Die Geister die wir riefen... von Eris_the-discord ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Neugierig sah Jana auf den Rücken der geisterhaften Katze, die auf dem Fenstersims hockte und hinaus in die nächtliche Schwärze starrte. Keiner der anwesenden Ärzte konnte mit seinen menschlichen Augen das seltsame Geschöpf sehen, dessen Blick hin und wieder bedauernd zur Nachtschwester wanderte, deren blutige Tränen einfach nicht versiegen wollten. Das Bit Beast empfand tiefes Mitleid mit diesem Menschen. Dranzer hatte ihr so viele Sinne genommen… Sehen, Hören, die Fähigkeit mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Sie würde bis ans Ende ihrer Tage auf die Hilfe anderer angewiesen sein, in einer verstummten und finsteren Welt – derer sie sich nicht mitteilen konnte. Der Tumult war groß. Mehrere Ärzte hantierten an der Trage, halfen die Frau in ein anderes Zimmer zu verlegen, während einige Schwestern, aus den anderen Stockwerken, dabei halfen, die Scherben im Raum beiseite zu kehren oder andere neugierige Patienten zurück in ihre Zimmer drängten. Dem Personal stand der Schreck ins Gesicht geschrieben – genau wie Mr. Kinomiya. Das der alte Mann bis vor kurzem noch im Koma lag, wurde wegen des Vorfalls vollkommen außer acht gelassen. Einpaar Mal wanderten die misstrauischen Blicke der Krankenschwestern zu ihm und als zwei von ihnen die Köpfe zusammensteckten und vor sich her nuschelten, konnte er die Frage hören, ob er für die Verletzungen ihrer Kollegin verantwortlich war. Das jagte ihm eine Heidenangst ein. Wie konnte man ihm so etwas zutrauen? Doch ein junger Arzt, der das Gespräch mit halbem Ohr belauscht hatte, zischte ihnen schließlich zu, dass es für einen Mann von Mr. Kinomiyas Alter unmöglich sei, jemanden so zu verletzen und dass die beiden Krankenschwestern ihre Zunge zügeln und aus dem Raum verschwinden sollten. „Der Patient ist noch anwesend, meine Damen!“, tadelte er. Dann wandte er sich selbst Mr. Kinomiya zu. Es folgten einige Fragen. „Seid wann sind sie wach?“ „Haben sie mitbekommen was passiert ist?“ Und schließlich die Frage auf die der alte Mann gewartet hatte. „Wer hat die Frau angegriffen?“ Mr. Kinomiya rutschte das Herz bleiern schwer in die Hose. Er kannte Kai seid dessen Kindheit. Dieser Junge hatte bei ihnen manch Sommer verbracht, war in ihrem Haus ein und aus gegangen, hatte mit Tyson und seinen Freunden bis in die späte Nacht trainiert und Mr. Kinomiya war immer darauf aus gewesen, keinen der Jungen mit einem leeren Magen nachhause zu schicken. Wie konnte er einen Freund seines Enkels anschwärzen? Einen der Jungen, der mit ihnen gemeinsam am Abendtisch gesessen hatte, als würde er zum festen Inventar der Familie gehören. Kai hatte seine Eigenarten doch er traute ihm diese Grausamkeit nicht zu. Etwas Unheimliches war in diesem Moment in dem Jungen vorgegangen, dem war sich Mr. Kinomiya sicher. Allein seine Präsenz war beängstigend gewesen, als wäre ein finsterer Dämon in ihn gefahren. Da diese Antwort aber vollkommen abwegig klang, schüttelte er nur bedauernd den Kopf und antwortete dem Arzt: „Als ich aufgewacht bin, war das Erste was ich gesehen habe, dieser kleine Hüpfer hier“, er legte seine Hand sanft auf Janas Kopf und tätschelte sie. „Und als ob ich nicht schon verwundert genug sein müsste, weil ich mich im Krankenhaus wiederfinde, bestand die kleine Dame darauf, dass ich sie zur Toilette bringe.“ Er deutete auf eine Tür im Raum, die in das anliegende Badezimmer führte, sich wohl bewusst, wie unglaubwürdig seine Geschichte klang, da das halbe Krankenhaus durch die Schreie der Frau geweckt worden war. Er hätte schon ziemlich taub sein müssen, um sie nicht zu hören. „Als die Kleine ihr Geschäft erledigt hat, bin ich zurück in mein Zimmer… und da lag die arme Frau schon auf den Boden. Ich kann mir das nicht erklären.“ „Du kommst in die Hölle!“, rief eine anklagende Stimme in Mr. Kinomiyas Hinterkopf. Wie er es hasste zu lügen. Doch er konnte Kai nicht verraten. Vor allem gingen ihm Janas Worte, während dem Angriff auf die Nachtschwester, durch den Kopf: „Das ist nicht mein Kai.“ Darin schien mehr Wahrheit zu stecken als er ahnte. Außerdem fühlte er sich an seinen Angriff zurückerinnert. Dieses bläuliche Licht damals... Es war wie bei den Beyblade Kämpfen seines Enkels – wenn Dragoon erschien. Der Arzt war sichtlich enttäuscht. Er war für diesen Bereich verantwortlich und demnach auch für das Wohl seiner Krankenschwestern. Trotzdem blieb er professionell. „Ich verspreche ihnen sie werden bald ein neues Zimmer bekommen. In Kürze wird sich jemand um sie und das Mädchen kümmern. Wir suchen ihren Bruder aber… es gibt da einpaar Probleme…“ „Da könnt ihr lange suchen!“, dachte Mr. Kinomiya. Immerhin hatte Kai sich vor seinen Augen in Luft aufgelöst. Mit diesem Trick auf seiner Seite konnte er im Zirkus auftreten. Als der Arzt sich entfernte, seufzte Mr. Kinomiya und schüttelte bedauernd den Kopf. Was war bloß aus der Jugend von heute geworden? Jana zupfte ihn an seinem Krankenhemd. Er blickte zu dem Kind hinab, das ihm versuchte etwas mitzuteilen, aber durch ihre Krankheit hatte sie eine schwerfällige Aussprache. „Galu sa Mara suche!“ „Tut mir leid, ich verstehe kein Wort.“ „Mar-iah suche!“ „Mariah?“ Mr. Kinomiya beugte sich zu dem Kind hinab. „Du meinst doch nicht etwa Rays Frau, oder? Der schwangere Brummer?“ „Ras Frau?“ Fragend blickte Jana zu ihrer Linken, als ob dort jemand stehen würde, der ihre Frage beantworten könne. Zu seinem erstaunen schien sie sogar eine Antwort zu erhalten, denn nach einigen Sekunden entgegnete sie: „Ja! Ras Frau. Mara! Wir suche gehe. Kommt du mit?“ Jana deutete auf sich, auf den leeren Fleck zu ihrer Linken und dann auf Mr. Kinomiya. „Du komme? Mit uns?“ „Du bist mir vielleicht eine… Da ist doch niemand du kleine Springmaus.“ Jana schüttelte den Kopf als wäre Mr. Kinomiya beschränkt und seufzte genervt. Dann schien es ihr zu dumm zu werden. Sie ergriff die Hand des alten Mannes, zerrte und zog ihn Richtung Tür, plapperte verständnisloses Zeug vor sich her, aus dem er sich keinen Reim machen konnte. Öfters viel der Satz: „Galu folge.“ „Wo wollen sie hin?“, fragte eine der Krankenschwestern misstrauisch, die mit einem Besen die Scherben aufkehrte. Ihm fiel auf, wie sehr sie auf einen großen Abstand zwischen ihnen bedacht war und er spürte die feindseligen Blicke in seinem Nacken. „Ich bringe sie weg von ihr. Das ist wirklich kein Ort für ein kleines Kind“, log Mr. Kinomiya, der sich zusehends elender fühlte. Die stummen Beschuldigungen machten ihm zu schaffen. Er sah die Anklage in den Blicken des Personals. Doch wer würde ihm die Wahrheit glauben? Es klang zu unrealistisch… Himmel! Er konnte selber nicht begreifen, was sich vor kurzem hier abgespielt hatte. Für einen kurzen Moment wollte er einfach nur vergessen was passiert war, fuhr sich mit der Hand über die Stirn um sich eine ergraute Strähne aus der Sicht zu streichen und blickte zu Boden. Da fixierten seine Augen ein kleines, feuchtes, in einer Blutlache liegendes Stück Fleisch – eine Zunge. Galle stieg ihm die Speiseröhre hoch, als er begriff, was Kai mit seinen bloßen Händen aus dem Mund der Frau gerissen hatte. Das gurgelnde Geräusch, vermischt mit ihren Schmerzensschreien, kam ihm in Erinnerung und er hatte Mühe sich nicht an Ort und Stelle zu erbrechen. Er musste weg! Weg von diesen anklagenden Blicken. Dieser Angst die in der Luft schwebte wie eine Giftwolke. Er musste zu Tyson und ihn, Ray und Max warnen. Vor diesem „Dämon“ der Besitz von ihrem Freund ergriffen hatte. Erneut spürte er ein Ziehen an seinem Krankenhemd und dann die piepsige Stimme von Jana, die ihn dazu aufforderte mitzukommen. „Komm Opa! Galu sa Mara suche!“ Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass dieses Kind genau zum richtigen Moment gekommen war. Kai war auf der Suche nach ihnen. Wäre Jana nicht gewesen, würde sicherlich Mr. Kinomiyas Zunge dort in der Ecke liegen. Als ihm das bewusst wurde, stand sein Entschluss fest. Er würde dem Kind folgen. Was immer „Galu“ war, es hatte ihm das Leben gerettet. * Nach langem Schlaf kehrte Tyson wieder aus seinem Dämmerzustand zurück… Nur um sich scheinbar in einem weiteren Traum zu finden. „Was ist das? Ein Geist?“ „Nein. Kein Geist.“ „Es fühlt sich fremd an.“ „Ja. Sehr fremd.“ Kaum hatte er die Augen einen spaltweit geöffnet, drangen an sein Ohr zischelnde Laute und flüsternde Stimmen. Es dauerte lange bis die ersten Erinnerungsfetzen wieder aus seinem Unterbewusstsein emporstiegen. Er lag auf hartem Betonboden und spürte kleine Steine die in seinen Rücken pieksten. Zudem weigerte sich sein Gehirn nach der letzten Tortur die Motoren anzuschmeißen und endlich zu klarem Verstand zu kommen. Ein gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle und sofort nuschelten eine der Stimmen aufgebracht. „Hörst du das?! Das eine gibt Geräusche von sich!“ „Ja. Geräusche!“ „Sieh mal! Das dort drüben… Da kommt etwas aus seiner Hand.“ „Es ist gefüllt. Ja, es ist gefüllt. Mit Tropfen…“ „Ob dieser hier auch gefüllt ist? Komm, wir reißen ihn auf und sehen nach!“ Tyson wurde schlagartig aus seinem Halbschlaf gerissen, als er merkte wovon die Stimmen sprachen. Doch noch ehe er aufspringen konnte, spürte er ein heftiges Stechen in der Seite und jaulte auf. Mit einem wütenden Aufschrei fuhr er auf und schlug um sich. Seine Faust stieß gegen etwas, dass sich wie ein nasser kalter Schwamm anfühlte und kurz darauf dumpf auf den Boden aufprallte. „Es bewegt sich! Es bewegt sich!“, schrie die Stimme. „Ja, das tut es!“ „Es hat die Hand gegen mich erhoben!“ „Widerwärtiges Geschöpf!“ Tyson hielt sich die Seite und drehte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zum Ursprung der Stimmen. Doch was er vorfand waren zwei spärlich flackernde Irrlichter, deren Konturen leicht vor seinem Auge verschwammen. Sie schienen ihm wie kleine graue Nebelschwaden. Es bedurfte sehr viel Anstrengung bis Tyson erkannte, dass es sich dabei um zwei Tiere handelte – Hyänen. Ihre Augen glühten gräulich in der Finsternis und wenn sie sprachen bewegten sich ihre Schnauzen nicht. Doch so merkwürdig es auch klang, Tyson war sich sicher die Stimmen kamen von ihnen. Voller erstaunen blickte er die beiden seltsamen Geschöpfe an, bemerkte zum ersten Mal das er in einer der unzähligen Seitengassen von Tokio sein musste. Dann hörte er das wütende Knurren einer der Hyänen zu ihm schallen. „Es hat die Hand gegen mich erhoben!“, wiederholte die eine voller Zorn. „Es hat die Hand gegen dich erhoben. Ekliges Pack…“ „Ich zerreiße es! Wir werden es zerreißen!“ „Ja. Zerreißen wir es!“, bestätigte die andere. Die Biester reichten Tyson nicht einmal bis ans Knie, doch trotzdem schwoll eine gehörige Portion Panik in ihm auf, als sie sich knurrend an ihn heranpirschten. Wilde Tiere, die einen zerfleischen wollten, liefen nicht oft durch Tokios Straßen. Angstvoll rutschte er auf dem Hosenboden zurück, als die Tiere die ersten Schritte auf ihn zu machten und blickte sich Hilfe suchend um. Er konnte Max und Ray am Boden liegend erkennen, beide noch bewusstlos von den Strapazen der letzten Stunden. In seiner Hilflosigkeit tastete Tyson den Boden ab, nach irgendetwas suchend womit er sich verteidigen konnte, nicht ohne seinen Blick von den beiden Hyänen abzuwenden. Als eine von ihnen plötzlich nach vorne preschte, bekam er einen verbeulte Dose zu fassen. Ohne lange zu überlegen warf er sie in Richtung seines Angreifers und siehe da - voll in die Fresse! Getroffen jaulte das Tier und landete erneut unsanft auf dem Boden. Benommen schüttelte es den Kopf, richtete sich auf, lief verwirrt gegen eine der Häusermauern in der Gasse, bis es angsterfüllt die Flucht ergriff, zusammen mit seinem feigen Kumpan. „Das wirst du büßen, du Missgeburt!