Kaizoku no Baroque von Alma (II. Der salzige Wind der See) ================================================================================ Kapitel 17: Die Wahrheit ------------------------ »Los... macht ihr die Fesseln um.« Nur ein einziges Nicken seiner beiden ersten Agenten, ehe sie zusammen auf Robin zustürmten. Mehr als einen Schritt zurück konnte sie nicht machen, ehe sie auf sie stießen. Ihr Kopf war eine einzige Wand, als hätte sie jemand aus sich selbst ausgesperrt. »...Nein.« Doch es war bereits zu spät. Sie knallte auf die Dielen und spürte den harten Griff Mister Ones und Miss Doublefingers warme Hände, wie sie ihre Arme zurechtbogen und ihre Handgelenke dann in die kalten, schwarzen Ketten schienten, die ihr sofort den Atem nahmen. Ihr Körper ließ noch im gleichen Moment locker und jeder Gedanke von Gegenwehr war unmöglich. Die plötzliche Schwäche stoppte aber nicht den inneren Kampf, der langsam blutig wurde. Ihr Herz klopfte in ihren Ohren. Hastig entfernte sich das Paar wieder von ihr, ließ sie auf dem Boden liegen, während Crocodile mit langsamen, fast schlurfenden Schritten auf sie zu kam. Im ersten Moment schaute er noch zu dem Schiff, das geruhsam näher kam, dann starrte er zu ihr hinab und sie sah nichts mehr von der Zuneigung in ihm, die er einst für sie gehabt hatte. Mühevoll kam sie auf die Knie, versuchte sich weiter aufzurichten, um ihm entgegen zu blicken. Es war noch immer nicht wirklich bei ihr angekommen, was hier geschah. »Was... soll das?« »Ist das nicht offensichtlich?« erwiderte er trocken. Nur langsam kam sie auf die Beine, leicht nach vorn über gebeugt. Ihr war schrecklich schwindelig, aber nicht zum ersten Mal ignorierte sie ihren Körper. »Nein. Ich... ich verstehe nicht.« »Dann mach ich es einfach für dich. Ich habe mich gegen dich entschieden.« Sie riss ihre Augen auf und plötzlich explodierte ihre Wand. Ihr Atem stockte so hart, sie befürchtete zu ersticken. Sie spürte ihr Herz und spürte es doch nicht. Als wäre es bereits tot. »...Was?!« »Es tut mir leid Robin.« fügte er kalt hinzu. »Ich dachte du wärst es wert zu kämpfen... aber es hat sich herausgestellt, dass du es nicht bist. Du bist wie eine Klette, ständig kurz vorm Aufgeben. Ich hab die letzten Wochen immer wieder Nachrichten bekommen, dass die Marine hinter mir her ist, mir das Ganze nicht abkauft. Und solange du hier bist, werde ich immer so tun müssen, als wäre ich der treue Gefährte der Regierung. Ich dachte, ich könnte für dich kämpfen, aber ich habe gemerkt, dass du mir nicht so viel bedeutest. Die letzten Wochen und Monate habe ich viel nachgedacht und am Ende kam nicht viel dabei raus.« »Das...« flüsterte sie leise, kaum vernehmlich. »...ist doch... nicht wahr...« Sie wollte einen Schritt auf ihn zu machen, aber sie war zu schwach. »Glaub das ruhig, solange du willst.« Er sah sie nicht mehr an, wartete nur noch auf das Marineschiff. »Aber wenn ich dich der Marine ausliefere, ist meine Weste wieder rein. Auf das Geld kommt es mir gar nicht wirklich an; das ist nur ein schöner Nebeneffekt.« »Du… hast gesagt… ich soll an dich glauben…« Nur ein Schulterzucken. »Und du hast die Lüge dankbar geschluckt.« Sie schrie plötzlich, dass es über das ganze Schiff brach. »Ich habe mein Leben für dich weggeworfen!!!« »Da kann ich nur sagen: Pech gehabt.