Kaizoku no Baroque von Alma (II. Der salzige Wind der See) ================================================================================ Kapitel 19: Verzweiflung ------------------------ Ohne auf ihr Umfeld zu achten, bahnte Robin sich einen glühenden Pfad zu ihrer Kabine, die sie sich bis zu diesem Tag noch mit Crocodile geteilt hatte. Doch das würde sich nun ändern. Der Gedanke mit ihm in einem Bett zu schlafen, widerstrebte nicht nur ihrem bewussten Selbst. Auch ihr Unterbewusstsein schrie schon die ganze Zeit aus Protest auf. Vor allem weigerte es sich zu akzeptieren, was sie bereits ahnte. Sie wollte bleiben. Sie wollte es, aber das hieß noch lange nicht, dass sie es tun würde. Das bemerkte sie vor allem an den Schmerzen in ihrer Brust, die sie nur wieder daran erinnerten, was kurz vor Suimin passiert war. Sie war ja so viel schwächer, als sie immer gedacht hatte. Psychisch so labil, dass es sie wunderte, dass sie noch aufrecht ging. Ihre Wut und ihre Verzweiflung trieben sie an, trieben sie dazu die Tür aufzustoßen und wieder hinter sich ins Schloss fallen zu lassen. Allein das Stehen in diesem Raum setzte ihr zu, erdrückte sie. Sein Geruch, der sich mit ihrem mischte, seine Präsenz, nicht nur in ihrem Kopf, sondern auch in ihrer Umgebung machte sie schier wahnsinnig. Hastig griff sie sich ein paar Sachen, einige Bücher und flüchtete sich dann in eine der freien Kabinen. Sie suchte sich ausgerechnet Irokos altes Zimmer. Hier hatte sie das Gefühl von jemandem umrundet zu sein, der diesen ganzen perversen Plan niemals mitgemacht hätte. Oh ja, es tat gut zu wissen, in einem Bett schlafen zu können, das einem Menschen gehört hatte, der Verrat niemals in Betracht gezogen hätte. Das war aber nur ein winziger Tropfen auf ihrem heißen Stein. Kaum war diese Tür zugefallen, brach sie auf Irokos Bett zusammen und begann bitterlich zu schluchzen. Alles in ihr brannte. Die Wut, der Schmerz, die unendliche Enttäuschung. Wieder und wieder stellte sie sich die Frage, warum er ihr das angetan hatte und jedes Mal bekam sie seine Antwort. "Ich habe keinen anderen Weg gesehen, um dich zu schützen". Bullshit. Schreiend schlug sie auf die Matratze unter sich und vergrub ihr Gesicht in der Decke, wäre am liebsten daran erstickt. Sie wollte ihm wirklich weh tun. Das war keine Floskel gewesen. Sie wollte ihn würgen, bis er tot umfiel. Wollte ihn schlagen, bis ihre Hand nicht mehr dazu fähig war. Wollte ihn umbringen. Doch der Gedanke allein brachte sie nur wieder zum Lachen. Natürlich. Crocodile umbringen. Sie machte sich doch lächerlich. Sie könnte ihm niemals körperlichen Schaden zufügen, das hätte sie nicht über das Herz gebracht. Davon abgesehen, dass sie viel zu schwach war. Sie hasste diese Welt, mehr als jemals zuvor. Sie hatte ihm vertraut. Sie hatte ihm Vertrauen entgegengebracht und er hatte es zerschmettert. Sie hatte sich ihm anvertraut, hatte sich wohl gefühlt und geglaubt er würde sie so nehmen, wie sie war. Und Crocodile hatte sie belogen, sie hintergangen und verraten. Aus Liebe. Aber glaubte sie das? Konnte sie das überhaupt noch glauben? Sie wusste längst nicht mehr, was echt war und was nicht. Welche seiner Worte in die Realität gehörten und welche in die Hölle. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn unter ihrer Haut gespürt und sie hatte wirklich dagegen gekämpft, sich schwerlich bemüht ihn aus ihrem Kopf und vor allem aus ihrem Herzen zu bekommen. Hatte ihr Körper schon damals gewusst, dass er sie einmal vernichten würde? Hätte sie es nicht gleich sehen müssen? Dann waren die Gerüchte über ihn doch wahr? Die Gerüchte über das Monster? Und der Mann, den sie gefunden hatte, war nichts weiter als eine Illusion, hervorgerufen von einem verliebten kleinen Mädchen? Erneut schrie sie sich das Leid aus der Brust, aber der Schmerz rann immer wieder nach und vernebelte ihren Blick. Gott, sie liebte ihn so sehr, sie wollte sterben. Der Gedanke allein, dass das heute, die letzten Wochen sein Ernst waren, brachte sie dazu aufgeben zu wollen. Wie konnte er ihr das antun? Wie konnte er ihr das Einzige nehmen, auf das sie stolz war? Ihren Namen, ihre Vergangenheit, den Namen ihrer Mutter. Wer glaubte er, wer er war, dass er einfach über ihren Tod entschied? Einziger Ausweg? Es hätte hunderte gegeben. Und wenn sie kämpfend Seite an Seite gestorben wären. Dieser Gedanke ließ sie inne halten. Nein. Sie wären nie Seite an Seite gestorben. Sie selbst wäre am Leben geblieben, so lange gefoltert, bis sie ihre Geheimnisse ausgeplaudert hätte. Und wenn die Marine schlau wäre, würde sie die Crew gleich mitfoltern, um ihr Geständnis zu erzwingen. Über kurz oder lang hätten es so enden müssen. Aber wenn Nico Robin tot geglaubt wurde und sie als eine andere Frau an Crocodiles Seite auftauchte, dann vielleicht… Nein! Wütend schlug sie sich selbst gegen den Kopf. Sie hasste ihn dafür, dass er so arrogant war über ihr Leben entscheiden zu wollen. Sie war nun einmal Nico Robin und das ganze Versteckspiel würde irgendwann auffliegen. Spätestens wenn der blaue Fasan nach ihr zu suchen begann. Dieser ganze Zirkus hätte dann nichts gebracht. Rein gar nichts! Und doch stockte sie wieder. Sie könnte die Chance nutzen. Sie könnte unentdeckt bleiben, das Rio Poneglyph finden und dann mit der Wahrheit heraus platzen, wenn die Marine nicht damit rechnete. Sie könnte an seiner Seite sein, mit all den anderen die Ozeane befahren. Auch wenn sie es in ihrer Vergangenheit niemals versucht hätte, so war sie jetzt in diese Situation gestoßen. Tränen füllten ihre schweren Augen und sie biss sich auf die Unterlippe. Konnte sie das? Konnte sie ihren Stolz, ihre Identität so einfach hinter sich lassen? Konnte sie vergessen, was heute passiert war? Konnte sie es ihm verzeihen? Dass er ihr das Herz ausgerissen und dann versucht zu nähen hatte? Dass er über ihren Kopf hinweg entschied, über Sachen, die eigentlich nur sie etwas angingen? Konnte sie ihn jemals wieder berühren, in die Augen sehen, lieben mit diesen Hintergedanken? Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht gänzlich in ihrem Kissen, ehe sie der Sauerstoffmangel schwindlig machte und schmerzhaft in ihrem Hals stach. Er liebte sie? Konnte sie ihm das glauben? War er dazu überhaupt noch im Stande? Sollte sie irgendetwas glauben, von dem was er sagte? Liebe. Sie hatte das Gefühl sie wisse nicht, was das war und doch wusste sie es ganz genau. Wie krank sie einen machen konnte, wie ungerecht und pervers sie sein konnte. Wie sehr sie weh tat, wie viel man für sie aufgab, wie man für sie Menschen hinters Licht führte. So wie sie zwei Monate lang auf der Suche nach Pluton. War es wirklich so schwer zu verstehen, was ihn dazu getrieben hatte? Konnte sie es sich wirklich nicht vorstellen, dass er – gerade er – auf solche abstrusen Gedanken kam? War es so schwer nachzuvollziehen, dass er sie wollte, ohne verfolgt zu werden? Eine kalte Hand griff nach ihrem Herz und quetschte sie schmerzhaft zusammen, dass sie zu wimmern begann. Konnte Crocodile wirklich so weit gehen, für sie? Nachdem er Elisa überstanden hatte? Nachdem sie ihn verraten hatte? Nachdem er wusste, worauf er sich einließ? Waren seine Gefühle ihm wirklich so unwichtig, dass er sie lieber ziehen ließ, lieber starb, als sie ihrem Schicksal zu übergeben? Konnte sie das wirklich glauben? Konnten seine Worte wirklich echt sein? Sie fuhr im Bett auf und raufte sich das Haar, die Augen weit aufgerissen. Was sollte sie glauben? Was wollte sie glauben? Wer war Crocodile wirklich? War er der Mann, den sie liebte? Oder war von diesem nur noch ein Monster übrig, dass sich heimlich immer wieder einer Illusion bediente, um sie hinters Licht zu führen? Am liebsten wäre sie gleich wieder zu ihm gegangen, um ihn weiter auszuquetschen. Aber sie konnte nicht. Sie traute sich ja selbst kaum noch etwas zu. Wie sollte sie etwas in ihm erkennen, etwas glauben, wenn sie nicht in der Lage war Echt und Falsch auseinander zu halten? Weinend warf die irgendwelche Gegenstände durch den Raum und wünschte sich plötzlich wieder in ihrer Kabine zu stehen und das Gleiche mit seinen Sachen zu machen. Einfach alles zu verwüsten, ihrem Zorn ein Sprachrohr zu geben. Selbst wenn sie die Prämisse akzeptierte, dass er jetzt in diesem Moment ehrlich zu ihr war, konnte sie das nicht einfach hinnehmen. Er hatte sie willentlich verletzt, er hatte sie mit voller Absicht in das Messer laufen lassen. Hatte es hingenommen, dass sie ihn hasste, dass sie verschleppt wurde. Für seine unsagbare Selbstgefälligkeit konnte sie ihm den Kopf abreißen. Alles hätte so verdammt schief gehen können. Was wenn Kuzan persönlich erschienen wäre? Er war doch immer hinter ihr her. Irgendwann würde er hier auftauchen um herauszufinden, warum sie bei Crocodile gewesen war. Und er würde sie genau hier finden. Kontrollfreak. Aber das hatte er nicht beachtet. Wie auch, wenn sie es ihm nie verraten hatte? Sie ließ die Schuldgefühle nicht zu, die sich kurz andeuteten und stampfte sie in den Boden. Ja, Crocodile hatte alles geplant. Wahrscheinlich hatte er sich sogar genau diese Koordinaten heraus gesucht, wo die Marineflotte sie treffen sollte. Nicht sehr tief, ein gefährliches Gewässer mit Haien und höchstwahrscheinlich hatte er sich sogar den Tag ausgesucht und auf die Intensität des Mondlichts geachtet! Wahrscheinlich hatte er Bon sogar jedes Wort zum Auswendiglernen gegeben! Schluchzend sank sie in sich zusammen, klammerte sich um ihren Körper und schrie in ihr Kissen hinein. Bon. Er hatte das alles nur für sie gemacht? Sie hatte überhaupt nichts gemerkt. Wie schlimm musste das wohl für ihn sein? Sie vermisste ihn und gleichsam hasste sie ihn dafür, dass er ihr das antat. Er hatte sie eigenhändig geschubst! Das war auch geplant gewesen, nicht wahr? Jedes einzelne Detail geplant und doch noch immer nicht genug! Es tat gut sich in dem Zorn zu verlieren. Den Zorn darüber, wie er sie die letzten Wochen gequält hatte. Wie er die weiche Robin in ihr zerstückelt hatte, bis sie sich in einer dunklen Ecke in ihrem Kopf verkrochen hatte und nicht wusste, ob sie jemals wieder hervorkommen konnte. Sie hatte gerade erst angefangen sich selbst zu entdecken und er verbarrikadierte alle ihren Türen in einem Schwung. In all der Wut und dem Chaos hörte sie ihre Stimme. Die Stimme einer Robin, die sie kaum wiedererkannte. Sie zitierte ihn, zitierte seine Worte über und über. "Glaub an mich". "Glaub an mich." Es machte sie wieder wütend. Hatten diese Worte sie besänftigen sollen? Was wäre gewesen, wenn sie wirklich an ihn geglaubt hätte? Hätte die Szene dann nicht genauso geschauspielert gewirkt? „Glaub an mich“. Ja, das hatte sie und es hatte sie noch mehr zerstört. Wie konnte sie ihm je wieder irgendetwas glauben? Woher sollte sie wissen, dass das gesamte Gespräch eben nicht auch nur ein Schauspiel zu ihren Gunsten gewesen war? Jedes einzelne Wort genau einstudiert. Dennoch kam sie nicht umhin es aus seiner Sicht zu betrachten. Wenn er sie wirklich liebte und ihr all das nur vorgespielt hatte… wie musste er sich gefühlt haben? Er hatte gelitten, nicht wahr? Es hatte ihm weh getan. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Er hatte all das nur für sie getan. Oder bildete sie sich das nur ein? Wollte sie das nur glauben? Dennoch, der Gedanke setzte ihr zu. Es kratzte an ihrer Liebe für ihn, die sie noch immer quälte. Er hatte all ihr Vertrauen aufs Spiel gesetzt, hatte ihr alles genommen, was sie besaß. Und dennoch musste sie immer wieder daran denken, was er gesagt hatte. Er würde für sie sterben, sogar durch ihre eigene Hand. Er hatte ihre Schläge über sich ergehen lassen, hatte sie beinahe genossen. Unter anderen Umständen hätte ein Schlag ihrer Hand in sein Gesicht seinen unbarmherzigen Zorn auf sie gezogen. Dieses Mal nicht. Warum? Konnte sie ihm wirklich glauben? Dass all das nur aus Liebe geschehen war? Für sie? Ein so großes Opfer? Ein so langer, mühseliger Plan? So viel Schmerz und Leid und Verzweiflung? Noch lange quälten sie solche Gedanken, riss sie das Für und Wider hin und her, als würde das Schiff in einen heftigen Sturm kommen und jedes Mal nur knapp dem Kentern entgehen. Wie ein Wurm am Haken wand sie sich und selbst noch im Schlaf peinigten sie die Ereignisse. Immer wieder schreckte sie auf und zitterte. Immer wieder schlief sie unter der Schwere ihrer Tränen ein und wachte schluchzend wieder auf. Nicht nur einmal wünschte sie sich, sie wäre wirklich ertrunken. Es wäre so viel einfacherer gewesen als das Jetzt. Sie hätte