“, hörte Tyson das seltsame Wesen schreien, dann löste es sich in seine kleinen grauen Nebelpartien auf und war aus seinem Sichtfeld verschwunden. Eine ganze Weile starrte Tyson ihnen nach und konnte sein Glück kaum fassen. Wenn er ehrlich war, kam er sich ziemlich cool vor! Er hatte diese Biester in die Flucht geschlagen und das nur mit einer leeren Coke Zero Dose. Das Hyänen von Natur aus feige waren, klinkte er gekonnt aus. Wäre ja noch schöner, dass würde seine Heldenhaftigkeit in Frage stellen! Doch als er aus den Augenwinkeln eine Regung vernahm, galt seine gesamte Aufmerksamkeit seinen Freunden. Die schmerzende Bisswunde an der Seite ignorierend, raffte er sich mit wackligen Knien auf und torkelte zu Max, der langsam aber sicher wieder zu Bewusstsein kam, dabei wäre er beinahe über Dizzys Laptop gestolpert. Max lag auf dem Bauch und stemmte sich zögernd hoch. Vereinzelte Erdklumpen klebten in seinen Haaren und verliehen seinem satten Blond eine bräunliche Tönung. Auf seiner Haut lag eine feine Dreckschicht, die noch von ihren Strapazen auf dem Friedhof zeugte. „Alles klar bei dir?“, fragte Tyson besorgt und konnte nicht umhin zu bemerken, dass Ray und er nicht besser aussahen. Max schüttelte verneinend den Kopf und ehe Tyson nachhaken konnte, wandte er sich ruckartig von ihm ab und erbrach sich neben einer Mülltonne. Eine hellbraune Suppe wurde ans Tageslicht befördert. Das ging gute fünf Minuten so. Tyson konnte nichts anderes machen, als sich zu Max hinabzubeugen und ihm dann und wann auf den Rücken zu klopfen, wenn er hustend um Luft rang. Max schien eine stattliche Ladung matschiger Friedhofserde verschluckt zu haben, was nicht verwunderlich war, immerhin war er als erstes in die tiefen Abgründe gezogen worden, doch eine gefühlte Ewigkeit später, beruhigte er sich und lehnte sich erschöpft, mit dem Rücken gegen die kalte Häuserwand. „Was für eine Scheiße…“, fluchte er kraftlos und sein Gesicht war blass, während ihm Schweiß von der Stirn hinab rann. Der Tropfen hinterließ eine feine Bahn auf seiner beschmutzten Haut. Erst nachdem Max sich besser fühlte, machten sich beide daran Ray wieder auf die Beine zu bekommen. Ihr Freund murrte widerwillig, wollte nicht zu Bewusstsein kommen, doch dann schlug er endlich benommen die Augen auf. Irgendwo hatte er sich die Hand aufgeschürft. Aus der Wunde sickerte zwar Blut doch es würde ihn sicher nicht umbringen. Erst nachdem klar war, dass niemand von ihnen ernsthaft verletzt war, begannen sich die jungen Männer einen Überblick über ihre Situation zu verschaffen… Sie schienen in Tokio zu sein. Aber wie hatte es sich verändert? Es war menschenleer, grau und trist. Man konnte nichts über die genaue Uhrzeit sagen. Falls es Tag war ließ sich die Sonne nicht blicken. War bereits die Nacht hereingebrochen, schien der Mond heute Sendepause zu haben. Ein Blick nach oben verriet lediglich, dass heute eine dicke Nebelsuppe über der Stadt lag. Es war hell genug um ohne Licht auszukommen, doch die Umgebung wirkte wie eine trostlose Winterlandschaft. Bäume standen kahl da, Fenster waren ungeputzt und vergilbt, vom Straßenverkehr war nichts zu hören, keine Vögel flogen zwischen den Hochhäusern umher, es herrschte eine bedrückende Totenstille. Als ob das alles nicht schon unheimlich genug wäre, schien die Stadt, bis auf die Gruppe, vollkommen ausgestorben. Autos standen verlassen mitten auf der Straße, in den Häusern brannte kein Licht, die Einkaufspassagen und Läden priesen ihre draußen aufgestellten Warenkörbe an, obwohl keinerlei Kundenandrang herrschte und weder die Besitzer der Läden zu sehen waren. Tokio war zu einer Geisterstadt verkommen und sie mittendrin. Was immer Dizzy vorgehabt hatte, es war gründlich schief gelaufen… Als ihnen das bei ihrem Rundgang klar wurde, passierten sie gerade den Hafen, einen der vielen Orte, an denen sie als Kinder immer trainiert hatten. Früher konnte man von weitem die kleinen Fischerboote auf den sanften Wogen ausmachen, während Fähren von den kleinen Nachbarinseln in die Bucht fuhren. Doch nun glitt der Nebel über das Meer, ragte empor wie eine dichte Wand. Keine Möwe war zu hören und was noch seltsamer war - kein Rauschen. Schließlich wurde es Max zu bunt. Als sie eine kurze Pause einlegten, nahm er auf einer Bank platz und klappte Dizzys Laptop auf. Kaum war das Gerät hochgefahren, sprach er verärgert: „Dizzy! Was soll die Scheiße! Willst du uns verarschen?!“ Tyson und Ray nahmen neben ihm Platz und waren nicht minder gespannt auf die Antwort. Doch es kam nichts. „Verdammt Dizzy, rede mit uns, bitte!“ Dann endlich… „Was wünscht ihr zu hören?“ „Dumme Frage. Wo sind wir?“, fragte Ray. „An einem besseren Ort…“ „Du sprichst in Rätseln. Gib uns klare Antworten!“ „Du hast gesagt wenn wir zum Friedhof gehen wird alles gut!“, fuhr Tyson dazwischen. „Was ist schief gelaufen?“ „Überhaupt nichts…“ „Bitte?! Sieh dir diesen Ort an! Wo sind die Menschen? Die Tiere? Hier scheint nicht mal die Sonne, ich fühle mich wie in einem Charlie Chaplin Film aus den Zwanzigern!“, brauste Tyson auf. „Daran werdet ihr euch gewöhnen müssen.“ Stille… Alle drei dachten sich verhört zu haben. Schließlich durchbrach Ray mit todernster Miene das Schweigen. Er beugte sich über den Monitor und fragte: „Was soll das heißen?“ Ein heimtückisches Kichern folgte aus dem Laptop. „Dieser Ort wird euer zuhause sein.“ „D-Das kann nicht… Bist du bescheuert?!“, stotterte Max entgeistert. „Willkommen daheim.“ Die jungen Männer erschraken. Diese Worte kamen nicht mit Dizzys Stimme. Ihre Tonlange hatte sich vollkommen geändert. Aus der freundlichen und manchmal zickigen Frauenstimme, wurde das Zischeln einer Schlange. Tyson begriff als erster was hier vorging. „Wer bist du?!“ „Eine treue Dienerin der vier Uralten.“ „Wo ist Dizzy?“ „Die Verräterin hat erhalten was ihr zustand und ihr müsst zugeben… Ich habe euch weit bessere Dienste geleistet.“ Wieder folgte ein Kichern und als Tyson klar wurde, was mit Kennys treuem Bit Beast geschehen war, packte ihn die blanke Wut. Ohne groß nachzudenken, sprang er auf, schnappte sich den Laptop von Max Schoß und mit einem zornigen Aufschrei, schmetterte er ihn mit aller Kraft auf den Boden. Funkensprühend landete das Gerät neben einer Straßenlaterne, wo es demoliert zum Liegen kam. Belogen… Sie waren eiskalt belogen worden! „Spinnst du?!“, rief Max geschockt. „Wie sollen wir jetzt herausfinden wo wir sind?“ „Als ob das noch eine Rolle spielt. Was immer dieses Miststück auch war, es hat Dizzy auf dem Gewissen!“ „Die Verräterin hat sich selbst auf dem Gewissen.“ Erschrocken fuhr die Gruppe herum. Aus dem Laptop stoben Blitze hinauf, dann schlängelte sich einer an der Straßenlaterne entlang und manifestierte sich zu einem gewaltigen Schlangen Bit Beast. Die purpurne Haut glühte hell und die giftgrünen Pupillen bedeckten das gesamte Auge. Dunkle Muster zierten den schuppigen Körper und wie sich das Bit Beast daran entlang wand, hätte man meinen können, dass es ohne Probleme das Metall der Laterne zwischen sich zerquetschen könnte. Mit wissendem Blick schien es sie anzufeixen. „Dummes Menschenpack. So leichtgläubig und naiv. Seid Menschengedenken hört ihr auf die Schlange die euch das zuflüstert was ihr hören wollt. Und nun sitzt ihr hier. In der Welt der Irrlichter.“ Erschrocken zog Tyson die Luft ein. Ihm war das Bit Beast bekannt vorgekommen und nun wusste er auch, wen sie vor sich hatten – Ians Bit Beast Wyborg. Der war ein Mitglied von Talas Team gewesen. Ian war nach dem Abebben der Beyblade Welle zurück nach Russland gegangen. Da Tyson ihn nicht sonderlich mochte, hatten sie danach auch keinen weiteren Kontakt mehr miteinander gehabt, immerhin war außer einem mürrischen „Hallo“ nicht mehr zwischen ihnen gesprochen worden, wenn man sich zufällig mal über den Weg lief. „Willkommen, willkommen, meine schmackhaften Häppchen, “ sprach Wyborg inzwischen. „Hier in der Irrlichterwelt regiert meine Sippe. Von hier aus kontrollieren wir die Welt der Menschen. Sei es der kleinste Tropfen der aus einer eurer Wolke fällt oder der hellste Sonnenstrahl - alles unser Werk. Ihr solltet euch wirklich geehrt fühlen! Zuvor war es keinem sterblichen Wesen gestattet uns zu besuchen.“ Das Bit Beast leckte sich über die lippenlose Schnauze. „Ein Jammer wenn man darüber nachdenkt. Menschenseelen lassen sich so viel ungestörter verschlingen, wenn man sie nachhause mitnimmt. Nicht zu vergessen der Aufwand. Es ist so ermüdend in eure Welt zu schleichen und eine Menschenseele zu stehlen. Vor allem meine Leibspeise bereitet mir Probleme… Die letzten Jahre konnte ich mich nur selten von Kinderseelen ernähren. Wie sehr sehne ich mich nach einem Happen von einem Frischling…“ „Frischlinge?“, fragte Ray irritiert. Ein belustigtes Gackern folgte. „Säuglinge. Frisch geschlüpft aus dem Mutterleib. Ihre Seelen sind so zart und unschuldig. Früher habe ich mir zu Dutzenden Kinderseelen geraubt. Ich bin in eure Welt geschlichen und habe nachts, wenn die süßen Bälger schliefen ihre Seele gefressen. Ihr Menschen nanntet es dann stets den plötzlichen Kindstod, wenn die Eltern den leblosen Säuglingskörper am nächsten morgen in ihren Betten vorfanden. Wie melancholisch das doch klingt, nicht wahr? Kinderseelen sind schmackhaft. Mmm… Sehr schmackhaft. Aber leider zu gut bewacht... Mit den Jahren habt ihr Menschen dazu gelernt und immer mehr Talismane erfunden. Hier bei uns gibt es aber weder Priester noch Talismane. Wir sind also vollkommen ungestört.“ „Verschlingen?“, flüsterte Tyson. Das Bit Beasts Menschenseelen fraßen, war der Gruppe neu - und überhaupt nicht geheuer. Was diese unheimliche Kreatur da erzählte jagte Tyson einen kalten Schauer über den Rücken. Wyborg starrte belustigt auf sie herab und schien vor allem an Max gefallen zu finden, denn der Blick der Schlange haftete an ihm. „Du da.“, sprach sie und er schreckte auf. „Mmm… Du siehst gut aus. Frohnaturen sind besonders bekömmlich. Ich glaube, ich kann mir ohne weiteres etwas von deiner Seele klauen. Nur ein winziger Happen. Es wird nicht weiter auffallen.“ Wyborg glitt langsam, mit dem Schädel voraus, an der Straßenlaterne hinab. „Als kleine Belohnung für meine treuen Dienste, werde ich mir das wohl gönnen dürfen. Immerhin handeln die Großmeister nicht anders. Der Menschenfrau hat Draciel auch ihr Gesicht gestohlen. Ich könnte deine kindliche Art fressen. Wenn die fehlt, fällt das bei Erwachsenen nicht weiter auf…“ „Der Menschenfrau? Meine Mutter?!“, schrie Max auf. Seine Hand ballte sich zu einer Faust und blanke Wut breitete sich in ihm aus. „Dann war das auf dem Friedhof Draciel!“ Die Schlange hielt überrascht inne. Sie hatte nicht damit gerechnet so angefahren zu werden, doch dann zischelte Wyborg belustigt. „Gewiss. Das war einer der Großmeister. Mmm… Du bist frech. Das ist gut. Das ist lecker.“ „ICH ZEIG DIR GLEICH WER LECKER IST!“ Max wollte blind vor Wut und Trauer auf Wyborg losstürmen, doch Ray packte ihn am Kragen und rief entsetzt: „Bist du lebensmüde? Das ist eine Anakonda, kein Teletubbie!“ „Diesen aufgedunsenen Fadenwurm mach ich fertig!“ Erbost hörte das Bit Beast auf zu lachen. Tief gekränkt hob es bedrohlich den Kopf in die Höhe und starrte wütend auf die Gruppe hinab. „Zügle dich kleiner Mensch, sonst bleibt es nicht bei einem Happen!“ „So fett wie du bist hast du schon einiges gefressen! Dicker fetter FADENWURM!“ Wyborg erhob sich zu voller Größe und riss den Kiefer weit auf. Die spitzen Reißzähne blitzen hervor und ein zorniges Fauchen entrang sich aus der Kehle. „Wurm?! Du kleiner Menschling wagst es mich als Wurm zu beschimpfen?!“ Dann leuchteten die Augen unheilvoll auf. „Ich reiße dich in Stücke!