Seelenlos von abgemeldet (Konoha vs. Akatsuki) ================================================================================ Kapitel 9: Aktiviert! --------------------- „Es ist so langweilig“, murrte Naruto, die Hände hinter dem Hinterkopf verschränkt, den Blick ziellos in die Ferne gerichtet. Sie steuerten geradewegs den Konoha-Markt an, um den Leuten beim Wiederaufbau zu helfen. „Beklag dich nicht ständig, Naruto!“, schimpfte seine Kollegin aus Team 7, die in aufrechter Haltung und mit einer gewissen Anmut neben ihm herlief. Es wunderte sie nicht, dass der Blonde sich Besseres vorstellen konnte, als beim Wiederaufbau des Dorfes zu helfen, aber es ließ sich derzeit nicht vermeiden. Nicht nur einmal hatte sich die Godaime für ihn bei den Dorfältesten stark gemacht, aber die beharrten stur auf ihrem Standpunkt, dass es viel zu gefährlich war, den Jinchuuriki des Neunschwänzigen auf Missionen außerhalb des Dorfes zu schicken. Und so hatte Tsunade ihn gezwungenermaßen zu dieser „langweiligen” Arbeit abkommandiert. „Gefällt es dir denn, jeden Tag Ziegelsteine und so'n Kram zu schleppen?“ „Hier geht es doch nicht um unser Vergnügen!“, wies sie ihn scharf zurecht. „Konoha muss nun mal wieder aufgebaut werden und es ist doch nur selbstverständlich, dass wir auch dabei helfen.“ „Ja, du hast ja recht“, gab er sich schließlich geschlagen – wenn auch etwas schmollend. „Hey, Naruto! Sakura!“ Als sich die beiden Angesprochenen herumdrehten, erblickten sie sogleich das ihnen so vertraute Bild eines ungleichen Duos: Kiba und Akamaru. „Hey, ihr!“, begrüßte der Uzumaki seinen alten Mitschüler und dessen vierbeinigen Freund mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das nichts von der Demotivation erahnen ließ. „Hallo“, grüßte auch Sakura den Inuzuka freundlich. „Seid ihr auch auf den Weg zum Markt?“, wollte der Inuzuka wissen. „Ja“, gab Naruto wenig enthusiastisch von sich. „Ihr zwei auch?“ „Ja. Die letzten paar Tage haben wir im nördlichen Teil des Dorfes geholfen, aber heute soll es der Markt sein.“ „Du scheinst ja nicht sehr begeistert zu sein“, stellte der Chaosninja aufgrund des missmutigen Gesichtsausdruckes seines Kollegen freudig fest. Geteiltes Leid war eben doch halbes Leid. „Wer hat schon Bock dazu, stundenlang Holzbalken von A nach B zu schleppen! An den ersten Tagen ging es ja noch halbwegs, aber inzwischen kann ich es kaum abwarten, wieder auf eine Mission zu gehen. Die ganzen Bauarbeiten kotzen mich ziemlich an.“ „Fängst du jetzt auch noch an?“, brüllte Sakura den braunhaarigen Ninja an und hob drohend ihre Faust, doch der Inuzuka schien unbeeindruckt. Vielmehr setzte er zu einem bissigen Kommentar an, aber ein lautes „Hallo, Leute!“ kam ihm in die Quere. In seinem unverwechselbaren dunkelgrünen Overall stieß Lee zu der kleinen Gruppe und ballte seine rechte Hand zur Faust, ehe sich sein Mund zu einem unheilverkündenden Grinsen formte. Er schob seine gute Neuigkeit nicht lange auf und sagte mit Begeisterung und voller Tatendrang: „Stellt euch vor: Heute dürfen einige von uns beim Wiederaufbau der Akademie helfen! Woohoo, wir werden so viel Spaß haben! Und nebenbei können wir unsere Ausdauer trainieren!“ Die Brauen heruntergedrückt, die Lippen zusammegepresst, die Augen zusammengekniffen – so sahen ihn seine drei Kollegen an. Ein Anblick, der unerklärlich für ihn war. „Was habt ihr denn?“, fragte er daher verwundert nach. Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass sie Freudesprünge machen würden, genauso wie er es getan hatte, als ihm diese freudige Nachricht von seinem Sensei überbracht wurde. „Was soll's, gehen wir eben bei der Akademie helfen“, verließ es Naruto gleichgültig. Viel schlimmer konnte es dort ja auch nicht sein. „Tut mir leid, aber von dir war nicht die Rede. Nur Sakura, Kiba, Shino, Tenten und ich sollen dort helfen. Alle anderen sollen ihrer gewohnten Arbeit nachgehen. Aber mach dir keine Sorgen, denn auch am Markt kannst du Spaß haben und trainieren! Wie sagt Gai-sensei immer so schön: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, erklärte er dem blonden Shinobi ausführlich und das trotz des offensichtlichen Desinteresses, welches schon allein durch die herunterhängenden Schultern versprüht wurde. „Die Arbeit macht sich nicht von allein! Also, Leute, los geht’s!“, verkündete er laut und mit ausgestreckter Faust, bevor er davoneilte. „Gut, ich schätze, dann sollten wir mal gehen“, sagte Kiba zu Sakura. „Und wir sehen uns dann vielleicht später, Naruto.