Ruhe gefunden und Schlaf. Nun jedoch konnte sie der Realität nicht mehr entfliehen. Es brannte überall in ihr als hätte sie Feuer gefangen. Es brachte nichts es löschen zu wollen, denn es entfachte immer wieder, loderte leise und höhlte sie innerlich aus. Sie war erschöpft, viel erschöpfter als jemals sonst in ihrem Leben. Selbst Suimin war keinen Vergleich mehr wert. Crocodile hatte ganze Arbeit geleistet. Sie fühlte sich, als würde sie wirklich sterben. Und sie wollte es auch. Doch jedes Mal, wenn sie es in Betracht zog, schmetterte sie neuer Schmerz zu Boden und nahm ihr die Kraft solche Gedanken zu Ende zu bringen. Dann übermannte sie erneut die Angst vor dem Tod. Angst vor einem ähnlichen Schicksal wie der Geist von Omoide es ereilt hatte. Es war die reinste Hölle. Sie bekam nur beiläufig mit, wie der Morgen anbrach. Die Geräusche von außerhalb der Tür zogen wie Schemen an ihr vorbei, peinigten sie in ihrem Halbschlaf. Sie hörte das Klacken hoher Absätze auf dem Flur. Leise Musik dröhnte aus dem Radio in der Kombüse, sie hörte das Zischen der Bratpfanne und das Fiepsen des Wasserkochers, roch Eierkuchen und Omelette, hörte die Köchin im Raum neben ihr zur Musik im Radio summen. Da war auch Gals Stimme, die sich mit ihr unterhielt, aber Robin konnte keine genauen Worte ausmachen. Was sie jedoch ausmachen konnte, war die Freiheit des Gesagten, die Mauer, die nicht mehr vorhanden war. Der Stein, der von ihren Herzen gefallen und im Meer versunken war. Dieser Fakt ließ sie noch mehr in ihre Laken sinken. Sie versteckte sich unter der schweren Bettdecke und Kissen, um nichts mehr davon zu hören. Lügen. Alles bloß Lügen. Sie konnte sich nicht mehr auf sich selbst verlassen. Ihre Wahrnehmung hatte sie so oft getrügt, wie konnte sie ihr jetzt glauben? Weitere Zeit verging. Jemand klopfte an ihre Tür und sagte etwas, doch Robin ignorierte es, hörte gar nicht zu. Die Person ging und irgendwann, viel später kam eine andere. Auch dieses Mal webte sich Robin in Schweigen, versuchte ihre Außenwelt zu verbannen. Doch die Geräusche und Gerüche folgten ihr den gesamten Tag über. Paulas Stimme, Umas Stimme, Mikis Schritte und Gals leises Murmeln. Der Geruch von Pilzen und Fleisch, von Fisch und Apfelkuchen. Ihr wurde schlecht und sie war froh, dass sie sich nicht auch noch übergeben musste. Sie verfiel erneut in einen Halbschlaf, der ihr keine Ruhe brachte. Als sie die Augen wieder öffnete, war es dunkle Nacht und ein Teller mit Essen stand direkt an der Tür nach draußen. Daneben stand ein Zettel auf dem „Es tut uns leid“ stand. Angeekelt drehte sie diesem Anblick den Rücken zu und begann wieder zu weinen. Wie schön, dass es ihnen Leid tat. Sie hatten es doch getan und hatten gewusst, was sie ihr damit antun würden. Noch nie hatte sich jemand für einen Verrat entschuldigt, aber das machte es nicht sehr viel besser. Es ging doch nur wieder von Vorne los. Es würde wieder gleich enden. Sie wollte das nicht noch einmal. Sie konnte ihnen nicht vertrauen. Nicht noch einmal. Robin versuchte zu schlafen, doch es gelang ihr nicht. Jedes Mal wenn sie ihre Augen schloss, sah sie sein lachendes, hämisches Gesicht. Als wollte er ihr nur wieder einreden, dass sie alles missverstanden hatte. Dass er sich einen Dreck um sie scherte und das hier nur ihre Strafe für ihren Betrug war. Und wenn sie dann die Augen öffnete, roch sie Iroko, dachte kurzzeitig an Toshi-o-Toru und daran, wie Crocodile sie beschützt hatte. Konnte sie wirklich leugnen, dass seine Crew ihm wichtig war? Und wenn das stimmte, wie konnte dann alles andere falsch sein? Das ergab doch kein Bild mehr. Kaum hatte sie diese Stelle erreicht, kam die Wut zurück und dann die Müdigkeit. Es war ein unendlicher Regress. Dabei wollte sie doch nur Ruhe. Endlich Ruhe… ~ ~ ~ Fast zwei ganze Tage hatte sich Robin nun schon in Irokos Kabine verschanzt. Niemand durfte eintreten oder sie stören, nur wenn es um das Essen ging. Crocodiles Anweisungen. Aber den hatte sie auch schon ewig nicht mehr gesehen. Uma wurde immer unruhiger. Sie konnte ihre Beine kaum still halten. Den ganzen Tag über lauerte sie vor Robins Tür und wartete nur auf einen Moment einzutreten, zumindest zu klopfen und bekam es dann mit der Angst zu tun. Sie wollte dem Mädchen doch nur helfen, wollte mit ihr reden, ihr ein Ohr zum Zuhören leihen. Sie wollte keinen Streit, sondern ihr nur erklären, was in ihr vorging. Ihr sagen, dass es nicht leicht gewesen war, dass sie Schuldgefühle hatte und dass sie sich um sie sorgte. Doch Anweisung war Anweisung und sie hatte Angst Robin damit nur noch mehr zu verängstigen. Wütend verschwand sie wieder in ihrer Kabine und fluchte leise. Sie hatte diesen Plan von Anfang an nicht gemocht, wusste dass er nach hinten los ging. Sie hatte es ihrem Boss mehr als einmal gesagt, doch seine Antwort war immer die Gleiche gewesen. Es war ihm egal gewesen, wenn er dadurch ihren Hass auf sich zog. Er wolllte ihr eine Chance geben, selbst wenn er dabei drauf ging. Das versuchte sich auch Uma klar zu machen. Der Plan hatte nie das Ziel gehabt, dass Robin bei ihnen blieb. Crocodile wusste, dass sie gehen würde und es war ihm egal gewesen. Sie musste das akzeptieren, es war sein Wunsch gewesen. Doch das hieß nicht, dass sie es so leichtfertig aufnehmen konnte. Uma wollte sich entschuldigen, wollte Robin einfach alles erzählen. Die Reue fraß sie von innen auf und trieb sie an zu handeln. Doch die rothaarige Frau hielt sich zurück. Sie musste es einfach, wenn sie Robin nicht noch mehr weh tun wollte. Miki versuchte sie so gut es ging abzulenken, aber er musste es schnell aufgeben. Uma wackelte unkontrolliert mit den Beinen, sobald sie sich hinsetzte und sobald sie aufstand, marschierte sie im Kreis. Das Ungesagte raubte ihr das letzte bisschen Verstand. Ihr Partner konnte es verstehen. Auch ihn plagte es und er konnte es nicht einmal zeigen. Es tat ihm weh, Robin so zu sehen. Aber ihr Boss hatte sich so entschieden. Und diesmal war es an Robin sich zu entscheiden. Er konnte es ihr nicht abnehmen und so entschied sich der Riese das zu tun, wofür er eingeteilt worden war: Warten. Weniger Drang sich zu bewegen oder über die Sache zu reden hatten Paula und Gal. Sie saßen die meiste Zeit in der Küche und spielten Karten, vertrieben