Die Prophezeiung von abgemeldet (Bravestarr) ================================================================================ Kapitel 1: Der Plan ------------------- Viper stoppte den Turbomuli vor dem Hexagon und sah zu dem bizarren Gebäude auf. Was wohl los war, dass Stampede sie allein hierher zitierte. Und das ausgerechnet da, wo sie mit den anderen einen Auftrag ausführen sollte. „Was hat der alte Knochenkopf denn nun wieder vor?“ dachte sie, während sie sich langsam auf den Eingang zubewegte. Stampede musste wieder irgendetwas ausgeheckt haben, sonst würde er sie nicht rufen. Aber sie allein? Normalerweise war zumindest immer Tex dabei. Sie erreichte Stampedes Saal, die Gestalt des riesigen Monsters ragte aus seinem Schlund heraus. Seine Augen waren geschlossen, sein Kopf gesenkt. Doch er schlief nicht. Er schlief nie. Und er wusste, dass sie hier war. „Komm näher, Viper!“ rief er donnernd und Viper beeilte sich zu gehorchen. Sie wusste, was es für Folgen haben konnte, ihm nicht schnellstmöglich zu gehorchen. „Du hast mich herbestellt!“ sagte sie, als sie vor ihm stand. Stampede sah sie stechend mit seinen glühenden Augen an. „Ja, das habe ich!“ grollte er und sah sie auf eine merkwürdige Art an. Irgendwie machte es ihr Angst. „Was gibt es denn?“ fragte sie vorsichtig. Doch anstatt, dass er antwortete, plötzlich schossen Strahlen aus seinen Augen, trafen ihren Unterleib und bohrten sich in ihn, wie glühende Messer. Mit einem keuchenden Schmerzensschrei brach sie zusammen, verkrampfte sich am Boden. Diese Schmerzen! So grausame Schmerzen! Wieso tat er das? Nach nicht enden wollenden Sekunden dann erstarben die bohrenden Strahlen und die glühenden Messer zogen sich aus ihrem Unterleib zurück. „Verdammt, was soll das?“ fragte sie keuchend und richtete sich langsam auf. „Du bist reif, Vipra!“ grollte Stampede nur und grinste sie an. „Reif? Für was?“ fragte sie und starrte Stampede hasserfüllt an. „Reif für meinen Plan, Vipra!“ antwortete er. „Was für ein Plan?“ Sie legte die Stirn in Falten. Was hatte er nun ausgeheckt, dass er ihr solche Qualen bereiten musste? Er grinste, Qualm stieg aus seinen Nüstern auf. „Vor ein paar Tagen fiel mir eine sehr interessante Prophezeiung in die Hände. Eine Prophezeiung, die uns eine mächtige Waffe an die Hand geben kann. Eine Waffe, die uns endlich den Sieg über unsere Feinde schenken kann. Sie besagt, dass sich die Mächte des Bösen und des Guten verbinden und daraus ein Spross hervorgehen wird. Und dieser Spross wird letztlich eine der beiden Seiten vernichten!“ erzählte er. „Interessant! Und was hat das mit mir zu tun?“ fragte sie. Worauf wollte der Knochenkopf hinaus? Stampede lachte. „Ganz einfach, Vipra. Ein Kind, das ist der Schlüssel. Ein Kind entsteht aus einer Verbindung zwischen zwei Menschen. Oder zwei Seiten. Unserer und der von Shaman und Bravestarr. Und du, als die einzige Frau im Bunde...“ Er sprach nicht weiter, sondern grinste nur noch vielsagend. Vipra starrte ihn entsetzt an. „Was? Du verlangst von mir, dass...?“ schrie sie entsetzt. Stampede starrte sie nur weiter durchdringend an. „Niemals! Das werde ich niemals tun!“ Stampedes Augen verengten sich, das Feuer in seinen Augen nahm zu. „Du willst dich mir wiedersetzen?“ donnerte er wütend. „Das kannst du nicht von mir verlangen!“ entgegnete sie wütend. „Und ob ich das kann, du kleine Schlange!“ grollte er und hob die Hand, als wolle er nach ihr schlagen. Vipra duckte sich erschrocken. Doch dann nahm er die Pranke wieder herunter und sein Ton wurde versöhnlicher. „Bedenke doch, was sich daraus für eine Chance für uns ergibt! Wir hätten endlich eine gute Chance sie loszuwerden. Und du bist der Schlüssel dazu!“ Vipra starrte zu Boden. Sie hasste Bravestarr und sie hasste Shaman. Aber Bravestarr noch am allermeisten, denn er war letztendlich immer derjenige, der alles zunichte machte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie... „Ich...ich glaube einfach nicht, dass ich das kann!“ flüsterte sie dann, mehr zu sich selbst. „Und vor allem, wie willst du Bravestarr dazu bringen, dass er...“ Sie schluckte schwer, wollte es nicht aussprechen. „Oh, Vipra, das ist das kleinste Problem. Er wird nicht einmal merken, dass du es bist!“ lachte er. Sie sah auf. „Und du bist dir hundertprozentig sicher, dass das funktioniert? Ich meine, dass du die Prophezeiung auch richtig gedeutet hast. Die haben manchmal so ihre Tücken.“ Es war ein letzter verzweifelter Versuch dem ganzen zu entgehen. Doch sie wusste, dass sie keine andere Wahl haben würde. Und sich gegen Stampede aufzulehnen, kam Selbstmord gleich. „Keine Sorge, diese Prophezeiung ist eindeutig! Es wird funktionieren!“ grollte er und grinste. Dann erläuterte er ihr noch die Einzelheiten seines Planes. Er hatte tatsächlich alles perfekt durchdacht. Zumindest schien es so. „Wenn das funktioniert, dann werden wir nicht nur unsere Feinde los, wir werden einen mächtigen Verbündeten haben. Niemand wird uns mehr stoppen können!“ grollte er und lachte schäbig. Vipra stand nur da, mit gesenktem Kopf. Ihre Gedanken rasten. Was sie da tun sollte, ließ sie beinahe Ekel vor sich selbst empfinden. Sie war eine Gaunerin, eine durchtriebene Schlange und auch zuweilen mehr als skrupellos. Aber das? Sie kam sich schmutzig dabei vor. Und dennoch wusste sie, dass sie keine Wahl haben würde. Stampede würde sie zur Not zwingen. Schließlich verließ sie seinen Saal. Stampede würde nun auch Tex und die anderen von seinem Plan unterrichten und würde alle Vorbereitungen treffen. Und sie würde den härtesten Job ihres Lebens zu erledigen haben. Stampede hatte sich nicht verkneifen können zu sagen, dass sie vielleicht doch ihren Spaß dabei haben würde und dreckig dabei gegrinst. Aber da war sie sich nicht so sicher. Kapitel 2: Auf Patrouille ------------------------- „Können wir nicht endlich umkehren? Es ist doch alles friedlich!“ nörgelte Thirty-thirty und schüttelte genervt seine Mähne. Er hasste diese stundenlangen Patroillen, die seiner Ansicht nach auch mehr als unnötig waren. Wenn es Ärger gab, so bekamen sie ihn so oder so mit. „Ich bin mir da nicht so sicher, Big Partner. Tex verhält sich auffällig ruhig in letzter Zeit. Und meistens heckt er dann was aus.“ antwortete Bravestarr und sah sich genau um. Tatsächlich hatte Tex sich in den letzten Wochen nicht einmal gerührt. Und das war mehr als ungewöhnlich. Auch wenn er etwas Ruhe manchmal schätzte, so war dies meist ein Zeichen dafür, dass es bald erheblichen Ärger geben würde. „Ach, vielleicht beschäftigt der sich einfach auch mal mit etwas anderem!“ sagte Thirty und trabbte weiter. Bravestarr lachte. „Tex kennt keine anderen Beschäftigungen als Ärger zu machen. Allein deshalb schon, weil Stampede ihm sonst im Nacken sitzt. Nein, er brütet wieder irgendetwas Großes aus.“ Er ließ seinen Blick weiter durch die Prärie streifen. Sie waren den Badlands jetzt ganz nah. Nirgendwo war etwas zu sehen. Nur ein paar Geier kreisten in den letzten Sonnenstrahlen. „Aber es wird auch bald dunkel. Wir sollten vielleicht wirklich umkehren.“ sagte er dann. „Nur noch einen schnellen Blick auf die Badlands.“ „Was erhoffst du dir denn dort zu sehen? Wie Tex Gymnastik an frischer Luft macht?“ wieherte Thirty. „Nein, das nicht. Aber vielleicht irgendwas anderes auffälliges.“ Thirty-thirty verdrehte die Augen. Immer dieser Perfektionismus. Warum konnte Bravestarr nicht einfach mal fünfe gerade sein lassen? Als wenn sie in den Badlands nun wirklich etwas zu sehen bekämen! Aber er trabte gehorsam weiter, bis zum Rande der Badlands. Sie sahen sich beide um. Thirty-thirty hasste die Badlands. Sie waren unheimlich und ständig düster. Egal zu welcher Tageszeit. Das riesige X des Hexagons war noch so gerade eben am Horizont zu sehen. Nichts rührte sich, nicht einmal ein Lüftchen. „Bist du nun zufrieden?“ fragte er nach ein paar Minuten und scharrte ungeduldig mit den Hufen. „Ja, ich denke, wir können nun umkehren.“ antwortete Bravestarr und Thirty-thirty drehte erleichtert um. Er freute sich schon auf einen schönen großen Krug Süßwasser bei Handle Bar. Plötzlich sah er, wie aus dem Boden Nebel aufstieg. Aber kein normaler Nebel. Er war gelblich, wie Pollenflug. Aber Pollenflug um diese Jahreszeit? „He, was ist das?“ fragte er. „Was denn?“ fragte Bravestarr. „Na, dieser komische...Dunst, der da aufsteigt.“ sagte Thirty und nickte in Richtung Boden. Der Nebel, oder Dunst, oder was auch immer es war, stieg immer höher. Bravestarr sah runter und runzelte die Stirn. „Keine Ahnung, aber es gefällt mir nicht. Normal ist das jedenfalls nicht.“ sagte er dann. „Dann sollten wir aus dem Zeug besser schnell raus!“ sagte Thirty und begann zu laufen. Doch der Nebel schien plötzlich überall aus dem Boden zu kommen und er stieg immer schneller. Schon bald hatte er Thirty-thirtys Kopf erreicht und hüllte den Hippodroiden ein. „Oh, Mann, was ist das nur für ein Zeug!“ hustete er und versuchte doch noch irgendwie herauszukommen. „Es kommt von überall!“ rief Bravestarr und sah sich um. Tatsächlich schien der Nebel überall aufzusteigen. Es gab scheinbar nicht einen Flecken Boden, aus dem er nicht quoll. „Oh...oh...Mann! Ich...ich...glaube...es...ist...giftig!....ich...!“ hörte er Thirty plötzlich nur noch schwach husten und dann begann er zu straucheln. „Was ist los, Big Partner?“ rief Bravestarr erschrocken. Dann brach Thirty-thirty unter ihm zusammen und er wurde aus dem Sattel geworfen. Er schlug schwer auf und blieb einige Sekunden benommen liegen. Das Brennen des Nebels in seinen Lungen holte ihn wieder zurück. Hustend sah er sich nach seinem Partner um. Der lag etwa zwei Meter hinter ihm am Boden und rührte sich nicht. Bravestarr vesuchte sich aufzurichten und zu ihm zu kommen. Doch der Nebel brannte wie Feuer in seinen Lungen und machte das Atmen beinahe unmöglich. Und er spürte, wie er immer benommener wurde. Hoffentlich hatte Thirty-thirty nicht recht gehabt und das Zeug war giftig. Seine Sicht wurde immer verschwommener, jegliche Kraft begann aus seinen Muskeln zu weichen. „Thirty-thirty!“ hustete er und brach neben seinem Freund in die Knie. Er konnte sich nicht mehr aufrecht halten, selbst zum Luftholen schien ihm der Atem zu fehlen. Noch gerade eben konnte er feststellen, dass sein Freund nicht tot war. Dann kippte er neben ihm zur Seite und alles um ihn wurde dunkel. Nicht weit entfernt warteten drei Dingos darauf, dass sich der Nebel verzog. Erst dann konnten sie sich den beiden Bewußtlosen gefahrlos nähern. Endlich gab der Dunst die beiden Gestalten am Boden frei und sie machten sich auf. Den Hippodroiden beachteten sie gar nicht. Nur Bravestarr interessierte sie. Sie luden den Bewußtlosen auf ihr Gefährt, das hinter einem Felsen versteckt gewesen war. Und dann beeilten sie sich ins Hexagon zurück zukommen. Stampede hatte keine Zweifel daran gelassen, dass es wichtig war, die Sache schnell zu erledigen. Und wenn Stampede etwas befahl, sollte man das auch besser tun. Im Hexagon angekommen brachten sie Bravestarr in die vorgesehene Kammer, legten ihn auf das Bett und entledigten ihn seiner Kleider. Dann beeilten sie sich das Zimmer zu verlassen und sich die Wartezeit mit einer Runde Poker zu vertreiben. Nun war erst einmal Vipra an der Reihe. Kapitel 3: Vipras Part ---------------------- Vipra stand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Nur eine dünne Decke verhüllte ihren nackten Körper. Gleich würde sie etwas tun, dass sie nie für möglich gehalten hätte, an das sie nicht mal im Traum gedacht hätte. Vor ein paar Minuten hatte sie gehört, wie die Dingos Bravestarr reingetragen hatten. Und vor ein paar Sekunden war die Tür dann wieder ins Schloss gefallen. Sie hatte noch einige hämische Bemerkungen gehört und dann war es still. Nur der schwere Vorhang hinter ihr lagen nun noch zwischen ihr und ihrem Erzfeind. Sie holte noch einmal tief Luft, drehte sich um und ging auf den Vorhang zu. Es aufzuschieben brachte nichts. Sie trat durch den Vorhang durch und blickte auf das Bett. Da lag er, nackt, lediglich die Bettdecke bedeckte seine Blöße bis zur Hüfte. Er war scheinbar immer noch bewusstlos, zumindest rührte er sich in keiner Weise. Vipra schritt langsam auf das Bett zu und betrachtete ihn dabei. Seine bronzefarbene Haut schimmerte in den letzten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen und seine Muskeln zeichneten