“ Und schon schnellte das Bit Beast nach vorne. Die gebleckten Zähne voraus, schnappe es wahllos in die Gruppe hinein und jeder sprang in eine andere Richtung. Durch pures Glück bekam die Schlange keinen von ihnen zu fassen. Doch ihr riesiges Gebiss rammte sich in die Bank, auf der die jungen Männer kurz zuvor noch gesessen hatten. Die Zähne blieben in den Brettern stecken und wütend zog und zerrte das Bit Beast, um sich freizubekommen. Schließlich riss es die Bank, samt Teile des Zement, an der sie am Erdboden befestigt war, hinaus und zermahlte es, mit einem hässlichen Knacken ihres Kiefers. Blind vor Zorn sah die Schlange sich um. Tyson kauerte einpaar Meter von ihr entfernt auf dem Boden. Er blickte auf und da warf sich Wyborg bereits in seine Richtung. Doch als er schon dachte, er würde in einem Stück verschlungen werden, schoss sie an ihm vorbei. Total perplex saß er erstmal da und dachte: „Gott, ich verdammter Glückspilz!“ Doch da hörte er Ray hinter sich schreien: „MAX LAUF!“ Tyson drehte sich um und was er sah, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Wyborg war auch an Ray vorbeigestürmt, heftete sich aber gnadenlos an Maxs Fährte. Er musste ihren Stolz schwer angekratzt haben. Ihr Freund rannte was das Zeug hielt, während der massige Körper der Schlange immer wieder an Containern und Fahrzeugen abprallte. Ein kleiner Ford viel der Wut des Ungetüms zum Opfer. Als das Bit Beast über das Fahrzeug schlängelte, peitschte ihr riesiger Schwanz mit voller Wucht auf das Dach, dass die Scheiben nur so aus Fassung sprangen. Inzwischen sprintete Max auf mehrere aufgestellte Containerreihe am Hafen zu. An einem der vielen Zwischenräume, die für die Hafenarbeiter als Durchgänge fungierten, hielt er sich an der Ecke fest, um sich mit Schwung in den nächste Gang zu retten. Kurz darauf schoss Wyborg an dem Durchgang vorbei. Ungeschickt schlitterte das Bit Beast mit seinem Körper auf dem Boden und knallte gegen eine der gestapelten Containerwände. Die darüber aufgestellte Reihe wackelte bedrohlich blieb aber noch an ihrem Platz. Ein Stapler der dort stand, wurde vom Schwanz erfasst und kippte zur Seite. Als Tyson und Ray ihrem Freund zu Hilfe eilten, bekamen sie gerade noch mit, wie das Bit Beast sich wieder aufrichtete und vor ihnen in den Durchgang schlüpfte, indem Max verschwunden war. Gleich darauf folgten die beiden Männer. Eines war klar, Klaustrophobiker hatten hier nichts zu suchen. Als Tyson durch die Gänge irrte, konnte er nicht anders, als seinen Blick öfters mal nach oben wandern zu lassen. Die gestapelten Quader hatten etwas Einengendes und Bedrohliches. Mit einem Schrei hörte man die Schlange irgendwo inmitten dieses Labyrinths, immer wieder gegen die Wände stoßen. Dabei vibrierten die aufgestellten Container ständig mit. Tyson versuchte dem Lärm zu folgen, doch irgendwann war er sich sicher, sich in diesem Wirrwarr aus Reihen und Gängen verirrt zu haben. Abrupt blieb er stehen und Ray lief in ihn hinein. Beide kamen ins Straucheln und gingen zu Boden. „Verdammt“, fluchte Tyson und strampelte sich frei. „Ray, ich habe keine Ahnung wo Max entlang gelaufen ist! Was machen wir jetzt?“ Sein Freund fieberte aufgeregt einer Eingebung entgegen. Angestrengt dachte Ray nach, wenn ein lautes Poltern ertönte, versuchte er auszumachen aus welcher Richtung es kam. Dabei wandte er den Kopf immer angestrengt zu allen Seiten. Doch er schien genauso ratlos wie Tyson. Dann schepperte es… „GRAAAH!!“ Ein schmerzerfüllter Schrei erfüllte die Umgebung. Ein ohrenbetäubendes Poltern folgte. Die Erde bebte und ließ die Containerreihen um die beiden erzittern. Das Blech trommelte und ratterte von allen Seiten. Dann Stille. Nichts weiter. Tyson und Ray hielten die Luft an, lauschten ihrer Umgebung. Dann warfen sie sich vielsagende Blicke zu. Von einem unguten Gefühl gepackt, sprangen sie auf und rannten weiter. Beiden schossen furchtbare Gedanken durch den Kopf. Was war passiert? Warum diese Stille? Wo war Max? An jedem Durchgang an dem sie entlang schritten, blieben sie stehen und spähten hinein. War es eine Sackgassen, rannten sie weiter. Wenn nicht, liefen sie auf gut Glück hinein und folgten dem Weg. Eine ganze Weile irrten sie so herum. Bis sie schließlich um eine weitere Ecke bogen und wie angewurzelt inne hielten. Erstarrt blickten beide auf das Szenario das sich ihnen bot. Vor ihnen lag ein ganzer Haufen zusammen gewürfelter Container… wie ein Stoß Bauklötze. Scheinbar war eine der Reihen umgekippt, was wohl auch der Grund für das Poltern zuvor war. Dahinter ging es nicht mehr weiter - eine Sackgasse. „Tyson, da!“, Ray deutete auf etwas. Rechts von ihnen, unter einem der schweren Container, lugte der Schwanz des Bit Beast hervor. Als Tyson dies sah, wich er zuerst perplex zurück, bis er begriff dass es sich nicht regte. „Ist es… tot?“, kam die vorsichtige Frage von Ray, der genauso erschüttert wie sein Freund darauf starrte. Tyson zuckte ratlos mit den Schultern. Er wusste nicht ob ein Bit Beast sterben konnte. Hatte Dizzy nicht gemeint sie wären Geister? Ein Geist war doch unsterblich… Aber warum konnte das Bit Beast dann nicht durch Wände gehen? Warum lag es hier, zerquetscht von einem Haufen schwerer Container und rührte sich nicht? Zaghaft trat Tyson näher heran und stupste den reglosen Schwanz mit der Fußspitze an. Nichts… Eine Weile beobachtete er das Gliedmaß, dann packte ihn der Übermut und er hopste mit voller Wucht drauf. Mit dem Schlimmsten gefasst, sprang er zurück und ging in Deckung. Doch es folgte nichts. Kein Schreien, kein Toben, kein Schnappen. Das Ungetüm blieb mausetot unter dem Haufen liegen. „Ich glaub… Wyborg… ist wirklich tot“, meinte Ray baff. Tyson nickte total überrumpelt. Wie Neandertaler die das Feuer entdeckt hatten, standen sie da und starrten aus großen Augen und mit offenem Mund auf den Leichnam. Dann regte sich etwas. Aus einem kleinen Schlupfloch links von ihnen, zwischen dem schweren Haufen aus Quadern, krabbelte ein Blondschopf hervor. „MAX!“, riefen die Freunde überglücklich. Voller Euphorie rannten sie auf ihn zu und hievten ihn aus seinem Spalt, zogen und zerrten, um ihn aus seinem engen Versteck zu befreien. Als er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, ließ sich Max erst einmal auf den Rücken fallen und schnaufte mehrmals durch, noch vollkommen aus der Puste. Seine Freunde setzten sich dazu, froh ihn noch lebend bei sich zu haben. „Was ist passiert?“, fragte Tyson prompt. Er saß im Schneidersitz neben ihm, mit großen Augen und wirkte wie ein Kind, welches auf sein persönlichen Idol traf. Doch Max ließ mit der Antwort auf sich warten. Mehrmals setzte er an, aber ihm fehlte die nötige Luft in den Lungen. Sein Herz hämmerte ihm bis zu den Ohren und er musste die vergangenen Minuten erst Revue passieren lassen, erst selbst begreifen was gerade passiert war. „Ich bin wie ein Irrer hier durchgerannt“, begann er schließlich nach langer Atempause zu erzählen. „Und dieser mutierte Regenwurm...“ abrupt setzte er sich auf, griff nach einem kleinen Stein und warf ihn auf den Leichnam des toten Ungetüms. „… hat versucht mich aufzufressen! Ich wollte es abhängen aber das Mistvieh war so hartnäckig. Ich habe gar nicht mehr nachgedacht wo ich hinrenne und bin stur weiter. Mal Links, mal Rechts, geradeaus… Und irgendwann stand ich hier – in dieser Sackgasse.“ Noch einmal musste er durchschnaufen. Dann grinste er. „Ich habe echt gedacht es ist vorbei. Dieses Ding hatte mich in die Ecke gedrängt und wollte mich mit einem Happs verschlingen. Es ist nach vorne geschossen und ich hab mich im richtigen Moment auf den Boden fallen lassen.“ „Und stattdessen ist es gegen die Wand gebrettert.“, beendete Ray den Satz. Max nickte eifrig und fuhr fort. „Volle Kanne mit dem Kopf voraus! Es hat vor Schmerz gebrüllt und ist so wütend geworden, dass es nur noch mit seinem Schwanz um sich geschlagen hat. Als ob es in eine Raserei verfallen wäre. Einpaar Mal hätte es mich beinahe erwischt, aber ich hab es immer geschafft auszuweichen. Und dann… Irgendwann, haut das Ding so fest mit seinem Schwanz gegen die Wände, dass sie wackeln. Ich schaue nach oben und sehe nur noch, wie die Container herunterfallen. Man… ich dachte echt das wäre mein Ende!“ Wieder ließ sich Max auf den Rücken fallen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Er hätte genauso gut zerquetscht unter einem dieser zehn bis zwanzig Container liegen können, als Haufen Brei. Wie die Vanillefüllung eines Donut den man zu fest packt. Doch eine „göttliche Fügung“ schien ihm dieses Schicksal ersparen zu wollen. Irgendeine höhere Macht hatte ihre Hand schützend über ihn gehalten und dafür gesorgt, dass die bunt gewürfelten Container gerade noch so fielen, um ihm nicht zu schaden. Vor Freude lachte Max in sich hinein und meinte: „Ich bin der größte Glückspilz auf Gottes Erde!“ Tyson schüttelte den Kopf und grinste. „Nein. Du, mein Freund, bist der Bit Beast Killer.“ * In der Zwischenzeit ging die Sonne in der Menschenwelt auf. Die ersten Fahrzeuge waren schon auf den Straßen unterwegs und einige Frühaufsteher nutzten den Sonntagmorgen, um durch ihr Viertel zu joggen. Die meisten Menschen saßen jedoch noch am Frühstückstisch oder schlummerten noch eingemummelt in ihren Betten. Nur wenige mussten an diesem Tag noch arbeiten. Wie zum Beispiel Inspektor Kato. Der ältere Mann hatte den ganzen Samstagabend damit verbracht, einige Nachforschungen über den Fall Mr. Kinomiya Senior zu sammeln. Anfangs ging er davon aus, dass es sich bei dem Hinweis aus der Zivilbevölkerung, nur um den hirnlosen Tratsch der geschwätzigen Nachbarin handelte. Doch am Morgen hatten sich die Ereignisse überschlagen. Der Inspektor hatte mehrmals versucht, am gestrigen Abend, den Enkel des alten Mannes telefonisch zu kontaktieren. Doch der Junge schien wie vom Erdboden verschluckt. Später erfuhr er auch den Grund dafür: Diese Nacht war das Anwesen der Hiwatari Familie niedergebrannt. Verdächtig war, dass der Enkel von Mr. Kinomiya, seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zu dem jüngsten Spross der Familie pflegte. Laut Angaben aus der Nachbarschaft, kannten sich die beiden schon seit vielen Jahren. So war er auch das erste Mal über den Begriff „Beyblade“ gestolpert, denn die beiden Männer waren in demselben Team gewesen. Der Inspektor konnte sich noch gut an den Trend von damals erinnern. Sein jüngster Sohn war zu dieser Zeit furchtbar vernarrt in diese Kreisel und er konnte dem Jungen diese Flause auch nicht so schnell wieder austreiben. Seltsamerweise war der Enkel, Takao Kinomiya, vor Ort als der Brand stattfand. Als das junge Hiwatari Familienoberhaupt, mit Verdacht auf Rauchvergiftung, ins Krankenhaus gebracht wurde, war der junge Mann ihm, zusammen mit einpaar Freunden, gefolgt. Die Gruppe hatte also die Nacht im Krankenhaus verbracht. Wer die beiden anderen Männer waren und wie sie hießen, hatte der Inspektor noch nicht herausgefunden, nur das die Gruppe unter dem Namen „Tate“ im Besucherquartier eingecheckt hatte. Tate Klang in seinen Ohren amerikanisch… War nicht auch ein Amerikaner im selbem Beyblade Team gewesen? Wenn er zurück im Revier war, musste er mal nach Takao Kinomiyas Team im Internet recherchieren. Möglicherweise waren die anderen beiden Männer auch in die Sache verwickelt. Kurz nach Mitternacht erlebte der Inspektor aber eine weitere böse Überraschung. Dr. Yamada klingelte ihn aus dem Schlaf. Kaum zu glauben! Der Doktor der ihn liebend gerne nur von Weitem sah, nahm tatsächlich von sich aus mit ihm Kontakt auf. Der Grund dafür war ein Angriff im Krankenhaus. Eine Nachtschwester wurde gegen drei Uhr morgens blutüberströmt im Zimmer von Mr. Kinomiya Senior gefunden. An Schlaf war somit nicht mehr zu denken. Als der Inspektor im Krankenhaus eintraf, ließ er sich erst einmal von Dr. Yamada Bericht erstatten. Bis dahin hatte der Inspektor den Aufenthaltsort von Takao Kinomiya noch nicht ausmachen können. Er fiel aus allen Wolken als er erfuhr, dass der Gesuchte in diesem Krankenhaus gewesen war. Doch wieder fand er nicht die Gelegenheit mit dem jungen Mann zu sprechen. Nachdem