Dragon Age II Chronicle von Jeanne-Kamikaze- (The pain of Lyrium Scars) ================================================================================ Prolog: Der mysteriöse Elf -------------------------- Morana atmete tief die frische Nachtluft ein und steckte ihr glänzendes Schwert zurück in die Scheide. Soeben hatte die Kriegerin mithilfe ihrer der Gefährten eine Bande von Sklavenjägern beseitigt, genauso wie der Zwerg Anso es ihnen aufgetragen hatte. 3 Soverign winkten als Belohnung für diesen Auftrag- Geld, welches sie dringend benötigten. Zusammen mit ihrer magiebegabten Schwester Bethany und ihrer Mutter lebten sie in der Unterstadt, dem Elendsviertel von Kirkwall und somit war Geld Mangelware. „Was machen bloß Sklavenhändler hier und auch noch aus Tevinther?“, fragte Anders, ein Magier, den sie vor Kurzem kennengelernt hatte und welcher eine kostenlose Krankenstation in der Unterstadt betrieb. „Hmm...ich vermute mal, dass sie Ware einkaufen waren.“, sagte Morana ernst und sah den Magier mit ihren strahlend blauen Augen an. Mit einer schnellen Handbewegung strich sie sich das Blut aus dem Gesicht. Varric, ein Zwerg und zeitgleich Schurke, lachte laut auf und stützte sich auf seiner Armbrust Bianca ab. „Da haben wir ihnen aber ordentlich das Geschäft vermasselt.“, sagte er grinsend und strich sich über das unüblicher Weise bartlose Kinn. „Na kommt, lasst uns gehen. Es ist schön spät und wir sollten uns ausruhen.“, sprach Morana und fuhr sich durchs kurze, braune Haar. Ihre Begleiter nickten zustimmend und wandten sich von dem großen Baum ab, der in der Mitte des Elfen Gesindeviertels stand. Sie alle waren müde und wollten sich auf dem Heimweg machen, doch als sie die Treppe erreichten, löste sich ein Schatten aus der Häuserreihe am obersten Absatz. Sofort wanderte Moranas Hand instinktiv zu dem Knauf ihres Schwertes. Man konnte ja nie vorsichtig genug sein, dennoch war sie auf keine Auseinandersetzung aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass Anso so fähige Leute auftreiben würde. Ich danke euch.“, sprach der Elf mit einer ruhigen, tiefen Stimme, die keinerlei Furcht erkennen ließ. Er schien ein erfahrener Kämpfer zu sein, denn über seinen Kopf mit silbernem Haar ragte der mächtige Griff eines Zweihänders. Ein weiteres Indiz war, dass ein Körper komplett in eine Lederrüstung gehüllt war, nur die Gelenke der Arme waren ausgespart, damit die Rüstung seine Bewegungen nicht behinderten. „Wer bist du? Was hast du sie hier zu suchen? Erklär dich!“, fuhr Anders wütend den Elf an und zog seinen Stab hervor, richtete in genau auf den mysteriösen Neuankömmling und schien ihn sofort angreifen zu wollen. Dieser verzog jedoch keine Miene- bloß eine Augenbraue wanderte ein wenig nach oben und...täuschte Morana sich, oder zuckte dessen Mundwinkel einmal kurz? Bevor jedoch die Situation eskalierte, streckte sie den Arm aus und hielt Anders zurück. „Beruhige dich, Anders.“, sagte sie im beschwichtigenden Ton. „Wir wollen doch keinen unnötigen Kampf, oder?“ Ihr Blick ließ keine Widerrede zu, sodass Anders enttäuscht seinen Stab zurück steckte. Ihre Gefährten gehorchten ihr, meist freiwillig, doch manchmal hatte Morana keine Wahl als mit Strenge ein wenig nachzuhelfen. Wieder huschte für einen Moment Argwohn über das Gesicht des Elfs und Morana wurde das Gefühl nicht los, dass das nicht nur an Anders liebenswürdiger Begrüßung lag. „Sei nicht immer so temperamentvoll, Blondschopf.“, amüsierte sich Varric über dessen Temperamentsausbruch, was Anders kurz Murren ließ. Bethany seufze nur und sah dann wieder nach vorne. „Mein Name ist Fenris und diese Sklavenjäger waren hinter mir her.“, erklärte sich nun der Elf. „Warum?“, nun war die Kriegerin doch überrascht. „Ihr seht wie ein Kämpfer aus und nicht wie ein Sklave.“ Nun entglitt Fenris doch für einen kurzen Moment seine Gesichtszüge und in seinen grünen Augen, Morana glaubte zumindest, dass sie grün waren, blitze kurz Hass und Abscheu auf. Erst jetzt bemerkte die junge Frau die weißen Male, die sich wie Äste eines Elfenbaums über dessen Körper rankten. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Was war das? Als Söldnerin und Flüchtling hatte Morana schon so manche seltsame und mysteriöse Dinge gesehen, doch so etwas war ihr völlig Neu. „Ich...mein Meister jagt mich. Ich bin der Sklave eines Magisters namens Danarius. Er hat mir auch diese Zeichen verpasst.“ Kurz fuhr Fenris mit seinem Fingern die Linien der Male nach und Morana glaubte, für einen kurzen Moment Schmerz in seinen Augen zu sehen. Allerdings war die Entfernung zu groß um es genau zu erkennen, außerdem stand der Mond direkt hinter dem Elf, sodass sie geblendet wurde. „Und was hat das damit zu tun?“, fragte Anders genervt. Offensichtlich mochte er den Elf vom ersten Augenblick an nicht besonders. „Anders!“, ermahnte Morana ihn streng. Sie würde wohl nochmal mit Anders über das Thema Beherrschung reden. „Das sieht ja furchtbar aus.“, flüsterte ihre sensible Schwester Bethany schockiert. „Da war wohl jemand unartig.“, grinste Varric und sah unverwandt Fenris an. „Ich bin aus der Sklaverei geflohen. Auch wenn es jetzt undankbar erscheint, nur dürfte ich euch noch um einen weiteren Gefallen bitten?“ „Nein!“ „Anders! Noch entscheide ich immer noch!“, fuhr Morana ihren Gefährten nun an. Allmählich wurde dessen Feindseligkeit zu viel. Anders gab sogleich klein bei, verzog jedoch missmutig das Gesicht. Kurz schüttelte die Kriegerin den Kopf, doch dann wandte sie sich wieder dem Elf zu. „Und der wäre, Fenris?“ „Ich habe Informationen erhalten, dass mein Meister ein Haus hier in der Oberstadt besitzt und ich bin das Weglaufen leid.“, erklärte der Elf mit ruhigen Ton die Situation. „Und wir sollen nun Beschützer spielen und aufpassen, dass dem süßen Sklaven nichts passiert?“, sagte der Zwerg im ironischen Ton. Allmählich wünschte Morana sich, doch lieber Merill und Isabella mitgenommen zu haben. Obwohl...Isabell hätte Fenris sicher gleich angesprungen und damit wäre das Thema Hilfestellung vorbei gewesen. Vielleicht war es doch besser so. Der ehemalige Sklave senkte die Augenbrauen überging aber ansonsten glücklicherweise diese Bemerkung. „Ja, es wäre wirklich sehr freundlich, wenn ihr mich begleiten würdet. Alleine kann ich gegen Danarius nichts ausrichten.“ Bethany war sofort bereit, dem Elf zu helfen. Sie hatte die Liebenswürdigkeit ihrer Mutter geerbt und kümmerte sich um jeden, der in Not war. „Ich denke auch, dass wir ihm helfen sollte.“, lenkte Morana ebenfalls ein. „Was? Er hat uns die Sklavenjäger auf den Hals gehetzt.“ „Da verdrehst du aber die Tatsachen, Blondschopf. Wir wussten, dass wir gegen eine Sklavenhändler Bande kämpfen mussten und wir haben den Auftrag angenommen. Oder eher gesagt Hawke. Wir wussten worauf wir uns einließen, also können wir dem Elf auch keine Schuld geben.“, widersprach Varric ernst dem aufgebrachten Magier. „Danke, Varric.“ Morana war erleichtert, dass Varric sich einmischte. So war sie nicht alleine der Buhmann für Anders und war sich der Unterstützung der anderen Gewiss. Nun sah wohl auch der Magier ein, dass er gegen dieses logische Argument keine Erwiderung parat hatte und gab sich geschlagen. „Danke.“ Wow, das war ja nun wirklich eine knappe Antwort von Fenris. Aber Morana musste sich eingestehen, dass etwas an dem finster dreinsehenden Elf ihr Interesse geweckt hatte. Ob es nun seine verschlossene, ernste Art war oder die weißen Narben auf seiner Haut konnte sie dabei nicht sagen. Nur eines war ihr klar gewesen, nachdem dieser um einen weiteren Gefallen bat: Ihre Hilfe war ihm gewiss, egal was die anderen dazu sagten. Da hätte Anders rummeckern können so viel er wollte. Wobei es sich Morana auch nicht erschloss, warum ihr Freund so aggressiv auf Fenris reagierte. Schließlich kannte sie Anders als zwar temperamentvollen, aber ansonsten freundlichen Menschen, der nur ab und zu eine Äußerung als persönliche Beleidigung aufnahm, obwohl sie nicht so gemeint gewesen war. Aber vielleicht war es einfach Reviergehabe von ihm, sie wusste es nicht. Manchmal blieb ihr das Wesen der Männer verschlossen. Ob sie Varric fragen sollte? Ach was, es konnte ihr doch auch egal sein. „Du sagtest das Anwesen wäre in der Oberstadt?“ Fenris nickte und schaute kurz in die Richtung in welcher sich die Oberstadt befand. „Ich gehe schon mal vor und warte dort auf euch.“, damit wandte sich der mysteriöse Elf zum gehen und verließ die Unterstadt in Richtung Norden. „Der Kerl ist seltsam.“, meldete sich direkt Anders zu Wort und starrte finster drein. „Allein wie er mich und Bethany angesehen hat.“ „Mir ist nichts aufgefallen.“ Verwundert sah Bethany Anders an. „Leidest du etwa unter Paranoia seitdem du aus dem Zirkel geflohen bist, Magier?“, neckte Varric seinen Kameraden, welcher wieder murrte. Der Zirkel der Magi diente dazu magiebegabte Kinder und Erwachsenen auszubilden und auch um zu verhindern, dass sie von Dämonen besessen wurden und somit zu einer Abscheulichkeit wurden. Bewacht wurde die Zirkel von Templern, Ritter, die auf den Kampf gegen Magier spezialisiert waren und der Kirche unterstanden. „Das ist keine Paranoia, sondern eine berechtigte Sorge.“, verteidigte sich dieser prompt. Morana stöhnte genervt auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Mussten Varric eigentlich immer Salz in die Wunde streuen? Und musste Anders wirklich auf jede kleinste Provokation eingehen? „Varric, hör bitte auf Anders zu ärgern und Anders...lern endlich nicht gleich alles persönlich zu nehmen.“, wies sie ihre Gefährten zurecht und blickte diese mahnend an. „Ich mein doch nur, wir sollten ihm nicht blind vertrauen und ihm direkt helfen.“ „So wie wir dir direkt geholfen haben, Anders?“, fragte Bethany unschuldig und Morana musste grinsen. Mit ihrer liebenswerte Art konnte ihre Schwester manchmal noch besser ins Schwarze treffen, als jeder Zyniker. „Das war etwas völlig anderes!“ „Wir wollen ihm ja nicht gleich vertrauen, Anders. Aber ich finde wir sollten uns das zumindest mal ansehen. Es könnte vielleicht hilfreich sein.“ Dieser Versuch zur Beschwichtigung klang zwar selbst in ihren eigenen Ohren ein wenig dürftig, dennoch hoffte sie endlich für Ruhe zu sorgen. Ansonsten würde sie Anders nach Hause schicken und sich Merill als Unterstützerin hinzu holen. „Geh ich Recht in der Annahme, dass du so oder so hingehst, Hawke, egal was ich sage?“ „Ganz Recht. Ich glaube, dass da ein großes Geheimnis hinter steckt und ich möchte dem auf den Grund gehen. Außerdem helfe ich unterdrückten Personen und er ist immerhin ein sich auf der Flucht befindender Sklave.“ „Falls das stimmt.“, sagte Varric und runzelte die Stirn. Ihn schien die ganze Situation auch zu beschäftigen. „Dann solltest du den Magiern helfen und nicht so einem dahergelaufen Sklaventöle!“ „Ist das alles woran du denken kannst? Anders, wir sind nicht in der Position etwas gegen die Templer auszurichten. Wir haben keinerlei Einfluss auf die Geschehnisse hier. Wir können nur weiterhin als Söldner arbeiten und hoffen irgendwann mehr Einfluss zu gewinnen.“ Ihre Analyse war scharf und kritisch und doch stimmte sie. Morana und ihre Gefährten standen ganz unten in der gesellschaftlichen Rangordnung. So konnten sie die Unterdrückung der Magier nicht verhindern. Genau in diesem Augenblick verdunkelte sich der Mond, fast so als würde eine düstere Geschichte sich ankündigen. Erneut holte Morana tief Luft, saugte sie förmlich auf. Wie die gesamten Nächte, die sie hier in Kirkwall verbrachte hatte, war auch diese alles andere als ruhig und voller Überraschungen. Ruhe und Frieden kannte diese hektische Stadt wohl einfach nicht. „Schlägt da etwa dein Gespür für etwas Großes an, Hawke?“, fragte Varric und seine Augen hatten wieder diesen Glanz in den Augen, den er immer bekam, wenn er eine spannende Geschichte witterte, die nur darauf wartete, weitererzählt zu werden. „Hättest du was anderes von mir erwartet?“, sie grinste breit. „Na meinetwegen, ich komm mit. Aber nur um aufzupassen, dass ihr keine Dummheiten macht.“ „Wie überaus liebenswürdig, Anders.“, lachte Morana und mit endlich wieder bester Stimmung machte sich die Gruppe auf dem Weg zur Oberstadt. Keiner von ihnen ahnte, wie sehr dieser Gefallen sich in ihre Geschichte verstricken würde. ~*~ Ich will nich gehorsam, gezähmt und gezogen sein Ich will nicht bescheiden, beliebt und betrogen sein Ich bin nicht, das eigentum von dir, Denn ich, gehör nur mir. Ich gehör nur mir- Elisabeth Kapitel 1: Leere Hoffnungen --------------------------- 1. Kapitel: Leere Hoffnungen Ungefähr eine Stunde später, es war bereits Mitten in der Nacht, schritten die Vier durch das Tor der Oberstadt- Morana hatte noch für alle Fälle Heiltränke besorgt. Der große Marktplatz war menschenleer. Niemand traute sich nachts in Kirkwall auf die Straßen, wenn man nicht völlig verrückt war. Rivalisierende Banden griffen alle an, die sich auch nur ein bisschen bewegte. Ein frostiger Wind zischte über den Platz und ließ Morana erschauern. Für eine Frühlingsnacht war es außergewöhnlich kalt. Über dem hochaufragende Turm der Kirche des Erbauers stand der helle Vollmond und ließ alles in einem milchigen Licht erstrahlen. „Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“, flüsterte Anders und zog sich seinen Fellmantel etwas enger um den Körper. „Du hast selten ein gutes Gefühl bei etwas, Anders. Aber wir haben es ihm versprochen und das wollen wir doch halten, oder?“ „Du hast ja Recht, Hawke. Es tut mir leid.“ Sie lächelte versöhnlich und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „So gefällst du mir doch schon besser.“ „Wir sollten gehen. Wenn wirklich Sklavenjäger hinter ihm her sind, sollten wir keine Zeit verlieren.“, erinnerte sie Bethany an ihre eigentliche Mission. „Da ist was Wahres dran.“ Für einen kurzen Moment blickte Morana zum Himmel. Was sie wohl erwarten würde? Varric hatte Recht mit dem, was er vorhin sagte. In ihrem Bauch hatte sie dieses Gefühl, dass da etwas Größeres auf sie zu kam. Und warum verdammt nochmal ging ihr dieser Elf nicht aus dem Kopf? War es bloß ihre Neugierde? Wollte sie wissen, warum er diese Male trug? Was es mit alldem auf sich hatte? Zumindest waren dort noch so einige Fragen in ihrem Kopf und Morana hätte zu gerne Antworten. Doch sicherlich würde sie die erst bekommen, wenn sie Fenris bei der Sache mit diesem Danarius geholfen hatte. Bethany und Anders gingen bereits vor, doch Morana bekam davon gar nichts mit. Bloß Varric blieb neben ihr stehen und sah zu seiner Begleiterin hinauf. „Was ist los, Hawke? Beschäftigt dich etwas?“ Sie blinzelte überrascht und sah den Zwerg an. „Ich seh doch, dass etwas in deinem Kopf vorgeht.“ „Ich habe so einige Fragen und ich hätte gerne Antworten von Fenris.“ „Allerdings gibt er uns die wenn überhaupt erst, wenn wir ihm geholfen haben.“ Sie nickte zustimmend. „Was das wohl für Narben sind?“ „Ich weiß es nicht. Das ist eine meiner Frage.“ „Na, dann wollen wir uns mal beeilen, damit das Quiz starten kann.“ Morana lächelte Varric dankbar an und nun folgten sie den beiden Magiern. Mit jedem Schritt den die Kriegerin machte sprudelten mehr Fragen durch ihren Kopf und ihre innere Unruhe wuchs. Da braute sich etwas zusammen, so viel stand fest und sie lief mitten hinein, auch das war klar. Nicht dass das etwas Besonderes wäre. Morana schien ein Gespür dafür zu haben in die unmöglichsten Situationen zu geraten- am besten noch gleich zwischen die Fronten. So ließen sie die prachtvolle Kirche hinter sich und liefen an dem Anwesen eines Magistrats vorbei, als Fenris sich von einer Wand löste und auf die Gruppe zu schritt. „Da seid ihr ja.“ „Du klingst überrascht.“, sagte Morana und lächelte den Elf freundlich an. Dieser schien für einen kurzen Moment ins Schleudern zu geraten, doch dann wurde sein Gesicht sofort wieder zu der ernsten Maske, die er bisher auch immer getragen hatte. „Ihr habt ja keine Ahnung, wie oft ich Versprechen bekommen habe und dann verraten wurde.“ „Nein, das weiß ich nicht. Aber deswegen sind wir doch nicht hier, oder?“ „Nein, sicher nicht.“ Der Elf seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Er schien in sich zu gehen und in Gedanken alles nochmal durchzugehen. „Also wie sieht es aus? Kriegen wir noch Infos?“, fragte Varric in die auftretende Stille hinein. „Sein Anwesen befindet sich da vorne.“ Der Krieger deutete mit dem Zeigefinger nach Osten. „Bevor wir loslegen würde ich gerne etwas mehr über diesen Danarius erfahren.“ Morana verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ernst drein. Sie brauchten schließlich Informationen über ihren Gegner um sie sich zumindest ein wenig auf das Kommende vorzubereiten. Fenris senkte traurig den Kopf und ballte die Hand zu einer Faust. Die Erinnerungen schienen ihn sehr zu quälen. Als sie ihn so sah konnte Morana sich nicht vorstellen, dass er sie angelogen hatte. Diesen Ausdruck in seinem Gesicht konnte man nicht spielen. Ihr Blick wanderte zu ihrem ältesten Gefährten Varric hinab, der in den letzten Wochen zu einem engen Vertrauten geworden war. Der Zwerg war zwar oft sehr direkt, meist sogar zu sehr, doch er hatte ein Geschick für Verhandlungen und seine Ohren überall, sodass er stets besten informiert war. Der Schurke spürte ihren Blick, hob den Kopf und sah sie mit festem Blick an. //Was meinst du?//, schien sie ihn mit diesem Blick zu fragen. Dieser runzelte kurz nachdenklich die Stirn und bis sich auf die Unterlippe, doch dann nickte er zustimmend. Auch er war der Meinung, dass Fenris sie nicht belogen hatte. Doch dann schob Morana die Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die jetzige Situation, schließlich trug sie die Verantwortung für ihre Kameraden, da es ihre Entscheidung gewesen war. „Danarius...ist ein Magister aus Tevinther...ein ziemlich einflussreicher Mann dort...doch hier ist er nicht mehr als ein Mann...“ „Also verwundbar willst du damit sagen?“, schlussfolgerte die Anführerin der nächtlichen Truppen. „Genau.“ „Ein Magister aus Tevinther? Wenn es nichts weiter ist. Überhaupt nicht gefährlich oder so.“, warf Varric ein und streichelte Bianca liebevoll, fast so als könnte es seine Armbrust es gar nicht erwarten, endlich loslegen zu dürfen. Morana zog die Augenbraue zusammen und dachte nach. „Ich weiß, dass es keine einfache Aufgabe wird, aber ich hätte euch nicht gefragt, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass ihr es schaffen könntet.“ Fenris klang wirklich besorgt und es schien als wollte er sie überzeugen nun doch nicht abzuspringen. Als würde er sich brauchen. Sein Blick suchte den von Hawke und ein hoffnungsvoller Schimmer lag in den großen, smaragdgrünen Augen. Flehend sah er sie an. Es war ihm offensichtlich wirklich wichtig, was sie vorhatten. Der ehemalige Flüchtling aus Lothering konnte sich nicht dagegen wehren, sie empfand Mitgefühl mit dem Elf. Wahrscheinlich konnte sie sich im Ansatz noch nicht mal vorstellen, wie viel Leid diese Augen gesehen hatten und auch sie selbst hatte schon viel durchge...Moment! Hastig schüttelte die junge Frau den Kopf. Was für einen schmalzigen Kram dachte sie da überhaupt? Klang ja wie eine dieser vielen Liebesgeschichte die ihnen Mutter über ihren Vater erzählt hatte. So ein Blödsinn! Sie musste ihre Gedanken und Gefühle wieder unter Kontrolle bekommen und zwar schnell, sonst würde es ein Chaos geben. „Hawke? Ist etwas?“, fragte Varric besorgt. Ihren Kameraden war das Kopfschütteln natürlich nicht entgangen und Morana spürte die Blicke, die auf ihr hafteten. Fragend, verwirrt und besorgt. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ihr war es unangenehm wie sehr sie abgedriftet war. Entschlossen holte sie Luft und straffte die Schultern. „Also wie es aussieht werden wir es dann wahrscheinlich viel mit Dämonen zu tun haben.“ „Nein, nein! Wie kommst du denn auf sowas! Unsre Gegner werden süße Miezekätzchen sein! Kleine, pinke, kuschlige Miezekätzchen.“ „Wir reden hier nicht von Ser Naseweiß, Anders.“, kontere Morana und der Magier wurde sofort knallrot. Vor knapp einem Jahr bekam er von der Heldin von Ferelden eine Katze geschenkt, weil er dieser immer erzählt hatte, dass einst eine Katze besaß. Diese niedliche rot getigerte Katze hatte Anders dann den Namen Ser Naseweiß gegeben. „Ser Naseweiß war nicht pink!“, entrüstete sich der Magier und funkelte Morana böse an. Anscheinend hätte sie das nicht verraten sollen, doch die Kriegerin ließ sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil: frech grinste sie dem Magier ins Gesicht. „Aber ein kuschel puschel Miezekätzchen.“ Varric und Bethany fingen schlagartig an zu lachen und hielten sich ihre Hände vor den Mund. Das war einfach zu göttlich! Finster sah Anders seine beiden Kameraden an, doch es änderte nichts an ihrem Lachanfall, nein, sie mussten sogar noch lauter Lachen. Morana hingegen sah zu Fenris um seine Reaktion mitzukriegen, doch dieser lächelte nicht, geschweige denn, dass er lachte, er blickte sie nur verwundert an. Diese kräuselte ein wenig beleidigt die Lippen. Zumindest ein Lächeln hätte sie erwartet. Aber nichts davon war zu entdecken. Als Varric und Bethany sich nicht mehr einzukriegen schienen, räusperte sich der Elf etwas lauter. Das Lachen erstarb und die beiden wandten sich ihm wieder zu. „Ich will ja nicht unhöflich erscheinen, aber wir haben wirklich kaum noch Zeit.“ „Eine kleinere Gruppe ist hierbei effektiver...du kämpfst denk ich mal mit dem Zweihänder auf deinem Rücken, oder?“, fuhr Morana mit der Analyse ihre Kampfmöglichkeiten augenblicklich fort. Fenris nickte bestätigend und zog es hervor, damit sie es sich ansehen konnte. Ein kurzer Blick genügte ihr um zu sehen, dass es durchaus ein stattliches Schwert war. Das glänzende Metall war gut verarbeitet und blitzte im Licht des Vollmonds auf. Der Griff war breit und kunstvoll verziert. Sicherlich kein schlechtes Schwert, was schon einige Kämpfe überstanden hatte. „Gut. Also ich denke wir sollten 2 Nahkämpfer und 2 Fernkämpfer sein. So können wir in jeder Situation flexibel sein. Also vier Leute. Doch momentan wären wir zu fünft und da du ja von Anfang an nicht so begeistert warst, Anders...könntest du vielleicht...“ Es war ein Versuch es ihm schonend beizubringen, doch dieses Ziel wurde verfehlt. Empört schnaubte der Magier und war sichtlich verstimmt. „Ja, ja schon verstanden. Ich geh ja schon. Die Leute in der Dunkelstadt brauchen mich sowieso mehr. Das gibt es doch nicht...da springt man schon über seinen Schatten...und dann...das...dieser...Kerl...ist mir suspekt.“ Wütend murmelnd wandte sich Anders ab und verschwand Anders um die Ecke und verließ mit weit ausschweifenden Schritten verließ er das schöne Viertel Kirkwalls. „Autsch, das hat seinen Stolz verletzt.“ Mitleidig sah Bethany ihren Magiergefährten nach, wie er in der dunklen Nacht verschwand. Morana rieb sich genervt die Augen und massierte sich die Schläfen. Dieses ständige Gemeckere bereitete ihr Kopfschmerzen und ging ihr auf den Geist. Manchmal benahm sich ihr Kamerad wirklich mehr als kindisch. „Egal wie ich es gesagt hätte, es hätte in sauer gemacht. Ich habe wirklich versucht, es ihm schonend beizubringen“, seufzte die Kriegerin. „Aber du hast einfach die besseren Flächenzauber und bist damit für die Situation besser geeignet, Bethany.“ Ihre Schwester nickte verstehend. Entschuldigend sah Morana zu Fenris, doch dessen Mine zeigte bloß Anspannung auf Grund der bevor liegenden Mission. „Na kommt, lasst uns gehen. Bianca ist ganz wild auf dem Kampf.“ Alle stimmten zu, sodass sie schließlich die letzten Meter zu Danarius Haus zurück legten. Vor der unscheinbaren Holztür des massiven Steinhauses blieb die Gruppe noch einmal kurz sehen. Die vier Kämpfer sahen sich gegenseitig an und nickten sich ermutigend zu. Anspannung lag in der Luft. Alle Vier waren sofort zum Angriff bereit und rechneten mit allem und gar nichts. Die Luft schien zum Zerreißen gespannt zu sein, als Fenris die Hand auf den Türknauf legte und sie langsam öffnete. Mit einem unerträglichen Quietschen sprang die Tür auf und gab den Blick in einen breiten, kahlen Flur frei. Der Griff um Moranas Schwert verstärkte sich automatisch. Allzeit zum Kampf bereit traten zuerst Fenris und dann Morana über die Türschwelle. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und das Blut raste durch ihre Adern. Das Adrenalin verschärfte ihre Sinne, ließ sie Dinge sehen, hören und riechen, die ihr zuvor verborgen blieben. Suchend lauschte die Frau auf jedes verdächtige Geräusch. Doch...da war keins. Alles war mucksmäuschenstill. Kein Mucks kam aus der Halle. Verwirrt sahen sich die beiden Vorreiter an, bevor sie weiter in das Gebäude eindrangen. Varric und Bethany folgten ihnen im geringen Abstand, allzeit bereit die Krieger mit Pfeilen und Zaubern zu unterstützen. Auch weiterhin blieb es verdächtig ruhig. Rechnete Danarius etwa nicht mit einem Angriff? Erwartete er sie nicht? Oder war es eine Falle? Wahrscheinlicher war wohl Letzteres...und nicht besonders ermutigend. Leider... „Irgendetwas stimmt hier nicht“, flüsterte Fenris in die unangenehme Stille hinein. Morana nickte nur. Die Anspannung machte es ihr schwer zu atmen. Alle rechneten, dass jeder Augenblick ein Überraschungsangriff beherbergen könnte. Hektisch wanderten die Blicke der Gruppe von links nach rechts oder sie drehten sich blitzschnell um, falls sie von hinten attackiert würden. Ein Magier, und dann auch noch so ein mächtiger, war ein unberechenbarer Gegner, der in jedem Moment überall auftauchen konnte. Die unerträgliche Stille schien ihnen die Brust abzuschnüren. Sowohl Bethany, Varric als auch Morana selbst hatten einige Kämpfe bestritten und oft waren auch Magier daran beteiligt gewesen. Doch es waren immer zumindest ein paar Soldaten dabei, die irgendwelche Geräusche machten. Die absolute Stimme beunruhigte sie alle. Nach einigen Schritten erreichten sie eine weitere Tür. Fast schon krampfhaft klammerte sich Morana an den Knauf ihres Schwertes. Es gab ihr zumindest etwas Sicherheit und ein Gefühl von Stärke. Die Kargheit und Ruhe des Flures verstärkte die unheimliche Atmosphäre, die wie ein Nebel um das Haus waberte. Dieses Mal war es Morana, die nach der Türklinge griff. Nun wollte sie es in die Hand nehmen. Bevor sie noch längere zögerte, beschloss die Kriegerin die Tür lieber schnell zu öffnen. Sofort stürmten sie und Fenris nach vorne, doch auch nun fanden sie sich nur in einem menschenleeren Flur wieder. Varric, Bethany, Fenris und Morana stellten sich nun Rücken an Rücken in einem Kreis auf um jeden Winkel im Blick zu haben. Keine Sekunde zu früh. Ein unheilvolles Sirren ließ für einen kurzen, flüchtigen Augenblick den Raum vibrieren, schwellte immer weiter bis zu einem ohrenbetäubenden Surren an. Dann explodierte es in einem lauten Knall und ein Flammenmeer züngelte über den Boden, wanderten über unsichtbare Pfade über die grauen Steinfließen und konzentrierten sich in mehreren Punkten. All dieses unheilvolle Geschehen dauerte nur wenige Augenblicke. Doch Morana begriff sofort, was sich da zusammen bahnte. In Windeseile analysierte ihre Verstand die Angriffspunkte und sah, dass ein Dämon direkt hinter ihrer Schwester auftauchen würde. „Bethany! Vorsicht!“, schrie sie und sprang ebenfalls von einem Matrealisierungspunkt zurück. Aus den Augenwinkeln konnte Morana noch erkennen, wie ihre Schwester herumwirbelte und einen Satz nach hinten machte. Den Bruchteil einer Sekunde später erschien ein Dämon des Zorns aus dem Boden, an dem gerade noch ihre Schwester gestanden hatte. Auch Varric und Fenris wichen fürs erste aus und zogen sich in eine Ecke des Raumes zurück. Doch um ihre Gefährten konnte sich die braunhaarige Frau nicht kümmern, denn genau vor ihr tauchte ein Dämon der Trägheit auf. Ein Wesen ohne jegliche Konturen, pechschwarz und mit nur einem Auge. Noch erschreckender als das gruselige Aussehen des Wesen aus dem Nichts war jedoch sein Gestank. Der Dämon roch scheußlich, noch schlimmer als verfaulte Eier und Knoblauch zusammen. Für einen kurzen Moment wurde Morana schwindelig und sie musste husten. Der Gestank betäubte für einen kurzen Augenblick ihre Sinne, doch zum Glück kämpfte sie nicht zum ersten Mal gegen diese gefährlichen Wesen, sodass sie sich rasch wieder fing. In letzten Augenblick konnte sie ihr Schild hochreißen um einen Schlag des Dämons abzufangen. Ihr Arm zitterte unter der Wucht des Aufpralls, doch fürs Nachdenken blieb ihr keine Zeit. Sofort nutzte die erfahrene Kämpferin ihre Chance und schlug nach dem Dämon. Sie traf in am Kopf und setzte schnell mehrere Schläge nach, bis der Geist in sich zusammensackte und im Nichts verschwand. Sofort wirbelte Morana herum und sah nur noch wie ein Dämon des Zorns, der komplett in Feuer gehüllt war, nach ihr ausholte. Verzweifelt wollte sie noch ihr Schild schützend vor ihr Gesicht halten, doch sie hatte keine Chance mehr. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie die Pranke auf sich hinab sausen. Doch dann schoss ein Pfeil durch den Kopf des Dämons, welcher von ihr weg taumelte. Morana erholte sich schnell von ihrem Schock und hieb auf den Gegner mit ihrem Schwert auf ihn ein. Als auch dieser beseitigt war, warf sie kurz Varric einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich mit der nächsten Wesenheit auseinander setzen musste. Der Raum war erfüllt vom dem Klirren und Aufeinanderprallen der Klingen, dem Sirren von Pfeilen und den Gemurmel von Bethanys Zaubersprüchen. Oftmals ging ein Schlag auch ins Leere, weil sich die Dämonen in letztem Moment entmaterialisierte und im Boden verschwand, nur um Augenblicke später ganz woanders aufzutauchen. Der Kampf wurde immer härter und Morana spürte, wie ihr langsam die Luft wegblieb. Sie keuchte und ihre Bewegungen wurden langsamer, unkontrollierter, ihre Reaktionszeit war nun doch um einige Millisekunden länger. Doch Aufgeben kam ihr nicht in den Sinn. Sie würde niemals das Handtuch werfen und verschwinden. Mit dieser Schmach könnte sie nicht leben. Das Verbot ihr der Stolz, den sie hatte. Allerdings hatte die Gruppe die Anzahl der Dämonen bereits deutlich verringert. Nur noch 3 befanden sich in dem Raum. Morana beschloss, dass es an der Zeit war es endlich zu Ende zu bringen. Mit einem lauten Kampfschrei sprang sie in die Luft und spaltete mit enormer Wucht einen Dämon des Zorns in Zwei. Keuchend sah sie sich nach den letzten beiden um und sah, dass einer sich an Fenris heranschlich, während dieser sich voll und ganz auf einen Dämon der Wollust, der einem Inkubus mit besonders schönen Reizen glich, konzentrierte. Sofort setzte die junge Frau zum Sprint an und besiegte mit einem vertikalen Schlag ihrer Schwertes den hinterlistigen Geist. Erst jetzt bemerkte der Elfenkrieger die Gefahr und fuhr herum. Mit großen Augen sah er, wie nur Zentimeter von seinem Rücken entfernt der Dämon in sich zusammenfiel. Morana lächelte triumphierend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als sie alle schon glaubten es geschafft zu haben, rappelte sich allerdings noch einmal der Dämon der Wollust auf und attackierte mit seinem scharfen Fingernägel den nun ungeschützten Rücken von Fenris. Morana reagierte schneller als dieser sich versehen konnte. Blitzschnell hob sie ihr Schwert und verkeilte es mit den Fingernägeln des Dämons. Von dem plötzlichen Klirren gewarnt sah Fenris sich um und begriff die Situation. Mit einem Brüllen ließ er seinen mächtigen Zweihänder auf den Dämon, wie eine Strafe des Erbauers, nieder rasen und spaltete diesen endgültig. Erleichtert, dass der erste Kampf erfolgreich überstanden war, steckten die Freunde ihre Waffen weg. „Danke für deine Hilfe.“, keuchte der Elf und richtete sich auf. „Keine Ursache.“, lächelte Morana und genoss das Gefühl der Endorphine, die sie nun mit einem wohligen warmen Schauer ihren Körper durchzogen. Es war eines der schönsten Gefühle, das Morana kannte. Dieses triumphale Gefühl den Kampf gewonnen zu haben, stärker zu sein als der Gegner und sich wieder einmal bewiesen zu haben. Es war einfach ein hohes Glück, aber noch lieber löste sie eine Auseinandersetzung ohne Kampf und mit der Zufriedenheit beider Seiten. „Denen haben wir es gegeben.“, lächelte Varric zufrieden. Mit vorsichtigen Bewegungen verstaute er Bianca wieder auf seinen Rücken und Bethany nickte zustimmend. „Zumindest ist schon mal Magie in diesem Haus“, stellte die Anführerin fest. „Wir sollten wohl jedes Zimmer durchsuchen um auf Nummer sicher zu gehen.“ Die Gruppe stimmte zu und so war es beschlossene Sache. Fenris biss sich leicht auf die Unterlippe und sein Gesichtsausdruck wurde entschlossen. „Warte nur, Danarius. Ich werde dich kriegen!“, knurrte der Sklave und machte eine Faust, so fest, dass seine Handknöchel bereits weiß wurden. „Beruhige dich, Fenris. Ich kann mir vorstellen, dass dich das sehr aufwühlt, aber es trübt deinen Verstand und könnte dich im Kampf in eine gefährliche Situation bringen.“ Fenris seufzte und schloss die Augen um sich zu beruhigen. „Du hast Recht. Entschuldige.“ „Nein, nein. Du musst dich nicht entschuldigen.“ Morana konnte sich ungefähr vorstellen, was in den Elf vorging, glaubte sie zumindest. In jedem Augenblick seit seiner Flucht musste er mit der Angst leben, entdeckt zu werden und wieder in die Hölle gebracht zu werden, aus dem er mit viel Kraftaufwand erst entkommen war. Sicherlich würde sein Meister ihm die grausamsten Dinge antun, als Strafe dafür, dass er geflohen war. Schließlich hatte Danarius offensichtlich viel Zeit und Aufwand investiert um seinen ganz...na ja...individuellen Sklaven zu erschaffen. Dementsprechend würde der Magister dessen Flucht sicherlich nicht akzeptieren wie wohl bei einem normalen Sklaven. Allein die Schmach und die Verletzung seines Stolzes wären Motivation genug, um eine Hetzjagd zu starten. Immer fliehen zu müssen, niemals anzukommen, keinen Ort, den Fenris zu Hause nennen konnte, kein Mensch, dem man vertrauen konnte, nichts war konstant. Für Fenris war alles bloß flüchtig und von kürzester Dauer. Nur so lang wie nötig an einem Ort zu verweilen. Ständig in der Ungewissheit zu leben. Ohne zu wissen, was der nächste Moment bricht. Jeder Augenblick war kostbar, denn es könnte der letzte in Freiheit sein und doch hatte er keine Chance diesen zu genießen. Eben auf Grund dieser Tatsache. Morana konnte sich vorstellen, dass dieses Gefühl einen in den Wahnsinn treiben konnte. Die einzige Rettung aus dieser Spirale der Vergänglichkeit war der Tod seines Meisters. Nun bot sich endlich die Chance aus dem Leid, dem Schmerz der Vergangenheit, der ihn wie einen Mantel umhüllte und sich nicht abschütteln ließ, zu entkommen. Da war es verständlich, dass Fenris aufgewühlt war. Dass Danarius sich eventuell in diesem Haus aufhielt, war wie ein Strohhalm, nachdem Fenris verzweifelt griff um nicht zu Ertrinken. Morana jedoch war nicht von so einer verzweifelten Hoffnung ergriffen. Sie persönlich glaubte nicht, dass der Magister hier war. Sicherlich würde er sich seinem Sklaven nicht auf dem Präsentierteller servieren und erst recht nicht auf so eine offensichtliche Art und Weise. Dennoch sprach sie ihre Zweifel nicht aus- aus Rücksicht auf Fenris. Sie wollte ihm diese letzte Hoffnung nicht rauben. Also begaben sich die Gruppe in jedem Raum und untersuchten ihn genauestens auf Spuren und Hinweise. Das Ergebnis jedoch war enttäuschend. Außer weitere Dämonen war nichts zu finden. Immer wieder motivierte Morana ihre Gruppe wieder, doch vor allem bei Fenris war zu bemerken, wie sehr seine Verzweiflung sich in Wut verwandelte. Immer wieder schrie der Elf seine Verzweiflung hinaus. Beleidigte ein nicht vorhandes Phantom und donnerte seine Faust wütend gegen die Wand, dass der Putz abbröckelte. Traurig und mitleidig sahen sich Varric, Bethany und Morana an. Jetzt blieb nur noch ein Raum, indem Danarius sich verstecken könnte. Alle anderen hatten sie untersucht. Dessen war sich auch Fenris schmerzlich bewusst und auch ihm wurde so langsam klar, wie dumm diese Hoffnung gewesen war. Jedoch war sie das Einzige gewesen, an dem er sich festhalten konnte. Morana ging zu ihm und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. „Noch ist ein Raum übrig.“ Der Elf drehte den Kopf zu ihr um und sah sie mit tief traurigen Augen an. Ein Blick, der so enttäuscht war, dass er einem einen Stich ins Herz versetzte. Die Frau versuchte ein aufmunterndes Lächeln aufzusetzen, doch dann drehte der Elf seinen Kopf wieder um und biss sich auf die Unterlippen. Enttäuscht ließ die Kriegerin von ihm ab, doch sie war noch nicht bereit die Hoffnung wegzuwerfen. Die Möglichkeit bestand schließlich noch, wenn auch sehr gering. Nun rappelte sich auch Fenris auf und stellte sich neben sie. „Dann wollen wir mal!“ Morana öffnete die Tür und stürmten den letzen großen Saal, an dessen Ende eine Treppe zum Arbeitszimmer führten. Wenige Minuten später jedoch zerbrach Fenris Hoffnung in winzige Teile, wie ein Spiegel, der zu Boden fiel. Auch hier war nirgends ein Magister aus Tevinther zu entdecken. Bloß weitere Dämonen, die sie aufhalten sollten. „Vorbei...alles aus...er ist nicht hier.“ Nun war Morana wirklich froh, dass sie Anders nach Hause geschickt hatte, denn der hätte es Fenris nun sicher unter die Nase gerieben. „Ich will dich ja nicht verärgern, aber das war zu erwarten.“ So hart diese Worte Fenris auch treffen mussten, so merkte man, dass Varric sich nur sorgte. „Ich...brauch mal einen Moment frische Luft. Ihr wollt sicher die Schätze noch plündern.“ Abrupt drehte sich der Elf um und stürmte aus dem Haus. Betreten blickten die Hinterbliebenen ihm nach. „Na kommt...lasst uns die Schätze in den Überresten einsammeln und dann gehen. Es war eine lange Nacht.“ Die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit Schlösser zu knacken und in den Aschehäufchen der Dämonen nach Geld oder Ausrüstung zu suchen. Als sie dann das Haus verließen, lehnte Fenris direkt an der Häuserwand und blickte nachdenklich auf den Platz. „Da fliehe ich aus Tevinther vor Magiern nur in einer Gruppe mit noch mehr Magiern zu landen.“, sinnierte er leise vor sich hin, sprach mehr mit sich selbst als mit der Gruppe. Hatte er sie überhaupt bemerkt? Aber noch mehr war Morana verwirrt. Was hatte das denn jetzt damit zu tun? Wie kam er nun darauf? Hinter ihr gab ihre Schwester ein missmutiges Geräusch von sich und auch Morana konnte das dann doch nicht auf sich sitzen lassen. „Bethany hat sich im Kampf bewiesen, ok? Sie hat dir bei einem Kampf sogar das Leben gerettet. Nicht alle Magier sind also schlecht.“, sagte sie ernst und verschränkte dir Arme vor der Brust. Fenris legte den Kopf in den Nacken und starrte in den sternenklaren Himmel hinauf. „Nein, das ist wahr...Eure Schwester ist ein guter Mensch, aber selbst die besten Magier sind nicht davor befreit der Versuchung eines Dämons zu erliegen.