sich deutlich darunter ab. Sein fein geschnittenes Gesicht war ganz entspannt, als würde er einfach nur friedlich schlafen. Sein sonst nach hinten gebundenes pechschwarzes Haar lag über die Kissen ausgebreitet und umspielte seine kräftigen Schultern. Langsam trat sie näher und musste beinahe erschrocken feststellen, dass der Anblick sie einfach in seinen Bann zog. Bravestarr war kein hässlicher Mann, ganz im Gegenteil. Das hatte sie auch vorher immer gefunden. Aber sie hätte nie gedacht, dass er so gut aussehend war. Vielleicht hatte Stampede ja recht und die ganze Sache würde ihr vielleicht sogar Spaß machen. Plötzlich schlug er die Augen auf. Vipra blieb stehen und betrachtete ihn misstrauisch. Klappte es? Merkte er, was tatsächlich um ihn herum geschah? Einige Sekunden betrachtete sie ihn, wartete seine Reaktion ab. Aber er blieb nur ganz ruhig liegen, starrte sie aus glasigen Augen an. Er machte keinerlei Anstalten aufzuspringen, oder etwas derartiges. Es schien tatsächlich zu funktionieren. Sie ging langsam näher und rang sich ein Lächeln ab. Dann breitete sie die Arme aus und die Decke fiel. Sie präsentierte sich ihm in voller natürlicher Pracht. Seine Augen weiteten sich und sie ging langsam näher. Ihr Herz klopfte, als wenn es die Brust sprengen wollte. Langsam kroch sie auf das Bett, über ihn spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging und sein Geruch stieg ihr in die Nase. Ein unglaublich maskuliner Duft. Schließlich sah sie ihm ins Gesicht. Noch nie hatte sie ihm aus dieser Nähe und so intensiv angesehen. Und wieder wurde ihr bewusst, was für ein schönes Gesicht er hatte. Sein heißer Atem wehte ihr entgegen und seine dunkelbraunen Augen fixierten sie. In ihnen erwachte Verlangen. Ungeheures Verlangen. Es funktionierte. Lächeln senkte sie den Kopf. Langsam kam die Welt um Bravestarr zurück. Oder doch nicht? Träumte er einfach nur? Er hörte Trommeln und Gesänge. Gesänge seines Stammes. Er hatte sie seit seiner Kindheit nicht mehr gehört. Er roch Leder und Felle und spürte solche auch in seinem Rücken. In seinem nackten Rücken. Erst langsam registrierte er, dass er nackt war. Aber wieso? Und wie kam er hierher? Er war doch vorher wo ganz anders gewesen. Aber er wusste nicht mehr wo. Alles schwirrte in seinem Kopf durcheinander. Langsam öffnete er die Augen. Tatsächlich befand er sich in einem Zelt. Feuerschein drang schwach durch die dicken Häute zu ihm durch und er meinte sogar den Rauch des Feuers riechen zu können. Und dann sah er sie. Sie stand direkt vor ihm, blickte auf ihn herab und lächelte. Bravestarr starrte sie an, war nicht fähig mehr zu tun. Vor ihm stand eine junge Indianerin, eine unglaublich schöne junge Frau. Ihr schwarzes Haar fiel lang und wallend über ihre Schultern und rahmten ein wunderschönes Gesicht ein. Ihre zarte Gestalt wurde von einer Decke verhüllt, doch Bravestarr konnte sich denken, dass sie darunter gar nichts trug. Was sich auch bestätigte, als sie ihre Arme hob und die Decke fallen ließ. Er war wie betäubt, wagte es kaum zu atmen. Normalerweise war er kein Mann, der nur nach dem Äußeren einer Frau ging. Aber sie war einfach so unglaublich schön, er konnte die ganze Zeit nur auf ihren wunderbaren Körper starren. Nun begann sie langsam auf das Lager zu kriechen, über ihn, bis sie mit dem Gesicht über seinem war. Mit einem unschuldigen, beinahe schüchternen Lächeln senkte sie dann ihren Kopf und er spürte ihre Lippen an seinen. Es raubte ihm die Selbstbeherrschung. Vipra hatte die Augen geschlossen, erwartete den Moment, wenn ihre Lippen seine trafen und zuckte wie unter einem Elektroschock zusammen, als sie sie berührte. Und noch heftiger, als er beinahe gierig ihren Kuss erwiderte. Es ließ sie dahin schmelzen, er schmeckte gut, unglaublich gut. Sie spürte, wie sich seine linke Hand in ihre Haare grub und er ihr Gesicht fester gegen seines drückte, der Kuss immer intensiver wurde und ihr den Atem nahm. Sie hätte niemals gedacht, dass es so schön sein würde. Sie hatte mit Höllenqualen gerechnet, mit Ekel und auch Scham. Aber sie empfand nichts davon. Ganz im Gegenteil konnte sie es kaum noch erwarten seinen traumhaften Körper zu erforschen. Und scheinbar schien er das auch nicht erwarten zu können. Mit einer kräftigen Bewegung setzte er sich auf, schlang seine starken Arme um ihren schlanken Körper und presste sie fest an sich. Ihre Lippen trafen sich erneut zu einem noch innigerem Kuss und Vipra begann alles um sich zu vergessen. Sie spürte nur noch seine starken Hände und seine weichen Lippen, die nun auch begannen, ihren Körper zu erforschen. Sie erschauderte unter seinen Berührungen, unter den Gefühlen, die sie in ihr auslösten. Sie begann ebenfalls ihre Hände über seinen muskulösen Körper gleiten zu lassen, fühlte seine weiche Haut, schmeckte sie, keuchte erregt auf, als er verspielt an ihrer Brustwarze knabberte. Sie vergrub ihre Finger in seinem dichten schwarzen Haar und küsste ihn gierig, gab sich ihm total hin. Nie hätte sie gedacht, dass es so schön sein würde. So unfassbar schön. Stampede beobachtete die Szene, sah wie Vipra sich hemmungslos ihrem Erzfeind hingab und es sichtlich genoss. Er grinste. Er hatte gewusst, dass es klappen würde. Aber dass es so gut klappen würde überraschte ihn selbst. Bravestarr schien ein guter Liebhaber zu sein, denn Vipra schien sich schier zu verlieren in dem wilden Spiel. Er konzentrierte sich noch mehr auf die Bilder, die er Bravestarr schickte. Dieser sah natürlich nicht Vipra, sondern eine Frau, der wohl kein Mann widerstehen könnte. Und heizte ihn noch mehr an. Nicht nur, um sicher zu gehen, dass Bravestarr nicht die Lust an der ganzen Sache verlor, er gönnte Vipra auch ihren Spaß. In diesem Augenblick warf Bravestarr sie herum auf den Rücken und war in einer fließenden Bewegung über ihr. Stampede zog sich endgültig zurück, konzentrierte sich nur noch auf die Illusion und lachte siegessicher. Vipra schlug ihre Fingernägel in seinen Rücken, wollte schreien, bekam jedoch keinen Ton heraus. Sein Gewicht drückte sie in die Laken und seine Arme umschlossen sie, wie ein Schraubstock und nahmen ihr den Atem. Bei jedem Stoß seines kräftigen Beckens wollte sie schreien, bekam jedoch nur ein atemloses Keuchen heraus, während er immer heftigere Wellen der Erregung durch ihren Körper jagte, sie beinahe folterte. Es durfte nicht enden! Niemals! Niemals durfte er sie wieder loslassen! Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, krallte ihre Finger noch fester in die Muskeln seines Rückens, hoffte, dass es kein Ende nehmen würde. Die Feuerstöße durch ihren Körper wurden immer gewaltiger, verbrannten ihren Verstand und entluden sich dann in einem unglaublichen Höhepunkt. Ihrer Kehle entwich ein atemloser Schrei und sie spürte seinen Höhepunkt, hörte sein tiefes Stöhnen an ihrem Ohr. Dann wich jegliche Spannung aus seinem Körper und er sackte zusammen. Sie hörte seinen keuchenden Atem, spürte unter seiner muskulösen Brust sein starkes Herz, wie es heftig gegen die Rippen pochte. Auch ihr Herz raste, auf eine bisher unbekannte Art. Schmerz und Wonne zugleich erfüllten sie. Es war vorbei. Es konnte nicht sehr lange gedauert haben, aber es war schöner gewesen, als alles, was sie bisher erlebt hatte. Und sie würde nie wieder so etwas erleben, dass wusste sie. Immer noch schwer atmend rollte er sich auf die Seite und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Vipra sah ihn an. Er schien wieder in den Schlaf gefallen zu sein, denn er lag nun genau so ruhig und friedlich da, wie zu Beginn. Sie rollte sich auf die Seite, legte ihren Kopf auf seine Brust und strich über seine Muskeln, hörte seinen sich allmählich beruhigenden Herzschlag und spürte, wie sich sein Brustkorb gleichmäßig hob und senkte. Sie genoss es. Es hatte etwas tröstendes, denn der Gedanke, dass sie ihm nie wieder so nahe seine würde , erfüllte sie mit unglaublicher Trauer. Sie wusste, dass das nicht sein durfte, dass sie nicht so für ihn empfinden dürfte, aber sie konnte sich auch nicht dagegen wehren. Gleich würden sie ihn wieder in die Prärie herausschaffen, zu seinem Gaul, der dort immer noch lag. Und dann würde sie ihm wieder nur im Kampf gegenüberstehen. Sie fragte sich, wie sie nach diesem Erlebnis noch dazu in der Lage sein würde, gegen ihn zu kämpfen. Sie spürte, wie sie in einen Dämmerschlaf hinüberglitt. Nur noch die letzten Minuten, die ihr blieben genießen. Diese letzten Minuten. Ein heftiges Hämmern an der Tür holten sie in die Wirklichkeit zurück. „He, Vipra! Es wird Zeit! Stampede sagt, dass er bald aufwacht!“, hörte sie die knurrende Stimme eines Dingos. Wütend richtete sie sich auf und ging zu ihren Kleidern. „Jaja, schon gut!“, rief sie böse und begann sich anzuziehen. Sie war nicht ganz fertig, als die Tür aufging und drei Dingos reinkamen. Alle drei grinsten sie frech an. „Na, hattest du deinen Spaß?“, fragte der eine anzüglich und betrachtete den Schlafenden auf dem Bett. „War er gut, ja?“, fragte dann auch noch ein anderer. „Haltet eure vorlauten Mäuler, oder ich stopfe sie euch!“, rief Vipra schwer beherrscht. Wütend stürmte sie aus dem Raum und lief den Gang hinab, in ihr Zimmer. Sie wollte allein sein. Die Dingos machten sich lachend daran Bravestarr wieder anzukleiden und schafften ihn dann aus dem Zimmer wieder auf ihr Wüstenfahrzeug. Sie brachten ihn an die Grenze der Badlands zurück, wo immer noch sein Gaul lag. Der hatte sich scheinbar nicht einen Millimeter gerührt. Umso besser, so hatte er nichts mitbekommen. Sie legten den schlafenden Mann an die Stelle, wo er zuvor auch gelegen hatte und beeilten sich dann wieder wegzukommen. Schon bald war wieder Ruhe in den Badlands eingekehrt und das einzige, was man hörte, war der Wind. Kapitel 4: Erwachen ------------------- Langsam kehrte die Welt um Bravestarr zurück. Er konnte den Präriewind hören, wie er durch die Felsen pfiff und er konnte auch das Rufen eines Kauzes hören. Klare Nachtluft stieg in seine Nase und belebte seine Geister. Langsam schlug er die Augen auf und sah sich vorsichtig um. Es war Nacht, wahrscheinlich schon nach Mitternacht. Die Sterne standen am Himmel und schienen wie kleine Augen auf ihn herab zustarren. Er fasste sich an den schmerzenden Kopf. Was war nur passiert? Wieso lag er hier am Boden, in der Prärie. Erst langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Der Nebel, der plötzlich aufgestiegen war, Thirty-thirtys Sturz, alles kam zurück. Er sah sich nach seinem Partner um und sah ihn nur etwa einen Meter hinter sich liegen. Er war immer noch bewußtlos, aber begann sich zu regen. Langsam stand er auf und ging zu ihm rüber. Plötzlich fiel ihm auf, dass sein Haar geöffnet war. Es fiel ihm wirr um die Schultern.Verwundert runzelte er die Stirn. Hatte er bei dem Sturz sein Haarband verloren? Er konnte sich nicht erinnern. Das einzige, an dass er sich noch erinnern konnte, war ein sehr lebhafter Traum gewesen. Ein unglaublich schöner Traum. Aber auch ein merkwürdiger. Er sah wieder diese schöne Frau vor sich, meinte noch die Hitze des Liebesspieles zu spüren. Ein unglaublich heftiges Liebesspiel. Es war ihm ein Rätsel, wieso er soetwas träumte. Er schüttelte den Gedanken ab. Es war unwichtig. Wichtiger war jetzt, dass er sich um seinen Big Partner kümmerte, dessen Lebensgeister aber scheinbar nun auch zurück kehrten. „Uh!“, hörte er ihn stöhnen und dann hob er langsam seinen Kopf. Er sah Bravestarr mit verschwommenem Blick an. „Was...was ist passiert?“, fragte er. „Ich weiß auch nicht. Wir waren wohl beide einige Stunden bewußtlos.“, antwortete Bravestarr und ging neben ihm in die Knie. „Wie fühlst du dich?“, fragte er und sah sich Thirty-thirty genauer an. „Beschissen! Mein Kopf dröhnt wie ein Keriumzug.“, antwortete dieser und versuchte sich aufzurichten. „Was ist das nur für ein Zeug gewesen? Und wo kam es her?“, fragte Thirty-thirty, nachdem er sich wieder schwer auf die Beine gekämpft hatte. „Keine Ahnung! Ich habe sowas auch noch nicht erlebt!“, antwortete Bravestarr und sah zum Hexagon rüber. Hatte Stampede sich eine neue Verteidigung einfallen lassen? Oder hatte er nichts damit zu tun? „Sag mal, seit wann trägst du dein Haar offen?“, hörte er seinen Freund dann plötzlich fragen. „Weiß auch nicht. Sie müssen irgendwie bei dem Sturz aufgegangen sein.