« Jetzt kamen ihr doch wieder die Tränen. Alles in ihr brach mit einem Mal zusammen. Jahre des Kampfes, des Verlustes, der ewige Schmerz, die Einsamkeit, als wäre es niemals anders gewesen. War es ja auch nicht. Sie war ein Narr gewesen, dass sie geglaubt hatte, es würde auch nur ein einziges Mal anders sein. Dass nur ein einziges Mal jemand auf ihrer Seite wäre. Nein... nein, das war nicht wirklich. Das war nicht echt. Sie träumte das nur. Sie kannte diesen Mann, sie wusste doch… sie hatte doch... sie hatte sich doch nicht in so jemanden verliebt. Unmöglich. »Warum? Warum die Marine?!« »Ich kann mir nicht leisten, dass du hinter meinen Rücken irgendwelche Intrigen gegen mich spinnst.« »Intrigen?« die Tränen kullerten nun über ihre Wangen. »...INTRIGEN?! Bist du wahnsinnig geworden?! Du weißt, was sie mit mir machen werden!« Er zuckte nur erneut die Schultern. »Du wirst es schon überleben.« Sie rüttelte an den Seesteinketten, doch es brachte sie nur wieder in die Knie. »...Weißt du nicht mehr, was du sagst?« Sie kreischte nun beinahe ihren Schmerz, ihren Schock heraus und hoffte dann endlich aufzuwachen. Wieder waren Worte in ihrem Kopf. "Glaub an mich". Er machte es ihr wirklich schwer. »ES GING DOCH NIE UM MICH!« Sie ließ den Kopf hängen. »Wenn sie bekommen was sie wollen, ist alles vorbei. Hast du denn das... schon vergessen?« »Vielleicht nicht für denjenigen, der ihnen zum Ruhm verholfen hat.« grinste er. Sie hielt inne. Diesmal stockte ihr Atem so drastisch, dass sie hustete und die Stirn auf den Dielen ablegen musste. Dieser Schmerz, so vertraut. Aber diesmal hielt ihr Herz nicht an. Nein, diesen Gefallen tat es ihr nicht. »....Das... das kann unmöglich real sein...« »Hmpf. Bild dir das ruhig weiter an.« Er zuckte nur die Schultern, wandte sich dann an die anderen. »Denkt dran: verhaltet euch ruhig. Ihr habt nichts zu befürchten. Die interessieren sich gar nicht für eure Kopfgelder.« »...Ich kann mich... doch nicht... so geirrt haben... du... du kannst doch nicht...« Sie schluchzte erbärmlich, aber das störte sie nicht mehr. Es war nicht mehr wichtig, wie schwach sie sich selbst zeigte. Nichts spielte noch eine Rolle. »Du kannst unmöglich so sein... ich... ich habe dich doch... gesehen... dich... erkannt...« Sie spürte seinen Blick heißkalt auf sich, sich in sie bohrend, doch er erwiderte nichts mehr. Aus der Ferne konnte sie das Schiff näher kommen hören. Die Rufe der Seemänner und die brechenden Wellen, der Wind in den Segeln. Sie sah ihm weinend, flehend entgegen. Sie flehte nicht um ihr Leben, sie flehte um ihren Verstand. »...Ich weiß doch, wer du wirklich bist...« Doch er glitt abrupt an ihr vorbei, stahl sich aus ihrem Sichtfeld und ging näher an die Reling, das gegnerische Schiff genau vor sich. Die schwarzhaarige Frau sah von ihm zu dem Schiff und dann war es plötzlich alles blank. Mit einem Mal hörte sie Schreie, Hilferufe und Beschimpfungen. Beinahe wären ihre Augen nach innen gerollt, aber sie ließ es nicht zu, ließ nicht zu, dass sie sich aus der Affäre stahl. Ihr Überlebensinstinkt setzte ein, aber er war schwach, schwächer als jemals zuvor. Schließlich war das Marineschiff so nahe, dass es andockte. Es stand schräg zu seinem Schiff, damit die Kanoniersluken nicht allzu bedrohlich aufeinander zeigten. Die Männer in Weiß waren zu vorsichtig, um einen Konflikt zu provozieren. Auf dem Schiff salutierten alle Seemänner, an der Spitze drei Offiziere. In der Mitte ein älterer Herr, gedient und mit grauem Haar und Bart. Eine einfache, weiße Mütze auf seinem Kopf, der Bauch üppig, die Arme kräftig. Sein Auftreten war ruhig und gleichsam analytisch. Er konnte ihm gefährlich werden, das wusste Crocodile. Daneben ein