“ Morana sah ein, dass eine Diskussion in diesem Moment zu nichts führte. Dafür war die Enttäuschung des Elfs momentan noch zu groß. „Was hast du jetzt vor, Fenris?“ „Ich werde hier bleiben und auf ihn warten. Wenn Danarius sein Haus wieder haben will, muss er es sich holen. In der Zwischenzeit stehe ich aber zu Eurer Verfügung.“ Die Kriegerin lächelte erleichtert. Das hatte sie gehofft. Fenris war wirklich ein ausgezeichneter Krieger mit großer Erfahrung und somit eine Bereicherung für ihre Gruppe. „Dann werden wir jetzt gehen. Falls wir dich brauchen, komme ich vorbei.“ Fenris nickte zustimmend und sah seinen neuen Freunden nach. Ein ungewohntes, aber kein schlechtes Gefühl für ihn. So verschwanden der Schurke, die Magierin und die Kriegerin in der finsteren Nacht, ihre Konturen verschmolzen mit dem Schwarz. Niemand von ihnen ahnte, wie viel Trubel Fenris in ihre Geschichte einweben würde. Kapitel 2: Schmerz der Vergangenheit ------------------------------------ 2.Kapitel: Schmerz der Vergangenheit Mit einem lauten Knarren gab die Tür nach, als Morana die Klinge hinunter drückte. Als sie zurückschwang, gab sie den Blick auf einen noch immer verwüsteten Flur frei. Ein Tisch war wie eine Barrikade vor der Wand aufgebaut, ein Fenster zersprungen. Nichts hatte sich im Vergleich zum vor Abend geändert. Selbst diese düstere, dunkle Stimmung hing wie schwere Nebelschwaden über den Boden, die einen zu Ersticken drohten. Morana musste schlucken und holte einmal bewusst Luft um das musst du überarbeiten sie aus einem unruhigen Schlaf aufgewacht war, entschlossen Fenris zu besuchen, denn noch brannten ihr die Fragen auf der Seele und Antworten hatte sie noch keine. Gestern war es dafür schon zu spät gewesen. Also wollte sie nun Antworten von ihrem neuen Gefährten haben und sie würde sich auch nicht abspeisen lassen. Das hatte sich Morana fest vorgenommen. Also machte sie sich auf den Weg in das Arbeitszimmer von Danarius, indem sie Fenris vermutete. Das alte Holz der Treppe knarrte unter den schweren Kettenstiefeln Moranas und gedankenverloren ließ sie ihre Hand über das kalte Steingeländer fahren. Ihre Gedanken kreisten bereits um das kommende Gespräch. Auch wenn sie es oft nicht nach außen hin zeigte, so war die junge Frau neugierig und wissbegierig. Bevor sie eine Entscheidung traf, war es für sie immer höchste Priorität so viel wie möglich über die Situation zu erfahren. Nun wollte sie etwas mehr über den Elfensklaven erfahren um abwägen zu können, was auf sie zukommen würde, nun, da sie ihn in ihre Gruppe aufgenommen und ihm ihren Schutz angeboten hatte. Nun würde sie also ihn mal wieder besuchen und dafür sorgen, dass er endlich mit der Wahrheit hinausrückte. „Hey, Fenris...ich wollte nur...“ Morana stocke als sie das Zimmer betrat, denn vor ihr lag ein vollkommen leerer Raum. Der Elf war nicht dort. Fragend drehte sich Morana um und ließ ihren Blick schweifen. Der Raum war zwar völlig chaotisch- in einer Ecke stand eine aufgebrochene Truhe und ein geöffneter Wandschrank- allerdings waren das noch Überbleibsel der letzten Nacht, als sie das Anwesen genausten untersucht hatten. Weitere Spuren, die auf einen Kampf hindeuteten, konnte die erfahrene Kriegerin nicht ausmachen. Obwohl also kein Anzeichnen für ein Verbrechen vorlag, so stieg ein merkwürdiges Gefühl in ihr hoch. Vielleicht hatten sie gestern doch nicht alle Sklavenhändler beseitigt? Hatten dann doch noch welche während den vergangenen Stunden Zutritt zu dem Anwesen verschafft und Fenris verschleppt? Morana holte tief Luft und erstickte die aufkeimende Sorge wie eine Decke ein kleines Feuer. Ruhe bewahren war nun notwendig. Gerade, als sie sich umdrehen wollte, um das Haus zu durchsuchen, hörte sie Schritte hinter sich. Blitzschnell fuhr die Kriegerin herum, jeden Augenblick bereit ihr Schwert zu ziehen. „Hawke!“, sagte Fenris überrascht, als er unterhalb des Türrahmens stehen blieb. „Fenris.“, atmete die Angesprochene erleichtert aus. Das beklemmende Gefühl, welches Herz kurz im Griff hatte, verzog sich und Morana gab ihre Angriffshaltung auf. „Was willst du denn hier?“ Verwirrt runzelte Fenris die Stirn und sah seine neue Kameradin an. Nun wurde Morana doch ein wenig verlegen. Wie kam das bloß rüber? Da kam sie in sein Haus und fuhr noch wie eine Furie herum, als er das Zimmer betrat. //Ich muss mir echt abgewöhnen immer gleich vom Schlimmsten auszugehen.//, schimpft sie sich gedanklich. Der Kriegerin war die Situation wirklich ausgesprochen unangenehm. Sicherlich bekam Fenris nun ein falsches Bild von ihr. „Nun...ich...na ja...“, stotterte die junge Frau herum. Dann ermahnte sie sich jedoch nur Ruhe. Sich nun auch noch dämlich anstellen musste wirklich nicht sein. Als Morana dann weitersprach, hatte ihre Stimme sich wieder gefangen, und eine ruhige Tonlage angenommen: „Ich habe noch so manche Fragen an dich und du schuldest mir noch Antworten, Fenris.“ Während sie ihr Anliegen erklärte, konnte sie sehen, wie das Gesicht des Elfs sich verfinsterte und er sie skeptisch ansah. Aber das war ihr egal. Erst mal wollte sie etwas anderes wissen: „Wo warst du überhaupt?“ „Ich war unten im Keller. Mal nachsehen, was noch so vorhanden ist.“, zuckte Fenris beiläufig mit den Achseln und sah Morana an. Misstrauen funkelte tief in den smaragdgrünen Augen auf. Offensichtlich schien den Elf der Grund ihres Besuches nicht zu gefallen. Für einige Momente zögerte Fenris- schien zu überlegen, ob er dem nachkommen oder vor der unangenehmen Situation fliehen sollte. Morana hingegen ließ sich nicht aus ihrer neugewonnen Ruhe bringen und wartete geduldig ab, die Arme dicht vorm Körper verschränkt. Nach ungefähr zwei Minuten des Abwägens seufzte der Elf schließlich und schloss die Augen. „In Ordnung, Hawke. Ich denke, dass bin ich dir schuldig. Ich...“ Fenris holte kurz Luft und schien zu zögern. „...möchte nur kurz etwas holen. Setz dich doch so lange.“ Unwirsch deutete er auf einen von zwei unbequem wirkenden Holzstühle, die um grob gezimmerten Tisch gestellt waren. Sofort danach wandte er sich ab und war gerade dabei, die Treppe hinunter zu gehen, als Morana ihn noch einmal zurückhielt. Etwas stimmte da nicht. „Fenris!“ Der Angesprochene blieb stehen, wandte jedoch nicht den Kopf zu ihr um. Morana konnte förmlich spüren, wie die Wut in ihm zu brodeln begann. Sie drängte ihn an die Wand, brachte ihn in eine Situation, in die er nicht wollte, aus der er aber auch nicht fliehen konnte. „Ich weiß, dass du dem lieber aus dem Weg gehen würdest, aber es ist wichtig und deshalb hau nicht ab, sondern komm wirklich wieder, in Ordnung?“ Den Bruchteil einer Sekunde später spürte Morana den festen Griff einer Hand an ihrer Gurgel. Die Wucht der Geschwindigkeit von Fenris warf sie gegen die Wand. Ein dumpfer Knall war zu hören und die Kriegerin spürte ein dumpfes Pochen in ihrem Hinterkopf. Das Gesicht des Elfs war ihren auf einmal ganz nah. Wut hatte sein sonst ansehnliches Gesicht zu einer hässlichen Maske verzerrt. Finster sahen die grünen Augen in die ihren und schienen sie förmlich zu durchbohren, während seine Tätowierungen nun milchig schimmerten. Morana spürte eine finstrere Aura die nun von ihm ausging. Sie wusste nicht, welche Macht diese Male ihm verliehen, doch eines war ihr klar: würde er sie töten wollen, so könnte er es tun und sie hätte keine Chance. Die Luft schien vor Anspannung zu zittern, genauso auch wie der Körper der Frau, auch wenn sie selbst keine Angst verspürte. Ihr Herz begann zwar zu rasen und Adrenalin schoss durch ihre Adern, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Fenris teste sie- wahrscheinlich war er sich dessen nicht mal selbst bewusst. Unterbewusst wollte der Elf wissen, wie weit er bei ihr gehen konnte, wo seine und ihre Grenze war. „Sag du mir nicht wohin ich zu gehen und was ich zu tun habe!“, zische Fenris zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Nacken hatte sich versteift in den wenigen Sekunden, in denen er Morana nun fest gegen die Wand gedrückt hielt. Ein deutliches Anzeichen für Abscheu und Wut. Doch Morana wusste, dass er ihr nichts tun würde, denn wenn er es wirklich hätte tun wollen, hätte er es bereits getan. Wahrscheinlich war ein Instinkt mit ihm durchgegangen, ein antrainierter Trieb, den er sich während seiner Flucht zugelegt hatte. „Ich bin frei und mein eigener Herr.“, knurrte er wütend und eine Ader trat an seiner hohen Stirn hervor. Seine linke Hand schwebte bedrohlich über Moranas Bauch, bereit um zuzuschlagen. Die junge Frau hingegen blieb unbeeindruckt- wich seinem Blick noch nicht aus. Es ging hier um Respekt. Wenn sie jetzt nachgeben würde, so würde Fenris sie nie anerkennen und Morana musste sich auf ihre Kameraden verlassen können und wissen, dass jeder sie als Anführerin akzeptierte. Außerdem war der Druck an ihrem Hals auch nicht stark genug, als dass sie sich nicht hätte befreien können. Es war eine Warnung von Fenris Unterbewusstsein. Morana sollte ihm nicht zu nah kommen und sich in seine Angelegenheiten einmischen, das war ja offensichtlich. Entschlossen umfasste Morana den Arm des Elfs und drückte ihn bestimmt weg. „Das weiß ich, Fenris.“, sprach die junge Kriegerin in ruhigen Ton, während sie an dem überraschten Elf mit betont langsamen Schritten vorbeiging und sich in den Stuhl sinken ließ. „Ich wollte dich nicht beleidigen oder gar verärgern. Der Gedanke war aber dennoch durchaus berechtigt, oder?“ Sie bettete ihren schmalen Kopf auf ihrer Hand und sah Fenris unverwandt an. Jedoch lag kein Vorwurf, Verärgerung oder gar Hass in ihrem Gesicht, sondern schlicht ehrliches Interesse. Der Elf jedoch murrte nur und verschränkte trotzig die Arme. Ein deutlicheres Ja gab es nicht. „Hör auf mich als deinen Feind zu betrachten, Fenris. Wir hängen da jetzt zusammen drin und schaffen es nur, wenn du mir vertraust.“ „Du hast ja keine Ahnung! Es sagt sich so leicht! Aber ich hatte bisher Niemanden, den ich vertrauen konnte!“, wütend und aufgebracht zu gleich, stapfte der Elf durch den Raum- die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Nein, was es heißt diese Narben eingebrannt zu bekommen und wie es ist jeden Tag seines Lebens gedemütigt zu werden weiß ich nicht...das ist wahr...“, sprach Morana mit trauriger Stimme und schloss ihre Augen. Bevor Fenris jedoch etwas erwidern konnte, fuhr die Kriegerin fort: „Aber ich weiß, was es bedeutet auf der Flucht zu sein. Jeden Moment in der Ungewissheit zu leben nicht zu wissen, wie es weiter gehen soll. Ich kenne das Gefühl morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, wo man die Nacht schlafen soll. Wie es ist, wenn man sich fragt, ob man etwas zu essen findet oder ob man entdeckt wird. Ich habe auch den eisigen Griff gespürt, der einen keinen Moment Ruhe lässt. Man kommt sich jede Sekunde vor wie ein gehetztes Tier, welches gejagt wird. Jeden noch so kleinen Augenblick hofft man, dass man nicht entdeckt wird, dass es endlich vorbei ist. In manchen Momenten...wünscht man sich sogar...zu sterben...einfach um endlich Frieden zu finden.“ Als Morana wieder aufsah, schaute sie in überraschte, große Augen. Offensichtlich war Fenris davon ausgegangen, dass sie hier in Kirkwall geboren worden war. Zwar kein besonders schönes Leben, aber doch weites gehend sicher. Leider war diese Vorstellung ein Irrtum und nur sie selbst kannte die traurige Wahrheit. Für wenige Augenblicke schloss sie die Augen und kämpfe gegen die Erinnerungen, die sie zu überfluten drohten. Ihre Kehle wurde trocken und sie biss sich auf die Lippen, bis der rostige Geschmack von Blut sie aus ihrer Starre riss. Kurz schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen. Als Morana wieder aufsah, musste sie feststellen, dass Fenris sie weiterhin unverwandt ansah. Beinah schien es, als wäre er zu Stein erstarrt. In seinem regungslosen Gesicht lag Erwartung und Abschätzen zu gleich. Vermutlich kämpften gerade Neugierde und die Vorsicht in ihm- und die Schuld dafür gab er der Kriegerin. Seine Augen starrten fest in die ihren. Täuschte sie sich oder blinzelte Fenris kein einziges Mal? In seinem Blick lag die Aufforderung das von eben zu erklären, aber Morana ließ sich nicht darauf ein. Zu frisch waren noch die seelischen Wunden, die der Verlust ihres Heims und ihrem Bruder, zu stark die Schmerzen, die sie dabei empfand. „Hawke?“, harkte Fenris nach und seine Stimme war ein deutlich fragender Ton zu erkennen. Morana seufzte als sie Frage vernahm und beschloss über ihren eigenen Schatten zu springen. Wenn sie sich ihm öffnete und anvertraute, so würde Fenris vielleicht auch ein wenig die Skepsis verlieren, die ihn bisher dominierte. „Du gehst sicher davon aus, dass ich hier in Kirkwall geboren worden bin, aber dem ist nicht so. In Wirklichkeit stamme ich aus dem kleinen Dorf Lothering in Ferelden.“ „Lothering...? Der Name sagt mir etwas...“, murmelte Fenris nachdenklich und legte die Stirn in Falten. Unschlüssig wanderte sein Blick auf einen Punkt an der Wand, der direkt neben Moranas Gesicht lag. Es schien, als wartete der Elf darauf, dass die Wand ihm die Antwort darauf gab, woher er diesen Namen kannte. Die Wand allerdings blieb ihm die Antwort schuldig. Deshalb sah er dann wieder Morana in die Augen. Sie seufzte, als ihre Blicke sich trafen und wich seinem Blick aus. Es war klar, dass er nun von ihr eine Erklärung erwartete, doch sie zögerte. Die seelischen Wunden, die der Verlust ihrer Heimat und ihres Bruder hinterlassen hatte, waren noch nicht verheilt, obwohl es bereits ein Jahr zurück lag. Richtig verarbeiten konnte sie es noch nicht, da sie für ihre Mutter und Bethany stark seien wollte und so ihre wahren Gefühle verbarg. Nun aber wollte sie sich öffnen. Einem Elfen, den sie erst letzte Nacht kennen gelernt hatte, wollte sie zeigen, wie es in ihre aussah- zumindest bis zu einem gewissen Maß. Der Grund dafür war ein Bauchgefühl, was ihr sagte, dass sie Fenris vertrauen konnte, aus welchem Grund auch immer und ihr Instinkt hatte sie bisher selten getäuscht. Nun wollte Morana es halt noch einmal darauf ankommen lassen. „Lothering ist das Dorf in Ferelden, welches als Erstes von der 5. Verderbnis überrannt worden war. Wir hatten das Glück, dass unser Hof auf der anderen Seite des Dorfe lag, von der die Dunkle Brut kam, sodass wir fliehen konnten. Der Preis jedoch war hoch. Als wir in die Wildnis rannten, hörten wir, wie unser Leben zerstört wurde. Man sah den Schein des Feuers, der das Dorf verbrannte, die verzweifelten Schreie unserer Freunde. Kinder, die nach ihren Eltern riefen und weinten, das Gurgeln und Schmatzen der Monster, die die Menschen töteten, die wir seit Kindertagen kannten. Frauen, die versuchten ihre Familie zu finden. Tiere, die brüllend die Flucht ergriffen. Noch immer verfolgen mich die Bilder...so wie das Feuer brannte, so haben sich die Bilder, die Gefühle in meine Seele eingebrannt. Doch unserer Flucht lief nicht reibungslos ab. Es gab mehr von diesen Monstern als gedacht und auch wenn unsere Familie durchaus kampferprobt war, so konnten wir nicht lange standhalten. Wir trafen auf Aveline und ihren Mann Wesley, die ebenfalls auf der Flucht waren. Gemeinsam schlugen wir uns eine Schneise durch die Dunkle Brut, allerdings wurden wir dann in der Kokari-Wildness auf einem Talkessel in die Enge getrieben...Da begann die Erde zu beben...“ Morana unterbrach sich in ihrem monotonen Redefluss und stand in einer hektischen Bewegung auf. Ihr Inneres wollte vor den Erinnerungen fliehen, sodass das Mädchen nichts mehr im Stuhl hielt. Stattdessen lief sie nun wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Raum- während Fenris Augen ihr jeden Augenblick folgten. Ihre Gefühle übermannten sie fast, ab und an musste die junge Kriegerin sogar schwer schlucken, damit ihr keine Tränen in die Augen stiegen. „Ein Oger kam den Bergpfad hochgestapft. Seine enorme Masse schien die Erde erzittern lassen und Mutter verlor das Gleichgewicht. Bethanys Zwillingsbruder Carver griff daraufhin das Ungetüm an...doch...dieses packte ihn und hob ihn hoch wie ein Spielzeug. Wenige Augenblicke später hatte er ihm das Genick gebrochen, fast...als wäre mein Bruder nicht mehr wie ein Streichholz.“ Traurig schloss die junge Frau die Augen, als sie an den Tod ihres Bruders dachte. Ihre Lippen wurden trocken und sie musste sich sehr zusammenreißen, damit ihre Stimme nicht brüchig wurde. „Hawke...ich...“, Fenris suchte verzweifelt nach Worten, doch es fielen ihm nicht die richtigen ein. Keines schien passend zu sein um auszudrücken was er sagen wollte. Wahrscheinlich weil er es selber nicht wusste. Nie hätte Fenris gedacht, dass ihm Jemanden so etwas Privates erzählen würde, doch Hawke hatte es getan. Sie hatte ihm vertraut. „Sag nichts. Es ist besser so...“, unterbrach Morana ihn mit ruhiger Stimme. Langsam drehte sich die junge Frau wieder von dem Fenster weg, aus dem sie seit einigen Augenblicken gestarrt hatte und sah Fenris direkt in die Augen. Ihr Blick war stechend scharf und doch so voller Leid, dass es dem Elf die Kehle zu schnürte. Dass die Kriegerin etwas Besonderes war, hatte er sofort erkannt, als er sie beim Kampf gegen die Sklavenhändler beobachtet hatte. Ihr Geschick und Eleganz im Umgang mit Schild und Schwert war zu sehr ausgeprägt, als dass sie eine einfache Söldnerin hätte sein können. Nein, Hawke war etwas Spezielles, eine Kämpferin wie ihm bisher noch keine unter die Augen gekommen war. Diese junge Frau umgab eine Aura, die pure Entschlossenheit und Willenskraft ausstrahlte, wie sie selbst die stärksten und erfahrensten Krieger in den seltensten Fällen besaßen. Ihre Art wirkte wie ein Fels in der Brandung- stabil, standhaft, sicher. Es schien, als könne sie nichts erschüttern und alles erreichen, was sie sich vornahm. Dabei konnte Fenris noch nicht einmal genau sagen, was an Hawke ihm diesen Eindruck vermittelte. War es ihr fester und entschlossener Ausdruck in den Augen, die Intelligenz und Wachsamkeit, die aus ihrem Blick sprudelte oder ihre gesamte Körpersprache, die Willenskraft und Selbstbewusstsein verkörperte und doch gleichzeitig gelassen wirkte? Der Elf wusste es wirklich nicht, doch eines war ihm klar: Hawke war eine Frau, die noch etwas Großes erreichen würde. Tief in seinen Inneren wusste er es einfach. Morana hatte sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt. Ahnte jedoch nichts von der tragenden Rolle, die Fenris ihr zuerkannte. Der Sturm der aufbrausenden Gefühle hatte sie wieder unter Kontrolle gebracht, sodass sie wieder ihren Entschlossen Schein nach außen hin wahren konnte. In ihrer neu gewonnen Gelassenheit setzte Morana sich wieder an den Tisch und legte ihre Arme verschränkt dort ab. Auch Fenris drehte sich wieder zu ihr um und schob ihr wortlos einen Becher Wein zu, welchen Morana dankbar annahm. Ihre Kehle war von dem Erinnerungsausbruch noch staubtrocken, sodass sie direkt den Kelch an ihre Lippen. Obwohl der Wein offensichtlich schon etwas älter war, tat es unglaublich gut, dass eine kalte Flüssigkeit ihre Kehle hinunter ran. Mit einer schnellen Handbewegung wisch sie sich den Rest von ihren Lippen und seufzte zufrieden. Nun fühlte sie sich viel besser. „Danke.“, sagte sie knapp und Fenris nickte bloß. „Es tut mir leid...“ „Hmmm?“, fragend sah Morana den Elf an und neigte den Kopf. Wofür diese Entschuldigung nun war, konnte sie sich nicht erklären. „Na ja...“, druckste Fenris kurz herum, doch dann entschloss er sich, es doch auszusprechen. „Das von vorhin...ich wollte...dir nichts tun. Ich weiß auch nicht...es ist mit mir durchgebrannt.“ In seiner Stimme war deutlich zu hören, dass es sein ernst war. Morana lächelte freundlich und sagte mit gütigem Ton in der Stimme: „Das weiß ich, Fenris. Mach dir keine Sorgen.“ „Es ist nur...so ungewohnt. Seit ich geflohen habe ich Niemanden an mich rangelassen... keinem vertraut... aber du... hast mir geholfen ohne einen Grund. Das... ist ungewöhnlich.“ Fenris hatte selber keine Ahnung, wie er es erklären sollte, sodass die Worte nur bruchstückhaft herauskamen, doch sein Gegenüber sah ihn so verständnisvoll an, als hätte er eine schlüssige Rede gehalten. „Das kann ich mir vorstellen. Wie lange bist du schon auf der Flucht?“ „...Ziemlich genau 3 Jahre.“, antwortete Fenris bedrückt. Für einen kurzen Moment schien der Schmerz seiner Flucht erneut aufzuflammen, doch dann glätteten seine Gesichtszüge sich wieder und sein Blick war wieder nachdenklich wie zuvor auch. Nichts in seinem Gesicht verriet Morana, was der Gefangene des Schmerzes gerade dachte. Doch sie konnte sich vorstellen, dass er tief in seinem Inneren traurig war. „Das ist eine lange Zeit...“ „Es war der Preis, den ich bezahlen musste um frei zu sein.“ „Und doch bist du es nicht richtig.“ Fenris schloss traurig die Augen und schüttelte den Kopf. Danach hob er wieder den Kopf und sah sie mit einem drängenden Blick an, der sagte: Kann ich dir wirklich vertrauen? „Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, dass durchzumachen, was du erlebt hast und doch hat es dich nicht zerstört. Davor habe ich riesigen Respekt und um deine Frage zu beantworten. Ich habe dir geholfen, weil da etwas in deine Augen war, das mir sagte, dass ich dir glauben kann und dass du keine bösen Absichten verfolgst...na ja...und ich wollte halt wissen und nur so neben, dass will immer noch, also du bist noch nicht erlöst.“, grinste sie frech. „Was für eine Geschichte sich dahinter verbirgt. Außerdem bist du ein fähiger Kämpfer und den kann ich gebrauchen, wenn ich mein Ziel erreichen will.“ Ein kleines Lächeln huschte über Fenris Gesicht, während Morana sprach. „Du strebst wohl immer nach etwas Großem, oder Hawke?“ „Sicher, denn nur wer sich Ziele setzt, kann sein Schicksal verändern.“ ~*~ Ich steh auf dem Seil Und die Angst macht mich krank Denn schau ich nach unten seh ich nichts, nitchts gar nichts Ich taste mich weiter mit suchendem Schritt Und früchte mich immer vor dem nichts Nichts, gar nichts so spiel ich die starke und tu was ich tu Als wär dieses leben meihr als täuschung, irrtum, betruf als nichts nichts, gar nichts genug Nichts, nichts, gar nichts- Elisabeth Kapitel 3: Dunkle Gerüchte -------------------------- 3.Kapitel: Dunkle Grüchte „Hey, Norah! Bring uns noch 2 Bier!“ Varric lehnte sich genüsslich in dem hohen Holzstuhl zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Die gut ausgestattete Kellnerin mit dem schwarzem Pferdeschwanz nickte und verließ den Raum in der oberen Etage des „Gehängten Mannes“- eine dunkle, dreckige Taverne mitten in der Tiefstadt. Morana sah Norah kurz nach und setzte sich dann auf die Holzbank an den Tisch. Kurz nachdem sie Fenris Anwesen verlassen hatte, kam ihr Bethany entgegen gelaufen und hatte ihr keuchend mitgeteilt, dass Varric vor kurzem beim Haus ihres Onkels aufgetaucht war und sie gebeten hatte, Morana auszurichten, dass sie sich im Gehängten Mann treffen sollten. Also war Morana, anstatt nach Hause heimzukehren und sich auszuruhen, direkt in die Tiefstadt aufgebrochen. In den paar Wochen, die Morana den Zwerg nun kannte, hatte sie eines gelernt: Wenn Varric ruft, dann komm sofort, ansonsten bekommt man einen Spruch reingedrückt. Lieber würde sie jetzt in dem unbequemen Bett in dem vermoderten Haus liegen und sich ausruhen. Obwohl sie noch jung war, schlauchten sie die nächtlichen Touren doch mehr, als sie nach außen hin zeigte. Morana war müde und wollte sich ausruhen. Nichts wünschte sie sich momentan mehr als ein großes, weiches Bett indem sie endlich ausschlafen konnte. Aber wer nach oben kommen wollte musste arbeiten und nicht schlafen. Nun saß sie also stattdessen auf der harten Bank anstatt in einem Bett zu liegen und wartete zusammen mit Varric darauf, dass Norah zurückkehrte. Gelangweilt sah Morana sich in dem Raum um. Er war gut 12 Quadratmeter groß, beherbergte einen Kamin, in dem leise ein Feuer vor sich hin knisterte, und einen rechteckigen Tisch mit einem Sessel und 2 Sitzbänken. Mehre Teller mit halb aufgegessenen Speisen lagen verstreut herum. Von Ordnung schien Varric nicht besonders viel zu halten. Aber warum sollte man sich in so einem heruntergekommenen Schuppen die Mühe geben aufzuräumen? Das war schließlich sinnlos. Wenige Minuten später kam dann auch Norah mit 2 Krügen Bier zurück. Schweigend stellte sie diese auf dem Tisch ab und macht die üblichen Striche auf die Bierdeckel, danach verließ sie wieder den Raum. „Also, Hawke, eines müsst ihr mir verraten.“, begann der Zwerg direkt, nachdem die Kellnerin das Zimmer verlassen hatte. Stirnrunzelnd sah Morana ihren Kameraden an. Was kam denn jetzt? „Als Ihr dem Oger gegenüberstand, was habt Ihr da gedacht?“ Morana hob eine Augenbraue und sah ihn skeptisch an. Doch dann grinste sie: „Mein erster Gedanke? Was geben sie den Dingern bloß zu fressen? Die sind ja riesig.“ Varric lachte bei dieser Antwort und sie selbst nippte an ihrem Bier. Das gebe Gebräu schmeckte ein wenig bitter, offensichtlich war es nicht beste Qualität, aber um sich abzuschießen reichte es. Kurz verzog sie angewidert das Gesicht, nahm aber noch einen Schluck. Normalerweise trank Morana keinen Alkohol. Sie behielt gerne einen klaren Kopf. Wenn man sie jedoch einlud oder sie einen Vorteil darin vermutete, konnte sie durchaus trinkfest sein. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so einen Angriff überlebt hatte. Ihr hattet großes Glück.“ „Und die Hilfe einer Hexe...“, nuschelte sie. Nun war es Varric, der verwirrt dreinsah. „Einer Hexe? Das musst du mir erklären.“ „Wo fang ich da am besten an? Beim Oger, den Massen der Dunklen Brut oder dem Drachen, der sich auf einmal vom Himmel schraubte?“ Anerkennend stieß der Zwerg einen Pfiff aus. „Nicht schlecht. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es mit dir nicht langweilig wird.“ „Das kann ich dir schon mal garantieren. Ich habe die Angewohnheit von einer außergewöhnlichen Situation in die nächste zu stolpern.“, seufzte Morana und nahm wieder einen Schluck. „Das ist mir bereits aufgefallen, Hawke.“ Sie lächelte. Auch wenn Varric ab und zu ein wenig anstrengend sein konnte, so hatte er sich als treuer Gefährte herausgestellt mit dem sie gut reden konnte. „Also wieso hast du mich rufen lassen?“ „Ich denke mal, du würdest mir nicht abnehmen, wenn ich sage, ich hatte Sehnsucht nach dir.“, grinste Varric und kreuzte die Hände im Schoß. Nun nahm auch er ein Schluck Bier und seufzte genüsslich, als das kalte Getränk seiner Kehle hinab lief. Im Hintergrund war zu hören, wie ein kicherndes Paar in einem Zimmer weiter hinten verschwand. „Du weißt doch, dass du mein Lieblings Zwerg bist.“, erwiderte die Frau grinsend und strich sich durch das kurze, glatte Haar aus dem Gesicht. Das Grinsen des Zwerges wurde noch eine Spur breiter und nun legte er seine Arme auf der Holzlehne des Sessels ab. Mit schelmischem Blick sah er Hawke an. „Und wie viele Zwerge kennst du?“ „Außer dir noch Bartrand.“ „Das ist wirklich eine große Konkurrenz.“, meinte Varric im puren Sarkasmus. Sie kicherte leise. „Euer Bruder ist doch überaus liebenswürdig.“ Ihre blauen Augen funkelten auf, als sie sich dieses Scherz erlaubte. Auch wenn sie meist überaus höflich war, so machte sie gerne Scherze, vorausgesetzt es verschärft die Situation nicht. Aber besonders dem Sarkasmus war sie zugeneigt. Varric hingegen runzelte die Stirn. „Seid Ihr sicher, dass wir vom selben Bartrand reden?“ „Ich weiß nicht. Den Bartrand den ich meinte, tanzte letztes im Tütü durch die Dunkelstadt.“ Nun lachte der Zwerg schallend auf und musste sich den Bauch halten. „Wahrscheinlich hatte er sogar noch nen Zauberstab in der Hand.“ „Woher wisst ihr das?“, sagte Morana im scheinheiligen Ton. Nach wenigen Augenblicken wurde Varric für seine Verhältnisse jedoch ungewöhnlich ernst. Seine Augen verkleinerten sich und er kräuselte ein wenig die Lippen. Morana hingegen legte den Kopf schief und fragte sich, was diesen plötzlichen Sinneswandel in dem Schurken hervorrufen könnte. Sicherlich nichts Gutes, denn eine solche Ernsthaftigkeit gehörte sonst nicht in Varrics Repertoire. „Es geht ein Gerücht um.“ Als wolle er sie ins Vertrauen ziehen, beugte Varric sich ein wenig vor und schaute ihr standfest in die Augen. Unweigerlich lehnte sich auch Morana vor, sodass ihre Gesichter sich beinahe berührten. „Was für ein Gerücht?“ „Dass Jemand einen Qunari aus der Stadt schmuggeln.“ „Einen Qunari?“ Moranas Augen weiteten sich vor Entsetzen und ihre Kinnlade klappte runter. „Wer kommt denn auf seine verrückte Idee?“ Die Qunaris waren hünenhafte Wesen, gut 2 ½ Meter groß, äußerst muskulös und versessen auf den Kampf. Die zwei Hörner, die aus ihren Stirnlappen wuchsen, waren eine gefährliche Waffe, doch auch mit jeglicher anderen konnten sie durchaus umgehen. Die Qunaris glaubten nicht an den Erbauer, so wie die Menschen es taten, sondern folgten dem Weg des Qun. Es war eine Philosophie, die besagte, dass jeder in seine Rolle hineingeboren wird und diese zu akzeptieren hatte- tat man dies nicht, dann musste man sterben. Außerdem galt es in der Philosophie die Ehre als wichtigste Tugend. Da sie als besonders gewalttätig galten, verbreitete sich innerhalb der Bevölkerung Kirkwalls Angst und Schrecken, als sie vor gut einem Jahr hier aufgetaucht waren. Ihre Schiffe waren damals in einen Sturm kurz vor der Verwunschen Küste geraten und dabei auf ein Riff gelaufen. Letztens erst hatte Morana, als sie eine Aufgabe auf diesen rauen Felsklippen unterwegs war, die zerschellten Schiffwracks selbst gesehen. Nun lebten die Qunaris in einem abgegrenzten Areal, von spitzen Holzpfahlen umgeben und strengstens von ihren eigenen Leuten bewacht, in der Nähe der Docks der Hafenstadt. Und obwohl der Arishok, ihr Anführer und vergleichbar in seiner Position mit dem Vicomte für Kirkwall, noch nie eine Drohung oder Ähnliches ausgesprochen hatte, so fürchteten sich die Menschen sehr. Die Anwesenheit dieser mächtigen und durchaus gefährlichen Krieger allein reichte um die wildesten Gerüchte hervorzubringen. Ob Kindesentführung, Mord, Vergewaltigung oder Sklaverei, die Liste der Vorwürfe gegen die sogenannten Dämonen war lang. Morana hielt von alldem nicht besonders viel. Oft genug war sie in den dunkelsten Ecken der Stadt unterwegs um mitzubekommen, teilweise auch dank Varrics umfangreichen Informationsnetzwerk, dass die Verbrechen denen die Qunari bezichtigt wurden, meist von Menschen begannen wurden, die sie als Rechtfertigung nutzten. Der Arishok ließ die Menschen jedoch gewähren. Aus welchen Gründen auch immer. „Tja, Hawke. Das weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall sucht jemand Leute, die den Qunari aus der Stadt hinausbringen.“ „Und jeder, der so einen Job annimmt ist lebensmüde.“ Mit einer unwirschen Handbewegung unterstrich Morana ihre Aussage. Es war reiner Selbstmord sich gegen einen Qunari anzulegen, gegen die Gesamtheit erst recht. „Ich weiß, wir brauchen Geld um bei der Expedition mitzumachen, Varric, aber dabei ist unser Leben in Gefahr...“ Gerade als der Zwerg zu einem Konter ansetzte, fügte sie ernst hinzu: „Mehr als sonst.“ Plötzlich erschien es mucksmäuschenstill im Raum, als würde alles gebannt den Atem anhalten. Selbst das Feuer knisterte nicht mehr. Die beiden Gefährten sahen sich an und keiner von ihnen blinzelte. Es schien, als würden sie beide ihre Diskussion mental weiterführen. Dann jedoch seufzte Varric und ließ sich in den Sessel zurücksinken. Er rieb sich die Augen und holte tief Luft. Als er dann wieder zu sprechen begann, war sein Ton ruhiger und hatte schon fast eine schmeichelhafte Note: „Hör mal, Hawke...der Auftraggeber bezahlt wirklich gut, und er kennt sogar einen Geheimgang über den wir den Qunari hinaus bekommen.“ „Das ist ja alles schön und gut, Varric, aber es ist und bleibt dennoch eine gefährliche Mission. Ein Qunari ist nicht zu unterschätzen und wir wissen auch nicht, weshalb er von seinem Clan verstoßen wurde. Am Ende bieten wir uns ihnen auch noch als Zielscheibe an. Ich trau dem nicht.“, erwiderte Morana ruhig und sah mit einem nachdenklichen Blick auf das sprudelnde Bier vor ihr. „Ich trage immerhin die Verantwortung für meine Kameraden und bin für sie verantwortlich.“ „Sie würden dir bis in den Tod folgen.“ „Das will ich aber nicht!“, fuhr Morana ihn barsch an. Wütend schlug sie ihre Hand auf den Tisch und funkelte den Zwerg finster an. Ihr Schlag war so heftig, dass sogar einiges an Bier aus dem Krug floss und wie ein gelber Wasserfall nun zu Boden tropfte. Ein pochender Schmerz zog sich von ihren Handballen über den Arm hoch, doch die Kriegerin nahm das überhaupt nicht wahr. Mit diesem Satz war Varric eindeutig zu weit gegangen. Morana besaß ein großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Gefährten. Diese hatten sich bereit erklärt sie zu unterstützen und mit ihr gemeinsam zu kämpfen- aus den verschiedensten Beweggründen. Für sie begaben sie sich also in Gefahr. Da verstand es sich doch von selbst, dass sie dafür sorgte, diese so gering wie möglich zu halten. Einen Qunari aus Kirkwall zu evakuieren fiel aber definitiv unter die Kategorie: Gefahr maximieren. Diesem irrwitzigen Unterfangen wollte sie ihre treuen Freunde nicht aussetzen, denn wenn einem etwas während einer Mission zustoßen würde, könnte sie sich das niemals verzeihen. „Dann sorge dafür, dass das nicht passiert.“ „Da erwartest du aber viel von mir!“ „Ich weiß, dass du das schaffst, Hawke.“ Der Ton Varrics ließ keinen Zweifel offen, dass es sein absoluter Ernst war. Morana seufzte und ließ sich wieder müde auf die Banken fallen. Mit ihren Handballen massierte sie sich genervt die Schläfen. Das war ja wirklich großartig. Sie war doch kein Superheld dem alles gelang durch ein Fingerschnippen und allmächtig war sie erst recht nicht. „Und du denkst wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, fragte sie dann in ruhigen Ton und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Vertrau mir, Hawke. Ich weiß was ich tue.“ „Daran zweifle ich ja auch nicht. Aber einen Qunari...“, seufzte Morana schwer und schloss die Augen. Verzweiflung stieg in ihr auf. Ein Qunari! Warum ausgerechnet einen Qunari? Konnte es nicht ein Sklave sein? Das war kein Problem. Aber ein solches Unterfangen konnte eigentlich nur zu einem Desaster werden. Gerade in diesen Moment fühlte sie sich unglaublich müde und am Ende ihrer Kräfte. „Es wird uns unserem Ziel ein gutes Stück...“, setzte Varric zu einem erneuten Überredungsversuch an, doch Morana wedelte nur abwehrend mit den Händen. „Schon gut, schon gut, Varric. Ich geb mich geschlagen. Wenn du meinst, dass wir diese Aufgabe übernehmen sollten, dann tun wir das.“, gab sie sich geschlagen. Eine Diskussion würde hier zu nichts führen. „Wann soll die Flucht denn losgehen?“ „Heute Nacht in der Tiefstadt!“, antworte Varric prompt und sah ihr fest in die Augen. Morana stöhnte theatralisch auf. „Na, perfekt. Noch nicht mal Zeit um sich vorzubereiten.“ „Wenn er wirklich verstoßen wurde, muss er so schnell wie möglich weg vom Arishok.“ Mist, da hatte der Zwerg allerdings recht. Dagegen gab es kein Argument. Die erwachsene Frau seufzte. „Wirf mich doch gleich ins Haifischbecken, Varric.“ Dieser grinste sie amüsiert an, obwohl es ihr voller ernst war. „Vielleicht kommt das ja noch.“ „Davon gehen ich mal schwer aus.“, seufzte sie genervt. „Du bringst mich auch echt immer in die tollsten Situationen.“ „Immer wieder gerne, Hawke. Du musst doch schließlich Geschichte schreiben.“ „Ja, die Geschichte wie eine naive Frau blind in ihr Verderben lief. Du schmückst sie doch sowieso immer aus, warum musst du sie nun wirklich dramatisch machen?“, schnalzte sie und stand auf, wobei die Holzbank leicht knarrte und wandte sich von ihm ab. Von unten drang aufgeregtes Geschnatter und fröhliches zu Prosten. Die fröhliche Atmosphäre in der unteren Etage der Taverne stand im Kontrast zu der Anspannung in Morana. Was mutete sie nur ihren Kameraden zu? Varric hingegen zuckte nur mit den Achseln und meinte: „Du wirst mir noch danken, Hawke.“ „Das glaube ich zwar nicht aber mir bleibt wohl keine Wahl. Du hast sicher eh schon zu gesagt, so wie ich dich kenne.“ „Da kennst du mich aber gut.“, amüsierte er sich. Morana hingegen biss sich auf die Lippen. Varric nahm das Leben viel zu leicht. Aber sie konnte nun nicht mehr abspringen. „ Wir treffen uns in einer Stunde in der Tiefstadt und hol bitte Bethany auf den Weg dorthin ab.“, gab sie Varric Anweisungen. „Warum nicht sofort?“ „Weil ich vorher noch etwas erledigen muss. Danach hole ich Fenris ab und wir treffen uns dann dort.“ „Glaubst du es ist eine kluge Idee den grübel Elf mitzunehmen?“ Morana drehte den Kopf noch einmal zu Varric um und sah ihn ernst an. „Falls es zu irgendwelchen Zwischenfällen kommt, brauche ich Jemanden, der sich mit mir gemeinsam den Qunari im Notfall stellen kann. Alleine würde ich ihn nicht in den Griff bekommen und dass Fenris mit seinem Zweihänder umgehen kann, hat er gestern bewiesen.“ „Verstehe, also gut, Hawke. Du kannst auf mich zählen. Bis nachher.