“ „Ja, bis später“, verabschiedete sich der Sohn des Yodaime und ging dann weiter seiner Wege, während seine beiden Kollegen ruhigen Schrittes die selbe Route einschlugen wie Rock Lee. „Ich frage mich, wie lange wir brauchen werden, um das Dorf wieder aufzubauen“, murmelte der Chaosninja gedankenverloren. Als er jedoch in seinem Augenwinkel eine rasante Bewegung wahrnahm, kehrte er ins Hier und Jetzt zurück. Das ist doch Kakashi-sensei! Warum er es wohl so eilig hat? Er war so neugierig, dass er einen kurzen Augenblick mit dem Gedanken spielte, ihm zu folgen. Unschlüssig stand er auf der Stelle und malte sich verschiedene Situationen aus. Sollte er seinem Lehrer folgen, dann könnte es unter Umständen böse für ihn enden. Tsunade würde ihm die Hölle heiß machen, wenn sie das erfuhr, soviel stand fest. „Wenn ich nun aber was total Cooles verpasse?“, sprach er laut seinen Gedanken aus, womit er sich unbewusst anspornte. In seinen Fingerspitzen fing es an zu jucken. Seine Neugier war einfach zu groß. Er musste in Erfahrung bringen, warum Kakashi es so eilig hatte. In der Richtung, in die er gerannt war, lag der Hokage-Turm und der Trainingsplatz. Beide Orte klangen vielversprechender als der Markt. „Dann wollen wir mal!“, sagte er aufgeregt und setzte zum Sprung auf ein Dach an, als ihm jemand von hinten zurief: „Es ist doch schön, zu sehen, wie motiviert du bist, Naruto. Du scheinst es ja kaum abwarten zu können, anzupacken. Dann lass uns mal losgehen. Wir sind beide etwas spät dran.“ Mit einem warum-musst-du-ausgerechnet-jetzt-auftauchen Blick drehte Naruto sich um und antwortete dem Bauarbeiter niedergeschlagen: „Ich komme schon.“ Heute ist wirklich nicht mein Tag. „Das ging aber schnell. Ich hatte nicht so früh mit dir gerechnet“, gestand der Sannin, der noch auf dem Boden lag, den Kopf auf seine Hände gebettet. Gähnend klappte er seine Lider auf und begab sich im Anschluss daran in eine aufrechte Sitzhaltung. Sofort stach ihm etwas äußerst Interessantes ins Auge; ein ihm bekannter Gegenstand, dem er nun seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. Jetzt ging ihm ein Licht auf. Ein Gefühl von Nostalgie wallte beim Anblick dieser unverkennbaren Waffe in ihm auf und färbte auf seine Stimme ab, als er kaum hörbar sagte: „Das Tanto also.“ „Ja“, sprach der Hatake ebenso leise. “Was lässt dich glauben, dass es dich weiterbringt?“ Anstatt ihm eine verbale Antwort zu geben, hob Kakashi lediglich das Familienerbstück mit der zerbrochenen Klinke hoch, sodass Jiraiya die Worte auf dem Griff lesen konnte. „Verbündeter! Verbündeter! Befreie mich, oh befreie mich, mit der weißen Kraft“, las er leise vor sich hin. Nachdenklich legte der Sannin seine Stirn in tiefe Falten und streckte dem Jounin dann seine Hand entgegen, woraufhin der ihm den Gegenstand reichte. Jiraiya nahm sich einige Sekunden Zeit, um das Tanto von allen Seiten akribisch zu begutachten. Die seinerzeit lange Klinge war zerbrochen und zurückgeblieben war höchstens ein Viertel von ihrer ursprünglichen Länge. Und der Griff sah abgenutzt aus, die Farbe undefinierbar. Aber all das wunderte ihn nicht, denn das hatten Erbstücke so an sich. „Jedes Bluterbe muss erweckt werden, bevor es von der betreffenden Person genutzt werden kann“, rief Kakashi dem Weißhaarigen in Erinnerung und dieser verstand, was der Jüngere ihm damit sagen wollte. „Das klingt plausibel. Ein Versuch ist es allemale Wert“, erwiderte er daher. Wegen dem anliegenden Wald hielten es die beiden Shinobi für klug, ihr Vorhaben im Zentrum des Platzes in die Tat umzusetzen, um eventuell auftretenden Problemen zuvorzukommen. Um besseren Halt zu haben, beugte er seine Knie leicht und zog das rechte Bein ein Stück nach vorne. Er umschloss den stabilen Griff des Tanto dermaßen fest, dass man meinen konnte, er hätte Angst, es könnte ihm aus den Händen gleiten und wie Glas zerspringen. Er wusste nicht, wie es begonnen hatte oder warum, aber wie aus dem Nichts überrollten ihn beunruhigende Gedanken wie eine Lawine, die er nicht aufhalten konnte. Die Seelenspiegel des Jounin schienen plötzlich ihrer Lebenskraft beraubt. Sie waren zersplittert, das Bild darin verzerrt und unlesbar. War es klug, eine so todbringende Waffe zu aktivieren? Was würde passieren, sollte er Akatsuki in die Händen fallen? Es war ein offenes Geheimnis, dass Bluterben auf verschiedene Weise weitergegeben werden konnten. Sprach es nicht von Irrsinn, dieses Chakra zum Leben zu erwecken, wenn es dazu in der Lage war, die Bijuu-Geister nicht nur zu kontrollieren, wozu auch das Sharingan imstande