jüngerer Mann, Ende zwanzig mit blonden, struppigen, wuscheligen Haaren und ebenso gelben Augen. In seinem Gesicht sah man die Abscheu, den Zweifel. Er roch eine Finte, dessen war er sich sicher. Der Dritte war ein kurzer, schlanker Mann Mitte dreißig, die Uniform ordentlich zugeknöpft, ohne überflüssige Falten, die Miene ernst, aber seltsam gelangweilt. Es war offensichtlich, dass er diese Prozedur schon etliche Male hinter sich gebracht hatte und es ihn mittlerweile langweilte. Nochmals salutierten die drei Offiziere höflich, dann ging der Dienstälteste einen Schritt nach vorn und nickte seinem Gegenüber auf dem Piratenschiff ehrfürchtig entgegen. »Sir Crocodile. Oberst Masala führt die Flotte an.« Er verbeugte sich kurz, der Blick sachlich, ehe er auf den blonden Mann links von sich zeigte. »Offizier Hayuken…« Schließlich deutete er zuletzt auf den brünetten Offizier rechts von ihm. »…und Offizier Esche begleiten mich.« »Und was interessiert mich das?« kam es prompt von Crocodile, der mehr als nur genervt wirkte. Nach einem Räuspern fuhr Masala fort. »Im Namen des Hauptquartiers, der Marine als Ganzem und der Menschheit möchte ich meinen Dank für Ihre Kooperation aussprechen. Es ist außerdem…« »Komm zum Punkt.« knurrte er bedrohlicher, verengte die Augen. »Ich hab nicht ewig Zeit!« Hayuken, der blonde Offizier knurrte leise, murmelte so leise, dass er es kaum verstand. »So etwas…« Dann hob er den Blick und musterte Crocodile skeptisch, fast schon überheblich. »Wie ich sehe, habt Ihr ja bereits gute Arbeit geleistet…« »Habt ihr etwas anderes von mir erwartet?« »Hmpf.« Er verschränkte die Arme, während sein Vorgesetzter seinen Männern ein Zeichen gab. »Bringt die Planke!« Sofort waren die Matrosen bereit und hievten eine breite, stabil wirkende Planke an, die sie zwischen die beiden Schiffe platzierten und festbanden. Zur gleichen Zeit musterten die Offiziere die Mitglieder des Piratenschiffes. Hayukens Blick war besonders penetrant und pendelte immer wieder zwischen Robin und Crocodile umher. Ihm ging das alles zu glatt. Sein Kamerad schlurfte währenddessen an ihm vorbei, auf die Planke zu. Esche war dafür eingeteilt worden Nico Robin persönlich abzuholen. Gerade als der brünette Offizier die Planke betrat und herüber lief, wandten sich Hayukens Augen wieder auf den groß gewachsenen Pirat mit der fetten Narbe im Gesicht. »Eine Frage habe ich dennoch...« Genervt winkte Crocodile ab. »Was denn jetzt noch?!« Er ließ sich nicht beirren, analysierte ihn weiter. »Was macht ein Verbündeter der Regierung mit einer Frau wie Nico Robin?« Alles, was er erntete, war ein breites, böses Grinsen. »Was würdest du mit einer hübschen Frau machen, die sich dir an den Hals wirft?« Hayuken rümpfte die Nase. »Soll das ein Scherz sein?« »Sehe ich so aus als scherze ich gerne?« kam es wieder böser, drohender. »Ich liefere sie euch aus, also macht euch keine Sorgen über meine Loyalität. Sie war ne Zeit lang nett, hat Spaß mit ihr gemacht. Aber inzwischen ist sie langweilig geworden. Außerdem...« Und nun schmunzelte er gehässig. »Ist das Geld, das ich für sie bekomme mehr wert als ihre Fähigkeiten im Bett.« Gelangweilt verschränkte Crocodile die Arme und beachtete Robin gar nicht, die in diesem Moment von dem Offizier hochgerafft wurde. »Bringt das Gold nach Arabasta in mein Casino. Ich werde es dort zu gegebener Zeit abholen.« »Wie Sie wünschen, Sir Crocodile.« klang es erneut ehrfürchtig und sachlich vom Oberst Masala. »Gut, dann haben wir einen Deal.« »Hmpf.