“ Kurz nickte sie ihrem Gefährten zu, dann wandte sie sich von ihm ab und verließ erhobenen Hauptes die Taverne. Als die schlichte Holztür mit einem dumpfen Klonk ins Schloss fiel, bereitete sich dieses dumpfe Gefühl in ihr aus. Dieses eigenartige Gefühl der Vorahnung, dass sie da wieder in etwas Großes hineingeraten war. Wahrscheinlich war all das keine gute Idee. Kurz lehnte Morana den Kopf gegen die raue Backsteinwand der Taverne und sah zu dem vollen, gelblich scheinenden Mond hinauf. Ein tiefer Atemzug durchdrang ihre Lunge und ließ sie ein wenig ruhiger werden. Mit einem flauen Gefühl im Bauch drehte sich Morana nach Osten ab und verließ die Tiefstadt. Schnellen Schrittes schlängelte sie sich durch die Seitenstraßen und begab sich zur Oberstadt. Die junge Frau ahnte noch nicht, wie sehr sich die Qunari noch in ihre Geschichte einarbeiten würden. ~*~ Come take a seat and I will recite you a tale Of bold adventure spanning both sides of the veil [...] In the streets of Kirkwall we brought help to those in need Word it spread so quickly of our dealings and our deeds Age of the Dragon- Miracle of Sound Kapitel 4: Der Saarebas ----------------------- 4. Kapitel: Ein Saarebas Der Mond schien fahl in die Gassen der Tiefstadt und ließ die verzweigten Seitengassen in einem unheimlichen Halbschatten versinken. Man erkannte zwar Konturen, jedoch reichte das Licht nicht aus um sie scharf zu sehen, sodass man nicht wusste, was einen da anstarrte. Ein scharfer Wind peitschte durch die Gassen, die wie Schluchten wirkten, und ließ die Holzbalken oder Häuser qualvoll ächzen, was an das Wehklagen von verlorenen Seelen erinnerte. Morana stand an eine Wand gelehnt da und strich sich genervt wieder einmal ihre widerspenstige Haarsträhne aus ihren Augen. Zu ihren Füßen stand eine große Holzkiste, welche provisorisch zugenagelt worden war. Nachdenklich beobachte die junge Frau das Treiben in den Gassen, welches allmählich erstarb. Niemand wollte mehr spät in der acht in dem Slum Kirkwalls unterwegs sein- zumindest keiner, der nicht lebensmüde war. Sobald die Sonne hinter den Dächern der Häuser verschwand, schlichen die verschiedensten Banden aus den Schatten. In der verzweifelten Hoffnung ein ahnungsloses Opfer zu finden, dem sie etwas Geld stehlen konnten. Alles worum es in der Tiefstadt ging war überleben und dies war eine der wenige Möglichkeiten. Stand die eigene Existenz auf dem Spiel, so war die Hemmschwelle nicht mehr besonders hoch. Ein Mann voller Moral und Ehre wurde zum eiskalten Mörder oder lausigen Dieb. Trotz dieser Bedrohung der wie ein Nebel über die Straße waberte, blieb Morana ruhig, denn sie war nicht allein. Neben ihr- wenn auch mit ausreichender Distanz zu ihr- lehnte Fenris an der grob gemauerten Ziegelwand eines Hauses. Wie mit Varric abgesprochen, hatte sie Fenris abgeholt. Als sie vor gut einer Stunde das zweite Mal an diesem Tag auf seiner Matte gestanden hatte, war der Elfenkrieger alles andere als erfreut gewesen. Mürrisch dreinblickend hatte er im Türrahmen gestanden und sie mit zusammengezogen Augenbrauen betrachtet. Dass er der Meinung war, dass Morana ihm zu sehr auf die Pelle rückte war nicht zu übersehen. Ihm missfiel die Situation und vor allem, dass die Kriegerin alle naselang bei ihm auftauchte. Diesem Bild von ihr, was vor allem vom dem Subjekt Aufdringlichkeit dominiert wurde, kam dann auch noch das Adjektiv völlig verrückt hinzu, als Morana ihm berichtete wofür sie seine Hilfe brauchte. Erst nachdem Morana ihn an sein Versprechen der Vornacht erinnerte, musste Fenris sich wohl oder übel geschlagen geben. Wütend hatte der Elf gemurrt, folgte ihr dann aber schließlich in die Tiefstadt. Nun standen die beiden seit gut zehn Minuten hier und eisiges Schweigen dominierte diese Zeit. Fenris machte keinen Hehl daraus, was er von der Sache hielt, was Morana sowieso schon großes Unbehagen weiter steigerte. Missmutig kaute die Schwarzhaarige auf ihrer Unterlippe herum. Es gefiel ihr nicht, dass ihr so wenige Informationen zur Verfügung standen. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Zugesagt war schließlich zugesagt. Morana hielt ihr Wort, auch wenn sie es selbst gar nicht gegeben hatte. Bei all ihrer Grübelei bemerkte sie nicht, wie Fenris sie schon seit einigen Minuten beobachtete. Mit nachdenklich gekräuselter Stirn betrachte er die angespannte Kriegerin. In seinen grünen Augen spiegelte sich Unverständnis wieder. Wenn die Aufgabe den Qunari zu eskortieren sie so beunruhigte, warum tat sie es dann? Dieses Verhalten passte nicht zu der Hawke, wie er sie bisher gesehen hatte. Die junge Frau wirkte ungewöhnlich angespannt und nervös. Unbewusst verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und fand einfach keinen festen Stand. Aufgebracht kaute sie an ihrer Unterlippe oder fuhr sich durchs Haar. Es fiel Fenris nicht besonders schwer zu erkennen, dass Hawke Zweifel plagten. Aber warum tat sie es dann überhaupt? Und vor allem: Wieso verdammt noch mal zog sie ihn damit rein? Morana war in Gedanken versunken und schwieg. Es machte ihr nichts aus, dass Fenris nicht mit ihr sprach- im Gegenteil. Sie war froh, dass sie diese Mission nicht hatte vor ihm rechtfertigen müssen, denn das wäre ihr schwer gefallen. Selbst jetzt wusste sie nicht warum sie sich von Varric hatte breitschlagen lassen. Seufzend sah Morana zum Himmel hinauf. Pechschwarze Wolken zogen über ihr vorüber und verfinsterten den vollen Mond. Für eine Frühlingsnacht war diese ungemütlich- nasskalt mit einem scharfen Wind aus Nordosten, der den Gestank vom Meer zu ihnen herüber trug. Doch all dies ignorierte die Kriegerin. Es war nur das i-Tüpfelchen in dieser Nacht, die mit viel Glück nicht zu ihrem Verhängnis wird. „Wenn dich diese Mission so sehr beunruhigt, warum hast du sie dann überhaupt angenommen?“, platzte es schließlich genervt aus Fenris heraus. Er konnte das nervöse Gezappel von Morana nicht mehr ertragen. Die Angesprochene zuckte sofort zusammen und sah den Elfen völlig entgeistert an. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Erst als Fenris sie ansprach kehrte sie schlagartig in die Realität zurück. Verwirrt blinzelnd sah sie ihn einige Momente lang an, bis sie die Situation begriff. Fenris Lippen waren inzwischen zu einem schmalen Strich geworden und seine Augenbrauen hingen tief über den Augen. Ihm war es durchaus ernst. Morana seufzte, wandte jedoch den Blick nicht ab. „Weil ich mein Wort gegeben habe und das halte ich.“, erklärte sie knapp. Die Kriegerin verspürte nicht die Lust noch weiter darüber zu reden, jedoch ahnte sie, dass diese Erklärung Fenris nicht zufrieden stimmen würde. Leider behielt sie Recht. Diese Antwort war dem Elf nicht genug und er bohrte weiter nach: „Wieso hast du es dann abgegeben?“ „Habe ich nicht.“, stöhnte Morana genervt auf und fuhr durch ihr rabenschwarzes Haar. So allmählich verschwand auch der letzte Sonnenstrahl hinter den Dächern der Tiefstadt und der Wind wurde eisig kalt. Kurz fröstelte die junge Frau und eine Gänsehaut bildete sich auf ihren schlanken Armen. Irgendwie wurde Morana das Gefühl nicht los, dass das nicht nur an der plötzlich auftretenden Kälte lag, sondern auch an Fenris Blick, den sie förmlich auf ihrer Haut brannte. Zögernd wandte sie sich dem Elfen wieder zu. Dessen Miene war hart und kalt. Keine einzige Gefühlsregung spiegelte sich in den feinen Gesichtszügen ab. „Wie meinst du das? Wo liegt dann das Problem?“, hakte der Elf nach und betrachtete sie mit verschränkten Armen. Eine seiner Augenbrauen war misstrauisch in die Höhe gewundert. Verständlicherweise. Für einen Außenstehenden ergab diese Aussage keinen Sinn, das war Morana durchaus bewusst. „Weil unser lieber Varric einfach in meinen Namen zugesagt hat.“, murrte die junge Frau. „Autsch...“ „Kannst du laut sagen...“ „Ich an deiner Stelle würde ihn dafür büßen lassen.“ Seine Worte klangen durchaus ernst, aber ein kleines Zucken in seinen Mundwinkel verriet, dass es doch eher ein Scherz war. Morana musste kichern und war dem Elf dafür sehr dankbar, denn mit diesen Satz fiel ein Teil ihrer Anspannung wie ein schwerer Stein von ihr ab. „Glaub mir, ich überlege nur noch wie ich das am besten mache.“, grinste Morana und leckte sich genüsslich über die Lippen. Nun schlich sich ein kleines Lächeln auf die Lippen des Elfs. „Ich wusste gar nicht, dass du so fies sein kannst, Hawke.“ „Es gibt vieles, was du noch nicht von mir weißt, mein lieber Fenris.“, schmunzelte die Angesprochene und ihre Augen blitzten amüsiert auf. Fenris schüttelte nur den Kopf und sah sie diesmal mit etwas freundlicheren Gesichtszügen an. „Das glaube ich sofort.“, sagte er ruhig und sah dann wieder die Gasse an, von der die beiden vermuteten, aus der Varric und Bethany kommen würden. Einige endlos lang erscheinenden Minuten standen sie einfach schweigend da und warteten. Was auffiel in dieser Zeit war, dass Fenris sich doch ab und zu einen neugierigen Blick auf die mysteriöse, verschlossene Kiste vor Moranas Füßen nicht verkneifen konnte, obwohl er natürlich dezent versuchte das zu überspielen. Der Kriegerin entging es dennoch nicht und sie lächelte amüsiert darüber. Selbst der sonst so ernste Fenris wurde bei dem Anblick einer einfachen Holzkiste neugierig. Diese kleinen, verstohlenen Blicke verhinderten, dass Morana wieder zu Grübeln anfing und somit eine Steigerung ihrer Sorgen. Eine halbe Stunde später gingen die vier Gefährten eine kleine, unscheinbare Steintreppe hinauf. Sie zählte kaum mehr als fünf Stufen und doch sollte sich genau hier ein Qunari aufhalten. Der Wind war in der Zwischenzeit wesentlich stärker geworden und dunkle Wolken hatten das wenige Licht des Mondes verschlungen. Nun lag die Tiefstadt in einem schwarzen Gewand vor, sodass es kaum mehr möglich war, irgendwelche Umrisse zu erkennen. Morana kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen und nicht über die Stufen zu stolpern. Hätte Varric sie nicht durch die Gassen und Schlunde des verfallen Stadtteil Kirkwalls geführt, so wäre sie sicherlich an der einfachen Holztür, die sich kaum bemerkbar von einer glatten, schlichten Steinwand abhob, vorbeigegangen. Doch der Zwerg bestand darauf, dass dies der richtige Ort sei, obwohl es der Kriegerin mehr als fraglich erschien, dass ich ausgerechnet hier ein Qunari aufhalten sollte. Aber vielleicht tat er es gerade deshalb, weil Niemand an so einem Ort nach einem dieser Hünen suchen würde. „Und du bist dir wirklich sicher, Varric, dass wir hier richtig sind?“ „Wenn ich es dir doch sage, Hawke.“, versicherte der Zwerg. Morana nickte, obwohl sie noch immer skeptisch war. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Fenris. Dieser betrachte noch immer misstrauisch das neue Großschwert auf seiner Schulter. Morana seufzte schwer. Fenris war ziemlich skeptisch gewesen als Hawke ihm seinen neuen Zweihänder überreicht hatte. Sie hatte für alle ihre Kameraden mehr oder weniger neue Ausrüstung besorgt, damit sie für den bevorstehenden Kampf gewappnet waren. Varric hatte es überhaupt nicht lustig gefunden, dass sie ihr hart verdientes Geld für die Expedition nun ausgab, doch Morana hatte ihn überzeugen können, dass die Expedition auch nichts brachte, wenn sie tot waren. Fenris hingegen hatte sich erst geweigert das Schwert anzunehmen- selbst als Morana ihn darauf hinwies, dass ein altes schlecht verarbeitet war und ihn nach jedem Angriff einige Sekunden in Gefahr brachte, da es nicht ausbalanciert war. Trotz alle dem hatte er sie ernst angesehen und sich nicht geregt. Morana verstand auch ein wenig warum. Schließlich besaß er dieses Schwert seitdem er geflohen war- es hatte ihm gedient und ihm geholfen. Nun vor so einer schweren Aufgabe bekam er ein völlig fremdes und hatte noch nicht einmal Zeit sich daran zu gewöhnen. Morana hatte jedoch nicht locker gelassen und schließlich gab Fenris nach. Wohl fühlte er sich dennoch nicht, das war ihm deutlich anzusehen. Als er ihren Blick auf seiner Haut spürte, drehte er seinen Kopf zu ihr um und sah sie noch ernster als sonst an. Sein Blick wirkte beinahe finster. Bethany bemerkte, dass da etwas zwischen ihrer Schwester und dem Elf war, doch sie traute sich nicht etwas zu sagen. Irgendetwas stimmte da nicht. Doch was genau vermochte die Magierin nicht zu benennen. „Also, Hawke.“, unterbrach Varric die spannungsgeladene Stille, die sich aufgebaut hatte. Morana blinzelte und wandte den Blick von Fenris ab. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wie lautet dein Plan?“ Morana prustete einmal los und sah Varric belustigt an. „Mein Plan? Du hast doch zugesagt, ich dachte du hättest einen.“ Varric reagierte jedoch nicht auf diesen offensichtlichen Angriff und sah sie nur unverwandt an. Morana schloss die Augen und holte tief Luft. Das war nicht richtig gewesen, sie hatte ihre Angespanntheit an ihrem Freund ausgelassen, das war nicht gerecht. „Entschuldige...“ Sie rieb sich die Augen und seufzte. „Also...mein Plan...ich habe kaum einen, weil ich kaum Informationen habe...grob sieht er so aus: Falls wir es wieder mit den Qunaris zu tun bekommen...nun, dann ist er ganz simpel. Varric, Bethany, ihr macht sie bewegungsunfähig... mit allem was ihr habt und Fenris...“ Ihr Blick wanderte zu dem Elfen herüber, der sie mit ernstem Blick ansieht. „Wir versuchen nicht zu sterben.“ „Na großartig.“, stöhnte der Elf und wandte sich ab. Das klang ja heiter. „Ein wirklich toller Plan.“, kommentierte auch Varric sarkastisch, was ihm einen bösen Blick seitens Hawke einbrachte, der sagte: „Dann präsentier du mal einen besseren.“ „Eine Frage hätte ich aber noch.“, meldete sich Fenris nun ihm ruhigeren Ton zu Wort. Er wandte sich nun direkt an Hawke und sah ihr fest in die Augen. Die Kriegerin sah ihn fragend an, doch er stellte seine Frage nicht. Er schien darauf zu warten, dass sie es ihm erlaubte. Vielleicht noch ein Überbleibsel aus seiner Sklavenzeit? Morana wusste es nicht und es war ihr auch momentan egal. „Ähm...ja sicher. Frag ruhig. Du weißt ja noch nicht viel von dem was vorher war.“ Fenris nickte. „Was meintest du mit: Wenn wir wieder gegen Qunaris antreten? Habt ihr schon mal gegen welche gekämpft?“ Morana nickte bloß ernst als Antwort und Fenris weitete die Augen. Er war sichtlich überrascht. „Die Situation war damals aber eine andere. Das erzähl ich dir später, dafür haben wir nun keine Zeit.“ „In Ordnung.“ Fenris gab sich mit dieser Antwort zufrieden- zumindest vorerst. „Seid ihr bereit?“, fragte Morana ihre Kameraden. Alle nickten und somit öffnete sie die Holztür. Diese gab keinen Ton von sich, als sie zurückschwank. Vom flackernden Licht einiger Kerzen an den Wänden ließen ein wenig die Umrisse eines schlichten Wohnraumes erkennen. Zusammen mit ihren Gefährten betrat Morana den kleinen, spärlich eingerichteten Raum. Das Licht flackerte in dem plötzlichen Luftzug und die Kerzen erloschen beinahe. In der hintersten Ecke stand ein Templer, sein Körper für den Angriff geduckt, hielt er sein Schwert bereit. Auf seiner silbernen Plattenrüstung tanzten die schemenhaften Schatten der Kerzen. Morana hob beide Augenbrauen und sah misstrauisch den Krieger an. Auch ihre Kameraden griffen nach ihren Waffen und hielten sich angriffsbereit. „Ist das eine Begrüßung.“, beschwerte sich die Kriegerin und verschränkte die Arme trotzig vor ihrer Brust. „Schließlich wurden wir angeheuert.“ „Senkt Eure Waffe, Sir Varnell.“, ertönte eine Stimme aus den Nebenraum. Die Blicke der vier Gefährten wanderten zu der Tür und bekamen einen überraschten Ausdruck, als sie die Person ausmachen konnte, die in Türrahmen stand. Der angesprochene Templer senkte seine Waffe, als die Frau den Raum betrat. Ihre blaurote Robe mit dem gelben Stern auf Brust und Ärmel wies sie eindeutig als eine der Schwester der Kirche aus- sie gehörte also zur Chantry. Ein leises Schnauben entwich Morana. Kein Wunder, dass Varric dieses kleine unwichtige Detail außer Acht gelassen hatte. Es macht alles unglaublich komplizierter. Warum ausgerechnet eine Schwester und ein Qunari? Warum sollte es eine Ordensschwester interessieren, was aus einem einzelnen Qunari wurde? Zumal sich der Orden betont neutral gegen die Verehrer des Quns gaben. Verwicklungen einer Schwester würde in solch eine brisante Lage würde die Lage nur noch verkomplizieren. „Mein Name ist Schwester Petrice.“, stellte sich die blondhaarige Frau vor, welcher sicherlich nicht die angespannte Situation im Raum entgangen war. Morana betrachtete Petrice mit einem skeptischen Blick, während Bethany und Fenris Varnell nicht aus den Augen ließen. Die Luft schien wie elektrisch aufgeladen und Moranas Körper vibrierte vor unterdrücktem Unbehagen. „Mein Name ist Hawke.“ War deswegen auch nur die knappe Antwort. Petrice betrachte Hawke mit einen abschätzenden Blick. Ihre blassblauen Augen betasteten ihren gesamten Körper und glitten dann über ihre Begleiter. „Ein starker Name...“, sagte sie geistesabwesend und ließ ihren Blick zur Decke schweifen. Petrice schien kurz zu überlegen, wie sie ihr Anliegen am besten vorbrachte. Eine Strähne ihres kurzgeschnittenen Haares fiel ihr über die Augen und Schwester Petrice strich sie hastig weg. „Nun...“, setzte die blondhaarige Frau stockend an, fing sich dann aber rasch wieder und fuhr mit fester Stimme fort: „Ich bin froh, dass ich ein noch unbekanntes Gesicht sehe.“ Morana schnaubte erbost. Die lehnte sich ja weit aus dem Fenster, obwohl sie etwas von ihnen wollte. Ihr Blick wurde warnend und riet der Schwester ihre Wörter besser mit Bedacht zu wählen. Die Ordensschwester hob entschuldigend und abwehrend zugleich die Hände. „Ich meinte damit nur, dass so keine Verbindung zu mir hergestellt wird...“ „Das verändert die Lage erst Recht nicht zu Euren Gunsten.“ „Ich meinte doch nur...“ Petrice holte tief Luft und setzte nochmal neu an. „Es geht darum, dass ich mich in einer prekären Lage befinde. Es geht um eine Eskorte...“ „Ich weiß bereits, dass es sich um einen Qunari handelt, also kommt zur Sache.“, unterbrach Morana die Schwester barsch. Sie hatte keine Lust sich irgendwelche Ausflüchte anzuhören. Sie wollte Tatsachen. Die Karten sollten auf den Tisch. Schwester Petrice hingegen schien überrascht zu sein und kam ins Straucheln. Es warf sie aus der Bahn, dass Morana bereits von dem Qunari wusste. Damit konnte sie ihre sorgsam zu Recht gelegte Rede nicht mehr vortragen. Petrice zog die Augenbrauen runter und zog die Stirn in Falten. „Ich warte...“ Morana trommelte mit den Fingern auf ihrem Arm und wurde allmählich ungeduldig. „Nun gut...da Ihr schon Bescheid wisst...versteht ihr sicherlich wie brisant die Lage ist.“ Ihr Blick wanderte zu der kleinen Kammer auf der Kopfseite des Raumes in dem sie standen. Ein Knurren war zu hören und ein Schemen löste sich aus dem Schatten. Morana weitete die Augen und musste all ihre Willenskraft aufbringen um nicht zurückzuweichen. „Ein Saarebas...hier?!“, flüsterte Fenris heiser in ihrem Nacken. Ein Schauer lief über Moranas Schultern, als er das aussprach, was sie vermutete zu sehen. Aber auch der Anblick des Qunaris ließ sie erstarren. Jeder Zentimeter auf seinem bronzefarbenen Körper zeigte den Hass und die Angst, die den Qunari ihren Magiebegabten gegenüber empfanden. Um seine Arme und Rumpf schlangen sich schwere Ketten aus Stahl, welche in einer dicken Metallkrause mündeten. Vor seiner nackten Brust hing ein großes Schloss, welches die Krause verschlossen hielt. Sein Gesicht war hinter einer zerbrochen, goldenen Maske verborgen, welche im Kerzenlicht schimmerte. Nur zwei kleine Löcher für die Augen erlaubten ihn etwas zu sehen. Die Grausamkeit fand an seinem Mund seinen Höhenpunkt. Seine Peiniger hatten die blassen Lippen fest zugenäht, sodass kein Laut diese verlassen konnte und somit kein zaubern möglich war. Auch seine Hörner hatte man ihm gestutzt, dabei waren dies das wichtigste Körperteil für einen Qunari. Morana hatte schon von den Grausamkeiten gegenüber der Saarebas gelesen, doch noch nie einen gesehen. Sie spürte wie Mitleid in ihr aufkeimte, auch wenn sie wusste, dass dieser Qunari seine Rolle akzeptierte- das erwartete das Qun von ihm. Sie wurden an der Leine gehalten, eingesperrt im eigenen Körper. Ihrem eigenen Willen und eigenen Entscheidungen beraubt. Auch Bethany schien sichtlich geschockt. Ihre Augen waren geweitet und ihr Mund stand offen. Sie selber hatte sich so oft über die Zirkel beschwert, aber nie überlegt wie es den Qunari erging. Nun begriff sie, dass es noch Schlimmeres gab, als gefangen in einem Turm zu sein. „Er gehört zu den Tal Vashok.“, erklärte Petrice. „Die Abtrünnigen des Clans, die sich bei den Verwundeten Küsten herumtrieben?“ Die Ordensschwester nickte. „Ich habe ihn Ketojan genannt. Eine Brücke zwischen den Welten...ich hoffe, dass...“ und somit begann eine sorgfältig zurechtgelegte Rede über Mitgefühl und dem qualvollen Ende, was „Ketojan“ erwartete. Alles war sorgfältig durchdacht und sollte Hawke nun dazu bringen Ketojan durch die Kanalisation zu einem Gebirgspass zu führen. Die Rede war wirklich herzergreifend und voller Mitgefühl, doch Moran ließ sich nicht einwickeln. Hier ging es nicht wirklich um Ketojan. Nein, das passte nicht zu dem Bild, was die Ordensschwester abgab. Während sie sprach, war Petrices Blick hart und kein Mitleid war zu sehen. Die gesamte Rede schien durch dacht, kalkuliert und auch wenn es auf den ersten Blick wie ein verzweifelter Apell klang, so spielte das Gesicht der jungen Schwester nicht mit. Auch Varric betrachtete misstrauisch das Geschehen und rieb sich sein Kinn. Mittlerweile zweifelte auch er daran, dass es eine gute Idee von ihm gewesen war diese Mission anzunehmen. Ein Qunari war doch etwas anderes als ein Saarebas. Wenn es sich dabei dann auch noch um einen Abtrünnigen handelte, der für das Qun hingerichtet werden sollte, war Ärger mit dem Arishok- dem Anführer des Clans- vorprogrammiert und dieser mächtige Qunari mit den gewaltigen Hörner war definitiv eine dieser Personen, denen er im Dunkeln der Tiefstadt nicht begegnen wollte. Nun gut...in dem Dunkeln der Tiefstadt wollte er eigentlich Niemanden begegnen, aber m Arishok ganz besonders nicht. Als Schwester Petrice geendet hatte, sah Morana ernst drein und überlebte, doch zur Verwunderung ihrer Kameraden willigte die schließlich ein. Sie tat es nicht für Petrice- ihr Mitgefühl war gespielt- doch Moranas gegenüber dem Saarebas war echt. „Bist du dir sicher, Hawke...ich meine...“ Morana hob die Hand und brachte Fenris zum Schweigen. Dieser seufzte und ließ sie gewähren. Sie würde schon wissen was sie tat. Hoffentlich... Morana hingegen ging langsam auf den Saarebas zu und sah ihn an. Dieser knurrte fragend und sah sie ebenfalls an. Zumindest vermutete die Kriegerin das. Seine Maske machte das schwer einzuschätzen. „Na komm, Ketojan...bringen wir dich nach draußen.“ Die Kriegerin hockte sich auf den Boden und öffnete die versteckte Lucke, welche ein direkter Zugang zur Kanalisation war. Ein fauliger Gestank wehte ihr entgegen und man konnte leise das Wasser an den Wänden hinab tropfen hören. Morana verzog kurz angewidert das Gesicht, nahm sich dann jedoch zusammen und sprang hinab. Ihre Gefährten folgten ihr widerstrebend. Niemand sah das zufriedene, hinterhältige Lächeln, was sich nun auf Schwester Petrices Gesicht legte. Der Weg durch die Kanalisation verlief ruhig. Außer ein paar Riesenspinnen, die dort unten hausten, stellte sich dem kleinen Trupp nichts in den Weg. Aber eben dies beunruhigte die Kriegerin. Es verlief zu einfach. Wenn der Weg so sicher war, warum hatte Schwester Petrice dann so viel Geld für diese Mission angesetzt, wo ihr offensichtlich nichts an Ketojan lag? Die Frage brannte auf Moranas Seele, jedoch würde sie keine Antwort darauf bekommen, sodass die Kriegerin sie aus ihren Gedanken verjagte. „Ich trau der Sache nicht...“, flüsterte Fenris und blickte finster drein. Morana nickte zustimmend und Ketojan gab ein fragendes Geräusch von sich. „Aber wir haben wohl keine Wahl.“, sagte Bethany besorgt und ließ ihren Blick über die von moosbedeckten Wänden gleiten. In ihrer Hand flackerte ein kleiner Feuerball in dem Luftzug, der ihnen verhieß, dass der Ausgang nicht mehr fern war. Er diente ihnen als Lichtquelle in den sonst so dunklen Abwasserkanälen. „Nein, wir haben keine Wahl. Also lasst uns...“ Morana brach ab, als sich ihnen eine Gruppe von Söldnern in den Weg stellte. Sie wirkten wie ein wahllos zusammengewürfelter Haufen mit schlechter Ausrüstung. Starke Gegner waren sie sicherlich nicht- weder für Morana noch für ihre starken Gefährten. Aber Ketojan bereitete ihr Sorgen. Sie hatte keine Ahnung wie er auf einen heftigeren Kampf als gegen die Spinnen reagieren würde. Würde er sich einmischen? Die Kontrolle verlieren? Bisher war der Saarebas ihnen nur hinterher gelaufen, hatte sich in keinen Kampf eingemischt, was Fenris verärgert hatte. Doch nun war die Situation anders. Morana biss sich nervös auf die Unterlippe und sah zu dem Qunari, welcher bislang völlig ruhig dastand. „Sieh mal an was für nettes Spielzeug sich hier unten herum treibt.“, spottete der offensichtliche Anführer- ein rothaariger Mann mit ebenfalls rotem Schnauzer- und grinste. Morana zog nur eine Augenbraue hoch, schwieg jedoch. Ketojan hingegen knurrte warnend und trat bedrohlich einen Schritt vor. Der Anblick des Qunari verfehlte seine Wirkung nicht. Die Söldner wichen verängstigt zurück. „Ein Qunari! Das ist ein Qunari!“, riefen sie panisch durcheinander, sahen sich an und versuchten möglichst viel Abstand zwischen sich und Ketojan zu bringen. Panik spiegelte sich in ihren Augen wieder. Der Ruf der Qunaris kam Morana und ihren Freunden hier durchaus zu Gute. Die junge Frau grinste zufrieden und ging nun ebenfalls auf den Anführer zu, wobei sie betont lässig ihr Schwert zog. Ihre Gefährten taten es ihr gleich. In ruhigen, selbstsicheren Bewegungen zogen sie ihre Waffen, hielten sie aber noch, genauso wie Morana selbst, gesenkt. Noch wollte die Gruppe es bloß durch Einschüchtern lösen. Fenris, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, beschloss nun die Angst der Wegelagerer weiter zu verstärken. Mit schnellen Schritten stellte er sich neben Morana und ließ seine Male bedrohlich glühen. Ihr milchiger Schein tanzte über den schlammigen Boden und tauchte alles in ein gespenstisches Licht. Aufgeregtes Murmeln erfüllte die Halle und noch mehr Söldner wichen zurück. Die glühenden Zeichen auf der dunklen Haut des Elfen irritierten die Menschen. Fenris blieb seine Wirkung nicht verloren und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wollt ihr es wirklich darauf anlegen?“, sprach der Elf mit gefährlich ruhigen Unterton. „Noch können wir die Sache friedlich lösen, lasst uns einfach vorbei und wir werden euch nichts.“, versicherte Morana ihnen in gelangweilten Ton, während Varric aufpasste, dass keiner Dummheiten anstellte. „Vi...vielleicht sollten wir auf sie hören, Boss.“, sagte ein Mann, der direkt neben dem Anführer stand, mit zitternder Stimme. Seine Kameraden nickten zustimmend. „Ich würde auf euren Freund hören. Das könnte ungemütlich werden.“ Ein gemeinschaftliches Schlucken ging durch die Runde und die Angst der Söldner war förmlich spürbar. Nur ihr Anführer bemerkte nichts von der sinkenden Moral seiner Truppe. „Wir lassen hier Niemanden durch.“ Mit gezogenen Dolch stapfte der Anführer auf Morana zu und wollte sie angreifen. „Das ist unser Ge...UAAAAH!!!“ Das Folgende geschah wahnsinnig schnell. Gerade machte Morana sich bereit den kommenden Schlag zu parieren, aber alles kam anders. Plötzlich fühlte Morana eine unbändige Hitze hinter sich und bloß aus den Augenwinkeln erkannte sie wie ein Feuerball an ihr vorbeischoss. Entsetzte Schreie hallten von den hohen Wänden wieder, als die Söldner sich gefangenen in einem Flammenmeer wiederfanden. Panisch rannten die Männer hin und her, doch gab kein Entkommen mehr. Sie waren verloren. Wenige Augenblicke später war alles vorbei. Die Männer lagen tot in gekrümmter Haltung auf den Boden. Ihre Haut war vom Ruß geschwärzt und es stank bestialisch nach verbranntem Fleisch. Ein zorniges Knurren drang von hinten an ihre Ohren und plötzlich lag die unheilvolle Aura von unkontrollierter Magie in der Luft. Ketojan hatte sich entschlossen für seine Freiheit zu kämpfen, doch offensichtlich hatten seine Gefühle in übermannt. Rote Aurasäulen rankten sich um den Körper des Saarebas und verwirbelten sich über seinem Kopf. In seinen Händen glühten weitere Feuerbälle- bereit zum Angriff. Dass mittlerweile kein Feind mehr am Leben war, bemerkte der Magier nicht. Nun wurde es kritisch und die Luft begann von der Wut Ketojans zu zittern. Morana behielt dennoch die Ruhe. Mit friedlichen, nicht zu hektischen Bewegungen, ging sie auf den Saarebas zu und stellte sich vor ihn. „Es ist vorbei, Ketojan.“ Ihre Stimme war ruhig und sie blickte den Qunari friedlich an. Dieser ließ ein verwirrtes Brummen hören und das Feuer begann zu flackern. Offensichtlich wurde er unsicher. „Wir sind deine Verbündeten, keine Feinde. Vergiss das nicht.“ Ketojan brummte wieder und die Feuerbälle erloschen. Innerlich atmete Morana auf und die Anspannung fiel von ihr am. Zum Glück hatte sie die Situation unter Kontrolle gebracht. Unbemerkt wischte sie sich zwei kleine Schweißperlen von der Stirn. Auch wenn sie gerade einer heiklen Situation entkommen waren, so behielt die Kriegerin die Ruhe und ging den Rest des Weges. Ein schmaler Gang führte zum Gebirge am westlichen Teil der Verwundeten Küste an den die Freiheit auf den Saarebas wartete. Doch alles verlief anders als erwartet- und irgendwie auch wieder nicht. Als Morana endlich wieder frische Luft atmete und eine sanfte Briese auf ihrer Haut spürte, entdeckte sie etwas, was Ärger bedeutete. Am unteren Ende eines Gebirgspasses in der Ebene lagen viele Kadaver von Qunari auf den Boden verstreut. Morana drehte sich zu ihrem Freunden um, die alle mit besorgten Gesichtern das Szenario vor sich betrachten. Das würde sicherlich noch einige Schwierigkeiten bereiten. Ihre Blicke waren finster und sie ahnten das Schlimmste. „Wir sollten uns das mal ansehen.“ Morana deutete auf den noch frischen Lagerplatz an dem die Leichen lagen. Varric, Fenris und Bethany nickten und langsam kletterten sie den Pfad hinab, der in die Senke führte. Als sie unten angekommen waren untersuchten die das Lager ganz genau. Der Kampf war noch nicht allzu lange her, denn die Körper der Qunari waren noch nicht steif. Die Leichenstarre hatte also nicht eingesetzt. Was war hier nur vorgefallen? Wieso waren diese Qunari tot? Morana biss sich auf die Unterlippe und spürte wie ein wenig die Wut in ihr brodelte, denn so allmählich begann sie zu begreifen, was für ein Spiel die Schwester spielte. Ein gefährliches Spiel indem Morana und ihre Kameraden-und das macht sie umso zorniger- nicht mehr als ein Bauernopfer waren. Ein leises Knirschen des Sandes verriet ihr, dass sich jemand neben sie hockte. Morana blickte zur Seite und sah, wie Fenris neben ihr im Sand kniete. Der Elf nahm einige Hände voll Sand und löschte das noch immer brennende Feuer des Rastplatzes. „Du hast es mittlerweile auch durchschaut, oder?“, flüsterte er ihr leise zu, sodass Varric und Bethany nichts mitbekamen. Morana nickte nur grimmig und krallte ihre Hand in den Sand. Die Lava der Wut stieg immer mehr in ihrem Körper. Dass diese Frau bereit war ihre Kameraden zu opfern nur um einen Angriff der Qunari zu provozieren ging zu weit. Um sie selbst ging es Morana dabei nicht, bei ihr wog das Wohl ihrer Gefährten mehr. „Bleib ruhig, Hawke. Noch können wir hier heil rauskommen.“ Die Kriegerin schloss die Augen und nickte. Gerade als sie wieder aufstehen wollten, kamen von der anderen Seite des Teils 10 weitere Qunaris. Einige von ihnen trugen Speere, andere Schild und Schwert, aber sie alle schienen Karaatas zu sein- Qunaris die in die Rolle des Kriegers geboren wurden. Verblüfft blieb der Trupp stehen, als sie die Menschen bei den Leichen ihrer Kameraden sah. Moranas Haltung versteifte sich und ihre Hand klammerte sich fast schon schmerzhaft an den Griff ihres Stahlschwertes. Ihr Arm begann aufgrund der Anspannung zu zittern. Ihr war klar, dass ihr die Situation nun aus den Händen glitt, wie Sand, der durch die Finger rinn. Verbissen kämpfte die Kriegerin gegen die Angst, die sich in ihren Eingeweiden ballte. „Oh oh, da will kommt jemand zum Kaffeklatsch.“, sagte Varric hinter Hawke und betrachtete die Qunaris. Als die Qunaris die Stelle erreichten an dem die Fünf standen, stellten sich in einem Halbkreis um sie auf, damit keiner fliehen konnte. Morana holte tief Luft und setzte wieder ihre entschlossene, ruhige Maske auf. Fenris, der noch immer neben ihr stand und Bethany sowie Varric ein wenig vor der Bedrohung abschirmte, sah sie nachdenklich an. „Was habt ihr mit unseren Kameraden gemacht?“, bellte der größte der Qunari und kam so weit auf Morana zu, bis er nur kaum mehr einen halben Meter von ihr entfernt war. Morana schluckte unmerklich und musste ihr Gesicht nach hinten verlagern, damit sie dem Qunari in die Augen sehen konnte. „Wir haben nichts damit zu tun. Wir kommen aus der anderen Richtung. Wir waren es nicht!“, beteuerte Morana mit fester Stimme. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Niemals! Das Leben ihrer Freunde hing davon ab. Sie musste ruhig bleiben, sonst würden sie alle sterben. Der Qunari betrachtete sie misstrauisch. Er überlegte, ob die Basraar- ein Schimpfwort für Mensch- glauben sollte. Wild entschlossen erwiderte sie den starren Blick des Anführers, welcher sichtlich überrascht von deren Willensstärke war. Als es gerade schien, als würde er ihr glauben und die Sache auf sich beruhen zu lassen, bemerkte der Anführer Ketojan. Sein Gesicht wurde hart und sein Blick eiskalt. „Saarebas! Beweise deine Loyalität gegenüber dem Qun!“ Ketojan brummte unterwürfig und stürzte zwischen Morana und Fenris hindurch und fiel vor ihm auf die Knie. Der Anführer zog einen goldfarbenen Stab hervor und richtete ihn auf den Magier. Der Saarebas ließ ein schmerzerfülltes Geräusch hören und begann zu zucken. Blaue Blitze umschwirrten den Körper des Qunari und drangen in ihn ein. Entsetzt betrachtete Morana das Schauspiel direkt vor ihren Füßen und wäre beinahe zurückgewichen. „Wa...was tun sie damit ihm?“, stieß Bethany entsetzt hervor. Fenris schloss die Augen und wandte sich ein wenig an seine Gefährten. „Das hier ist ein Ashnaard. Er hält die „Leine“ der Saarebas in der Hand. Das bedeutet mit diesem Stab kontrollieren sie die Magier. Das ist ihre Aufgabe.“ Der große Qunari nickte zustimmend. Morana sah traurig zum Saarebas wie dieser sich quälte. Ihr war zwar klar, dass er diese Strafe akzeptierte, denn so lebten die Qunari, doch ihr selber schmerzte es. Qualvoll kniff sie die Augen zusammen, dann sah sie entschuldigend zu ihren Kameraden. Fragend sahen diese sie an. Varric war der erste, der sie verstand. Aufmunternd nickte er sie zu. Erleichtert lächelte sie, doch augenblicklich verschwand es aus ihrem Gesicht und wich einen entschlossenem Blick. Blitzschnell zog die Kriegerin ihr Schwert aus der Scheide und richtete es auf den Ashnaard. „Ihr lasst Ketojan gehen!“ Der Qunari war überrascht, dass sich der Mensch gegen ihn stellte, doch sofort wurde das grobe Gesicht wieder hart. „Es ist seine Aufgabe.“ „Nichts ist es! Das lass ich nicht zu.“, knurrte Morana und augenblicklich entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den beiden Parteien. Die Qunaris setzten Morana und ihren Gefährten sichtlich zu. Sie wussten meisterhaft mit ihren schweren Waffen umzugehen und setzten so Morana und Fenris sichtlich unter Druck. Immer weiter mussten sich die beiden Nahkämpfer zurückziehen, doch sie kämpften verzweifelt gegen die Schläge der Schwerter an. Keiner der beiden waren bereit den Qunari auch nur einen Zentimeter Boden zu schenken. Bethany und Varric unterstützten die beiden so gut sie konnten. Ein Meer aus Pfeilen ergoss sich über die Qunaris und zwang sie zumindest ab und zu in ihrer Angriffswut innezuhalten. Auch Bethanys Zauber erzwangen zumindest zeitweiliges Stoppen der rasenden Angriffswelle. Nachdem die ersten Qunaris gefallen waren, ging es wesentlich schneller voran. Fenris und Hawke ließen nicht nach und überwältigten einen Riesen nach dem Anderen. Obwohl sie erst einmal Seite an Seite gekämpft hatten, waren die beiden Krieger verhältnismäßig gut aufeinander eingespielt. Sie unterstützten sich so gut sie konnten und wenn Morana unter dem Gewicht der Schwerthiebe eines Karaatas zusammenbrechen drohte, schlug Fenris eine Bresche und warf den Gegner um und wenn Fenris von mehreren Gegnern umringt war, sprintete die Kriegerin an seine Seite und blockte die Seitenangriffe mit ihrem Schild ab. Als auch der letzte Qunari zusammenbrach, ließ Morana keuchend ihr Schwert zu Boden fallen. Blut tropfte aus einer Wunde an ihrem Arm, wo ein Speer sie gestreift hatte. Mit vor Erschöpfung zitternden Beinen ging sie zu Ketojan und hob dessen Leine auf. Ihre drei Freunde gesellten sich zu ihr. Einige Augenblicke starrte Morana auf den Stab, der kalt in ihrer Hand lag. Doch dann bekam ihr Blick einen wütenden Ausdruck und kurz entschlossen zerbrach sie den Kontrollstab. Die blauen Blitze verschwanden, Ketojan war nun frei. Noch völlig benommen rappelte er sich auf und räusperte sich. „Ich bin frei...das...“, seine Stimme war noch rau, als er anfing zu sprechen. „...war nicht nötig gewesen...aber euch gebührt Respekt.“ Gedankenverloren ging er zu der Küste und sah auf die Armada der Qunari, mit der er angekommen war. Sein Blick verschwand im Nichts. Morana stellte sich neben ihn und blickte ebenfalls auf die ruhige See. „Ketojan?“ „Ich danke Euch dafür, dass ihr mich befreit habt, aber...ich habe keine Berechtigung mehr zu leben. Mein Clan ist tot, ich habe niemanden mehr, der mich führt.“ „Ihr könntet frei sein.“ Doch Ketojan schüttelte nur den Kopf und auch Morana wusste, dass es sinnlos war. Jemand der sein Leben lang eingesperrt war konnte oftmals mit seiner Freiheit nicht umgehen. Einige Momente starrte er noch aufs Meer, dann drehte er sich zu seiner Befreierin um. Seine Hände fuhren zu seinem Hals und er nahm etwas ab. In seiner kräftigen Hand baumelte ein blaues Amulett mit einem Stern, indem ein Rubin eingefasst war. Morana nahm es an und betrachtete es. „Das möchte ich Euch schenken.“, waren die letzten Worte des Qunaris, danach umgab ihn wieder die machtvolle Aura der Magie, bevor Ketojan zischend in Flammen aufging. Bethany schrie entsetzt auf und rannte auf den Qunari zu, doch Morana hielt sie zurück. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Es war sein Wunsch gewesen. Als die Flammen erloschen, nahm die junge Kriegerin den Aschehaufen seiner Überreste und ließ sie von dem Wind aufs Meer tragen. Wenigstens im Tod sollte Ketojan frei sein... ~*~ Sag mir was ist geschehen, Was ist bloß los mit unserer Welt? Wann werden wir verstehen? Es geht um uns und das ist, was zählt Keine Angst es ist niemals zu spät Solang' die Hoffnung in uns weiter lebt Wir warten nur auf den Augenblick Wir sind bereit, es gibt kein Zurück Dann werden wir frei sein, denn es wird bald vorbei sein Frei wie der Wind Wir werden gewinnen Das Böse bezwingen Es wird alles wie es mal war Frei wie der Wind- Monster Rancher ______________________________________________________________________________ Anm.: Hallo meine lieben Fans. Endlich geht es weiter mit der Dragon Age Fanfiv. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet ^^' Mein bisher längstes Chap und es hat mich Nerven gekostet <.< ich habe aufgehört zu zählen wie oft ich es neu angefangen habe. Kenner wissen, dass es sich dabei um die Quest "Wölfe hüten" handelt^^ wenn auch ziemlich abgewandelt. Schwester Petrice, ich hasse Euch xD Deshalb ich Eure Rede auch vernichtet. Die hat Euch eh keiner abgekauft. Nun ja...^^ das gehört hier nicht hin aber es musste mal gesagt werden ^^' Aber ein großen vielen Dank an euch fleißige Kommi schreiber. Ihr seid die besten. :-* Nur wegen euch schreibe ich diese Geschichte überhaupt noch. Arigato! *verneig* Chap 5 wird wohl noch etwas dauern, da ich erst an Mythna weiterschreiben möchte^^ wenn ihr Lust habt, lest das doch als Lückenfüller. Alles Liebe, Jeanne-Kamikaze- :) Kapitel 5: Der Magier und die Kriegerin --------------------------------------- 5. Kapitel: Der Magier und die Kriegerin „Au! Mensch, Anders. Nicht so fest!“, meckerte Morana, als der Heiler den Verband um ihren Oberarm festzurrte. Die Wunde des Speeres eines Qunaris war nicht besonders tief, pochte allerdings unangenehm, als er festgezurrt wurde. Eigentlich hätte Hawke wegen dieser oberflächigen Verletzung nicht zu Anders gehen müssen, doch bot es eine gute Gelegenheit sich mal ernsthaft mit dem Heiler zu unterhalten. „Dann hättest du dich nicht treffen lassen sollen.