war, sondern sie angeblich auch noch wie ein Magnet anzuziehen? Und wer wusste schon, was für Fähigkeiten es noch besaß. Zögernd senkten sich seine Lider und tauchten ihn in ein Halbdunkeln. Die bloße Vorstellung über die Folgen seines Handels trieb ihn an den Rand eines Abgrunds, wo sie nun unheimlicher wirkte und schwerer wiegte. Ein falscher Schritt und er würde in die Tiefe fallen. Ein falscher Schritt und er würde ganz Konoha mit hinunter reißen. Ein falscher Schritt und die ganze Ninja-Nation würde abstürzen. Als er trotz seiner Bedenken damit begann, ein wenig der weißen Kraft in die schwertähnliche Waffe hineinfließen zu lassen, wurde ihm wieder einmal bewusst, wer, oder besser gesagt, was er war, nämlich, ein Werkzeug in den Händen des Ninja-Daseins. Resignierend erhöhte er seine Bemühungen, darauf bedacht, die Dosis vorsichtig zu erhöhen und die Sache mit Bedacht anzugehen. Seine geruhsame Verfahrensweise war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. „Es tut sich nichts“, konstantierte Jiraiya lautdenkend und stützte sein Kinn auf die geballte Faust, wodurch das Grüblerische in seinen Zügen besser zur Geltung kam. „Häufe eine größere Menge Chakra in deinen Händen an und jage sie mit einem Mal durch die Klinke. Vielleicht klappt es auf diese Weise.“ Kakashi war willens, dem eben Gesagten nachzukommen, weswegen er mit der Umsetzung nicht zögerte. Mechanisch senkte er sein Haupt etwas und visierte das Objekt in seinen Händen an wie einen Feind. Scharf und durchbohrend. Er konnte die immense Zerstörungskraft der weißen Energie in jedem Zentimeter seines Ichs wahrnehmen, als er sie jäh explosionsartig durch das Tanto schoss. „Argh“, stöhnte der Jounin urplötzlich gepeinigt auf und dabei knickten seine Knie wie im Zwang unter dem enormen Druck weiter ein, für den das Bluterbe verantwortlich war; das Bluterbe, welches sich plötzlich wie schwere Betonklotze anfühlte. Helles, zackenförmiges Licht schien aus seinen Poren zu dringen und wie kleine Blitze um seinen Körper zu tanzen. Dutzende, vielleicht auch hunderte. Ein vertrautes Geknister wurde kreeirt, das sich binnen kurzem wie ein Lauffeuer im Winde verbreitete und ihn zu elekritisieren schien. „Es hat funktioniert“, wisperte Jiraiya erstaunt und dennoch mit einer gewissen Besorgnis, denn er konnte dem Jounin die Schmerzen geradezu vom Gesicht ablesen. Dessen vererbte Waffe fiel auf den grasigen Boden unter seinen Füßen, doch offenbar sah sich der Kopierninja nicht in der Lage dazu, sie wieder aufzuheben. Unbeachtet blieb sie liegen. Der Sannin sah, wie Schweißperlen an den Schläfen des Jüngeren herunterrannen, wie auch bald sein Haar mit der Flüssigkeit benetzt war, bis es im Sonnenlicht wie Morgentau glänzte, und blutige Tränen aus seinem Sharingan-Auge traten. Irgendwas lief hier gewaltig schief. Die Brust Kakashis hob und senkte sich viel zu schnell, das Atmen fiel ihm schwer. „Es ... erdrückt mich“, keuchte er, kaum dass er Jiraiyas Beunruhigung bemerkt hatte. Auch als die zuckenden Funken allmählich verschwanden und bald vollständig weg waren, ließ die innerliche Ballast nicht ansatzweise nach. Der Ältere der beiden Shinobi erkannte das Problem sofort und wenn er sich nicht irrte, dann war es zügig zu lösen. Er stellte sich vor Kakashi, bückte sich zu ihm herunter und riet ihm ruhig und doch mit Nachdruck: „Jungchen, du musst aufhören, das Chakra zu konzentrieren.“ „Aber-“ „Verlier keine Zeit“, schnitt ihm Jiraiya sanft, aber bestimmt das Wort ab und legte ihm in freundlicher Manier unbedacht die Hand auf die Schulter. Im nächsten Augenblick bereute er diese vielsagende Geste, denn eine Art grauer Seidenstoff spannte sich in einem riesigen Halbkreis über sie. „Was …?“, kam es fassungslos von ihm, als er bemerkte, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. „Ein Genjutsu?“ „Vermutlich“, erwiderte der schweratmende Kakashi mit Mühe. Allem Anschein nach aktivierte sich ein Genjutsu, wenn er sein Chakra an einem bestimmten Punkt in sich konzentrierte und anschließend mit seinem Gegner in Körperkontakt trat. Demnach gab es derzeit wohl nur eine Möglichkeit, um Jiraiya aus dieser Technik zu befreien: Er musste die gesammelte, zu kleinen Energiekugeln konzentrierte Chakra in seinem Körper auflösen und es frei durch sein Inneres rauschen lassen. Das einzige, was ihn davon abhielt, dies augenblicklich zu tun, war eine beängstigte Ahnung. Das Chakra fühlte sich so unglaublich schwer an, dass er fest damit rechnete, von ihr zerquetscht zu werden, sollte er ihr freie Fahrt