Kaizoku no Baroque von Alma (II. Der salzige Wind der See) ================================================================================ Kapitel 3: Nur ein kleiner Fehler --------------------------------- Wie viele Tage waren es nun schon? Sie hatte absolut kein Gefühl für Zeit mehr. Die Sonne zog einfach an ihr vorbei, ohne dass sie nachfragte. Es war untypisch für sie, aber nicht einmal das fiel ihr auf. Was für eine übergeordnete Rolle hatte Zeit noch? Nichts änderte sich. Alles blieb beim Alten. Was hatte sie denn erwartet? War das nicht schon mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte? Ja, natürlich und dennoch. Sie hatte sich überschätzt. Zum ersten Mal in ihrem Leben kam sie mit ihrer Situation nicht mehr zurecht. Sie liebte Crocodile und es gab nichts, was sie davon abhalten konnte, bei ihm zu sein bis auf eines. Gott, warum musste Liebe nur so kompliziert sein? Sie wollte doch nur, dass diese Menschen glücklich waren. Crocodile allen voran. Sie wollte sie lachen sehen. Aber sie machte sich nur etwas vor. Nicht zum ersten Mal seit sie Suimin verlassen hatten, reflektierte Robin das Ganze. Jeden Abend stand sie an Deck, immer wenn sie wusste, dass die anderen beim Essen saßen und starrte auf das Wasser. Wie lange? Wie lange konnte sie das ertragen? Sie wusste, sie würde es aushalten, wusste, dass sie schon viel Schlimmeres in ihrem Leben durchgemacht hatte. Ein Blick, der alles sagte. Blicke, die ihr zeigten, dass sie nicht willkommen war. Das war alles nichts Neues. Aber es störte sie dennoch, dass sie das für nichts und wieder nichts zu machen schien. Sie konnte durchhalten, aber lohnte es sich? Würden die anderen, würde Crocodile irgendwann sein Glück finden? Mit ihr an seiner Seite? Sie zweifelte. Sie zweifelte mehr als nur ein wenig. Er war weit gegangen, für sie, sie wusste das. Sie wusste, dass sie ihm etwas bedeutete, aber früher oder später würde die Wahrheit ans Licht kommen. Früher oder später würde man sie jagen und es wäre alles ihre Schuld. Sie konnte mit der Idee ihres eigenen Todes leben aber nicht mit seinem. Niemals könnte sie es ertragen, wenn sie alle wegen ihr leiden oder sterben mussten. Sie würde das nicht zulassen. Sie hatte ihr Leben schon einmal für ihre Crew aufgegeben und sie würde es wieder tun. Diesmal rechtzeitig. Die Frage war nur: konnte sie gehen? Brachte sie das über sich, wenn nur die kleinste Chance auf Glück bestand? Und bestand dieses Glück noch? Schwer atmend griff sie sich in Haar und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen. Sie würde etwas unternehmen müssen, bald. Es ging wie ein Traum an ihr vorbei, als ihr Schiff erneut ankerte. Sie wusste gar nicht so recht wo, nur dass die Insel unbewohnt war. Zumindest das hatte sie aus Crocodiles Gesprächen mit der Crew herausfiltern können. Ein kurzer Zwischenstopp, weil ihr Log Post auf diese Insel zeigte. Ihren Eternal Post nach Arabasta hatte Akama ihnen damals gestohlen. Crocodile hatte es ihnen freigestellt, was sie tun würden, solange der Log Post sich neu einstellte. Robin hatte bemerkt, dass niemand an Land gegangen war. Soweit sie wusste, würde der Log auch nicht allzu lange brauchen, um sich einzustellen. Durch das Fenster der geöffneten Luke roch sie Kastanien und feuchtes Laub, konnte die strahlende Pracht einer Herbstinsel aus dem Augenwinkel erahnen. Sie zog den Duft tief in die Nase und ohne viel zu sagen, setzte sie sich in Bewegung. Noch immer etwas vorsichtig. Es ging ihr um einiges besser, aber Anstrengungen verkraftete sie nicht sonderlich gut. Trotzdem wollte sie sich die Beine vertreten, musste sie von diesem Schiff herunter, musste ganz allein sein. Sie brauchte eine neutrale Umgebung, um endlich einen Entschluss zu fassen. Sie spürte Jazzs prüfenden Blick auf sich, als sie das Schiff verließ und ihre Füße in den weichen Sand sinken ließ. Der Strand ging nur kurz, einige wenige Meter ins Festland hinein. Danach erstreckte sich eine vollkommen ebene Fläche, hie und da immer wieder gesäumt von bunten Birken, Kastanien und Eichen. Der Wald bedeckte die gesamte Insel, und war so licht, dass man mühelos einige dutzend Meter weit blicken konnte. Kein Platz um sich zu verstecken, um wegzulaufen. Die Insel war zu klein dafür, man hätte sie vielleicht in ein paar Stunden gänzlich umrunden können. Hier war der Geruch von Laub stärker. Der Boden war hart und ein wenig sandig, und die Büsche und Sträucher bedeckten nur einen geringen Teil der Fläche. Ein frischer Wind wehte ihr um die Haare, doch als sie in den Wald trat, besänftigte er sich und streichelte sie so zärtlich wie die Hand eines Geliebten. Sie wischte sich über die Augen, als ihr plötzlich bewusst wurde, was sie zu tun hatte. Nicht hier, aber vielleicht auf Arabasta. Es tat weh auch nur daran zu denken, es tat weh, schrecklich weh. Aber sie hatte es satt selbstsüchtig zu sein. Das, was ihr ihr ganzes Leben lang vorgehalten wurde - vielleicht stimmte es ja auch. Aber nicht mehr. Nicht so. Nicht auf diese Art. Sie hatte schon einmal verloren, was sie geliebt hatte und es würde wieder passieren. Aber diesmal konnte sie sich aussuchen, wie es passieren sollte. Diesmal... diesmal wäre es anders. Unsicher blickte sie sich um, versuchte sich zu orientieren. Normalerweise fiel ihr das nicht so schwer, aber jetzt, jetzt lag alles so niederdrückend auf ihr, dass selbst ein klarer Blick geradeaus verschwommen wirkte. Schon jetzt erschöpft lehnte sie sich an einen Baum und versuchte ruhig ein und aus zu atmen. Sie würde sie verlassen. Ohne Nico Robin bestand doch kein Grund, warum die Crew