“, antwortete Bravestarr und schwang sich in den Sattel. „Jetzt aber auch schnell weg hier! Bevor das wieder passiert!“, rief Thirty-thirty und galoppierte los. Bravestarr konnte ihm nur zustimmen. Die ganze Sache hatte ihn verwirrt und ließ seine Gedanken nicht zu Ruhe kommen. Vor allem musste er den ganzen Weg zurück immer wieder an den merkwürdigen Traum denken. Er war so real gewesen. Beinahe zu real für einen Traum. Aber er konnte auch nichts anderes als das gewesen sein. Vipra stand am Fenster ihres Zimmers und blickte traurig auf die Badlands hinaus. Dort unten war er nun wieder, würde gleich erwachen und keinerlei Erinnerungen an das Geschehene haben. Und wenn, dann würde er es für einen Traum halten. Das musste er natürlich. Er durfte kein Verdacht schöpfen. Denn das war Teil des Plans. Und dennoch erfüllte der Gedanke sie mit tiefer Trauer. Tränen stiegen in ihre Augen, während sie mit einer Hand über ihren Unterleib strich. Sie hätte es nie für möglich gehalten so empfinden zu können. Nicht für ihren Erzfeind. Sie hatte es letztlich nur getan, weil es zu seinem Verderben führen sollte. Sie blickte an sich hinab, sah auf ihren noch flachen Bauch. Als Stampede ihr den Plan erläutert hatte, hatte es noch beinahe zynisch auf sie gewirkt. Bravestarr würde durch die Hand seines eigenen Kindes sterben. Sie hatte sogar noch darüber lachen können. Aber nun konnte sie nicht mehr lachen. Tatsächlich hätte sie nun am liebsten geweint. „Für eine von beiden Seiten wirst du das Verderben bedeuten.“, sagte sie leise und fuhr fort ihren Bauch zu streicheln. Und blickte dann wieder in die Badlands hinaus. Nie wieder würde sie so etwas erleben, nie wieder so eine Leidenschaft und Taumel der Gefühle. Vor allem würde sie ihn nie wieder so spüren! Es wollte ihr Herz zerreißen. Sie blieb noch lange am Fenster stehen und weinte still vor sich hin. Kapitel 5: Die Nacht des Raben ------------------------------ Schon bald zeigte sich, dass Stampede recht gehabt hatte. Schon nach einer Woche zeigten erste untrügerische Anzeichen, dass Vipra empfangen hatte. Und nach nicht mal drei Monaten brachte sie einen Sohn zur Welt. Allein in ihrem Zimmer, in einer mit gewitterigen Nacht lag sie auf ihrem Lager und ertrug schreckliche Schmerzen. Das Donnergrollen schluckte die meisten ihrer Schreie. Und als sie dann endlich den ersten Schrei ihres Sohnes vernahm, war sie fast völlig entkräftet. Doch alles war vergessen, als sie ihr Baby in den Armen hielt. Ein kleiner, aber kräftiger Junge, dessen Äußeres keinen Zweifel daran zuließ, wer der Vater war. Pechschwarzes, dichtes Haar hatte er bereits jetzt und seine Haut hatte einen zarten Kupferton. Vipra streichelte ihn, betäubt vor Glück und sah in die dunkelbraunen, aber weichen Augen ihres Sohnes. Sie musste an Bravestarr denken, der von alldem nichts ahnte. Er würde nun wahrscheinlich in seinem Büro in Fort Kerium sitzen, oder in seinem Bett liegen, nichts ahnend, dass er in dieser Nacht Vater geworden war. Erst das Schnarren von Tex Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Nun? Ist unsere kleine Wunderwaffe da?“, fragte er. Vipra hatte ihn gar nicht reinkommen gehört. Zu sehr hatte ihr Sohn sie in seinen Bann gezogen. „Wie du siehst!“, sagte sie leise und streichelte ihn weiter. Sie hörte, wie Tex näher kam und sich dann über das kleine Gesicht beugte. Erschöpft von den Strapazen der Geburt war er eingeschlafen. „Kaum zu glauben, dass so ein harmloses, kleines Ding eine solche Wunderwaffe sein soll.“, sagte er nachdenklich. Dann richtete er sich grinsend wieder auf. „Nun, ich denke Stampede wird sich ihn ansehen wollen.“ Er streckte die Hände nach dem Bündel aus. „Gib ihn mir!“ „Nein!“, sagte Vipra und drückte den Kleinen schützend an sich. „Ich selbst werde zu Stamede gehen, wenn ich wieder kräftig genug bin.“ Tex sah sie erst erstaunt an. Und ließ dann aber grinsend die Hände sinken. „Was soll man jetzt dazu sagen! Unsere eiskalte Schlange ist eine Glucke geworden!“, lachte er dann. Vipra sah ihn vernichtend an. „Der Kleine ist gerade geboren! Und er ist noch schwach! Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn er jetzt schon diesem Monster ins Gesicht starren muss!“, zischte sie ihn böse an und streichelte den Kleinen beruhigend, der unruhig geworden war. Tex grinste jedoch nur unbeeindruckt weiter. Dann beugte er sich zu ihr runter und kam ihr mit seinem Gesicht ganz nahe, bis nur wenige Zentimeter sie voneinander trennten. „Vergiss nicht, dass der Kleine nicht deine Puppe sein wird, sondern unsere Waffe! Also halte deine Muttergefühle besser etwas zurück!“, knurrte er gefährlich. Vipra rutschte vor ihm zurück, drückte den Kleinen noch fester an sich. „Er ist noch ein Baby. Und auch, wenn er uns als Waffe dienen soll, ist er auch mein Sohn. Und daran wird sich nichts ändern!“, sagte sie. Tex Augen verengten sich verärgert. Doch dann richtete er sich auf und verließ mit einem häßlichen Lächeln den Raum. „Ich werde Stampede sagen, dass du dich noch etwas erholen musst. Aber dann solltest du mit dem Kleinen besser zu ihm kommen.“ Er lächelte sie noch einmal abgrundtief böse an. „Du weißt, was passiert, wenn man Stampede nicht gehorcht!“ Dann fiel endlich die Tür hinter ihm ins Schloss und Vipra entspannte sich wieder etwas. Sie blickte auf den Säugling hinab. Er hatte sich wieder beruhigt und schlief. Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Wange. Er war für sie nur ein Werkzeug. Und das sollte er eigentlich auch für sie sein. Aber das war er nicht. Er war ihr Sohn, Bravestarrs Sohn und nicht einfach nur ein Ding, dass man für irgendeine Sache benutzen konnte, egal wie wichtig sie war. Sie strich durch seine dichten schwarzen Haare und überlegte, wie sie ihn nennen sollte. Sie dachte daran, ihm einen indianischen Namen zu geben. Doch sie kannte keinen und zudem wäre das nicht klug. Stampede würde das mit Sicherheit nicht tolerieren. Aber sie wollte ihm auch keinen wirklich fiesen Namen geben. „Wie nenne ich dich nur, mein Kleiner?“, fragte sie sich leise selbst. Das Krächzen eines Raben ließ sie aufschrecken. Sie blickte zum Fenster. Auf der Fensterbank saß ein tiefschwarzer Schatten, der zwischendurch gespenstisch von den zuckenden Blitzen erhellt wurde. Noch schwärzer, als das Gefieder des Tieres waren seine Augen, die wie kleine Perlen glitzerten. Regentropfen glänzten auf den schwarzen Federn. Es musste einer von denen sein, die manchmal oben auf dem Hexagon brüteten. Normalerweise nahm man sie kaum wahr, sah sie nur manchmal als kleine dunkle Schatten am Himmel. Umso unheimlicher war es Vipra, dass sich eines der Tiere plötzlich an ihr Fenster verirrte. Vor allem genau in dieser besonderen Nacht. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als wenn das ein Zeichen wäre. Vipra blickte zu ihrem Baby runter, dessen Haar so pechschwarz war, wie die Federn des Raben. Und plötzlich wusste sie einen Namen. „Raven! Du heißt Raven!“, flüsterte sie leise dem Baby zu. Dieses gab im Schlaf leise, genüssliche Laute von sich. Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und glitt, mit ihrem Sohn in den Armen in einen erschöpften Schlaf. Der Rabe krächzte noch einmal und flog dann wieder davon, in das Gewitter, aus dem er gekommen war. Bravestarr erwachte Schweißgebadet aus einem furchtbaren Albtraum. Heftig atmend und die Angst niederkämpfend starrte er in die Dunkelheit, die nur zeitweise von einem Blitz erhellt wurde. Donnergrollen hallte durch die Nacht. Aber das war es nicht, was ihn geweckt hatte. Und auch nicht die schrecklichen Bilder seines Albtraumes. Er konnte sich bereits nicht mehr daran erinnern, was er eigentlich geträumt hatte. Er sah zum Fenster, von dem nun wieder ein dunkles Krächzen zu hören war. Auf der Fensterbank saß ein schwarzer Schatten, dessen unheimlichen, glitzernden Augen ihn anstarrten. Ein Rabe. Ein großes, stolzes Tier mit glänzendem Gefieder. Sein Krächzen war es, was ihn geweckt hatte. Bravestarr sah das Tier verwundert an. Irgendwie war er ihm unheimlich. Er musste an das denken, was sein Stamm diesen Tieren für Fähigkeiten andichtete. Raben waren bei den New Cheyenne heilige Tiere. Sie konnten Glück bringen. Aber auch Unglück. Bravestarr war zwar kein abergläubischer Mensch, aber er wusste auch, dass nicht alles ins Reich der Fantasie gehörte, was die Weisheiten seiner Vorfahren betraf. Und irgendetwas sagte ihm, dass dieses Tier, das da auf der Fensterbank saß, ein Omen war. Langsam schwang er die Beine aus dem Bett und ging langsam auf den Raben zu. Dieser blieb ganz ruhig auf der Fensterbank sitzen, rührte sich nicht einen Millimeter. Bis Bravestarr direkt vor ihm stand. Ihre Blicke trafen sich und blieben mehrere Sekunden aneinander hängen. „Was willst du mir sagen?“, flüsterte er und streckte die Hand nach dem Tier aus. Dieser beobachtete Bravestarrs Finger und gab leise krächzende Geräusche von sich. Kurz bevor er ihn berührte, breitete er die Flügel aus und flog mit einem lauten Krächzen in die gewitterige Nacht zurück, die ihn schon bald verschlang. Eine Gänsehaut breitete sich auf Bravestarrs muskulösen Körper aus und sein Herz begann zu rasen. „Schaman!“, rief er ängstlich in Gedanken. „Ich höre dich, mein Sohn!“, antwortete dieser. „Ich...ich habe gerade etwas sehr Merkwürdiges erlebt!“, sagte Bravestarr. Es war ihm beinahe peinlich, dass er sich wie ein kleines Kind vor einem Raben fürchtete, aber er hatte auch genau gespürt, dass dieses Tier nicht normal war. Er musste einfach mit Schaman darüber sprechen. „Ich weiß. Ich habe es ebenfalls gesehen. Und dein Gefühl trügt dich nicht.“, hörte er seinen Ziehvater in seinen Gedanken. „Was hat dieser Rabe zu bedeuten?“, fragte Bravestarr ohne Umschweife. „Das weiß ich nicht, aber das er etwas bedeutet, steht außer Frage.“, kam die Antwort. „Was sollen wir tun?“, fragte Bravestarr schließlich ratlos. „Ich denke, wir können nur abwarten, mein Sohn. Es war ein Omen, aber eines, aus dem auch ich nicht schlau werde. Wir werden sehen.“ Die Verbindung brach ab. Normalerweise beruhigte es Bravestarr mit seinem Mentor zu sprechen. Doch dieses Mal blieb die Angst und die Verwirrung. Und das selbst Schaman in seiner Weisheit mit diesem Omen nichts anfangen konnte, ließ die Angst noch weiter steigen. Sie konnten wohl wirklich nichts weiter tun, als abwarten. Nach einem letzten Blick in die Nacht hinaus, ging er wieder zu Bett. Doch der Schlaf kam in dieser Nacht nicht zu ihm zurück. Kapitel 6: Raven ---------------- Vipra ging, den Kleinen beruhigend in den Armen wiegend, in Stampedes Saal. Sie würde es nun nicht mehr aufschieben können. Seit zwei Tagen war er nun auf der Welt und Stampede wollte ihn sehen. Aus glühenden Augen starrte der Semidrache auf das kleine zarte Gesicht herab und grinste zufrieden. „Gut! Gut!“, knurrte er. „Nun wollen wir unsere kleine Wunderwaffe aufziehen und auf seinen großen Tag vorbereiten.“ Vipra drückte den Kleinen wieder schützend an sich. „Er wird doch bei mir bleiben, oder?“, fragte sie ängstlich. Ihre größte Angst war, dass Stampede ihr den Jungen wegnahm und ihn an irgendeinen unheimlichen Ort bringen würde. An einen Ort, an dem sie nicht bei ihm sein konnte. Das würde sie nicht ertragen. Stampede lachte. Der Kleine begann ängstlich zu wimmern. „Ja, das wird er. Du als seine Mutter hast den größten Einfluss auf ihn. Es wäre dumm, ihn dir wegzunehmen.“, knurrte er. „Natürlich unter der Voraussetzung, dass du dein Bestes für seine Ausbildung gibst!“ „Natürlich werde ich das!“, sagte sie hastig. „Aber er erst, wenn er älter ist.“ Stampede grinste und senkte seinen riesigen Kopf, bis er vielleicht noch einen Meter von ihr entfernt war. „Ich rate dir, dich an unseren Plan zu halten, Vipra! Er ist vielleicht dein Kind, aber vorrangig wird er uns als Waffe dienen! Und ich werde es nicht tolerieren, solltest du ihn nicht auf seine Rolle vorbereiten, oder auf andere dumme Gedanken kommen.“, knurrte er drohend. Vipra wich vor ihm zurück. „Nein...ich meine, das hatte ich nicht vor! Aber er...er ist doch noch ein Baby!“, stotterte sie ängstlich. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, welche Maßnahmen er meinte. „Das sehe ich selbst! Aber sobald er das richtige Alter hat, wird seine Ausbildung beginnen! Und dann wird er uns endlich Schaman und diesen Bravestarr vom Hals schaffen!“, grollte er. „New Texas wird uns gehören!