Seelenlos von abgemeldet (Konoha vs. Akatsuki) ================================================================================ Kapitel 10: Ein riskanter Plan ------------------------------ Schon als sie das schweißgetränkte Haar erblickt hatte, schon als sie in die zusammengekniffenen Augen sah, schon als ihr die gebückte Haltung aufgefallen war, hatte Tsunade instinktiv gewusst, dass etwas Entscheidendes vorgefallen war. Sie hatte Kakashi – trotz seiner Beteuerung, dass es ihm gut ginge – ins Krankenhaus eingeliefert. Nach wenigen Minuten ruhigen Liegens hatte sich sein Puls weitestgehend beruhigt und sein Atem stieß in gesundem Tempo durch seine Maske. Zerstreut haftete sein ausdrucksloser Blick an einem schwarzen augenförmigen Fleck an der Zimmerdecke, der das glockenreine Weiß verschandelte und es zu einem bösen Omen werden ließ. Streichelnd fuhren seine Fingerbeeren über den daunenweichen Stoff der Decke, die unter seinem ermüdeten Körper begraben lag. Rauf. Runter. Rauf. Runter. Rhythmisch und im Takt, wie ein tropfender Wasserhahn im Hintergrund. Im Geiste ließ er den Vormittag Revue passieren. Die intensiven Farben der Bilder jener Stunden blühten wie eine Knospe vor seinem inneren Auge auf; das furchteinflößende Rot des Chakras Kyuubis, die selben farbigen stechenden Augen, die vom Sandstaub zu blassgrün gewordenen Blätter; er sah die Unruhe in den meist unbekümmerten Zügen des Sannin, hörte sein eigenes stark schlagendes Herz, roch noch immer die dagewesene Gefahr; das verstummte Wortgefecht zwischen Kyuubi und ihm fand erneut seinen Weg in seine Gehörgänge, ließ ihn abermals hellhörig aufhorchen und rief ihm die bedeutsamste Aussage des Fuchsgeistes in Erinnerung: Du bist kein Deut besser, als der Mann mit der Maske. Obzwar ihm diese so wichtig erscheinende Information wie vom Himmel in den Schoß gefallen war, hegte er Zweifel an der Wahrheit dieser. Ignorieren wollte er jedoch dieses unsagbar merkwürdige Gefühl nicht, welches gegen seine Schweigsamkeit rebellierte und ihm sagte, dass der Fuchsgeist aus einem bestimmten Grund jene Worte gewählt hatte. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, als der Hokage davon zu berichten, wenngleich er wusste, dass bei allen die Nerven blank lagen und Unruhe derzeit Gift für Konoha war. Und Gift war tödlich. Das Klopfen an seiner Tür zerfetzte den Gleichmut, der wie ein warmer Hauch durch das Zimmer gestreift war und ihn mit wohliger Ruhe umhüllt hatte. „Tsunade-sama“, grüßte er die eingetretene Person respektvoll und obschon er sich im Klaren darüber war, dass er sich kaum bewegen konnte, richtete er sich langsam auf. Dabei schoss ein beißender Schmerz durch seine geschwächten Glieder, weswegen er abrupt inne hielt und seinen leicht angehobenen Leib widerwillig zurück aufs Bett fallen ließ. „Überanstreng dich nicht und bleib liegen“, riet ihm Tsunade in einem fürsorglichen Ton und sandte ihm einen besorgten Blick, den Kakashi mit unausgesprochener Dankbarkeit empfing. Mit unterschwelliger Besorgnis beobachtete er, wie die Hokage anschließend ziellos durch den Raum sah, als würde sie nach etwas Ausschau halten; eine Verhaltensweise, die entschieden untypisch und seltsam war, wenn man bedachte, dass es sich um die Godaime handelte. Ihre braunen Iriden offenbarten die innerliche Anspannung und mentale Müdigkeit, die wie eine Blume in ihr gewachsen war. Der jahrelange Kampf gegen Akatsuki hatte sie ausgezerrt, sie geistig erschöpft und ihre steinharte Schale zu Staub geklopft. Der Wille des Feuers brannte jedoch nach wie vor lichterloh in ihr und unterdrückte jene dunkle Gedanken, die ihr in ihrem Vorhaben hinderlich werden konnten. Ganz gleich, wie sehr es sie belastete, in diesen schweren Tagen, Wochen, Jahren die Hokage des Dorfes Konohagakure zu sein: Sie war bereit, alles Erdenkliche zu tun, um diese Organisation den Garaus zu machen – auch das konnte Kakashi in ihren Augen sehen. Ein vertrautes rhythmisches Klick Klack drang mit steigender Lautstärke von dem Gang bis zu ihnen durch und erst, als Jiraiya auf der Türschwelle zu Kakashis Krankenzimmer stehenblieb, kehrte die Ruhe in die fahlen Wände des Krankenhauses zurück. „Ist der Bengel endlich nach Hause gegangen?