“, konterte der Blondhaarige ruhig und ließ sich neben seiner Kameradin auf die Bank fallen. „Ich hab ja auch darum gebettelt, getroffen zu werden“, moserte die Kriegerin und warf ihm einen spöttischen Blick zu, welcher aber nur grinsend erwidert wurde. „Wer weiß.“ „Na großartig...Er nimmt mich nicht ernst...“, stöhnte Morana theatralisch auf und puffte ihm spielerisch in die Seite. „Hey! Werd nicht frech!“, lachte Anders und strich sich durch sein kurzes Haar. Auch die Kriegerin lachte und ließ ihren Blick schweifen. Seine Krankenstation war immer gut besucht und so tummelten sich auch heute einige Menschen in der großen Halle. Einige von ihnen waren Kranke, andere einfach Leute, die hier Asyl gewährt bekommen hatten. Doch sie alle starrten die beiden nun an. Die ausgelassene Stimmung zwischen den beiden Kameraden war ihnen nicht verborgen geblieben, wodurch sie sich neugierige Blicke nicht vermeiden ließen. Sobald die Menschen oder die vereinzelte Elfen bemerken, dass Morana sie betrachte, drehten sie schnell den Kopf weg und taten betont desinteressiert. Die Kriegerin schmunzelte amüsiert über dieses Verhalten. Die Krankenstation war früher einmal die Kaserne für die Sklaven gewesen, die in den Minen der Dunkelstadt gearbeitet hatten. Die Decke war gut sechs Meter hoch und wurde von 4 groben, mit Lehm verputzen Säulen gestützt. An so machen Stellend er Wand bröckelte bereits der Putz von den Wänden und generell war die Einrichtung mehr als spartanisch. Die schlechte verarbeitete Holzbank, auf der Morana und Anders gerade saßen, war etwas breiter als eine Normale Sitzgelegenheit und diente Anders als Pritsche für seine Patienten, wenn er sie behandelte. Bisher waren jedoch noch keine neuen Patienten eingetroffen, sodass Morana kein schlechtes Gewissen haben musste, ihren Freund darum zu bitte, sich um so eine kleine Schnittwunde zu kümmern. Sie war zwar tief, aber mehr auch nicht. Als Anders sicherstellte, dass der Verband fest genug saß und dass er Morana noch ein weiteres genervtes Schnauben entlockte, lächelte er zufrieden, stand von der Bank auf und ging zu der Kommode, die sich dahinter befand. Morana schloss die Augen und genoss die Ruhe. Es tat gut mal nicht eine Mission anstehen zu haben und sich ausruhen zu können. Die Schublade des kleinen Schrankes knarrte, als Anders sie aufzog und einen Laib Brot hervor holte. Morana drehte sich etwas um und sah Anders verwundert an. Ein Stück Brot in einer Schublade? Das hatte sie nun wirklich noch nicht gesehen. Eine Augenbraue hob sich in ihrem schmalen Gesicht. Anders bemerkte den Blick und drehte sich amüsiert lächelnd zu ihr um. „Was? Da ist es wenigstens sicher vor Ratten.“, erklärte er das außergewöhnliche Versteck, als wäre es das Selbstverständliche der Welt. Morana schüttelte nur ungläubig den Kopf, sagte aber nichts weiter dazu. Das Thema war irrelevant. Sie trieb ein anderes, wichtigeres hierher über das sie mit Anders sprechen wollte. Aber denn sonst so verbitterten Magier so gelöst zu sehen, ließ Morana in ihrem Vorhaben straucheln. Ihr war klar dass, sobald sie ihr Anliegen vortragen würde, Anders Laune sofort sinken würde. Morana blickte ihren Freund an, wie er ein Stück vom Brot mit einem Messer abtrennte und es aß. Danach bot er ihr ein Stück an, doch sie lehnte mit einer Handgeste ab. Anders war über Moranas plötzliche Ernsthaftigkeit verwundert und gesellte sich wieder zu ihr. Verunsicherung lag in seinem Blick. „Hawke, was ist los?“, fragte er vorsichtig nach. Morana sah ihn an und lächelte. „Ach, gar nichts.“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn freundlich an. Sie konnte es nicht. Noch nicht. Wenn sie Anders jetzt fragen würde, warum er sich Fenris gegenüber so seltsam verhalten hatte, dann würde es ihn gleich wieder runterziehen. Dabei war es selten, dass er wirklich ausgelassen war. „Ich habe nur an die gestrige Mission gedacht.“, erklärte sie weiter. Anders sah sie einige Momente lang noch skeptisch an. Eine angespannte Stimmung legte sich in die Luft und ließ diese zittern. Beide sahen sich lange, zähe Momente in die Augen, doch Moranas Lächeln verschwand nicht, sodass der Magier sich schließlich geschlagen gab. Leise seufzend ließ der Magier sich neben ihr auf die Bank fallen und musterte sie von der Seite aus. Morana blieb dies natürlich nicht verborgen. Ihr Blick glitt ruhig zu dem Heiler und sah ihn an. Sie ahnte, was für eine Diskussion ihr jetzt bevor stand, aber die war ihr immer noch lieber, als die zweite Variante. „Ihr habt also einen Qunari eskortiert?!“, fragte Anders und ließ sein Blick durch die Halle seiner Station wandern. Morana sah ihn kurz an und tat es ihm dann gleich. „Einen Saarebas, um genau zu sein.“, sagte Hawke ruhig und doch veränderte sich etwas zwischen den beiden Kameraden bei diesem Wort. Die vorher ausgelassene Stimmung verschwand und wich fast einer eisigen Angespanntheit. Obwohl Anders direkt neben ihr saß, schien er auf einmal sehr weit weg. Eine große Kluft klaffte auf einmal zwischen den Gefährten und Morana spürte, wie die Laune des Magiers sank. Eine bleierne Resignation hatte sich über sein Gemüt gelegt und ließ seinen Blick in die Ferne wandern. „Anders...?“, fragte Morana vorsichtig und berührte seine Schulter. Dieser zuckte unter der Berührung zusammen und wandte sich zu ihr um. Seine karamellfarbenen Augen kehrten zurück und sahen sie an. Morana konnte sich vorstellen, worüber der Magier nachdachte. Nämlich darüber, warum sie ihn nicht mitgenommen hatte. Ein trauriger Schimmer legte sich auf sein Gesicht. Es vergingen einige Augenblicke, in denen die Freunde sich einfach ansahen. Für die Patienten von Anders sah es so aus, als würden die Zwei sich nur über ihre Blicke zu unterhalten. Für sie war Morana keine Unbekannte, weshalb die Kranken ihr kaum noch Beachtung schenkten. Die Krieger hielt sich häufig hier in der Krankenstation auf. Fast täglich schaute sie hier vorbei um entweder mit den Patienten, die größtenteils wie sie aus Ferelden stammten, zu reden oder Anders als eine Art Krankenschwester bei der Versorgen zur Hand zu gehen. Morana war bei den Patienten und Flüchtlingen sehr beliebt, da sie ihre Lage kannte und nicht wegschaute. Durch diese gemeinsame Zeit hatte sich eine starke Vertrautheit zwischen Anders und Morana entwickelt. Sie kannten und schätzten sich, redeten viel- auch über ernste Themen oder über Nichtigkeiten. Häufig alberten sie auch einfach herum. Die beiden waren in Laufe der wenigen Wochen, die sie sich kannten, zu wahren Freunden geworden, die sich vertrauten. In der Krankenstation war sogar zweitweise das Gerücht aufgekommen, dass zwischen dem Magier und der Kriegerin sich mehr entwickelte, dass sich da vielleicht eine Liebesgeschichte anbahnte, doch als beide diese Gerüchte vernahmen, weil ein Patient sie mal offen darauf angesprochen und gefragt hatte, ob sie denn nun ein Liebespaar seien, hatten beide sich angesehen und laut angefangen zu prusten. Danach machten die beiden sich einen Spaß daraus eben diese Wahrnehmung auf die Spitze zu treiben. Mal spielten sie, mit glucksenden Unterton, ein verliebtes Paar mit schmalzigen Liebesschwüren par excellence, nur um kurze Zeit später einen handfesten Ehestreit zu mimen, bei dem Morana sich beschwerte, dass Anders doch nie Zeit für sie hätte und Anders murrend erwiderte, dass sie als Frau ihren Pflichten nicht nachkäme. Einmal hatten die beiden diesen Scherz so perfekt gespielt, dass eine Schar neuer Patienten verlegen weggesehen hatte. Als das vermeintliche Liebespaar das bemerkte, mussten sie laut Lachen. Anders hatte damals einen Arm um Moranas Schultern geschlungen, während diese sich auf die Oberschenkel klopfte und Tränen lachte. Aber, wenn Morana so darüber nachdachte, konnte sie es den Menschen hier nicht übel nehmen, dass sie so dachten. Manchmal hatte sie selber ebenfalls das Gefühl, dass sich zwischen ihr und Anders etwas entwickelte- etwas, was über die Grenze der Freundschaft hinaus ging. In einigen Momenten, zum Beispiel nach einen ihrer Scherze, gibt es Augenblicke, wo sie sie sich mit Blicken ansahen, die dies durchaus vermuten ließen. Doch Morana wehrte sich noch mit aller Kraft gegen diese Vorstellung. Sie wollte dieses Gefühl nicht zulassen. Nachdem sie in Lothering ihr Herz einem Jungen geschenkt hatte, dieser sie jedoch betrogen und mit einer anderen nach Denerim abgehauen war, hatte die Kriegerin beschlossen sich nicht mehr mit dem Thema Liebe zu befassen. Der jungen Frau war klar geworden, dass Vertrautheit etwas Gutes war, aber man doch einen gewissen geistigen Abstand noch bewahren sollte und sich einem Menschen nie vollständig öffnen sollte. Genau deshalb behielt Morana Hawke ihre Gefühle und Gedanken meist für sich, teilte sie meist nur mit ihrer Schwester, sodass viele in ihr eine geborene Anführerin sahen auch wenn sie selber es nicht so empfand. Morana hatte nur vor langer Zeit beschlossen nicht zu offen mit ihren Gefühlen umzugehen. „Wieso hast du mich nicht mitgenommen, Hawke?“, sprach Anders dann nach einer Weile das aus, was ihn beschäftigte und holte so Morana aus ihren Erinnerungen zurück. Diese brauchte einen Moment bis sie wieder im hier und jetzt angekommen war. Sie blinzelte, sah dann Anders an, der sie nachdenklich betrachtete und seufzte schwer. Genau diese Frage hatte sie erwartet. „Ich habe es getan, weil ich es für das richtige hielt. Glaub mir, Anders...es war eine verstörende Mission. Bethany knabbert immer noch daran.“ Das stimmte zwar, was Morana aber verschwieg war, dass es ihr nicht anders erging. Auch sie hatte die letzte Nacht sich in dem unbequemen Hochbett in Onkel Gamlens Haus herumgewälzt, denn auch sie ließ die Begegnung mit Ketojan nicht los. Das Bild wie er sich lieber in Flammen hüllte, anstatt in Freiheit zu leben, schlich jedes Mal in ihre Gedanken und zerrte an ihren Nerven. Die Erinnerungen an diese Mission ließ Morana in der Nacht keinen Schlaf finden. Wäre sie bereit so etwas zu tun, wenn der Erbauer es von ihr verlangen würde? Morana kannte die Antwort nicht. Genau deshalb war sie auch heute Morgen in die Dunkelstadt zu Anders gegangen. Ihr Gemüt war ziemlich aufgewühlt nach der gestrigen Nacht und sie hatte gehofft, dass es sie ablenken würde, wenn sie zu Anders gehen würde um mit ihm ein wenig rumzualbern. Jedoch hätte sie ahnen müssen, dass der Magier bald darauf zu sprechen kommen würde, dass sie in nicht mitgenommen hatte. „Aber die Formation hat doch immer funktioniert, die aus Bethany, Varric und mir.“ „Schon...aber Anders...das ging wirklich nicht gegen dich, aber bei der Formation wäre ich der einzige Nahkämpfer gewesen.“ „Ja und?!“, fragte Anders unverständig und Morana seufzte schwer. Sowas konnte wirklich nur ein Fernkämpfer sagen. „...war ja so klar.“, stöhnte sie. „Hör zu, Anders.“, fuhr sie versöhnlicher fort. „Unsere normalen Gegner waren einfach Banditen, Seeräuber oder Karta Mitglieder. Die konnte ich alleine im Schach halten, aber eine ganze Schar Qunari...? Allein als Nahkämpfer? Das musste ich nun wirklich nicht haben...und glaub mir...die Sache mit Ketojan hätte dich nur verstört.“ „Aber...“, setzte Anders an, doch Morana unterbrach ihn mit einem tiefen Blick. Als ihre Blicke sich trafen, schien die Luft zu knistern und es war wieder einer dieser Momente, in denen Morana glaubte, dass da doch etwas Besonderes zwischen ihnen beiden war. Da war etwas, doch Morana konnte nicht sagen was genau. Ob es Liebe war, wusste sie nicht, aber darüber wollte sie auch nicht nachdenken. Ohne Liebe war es einfacher. „Es geht nicht wirklich darum, dass ich dich nicht mitgenommen habe, denn das habe ich ja schon öfter nicht, aber...was dich wirklich stört ist...WEN ich stattdessen mitgenommen habe, oder?“, sprach nun Morana doch das Thema an, was sie eigentlich vermeiden wollte. Fenris! Anders wurde bei dieser Feststellung rot und sah schnell zur Seite. Er fühlte sich ertappt, das war aus seiner Körperhaltung deutlich zu lesen. „Ich habe also recht!“ Anders schwieg und biss sich auf die Unterlippe. Die Situation war ihm unangenehm. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass Hawke nicht bemerken würde, worum es ihm wirklich ging. Plötzlich war die stumme Angespanntheit zwischen den beiden Kameraden wieder deutlich spürbar und die Lage schien zu kippen. Beide sahen sich ernst an, doch dann nickte Anders und faltete seine Hände in seinem Schoß. „Ja...du hast recht.“, gab er schließlich zu. Sein Blick glitt in die Ferne. „Aber warum? Weil er Magier nicht mag. Hör zu...Fenris mag zwar manchmal übertreiben, aber...“ „Das ist es nicht, auch wenn ich wünschte, dass dem so wäre.“, sagte der Magier resigniert und schloss die Augen. Sein Blick wurde traurig und Moranas Herz presste sich zusammen. „Anders...“, flüsterte sie leise, als sie seine Qual spürte. Wieder berührte sie vorsichtig seine Schulter, doch Anders zuckte, als hätte ihn ein Stromschlag getroffen und drehte sich weg. Morana schmerzte diese Reaktion. Ihre azurblauen Augen bekamen einen gepeinigten Ausdruck. Wie sie den Magier so beobachtete, schien dieser sich fast zu schämen. „Ich...“Moranas Worte blieben ihr im Hals stecken. Auf einmal war ihre Kehle trocken und jedes ihrer Worte kostete große Anstrengung. Wieder war da dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust und ihr Herz schien langsamer zu schlagen. Die Temperatur im Raum schien zu sinken und alles war nun unnatürlich still. Selbst die Patienten, die eigentlich von dieser Unterhaltung nichts mitbekommen haben dürften, hielten unwirkürlich den Atem an. „Sag nichts...“, unterbrach der Magier sie und sah sie an. „Es ist dumm von mir und ich weiß das. Keine Ahnung warum ich so gereizt reagiert habe... Ich glaube...es war einfach die gesamte Situation gewesen und dann kommt so ein Elf aus Tevinther daher, der uns einfach benutzt um seinen Meister zu töten und absolut gegen Magier ist...Das war zu viel für mich.“ Wie Morana Anders so betrachtete, während er mit ruhiger, aber ein wenig zitternder Stimme versuchte sein Verhalten zu erklären, bemerkte sie, dass er erschöpfter als sonst wirkte. Dunkle Augenringe hatten sich in seine Haut eingebrannt, welche ein wenig fahler wirkt als sonst. Der sonst so wache Glanz in seinen Augen war nun matt und sein Blick schweifte immer wieder ins Leere. „Die Templer?“, fragte Morana mitleidig und legte ihre Hand auf seine. Der Magier nickte langsam. „Sie sind immer häufiger in der Dunkelstadt.“ „Suchen sie nach dir?“ „Nein...aber bald werden sie es sicher...den Magier mit der kostenlosen Krankenstation vergisst man nicht.“, sagte Anders bitter und ein verzweifelter Ausdruck legte sich in seine Augen. Morana kannte seine Angst vor den Templern und wie sehr er sie verachtete. Wenn die Templer vorgestern wirklich in der Dunkelstadt aufgetaucht waren, würde das seine schlechte Laune erklären und auch seine Aggressivität gegenüber Fenris. „Hey...Anders...“, sagte Morana freundlich und lächelte ihn an. Der Magier wandte sich zu ihr um und legte die Stirn in Falten. „Ja?“ „Mach dir keine Sorgen.“, sprach die Kriegerin aufmunternd. „Ich sorge schon dafür, dass die Templer dich nicht kriegen.“ Ihre Worte waren so voller Ehrlichkeit, dass Anders nicht anders konnte, als ihr glauben. Er atmete erleichtert aus und lächelte sie dankbar an. „Hawke...“, flüsterte er überrascht. Morana sah ihn vergnügt an und stand auf. „Also dann. Ich sollte mich...“, doch noch bevor sie ihre Satz beenden konnte, war Anders bereits aufgestanden. Schwungvoll nahm er sie in die Arme und zog sie an sich. Als die junge Frau die Situation realisierte, blieben ihr die restlichen Worte im Halse stecken und sie schluckte. Ihr Herz begann zu rasen und das Blut schoss ihr in die Wangen. Verlegen sah die Schwarzhaarige zur Seite und ihr Körper begann zu kribbeln. Morana war von der stürmischen Umarmung völlig überfordert. Einerseits gefiel es ihr, andererseits wollte sie so schnell wie möglich weg. „Danke.“, hauchte Anders mit ein wenig heiserer Stimme in ihr Ohr und ein Schauder lief der Kriegerin den Rücken hinab. Was sollte sie bloß von dieser Situation halten? Anders entging es nicht, dass Morana nicht wusste wie sie mit seiner ungestümen Aktion umgehen sollte. Verübeln konnte der Magier es ihr nicht. Schließlich war er ja selbst von seiner Aktion überrascht. Wieso hatte er sich nur dazu verleiten lassen? Schnell ließ er sie wieder los und beide schauten verlegen weg. Die anderen Menschen in der Station tuschelten angeregt mit einander. Lief da etwa doch etwas zwischen dem Magier und der Kriegerin? Morana räusperte sich verlegen und haspelte schnell: „Ich werd dann mal los.“, stotterte die Kriegerin. Mit diesen letzten Worten hastete sie schnell davon und verließ die Station mit klopfenden Herzen. Anders schaute ihr ein wenig sehnsüchtig nach. Auf ihrem Weg nach Hause musste Morana die Oberstadt durchqueren. Als sie eine der obere Etage vor der Feste des Vicomte passierte, ließ sie ihren Blick streifen. Dabei fiel er auf eine schattenhafte Gestalt, welche in einer Ecke stand und das Treiben beobachte. Ihre Herz begann noch mehr zu rasen als es ohnehin schon tat, als sie erkannte, dass es sich dabei um Fenris handelte. Der Elf erkannte sie ebenfalls und sein kühler Blick streifte den ihren. Morana wurde schlagartig noch mehr rot, nickte ihm nur kurz zu und eilte weiter. Völlig aufgewühlt trat Morana kurze Zeit später in das Haus ihres Onkels und ließ sich aufs Bett fallen. Die junge Kriegerin ahnte nicht wie viel Trubel diese beiden Männer noch in ihr Leben bringen würden. Kapitel 6: Wahre Freunde in der Tiefe ------------------------------------- 6. Kapitel: Wahre Freunde in der Tiefe „Hey Hawke, glaubst du echt, dass das eine gute Idee ist?“, flüsterte Varric zweifelnd und stützte sich auf Bianca ab. „Pssst! Bist du mal leise?! Sonst lockst du gleich die gesamte verdammte Dunkle Brut an.“, raunte Morana barsch zurück und drückte ihn unsanft wieder zurück in den Gang. Sofort spähte die Kriegerin um die Ecke um sich zu versichern, dass sie nicht entdeckt worden waren, doch das Glück war auf ihrer Seite. Ein Genlock trabte gerade an ihnen vorbei, während er sein fratzenhaftes Gesicht mit der giftgrünen Haut zu allen Seiten blickte. Morana duckte sich zurück in die Felsnische und presste sich an den kühlen Stein. Fenris warf ihr einen misstrauischen Blick zu, während Anders sichtlich mit der Beengtheit der Tiefen Wege haderte. Der Genlock war inzwischen stehen geblieben und grunzte verwirrt. Offensichtlich waren sie doch nicht ganz unentdeckt geblieben. Mahnend sah die Kriegerin ihre Gefährten an, doch sie musste sie nicht anweisen ruhig zu bleiben. Ihre Begleiter erschienen wie zu Stein erstarrt. Die spitzen, ausgefransten Ohren des Genlock zuckten nervös, lauschten gegen das Gepolter seiner Kameraden. Ein riesiger Oger stapfte wütend auf den harten Felsboden und dessen Erschütterung wurde selbst bis zum Versteck der Kameraden getragen. Der Genlock hingegen jedoch konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ein verärgertes Brummen entfuhr ihm, dann gab er die Ortung der wahrscheinlich nicht existierenden Eindringlinge auf, bevor der Oger ihn noch vollkommen von den Füßen riss. Morana atmete erleichtert aus, als sie den Genlock davongehen hörte. Sofort löste die junge Kriegerin sich aus ihrer unbequemen Starre und drückte sich wieder an die Kante des Felsbrockens, der sie vor den Blicken der Dunklen Brut verbarg. „Wieso mussten wir auch unbedingt in die Tiefen Wege? Ich hasse die Tiefen Wege. Sie sind so...“, zeterte Anders und versuchte nach dem richtigen Wort. „Tief?!“, beendete Fenris seinen Satz mit höhnischen Ton, was ihm einen vernichtenden Blick des Magiers einbrachte. Verärgerte verschränkte der Magier seine Arme und schien den Elf glatt mit seinen Blicken zu töten. „Hast du etwa noch nicht von den legendären Teeparties der Dunklen Brut gehört, Blondschopf? So was muss man doch mal gesehen haben.“, schmunzelte Varric und strich sich über seinen Dreitagebart. „Könntet ihr vielleicht mal ruhig sein? Ich versuche einen Ausweg zu finden.“, murrte Morana, die angestrengt auf die in den Stein gehauene Straße starrte und versuchte eine Weg aus ihrer Bredouille zu finden. Vor gut drei Tagen hatte Morana beschlossen den Eingang in die Tiefen Wege, der auf Anders Karten der Grauen Wächter verzeichnet war, zu überprüfen. Bevor sie mit einem Haufen geldgieriger, aber in der Gefahr vor Angst kreischenden Tagelöhners, hier hinunter stieg, wollte sie sich vergewissern, dass dieser Weg einigermaßen sicher war. Denn die Dunkle Brut war eine beängstigende Angelegenheit, aber eine Horde schlotternder Tagelöhner und Händler vor der Dunklen Brut zu beschützen war schier unmöglich. Da wollte Morana immerhin wissen, ob der Abstieg sich überhaupt lohnte. „Was siehst du, Hawke?“, fragte Fenris nun ernst, wenn auch leise und hockte sich neben sie. Morana blicke ihn kurz an- sah in seine tiefgrünen Augen- und spähte dann wieder zu der Straße, wo die entweihten Menschen, die es gewagt hatten die Schwarze Stadt zu entweihen. In dieser sagenumwobenen Stadt, mitten im Nichts, sollte die Heimat des Erbauers sein- den Gott an den sie glaubten. Dieser war so erzürnt über den Frevel gewesen, dass er die Magister verstießt, wodurch diese zu den ersten der Dunklen Brut wurden- so erzählte es zumindest die Kirche. „Ich kann kaum etwas erkennen, es ist so verdammt dunkel hier unten...“, knurrte Morana genervt. „Aber was ich sehe beunruhigt mich.“ „Wir sind eingekesselt?“ „Sieht ganz danach aus.“, seufzte Morana resigniert und strich ihre Ponysträhne aus dem Gesicht. Doch leider konnte sie wirklich kaum etwas erkennen und das verärgerte die Kriegerin. Es war stockfinster in den Straßen der Zwerge, nur noch vereinzelte der Kristalllampen an den Wänden ließen den Stein im kalten Licht erstrahlen, sodass sie eher Schemen als klare Konturen erkennen konnte. „Wie viele sind es, Hawke?“ Varric runzelte nachdenklich die Stirn und strich geistesabwesend über Bianka, fast so als wolle er sie beruhigen, doch Morana glaubte, dass er sich nur selbst beruhigen wollte. „Ich schätze ungefähr 50...es könnten aber auch 100 sein.“, antwortete sie, als sie noch einmal um die Ecke gespäht hatte. „Großartig... das ist eine sehr präzise Angabe.“ Morana warf Anders einen mahnenden Blick zu und zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. „Ich kann kaum etwas erkennen und sie rennen aufgebracht durcheinander...Fast so als hätten sie etwas entdeckt.“ „Etwas entdeckt? Doch nicht etwa einen alten Gott?!“ In diesem Moment sprach wohl der Graue Wächter aus Anders. Die Alten Götter wurden einst von den Magistern aus Tevinther in mächtige Drachen verwandelt, als sie dann in die Schwarze Stadt des Erbauers einfielen, wurden die Drachen in Gefängnisse tief in den Felsen verbannt. Die verfluchten Magister, die nun als Dunkle Brut bezeichnet wurden, wurden von diesen Göttern gerufen und, so hatte Anders es Morana zumindest erklärt, hatten keine andre Wahl als diesem Ruf zu folgen, bis sie zu einem Gefängnis vordrangen und den Drachen befreiten. Dann wurde er zu einem so genannten Erzdämon und eine erneute Verderbnis begann. Wie viele Drachen noch in ihren steinernen Gefängnissen ruhten, wusste keiner- noch nicht einmal die Dunkle Brut. „Nein, das glaube ich nicht. Dann würden sie graben, ich nehme aber nichts wahr.“, murmelte Varric, schob sich an Morana vorbei und spähte in den Gang. Zwar war Varric an der Oberfläche geboren worden und hatte Orzammar, die letzte verbleibende Zwergenstadt, noch nie gesehen, aber auch er hatte den „Sinn des Steines“. Um die Dunkelheit tief unter der Erdoberfläche zu kompensieren besaßen die Zwerge einen Art sechsten Sinn, der sie, ähnlich wie bei einem Blinden, ihre Umgebung auf andere Art wahrnahmen. Varric hatte einmal behauptet, dass er durch den Stein Schwingungen und Erschütterungen spüren konnte, die ein Mensch bereits nicht mehr wahrnahm. „Vielleicht sammelt sich ein Trupp um wieder an die Oberfläche zu gehen. Im Bereich von Kirkwall hat es doch öfter Überfälle der Dunklen Brut gegeben.“, überlegte Fenris und neigte den Kopf. Morana nickte zustimmend und flüsterte leise: „Ja, stimmt. Vor allem der Dalish Stamm von Merill berichtet von einigen Übergriffen.“ „Aber dann würden sie doch nicht wie ein Haufen Bienen um einen Platz tummeln.“, wandte Varric ein. „Ist doch letzten endlich auch egal oder? Durch müssen wir so oder so.“, gab Morana zu bedenken und kräuselte nachdenklich die Stirn. „Wie konnten wir uns nur umzingeln lassen?“, stöhnte Anders genervt und setzte sich wie ein schmollendes Kind in Schneidersitz auf den Boden. Seine drei Gefährten sahen kurz zu ihm rüber und sahen dann sich an. Morana wurde allmählich ärgerlich, denn anstatt Lösungen vorzuschlagen, war er sich schon einige Zeit lang am Beschweren wie schrecklich er die Tiefen Wege doch fand. „Wie konntest du uns nicht warnen, dass auf einmal ein Haufen verdammter Dunkler Brut hinter uns im Gang auftauchen würde und wir um unser Leben rennen müssen. Immerhin bist DU doch der Graue Wächter hier, oder habe ich da was nicht mitgekriegt?“, konterte Fenris und Morana war überrascht, dass er Partei für sie ergriff. Kurz konnte sie sich einen überraschten Blick in Richtung des Elfs nicht unterdrücken. Als es ihr jedoch bewusst wurde, verfluchte sie sich innerlich dafür. Noch immer hatte sie die Ereignisse von vor einer Woche nicht überwunden. Die innere Ruhe, die Morana sonst auszeichnete, war sich wirbelnden Gedanken gewichen und auch ihre Gefühle waren kaum zu greifen. Morana hatte weder mit Fenris noch mit Anders über ihr merkwürdiges Verhalten gesprochen, nein, sie war ihnen sogar regelrecht aus dem Weg gegangen. Alle Missionen, die sie in dieser Zeit ausgeführt hatte, wurden von zunächst Isabella, Varric und Bethany begleitet, dann jedoch von Isabella, Merill und Bethany, weil sie Varrics verheißungsvolle Blicke nicht mehr ertrug. Zwar merkte auch Bethany, dass etwas ihre Schwester unruhig stimmte, doch hielt sie sich zurück- aus Rücksicht. „Also Hawke, wie kommen wir hier raus?“ Holte Varric sie unsanft aus ihren Gedanken zurück. Morana blinzelte kurz verwirrt, holte dann aber tief Luft um sich zu sammeln. Ihr Fokus kehrte zurück und die Konzentration lag voll und ganz auf die Aufgabe vor ihr. Noch einmal spähte die Kriegerin um die Ecke um sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Die Dunkle Brut trottete noch immer seelenruhig in ihrer monotonen Suche durch die Halle- schaute nicht nach links oder rechts. Direkt hinter dem Felsspalt, wo Morana und ihre Gefährten sich verbargen, eröffnete ein großer, kunstvoll gehauener Torbogen den Weg zu einer Halle, die einem Pfad der Zwerge mündete, jedoch gab es von Wand zum Bogen einen schmalen Spalt. Wie geschaffen zum Verstecken. Allmählich begann eine Strategie in ihrem Kopf zu reifen. Als jedoch ein Hurlock in ihre Richtung starrte, zog Morana Hawke ihren Kopf schnell wieder in die schützende Dunkelheit zurück. Sofort spürte die junge und dennoch erfahrene Kriegerin die neugierigen Blicke auf sich. Langsam wandte sie sich ihren Kameraden zu und straffte ihre Haltung. Anders und Varric sahen sie interessiert an, während Fenris skeptisch zu sein schien. Der Elfensklave stand mit verschränkten Armen an die Felswand gelehnt- eine Augenbraue misstrauisch in die Höhe gezogen. „Es wird schwierig, so viel sage ich schon einmal direkt.“, begann Morana mit ihre Erörterung. „Varric, Anders. Ihr versteckt euch hinten dem Torbogen und nutzt alles, was die Masse der Dunklen Brut von Fenris und mir fernhält. Einfrieren, Verbrennen, Pfeilhagel, all so was.“ Die beiden Fernkämpfer nickten. „Wenn ihr angegriffen werdet, weicht aus. Haltet euch aus unnötigen Kämpfen raus. Das gilt vor allem für dich, Anders. Wir brauchen deine Heilfähigkeiten dringender als einen Eiszauber. Und wir, Fenris...wir stehen vor einem Problem.“ „Der Oger...“, sprach der Elf ruhig, der dies bereits schon geahnt hatte. Die Anführerin nickte kurz und seufzte. Geistesabwesend fuhr sie sich durch ihr, dank der längeren Reise tief unter der Erde, mittlerweile strähniges Haar. „Er hält sich immer in der Mitte der Straße auf, umgeben von einer Schar Genlocks und Hurlocks. Das heißt wir haben zwei Möglichkeiten. Erstens wir greifen den Oger zuerst an, sind dann aber von mindestens 50 Genlocks und einige Hurlocks umzingelt. Oder wir eliminieren erst die Genlocks, müssen uns aber vor den mächtigen Angriffen des Ogers vorsehen.“ „Was schlägst du also vor, Hawke?“, fragte Anders, der nun wieder vollkommen bei der Sache war. Seine honigfarbenen Augen funkelten vor Kampfeslust. Auch Varrics lagen still auf seiner Kameradin und warteten darauf, dass sie ihren Plan verkündete. Morana seufzte und setzte sich auf den steinigen Boden. Wieso musste sie sich eigentlich immer die Pläne ausdenken? Warum musste sie eigentlich immer zur Anführerin ernannt werden? Aber es half alles nichts. Nun musste sie halt wieder ran und dafür sorgen, dass ihre Freunde sicher an die Oberfläche gelangten. „Also...es sieht so aus. Fenris, wir stürmen auf den Oger zu und knocken die Genlocks beziehungsweise Hurlocks aus, die uns in den Weg kommen, die restlichen ignorieren wir jedoch. Wir vertrauen darauf, dass Anders und Varric sie uns vom Hals halten. Und...“ Sie hob abwehrend die Hand, bevor Fenris und Anders wieder in einen ihrer typischen Magier versus Templer Streits anfingen. „...wenn ihr beide jetzt wieder mit einem euren typischen Gezanke anfangt, dann schwöre ich euch, sorge ich dafür, dass es Steine als Gebäck bei der legendäre Teeparty gibt und ihr müsst alle brav aufessen.“, zischte sie bedrohlich und auch wenn alle Drei wussten, dass sie es durchaus ernst meinte, konnten sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Schon gut, Hawke.“, sagte Anders und ignorierte den kalten Blick seitens Fenris. Er würde keine Diskussion starten. Morana lächelte darüber erfreut und kramte dann in einer Ledertasche, die sie an ihrer Hüfte befestigt hatte. Das Leder war bereits abgegriffen und verschmutzt, denn es hatte schon so manches Abenteuer überstanden und so manchen Feuerzauber miterlebt. „Was suchst du, Hawke?“, fragte Varric verwirrt und runzelte nachdenklich seine Stirn. „Das werdet ihr gleich sehen...“, murmelte die Kriegerin abwesend, während sie genervt versuchte den verschlissenen Riemen der Tasche zu lösen. Sie brauchte definitiv eine Neue. Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe, als ihre Finger erneut vom abgewetzten Leder glitten, während ihre blauen Augen genau ihre Finger beobachteten. Eine Stunde lang hatte sie die Bewegungsprofile von den Hurlocks und Genlocks beobachtet und analysiert nur um festzustellen, dass es keines gab, aber eines war ihr bewusst geworden: Vor ihnen befand sich viele Dunkle Brut- vermutlich sogar zu viel für sie. So schwer es sich auch einzugestehen war, so musste sie auch die Möglichkeit bedenken, dass sie eventuell nicht alle überleben würden. Wie gefährlich ein Oger sein konnte, hatte sie am Beispiel ihres Bruders Carver nur allzu deutlich gesehen. Vermutlich gab es nicht für alle ein Entkommen aus dem vor Verderbnis faulig stinkenden Thaig. Sollte dies wirklich der Fall sein, so wollte Morana zumindest ihre Freunde retten und dafür hatte sie sich einen Plan zu Recht gelegt. Schließlich gelang es ihr endlich den abgegriffenen Lederverschluss zu öffnen, sodass sie nun in der Lage war den Deckel zurückzuschieben, dabei bemerkte sie nicht wie ihre drei Gefährten heimlich immer näher rückten und gebannt auf den Inhalt der Tasche starrten als wäre dort drin der größte Schatz, den sie je gesehen hatten. Ihre Augen schienen so groß wie Tennisbälle zu werden und neugierig beugten sie sich über Moranas Schulter um in die mysteriöse Tasche gucken zu können. Als Morana plötzlich Blicke in ihrem Rücken spürte, drehte sie sich um und als sie die Gesichter von Anders, Varric und sogar Fenris sah, wusste sie nicht ob sie losprusten oder verwirrt seinen sollte. Irritiert zog die junge Frau eine Augenbraue hoch und schaffte es nur gerade eben ihren Lachanfall zu unterdrücken, damit die dunkle Brut sie nicht hörte, doch die Gesichtsausdrücke ihrer Freunde waren einfach zu göttlich! Das fiel es der sonst eher ernsten Morana sichtlich schwer nicht zu lachen. „Was ist?“ „Nun sag uns schon was da drin ist, Hawke. Was für einen riesigen Schatz hast du bisher vor uns geheim gehalten?“, grinste der Zwerg. „Oh, Varric.“, lachte die Kriegerin nun doch und schüttelte den Kopf. Dann jedoch wurde sie wieder ernst. In dieser Tasche bewahrte Morana ihre Heil- Mana- und Ausdauertränke auf, welche klirrten, als sie die Tasche nun vollkommen öffnete. Bevor sie und ihre Gefährten vor einer Woche in diesen dunklen Thaig gereist waren, hatte sie so viele Tränke besorgt wie sie sich hatten leisten können ohne ihren Anteil für die Expedition zu gefährden. Doch nun, nachdem sie schon einige Kämpfe mehr als geplant hatten bestreiten müssen, waren nicht mehr viele da. Um genau zu sein: 3 Heiltränke, 2 Ausdauer und ein Manatrank- Anders Zauberkraft war durch das viele Heilen sehr schnell aufgebraucht und Morana hatte, da sie nun mal mehr „normale“ Kämpfer waren, auch mehr Ausdauertränke gekauft. „Was hast du vor, Hawke?“, hakte nun auch Anders nach und sah zu, wie seine Gefährtin langsam die Flaschen hervorzog und sorgfältig auf dem Boden stellte. „Ich will euch etwas mitgeben für den Kampf.“, sprach Morana ruhig, mit einer gewissen Endgültigkeit in der Stimme, sodass ihre Kameraden sich nur einen besorgten Blick zuwerfen konnten. Irgendetwas stimmte nicht. Nachdenklich betrachteten die drei Gefährten Morana, wie sie die Flaschen herauszog und begann sie zu verteilen. Jeder bekam einen Heiltrank und Varric und Fenris jeweils einen Ausdauertrank beziehungsweise Anders einen Manatrank. Für sie selbst blieb keiner übrig. Als ihre Freunde das bemerkten, sahen sie überrascht an. „Hawke...was?“, stotterte Fenris völlig überfordert. So etwas hatte er nicht von ihr erwartet, doch Morana drehte sich nur zu ihren Kameraden um und lächelte. „Nehmt sie für den Notfall.“ „Aber dann hast du ja keinen.“, protestierte nun auch Varric. „Ich kann durchaus zählen, Varric.“, kommentierte die Kriegerin seine Aussage genervt und verschränkte die Arme vor ihrer Rüstung. Sie warf ihren Kameraden einen harten Blick zu, der sagte, dass sie keinerlei Widersprüche oder Diskussionen duldete. Fenris, Anders und Varric warfen sich verunsicherte Blicke zu, denn sie kannten diese Art von Morana nicht. „Aber...“, setzte Anders erneut an, brach aber ab, als er ihren Blick auf sich spürte. Morana konnte durchaus beängstigend wirken, wenn sie es wollte, doch dann seufzte die Kriegerin ergeben und rieb sich die Augen. Eigentlich hatte sie geplant es einfach als eine Tatsache darzustellen und jegliche Diskussionen sofort im Keim zu ersticken, da es ihr auch selbst schwer fiel, aber wie zu erwarten war, konnten ihre Freunde es nicht einfach akzeptieren, dafür waren sie viel zu loyal- genauso wie sie selbst. „Hört zu, Jungs. Wir sind alle nicht unerfahren und wissen somit auch, dass es für uns durchaus zu viele Gegner sein könnten. Ich möchte einfach nur, dass ihr gewappnet seid, falls es zum Äußersten kommt, versteht ihr?“, versuchte sie zu erklären. „Aber warum gibst du mir dann einen Heiltrank? Ich kann mich doch selbst heilen!“, widersprach Anders entschieden. Seine karamellfarbenen Augen sahen sie geschockt an, denn ihnen war allen klar, was Morana von ihnen verlangen würde, wollten es sich jedoch nicht eingestehen. „Anders...“, wandte Morana sich im äußerst sanften Ton an den Magier, so friedlich, dass es schon beängstigend war. „Deine Heilzauber brauchen nun mal eine gewisse Zeit, bis sie wieder einsetzbar sind. In diesem Zeitraum können wir alle in arge Bedrängnis kommen- auch du.“ „Du willst also, dass wir dich hier unten zurück lassen, falls die Situation zu gefährlich wird?!“, sprach nun Fenris endlich das aus, was Anders und Varric ebenfalls wie eine bedrohliche Ahnung auf dem Magen schlug. Die grasgrünen Augen betrachten Morana ernst, durchdrangen sie wie so häufig. Seine Arme hatte er abwehrend vor der Brust verschränkt und wartete auf eine Antwort. Anders und Varric hingegen sahen ihre Anführerin entsetzt an und als diese dann noch nicht mal antwortete, konnten sie es nicht glauben. „Nein, Hawke! Auf keine Fall!“, entfuhr es Varric wütend und er wehrte den Gedanken schon mit seinen Händen ab. „Kssssch! Sei still, Varric, oder sie hören uns noch!“, zischte die Kriegerin und blickte ihn ernst an. „Wie sollen wir ruhig bleiben, wenn du dich quasi opfern willst?“, fuhr auch Anders sie wütend an und knallte seinen Stab verärgert auf den Boden. „Ich will doch nicht...oh man, ihr versteht das völlig falsch...“, versuchte Morana zu beschwichtigen und fuhr sich einmal komplett durchs Haar. „Ich will ja hier kein Selbstmordkommando starten, ok? Aber wenn es keine andere Wahl gibt, dann ja. Dann möchte ich, dass ihr flieht, während ich so viel Dunkle Brut ablenke wie möglich.“ Bevor Morana sich versah, hatte Anders sie gepackt und gegen die Felswand gedrückt. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, doch der Magier erwiderte den Blick mit einen vernichtenden. „Anders...“ „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das zulasse, Hawke!“, fuhr er sei wütend an. So wütend hatte Morana ihn noch nie erlebt. Sein Körper bebte unter der Robe und seine Augen funkelten zornig auf. Morana schluckte unwillkürlich, hielt seinem Blick aber stand. Sie wusste tief in ihrem Innersten, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte und ihr war auch klar gewesen, dass keiner der drei sie so einfach akzeptieren würde. Doch es war ihre Wahl, ihr Verantwortungsbewusstsein und deshalb durfte sie sich nicht so leicht davon abbringen lassen. Morana würde ihre Freunde beschützen, egal ob diese es wollte oder nicht. Anders keuchte und schien sie förmlich mit ihren Blick zu durchbohren. Varric hätte schwören können, dass jeden Moment Gerechtigkeit hervordringen und sie angreifen würde. Die braun farbenen Augen von Anders begannen bereits leicht bläulich zu glühen, doch noch bevor etwas passieren konnte, hatte Morana ihre kurzzeitige Paralyse überwunden und ihre Ernsthaftigkeit wiedererlangt. „Es ist meine Entscheidung, Anders!“, sprach sie ernst und zog die Augenbrauen zusammen. „Die wir aber nicht akzeptieren.