sich auflösen sollte. An Crocodiles Seite hatten sie nichts zu befürchten. Sie konnten frei sein. Freier als jemals zuvor. Auch Crocodile. Elisa war tot. Niemand mehr da, der ihn so unbarmherzig jagte. Er war frei. Und das sollte er auch bleiben. Sie würde ihm das nicht nehmen! Blieb nur noch zu entscheiden, wie sie ihm das erklärte. Vielleicht wartete er ja auch nur auf die Chance. Je früher, sie das endlich beendete, desto besser. Besser für ihn. In diesem Moment hörte sie Stimmen aus der Ferne, die sie erstarren ließen. Es waren drei Männerstimmen, doch sie waren noch zu weit weg, um sie zu verstehen. Instinktiv hielt Robin den Atem an, drückte sich an einen der dünnen Baumstämme und ließ sich an ihm herab rutschen, während ihre Fähigkeit ihr zur gleichen Zeit einen Überblick über die Umgebung gab. In ihr rauschte ihr ängstlicher Puls, doch äußerlich gab sie keinen Mucks von sich. Nicht einmal ihre Augenlider wagten zu blinzeln. Die Schritte kamen nur langsam näher, die Worte wurden nur allmählich verständlich. Sie hörte ihre Schuhe im Laub knarren. Einer der Männer hatte eine sehr tiefe Stimme und brummte leise. »Ich versteh allerdings wirklich nicht, warum wir immer solche dämlichen Aufgaben bekommen. Kommandant Sonnenbrücken hat wirklich Nerven. Aber mit uns kann mans ja machen...« »Heey.« ertönte eine helle, jüngere Stimme. »Ist doch cool, oder? Also ich finde es cool. Endlich mal was los, sag ich. Absolut. Endlich Mal raus aus dem langweiligen Alltag.« »Pff.« kam es wieder vom ersten. »Ja, als wäre es so etwas tolles nem Piraten hinterherzuspionieren.« Okay, nicht gut. Gar nicht gut. Nun schaltete sich ein Dritter ein, der noch jünger wirkte. »Ich weiß nicht... ich glaube, das ist zu heiß für uns. Was wenn er durch dreht? Er könnte uns zerhacken...« »Wird er schon nicht. Er ist noch einer der kooperativsten von den Kerlen. Und was haben wir denn zu verlieren? Wir wollen ja nicht sein Schiff durchsuchen.« Endlich konnte sie Weiß zwischen dem Bunt der Bäume sehen. Drei Männer in blütenweißer Uniform, mit blauer Inschrift. "Marine". »Ja schon klar aber... Ich weiß nicht. Mir ist das nicht ganz geheuer...« Ihr Pulsschlag jagte sie bereits voran, schmerzte in ihrer Brust, wollte sie veranlassen zu rennen. So wie sie es immer getan hatte. Doch ein Gedanke hielt sie auf. War das nicht genau der richtige Moment? Wäre das nicht der Augenblick sich zu ergeben? Crocodile und die Crew zu entlasten, unentdeckt aus ihrem Leben zu verschwinden? Ihre Finger begannen zu zittern und sie bekam schwerer Luft. Sollte sie sich zu erkennen geben? Nein. Nein, nein, nein, schrie etwas anderes in ihr. Sie konnte doch hier nicht so einfach aufgeben. Sie durfte jetzt nicht in Panik ausbrechen. Die Chance war zu groß, dass die Marine Verdacht schöpfte, dass sie Crocodile trotz alledem festnahm. Und was, wenn er sie suchte? Sie konnte hier nicht fliehen. Mist. Verdammter Mist! Ihr Körper kauerte sich zwischen die kleinen Büsche, die vereinzelt neben der Birke wuchsen, doch sie boten keinen Schutz. Wenn die Männer näher kamen, würden sie sie erkennen. Und sie steuerten geradewegs auf sie zu. »Okay okay, dann lasst uns ganz ruhig vorgehen ja? Wir sollen doch nur sicher gehen, dass seine Crew nicht aus irgendwelchen gesuchten Kriminellen besteht, die ihn noch gefährlicher machen würden, als er sowieso schon ist. Und hey, selbst wenn wir einen sehen, dann halten wir die Klappe und tun so, als würden wir ihn nicht erkennen, okay?« »O-okay... dann machen wir das eben so...« Und in genau diesem Moment blieben sie stehen. Ein stummer, angespannter Augenblick folgte, in der sie ihre Blicke spürte, als würden sie sich unter ihre Haut schneiden. Ein eisiger Schauer lief ihr den Rücken hinab und ließ die Welt für einen Moment neblig wirken. Doch dann riss sie eine tiefe, aber freundliche Stimme aus der rettenden Dunkelheit. »Hey!« sie hörte, wie sich einer von ihnen wieder in Bewegung setzte. Es war zu spät. Sie hatten sie entdeckt. Robin atmete tief ein, konnte die Luft aber nicht wieder heraus lassen. Egal was kam, sie war dafür bereit. »Tschuldigung, Ma´am, ich hoffe wir haben Sie nicht irgendwie bei etwas gestört.« kam es leicht peinlich berührt. »Nein...« erwiderte sie vollkommen tonlos, noch immer zwischen den Büschen kauernd, den Rücken zu ihnen gewandt. »Tschuldigung.« kam es erneut von der tiefen Stimme. Wir sind nur auf der Durchreise. Wohnen Sie hier? Wir suchen nach einigen Leuten, die zu dem Schiff gehören, das vorhin hier geankert hat.« Nur langsam stand sie auf, richtete sich um und blickte ihnen mit ihren blauen Augen entgegen. »Sieht es vielleicht so aus, als würde irgendjemand hier wohnen?« Sofort bemerkte sie ein Zucken in den Augen ihres Gegenüber, doch er lächelte weiter. »Nun, hier her verirren sich manchmal Leute, die einfach die Nase voll haben von der Welt.« Ein verzerrtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ihr habt ja keine Ahnung.« Dann jedoch färbten sich ihre Augen dunkler. »So, ihr sucht also nach Crocodile und seiner Crew?« Er nickte förmlich und salutierte vor ihr, seine Kameraden machten es sogleich nach. Es waren lediglich Gefreite, das sah sie an ihrer Kleidung. »Ja, wir haben Auftrag erhalten seine Position zu bestimmen. Reisen Sie mit ihm?« »Nicht unbedingt.« »Was bedeutet das?« »Das bedeutet, dass ihr euch besser eine gute Ausrede einfallen lasst, ihm nachzurennen. Crocodile mag das nicht sonderlich. Verfolgt zu werden, meine ich.« Er nickte erneut, ließ sie aber nicht aus den Augen. »Das ist uns bewusst. Aber, das müssen Sie verstehen, er hat auch eine gewissen Verpflichtung der Marine gegenüber.