lassen. Augenscheinlich blieb ihm allerdings keine andere Wahl. Es gab nur eins, was er vorher versuchen konnte. Schnaufend griff er nach dem Handgelenk des Sannin und schob sie etwas von sich weg, um den Körperkontakt abzubrechen. Schon diese kleine körperliche Betätigung zerrte an seinen Kräften, weswegen er die Hand des Weißhaarigen abrupt losließ. „Es hat nicht geklappt“, teilte Jiraiya dem geschwächten Kopierninja mit, der mit gesenktem Kopf und angespannt angewinkelten Armen dastand und keine Anstalten machte, in irgendeiner Art und Weise darauf zu reagieren. Es machte den Anschein, als ob er ganz stark auf etwas fokussiert war. Was ist denn jetzt auf einmal los? „Kakashi?“, sprach ihn Jiraiya vorsichtig an, doch der Angesprochene reagierte nicht. Wenn er sich doch nur bewegen könnte! „Kakashi?“, versuchte er es erneut. Diesmal lauter. Stille. Eine unverhoffte Windböe wehte an ihnen vorüber und streichelte zärtlich das Gras unter ihren Füßen, während die leuchtende Sonne auf sie herablachte und die Blätter der Bäume anmutig tänzelten. Singende Vögel flogen verspielt durch die Lüfte, unbekümmert, als gebe es kein Morgen … Und plötzlich ... „Ahhhh!“, schrie Kakashi auf und riss der vermummten Idylle dieses sonnigen Tages damit die Maske vom Gesicht. Sein Kopf schnellte ruckartig nach oben, als ein erdrückender Schmerz seinen Oberkörper befiel. Was war das? „Naruto, hörst du mich nicht? Reich mir bitte mal den Hammer“, bat einer der Männer, der auf einem Dach saß und fleißig daran arbeitete. Doch der Angesprochene, der ihm den Rücken zugewandt hatte und schnurstracks in die Ferne blickte, stand wie angewurzelt da und gab kein Anzeichen dafür, dass er ihn gehört hatte. „Dann hole ich ihn mir eben selbst.“ Aus den blauen Iriden des blonden Shinobi wurde ein kräftiges Rot, das eine furchteinflößende Aura versprühte und eine geballte Ladung Aggressivität in sich barg. Die Eckzähne wuchsen zu einer spitzen, messerscharfen Waffe, die sich problemlos durch die dünne Haut einer Person beißen konnte. Die menschlichen Fingernägel verwandelten sich zu scharfen Krallen, gestiefelt und gespornt, um jeden aufzuschlitzen, der sich ihm in den Weg stellte. Und das unverkennliche rote Chakra des Kyuubi breitete sich allmählich um ihn aus, was seiner bloßen Erscheinung eine noch bedrohlichere und gefährlichere Note verlieh. So stand Naruto mitten auf dem Konoha-Markt. Doch noch hatte keiner Notiz von dieser gefährlichen Verwandlung genommen. Viel schneller als üblich trübte und stiehl ihm die Macht des Neunschwänzigen die Sicht auf die Realität. Und viel schneller als üblich durchschnitt diese Kraft das Band zwischen seinem Verstand und seinem angespannten, von ungebremster Energie durchfluteten Leib. Wer war Freund, wer Feind? Nicht nur Naruto war seines freien Willens beraubt. Auch Kyuubi. Auch er hatte keine Kontrolle über den Körper des Blonden. Als umarmte ein reißfestes Seil seine Taille, dessen Ende in den Händen einer unsichtbaren Gestalt lag, zog es ihn widerstrebend über die Mauerkronen in südliche Richtung. Wie ein Wirbelwind fegte er an den halbfertigen Häusern vorüber, schnell und voller Hast, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her. Er sprintete, sauste und stürmte voll Widerwille einen Weg entlang, den er nicht gehen wollte. Ohne Rast und Ruh'. Schnell, unaufhaltsam. Ein Fuchsschwanz aus hellem Rot loderte wie eine Flamme am Hinterteil Narutos auf und stieg in die Lüfte, bis sie seine Statur überragte. Er rannte und rannte und rannte. Rasch, pausenlos. Wild, jähzornig und unbändig warf er dabei seinen Kopf hin und her und bellte, keckerte und knurrte immer lauter. Das nicht abzuschüttelnde, fremde Etwas in seinem Inneren, das über sein Tun entschied, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Es machte ihn wütend. Rasend wütend. Der Kyuubi war außer sich! „Verdammt, jetzt haben wir ein richtiges Problem!“, sprach der Sannin mit Schrecken, als die animalischen Laute durch den Wald zu ihnen vorpreschten. „Damit wüssten wir jetzt auch, dass das mit den Bijuus der Wahrheit entspricht“, fügte er bitterlächelnd hinzu. Den Verstand von einem beängstigten Szenario befallen, sah Kakashi andächtig in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Er wusste, in was für eine prekäre Lage er Jiraiya und Naruto gebracht hatte. Im schlimmsten Fall konnte dieser Morgen mit einer blutigen Tragödie enden, wofür er allein verantwortlich wäre. Wenn es ihm gelingen würde, das vermeintliche Genjutsu aufzulösen, dann konnten sie alle vielleicht mit einem Schrecken davonkommen. Das einzige Problem war, dass er nicht wusste, wie er diese Täuschung heraufbeschwor. Er hatte sein Chakra in allen Teilen seines Körpers konzentriert und in irgendeinem dieser pochte die gesammelte Energie für das Genjutsu und für das Kontrollieren der Bijuu-Geister. Und diese Stellen musste er identifizieren. Und das schnell. Denn: Kyuubi war da. Er hatte keine Wahl: Er musste alles in sich zusammenbrechen lassen, selbst wenn er dadurch riskierte, durch die Kraft seines Bluterbes erdrückt zu werden. Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll sprang Naruto, der bereits das Gewand des Fuchsgeistes angenommen hatte, aus dem Wald und sprintete in Lichtgeschwindigkeit auf die beiden Shinobi zu. Kakashi hätte schwören können, dass die Farbe des Chakras des Bijuus mit jeder Sekunde an Intensivität zunahm und fast wie Feuer glühte. Der Bijuu schritt, sprang, und rannte mit wuterfülltem Knurren um den Kopierninja herum. Dieser kämpfte indessen verbissen gegen seinen eigenen Verstand an, der ihn mit gnadenloser Rücksichtslosigkeit die Konsequenzen seines Tuns vor Augen führte. Ein innerlicher Zwang hielt ihn aber davon ab, die Konzentration seines Chakras aufzugeben. Allmählich schwand aber seine Kraft dahin und seine Muskeln fingen langsam an, zu erschlaffen, weswegen er der Belastung kaum noch standhalten konnte. Je lauter der Kyuubi keckerte, desto unruhiger wurde er. Bereits vier Schwänze des in Naruto versiegelten Bijuu-Geistes hatten sich befreit und damithergehend schien dessen Zorn zu steigen. Die langen Krallen malten tiefe Schlitze in den Boden, die stechend roten Fuchsaugen nahmen die Form von Mandeln an, die vier Schweife wedelten zügellos hin und her. Der Kyuubi schnappte mit seinen spitzen, messerscharfen Zähne in seiner grenzenlosen Wut wiederholt nach dem Kopierninja, wenngleich er die imaginären Ketten um seinen Körper spürte, die ihn verbissen davon abhielten, dem Konoha-Ninja zu nahe zu kommen. Eine weitere Waffe wurde damit den Menschen in die Hand gelegt, um die mächtigen Bijuus wie ungeliebte Haustiere in Kerkern zu halten. Wie er sie doch hasste! Er hatte das Gefühl, als hätte ihm dieses Chakra eine Leine um den Hals gelegt und würde ihn mit Gewalt aus dem Körper des blonden Chaosninjas ziehen. Langsam, aber sicher neigten sich Kakashis Energiereserven dem Ende zu. Das Kontrollieren des Neunschwänzigen entzog ihm viel Chakra, schon allein wegen der schieren physischen Stärke, die er im Griff behalten musste. Er musste schleunigst etwas unternehmen! „Kakashi, du musst mich irgendwie aus diesem Genjutsu befreien. Dann werde ich versuchen, Kyuubi wieder in sein Gefängnis zu sperren“, ergriff der Sannin lautstark wieder das Wort, denn das Wüten des Bijuu-Geistes war ohrenbetäubend. „Bin … schon dabei“, hechelte der Jounin ermattet und schloss dann seine Augen, alles um sich herum ignorierend. Er durfte sich jetzt von nichts und niemanden ablenken lassen, andernfalls konnte ihm ein fataler Fehler unterlaufen. Es ging jetzt darum, herauszufinden, wodurch er die Bijuus anlockte und auf welche Weise er die Illusion hervorrief. Nach wie vor fokussierte er das Chakra mühevoll in allen Ecken und Kanten seines Körper. Er horchte dem imaginären Pochen der angesammelten weißen Kraft und gab sein Bestes, um auszumachen, wo es derzeit nicht nur am schwersten zu konzentrieren war, sondern auch, an welcher Stelle es ihm am schnellsten entzogen wurde. Es bedurfte dem ehemaligen Anbu nur kurz, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass er die Bijuu-Geister durch das Bündeln seines Bluterbes im Zentrum seiner Brust anzog. Demnach entfachte er das Genjutsu, in welchem sich der Sannin gefangen sah, in einem anderen Körperteil. Aber in welchem? Mit dem Neunschwänzigen und der vor der Tür stehenden Besinnungslosigkeit im Nacken war der Zeitdruck groß. Zu groß, als dass er sich jetzt irgendwelche Gedanken machen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Glieder zu entspannen und darauf zu hoffen, dass er das Richtige tat. Bedächtig lockerte er daher seinen geistigen Griff um die weiße Kraft und spürte sogleich, wie die kumulierten Massen in seinen Körperteilen an Festigkeit verloren ... wie ein stark zusammengepresster Schnellball, der langsam zu schmelzen begann. „Beeil dich, Kakashi!