“, pflichtete Varric seinem Freund bei. Morana stöhnte genervt auf. Sie hatte ja geahnt, dass die Jungs stur seien würden, aber so sehr? Sie schloss kurz die Augen, sammelte all ihre Willenskraft und löste sich mit einem kräftigen Ruck aus Anders Griff. Irritiert blinzelte dieser, doch Morana war bereits unter seinen Armen hindurch getaucht und trat auf den Torbogen zu, wo die Dunkle Brut auf sie wartete. „Ich erwarte nicht, dass ihr es toleriert, aber, dass ihr es akzeptiert. Ihr habt euch entschlossen mir zu folgen und somit liegt euer Leben in meiner Verantwortung und ich sorge dafür, dass ihr hier lebend wieder rauskommt. Wenn dafür als letztes Mittel mein Leben notwendig sein sollte, dann soll der Erbauer mich zu sich holen. Aber ich werde nicht mit der Schuld leben, nicht alles getan zu haben um euch zu schützen. Und wisst ihr was? Es ist mir egal, ob ihr damit einverstanden seid oder nicht. Ich bin die Anführerin, nicht ihr! Also ist es meine Entscheidung wie ich diese Mission beende.“ Morana sprach die Worte ernst und voller Bedacht, wog jedes einzelne genau ab und sprach es voller Endgültigkeit. Keiner sollte ihre Autorität in Frage stellen. Ihre Kameraden erwarteten doch schließlich immer von ihr, dass sie Wunder vollbrachte und sie aus den aussichtslosesten Situationen führte. Dann sollten sie auch ihre Entscheidungen hinnehmen. Innerlich schnaubte sie erbost, ließ sich aber nach außen hin nichts anmerken. Voller Kraft ging sie langsam zum Torbogen, wobei sie ihr mächtiges Schwert zog. Morana war bereit für den Kampf, egal wohin er sie führen würde. So oder so hatte er etwas Endgültiges. Varric, Anders und Fenris betrachteten sie überrascht, von ihren starken Worten völlig überrumpelt. Hilflos sahen sie sich, denn nun war ihnen klar, dass sie Hawke niemals davon abhalten würden, egal wie sehr sie es versuchen würden. Wenn die Kriegerin erst mal einen Entschluss gefasst hatte, dann zog sie diesen durch. Die Art wie sie ging, ruhig und voller Würde, von dem sanften Schimmer der Steinlampen erstrahlt, ließ sie wie eine Heldin wirken, die jede Schlacht gewann. Wie geschaffen für Varrics Geschichten. Doch Fenris zweifelte an alle dem. Er glaubte nicht, dass dieses starke, ruhige Selbstbewusstsein die wahre Hawke zeigte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so stark sein konnte, so frei von Zweifeln und jeglicher Angst. Doch noch mehr verwirrte ihn ihr Entschluss. Für den Elfen war es fast unmöglich zu begreifen, dass die Kriegerin bereitwillig ihr Leben opfern würde, nur damit sie überlebten. Es deckte sich einfach nicht mit dem, was er bisher auf der Welt gesehen hatte. Auf dem brutalen Weg, welchen er bisher bestritten hatte und den er sein Leben nannte, hatte Fenris nur gesehen, wie jeder Mensch und jeder Elf bloß an sich dachte und für seine eigenen Interessen kämpfte. Morana hingegen widerlegte bisher alles, was er gelernt hatte. Was für einen Nutzen hätte es für sie, wenn sie sich opferte? „Hawke...“ Es dauerte einige Sekunden bis der Tevinther Elf sich endlich durchrang zu fragen. Seine Stimme unterbrach die unangenehme Stille, die geherrscht hatte, wie ein Paukenschlag, obwohl er ruhig, fast schon zögernd gefragt hatte. Morana hielt inne, wandte sich aber nicht zu ihm um. „Ja...?“, antworte sie mit ruhiger Stimme. Zu ruhig. Fenris hörte wie sie vor unterdrückter Wut bebte, doch er musste es wissen. Die Frage nagte an seinen Gedanken wie eine hungrige Ratte an einem Stück Käse. Morana war ernsthaft überrascht. Sie hatte mit einem weiteren Einwand gerechnet, deshalb war sie erstaunt, als gerade Fenris sie ansprach. Eher hätte die junge Kriegerin vermutet, dass Varric sich ihr in den Weg stellen würde. „Warum...“ Fenris zögerte kurz, holte dann aber tief Luft. „Warum tust du das für uns?“ Nun war es offiziell: Morana war platt. Irritiert runzelte sie die Stirn, doch dann ging ihr ein Licht auf. Fenris kannte keine Freundschaft. Woher sollte er es also wissen? Sie drehte den Kopf zu Fenris rum und in diesen Moment strahlten ihre Augen von solch einem intensiven Blau, wie Fenris es noch nie in seinem Leben gesehen hatte. „Warum? Weißt du das wirklich nicht, Fenris?! Weil ihr meine Freunde seid und ich kümmere mich um meine Freunde, darum.“ Ihr Blick, während sie das sagte, durchdrang das Herz des Elfen. Er war so stark, so voller Entschlossenheit, wie er es bisher selten gesehen hatte. Hawke sagte die Wahrheit, daran bestand für ihn nun kein Zweifel. Seine Gefährtin meinte es ernst und widerlegte alles, was er bisher erlebt hatte. Einige Momente lang sah Morana ihn mit diesen durchdringenden Blick an, dann wandte sie sich aber ab und trat voller Siegeswillen in die Halle. Die Horde Dunkler Brut grunzte irritiert und wandte sich zu ihr um. Keiner ihrer Gefährten sah, wie ein trauriges Lächeln sich auf die Lippen der Kriegerin legte, bevor sie mit einem Kampfschrei in die Menge warf. Mögen der Erbauer, Mutter und Bethany ihr vergeben! Fenris blickte zu seinen zwei Kameraden, die sogar leicht schmunzelten. Sie kannten Morana schon länger und somit ihre starke Loyalität. „Macht sie immer so etwas?“ „Oh ja. Was meinst du, warum ich sie zur Heldin meiner Geschichten erwählt habe? Bloß auf Grund ihrer Schönheit? Ah Aaah“ Varric wedelte mit dem Zeigefinger tadeln vor Fenris Augen. „Das macht noch lange keinen Helden aus, mein lieber Grübel Elf. Ein guter Held muss tragisch sein und bereits sein bis zum allerletzten zu gehen.“ „Hawke ist nun mal Hawke.“, bestätigte nun auch Anders resigniert. „Eine absoluter Idealistin und Sturkopf...“ Er seufzte und sah traurig zu seiner Freundin. „Irgendwann landet sie deswegen noch im Grab. Aber das ist auch der Grund, warum wir ihr bedingungslos folgen.“ Varric nickte zustimmend und zog Bianka von seinem Rücken. Fenris sah zu der Höhle, wo Morana bereits verbissen gegen vier Genlocks und zwei Hurlocks kämpfte. „Ist das so...?“, murmelte er nachdenklich und betrachtete ihren Kampf einige Augenblicke, dann jedoch glitt sein Blick zu den zwei gläsernen Flaschen in seiner Hand. Der rote und der gelbe Trank schwappten leicht unter seiner zitternden Hand, dann schloss sich seine Faust fester darum. Vorsichtig verstaute er das wertvolle Geschenk in seiner Tasche und zückte seinen Zweihänder. Tief Luft holend, schloss er die Augen und konzentrierte sich auf das Lyrium unter seiner Haut bis es erstrahlte und seinen fahlen Schein auf den Boden warf. Er würde ihr beistehen. Komme was da wolle! Morana duckte sich unter einem Axthieb hinweg und rammte den angreifenden Genlock ihren Schild in den Magen. Überrascht gurgelte dieser und taumelte einige Meter zurück. Morana hatte jedoch keine Zeit sich kurz zu erholen, denn nun stürmte ein Hurlock auf sie zu und drohte sie aufzuschlitzen. Geschickt drehte die Kriegerin sich um das Schwert herum, duckte sich und ließ ihre Klinge hervorschnellen. Sauber, mit nur einem Streich, durchtrennte sie die Hauptschlagader des Hurlocks- falls die Verfluchten so was besaßen. Das riesige Monster riss den Mund auf um zu kreischen, doch heraus kam bloß ein Gurgeln und Röcheln. Morana fixierte bereits den nächsten Gegner und zog ihr Schwert mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Körper. Eine Schar von Dunkler Brut hatte sie umzingelt. Die Kriegerin warf einen Blick herum und sah, dass ihre Gegner sie eingekreist hatten. Na großartig. Das bedeutete mehr Arbeit. Na, dann sollten sie mal kommen. Sie würde kämpfen bis zum letzten Atemzug. Ein Hurlock, groß und mit von der Verderbtheit zerfressenem Gesicht, hob sein einfach gearbeitetes Schwert und deutete auf Morana. Die Genlocks grunzten verstehend und machten sich zum Angriff bereit. Auch Hawke war bereit. Ihr Griff um den Steg ihrer Klinge verstärkte sich und sie hob ihren mächtigen Schild vor ihr Gesicht. Mit schmalen Augen, die ständig hin und her huschten, behielt sie jeden einzelnen Gegner im Blick. Ihr Atem ging ruhig, doch jeder Muskel ihres Körpers war angespannt, wartete auf einen Angriff. Lange auf sich warten ließ die Dunkle Brut auch nicht. Immer mehr stürmten auf die junge Kriegerin zu. Konzentriert beobachtete sie jede Bewegung und konterte jeden Angriff so sparsam wie möglich. Morana wollte keine unnötige Energie verschwenden. Ruhig und gezielt tötete sie so viele Dunkle Brut wie möglich mit nur einem Streich. Sie kämpfte verbissen und konzentriert, ein Dunkler nach dem anderen fiel ihrer Klinge zum Opfer. Da vernahm sie das Klirren von aufeinandertreffenden Metallwaffen und wandte für einen kurzen Moment den Blick ab. Nicht unweit von ihr hatte sich Fenris in Kampfgetümmel gestürzt. Mit starken, geschmeidigen Bewegungen schwang der Elf seinen Zweihänder in halbmondförmiger Bewegung und mähte förmlich die Verfluchten um. Falls auch das nichts nützte oder ein Gegner es doch schaffte seiner Waffe zu entkommen bekam er die Macht des Lyriums zu spüren: Fenris fuhr mit seiner Faust in dessen Körper und zerquetschte ihre Eingeweide. Flüchtig, nicht mehr als ein Augenblick, trafen sich ihre Blicke und die Zeit schien kurz stillzustehen. Obwohl sie so weit von einander entfernt waren, sahen sie sich tief in die Augen. Moranas Blut begann unwillkürlich zu rauschen und sie konnte gerade noch verhindern, dass sie rot wurde. Die Blicke des Elfen aus Tevinther waren so intensiv, dass sie meinte, er könnte in ihr Inneres sehen. Die junge Kriegerin erwiderte den Blick ebenso ausdrucksvoll und einige kurze Wimpernschläge lang, sahen sie sich einfach an, dann nickte Fenris ihr zu. Es war eine einfache Geste, doch auf unerklärliche Weise gab sie Morana neuen Mut und Kraft. Danach wandte er sich einem angreifenden Hurlock zu und köpfte ihn, als ob es das einfachste der Welt wäre. Blut spritzte, doch Fenris hatte bereits gut einen Meter zur nächsten Schar von der Dunklen Brut hinter sich gebracht. Auch Morana wurde jäh in die Realität zurückgeholt, als sie das Sirren einer Klinge vernahm, die die Luft zerschnitt. Instinktiv warf die Kriegerin sich zur Seite und rollte sich über den Boden ab. Keine Sekunde zu früh, denn die Axt eines Hurlocks verfehlte sie nur um wenige Millimeter. Missmutig knurrte Hawke und bleckte die Zähne. Was erlaubte dieser Mistkerl sich? Das würde er büßen. Den nächsten Schlag des Hurlocks blockte sie gekonnt mit ihrem Schild. Ruckartig hob Morana ihren Arm und stieß so die Axt des Hurlocks hoch, tauchte inzwischen unter seiner Waffe hinweg und tötete ihn mit einem gekonnten Streich. Ohne auch nur weiter nachzudenken stürmte sie zum nächsten Genlock und verwickelte ihn in einen Kampf. Wären ihre Gegner nur die Schar von Gelock und Hurlocks gewesen, so hätten die vier Freunde durchaus keine größeren Schwierigkeiten gehabt. Der einzige störende Faktor, der sich als äußerst hartnäckig erwies, war der Oger. Immer wenn Fenris oder Morana ihren Rhythmus gefunden und einen guten Stand gegen die Dunkle Brut erarbeitet hatten, musste der Koloss sich einmischen. Entweder riss er einen riesigen Gesteinsbrocken aus der Wand, was den Thaig jedes Mal wie bei einem Erdbeben erzittern ließ, oder er stürmte mit seinen gigantischen Hörnern voran. Dabei riss er zwar auch immer eine große Schar Dunkler Brut mit sich, doch die beiden Krieger mussten ebenfalls seinen Angriffen ausweichen und sich so auf eine völlig neue Situation einstellen. Manches Mal trat der Oger auch nur zornig auf und schickte so eine Erschütterungswelle durch die Halle, dass es Morana fast jedes Mal von den Füßen riss. Es war wirklich nervig! Erschwerend hinzukam, dass auf jeden getöteten Genlock oder Hurlock gefühlte fünf neue aus den finsteren Tunneln drangen. War hier irgendwo ein Dunkle Brut Bienenstock oder was? Genervt schnaubte die Kriegerin und erstach dabei nebenbei einen Genlock. Eine halbe Stunde kämpften sie bereits gegen die Dunkle Brut- doch Morana kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Die Kriegerin spürte bereits die Erschöpfung, die an ihren Knochen nagte. Das ständige Angespannt sein und sich konzentrieren müssen, zehrte an ihrer geistigen Kraft. Morana spürte, wie sie immer unkonzentrierter und langsamer in ihren Reaktionen wurden. Varric und Anders unterstützten Fenris und sie zwar wirklich gut und hielte die größte Menge der Dunkle Brut auf Abstand, doch sobald Morana den Kreis von den verdorbenen Monstern durchdrungen hatte, war bereits der nächste formiert. Mit jedem Schwerstreich wuchs ihre Verzweiflung. Sie würden niemals hier rauskommen! Ein Genlock neben ihr schrie voller Kampfeslust und hieb stümperhaft mit seiner verrosteten Axt auf sie ein. Morana sprang zurück, machte eine halbe Drehung um den nächsten Schlag auszuweichen und stand nun neben den Genlock. Ihre treue Klinge blitzte im Licht der Steinlampen an den Wänden auf, bevor sie in die Kehle des Ungeheuers glitt. Blut spuckend sank dieser in sich zusammen und verdrehte qualvoll die Augen. Morana hingegen zog ihr Schwert ruhig aus dem ranzig stinkenden Fleisch und gönnte sich einen Moment um Luft zu holen. Erschöpft wischte sich die Kriegerin einen Schweißtropfen von der Stirn und holte bewusst tief Luft. Ihre Lungen schmerzten bereits so sehr, dass dieser Atemzug beinahe brannte. Es war nicht das erste Mal, dass Morana längere Zeit am Stück kämpfen musste und es war auch nicht ihr erster Kampf gegen die Dunkle Brut, doch empfand sie diesen sowohl körperlich als auch geistig als besonders anstrengend. Vielleicht lag es an der schweren, stehenden Luft hier unten so tief unter der Erde, sodass jeder Atemzug anstrengend wurde? Oder an der dicken Schicht aus Staub, die ihnen teilweise die Sicht nahm? Lag es daran, dass sie sich sowohl auf ihre unmittelbaren Gegner konzentrieren musste und zeitgleich auch noch den Oger im Auge behalten musste? Die Kriegerin wusste es nicht, doch sie spürte, wie ihr Körper immer müder wurde. Ihr Herz schlug außergewöhnlich schnell und sie hörte das Blut wie ein großer Strom in ihren Ohren rauschen, wohingegen ihr Atem träge und schwer ging. Morana musste bewusst tief Luft holen um ihre Lungen mit Luft zu füllen. Seit sie den Kampf begonnen hatte, hatte sie das Gefühl, dass ihr Arm mit immer mehr Gewichten behangen worden war und auch der, der ihr Schild hielt, zitterte bereits leicht. Bald würde sie zu müde und unkonzentriert sein und sie oder ihre Gefährten– Morana vermutete zumindest, dass es ihnen ähnlich wir ihr erging- würden beginnen Fehler zu machen. Etwas, was für sie alle höchstwahrscheinlich tödlich enden würde. Und sie verspürte nun wirklich nicht den Drang die scharfen Zähne der Monster zu spüren, wie sie sich in ihr Fleisch bohrten und wie die Verderbnis dann langsam, schleichend wie das Gift einer Schlange in ihrem Körper ausbreiten würde. Allein bei dem Gedanken schüttelte die Kriegerin sich. Oh nein, darauf war sie wirklich nicht scharf. Zumindest waren sowohl Fenris- soweit Morana es beurteilen konnte- als auch sie selbst unverletzt geblieben. Zwar hatte die junge Kriegerin einige Schrammen an ihren Armen und eine an der Wange abbekommen, welche nun unangenehm pochten, doch es war nichts Ernstes, sodass Anders sich darauf konzentrieren konnte die Dunkle Brut mit Eis und vor allem mit Feuer- oh wie sehr schmerzte ihnen das helle Licht von Anders Flammen- im Schach zu halten. Plötzlich vernahm Morana ein lautes Knistern über ihr und sie blinzelte irritiert. Ein heißer Windhauch strich über ihre Wange und ließ die Kriegerin erschauern. Woher kam diese plötzliche Hitze? Zuvor war es doch eher kühl soweit unter der Erdoberfläche gewesen. Woher kam also auf einmal diese Hitze? Und...Moment! Kam sie von oben? Morana sah hob den Kopf und weitete entsetzt ihre Augen. Ein gigantischer Feuerball kam von der Decke her auf sie zu gerast, sie konnte das Knistern bereits hören. Lediglich im letzten Moment gelang es ihr, der drohenden Gefahr zu entkommen. Erschrocken und keuchend rutschte sie einige Meter über den harten Boden. Woher kam der Feuerball? Morana sah sich um und bemerkte, das auf einen einem Radius von gut drei Metern immer wieder Feuerbälle zu Boden fielen und die Dunkle Brut in Panik versetzte. Irritiert zog die Kriegerin die Stirn kraus. War vielleicht ein Gesandter für diesen Zauber verantwortlich? Die Dunklen in den abgewetzten Roben waren die einzigen ihrer Artgenossen, die sprechen und zaubern konnten. Morana war bisher nur einen Schüler begegnet, aber der war schon unheimlich gewesen. Ein echter Gesandter würde zu einer aussichtslosen Situation führen. Doch egal wie sehr sich Morana umschaute, sie konnten keinen entdecken. Nach einigen Momenten ging Morana aber ein Licht auf und murrte, wobei sie ihre Angriffstellung aufgab. „Verdammt, Anders, pass doch auf! Du hättest mich beinahe verbrannt!“, rief sie laut und genervt zu gleich- den Rücken dem Magier zugewandt. Sie würde die Dunkle Brut trotz ihrer Panik aufgrund des hellen Lichtes nicht aus den Augen lassen. „‘tschuldige, Hawke.“, kam die verlegene Antwort aus einigen Meter Entfernung, sodass sie unter den Angstschreien fast gar nicht zu hören war. „Ich wollte nur mal einen neuen Zauberspruch ausprobieren.“ „Das ist ja schön und gut, Anders, aber tu das beim nächsten Mal bitte nicht in meiner Nähe! Ich habe keine Lust als gebratener Spiel zu enden.“, knurrte sie und fügte leiser hinzu: „Verdammt, er hat mir doch glatt ein paar Haarsträhnen verbrannt.“ Varric und Anders hörten es dennoch und warfen sich ungläubige Blicke zu, doch Varric konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Hawke war echt unglaublich. Auch Anders schmunzelte. Er könnte es sowieso nicht noch mal machen, selbst wenn er es zu gern getan hätte um Hawke noch einmal zu ärgern. Er hatte kein Mana mehr und seinen Trank wollte er aufbewahren, bis wirklich Heilung benötigt wurde. Morana entging nicht, wie sehr es ihre Freunde amüsierte und mit puterrotem Kopf fegte sie durch die Gegner Schar um die neue Situation wenigstens sinnvoll zu nutzen. Ein Dunkler nach dem anderen fiel ihrer Klinge zum Opfer, während sie selbst auf jeden Schatten achtete um im Zick Zack den noch immer einen Inferno gleichenden Feuerbällen auszuweichen. Plötzlich durchdrang ein schmerzerfüllter Schrei die von Anspannung vibrierende Luft. Morana stockte und hielt in ihrem Kampf inne. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass es sich um den Todesschrei eines Dunklen handelte, denn er war so fremd, so wild wie ein Urschrei, doch dann wurde ihr klar, dass es nicht die kratzige Stimme eines Genlocks war oder die kehlig, röchelnde eines Hurlocks. Doch woher kam er dann? Morana fuhr herum und erstarrte zu Eis. Ihr Herzschlag beschleunigte sich so sehr, dass sie fürchtete es würde ihr aus der Brust springen. Am anderen Ende der Halle lag Fenris auf dem Boden von einer Schar Leichen der Dunklen Brut und umringt von einem Meer ihres Blutes, doch das war nicht das Erschreckende an diesem Bild. Fenris war nicht einfach umgeworfen worden von einem Schild oder ähnlichem. Nein! Sein linkes Schienbein war von einem Bolzen einer Armbrust durchdrungen worden und nagelte ihn an den Boden. Das feine Gesicht des Elfenkriegers war zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzerrt, während seine Hände verzweifelt am Schaft pfriemelten um den Bolzen wieder herauszuziehen. Jedoch zuckte er jedes Mal schmerzerfüllt zusammen, wenn er ihn nur leicht berührte. Was Fenris jedoch nicht sah, Morana jedoch sehr wohl, war, dass der Oger nun endgültig die Faxen dicke hatte. Anders hatte ihn wohl genug geärgert mit seinen Zaubern, sodass er seine Wut nun an dem hilflosen Elfen auslassen wollte. Mit einen wütenden Knurren riss er einen gewaltigen Felsbrocken, ungefähr so groß und breit wie Morana selbst, aus einer der Säulen. Der gesamte Raum erbebte unter der tierischen Kraft des Giganten. Stein und Mörtel rieselte wie ein feiner, grauer Schnee von der Decke. Morana riss entsetzt die Augen auf und sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz den Dienst verweigerte. Er würde ihn töten! Der Oger würde Fenris töten! Beim Erbauer was sollte sie nur tun?! „FENRIIIIIIIS!!!“, schrie Morana mit aller Kraft. Sie wollte ihn warnen, obwohl sie nicht wusste, was Fenris hätte tun können, festgenagelt auf den Boden, doch er hörte sie sowieso nicht. Viel zu sehr war er mit dem Versuch sich zu befreien beschäftigt, als dass er sie hätte wahrnehmen können. Der Oger knurrte wütend und spannte seine Muskeln an- bereit für den Wurf. Als Morana das sah, war ihre Starre wie gelöst. Die junge Kriegerin spurtete los, als würde es um ihr eigenes Leben gehen. So schnell sie konnte rannte sie durch den Raum, warf mit ihrem Schild jeden Gegner um, der es wagte sie aufhalten zu wollen. Ein Blick zum Oger zeigte, dass ihr nur noch wenig Zeit blieb um die restliche Strecke hinter sich zu bringen, da dieser den Felsbrocken bereits über seinen Kopf gehoben hatte. Noch fünf Meter trennte sie von ihrem Kameraden. Das Adrenalin raste durch ihren Körper und ihr Herz schlug schmerzvoll gegen ihre Brust, doch Morana ignorierte es. Das einzige was für sie zählte war, dass sie ihren Freund rettete. Einen Genlock, der sich ihr in den Weg stellte, zertrümmerte Morana mit dem Rand ihres Schildes den Schädel ohne es selbst wirklich zu bemerken. Dann, mit einem tiefen Schrei, schmiss der Oger den Felsbrocken. Nun spürte auch Fenris, dass er Gefahr schwebte und sah nach oben. Die grünen Augen wurden riesig vor Angst und er erstarrte. Der Schatten des Brockens zeichnete sich bereits auf seinem Gesicht ab. Morana fluchte innerlich und peitschte noch mehr aus ihren Körper heraus, auch wenn sie wusste, dass es beinahe aussichtlos war. Wie in Trance rannte die Kriegerin wie sie noch nie im Leben gerannt war. Schritt um Schritt, Stück für Stück kamen sowohl Morana als auch der Felsentrümmer dem Elf immer näher- in einem stillen Wettlauf gefangen. Wer würde ihn eher erreichen? Erst im allerletzten, ja wirklich im aller Letzen, Moment konnte Morana ihren Körper und vor allem ihr Schild schützend zwischen Fenris und dem Felsen schieben. Blitzschnell machte sie den Rücken krumm und legte ihren Schild auf diesen, von ihren beiden Händen abgestützt. Bereit die Masse abzufangen, auch wenn Morana wusste, dass sie dem schweren Stein kaum etwas entgegen zusetzen hatte. Da spürte Morana auch schon das Krachen auf ihren Rücken, die ungeheure Kraft entlud sich auf ihr. Mit aller Macht versuchte sie, sich gegen die Wucht zu stemmen, doch der Brocken war zu schwer. Zum Glück besaß ihr Schild einen Buckel, sodass der Felsen daran zerschellte, während er sie zu Boden warf. Keuchend lag die Kriegerin quer über dem Elfen und schnappte nach Luft. Sie war mit solcher Wucht zu Boden geworfen worden, dass es ihr die Luft aus der Lunge gequetscht hatte. „Hawke...“, flüsterte Fenris leise und sah sie überrascht an, doch Morana sah noch immer den Schmerz seiner Wunde in ihnen. Sie rappelte sich auf, wobei auch die letzten Bruchstücke des Gesteins rumpelnd von ihrem Schild rutschten. Langsam und stöhnend, hockte sie sich hin und wischte mit ihrem Arm über die Stirn. Dass sie dadurch den Ruß und Schmutz nur noch mehr auf ihrem Gesicht verteilte, bemerkte sie nicht. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm um und lächelte leicht, doch augenblicklich wurde ihr Blick wieder ernst, als sie das frustriete Brüllen des Ogers vernahm, doch dann hörte sie schon das vertraute Sirren einer Schar von Bolzen, die über ihren Kopf hinweg flogen. Varric würde es zumindest für eine kurze Weile schaffen den Oger abzulenken. Sie sah zu dem noch immer gefesselten Bein und zog die Augenbrauen hinab und überlegte, was sie nun am besten tun sollte, dann sah sie zu Fenris und hielt ihm ihren Arm hin. „Beiß rein!“, forderte sie ihn ruhig auf, doch Fenris sah sie verständnislos an. Der Schmerz hatte seine Gedanken vernebelt und er verstand nicht, was sie von ihm wollte. Obwohl Moranas Rüstung aus Silberit geschmiedet worden war, trug sie dennoch Handschuhe und Unterarmschützer aus Leder, da sie so ein besseres Gefühl für ihre Waffe besaß. „Beiß rein.“, sagte sie noch einmal bestimmter, aber doch mit einem sanften Ton. Nun verstand er auch. Vorsichtig stützte sich Fenris auf seine Armen ab und biss in das Leder. Es schmeckte widerlich. Ranzig und abgestanden von den vielen Kämpfen, doch er ahnte was auf ihn zu kam und er wollte Morana nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Er war so ein Idiot! Er hätte besser aufpassen müssen. Dieser Gedanke drang sogar noch den Nebel seiner vor Schmerz gelähmten Gedanken. Morana kniete sich mit ihrem rechten Bein eine handbereit neben den Schaft und drückte es so noch zusätzlich auf den Boden. Sie hatte jedoch nicht bedacht, dass dieser sich dadurch noch mehr in der Wunde bewegte und so noch mehr Muskeln und Nerven beschädigte. Fenris Körper bäumte sich auf und zitterte, sackte dann schließlich kraftlos zusammen. Morana stützte ihn geistesgegenwärtig ab. Stöhnend schloss der Elf die Augen und biss nun beinahe dankbar noch fester in das Leder. Ihre blauen Augen sahen ihn entschuldigend an. Es tat ihr wirklich leid. Sie wollte ihm nicht wehtun, doch sie hatte keine andere Wahl. Der Bolzen musste sich lösen oder er würde hier unten festsitzen und entweder verhungern oder sich in einen der Dunklen Brut verwandeln. Beides würde Morana nicht akzeptieren. Fenris öffnete seine unendlich tiefen Augen und sah sie an. In ihnen funkelte nun nicht mehr nur der Schmerz, sondern auch ein Feuer der Entschlossenheit. Morana erwiderte den Blick und legte vorsichtig die Hand um den Schaft, wobei sie versuchte ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Fenris zuckte leicht zusammen und ein angestrengtes Keuchen entwich ihm. „Bist du bereit?“, fragte Morana ihn ernst. Fenris zögerte einige Momente, nickte dann aber soweit es ihm möglich war. Die Kriegerin holte tief Luft und spannte ihren Muskeln an, dann zog sie in einem Ruck den Armbrustbolzen aus dessen Schienbein. Blut spritzte aus der kreisrunden Wunde und floss an dem dunklen Leder von Fenris Rüstung hinab. Fenris selbst biss so tief in ihren Handschuh, dass sie es sogar auf ihrer Haut schmerzhaft spürte. Sein schlanker Körper erzitterte vor innerer Qual und Schweiß tropfte von seiner Stirn. Morana sah ihn an, zögerte kurz und strich dann beruhigend durch sein silbernes Haar. Sofort löste der ehemalige Sklave sich von dem Handschuh und sah sie überrascht an. Auf unerklärliche Weise schlug sein Herz schneller als er ihr schüchternes Lächeln sah, obwohl die schlimmste Schmerzenswelle vorbei war. „Ge...geht es, Fenris?“, stotterte Morana verlegen und holte tief Luft um sich wieder zu fangen. Wieso war sie aus der Fassung? Was war los? Morana schüttelte ihren Kopf um diese schwirrende Gedanken loszuwerden, denn hinter ihnen brüllte der Oger erneut. Offensichtlich hatte er genug von Varrics und Biankas Spiel. Morana ignorierte ihn aber. Vorerst. Nun stand das Wohl ihres Freundes an erster Stelle. Um den Koloss konnte sie sich noch später kümmern. „Ja...“, keuchte Fenris. „Geht schon. Danke, Hawke. Ehrlich, vielen Dank. Du hast mich gerettet.“ „Schon in Ordnung.“, lächelte sie. „Also...dann trink mal deinen Heiltrank und dann kümmern wir uns um den O...“ Urplötzlich legte sich etwas von hinten um ihre Hüfte und hob sie hoch. Morana versuchte zu schreien, doch kein Laut drang aus ihrem Mund, denn der Druck war so groß, dass es ihr die Luft aus der Lunge presste. Einen Meter, zwei Meter, drei Meter! Immer mehr entfernte sich der Boden von ihr- und von einem entsetzten Fenris. Sie wand sich wie ein Aal und zappelte, versuchte irgendwie frei zu kommen, doch der Griff war zu fest. Sie hätte doch den Oger beobachten sollen. Verdammt! Das hatte sie nun davon. „HAWKE!!!“, hörte sie Fenris entsetzt unter ihr schreien, doch er klang schon so weit weg. Eine bleierne Schwere legte sich über ihre Augen und sie spürte wie die Ohnmacht immer näher kam. Der Oger grunzte zufrieden und hob den Störenfried vor seine Augen. Morana schwebte nur gut einen halben Meter vor seinen kleinen, schwefelgelben Augen in drei Metern Höhe. Das große Maul des Ogers war weit aufgerissen und die junge Kriegerin sah sogar verwestes Fleisch zwischen seinen Zähnen hängen- dabei brauchte Dunkle Brut doch gar keine Nahrung um zu Überleben. Ein fauliger, ranziger Geruch waberte Morana entgegen und führte zu einem unkontrollierbaren Würgereiß. Der Oger hingegen verstärkte seinen Griff, woraufhin Morana entsetzt jappste und gezwungen war auszuatmen, wodurch seine Hand sich noch enger um den zierlichen Körper schloss. Wieso verdammt nochmal kam sie sich gerade vor wie eine dieser Glaspuppen, die zu fest angefasst wurde? Der Koloss beäugte hingegen Morana misstrauisch und knurrte wütend. Er legte seinen Kopf in den Nacken, sodass seine zwei gigantischen Hörner beinahe in dessen Rücken bohrten und hob Morana über sich. Sie kreischte auf und klammerte sich in den Arm, denn nun hing sie auf einmal mit dem Kopf nach unten. Sofort schoss ihr das Blut in den Kopf und sie spürte ihr Herz hinter ihrer Schläfe hämmern. Wie durch eine Nebelwand meinte sie die verzweifelten Rufe von Anders und Varric vernehmen zu können, doch durch die fehlende Luft glitten ihre Gedanken nur noch träge dahin. Verzweifelt versuchte Morana ruhig zu atmen, da ihre Luft allmählich knapp wurde, doch der eiserne Griff des Ogers verhinderte das. Ihre Rippen schmerzten bereits unerträglich und sie hatte beinahe das Gefühl sie knacken zu hören. Jeden Augenblick würden sie brechen. Verdammt! Sie saß echt in der Misere. So sollte also ihre Geschichte enden? Varric würde sicher mit ihr schimpfen. Das war kein gutes Ende für die Geschichte von Hawke, die er schrieb. Jämmerlich. Dann spürte Morana wie ihr Brustkorb der Kraft der fünf Finger, jeder davon so breit wie sie selbst, nicht mehr standhalten konnten und brach. Ein gleißender Blitz des Schmerzes zuckte vor ihren Augen, als sich die gebrochenen Rippen in ihre Organe bohrten. Alle Kraft versiebte plötzlich aus ihrem Körper und sie spürte wie ihre Lebensgeister mit jedem weiteren Atemzug, wo sich die Rippen immer tiefer in ihre Lunge und ihren Magen bohrten, schwanden. Ein letzter, markerschütternder Schrei entwich Morana Hawke, dann wurde alles vor ihren Augen schwarz und ihr Körper hing schlaff wie eine Stoffpuppe in der Hand des Ogers. Fenris sah geschockt zu wie die Hand des Ogers sich um seine Retterin legte und sie vom Boden hob. Die Schreie von Hawke drangen in seine Knochen, ließen sein Herz erstarren. Verzweifelt versuchte er sie zu greifen, er stemmte sich soweit er konnte hoch, doch seine Hand griff ins Leere. Immer höher und höher hob der Koloss seine Kameradin. Fenris versuchte aufzustehen, versuchte sein Schwert zu heben um sie zu retten, doch sein Bein sackte ihm sofort weg und er brach stöhnend vor Schmerz zusammen. Eiskalter Schweiß lief seinen Rücken hinab und er war verdammt hilflos mit anzusehen wie Morana versuchte sich zu befreien. Er konnte nicht helfen, egal wie sehr er sich anstrengte, sein linkes Bein wollte ihm einfach nicht gehorchen. Schmerzhaft pochte es und raubte ihn fast den Verstand. Das einzige klare in seinen vernebelten Gedanken, fast so als würde er durch eine Nebelwand bloß einen Punkt fokussieren können, war Morana, wie sie schmerzerfüllt schrie. Jeder einzelne durchdrang sein Herz wie der Bolzen vorhin sein Schienbein. Noch nie hatte Fenris Vergleichbares gefühlt. Vielleicht, weil noch nie Jemand so etwas für ihn getan hatte. Morana hatte ihm das Leben gerettet und ihr eigenes dabei riskiert, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dabei hatte Fenris bisher immer das genaue Gegenteil gesehen. In seinem bisherigen Leben hatte sich niemanden auch nur einen Dreck um ihn geschert es sei denn er hatte ihn dafür bezahlt. Verdammt! Fenris fluchte innerlich. Irgendwas musste er doch tun können! Er hasste es hilflos zu sein. Bloß was konnte er nun tun, wo ihn sein Bein den Dienst verweigerte? Wut begann in ihm zu brodeln, geschürt von seiner Verzweiflung und Hilflosigkeit und fand ihren grausamen Höhepunkt, als Moranas Rippen gebrochen wurden und er ihren letzten Lebensschrei vernahm. Es musste etwas geschehen, sonst würde Hawke sterben. Fenris knurrte wütend und warf einen stechenden Blick zu den beiden verbleibenden Gefährten. „Verdammt, Magier! Nun tu doch was!“, heischte er Anders, welcher ihn irritiert und erbost zugleich ansah. Die Augenbrauen des Magiers senkten sich tief über die Augen, doch sein Blick wurde dann machtlos und er zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich habe kein Mana mehr.“, antworte Anders monoton, sein Blick erschrocken auf Morana gerichtet, deren Körper schlaff vom Oger hin und her geschwenkt wurde. „Großartig.“, murrte Fenris und konnte es nicht fassen. „Unser Heiler hat kein Mana mehr. Da verlässt man sich einmal auf einen Magier und was passiert…?“ „Es ist gut jetzt!“, fuhr erstaunlicherweise Varric dazwischen und musterte seine Gefährten streng, als Anders schon zu einer garstigen Antwort ansetzte. „Wir haben jetzt andere Probleme als eure Streits! Wir müssen Hawke retten, schon vergessen?“ Sofort verstummten die beiden Streithähnen noch bevor sie richtig losgelegt hatten. Varrics Mine war zu ernst und dass er keinen Scherz riss verstärkte die schreckliche Situation. Der Zwerg kniff die Augen zusammen und zielte mit Bianka auf den Oger. „Wie es aussieht muss der heroische Zwerg mal wieder die Situation retten. Wie immer.“ Mit diesen Worte, die eher wie ein zwanghafter Witz rüberkamen, betätigte Varric den Auslöser von seiner Armbrust und feuerte einen Bolzen mit enormer Wucht ab. Die Luft zischte wie eine bösartige Schlange, als er an Fenris Ohr vorbei flog und sich wenige Augenblicke später in das Schultergelenk des Ogers bohrten. Die Geschwindigkeit des Bolzens war so groß, dass er es sogar schaffte, den Oger zum Taumeln zu bringen, obwohl er selbst nicht tief eindrang. Der Koloss knurrte irritiert und ehe er sich versah, steckte bereits der nächste in seiner anderen Schulter. Es reichte um die Aufmerksamkeit des Kolosses von Hawke abzulenken und auf Varric zu konzentrieren. Die schwefelgelben Augen verengten sich und fokussierten nun Varric, der bereits Bianka nachlud. Durch den neu aufgetauchten Gegner, der es wagte ihn zu attackieren, war der Oger zu sehr abgelenkt und bemerkte nicht, wie seine Beute ihm langsam aus der Pranke glitt und zu Boden fiel. Mit einem dumpfem Geräusch, wie als wenn ein Sack Heu auf den Boden fiel, landete der schlaffe Körper der Kriegerin auf dem Boden, wo er seltsam gekrümmt liegen blieb. Fenris konnte es von seiner Position aus gut sehen und überlegte was er nun tun könnte. Durch das Taumeln des Ogers lag ihr Körper nun gut fünf Meter von ihm entfernt, also gerade eben außerhalb seiner Reichweite. Verdammt! Was konnte er tun mit seinem verletzten Bein? Der Elf richtete sich ein wenig auf und hörte dabei seine beiden Tränke klirren. Überrascht wandte er ihnen einen Blick zu und überlegte, ob er seinen Heiltrank nehmen sollte, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Er wusste nicht was der Magier da hinter ihm tun würde und für alle Fälle wollte er den Heiltrank für Hawke aufbewahren. Vermutlich würde eine Heilung von gebrochenen Rippen eh länger dauern, als die Heilung seiner Wunde. Egal wie Fenris die Begebenheit in seinem Kopf hin und her sie führten zu einem einzigen Schluss: Er musste aufstehen! Oh ja, er freute sich schon tierisch auf die Schmerzen, doch sein Wille Morana zu retten war stärker als der unbewusste, angeborene Drang Schmerzen zu vermeiden. Somit begann ein Plan in dem Kopf des Elfen zu reifen und zu wachsen. Er musste dafür allerdings ein großes Opfer bringen: Einem Magier- und dass es sich dabei Anders, einem besessenen Magier, handelte, machte es nicht wirklich leichter- vertrauen. Kurz schloss er die Augen und sammelte sich- seine Willensstärke und seine Stärke. „Anders…“ Ja, er nannte den Magier ausnahmsweise, aber wirklich nur ausnahmsweise, beim Namen, denn er musste ihn mit einbeziehen. Als er den überraschten Blick von Anders als einen kalten Schauer auf seinem Rücken spürte, wandte er sich um und blickte ihn an. Es musste getan werden, er musste vertrauen, Fenris wusste das, doch es fiel ihm so schwer. „Trinkt deinen Manatrank und mach dich auf alles gefasst.“ „Wa...was?“, stotterte der Magier verwirrt. Er begriff nicht, was der Krieger vorhatte. „Was hast du vor, Elf?“, hakte auch Varric nach, wobei er jedoch den Oger nicht aus den Augen ließ, der allmählich zornig wurde und begann sich die Bolzen förmlich aus dem Fleisch zu reißen. „Ich werde Hawke da raus holen.“ „Bist du völlig verrückt? Mit deiner Wunde kommst du keinen Meter weit! Deine Knochen könnte zerbrechen, wenn du dein Bein belastest!“ Obwohl Anders Fenris und seine Einstellung wirklich schrecklich fand, war sein Heiler Dasein zu stark in ihm, als dass er hätte zulassen könnte, dass der Elf so etwas tat. Es war einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbar. „Ich...habe keine andere Wahl. Varric wird den Oger nicht mehr lange beschäftigen können und wenn er sich beschließt uns anzugreifen wird er Hawke zerquetschen!“ Es kostete Fenris alle Mühe ruhig zu sprechen und nicht ungeduldig zu klingen. Die Zeit lief ihnen davon. Der Oger hatte fast alle Bolzen entfernt und an Varrics besorgten Ausdruck konnte er kennen, dass er nicht mehr viele übrig hatte. Wenn sie etwas tun wollten, dann jetzt, ansonsten war es zu spät. „Aber...warte noch bis ich es geheilt habe.“ „DU hast doch kein Mana mehr und bis der Trank wirkt ist die Zeit abgelaufen.