« »Natürlich. Deal ist Deal...« »...Sind noch andere mit ihnen auf der Insel?« seine Stimme wurde sichtlich unsicherer. »Nicht auf der Insel. Wenn ihr Crocodile sucht, sucht auf seinem Schiff.« Abermals salutierte er, voller freundlicher Ehrfurcht. »Wir hatten vor zu seinem Schiff zu gehen. Wollen Sie uns begleiten?« »Nicht wirklich.« Und wieder das förmliche Nicken. »Also dann, trennen sich unsere Wege wohl.« »Die Sache ist die...« unterbrach sie ihn mit ihrer gewohnten, ruhigen und kalten Stimme, die blauen Augen noch immer auf dem Anführer klebend. »...ich kann leider nicht zulassen, dass ihr geht.« Abrupt versteifte sich seine Haltung, doch er regte sich nicht. Ihr Herzschlag beschleunigte noch mehr. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte keine Wahl. Also, warum also hasste sie es? »Es tut mir leid...« Und dann ertönte ein widerwärtiges Knacken. ~ ~ ~ Crocodile stand noch immer in seiner Kabine und wippte mit seinem Fuß etwas nervös auf und ab. Er hatte schon seit einer ganzen Weile so ein eigenartig ungutes Gefühl. Nur so eine Vorahnung, eine Idee, dass etwas geschehen würde. Er wusste bei Gott nicht was. Unruhig ging er zum wohl hundertsten Mal die Zeitungen durch, die er Bilar abgekauft hatte. Er machte sich Sorgen. Kam er vielleicht zu spät? Hatte die Marine schon eine Fährte? Hatte sie eine Ahnung? Einen Verdacht? Nein, das konnte nicht sein. Es waren nur 3 Monate, das war kein Grund zur Panik für sie, nicht wahr? Er schüttelte hartnäckig den Kopf. Er musste ruhig bleiben. Panik brachte ihm gar nichts. Und trotzdem, er machte sich Sorgen. Er hatte Robin nicht aufgehalten sich die Beine zu vertreten, aber nun war er sich nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. Andererseits, was sollte hier schon passieren? Diese Insel war unbewohnt, verlassen, öde. Hier gab es rein gar nichts. Außerdem befanden sie sich noch immer am Anfang der Grand Line. Hier war kein Schwein. Schließlich packte ihn die Ungeduld doch mit ihren scharfen Krallen und schliff ihn nach oben an Deck. Er brauchte frische Luft. Und eine Zigarre. Unbemerkt blickte er sich an Deck um, doch niemand befand sich hier. Sie alle waren noch unter Deck, versteckten sich vor der Außenwelt. Er atmete tief durch und genoss den bitteren Geschmack seiner Zigarre. Vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein. Vielleicht gab es ja gar keinen Grund zur Sorge. Ruhig ließ er den Blick kreisen, ehe er an etwas kleben blieb. Es dauerte einen langen Augenblick, ehe Crocodile erkannte, was es war. Und noch einen ebenso langen, ehe ihm die Zigarre fast aus dem Mund fiel. Ein weißes Schiff, das auf sie zu kam. Ein Marineschiff. Er schluckte hart und zwang sich keinen Schritt zurück zu machen. Nur ein wenig drehte er den Kopf zur Seite, erhob seine Stimme, um sich genügend Aufmerksamkeit zu verschaffen. »...Paula, Jazz, Micki! Sofort an Deck mit euch!« Sein Herz raste, ohne dass er es wirklich mitbekam. Es schleuderte in seiner Brust, als wolle es sich aus ihm heraus fressen. Er versuchte äußerlich ganz ruhig zu bleiben. Doch es fiel ihm schwer. Robin war auf der Insel und er hoffte inständig, dass sie fit genug war, mitzubekommen was gerade geschah. Sie konnten sich nicht leisten hier aufzufallen. Als nach einer für ihn gefühlten Ewigkeit keiner der Drei an Deck war, erhob er seine Stimme noch ein wenig mehr, brüllte nun fast. »An Deck hab ich gesagt!« Das Marineschiff war kaum noch von ihnen entfernt, er konnte die Menschen darauf ja schon fast erkennen. Seine Hand wurde schwielig und er biss die Zähne zusammen. Verdammt nochmal, was wollten die denn nur hier? Langsam nur kamen Jazz und Paula an Deck, ehe sie auf der Stelle stehen blieben und sich ihr Blick noch mehr verfinsterte. Und es dauerte noch mal zwei Minuten ehe Miki, in einer seltsamen Joggbewegung auftauchte. Man sah ihm nichts an, ehe der Mund aufklappte. »Ohhhhhhhh.« Weder Paula noch Jazz sagten irgendetwas dazu, der Blick der Köchin wurde nur noch härter. Gedrungen ruhig drehte sich Crocodile zu ihnen um und verengte die Augen etwas. »Ich habe absolut keine Ahnung, was sie hier wollen. Aber wir haben nichts zu verbergen. Ist das klar?!« Miki starrte dem stumm entgegen. Was hätte er auch sonst tun können? Nichts zu verbergen. Nein, nichts, bis auf 79 Millionen Belly. Jazz und Paula nickten hart, ohne ihm auch nur einen Blick zu schenken. Das Marineschiff war nun beinahe bei ihnen. Nur noch Meter trennten die beiden Schiffe voneinander. Als das kleine, weiße Schiff mit dem blauen Zeichen der Marine direkt neben ihnen ankerte, so nah, dass eine Planke dazwischen gepasst hätte, verschränkte Crocodile die Arme und machte aus seiner Wut kein Geheimnis. Sein Gesicht war durchfurcht mit Falten des Zornes. Seine dunklen Augen blitzen die Männer auf der anderen Seite angriffslustig an. Er gab alles dafür die Rolle zu spielen, die sie von ihm erwarteten. Es fiel ihm eigenartig schwer. Auf der anderen Seite salutierte eine Reihe Soldaten. Vor ihnen stand ihr Kommandant, der die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt hatte. Er besaß einen ziemlich geringen Rang. Alles in Allem schien das gesamte Schiff nicht sonderlich hochrangig zu sein. Allerdings irritierte das Crocodile nur noch mehr. Was wollten solche Versager von ihm? Nun ja, wahrscheinlich sollte er froh sein, dass sie ihm nicht gleich einen der Admiräle auf den Hals geschickt hatten. Der Kapitän des anderen Schiffes verbeugte sich kurz und hatte ein leichtes, aber ehrfürchtiges Lächeln auf den Lippen. »Ahoi, Sir Crocodile.