“, kam es unruhig von Jiraiya. Der Anblick von Naruto trieb ihn zur Hektik. Fünf Schwänze wedelten bereits hinter Naruto hin und her! Der kleine Zettel mit dem Siegel befand sich in seiner Tasche, aber er wusste nicht, ob es ihm auf diese Weise gelingen würde, das Chakra des Fuches zurückzuzwingen. Das mächtige Gebrüll des Kyuubi riss Sträucher und Büsche aus der Erde, wiegte Bäume wie ein weinendes Baby und wirbelte den Sand auf. Die bloße Macht seiner Aura war unvorstellbar zerstörerisch und demonstrierte eindrucksvoll seine Übermachtposition gegenüber den Ninja der Nationen. Baumstämme lagen überall verstreut herum, zahlreiche Vertiefungen zierten den Boden, Gestrüppe bedeckten den Grund – der Trainingsplatz war das reinste Chaos! Ein besorgniserregener Laut entrang sich Kakashis trockener Kehle. Das silberne Haar war schweißgetränkt und klebte ihm unangenehm an den Schläfen. Seine Gliedmaßen schlotterten aufgrund der minutenlangen Anspannung der Muskeln und der nahenden totalen Entkräftung seines Organismusses. Er hatte getan, was er konnte. Er zog sachte seine Lider hoch, innerlich hoffend, dass es ihm gelungen war ... Nichts dämpfte das Sonnenlicht, nichts trübte seine Sicht – der dunkle Halbkreis war weg und damit auch das Genjutsu. Es hat geklappt! „Endlich“, kam es erleichtert über die Lippen des Sannin, als sein Körper wieder den Signalen seines Gehirns gehorchte. Doch sogleich fiel ihm auf, dass seine Hand nicht auf Kakashis Schulter lag, obwohl sie das eigentlich sollte. Ein Genjutsu war nur eine Täuschung der Sinne, auch wenn sich die Art und Weise unterschied. Bei diesem musste er sich reintheoretisch in seiner Ausgangsposition befinden mit seiner Hand auf Kakashis Schulter. Aber das tat er nicht. Konnte es sein, dass das angebliche Genjutsu eine Illusion in einer Illusion war? Er schob diesen Gedanken für den Augenblick beiseite und holte stattdessen das kleine Stück Papier mit den Siegelzeichen heraus, dem Fuchsgeist indes Auge im Auge gegenüberstehend. Unschlüssig, wie er die Sache angehen sollte, tappte der Sannin im wortwörtlichen Sinne auf der Stelle. Verdammt, wie soll ich an ihn herankommen? Noch ehe er eine Antwort auf seine Frage gefunden hatte, fletschte sein Gegner seine kalkweißen Zähne gefährlich, riss sein Maul weit auf und schrie ihm seinen Zorn entgegen, wodurch er ihn gegen einen Baum schleuderte. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Wirbelsäule wie ein Stromschlag, aber er biss die Zähne zusammen und sprang rasch auf die Beine, als er das schnelle Herannahen des Kyuubi mit Entsetzen bemerkte. Was sollte er jetzt machen? Würde er es ein zweites Mal schaffen, dem Tod durch den Neunschwänzigen zu entgehen? Er hielt den Zettel fest in seiner Hand umklammert. Er bedeutete Leben. Der Kyuubi holte mit einer Tatze aus und schlug damit nach Jiraiya, in der Absicht, ihn mit seinen langen Krallen aufzuspießen. Und das tat der Fuchs mit so einer enormen Geschwindigkeit, dass der Sannin unmöglich frühzeitig entkommen wäre, wenn nicht irgendwas den Bijuu dazu gezwungen hätte, sich urplötzlich von ihm wegzubewegen. Kakashi! Als der durch den Kyuubi aufgewirbelte Sand sich lichtete, drehte er sich zu dem Kopierninja herum und stellte - erschlagen, ermattet und fasziniert von dem sich darbietenden Anblick - für wenige Flügelschläge das Atmen ein. Der Mund hatte sich im Erstauen einen kleinen Spalt geöffnet, die schwarzen Augen konnten sich an der Bizarrheit dieser Szene nicht satt sehen: Kakashi und Kyuubi sahen einander in die Augen. Der Kyuubi aufrecht. Auf Kakashi herabblickend. Kakashi auf einem Knie. Zu dem Kyuubi heraufblickend. Das war eine atemberaubende Szene. Eine Szene, wie aus dem Bilderbuch über eine längst in Vergessenheit geratene Zeit. Eine Zeit, in der der Henker auf den Todgeweihten herabblickte. Das einzige, was nicht zu diesem Bild passen wollte und ihre ursprüngliche Aussage zu Unwirklicheit, Ironie und Absurdheit degradierte, war die Überlegenheit in den eisigkalten Augen des 'Todgeweihten', die in diese Szene, diesem Bild, dieser Täuschung ein Loch hineinbrannte. Weder der Shinobi noch der Bijuu-Geist regte sich. Nur die fünf Schwänze des Fuches wehten sanft hin und her. Es war plötzlich so unglaublich leise auf dem Trainingsplatz, dass man wahrscheinlich das Summen einer einzelnen Biene hätte hören können. Er war fast am Ende seiner Kräfte angelangt. Schon allein die Position seines Körpers ließ darauf schließen; ein Knie hatte er auf dem Boden abgestützt, während er das andere etwas an seine Brust gedrückt hielt und sein Unterarm darauf abgelegt hatte. Durchsichtige Schweißperlen schmückten sein Haar, wodurch es um eine Nuance dunkler wirkte, und durch die Maske stieß stockender Atem. In diesem miserablen Zustand befand sich Kakashi vor dem eisernem Gitter von Kyuubis Gefängnis. „Was willst du hier?