erreicht haben.“, sagte Riker „Ich weiß nicht, Commander“, sagte Data nachdenklich, während er seinen bewusstlosen Bruder über die Schulter warf. „Lore ist sehr gerissen und hat es bisher immer wieder geschafft auszubrechen. Es würde mich nicht wundern, wenn er es schafft während dem Prozess zu fliehen und dabei einige Anwesenden verletzt.“ „Also wollen Sie uns sagen, dass es besser wäre, wenn wir Lore wieder demontieren?“, sagte Picard. „Ich fürchte ja, Sir.“, erwiderte Data und klang dabei fast traurig. Picard nickte. „Dann machen Sie es so. Mr. Worf, schicken Sie eine Nachricht an Sternenbasis 173, dass der anstehende Prozess doch nicht mehr stattfindet und das Lore wieder demontiert wurde.“ „Aye, Sir.“, antwortete Worf und tippte auf der Konsole und schickte die Nachricht ab. Derweilen ging Data zum Turbolift und brachte den ausgeschalteten Lore in sein Quartier, um ihn zu demontieren. In seinem Quartier sah Data auf Lores Gesicht hinab und hob ein Werkzeug hoch. "Es tut mir wirklich Leid für dich, Lore." sagte Data und meinte es wirklich ernst. "Es wäre schön gewesen, wenn du irgendwann ein normales Leben geführt hättest." Dann beugte Data sich über ihn und begann seinen Bruder auseinander zu nehmen. 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