“ Endgültigkeit schwang in seiner Stimme mit. Er duldete keinen Aufschub mehr und begann sich aufzurichten. Langsam, sich auf die Schmerzen vorbereitend, zog er sich an seinem Zweihänder hoch, den er zuvor in den Boden gerammt hatte. Fenris konnte schon spüren, wie sein Bein zu Zittern begann. Auf das Kommende wartend, biss er die Zähne zusammen und trat vorsichtig auf. Ein flammender Schmerz schoss sein Bein hinauf, schlang sich um sein Gehirn. Gleißende Blitze der Pein schossen vor seinen Augen auf, ließen ihn kurze Zeit erblinden. Fenris stöhnte gequält auf, sackte am Griff seines Schwertes zusammen, während eiskalter Schweiß seinen Rücken hinab lief. Doch er kämpfte gegen jeglichen Protest seines Körpers eisern an. Sie brauchten Hawke um hier heraus zu kommen und außerdem war er nicht gewillt sie hier unten zurücklassen. Nicht nachdem sie ihn gerettet hatte. Das Zittern in seinem Bein verstärkte sich und der Schmerz vermischte sich nun auch noch mit einem unangenehmen Pochen, sodass es Fenris all seine Willensstärke kostete um nicht wieder einzusacken. Am liebsten wäre er ohnmächtig geworden und in die eisige Kälte getrieben so wie damals, als das Lyrium in seine Haut eingebrannt worden war und er nach einiger Zeit einfach durchs Nichts glitt und nichts mehr wahrnahm. Dieser dunkle Nebel, der ihm alle seine Erinnerungen nahm, aber vor dem Wahnsinn bewahrte. Eine Schutzreaktion seines Körpers. Aber nun konnte er sich das nicht erlauben, er musste es durchstehen. Rückblickend stellte er sogar fest, dass dieser Schmerz harmlos im Vergleich zum Ritual war. Nein! Fenris ermahnte sich selber und zwang sich zur Konzentration. Allmählich ebbte die gleißende Schmerzenswelle ab, sodass Fenris den nächsten Schritt wagte. Der Krieger sammelte seine Willensstärke und rannte dann los. Jeder einzelne Schritt war eine schier endlose Qual. Die Schmerzen wurden mit jedem Schritt stärker, doch Fenris zwang sich zu jedem Einzelnen, denn er wusste, würde er jetzt stehen bleiben, könnte er keinen einzigen Schritt mehr tun. Keuchend taumelte er, so hätte er die sechs Flaschen Aggregio Pavali auf einmal getrunken, auf den regungslosen Körper der Anführerin zu. Kalter Schweiß rann seinen Rücken hinab, doch Fenris fokussierte seinen Blick auf die bewusstlose Hawke, damit sein Geist nicht fortglitt. So rannte er immer weiter, den flammenden Sturm aus Schmerzen ignorierend. Der Oger war es inzwischen leid von Varric eine Akkupunktur verpasst zu bekommen und stürmte auf den Zwerg zu. Der Boden bebte und das plötzlichen Erzittern warf Fenris aus dem Takt, sodass er nicht richtig auftrat und sein Bein ihm wegsackte, wodurch er stürzte. Zischend rutschte er ein wenig über den Boden und der raue Stein zerschnitt ihm die Haut, bis er schließlich mit den Kopf an Hawkes Beinen liegen blieb. Sofort sah Fenris auf und erblickte das Gesicht des Ogers, welches irritiert zu ihm hinabsah. Offensichtlich war er verwundert einen weiteren Gegner auszumachen, wo er doch gerade zu diesem kleinen nervigen Ding am Torbogen wollte. Die kleinen Augen musterten Fenris argwöhnisch, dann bleckte das Monster seine Zähne- fast so als würde es Grinsen. Fenris schluckte und versuchte sich aufzurappeln, doch dieses Mal schaffte er es nicht. Seine Kraft war aufgebraucht und sein Körper müde und erschöpft. Er wollte ihm nicht mehr gehorchen. Fenris sah zu Morana, die direkt vor ihm lag und zog sich langsam neben sie um nach ihr zu sehen. Offensichtlich waren viele Knochen in ihrem Körper gebrochen, denn er war vollständig verdreht und Blut war aus ihren Mund gelaufen und dort getrocknet. Die Verletzungen waren sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Eine Rippe hatte sich sogar durch ihre Rüstung gebohrt und ragte nun aus ihr heraus. Fenris knurrte wütend, musste sich aber erst einmal von ihr abwenden um sich um den Oger zu kümmern, bevor er ihr helfen könnte. Schnell warf er einen Blick zu Anders und sah, wie dieser gerade den Manatrank an seine Lippen setzte. Verdammt! Was hatte dieser Idiot von einem Magier bloß gemacht, während er gerannt war? Bis der Trank wirkte, hatte der Oger sie schön getötet. Also musste er sich mal wieder selbst helfen, wie immer. Ein Kampfesschrei des Ogers ließ den Kopf des Kriegers ruckartig herumschnellen. Der Koloss hob seinen massigen Fuß über sie und Fenris riss die Augen auf. Er wollte sie zerquetschen. Verdammt! Seine Gedanken begannen zu rasen. Deshalb hatte der Oger also gegrinst. Er warf einen Blick zu Hawke, die noch immer regungslos dalag. Hoffentlich lebte sie noch! Plötzlich, bei dem Anblick des hilflosen Körpers, flammte wilde Entschlossene in Fenris auf, wie als wenn sein innerer Wolf heulen würde. Die tiefgrünen Augen bekamen einen harten unerschütterlichen Ausdruck und mit seiner letzten Kraft hob er seinen Zweihänder hoch. Zum ersten Mal kämpfte er nicht für sich selbst, sondern für jemand anderes. Er wollte Hawke retten- so wie sie ihn gerettet hatte. Er würde nicht zulassen, dass sie dafür mit dem Leben bezahlte. Den Blick stramm auf den Oger gerichtet, kniete er sich hin- sein rechtes Bein in einem rechten Winkel aufgestellt. Mit beiden Händen streckte er seinen Zweihänder aus- kaum einen Augenblick zu früh. Der Wagenrad große Fuß senkte sich bedrohlich auf sie hinab, doch der Oger hatte nicht bemerkt, dass Fenris sein treues Schwert gezogen hatte. Statt die beiden Gegner zu zerquetschen bohrte sich die scharfe Klinge in dessen Fußsohle. Zitternd stemmte sich Fenris mit aller Kraft gegen das Gewicht, wobei seine Klinge ebenfalls auch in seine Handfläche schnitt. Zischend kniff der Elf die Augen zusammen, während der Oger ihn immer tiefer drückte. Blut tropfte aus seiner Schnittwunde an seinem Arm hinab. Verzweifelt versuchte Fenris das Protestieren in seinem linken Bein zu ignorieren, doch es fiel im ungeheuer schwer. Sein Körper schien aus einem flammenden Meer zu bestehen, doch er kämpfte die Brandung herunter und konzentrierte sich darauf sich dem Oger entgegen zu stemmen. Da entbrannte, wie der letzte Ausweg, eine neue Welle der Kraft in ihm, sodass er es schaffte die Klinge des Zweihänder noch tiefer in das ranzige Fleisch der Fußsohle zu schneiden. Jaulend schrie der Oger auf und hüpfte erschrocken nach hinten. Der Boden bebte jedes Mal, wenn der massige Körper des Kolosses auf dem Boden landete. Dadurch durchfuhr ein starker Ruck Fenris Arme, sodass er das Gefühl hatte, dass die Sehnen in ihnen gleich reißen würden. Mist! Der Oger würde ihn glatt mit in die Luft ziehen. Verzweifelt versuchte der Elf durch Ziehen und Ruckeln seinen Zweihänder aus dem Fleisch zu reißen, doch er saß viel zu fest und schließlich war es zu spät. Der Koloss der Dunklen Brut hatte Fenris in die Luft gerissen. Mit aller Kraft klammerte er sich an den Griff seines Schwertes. Wieso verlief eigentlich nie etwas nach Plan? Immer weiter sprang der Oger, vor Schmerzen brüllend, und verlor mit jedem einzelnen immer mehr das Gleichgewicht. Als er schließlich endgültig umfiel, hatte Fenris nicht mehr genügend Kraft um sich zu halten und wurde so in hohem Bogen durch die Luft geschleudert. Er sah die Fassaden des Thaigs an sich vorbeirasen und den Boden immer näher kommen. Nur wenige Augenblicke später schlug Fenris hart auf dem Boden auf. Jappsend rang der Elf nach Luft, während kleine Sterne vor seinen Augen tanzten. Unerbittlich kämpfte sich erneut ein Brechreiz nach oben und Fenris schaffte es bloß mit aller letzter Kraft diesen abzuwenden. Langsam rollte er sich leicht zur Seite und stützte sich hoch, während er die erneute Schmerzenswelle abwartete, die durch seinen Körper flammte. Benommen schüttelte er den Kopf und allmählich wurde sein Blick wieder klarer. Verdammt! Das hatte ihn aber ganz schön auf der Bahn geworfen. Vorsichtig tastete er an seinen Brustkorb und zischte. Einige Rippen waren geprellt, aber offensichtlich nichts gebrochen. Dafür bestrafte ihn sein durchschossenes Bein mit einen dumpfen, aber starken Schmerz, fast so als würde irgendwer mit einem Hammer immer wieder gegen seinen Knochen hauen. Keuchend hievte sich Fenris auf seine Arme, welche noch immer stark von dem Kraftakt zitterten und zischte, als ein beißender Schmerz durch seinen Arm zuckte. Überrascht sah er zu seiner linken Handfläche und sah einen feinen, sauberen, aber tiefen Schnitt aus dem unerlässlich Blut quoll und welcher unangenehm pochte. Die Klinge hatte wohl tiefer geschnitten, als er gedacht hatte. Nun ja, daran ließ sich nun auch nichts mehr ändern. „Hey! ELF!!!“, vernahm er dumpf durch das Rauschen seiner Ohren die Stimme von Varric. „Alles in Ordnung?!“ „Geht schon.“, keuchte er zur Antwort und drückte sich noch mehr hoch und wollte sich wieder aufrichten, da begann sein Körper zu kribbeln. Zuerst begann es in seinem Bein und zog sich dann durch seinen gesamten Körper. Für einen kurzen Moment schloss Fenris die Augen und genoss dieses Gefühl, während sich eine angenehme Wärme durch seine Adern zog. Die Schmerzen waren wie weggewischt und als Fenris die Augen öffnete, war die Wunde an seinem Bein vollkommen verschwunden. Verblüfft sah er zu Anders, welcher sich symbolischen Staub von den Händen klopfte und ihn mit einem „Magie ist gar nicht so übel, was?“ Blick ansah. Genervt verdrehte Fenris die Augen. Nun schuldete er den Magier auch noch was. Konnte sein Tag eigentlich noch schlimmer werden? Was Fenris jedoch nicht sah war, dass eine feine, weiße Narbe an seiner Handfläche übrig geblieben war. Anders hätte wirklich lieber Hawke geheilt als diesen Magier hassenden, immer rumnörgelnden Elfen, doch er hatte keine andere Wahl gehabt. So gern er es auch getan hätte, bis er Moranas Wunden geheilt und sie wieder zu sich gekommen wäre, wäre zu viel Zeit verstrichen. Es war wesentlich effektiver diesen Tevinther Elfensklaven zu heilen, damit er sich um Hawke kümmern konnte. Hoffentlich kam er auf die Idee seinen Heiltrank einzusetzen. Anders verschränkte die Arme und schnaubte. Wehe Fenris würde es verbocken, dann würde er ihn persönlich den Hintern versengen, da konnte er sich aber sicher sein. Mit dieser beruhigenden Gewissheit wandte sich Anders den sich nähernden Scharen von Dunkler Brut zu und konzentrierte seine Energie. Er spürte, wie die Magie in ihm zu pulsieren begann und gab ihr geistig eine Form, während er leise die Worte murmelte. Zwei glühend heiße Feuerbälle entstanden in seinen Händen und mit einem gezielten Schlag schleuderte Anders sie in die Massen, welche kreischend auseinanderstoben. Zufrieden grinsend konzentrierte der Magier sich auf die nächsten Gegner und begann die entstandene Hitze in Kälte zu verwandeln. Fenris sprang auf und musste, wohl oder übel, feststellen, dass Anders gute Arbeit geleistet hatte. Als sein linkes Bein den Boden berührte durchdrang ihn kein Schmerz, noch nicht mal ein Pochen. Nur ein kleines, leichtes Ziepen verriet Fenris, dass dort bis eben eine durchaus ernste Wunde geklafft hatte. Zufrieden atmete er aus und rannte dann zu Hawke, kniete sich zu ihr und hob sie leicht hoch. Mit flauem Gefühl in der Magen Gegend hielt er seine Hand unter ihre Nase und wartete einige Augenblicke mit angehaltenem Atem ab. Dann vernahm er einen leichten Wind auf seiner Handfläche und atmete erleichtert aus. Hawke lebte, wenn auch ihre Atemung sehr schwach war. Sofort kramte Fenris in seiner Tasche und holte den Heiltrank heraus, den noch vor gut einer Stunde Hawke ihm gegeben hatte und führte ihn an ihre Lippen, welche er zuvor vorsichtig geöffnete hatte. „Trink das, Hawke. Dann wird es dir besser gehen.“, flüsterte Fenris besorgt zu, während er ihren Kopf in den Nacken legte. Langsam glitt der rote Trank in ihren Mund und Fenris hoffte, dass ihr Schluckreflex noch vorhanden war. Einige Momente passierte nichts, dann begann Morana zu schlucken. Als sie den Trank vollständig getrunken hatte, warf Fenris die Flasche achtlos beiseite und stützte ihren Kopf. Er hoffte, betete, dass Morana aufwachte. Die herausragende Rippe zog sich langsam in den Körper zurück und verwuchs wieder. Fenris wusste, dass eine Heilung besser arbeitete als ein Heiltrank, doch dieser war ein besonders starker und er hoffte, dass er helfen würde. //Bitte, Hawke! Komm schon, mach die Augen auf!“, flehte er im Stillen, während jede Sekunde, die er bangte, schier endlos schien. Sein Herz verkrampfte sich, während er sie sanft festhielt. Momente verstrichen in denen die Welt still zu stehen schien. Fenris achtete nur auf Hawke, sah nicht einmal wie Anders einige Genlocks direkt neben ihm pulverisierte, hörte ihre Warnungen nicht. Für ihn zählte nur, dass Hawke sich rührte. Nach ungefähr zwei Minuten kam die Erlösung. Morana hustete und keuchte, während ihr Körper zitterte. „Hawke...“, flüsterte Fenris erleichtert, hielt sich aber weiterhin fest. Wie als hätte sie auf diese Worte gewartet, schlug Morana genau in diesem Moment die Augen auf. Morana wusste nicht, wie lange sie in der Dunkelheit verbracht hatte. Alles um sie herum war Schwarz gewesen und es erschien ihr, als hätte sie geschwebt, doch sie hatte ihren Körper nicht mehr gespürt. Alles war absolut taub gewesen und auch ihre Gefühle waren verschwunden. Sie existierte zwar noch, irgendwie, aber ihr Selbst war verloren gegangen. Ihre Individualität. Was war geschehen? Sie wusste es nicht mehr. Ihre Erinnerungen waren noch nicht zurückgekehrt. Da hörte sie etwas in der hintersten Ecke ihres Bewusstseins. Es klang wie eine Stimme. War es eine Stimme und wer rief nach ihr? Morana versuchte zu lauschen, doch ohne bewusst wahrgenommene Ohren war das schwer. Sie konzentrierte all ihre mentale Kraft, doch die Stimme war nicht mehr als eine Ahnung, als würde sie durch dicken Nebel dringen. Langsam ging sie auf dem Ruf zu, denn etwas tief in ihr, so ungreifbar wie ein Instinkt, sagte ihr, dass sie es tun musste. Nun erwachte sie langsam, als würde sie aus einem unendlich tiefen See erwachen. Sie schnappte unwillkürlich nach Luft und hustete. Irgendetwas Bitteres war in ihrem Mund und hatte sich mit einem nach Eisen schmeckenden vermischt, sodass sie würgen musste. Langsam öffnete Morana ihre Augen und blinzelte mehrere Male. Alles um sie herum war nicht mehr als ein Fluss aus Farben, doch mit jedem Wimpernschlag kehrten immer mehr Details zurück. „Hawke...“ Hörte sie einen erleichterten Ausruf und sie legte den Kopf leicht in den Nacken um den Ursprung der sanften, tiefen Stimme zu sehen. Als sie endlich wieder scharf sehen konnte, erblickte sie unglaublich tiefgründige, grüne Augen mit schön geschwungeneren Augenbrauen darüber. Dunkelbraune Haut schimmerte im Licht der Steinlampen. Das weiße, dicke Haar fiel in sein feingeschnittenes Gesicht. Morana nahm nur unterbewusst war, dass er ihren Kopf an seine Brust gelegt hatte und ihr Gesicht noch zusätzlich mit seinen Händen festhielt, doch diese Berührung tat ihr gut. „Fenris...“, hauchte Morana mit noch schwacher Stimme und sah ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen. „Hawke...“, sagte er noch einmal sanft. In diesem Moment schien der Elf nicht von dieser Welt zu stammen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie knapp den Tod entsprungen war, wie ihre allmählich zurückkehrenden Erinnerungen zeigten. Als schließlich auch ihr Gefühl für ihren Körper zurückkehrte, war aus dieser noch immer vagen Erinnerungen Gewissheit geworden. Ihre Rippen schmerzten noch immer fürchterlich und als Morana sich aufrichten wollte, überkam sie ein starker Reiz, sodass sie sich zur Seite beugte und sich übergab. Röchelnd rang sich nach Luft und presste einen Arm um ihren Brustkorb. Fenris war sofort an ihrer Seite und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht direkt neben dem ihrem war. Unbewusst krallte sie sich in seine Rüstung und keuchte. Fenris lag einen Arm um ihre Schultern und betrachtete sie besorgt. „Mach langsam, Hawke. Überanstreng dich nicht!“, ermahnte er sie und half ihr sich ein wenig aufzurichten. Diese beinahe schon zärtlichen Berührungen war für ihn etwas vollkommen Ungewöhnliches, bis vor kurzem Undenkbares gewesen, doch keiner der beiden nahm es wahr. Fenris wollte ihr in diesem Moment nur helfen und Morana musste erst wieder mit ihrem Körper zu Recht kommen. Noch immer spürte sie ein unangenehmes Pochen und ihre Gedanken waren träge wie Gelee, doch allmählich kehrte ihr Gefühl zurück. Nun hörte sich auch endlich die Stimmen und Rufe ihrer beiden anderen Gefährten und drehte sich lächelnd zu ihnen um- mit dem Daumen nach oben. Sowohl Varric als auch Anders atmeten erleichtert aus und strahlten übers ganze Gesicht- auch Anders streckte den Daumen aus. Morana begann sich aufzurichten, wobei Fenris sie sicher stützte. Das ließ sie stutzen, denn die Erinnerungen an den Bolzen in seinem Bein drängten sich in ihr Bewusstsein und für einen kurzen Moment durchlebte sie die Minuten vor ihrer Ohnmacht erneut. Überrascht sah sie zu dem Elf, der sie noch immer ruhig betrachtete. „Fenris...was ist mit deinem Bein?!“, fragte sie verwirrt und blinzelte. Der Angesprochene nickte mit dem Kopf nur in Richtung Anders. Moranas Lächeln wurde noch ein weniger breiter. Die beiden hatten sich überwunden und zusammengearbeitet. Wie schön. Dann jedoch fiel ihr auf, dass sie nicht mehr an der ursprünglichen Stelle waren, wo der Oger sich hochgehoben hatte. Irritiert blinzelte die Kriegerin und sah sich um. Nicht unweit von ihr lag Fenris Zweihänder auf den Boden und der Oger war beinahe wimmernd mit seinem Fuß beschäftigt. Als Morana sich einen Schritt zur Seite bewegte hörte sie ein Klirren und sah irritiert zu Boden. Unter der Sohle ihrer Stiefel lagen Glasscherben und an einer fiel ein roter Tropfen wie eine Träne aus Blut zu Boden. Der Heiltrank. „Du...hast deinen Heiltrank eingesetzt? A...aber der war für dich“, stotterte sie überrascht und fuhr zu Fenris herum. „Keiner von uns war gewillt dich hier unten zurück zu lassen.“ Zuckte Fenris beiläufig mit den Achseln. Morana war verwirrt. Irgendwie ergab all das noch keinen Sinn für sie. Sie setzte erst zu einer Erwiderung an, doch Morana sah ein, dass sie später noch immer fragen konnte. Nun galt es erst einmal gemeinsam zu entkommen. Mit einem siegessicheren Lächeln- wie konnte es bei solchen Freunden auch anders sein?!- wandte sie sich zu ihrem Kriegergefährten. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir diesen Oger büßen lassen und ich hab schon eine Idee. Jedoch brauche ich dafür deine Hilfe, Fenris. Bist du dabei?“ „Nichts was ich lieber täte.“, grinste er. „Sehr gut, dann sammle dein Schwert ein. Ich bereite alles vor.“ Fenris nickte und rannte los um seinen Zweihänder zu holen. Der Oger war sowieso noch zu sehr mit seiner Schnittwunde beschäftigt. „Anders!“, rief Morana besonders laut, sodass dieser glatt schon zusammenzuckte und sie aus großen, fragenden Augen ansah. „Wie viel Mana hast du noch übrig?“ „Ungefähr für zwei bis drei Zauber, je nachdem welche. Wieso?“ Morana hob ihre Faust in die Luft, sodass sowohl der Magier als auch Varric sie gut sehen konnte und machte eine Abfolge von Fingerzeichen. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte Morana mit ihren Gefährten eine Art Fingersprache entwickelt um auch ohne Worte Kommandos geben zu können. Gegen Gegner wie die Karta und Schmuggler hatte diese sich als durchaus nützlich erwiesen. Anders weitete die Augen, als er ihre Botschaft verstand: „Konzentrier all deine Kraft in eine „Eisige Umarmung“ und schleudere sie auf den Oger, sobald er wieder steht.“ „Bist du verrückt, Hawke? Danach kann ich keinen von euch mehr heilen.“ „Das ist richtig.“, erwiderte Morana ruhig und sah zu Fenris, der gerade seinen Zweihänder hochhob und so das Interesse des Ogers weckte, dann legte sie ihre Finger an die Lippen und pfiff laut. Der schrille, helle Ton hallte von den Wänden wieder und erfüllte den ganzen Raum. Der Oger grunzte verwirrt und richtete wandte seinen Kopf der jungen Frau zu. Irritiert legte der seinen massigen Kopf schief und betrachtete sie. Hatte er dieses komische Menschenweib nicht vorhin zerquetscht? Morana grinste. Perfekt, sie hatte schon mal den Oger abgelenkt. „Aber dein Amulett und der Ring regenerieren dein Mana wieder und wenn alles glatt geht, erledigen wir den Oger mit diesem Angriff. Bitte, Anders. Vertrau mir.“ Anders stöhnte theatralisch auf. Nicht das schon wieder. Damit erwischte Morana ihn jedes Mal. „Schon gut, schon gut. Ich mach’s ja.“, wehrte er einen weiteren Überzeugungsversuch ihrerseits ab und begann den Zauber zu sprechen. Fenris war inzwischen wieder neben Hawke und betrachtete sie fragend, doch die Kriegerin lächelte nur und wandte sich dann dem Oger zu. „Hey! Du Riesenbaby! Hast du dir etwa wehgetan? Oh, das tut mir aber leid. Soll ich pusten kommen?“, rief Morana dem Koloss in einem ironischen Ton zu, während die grinsend die Arme verschränkt hatte. Der Oger fixierte die junge Kriegerin mit seinen Augen und grunzte wütend. „Hawke, was hast du vor?“, flüsterte Fenris leise, doch Morana wehrte seinen Einspruch mit einer Handbewegung ab. „Ooooh. Wird es etwa sauer? Na komm und hol mich doch. Komm schon!“, verhöhnte sie den Gegner und klatschte auffordern in die Hände. „Ist das etwa alles was du drauf hast?“ Wütend brüllte der Koloss und haute die Fäuste zusammen, was stark von den Wänden widerhallte. „Willst du den Oger etwa provozieren? Hast du schon vergessen was beim letzten Mal passiert ist?“ Fenris sah sie kopfschüttelnd an und zweifelte offensichtlich gerade an ihrem Geisteszustand. Vielleicht war Hawke doch zu fest auf den Boden geprallt, als der Oger sie losgelassen hatte, doch Morana lächelte ihn aufmunternd an. „Nein, das habe ich nicht, Fenris. Aber dieses Mal werden wir es anders verlaufen lassen.“ Fenris sah sie noch immer skeptisch an, sagte aber nichts weiter dazu. Es hatte sowieso keinen Sinn. Hoffentlich wusste Morana was sie tat. Ihre Worte zeigten allerdings Wirkung bei dem Koloss. Ob er die Worte wirklich verstand, die Morana ihn zurief, vermochte Fenris nicht zu sagen, wahrscheinlich eher nicht, doch der Tonfall ihrer Stimme reichte um ihn rasend vor Zorn zu machen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf die Füße und ließ einen Regen aus Staub auf die Halle hinunter prasseln. Der Kriegerin war es egal, sie war bereit dem Leben dieses verfluchten Monsters ein Ende zu setzten. Er würde dafür bezahlen was er ihrem Kameraden und auch ihr selbst angetan hatte. Endlich stand er komplett aufgerichtet. Hoffentlich würde ihr Plan funktionieren. „Anders! Jetzt!“, rief Morana mit aller Kraft und zeigte auf den Oger. „Schnell, bevor er seinen Rammangriff startet.“ „Hetz mich nicht!“, murrte der Magier vom anderen Ende her. „Gut Ding will Weile haben!“ Mit diesen Worten fokussierte er den Oger und knisternde Kristalle aus Eis entstanden in seinen Handflächen. Mit großen Schwung schleuderte er sie als einen Strahl auf den Oger zu und erwischte ihn an den Füßen. Irritiert sah der Oger hinab, doch es war bereits zu spät. Knackend vermehrte sich das Eis immer mehr bis er schließlich bis zu dem Hüften in Eis eingeschlossen war. Verzweifelt ruckte der der Oger und versuchte sich aus seinem Gefängnis zu befreien, doch es war zu stabil. „Perfekt, Anders! Genau das habe ich gebraucht.“, lobte sie ihren Magier. „Stets zu Diensten.“, schmunzelte dieser. „Ich werde darauf zurück kommen.“ Morana war in der Zwischenzeit einige Meter zurück getreten und musterte den Oger mit zufriedenem Blick. Fenris stand nun auch neben ihr und blickte sie fragend an, doch Morana schmunzelte nur und wandte sich zu ihm um. „Wird Zeit, dass wir eine Runde „Oger umwerfen“ spielen, findest du nicht?“ Dann verstand auch der Krieger und konnte ein kleines Schmunzeln in seinen Mundwinkeln nicht verbergen. Kurz lächeelte Morana vergnügt, dann stürmte sie auf den Oger zu, der noch immer verzweifelt versuchte sich zu befreien. Als er das Trappeln der Stiefel auf dem steinernen Boden vernahm, brüllte er so laut, dass der Speichel regelrecht aus seinem Mund hinaus flog. Morana und Fenris irritierte das nicht, im Gegenteil, sie beschleunigten ihr Tempo nur noch und holten so viel Schwung wie möglich. Kurz bevor sie den Koloss erreicht hatten, spannte die junge Kriegerin ihre Muskeln an und drückte sich kräftig von Boden ab. Einige kurze Augenblicke flog sie mit den Schild voran durch die Luft, bis dann mit aller Kraft gegen den Oberkörper des Giganten krachten. Das Eis knarrte, begann zu splittern, doch ihr Schwung reichte nicht aus um den Oger umzuwerfen, allerdings nur sprang auch der Tevinther Elf wenige Augenblicke später gegen dessen Oberkörper und seufzend gab das Eis nach wodurch der Oger brüllend umfiel. Morana verlor keine Zeit, sammelte all ihre Kraft und rammte ihr Schwert tief in das Herz des Ogers. Röchelnd versuchte er sie mit letzter Kraft noch zu packen, doch Morana wich seinen Händen aus und stemmte sich mit all ihrem Gewicht auf den Griff des Schwertes, wodurch es noch tiefer in das Herz getrieben wurde. Der Körper des Ogers bäumte sich kurz auf und Blut floss aus seinem Mund, dann erlosch sein Lebenslicht in einem letzten Zucken. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck zog Morana ihr Schwert aus dem Körper, wobei ein Schwall Blut hinaus quoll. Hastig sprang sie beiseite und wedelte sich dann mit der Hand vor der Nase. Beim Erbauer! Das Zeug stank ja schlimmer als faule Eier, vergammelter Käse und verwesende Leichen zusammen. Dass ihre Opfer nicht an Atemvergiftung starben! Ihr Blick glitt zu Fenris, der noch immer neben dem Leichnam kniete und sich gerade aufrichtete. Langsam drehte der Elf seinen Kopf um und ihre Blicke trafen sich wieder einmal. Wieso verdammt nochmal waren die Augen der Elfen nur so tief und unergründlich, dass man sich sofort in ihnen verlor? Sie waren wie ein mysteriöser, in diesem Fall grün schimmernder, See in den man bis auf den Grund tauchen wollte um seine Geheimnisse zu ergründen. Als sie den Gedanken zu Ende gebracht hatte, wurde Morana rot und sah schnell auf ihre Schuhe- den verwirrten Blick von Fenris nicht mehr sehend. Mit ruhigen Schritten kehrte der Elfenkrieger an ihre Seite zurück und stellte sich neben sie, den Blick fragend auf ihr Gesicht gerichtet, doch als Morana ihren Blick wieder hob, war jede Spur von Verlegenheit aus ihrem Gesicht verschwunden und stattdessen grinste sie nur zufrieden. Der Oger war eliminiert. Was wollte sie mehr? Morana musste zugeben, Fenris hatte was drauf und im Kampf war auf ihn verlass. Das würde sicher eine gute Zusammenarbeit werden. „Gut gemacht, Fenris. Schlag ein!“ Lächelte sie ihn an, wollte ihn loben, doch Fenris stand mit verschränkten Armen vor ihr und betrachtete sie verwirrt. „Na komm schlag ein.“, sagte sie noch einmal, doch Fenris rührte sich noch immer nicht. Wusste er etwa nicht, was sie von ihm wollte? Lächelnd schüttelte sie den Kopf und ging dann auf ihn zu. Stirnrunzelnd sah der Elf auf sie hinab und war eher skeptisch. Mal wieder. Morana ließ sich davon jedoch nicht beirren und hob seine Hand wie sie es gerade selbst getan hatte. Dann schlug sie ein und sagte mit leicht lachenden Unterton noch einmal: „Gut gemacht.“ Ihr Gesicht strahlte vor solcher Fröhlichkeit, dass es Fenris fast umhaute. Verwirrt schaute er auf seine Handfläche, wo er nun die kleine, weiße Narbe von der Schnittwunde entdeckte. Eine ewige Erinnerungen an seine Entscheidung und ein Beweis seiner Loyalität und- vor allem- das erste weiße Mal auf seinem Körper, was er nicht hasste. Ein trauriger, vielleicht sogar sehnsüchtiger Blick legte sich kurz über seine Augen und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Als er dann wieder aufblickte, war Morana bereits voran gegangen- mit gezogenem Schwert und Schild. „Hawke...?“, rief er überrascht und Morana drehte ihm den Kopf rum. „Da steht noch ein bisschen Dunkle Brut rum, die wir zu vermöbeln haben.“, schmunzelte die Kriegerin, dann spurtete sie los und fuhr wie eine Schneise in eine Gruppe von Hurlocks. „Oh ja, ich habe Hunger. Anders brat mir mal ein paar. Wie wäre es mit einem Hurlock zum Abendessen?“, schmunzelte Varric und zückte Bianka. „Bäääh...bloß nicht, Varric. Die schmecken widerlich.“ „Schon mal probiert, Blondschopf?“ „Ich hatte eine Wette gegen Oghren und Nathaniel verloren. Frag nicht!“ Anders schüttelte sich bloß bei der Erinnerung. "Ich sollte definitiv weniger trinken." Morana war zwar mitten in einem Kampf, dennoch hörte auch sie diese durchaus amüsante Unterhaltung und konnte sich einen kurzen „Was zur Hölle...?“ Blick nicht verkneifen, dann schüttelte sie den Kopf. Was trieben die denn alle da bei den Wächtern? Kämpfen die überhaupt gegen die Dunkle Brut oder verbrachten sie ihre Zeit mit seltsamen Wetten? Leider konnte sie nicht lange auf das Gespräch konzentrieren, denn stattdessen buhlte ein Hurlock förmlich um ihre Aufmerksamkeit. Nun gut. Morana schmunzelte. Höchste Zeit ihn mit ihrer Klinge bekannt zu machen. Nun da endlich der störende Oger aus dem Weg geräumt war, hatten Morana und Fenris nicht mehr wirklich Schwierigkeiten. Die Genlock und Hurlocks waren schlecht ausgerüstet und stümperhafte Kämpfer, die nur in der Masse gefährlich waren. Einer nach dem anderen viel den scharfen Klingen der Krieger, Anders machtvollen Zaubern oder Varrics wohl platzierten Bolzen zum Opfer. Nein, diese unorganisierten Gruppen waren nun wirklich keine Gefahr für das eingespielte Team. Morana keuchte trotzdem schon nach wenigen Minuten, doch es lag nicht daran, dass der Kampf so anstrengend war, sondern weil ihr Körper noch nicht vollkommen fit war. Ihre Rippen ziepten bei jeder zu schnellen Bewegung, doch sie war dankbar, überhaupt noch am Leben zu sein. Gut eine halbe Stunde später durchdrang Moranas Schwert die Kehle des letzten Genlock und warf den Körper achtlos zu Boden. Keuchend hielt die Kriegerin inne und lauschte. Alles war ruhig und sie vernahm keinen weiteren Gegner. Um sicherzugehen drehte sie sich zu Anders um. Schließlich konnte er als Grauer Wächter die Dunkle Brut spüren. Der Magier hatte die Augen geschlossen und schien zu lauschen, während Varric gebannt zu ihm hochsah. Endlich öffnete der Blondschopf die Augen und sah Morana mit einem festen Blick an, dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er nickte ihr zu. Strahlend sah Morana zurück, doch auf einmal übermannte sie die Erschöpfung. Ihre Glieder fühlten sich an wie mit Blei gefüllt und es fiel ihr schwer die Augen offen zu halten. Überall war ihr Körper und ihre Rüstung von Blut, Schweiß und Schmutz verkrustet und verklebt, doch Morana war glücklich, einfach nur glücklich. Die Endorphine rauschten durch ihren Körper und ließen ihn trotz der Müdigkeit kribbeln. Lächelnd und gleichzeitig keuchend saß sie auf den Boden und wartete auf ihre Freunde. Varric und Anders verstauten ihre Waffen und liefen dann zu Hawke- zu ihrer Anführerin. Die Kriegerin hatte sich in diesem Kampf bewiesen und ihre Position befestigt. Varric war sich sicher, dass die Aura nun noch mehr um sie loderte, obwohl sie grad völlig fertig auf den Boden hockte und nicht recht zu wissen schien, ob sie vor Freude Lachen oder Jappsen sollte. Lächelnd schüttelte der Zwerg den Kopf. Er hatte die richtige Heldin für seine Geschichte gewählt. Sie alle, dessen war sich Varric sicher, würden Morana Hawke bis in die Leere folgen. Auch Fenris stand bereits bei seiner Kameradin und sah zu ihr hinab. Keuchend sah Morana zu ihm hoch, doch ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Wir haben es geschafft. Wir haben es echt geschafft.“, lachte sie, während sie den Kopf in den Nacken legt. „Beim Erbauer!“ Ihre Gefährten lächelten ebenfalls und nickten. Anschließend halfen ihr Fenris und Anders auf. Kurz schwankte Morana, doch dann stand sie sicher und fuhr sich durch ihr rabenschwarzes Haar. „Lasst uns von hier verschwinden. Ich brauche definitiv ein Bad.“ Morana hatte es völlig sachlich gesagt- es war ihr voller Ernst- doch plötzlich fingen alle drei an zu Lachen- ja, auch Fenris. Völlig verwirrt runzelte die Kriegerin die Stirn und sah ihre Freunde an. „Was?“ „Typisch Frau!“, antworteten alle im Chor und lachten nur noch mehr, als Morana beleidigt die Backen blähte. In diesem Moment war alles vergessen. Die Schmerzen, das Leid, sogar die Streitereien zwischen Fenris und Anders. In diesem Moment waren sie alle bloß vier Freunde, die sich über einen gemeinsam errungenen Sieg freuten. ~*~ Fight for your values and fight for your friends Fight through this blight find the light at the end Through the age of the Dragon the people will talk Of the day they were saved by a hero Named Hawke Age of dragon- Miracle of Sound _________________________________________________________________________________ (Anmerkung:Hallo lieber Leser :) tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe momentan echt viel zu tun^^ doch nun ist hier das neue chap und es ist lang geworden :) Der erste richtige detailierte Kampf für mich. Ich hoffe er gefällt euch. :) Und ja ich weiß ein paar Sachen sind nicht ganz logisch aber so beabsichtigt. ;) Gut fürs Drama. Es ist aber noch nicht 100% beta, hab zwar schon ein paar mal drübergelesen, aber die endgültige kommt erst in ein paar tagen :) Das war es soweit auch schon von mir. Viel spaß beim Lesen :)) Kapitel 7: Der graue Orden -------------------------- 7. Kapitel: Der graue Orden „Und, wie war sie so?“ „Wer?“ „Du weißt schon, wen ich meine.“, entgegnete Morana Hawke leicht genervt, als sie sich galant auf eine Kommode in Anders Krankenstation setzte. „Nicht wirklich. Du musst wissen, ich kenne viele weibliche Geschöpfe, Hawke. Dich mit eingeschlossen.“, grinste der Magier, während er einige Mullbinden zusammenwickelte und in einer Schublade neben Moranas linken Bein verstaute. „Wie überaus freundlich von dir.“, gab die Kriegerin murrend zurück, fuhr sich allerdings lächelnd durchs Haar. Auch der Heiler richtete sich lächelnd auf und trat auf seine Kameradin zu. „Also musst du schon etwas präziser werden.“ Vorsichtig schob der Blondschopf den Stoff ihres Wamses beiseite und untersuchte sorgfältig die ehemals verletzte Schulter. Eine Woche war nun mittlerweile vergangen, seit das Vierergespann endlich wieder das Licht der Oberfläche gesehen hatte. Zwar waren sie nicht tief in die Unterwelt eingedrungen, doch aufgrund ihrer schweren Verletzungen, waren sie gezwungen gewesen selbst den kleinsten Gruppen von Dunkler Brut auszuweichen. Zwar waren sowohl Fenris als auch Morana, nach Anders Heilung, der Meinung gewesen, dass sie es mit kleineren Gruppen hätten aufnehmen können, doch der Magier hatte sich strikt dagegen gewehrt, bevor er nicht das genaue Ausmaß ihrer Verletzungen kannte. Morana zuckte zusammen, als Anders damit begann ihre Schulter abzutasten. Die Wunden waren bisher gut verheilt und auch ihre Knochen waren nach einer Woche reinster Bettruhe- und dank des ein oder anderen Zaubers und Tranks von Anders- wieder gut zusammengewachsen- bloß die Schulter ihrer Schwerthand bereitete ihr immer noch Probleme. So durchfuhr sie auch dieses Mal ein zuckender Schmerz, beinahe als würde eine Muskelfaser aus dem Gelenk springen. Zischend holte die Kriegerin Luft und schloss ein Auge. „Na ja, richtig perfekt ist es noch nicht, aber das wird die Zeit wieder geben.“ Freundschaftlich tätschelte er ihre gesunde Schulter und Morana knüpfte ihren Stoffwams wieder zu. „Du hättest noch etwas länger im Bett bleiben sollen.“, entgegnete Anders dann doch nachdenklich und musterte Hawke mit einem ernsten Ausdruck. Er hatte sie gewarnt, wie wichtig Bettruhe nach dem Kampf sein würde, doch nach einer Woche hatte sie das Gefühl bekommen zu ersticken und wahnsinnig zu werden. Die Enge des stinkenden Raumes in Gamlens Haus, gefangen in einem Stockbett und erstickt von der Sorge seitens ihrer Mutter und Bethany, hatte sie nicht mehr ausgehalten. Die beiden hatten es gut gemeint, aber ihr ständiges Umsorgen war Morana nach drei Tagen auf die Nerven gegangen, sodass sie es nach einer Woche einfach nicht mehr ausgehalten und beschlossen hatte, dass sie Anders zur letzten Untersuchung besuchen würde, obwohl Anders sonst immer zu Gamlens Haus gekommen war. „Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Onkel Gamlen bekommt viel Besuch von dem ich gar nicht wissen will, was er da zu suchen hat. Ich habe Streits mitbekommen und dann stank es noch so eklig in dem Raum. Es ging nicht mehr.“, entgegnete Hawke ruhig und ließ ihren Blick durch die heute ruhige Krankenstation wandern. „Und nun sag schon, ich bin neugierig. Wie war sie so?“ „Du hast mir immer noch nicht gesagt, wen du meinst, Hawke.“, grinste der Magier frech, während er aus einigen würzig riechenden Kräutern mit einem Mörser ein Pulver herstellte. Das mahlende Geräusch war für einige Momente das einzige Geräusch, was zu vernehmen war. „Na wen wohl? Die Heldin von Ferelden natürlich.“, moserte Morana, der das Spiel allmählich zu anstrengend wurde und ihre Neugierde war einfach zu stark. Die Geschichten von der Kommandantin der Grauen Wächter waren so groß und unglaublich- und von Varric wusste Morana, wie gerne Geschichtenerzähler übertrieben-, dass sie gerne die Wahrheit hören würde. Anders schmunzelte hingegen und ließ sich genüsslich auf der Holzbank nieder und zermalmte weiterhin die Kräutermixtur. „Anders!“, rief Morana frustriert und verschränkte wie ein schmollendes Kind die Arme vor der Brust. Das sah so amüsant aus und passte gar nicht zu Hawkes sonstigen Verhalten, dass Anders zu lachen anfing. „Nun gut, bevor du hier noch auf dem Boden hockst und schreiend herumstrampelst, gebe ich mich geschlagen.“, gluckste er. Sofort war dem Magier Hawkes Aufmerksamkeit sicher. Mit großen Augen lehnte Morana sich vor und sah Anders an, welcher die Schale weglegte und in Erinnerungen hängend an die Decke sah. Ein sanftes Lächeln spielte um seine Lippen, als er wohl an die Zeit bei den Wächtern zurückdachte. „Torinna...war etwas Besonderes.“, begann Anders lächelnd. „Normalerweise sagt man ja Stadtelfen nach, dass sie Menschen gegenüber harsch sind und kein gutes Wort an ihnen lassen, doch Torinna nicht.“ „War sie wirklich so groß, wie die Geschichten erzählten?“ „Körperlich war sie eher klein.“, lachte Anders. „Aber ihre Aura war beeindruckend. Sie hat eine Art an sich...dass man ihr uneingeschränkt vertraut. Sie hat Menschen, Zwerge und Elfen gleichermaßen behandelt und jedem eine zweite Chance gewährt. Neben mir, dem flüchtigen Abtrünnigen auch noch Nathaniel Howe, obwohl er sie bestehlen wollte.“ „Howe? Etwa wie...bei dem Schlächter von Denerim?“, fragte Morana überrascht und weitete die Augen. Die grausamen Taten von Arl Howe in Denerim waren weit bekannt und auch die Stadtelfen hatten darunter zu leiden gehabt. „Ja, Nathaniel war sein Sohn. Ihnen gehörte Vigils Wacht, bevor es den Wächtern zu gesprochen wurde.“ „Verrückt...“ „Wem sagst du das? Torinna scheint ein Faible für außergewöhnliche Gefährten zu haben. Vom Königsbastard, über eine Hexe der Korkari Wildnis, einem auf sie angesetzten Attentäter, einem Qunari, einen dauerbetrunken Zwerg...ok das ist vielleicht nichts ungewöhnliches.“, grinste Anders. „Einer toten Magierin, die einen Geist in sich trug, dann natürlich meiner Wenigkeit, einer Dalish Blutmagierin, allerdings verbitterter als Merill und eine Zwergin aus der Legion der Toten. Gerechtigkeit nebenbei auch nicht zu vergessen.“ Überrascht sah Morana ihn an und hielt damit inne an ihrer Rüstung rum zu pfriemeln. „Also scheinen die Geschichten wahr zu sein.“, sagte sie schließlich und wischte einigen Staub von ihren Metallschulterplatten. „Sie ist außergewöhnlich, ja. Stark, anmutig und voller Entschlossenheit. So unglaublich ihre Geschichte auch klingen mag, wenn man ihr begegnet, dann glaubt man, dass sie das wirklich alleine vollbracht hatte. Sie ergibt sich niemals der Situation und kämpft bis zu Letzt egal wie aussichtslos es ist.“ Anders verstaute das fertige Pulver in einem Säckchen und schnürte es zu. Er legte den Sack nun in eine Schublade und holte ein Stück Brot und Käse heraus, zerschnitt sie und bat Morana ein Stück an. Ihr Magen knurrte laut und Anders grinste. Dankend nahm die Kriegerin das Brot hastig an und aß es- auch wenn sie verlegen war. Der Käse schmeckte matt, als hätte er schon lange an der Luft gelegen und auch das Brot war trocken. Es zeigte die einfachen Verhältnisse sehr gut, mit denen Anders zu Recht kommen musste und Morana bewunderte ihn dafür, wie er damit zu Recht kommt. Falls ihre Expedition Erfolg hatte, würde sie ihm helfen, das nahm sie sich fest vor. „War sie eine gute Elfe?