One Summer's Day von Schattenprinz ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Danke für dein Kommi, Asmodina. ^__^ Kapitel 3 ~ Zad-chi~ Nachdem alle zu Bett gegangen waren, war es ruhig geworden in der Wohnung, die Anya meiner Meinung nach zu Unrecht als klein beschimpfte. Durch das Fenster vor dem Sofa fiel mattes Mondlicht auf Akio und mich. Ich hatte mich die Arme unter dem Kopf verschränkt bäuchlings unter die dünne Baumwolldecke gekuschelt, die bei den warmen Sommertemperaturen völlig ausreichend war. „Es ist lange her, seit wir zum letzten Mal so einen Luxus erleben konnten, nicht?“, flüsterte es plötzlich neben mir und ich zuckte zusammen. Ich warf einen Blick auf Akio, den ich eigentlich schlafend wähnte, und bemerkte, dass er mich beobachtet hatte. Ich schwieg und betrachtete weiter den Mond. Luxus … Sofa … Ja, für uns, die wir schon seit geraumer Zeit auf der Straße hausten, war es das. Ich bemerkte, wie ich wieder den Boden unter den Füßen verlor, und schluckte angespannt. Was sollten wir noch erreichen in unserem Leben? Wir hatten alles verloren. Hatten wir überhaupt jemals etwas? Ich fühlte mich gefangen, gefangen in einem Labyrinth, in dem es keinen Ausweg gab. Und gerade war ich in eine Sackgasse gelaufen. „Ich weiß, was du denkst.“ Akio rutschte zu mir, berührte mich aber nur am Ärmel meines dünnen Pullovers, den er dann ganz langsam nach oben schob. Ich spielte mit dem Gedanken, mich zu wehren, sah aber keinen Sinn darin. Wir beide wussten, was wir zu Gesicht bekommen würden. Vor ihm hatte ich nichts zu verbergen. Ab dem Ellbogen kamen sie. Längliche Striemen, längst zu fleischfarbenen Narben geworden. Zumindest die meisten von ihnen. Akio betrachtete sie, fuhr einige von ihnen mit dem Finger nach, drückte einen Kuss darauf. „Mein kleiner Kuscheltigerlemming“, hauchte er traurig und sah zu mir auf. Ich war zu keiner Gefühlsregung fähig und erwiderte seinen Blick so monoton, wie ich einen wildfremden Mann angesehen hätte. Ich konnte nicht anders. „Ich bin müde. Lass mich schlafen.“ Mit einem Ruck riss ich meinen Ärmel wieder nach unten und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Nicht gerade die beste Wahl, wie mir einfiel, als er mich von hinten umschlang. Meine Nasenflügel bebten, doch ich gab keinen Laut von mir. In Ordnung, ich musste es mir selbst eingestehen: Ich war drastisch unterfickt. Doch ich biss mir auf die Zunge und widerstand dem Drang, mich an ihn zu pressen und ihm zu gestehen, dass ich seinen harten Schwanz in meinem Arsch spüren wollte. Eine junge Frau hatte uns freundlicherweise zu sich eingeladen und ich würde ganz bestimmt nicht zulassen, dass wir ihr das Sofa versauten. „Was ist los, warum plötzlich so still?“, fragte Akio mich herausfordernd, während er mir langsam über die Seite streichelte. „Lass das“, presste ich mühsam um Beherrschung ringend hervor. Ich spürte, wie sich mein Penis erregt rührte, doch ich ermahnte meinen erhitzten Körper zur Ruhe. „Warum?“ Der Blonde richtete seinen Oberkörper so auf, dass er mir in die Augen sehen konnte. Ich schmolz geradezu hinweg unter seinem eindeutigen Blick. „Wie stellst du dir das vor? Glaubst du, dass Anya begeistert ist, wenn wir es hier auf ihrem Sofa treiben?“ Er zog eine Schnute, packte mich aber sanft an den Schultern und drehte mich halb auf ihn. „Dann eben nicht. Selbst schuld.“ Ich lächelte und küsste ihn vom Hals bis zum Mund, ließ aber nicht zu, dass seine freche Zunge bei mir eindringen konnte. Wenn ich es soweit kommen ließ, war alles verloren. „Wir holen es nach.“ „Versprochen?“ „Ja.“ „Und wann?“ „Irgendwann. Und jetzt sei still und schlaf.