“, fragte Tsunade ihren alten Teamkollegen geradewegs heraus, woraufhin dieser grinsend entgegnete: „Ja, nachdem ich ihm versprochen habe, ihm ein neues Jutsu beizubringen.“ „Das sieht Naruto ähnlich“, warf Kakashi lächelnd ein, womit er umgehend die Aufmerksamkeit Jiraiyas auf sich zog. Der Sannin musterte die liegende Gestalt für ein paar Flügelschläge, während sich die Geschehnisse des Vormittags in Schatten vor seinem inneren Auge auftaten. Unabsichtlich verfiel er ins Grübeln, doch er bemerkte es rechtzeitig und kehrte geistig wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Wie fühlst du dich?“, wandte er sich dann mit dezent bedrückter Miene an den Jounin, dessen Blassheit von der Maske nicht verborgen werden konnte. „Gut, danke“, entgegnete Kakashi und schenkte dem Sannin ein Lächeln, welches kläglich dabei scheiterte, ihm Frohsinn ins Gesicht zu zeichnen und ihn stattdessen Lügen strafte. Die Wahrheit sah anders aus. Ihm war elend zumute. In Anbetracht der Schwere und der Anspannung, die so intensiv im Raum zu spüren war, dass man meinen konnte, sie greifen zu können, hatte Kakashi eine kleine Notlüge der Realität vorgezogen. Warum sollte er offenlegen, dass es ihm miserable ging, wenn die Wahrheit die momentane Situation verschlechtern, aber nicht verbessern konnte? Alle drei Anwesenden im Zimmer 221 spürten, dass die ultimative Konfrontation mit Akatsuki bereits wartend vor ihrer Tür stand. Sie ahnten, dass bald eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Ninja-Nationen fallen und ein Versagen mit dem Blut ihrer Mitmenschen bezahlt werden würde. Das Schicksal der Gegenwart lag voll und ganz in den tauben Händen jener Personen, die den Gegenschlag planten. Es gab keine Garantie dafür, dass es darin nicht zerbrach. „Bevor ich euch über die neusten Geschehnisse aufkläre“, sprach sie unverhofft in Richtung der beiden Männer, „möchte ich wissen, was genau sich beim Training zugetragen hat. Narutos Zustand ist Beweis genug, dass es euch gelungen ist, das Kekkei Genkai freizusetzen und die Gerüchte um das Bluterbe der Hatakes entspricht allem Anschein nach auch der Wahrheit. Ich brauche allerdings Einzelheiten.“ Die Godaime stand still auf der Stelle; etwas, was sie normalerweise nicht tat. Mit einer fesselnden Dynamik fixierte sie ihre beiden Untergebenen. Jiraiya verschränkte seine Arme vor seiner Brust und lehnte sich an die Wand an. Er warf dem rechts von ihm im Bett liegenden Kopierninja einen leeren Blick zu, bevor er Tsunade mit selbigem bedachte. „Es ist schwierig, zu beschreiben, was genau passiert ist“, fasste Jiraiya seine Eindrücke des Vormittags zusammen. In der Tat fiel es ihm nicht besonders leicht, das Erlebte zu reflektieren und in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Alles war so schnell gegangen. Eins hatte zum anderen geführt und das seltsame Genjutsu der weißen Erbkraft hatte ihm ein Rätsel aufgegeben. Er hatte eine eindeutige Vermutung, was das betraf und er war gespannt, wie Kakashi es empfunden hatte. Dieser gab die ereignisreichen Stunden in kurzen Sätzen wider, wobei er sich auf die wichtigsten Punkte beschränkte. Eine angenehme Ruhe schwang in seiner Stimme mit, als er Tsunade von dem neu erweckten Chakra erzählte, welches sich urplötzlich schwer wie Beton angefühlt hatte. Obendrein verlor er ein paar Worte über das von ihm unabsichtlich heraufbeschworene Genjutsu, in welches er Jiraiya gezogen hatte. Von der Konfrontation mit dem Kyuubi erzählte er ebenfalls, wobei er das Gespräch mit diesem erst einmal für sich behielt. „Kakashi“, sprach ihn Jiraiya an und nahm Tsunade vorerst die Chance, Fragen zu stellen. „Ist dir etwas aufgefallen, als du das Genjutsu aktiviert hast?“ Kakashi brauchte keine Sekunde, um zu begreifen, worauf Jiraiya hinauswollte. „Diese Technik … ist nur als Genjutsu getarnt. Ein Blick genügt und jeder Ninja wäre sich sicher, dass es sich dabei um eine Illusion handelt. Allerdings geschieht alles, was ich während dieser Zeit mit meinem Gegner tue, in der Realität“, gab er seinen Eindruck wider und ein Nicken des Sannin zeigte ihm, dass er zum selben Ergebnis gekommen war. „Außerdem hat das Genjutsu erst dann gewirkt, als ich deine Schulter berührt habe. Im Falle, dass du dieses Jutsu im Kampf einsetzen willst, solltest du diesen Faktor unbedingt im Hinterkopf behalten. Solange du keinen Körperkontakt mit deinem Gegner herstellst, wird diese Technik nicht funktionieren“, ergänzte Jiraiya. „Das werde ich“, versicherte dieser ihm. „Interessant“, meinte Tsunade nur und runzelte dann die Stirn. Ein Gedanke spukte schon die ganze Zeit in ihrem Kopf herum. „Konntest du die anderen Bijuu-Geister spüren, als du Kyuubi kontrolliert hast?