« Sein Blick verengte sich nur noch mehr, flammte ihm unbarmherzig entgegen. »...« Er brachte den jungen Captain sichtlich ins Schwitzen. »Keine Angst, Sir Crocodile. Es ist alles in Ordnung. Sie brauchen nichts zu befürchten-« »Was sollte ich auch vor euch zu befürchten haben?« knurrte er überspitzt genervt. »Ahahaha...« Er kratzte sich unsicher am Kopf. »Entschuldigen Sie mich. Es tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe, Sir.« »Was wollt ihr?« unterband ihn Crocodile hastig und hartherzig. »Nun... Sie...« Es fiel dem jungen Marinekommandanten schwer sich im Angesicht einer solchen Autorität auszudrücken. »...Senghok-Sama ist lediglich ein wenig besorgt, Sir. Ich meine... weil Ihr Aufenthaltsort für 3 Monate nicht bestimmt werden konnte.« »Ich hatte zu tun.« kam es kalt, endgültig. »Oh nun... das dachte ich mir schon.« Es fiel ihm schwer den Blick oben zu behalten. Man sah, dass er unsicher mit seinen Fingern herum nistelte. »Wir... wir sind lediglich beauftragt worden Ihre neue Position zu bestimmen. Und herauszufinden, was sie zu Ihrer Abwesenheit getrieben hat...« Seine Stimme wurde absichtlich noch Furcht einflößender. »Das geht einen Wurm wie dich nichts an. Ich werde Senghok schon früh genug Bescheid geben, wo ich war. Er hat keinen Grund solche Schmeißfliegen wie euch auf mich zu hetzen. Ich glaube, ihr Typen vergesst meine Position!« Es fiel ihm schwer nicht zurückzuweichen. Hastig nickte er und versuchte seine Haltung aufrecht zu behalten. »Es... es tut mir leid, Sir Crocodile. Sie haben Recht. Aber Sie wissen ja... Befehl ist Befehl...« Nun machte er einen offensiven Schritt nach vorn. »Dann habt ihr ja, was ihr wollt, huh? Lasst mich in Frieden. Ich melde mich schon früh genug bei euch. Ist das klar?« »Na-natürlich, Sir. Klar.« »Dann zischt gefälligst ab!« Er bleckte verachtend seine Zähne. »Ihr steht mir in der Sonne.« Hastig verbeugte er sich wieder und drehte sich seiner Crew zu. »Natürlich. Ihr habt ihn gehört, setzt die Segel!« Unbemerkt atmete Crocodile tief durch und wandte sich ab, schielte nur aus dem Augenwinkel zu seinen drei Agenten, die mit ihm auf dem Deck standen.Weder Paula noch Jazz sahen ihn an, sondern musterten weiterhin die Marinesoldaten auf der anderen Seite. Miki jedoch sah zu seinem Boss und zu seiner Überraschung konnte man tatsächlich Misstrauen auf seinem Gesicht erkennen, ganz so als glaubte er dem Braten nicht. Crocodiles Blick ruhte einen langen Moment bei dem rundlichen Baseballspieler. Er spürte ein Kitzeln im Rücken, das ihn davon abhielt von Deck zu gehen. Da war etwas, nicht wahr? Seine Sinne schärften sich. Während der Großteil der Matrosen in die Rahen und Netze kletterten, um das Schiff wieder segelbereit zu machen, war der Kommandant auf dem Weg unter Deck gewesen. Bevor er jedoch im Rumpf seines Schiffes hatte verschwinden können, wurde er aufgehalten. Ein Gefreiter salutierte mit todernstem Gesicht vor ihm und sprach dann in einer leisen Stimme. Die Miene seines Gegenübers änderte sich. Die Luft wurde dicker. Crocodile spürte, wie auch seine beiden besten Agenten sich anspannten. Er selbst drehte den Kopf wieder zurück. Der Kommandant des Marineschiffes wirkte bleich, irritiert und nickte schwerfällig. Dann drehte er sich zu ihnen um, nur ein winziges Stück, die Augen unsicher, prüfend in ihre Richtung gedrückt. Es war genau der Moment, in dem Crocodile wusste, dass sie aufgeflogen waren. Die misstrauische Geste, die es bezeugte. Das war genug für ihn. Er konnte dieses Risiko nicht eingehen. Nicht einmal, wenn es nur eine winzige Chance war aufgeflogen zu sein. Hastig drehte er sich wieder ganz zu dem Schiff um. Seine Mimik wurde steinhart. Der knurrende Befehl stach sich durch die Trommelfelle der Anwesenden, als wäre es eine Vielzahl Nadeln. »...Lasst keinen einzigen von ihnen überleben...« Seine drei Agenten reagierten sofort und auch Crocodile selbst ließ es sich nicht nehmen, noch im gleichen Moment zu dem gegnerischen Schiff herüber zu springen und seine Sandschwerter auf die Crew niederzulassen. Das erste schmerzhafte Schreien ertönte schon, bevor die Soldaten überhaupt reagieren konnten. ~ ~ ~ »Ahhhhhhhh~« Seine lange, hagere Gestalt streckte sich in seinem gelb-weiß gestreiften Sonnenstuhl, der auf dem Deck seiner "Mecixo" stand. Mit den feingliedrigen, rauhen Fingern griff er nach dem Limonadenglas, das ein Gefreiter ihm gerade reichte und schlürfte es mit dem Strohhalm aus. »Ist das nicht ein schöner Tag? Ich sag es euch. Ich hab im Blut, dass heute etwas passiert. Irgendwas, woran ich mich noch mein ganzes Leben erinnern werde. Zehehehehe.« Kommandant Sonnenbrücken verschränkte die Hände hinter seinem blonden, zurück gekämmten Haar und ließ seine eisblauen Augen über sein Schiff streifen. Er grinste. »Meint ihr nicht?« Der Gefreite, der ihm sein Glas gereicht hatte, nickte ehrfürchtig. »Wenn Ihr das meint, Kommandant.« Darauf verzog er das Gesicht und zog einen Schmollmund. »Pfff... Etwas mehr Motivation, wenn du das sagst, bitte.« »Kommandant Sonnenbrücken!« Ein zweiter Mann in Weiß eilte heran und man hörte, dass seine Stimme zitterte. »Kom-Kommandant! Die Divison von Hadrian hat Probleme!« »Eh?« Der blonde Mann verengte etwas die Augen. »Was?« »J-ja! Sie... es... bitte kommen Sie schnell und hören es sich an!« »Okay... okay.« Langsam stand er auf und joggte in den Kommunikationsraum, wo er die geschockten Soldaten mit einem Grinsen begrüßte. »Was ist los, huh?