« Hayuken verschränkte unzufrieden die Arme, noch immer sein Gegenüber musternd. Esche stieß Robin indessen etwas nach vorn, so dass sie ins Schwanken kam und er sie festhalten musste, dass sie nicht wieder zu Boden ging. Er schnaufte etwas. Sie war zwei Köpfe größer als er und fast bewegungsunfähig. Es machte die Sache nicht leichter, dass sie plötzlich begann sich zu wehren, an ihren Fesseln zu rütteln und sich gegen den Offizier zu werfen. Ihre Stimme war leise, gebrochen, fast besiegt. Aber ein letzten Quäntchen Stärke ruhte noch in ihr. »Nein...« flüsterte sie. »Nein, nein, nein...« dann streckte sie Esche zu Boden und rannte. Sie rannte einfach drauf los, ohne wirklich hinzusehen, wohin sie rannte. Direkt auf Crocodile zu. Da war Wut und am liebsten hätte sie ihm zugebrüllt, dass sie ihn hasste. Sie wollte ihm Hass zeigen, mit den Augen in ihn hinein feuern, aber sie konnte nicht. Vor ihm blieb sie stehen, sah zu ihm auf und da war nichts weiter, als Leere. Kein Hass. Nicht einmal annähernd. Esche kam hinter ihr hergelaufen und keuchte etwas. Er war nicht unbedingt der Fitteste. Er packte ihre Fesseln und zerrte sie zurück, dass ihre Beine für einen Moment den Halt verloren und in der Luft schwebten. Sie drückte sie weiter durch, doch Esche hielt sie diesmal, bis sie brüllte. »NEIN! BEIM TOD MEINER MUTTER! NEIN!« Fast hätte sie sich wieder befreit, doch Esche drückte sie fester, bis die Fesseln sich in ihr Fleisch schnitten und sie fast ohnmächtig wurde. Ihr Kopf fiel leicht zurück und wieder stolperte sie. »...Nein... das... kann ich nicht zulassen... ich habe... ich habe es doch... versprochen...« Knurrend, völlig außer Atem zog Esche sie Richtung Planke und zerrte sie schließlich von seinem Schiff. Seine Stimme klang mehr als nur wütend. »Ihr Piratenpack macht mich so krank. Wenn es nach mir gänge, könntet ihr alle im Wasser ersaufen, dass ihr so liebt.« Crocodile, der die Arme verschränkt hatte, blickte ihr nur ausdruckslos nach. Er hatte keine einzige Rührung auf ihren verzweifelten Befreiungsversuch gezeigt. Abwehrend, kalt und unbarmherzig stand er noch immer da und schaute ihr dabei zu, wie sie abgeführt wurde. »Beeil dich, Esche. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!« tönte es jetzt auch noch von seinem blonden Kollegen. »Sei doch still. Wer muss denn hier die Drecksarbeit machen, huh? Jede Woche derselbe Mist. Es geht mir so auf die Nerven.« Er griff nach ihrem Nacken und drückte ihren Kopf zurück, den Hals zwischen seinen Fingern, als wollte er sie erwürgen. »So ein hübsches Mädchen, aber weißt du was, du widerst mich an.« Robin konnte gar nicht mehr antworten. Sie sah kaum noch die Planke vor sich, konnte kaum einen Schritt machen ohne fast auszurutschen. »Ich habs echt so was von satt!« Diesmal gab er ihr einen heftigeren Stoß, dass sie nach vorn stolperte und an der Kante hastig um Gleichgewicht kämpfte. Ihr Kopf fiel nach vorn und für Sekunden blieb sie einfach nach vorn gebeugt an der Kante hängen. Ihr müder Blick richtete sich auf die Wasseroberfläche. So ruhig, voller Geheimnisse und Gefahren. Und mit einem Mal war ihr Innerstes verstummt. Sie schloss die Augen, spürte noch, wie Esche sie versuchte festzuhalten, aber es war bereits zu spät. Sie fiel. Und als das kalte Wasser sie umschloss, fühlte sie sich fast, als wäre sie endlich Zuhause angekommen. Sie hörte die Rufe oberhalb gar nicht mehr. Sie war frei. »VERDAMMTE SCHEIßE!« brüllte Esche ihr nach. Hayuken rannte sofort zur Reling und stierte nach unten. »Was zum?!