“ Der Ausdruck in ihren Augen zeigte, dass sie sich Hoffnungen auf eine bestimmte Antwort machte. Ihre Arme hatten sich an ihren Körper angeschmiegt, ihre Hände waren andeutungsweise zu Fäusten geformt. Eine spürbare Unruhe ging von ihr aus, was ihr nicht übel genommen werden konnte. Als Oberhaupt des Dorfes lastete ein unglaublicher Druck auf ihren Schultern, dem sie unter allen Umständen standhalten musste. Kakashis Reaktion darauf folgte nicht unmittelbar. In gedanklicher Zurückgezogenheit ließ er jene Momente auferstehen, wodurch er sie ein weiteres Mal durchlebte. Er wusste, wie viel von seiner Antwort abhing, als er erwiderte: „Ja, aber ich konnte dennoch nicht ihren genauen Standpunkt bestimmen. Ich schätze, dafür fehlt es mir derzeit an Training und insbesondere Erfahrung mit diesem Kekkei Genkai.“ Tsunade seufzte deutlich hörbar und ließ ihren bekümmerten Blick wie in Trance zum Fenster schwingen, der ihr nicht die gewohnte Schönheit der unberührten Landschaft Konohas offenbarte. Alles wirkte so grau und trist, obwohl die Sonne schien. Sie glaubte, das fröhliche Lachen von Kindern aus weiter Ferne hören zu können und der bloße Gedanke, dass sich dieses womöglich bald in traurige Klänge verwandeln könnte, ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Nein! Sie würde das nicht zu lassen! Solange sie lebte, würde sie das zu verhindern wissen! „Kakashi, Inoichi hat mir wichtige Informationen beschafft. Ich habe daher eine neue Mission für dich“, sagte sie geistesabwesend, Auge in Auge mit der Tristheit der Natur. Was ging in ihr vor, während sie aus dem Fenster sah? In Kakashi keimte ein ungutes Gefühl auf. Ihm war der melancholisch angehauchte Ton in ihrer Stimme nicht entgangen und ihre Haltung trug nicht dazu bei, dass dieser Eindruck verschwand. Ihre Arme hingen kraftlos herunter, die Hände waren geöffnet und ihre Schultern hatten ihre Strammheit eingebüßt. Noch bevor sie ein Wort verloren hatte, spürte Kakashi die imaginäre Schlinge, die sich um seinen Hals legte. Der Schattendoppelgänger verpuffte, als er ihm einen kraftvollen Schlag in die Magengrube verpasste. Neji atmete in einem unnatürlich schnellen Rhythmus, sein Herz pochte aufgeregt gegen den Brustkorb. Ausgelaugt ließ er sich so geschmeidig nach hinten fallen, als würde er fest damit rechnen, von jemandem aufgefangen zu werden. Der Aufschlag auf den steinharten Boden war nicht schmerzhaft, nicht herb, nicht quälend … nur bitter. Neji seufzte und senkte seine müden Lider, um sich vollends zu entspannen. Er genoss die Stille am kleinen Gewässer, die nur dann und wann durch das plätschernde Geräusch spielender Fische unterbrochen wurde. Während er so dalag und sich gedanklich fallen ließ nahm er das goldene Gelb der hochgewachsenen Sonnenblumen auf der gegenüberliegenden Wiese wahr, die in den sanften Böen leicht schaukelten, den ozeanblau gefärbten Himmel, der so klar und rein wirkte, die blütenweißen Wölkchen, die scheinbar unbefangen an Ort und Stelle weilten. Wieso kam er sich nur so fehl am Platz vor? Die bunten Farben seiner Umgebung wirkten fad und trist, sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche tot und unwirklich. Ihm war nie bewusst gewesen, wie viel ihm sein Kekkei Genkai bedeutete, wie sehr es ihn als Ninja definierte, wie groß die emotionale Verbindung dazu war. Wann die Hokage wohl auf ihn zurückkommen würde? Die Warterei zerrte an seinen Nerven, auch wenn er es sich selbst nicht eingestand. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sich auf schnellstem Wege auf die Suche nach Akatsuki gemacht, obgleich es sehr gefährlich war. Der Tod war nichts im Vergleich zu einem Leben ohne das Erbe seines Clans. Ein Hyuuga ohne Byakugan war unwürdig. Das einzige Auge, welches durch eine rundliche Öffnung in der orangen Maske sichtbar war, schaute unbeseelt in die weite, endlose Ferne. Der Mantel mit den roten Wolken schlug sanfte Wellen im vorbeiziehenden Wind, der ein pfeifendes Geräusch durch den hinter ihm stehenden Höhleneingang schickte. Tobi fühlte die Anwesenheit seiner treuen Untergebenen Pain und Zetsu in seinem Rücken, doch er machte sich nicht die Mühe, seinen Blick von dem leeren Punkt im scheinbaren Nichts zu nehmen, das ihn auf unbegreifliche Art und Weise fesselte. „Seid Ihr Euch sicher, dass der Plan aufgeht?