« Niemand sagte etwas. Aus der Den-Den-Mushi, deren Hörer abgenommen worden war, ertönte der einzige Lärm des Schiffes. Man hörte Schreie, Explosionen und Knacken. Es klang wie ein Kampf. Der Soldat, der für diese Den-Den-mushi verantwortlich war, nahm all seinen Mut zusammen und erhob seine Stimme, die merklich zitterte. »Tobi, was ist da los? Hey! Antworte mir! Hey! Berichtet! Los! Berichtet! Das ist ein Befehl!!!« Doch der Lärm wurde nur wieder leise. Es ertönte ein leises, rhythmisches Klopfen. Als würde der Hörer immer wieder gegen den Schreibtisch pendeln, auf dem es stand. »HEY!« Der Mann an der Den-Den-Mushi zitterte nun am ganzen Körper. Seine Stimme hatte ihn verlassen. Die Geräusche von der anderen Seite wurden leiser. Keiner im Raum wagte zu atmen. Niemand regte sich. Und dann ertönte ein Klacken. Laut und deutlich, von der anderen Seite des Höres. Schritte. Langsam und gezielt. »Wer ist da?!« Ein zweiter Soldat nahm den Hörer in die Hand, weil er merkte, dass sein Kamerad nicht mehr konnte. Er war kurz davor sich zu übergeben. Noch drei Mal ertönte das Klacken, ehe es wieder verstummte. Dann ein Knarzen, das Pendeln hörte auf. Sie hörten den Atem von jemanden. »...Wer... ist da...?« flüsterte der Soldat mit letzter Kraft. Doch bereits im nächsten Moment ertönte ein Klacken und die Den-Den-Mushi schlief wieder ein. Die Verbindung war unterbrochen. Die Luft im Kommunikationsraum war so dick, dass man sie hätte schneiden können. Der Gefreite, der zuvor für die Den-Den-Mushi zuständig gewesen war, rannte nach draußen und sie hörten, wie er sich über die Reling übergab. Sonst war nur eisigkalte Stille. Niemand traute sich etwas zu sagen. Als die ruhige, aber raue Stimme ihres Kommandaten ertönte, schraken alle zusammen. »Hmmmm... Interessant.« Er rieb sich das Kinn, als überlege er. »I... Interessant?!« Einer seiner Untergebenen keuchte empört auf. Doch Sonnenbrücken winkte ab. »Versteht das nicht falsch. Ich finde es nur interessant, wie dieser Tag verläuft. Wir müssen einen ruhigen Kopf bewahren. Immerhin sind wir doch keine Idioten, die planlos ins Geschehen stürzen, oder doch?.« Dann grinste er sie zuversichtlich an. »Und als Marinesoldaten haben wir die Pflicht dem nachzugehen. Nicht wahr?« Ein hartes Schlucken ging durch die Reihen. »Nun habt euch nicht so, Männer.« Sein Grinsen wurde böser. »Ihr habt nicht umsonst mich als Kommandant. Wir werden unsere Freunde rächen. Einverstanden?« Ein zaghaftes Nicken ging durch die Köpfe der Männer. »In Ordnung. Macht die Mecixo startklar!« Damit drehte er sich schwungvoll um und stapfte erneut an Deck, den Kopf in den Wolken verhangen. Sein Grinsen war finster und selbstgefällig. Er nahm einen tiefen Atemzug von der kalten Luft. Er hatte doch gewusst, dass das heute sein Tag werden würde. ~ ~ ~ Paulas Hand lag noch immer auf dem Hörer der Den-Den-Mushi. Sie stand nun bereits seit einigen Sekunden hier, stumm und gedankenleer. Im Hintergrund hörte sie noch Jazz durch den Schiffsbauch rennen und ihren Boss den Rest der Crew zusammentrommeln. Bon war bereits auf den Weg in den Wald um Robin zu suchen. Nur sie selbst stand in diesem Moment still, als wäre die Zeit um sie herum stehen geblieben. Nur ganz langsam schloss sie die Augen und drehte sich wieder um, schlurfte anmutig aus dem Kommunikationsraum, den sie vollständig verwüstet hatte, hinweg über die Leichen der Männer, die sie erledigt hatte. Ihre Crew wuselte um sie herum. Sie hörte all ihre aufgeregten Stimmen, ihre Schritte, spürte die Wut ihres Bosses noch über Meter hinweg. Sie sah nicht auf, auch nicht als sie wieder zurück auf ihr eigenes Schiff sprang. In ihrem Kopf arbeite es, ohne je richtig in Gang zu geraten. Sie trabte auf einer Stelle herum, noch nicht ganz realisierend, dass sie nicht voran kam. Als ihr Kopf sich aufrichtete, und sie ihren Boss ansah, hörte sie nur seine Stimme. Alle anderen um sie herum versanken in Unverständlichkeit. Crocodiles Gesicht war vollkommen verzerrt von allen möglichen Emotionen. Wut, Hass, Sorge, Angst, Unsicherheit. Und das war nur der Anfang. Seine Stimme war so hart, wie sie sie lange nicht mehr gehört hatte. Aber sie machte ihr keine Angst mehr. »Uma, Miki! Los, macht die Segel fertig! Wir verschwinden von hier!« In diesem Moment verschränkten sich Paulas Arme, ganz von selbst, und ihr Blick bohrte sich direkt in die Augen ihres geliebten Chefs. »Ich bezweifle, dass das uns irgendetwas bringen würde.« Sein Kopf wirbelte zu ihr um, warf ihr seinen erbarmungslosesten Blick zu. »Wie bitte?« Doch es berührte sie gar nicht, nicht im Geringsten. »Es klappt nicht. Es bringt uns gar nichts, so zu tun als wären wir das hier gar nicht gewesen. Die Marine weiß bereits, dass wir es waren.« »Was?!« entfuhr es ihm und seine Mimik spannte sich noch mehr an. Ihre Stimme blieb kalt, sachlich. »Sie haben bereits einen Kommandanten erreicht. Die Den-Den-Mushi war angeschaltet, als ich in den Kommandoraum kam. Der Typ hat gesagt, sie seien im Auftrag der Regierung zu uns gekommen. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass die Marine nicht ihre Schlüsse ziehen kann?« Sie schüttelte ihr Haar und blickte desinteressiert zur Seite. »Es bringt uns also gar nichts wegzusegeln. Das macht uns nur noch verdächtiger.« »Grrrr....