“, zischte der Bijuu-Geist bedrohlich. Er konnte diesen Shinobi schon allein wegem dem Sharingan nicht leiden. Er hasste diese Kraft der Uchihas! Und noch dazu hatte dieser Kerl ein Chakra, dessen Macht er sich – wortwörtlich – nicht entziehen konnte. Kakashi wusste selbst nicht genau, warum er sich geistig in Naruto befand und sich dem boshaften Blick des darin lebenden Wesens aussetzte. Ihm war es darum gegangen, ihn von Jiraiya fernzuhalten, weil die Gefahr bestand, dass er ihn tötete, wohingegen er allem Anschein nach nicht von ihm angegriffen werden konnte. Daraus schloss er, dass das Bluterbe seines Clans ebenfalls als eine Art Schutz vor den Bijuu-Geistern fungierte. „Los, verschwinde!“, brüllte der Neunschwänzige nun außer sich vor Zorn und fletschte demonstrantiv die Zähne. Diese Kraft, die Naruto innewohnte, war unermesslich und schien grenzenlos. Und so ein Wesen sollte er kontrollieren können? Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. „Ich habe gesagt, du sollst verschwinden“, fauchte er nun bedrohlich leise, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengedrückt. Die Bewusstlosigkeit schlich sich immer weiter an und es würde nicht mehr lange dauern, bevor sein Körper den Geist aufgab und nach vorne überkippte. Er musste die Sache hier schnell regeln. „In Ordnung, ... ich verschwinde. Im Gegenzug wirst du allerdings … die Kontrolle … über Naruto aufgeben, wenn ich ... sie über dich aufgebe“, forderte er schweratmend mit kleinen Pausen, da selbst das Sprechen zu einem müheseligen Akt wurde. Der Kyuubi lachte verächtlich auf. Dieses dämonische Gelächter schlug wie ein Vorschlaghammer von allen Seiten auf den Shinobi ein. Hart und unbarmherzig. „Du kannst dich ja nicht mal auf den Beinen halten und da wagst du es, eine Forderung an mich zu stellen? Lächerlich!“, teilte der Bijuu dem Jounin seine Gedanke mit. „Glaub mir, es ist ... in deinem … Interesse“, sprach Kakashi nun mit etwas mehr Nachdruck. Die Gesichtszüge des Kyuubi verfinsterten sich noch mehr. Seine Anspielung hatte demnach ihre Wirkung nicht verfehlt, aber doch schon die nächsten Worte des Fuchsgeistes, die einen fast neutralen Tonfall hatten, zeigten ihm nur, dass er mit seiner Annahme gänzlich falsch lag. „In meinem Interesse? Dass ich nicht lache!“ „Um präziser zu werden“, brach es nun unheilverkündend aus Kakashi hervor. „Wenn du ... dich nicht zurückziehst, werde ich … mit dir spielen, wie mit einem Schmusekätzchen!“ Besonders zum Ende hin hatte ein tiefschwarzer Klang seine Worte begleitet. Der Bijuu fühlte sich in seinem Stolz verletzt. Es war demütigend, dass er, trotz seiner hochgradigen Überlegenheit dem Shinobi gegenüber, von ihm ganz nach Belieben benutzt werden konnte. Es machte ihn krank! „Nicht wir Bijuu-Geister gehören eingesperrt, sondern ihr. Ihr Menschen. Ihr seid das wahre Böse.“ Kyuubi konnte spüren, dass die Aura des Shinobi nicht ansatzweise dunkel oder kalt war, aber das machte für ihn keinen Unterschied. Man musste nicht böse sein, um Böses zu tun. Der Jounin war etwas verwundert über diese Aussage, reagierte aber nur mit: „Ich fasse das ... als Ja auf.“ „Du bist kein Deut besser als der Mann mit der Maske.“ „Der Mann ... mit der Maske?“ Kakashi runzelte verwirrt die Stirn. „Sprichst du von Madara? ... Uchiha Madara?“ Als der Name des einstigen Uchiha-Oberhauptes fiel, trat ein seltsamer Ausdruck in die kalten Augen des Kyuubi. Der Shinobi glaubte, Verblüffung und Skepsis darin lesen zu können. Irgendwas stimmte hier nicht. Als keine Reaktion kam, fragte er: „Wieso ... nennst du ihn nicht ... bei seinem Namen?“ „Verschwinde jetzt“, war alles, was der Kyuubi darauf zu sagen hatte. Ruhig, aber mit Nachdruck. Wenn er noch die Kraft und Zeit gehabt hätte, weiter nachzuhaken, dann hätte er das getan. Irgendetwas sagte ihm, dass der Neunschwänzige etwas Entscheidendes wusste, wohingegen sie weitestgehend im Dunkeln tappten. Allerdings würde wohl eher die Hölle zufrieren, bevor der Fuchsgeist sein Wissen an Konoha weitergab. Ihm blieb zu diesem Zeitpunkt nur der Rückzug übrig und so tat er schließlich, was von ihm verlangt wurde. Als er wieder den zarten Windhauch auf seiner Haut fühlte, hob er seinen Blick, um sich zu vergewissern, dass der Kyuubi noch immer vor ihm stand. Die roten Augen blickten mit einer Mischung aus Verachtung und Feindseligkeit auf ihn herab, doch er störte sich nicht daran. Ohne