« Auch die restlichen Soldaten taten es ihm gleich und sie alle starrten hinab in das tiefschwarze Wasser. Dann begann der blonde Offizier sie anzubrüllen. »Los! Ihr nach, sofort!« Esche stand noch immer auf der Reling und brüllte den Soldaten ebenfalls zu. »Auf keinen Fall! Hier gibts Haie. Bist du wahnsinnig?!« »Schnauze Esche!« keifte er ihn an. »Bist DU wahnsinnig?! Diese Frau haben wir 20 Jahre lang gesucht! Ich denke gar nicht daran, sie an die See abzugeben!« dann brüllte er seine Mannschaft an. »Los! Sofort ihr nach!« »Ich werde doch nicht jemanden aus der Mannschaft opfern, um die Schlampe aus dem Wasser zu ziehen!« Sein Kamerad zeigte ihm den Vogel. »Gehts noch?« »GUT!« Wütend riss er sich den Mantel aus und warf seine Schuhe zur Seite. »Wenn keiner von euch den Mut dazu hat, dann werde ICH das eben erledigen!« »Hayuken.« kam es in der ruhigen, aber kräftigen Stimme seines Vorgesetzten. »WAS IST?!« Sein Blick war ruhig und doch voller Geheimnisse. »Esche hat Recht. Du weißt, dass es hier Hai gibt. Außerdem wirst du niemals schnell genug sein, ihr nachzukommen. Teufelsfruchtbesitzer sinken wie Stein im Wasser.« »Also WAS?! Lassen wir sie ersaufen und das wars?!« Esche kam zurück auf das Marineschiff und stellte sich wieder auf seinen Posten. »So bekommt sie genau das, was ihr zusteht.« »Was ihr zusteht ist eine gerechte Strafe und nicht ein schneller Tod!« »Sie wird langsam ersticken.« Der Hauch eines gehässigen Grinsens legte sich auf die Miene des brünetten Offiziers. »Wenn ich daran denke, wie viele gute Männer ihr zum Opfer gefallen sind, wie viele in den Fluten durch sie bereits ertrunken sind, dann halte ich das für genau die richtige Strafe.« »Grrrrrr!« Der blonde Offizier wandte den Blick nun schnaubend zu Crocodile. »...DU!« Dieser blickte ihm nur gelangweilt entgegen. »Was ist? Werde ich nun dafür verantwortlich gemacht? Dafür, dass die Marine nicht aufpassen kann und ihre Gefangenen ertrinken lässt? Also bitte…« »Tu nicht so scheinheilig! Diese ganze Situation war von Anfang an komisch! Du willst uns verarschen!« »Wie bitte?!« Drohend kam er einen Schritt auf ihn zu, obwohl sie noch immer die Planke trennte. »Hab ich sie etwa geschubst oder was?!« »Warum war jemand wie Nico Robin überhaupt in Ihrer Crew, Sir Crocodile!« Er ging darauf ein, kam ebenfalls einen Schritt auf ihn zu und bleckte die Zähne. »Ihr müsst gewusst haben, wer sie ist! Gewusst haben, dass wir sie suchen!« »Ich hab sie euch ausgeliefert, oder? Was wollt ihr noch?« »Grrrr!« Hayuken musste sich zusammenreißen ihn nicht zu beleidigen. Er war vollkommen außer sich. »Ja und jetzt sinkt sie auf den Grund des Meeres!« Nun tat Crocodile noch einen Schritt nach vorne und wurde ungehaltener. »Was willst du von mir? Ich kann nichts dafür, dass ihr zu blöd seid eure Gefangenen richtig zu behandeln! Ich hab sie euch ausgeliefert und damit hat sichs. Ich will mein Geld!« »Wie sollen wir das beweisen ohne ihren Körper zu haben, huh?!« Esche knurrte nun ebenfalls, er war mehr als nur ein bisschen genervt von dieser Situation. »Kriegt euch doch endlich mal ein.« Darauf knurrte der Pirat lauter. »Ihr wollt ihren Körper? Tss, dann taucht doch nach ihm. Ich mach das jedenfalls nicht! Und ich habe sie euch verdammt noch mal LEBEND ausgeliefert, das heißt ich bekomme auch mein Geld! Wagt es nicht mit mir zu feilschen! Ist es meine Schuld, dass die Marine aus ein paar Idioten besteht, die nicht mal auf ihre Gefangenen aufpassen können?!