war in my head von dadgrin (it's a sinners innocence) ================================================================================ Kapitel 2: I took the spoon of my cup, like you always do, cause it means bad luck in love ------------------------------------------------------------------------------------------ Und dann ist da dein Herz und dein Verstand. Und irgendwo dazwischen tut's weh. Und dann ist da dein Herz und dein Verstand. Irgendwo in der Mitte tut's weh. Im Normalfall macht er es selber, aber Bela hat Langeweile, also lässt er ihn. Der Rasierapparat surrt leise vor sich hin. Zumindest kommt es ihm leise vor. Fast nicht mehr wahrnehmbar ist es für ihn als sich die Bilder wieder übereinander schieben. „Du siehst besser aus mit kurzen Haaren, weißt du?“, sagt er während er ihm die Haare schneidet. Farin hat aufgehört sich darum zu kümmern und er weiß, dass, wenn er es nicht macht, es momentan niemand macht. Stück für Stück fallen die überflüssigen Haare ab. Anschließend zwei Hände die mit sanfter Grobheit durch seine Haare fahren und seinen Kopf kraulen. Ein Kuss auf die Wange. Warmer Atem, seine Zunge die über seine Haut leckt. Farin blinzelt, starrt an die Wand. Der Rasierer ist aus. Bela fährt durch seine Haare. Er weiß nicht wie er das einordnen soll. Kopfschmerzen hat er nicht, es geht ihm eigentlich ziemlich gut. Trotzdem merkt er das sich sein Körper wie zur Abwehr angespannt hat. Langsam sieht er über seine Schulter zu dem Älteren, der sichtlich seinen Spaß daran hat mit seinen Haaren herum zu spielen. Weder die Stimme in seinem Kopf noch Bela versteht er, sein Blick ist abwesend. Etwas sagt ihm das es eigentlich egal ist, ob er es mitbekommen hat oder nicht, nett lächeln und nicken wird ihn aus der Affäre ziehen. Der Schwarzhaarige sagt nichts, presst nur die Lippen zu einem dünnen Lächeln zusammen. Der Zwang dahinter bleibt unbemerkt, auch wenn Farin für einen Moment stutzt. Später bleibt er nachdenklich vor seiner verschwommenen Spiegelung in einem Fenster stehen und fährt sich durch die Haare. „Steht dir viel besser.“ Fast ein bisschen trotzig ist er jetzt, schließlich mag er sie so auch lieber und es hat rein gar nichts mit ihm zu tun. Ein leises brummen. Er geht weiter. Noch wird er es nicht zugeben, aber er hatte recht. „Du brauchst uns beide“, sagt er begleitet von einem dünnen Lächeln. „Was du mir suchst kannst du bei ihm nicht haben und was du ihm suchst kannst du mir nicht haben – deswegen brauchst du uns beide.“ „Ich brauche keinen von euch!“ Es stimmt nicht, nur ist er allergisch dagegen von anderen abhängig zu sein. Nicht schlimm, schließlich weiß es der Brünette und sieht es ihm nach. Wie zum Trotz nimmt er den Löffel aus der Tasse und steckt ihn in den Mund. Wieso er das macht? Ein Löffel in der Tasse hat nichts mit Glück in der Liebe zu tun, sagt ihm sein rationaler Verstand. Bei seinem Freund scheint das anders zu sein. Er erinnert an das kleine Ritual, das sie hatten. Löffel aus den Tassen, aneinander schlagen – das dumpfe Geräusch davon in seiner Erinnerung – dass sie sich kreuzen und langsam wieder auseinanderziehen. Sinnlos. Aber ihres. Farin weiß nicht, dass er sich gerade zwanghaft dazu zu bringen versucht den Löffel wieder in die Tasse zu packen. Dass er sich sagt, es sei doch dumm und sich verflucht, weil er es nicht kann. Aber das muss er nicht wissen, es reicht, dass es ein Teil von ihm ahnt. Etwas geht hier schief. Gewaltig schief. Doof ist er ja nicht. Das hier kann nicht normal sein, aber zu abstrakt, um jemanden damit zu betrauen, scheint es ihm auch nicht. Sachte pocht etwas in einer der vielen fest verschlossenen Truhen in seinem Inneren, nur weiß er nicht welche. Es ist eine, die er gut versteckt hat, vor sich selbst und vor anderen. Was drinnen ist könnte ihm sagen was mit ihm los ist, aber der Großteil seines Selbst zieht es vor, unwissend zu bleiben – schließlich sperrt niemand umsonst etwas weg, nicht? So ist es also nur verständlich, dass er es eigentlich doch gar nicht wissen will und lieber mit dieser neuen komischen Realitätswahrnehmung durch die Weltgeschichte rennt. Früher oder später wird es ihm seine Psyche schließlich so oder so verraten und er hat das dumme Gefühl, dass es sich dabei um das Früher dieser Konstellation handelt. Sicher ist er sich aber nicht. Aber so ist das eben. In das eigene Unterbewusstsein kann man nicht schauen. Selbst gestandene und stinkreiche Rockmusiker nicht. Schade eigentlich, denkt er sich und trinkt einen Schluck. Schade eigentlich... Wenigstens schlafen kann er noch. Wie lange das noch gut geht weiß er nicht, kann er nicht sagen, ist auch egal. Wenn es erst einmal soweit ist, dass es ihm den Schlaf raubt, dann wird es ihn schließlich auch nicht mehr interessieren wie es dazu kam, sondern wie es schnellstmöglich wieder weggeht. Das ist es wieder. Dieses dumpfe Pochen. Diese dumpfe Erinnerung. Er hat das Gefühl den Puls der Adern die durch seinen Schädel gehen spüren zu können. Es währt nicht lange, es kommt ihm nur so vor. Gefühlte zwanzig Minuten oder länger sind in Wirklichkeit nicht mehr als drei bis fünf Sekunden. Vielleicht sollte er doch lieber zum Arzt gehen. Da fällt ihm ein, dass es sicher keine Ort gibt an dem ihm seine Erinnerungen nicht einholen. Fast keinen. Kaltes Wasser umspült seine Füße. Die Wellen brechen mit einem sanften rauschen am Ufer, hier ist er ganz für sich ohne wirklich allein zu sein. Hier jagen ihn keine Erinnerungen von denen er nicht mal mehr weiß, wieso sie zu ihm kommen. „Beschütz mich... beschütz mich vor dem, was ich will!“, seine Stimme zittert beim Sprechen. Sie ist ungewohnt heiser. „Ich kann nicht.“ Eine Pause, dann spricht er weiter. „Ich kann mich ja nicht mal selber davor schützen.“ Wie erbärmlich er sich bei diesen Worten vorkommt zeigt er nicht, dafür ist er zu stolz, aber sein Gegenüber kann es sich denken. „Wir haben mal wieder unsere Pillen vergessen, nich?“, es soll amüsiert klingen, stattdessen wirkt es steif und gekünstelt. Es ist zu wahr, sonst hätte es wohl einer von ihnen lustig gefunden. Dieses eine dumme Versprechen. Jetzt geistert es zwischen ihnen und sie sind nicht in der Lage es aus dem Weg zu räumen. Sie werden hieran nicht zu Grunde gehen. Das haben sie sich stillschweigend versprochen. Was sie sich in solchen Augenblicken jedoch verboten haben, das fällt Farin gerade ein, ist sich der wichtigsten Tatsache bewusst zu werden. So destruktiv es auch ist, manchmal war ihr einziger Kommunikationsweg der, sich gegenseitig zu Grunde zu richten und dabei zu überwinden was ihnen im Weg stand. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Poch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)