“ Vipra zuckte zusammen und wich so weit vor ihm zurück, wie es ging. „Du kannst jetzt gehen!“, knurrte Stampede und Vipra beeilte sich den Saal zu verlassen. „Ach, wie heißt der Kleine überhaupt?“, fragte er dann noch hinter ihr. Vipra wandte sich um. „Raven!“, sagte sie knapp. Stampede fixierte sie ein paar Sekunden. „Gut!“, knurrte er dann nur und Vipra beeilte sich hinaus zu kommen. Die Zeit verging wie im Fluge. Während Tex und der Rest der Bande nach außen hin ganz normal agierten, wuchs Raven im Hexagon auf, unter strenger Aufsicht von Stampede. Schon bald zeigte sich, dass Raven ein wirklich außergewöhnliches Kind war. Genauso schnell, wie er zur Welt gekommen war, so schnell wuchs er auch. Bereits mit einem halben Jahr war er dem Säuglingsalter entwachsen und hatte Größe und Reife eines Zweijährigen. Er war intelligent und aufgeweckt, was sich ebenfalls sehr früh zeigte. Was jedoch noch viel auffälliger war, waren seine unglaublichen mentalen Fähigkeiten. Diese zeigten sich das erste Mal, als er etwa ein halbes Jahr alt war. Vipra hatte den Kleinen in seinem Laufstall gelassen, um etwas zu erledigen. Als sie das Zimmer wieder betrat, schlug ihr der Geruch von verbranntem Fleisch entgegen. Mit einem heftigen Schrecken blickte sie auf den Boden vor dem Laufstall, wo eine kleine Wüstenechse in Flammen aufgegangen war. Raven stand an den Stangen seines Laufstalles und blickte auf die Echse hinab. Doch anstatt, dass er schrie, oder sonst eine Reaktion zeigte, fixierte er einfach nur das qualvoll sterbende Wesen. Am meisten hatte Vipra sich jedoch vor seinen Augen erschrocken. Sie waren von einem unheimlichen Glühen erfüllt gewesen. Hatte er das getan? Hatte er die Echse angezündet? Es blieb nicht der einzige Vorfall. Etwa drei Monate später, als er gerade begann richtig zu sprechen, nahm Tex ihn einmal mit nach draußen. Und dort ging, bloß weil Raven laut Tex ihn einfach nur anstarrte, ein Busch in Flammen auf. Ein paar weitere Monate später – man hätte Raven bereits gut und gerne für einen Vier- oder Fünfjährigen halten können - kam Vipra in ihr Zimmer und sah plötzlich, die Ravens Spielzeug kreuz und quer durch den Raum flog. „Mutter, Mutter!“, lachte er. „Guck mal, was ich kann!“ rief er lachend und zeigte auf die fliegenden Spielsachen. Wieder war dieses unheimliche Glühen in seinen Augen zu sehen. „Ganz toll, mein Kleiner! Ich...ich glaube, das solltest du Stampede zeigen!“, sagte sie zögernd. Widersprüchliche Gefühle rasten durch ihren Kopf. Auf der einen Seite war sie stolz auf ihn und beeindruckt. Auf der anderen Seite machte es ihr Angst. Es war ein weiteres Anzeichen dafür, dass er tatsächlich der Spross zu sein, den die Prophezeiung erwähnte. „Meinst du?“, fragte der Kleine sie zögern. Vipra zuckte zusammen, als die Spielzeuge zu Boden fielen. „Ja! Das würde er bestimmt gern sehen!“, sagte sie. Die Worte kamen ihr nur sehr schwer über die Lippen. Raven senkte kurz den Blick und stand dann aber gehorsam auf. „Na gut, ich zeige es ihm!“, sagte er dann und lief aus dem Zimmer. Vipra konnte die Schritte ihres Sohnes hören, die sich immer weiter entfernten. Ihr Herz wurde gleichsam immer schwerer und ihre Angst wuchs. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Sie musste daran denken, wie schön die erste Zeit mit ihrem Sohn gewesen war. Sie hatte sich ganz allein um ihn gekümmert, ohne die Einmischung von Stampede oder Tex. Raven war ihr ein und alles. Sie liebte ihn unendlich. Und sie hatte Angst vor dem was kommen würde. Denn sie liebte nicht nur ihn. Sie liebte auch den Mann, den Raven beseitigen sollte. Seinen eigenen Vater. Leise weinend ließ sich Vipra auf dem Bett sinken. Sie fühlte sich zum ersten mal in ihrem Leben hilflos und schwach. Raven näherte sich Stamedes Saal widerwillig. Ihm war mehr als unbehaglich, denn er mochte den Semidrachen nicht. Er war einfach nur groß, hässlich und gruselig. Er war um jeden Tag froh, an dem er den alten Knochenkopf, wie ihn seine Mutter oft heimlich nannte, nicht zu sehen brauchte. Dazu kam, dass seine Mutter ebenfalls Angst vor Stampede hatte. Sie wollte ihn das zwar nie merken lassen, aber Raven merkte es sehr wohl. Zaghaft klopfte er an die Tür, hinter der Stampedes Saal lag. „Komm nur herein, mein Junge!“, hörte er die grollende Stimme. Langsam trat er ein und blickte zu der gewaltigen Gestalt empor. Stampede hatte seinen Kopf der Tür zugewannt und blickte ihn aus seinen glühenden Augen an. „Komm nur her, Raven!“ Langsam ging Raven näher. Auf der Plattform direkt vor Stampede blieb er stehen. „Was führt dich zu mir?“, fragte er dann und senkte seinen Kopf noch etwas weiter. Sein Maul befand sich nun nicht mehr weit weg, von Raven. Dieser schluckte ängstlich. Er musste sich plötzlich vorstellen, wie er in diesem gewaltigen, rauchendem Maul verschwand. „Also...Mutter meinte, ich soll dir das zeigen!“, sagte er dann zögernd. Dann zog er einen Ball aus seiner Tasche und ließ ihn auf seiner Handfläche liegen. Konzentriert starrte er ihn an und langsam erhob er sich und stieg in die Luft. Stampede sah dem kleinen Gegenstand erstaunt nach. „Unglaublich!“, rief er, ehrlich überrascht. „Wie machst du das?“, fragte er den Jungen dann. Raven war überrascht, den aufrichtig beeindruckten Ton in Stampedes Stimme zu hören. „Naja, ich will einfach, dass er fliegt. Ich kann das nicht genau erklären.“, antwortete er dann wahrheitsgemäß. „Kannst du das auch mit größeren Sachen?“, fragte Stampede neugierig und deutete dann auf eine große Eisenplatte, die in einer Ecke des Saales lag. „Versuch es damit!“, befahl er Raven und dieser beeilte sich ihm zu gehorchen. Tatsächlich erhob sich auch die Eisenplatte gehorsam in die Luft. Aber Raven musste sich sichtlich mehr anstrengen, als bei dem Ball. „Erstaunlich!“, rief Stampede und wandte sich wieder dem Jungen zu. „Sag mal, kannst du auch was anderes? Außer Dinge schweben lassen?“, fragte er dann und fixierte Raven noch mehr. Der Junge schluckte trocken. Irgendwie freute es ihn ja, dass Stampede sich so dafür interessierte, aber andererseits hatte er auch Angst vor ihm. „Ich weiß nicht. Mutter hat mir mal erzählt, ich könnte auch Feuer machen. Aber das habe ich nie wirklich probiert. Sie sagt, das sei gefährlich.“, antwortete er dann. „Na dann wollen wir doch mal sehen, ob du das wirklich kannst.“, grollte der Semidrache und sah sich um. Dann streckte er die Hand aus und riss einfach einen Vorhang von einem der wenigen Fenster. Den hielt er dem Jungen dann hin. „Versuch ihn anzuzünden!“, befahl er dann. Raven konzentrierte sich auf den Stoff, doch auch er begann nur zu fliegen. Aber nicht mal ein Glimmen entstand. „Hm, das musst du wohl irgendwie anders machen!“, sagte Stampede. Raven dachte angestrengt nach. Anders machen. Wie denn? Er konnte sich nicht erinnern, dass er tatsächlich einmal Feuer gemacht hatte. Er wusste es nur aus Erzählungen und die halfen ihm nun nicht wirklich weiter. „Ich...ich weiß aber nicht wie.“, sagte er dann. Stampedes Augen verengten sich. Doch er blieb ruhig und legte den Vorhang beiseite. „Nun, du solltest es mal öfter probieren, wenn du draußen in der Prärie bist.“, sagte er dann und lächelte sogar. Was bei ihm aber mehr unheimlich, als freundlich wirkte. „Und nun geh, und übe fleißig. Diese Fähigkeiten solltest du in jedem Falle trainieren!“, sagte er dann. Raven verließ beinahe fluchtartig den Saal. Er sah nicht, wie Stampede siegessicher lächelte und weiter seine Pläne schmiedete. Pläne, von dessen Bosheit Raven nichts ahnte. Dieser Junge hatte mehr Potential als er geglaubt hatte. Und er würde dafür sorgen, dass er stärker wird. Und das seine Stärke zum Verhängnis seiner Feinde werden würde. Kapitel 7: Kummer, Angst und Zweifel ------------------------------------ Ein Jahr später begleitete Vipra ihre Kumpanen zum ersten Mal wieder auf einem ihrer Beutetouren. Raven war alt genug, um nun allein im Hexagon zu bleiben. Zudem war er häufig bei Stampede, der ihm dabei half, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zu trainieren. Mittlerweile hatte Raven auch herausgefunden, wie er die Pyrokinese bewusst einsetzen konnte. Und so war kein trockener Strauch, kein Baum und alles andere rund ums Hexagon, das brennbar war, vor ihm sicher. Seine telekinetischen Fähigkeiten übertraf jedoch mittlerweile alles. Und auch im Nahkampftraining stellte er sich erstaunlich geschickt an. Vipra war stolz auf ihn, aber sein Anblick wurde auch mehr und mehr zu einer Folter für sie, denn er sah Bravestarr immer ähnlicher. „Okay, da ist die neue Siedlung! Macht euch bereit!“, riss Tex Stimme sie aus ihren Gedanken. Vipra sah auf und erkannte die ersten, noch sehr behelfsmäßigen Bauten. Es waren nicht viele, aber das würde sich bald ändern. Stampede hatte sie darauf angesetzt, um die Siedler von vorneherein zu vertreiben. Sie wurden immer dreister, kamen den Badlands immer näher. Vipra zog ihre Waffe und auch die anderen begannen ihre Laser zu zücken. „Und Feuer!“, rief Tex und sie eröffneten dieses alle gleichzeitig. Für einen Moment war Vipra abgelenkt. Sie spürte die alte diabolische Freude in sich aufsteigen, wenn sie in den Kampf zog. Sie jagten die schreienden Siedler wie die Hasen und zerstörrten die Häuser, bis plötzlich ein Schuss aus einer starken Waffe den Turbomuli eines der Dingos in Stücke riss. Dieser flog in hohem Bogen winselnd in einen Trümmerhaufen, wo er benommen liegen blieb. Tex und die anderen stoppten und blickten in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Natürlich wussten sie alle, wen sie sehen würden. Auf einer kleinen Anhöhe stand Thirty-thirty mit seiner Kanone im Anschlag. „Okay, Leute! Das reicht! Seht zu, dass ihr verschwindet, oder mein Mädchen hier bringt euch Manieren bei!“, rief dieser und lud nach. „Thirty-thirty ist hier? Dann kann Bravestarr nicht weit sein!“, dachte Vipra. Und wie zur Antwort war ein gelber Blitz zu sehen, der aus der Stadt heraus angesaust kam und Tex mit einem gekonnten Sprungtritt von seinem Schädelmuli holte. Tex schlug schwer auf und der gelbe Blitz landete einige Meter entfernt federn auf den Füßen und wurde wieder zu einem Mann. „Er hat sich nicht verändert!“, dachte Vipra und war einen Moment wie gelähmt. Sie hatte Bravestarr seit ihrer gemeinsamen Nacht nicht mehr gesehen und hatte sich oft gefragt, ob er immer noch der Alte war. Und das er das war, bewieß er weiter, in dem er sich nun den Rest er Bande vornahm. „Vipra! Was hockst du auf deinem Muli und glotzt?! Mach ihn fertig!“, hörte sie Tex plötzlich schreien und Vipra schreckte hoch. Im Reflex hob sie die Waffe und feuerte auf Thirty-thirty, der den Angriff scheinbar nicht erwartet hatte, denn sie landete einen Volltreffer. Der Gaul fiel gelähmt zu Boden. „Thirty!“, hörte sie Bravestarr rufen und sah ihn dann zu seinem Freund eilen. Im nächsten Moment wurde er von hinten von einem Laser getroffen und fiel halbbewußtlos zu Boden. Der Dingo, der in dem Trümmerhaufen gelegen hatte, schien sich erholt zu haben, denn er war der Schütze. „Gut gemacht!“, rief Tex ihm zu und ging auf Bravestarr zu, der stöhnend am Boden lag. Böse grinsend beugte er sich über ihn. „Und jetzt gebe ich dir den Rest, du Nervensäge!“, lachte er und zielte auf Bravestarrs Gesicht. „Nein!“, hörte Vipra sich selbst entsetzt schreien. Verwundert wandte Tex sich ihr zu. „Was?“, fragte er verständnislos. Vipra schluckte. „Lass...lass mich ihn erledigen!,“ sagte sie dann schwer beherrscht und stieg von ihrem Muli. Tex sah sie erst noch zweifelnd an, steckte dann aber grinsen die Waffe weg. „Warum eigentlich nicht?“, sagte er dann lachend und ging zu seinem Schädelmuli zurück. „Gut, kümmere du dich um ihn. Wir machen uns auf den Rückweg! Ich glaube, die Siedler haben es verstanden!“ Er startete sein Muli und sah sich noch einmal nach ihr um. „Du kommst nach. Aber lass dir ruhig Zeit!