sich die Zeit, bis ihr Boss weitere Befehle gab. Sie waren sich in diesem Punkt sehr ähnlich. Gal Dino schlotterten jedoch noch immer etwas die Knie, wenn er daran dachte, dass sie noch nicht aus dem Schneider waren. Noch hatte keine Zeitung von Robins Tod berichtet, noch hatte die Marine es nicht geschluckt. Er rechnete jeden Moment damit gleich eine Kanonenkugel um die Ohren geschlagen zu bekommen. Und dann fragte er sich immer, wie es Bon ging. Er hatte wohl die schlimmste Rolle in dieser Intrige gespielt. Und auch jetzt musste er seinen Mann stehen und den Offizier spielen, der Nico Robin gestoßen und ins Meer geworfen hatte. Er wusste, dass es geplant war ihn bald wiederzusehen, doch er fragte sich wann das sein würde. Nicht, dass er ihn vermisste oder etwas dergleichen. Er fragte sich nur, ob es ihm gut ging. In Punkto Robin war Gal noch immer zweigeteilt. Seine Worte galten auf der Herbstinsel noch immer so sehr wie jetzt. Sie bedeutete ihm nicht sonderlich viel, doch er wusste, dass Crocodile sie brauchte. Und er hatte sich längst für die Crew entschieden. Und das beinhaltete Robin, egal was er davon hielt. Er dachte nicht viel über sie nach, würde einfach abwarten, was geschah. Paula hingegen war nicht ganz so ruhig, wie sie sich nach außen hin gab. Innerlich ratterte es gewaltig in ihr. Sie wusste, wie verletzt Robin war. Konnte jeden einzelnen Punkt verstehen. Die Demütigung allen voran, die Wut und der Hass, das zerbrochene Vertrauen, die Schuld und die Verzweiflung. Alles, was sie davon abgehalten hatte dem Plan zu widersprechen, war ihr Boss gewesen. Sein Blick an jenem Tag, seine Gestik, alles an ihm hatte eine klare Sprache gesprochen. Er liebte sie. Er liebte sie mehr als sein eigenes Leben. Dass hatte sie ganz deutlich gespürt. Nur deshalb war sie geblieben. Um ihm zu helfen das durchzustehen. Und sie hatte gesehen, wie es ihn auffraß. Von Tag zu Tag mehr, von innen aushöhlte, an ihm nagte. Wie ihn seine Liebe für sie strafte. Was hatte sie anderes tun können als bei ihm zu bleiben? Sie war ihm so viel schuldig für Sonnenbrücken. Sie wollte ihm helfen, wie er ihr geholfen hatte. Selbst wenn es sie krank machte. Wie sie es gehasst hatte. Jeden Tag aufs Neue zu schweigen, so leise zu reden, dass Robin keinen Verdacht witterte. Es hatte sie so angewidert, dass sie Ausschlag bekommen hatte. Sie war Robin noch lange sauer gewesen, es war nicht schwer gewesen ihr die kalte Schulter zu zeigen. Jetzt allerdings war es eine andere Sache. Sie hatte ihren Boss nur ein einziges Mal kurz gesehen. Er wirkte wie ein Zombi, als hätte ihn Robin klein gehackt und ausgespuckt. Er war am Boden, am Ende. Sie wunderte nichts mehr. Desto mehr wusste sie, dass sie stark bleiben musste. Ihr Groll gegenüber Robin war verflogen. Sie hasste sie nicht mehr, doch die Distanz blieb. Zumindest ein wenig, noch etwas. Erst, wenn es ihrem Boss wieder besser ging, würde sie sie akzeptieren können. Erst, wenn sie bewies, dass sie ihn glücklich machen konnte. So glücklich, wie er es zu Anfang ihrer Reise gewesen war. Erst dann, konnte sie sie wieder in ihr Herz schließen. Crocodile hingegen ließ sich den gesamten Tag über nicht sehen, hatte sich in seiner Kajüte verbarrikadiert, lehnte Paulas Essen immer wieder ab. Aus seinem Zimmer war es die gesamte Zeit über still. Sie wusste nicht, was er tat oder dachte. Vielleicht schlief er, vielleicht las er, vielleicht lag er auch endlos wach auf ihrem Bett und dachte über das nach, was er ihr angetan hatte. Paula hatte eine Idee, dass das Letztere nah an die Wahrheit heran kam. Robin hatte ihn zerstört, ebenso wie er sie. Fast ein Ende wie Romeo und Julia. Nur dass niemand wirklich starb, sie nur weiter litten und die Erlösung einfach nicht kommen wollte. Sie wusste, dass er durch die Hölle ging, dass er sich nichts anderes wünschte, als seine Frau in den Arm zu nehmen, nachdem er sie fast verloren hätte. Inzwischen kannte sie ihn ziemlich gut. Selbst wenn sie manchmal daran zweifelte. Und doch machte ihr sein sehnsüchtiger, schmerzverzerrter Blick jedes Mal aufs Neue klar, dass es stimmte, dass seine Liebe real für sie war. Krank und doch durchaus real. Paula zwang sich nicht immer wieder an sein Gesicht zu denken. Sie hatte es viel zu oft gesehen in den letzten Tagen, Wochen. Sie wollte ihn nicht mehr sehen, nicht ehe er wieder grinste. Süffisant und übermütig, voller Selbstbewusstsein und Überheblichkeit. Voller Leben. Voller Hoffnung. Hastig schüttelte sie den Kopf und klatsche Gal eine Sieben vor die Nase. »Zwei Ziehen!« Als sie sein säuerliches Gesicht sah, musste sie fast lächeln. Ein wenig Hoffnung hatte sie noch. Dass vielleicht doch noch alles glatt lief. Dass sie vielleicht doch eine Zukunft hatten. Sie als Crew, sie als Barqoue Works. Die Minerva und sie. Ein wenig Hoffnung gab es. Doch es lag nicht mehr in ihrer Hand sie wahr zu machen. Sie konnte nichts weiter tun als zu warten. Und das würde sie. ~ ~ ~ Es war mitten in der Nacht, als Robin sich das erste Mal aus Irokos Zimmer bewegte. Das Schiff war vollkommen still, die Segel eingezogen, wogte es in der leichten Mitternachtsbrise. Leichtfüßig, unsichtbar für neugierige Ohren schlich sie sich an das Bug des Schiffes und starrte völlig apathisch auf das Wasser. Es löste nichts in ihr aus. Auch nicht der Wind, der durch ihr Haar fuhr und sie frösteln ließ. Sie spürte es nicht einmal. Das was sie sah, unterschied sich radikal von der Realität. In ihrem Kopf lief sie hastig über das Deck auf der anderen Seite des Schiffes. Dort, wo die Planke hing und in ein Nichts führte. Die dunklen Dielen vor ihren Augen und die Reling kamen näher. Es war so schrecklich dunkel, als hätte jemand das Licht ausgestellt. Keine Sterne, kein Mondlicht und dennoch konnte sie alles ganz genau erkennen. Das Wasser, auf das sie zurannte. Es wartete auf sie, winkte sie zu sich. Komm näher, schien es zu rufen. Ich bin dein einziger Freund. An der Reling blieb sie stehen und sah hinab in den nassen Tod, der sie einladend anlächelte. Sie wusste gar nicht, warum sie hier stand. Warum sie hierher gelaufen war. Sie wusste aber eines: sie war allein. Niemand war hier. Nur sie und das Wasser. Das Meer, das ihren Namen rief. Die See, die sich immer an sie erinnern