“ Bestimmend kuschelte ich mich an ihn und schloss die Augen. ~ Akio ~ Zadara schlief noch, als ich am Morgen des nächsten Tages von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde. Ich genoss es noch eine Weile, mit meinem Liebsten in den Armen zwischen den kuscheligen Kissen zu liegen. Dann richtete ich mich auf und lehnte mich im Schneidersitz gegen die Lehne des Sofas, während ich Zad-chi beim Schlafen beobachtete. Ich hatte einen Entschluss gefasst, den mein Kuscheltiger ganz und gar nicht gutheißen würde. Zumindest nicht im ersten Impuls. Ich seufzte leise. Doch es musste sein. Um unserer Zukunfts Willen. Ich musste nur kurze Zeit warten, bis sich leise die Tür zum Flur öffnete und eine verschlafen dreinblickende Anya den Kopf hindurch steckte. „Morgen“, murmelte sie leise, da ich mit einem Kopfnicken auf meinen schlafenden Freund gewiesen hatte. „Hunger?“ „Du bist aber gesprächig“, erwiderte ich ebenso leise, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Es ist erst zehn Uhr, was erwartest du?“ Sie gähnte ausgiebig. „Ja, nein, vielleicht?“ „Nein. Ich muss mit dir reden.“ Ich sah zögernd auf Zad-chi und spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, ihn auch mit einzubeziehen, verwarf es aber gleich wieder. Ich würde es ihm später schonend beibringen. Und vielleicht hatte ich ja Pech und es bestand gar kein Grund dazu. „Sicher“, antwortete Anya schon fast fragend. „Sollen wir in mein Zimmer gehen?“ Ich nickte nur und erhob mich langsam, um möglichst wenig Krach zu machen. Unsere Gastgeberin setzte sich noch schnell den Wasserkocher auf, um uns danach einen Kaffee machen zu können, und führte mich dann in ihr Schlafgemach. Sie warf sich auf ihr Bett, das fast den ganzen Raum beanspruchte. Was zugegeben weniger an der Größe des Zimmers als mehr des Bettgestelles lag. „Setz dich doch.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung auf ihr Bett. Ich folgte ihrer Einladung mit hochgezogenen Augenbrauen und machte es mir am anderen Ende gemütlich. Anya lehnte sich an die Mauer und sah mir erwartungsvoll entgegen. „Was ist los?“ ~ Anya ~ Ich schnappte mir mein Kopfkissen, nahm es in die Arme und vergrub mein Gesicht bis zur Nasenspitze darin. Meinen Blick hatte ich aufmerksam auf Akio gerichtet. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte, doch in meinem Bauch veranstalteten Flugzeuge ein Wettfliegen mit den Düsenjets. Ein verdammt heißer Kerl saß gerade mit mir in meinem Bett und wollte etwas von mir! Wie sollte man da nicht aus der Bahn geworfen werden?! Gut, zugegeben, seine Gedanken gingen vielleicht in eine andere Richtung als die meinen, aber ich genoss seine Anwesenheit dennoch sehr. Er hatte sich gestern Abend nach dem Duschen nicht mehr die Mühe gemacht, die Haare zu föhnen, weswegen sie ihm nun wild zerzaust nach allen Seiten abstanden. Ich grinste in mich hinein. Ich verspürte gute Lust, mich einfach auf ihn zu stürzen, aber ich riss mich zusammen. Immerhin kannte ich ihn überhaupt nicht. Und ich war noch nicht tief genug gesunken, um es mit jedem dahergelaufenen, gut aussehendem, sexy, blonden, in meinem Bett sitzendem … Ich räusperte mich verlegen. „Also? Schlaf mir hier nicht ein.“ Wobei das gar nicht sooo schlimm wäre … „Tut mir leid.“ Akio lächelte entschuldigend und schon allein dafür würde ich ihm alles verzeihen. Er seufzte leise. „Du hast mir damit zu denken gegeben, als du sagtest, dass es dir so schwer fällt, allein zu leben.“ Ich wurde hellhörig. „Ja?“, fragte ich möglichst desinteressiert, aber ein verschmitzter Blick von ihm verriet mir, dass mir das gründlichst misslungen war. „Nun, Zad-chi und ich haben im Moment … kleinere finanzielle Schwierigkeiten“, begann er zögerlich, legte jedes Wort auf die Goldwaage. „Ich will dich nicht da mit hineinziehen, keine Sorge“, fügte er schnell hinzu. „Es ist nur so … Wir haben im Moment keine Wohnung, weil wir es uns nicht leisten können, und bekommen auch keine staatliche Unterstützung – die würden uns höchstens ins Asylantenheim stecken – und …“ „Du meinst …“ Ich sah ihn entgeistert an. „Ja, ich meine.“ Akio senkte den Blick und atmete einmal tief ein, bevor er mir wieder regelrecht trotzig in die Augen sah. „Wir leben auf der Straße.