“, sagte er dann und grinste böse. Dann verschwanden die anderen und ließen Vipra mit dem benommenen Bravestarr zurück. Vipra wartete, bis sie außer Sichtweite waren und ging erst dann langsam auf den benommenen Mann zu. Der versuchte sich zu bewegen, doch der Lähmstrahler des Dingos hatte ganze Arbeit geleistet. Er konnte sich kaum rühren. Vipra ging neben ihm in die Knie und sah in sein markantes Gesicht. Wieder wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie ähnlich Raven ihm sah. Bravestarr sah sie aus glasigen Augen an, sie las Angst in ihnen. Zaghaft streckte sie eine Hand nach seinem Gesicht aus, strich mit den Fingerspitzen über seine Wange. Es jagte ihr einen Schauer über den Rücken, gepaart mit unendlicher Traurigkeit. Sie konnte ihn nicht töten! Obgleich sie wusste, dass er, wenn Stampedes Plan klappte, sowieso dem Tode geweiht war. Aber sie konnte es einfach nicht. Eine einzelne Träne lief ihre Wange hinunter. Verzweiflung und Hilflosigkeit bemächtigten sich ihrer. Schließlich stand sie auf und lief einfach zu ihrem Turbomuli zurück. Sie wollte weg, musste weg. Tex würde sie erzählen, dass Bravestarr plötzlich wieder auf den Beinen gewesen sei und sie besiegt hätte. Sie rauschte in die Badlands, aber nicht zum Hexagon. Sie konnte so nicht dorthin kommen, nicht in diesem Zustand. Sie war völlig aufgelöst und aufgewühlt. Sie musste sich erst ein wenig beruhigen, bevor sie zurück kehrte. Irgendwann hielt sie an einem Berg einfach an. Einige Minuten saß sie einfach auf ihrem Turbomuli und versuchte Ordnung in das Chaos hinter ihrer Stirn zu kriegen. Zum ersten Mal wurde ihr wirklich bewusst, in was sie reingeraten war. Sie steckte in einer schier aussichtslosen Lage. Schließlich zwang sie sich, sich zusammenzureißen und kehrte zum Hexagon zurück,. Wie erwartet, warteten die anderen schon auf sie und ihren Bericht. „Nun?“ fragte Tex sofort. „Hast du ihn erledigt!“ Vipra zwang sich ein zorniges und biestiges Gesicht aufzusetzen. „Nein! Ich wollte mich gerade um ihn kümmern, als er wieder zu sich gekommen ist. Ehe ich mich versah, hat er mir die Waffe aus der Hand getreten und mich überwältigt. Ich kann von Glück reden, dass es mir gelang zu fliehen! Ansonsten säße ich jetzt im Knast.“, log sie. Tex schien auch nicht wirklich überzeugt. Er kniff die Augen zusammen und sah sie einige Sekunden wortlos an. „Tatsächlich?“, fragte er dann. „Ja, tatsächlich!“, entgegnete Vipra wütend. Tex schien ihr immer noch nicht zu glauben, doch er beließ es dabei. „Nun gut! Eigentlich war das ja auch nicht unsere Aufgabe, nicht wahr?“, sagte er und grinste böse. „Das ist ja eigentlich die Aufgabe deines Sprößlings!“ Vipra konnte ein Zusammenzucken nicht verhindern. Sie versuchte es mit einem bösen Lächeln zu überspielen. „Und er wird nicht versagen!“, sagte sie dann nur noch knapp und lief dann davon. Sie wollte in ihr Zimmer, für sich sein. Als sie dieses betrat, kam ihr sofort Raven entgegen, der sie freudig wie immer begrüßte. „Mutter! Du bist schon zurück!“, rief er und umklammerte sie. Sie musste wieder staunen, wie sehr er schon wieder gewachsen war. Mittlerweile konnte man ihn auch locker für einen Acht- oder Neunjährigen halten. Er sah zu ihr auf, der Blick seiner dunkelbraunen Augen trafen ihren. Und sofort verschwand sein Lächeln. „Mutter? Was ist los?“, fragte er dann besorgt. „Nichts, mein Kleiner. Ich...ich bin nur etwas müde.“, sagte sie ausweichend. Ihre Traurigkeit musste man ihr nun wieder deutlich angesehen haben. Aber Raven hatte auch äußerst feine Sinne und merkte es sofort, wenn etwas mit ihr nicht stimmte. „Du bist doch traurig, Mutter. Warum bist du so traurig?“, sagte Raven und sah sie mitleidsvoll an. Vipra musste lächeln und konnte gleichzeitig nicht verhindern, dass sie wieder zu weinen begann. „Das kann ich dir nicht sagen, mein Kleiner. Aber mir geht es bald besser.“, antwortete sie dann und ließ sich auf dem Bett nieder. Sie spürte Ravens Blick noch eine ganze Weile. Doch dann konnte sie hören, wie er die Tür öffnete. „Ich gehe ein wenig raus, Mutter.“, sagte er. „Jaja, geh ruhig. Aber geh nicht zu weit weg!“, sagte sie geistesabwesend. Dann hörte sie nur noch, wie er die Tür schloss. Es war ihr recht. Sie musste sich wieder beruhigen und nachdenken. Sie musste einen Ausweg finden. Sie konnte nicht zulassen, dass Raven Bravestarr tötete. Aber wenn Raven es nicht tun würde, so war er in Gefahr, in tödlicher Gefahr. Was sollte sie also tun? Sie begann nachzudenken. Irgendetwas musste ihr einfach einfallen. Sie wollte um jeden Preis Raven schützen. Aber auch Bravestarr. Kapitel 8: Hass säende Lügen ---------------------------- Raven konnte sich nicht erinnern, jemals mit so entschlossenen und auch angstfreien Schritten zu Stampede gegangen zu sein. Was auch immer seine Mutter vor ihm verheimlichte, er war sich sicher, dass Stampede es wusste. Und obwohl Raven es verstand, dass es diverse Dinge gab, die man lieber für sich behielt, so merkte er doch, dass dieses Geheimnis seiner Mutter großen Schmerz bereitete. Und er ertrug es einfach nicht, seine Mutter derart leiden zu sehen. Zaghaft klopfte er an die Tür zu Stampedes Saal. „Herein!“, konnte er dumpf das Brummen des Semidrachen hören. Raven trat ein und sah zu dem Giganten hoch. Dieser blickte ihn etwas überrascht an. „Raven. Was führt dich zu mir?“, fragte er. „Nun...“, Raven trat näher und suchte nach den richtigen Worten. „Es geht um Mutter. Sie kam heute von diesem Ausflug mit den anderen zurück und war furchtbar traurig. Das ist sie so oft in letzter Zeit. Sie will mir nicht sagen, wieso. Und eigentlich sollte ich das ja auch akzeptieren. Aber es lässt mir auch keine Ruhe. Und ich dachte, du weißt vielleicht etwas darüber. Was ist es, was sie so traurig macht?“ Während er das sagte, hatte er sich den Weg zur Plattform vor Stampede gebahnt und stand nun direkt vor dessen Gesicht. Der Gigant blickte mit einem Mal beinahe mitleidsvoll auf ihn herab. „Nun, ich weiß, was deine Mutter so traurig macht. Und ich weiß auch, warum sie es dir nicht erzählt.“, knurrte er schließlich. „Denn es ist eine wirklich schlimme Sache.“ Raven schluckte und blickte den Semidrachen weiter fest an. „Und...was ist es?“, fragte er dann. Stampede schüttelte leicht den riesigen Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte. Es könnte ein zu großer Schock für dich sein.“, sagte er dann. „Ist egal. Ich werde es schon verkraften. Das Mutter immer so traurig ist, ist viel schlimmer.“, entgegnete Raven und ging bis ganz an die Kante der Plattform. Er war nun nur noch wenige Meter von dem Kopf des Semidrachen entfernt. „Sage es mir, Stampede! Bitte!“ Dieser blickte ihn fest an, sagte jedoch erst nichts und grollte nur leise. Raven wusste, dass er dann nachdachte. „Nun, gut!“, sagte er schließlich. „Aber ich kann dich nur noch einmal warnen, dass es nichts schönes ist.“ Raven blickte ihn weiter fest an, wortlos. „Hat dir deine Mutter jemals etwas von deinem Vater erzählt?“, fragte Stampede dann. Der Junge runzelte die Stirn. „Nein. Aber was hat das damit zu tun?“ Tatsächlich hatte seine Mutter nie ein Wort über seinen Vater verloren. Raven hatte sich aber auch nie sonderlich dafür interessiert. Er hatte lediglich einmal gefragt, wieso er so anders als seine Mutter aussah. Sie hatte daraufhin nur ganz knapp gesagt, dass sein Vater so aussehen würde, wie er. Und war damit auch wieder so traurig geworden. Raven hatte dem damals jedoch keine Bedeutung beigemessen. Doch nun begannen sich ungute Gedanken in ihm breit zu machen. War sein Vater also der Grund für ihre Traurigkeit? „Nun, dein Vater hat deiner Mutter etwas sehr schlimmes angetan.“, sagte Stampede. Raven zuckte zusammen. „Und was?“ Stampede kam ihm mit seinem riesigen Kopf ganz nahe. „Seine Tat, ist der Grund, warum du zur Welt kamst.“, knurrte er leise. Raven wich erschrocken zurück. Seine Gedanken rasten. Hatte er den Semidrachen richtig verstanden? Wollte er sagen dass... „Er...hat Mutter vergewaltigt?“, fragte er entsetzt. Stampede sah ihn traurig und mitleidsvoll an. „Ja.“ „Und sie wurde mit mir schwanger?“ Stampede nickte. „Ja. Aber sie liebt dich trotzdem. Und sie gibt dir mit Sicherheit nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Aber...ich denke du erinnerst sie manchmal einfach zu sehr an ihn, denn du siehst deinem Vater sehr ähnlich.“, fuhr er dann schnell fort. Raven war entsetzt. Er hatte mit etwas Schlimmen gerechnet. Aber so schlimm? „Und, wie...wie ist es passiert?“, fragte er dann leise. „Nun, deine Mutter war draußen in der Prärie. Du musst wissen, dein Vater ist der Marshall dieses Planeten. Eigentlich sollte er Leute, die so etwas tun einsperren. Aber ausgerechnet er tat deiner Mutter das an. Ich weiß zwar nicht genau, wie es passierte, aber er tat es scheinbar ohne besonderen Anlass.“ Ravens Fäuste verkrampften sich, seine Fingernägel bohrten sich in seine Handinnenflächen. „Und...hat sie jemals versucht,...ich meine, hat mal einer versucht, es ihm heimzuzahlen?“, fragte er schwer beherrscht. Tränen der Wut begannen über seine Wange zu fließen. „Natürlich! Aber dein Vater hat genau wie du außergewöhnliche Fähigkeiten. Und so hatten wir so gut wie nie eine Chance. Wir versuchen es immer wieder, so auch heute, als deine Mutter seit dem Vorfall das erste Mal mitging. Sie trafen auf deinen Vater und deine Mutter wurde sofort wieder an diese Sache erinnert.“ „Warum hat sie mir das denn nie gesagt?“, begann Raven nun zu weinen. „Weil sie dich nicht belasten wollte. Du solltest unbeschwert aufwachsen, wie ein normaler Junge.“, knurrte Stampede. „Aber ich bin nicht normal!“, sagte Raven leise und blickte dann zu dem Semidrachen auf und wischte sich mit einer entschlossenen Bewegung die Tränen aus dem Gesicht. „Und ich werde dafür sorgen, dass er bekommt, was er verdient!“ Er sagte es leise, aber der entschlossene Ton in seiner Stimme versprühte eine Kälte, die Stampede bei einem so kleinen Jungen nicht für möglich gehalten hätte. „Das ist gefährlich, mein Kleiner! Dein Vater wird keine Hemmungen haben, dich aus dem Weg zu räumen.“, knurrte er. „Ich bin auch gefährlich! Und ich muss es tun! Für Mutter!“, sagte Raven entschlossen. Stampede senkte sein riesiges Haupt und nickte nachdenklich. „Dann wirst du aber noch etwas trainieren müssen. Denn eins ist sicher: Du bist sehr stark, aber das ist dein Vater auch. Und wenn du eine Chance haben willst, dann musst du deine Fähigkeiten noch weiter ausbauen.“, sagte er dann. Raven nickte. „Das werde ich! Und sobald ich stark genug bin, werde ich ihn töten!“, sagte er, beinahe feierlich, aber mit einem kalten und abgrundtief bösen Blick. Stampede hatte große Mühe, sich ein triumphierendes Lachen zu verkneifen. Alles lief nach Plan. Es konnte kaum besser laufen. Schon bald würde er die Herrschaft auf New Texas haben. Kapitel 9: Kein Zurück ---------------------- Ein weiteres halbes Jahr ging ins Land, in dem Raven beinahe täglich ununterbrochen seine Fähigkeiten und den Umgang mit Waffen trainierte. Stampedes Lüge hatte genau den gewollten Effekt gehabt. Raven war nahezu besessen davon, Bravestarr aus dem Weg zu räumen. Alle im Hexagon taten natürlich ihr bestes dafür, dass Raven in jeder Weise stärker wurde. Nur Vipra tat nichts dazu. Sie beobachtete ihren Sohn nur mit immer größer werdender Sorge. Sie wusste nichts von den Lügen, die Stampede in die Welt gesetzt hatte, denn Raven hatte über die Unterredung mit Stampede geschwiegen, im Glauben seiner Mutter nur noch mehr Schmerzen zuzufügen, wenn er es erwähnte. Aber Vipra ahnte, dass Stampede etwas damit zu tun hatte. Und so beschloss sie der Sache auf den Grund zu gehen. Sie betrat Stampedes Saal und ging ohne Umschweife auf das Thema ein. „Was hast du Raven erzählt?“, fragte sie direkt. Der Semidrache wandte ihr langsam den Kopf zu und sah sie aus schmalen Augen an. „Was meinst du?“, grollte er dann leise. „Ich meine, warum mein Sohn auf einmal so verbissen trainiert. Das kommt doch nicht plötzlich von allein!“ sagte sie und blieb vor ihm stehen, die Hände herausfordernd in die Hüften gestemmt. Stampedes Augen begannen wütend zu glühen. „Nun, ich habe einfach dafür gesorgt, dass sich unsere kleine Superwaffe weiterentwickelt! Und das war natürlich nur mit ein paar etwas...sagen wir mal phantasievolleren Geschichten über seine Herkunft möglich.“ Vipra stieß keuchend die Luft aus. Was sagte er da? Verstand sie den Semidrachen richtig? „Was...was hast du ihm erzählt?“, fragte sie tonlos. „Ich drücke es mal direkt aus. Ich habe ihm erzählt, sein Vater hätte dich vergewaltigt. Und habe damit auch den gewünschten Effekt erreicht!“, grollte Stampede wütend. „Wie konntest du das tun?“, stieß Vipra entsetzt hervor. Sie wusste, das dies ein Fehler war, konnte es aber auch nicht unterdrücken. Stampede stieß ein wütendes Brüllen aus. „Was erdreistest du dich, du Schlange!?