Angriff auf die Schwester war Takao, seine beiden Freunde, das Hiwatari Oberhaupt, und sogar der alte Großvater verschwunden. Erst später erfuhr der Inspektor, dass Kai Hiwatari noch eine jüngere Schwester besaß, die ebenfalls nach dem Brand ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Wie er schon befürchtet hatte war das Kind auch weg. Am liebsten hätte sich der Inspektor seine grauen Haare gerauft. Alle Beteiligten in dem Fall verschwanden spurlos. Das konnte nicht mehr mit rechten Dingen zu gehen! Ungeduldig sah Inspektor Kato auf seine Armbanduhr. Es war bereits halb zehn. Die Befragung der Nachbarn zuvor hatte nicht viel Licht ins Dunkel gebracht. Nun stand eine weitere Person an, mit der er, hier beim Anwesen der Kinomiyas, sprechen wollte. Und tatsächlich kam in diesem Moment ein schwarzer Bentley Continental um die Ecke geschossen. Inspektor Kato piff anerkennend als das Luxuscabrio neben ihm hielt und fragte sich zeitgleich, wo er nur die falsche Abzweigung im Leben gewählt hatte. Was für ein Traum von einem Wagen. Er hätte Jahre arbeiten können, ein solches Gefährt würde nie in seinen Besitz kommen. Doch seine Aufmerksamkeit richtete sich sogleich der Person die aus dem Wagen stieg. Inspektor Kato schätzte den ersten Enkel von Mr. Kinomiya nicht älter als Anfang dreißig. Er erinnerte sich, ihn in einem Zeitungsfoto gesehen zu haben, allerdings mit einer anderen Frisur. Nun waren die dunklen Haare kurz und ordentlich nach hinten gekämmt. Er wirkte dadurch hochnäsig. Außerdem kam er im Anzug. Der Inspektor wusste nicht, ob er einfach nur Eindruck schinden wollte oder ob er tatsächlich auch privat auf so formelle Kleidung zurückgriff. Jemand der mit einem Armani einkaufen ging, wollte sicherlich auffallen. Leider war das die einzige Person, die Inspektor Kato erreicht hatte, als er den näheren Bekanntenkreis von Mr. Kinomiya durchleuchtete. Inzwischen kam der junge Mann auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Guten Morgen. Sie sind der Inspektor?“ Seine Stimme klang nicht erfreut, eher ungeduldig. „Das ist richtig. Hitoshi Kinomiya nehme ich an?“ Ein Nicken als Antwort. Dann… „Ich will nicht unhöflich sein, aber was ist passiert, dass mich die Polizei um sechs Uhr morgens aus dem Bett holt?“ Er nickte zu seinem Elternhaus. „Gibt es irgendwelche Probleme die meine Familie betreffen?“ „Zunächst einmal wüsste ich gerne, ob sie den Hausschlüssel mitgebracht haben. Ihre Nachbarn sind recht neugierig. Können wir im Haus weiter reden?“ Das war nur die halbe Wahrheit. Mit der neugierigen Nachbarin, meinte er nur die alte Frau, die von ihrem Küchenfenster ständig zu ihnen spähte. Wenn ihre Blicke sich trafen, zog sie den Vorhang wieder zurück und wartete auf die nächste Gelegenheit. Seit geraumer Zeit wurde der Inspektor von ihr beobachtet, doch er bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort ihrer Unterhaltung hören konnte. Es lag viel mehr etwas Taktisches hinter seinem Vorschlag. Der Inspektor wollte sich einen Überblick vom Anwesen verschaffen. Er hatte keinen Durchsuchungsbefehl, da offiziell noch kein Gewaltverbrechen bewiesen wurde und konnte somit nicht ohne die Erlaubnis der Einwohner hinein. Das der Enkel ihm quasi in die Hände gespielt hatte, kam ihm sehr gelegen, denn es war Hitoshis Idee gewesen, sich hier zu treffen, da er nicht wollte das sein zukünftiger Schwiegervater Wind von dem ungewöhnlichen Besuch bekam. Ansonsten hätte Inspektor Kato sehr gerne einen kleinen Abstecher zu dem örtlichen Fernsehsender gemacht, wo Hitoshi arbeitete und der von seinem Schwiegervater geführt wurde. Hitoshi Kinomiya schnaubte inzwischen nur verständnislos. „Wenn es weiter nichts ist? Aber sie könnten genauso gut klingeln. Mein Großvater kommt selten aus dem Haus und da ist noch mein kleiner Bruder.“ „Sie wissen es noch nicht?“ „Nein. Was denn?“, fragte Hitoshi und kramte beiläufig in der Jackentasche nach dem Hausschlüssel, noch relativ uninteressiert. „Ihr Großvater liegt seid gestern Nachmittag im Krankenhaus.“ Hitoshi hielt kurz inne. Dann: „Oh.“ Er schloss die Hoftür auf und ließ dem Inspektor den Vortritt. „Was soll ich sagen? Er ist schon ziemlich alt. Lange hält er bestimmt nicht mehr durch.“ „Leider muss ich ihnen mitteilen dass ich von einem Gewaltverbrechen ausgehe.“ „Bitte?“, nun kam doch etwas Regung in den jungen Mann. Endlich begriff er, dass ein Polizist wohl schlecht wegen Altersschwäche hier war. „Was ist passiert?“ „Wir sind uns noch nicht sicher, aber wir glauben, dass ihrem Großvater absichtlich falsche Medikamente verabreicht wurden, was zu starken Atembeschwerden geführt hat.“ „Wer würde so etwas tun? Mein Großvater ist beliebt und mein kleiner Bruder kümmert sich sehr gut um ihn.“ „Tut er das. Soso…“ Als Hitoshi die Zweifel heraushörte, wurde er wütend und schüttelte den Kopf. „Nein!“, meinte er unbeirrt. „Mein Bruder war das nicht.“ Inspektor Kato war überrascht. Bis vor zwei Minuten war er sicher gewesen, dass diesem Bengel die familiären Angelegenheiten am Allerwertesten vorbeigingen. Von den Nachbarn hatte er erfahren, dass der älteste Enkel nur noch selten vorbeikam. Er schien sich vollkommen von seinem Elternhaus abgeschirmt zu haben. Trotzdem pochte er darauf, dass sein kleiner Bruder unschuldig war. „Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass sie nur noch selten zuhause sind.“ „Das stimmt.“, antworte Hitoshi. „Aber sie kennen Tyson nicht. Er tut für Großvater alles.“ „Im Gegensatz zu ihnen…“ Hitoshi hörte den leisen Vorwurf und seufzte. „Wissen sie, ich mag meinen Opa. Aber die Wahrheit ist, Tyson war schon immer sein Lieblingsenkel. Mein Großvater hat ständig gesagt, er erkennt in ihm viel von unserer Mutter. Sie war eine Frohnatur, ein Familienmensch, loyal und sie war die gute Seele in unserem Haus.“ Im Gedanken verloren senkte Hitoshi den Blick. Etwas Verbittertes lag in ihm. Dann, mehr zu sich selbst, meinte er: „Tyson könnte das nicht…“ Das war die Meinung eines Verwandten. Darauf konnte sich der Inspektor wenig verlassen. „Darf ich mir das Haus ansehen?“ „Wir haben nichts zu verbergen…“, erklärte Hitoshi resolut. Er schloss die Eingangstür auf und bat den Inspektor hinein. Und tatsächlich sollte er recht behalten… Nach einer oberflächlichen Durchsuchung war der Rundgang beendet und Inspektor Kato ging mit leeren Händen aus dem Anwesen. Es gab nichts zu bemängeln. Alles ordentlich, nicht verwahrlost. Takao Kinomiya kam wohl gut mit dem Haushalt klar. Auch keine Medikamente die nicht hier her gehörten. Der Inspektor hatte keine Ahnung ob er verärgert oder erleichtert sein sollte. Doch das war nur ein kurzer Einblick der ihm gewehrt wurde. Ohne Durchsuchungsbefehl konnte er das Haus nicht auf den Kopf stellen… Laut Nachbarn schien sich Takao Kinomiya immer vorbildlich um seinen Großvater gekümmert zu haben, bis auf den lauten Streit gestern Morgen. Doch wenn er nichts zu verheimlichen hatte, wo war er jetzt? Er hätte den Jungen schon längst abhaken können, wenn er nur die Gelegenheit fände mit ihm zu sprechen. Als Hitoshi Kinomiya die Eingangstür hinter sich abschloss, fragte der Inspektor: „Wo kann ich ihren Bruder finden?“ „Wenn Großvater im Krankenhaus ist wahrscheinlich dort.“ Der Inspektor schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie wissen wirklich überhaupt nicht was sich in ihrer Familie abspielt, oder? Ihr Bruder war dort. Seit einigen Stunden ist er verschwunden. Nach dem Brand im Hiwatari Anwesen, hat er mit zwei Freunden im Krankenhaus übernachtet.“ „Bei Kai hat es gebrannt?“, innerlich ärgerte sich Hitoshi. Er bekam wirklich gar nichts mit. Gestern war er noch in Ōsaka unterwegs, heute stand die Welt auf dem Kopf! Die letzten Stunden schien soviel vorgefallen und niemand hielt es für nötig ihm Bescheid zu geben. Jetzt stand er vollkommen überrumpelt hier und wusste nicht was Sache war. „Sie kennen ihn? Können sie sich vielleicht auch denken wer die beiden Freunde waren?“ Hitoshi gab einen verächtlichen Laut von sich. „Tyson hat viele Freunde. Sie müssen schon genauer werden.“ „Laut der Aussage der Schwestern waren beide Ausländer. Der eine blond, blaue Augen. Der andere trug traditionelle Kleidung, stark chinesisch geprägt. Da fällt mir ein… einer der beiden müsste mit Nachnamen Tate heißen.“ „Das können nur Max und Ray sein. Sie waren zusammen im selben Beyblade Team.“ Hitoshi dachte nach, dann meinte er. „Alle paar Monate treffen sich die Fünf. Es müsste diesen Monat wieder soweit sein.“ „Die Fünf?“ Hitoshi wusste nicht ob es in Ordnung war, wenn er den Chef in die Sache mitzog, trotzdem antwortete er wahrheitsgetreu, „Tyson hat noch einen Freund namens Kenny. Ist Kai etwas passiert? Ich glaube er hat noch eine Schwester.“ „Er wurde mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Dem Mädchen geht es gut. Das Eigenartige ist, in der Nacht in der ihr Bruder dort war, ist eine Krankenschwester verletzt im Zimmer ihres Großvaters aufgefunden worden. Als der Brand ausbrach war Takao übrigens auch vor Ort.“ Hitoshi Kinomiya wurde aschfahl, ließ den Inspektor aber ausreden. „Seltsamerweise sind ihr Bruder, als auch seine zwei Freunde, seit dem Angriff wie vom Erdboden verschluckt. Ihr Großvater und die Hiwatari Kinder übrigens auch…“ Hitoshi wurde skeptisch gemustert, dann fragte der Inspektor: „Hat sich ihr Bruder in den letzten Stunden bei ihnen gemeldet?“ Stumm schüttelte Hitoshi den Kopf. „Na gut. Falls ihnen noch etwas einfällt, hier meine Nummer.“ Hitoshi bekam die Handynummer auf einem kleinen Notizzettel in die Hand gedrückt. Dann ließ sich der Inspektor die Adresse von Kenny geben. Als er sich schließlich zum Gehen wandte, meinte er noch: „Ich hoffe sie sind vertrauensvoll. Auch wenn es ihr Bruder ist, sie werden doch keinen Verdächtigen frei herumlaufen lassen, oder?“ Sein Gegenüber antwortete nicht, sondern sah den Inspektor ernst an, der sich mit einem Nicken verabschiedete. Der ältere Herr wandte sich von ihm ab, stieg in seinen Wagen und fuhr schließlich von dannen. Kaum verschwand er aus Hitoshis Sichtweite, zog dieser sein Handy aus der Jackentasche und wählte mit zittrigen Fingern die Nummer seines kleinen Bruders. Er war nicht gläubig, doch in diesem Moment betete er zu allen erdenklichen Göttern, er möge ihn erreichen. Leider wurde er enttäuscht. „Ihr Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar.“, erklang die Ansage. Seufzend nahm Hitoshi das Handy vom Ohr und dachte nach. In den ersten Wochen nach seinem Auszug, war es Tyson gewesen der sich immer bei ihm gemeldet hatte. Hitoshi war damals zu beschäftigt gewesen. Zuerst sein Studium, dann seine Freundin, jetzt die anstehende Hochzeit. Er hatte seinen Bruder immer schnell abgewimmelt und der Besuch im Krankenhaus, nach dem Schlaganfall seines Großvaters, war mehr reine Formalität als Sorge gewesen. Das Tyson irgendwann kaum noch anrief, war ihm zwar aufgefallen, doch er war froh darüber gewesen, weil er die Telefonate als lästig empfand. Er hatte seinen kleinen Bruder tatsächlich als lästig empfunden, obwohl dieser ihn womöglich gebraucht hätte. Und nun wurde Tyson gesucht… Das hier war nicht wie damals mit seinem BEGA Eintritt. Damals ging es Hitoshi nur um seine Karriere und es hatte Tyson nicht großartig geschadet. Das hier war todernst… Hitoshi lehnte sich an die Mauer, die das Anwesen umsäumte, und ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass er seinen kleinen Bruder womöglich im Stich gelassen hatte. * „Wisst ihr was ich krass finde?“, fragte Tyson in die Runde, nachdem die Gruppe sich endlich entschlossen hatte, aus dem Wirrwarr von Containern zu laufen. „Als wir vor einpaar Stunden hier aufgetaucht sind, hat mich eines von diesen Hyänen Bit Beasts angegriffen. Übrigens, die habe ich ganz alleine in die Flucht geschlagen!