würde. Schließlich kletterte sie über die Reling auf die Planke, blieb am Rande stehen und starrte in den Abyss. Ein letzter Blick glitt zurück, um sich zu überzeugen, dass wirklich niemand gekommen war, um sie abzuhalten. Schatten standen plötzlich um sie herum. Große Gestalten, die näher kamen. Sie konnte ihre Gesichter nicht erkennen, riefen ihr nur etwas zu. "Spring." Hart schluckte sie, bis ihr Hals schmerzte. Stimmen aus ihrer Vergangenheit. Da war noch mehr. Ein Wispern, ein Flüstern, ein Murren. Sie spürte Hass und Einsamkeit über sie hinweggleiten. Beinahe flehend drang ihr Blick durch die Schattenmenge und suchte nach einem Halt. Crocodile? Auch in der Realität hallte ihre Stimme leise über das Schiff, ungehört. Doch in ihrem Traum malte sich eine Gestalt aus der Menge ab und kam ihr ganz nah. Erst als er sie erreicht hatte, konnte sie ihn erkennen. Tränen rollten über ihr Gesicht und sie begann zu schluchzen, streckte die Hand nach ihm aus, als wollte sie seine Hilfe. Doch sein Blick war hart, gehässig, fast tödlich. Er hob den Arm, strich mit seiner Hand über ihre Wange und schubste sie dann ein Stück nach vorn, so wie Esche es getan hatte. Wie es Bon getan hatte. Seine Stimme klang genauso kalt, wie sie es in Erinnerung hatte. "Hast du wirklich geglaubt, ich würde irgendetwas für dich empfinden? Spring endlich, Nico Robin ist doch schon lange tot. Du bist es nicht wert." Dann gab er ihr einen weiteren Stoß und sie fiel. In der Realität stand sie nun auf der Reling und ihre Füße trugen sie weiter nach vorn. Nur ein kleiner Sprung und sie würde auch hier das kalte Wasser spüren, wie es in ihren Mund eindrang, ihre stummen Schreie aushölte. Jedoch, bevor sie den letzten Schritt gehen konnte, um erneut mit dem dunklen Meer vereint zu sein, zerrte etwas an ihr, riss sie zu Boden, dass sie hart auf den Dielen aufprallte. Ein Rumpeln ertönte und sie spürte warme Arme und Hände an ihrem Bauch, an ihrer Brust, hörte ein leises Schnaufen und fühlte dann das Brennen eines Schlages in ihrem Gesicht. »Was zum Teufel tust du da, huh?« Und noch ein Schlag ins Gesicht mit der flachen Hand, dass sie etwas zurück weichen musste. Irritiert öffnete sie die Augen und tastete nach ihrer Wange, versuchte sich zu orientieren. Sie spürte wie sie beinahe in Tränen ausbrach, bei dem Brennen, das sich über ihre Wange in ihrem gesamten Gesicht ausbreitete. Sie schüttelte sich und verband endlich den Schmerz mit der Realität. Vor ihr stand Paula, sie waren beide auf dem Deck, nahe bei der Reling. Die letzte Erinnerung die sie hatte, war das Zubettgehen. »Was?...« »Gehts dir noch gut, huh?« Sie packte sie nun und schüttelte die Schwarzhaarige kräftig durch. »Dafür haben wir das sicherlich nicht durchgezogen! Dafür hab ich nicht für dich gelogen, geschauspielert! Wenn du gehen willst, dann bitte! Aber was zur Hölle soll DAS?!« Vorsichtig drückte sie sie zurück, machte sich frei, der Ausdruck auf ihrem Gesicht noch immer verwirrt. »Ich... ich weiß nicht, was passiert ist.« Da war dieser Traum gewesen. Aber... das war doch nur ein Traum gewesen. Oder? »Du weißt es nicht?!« krächzte sie in höchster Tonlage und sie sah ein gefährliches Funkeln in ihren grünen Augen. »Verarsch mich nicht, Robin!« Sie achtete gar nicht auf sie, sah sich um, fuhr sich durch die Haare und legte die Hände dann auf die Reling, sah erneut in das Wasser. »Ein Traum... das war doch nur ein Traum.« Es ratterte ganz gewaltig. »Ich wollte doch gar nicht springen...« flüsterte sie schließlich. »Wolltest du nicht? Na, das sah aber ganz anders aus!« Robin fuhr herum, bemühte sich keine Gefühle Preis zugeben. »Ich bin... geschlafwandelt.« Sofort verschränkte Paula die Arme, das Funkeln noch immer in ihren Augen. »Gott, bitte erspar mir das.« krächzte sie wütend und versuchte sich aufzurappeln. Ihr Körper war am Ende, sie fühlte sich ausgepresst wie eine Zitrone. Nicht einmal ihre Beine schienen genug Kraft zu haben, sie zu halten. »Was ersparen, huh?« Wut brodelte plötzlich wieder in ihr und erneut fuhr sie herum, um es Paula direkt ins Gesicht zu sagen. »Diesen Blick, der sagt: hör endlich auf unser Leben so schwer zu machen Robin! Ich wollte nicht springen!« »Das will ich auch gehofft haben! Sonst würde ich dich hassen!« »Warum tust du es nicht Paula? Gerade ist es mir scheiß egal, was du denkst! Ich habe ganz andere Probleme und die lassen sich nicht durch den Tod lösen.« Sie begann zu zittern, hörte die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf nicht aufzugeben, weiterzuleben. Dann kamen ihr doch die Tränen. »Du... sagst Crocodile nichts davon, oder?« »Pff... als würde ich ihm das antun.« Ihr Kopf drehte sich schwungvoll zur Seite. »Wahrscheinlich würde ihn allein der Gedanke zum Heulen bringen wie ein kleines Baby.« Sie presste ihre Finger in ihre Handballen. »Ich kann nichts für meine Träume.« Sie hielt das nicht aus, den Gedanken, dass sie schon wieder die war, die alles falsch machte. Sie hatte verdammt noch mal nichts Falsches getan. Sie hatte sich einfach nicht mehr unter Kontrolle. »Das vielleicht nicht. Ich mein... verständlich, dass dein Körper damit nicht klar kommt. Aber ich sage dir eins Robin... Crocodile ist für dich durch die Hölle gegangen. Tag für Tag, wochenlang, damit du auch ja keinen Wind von der Geschichte bekommst. Der ist nur noch ein Wrack. Er rechnet fest damit, dass du gehst. Es war ihm egal, weil er die ganze Zeit nur daran denken konnte, dass du dadurch die Gelegenheit bekommst wirklich unterzutauchen. Er hat es in Kauf genommen, weil du ihm wichtiger bist als seine Gefühle für dich! Keine Ahnung, ob er es wirklich verkraftet, wenn du gehst, aber wenn du dich umbringst, bringt das ihn um. Und das werde ich nicht zulassen!« Ihre Augen funkelten sie von der Seite an. »Er ist der einzige Grund, warum ich bereit bin dir noch eine Chance zu geben. Weil nur du ihn glücklich machen kannst.« Robin starrte ihr ungläubig entgegen. »Er hat dabei offenbar nicht bedacht, dass er mir das Leben nimmt! Ihr müsst mich wirklich alle für so dumm halten.