“, donnerte er. „Denkst du, ich würde einfach so zusehen, wie gar nichts geschieht? Außerdem ist das die einzige Bestimmung für deinen Bastard gewesen! Unsere Feinde auszumerzen! Und nun willst du mir Vorwürfe machen?!“ Ein Blitz schoss aus seinen Hörnern und traf Vipra in die Stirn. Glühende Messer bohrten sich in ihr Gehirn und sie sank mit einem Schmerzensschrei zu Boden. „Ich rate dir, dich nicht einzumischen, du Wurm! Denn auch wenn ich viel Geduld und Zeit in deinen Bastard investiert habe, er sollte besser meinen Zwecken dienen. Ansonsten ist er des Todes! Genauso wie du!“, polterte der Riese weiter. „Nein!“, schrie Vipra gellend vor Angst und Schmerz. Stampede lachte böse und ließ endlich von ihr ab. „Ich rate dir mitzuspielen, Vipra! Ich habe keinen Platz in meinen Reihen für Verräter!“, grollte er dann. Diese stand langsam auf, die Tränen unterdrückend. „Und nun verschwinde und mach dich bereit. Wir werden unser Wunderkind morgen loslassen und sehen, wie er sich schlägt.“, grollte der Semidrache noch böse. Vipra beeilte sich den Saal zu verlassen, Stampedes bohrende Blicke im Rücken spürend. Draußen angekommen sank sie gegen die Tür und schlug die Hände vor das Gesicht. Was hatte sie nur getan? Und was sollte sie jetzt noch tun? Alles, was sie tun konnte, wenn sie beide retten wollte, war Raven diesen Unfug wieder auszureden. Und dann würden sie fliehen müssen. Sie konnten in keinem Falle mehr auf New Texas bleiben. Aber dann würde Raven in Sicherheit sein und zumindest würde Bravestarr von ihm aus keine Gefahr mehr drohen. Sie beeilte sich in ihr Zimmer zurück zukommen. Und wäre beinahe mit Tex zusammengeprallt, der ihr entgegen kam „Wohin denn so eilig, Vipra?“, fragte er sie und seine roten Augen funkelten heimtückisch. „In mein Zimmer. Vorbereitungen treffen!“, sagte sie knapp und möglichst fest. Etwas stimmte nicht, das merkte sie sofort. „So? Welche Vorbereitungen denn?“, fragte Tex weiter in diesem gefährlichen Ton. Vipra schluckte. „Na, für die große Stunde, natürlich.“ „Tatsächlich? Wie sehen diese Vorbereitungen denn aus? Vielleicht ein kleines Pläuschchen mit deinem Sohn? Über seine Herkunft?“, fragte Tex gefährlich. Vipra zuckte zurück. „Nein...nein! Ich wollte nur...“ „Ich weiß, was du wolltest, Vipra! Und Stampede weiß es auch!“, unterbrach Tex sie und ging weiter auf sie zu. „Was...?“, keuchte Vipra. Und wurde dann von Tex Lähmstrahler getroffen, den er blitzschnell gezogen und abgefeuert hatte. Vipra brach sofort zusammen, bewegungsunfähig und konnte Tex nur noch aus geweiteten Augen anstarren. „Du wirst unsere Pläne nicht durchkreuzen, Schlange!“, knurrte Tex und lud sich sie hilflose Frau dann über die Schulter. „Du wirst die nächste Zeit erst einmal in unserer Suite im Keller verbringen, bis die Sache ausgestanden ist. Und dann sehen wir weiter, was mit dir und deiner Brut passiert.“ Wäre Vipra dazu in der Lage gewesen, hätte sie laut geschrien, vor Verzweiflung und Angst. So blieb ihr nur das stille Weinen. Am nächsten Tag dann wurden alle Vorbereitungen zum Show down getroffen. „Ich denke, die Zeit ist reif! Wir sollten unsere kleine Superwaffe mit seinem Vater bekannt machen!“, grollte Stampede. Tex lachte dreckig. „Jaaa! Wäre interessant zu wissen, was er von seinem Spross hält! Ob er stolz auf ihn ist!“, rief er hämisch. Auch Stampede brach in grollendes Gelächter aus. Obgleich Raven nicht in jedem Falle seine Erwartungen erfüllt hatte. Der Junge hatte unglaubliche Fähigkeiten, die immer stärker wurden. Und doch hatte er eine Schwäche. Er war zwar loyal, aber auch leicht zu beeinflussen. Zudem war das Böse in ihm nicht so mächtig, wie Stampede gehofft hatte. Und dennoch würden sie ihr vorrangiges Ziel erreichen. Raven brannte darauf seinem Vater zu begegnen und ihn zu beseitigen. Dafür hatten Stampede und die anderen gesorgt. Und den einzigen Störfaktor, seine Mutter, hatte er auch aus dem Weg geräumt. Die saß im Verlies des Hexagons und war unfähig irgendetwas zu tun. Raven hatten sie erzählt, seine Mutter wäre für ein paar Tage verreist, um einen klaren Kopf zu bekommen, was der natürlich prompt geglaubt hatte. Aber der dachte sowieso nur noch an eines. Daran den Mann zu töten, der seiner Mutter weh getan hatte. Und davon würde er sich nicht abhalten lassen. Aus Liebe und Loyalität zu seiner Mutter. Das war ausreichend. „Ruf die anderen zusammen. Und natürlich den Jungen! In einer Stunde brechen wir auf.“, grollte Stampede. „Ja, Meister!“, sagte Tex und verschwand mit einem letzten hässlichen Lachen. Nun würde es endlich beginnen. Das letzte Gefecht würde beginnen. Kapitel 10: Erste Begegnung --------------------------- Der Tag war friedlich. Alles ging seinen normalen Gang und Bravestarr konnte es sich erlauben ein wenig vor seinem Büro im Schatten zu dösen. Bis auf ein paar Angriffe von Dingos waren die letzten Wochen allgemein sehr ruhig gewesen. Auch von Tex war lange nichts mehr zu hören und sehen gewesen. Eigentlich sehr ungewöhnlich. Und wie er aus Erfahrung wusste, war das auch kein gutes Zeichen. Und dennoch genoss er die Ruhe. Lediglich Thirty-thirty war sich wie üblich am beschweren, weil ihm langweilig war. Aber er war mittlerweile sehr gut darin, das einfach zu überhören. Und so ließ er die Geräusche der Straße an sich vorbeiziehen. Die Schritte der Leute, die Gespräche und das Rauschen des Windes. „Ziemlich ruhig in letzter Zeit, nicht?“ hörte er plötzlich J.B. neben sich sagen. Bravestarr hob den Kopf und schob seinen Hut zurecht. „Ja, ungewöhnlich ruhig. Aber man wird ja wohl auch mal etwas Ruhe genießen dürfen, oder?“ „Für meinen Geschmack ist es einfach zu ruhig.“ meinte sie dann und blickte zum Stadttor hinaus in die Prärie. „Irgendwie habe ich den Eindruck, als wenn das bald nicht mehr so sein wird.“ sagte sie nachdenklich. Bravestarr folgte ihrem Blick. „Ja, ehrlich gesagt habe ich auch ein mieses Gefühl bei der Sache. Aber egal was kommt, wir müssen so oder so damit fertig werden.“ Er blickte J.B. wieder an, die immer noch in die Prärie hinaus sah. Und als wäre ihre Andeutung ein Zeichen gewesen, erschien eine Staubwolke am Himmel, die definitiv nichts gutes bedeutete. Bravestarr runzelte die Stirn und sah sich die Sache durch seinen Analyser näher an. Und wie sollte es auch anders sein, es war Tex, mit der kompletten Carrion Bunch im Schlepptau, wie es aussah. „Oh oh, da kommen Schwierigkeiten!“ rief er aus. „Schwierigkeiten? Wo? Her damit!“ hörte er plötzlich Thirty-thirty ausrufen, der in diesem Moment aus dem Büro gestürmt kam. „Kannst du sofort haben, Big Partner! Da draußen!“ antwortete Bravestarr und deutete nach draußen. Thirty-thirty verlor keine unnötige Zeit und transformierte in seine vierbeinige Gestalt. Bravestarr schwang sich in den Sattel und rief Fuzz noch zu, die Verteidigung zu aktivieren. Dann sprintete Thirty-thirty los und J.B. folgte den beiden auf ihrem Turbomuli. Hinter ihnen schlossen sich die Tore. Und nach wenigen Minuten standen sie Tex und seiner Bande schon gegenüber. „Hallo, Marshall!“ begrüßte Tex Bravestarr mit einem überheblichen Grinsen. „Was willst du hier, Tex?“ fragte dieser ruhig und stieg von Thirtys Rücken. „Oh, ich selbst möchte eigentlich gar nichts von dir!“ lachte Tex. Bravestarr runzelte die Stirn. Was sollte dieses Spielchen schon wieder? „Aber ich habe jemanden mitgebracht, der gerne deine Bekanntschaft machen möchte!“ sagte Tex dann und trat einen Schritt zur Seite. Und hinter ihm trat ein Junge hervor. Ein Junge, der eindeutig indianischer Abstammung war, denn er hatte genau wie er dunkle Haut, dunkle Augen und pechschwarzes Haar. Er war elf, vielleicht zwölf Jahre alt und fixierte Bravestarr mit seinen fast schwarzen Augen hasserfüllt. Was hatte er bei dieser Bande zu suchen? „Hallo, Vater!“ sagte er plötzlich und seine Augen verdüsterten sich noch mehr vor Hass. Bravestarr zuckte zusammen. Wie war das? Wie hatte er ihn genannt? „Was?“ hauchte er und sah den Jungen fragend an. Langsam trat der Junge ein paar Schritte näher. Er ließ Bravestarr nicht eine Sekunde aus den Augen. „Wovon redest du? Wer bist du?“ fragte Bravestarr völlig verdattert. „Was ist das für ein Spielchen?“ konnte er Thirty-thirty hinter sich hören. Doch er konzentrierte sich nicht darauf, sondern nur weiter auf diesen merkwürdigen Jungen. „Ich hab lange darauf gewartet, dir gegenüber zu stehen!“ sagte dieser und begann langsam auf Bravestarr zuzugehen. „Was redest du da?“ fragte Bravestarr wieder. Er verstand das alles nicht. Wieso nannte der Junge ihn „Vater“? Er hatte das Kind noch nie zuvor gesehen, geschweige denn, dass er etwas davon wüsste einen Sohn zu haben. „Heute wirst du dafür büßen, was du Mutter angetan hast!“ knurrte der Junge und umkreiste ihn weiter. „Ich weiß immer noch nicht wovon du redest! Ich bin nicht dein Vater!“ sagte Bravestarr. Was war das nur für ein seltsamer Junge? Der begann schallend zu lachen. „Oh doch, das bist du! Auch wenn du das nicht weißt, ich weiß es!“ Langsam hob er die Hände. Bravestarr wollte seinen Augen nicht trauen, als er sah, wie Flammen begannen aus den Handinnenflächen hoch zuflackern. „Und jetzt wirst du bezahlen!“ rief der Junge, holte mit der linken Hand aus und aus der kleinen Flamme in seiner Hand wurde schlagartig ein riesiger Feuerball, den er nach Bravestarr warf. Im allerletzten Moment hechtete dieser zur Seite und entging nur knapp dem Flammentod. Doch der Junge ließ nicht locker. Er holte mit der anderen Hand aus und wieder konnte sich Bravestarr im letzten Moment durch einen Sprung zur Seite retten. „Hör auf damit!“ rief er dem Jungen zu. „Ich schwöre, dass ich nicht weiß, wovon du redest!“ „Verdammter Lügner!“ brüllte der Junge wütend und schleuderte mit beiden Händen eine weitere, noch gewaltigere Feuerwalze nach ihm. Sie streifte Bravestarr knapp am Bein und versenkte seine Hose. Er suchte Deckung hinter einem Felsen. Mit dem Rücken dagegen gepresst versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Wer oder was war dieser Junge? Und wieso hatte er es so auf ihn abgesehen? Und viel wichtiger noch, wieso nannte er ihn seinen Vater? „Das reicht jetzt!“ konnte er Thirty hören und gleich darauf entsetzt aufschreien und dann segelte er über Bravestarrs Kopf hinweg im hohen Bogen durch die Luft. Auch J.B., die noch immer auf ihrem Turbomuli gesessen hatte und die ganze Szene nur sprachlos mitangesehen hatte, wurde mit einem Mal von ihrem Turbomuli geschleudert und landete neben dem Hippodroiden. „Haltet ihr euch daraus!“ konnte er die wütende Stimme des Jungen hören. Und dann spürte Bravestarr, wie der Felsen in seinem Rücken begann, an diesem hochschrammte. Aber nicht etwa, weil er daran herunter rutschte, der Felsen hob sich tatsächlich in die Luft. Erschrocken wirbelte er herum und sprang zurück. Der Felsen flog mittlerweile etwa drei Meter hoch in der Luft und Bravestarr konnte den Jungen sehen, wie er dastand, mit diesem unheimlichen Glühen in den Augen. Und diesem unvorstellbarem Hass. „Wieso hasst du mich so sehr? Ich weiß nicht, wer du bist! Und ich bin ganz bestimmt nicht dein Vater!“ rief er wieder und taumelte zurück. Der Junge folgte ihm. „Wie ich schon sagte, ich weiß, dass du mein Vater bist! Auch wenn du das nicht weißt. Du hast meine Mutter vergewaltigt! Und hast sie geschwängert! Und dafür wirst du nun bezahlen!“ fauchte er böse und holte erneut mit der Hand aus. Dieses Mal war Bravestarr nicht schnell genug. Der Feuerball erwischte seine Schulter und er spürte, wie sein Hemd darüber sich in Asche auflöste und seine Haut versenkt wurde. Der Schmerz war grauenhaft. Mit einem lauten Schmerzensschrei ging er zu Boden und blieb halb bewusstlos auf der Seite liegen. Alles, was er deutlich wahr nahm, war der Schmerz. Alles andere begann im Nebel zu versinken. Er spürte noch, wie er mit einem Fußtritt auf den Rücken gestoßen wurde. Und plötzlich stand der Junge über ihm. Seine kleine Gestalt verdunkelte die Sonnen bedrohlich. Er hielt irgendwas in der Hand, etwas langes, was direkt auf Bravestarrs Brust deutete. „Nun bist du des Todes!“ schrie der Junge und hob den Gegenstand höher, um ihn mit noch mehr Wucht in Bravestarrs Brust zu rammen. Doch er kam nicht so weit. Denn in diesem Moment konnte Bravestarr Sara Jane hören und der Junge wurde von einer geballten Ladung getroffen und zurück geschleudert. Und dann konnte er Thirty-thirtys schwere Schritte hören. „Lass ihn gefälligst zufrieden, du kleines Ungeheuer!