« Crocodile zitterte. Er zitterte so stark, dass Uma und Miki es neben ihm in der Luft beben spüren konnten. Sie hatten das Gefühl er würde gleich überschäumen, zerplatzen und sie alle mit sich in die Tiefe nehmen. Ganz langsam drehte Paula den Blick abermals zu ihrem Boss, musterte ihn. Jetzt kam der Moment der Wahrheit. Was würde er tun? Was für einen Plan hatte er jetzt, wo alles auf der Schwebe stand? Wo war sein Optimismus jetzt, hm? ~ ~ ~ Bon fand Robin relativ schnell. Sie war nicht besonders weit weg vom Strand. Das überraschte ihn auch gar nicht. Sie war in keiner guten körperlichen Lage und es hatte ihm nicht einmal gefallen, dass sie allein herumgelaufen war. In dieser Situation konnte so viel passieren. Und war es offenbar auch. Sie wirkte nicht sonderlich glücklich ihn zu sehen und er starrte nicht schlecht, als er über mehrere Tote steigen musste, um näher zu kommen. »Uh Robin-chan... scheinbar hast du ja schon bemerkt, dass die Marine uns an den Fersen klebt...« Ihr Blick war noch kälter als zuvor, er glitt ihm heißkalt den Rücken herunter. Als stände wirklich eine kaltblütige Killerin vor ihm und nicht seine süße Robin-chan. »Was ist passiert?« waren die einzigen Worte, die sie darauf erwiderte. Bei ihrer Tonlage hätte er sich auch in eine Wanne voller Eiswürfel setzten können und ein ähnliches Ergebnis gehabt. Ihm fröstelte es. »Scheinbar haben sie nach Bossu gesucht und wir mussten sie... na ja, du weißt wie das läuft. Schließlich scheinst auch die Besucht gehabt zu haben.« Er deutete auf die toten Männer hinter ihr. Sie nickte apathisch, rührte sich aber kein Stück. »Uhm... ich soll dich suchen und zurück zum Schiff bringen. Wir wollen sofort abreisen.« »Ich denke nicht.« »Huh?« Irritation schlich sich über Bons Gesichtszüge. »Du kannst zurück gehen. Ich bleibe hier.« Er kam freundlich lächelnd näher, streckte den Arm nach ihr aus. »Was redest du denn da? Komm schon Robin. Du musst dich ausruhen. Ich kann dir ansehen, dass es dir nicht gut geht. Außerdem bleibt uns nicht so viel Zeit.« Sie wich ihm aus, stolpert etwas zurück. Ihre Beine waren wie Gummi, ihr Herz raste. Wann hörte das endlich auf? »Robin...« nun verdüsterte sich seine Miene, die Worte waren eine ernst gemeinte Drohung. Plötzlich wurden ihre Augen lebendiger, wütend, zerstörerisch wie ein Sturm. »Das hat doch alles keinen Sinn mehr! Seht euch an! Sieh dir die anderen an, schau in den Spiegel Bon und dann schau dir diese Männer an, die nichts Böses im Sinn hatten!« »Darüber können wir uns auf dem Schiff unterhalten.« erwiderte er härter. »Nein! Ich ertrage das nicht länger. Alles zerbricht, alles geht den Bach runter. Ich bringe euch in schreckliche Gefahr.« Sie schrie nun wirklich, verlor beinahe vollkommen ihre Beherrschung. »Du hast doch keine Ahnung, was sie mit denen machen werden, die mir geholfen, die mich versteckt haben. Ich sag es dir! Hinrichtung! Sie werden euch alle hinrichten!« »Jetzt mal mal nicht den Teufel an die Wand, Robin. So schnell kriegen die uns schon nicht. Außerdem wissen die nicht, dass du bei uns bist.« Er packte sie nun am Arm und zog sie hinter sich her, obwohl sie sich sträubte. Viel Energie hatte sie jedoch nicht mehr. Diese ganze Herzgeschichte hatte sie ausgehöhlt. Sie war zu schwach und Bon zu stark. Und doch brachte es sie nicht davon ab, weiter zu schreien. »Lass mich los! Ich kann das nicht mehr sehen! Die Crew zerbricht, alles geht kaputt und das nur wegen mir. Ich weiß, was ich zu tun habe, also lass mich los!« »Tsss, das kannst du ja wohl vergessen.« »BON!« Abrupt hielt er inne und starrte ihr so ernst entgegen, wie man ihn nicht kannte. »Verdammt noch mal, Robin! Komm bitte einfach mit, ja?« Etwas überrascht starrte sie zurück in seine Augen, die plötzlich so dunkel wirkten, wie sie sie noch niemals gesehen hatte. Vor ihr stand nicht mehr Bon, sondern ein ernst zunehmender Gegner, dem man alles zutrauen musste. Sie spürte die Gänsehaut, die sich wie eine böse Warnung auf ihrer Haut ausbreitete. Bon hatte sie noch niemals nervös gemacht. Erschöpft beließ sie es sich zu wehren und ließ sich zum Strand ziehen, wo ihnen sofort eine kleine, rothaarige Frau entgegen rannte, die wild mit den Armen herumsegelte. »Ihr könnt gleich wieder umdrehen. Ja umdrehen. Es gibt neue Befehle vom Boss. Los, los.« Als das Paar vor ihr anhielt, stampfte sie schimpfend an ihnen vorbei und würdigte sie keines Blickes. »Und was ist der Plan, eh?« »Ich grabe einen Tunnel und wir verstecken uns. Ja, so ungefähr. Den Rest kann euch dann Gal erklären. Ja, ja!« »Einen Tunnel? Wie verstecken? Ich denke wir reisen ab?« Bon kratzte sich irritiert am Kinn. Sie beachtete die beiden wirklich kaum, als sie begann sich zu verwandeln. »Sieht es so aus, als würden wir abreisen? Eh? Eh? Nein, aber irgendwie müssen wir zusehen, dass Robin nicht mit uns gesehen wird. Und unter der Erde sucht keiner nach ihr. Ja, genau!« Im Rücken spürte sie noch die bohrenden Blicke der beiden, doch es störte sie nicht mehr. Ihre großen Pranken fraßen sich bereits in die Erde und schaufelten sie hinab in die Tiefe. Sie folgte einem Befehl, alles andere war ihr gerade egal. Auch wenn es ihr nicht sonderlich zusagte unter der Erde abzuwarten, bis etwas passierte. Nein, daran wollte sie noch gar nicht denken. Endlich schaffte es Robin sich zu befreien. »Das ist doch ein Scherz, oder?« »Seh ich so aus, als würd ich Witze machen? Ja? Ja? Ganz bestimmt nicht. Das ist ernst. Toternst!« raunte es ihr nur noch aus dem Tunnel entgegen, der die Maulwurfsfrau verschlungen hatte. »Die Marine weiß also, dass Crocodile hier ist?!« Noch einmal tauchte ihr Kopf über der Erde auf. Ihr Blick funkelte böse, ehe sie wieder nach unten kroch. »Nicht direkt. Aber sie wissen, dass jemand ihre Flotte abgemurkst hat und wer soll das sonst gewesen sein? Eh? Und jetzt sei mal still Mädchen, ich muss mich hier konzentrieren, ja, das muss ich!