“ Stolz klopfte sich Tyson auf die Brust. „Angeber“, kam es monoton von den andern beiden. „Ihr seid bloß neidisch…“ „Ich habe eine Anakonda besiegt!“, warf Max ein. „Du hast dich nur im richtigen Augenblick geduckt.“, meinte Ray. „Anzahl der Bit Beast die ich besiegt habe: Eins. Anzahl der Bit Beast die du besiegt hast: Null.“ „Wie auch immer.“, fuhr Tyson dazwischen, damit sie nicht hoffnungslos vom Thema abschweiften. „Eines von diesen Dingern hat mich in die Seite gebissen.“ Er deutete auf den Punkt. „Aber jetzt ist die Wunde weg. Als ob nichts gewesen wäre. Cool, oder?“ Ray stoppte und beugte sich erstaunt über die Stelle. In Tysons Pullover war ein Loch zu erkennen, doch dahinter war keine Wunde mehr zu sehen. Dann sah Ray auf seine aufgeschürfte Hand. „Jetzt wo du es sagt, meine Verletzung von vorhin ist auch weg.“ Sein Blick wanderte zu Tysons mit Erde beflecktem Gesicht und von dort zum Pflaster auf dessen Nase. Das zuvor weiße Stückchen Stoff hatte sich durch den Erdsog auf dem Friedhof bräunlich verfärbt. Rays Hand schnellte nach vorne und er riss es blitzschnell weg. „ARGH!“ Aufgebracht jaulte Tyson auf und schlug die Hände auf die Stelle. „Du Wahnsinniger!“ „Halt die Luft an. Die Schwellung ist weg.“, meinte Ray unberührt. „Da ist nichts mehr. Siehst du?“ Spaßeshalber packte er Tyson an der Nase und zog einmal kräftig dran. „Du markierst bloß. Im Fußball nennt man das eine Schwalbe.“ Und tatsächlich hatte Ray Recht. Erst jetzt viel Tyson auf, dass seine Nase sich nicht mehr so dick und aufgedunsen anfühlte, wie heute früh. Er rieb sich über die Stelle und meinte erstaunt: „Das ist echt irre. Ehrlich gesagt, seid wir hier sind, fühle ich mich mit jeder Minute quicklebendiger.“ Und nicht nur er… Nachdem die Gruppe richtig begriffen hatte, dass sie ein Bit Beast erlegt hatten, waren sie vor Freude aufgesprungen und kamen aus dem Jubeln nicht mehr raus. Übermütig wie Kinder, waren sie auf den Container geklettert, unter dem das tote Bit Beast lag und hatten vor Freude hüpfend gegrölt: „Scheiß Viech! Das hast du davon!“ Ziemlich kindisch, wenn man bedachte, dass sie alle fast Mitte Zwanzig waren, doch sie waren einfach zu euphorisch gewesen. Plötzlich kam Max ein schrecklicher Gedanke. „Hey Leute! Was ist wenn wir tot sind?!“ Verwunderte Blicke trafen ihn. „Aber klar doch! Das wird es sein, “ Max fuhr herum und seine linke Braue zuckte. „Wir sind tot! Deshalb sind unsere Verletzungen weg. Geister können nicht sterben! Oh verdammt… Ich war doch noch so jung!“ „Und warum ist sie dann tot?“, fragte Tyson und deutete auf Wyborg. Stille. Dann… „Okay, vergesst was ich gesagt habe.“ „Das werden wir weil es bescheuert ist, Max.“ Der junge Mann fuhr sich durch den blonden Haarschopf und meinte: „Aber seltsam ist das schon... Hey! Ich habe eine Idee. Wir hauen Tyson mit einen Ast K.O. Wenn er noch mal aufsteht sind wir unsterblich!“ „Was? Wieso mich?!“ „Das werden wir nicht tun, Max!“ „Danke Ray. Wenigstens einer…“ „Wir nehmen ein Brecheisen!“ „RAY!“ Die beiden Freunde grinsten den entsetzten Japaner an, bis Max seinen Arm um dessen Schulter legte und ihm eine leichte Kopfnuss verpasste. „Das war nur ein Scherz, Kumpel. Wir würden dir nie etwas antun.“ „Weil ihr dann niemanden mehr hättet über den ihr euch lustig machen könntet…“ „Exakt. Das Leben wäre so viel trostloser.“ Endlich erreichte die Gruppe den Ausgang und ließ die Containerreihe hinter sich. „Und jetzt?“, fragte Ray. „Keine Ahnung. Gehen wir wieder in die Innenstadt. Ich will aber auf jeden Fall nicht laufen.“, antwortete Tyson. „Wir haben kein Auto.“ „Da steht doch eins“, meinte Max. Er deutete auf einen Mini Cooper, der in einer Seitengasse, zwischen zwei Lagerhallen stand. „Das ist doch nicht unser Auto!“ „Du hast Recht, Ray. Sieh dir die Gegend doch mal an! Bei so einem hektische Menschenauflauf, bin ich sicher, dass uns jemand erwischen könnte.“ Tyson tat eine ausladende Bewegung um sich, während Max bereits auf den Wagen zulief. „Na gut ihr Klugscheißer. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto of-…“ Ohne Probleme öffnete Max die Tür. „Gut. Ich bin mir aber sicher, dass da kein Schlüssel drin-…“ Max startete den Wagen und das Aufheulen des Motors erfüllte die Umgebung. Ray ließ resignierend den Kopf hängen. Manche Menschen hatten mehr Glück als Verstand. Etwas später unternahm die Gruppe eine Tour durch die Innenstadt, mit der Absicht, einen Ausgang aus der Irrlichterwelt zu finden. Doch wie sollte dieser Ausgang aussehen? Tyson war der Meinung, sie müssten in der Erde graben, immerhin seien sie ja wortwörtlich vom Erdboden verschluckt worden. Aber Tokio war kein kleiner Schrebergarten, sondern eine riesige Stadt, bestehend aus 23 Bezirken, mit einer Fläche von ungefähr sechshundertzweiundzwanzig Quadratkilometern. Egal wie schnell sie graben würden, sie hätten einige Jahre ihres Lebens damit verschwendet. Schließlich wandte Ray ein, dass sie es doch mal beim Friedhof versuchen sollten. Max und Tyson fröstelte es bei diesem Gedanken. Beide hatten Angst Draciel erneut über den Weg zu laufen, doch schließlich schien dieser Vorschlag am logischsten. Doch eine herbe Enttäuschung sollte sie am Hang erwarten… Kein Friedhof weit und breit. Wo zuvor der schwarze Torii gestanden hatte und trostlose Grabsteine emporragten, breitete sich eine graue Wiese aus. Zu diesem Zeitpunkt bemerkten sie zum ersten Mal, dass sie bisher an keiner einzigen Tempelanlage vorbeigekommen waren, noch an einem Friedhof. Wyborgs Worte gingen ihnen durch den Kopf: „Hier bei uns gibt es aber weder Priester noch Talismane.“ Dasselbe galt wohl auch für geweihte Stätten. Eine zeitlang stand die Gruppe deprimiert am Wegrand und sah zu der leeren Wiese hinüber, beobachtete wie vereinzelte Nebelbänke darüber hinweg zogen. Selbst von Draciel war keine Spur. Keiner von ihnen wusste, ob dies ein gutes oder eher ein schlechtes Zeichen war. Als sie sich an der trostlosen Landschaft satt gesehen hatten, liefen die Männer mit gesenkten Häuptern, den Schotterweg hinab zum Mini Cooper. Die einzige Option die jetzt noch offen stand, war ihr Ausgangspunkt. Die kleine Gasse in der sie wieder zu Bewusstsein gekommen waren. Doch auch dieser Ort sollte sich als Pleite entpuppen… „Nichts“, meinte Max betrübt, als er sein Vorhaben, die Wände nach einem versteckten Gang abzutasten, beendet hatte. Tyson sah zu seinem Freund und die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Suche war nicht besser verlaufen. Die kleine Gasse schien genauso auszusehen wie die Gruppe sie verlassen hatte. Ray war um die Ecke verschwunden um zu sehen wo sie endete. Mit einem Seufzen lehnte sich Tyson an die Häuserwand und schüttelte den Kopf. Konnte es möglich sein, dass es tatsächlich keinen Ausweg aus dieser seltsamen Welt gab? Seine Gedanken wanderten zu seinem Großvater. Wer sollte sich um ihn kümmern, wenn er nicht mehr da war? Tyson schloss die Augen und dachte an das letzte Ereignis mit dem alten Mann zurück. Sofort musste er grinsen. Wie sein Großvater ihm die Leviten gelesen hatte, weil er Kai diesen üblen Streich gespielt hatte, war Gold wert. Sein Gezeter und Fluchen ließ jeden New Yorker Taxifahrer wie einen tiefsinnigen Philosophen wirken. „Kai…“, flüsterte Tyson zugleich. Er sah das sorgenvolle Gesicht seines Freundes vor sich, welches ihm im Krankenhaus gestand, dass er Angst um seine kleine Schwester hatte. Plötzlich stutzte Tyson. Er hatte das Gefühl etwas in der chronologischen Reihenfolge übersprungen zu haben. Er wusste das Kais Haus gebrannt hatte, doch zuvor war seinem Großvater noch etwas Schlimmes widerfahren… Etwas das Tyson in seinen Grundfesten erschüttert hatte. Angestrengt dachte er nach, doch ihm war, als klaffe ein riesiges Loch in seiner Erinnerung. Er versuchte den gestrigen Tag abzurufen. Dabei geisterten Stichwörter durch seinen Kopf. Der Streit mit seinem Großvater. Die Gruppe hatte sich in Tysons Zimmer verzogen. Mariah war aufgetaucht. Ray hatte sich mit ihr unterhalten. Er war zurückgekommen und dann… Und dann… Gott! Es war zum Mäuse melken! Seine Erinnerung sprang sofort zum Punkt als das Hiwatari Anwesen lichterloh brannte! Von dem Chaos das in seinem Kopf herrschte, wurde Tyson schwindlig und stöhnend fasste er sich an die Stirn. „Alles klar bei dir?“ Tyson sah auf und blickte in das sorgenvolle Gesicht von Max. „Ich weiß nicht genau… Ich… Sag mal, weißt du noch als Mariah bei mir zuhause aufgetaucht ist und Ray mit ihr gesprochen hat?“ Max sah Tyson fragend an, doch schließlich nickte er. „Kannst du dich erinnern was danach passiert ist?“ Sofort riss sein Freund die Augen auf. Er starrte Tyson an als wäre er geisteskrank. „Natürlich weiß ich das! Junge, dein Großvater wurde angegriffen!“ Die Antwort traf ihn wie ein Fausthieb. „Was? Von wem?“ „Na von...“ Max stoppte. Bis vor einpaar Sekunden, war er sicher die Antwort auf der Zunge gehabt zu haben, doch die Erinnerung sickerte aus seinem Gedächtnis, wie Wasser das man mit der Hand schöpft. Plötzlich zwängte sich eine Frage in seinen Kopf. Warum wollte er Draciel zuvor aus dem Weg gehen? Sein Bit Beast hatte ihm doch nichts getan. Eine Weile hingen die beiden Männer ihren Gedanken nach, bis Ray wieder um die Ecke kam. Er fand seine Freunde in einer Art Brainstorming vor und in ihrem Zustand, schenkte keiner der beiden seiner Rückkehr Beachtung. „Was ist denn mit euch los?“, fragte er. Dabei schoss eine seiner Brauen skeptisch hoch. „Kannst du dich erinnern dass mein Großvater angegriffen wurde?“ „Natürlich. Wie könnte ich nicht?“ „Tja. Da bist du mir was voraus…“ Wie nicht anders zu erwarten riss Ray geschockt den Mund auf. „Ist das ein Witz? Tyson wie kannst du das vergessen?!“ „Von wem?“ „Hä?“ „Von wem wurde er angegriffen?“ „Na von Dragoon!“, Ray schüttelte fassungslos den Kopf und seine Augen waren voller Entsetzen geweitet. „Hast du dich vielleicht am Kopf verletzt?“ Tyson verneinte und wenn er ehrlich war, fühlte er sich seit langem irgendwie... befreit. Mit jeder Minute die verging hatte er das Gefühl ihm wurde eine Last von den Schultern genommen. Doch Max atmete hörbar aus, als wäre ihm diese Tatsache plötzlich wieder eingefallen. „Stimmt. Wie konnte ich das vergessen?“, meinte er verstört und griff sich mit den Händen an den Kopf. „Das ist seltsam, ich habe das Gefühl mein Schädel stellt auf Durchzug. Irgendwas stimmt nicht. Ich bin mir sicher ich war wütend auf Draciel. Es hat etwas Furchtbares getan, aber es will mir nicht mehr in den Sinn kommen!“ Rays entsetzter Ausdruck galt nun ihm. „Das ist doch nicht zu fassen… Draciel hat deine Mutter getötet!“ Max stockte der Atem. Seine Mutter war tot? Er wurde blass, wie zu dem Zeitpunkt, als er von der Tragödie erfahren hatte. Ein vages Bild erschien vor seinem inneren Auge. Er sah wie seine Hand nach dem Telefonhörer der Kinomiyas griff. Die Stimme seines Vaters sprach auf der anderen Leitung. Doch die Sätze die er vernommen hatte, waren aus seinem Gehirn gestrichen. Sie waren nicht mehr vorhanden. Existierten gar nicht... Langsam verschwamm auch dieser Moment vor seinem Auge. Wie ein Traum, den er nach dem Erwachen vergaß. Zeitgleich beruhigte sich Max Herzschlag wieder und eine ungläubige Stimme in seinem Unterbewusstsein fragte: „Warum sollte Draciel so etwas tun? Es ist mein Freund.“ Ray sah hilflos von einem Gesicht zum anderen. Der ungläubige Ausdruck von Tyson ließ kein Zweifel, dass auch er nicht so recht an das Gehörte glaubte. Judys tot war auch für ihn nicht mehr präsent. „Oh nein!“, sprach er, als ihm klar wurde was vorging. „Oh nein, verdammt! Leute, ihr vergesst was die letzten Stunden passiert ist!“ Er schüttelte den Kopf. „Wir dürfen das nicht vergessen! Unsere Bit Beast sind nicht mehr unsere Freunde. Sie sind unsere Feinde!