“, erklang die nüchterne Stimme Pains, der sich wie Zetsu mit einem respektvollen Abstand neben den Anführer der Akatsuki stellte und ebenso wie dieser schnurstracks über das gesamte Gebiet hinübersah, ohne dabei etwas bewusst ins Auge zu fassen. Mit ihren schwarzen Mänteln stachen sie aus dem lebhaften, kunterbunten Kleid der Natur heraus – wie ein schwarzer Tintenfleck auf der Heiratsurkunde, der Unheil prophezeite. „Die Chancen stehen sehr gut, aber es ist nicht auszuschließen, dass sie uns durchschaut haben“, gab Tobi zu Bedenken, wobei er eine ungewöhnliche Sanftheit und Ruhe in seinen Worten heraushören ließ. Obwohl er anwesend war und sich unterhielt, erweckte er den Eindruck, geistig völlig woanders zu sein. „Es darf nichts schiefgehen“, bemerkte die dunkle Seite Zetsus ernst, woraufhin der von Nagato gesteuerte tote Körper Yahikos mechanisch sagte: „Von nun an können wir nichts weiter tun, als abzuwarten.“ Tobi nickte kaum merklich. „Die Fäden sind zerrissen. Wir sind darauf angewiesen, dass die Marionetten sich von alleine bewegen.“ „Sehr poetisch, Tobi“, gab Shiro-Zetsu mit einem angedeuteten Grinsen von sich, woraufhin Kuro-Zetsu rügend sagte: „Bleib ernst!“ „Nagato“, sprach der Mann mit der Maske gedämpft. „Nachdem wir fürs Erste alles besprochen hätten, können Sie sich wieder zurück zu Konan nach Amegakure begeben. Es wird sicherlich noch einige Woche dauern, bis wir die Gelegenheit bekommen, Kakashi Hatake gefangen zu nehmen. Wenn es soweit ist, werde ich Sie kontaktieren.“ Nach einem kurzangebundenen „Ja“ leistete Pain der Aufforderung seines Vorgesetzten folge und entfernte sich augenblicklich von seinem derzeitigen Standpunkt, um wieder wie ein Gott über Amegakure zu wachen. Eine scharfe Windböe zog an den beiden vor der Höhle stehenden Nukenins vorbei, den salzigen Geruch von feuchten Felsgrotten mit sich herumtragend. Ein schwaches Donnern erschallte und kündete ein Sommergewitter an. Tobi sah hoch zu den Wolken und erkannte, dass diese bereits einen gräulichen Farbton angenommen hatten. Es würde bald zu regnen anfangen. Er fragte sich, ob Sasuke das Unwetter ignorieren und weiter trainieren würde. Ihm war nie ein Mensch begegnet, der derart ambitioniert seine Ziele verfolgte. Was würde passieren, sollte Sasuke in seinem Vorhaben scheitern? Der Junge stand bereits an der Grenze zum Wahnsinn. „Sieh nach Kisame!“, befahl Tobi wie aus heiterem Himmel und zog sich ins Innere ihres provisorischen Hauptquartiers zurück. Zetsu sah ihm solange hinterher, bis nichts mehr von ihm zu erkennen war. Obgleich die Maske Tobis Mimik gänzlich verbarg und ihn dadurch vor den scharfen, durchschauenden Augen anderer wahrte: Zetsu schien in ihn hineinsehen zu können. Es lag eine unendliche Seelenruhe in Tobis Sharingan, als wüsste er ganz genau, wofür er diesen unerbittlichen Kampf führte. Eine unverdrossene Ausgewogenheit ging von dem Kopf der Organisation aus, die einen glauben ließ, dass ihn nichts aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Nichts. Gar nichts. Die Augen der Godaime erinnerten an einen ausgetrockneten See, an eine verendete Blume, an ein wortloses Buch, als sie sich Kakashi mit wie in Stein gemeißelten Zügen zuwendete, um ihm die Mission zu erläutern. Ihr Blick … er bat um Vergebung, stumm und doch so voll Ehrlichkeit. Dieser Blick … er vollbrachte schweigsam, was Tsunade nicht in Worte kleiden durfte. Insbesondere als Hokage blieb es ihr verwehrt, Schwächen so offensichtlich zur Schau zu stellen. Sie durfte keine Rücksicht auf den Einzelnen nehmen, musste vollends hinter den Entscheidungen stehen, die sie getroffen hatte. Kakashi wusste das. Vielleicht war das der Grund, dass sich kein Muskel in seinem Gesicht rührte, obwohl er ahnte, dass die nächsten Worte das endgültige Siegel unter sein Leben setzen würden. „Sobald du dich erholt hast, „leitete Tsunade die Erklärung der Mission ein, „wirst du dich alleine auf den Weg zum Reich des Wasserfalls machen, um dort an einem verlassenen Ort dein Chakra zu trainieren. Dafür hast du vier Wochen Zeit. Danach begibst du dich auf derselben Route zurück nach Konoha. Aber jetzt kommt der Hauptteil und der Grund, warum diese Mission der Kategorie S angehört.