« Zorn loderte wieder auf und entlud sich mit einem Zischen auf die blauhaarige Frau. »Eine Chance? Was bildet ihr euch eigentlich ein? Wer hat gesagt, dass ich das will?! Mein ihr nicht, ich hätte diesen Weg selbst eingeschlagen, wenn er jemals für mich in Frage gekommen wäre? Wisst ihr eigentlich was ihr euch damit eingebrockt habt? Nicht nur, dass ihr euch auf mich eingelassen habt und euch damit die Welt zum Feind macht, ihr glaubt scheinbar alle, dass es damit gegessen ist! Ihr habt doch keine Ahnung!« »Wer hat denn ständig davon geredet, dass sie uns foltern, uns hinrichten würden, sobald sie Wind bekommen! DU warst das! Und das hätten sie! Schneller, als wir schauen könnten. Crocodile wird beobachtet, auf Schritt und Tritt. Es wäre aufgeflogen! Er hat nur diese eine Wahl gesehen. Und meinst du er hätte auf mich gehört, wenn ich es ihm ausreden hätte wollen? Warst du es nicht, die uns davor schützen wollte? Hätte Bossu nichts getan, wären wir jetzt alle auf der Flucht, oder schon längst im Gefängnis!« »Also hieß es Folter oder dieser Plan? Willst du mir das sagen? Und warum passiert das hinter meinem Rücken?! Und komm mir nicht mit dem Risiko! Ihr wusstet es alle! Jeder von euch! Ist es das? Entweder gebe ich auf, was ich so viele Jahre geschützt habe oder ich riskiere euer Leben? Der Witz dabei ist, damit habt ihr euch einen wirklich mächtigen Gegner auf unsere Fährte gesetzt. Ihr wisst eben nichts über mich. Hast du eine Ahnung was für Leute in Kürze hier auftauchen werden?!« Wieder verschränkte die Köchin die Arme. »Es steht dir alles frei. Du kannst gehen, wenn du willst, der Welt zeigen, dass du noch lebst. Crocodile würde dir sofort folgen, wenn du auch nur pfeifst. Er hätte kein Problem gegen die ganze Welt zu kämpfen, solange du nur an seiner Seite bist. Aber ich wäre nicht dabei. Ich bin zu jung, um mich direkt und willentlich in die Hölle zu katapultieren. Ich habe zugestimmt, Teil dieser Crew zu bleiben, weil Crocodile mir die Möglichkeit gab, nicht sofort mein Todesurteil zu besiegeln. Ich habe mitgemacht, weil ich ihn sehr mag, weil er ein Freund ist und weil ich ihm viel dafür schulde, was er bei Sonnenbrücken für mich getan hat. Ich bin heute hier, weil er mir die Möglichkeit eröffnet hat zusammen mit euch allen, ja auch mit dir Robin, weiter zu segeln. Ohne die Angst jeder Zeit erwischt zu werden. Also, Robin. Du kannst entweder gehen - ohne oder mit Bossu - oder du kannst dir ne Perücke aufsetzen und so tun, als wärst du tot.« Das brachte Robin aus dem Gleichgewicht. Sekundenlang starrte sie Paula lediglich in diese hellen, grünen Augen, ehe sie hart schluckte. Plötzlich raffte sie sich auf und wirbelte herum. Sie wusste nicht woher sie die Kraft nahm über das Deck zu rennen und sich den Weg zu seiner Kabine freizukämpfen. Die Gier endlich die Wahrheit zu erkennen, endlich einen Entschluss zu fassen, trieb sie an und in einem Sturm aus Zorn, Verzweiflung und Unsicherheit riss sie die Tür zu ihrer alten Kabine auf. Was sie sah, brachte ihre Gefühle gleich wieder aus dem Gleichgewicht. Er stand vor ihr und sie sah ihm den Schock beinahe an. Vollkommen gekleidet, als hätte er gar nicht in Betracht gezogen zu schlafen, und mit fetten Augenringen starrte er sie an, als wäre er ein Reh, das panisch auf die Scheinwerfer blickte, die es gleich überrollen würden. Er zuckte vor ihr zusammen, wich zurück und klammerte sich dann an die Lehne des Stuhles fest, auf dem er zuvor gesessen hatte. Ihr Mund fiel auf bei dem Versuch zu sprechen, klappte aber genauso schnell wieder zu. Sprachlos stierte sie dem Mann entgegen, der ihr Leben zur Hölle gemacht hatte. Was war aus ihm geworden? Crocodile wich noch etwas zurück, nur einen Zentimeter, wand den Körper schützend von ihr ab, zwang sich aber mit aller Macht die Augen bei ihr zu behalten. Seine Stimme war kaum wahrnehmbar, zitterte fast. »...Ja?« Sie spürte einen harten, klobigen Stein ihre Kehle versperren, dass sie keine Luft mehr bekam. Paula hatte nicht übertrieben. Nicht einmal annähernd. Er war besiegt, er wirkte wie durch den Fleischwolf gedrückt. Sein Äußeres war ungewohnt ungepflegt, der Bart seit drei Tagen in kleinen Stoppeln hervor stehend, die Haut fahl geworden von zu wenig Essen. Aber das Schlimmste war der Ausdruck in seinen Augen. Sie konnte nichts erkennen und doch sah sie alles. Heiße unendliche Leere, zerstört und flehend, unstetig und ängstlich. Sehnsucht, Reue, Hass auf sich selbst, Verzweiflung und Unruhe. Er wirkte krank und zerfallen wie ein Wrack. Das hatte sie aus ihm gemacht? So sah er aus… wegen ihr? Nein, sie schüttelte den Gedanken ab. Das hatte er selbst aus sich gemacht, hatte er in Kauf genommen. Und dennoch spürte sie erneut den Wunsch ihm zu helfen, seine Wunden zu heilen und ihn wieder lächeln zu sehen. Einen langen Moment herrschte Totenstille. Robin wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, starrte ihm nur entgegen und nahm diesen Eindruck tief in sich auf. Er sagte nichts, blickte ihr nur entgegen und sie bemerkte, dass es ihm schwer fiel nicht die Augen abzuwenden. Jede Sekunde, die sie schwieg, machte ihn unruhiger, verstärkte den Druck auf ihn und ließ ihn seine Hand noch mehr verkrampfen. Er atmete nicht, er blinzelte nicht. Er wirkte wie schockgefroren, in der Zeit stehen geblieben. Auf ihr letztes Urteil wartend, das wusste sie. Sie hatte ihn in der Hand, vollkommen. Würde er sie wirklich ziehen lassen? Würde er sie wirklich aufgeben, einfach so? Gerade weil er sie liebte? So ein Dummkopf. Es dauerte noch einen langen Augenblick, ehe sie endlich die Lippen bewegen konnte und etwas von ihrem Schmerz nach außen ließ. »…Ich will nach Hayu.« Nur ein leichtes Nicken war die Antwort, der Blick noch immer auf sie gerichtet. Er versuchte keine Emotionen nach draußen zu lassen, doch er versagte kläglich. »Ihr werdet mich dort absetzten und weiter segeln...« Abermals Nicken, sein Blick krachte zu Boden. Die Stimme hatte alle Kraft verloren, hatte kapituliert. »...In Ordnung.« »Es wird jemand auftauchen, um nachzusehen, ob ich wirklich nicht mehr bei dir bin. Du musst deine Rolle weiter spielen, wenn du es wirklich ernst gemeint hast mich beschützen zu wollen.