“ „Nein“, sprach Tyson nachdenklich. „Wir vergessen nicht was die letzten Stunden passiert ist. Wir vergessen ganz spezielle Dinge. Ich weiß noch, dass ich im Krankenhaus mit Kai gesprochen habe. Das war vor einpaar Stunden. Nach der… anderen Sache. Ich erinnere mich, dass sein Haus gebrannt hat, aber davor? Davor weiß ich nur noch dass du mit Mariah gesprochen hast.“ Ray erstarrte. Dann zogen sich seine Brauen zusammen. Seinen Blick konnte Tyson nicht richtig deuten, stattdessen fuhr er fort. „Dass mit Judy etwas war, weiß ich auch noch ungefähr. Und Dranzer… Ja genau! Dranzer hat versucht Kai und seine Schwester zu töten! Max hast du das vergessen?“ Sein Freund schüttelte verneinend den Kopf. Das wusste er noch. Also schienen auch bei Max nur lückenweise Erinnerungen zu fehlen. Die Gruppe verstummte, hing eine zeitlang ihren Gedanken nach, bis Tyson das Schweigen unterbrach. „Komisch das du nichts vergessen hast Ray.“ Doch seine Antwort ließ lange auf sich warten. Der Ausdruck auf dem Gesicht war ernst. Seit kurzem war er auch verdächtig ruhig geworden. Sein Kopf war gesenkt und er schien wie verbissen nachzudenken. Dann meinte er vorsichtig: „Ich glaube, ich habe auch etwas vergessen…“ Abrupt richteten sich alle Blicke auf ihn. „Habe ich wirklich gestern mit Mariah gesprochen?“ * Mr. Kinomiya konnte nicht fassen was ihn zu solch einer Entscheidung getrieben hatte. Bepackt mit einem kleinen Kind, trottete er durch die Straßen Tokios, auf der Suche nach Rays Frau. Das kleine Mädchen, das an seinem Arm zerrte, gab den Ton und somit auch die Richtung an, folgte scheinbar einer imaginären Gestalt. Die Leute starrte beim Vorbeigehen, schließlich trug er nur seinen Krankenkittel und oftmals merkte er unangenehm berührt, wie ihm eine kühle Brise unter das Kleidungsstück wehte. Er musste wie ein Psychopath aussehen oder schlimmer… wie ein Kinderschänder! Immerhin hatte er Kais Schwester noch im Schlepptau. Als die ersten Leute auf ihn zeigten, schlug er schließlich eine neue Taktik ein. Er legte den Kopf schief und begann absichtlich wirres Zeug vor sich herzubrabbeln. Wenn man ihn festnahm konnte er auf geistig unzurechnungsfähig plädieren, soweit er seine Rolle richtig spielte. Wen wollte er belügen, er war alt! Da war es wohl nicht schwer etwas Altersdemenz vorzuheucheln. Ein schlechtes Gewissen bekam er dabei schon. Er lief mit einem gehandicapten Kind durch die Straßen und tat als wäre er selbst krank. Doch sie schien nicht beleidigt. Tatsächlich wirkte sie tausendfach normaler als er. Nur einmal blieb sie stehen und sah ihn verständnislos an, bis sie glucksend meinte: „Alter Mann balla balla.“ Dabei zeigte sie ihm lachend den Vogel. Mr. Kinomiya hätte beinahe selber angefangen zu grölen, so genial fand er diesen Spruch, doch in diesem Moment fuchtelte das Kind aufgeregt mit den Ärmchen und rief: „Da Mara Haus! Da Opa! Guck hin! Galu sa Mara Haus!“ Der alte Mann folgte ihrem Fingerzeig und erstarrte – ein Hotel! Wie sollte er in seinem Aufzug in ein Hotel kommen? Der Sicherheitsdienst würde ihn rausschmeißen, noch bevor er den ersten Atemzug im Gebäude tat. Jana begann an seinem Arm zu zerren und wollte ungestüm in die Eingangshalle rennen, doch Mr. Kinomiya sträubte sich. Keine zehn Pferde würden ihn da hinein kriegen! „Mr. Kinomiya?“ Entsetzt fuhr der alte Mann herum. Wen er da sah ließ ihn schwer schlucken. Bepackt mit einer braunen Einkaufstüte, starrte Mariah ihn an. Perplex stand ihr Mund offen und als ein Luftzug durch die Straßen fegte und den Kittel etwas anhob, schrie sie entsetzt auf, ließ die Tüte fallen und presste sich die Hände vors Gesicht. „Oh mein Gott! Was machen sie denn hier?!“, fragte sie entsetzt. „Und auch noch in dieser Aufmachung! Im Herbst sollte man nicht so freizügig gekleidet sein!“ „Das ist eine längere Geschichte.“ Mit einem Kopfnicken deutete Mr. Kinomiya zum Hotel. „Und ehrlich gesagt ist mir diese Situation auch etwas unangenehm. Außerdem friere ich mir den Ar-…“ „Mr. Kinomiya, das Kind!”, warf Mariah tadelnd ein. „Ja. Recht hast du“, meinte der alte Mann anerkennend. „Aber bei aller Liebe, dieses Kind kostet mich einige Nerven. Hätte ich geahnt, dass diese Reise mich quer durch Tokio führt, wäre ich im Krankenhaus geblieben.“ Diese Tatsache schien Mariah erst jetzt bewusst zu werden. Schockiert hob sie die Hand an den Mund und sagte: „Sind sie weggelaufen? Mr. Kinomiya, sie hatten einen furchtbaren Anfall! Sie können doch nicht …“ „Ja ja ja“, unterbrach der alte Mann unwirsch und tat eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Hör mal, ich will nicht unhöflich sein, Kindchen, aber ich würde mich wohler fühlen, ohne die gaffende Meute im Hintergrund. Starr nicht so blöd! Ist dein Vater ein Pavian?! Blöder Affenkopf! Siehst du meine Faust, Jungchen?! Die kommt gleich zu Besuch!“ Ein stierender Passant fuhr erschrocken auf und suchte das Weite. Mr. Kinomiya sah wie er sein Handy hervorzog und panisch eine Nummer wählte. Wahrscheinlich die örtliche Polizei. Mariah schien das auch bemerkt zu haben, denn sie schüttelte nur den Kopf und sammelte ihre Einkäufe auf. Jana begann es ihr summend nachzutun und die schwangere Frau musste lächeln. „Die ist ja goldig. Eine Enkelin von der ich nichts weiß?“ „Ne, Kais kleine Schwester.“ „Ach das ist also Jana.“ Mariah legte den Kopf schief und begutachtete sie genausten, nur um festzustellen, dass sie ihrem Bruder kein bisschen ähnelte. Das Kais Schwester Trisomie hatte, schien sie nicht zu erkennen, obwohl sie ihr Gesicht doch als „anders“ empfand. Trotzdem fand sie die kleinen Grübchen entzückend und hätte liebend gerne einmal ordentlich rein gekniffen. Dann stemmte sie sich langsam hoch und schnaufte vor Anstrengung. Dieser furchtbare Babybauch war ständig im Weg. „Na gut. Kommen sie hoch in mein Zimmer. Ich rufe Ray an. Er soll Tyson Bescheid sagen.“ Dankend nickte der alte Mann. Er wollte wirklich nur noch nachhause. Plötzlich beobachtete er, wie Mariah fragend an sich hinab sah. Sie beugte sich leicht vor, um auch über die Wölbung ihres runden Bäuchleins spähen zu können. Dann wurden ihre Augen groß. Der alte Mann nahm an, dass sie erkannt hatte, wie dick sie mit diesem Wampe aussah. Das Mariah zwischen ihren Beinen die anmutige Gestalt von Galux erkannte, die sich sanft an ihre Waden schmiegte und voller Hingabe zu ihr hinauf sah, konnte Mr. Kinomiya nicht ahnen. * Tyson musste sich eingestehen, dass er den ersten Schock schnell überwunden hatte. Einpaar Erinnerungen waren flöten gegangen und wenn schon? Wer vergesslich wurde musste sich eben abhelfen. Und das tat die Gruppe auch. Schon nach kurzer Zeit war ihnen in den Sinn gekommen, einfach Notizen zu machen. Sie würden irgendwo niederschreiben, was sie für wichtig hielten. Vor allem war ihnen aufgefallen, dass alle Personen, die ihre Bit Beast als lästig empfanden, aus ihrer Erinnerung verschwanden. Allerdings betraf das nur denjenigen von ihnen, der mit dieser Person in Kontakt stand. Ray vergaß seine Mao. Max seine Mutter und Tyson seinen Großvater. Ob Kai in der Menschenwelt seine Schwester vergaß, bezweifelte die Gruppe. Schließlich stürmten die Drei in das nächste Schreibwarengeschäft und suchten zusammen, was sie brauchten. Dabei machten sie auch eine unheimliche Entdeckung… Es war keine drei Personen Arbeit, Block und Stift in einem Laden zu suchen. Deshalb hatten sich Max und Ray auf den Tresen gesetzt und Tyson mal machen lassen. Als sie in ein Gespräch vertieft waren, tippte jemand Ray von hinten auf die Schulter. Die beiden Freunde schauten irritiert hinter sich, immerhin waren sie davon ausgegangen, die einzigen Menschen in der Irrlichterwelt zu sein, doch was sie sahen, ließ sie zur Salzsäule erstarren. Da stand ein Mann… ohne Gesicht! Die Haut braungebrannt und mit einem schwarzen Lockenschopf, welches den gesichtlosen Kopf umrahmte, deutete das seltsame Wesen auf ein Schild, gleich neben der Kasse. „Bitte Tresen nicht als Sitzgelegenheit nutzen.“, stand dort die Aufforderung. Schneller als nötig, sprangen Max und Ray auf und hielten einen Sicherheitsabstand zu der angsteinflößenden Erscheinung. Die nickte ihnen bloß zu und formte mit zwei Fingern, das allseits bekannte Friedenssymbol. Dann blieb sie reglos stehen. Wenn sie Augen gehabt hätte, wäre ihr Blick wohl starr geradeaus gerichtet. Als Tyson um die Ecke kam und das Szenario vor sich erblickte, japste er erstmal erschrocken auf. Zuerst dachte er: „Oh Gott! Wir sind in Silent Hill!“ Doch dann streckte der Gesichtslose die Hand nach seinen Einkäufen aus. Offenbar sollte er bezahlen. „Macht ihr das!“, forderte Tyson auf, der partout nicht näher heran wollte, doch Ray und Max schüttelten wie wild mit den Köpfen. „Feiglinge“, zischte er, schließlich trat er mit offenem Mund auf die Gestalt zu und reichte ihr seine Einkäufe. Wenn er ehrlich war, hatte er nicht vorgehabt zu bezahlen. Er wollte es mit Block und Kugelschreiber genauso handhaben, wie mit dem Mini Cooper. Immerhin waren sie bisher keinem lebenden Wesen begegnet. Deshalb stammelte er entschuldigend: „Ich habe kein Geld dabei.“ Die Gestalt nickte nur und auf wundersame Weise, zauberte sie ein Schild unter dem Tresen hervor: „VIPs zahlen nicht.“ „VIPs?“ Tyson schielte zu seinen Freunden, dann wieder zu dem Gesichtslosen, deutete dabei auf sich selbst. „Sie meinen uns?“ Ein Nicken folgte. „Aber warum brauchen sie die Einkäufe dann noch?“ Ein weiteres Schild. „Muss für die Buchhaltung als Abgang registriert werden.“ „Oh! Okay.“, meinte Tyson verständnisvoll. Bis auf die Tatsache, dass dieser Mann kein Gesicht hatte, schien er sich mit den typischen Problemen eines jeden Ladenbesitzers durchzuschlagen. Er beobachtete wie der Gesichtslose seine Einkäufe über den Scanner der Registrierkasse zog, da kam ihm eine Idee. „Das mit dem VIP Status, gilt das für alle Artikel?“ Wieder ein Nicken. „Dann hätte ich noch gerne eine Packung Wrigleys.“ „So das hätten wir“, meinte Tyson im geschäftigen Ton, als sie aus dem Laden schlenderten und er sein Notizbuch aufklappte. Er drückte auf das Ende des Kugelschreibers, während er schmatzend auf seinem Kaugummi kaute und die Mine wurde ausgefahren. Etwas Gutes hatte diese Welt. Für Kost und Logis mussten sie nicht aufkommen. Er sprach es zwar nicht aus, doch die Irrlichterwelt begann ihm zu gefallen. Gut, die Belegschaft war… gewöhnungsbedürftig. Aber sonst? Wer wurde nicht gerne als VIP bezeichnet? Tysons Blick schlich zu einer Mc Donalds Filiale und bei dem Gedanken, dass dort keine vorlauten und verpickelten Kassierer mehr standen, jubilierte eine kleine böse Stimme in seinem Hinterkopf. Mc Donalds war jetzt wirklich gut! Mit einem Kopfschütteln holte er seine Gedanken wieder ins hier und jetzt. Er musste sich konzentrieren. Es kam nicht in Frage, dass er in dieser Welt blieb, versuchte er sich standhaft einzureden. Während das Trio durch die Straßen schritt, fragte Ray immer noch entsetzt: „Was ist das wieder für eine Abartigkeit gewesen?“ Tyson zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ist ja auch egal.“ „Ist egal?! Tyson, dieser Kerl hatte kein Gesicht.“ „Er hat uns aber nichts getan. Also Schwamm drüber…“ „Ich kann das nicht so leicht vergessen!“ Tyson hielt an und schnalzte bedauernd mit der Zunge. „Ray, kannst du dir jeden Kerl merken, bei dem du einkaufst?“ „Natürlich nicht.“ „Dann ist das doch kein Problem. Vergiss den Typen einfach. Selbst wenn er ein Gesicht hätte, gemerkt hättest du es dir in unserer Welt trotzdem nicht.“ Ray grummelte einpaar Sätze vor sich, gab sich aber vorerst geschlagen, was Tyson zum Anlass nahm, endlich mit ihrem eigentlichen Vorhaben zu beginnen. „Also, was soll ich zuerst aufschreiben?