“, fragte Morana neugierig, nachdem sie ihren ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte, und lehnte ihren Kopf gegen die Säule. Anders nickte nur und schien einige Zeit seine Erinnerungen zu durchleben. Seine karamellfarbenen Augen wanderten währendessen durch seine Krankenstation. „Torinna war nett auf ihre Art und Weise.“ Seine Zunge fuhr kurz über die Lippen und das dämmernde Licht des Sonnenuntergangs ließ sein kurzes Haar rötlich schimmern. „Sie wusste immer, was sie wollte und setzt es durch, davon konnte sie keiner abhalten. Das hat uns oft in Schwierigkeiten gebracht. So manches Mal griff sie auch mit Strenge durch und manchmal nannten wir sie im Spaß „Die eiserne Elfe“, doch sie hatte ihre ganz besondere Art einem zu helfen und wenn sie dafür in den Wunden graben musste. Doch so stark sie auch als Kommandantin der Wächter war- und das ist war wirklich, sie war eine vorbildliche Anführerin- so zerbrochen schien sie als Person.“ Irritiert hielt Morana mit ihren Mahl inne und sah Anders an, den Bissen noch immer im Mund. Schnell schluckte sie ihn herunter, hustete und klopfte sich auf die Brust, als sie sich fast verschluckte. „Wie meinst du das, Anders?“ „Nun...wir hielten uns abends immer allesamt in der Empfangshalle von Vigils Wacht auf. Haben Karten gespielt oder was Getrunken, was man als Gefährten nun mal so macht, ab und an hat Torinna mitgespielt, doch meist blieb sie für sich. Es schien, als würde, sobald ihr Tagesgeschäft als Arlessa und Kommandantin erledigt war, ihre starke Haltung verloren gehen und sie zog sich meist in ihr Gemach zurück. Der Einzige, der zu diesem Zeitpunkt zu ihr durfte, war Nathaniel. Er war zu ihrem engsten Berater und Vertrauten geworden. Wir haben es oft beobachtet wie sie traurig zu werden schien und aus dem Fenster sah. Als würde sie warten.“ „Warten?“, wiederholte Morana und zog die Stirn in Falten. „Auf wen oder was?“ „Das wissen wir nicht.“ Anders schüttelte ratlos den Kopf und seine Stimme bekam einen traurigen Klang. „Der persönliche Konflikt muss groß sein. Die Stärke zu bewahren, obwohl man sich schwach fühlte.“, sagte er dann plötzlich. Morana kannte dieses Gefühl. Auch wenn sie bisher nur in der Unterwelt bekannt war, so kannte sie das Gefühl der Verantwortung ihrer Freunde gegenüber. Der Druck, der auf ihrer Schulter lastete, schien sie manchmal zu ersticken. Das Gewicht als Kommandantin der Grauen Wächter, Heldin von Ferelden und Arlessa von Amaranthine musste schier unmöglich zu tragen sein. Selbst mit den besten Freunden nicht. „Das kann ich nachvollziehen...im gewissen Rahmen.“, murmelte Morana und neigte nachdenklich den Kopf. Eine Schar von Menschen huschte an den Türen der Krankenstation vorbei, blickte kurz hinein, doch dann liefen sie schnell weiter. Aus weiter Ferne war das Rufen von Kindern zu hören, die miteinander spielten. Die Dunkelstadt war ein gefährlicher Ort- gerade für Kinder. Sie spielten meistens in den verlassenen Schächten der Miene- einige von ihnen kamen nie mehr zurück. Anders beobachtete sie und sagte dann leise: „Du bist ihr in vielen Aspekten sehr ähnlich.“ Blinzelnd sah Morana zu dem mittlerweile nachdenklich gewordenen Magier hinüber. Anders hatte seinen Stab vor der Brust verschränkt und betrachtet einen Staubball, der sich auf dem Boden angesammelt hatte. Seine Stimme wirkte weit entfernt und geistesabwesend strich er sich eine kurze Strähne aus den Augen. „Ich bin ihr…ähnlich?“, wiederholte Morana, als Anders nach einigen Augenblicken noch immer nicht seine Aussage konkretisieren wollte. Er runzelte die Stirn, fast so als hätte sie ihn aus dem Schlaf geweckt, und blickte sie nun direkt an, bevor er langsam nickte. „Ja…du zeigst eine ähnliche Entschlossenheit wie Torinna und auch den gleichen Willen gegen das Schicksal vorzugehen. Allerdings bist du geistig noch nicht so sehr von schwerwiegenden Entscheidungen abgehärtet. Auch waren für sie ihre Freunde das Wichtigste, genauso wie für dich. Du warst in den dunklen Straßen bereit dein Leben zu opfern. Für einen Elf, den du kaum kanntest.“ Plötzlich huschte eine Art Blitz durch Anders Pupillen, den sie nicht ganz zuzuordnen wusste. Sein Blick war auf einmal nicht mehr der neckische Glanz, den er noch vor wenige Minuten gehabt hatte, sondern eher verschlossen. „Ich würde es für jeden von euch tun, Anders.“, erklärte Morana schließlich bloß und blickte ihm mit einer Endgültigkeit in den Augen an. Was auch immer das gerade in seinen Augen gewesen war, die junge Kriegerin wollte ihr Verhalten nicht näher erklären- sie sah einfach keine Notwendigkeit darin. Wieder nickte Anders bedächtig. „Ja, das würdest du.“, murmelte er leise und ließ seinen Blick schweifen. Wieder drang fröhliches Kindergeschrei durch die nun schwerwiegende Stille. Anders und Morana betrachteten nachdenklich einander und wogen ab, was der andere wohl gerade dachte. „Ich glaube, dass du noch viel bewegen wirst, Hawke. Man sieht es dir einfach an.“, durchbrach Anders schließlich die Stille und sein Blick wurde wieder etwas weicher. „Das hat Varric auch gesagt.“, murmelte Morana und fuhr sich durch ihr kurzes Haar. Endlich war es wieder glatt und seidig. Das Beste nach ihrer Wiederkehr war ein heißes Bad gewesen, auch wenn der dafür bereit gestellte Zuber alt und dreckig gewesen war. „Und ich denke Varric hat ein Gespür für so etwas.“, entgegnete der Heiler bedächtig und wog seinen Kopf nachdenklich hin und her. Morana nickte nur. Vermutlich hatte er Recht. Varric hatte sie bisher immer zu außergewöhnlichen Orten oder Personen geführt. Morana war sich jedoch noch nicht sicher, ob er es im ihren Interesse tat oder um seine Geschichte möglichst imposant zu stricken. Sah Varric in ihr wirklich eine Art Heldin oder hatte er beschlossen, sie zu einem zu machen? Der Unterschied war fein, konnte aber in Zukunft doch bedächtige Ausmaße annehmen. „Ja, das hat er allerdings. Immerhin hat er mich zu einem ehemaligen Gefährten der Heldin von Ferelden geführt.“, lächelte sie Anders freundlich an, doch so ganz erreichte dieses Lächeln ihre Augen nicht. Sie blieben weiterhin besorgt auf Grund der Last, die ihr eventuell bald aufgetragen werden könnte. Anders erwiderte ihr Lächeln, doch sein forschender Blick blieb bestehen. Morana hatte das Gefühl, dass die Luft auf einmal schwerer wog. „Fürchtest du dich vor der Zukunft, Hawke?“, fragte Anders plötzlich und als er ihren verwirrten Blick sah, setzte er nach: „Es sind unruhige Zeiten und ich habe das Gefühl, dass bald ein Sturm aufzieht.“ Dass er selbst für diesen Sturm sorgen würde, ahnte Anders zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht. „Du meinst das Zittern in der Luft des Zirkels?“, fragte Morana vorsichtig. Anders fing bei diesem Thema schnell Feuer und sie fühlte sich nicht danach wieder einer der Magier und Templer Diskussionen zu führen. Ihr war einfach nicht danach. Doch entgegen ihrer Erwartungen, nickte Anders bloß, doch schwieg beharrlich. „Ich habe nicht Angst um meiner Willen, denn ich bin ja nicht magisch begabt, aber ich sorge mich um Bethanys Zukunft. Allein wegen ihr bin ich gewillt, den Risiko reichen Weg zu gehen. In Ferelden konnten wir immer fliehen, sobald die Luft zu dünn für sie zum Atmen wurde, doch die Verderbnis hat das zerstört. Hier in Kirkwall sitzt sie in der Falle und bald wird sie die Aufmerksamkeit der Templer erregen- wenn sie das nicht sogar schon hat. Wir brauchen etwas, wohinter wir sie verstecken können. Macht, Einfluss, Geld… all das ist nur möglich, wenn wir in die Offensive gehen. Durch weitere Söldnerarbeit für Meeran oder kleineren Untergrunddienste können wir niemals dieses Level erreichen, also muss ich angreifen. Bartrands Mission ist gefährlich, doch sie ist Bethanys einzige Chance. Für meine Schwester, für meine Familie, bin ich bereit zur Heldin zu werden und mich dem Unmöglichen zu stellen, falls der Erbauer es verlangt. Auch wenn ich es lieber vermeiden würde. Dass es bei all dieser Sache nicht um mich geht, habe ich schon früh gelernt. Immer wenn ich mich an einen Wohnort zu gewöhnen begann, mussten wir weiter ziehen. Auch bekam ich nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Zwillinge. Ich hatte früh gelernt meine Ansprüche zurück zu schrauben und mein persönliches Glück auf das der Familie auszuweiten.“, erklärte die junge Kriegerin ruhig und in diesem Moment wirkte sie noch mehr wie eine erwachsene Frau. Ihre kristallklaren Augen blickten Entschlossen in die Ferne und ihre Hände waren angespannt, als wolle sie alles schlagen, was es wagte, sich ihr in den Weg zu stellen. Reine Willensstärke und den Mut zum Angriff sprach aus ihrem Körper und Anders bemerkte an Morana wieder dieselbe Aura, die Torinna Tamlien immer umgab. Eben diesen Blick, eben jene Haltung nahm die Stadtelfe häufig angenommen, wenn sie vor einem Scheideweg stand. Flemeth, die Hexe der Wildnis, hatte damals auf dem Sunderhügel zu Morana gesagt, dass sie eine Verabredung mit dem Schicksal habe und sie gefragt, ob sie bereit wäre in den Abgrund zu springen und ihre Flügel auszubreiten. In diesem Augenblick glaubte Anders fest daran, dass sie es tun würde ohne zu zögern. Vielleicht hatte die Hexe recht gehabt und der Erbauer hatte Morana für etwas Großes vorgesehen. Falls dem so war, dann hatte sie mit Bartrands Expedition genau Kurs darauf genommen. „Denkst du denn niemals an dich?“, fragte Anders- nun neugieriger- und auch Gerechtigkeit in ihm geriet in Wallungen. Der Geist hatte ihm selbst einst vorgeworfen, dass er zu egoistisch war und nicht für die Magier kämpfte. Dieses Gespräch hatte Anders zum Umdenken bewogen und er wollte nun endlich den Kampf beginnen. Er jedoch musste erst zu einem zweifelhaften Helden geformt- fast schon gedrängt werden- während Morana es bereits inne hatte- das Denken an das Größere und die damit verbundene Opferbereitschaft. „Auch wenn der Mensch immer nach individuellen Glück strebt, Anders, so weiß ich, dass es meist wichtiger ist über die eigenen Bedürfnisse hinaus zu sehen.“, sprach sie monoton und mit einem Mal war zu sehen, wie schwer ihr diese Einstellung fiel. In all der Zeit, seit die Zwillinge lebten, hatte sie Verantwortung übernehmen müssen, sie hatte reifen müssen, wo andere noch wuchsen, doch genau dieses starke Bewusstsein ihrer Familie und ihrer Pflicht gegenüber machte sie so stark. Der ehemalige graue Wächter nickte. Sie hätte sicher das Ritual bestanden und würde vermutlich einen wahrhaft guten Wächter abgeben, doch ihr Platz war hier. Ihm war die Trauer in ihrem Blick nicht entgangen und so beendete er das Thema und schwieg. Erst jetzt glaubte er die Größe ihres Willens erkannt zu haben. Morana kaute nachdenklich an dem letzten Stück Brot, welches von Anders Gabe übrig geblieben war. Sie schob es im Mund vor und zurück bis es nur noch eine breiige Masse war. Gedanklich hing sie in ihrer Vergangenheit mit all dem Verzicht. Sie liebte Bethany über alles und ihre Begabung hatte Moranas inneren Drang sie zu beschützen nur noch verstärkt, doch sie kannte auch die Schattenseite. Nie hatte sie Carvers Groll verteufelt- er hatte sie höchstens nur genervt, da er zu meist unpassend war, doch sie konnte ihn verstehen. Ihr kleiner Bruder hatte es sicher genauso schwer gehabt wie sie. Trotz ihrer Gleichheit hatte fast ausschließlich Bethany die Aufmerksamkeit innegewohnt. Zudem war er noch der einzige Junge gewesen, der niemals seinen Platz in der Gesellschaft hätte finden können, da es die gesellschaftliche Ordnung zu sehr auf seine Zwillingsschwester aufmerksam gemacht hätte. Als er sich heimlich für den Kampf um Ostagar gemeldet hatte, hatte Morana dem Flehen ihrer Mutter nachgegeben und war ihm gefolgt. Als sie heimgekehrten waren, wussten sie alle, dass ihr bisheriges Leben sich nun dem Ende neigen würde. Unwirsch schüttelte Morana den Kopf um die Erinnerungen an ihre Flucht aus Lothering zu vertreiben. Sie wollte das Feuer nicht wieder sehen, wollte nicht die Schreie hören und vor allem: Sie wollte nicht wieder die Schuldgefühle in sich spüren, die sie seit Carvers Tod verfolgten. „Hawke?“ Vorsichtig stieß Anders Stimme durch ihre düsteren Gedanken. Morana blinzelte verwirrt und brauchte erst einen Moment um wieder zu erkennen, wo sie war. Anders Krankenstation lag mittlerweile im trüben Dämmerlicht da und die verbleibenden Sonnenstrahlen schafften es kaum noch durch die hohen Fenster. „Ist alles in Ordnung?“, hakte Anders nach und betrachtete sie besorgt. Morana setzte schnell ihr perfektes Lächeln auf. Sie hatte es erlernt, als sie ihre Schwester zu beruhigen versuchte, wenn Morana die Strafe für eines ihrer Missgeschicke oder Carvers Streiche bekommen hatte. Mittlerweile war es perfekt geworden. Nur noch ein Hauch der Künstlichkeit begleitete es. Anders beobachtete sie skeptisch, doch er konnte nichts Falsches im ihrem Lächeln erkennen, also ging er schließlich darauf ein und erwiderte ihr Lächeln. „Sag mal, Anders.“, forderte sie ihn auf und suchte schnell ein neues Thema um dieser unangenehmen Situation zu entkommen. „Was bedeutet es eigentlich ein Grauer Wächter zu sein? Ich habe immer bisher nur gehört, dass es ein großes Opfer verlangt und dass ihr als Einzige die Verderbnis aufhalten könnt. Aber wie? Ich meine, ihr seid doch auch nur Menschen oder Elfen, nicht?“ Mit dieser Frage erwachte ihre Neugierde nun wirklich wieder. In Lothering und in Ostagar hatte sie schon viele Geschichten über den Grauen Orden- der einst aus Orlais kam- aufgeschnappt. Manche düster, manche umso fantastischer. Allerdings huschte etwas über Anders Gesicht bei dem Wort „Mensch“ und ein kurzer Ausdruck des Schmerzes zog sich über sein Gesicht wie ein Schatten. Anders wandte ihr seinen schmalen Kopf zu, doch sein Blick verriet bereits, dass er ihr nicht antworten würde. Entschuldigend und hilflos zu gleich sahen seine karamellfarbenen Augen sie an. „Es tut mir leid, Hawke. Aber das darf ich dir nicht erzählen...“, erklärte er matt und Morana konnte schon an seinem Gesicht ablesen, dass das Opfer nicht gering war und das sollte ihr als Antwort genügen. „Schon in Ordnung, Anders. Mach dir keinen Kopf.“ Der Magier lächelte erleichtert und sah sie dankbar. Er nestelte kurz an seiner Robe herum, beschloss dann aber eine weitere Tinktur herzustellen. Mit rauschender Robe stand er auf und ging an einem Schrank, der im hinteren Teil der Halle zu finden war. Mit einer hastigen Bewegung öffnete Anders die oberste Schublade und holte eine kleine Kiste mit verschiedenen, zumeist getrockneten Kräutern hervor und kehrte damit zu Morana zurück. Als Anders begann die blassgrünen Blätter eines Krautes zu zerstampfen, legte sich ein samtiger, würziger Geruch über sie und Morana schloss die Augen um ihn besser aufzunehmen. Konzentriert betrachtete Anders die Tinktur, die Zunge in die Mundwinkel geklemmt, und mit gerunzelter Stirn mörserte er sorgfältig das Kraut und gab nach wenigen Augenblicken, als dir Pflanze zu einem Brei geworden war, ein paar Nelken hinzu, die Morana noch nie gesehen hatte. Ihre Farbe war tiefrot, fast so als hätte man Mittels Magie Blut in diese Form gepresst und eine Kerbe, an der vermutlich die Nelken aufsprangen um die Samen freizugeben, zog sich einmal horizontal durch die hölzerne Wand. Die Kriegerin beobachtete mit Interesse, wie Anders geschickt die beiden Komponenten miteinander vermengte und immer mal wieder etwas Wasser hinzugab, damit die Konsistenz nicht zu trocken wurde. Morana fragte sich, wofür die angesetzte Tinktur gut war. Sie hatte in dem letzten Jahr, während sie für Meeran gearbeitet hatte, oft Lady Elegant in der Tiefstadt zugesehen und so einige Rezepturen kennengelernt, doch sie hatte die Zutaten nie gesehen. Weder bei sich zu Hause in Ferelden, noch auf ihren Reisen in den Freien Marschen. Neugierig legte sie ihren Kopf zur Seite, damit sie Anders besser zu sehen konnte. Der Heiler war mittlerweile fast fertig mit der Tinktur und sie schimmerten in einem satten Grün, während ihre Konsistenz an etwas zu wässrige Erbsensuppe erinnerte. Im Grunde war sie flüssig, doch immer mal wieder schwammen Einzelteile der Gräser an der Oberfläche. Morana verzog ein wenig das Gesicht. Diese komische Suppe sah alles andere als gesund aus. Anders jedoch schien zufrieden mit dem Ergebnis zu sein. Er wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn und hob die Keramikschüssel vorsichtig hoch, in die er sie Flüssigkeit mittlerweile umgefüllt hatte. Vorsichtig stellte er sie auf ein rostiges Eisengestell mit einer Rundfassung unter der ein kleiner Brenner angebracht war. Mit einem Schnippen der Finger entfachte Anders gekonnt diesen und beobachtete, wie die Flüssigkeit allmählich zu brodeln begann. Seine Augen beobachteten die aufkeimenden Blasen genau, bevor sie wieder zerplatzten. Gelblicher, ätzender Qualm stieg wie eine unheilvolle Nebelschwade gen Decke empor und waberte dort entlang. Morana betrachtete den Dampf einige Moment und sah schließlich, dass die Flüssigkeit vollständig verdampft war und ein seidig, gelblich schimmernde Paste in der Schale zurückgeblieben war, welche Anders nun sorgfältig in einem Fläschchen verstaute. „Sag mal, Anders.“ „Hmmm...?“, murrte der Magier etwas unwirscher als beabsichtigt, da sie ihn aus seiner Konzentration gerissen hatte und sah sie missmutig an. Morana lächelte entschuldigend und pattete ihn kurz. „Bereust du deine Zeit bei den Grauen Wächter?“, fragte Morana ihn. Irritiert sah Anders sie an und zog seine Augenbrauen zusammen. „Wie kommst du denn darauf, Hawke?“ „Na ja, immer wenn du vorher von ihnen gesprochen hast, klangst du verbittert, doch so wie ich dich vorhin von Torinna habe sprechen hören, passt das nicht so recht zusammen.“ „Ach ja, das...“, murmelte Anders und seine Augen bekamen einen traurigen Schimmer. „Torinna hat die Wächter verlassen. Von heute auf morgen war sie auf einmal verschwunden. Niemand weiß wohin. Danach übernahm ein Wächter aus Orlais namens Stroud den Posten als Kommandant. Ich mag ihn nicht besonders.“ „Und deshalb bist du abgehauen?“ „Unter anderem.“, sagte Anders und Morana spürte, dass er die anderen Gründe nicht erklären würde. Müde fuhr er sich durch sein Haar. „Aber ja...es war einfach nicht mehr dasselbe. Ich wollte eigentlich nie ein Wächter werden und so gehörte dem Orden auch nie meine Loyalität. Sie gehörte allein Torinna, mehr auch nicht. Nachdem sie fort war und wohl nicht mehr zurückkehren würde, sah ich auch keinen Grund mehr darin, weiterhin in Vigils Wacht zu verbleiben.“ „Verstehe...“, sagte Morana bedächtig und rieb sich ihr Kinn. „Wie sieht es bei mir aus, Anders?“ Der Magier sah sie lange an und seufzte schließlich. „Ich bin dir gegenüber loyal, Hawke. Das weißt du auch...“ Er seufzte wieder und wollte hinzufügen: „...aber...“ „Aber nur solange ich mich nicht gegen die Magier stelle, richtig?“, unterbrach sie ihn und blickte ihn aus durchdringenden Augen an. Anders betrachtete sie lange, sein Blick von einer stummen Entschuldigung gezeichnet und er nickte schließlich. „Wirst du das denn je?“ „Ich weiß es nicht, Anders. Das alles ist nicht so einfach...“ „Aber...“ „Ich möchte mit dir jetzt nicht darüber diskutieren.“, fuhr Morana harsch dazwischen und fuhr sich aufgebracht durchs Haar. Geschockt sah Anders sie an und die Kriegerin seufzte. „Anders, entschuldige, aber du weißt, wie es immer ausartet, sobald einer das Thema anschlägt. Dafür ist momentan nicht die Zeit und ich mag auch nicht wieder mit dir streiten.“ „Verstehe...“, sagte Anders kühl und er schien beleidigt zu sein. Morana schloss traurig die Augen und sah, wie die Sonne allmählich unterging. Bevor die Stimmung noch eisiger wurde, beschloss sie, dass es an der Zeit war zu gehen. „Es wird spät. Ich sollte gehen, bevor Mutter und Bethany sich sorgen machen.“, sagte Morana matt. Sie fühlte sich plötzlich ausgelaugt, obwohl sie nicht gestritten hatten, doch Anders abweisende Art verletzte sie nun. Er reagierte nicht einmal auf ihre Aussage und sah sie nicht an, als sie von der Kommode sprang. Langsam ging sie auf die Tür zu, hoffte, dass er sie noch verabschiedete, doch der Magier schwieg und sie selbst war auch zu stolz dafür. „Hawke...warte.“, sagte Anders schließlich, als sie fast die Tür erreicht hatte. Morana atmete, von dem Magier unbemerkt, erleichtert aus. Sie hatte diese spannungsvolle Stille und den angespannte Schlussstrich kaum ertragen. Sie drehte den Kopf zu ihm um und sah, dass er in schnellen Schritten auf sie zuging. Anders umschloss ihre Hand und direkt darauf spürte Morana, wie kühles Glas in ihrer Handfläche landete. Als sie sie vor die Augen hob, erkannte sie Flasche in dem die von Anders eben angerührte Tinktur befand. „Könntest du das bitte zu Fenris bringen? Seine Verletzungen bereiten mir noch immer Sorgen, aber er lässt mich nicht hinein.“ „Natürlich nicht...“, stöhnte Morana genervt. Fenris ging allen ihrer Kameraden und auch ihr selbst seit ihrer Rückkehr konsequent aus dem Weg. Direkt nachdem sie nach Kirkwall zurückgekehrt waren, war er in Richtung des Anwesens gegangen und blieb danach verschwunden. Es schien, als wäre er geflohen. Vor wem oder was auch immer. „Ich habe ihn zwar geheilt, doch das war sehr sporadisch. Wenn er das Bein zu sehr belastet, könnte das noch immer weitrechende Folgen haben. Er soll sich diese Salbe verwenden, dann ist er auf der sicheren Seite.“ Morana nickte und verstaute die Flasche sicher. „Ich werde sehen, ob ich ihn wieder auftreibe. Danke, Anders. Ich weiß es zu schätzen.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen des Magiers und Morana war sehr erleichtert darüber. „Also dann mach’s gut.“ „Bis später, Hawke und überanstreng deine Schulter nicht.“, rief Anders ihr noch nach, als sie die Krankenstation verließ. Morana lachte leise. Mal sehen, ob sie das schaffen würde. Kapitel 8: Wohlverdienter Schlaf -------------------------------- 8. Kapitel: Wohlverdienter Schlaf „Hey, Fenris! Mach die verdammte Tür auf! Ich weiß, dass du da bist.“, rief Morana frustriert und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe dich vor dem Fenster gesehen.“ Ein kühler Wind wehte von unten hinauf und Morana fröstelte trotz ihres gefütterten Wamses. Die Luft wurde immer klarer und verkündete einen bald hereinbrechenden, harten Winter. Morana blickte hinauf und zog die Stirn kraus. Die Fensterscheibe blickte blind in die Straßen der Oberstadt Kirkwalls hinab, doch Morana war sich sicher, dass sie Fenris Gestalt hinterm Fenster gesehen hatte. Es war nur ein dunkler Schatten gewesen, doch etwas hatte sich hinter der Scheibe bewegt. Ungeduldig trommelte sie mit dem Fuß auf den Boden und verschränkte die Arme vor der Brust. Moranas Unwohlsein wuchs mit jeder Sekunde, die sie hier draußen in der klaren, kalten Nacht stehen musste. Sie war froh, dass sie ihre Waffenhandschuhe heute Nachmittag in weiser Voraussicht angezogen hatte. Irrte sie sich oder zog da sogar eine dunkle Wolke über den Himmel, die den ersten Schnee brachte? Großartig. Sie verspürte nun wirklich nicht den Drang hier heute zu einem Schneemann zu werden nur weil Fenris sie nicht hineinlassen wollte. Hawke trat vor und klopfte laut und fordernd gegen die hölzerne Tür. Dumpf hallte das Geräusch von den steinernen Wänden wieder und schon wieder sah sie erneut den Schemen, der hinter dem Fenster hervortrat und dann ganz schnell wieder verschwand. Großartig, Fenris. Sie hatte nun wirklich keine Lust auf Spielchen. Dafür war es einfach zu kalt. Morana verdrehte ihre Augen und schnaubte frustriert, als sie plötzlich Gekicher hinter sich vernahm. Mit gerunzelter Stirn drehte Hawke sich um und sah sich drei feingekleideten, jungen Damen gegenüber. Ihre Augenbrauen senkten sich hinab als sie die drei Mädchen- ungefähr 19 wie Morana schätze- aus dem Adel Kirkwall gegenüber sah. Ihre Kleider waren aus dünner, farbenfroher Seide gefertigt und ihre hochhackigen Lederstiefel klackerten auf dem Boden. Die Kriegerin runzelte die Stirn, als sie es sah. Völlig ungeeignet für dieses Wetter. Sie mussten fürchterlich frieren, doch stattdessen versteckten sie sich hinter ihren Fächern und schienen mit einander zu tuscheln. Morana verdrehte genervt die Augen und trippelte mit ihren Fingern auf den Arm. „Gibt es hier etwas Interessantes zu sehen?“, fragte sie sich genervt und fixierte die feinen Damen. Überrascht sahen die drei Frauen sich an, fast so als hätten sie nicht damit gerechnet, dass Hawke sie ansprach. Angeregt tuschelten sie hinter ihrem Seidenfächern und große, um malte Augen betrachten Morana abschätzig, beinahe herablassend. „Du kannst so viel klopfen wie du willst, Fereldnerin. Es wird sowieso nichts bringen.“, antwortete die Größte und Bestausgestatteste der drei Mädchen. Sie trat mit schwingenden Hüften einen Schritt auf Morana zu, während der lange Saum ihres Gewandes über den rauen Boden strich und schmutzig wurde. Dass es sie nicht störte. Wahrscheinlich zog sie keines ihrer Kleider mehr als einmal an. „Und warum nicht?“, fragte die junge Kriegerin eine Spur zu freundlich, sodass es wie ein Nachäffen klang. Brüskiert hob die mittlere eine schlanke, gezupfte Augenbraue hoch und kräuselte verärgert die Lippen. „Weil darin Niemand lebt…außer ein Gespenst.“, antwortete die Dritte mit kurzen, blonden Haaren und kicherte übertrieben. Morana stutzte und musste sich schwer beherrschen um nicht zu lachen. Ein Gespenst? Großartig, Aveline! Der Hauptmann der Wache zeigte wirklich Kreativität. Die Geschichte würde Fenris neugierigen Nachbarn aus der Oberschicht sicherlich abschrecken, ob das allerdings auch bei Truchsess Bran funktionierte, wagte Morana zu bezweifeln. „Ein Gespenst?“, fragte Morana trotz allem mit betonter Höflichkeit und neigte nachdenklich ihren Kopf, während sie aus den Augenwinkeln wieder die Bewegung über ihr vernahm. Verdammt, Fenris! Nun hol sie doch endlich hier heraus. Sie hatte keine Lust sich mit sich langweilenden Damen herumzuschlagen. Beim Erbauer, nichts war nerv tötender. Die drei Freundinnen kicherten erneut und versteckten sich wie als Schutz hinter ihren Fächern und tuschelten kurz miteinander, dann trat die Anführerin vor. Ihr langes, kunstvoll geflochtenes Haar wippte bei jeder Bewegung mit und einige gelöste Strähnen um flatterten ihr schlankes Gesicht. „Dieses Gespenst…“ „Nicht, Yasminda!“, rief die zweite Schwarzhaarige, deren Haar aber nicht halb so geschmeidig wie das der Ersten war. „Sag es ihr nicht, dann holt es sie vielleicht noch. Das wäre doch aufregend.“ Morana hätte am liebsten etwas Bissiges erwidert, doch sie schluckte es herunter und schaute nur gespielt geschockt. „Nein, Nadja, das gehört sich nicht.“, fuhr Yasminda sie ruppig an und warf der Schwarzhaarigen einen vernichtenden Blick zu, welche sofort schützend die Schultern hochzog und sich hinter der Blonden versteckte. Morana hatte es gewusst. Gelangweilte Töchter aus reichem Hause. Etwas Schlimmeres konnte es nicht geben. Himmel noch eins, bald würde sie die Flucht ergreifen. Sie ertrug es einfach nicht mehr. Sollte sich Fenris seine Salbe doch sonst wohin stecken. War ihr auch egal, aber sie hatte keinen Nerv sich mit den Gören herumzuärgern. Argwöhnisch blickte Morana zu Yasminda, welche sie aus dunklen, ebenholzfarbenen Augen ansah. Yasminda war ein exotischer Name und auch ihre dunkle Haut schien nicht von hier zu stammen. Woher sie wohl kam? Sie war weder Fereldnisch, noch aus Kirkwall. „Also das Gerücht besagt, dass das Gespenst immer um Mitternacht heraus kommt. Seine Haut leuchtet im Dunklen und es flucht. Jeder, der sich seinem Anwesen oder gar ihm nähert wird verschleppt und verflucht.“, erklärte Yasminda im besten Geschichtenerzählerton, während sie ihren Zeigefinger hob. Morana hingegen wurde von ihrer Warnung nicht in Bann gezogen sondern musste nun wirklich loslachen. Prustend brach das Lachen aus ihr heraus. Oh, Aveline! Wie herrlich diese Beschreibung passte. Dafür würde sie dem Hauptmann ein Bier spendieren. Wirklich köstlich. Oder war es doch Varric gewesen? Ach, sicher beide zusammen. Irritiert sahen die drei Mädchen die sich vor Lachen krümmende Hawke an und schienen sich zu fragen, warum diese denn nicht von der Geschichte erschrocken war. Morana hingegen jappste nach Luft und erholte sich langsam wieder. Sie richtete sich auf und strich eine zerzauste Haarsträhne aus dem Gesicht. „Warum lachst du, fereldnische Bäuerin? Die Geschichte ist…“, setzte die törichte Nadja an, doch Morana zuckte bei ihrer Anrede und warf dem arroganten Mädchen einen zornigen Blick zu. „Fereldnische Bäuerin?“, zischte Morana bedrohlich und ihr Körper begab sich unbewusst in Kampfstellung. Nadja quiekte entsetzt und verstecke sich hinter Yasminda, welche Hawke genau beobachtete, doch diese schnaubte nur erbost. Was erlaubten diese Schnäpfen von Kirkwall eigentlich ihre Heimat zu verunglimpfen? Was bildeten sie sich eigentlich ein? „Jetzt hört mir mal zu, ihr dummen Mädchen.“ Sie hatte keine Lust mehr auf das Spiel und erst Recht keine Lust sich weiter beschimpfen zu lassen. All der Frust und die Wut der letzten Woche stauten sich in ihr zusammen und weckten in Morana einfach das Bedürfnis die Mädchen bloßzustellen. „Was da drin wohnt…“-sie deutete auf das Fenster hinauf-„ist…“ Weiter kam Morana jedoch nicht, denn wie von Geisterhand öffnete sich lautlos die Tür hinter ihr und eine Hand griff nach ihrer Schulter und zog sie ruckartig in das Haus. Die Mädchen kreischten vor Entsetzen auf und rannten in heller Panik auseinander, während sie „Geist, Geist, der Geist!“, riefen. Morana hingegen krachte gegen die Wand des Eingangsbereichs und spürte einen starken Druck an ihrer Schulter. Sie stöhnte kurz und blickte dann auf. Vor ihr funkelten die vor Zorn lodernden, grünen Augen von Fenris, der sein Gesicht zu einer hässlichen Maske verzogen hatte. „Bist du verrückt, Hawke?“, heischte er sie an und seine Hand bohrte sich noch tiefer in ihre Schulter. „Fenris, lass mich los!“, sagte Morana warnend und bleckte leicht die Zähne. All ihre Wut brodelte nun gefährlich in ihrem Inneren. All der Frust des Umherscheuchens und der Hoffnungslosigkeit dieser chaotischen Stadt hatten sie zermürbt und für Fenris Paranoia hatte sie nun wirklich nicht die Geduld. „DU wolltest mich verraten.“, erwiderte Fenris scharf und seine Augen verschmälerten sich zu gefährlichen Schlitzen. Morana versteifte den Nacken und beugte sich vor, sodass sich ihre Gesichter ganz nah waren und sie den Atem des jeweils anderen auf ihrer Haut spüren konnten. „Du bist paranoid!“, knurrte Morana erbost zurück und zischte, als sich die Fingerkrallen von Fenris in ihre Haut bohrten und einen dumpfen Schmerz hinterließen. Ihre blaue Augen bohrten sich in die Fenris‘ und all die Wut die sich in ihr angestaut hatte überspülte sie. Fenris knurrte wütend und er fletschte seine Zähne. „Bin ich nicht! Ich bin nur…“ „Und ob du das bist! Wir sind nicht alle Spione der Magistraten, Fenris.“, widersprach sie ihm harsch und riss seine Hand grob von ihrer Schulter. „Das weiß man nie.“, knurrte Fenris und tiefe Zornfalten gruben sich in sein Gesicht. Morana warf ihm nur einen verachtenden Blick zu und wandte sich ab. Wütend stapfend ließ sie Fenris stehen und ging in den Raum den er als Wohnort nutzte. Spinnweben hingen in den Ecken der Decke und eine umgeworfene Bank lag rechts von ihr. Insgesamt war dieses Zimmer alles andere als ordentlich. Vielleicht weil es in Fenris Inneren auch alles andere als geordnet war. Immer war der Elf aufgewühlt, das konnte Morana spüren. Dennoch konnte sie es nicht glauben, dass er noch immer glaubte, sie würde ihn verraten. Das traf sie hart, denn ihre Freunde waren das Wichtigste für die junge Kriegerin. Fenris kam ihr nach und blieb in dem Türrahmen stehen. Morana spürte es in ihrem Rücken und sie schnaubte auf Grund dessen. Er schnitt ihr die Flucht ab und das verärgerte Morana sehr. „Was willst du hier, Hawke?“ „Was für eine freundliche Begrüßung. Fast so nett wie die eben, als du mir ins Fleisch geschnitten hast.“, keifte sie ihn an. Siedend heiße Wut ließ schwarze Sterne vor ihren Augen tanzen und all die Ungerechtigkeiten, Frust und Wut entluden sich nun auf Fenris. Es war ihr egal, dass es nicht richtig und nicht fair war. Fenris hatte das Pech zum falschen Zeitpunkt ihr dumm zu kommen. Fenris blieb mit verschränkten Armen vor ihr stehen und betrachtete sie nur abschätzig, sagte jedoch nichts, was in dieser Situation wohl angebracht war. „Hawke, beruhige dich...“ „Mich beruhigen? Mich beruhigen?“, fuhr Morana ihn an und drehte sich blitzschnell um. Blitze schienen aus ihren Augen zu sprühen, als sie Fenris Blick durchbohrte. Fenris zog nachdenklich eine Augenbraue hoch und lehnte sich gegen die geschieferte Wand des Anwesens, während er sich bemühte, Morana nicht zu nahkommen zu lassen. „Was ist los mit dir?“ „Das sollte ich ja wohl dich fragen.“, schrie die Kriegerin ihn an. Schwer atmend stand sie vor ihm und durchdrang seinen Blick. Langsam, stoßweise hob sich die Brust unter ihrem dicken Stoffwams und eisig strahlten ihre blauen Augen. „Ich weiß nicht...“, setzte der Elf an, doch Morana unterbrach ihm mit einem wütenden Schnauben. „Wer von uns beiden hat sich denn die letzte Woche verkrochen, geht jedem aus dem Weg und lässt Niemanden rein? Was beim Erbauer ist los mit DIR?“ Entsetzt blickte Fenris sie an und schlug nun die Augen wieder. Morana war nun verwundert und ihre Wut verrauchte ein wenig. Fenris Reaktion nahm ihr den Wind aus den Segeln. Sie hätte gedacht, dass er wütend würde, dass er sie anschreien würde, doch stattdessen schien er sich ertappt zu fühlen. „Ich...musste nachdenken...“, seufzte Fenris schließlich und fuhr sich müde seine Augen. „Du bist vor uns geflohen.“, sagte Morana nüchtern und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. Der Elf blieb stehen, als er ihre abwesende Haltung bemerkte. Überraschte, tiefgrüne Augen sahen sie an, doch Moranas Blick blieb hart. „Das kann man so nicht sagen...“ „Red es dir nur weiter ein, Fenris. Ist mir egal. Du solltest nur in deiner dunklen Welt auch mal an andere denken und nicht nur an dich.“ Moranas Stimme war ruhig, doch ihre Körperhaltung verriet, dass sie kurz vorm Explodieren war. Ihr Körper bebte vor versteckter, lange unterdrückter Wut und sie knirschte unbewusst mit den Zähnen. So lange hatte Morana all ihre Wut heruntergeschluckt und immer die diplomatische, freundliche Frau gegeben, als dass sie es länger unterdrücken konnte. All der Hohn, all der Spott hatten sich tief in ihre Seele gebrannt und schmerzende Narben hinterlassen. Sie verstand nicht warum Fenris sich auf einmal von ihr fernhielt, warum er sie mied und es kam ihr einem Verrat gleich. Morana hatte ihr Leben für ihn in den Tiefen Wegen riskiert und als Dank hatte er Niemanden mehr in seine Nähe gelassen. Fenris runzelte nachdenklich die Stirn und neigte seinen Kopf. Sein Haar glomm im Licht des Vollmondes, welches durch das einzige Fenster des Raumes fiel. „Wann hat jemals einer an mich gedacht?“, sagte Fenris unwirsch und warf ihr einen wütenden Blick zu. „Ja, ja. Schreckliches Ritual, große Schmerzen, Demütigung und Sklaverei, hab ich schon beim ersten Mal verstanden, Fenris. Du musst das nicht weiter ausbauen.“, erwiderte Morana genervt und wedelte mit der Hand als wollte sie die lästigen Worte vertreiben. Der Elf knurrte und versteifte drohend seinen Nacken. Zornig funkelten die grünen Augen Morana an, doch diese beachtete es nicht weiter. Morana betrachtete Fenris abschätzend und rollte nur genervt mit den Augen. Nun kam die Masche wieder. Kaum trieb man den Wolf in die Enge, zeigte er seine Zähne. Darauf verspürte sie nun wirklich nicht die geringste Lust. „Wenn du aufgehört hast das verletzte Schaf zu spielen, dann komm ich wieder.“, sagte Morana genervt und drehte sich ab, doch noch bevor sie einen Schritt hätte tun können, hatte Fenris sie am Arm gepackt. Seine Hand schloss sich schmerzhaft fest erneut um ihre verletzte Schulter und schnitt ihr das Blut ab. Morana zischte und kniff die Augen zusammen. Ihr Kopf drehte sich zu Fenris herum und sie blickte in grüne Augen in denen unterdrückte Wut brannte. Sein Atem kam stoßweiße und strich über ihre Haut. Morana schüttelte sich, allerdings vor Unwohlsein. „Ich sag es noch einmal, Fenris. Lass mich los!“, knurrte sie ihn an. „Warum bist du hergekommen?“, presste der Elf zwischen seinen Zähnen hervor und unterdrückte nur mit aller Not ein weiteres Knurren. „Bloß um mich zu beleidigen und mich zu demütigen? Dann habe ich dich falsch eingeschätzt, Hawke. Ich dachte du wärest anders.“ Fenris Stimme war hart, doch Morana glaubte weit versteckt Enttäuschung zu hören. Sie seufzte und die Glut ihrer Wut kühlte sich ein wenig ab, brodelte allerdings noch bedrohlich unter der Oberfläche. „Ich wollte eigentlich nach dir sehen, aber nach der freundlichen Begrüßung...“- Moranas Stimme triefte vor Sarkasmus, als sie den Satz sprach.- „...und der Bezichtigung als Verräterin war es ziemlich schwierig freundlich zu bleiben. Das verstehst du doch.“ Züngelnde, übertriebene Sanftmut ließen Fenris erschaudern und zurückweichen. „Aber...“ „Fenris...“ Morana seufzte und versuchte das Kochen in ihrem Magen zu vertreiben, welches sie so aufwühlte. „Sensibilität ist nicht wirklich seine Stärke. Pass mit deinen Worten bitte auf. Ich will keinen Streit, aber du provozierst ihn geradezu.“ Müde massierte Morana sich ihre Schläfen und versuchte das Pochen ihres Pulses hinter ihnen zu vertreiben. Etwas stimmte nicht. Sie war noch nie so gereizt gewesen. Und was waren das für Kopfschmerzen? Wieso brodelte die Wut so stark in ihr? Und warum pochte es plötzlich in ihrer Schulter? Fast schien es, als würde ihr Herz nun in der verletzten Schulter schlagen. Morana fragte sich, ob all die Last und der Druck ihrer Aufgabe sie zu zerdrücken drohte. „Hawke?“ Fenris Stimme klang besorgt, blieb aber dennoch misstrauisch. „E...es geht gleich wieder.“, sagte sie und ließ sich auf die Bank fallen. Mit einem Mal fühlte sie sich kraftlos und zittrig. Ihr Körper schüttelte sich, während sie sich über die Arme rieb und die alles erstickende Kälte zu vertreiben. „Du bist blass...“, stellte Fenris fest und kniete sich vor ihr hin. „Wann hast du das letzte Mal geruht, nachdem wir zurückgekehrt sind?“ „Die ganze Woche...Anders hat mir Bettruhe angeordnet...“ Fenris sah sie kurz misstrauisch an, schwieg aber und schüttelte bloß den Kopf. „Ich rede nicht von Bettruhe, Hawke, sondern von Schlaf.“ Hawke erstarrte und starrte dann zu Boden. Schlaf....richtig geschlafen. Hatte sie das jemals? Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal ausgeruht gefühlt hatte. Das letzte Mal...war in Lothering gewesen. Bevor die ganze Misere hier in Kirkwall begonnen hatte. Doch seit jener Nacht, in der die Zwillinge geboren worden waren, hatte Morana immer damit rechnen müssen nachts Templer gegenüber stehen zu müssen oder zu fliehen. Richtig tief, alle Sorgen verschlingenden Schlaf hatte Morana also lange nicht mehr genossen. Plötzlich durchfuhr ein glühender Schmerz und ihr Körper verkrampfte sich vor der inneren Pein. „Hawke? Hawke!“, rief Fenris aus und packte sie an der Schulter. Ein Schmerz aus glühender Wut durchfuhr ihren Körper wie ein Blitz und sie zuckte zusammen. Ihre Schulter begann zu Pochen und Übelkeit übermannte sie. Kalter Schweiß rann ihren Rücken hinab und ließ sie frösteln. Fenris Haus war nicht besonders gut isoliert und es zog durch kleine Löcher im Zement der Backsteinwände. „Hawke! Was ist mit dir?“, rief Fenris besorgt und stützte sie, als sie zu umzukippen drohte. „Mei...meine Schulter... sie tut so weh.“ Morana krampfte verzweifelt ihre Hand in den Oberarm um einen Gegenschmerz zu erzeugen. Ihr Körper wand sich unter den siedenden Schmerzen, die sie zu verschlingen drohten. Eisige Schauer liefen ihren Rücken hinab und ihr Blut fühlte sich nun an, als würde es kochen. Fahrig versuchte Morana den Stoff ihres Wamses zu greifen um ihn von ihrer Schulter zu bekommen, doch sie schaffte es nicht ihn zu greifen. Fenris Hände kamen ihr zu Hilfe und zogen ihr den Stoff weg. Fenris erstarrte, als er erkannte, was geschah. Dunkle, unheilvolle schwarze Linien breiteten sich von ihrer Schulter aus und umschlangen ihren gesamten Körper in einer grausamen Umarmung. Es schien als würde ihr Blut von Finsternis durchtränkt werden und unheilvolle Runen auf die bleiche Haut zeichnen. Fenris versuchte eine Linie zu berühren, doch die Wege der dunklen Magie pulsierten warnend und ließen Morana vor Schmerz aufschreien. Erst jetzt wurde Fenris bewusst, dass er eventuell daran schuld war. Er hatte Morana an ihrer verletzten Schulter gepackt und sich nicht um ihre Verletzung geschert. Vermutlich hatte der Blutmagier diesen Moment genutzt um die Kontrolle ihres Blutes an sich zu nehmen. Er wusste genau, dass es Blutmagie war. Zu oft hatte er solche Magie mit ansehen müssen, als er Danarius gedient hatte um nicht zu wissen, was hier geschah. Jemand wollte sich Hawke bemächtigen. „Das war sicher dieser Magier...“, knurrte Fenris wütend und bleckte instinktiv seine Zähne. „Nein...es ist nicht...Anders‘ Schuld...“, sagte Morana heiser. Mit aller Kraft sah sie zu ihm auf. Ihr Blick war dumpf, von Schmerzen verspiegelt und große Schweißperlen rannen von ihrer Stirn. „Wie kannst du ihn jetzt noch verteidigen? Wo der Magier dir doch...“ „Er...war es nicht...“ Ihre Stimme war matt. Bald würde sie jegliche Kraft verlieren. Die dumpfe Schwärze der Ohnmacht breitete sich wie eine wohltuende Decke über das Feuer ihrer Schmerzen aus. Mit all ihrer Kraft kämpfte sie dagegen an und versuchte mit allen Mitteln wach zu bleiben, doch es war schwer etwas Wohltuendes aufzugeben um etwas Quälendes zu behalten. „Er hat doch...“ Mit zitternden Händen griff sie in ihre Ledertasche und holte die Salbe heraus. Vorsichtig, als wäre es eine heilige Gabe, bot sie Fenris die Phiole dar, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Dieser sah sie irritiert an und seine großen Augen blinzelten schnell. „Was ist das?“, fragte er und betrachtete die giftgrüne Flüssigkeit skeptisch. „Anders‘...Salbe...für dich...“ Moranas Stimme brach beinahe und ein starker Hustenanfall durchschüttelten ihren Körper. Blut quoll nun unentwegt aus ihrem Mund. Es war zäher, dunkler als normal. Es sah aus, als würde ihr Blut nun aus Schlamm bestehen. Langsam fielen dicke, träge Tropfen auf die schlichte Holzbank. „Hawke...“ Fenris Augen zitterten. „Ich...wollte sie dir...bringen...“, hauchte Morana leise, doch ihre Hände zitterten zu sehr und die Phiole fiel klirrend zu Boden und zerbrach in tausend Einzelteile. „Das...war wohl nichts...“, lächelte sie matt. Die junge Kriegerin zuckte unter einer erneuten Welle des Schmerzes zusammen. Ihre Augen zuckten ruhelos hinter ihren Lidern und ihr Körper sackte kraftlos gegen Fenris. Glühend heißes Blut raste durch ihre Adern, ließ ihren gesamten Körper in Flammen stehen. Sie schrie auf, als sie eine dumpfe Stimme in ihrem Kopf vernahm, die ihre Worte wie glühende Nägel hinter ihre Augen trieben. Widersetze dich mir nicht. So kannst du dein Leid verkürzen. Dies ist deine Bestrafung. Dein Schicksal ist besiegelt, Morana Hawke. Ich werde dich töten. Die Male auf ihren Körper verdichteten sich, zuckten und wirbelten herum wie ein Mahlstrom, der alles zu verschlingen drohte. „Hawke! Sag doch so was nicht.“, fuhr er sie an, doch seine Stimme verließ ihn auf der Hälfte des Weges. Seine Hände krallten sich zitternd in ihrem Arm. Verzweifelt sahen seine grünen Augen sie an. Vergessen war alles was vorgefallen war. Er wollte ihr helfen, doch wie? Sein Fluch konnte nur zerstören, nicht heilen. Er konnte sie nicht erlösen. Morana Körper zitterte in seinen Armen, verkrampfte sich unter jedem Blitz des Schmerzes und ihre Haut war mittlerweile so weiß wie der Schnee, der nun fiel. Bibbernd sah sie zu ihm auf und ihre Augen waren nun von dem inneren Kampf zerbrochen. Ihr Körper und Geist gaben auf. Ihre Kraft war ausgeschöpft und die Wellen des Feuers zu stark, als dass sie noch länger widerstehen könnte. Es tat ihr alles Leid. Sie wollte Niemand, der ihr Nahe stand Kummer bereiten, doch sie konnte nicht mehr. Alles vor ihren Augen wurde schwarz und plötzlich hatte Morana das Gefühl zu schweben. Alles wurde leicht und ihre Sinne schwanden. Nun würde sie endlich schlafen... Fenris blickte sich hilflos in dem Zimmer um. Den ohnmächtigen Körper seiner Freundin lag kalt und leblos in seinen Armen und er konnte nichts dagegen tun. Er hatte nicht die Macht gegen Magier etwas auszurichten. Welcher Magier würde so etwas tun? Die Antwort war aus seinem Blick nicht schwer. Einfach jeder Magier, wenn das Angebot des Dämons nur zu verlockend genug war. Seine Zähne knirschten, als er ihr verzweifelt durchs Haar strich. Nun hatte die Magie ihm noch mehr genommen, als zuvor. Er spürte ihr Herz noch schwach an seiner Haut, doch sein Schlag war zu langsam um sie am Leben zu halten. Was konnte er nur tun? Sie durfte nicht sterben. Aber sie müssten den Blutmagier finden um den Fluch zu brechen oder ein anderer Magier müsste ihn durchbrechen. Doch wie sollten sie das anstellen? Selbst wenn er direkt losging und sich nicht um das Aufsehen scheren würde, so würde Fenris doch niemals rechtzeitig bei diesem Magier in der Tiefstadt ankommen. Wütend verkrampfte Fenris seine Hand bis sein eigenes Blut aus seiner Handfläche tropfte. Er betrachtete die tiefrote Flüssigkeit, wie sie aus seiner Hand quoll und sah dann zu Hawke hinab. Leicht wehte ihr schwacher Atem über seine Haut und Fenris versuchte es ihr so bequem wie möglich zu machen. Wut und Trauer brandeten in seinen Körper, wurden zu einem Strudel aus unauslöschbaren Emotionen, der ihn in ein Loch zogen. Da sollte ihm noch einmal Jemand sagen, dass Magier Schutz bedürften. In ihren Träumen vielleicht, aber wenn sie zu solchen Mitteln griffen, dann verspürte Fenris auch keinerlei Mitgefühl für sie. Hawke schien es besessen zu haben, doch er wusste es besser. Er hatte in Tevinther gesehen, was geschah, wenn man den Magiern freie Hand ließ. Sie rissen die Macht an sich und unterwarfen selbst ihres Gleichen nur um ihre Macht zu stärken. Fenris schüttelte den Kopf. Nein, solche Wesen verdienten Skepsis im besten Falle. Sicherlich, es gab Magier wie Hawkes Schwester, die durchaus annehmbar waren, doch selbst die gutmütige Bethany war stets der Gefahr der Versuchung erlegen, obwohl Fenris ihr zugestand stärker zu sein, als die meisten ihrer Art. Vielleicht war das der Grund, warum Hawke den Magiern vertraute, da sie niemals gesehen hatte, wozu sie wirklich in der Lage waren um ihre Position zu verbessern. Sie kannte nur ihre Schwester und sah, dass die Magier dagegen trotzten. Dass sie ausgerechnet nun selbst der Machtgier eines Blutmagiers zu Opfer fiel, schmerzte Fenris. Lieber hätte er sie in dem Glauben an die Güte gelassen, auch wenn er es besser wusste, doch nun war es eh zu spät und somit auch für ihn an der Zeit zu gehen. Seine Schuld würde diese Nacht enden und ohne Hawke würde sich Niemand mehr hier in Kirkwall um sie scheren. Er war nicht so naiv zu glauben, dass sich irgendein weiterer Gefährte um ihn kümmern würden- selbst Aveline und Varric nicht. Sie taten es bloß aus Wohlwollen Hawke gegenüber- nicht für ihn. Das wusste er. In dieser Stadt überlebte nur die Zweckgemeinschaft und seine war nun gekappt. Durch die Magie. Zu Schade, er begann allmählich sich sogar fast einzugewöhnen. „Es tut mir leid, Hawke...aber du siehst nun wozu die Magie in der Lage ist. Es ist traurig, dass du es auf diese Art erfahren musst.“, sagte er leise und blickte dem sanften, friedlichen Schneetreiben vor seinem Fenster zu. „Du...sollst doch so was...nicht sagen, Fenris.“ Der Tevinther Elf fuhr erschrocken zusammen, als er Hawkes schwache Stimme an seiner Schulter vernahm. „Hawke? Wie?“, sagte er irritiert. „Uuuh...nicht so laut...“, stöhnte Morana und rappelte sich langsam auf. Sie war gerade wieder aus dem Dunklen erwacht und hatte somit Fenris Satz noch gehört. Der Schmerz in ihrem Körper war mittlerweile abgeebbt und bloß ein dumpfes Pochen in dem Knotenpunkt ihrer Schulter war geblieben. Ihr Kopf pochte noch laut, doch es war nicht mehr dieser brennende Schmerz der Kontrolle, sondern eine schlichte Migräne. Kurz hielt die Kriegerin der Atem an, wartete auf eine erneute Welle, doch sie blieb aus. Erleichtert atmete sie aus. „Was ist geschehen...?“ „Es war bloß eine Warnung...als er mich übernahm...habe ich kurz eine Verbindung zu ihm gehabt... ich solle mich...nicht weiter einmischen... Er sagte zwar, er wolle mich töten, aber ich konnte spüren, dass es nicht seine Intention war. Er wollte mir Angst...machen...“, hauchte sie erschöpft. „Nun war das Blut, was er als Medium...verwendete erschöpft...und er konnte mich in der Starre...nicht mehr halten.“ „Aber wer hat das getan?“, frage Fenris besorgt und sah sie an. „Keine...Ahnung...ich bin schon so vielen in die Quere gekommen...da erinnere ich mich nicht mehr an Jeden, Fenris.“ Plötzlich schwanden ihre Kräfte und sie sackte auf seine Schulter. Sofort waren Fenris Hände da und halfen ihr sich wieder aufzurichten. „Wir müssen ihn finden...vorher bist du nicht befreit.“ „Ich weiß...“, keuchte Morana und schloss erschöpft die Augen. Bleierne Müdigkeit war von ihrem Kampf gegen den Magier geblieben und sie fühlte sich nun unendlich erschöpft. Ihre Lider fielen immer wieder zu und ihr Kopf sackte immer wieder auf ihre Brust. Fenris blickte sie nachdenklich an und seufzte. „Wir müssen ihn finden...aber komm...du solltest dich erst einmal ausruhen.“ Vorsichtig griff Fenris unter ihre Arme und hob sie auf die Beine. Die Welt vor Moranas Augen begann sich augenblicklich zu drehen. Übelkeit brach aus ihrem Magen hervor, doch sie erbrach sich nicht, sondern schwankte bloß. Taumelnd krachte sie gegen die Seite von Fenris und krallte sich in seine lederne Rüstung. Hilfsbereit schlang der Elf einen Arm um ihre Hüfte und führte sie zu seinem Bett. Langsam legte sie sich hin und kauerte sich unter die warme Decke. „Wo...wirst du schlafen?“ „Das Anwesen ist groß genug.“ Fenris zuckte mit den Schultern. „Es gibt genug Möglichkeiten.“ „Fenris...“, murmelte Morana schlaftrunken. „Danke...“ „Schon in Ordnung...“, seufzte er und rang sich zu einem kleinen Lächeln durch. „Schlaf gut.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und losch das Licht, doch Hawke war bereits eingeschlafen. Kapitel 9: Wer ist es --------------------- 9. Kapitel: Wer ist es? Als Morana erwachte, war ihre Welt in einen grauen Schleier gehüllt. Dumpf pochte ihr Puls hinter ihren Schläfen und ihre Augen öffneten sich träge. Weit entfernt, wie aus Watte, konnte sie Stimmen hören, verstand jedoch nicht, was sie sagten. Ihre Sinne waren noch nicht aus der Schwärze, die ihr Schlaf gewesen war, zurückgekehrt. Vorsichtig wandte sie den Kopf und versuchte sich aufzurichten, doch ein gleißender Schmerz durchfuhr ihre Schulter. Aber warum? Der gestrige Abend war nicht mehr als eine vage Erinnerung. Sobald sie versuchte den Faden zu ergreifen, an dem die Bilder hingen, glitt er aus ihrer Hand. Wo war sie? Das Bett fühlte sich anders an, als jenes in dem sie in Onkel Gamlens Haus schlief. Es knarrte nicht, wenn sie sich bewegte und Morana hatte nicht das Gefühl oben zu liegen. Was war geschehen? Wieder vernahm sie Stimmen von weit entfernt und obwohl sie sie noch immer nicht verstand, so konnte sie mindestens drei ausmachen. Mit all ihrer Kraft öffnete Morana ihre Augen und vertrieb den grauen Schleier indem sie sich auf einen Punkt konzentrierte. Langsam kehrten die Farben wieder zurück und der Anblick verwirrte sie nun vollkommen. Dunkle, erdrückende Backsteine bauten sich vor ihr auf und sie sah einen zerbrochenen, morschen Eichenschrank vor ihr stehen. Das hier war nicht das Haus ihres Onkels. Doch wo war sie dann? „Hey...ich glaube sie wird wach.“, sagte eine ruhige Stimme neben ihr und Morana blinzelte verwirrt. Wer war das? Die Stimme klang so vertraut. Langsam stützte sich Morana auf einen Arm hoch und die Welt schien sich augenblicklich auf den Kopf zu drehen. Sie keuchte erschrocken und sackte zusammen, während die Übelkeit wieder in ihrem Magen pochte. Morana verharrte einige Augenblicke regungslos und wartete darauf, dass das Drücken in ihrem Magen abklang. „Hawke…mach langsam…“, sagte eine ruhige, aber gleichzeitig besorgte Stimme, in ihr rechtes Ohr. Eine stützende Hand legte sich in ihren Rücken. „Sie sieht ziemlich mitgenommen aus…“, stellte eine zweite, weibliche Stimme fest. „Nun ja, so eine Runde Blut durchmischen kann durchaus unangenehm sein.“, gluckste eine weitere männliche Stimme, doch weit entfernt konnte Morana Besorgnis hören. „Hawke, wie geht es dir? Kannst du uns hören?“, frage sie eine dritte Stimme eines Mannes. Sie war ruhig und sachlich, während sich eine kalte Hand auf ihre Stirn legte. Das Gefühl der Kühle war gegen ihre Übelkeit so angenehm, dass Morana genießend die Augen schloss. „Ja, ich kann euch hören.“, flüsterte sie mit belegter Stimme und hustete einmal stark, als sie einen Zug staubiger Luft einatmete. Plötzlich wurde ihr klar, wo sie war und sie erkannte rückwirkend auch die Stimmen, die in den Nebelschwaden des Aufwachens, nur dumpf wahrnehmbar gewesen waren. Sie war in Fenris Anwesen in der Oberstadt, dort wo sie gestern bei einem Angriff eines Blutmagiers beinahe ums Leben gekommen war und die vier Stimmen waren Aveline, Merill, Varric und Anders. „Schwester!“, rief Bethany erleichtert aus und warf sich um ihren Hals. Morana lächelte nur und tätschelte ihrer jüngeren Schwester beruhigend den Kopf. „Alles ist gut, Bethany.“, sagte Hawke sanft zu ihrer Schwester und streichelte ihr dann zärtlich durchs Haar. Erst jetzt bemerkte Morana, dass wirklich jeder ihrer Freunde anwesend war. Rechts neben dem Bett, in das sie Fenris gestern Abend geführt hatte, hockten Anders und Aveline. Aveline, der neue Hauptmann der Stadtwache, begegnete Morans Blick mit einem beunruhigten Schimmer in den Augen. Ihre feurig orange-roten Haare glommen im Licht, dass durch das Fenster schien. Aveline hatte Hawke auf ihrer Flucht aus Lothering kennengelernt. Ihr Ehemann war damals der dunklen Brut zum Opfer gefallen und Hawke hatte ihn getötet, damit die Verderbtheit ihn nicht zerfraß. Trotz all dieser Umstände verband die beiden Frauen eine tiefe Freundschaft. Aveline war ihr ähnlich. Beide kannten die Last der Verantwortung und beiden gingen ihre Freunde über alles. Neben Aveline hockte Anders und beobachtete sie mit einem nachdenklich Blick, während er ihre Stirn fühlte. Die Stirn des Magiers war in tiefe Falten gelegt, während er Morana untersuchte. Sie fühlte sich erdrückt, von Bethanys Erleichterung, Avelines Besorgnis und Anders Fürsorge, doch sie ließ es lächelnd über sich ergehen. Ihr Blick glitt langsam über den Rest des Raumes und sie sah, wie Fenris, Varric, Isabela und Merill zusammen in der Sitzecke saßen. Die Rivainerin unterhielt sich angeregt, wenn auch leise, mit der Dalish Elfe, während Fenris und Varric ebenfalls in ein Gespräch vertieft schienen. Allerdings saßen die beiden schräg zu einander, sodass sie das Lager von Hawke stets in Blick hatten. Als der Zwerg bemerkte, dass Hawke wach war, lächelte er sie erleichtert an und Morana erwiderte die Geste, doch ihr Blick glitt zu Fenris- beinah wie magisch angezogen. Sie wollten wissen, was er dachte, fühlte, nachdem was gestern passiert war. Als hätte der Elf ihren Blick gespürt, blickte er von Varric auf und begegnete ihren Blick. Seine grünen Augen glommen ernst und nachdenklich, während er sie ansah. Es war ein durchdringender Blick, der sich beinahe zu verschlucken schien. Wieso waren die Augen der Elfen nur so tief? Doch der Ausdruck war seltsam und Hawke konnte sich nicht davon lösen. Schließlich nickte Fenris ihr kurz zu. Auch Isabela und Merill bemerkten nun auch, dass Morana wach waren und sie alle versammelten sich nun alle um das Bett. „Hawke, alles in Ordnung?“, fragte Merill und ihre großen Augen blickten sie mitleidig an. Morana nickte kurz und lächelte aufmunternd. Dass ihre Schulter noch immer dumpf pochte, verschwieg sie. Sie wollte ihre Freunde nicht noch Sorgen bereiten. Erneut strich sie Bethany durchs Haar und löste sich dann von ihr. „Ja, alles in Ordnung...es geht schon. Was ist hier los? Habe ich Geburtstag?“, sagte sie lächelnd, während ihre Kameraden die Augen verdrehten. „Nicht schon wieder einer von Hawkes Sprüchen“, schienen sie zu denken. Varric setzte sich zu ihr ans Bettende und betrachtete sich nachdenklich, während er über sein Kinn rieb. „Also, Hawke, zur Sache jetzt. Grübelelf...“ Fenris schnaubte kurz bei dem Spitznamen und verschränkte die Arme vor der Brust. Varric warf ihm nur einen amüsierten Blick zu und fuhr dann fort: „...hat uns bereits das Grobe erzählt, was vorgefallen ist. Wir müssen nun also schauen, wer es war und wie wir weiter vorgehen.“ Morana musste zugeben, sie war doch etwas überrascht. Fenris hatte sie alle zusammengetrommelt? „Als ich nachts auf Patrouille war, winkte Fenris mich vom Fenster her heran und erklärte mir, was geschehen war. Danach ging er los um die anderen zu holen.“, erklärte Aveline, die wohl Hawkes Blick falsch verstanden hatte. Aber diese Aussage überrascht sie noch mehr. Fenris war freiwillig Merill und Anders holen gegangen? Er verabscheute die beiden abgrundtief. Schließlich waren sie Magier. Aus Fenris Sicht das größte Übel auf dem Planeten. Irgendwie...fühlte sich Hawke gerade geehrt. „Also, Schätzchen...“, setzte Isabela, die hinter Varric stand, an. Morana warf ihr einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. „Welchen Blutmagier hast du verschmäht, dass er dir so ans Höschen will.“ Ein anzügliches Grinsen erschien auf dem Gesicht der Rivainerin und Hawke haute sich bloß die Hand vorm Kopf. Das durfte nicht wahr sein. Typisch Isabela. „Wie jetzt, Hawke hatte etwas mit einem Blutmagier?“ „Merill!!!!“, rief Morana schockiert aus und sah die Dalish Elfe an. „Natürlich nicht.“ Ihre Wangen glühten rot vor Scham. Normalerweise war sie durchaus in der Lage Isabelas schlüpfrigen Humor zu kontern, doch nun war sie völlig überrumpelt und noch zu benommen von den Ereignissen. Isabela lachte herzhaft, während Morana ihr einen etwas giftigen Blick zu warf. „Nachdem geklärt ist wie man Hawke am besten verlegen macht, sollten wir vielleicht nun ernsthaft nachdenken.“, sagte Anders und stand auf. Morana sah ihm hinterher, wie er aus dem Zimmer ging. Fragend zog sie die Augenbrauen hinab. Wo wollte Anders denn hin? „Hawke...was ist genau geschehen letzte Nacht?“, fragte Aveline und machte ein nachdenkliches Gesicht. Morana kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Es war eben jener, den die Anführerin der Stadtwache hatte, wenn sie an einem neuen Fall anging. Eben jener, der bisher immer Ärger bedeutet hatte. Morana schloss die Augen und lehnte sich an die Bettpfosten des eher unbequemen Bettes. Das Holz knarzte bedrohlich als sie das Gewicht verlagerte. Ruhig und sachlich schilderte Hawke alles, was ihr zu diesem Vorfall einfiel und von was sie glaubte, dass es relevant sein könnte. Während Morana sprach, herrschte angespannte Stille im Raum. Varric rieb sich nachdenklich das Kinn, Merill sah erschrocken drein, Anders musterte sie ausgiebig, Bethany sah sie mitfühlend an, Isabela war ebenfalls ernst-zumindest für ihre Verhältnisse, doch Hawke spürte Hawke, dass ihre Augen meist auf Fenris lagen, der hin und wieder etwas hinzufügte, was er bemerkt hatte. Wonach suchte sie? Was erhoffte sie sich? Fenris Blick war stets zu Boden gerichtet, die Arme schützend vor der Brust verschränkt. Es schien, als würde Fenris mit seinem Gedanken nicht mehr in diesem Raum sein. Schon lange nicht mehr. Doch wo befand sich der Elf dann? „Eines jedoch...fällt mir erst jetzt auf...“, hörte Morana sich ihren Bericht beenden und war kurz nervös. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht wahrgenommen hatte, was sie gesagt hatte. „Und das wäre?“, hakte Varric nach. Der Zwerg war mittlerweile aufgestanden und hatte sich auf Moranas Bett gesetzt. Bianca lag sicher an den Bettpfosten gelehnt und ihre Scheide blitzte im Licht der Sonne, die mittlerweile das Anwesen durchflutete. „Er selber direkt wollte mich nicht töten, das ist richtig. Er wollte...“ Hawke hielt inne und blickte auf ihre gefalteten Hände. Stille legte sich über den Raum, von Angespanntheit durchzogen. Alle schienen zu wissen, dass dieser Vorfall kein einfacher Scherz gewesen war. Nein, es war bitterer ernst. Ein Attentat auf Hawke und das ließ selbst Isabela verstummen. Alle Augen hingen auf der jungen Frau und Morana holte tief Luft. Sie hob ihre Augen und sah Fenris durch ihre dichten Wimpern an. „...dass Fenris mich tötet.“ Zischend holten ihre Freunde bei dieser Ankündigung Luft und alle starrten Fenris an, der eine Augenbraue hochgezogen hatte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Dann war er gestern wirklich nah dran.“, erwiderte der Elf aus Tevinther schlicht und ließ es dabei bewenden. Varric und Aveline warfen sich besorgte Blicke zu und pressten die Lippen zusammen. Beide kannten Fenris neben Hawke am besten von der Gruppe und sie wussten auch wie stark seine Stimmungen schwanken konnten. Ob das Lyrium in seiner Haut oder der Schmerz beim Ritual wohl seine Psyche instabil hatten werden lassen? Morana entging dieser Blick nicht und sie bedachte ihre Freunde mit einem nachdenklichen Blick. Sie wusste, dass sich der Hauptmann der Stadtwache und der Zwerg öfters auch außerhalb des Dienstes im ‚Gehängten Mann‘ trafen und über alles Mögliche sprachen. Varric versorgte Aveline mit Gerüchten und Informationen aus der Unterwelt Kirkwalls und sie fragte dafür nicht weiter nach bei seinen Geschäften. „Bei dir muss man ja auch nur Magier sagen, damit du deine Krallen ausfährst und knurrst wie ausgemergelter Wolf.“ Alle Blicke wanderten zur Tür, durch die Anders wieder herein kam. In seinen Armen trug er ein Tablett mit Speis und Trank und etwas, was verdächtig nach bitterer Medizin aussah. Moranas Magen knurrte laut beim Anblick von Brot, Käse und dem Becher mit Wasser. Dieser war versilbert und mich reichlichen Verzierungen versehen. Hawke vermutete, dass dieses exquisite Stück aus Danarius Sammlung stammte und Fenris sich das irgendwo aus dem Keller besorgt hatte. Fenris knurrte und warf dem Magier einen finsteren Blick zu, womit er Anders unbewusst Recht gab. Als Anders an ihm vorbei ging, begab sich Fenris Körper direkt in Angriffsstellung und er reckte warnend seinen Kopf vor. Anders hingegen blieb ruhig und trat an Hawkes Bett, welche sich mittlerweile gegen die raue Wand gelehnt hatte. Er reichte ihr das Tablett und ordnete an, dass sie die Medizin in der kleinen Phiole vor dem Essen zu sich nehmen sollte, da es ihren Kreislauf stabilisieren würde. Morana nickte und trank gehorsam die gesamte rote Flüssigkeit aus. Augenblicklich musste sie Husten, als sich ein Geschmack in ihrem Mund ausbreitete, so bitter, dass sie beinahe glaubte nie wieder etwas schmecken zu können. Die Flüssigkeit war ranzig und von der Konsistenz verdorbener Milch, denn sie spürte kleine Bröckchen auf ihrer Zunge. Ihr Körper schüttelte sich, doch schnell beruhigte sie sich wieder und ihr angewidert verzogenes Gesicht entspannte sich. „Du solltest wirklich lernen dich kontrollieren zu können, Grübelelf.“, sagte nun auch Varric, diesmal aber nicht scherzend, sondern voller Ernst, während er seinen Kopf hin und her wog. Alle Augen verharrten weiterhin auf Fenris, der aber keine Erwiderung abgab. „Er wusste, dass Fenris sehr…“ Morana zögerte und suchte nach dem richtigen Wort ohne Fenris dabei zu reizen oder gar zu verletzen. „….dass ich da sehr empfindlich bin, sag es doch wie es ist, Hawke.“, kam ihr der Elf zuvor und bedachte sie mit einem langen Blick. Morana hingegen erwiderte ihn nicht, sondern legte nur ihre Stirn in Falten. Bethany löste sich von ihrer Schwester und warf einen besorgten Blick zu dem Weißhaarigen. Morana musste ein klein wenig lächeln. Auch wenn Fenris Magier aus tiefsten Herzen hasste, so sorgte Bethany sich um ihn und kümmerte sich um ihn. Morana hatte sie einmal dabei erwischt, wie sie hatte zu ihm gehen wollen, als sie ihn gerade kennengelernt hatten, um zu sehen wie es dem Elf ging, doch Morana hatte sie aus Vorsicht zurückzugehalten. Auch während sie selbst im Bett gelegen hatte und Anders sie besuchen war, hatte Bethany versucht an Fenris heranzukommen, doch dieser hatte sie stets vor verschlossener Tür stehen gelassen, ebenso wie Varric und Aveline, die nach Moranas Geheiß ein Auge auf den murrigen Elf werfen sollten. Wenn Morana nicht die liebevolle Sorge ihrer Schwester nur zu gut kennen würde, dann würde sie glatt meinen, dass Bethany etwas für Fenris empfand. „Wenn er es geschafft hätte, Fenris zu provozieren, dann wäre der Einfluss von Blutmagie nie aufgefallen. Es hätte ausgesehen wie ein eskalierter Streit.“, fuhr Aveline Moranas Gedanken fort und rieb sich nachdenklich über ihr Kinn. Varric nickte zustimmend. „Oder eskalierter Beischlaf.“ Strafende Blicke trafen Isabela, die nur mit den Schultern zuckte. „Was?“ „Das ist wohl nicht der beste Zeitpunkt für solche Sprüche, oder?“ Aveline verschmälerte ihre Augen gefährlich und fixierte die Rivainerin, welche sich sofort provoziert fühlte. Herausfordernd hob sie den Kopf um Aveline von oben herab zu betrachten und ging auf sie zu, wobei ihr weiße Ledercorsage wirklich nur das nötigste ihres Körpers bedeckte. Die schwere, goldene Halskette, deren Anhänger manchmal an Schlangen oder an große Monde erinnerte, klimperte gefährlich in der eingetreten Stille. Aveline konnte Isabelas Art zu leben nicht ausstehen und diese ließ keine Möglichkeit aus um sie provozieren. „Bitte hört auf zu streiten!“, flehte Merill verzweifelt und zog an Isabelas Arm. „Lass es gut sein, mein Kätzchen, sie will es nicht anders.“ „Schluss jetzt!“ Moranas Stimme war warnend, als sie dazwischen fuhr. Mahnend sahen ihre eisblauen Augen die beiden Streithühner an. Obwohl sie noch immer schwach war, so trug ihre Stimme doch die Macht und Respekt, die jeder ihrer Freunde für sie empfand zu den beiden und ließen sie innehalten. „Ich dulde keinen Streit über solche Banalitäten, verstanden?“ Sowohl Aveline als auch Isabela zögerten, doch dann nickte Aveline als Erste und sagte: „Verstanden, Hawke.“ Morana nickte zufrieden und aß einen Bissen von dem, was Anders ihr gebracht hatte. Im ersten Moment rebellierte ihr Magen und Übelkeit stieg in ihm auf, doch als die Nahrung etwas gesackt war, beruhigte er sich wieder und Morana fühlte sich gleich viel kräftiger. „Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welcher Blutmagier dafür verantwortlich sein könnte.“, murmelte Varric und brachte somit das Gespräch wieder aufs ursprüngliche Thema zurück. „Einfach jeder…“, erwiderte Fenris schlicht und alle warfen ihm nur einen genervten Blick zu. „Das bringt uns nicht weiter.“ Anders beäugte Fenris und seine honigfarbenen Augen blitzten, doch er ging nicht näher auf Fenris Einwurf ein. Morana dankte dem Erbauer dafür. Einen Streit konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Nachdenklichkeit legte sich über den kleinen Raum, als jeder der Anwesenden überlegte, welcher Blutmagier Morana Hawke so sehr hassen könnte, dass er sie töten wollte. Auch Morana dachte nach und ließ ihren Blick zur Decke schweifen. Die Frage war wirklich nicht einfach. In ihrem vergangenen Jahr im Kirkwall hatte sie wahrlich gegen einige Magier gekämpft. „Es sind wirklich viele…“, sagte Bethany nach einigen Minuten geknickt. Morana nickte zustimmend und fuhr sich durch ihr kurzes Haar. „Zu viele…“ „Vielleicht sollten wir eine Liste schreiben.“ Alle sahen Merill verwundert an, welche sich mittlerweile an den Tisch gesetzt hatte und ein Stück Pergament und ein Tintenfass samt Feder aus dem halb zerbrochenen regal in Fenris Anwesen gezogen hatte. „Eine Liste?“, hakte Morana nach. „Wie meinst du das?“ „Nun wir sollten uns eine Liste aller möglichen Kandidaten machen, dann weiß bei wem Varric sein Untergrundnetz spannen kann.“, erwiderte die Dalish Elfe ruhig. Morana nickte bedächtig. Gar keine schlechte Idee. So würden sie eine Übersicht bekommen, wer infrage kam. „Gute Idee.“, stimmte auch Aveline zu. „Gut…“, sagte Hawke und sah in die Runde. „Also welchem Blutmagier sind wir auf dem Schlips getreten?“ „Demjenigen, der Feynriel gekauft hatte.“, sagte Varric direkt und Merill nickte, schrieb den Namen nieder. „Aber der würde doch eher versteckt bleiben wollen. Auch wenn er vollzogen wird, so ist Sklavenhandel doch in den Freien Marschen verboten.“ Aveline zog nachdenklich die Stirn in Falten und beugte sich über den hölzernen Tisch. „Das stimmt…aber Feynriels Begabung ist seltsam…“, wandte Merill ein und ihre großen Katzenaugen blickten Morana an. „Schreib ihn erst einmal auf die Liste.“ „Einer der Magierflüchtlinge vielleicht…“, sinnierte Anders vor sich hin. „Du meinst die, die nach Starkhaven flüchten wollten? Die Gruppe um Decimus?“ „Genau. Wir haben ihnen die Möglichkeit zur Flucht verschafft, doch einige schienen durchaus gewillt seinen Weg weiterzugehen.“ Anders sah Morana lange an und diese ging die Mission noch einmal durch. Ein Templer namens Ser Thrask hatte sie gebeten sich um eine Gruppe flüchtiger Magier zu kümmern, die sich in einer Höhle an der Verwundeten Küste verbarrikadiert hatten. Seine Tochter war ebenfalls eine Magierin gewesen, die zusammen mit dem Halbelf Feynriel von Sklavenhändler gefangen genommen worden und in einem Überlebenskampf gestorben war. Er verstand das Leid der Magier und hatte die Situation friedlich lösen wollen, weshalb er Morana beauftragt hatte die Situation zu lösen. Nachdem der Anführer der Blutmagier namens Decimus getötet worden war, weil er Hawke angegriffen hatte sich die Gruppe ergeben und Morana hatte ihnen eine Möglichkeit verschafft. Zusammen mit Varric hatte sie den zweiten Hauptmann, der Thrask hatte kontrollieren sollen, abgelenkt, sodass die Magier hatten entkommen können. „Ich halte sie eher für unwahrscheinlich.“, erwiderte Morana nachdenklich, nachdem sie die Analyse abgeschlossen hatte. „Ich habe ihnen geholfen zu fliehen, wenn dann würden sie sich an einem der Templer rächen. Aber möglich ist es. Man weiß nie wie weit der Dämon die Seele übernommen hat und was dieser plant.“ „Ich denke die Sklavenhändler aus Tevinther sind generell die beste Adresse.“, mischte sich nun wieder Varric ein. „Ich weiß nicht in wie weit sie organisiert sind, aber wir haben ihnen so manche Male schon die Tour vermasselt. Und Sklavenhändler mögen es normalerweise nicht, wenn man ihnen die Beute klaut.“ „Stimmt…soweit ich weiß sind sie in Ringen organisiert… vielleicht haben wir zufällig mehrere Male gegen die gleiche gekämpft.“ Es klackerte als Aveline sich umdrehte und Hawke ansah. Diese erwiderte den Blick nachdenklich. „Da nicht immer die gleichen mit auf einer Mission waren, Hawke, kennen wir auch nicht alle Aufträge, die du übernommen hast und dann ist da noch die Zeit bei Meeran.“ „Meeran hatte eher weniger mit Blutmagiern zu tun. Es ging eher um Bewachung. Ob nun Menschen oder Waren. Meist mussten wir Personen oder Karawanenschutz gewährleisten.“, erklärte Bethany und setzte sich neben Morana an die Bettkante. Diese nickte zustimmend. Öfter hatte zwar auch Mord angestanden- meist von Adligen Kirkwalls- aber meist hatte es sich um Geleitschutz gehandelt. „Verstehe…das ist also eher unwahrscheinlich.“ „Ein Blutmagier könnte aber auch der Adressat für die Waren gewesen sein oder ein Konkurrent. Viele sind ja in zwielichtige Geschäfte verwickelt. Wir haben oft auch Karawanen angegriffen oder Handelsrouten abgeriegelt.“ Moranas Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie ging sämtliche Missionen durch, doch sie hatte so viele Aufgaben übernommen um zu überleben und es gab zu viele Variablen, als dass sie wirklich 100% eine Gruppe ausschließen konnte. „Was ist mit Keran?“, schlug Anders vor und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Keran? Keran ist doch ein Templer und du sagtest er wäre nicht besessen gewesen.“ „Das glaube ich auch…aber auch wenn wir Tarohne getötet haben, so sagte doch Iduna, dass es noch immer Bücher von ihr gebe. Jemand könnte sie gefunden haben und ihre Ideen aufgegriffen haben.“ „Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering.“ Varric rieb sich sein Kinn und Merill schrieb eifrig diesen Namen auf. Morana nickte ebenfalls und fuhr immer wieder gedanklich durch das vergangene Jahr in Kirkwall. Was übersah sie nur. Sie hatten zwar bereits einige Kandidaten, wo sie ihre Nachforschungen beginnen konnten, doch keiner erschien ihr wirklich passend. Etwas tief in ihr sagte, dass das noch nicht die Lösung war. Es fühlte sich nicht richtig an. „Dann wäre dann natürlich noch der Mörder von Ninette...“, murmelte Aveline. „Ninette?“, fragte Merill irritiert und sah von dem Stück Pergament aus. „Ach ja...du warst bei Ninettes Fall noch gar nicht bei uns, Merill.“, fiel es Morana plötzlich ein und sie lächelte schief. Kurz und knapp berichtete Hawke der Dalish über die seltsamen Vorkommnisse rund um den Mord an der Frau aus der Oberstadt. Merill schüttelte sich, als sie die Details erfuhr und sah dann nachdenklich drein. „Eine seltsame Geschichte...“, murmelte sie abschließend. „Und der Mörder ist bis jetzt unsere heißeste Spur.“, sagte Anders und fuhr sich durch sein Haar. „Das ist wahr.“ Plötzlich erklang ein unwirsches Schnauben und alle in dem Raum drehten sich um. Fenris, der bisher so beharrlich geschwiegen hatte, schüttelte nur missbilligend den Kopf und seine tiefgrünen Augen hatten sich unheilvoll verschmälert. Alle blickten den Elfen irritiert an, doch Fenris sah nur Morana direkt an und schüttelte erneut den Kopf. „Was ist, Fenris?“, fragte Morana und neigte ihren Kopf. Fenris zögerte nicht, sondern löste sich stattdessen von der Wand und trat mit schnellen Schritten auf sie zu. Morana hob den Kopf um ihn direkt ansehen zu können. „Ist das wirklich dein Ernst, Hawke?“ Seine Stimme war ungläubig, schon beinahe fassungslos. „Wenn du etwas präziser werden würdest, könnte ich dir das vielleicht sagen. Du klingst ungefähr so wie mein Onkel, wenn er mal wieder die ‚Blühende Rose‘ geht.“ Morana grinste keck, doch Fenris schnaubte nur wieder und seine Augen funkelten. „Besessene Templer? Besondere Verbindung ins Nichts? Ich glaub ich hör nicht recht. Hast du denn gar nichts gelernt? Willst du jedem Magier vertrauen der dir über den Weg läuft?“ Fenris Stimme war hart und seine Augen waren wütend verschmälert. Morana hingegen zuckte nur mit den Achseln und tat somit Fenris Einwand als beiläufig ab. „Wenn er Hilfe benötigt und nichts getan hat, sicher.“ Sie sah Fenris ungerührt an. „Und ich werde mich auch nicht vor dir dafür rechtfertigen.“ Fenris sah sie lange an, doch dann wandte er sich wütend schnaubend ab und verließ den Raum. „Da hat aber einer schlechte Laune.“, kommentierte Varric, während er dem Elf hinterher sah. „Das ist er schon seit gestern oder besser schon sein ganzes Leben.“, erwiderte Morana nachdenklich. Kurz überlegte sie, ob sie mit Fenris reden sollte, doch dann verwarf sie diesen Gedanken. Er sollte sich lieber erst einmal beruhigen, bevor sie mit ihm sprach. Eigentlich bestand dafür noch nicht einmal eine Notwendigkeit. Magier waren einfach für Fenris ein rotes Tuch und das musste sie akzeptieren, doch es bedeutete noch lange nicht, dass es ihre Meinung war. Ihr bewusst, dass jede solcher Missionen ein Spiel mit dem Feuer war, doch sie kannte auch die Gegenseite zu genau, als dass sie das Leid ignorieren könnte. Feynriel, zum Beispiel, hatte es nicht verdient nach Tevinther verkauft zu werden. Fenris müsste es doch eigentlich verstehen, was für ein Unheil das für den Jungen bedeuten würde. Irgendwann vielleicht, so hoffte Morana, würden viele positive Beispiele Fenris Gram ein wenig schwinden lassen. „Also…“, durchbrach Anders die Stille, die sich gelegt hatte, nachdem Fenris frustriert den Raum verlassen hatte. „Ich glaube, wir haben alle Kandidaten zusammen. Wie gehen wir nun weiter vor?“ Er warf einen Blick in die Runde. „Varric, kannst du vielleicht deine Untergrundkontakte spielen lassen um herauszufinden, was all diese Leute nun machen?“, fragte Morana und wandte ihren Kopf den Zwerg zu. „Hmmm…“ Varric überlegte kurz und strich über sein Kinn. „Das dürfte schwierig werden. Wer auch immer es wag dich anzugreifen, Hawke, wird seine Spuren sorgsam verwischen.“ „Oder einfach nur dumm.“, grinste Isabela. Morana sah die ganze Sache nicht so einfach, schwieg aber und nickte nur. „Aber…“, setzte Varric dann an. „Es wird wenigstens eine Herausforderung.“ Merill faltete das Pergament behutsam zusammen und reichte es Varric, der es direkt unter seinem Mantel schob. „Ich werde mich auch einmal umhören.“ Aveline sah Hawke an und nickte ihr zu. Morana erwiderte es und sagte schließlich: „Mehr können wir momentan nicht tun.“ Ein Seufzer entwich ihr und sie fuhr sich durch ihr schwarzes Haar. „Wir sollten nach Hause gehen, Schwester.“, erinnerte Bethany sie sanft und umfasste ihren Arm. Morana wandte ihrer Schwester den Kopf zu und nickte. „Dann treffen wir uns wieder, wenn es neue Informationen gibt. Bis dahin würde ich sagen, dass wir zurück zum Alltag gehen. Wenn ich euch brauche, rufe ich euch.“ Alle stimmten zu und somit löste sich diese Gruppe auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)