« Instinktiv kam sie etwas näher. Vom Instinkt geleitet, der ihr vorgab diesen Mann zu beschützen. Aber vor was denn? Warum denn? Hatte er das wirklich verdient? War sie wirklich so krank, dass sie sich nochmals auf ihn einließ? Nach allem, was passiert war? Sie spürte es in ihrer Brust hart schlagen und spürte den Schmerz, wie er sich wie Gift durch ihren gesamten Körper schlängelte. Und doch war da noch mehr, noch immer. Sie wollte ihn umarmen, wollte dass er sie küsste und lächelte. Sie wollte bei ihm sein. Zorn mischte sich unter diese Gefühle, aber sie hatte sich längst entschieden. Sie wollte ihm noch einmal vertrauen. Nur noch ein einziges Mal. »Danach solltet ihr noch ein paar Wochen weiter segeln, ehe ihr mich wieder abholen könnt.« Sie sah ihn blinzeln. Sein irritierter Blick stieß ihr entgegen und direkt durch das Herz, als sie noch ein paar Schritte näher kam. »Du kennst doch die Admiräle, oder?« Darauf antwortete er nicht, konnte sie nicht ansehen. »Crocodile…« Ihre Stimme wackelte ganz gewaltig. Ihr Körper rebellierte gegen ihre Worte, martete sie mit Schmerz, aber sie blieb standhaft. Nur eine Chance. Nur noch eine gab sie ihm. Er hatte sie zerstört und er war der Einzige, der sie wieder aufbauen konnte. Was lohnte es schon zu leben, was brachte es seine Ziele zu erreichen, sich seine Träume zu erfüllen, wenn man niemanden hatte, mit dem man sie teilen konnte? »…Ich möchte dich nicht verlassen. Aber wenn das so bleiben soll, musst du mir gut zuhören.« »...Überleg es dir gut…« Kam es so leise, dass sie es kaum verstand. »...Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst.« »Ich habe nicht behauptet, dass ich das bereits habe.« kam es ruppiger, ehe sie sich wieder zusammen nahm. »Aber vielleicht werde ich das noch. Mit etwas Zeit.« Er schüttelte vehement den Kopf, noch immer von ihr abgewand. »Zwing dich nicht dazu.« »Keine Sorge.« Nun kam sie noch näher und griff ruppig nach seinem Hemd. »Ich zwinge mich höchstens dazu, dir nicht den Kopf abzureißen, sicher nicht dazu, dich zu lieben. Du bist an all dem Schuld. Nur du! Und alles was ich verlange ist, dass du es durchziehst, dass du es zu Ende bringst. Denn es ist noch lange nicht vorbei. Ich will, dass du für mich kämpfst… wenn du mich wirklich liebst. Vielleicht… kann auch ich dann wieder kämpfen…« Nur aus dem Augenwinkel schielte er sie an, kraftlos und besiegt. »...« »Ich werde nicht gehen!« Hastig zog sie Sauerstoff nach, so sehr, dass sie sich selbst überrumpelte und zu keuchen begann. » Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich töten würde? Kennst du mich so schlecht? Oder hast du gedacht, ich könnte einfach alle Zelte abbrechen? Was soll ich mit dieser Freiheit, wie du sie nennst, wenn ich allein und gebrochen umherirren muss, wie die ganzen Jahre zuvor? Wenn ich diese Freiheit mit niemandem teilen kann. Was für eine Offenbarung soll das bitte schön sein, hm?« Doch er blickte sie nur weiter an, noch immer unsicher. Offensichtlich glaubte er nicht, dass sie es ernst meinte. Es interessierte sie nicht mehr. Ihr Blick wurde scharf und sie stierte ihm direkt in diese zerstörten Augen. »....Bist du schon einmal Ao Kiji begegnet? Dem blauen Fasan?« »...Nicht persönlich.« Und wieder wich sein Blick, als könne er die Last ihres Anblicks nicht ertragen. »Dann stell dich darauf ein deine Rolle noch einmal zu spielen. Er wird hier auftauchen, bald. Sicherlich ist er schon auf dem Weg. Er hat damals auf Ohara versprochen mich bis zu meinem Lebensende zu beobachten. Wenn ihr mich auf Hayu abgesetzt habt, solltet ihr die Nächte hindurch segeln, damit ihr so weit wie möglich entfernt seid und er keine Schlüsse ziehen kann. Ich habe noch einen Eternalpost für Hayu, damit gehts schneller.« Sie holte tief Luft. Das hatte sie ihm schon lange erzählen wollen, erzählen sollen. Vielleicht hätte er dann mehr Vertrauen in sie gehabt. »Er war einer der Vize-Admiräle, die den Buster-Call begleiteten, der zu Oharas Zerstörung geführt hat. Er... er hat mich damals gehen lassen.« Ihr Zittern wurde schlimmer, als die Erinnerung sie überfiel und sie musste ihre Arme festhalten, um es nicht zusehr zu zeigen. »Er... wird zu dir kommen, um sicher zu gehen, dass ich wirklich tot bin. Niemals würde er das einfach als Bericht akzeptieren. Und wenn er kommt, kann ich auf keinen Fall bei dir sein.« »...In Ordnung.« Sie musterte ihn eingänglich und es irrtierte sie so sehr, wie er auftrat. Sonst sagte er doch auch nicht „Ja“ und „Amen“. Doch sie war nicht hier um ihm um den Hals zu fallen. So weit war sie noch lange nicht. Sie hatte ihm längst nicht verziehen, sie gab ihm lediglich eine Chance, dass sie es tun könnte. »Wahrscheinlich brauche ich dir nicht zu sagen, was du ihm erzählen sollst. Du hast ja alles so wunderbar geplant. Lass ruhig deine dunkle Seite heraus hängen. Es ist nicht so als würde er mich gut kennen.« Sie redete einfach weiter, als er schwieg. »Ich kenne Hayu ziemlich gut. Es wird kein Problem sein eine Weile dort unterzutauchen.« Auch darauf nur Schweigen, das sie anwiderte. Vorsichtig machte sie noch ein paar Schritte auf ihn zu, zwang ihn sie wieder anzusehen. Nur noch Zentimeter trennte ihre Körper voneinander und sie konnte ihn riechen, ihn fast schon fühlen, schmecken. Es trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. »Ich vertraue darauf, dass du mich wieder abholst.« Sie hörte ihn hastig einatmen, er schien mit seiner Beherrschung zu kämpfen. Dann brachte er leise Worte heraus, die sie kaum verstanden hätte. »…Wenn du… das willst, dann…« »Ja, das will ich.« es schmeckte bitter diese Worte auszusprechen. Sie war so dumm. Dabei konnte sie nicht daran glauben, dass er sie nicht wieder enttäuschen würde. Und wenn nicht er, dann würde Kuzan ihn umbringen. Sie war nie dafür gemacht gewesen, glücklich zu werden. »…Ich verspreche es.« Ein schmerzhaftes Lächeln ritzte sich in ihre Lippen und die ersten Tränen rannen über ihre Wangen. Versprechen. Wie viel konnte sie darauf noch geben? Hastig wandte sie ihm wieder den Rücken zu, versuchte durchzuziehen, was sie angefangen hatte. Wenig Hoffnung trieb sie noch an. Lediglich der Wunsch das alles zu beenden. In die eine oder die andere Richtung. »Es sind vielleicht sieben Tage bis nach Hayu. Vielleicht auch weniger. Wenn wir die Nächte mitnehmen, könnten wir dort sein, ehe Ao Kiji uns eingeholt hat.