“ Ich konnte nicht anders, als ihn mit offenem Mund perplex anzustarren. Ich hatte alles erwartet, aber nicht das. „Ich dachte immer … Ich dachte, alle Obdachlosen seien Knackis, die ihr ganzes Geld versoffen und verspielt haben und nun nichts mehr besitzen außer ihre weggeworfenen Zeitungen?!“ „Das … ist das Standartbild, ja“, erwiderte der Blonde trocken. „Das trifft aber auf die wenigsten zu. Es gibt viele intellektuelle Leute, die aus verschiedenen unverschuldeten Gründen auf der Straße gelandet sind.“ „Aber warum ihr? Habt ihr keine gute Schulausbildung? Habt ihr hier in Deutschland keinen Job gefunden?“ „Letzteres stimmt, aber das war nur eine erwartete Randerscheinung. Über den Rest … können wir beizeiten vielleicht mal plaudern. Jetzt geht es mir um etwas anderes.“ Mir ging ein Licht auf. Deshalb die abweisende Haltung zu meiner Frage, wo die beiden wohnen würden. Ich hauchte ein stummes Aaaah und nickte ihm dann ermutigend zu, damit er fortfuhr. Dank dieser Information konnte ich mir nun denken, was er von mir wollte. Ich wusste nicht, was ich antworten würde. Einerseits fand ich es nicht schlimm, mit ihnen unter einem Dach zu wohnen, zumindest vorerst nicht. Es konnte ja sein, dass sie irgendwelche unangenehmen Gewohnheiten mit sich brachten, auch wenn ich es nicht glaubte. „Nu, du wirst dir denken können, um was ich dich bitten will.“ Er seufzte erneut. „Wir werden dir selbstverständlich alles zurückzahlen, sobald wir einen Job gefunden haben. Ich würde dich gar nicht bitten, wenn es nicht so verdammt hart wäre, als Wohnungsloser eine Arbeit zu bekommen.“ Akio lächelte kläglich. „Das kann ich mir schon vorstellen. Ohne PC zum Schreiben und eine Adresse, die man angeben kann …“ „Unter anderem, ja.“ „Ihr habt mir das Leben gerettet. Ich glaube, ich kann es mir eingehen lassen, euch fürs erste bei mir wohnen zu lassen. Doch ich muss euch warnen, ich werde mir vorbehalten, euch jederzeit rauszuschmeißen, solltet ihr irgendeine Dummheit machen.“ Er nickte erleichtert lächelnd. „Danke. Wirklich.“ „Das glaube ich dir schon“, erwiderte ich schnaubend. „Ich werde morgen gleich mit meinem Vermieter telefonieren und ihm erklären, dass ich hier eine WG eröffne. Ich werde ihm sagen, dass ihr das Geld für die Miete der Einfachheit halber auf mein Konto einzahlt und ich weiterhin alles bleche. Ich glaube nicht, dass er es so gerne sehen würde, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle. Könnt ihr euch wenigstens ausweisen?“ „Ja, das gerade noch. Vergiss aber nicht, aufzuschreiben, wie viel wir dir am Ende schulden. Zad-chi wird mir nachher dafür sowieso an den Hals springen …“ Ich hob meine Augenbrauen. „Klar, wer freut sich da nicht?“ „Ich meinte nicht aus Freude. Eher, um mich zu erwürgen“, entgegnete Akio lachend. „Du hast gestern doch gesehen, wie sehr er sich dagegen gesträubt hat, deine Einladung anzunehmen.“ „Oh.“ Ich stimmte in sein Lachen mit ein. „Habe ich schon erwähnt, dass Erwürgen hier nicht erlaubt ist? Ihr steht sonst schneller wieder auf der Straße, als ihr schauen könnt“, neckte ich ihn schelmisch. „Da mache ich mir keine Sorgen, ich stehe dann nirgends mehr“, grinste der Blonde zurück. „Aber ich habe das Gefühl, dass du uns jetzt voll in der Hand hast …“ „Oh ja“, lachte ich böse. „Und ich werde es schamlos ausnutzen! Bind’ dir jetzt schonmal die Küchenschürze um, ich will jeden Tag Essen-Happa-Happa auf dem Tisch haben, wenn ich von der Arbeit heimkomme!“ „Das kann ja heiter werden …“, entgegnete er gespielt resigniert. „Meine persönlichen Haussklaven“, frohlockte ich begeistert. „Überbringen wir Zad-chi gleich die frohe Botschaft, dass er einen neuen Job bei der Anya GmbH gefunden hat?“ Akio wurde schlagartig ernst. „Lass das bitte mich machen. Das kleine Sensibelchen muss man vorsichtig anfassen, vor allem, wenn es darum geht, sich bei anderen zu verschulden.“ „Mach das, ich bastle in der Zwischenzeit ausnahmsweise noch einmal Frühstück. Vermutlich wird er danach etwas Nervennahrung brauchen …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)