den Fuchs aus den Augen zu lassen, löste er das Energiebündel in seiner Brust langsam auf, während er sich gleichzeitig mental auf einen Angriff einstellte. Obwohl sein Leben gerade gewissermaßen am seidenen Faden hing, wirkte Kakashi äußerlich unberührt wie eh und je, so wie man das von ihm gewohnt war. Denn jemand, der den Tod nicht fürchtete, kannte die Angst nicht. Die gesammelte Menge Chakra in seiner Brust zerstreute sich in alle Richtungen und beflügelte sein Innenleben. Es war, als hätte man ihm nach tagelanger Wanderung den Brocken von seinen Schultern genommen, den er in erschöpftem Zustand mit sich herumgetragen hatte. Er fühlte sich leicht, so federleicht. Und obwohl er fast am Ende seiner Kräfte war, kam er problemlos auf die Beine, auch wenn er die Zähne zusammenbeißen musste. Erleichterung machte sich in ihm breit, als die Schwänze des Kyuubi nach und nach dahinschwanden und das rote Chakra langsam, aber sicher abflaute. Der Jounin hatte hochgepokert und gewonnen. Schließlich war der blonde Ninja von der Macht des Fuchsgeistes befreit. Wie ein nasser Sack fiel er kraftlos nach vorne, wurde jedoch von Jiraiya abgefangen. Sorge zeichnete die Mimik des Sannin beim Anblick der verbrannten Haut des Blonden. „Naruto muss sofort behandelt werden.“ „Kakashi-san!“, hörten die beiden Shinobi plötzlich jemanden rufen. Shizune. Während sie sich den Männern näherte, fiel ihr auf, dass Naruto regungslos in den Armen von Jiraiya lag. Daraufhin beschleunigte sie ihre Schritte, wobei ihre Mimik deutlich erkennen ließ, dass sie besorgt war. Das Wüten des Neunschwänzigen war ihren Ohren nicht entgangen. „Tsunade-sama verlangt nach Ihnen“, ließ sie den Kopierninja schnell wissen und verlor dann keine Zeit, um den Chaosninja zu behandeln. Sogleich begann sie damit, ihr heilendes Chakra zentimeterweise über dessen verbrannte Haut zu fahren. Ihr Blick war schnurstracks auf den geschwächten Körper des Blonden gerichtet. Aus einem unersichtlichen Grund vermied sie es, die beiden Shinobi zu fragen, was geschehen war. „Ich glaube kaum, dass du es alleine dorthin schaffst“, merkte der Sannin nach einem flüchtigen Seitenblick auf Kakashi an. „Komm schon, Jungchen, ich helfe dir dorthin. Naruto ist ja in besten Händen.“ Tobis Blick streichelte geradezu die riesige Statur vor sich; geprägt von Faszination, gefärbt vom dunklen Ton des Wahnsinns. Das berauschende Spektakel hatte bereits sein Ende gefunden, aber noch immer konnte er sich nicht davon losreißen. Er hatte die Arme einladend geöffnet und sie dem übergroßen Objekt entgegen gestreckt. Die sieben Bijuu-Geister hatten sich beruhigt. Und doch schien ihr verstummtes Gebrüll selbst jetzt noch durch die Grotte zu streifen. Das war das Zeichen, worauf er gewartet hatte. Er kam seinem Ziel näher und näher. Kisame beäugte seinen Vorgesetzten aufmerksam. Dessen Pose erinnerte ihn an einen streng gläubigen Menschen, der eine Gottheit anbetete. Wie er dagestanden und die Bijuus mit seiner Augenkunst in ihrem Gefängnis gefangen gehalten hatte, hatte ihm imponiert. Das war das erste Mal gewesen, dass er den Mann mit der orangen Maske richtig in Aktion erlebt hatte. Er verstand aber nicht, warum die Bijuu-Geister plötzlich angefangen hatten, herumzubrüllen und mit aller Macht versucht hatten, aus ihrem Käfig auszubrechen. Besonders merkwürdig fand er die Tatsache, dass alle sieben wie auf Kommando mit ihrer Rebellion begonnen hatten, geradezu so, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. „Kisame, begib dich unmittelbar nach Kumogakure und schaff mir den Achtschwänzigen her. Versuch, keine Aufmerksamkeit zu erregen“, wandte sich Tobi völlig unerwartet an seinen Untergebenen. Der Angesprochene grinste und entblößte damit fast vollständig das haiähnliche Gebiss. „Wird erledigt.“ Im Anschluss an diese kurzangebundene Antwort verließ der Akatsuki-Mitglied die provisorische Unterkunft der Organisation und ließ Tobi alleine. Dieser ging in Gedanken seine nächsten Schritte durch. Bis jetzt lief alles nach Plan. Erst einmal musste er Pain, der derzeit mit Konan in Amegakure war, über die Aktivierung des Kekkei Genkais der Hatakes in Kenntnis setzen. Es galt nun, sich in Geduld zu üben und abzuwarten, bis Kakashi auf eine Einzelmission oder dergleichen geschickt wurde. Eine solche Situation würde er nutzen, um ihn zu entführen und sein Vorhaben aktiv in Angriff zu nehmen. Er war sich sicher, dass dieser Augenblick nicht weit weg war. Dafür … hatte er gesorgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)