« »…Ich…« Seine Stimme klang noch immer zerstört und unsicher. Er presste sie nur mit größter Mühe hervor. »…werde den anderen sofort Bescheid geben…« Nickend trat sie zu ihrer Kommode, wo ihre Sachen noch ordentlich zurecht gelegt waren. Sie fand den Eternal Post für Hayu und stellte ihn auf den Kopf der Kommode, Crocodile noch immer den Rücken zugewandt. »…Ich hoffe, du kannst ihn hinters Licht führen. …Denn wenn nicht…« Sie sprach nicht zu Ende, holte tief Luft und schloss die Augen. Ihre Finger glitten beim Schließen der Schublade über die alte Spieluhr, die sie damals auf der Affeninsel gefunden hatte. Noch immer zitternd zog sie sie hervor und streichelte den Deckel, erinnerte sich daran, was darin enthalten war. Sie presste sie an sich. »…Leg dich nicht mit ihm an. Er scheint nett zu sein, aber das täuscht. …Du hast keine Chance gegen ihn.« Als er auch darauf nicht antwortete, ging sie zur Tür, wartete noch einen langen Moment und öffnete sie dann, die Spieluhr fest an ihre Brust gepresst. Nur noch ein Satz kam ihr über die Lippen, bevor sie wieder in ihrer Kabine verschwand. »…Ich glaube an dich, Crocodile…« ~ ~ ~ In dieser Nacht hatte Robin aus Sicherheitsgründen nicht mehr geschlafen. Sie hielt sich mit Kaffee und ihren Ängsten wach, starrte Stunden über Stunden nur in das Nichts vor sich. Sie versuchte nicht mehr zu denken, aber das war schwerer als gedacht. Noch immer bekam sie nichts von dem Essen herunter, das Paula für sie gekocht hatte – jedes Mal, wenn es ihr vor die Tür gestellt wurde, musste es nach Stunden wieder abgeholt werden. Robin hatte die Tür abgeschlossen und ließ niemanden mehr hinein. Es war sicherer so, falls sie erneut schlafwandelte. Irgendwann – sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, ob es sich um Minuten oder Stunden oder Tage handelte – schlief sie schließlich ein und dieses Mal war es ein erholsamerer Schlaf als der Letzte. Ein tiefer, traumloser Schlaf, in dem sich ihr Körper nahm, was er brauchte. Und dann, irgendwann wachte sie wieder auf. Sie hörte Möwen schreien und das Rauschen der Wellen nahe ihres Bullauges. Möwen… Land? Robin wollte hastig aufschrecken, doch ihr Körper entzog ihr die Kontrolle und sie sank kraftlos zurück in die Laken. Es ging ihr etwas besser, körperlich zumindest, auch wenn ihr ihr Bewusstsein, sobald es wieder arbeiten konnte, zu schaffen machte. Von oberhalb und vom Gang hörte sie die Stimmen der Crew. Es war Betrieb dort oben, scheinbar waren sie der Insel ganz nahe. Ob es Hayu war? Sie schielte aus dem Bullauge von Irokos Zimmer und erkannte nichts. Resigniert versuchte sie aufzustehen und Kraft zu sammeln – es kostete sie eine halbe Ewigkeit. Und dann, als sie endlich stehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, das Gleichgewicht zu verlieren, hörte sie es kurz an der Tür klopfen und eine angenehm tiefe Stimme sprach zu ihr durch das Holz. Eine Stimme, die sie inne halten ließ. Jazz‘ Stimme. »Wir erreichen gleich Hayu. Mach dich bereit.« Heftig atmete sie durch und schlich sich zur Tür, um sie aufzuschließen. Doch ehe sie den Mut aufbrachte sie zu öffnen, schrak sie wieder zurück und wandte sich um. Ganz langsam, sich so viel Zeit nehmend, wie sie brauchte, stopfte sie einige ihrer wertvollsten Dinge in einen Rucksack und schwang ihn sich über die Schultern. Sie war froh, dass Kuzan sie scheinbar noch nicht eingeholt hatte. Nicht, dass es sie furchtbar überraschte. Immerhin war er eine solch faule Person, dass man sich durchaus fragen konnte, warum er Admiral geworden war. Endlich brachte sie den Mut auf, die Tür aufzuschwingen und nach oben zu gehen. Was wenn dies nicht Hayu war? Nun, wenn sie schon ein zweites Mal denselben Fehler beging, so war sie doch dieses Mal darauf vorbereitet. Als sie endlich auf dem Deck stand und ihr die salzige, frische Brise um die Nase schlug und sich in ihre Lunge prügelte, fühlte sie zum ersten Mal etwas, was sich wie Freiheit anfühlte. Mit nicht weniger Erleichterung stellte sie fest, dass dort wirklich Hayu vor ihr lag. Die Insel war nicht besonders groß, aber gut besucht. Schon von Weitem sah man die Menschen geschäftig über die Stege des Hafens wuseln. Überall ankerten Schiffe, Piratenschiffe, Handelsschiffe, zumindest keine Marine weit und breit. Hayu war eine Schaustellerinsel und recht beliebt auf der Grandline. Hier gab es alles, was das Künstlerherz höher schlagen ließ. Der breite Strand erstreckte sich um die gesamte Insel und neben ein paar Waldflächen bestand der Rest des Eilands nur aus Stadt. Voll gepackt mit Theatern, Museen, ganzen Künstleralleen. Das Geschrei war bis zu ihnen auf die hohe See zu hören. Hayu war zudem eine Herbstinsel, so dass auch das bisschen Flora und Fauna, das zu sehen war, die Insel in den wildesten Farben erstrahlen ließ. Die Minerva fuhr jedoch nicht auf den Hafen zu, sondern steuerte eine abgelegenere Stelle am Rand des Waldes an. Weit weg von neugierigen Blicken. Robins Herz klopfte hart und schmerzhaft, als das Schiff am Sandstrand ankerte und sie über die Planke an Land ging. Erst als sie festen Boden unter sich spüren konnte, erlaubte sie sich auszuatmen. Kein Traum? Keine Farce? War das echt? Nur langsam drehte sich die schwarhaarige Frau zu ihnen um und blickte ihnen in die Augen. Hadern war in ihrem Blick zu sehen, Unruhe und Unsicherheit. Sie sah Uma, wie sie ihr regelrecht Löcher in den Kopf brannte, aber alles zurück hielt, was sie ihr sagen wollte. Sie sah Gal, der noch immer seltsam ruhig und gleichsam ratlos wirkte. Sie sah Miki, der sie herzlich anlächelte oder es zumindest versuchte, und Jazz, der gar keine Emotion zeigte. Sie sah Paulas spektischen Blick, der auf ihr ruhte. Und sie sah Crocodile, dessen Augen Angst zeigten und unfähig waren sie zurück zu drücken. Auch Robin versuchte nichts nach draußen zu lassen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Sie wollte etwas zum Abschied sagen, wollte ihnen sagen, dass sie darauf vertraute, dass sie sie zurück holen würden, doch das hätte sich falsch angefühlt. Sie verbat sich auch nur die kleinste Hoffnung zu äußern, sie würde einfach hinnehmen, was kommen würde. Und sie konnte kaum daran glauben, dass das Schicksal zur Abwechslung einmal auf ihrer Seite stand. So drehte sich Nico Robin auf der Sohle um und ging davon, ehe sie im Wald verschwand. Kein einziges Wort des Abschiedes zurück lassend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)