“ Ihre Emotionen hatten sich auf ihr Gesicht niedergeschlagen und malten ihr imaginäre Schatten auf die Züge, die ihr Inneres andeutungsweise nach außen trugen. Zum ersten Mal in ihrer Amtszeit als Hokage schickte sie einen ihrer Shinobi, einen treuen Untergebenen, in den sicheren Tod. Blieb ihr etwas anderes übrig? Sie musste dieses Opfer bringen und das Vorteil ausschöpfen, welches Konoha gegenüber Akatsuki zurzeit besaß. Kakashis Miene zufolge sah er der ganzen Angelegenheit gelassen entgegen. „Du wirst mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Rückweg von Akatsuki-Mitgliedern aufgehalten werden. Sie werden dich gefangen nehmen und anschließend wird Madara deine Gestalt annehmen, um sich hier in Konoha aus einem uns unbekannten Grund unter uns zu mischen. Hast du irgendwelche Fragen für den Augenblick?“, richtete sie sich mit gewohntem Ernst in Ton und Mimik an den Kopierninja. Kakashi verengte die Augen nicht aus Entsetzen, weitete sie nicht aus Schreck, schloss sie nicht aus Niedergeschlagenheit. Über seine Lippen kam kein Seufzer, kein Einwand oder gar Vorwurf. Er fragte die Godaime nicht, warum sie sein Leben so leichtfertig opferte, sein Blut so achtlos vergoss. Er war ein Shinobi. Er tat, was ihm aufgetragen wurde. Befahl ihm seine Vorgesetzte, sein Leben fürs Dorf zu geben, dann würde er das widerstandslos tun. „Nein“, gab er nach der kurzen Bedenkzeit, die er sich genommen hatte, von sich und erhielt daraufhin ein Nicken von Tsunade. Mit gesenktem Haupt legte Jiraiya seine Stirn nachdenklich in Falten, ehe er seinen Gedanken, der sich mit dem Kakashis kreuzte, in Worte formulierte. „Wie hast du das in Erfahrung gebracht?“ Sie legte eine Hand auf den kühlen Pfosten von Kakashis Krankenbett und wandte sich ihrem Freund aus Kindertagen zu. Mit fester Stimme brachte sie die beiden Männer auf den neusten Stand im Hinblick auf die Informationen, die sie bezüglich Akatsuki in den Händen hielten. Detailliert berichtete sie von Inoichis Entdeckungen in Nejis Geist; von Akatsukis Suche nach etwas Bestimmtem in Konoha, von dem Plan, den diese Organisation ausgeheckt hatte und der Kakashi involvierte. Nichts ließ sie aus. Jede noch so kleine Kleinigkeit war ihr ein paar Worte wert. „Wenn es uns gelingen sollte, Madara hierhin zu locken, verschaffen wir uns einen immensen Vorteil. Wir können uns auf ihn vorbereiten und werden nicht so überrascht, wie beim Kampf gegen Pain. Er wird der Unwissende sein, nicht wir. Ich verstehe“, fasste es Jiraiya zusammen. „Könnte es sein, dass das von langer Hand geplant wurde?“, warf Kakashi fragend in den Raum. Er sah Tsunade erwartungsvoll an, doch ihr Blick allein genügte, um ihm zu signalisieren, dass die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden konnte. Folglich stand ihre Annahme, dass Akatsuki es auf ihn abgesehen hatte, auf wackeligen Beinen. Wenn sich die Hokage nicht sicher war, dass deren Vorhaben tatsächlich so aussah, warum schickte sie ihn in die Höhle des Löwen? War die Gefahr, dass Akatsuki an sein Chakra kam, nicht größer und die Folgen nicht verhängnisvoller? „Unsere Vermutung basiert voll und ganz auf den Informationen aus Nejis Unterbewusstsein. Ich weiß, dass wir uns auf sehr dünnem Eis bewegen, aber das ist unser einziges Ass und das müssen wir geschickt ausspielen“, versuchte sie, Kakashi zu überzeugen. Sie legte alles auf eine Karte. Bitterlächelnd hoffte sie, dass sie in diesem Fall etwas mehr Erfolg haben würde, als beim Glücksspiel. Mit seinem amüsierten Lachen, das die Anspannung schlagartig vertrieb und den Raum erhellte, verdiente sich Jiraiya Tsunades Aufmerksamkeit. „Was gibt es da zu lachen?