« »Hüte deine Zunge, du dreckiger Pirat!« »Hayuken...« mahnte sein Vorgesetzter, doch er schien ihn nicht zu erreichen. Esche ließ seine Haltung etwas locker. »Dem würde ich ausnahmsweise mal zustimmen.« »Dreckiger Pirat?! Willst du mich verarschen du Wurm? Ich arbeite mit euch zusammen! DU solltest MIR Respekt entgegenbringen!« Darauf begann Esche zu lachen. »Du meinst so wie du uns respektierst? Das ist ja lächerlich.« »Grrr...« Der blonde Offizier wollte gerade noch etwas erwidern, als sein Kommandant ihn zur Seite schob. »...Ganz ruhig, Sir Crocodile. Wir wollen keinen Streit über so etwas vom Zaun brechen...« »Fein.« Abweisend verschränkte er die Arme. »Dann versichert mir, dass ich mein Geld bekomme.« »Kommandant, wollen Sie dem Kerl wirklich das Gold geben?« Esche klang nicht sehr begeistert. Doch der ältere Mann blickte nur weiter zu Crocodile, die Stimme tief und bestimmt. »Ihr müsst zugeben, dass es ungewöhnliche Umstände sind. Ich muss das erst mit meinen Kollegen bereden. Deswegen kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt lediglich 70% zusprechen.« »70%? Wegen eurer Inkompetenz?!« »Hey, pass auf was du sagst!« Der Kerl machte Esche sowas von wütend. »Das ist alles, was ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt versprechen kann. Wir werden Sie kontaktieren, wenn wir Genaueres wissen.« »Fein!« Schaubend löste er seine Arme und stampfte davon. »Aber ich versichere euch, das wird ein Nachspiel haben, wenn ihr mir nicht die gesamte Summe überweist!« »Grrr... mieser... geldgieriger…« Hayuken spuckte noch immer Gift und Galle, doch Oberst Masala gab ihm und Esche einen warnenden Blick. »Wir haben hier nichts mehr zu verlieren. Holt die Planke ein, wir reisen ab. Und Hayuken... zieh dich wieder an, wir sind nicht am Strand.« »Aber Oberst Masala!« »Los!« Zähne knirschend sammelte der blonde Mann seine Sachen zusammen und stampfte davon, während die Matrosen eifrig die Segel setzten und den Kurs neu bestimmten. Esche atmete erleichtert aus. Endlich weg hier, von diesem Zirkus. Als Crocodile aus dem Augenwinkel bemerkte, dass das Marineschiff ablegte, wandte er sich an Paula und Jazz, die vollkommen ausdruckslos neben ihm standen. »Los, holt den Anker ein und setzt die Segel!« Gehorsam taten sie es sogleich und Gal hastete in die Rahen, um Paula bei ihrer Arbeit zu helfen. Nur einmal blickte Crocodile zurück auf das große Schiff, betrachtete die Soldaten, die wie Lemminge durch die Taue wuselten. Dann wandte er sich um und verschwand unter Deck. Die Minerva gewann langsam an Fahrt, es dauerte erheblich länger, da sie im Gegensatz zum gegnerischen Schiff den Anker einholen mussten. Erst als er in seiner Kajüte das Schäumen und Brechen der Wellen am Rumpf des Schiffes hörte, atmete er erleichtert aus. Sein großer Körper krachte gegen die Tür, lehnte sich an ihr und sank langsam an ihr herab. Erst jetzt ließ er all das heraus, was er zuvor versteckt hatte. Sein rasender Puls, der rasselnde Atem, die Kopfschmerzen, die Schuldgefühle, das Zittern seiner Hand. Fast panisch krallten sich seine Finger in sein Haar, rissen an ihm, damit der Schmerz ihn bei Verstand hielt. Doch alles, was er sehen konnte, war ihr Gesicht vor sich. Der verzweifelte Blick, die Angst und der Glaube an ihn. Es schnürte ihm die Kehle ab. Doch er nahm es dankbar in Kauf. Der Schmerz tröstete ihn, machte ihm klar, dass er das Richtige getan hatte. Es war seine Schuld, seine Last und sein Lohn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)