“ Seine Freunde diktierten ihm was sie für wichtig hielten. Zuerst kam der Tod von Maxs Mutter und das Draciel ihn verschuldet hatte. Dizzys Ableben musste auch dringend erwähnt werden. Ray wollte wissen was er mit Mariah besprochen hatte und da er glücklicherweise Tyson davon berichtet hatte, konnte dieser niederschreiben was er noch wusste. Dass dessen Großvater von Dragoon angegriffen wurde, war für ihn aber bereits wieder vergessen. Ab da übernahm Ray das Schreiben. Um sicherzustellen, dass sie Dranzer nicht über den Weg liefen und ihn versehentlich als Freund ansahen, weil sie in naher Zukunft vergaßen, was das Bit Beast Kai und seiner Schwester angetan hatte, schrieben sie auch die Ereignisse beim Hiwatari Anwesen nieder. Vorsicht war besser als Nachsicht. Erst als die Gruppe alle Erinnerungen aufgeschrieben hatte, konnte sie beruhigt aufatmen. Dieses kleine, unscheinbare Notizbuch, nahm ihnen eine gewaltige Sorge ab. Es war zwar umständlich, dennoch unglaublich hilfreich, dass sie nur einen Blick hinein werfen mussten und alle Erinnerungen wieder parat hatten. Das Problem war, wer es aufbewahren sollte. „Sorry Tyson, aber dir muss man alles hinterher tragen. Entweder nehmen Ray oder ich es.“, meinte Max mit einem entschuldigenden Grinsen. Schließlich zwängte er das kleine Büchlein in einer seiner Hosentaschen, während Tyson eine eingeschnappte Schnute zog und sich seinen Gürtel etwas enger schnallte. Seit einpaar Minuten hatte er das Gefühl, dass seine Hose an einigen Stellen schlackerte. Außerdem rutschte sie ihm von den Hüften. Ohne es richtig zu realisieren hatten ihre Füße sie zum Kanda Fluss geführt, zu jener Brücke, die früher der Treffpunkt für jeden Blader gewesen war. Rechts von ihnen, führte ein kleiner Abhang hinunter, dann folgte ein breiter Streifen festen Erdbodens. Erst danach begann das Ufer, an dem in sanften Wogen das Wasser entlang plätscherte. Die Brückenpfeiler waren jeweils links und rechts vom Fluss, auf dem ebenen Boden befestigt. Wenn es geregnet hatte, waren die Blader einfach unter die Brücke gerannt und hatten dort weitertrainiert. Als die Gruppe diesen Ort erblickte, schlich sich in jedes ihrer Herzen etwas Wehmut. In ihrer Kindheit schien ihnen einiges so viel einfacher. Andere Dinge hatten Priorität gehabt - nicht das Alltägliche. Darum kümmerten sich damals Eltern, Großväter, Geschwister oder irgendwelche Aufsichtspersonen. Die Anmeldungen für die Beybladeturniere hatte zum Beispiel immer Mr. Dickenson ausgefüllt. Ihnen wurde nur gesagt, wann und wo sie erscheinen sollten und da es mit Tyson Pünktlichkeit schon immer gehapert hatte, war selbst das für ihn ein Problem. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er immer hektisch aus dem Haus gerannt war, aber dabei sein Beyblade vergessen hatte. Sein Großvater war ihm dann schimpfend hinterher gespurtet, um seinem gedankenslosen Enkel den Blade zu bringen. Manchmal holte er ihn erst an der Brücke ein, ganz aus der Puste und verschwitzt vom rennen. Nach dem hundertsten Mal in Folge, hatte Mr. Kinomiya die Faxen so dick, dass er seinem Enkel den Blade einfach hinterher warf und ihn am Hinterkopf traf. Tyson lächelte und schloss die Augen. Er tauchte in seine Erinnerung ein und stellte sich den grauen und trüben Fluss, mit den deprimierenden Nebelschwaden darauf, in diesem satten Blau vor, welches er aus seiner Kindheit kannte. Wenn im Sommer ein Sonnenstrahl auf die Wasseroberfläche traf und die Wellen schimmern ließ, hatte er einen kurzen Moment inne gehalten und den Moment in sich aufgesogen. „Wow… Seht mal!“, meinte Max plötzlich neben ihm. Tyson schlug die Augen auf und erstaunt öffnete sich sein Mund. Die graue Landschaft war verschwunden, stattdessen schien seine Erinnerungen in die Gegenwart gefunden zu haben. Vor ihm bot sich die Aussicht aus Kindertagen. Er konnte noch nicht viele Stunden in der Irrlichterwelt sein, doch ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, seit er eine andere Farbe außer Grau zusehen bekam. Tyson blickte hinauf und seine Augen strahlten vor Freude, als der verhasste Nebel über ihnen verschwand und der Sonne platz machte. Grünes Graß, blaues Wasser, weiße Wolken, bunte Häuser… Seine Umgebung nahm immer mehr Farben an. Nur die andere Seite des Ufers und der Stadtteil hinter ihnen war noch so trist wie zuvor. „Das macht die Situation um einiges erträglicher“, meinte er grinsend. „Mir kommt das irgendwie komisch vor…“, gab Ray misstrauisch von sich. „Oh jetzt hab dich nicht so!“, Max rutschte den Abhang hinunter und ließ sich ins saftige Gras fallen. Selbst den Geruch hatte er vermisst. „Wie lange haben wir keine Sonne mehr gesehen? Diesen Moment muss man genießen solange er anhält!“ Tyson stieß ein euphorisches „YEAH!“ aus und tat es seinem Freund gleich, während Ray etwas verlassen auf der Straße zurückblieb. Er war kein Kind von Traurigkeit, doch wie unbeschwert seine Freunde mit der Situation umgingen, bereitete ihm zunehmend Sorgen. Ihm war als verloren sie ihr Ziel aus den Augen. Er beobachtete die beiden, wie sie heiter im Gras lagen und sich die warmen Strahlen der Sonne auf die Haut scheinen ließen. Wie kleine Kinder… Moment. Ray kniff die Augen zusammen und sah genauer hin. Hatten sich ihre Gesichter verändert? Sie wirkten jugendlicher, Tysons Wangen dicker. Maxs Pullover schien ihm um einpaar Nummern zu groß. Dann wanderte sein Blick zu seinen eigenen Händen. Waren die nicht größer? Er drehte seine Handflächen von einer auf die andere Seite und die Ungewissheit nagte an ihm. Doch so sehr Ray sich auch anstrengte, er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Er versuchte sich die Gesichter von Max und Tyson, vor ihrer Reise in die Irrlichterwelt, ins Gedächtnis zu rufen, doch auch dies blieb ihm verwehrt. Desto mehr er sich anstrengte desto schwindliger wurde ihm, bis er sich stöhnend an den Kopf fasste. Da lenkte ihn etwas ab… „Da sind sie!“ „Ja. Da sind sie!“ „Die Missgeburten!“ „Ja. Die Missgeburten!“ Noch etwas benommen drehte sich Ray um, ließ den Abhang hinter sich. Da prallte etwas heftig gegen seinen Brustkorb. Er keuchte erschrocken auf und rollte das Gefälle hinab, landete auf den Rücken, während etwas Scharfes sich in seinen Arm bohrte und ihn wütend aufschreien ließ. Alarmiert sprangen Max und Tyson auf. Als sie zum Tumult sahen, erblickten sie die beiden feigen Hyänen von zuvor. Eine von ihnen hatte sich fest in Rays rechten Arm verbissen und zerrte daran, der mit der anderen Hand ausholte und seine Faust gegen die Schnauze des Bit Beast donnerte. Es jaulte auf und ließ von ihm ab, sprang wild umher, während Ray sich die blutende Wunde hielt. Die andere Hyäne gab eines dieser nervenden Kicherlaute von sich. Scheinbar agierte sie nur als moralische Unterstützung, denn um selber einzugreifen, war sie viel zu feige. „Ray!“, rief Max aus und wollte seinem Freund zu Hilfe eilen, doch Tyson hielt ihn zurück. „Warte! Ich hab das schon mal gemacht. Das ist einfach.“ Er suchte sich einen Stein und warf ihn nach der angriffslustigen Hyäne. Wieder traf er das Bit Beast mit voller Wucht ins Gesicht. „Argh! Widerliches Pack!“, kreischte es und rannte, gefolgt von seiner Begleitung, den Abhang hinauf, aus ihrer Sichtweite, während Tyson stolz die Brust reckte. „Cool, oder?“, meinte er keck. Max wollte schon zu einem Kontra ansetzen, da erschienen die Biester aber wieder. Sie standen da oben, am Rand des Abhangs und gafften hinab. Plötzlich stockte den jungen Männern der Atem. Drei… Aus den Bit Beast waren plötzlich drei geworden. Eine weitere dieser seltsamen Gestalten hatte sich zu den anderen beiden gesellt. Sie thronte mit ihren Artgenossen dort oben und sah feixend auf sie herab. Ein widerliches Kichern entrang sich ihrer Kehle. Dann kam noch eine Hyäne dazu. Und noch eine. Eine weitere… Zwei weitere... Fünf weitere! Es wurden immer mehr. Sie alle versammelten sich da oben. Ihre grauen Augenpaare blitzten belustigt und voller Hohn zu ihnen hinab. Gierig bleckten sie die Zähne. Schließlich erhob sich aus der geisterhaften Schar eine größere Gestalt, die ihre Begleiter um ein Vielfaches überragte - eine verfilzte und eklig anzusehende Streifenhyäne. Genau wie die anderen, schienen auch ihre Konturen zu verschwimmen, nahmen keine feste Form an und erweckten den Eindruck als dampfe der Körper. Die pure Boshaftigkeit lauerte in ihren Augen. Ihre Schneidezähne waren größer als die der Anderen und ihr Rücken war gekrümmt, wie eine Katze die sich fauchend sträubt. Einige Stellen ihres Fells waren kahl und wund, aus dem Maul tropfte zähflüssiger Speichel und ihr Schwanz war nichts weiter als ein kleiner abgewetzter Stummel. Tyson hatte schon viele Bit Beasts gesehen, doch das hier war mit Abstand das hässlichste Wesen, welches ihm je begegnet war. Mit offenem Mund trat er langsam an Ray heran, half ihm auf die Beine und ließ dieses Ungetüm dabei keinen Moment aus den Augen. Ihm wäre lieber gewesen diesem Monster mit Dragoon an seiner Seite zu begegnen. Ohne es zu wissen, war ihm erneut entfallen, was sein Bit Beast ihm angetan hatte, das es ihn überhaupt in diese Lage gebracht hatte… Er beobachtete wie eine der Hyänen auf die Große zukam und klagte: „Das sind sie. Das sind die Viecher. Sie haben die Hand gegen mich erhoben Mutter!“ Tyson schluckte. Die Mutter begann zu fauchen und ihr Buckel wurde noch krummer, falls das überhaupt noch möglich war. Es erweckte den Eindruck als würde sie sich absichtlich die Wirbelsäule brechen. Sie stierte auf die Übeltäter hinab, während eine Ladung Schaum zwischen den Zähnen hervorquoll. Der schiere Wahnsinn befiel das Bit Beast. Max sah mit einem unguten Gefühl im Magen zu Tyson und flüsterte: „Du hast Mama böse gemacht.“ Dann… „Ich zerreiße euch!“, kam eine krächzende Stimme von der Bestie. „Wie könnt ihr es vagen meinen Kindern ihr Essen zu verwehren.“ Der Schaum tropfte von der Schnauze auf den Boden, direkt auf eine Stelle Gras zu ihren Füßen, welches dampfte und in sich zusammen schrumpfte. Der Blick der Mutter wanderte nach unten. Argwöhnisch schnupperte das Bit Beast an einem der gesunden Halme und ein Grunzen folgte. „Was ist mit diesem Ort? Er ist anders… Was habt ihr mit dem Nebel gemacht?“ „Wir haben gar nichts gemacht.“, stellte Tyson klar. „Das ist einfach so passiert.“ „Wo ist das Grau hin? Wo ist mein Nebel!“, fauchte das Bit Beast. „Ich habe Jahrzehnte gebraucht um ihn zu erschaffen und ihr stehlt meinen Nebel!“ „Nein! Das waren wir nicht!“, rief Max aufgeregt. Plötzlich schien die Mutter noch größer zu werden. Sie pumpte sich auf, wie ein Haufen Cumuluswolken, die sich zusammenschlossen. Ihre dunklen Konturen wabberten bedrohlich und ein lautes Knurren entlud sich aus ihrer Kehle. „Ich brauche diesen Nebel! Kranke Menschenseelen, die unsere Welt auf dem Weg zur Hölle passieren, verirren sich in ihm. Ohne meinen Nebel kann ich meine Kinderschar nicht ernähren!“ Nicht noch ein Seelenfresser! Tyson dachte fieberhaft darüber nach, was unter kranken Seelen zu verstehen war. Ihm kamen Mörder, Vergewaltiger, Psychopathen und ähnlicher Gesocks in den Sinn. Sein Blick wanderte zu der Mutter und wenn er sie so ansah, lag die Vermutung sogar nahe. Ihre Nahrung schien auf sie abzufärben. Sie wirkte selbst nicht bei gesundem Verstand. „Es ist doch noch so viel Grau da.“, versuchte Ray das Monstrum zu beschwichtigen. Mit dem unverletzten Arm deutete er hinter die Horde. „Die ganze Stadt ist noch neblig. Dieser kleine Ort dürfte dir doch keine großen Verluste einbringen.“ „SCHWEIG!“ Alles verstummte. Selbst das Gackern der Meute nahm ein Ende. Stattdessen beobachteten sie feixend, wie die Mutter langsam auf ihre Beute zu schritt. Die Gruppe konnte nicht an ihr vorbei. Hinter ihr wartete ihre gesamte Teufelsbrut, selbst wenn sie es schafften ihr zu entkommen. Tyson drehte sich um und sah in die Fluten des Kanda. Er versuchte zu schätzen, wie stark die Strömung war und wie tief es hinabging. Beides ließ sich nicht genau sagen und ihm graute es davor ins Wasser zu springen. Himmel, er konnte noch nicht einmal den Boden erkennen! Doch andererseits… Wer als Sieger aus dem Kampf gegen die Mutter herauskommen würde, stand wohl außer Frage. Selbst wenn sie das Ungetüm schafften, was ja einem Wunder gleich kommen würde, waren da immer noch die lieben Kinderchen. Wenn sie in den Fluss sprangen, hatten sie wenigstens noch eine kleine Überlebenschance. Mit einem unguten Seufzen wandte sich Tyson vom Kanda ab. Das passte ihm gar nicht… „Leute, tut mir Leid, aber ich sehe nur einen Ausweg aus dieser Misere.