“, fragte sie scharf und warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Wenn du die Trumpfkarte ausspielst, dann können wir ja nur verlieren“, sagte er belustigt und fing erneut an, herzhaft zu lachen. Bei diesen unbekümmerten Tönen konnte Tsunade nicht anders, als dem inneren Druck kurz nachzugeben und leise aufzulachen. Sie spürte, wie ihr mit jedem Klang plötzlich etwas leichter ums Herz wurde. Auch der geschwächte Jounin stimmte verhalten mit ein. Sie lachten – obwohl es nichts zu lachen gab. Die Zukunft sah nicht besonders rosig aus. Als dieser magische Moment sein Ende gefunden hatte, riet Tsunade Kakashi wieder ernst: „Du solltest dich völlig auslaugen, damit nicht der Verdacht aufkommt, dass wir das Zusammentreffen geplant haben. Niemand kommt fit von einer S-Rang Mission zurück.“ Wenn es auf irgendeine Art und Weise zu Akatsuki durchsickerte, dass ihr Plan bis zu einem bestimmten Grad aufgeflogen war, konnten diese den Spieß umdrehen. Konoha spielte mit Feuer und das Risiko, dass es bis zur Unbändigkeit außer Kontrolle geriet, war nicht zu verachten. Kleinste Fehler hatten das Potential, Konoha das Genick zu brechen. „Es wird wohl ernst“, bemerkte Jiraiya leise und ein stummer Seufzer entrang sich seiner trockenen Kehle. „Die Schriftrolle mit der ausführlichen Beschreibung des Arbeitsauftrages liegt ab morgen in meinem Büro zur Abholung bereit. Lies ihn sorgfältig durch und beachte jeden einzelnen Punkt. Du darfst dir keine Fehler erlauben, Kakashi!“, sagte sie eindringlich und schaute ihm tief in die Augen. „Ich weiß“, sagte er fest und bestimmt. Er verstand es. Er wusste, was auf dem Spiel stand. Mehr als sein Leben. Mehr als die Zukunft Konohas. Obwohl er mental keinen Unterschied zwischen dieser und anderen S-Rang Missionen machte, war er sich doch darüber im Klaren, was für eine große Verantwortung er trug. „Gut, dann wäre ja erst einmal alles geklärt“, sagte sie und drehte sich zur Tür um. „Hokage-sama“, sprach Kakashi seine Vorgesetzte an, bevor diese seinen Raum verließ. „Ich habe Euch noch etwas Wichtiges mitzuteilen.“ „Und das wäre?“, fragte sie mit heruntergedrückten Augenbrauen. Die Tonlage seiner Stimme war wie immer und doch säte sie Besorgnis in ihr. Auf Jiraiya hatte es dieselbe Wirkung. Er verengte seine Augen und presste seine Lippen zu einem geraden Strich zusammen, als durchdrang ihn eine böse Vorahnung, die ihm bitter auf der Zunge lag. „Der Mann mit der orangen Maske ist eventuell nicht der, für den er sich ausgibt.“ „Was?“, entfuhr es Tsunade sichtlich geschockt. „Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, die dich das glauben lassen?“ Jiraiya blieb im Gegensatz zu seiner ehemaligen Teamkollegin merklich ruhig. Er konnte sich vorstellen, wie Kakashi an diese Information gekommen war. „Kyuubi hat es indirekt gesagt“, verriet Kakashi ihr. „Wird gefälligst etwas konkreter! Was genau hat er gesagt?“, fragte sie nun deutlich angespannter. Ob es die richtige Entscheidung gewesen war, diese Vermutung jetzt offenzulegen? Er schüttelte geistig den Kopf, als wollte er jegliche Zweifel über Bord werfen. Denn für solche Gedanken war es bereits zu spät. „Er sagte, dass ich nicht viel besser sei, als der Mann mit der Maske.“ „Als … der Mann mit der Maske?“, wiederholte die Godaime den wichtigsten Teil des Satzes mit einem Klang in der Stimme, der deutlich heraushören ließ, dass sie verwundert, um nicht zu sagen, geschockt war. Jiraiya befreite seine Arme aus der Verkreuzung und ließ sie an seinen Seiten baumeln. Die verfinsterten Züge in seinem Gesicht zeichneten eine Ernsthaftigkeit, die den anderen Anwesenden zu verstehen gab, dass er diese Aussage als sehr wichtig empfand. Das Schwarz seiner Iris visierte einen willkürlichen Punkt an der Wand an. Offenbar lag ein großes Geheimnis hinter der Organisation, die aus S-Klasse Nukenins bestand und diesem kamen sie mit Babyschritten näher. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass Kyuubi unbewusst diese Umschreibung verwendet hat und der Anführer der Akatsuki niemand geringerer ist als Madara Uchiha. Sollte das jedoch nicht der Fall sein, dann müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen.“ „Es macht durchaus Sinn“, warf Kakashi in einem grüblerischen Ton ein. Tsunade wandte sich ihm so hastig zu, dass ihre Zöpfe von der einen auf die andere Seite schwangen. „Was meinst du damit?“ „Nun“, fing er an, „Tobi trägt eine Maske und behauptet dennoch, Madara zu sein. Dieser allerdings hat Zeit seines Lebens niemals sein Gesicht vermummt. Es scheint offensichtlich, dass er etwas zu verbergen hat.