« Stocksteif und voller wachsender Wut schaute Robin ihr dabei zu. Was sollte sie jetzt unternehmen? Was war das Beste? Sie durfte nicht mit der Crew und am aller wenigsten mit Crocodile gesehen werden. Das war das Einzige, was sie noch wollte. Aber was würde die Marine denken, wenn sie statt Crocodile nur sie auf der Insel vorfanden? Sie hätte die Flotte auch allein geschafft, aber wenn sie wussten, dass Crocodile hier in der Nähe war, dann war das zu offensichtlich, oder? Dann konnten sie sich fast denken, dass er sie hier ausgesetzt hatte, um Verwirrung zu stiften. Es sei denn sie machte ihnen klar, dass sie von ihm abgehauen war, als er versuchte sie festzunehmen. Das war glaubhaft. Das könnte funktionieren. Aber das würde Crocodile nicht zulassen, nicht wahr? Und Bon schon gar nicht. Erschöpft sackte sie auf einen neben ihr liegenden umgestürzten Baumstamm zusammen und sah apathisch dabei zu, wie Erde durch die Luft flog. Was also sollte sie unternehmen? Wenn sie Crocodile und seine Crew auf der Insel vorfanden, sie aber nicht, konnten sie ihm eigentlich nichts anhaben. Selbst wenn ein paar ihrer Männer gestorben waren. Crocodile hatte nicht umsonst einen so furchterregenden Ruf. Dennoch sollte diese Marinetypen nie unvorsichtig einschätzen. Voller neuer falscher Hoffnung sprang sie plötzlich auf und ehe Bon es wirklich begriffen hatte, rannte sie los, rannte sie Richtung Strand. Doch es dauerte keine fünf Sekunden, da musste sie in der Bewegung inne halten. Mister 2 funkelte sie mit einer Mischung aus Unsicherheit und Misstrauen an. Was ging nur vor sich in dieser Frau? Er packte sie heftig an, dass sie sich nicht mehr aus seinem Griff befreien konnte. Dabei sah sie schon das Schiff! »GAH! LASS MICH LOS!« Feuer brannte in ihrer Brust. Sie versuchte sich selbst unter Kontrolle zu bekommen, aber sie war vollkommen zerstört, ausgelaugt. Schon so lange war sie nicht mehr in der Lage ihre Emotionen einheitlich zu unterdrücken. Aber das traf nicht mehr nur auf sie zu. Bon schrie ihr entgegen, als er sich bemühte sie festzuhalten ohne ihr wehzutun. »REG DICH AB, ROBIN!« Miki, der über der Reling lehnte und das Geschrei mitbekam, klappte der Mund auf. Was ging denn jetzt ab? »Uhhhhh.... Boooooossu...« Auch er drehte sich dem Szenario nun zu und sein Blick wurde so düster, dass es wirkte, als würde er die Welt um sich herum in das schwarze Chaos in seiner Brust einsaugen. »ICH REG MICH AB, WENN DU DICH VERZIEHST!« »SPIEL JETZT NICHT DIE DIVA, MAN DAS IST ERNST OKAY?!« Die Ohrfeige, die Robin Mister 2 darauf verpasste, ließ nicht nur Miki zusammenzucken. Als wäre er als kleiner Vogel aus dem Nest seiner Mutter gefallen. So kam Bon sich gerade vor. Etwas verdattert stierte er in ihre wütenden Augen. Sie fraßen ihn von innen her auf. Es brach sein Herz in tausend Stücke. Seine Stimme wurde für einen Moment ruhiger, ein letztes Mal beschwörend. »Robin... ich sag es dir noch mal im Guten. Beruhige dich und komm mit.« Doch sie rüttelte an seinem festen Griff, bemühte sich nicht wieder zu weinen, bloß das nicht. »LASS MICH LOS! LASS MICH EINFACH LOS! LASST MICH ALLE IN RUHE! GEHT EINFACH! HAUT AB! ICH WILL EUCH NICHT MEHR SEHEN!!!« Wild schüttelte sie an ihm, versuchte ihn von sich herunter zustoßen, aber ihre Kraft ließ nach. Sie erwägte kurz ihre Fähigkeit einzusetzten, aber auch das strengte sie unheimlich an und am Ende brachte ihr das nicht viel. Bon ließ nicht locker, aber statt sie hochzuhieven oder der Gleichen zu tun, starrte er weiter, wie ein Reh vor einem auf es zu fahrenden Wagen. Erschrocken, beinahe verletzt. »Robin... bitte. Wir können in Ruhe darüber reden.« Ihre Stimme bebte und wirklich jeder konnte sie hören, der auch nur mittelbar in Reichweite war. »Ich will nicht mehr mit dir reden!« Verzweifelt klammerte sich nun an ihm fest, versuchte sich an ihm hochzuziehen. »Ich will, dass ihr diese Insel verlasst!« »Was soll der Quatsch? Du willst, dass wir dich hier zurück lassen? Spinnst du? Die Marine taucht doch wieder auf!« Ihre Augen verengten sich. »Ganz recht!« Nun stand ihm ehrlicher Schock im Gesicht und er ließ sie los. »Was?« Endlich, schnaufend kam sie wieder auf die Beine, der Blick noch immer auf seine erstarrte Miene gerichtet. »Du hast mich gehört. Es würde euch besser bekommen, wenn ihr mich hier lasst und einfach verschwindet. Ich erzähle ihnen dann, dass ich abgehauen bin, als ihr mich ausliefern wolltet. Wäre nicht das erste Mal, also gibt es keinen Grund mir nicht zu glauben!« Jetzt packte er ihre Handgelenke, härter, als er eigentlich wollte. »Ich glaub du spinnst jetzt völlig! Die Sache ist hart, okay, aber du musst jetzt nicht den Verstand verlieren!« Im gleichen Moment spürten sie jemanden neben sich stehen, der allein durch seine Präsenz die Luft zwischen ihnen durchschnitt. » ...« Innerlich zuckte sie zusammen, aber sie ließ es sich nicht anmerken, auch nicht den Schmerz, der durch ihre Brust fuhr und ihre Hände eiskalt werden ließ. Bon ließ nicht von ihr ab, als befürchtete er, sie würde irgendeine Dummheit begehen, wenn er es tat. Währenddessen kam sein Bosss noch näher, quälte sie aber mit seinem Schweigen, bedrängte sie mit seiner Aura. »Lass mich endlich los, Bon.« keuchte sie leise aber bestimmt, als sie dem Drang nicht mehr widerstehen konnte die Augen zusammenzukneifen. »Ich... ich kann nicht. Robin... das meinst du doch nicht ernst...« Die beiden Männer hörten sie schwer ein- und ausatmen. Dann riss sie die Augen wieder auf und starrte Bon entgegen, die Stimme wackelig, aber trotzdem fordernd laut. »Das ist mein voller Ernst! Ich habe mir das lange genug angesehen! Wie alles auseinander bricht.« »Ach so. Und du meinst jetzt, es wird besser, wenn du dich opferst? Wobei wir nicht mal wissen, ob sie dir das abkaufen!