“, sprach er zu seinen Freunden. Als sie ihn mit fragendem Blick ansahen, nickte er zum Fluss. Gleich nachdem der Groschen fiel, stöhne Max auf. „Oh man… Muss das wirklich sein?“ „Ich glaube in unserer Situation darf man nicht wählerisch sein.“ „Aber... Ray, fällt dir was Besseres ein?“ Doch wie nicht anders zu erwarten, schüttelte der Chinese den Kopf. Sein Gesicht sprach Bänder. Er schien über diese Option genauso wenig erfreut wie Max. Ein Fauchen der Mutter riss sie aus ihrer Unterhaltung. Die Meute hinter ihr grölte und kicherte vor Freude. Tyson fühlte sich wie ein Gladiator, dem man einen ungleichen Kampf zumutete, während die Menge in den Zuschaurängen des Kolosseums saß und begeistert dem Gegner applaudierte. Dann machte die Mutter einen Satz nach vorne. Das unfaire Spiel begann. Tyson sah das Bit Beast auf sie zusprinten. Er packte Ray am Arm und Max am Pullover. „Los jetzt!“, schrie er die Aufforderung. Die Gruppe wandte sich hastig um und rannte auf die Fluten des Kanda zu. Öfters liefen sie Gefahr auf dem Gras auszurutschen. Es fehlten noch einige Schritte, Tyson wandte sich kurz um, wollte sehen wie nah das Ungetüm war, da fuhr ihm der Schreck in die Glieder. Das Bit Beast hatte zum Sprung angesetzt. Er konnte ihre Krallen erkennen. Wie abgebrochene Glassplitter ragten sie aus ihren Pfoten heraus. Das Maul weit aufgerissen, blitzten von Zahnfäule befallene Reiszähne entgegen. Krumm und schief umsäumten sie die Schnauze. In den Augen funkelte die Vorfreude und die Mordgier. Sie würden es nicht rechtzeitig schaffen. Die Mutter war schneller! Kurzerhand agierte Tyson mehr aus Reflex als mit dem Kopf. Abrupt legte er eine Vollbremsung ein, hielt Ray und Max zurück und stieß sie anschließend mit viel Schwung von sich weg, dass sie einige Meter zur Seite stolperten. Er selbst ließ sich auf den Rücken fallen. Das Bit Beast flog über ihn hinweg, rutschte bei der Landung auf dem Gras aus, die Krallen gruben sich in den Erboden, um zum Stehen zu kommen. Eine Weile schlitterte die Mutter grunzend über die Fläche. Dieses Unterfangen kostete sie viel Konzentration, denn sie drohte kopfüber in die Fluten zu stürzen. Es schien als würde sie gerade noch die Kurve kriegen, da sah Ray seine Chance gekommen. Schneller als seine Freunde rappelte er sich hoch, rannte auf das Bit Beast zu und mit einem gekonnten Tritt, stieß er der Mutter mit voller Wucht in den krummen Rücken. Vor Schmerz jaulte das Ungetüm, bäumte sich auf, während Ray auf dem Boden landete. Hilflos strauchelte das Bit Beast, versuchte mit den krüppligen Vorderpfoten die Balance zu finden und tänzelte am schmalen Rand des Ufers, doch letztendlich half es ihr nichts mehr. Zuerst schwebte die eine Hinterpfote noch in der Luft, die andere war als einzige im Erdboden verkrallt, dann rutschte sie seitwärts. Mit dem Kopf voraus, gefolgt von einem lauten Aufschlagen auf der Wasseroberfläche, landete die Hyäne in den Fluten und ihr Schrei ging gurgelnd unter. Das Wasser stob in alle Richtungen und traf die umliegenden Personen. Dann kehrte Stille ein. Der Tumult ihrer Brut war verebbt. Sowohl Mensch als auch Bit Beast beobachteten die Stelle an der die Mutter untergegangen war. Vereinzelte Luftbläschen trieben an die Oberfläche, bis sie schließlich gänzlich ausblieben. Es verging eine Minute. Es vergingen zwei Minuten… Doch das Bit Beast tauchte nicht wieder auf. „Mutter!“, kreischte eine Stimme hinter ihnen voller Schmerz auf. Tyson drehte sich um und erkannte die angriffslustige Hyäne die sie ständig behelligte. Aufgebracht und mit glühenden Augen sprang sie oberhalb des Abhangs durch die Gegend. „Diese Missgeburt hat unsere Mutter getötet!“ „Dieses komische Ding mit den schwarzen Haaren hat sie gestoßen!“, stimmte eine andere wütend ein. Der Zorn fegte durch die Horde wie ein Lauffeuer, peitschte die aufgekratzten Gemüter auf und stichelte sie an. Kein belustigtes Gackern war zu hören, nur noch das Knurren tausender Hyänen die auf Rache sinnten. Ihr gesamter Groll schien sich vor allem gegen Ray zu richten. „Rückt es raus!“, forderte eine. Dann aus einer anderen Richtung… „Liefert es aus und wir verschonen euch andere!“ Tyson sprang auf. Er hätte in dieser Situation Angst haben müssen, doch die Wut kochte in ihm über. Mochte sein dass Hyänen feige waren, doch bevor er einen seiner Freunde auslieferte, trank er einen Kanister Blausäure! „Den Teufel werden wir tun! Ray bleibt hier ihr stinkenden Aasfresser!“, brüllte er den Abhang hinauf mit drohender Faust. Max stellte sich genauso standhaft vor den Chinesen, der seine Freunde aus großen Augen ansah. Soweit es ihm möglich war, richtete er sich mit seinem verletzten Arm langsam auf. Seine Kleidung hatte sich mit Blut aus der Bisswunde vollgesogen. Doch wie die Wunden zuvor, begann auch diese sich wieder zu schließen. Etwas irritiert von dieser Courage innerhalb der Gruppe, wichen einige der Biester zurück, doch die hartnäckigste war wie immer diejenige, die Tyson bei ihrer Ankunft angegriffen hatte. „ZERFETZEN!“, schrie sie ihre Parole über den Platz, trippelte von einer auf die andere Seite. Dann wieder: „ZERFETZT ALLE!“ Die Ersten schritten zögerlich das Gefälle hinab. Wer nicht spurtete wurde von der Aufrührerin in die Seite gebissen, bis sich die ganze Schar in Bewegung gesetzt hatte. Sie selbst positionierte sich an die Spitze und feixte vor Freude. Das Stampfen der Bit Beast kam näher. Eine Meute von Hundert gegen drei ungewappnete Menschen. Doch dann… „AARGH!!“ Ein lautes Aufheulen… Tyson blinzelte irritiert und dachte seinen Augen nicht zu trauen. Er blickte fragend zu seinen Freunden, die genauso erstaunt dastanden wie er. Ein kleiner Feuerball war direkt vor die Füße der selbsternannten Anführerin gelandet. So schnell wie ihr Mut gekommen war, so schnell sprang sie jaulend zurück, als die heiße Flamme ihre Pfote versengte. Sie humpelte etwas im Kreis, während ihre Kameraden unentschlossen dreinschauten, dann tippelte sie wieder schimpfend zurück und stellte sich vor dem Übeltäter auf. Unscheinbar flackerte das Licht im Gras. Es war nicht größer wie das Feuer einer Kerze. Die Hyäne beugte sich argwöhnisch hinab. Sie schien genauso ratlos wie alle anderen, konnte sich nicht vorstellen, woher dieser Funken so plötzlich herkam. Die bläuliche Flamme tanzte in einem sanften Rhythmus hin und her - bis sie explosionsartig emporschoss! Erschrocken sprang das Bit Beast auf, wollte den Rückwärtsgang einlegen, doch die Flammen zogen einen Kreis und kesselten sie in ihrer Mitte ein. „HILFE!“, kreischte die Hyäne. Doch ihre Sippe wich nur voller Furcht zurück. Dann schallte ein leises Lachen über den Platz. Tyson dachte den Ursprung oberhalb der Brücke am Geländer ausgemacht zu haben, doch er hatte keine Möglichkeit aufzublicken. Auf dem kleinen Platz brach augenblicklich die Hölle auf Erden aus! Die Flammen nahmen an Hitze zu, bäumten sich in den Himmel, erhoben sich zu einem gewaltigen Wirbelwind aus bläulichem Feuer, der bis zu den Wolken reichte. Ihr grelles Licht schmerzte in den Augen und Tyson war gezwungen sie zu schließen. Er vernahm das Schreien der Hyäne die in ihrem Gefängnis verendete. Er hatte sie nicht gemocht, doch sie verbrannte bei lebendigem Leib. Dieser Gedanke jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken und das bedauernswerte Wesen tat ihm Leid. Das Trampeln dutzender Pfoten die panisch um ihr Leben rannten schallte zu der Gruppe. Dann bebte die Erde. Einmal, Zweimal, Dreimal… Tyson öffnete seine Augen einen spaltweit und konnte erkennen, wie vom Himmel Feuerbälle auf die Hyänenschar niederprasselten. Und jeder traf sein Ziel! Ein Bit Beast nach dem anderen kam in den Flammen um, löste sich rasch in rauchende Schwaden auf. Als wäre das nicht genug, tat sich der Boden an manchen Stellen auf und verschlang einige der Hyänen. Fiel eine in die dunklen Erdspalten, konnte er ihren Schrei lange noch heraufschallen hören, bis sich der Spalt mit einem lauten Knall schloss und das Bit Beast zwischen ihren Wänden zerquetschte. Tyson begann zu beben. Geblendet von den Lichtern tastete er sich zu Ray und Max, die genauso hilflos auf dem Boden kauerten wie er. Geduldig und mucksmäuschenstill, ließ die Gruppe das Chaos über sich ergehen, beteten dass keiner der Feuerbälle seinen Weg zu ihnen fand oder noch schlimmer – das die Erde sich nicht unter ihnen auftat. Es schien wie eine Ewigkeit, aber dann war es endlich soweit… Langsam verstummten die Schreie um sie herum. Die Erde bebte nicht mehr durch den Aufprall der Geschosse und wenn, dann nur noch mit längeren Pausen dazwischen, bis eine unheimliche Totenstille auf dem Platz einkehrte. Tyson atmete schwer. Er kauerte im Gras und wollte das Geschehene begreifen. Wenn die Welt unterging, würde es so aussehen, dem war er sich sicher. Als er endlich wieder die Augen öffnete, fiel sein Blick zu seinen Freunden. Max hatte sich die Hände an die Ohren gepresst und zitterte am ganzen Leib. Tyson konnte es ihm nicht verübeln. Wanderte sein Blick zu seinen eigenen Händen bebten diese ebenfalls. Ray hatte sich einfach nur in den Boden verkrallt. Seine Fäuste gruben sich tief in die Erde, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Sein Gesicht wirkte verbissen und angestrengt. Die Augen zuvor fest zusammen gekniffen, traute er sich als nächstens sie zu öffnen. Unsicher wanderte sein Blick zu seinen Freunden. Als er sie wohlauf erkannte, schien er mehr als erleichtert, denn er atmete beruhigt aus. „Max, es ist vorbei“, sprach er stockend und berührte seinen Freund sachte an der Schulter. Ein Lachen ließ die Freude zusammenfahren. Tyson reckte seinen Kopf zur Brücke und zog die Brauen tief ins Gesicht. Auf dem Geländer war jemand. Er richtete sich auf und nahm gleich darauf zwei Personen wahr. Auf der Balustrade der Brücke, räkelte sich ein Mensch. Er lag auf dem Rücken, ein Bein hatte er angewinkelt, dass andere ließ er gedankenlos neben dem Geländer baumeln. Die eine ruhte quer über dem Bauch, die andere Hand hielt er ausgestreckt in die Höhe. Ein großer weißer Tiger saß neben ihm auf dem Geländer. Der Schwanz peitschte erwartungsvoll von einer auf die andere Seite. Majestätisch und Edel glänzte das Fell im Licht der Sonne, während das Haupt hoch erhoben war. Die Streifen waren nicht Schwarz, sondern hatten ein sattes Blattgrün. Er trug eine Art goldene Schulterplatte, auf beiden Seiten, die weit in die Höhe ragten. Die Stirn zierte ein gebogenes goldenes Schmuckstück, welches wie zwei Hörner nach oben deutete. „Driger…“, Ray war Tysons Blick gefolgt und auch er hatte sein Bit Beast erkannt. Rasch stand er auf und starrte es feindselig an. Doch Tysons Aufmerksamkeit galt vor allem dem Menschen neben dem Bit Beast. Ein Junge, fast schon ein Teenager. Auf dem Platz brannten noch vereinzelte Stellen. Der Junge ließ die ausgestreckte Hand langsam hinab gleiten und wie als stumme Aufforderung erloschen alle Flammen. Dann wandte er den Kopf ruhig zur Seite, blickte ihnen mit einem geheimnisvollen Lächeln entgegen. Und sofort erkannte Tyson ihn… „Kai?“ Ende Übrigens: Ein dickes Dankeschön an Xulina! Ohne dich wäre mir niemals aufgefallen, dass ich Driger immer mit zwei "gg" geschrieben habe. Ich habe ihn einmal vertippt ins Word Wörterbuch hinzugefügt und dieser schei* Fehler zieht sich jetzt durch die gesamte FF! Wird ne ganze weile dauern bis ich das überall ausgemerzt habe, trotzdem Danke! Es lebe die konstruktive Kritik! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)