“ „Da ist etwas Wahres dran“, pflichtete Jiraiya dem Kopierninja bei. „Vergiss aber nicht, von wem wir hier sprechen. Madara ist gewitzt und wenn es sich bei Tobi tatsächlich um ihn handelt, dann könnte es tausend Gründe für die Maske geben.“ „Ich habe dennoch ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache“, bekundete Kakashi gedämpft und schloss seine müden Lider für einen kurzen Moment. „Da wir jetzt ohnehin die Frage seiner Identität nicht klären können, bleibt uns nichts anderes übrig, als das im Hinterkopf zu behalten“, sagte Tsunade entschieden. „Wer auch immer er ist, ob Madara oder nicht, wir werden ihm das Handwerk legen!“ Sie war entschlossener denn je, Akatsuki dingfest zu machen. Alles, sie würde alles daran setzen! „Dann stellt sich noch die Frage, auf welche Weise wir feststellen werden, ob es sich bei der zurückgekehrten Person um Kakashi oder einem Akatsuki-Mitglied handelt. Das könnte für Verwirrungen sorgen“, gab Jiraiya zu Bedenken. Tsunade setzte ein verschmitztes Lächeln auf und sagte: „Ganz einfach! Sobald er da ist, werde ich ihn fragen, wie die Mission gelaufen ist. Und du“, sprach sie in Richtung des Jounin, „wirst antworten, dass es ein paar Komplikationen gab, du die Mission aber trotzdem erfolgreich zu einem Abschluss bringen konntest. Genaueres steht im Arbeitsauftrag. Sollte dein Wortlaut anders sein, dann sind wir gewarnt.“ „Sehr einfache Taktik, aber dennoch äußerst effektiv“, sagte Jiraiya in einem amüsierter Tonfall. Irgendwie war seine alte Kollegin doch recht einfach gestrickt. Nun ja, so einfach gestrickt, wie Frauen eben sein konnten. „Sobald ich mich erholt habe, hole ich mir die Schriftrolle bei Euch ab“, ließ Kakashi die Godaime wissen. Als er eine kaum merkliche Veränderung in der Mimik Tsunades erkannte, lächelte er sie an. „Macht Euch keine Sorgen. Es wird schon schiefgehen.“ Sie erwiderte das Lächeln und sagte: „Ruh dich erst einmal aus. Shizune wird ein Auge auf dich haben, damit du bald wieder auf den Beinen bist. Wir lassen dich jetzt allein. Gute Besserung“, wünschte Tsunade ihm noch, bevor sie Jiraiya mit einer Kopfbewegung bat, mit ihr gemeinsam den Raum zu verlassen. „Erhol dich gut, Jungchen“, lächelte der Sannin Kakashi an und folgte der Hokage dann nach draußen. Noch bevor sich die Tür hinter Jiraiya schloss hörte Kakashi, wie Tsunade die bereits zurückgelegte Distanz zu seiner Tür wieder überbrückte und erneut sein Krankenzimmer betrat. „Shizune wird übrigens heute im Laufe des Tages bei dir vorbeischauen, um deinen Körper genauestens zu untersuchen. Erklär ihr dann, wo in etwa du die Bijuu-Geister gespürt hast, die im Besitz von Akatsuki sind. Das wird uns von Nutzen sein.“ Dann verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Es geht bestimmt um das Byakugan, vermutete Kakashi und seine Gedanken drifteten automatisch zu Neji ab. Der nächste Morgen hatte irgendetwas Bedrückendes an sich. Woran das lag konnte Neji nicht mit Sicherheit sagen. Er schaute durch das Fenster seines Schlafzimmers nach draußen, doch es sah nicht anders aus als sonst. Es war zwar nicht so brühend heiß, wie es die letzten Tage gewesen war, aber das war auch das einzige, was ihm auffiel. Resignierend wandte er sich ab und lief die paar Schritte zu seiner kleinen Küche, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Das Training gestern hatte ihn dermaßen ausgelaugt, dass er tatsächlich bis zehn Uhr morgens durchgeschlafen hatte. Für gewöhnlich wachte er in aller Frühe auf, noch bevor ihn der melodiöse Gesang der Spatzen wecken konnte. Als jemand an seine Tür klopfte, legte Neji das belegte Brötchen in seiner Hand wieder auf den Teller. Innerlich seufzend hoffte er, dass es nicht schon wieder Lee war. Auch wenn es ganz angenehm war, einen kleinen Zufluchtsort in Form einer eigenen Wohnung zu haben: Er bedauerte es, dass er gerade nicht im Hyuuga-Anwesen war, wo eher selten jemand nach ihm fragte. „Sakura“, kam es verwundert über seine Lippen. „Guten Morgen, Neji. Du fragst dich bestimmt, was ich hier so früh mache, stimmt's?“, fragte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Doch er reagierte nicht darauf, sodass sie einfach den Grund ihres morgendlichen Besuchs nannte. „Tsunade-sama möchte mit dir sprechen. Du sollst augenblicklich in ihr Büro kommen.