« »Das werden sie!« »Robin.« Nur ihr Name. Beruhigend und drohend zugleich. Eine Mahnung. Sie biss sich auf die Lippe, suchte all ihren Mut zusammen, ihre Kraft, die noch geblieben war und sah zu ihm. Zu Crocodile. Seine Miene war vollkommen starr und doch sah sie das Chaos in seinen Augen. Er war fast blind vor all den Emotionen, die aus ihm herausquellen wollten. »Hör auf so einen Scheiß zu reden und mach, was ich dir gesagt habe.« Er sprach ruhig und deutlich, aber mit einem schier erdrückenden Nachdruck dahinter. Ihre Augen wurden feucht, aber sie ließ die Tränen einfach nicht zu. »Warum hörst du nicht auf mit dem Scheiß?! Sieh es dir doch mal an. Sieh dir deine Crew an, Crocodile! Deine Freunde... deine Freiheit... dein verdammtes Leben... davon ist bald nichts mehr übrig!« »Ich sagte: mach das, was ich dir gesagt habe...« »Nein!« Seine Augen verengten sich noch ein Stück und er kam näher, dass sie gegen ihn stieß. Die Stimme noch immer gezügelt, tief und drohend. »Jetzt ist nicht die Zeit im Selbstmitleid zu versinken. Die Marine kann jeden Moment hier sein. Und wenn sie dich erst einmal bei mir sehen, ist wirklich alles vorbei. Also hör auf mit dem Scheiß, Robin.« »Ich hab es satt mir das anzuhören!« keifte sie. »Selbstmitleid? Selbstmitleid? Es geht nicht um mich! Es ging nie um mich! Und genau deswegen will ich, dass ihr hier verschwindet und mir die Marine überlasst.« Nun stieß er etwas mehr gegen sie, erhob unwillentlich seine Stimme und brüllte ihr entgegen. »Was soll das bringen, huh? Hast du sie noch alle? Auf einmal gibst du auf, huh? Nur weil es brenzlig wird? Wirfst du so schnell das Handtuch? Willst du mir sagen, all das auf Suimin war auch eine Lüge? Dass du kämpfen willst? Das wir zusammen der Marine trotzen? Willst du mir etwa sagen, du willst das alles auf einmal nicht mehr? Weil du keine Lust mehr hast zu kämpfen?!« Es wurde schrecklich schwer nicht zusammen zu fallen, aber sie hatte gewusst wie schwer das werden würde. Sie hatte es doch geahnt. »Alles was ich will, ist dass ihr glücklich seid! Aber davon ist nichts mehr übrig. Siehst du das denn nicht? Die Crew steht hinter dir, aber nicht hinter mir. Wie lange wird es dauern, bis sie sich verliert? Früher oder später werden sie mitbekommen, dass ich bei dir bin, dann verlierst du das letzte bisschen Freiheit, was du dir erkämpfen konntest und...« Jetzt baute sie sich zum letzten Mal auf. »Und ich sehe schon vor mir, wie ihr alle hingerichtet werdet. Noch vor mir. Ich werde euch überleben. Vermutlich darf ich sogar dabei zusehen, wenn Kuzan was zu sagen hat!« Sie kamen doch, diese verhassten Tränen. »Und was soll das Gerede vom Kämpfen, huh? Für was soll ich kämpfen?! Das ist mein Schicksal und es ist meine Entscheidung, ob ich euch das gleiche antun will!« »Du bist wirklich unglaublich!« Er bedrängte sie nun wirklich, dass sie unter ihm zurück weichen musste. »Ist alles, was du sagst nur leeres Gewäsch?! Du wusstest, dass er schwer werden wird und wir wissen es auch! Ich weiß es! Und trotzdem bin ich hier, oder? Du hast gesagt, du willst dafür kämpfen. Und nun suchst du Ausreden, weil es dir plötzlich zu schwer fällt. Was willst du denn? Meinst du es fällt uns so einfach dir zu verzeihen? Das zu verkraften? Meinst du es wäre sofort alles wieder so wie früher gewesen? Und was soll der Scheiß mit Freiheit, huh? Ich habe dir bereits gesagt, was Freiheit für mich ist! Und wenn ich dabei sterbe, dann war ich wenigstens frei und das ist was ich will!« »...Vielleicht habe ich mich selbst überschätzt.« Sie spürte, wie Bon sie nun doch los ließ. Robin zitterte, bebte vor Angst. »Ich kann damit umgehen, wenn ich gemieden werde, mit Stille, mit heimlichen Hass. Ich habe das mehr als einmal erlebt und das wird mich niemals in die Knie zwingen, aber... ich habe mich vielleicht überschätzt, wenn ich mir eingebildet habe, dass ich es ertragen könnte, der Grund für euren Untergang zu sein.« »Wie oft soll ich es dir noch sagen, Robin? Wenn, dann haben wir es selbst gewählt! Und wenn du jetzt nicht sofort in diesen beschissenen Tunnel gehst, dann kannst du uns wahrscheinlich wirklich bei unserer Hinrichtung zuschauen!« Ihre Augen wurden größer, flehten ihn beinahe an. »Bitte... tu das nicht.« »Wenn dir wirklich daran liegt, dass niemand für dich stirbt, der sich nicht dafür entschieden hat...« Seine Stimme wurde wieder leise und er knurrte. »...dann versteckst du dich hier und jetzt. Und lässt ihnen die Möglichkeit in Arabasta auszusteigen. Sonst hast du sie wirklich auf dem Gewissen.« »...Und wenn es schon zu spät für Arabasta ist?« »Willst du ihnen die Möglichkeit von vornherein nehmen?« Wollte er sie nicht verstehen? Welche Wahl hatte sie jetzt noch? Er würde nicht gehen, nicht wahr? Sie schloss die Augen und wich vor ihm zurück, wandte sich ab und schritt wortlos und gehorsam zurück zu Uma. Heftig hievend wandte Crocodile den Blick nur beiläufig zu Bon. Dieser wusste gar nicht wohin er zuerst blicken sollte. Sein Boss konnte die angespannten Gesichtszüge genau erkennen. So ernst hatte er den Kerl wirklich noch niemals erlebt. Seine Muskeln zitterten vor Tatendrang, wie sie das immer taten, aber er war still, salzsäulenartig verstummt. »Bon.« Crocodile holte tief Luft und drehte sich dann um, um zurück zum Schiff zu gehen. »...Pass auf sie auf. Sie soll bloß nicht auf die Idee kommen irgendwas komisches zu machen. ...Wenn das vorbei ist... kommen wir euch holen.« »Aye, Captain...« kam es vollkommen emotionslos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)