“ Ein Schwall Gedanken überrollte ihn geistig und versiegelte seine Lippen, sodass er zerfahren an Sakura vorbeiblickte. Was die Godaime wohl von ihm wollte? Als Jounin bekam er hin und wieder einen Arbeitsauftrag, der außerhalb von Konoha ausgeführt werden musste. In letzter Zeit jedoch hat sich die Anzahl dieser enorm gesenkt. Zu geschwächt war das Dorf, als dass Aufträge entgegengenommen wurden. Worum ging es dann? Er hoffte inständig, dass die Hokage ihn wegen seines Byakugans sehen wollte. „In Ordnung“, erklärte er sich einverstanden, dem Befehl nachzukommen. Sakura verbeugte sich andeutungsweise und ging. Neji hingegen blieb noch einige Momente wie angewurzelt stehen, ehe er nach seinem Haustürschlüssel griff, der ordentlich an einem Haken neben der Tür hing, und die Wohnung verließ. In ihm fand ein Wechselbad der Gefühle statt. Hoffnung und Befangenheit reichten einander die Hand, als er sich auf den Weg zum Hokage-Turm machte. Unwissend, was ihn erwartete. Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, mit seinem Bein hin und her zu wippen. Er war nervös und rechnete damit, dass Hoffnung der Enttäuschung Platz machen würde, sobald er einen Fuß über die Schwelle der Tür zum Hokage-Büro gemacht hatte. Mit strammem Rücken und den Füßen fest auf dem Boden saß Neji auf einem Wartestuhl direkt vor dem Raum, den er gleich betreten würde. Die ausdruckslosen Augen waren nur auf das dunkle Braun der hölzernen Tür gerichtet, wanderten nicht unruhig umher. Er wirkte ungerührt und beherrscht, so wie sich das für einen Hyuuga gehörte. „Neji!“, schallte es durch das Hindernis, welches sich zwischen der Godaime und dem Hyuuga befand. Sachte erhob er sich, seufzte unmerklich und klopfte aus Gewohnheit und Manier dennoch einmal an, ehe er das Zimmer betrat. „Setz dich!“, befahl Tsunade sogleich, ohne ihre Augen von der Schriftrolle zu nehmen, die sie offensichtlich mit großem Interesse studierte. Neji tat, wie ihm geheißen und nahm auf eines der zwei Stühle unmittelbar vor dem robusten Schreibtisch der Godaime Platz. Geduldig harrte er aus, bis sie das offenbar wichtige Dokument beiseite legte und sich ihm widmete. „Ich habe eine Mission für dich“, verlautete sie und machte damit jäh seine Hoffnung zunichte. Doch er ließ sich die Enttäuschung nicht ansehen und wartete geduldig ab, bis sie näher ins Detail ging. Tsunade sah ihn bestimmt an und er hatte das Gefühl, dass sich irgendetwas verändert hatte. Ihre Unbeugsamkeit, ihre Unerschütterlichkeit, ihre Entschlossenheit … wirkte so viel intensiver, stärker, fester. „Du wirst dir drei Ninja zusammentrommeln, die dir bei dieser Mission behilflich sein sollen. Ihr werdet versuchen, das Hauptquartier von Akatsuki ausfindig zu machen. Dafür habt ihr insgesamt vier Wochen Zeit.“ Aus unersichtlichem Grund stoppte Tsunade in ihrer Ausführung und erwiderte schweigsam den nicht zu deutenden Blick des Hyuuga. Sie nahm die Schriftrolle in die Hand und begann damit, sie zwischen ihren Fingern hin und her zu bewegen. „Wenn es euch gelingen sollte, den Aufenthaltsort dieser Organisation ausfindig zu machen, dann könntest du dein Byakugan in absehbarer Zeit wieder an dich bringen. Eventuell sogar ohne auf Widerstand zu stoßen. Aber darüber sprechen wir, wenn ihr diesen Ort gefunden habt. Hier steht Genaueres drin.“ Sie reichte ihm die Schriftrolle, die er mit einem kleinen Nicken entgegennahm. „Studier es genau und such dir deine Teamkameraden weise aus. Die Mission beginnt übermorgen. Ich erwarte aber von dir, dass du samt deinem Team noch einmal herkommst, bevor ihr aufbrecht. Das wäre alles. Du kannst jetzt gehen.“ Mit dem wichtigen Dokument bewaffnet, erhob sich Neji von seinem Stuhl und bedankte sich bei der Hokage, bevor er ihr Büro verließ. Stolz und Würde ausstrahlend lief er mit der Schriftrolle den langen Gang des Hokage-Turms entlang, um die Treppe am anderen Ende in den Erdgeschoss zu nehmen. Die Schriftrolle fühlte sich wie ein kostbarer Schatz in seiner Hand an; wie Papier aus purem Gold, wie ein Rohr aus Diamant. Sie bedeutete ihm in diesem Augenblick alles, denn sie gab ihm das Recht, sein Bluterbe wieder zurückzuholen. Im Schutz des fahlen Lichts im Treppenhaus stahl sich ein verhaltenes Lächeln auf seine Züge. Endlich würde er sich zurückholen, was ihm gehörte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)