“ schrie der Hippodroid und baute sich schützend über Bravestarr auf. Dieser wandte den Kopf und sah in die Richtung des Jungen. Er lag einige Meter weiter weg am Boden, offensichtlich bewusstlos, denn er regte sich nicht. „Verflucht!“ hörte Bravestarr Tex fluchen und dann, wie Thirty Sara Jane erneut abfeuerte. Doch Tex wich dem Schuss scheinbar aus und eröffnete nun seinerseits das Feuer auf den Hippodroiden. Und schien zu treffen. Denn Thirty wurde auf einmal davon gewirbelt und schlug nicht weit entfernt von Bravestarr schwer auf dem Boden auf. „Holt euch Raven und dann nichts wie weg hier!“ konnte er Tex dann schreien hören. Und dann wurde endgültig alles um Bravestarr dunkel. Kapitel 11: Der Nebel lichtet sich ---------------------------------- Das erste, was ihm wieder ins Bewusstsein drang, war J.B.s Stimme. „Bravestarr!“ flüsterte sie immer wieder. „Kannst du mich hören?“ Langsam schlug er die Augen auf und sah der Richterin ins Gesicht, dass sich deutlich aufhellte vor Erleichterung. „Wie fühlst du dich?“ fragte sie dann. „Als hätte mich ein Keriumlaster überfahren!“ antwortete er flüsternd. Tatsächlich fühlte er sich total erschlagen und sein gesamter Körper tat schrecklich weh. Vor allem seine Schulter. Trotzdem versuchte er sich vorsichtig aufzurichten. „Langsam!“ ermahnte J.B. ihn und stützte ihn vorsichtig. „Weißt du eigentlich, wie knapp du dem Tode entronnen bist?“ fragte sie ihn leise und Bravestarr konnte Tränen in ihren Augen glitzern sehen. Bravestarr nahm sie sanft in den Arm und sie schmiegte sich an ihn. Er begann erst jetzt zu realisieren, was eigentlich da draußen passiert war. Spürbar widerwillig löste sich J.B. von ihm. „Wir müssen deine Wunden noch versorgen. Komm!“ sagte sie und sie gingen zusammen in sein Büro. Dort hatte sie schon alles vorbereitet. Scheinbar hatte sie das komplette Krankenhaus von Fort Kerium hier herüber geschafft. Bravestarr ließ sich schwer in seinen Bürostuhl fallen und begann sich aus seinem zerrissenen Hemd zu schälen, wobei er mehr als einmal einen leisen Schmerzenslaut von sich gab, hauptsächlich wegen seiner Schulter. Dann kam J.B. zu ihm rüber und legte vorsichtig einen Breiumschlag auf die verletzte Schulter. Bravestarr ließ zischend die Luft zwischen den Zähnen entweichen. Die Brandwunde tat ziemlich weh, war aber nicht allzu schlimm. Schlimmer war seine Verwirrung. Dieser Junge, Raven, der ihn beinahe getötet hatte. Der felsenfest davon überzeugt zu sein schien, dass Bravestarr sein Vater war und der ihn scheinbar zutiefst hasste. „Hallo, Vater!“ Die Worte hallten in seinem Kopf wieder und wieder. Er konnte sich das nicht erklären. „Was zum Geier war das für ein kleiner Feuerteufel?“ wieherte Thirty-thirty plötzlich von der Tür her und kam langsam näher. Bravestarr war so in Gedanken gewesen, dass er noch gar nicht an seinen Big Partner gedacht hatte. „Und wieso hält er dich für seinen Vater?“ „Ich weiß nicht. Ich kann mir das alles genauso wenig erklären.“ Erschöpft ließ Bravestarr sich zurück sinken. „Ich habe den Jungen noch nie zuvor gesehen.“ „Vielleicht verwechselt er dich auch nur.“ sagte J.B. und begann einen Kratzer an seinem Unterarm zu verarzten. „Nein, das glaube ich nicht. Allein deswegen schon, weil er bei Tex ist. Ich vermute vielmehr, dass der ihn gegen mich aufgehetzt hat. Aber ich kann nicht sein Vater sein.“ sagte Bravestarr. „Er ist aber in jedem Fall indianischer Abstammung.“ sagte J.B. nachdenklich. „Ja, schon, aber das muss ja nichts bedeuten.“ sagte Bravestarr. „Ich bin ja wohl nicht der einzige Indianer in dieser Galaxis.“ „Das stimmt schon, aber...“ „Und doch ist es so, mein Sohn!“ war plötzlich Shamans Stimme zu hören und er begann sich vor dem Schreibtisch zu materialisieren. Bravestarr starrte seinen Mentor ungläubig an. „Was? Willst du damit sagen, dass der Junge die Wahrheit sagt? Dass ich wirklich sein Vater bin?“ fragte Bravestarr fassungslos. Shaman nickte mit einem leisen Brummeln. „Aber, wie...?“ keuchte Bravestarr. „Der Junge ist ein Spross aus der Verbindung beider Seiten, der Seite des guten und des bösen. Vor vielen Jahren hat es eine Prophezeiung gegeben, dass dieser Spross geboren wird und eine der beiden Seiten vernichtet. Stampede ist sie in die Hände gefallen und er will, dass der Junge das tut, was ihm selbst nicht gelingen will. Nämlich dich und auch mich zu vernichten.“ fuhr Shaman fort. „Aber wie kann der Junge Bravestarrs Sohn sein? Wenn es stimmt, was du sagst, dann würde das ja bedeuten, dass er...“ J.B. fuhr nicht fort, aber es war auch nicht nötig. Shaman nickte. „Ja, ganz recht. Es gab eine Verbindung zwischen den beiden Seiten.“ Einige Sekunden herrschte Schweigen und J.B. und Thirty-thirty starrten Bravestarr einfach nur an. „Aber...wann? Und wie?“ fragte Thirty leise. „Und vor allem mit wem?“ „Vipra!“ sagte Bravestarr leise. J.B. und Thirty wirbelten zu ihm herum. „Was?“ fragten sie wie aus einem Mund. Doch Bravestarr antwortete zuerst nicht. Seine Gedanken rasten. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Allein schon aus dem Grunde, weil Vipra die einzige Frau der Carrion Bunch war. Die so ganz nebenbei auch bei dem Kampf nicht dabei gewesen war, wie ihm jetzt erst auffiel. Aber auch die Sache vor etwa einem halben Jahr kam ihm wieder in den Sinn. Der Vorfall in der neuen Siedlung. Vipra hätte ihn nur erschießen müssen. Er hatte völlig hilflos vor ihr gelegen, unfähig sich zu wehren. Aber sie hatte ihn nicht getötet. Sie hatte sich nur neben ihn gekniet, hatte seine Wange gestreichelt und ihn ganz merkwürdig angesehen. Und war dann verschwunden. Er hatte sich seit dem immer wieder den Kopf über diese Sache zerbrochen. Denn nicht nur die Tatsache, dass sie ihn nicht erledigt hatte, war schon merkwürdig genug. Sie hatte ihn beinahe...verliebt angesehen. Bis jetzt hatte er das immer als Hirngespinst abgetan, hatte geglaubt, seine Augen hätten ihn damals getäuscht. Doch nun ergab es irgendwie sogar einen Sinn. „Es kann nur Vipra sein!“ sagte er schließlich. Dann sah er seinen Mentor an. „Aber...ich weiß immer noch nicht, wie es passiert ist!“ sagte er dann. „Nun, diese Frage kann ich dir auch nicht beantworten, mein Sohn.“ sagte Shaman leise. „Ich habe eine Ahnung.“ war plötzlich von Thirty zu hören. Alle sahen nun ihn an. „Und was für eine?“ fragte Bravestarr. „Kannst du dich noch an die Patrouille vor ein paar Jahren erinnern? Als wir am Rande der Badlands von diesem merkwürdigen Nebel überrascht wurden?“ fragte Thirty. „Ja, schon. Aber was soll das damit zu tun haben?“ fragte Bravestarr. „Na, überleg doch mal! Wir waren beide mehrere Stunden bewusstlos. In der Zeit hätte so einiges passieren können.“ antwortete Thirty-thirty. Bravestarr senkte nachdenklich den Blick. Thirty-thirty hatte recht. Eigentlich gab es auch nur diese eine Erklärung. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr ergab auch alles einen Sinn. Es erklärte auch seinen merkwürdigen Traum. Was, wenn er zwar eine andere Frau gesehen hatte, es aber in Wirklichkeit Vipra gewesen war? Stampede war ohne jeden Zweifel fähig solche Illusionen zu bewerkstelligen. Er hatte das alles von Anfang an geplant. „Ich glaube, du hast recht!“ sagte er schließlich. „Stampede hat das alles von Anfang an geplant. Dieser Nebel, durch den wir bewusstlos wurde, den hat er geschickt. Und in der Zeit, als wir bewusstlos waren, muss er...es irgendwie bewerkstelligt haben, dass ich mit Vipra...“ Er sprach nicht weiter. Es war ihm zu unangenehm. Er konnte es sich auch einfach nicht vorstellen! Wie oft hatte er gegen diese Frau gekämpft? Wie oft hatte auch sie ihm schon tödliche Fallen gestellt und nun hatte er einen Sohn mit ihr? Das war total verrückt! „Und was tun wir jetzt?“ fragte Thirty-thirty und wiegte Sara Jane nervös in den Händen. „Dieser kleine feuerschleudernde Bastard wird nicht aufgeben!“ „Nein! Das wird er wohl nicht! Und wenn du heute nicht noch rechtzeitig eingegriffen hättest, dann hätte er mich auch wohl heute schon getötet.“ sagte Bravestarr. Er dachte nach. Stampede hatte dem Jungen ganz offensichtlich nur Lügen erzählt. Um seinen Hass zu schüren. Denn Bravestarr glaubte nicht, dass er von Grund auf böse war. Und eines stand für Bravestarr fest: ganz gleich unter welchen Umständen der Junge entstanden war, er war sein Kind. Und er würde nicht gegen sein Kind kämpfen. Eher würde er sterben. Also hatte er nur eine Chance. „Ich werde mich ihm stellen. Schon morgen. Aber ich werde nicht gegen ihn kämpfen.“ sagte er entschlossen. „Nicht gegen ihn kämpfen?“ keuchte J.B. erschrocken. „Bravestarr, bist du von allen guten Geistern verlassen? Der Junge will dich töten!“ „J.B., er ist mein Sohn. Erwartest du, dass ich mein Kind töte?“ fragte er sie. „Aber er will dich töten!“ entgegnete sie beinahe hysterisch. „Weil Stampede ihn belogen hat. Er hat ihm Lügengeschichten erzählt, wer weiß, wie viele! Und ich glaube nicht, dass er von Grund auf böse ist!“ versuchte Bravestarr sie zu beruhigen. „Um Gottes Willen! Shaman, sag ihm, dass das Wahnsinn ist!“ schaltete sich nun auch Thirty ein. „Bravestarr hat recht!“ sagte dieser gewohnt ruhig. „Der Junge vereint sowohl das Gute, als auch das Böse in sich. Und somit ist er nicht wie Tex und Stampede. Vielleicht gelingt es ihm, die gute Seite in dem Jungen hervor zubringen.“ J.B. schnappte entsetzt nach Luft. „Das kann nicht euer Ernst sein!“ keuchte sie. „Bravestarr, was wenn du es nicht schaffst und er dich tötet?“ Mit tränennassen Augen wandte sie sich flehend wieder an ihren Freund. „Dann soll es wohl so sein. Aber ich habe nur diese eine Chance.“ sagte er ruhig. J.B. starrte ihn noch einige Sekunden entgeistert an und verließ dann leise weinend das Büro im Laufschritt. Bravestarr sah ihr hinterher. Er konnte sie verstehen. Die ganze Situation war mehr als verfahren und gefährlich. Aber es war nicht anders zu lösen. Ihm blieb nur sein Vertrauen auf die Stärke des Guten, das vielleicht in seinem Sohn schlummerte. Kapitel 12: Wendepunkt ---------------------- Vipra versteckte sich in einer Ecke der Zelle, die nicht einzusehen war und wartete. Gleich würde der Dingo wieder kommen und ihr Essen bringen. Das war ihre einzige Chance, hier herauszukommen und den ganzen Wahnsinn zu stoppen. Sie konnte nur hoffen, dass Raven ihr noch zuhören würde. Und dass sie noch die Chance hatten zu entkommen. Weg von hier. Weit weg, auf einen anderen Planeten, in ein neues Leben. Sie hätte das schon viel eher tun sollen. Sie bereute alles so sehr und hoffte nur, dass sie es noch irgendwie wieder gut machen konnte. Plötzlich hörte sie Schritte. Die eines Dingos. Sie duckte sich noch tiefer in ihr Versteck, wollte in keinem Falle riskieren entdeckt zu werden. Sie konnte nur hoffen, dass der Dingo so dumm war, die Zelle aufzuschließen, wenn er sie nicht sah und nach ihr zu suchen. Und sie hatte Glück. Er war tatsächlich so dumm. „Was zum...?“ hörte sie ihn entsetzt sagen und kurz darauf das Klacken des Schlosses. „Gut! Gut! Komm her!“ dachte sie und machte sich bereit den Ahnungslosen zu überfallen. Und tatsächlich kam er an ihrem Versteck vorbei. Vipra verlor keine unnötige Zeit, sprintete nach vorn und schnappte sich den völlig überrumpelten Dingo. Mit einem gezielten Griff in die Halskuhle schickte sie ihn in den Schlaf, zerrte ihn in eine Ecke und machte dann, dass sie hier herauskam. Sie benutzte einen der zahlreichen Geheimgänge. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass Raven vor zwei Tagen das erste Mal auf Bravestarr getroffen war und sie hatte auch mitbekommen, dass es ihm beinahe da schon gelungen wäre, Bravestarr zu töten. Sie hatte vor Erleichterung beinahe geweint, als sie hörte, dass es ihm nicht gelungen war. Aber sie wusste auch, dass es heute erneut eine Begegnung geben sollte. Sie waren bereits in Richtung Fort Kerium aufgebrochen und Stampede war auch mit dabei. Er wollte wohl dieses Mal nichts mehr dem Zufall überlassen. Und sie musste diesen erneuten Kampf zwischen den beiden verhindern. Draußen angekommen schwang sie sich auf eines der Turbomulis und raste der Carrion Bunch hinterher. Sie hatte die wichtigste Mission in ihrem ganzen Leben zu erfüllen. Das Leben der beiden Menschen zu retten, die sie liebte. Egal wie. Bravestarr stand allein auf der Ebene, starrte der Carrion Bunch entgegen. An dessen Spitze eine kleine Gestalt stand, wie vor zwei Tagen auch schon. Er hatte darauf bestanden ihm allein gegenüber zu treten, trotz der heftigen Proteste von Thirty-thirty und J.B. Er musste das allein tun. Bravestarr sah den Jungen fest an. Raven. Sein Sohn. Sein Fleisch und Blut, von dessen Existenz er bis vor kurzem rein gar nichts gewusst hatte. Und der ihm gegenüber nichts als Hass empfand. Einen Hass, für den er nichts konnte, der Bravestarr aber mehr Schmerz bereitete, als er es für möglich gehalten hätte. Aber auch seinen Hass und Zorn auf Tex und Stampede noch weiter steigerte. Denn sie waren für ihn verantwortlich. Und wenn es das Schicksal so wollte, so würden sie heute dafür bezahlen. Raven starrte ihn ununterbrochen böse an, während sie langsam aufeinander zugingen. Obgleich Thirty-thirty, J.B. und Fuzz in der Stadt zurück geblieben waren, spürte Bravestarr die Anspannung seiner Freunde, spürte ihre bohrenden Blicke und auch ihre Angst. Er hatte selbst Angst, sogar große. Aber er musste das tun. Als sie zwei Meter voneinander entfernt waren, blieben sie stehen. „Raven.“ sagte Bravestarr und sah seinem Sohn in die Augen. „Vater.“ sagte dieser kalt und erwiderte seinen Blick ungerührt. Bravestarr schluckte. Sein Sohn war hier, um ihn zu töten. Und seine Entschlossenheit hierzu hatte er schon einmal bewiesen und diese schien auch nicht gemindert zu sein. „Ich weiß, dass du mich töten willst. Und ich weiß, dass du es deswegen tun willst, weil du glaubst, ich hätte deiner Mutter etwas Grauenhaftes angetan.“ Ravens Augen wurden schmale Schlitze. Dieses unheimliches Glühen erwachte erneut in ihnen. „Ich will dir nur sagen, ich habe deiner Mutter nie etwas angetan. Schon mal gar nicht so etwas. Es ist eine List von Stampede gewesen, durch die du entstanden bist.“ Ravens Brust begann sich schneller zu heben und zu senken. Bravestarr konnte sehen, wie einige Gesteinsbrocken um sie herum langsam in die Luft aufstiegen. „Du lügst! Warum sollte Stampede mich belügen?“ schrie er wütend. „Weil er will, dass du mich hasst. Er benutzt dich nur! Sie alle benutzen dich nur! Das haben sie von Anfang an getan!“ erwiderte Bravestarr. „Lügen! Lügner! Du lügst!“ brüllte der Junge und in seinen Händen erwachten kleine Flammen. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen!“ sagte Bravestarr so ruhig es ging. „Weil du ein feiger Hund bist! Ein feiger, verlogener Hund!“ stieß Raven wütend heraus. Das Glühen in seinen Augen hatte zugenommen. „Ich bin nicht feige! Aber ich kämpfe nicht gegen mein eigenes Kind!“ erwiderte Bravestarr standhaft und blickte seinen Sohn weiter fest an. Und plötzlich glaubte er zu sehen, wie das Glühen in Ravens Augen nachließ. „Wieso nicht?“ fragte Raven. „Du bist mein Sohn. Und egal, unter welchen Umständen du entstanden bist, daran ändert sich nichts!“ Die Flammen in seinen Händen erloschen endgültig und auch das Leuchten in seinen Augen verschwand fast ganz. Bravestarr konnte die Felsen zu Boden fallen hören, nahm es jedoch kaum wahr. „Du...hasst mich nicht? Du willst mich nicht...“ fragte er dann mit deutlicher Überraschung aber auch Unsicherheit in der Stimme. Bravestarr schüttelte den Kopf. „Nein. Warum auch?“ Er ging einen Schritt auf Raven zu, der verunsichert zu Boden sah. Er konnte beinahe sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. „Und wenn du mich immer noch töten willst, so werde ich vielleicht versuchen zu entkommen. Aber kämpfen werde ich nicht gegen dich!“ sagte Bravestarr noch einmal mit Nachdruck. Raven blickte auf und ihn an. „Aber...wenn du Mutter nicht vergewaltigt hast, warum...?“ begann er zu flüstern. Und wurde durch ein gewaltiges Donnern unterbrochen. Der Himmel hatte sich verdunkelt und eine gewaltige schwarze Wolke war aufgezogen, aus der sich Stampedes gewaltige Gestalt in den Himmel reckte. „Was ist los, Raven? Töte ihn endlich!“ donnerte er und schielte auf die kleine Gestalt hinab. Raven wandte sich zu ihm um und sah zu ihm auf. „Ist es wahr, was er sagt? War das mit Mutter gelogen?“ fragte er den Semidrachen direkt. „Wen interessiert das schon?! Töte ihn endlich!“ brüllte dieser ungehalten. „Und wieso hasst er mich nicht? Warum will er mich nicht töten, so wie du gesagt hast? War das auch gelogen? War alles, was du mir erzählt hast gelogen?“ schrie Raven den Giganten nur an. „Elender kleiner Wurm! Gehorche mir!“ brüllte Stampede jedoch nur zurück. „Nein!“ erwiderte Raven nur trotzig. Und wurde im nächsten Moment von einem Blitz aus Stampedes Hörnern getroffen und davon geschleudert. Entsetzt starrte Bravestarr zuerst zu Raven, der sich unter Schmerzen am Boden wand und dann zu dem Semidrachen hoch, der sich zornig brüllend noch weiter in den Himmel reckte. Gleichzeitig erschien in Stampedes rechten Klaue er ein Speer, der unheilvoll glühte. Maßloser Zorn stand in seinen glühenden Augen. „Dieses Balg war von vorneherein Zeitverschwendung!“ donnerte er. „Nun werde ich das tun, worauf ich schon so lange warte!“ Bravestarr wollte zu seinem Sohn sprinten, doch er konnte sich nicht rühren. Sein Körper versagte ihm den Dienst. Er sah zu Stampede auf, der ihn fixierte. Er machte ihn irgendwie bewegungsunfähig. Und dann schleuderte er den Speer in Bravestarrs Richtung. Unfähig sich zu rühren, konnte er nur die Speerspitze anstarren, die rasend schnell näher kam und die direkt auf sein Herz zielte. Der Speer würde ihn durchbohren und töten. Es war vorbei. Er war des Todes. Aber wenigstens war es nicht sein Sohn, der ihn tötete. Er begann sich auf den Schmerz vorzubereiten, auf den Tod. Und plötzlich schoss mit einem gellenden Schrei eine schwarzhaarige Gestalt in sein Sichtfeld, direkt vor ihn und in den Weg des Speeres. In dem Moment, in dem Bravestarr registrierte, dass es Vipra war, traf der Speer diese genau in die Brust, durchschlug ihren zarten Körper und Bravestarr sah, wie die Speerspitze unterhalb ihres linken Schulterblattes aus dem Rücken austrat. Blut spritzte auf seine Uniform und Vipra wurde nach hinten und gegen ihn geworfen. Im selben Moment fiel die Lähmung von Bravestarr ab und er schaffte es noch gerade eben die Schlangenfrau aufzufangen. Während er sie langsam zu Boden gleiten ließ, begann er erst zu realisieren, was gerade geschehen war. Vipra keuchte schmerzerfüllt und gequält und stieß seinen Namen hervor. Das konnte er trotz Stampedes wütendem Gebrüll hören. Er kniete sich zu Boden und bettete Vipras bebenden Oberkörper auf seinem Unterarm. Fassungslos starrte er die Schlangenfrau an. Er konnte es immer noch nicht glauben. Sie hatte ihm gerade das Leben gerettet! Ihrem Erzfeind! Und nun lag sie sterbend in seinen Armen. „Mutter!!!!“ hörte er plötzlich Raven schreien und im nächsten Moment fiel der Junge neben seiner Mutter auf die Knie und starrte abwechselnd mit tränennassen Augen den Speer in ihrer Brust und ihr vor Schmerz verzehrtes Gesicht an. „Oh, Mutter! Nein! Nein, bitte nicht!“ flehte er weinend. Mit einem schmerzerfülltem Keuchen öffnete diese noch einmal die Augen und sah ihren Sohn an. „Raven!“ keuchte sie. „Halte durch, Mutter! Du wirst wieder gesund!“ weinte der Junge verzweifelt und streichelte ihr Gesicht. Vipra schaffte es irgendwie zu lächeln. Dann hob sie die Hand und legte sie an die Wange des Jungen. „Ich liebe dich,...Raven! Und ich will,...dass du noch etwas weißt.“ flüsterte sie schwach. Sie holte zweimal mühsam Luft, bevor sie weitersprach. Ihr Atem rasselte nass von ihrem Blut. „Ich habe...lediglich zweimal...in meinem Leben richtig Glück empfunden. Als...du...zum ersten Mal in meinen Armen lagst. Und...und als ich...in den Armen deines...Vaters gelegen habe.“ keuchte sie mühsam. Ravens Augen weiteten sich überrascht. „Dein Vater...hat mir nie...etwas angetan. Es war...Stampedes Plan gewesen,...von Anfang an. Er...wollte nur, dass du...zur Welt kommst, damit du...deinen Vater tötest.“ Sie sprach nicht weiter, denn in diesem Moment wurde ihr gepfählter Körper von Krämpfen geschüttelt und sie hustete Blut. „Mutter! Bitte sag, dass das nicht wahr ist!“ weinte Raven ungläubig. Vipra hatte ihre verbliebenen Kräfte soweit gesammelt, dass sie wieder sprechen konnte. „Doch,...es ist wahr. Und es...tut mir...so leid! Ich habe...so viele...so viele...Fehler gemacht. Ich hätte...mit dir fliehen sollen,...als du geboren warst!“ flüsterte sie schwach. Ihr ganzer Körper begann immer mehr zu erschlaffen. Das Leben floss aus ihr heraus. „Vipra...“ sagte Bravestarr leise. Er war sprachlos, wusste nicht, was er der Sterbenden noch Tröstliches sagen konnte. Diese wandte sich ihm zu und sah ihn voller Liebe an. Tränen glitzerten in ihren Augen. „Ich liebe dich!“ keuchte sie nur noch schwach. „Kümmere...dich...um...Raven! Unseren...Sohn! Ver...gib....mir!“ Dann schloss sie die Augen. Bravestarr schloss sie fest in die Arme, spürte ihren schwachen Atem gegen seinen Hals. „Das werde ich!“ flüsterte er ihr zu. „Und ich vergebe dir.“ Er glaubte zu spüren, wie sie noch einmal glücklich lächelte. Dann stieß sie noch einmal lang die Luft aus und ihr schlanker Körper erschlaffte ganz. Für immer. „Mutter!!!! Muuuuutteeeeer!!!“ begann Raven schrill zu weinen. Er begann sich an ihren Körper zu klammern und drückte sein Gesicht in ihre Halskuhle. Sein kleiner Körper bebte unter heftigem Schluchzen. Bravestarr sah ihn hilflos an. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er ließ Vipras Körper langsam zu Boden sinken und Raven folgte diesem, klammerte sich weiter an seine Mutter und weinte immer heftiger. Er selbst wusste nicht, was er tun sollte. Damit hätte er nie gerechnet. Vipra hatte sich für ihn geopfert. Aus Liebe. Sie hatte Stampede verraten und hatte ihn gerettet. Wortlos starrte er weiter auf die Tote und den weinenden Jungen. Kapitel 13: Show down --------------------- „Verräterin!“ nahm Bravestarr Stampedes wütendes Gebrüll plötzlich wieder wahr. „Diese verdammte falsche Schlange! Ich hätte wissen müssen, dass sie es vermasselt!“ donnerte er. Plötzlich tauchte auch Tex zwischen den Felsen wieder auf und wandte sich Raven zu. In seinen Augen glühte es gefährlich. Bravestarr wusste, dass er jetzt nur noch unter Stampedes Kontrolle stand und keinen eigenen Willen mehr besaß. „Töte diese Brut!“ grollte Stampede über ihnen. Mit einem fiesen Lachen wollte sich Tex auf Raven stürzen. „Nein!“ schrie Bravestarr panisch und wollte sich schützend über seinen Sohn werfen. Doch er kam nicht dazu. Was in den nächsten Sekunden geschah, war eine Sache von wenigen Sekunden, doch Bravestarr nahm es wahr, wie in Zeitlupe. Tex, der schon seine Klauen nach dem Jungen ausgestreckt hatte, erstarrte mitten in der Bewegung und ein überraschter Ausdruck erschien in seinem Gesicht. Erst jetzt merkte Bravestarr, dass Raven aufgehört hatte zu weinen. Langsam richtete sich dieser in dem Moment auf. Und Bravestarr erschrak, als er in sein Gesicht war. Es hatte einen unglaublich gnadenlosen und auch bösen Ausdruck angenommen. Seine Augen glühten heftiger, als er es je zuvor bei ihm gesehen hatte. Aber nicht in dem typischen weiß, sondern in einem blutigen Rot. Er sah beinahe wie ein kleiner Dämon aus. Langsam stand er auf, drehte sich um und sah Tex an. Und in dessen Augen erschien nicht einfach nur Angst, sondern bodenloses Entsetzen. Todesangst. Raven hob die Hände und dann begann Tex sich langsam in die Luft zu erheben. „Ihr habt recht, ich bin der Spross, entstanden aus beiden Seiten. Und ich werde eine Seite vernichten!“ konnte Bravestarr Raven sagen hören. Tex begann zu schreien, schrill in absoluter Todesangst. Und wurde dann so heftig gegen einen Felsen geschmettert, dass Bravestarr glaubte, seine Knochen brechen hören zu können. Wahrscheinlich tat er das auch. Dann sackte der zerschmetterte Körper an den Felsen herab und auf den Boden. „Aber es wird nicht mein Vater sein, den ich vernichte!“ sprach Raven weiter. Plötzlich begann der Speer in Vipras Brust zu beben und dann aus dem Körper der Toten zu gleiten, in die Luft, hoch über Ravens Kopf. „Sondern ihr!!!“ brüllte der und der Speer richtete sich aus, auf Stampedes Herz. Der Semidrache begann zu brüllen. Ob aus Panik oder Wut konnte Bravestarr nicht sagen, aber scheinbar eher aus Angst, denn nun schoss wieder ein Blitz aus seinen Hörnern und auf Raven zu. Panisch sprintete Bravestarr nach vorne, seine Bärenkräfte rufend und baute sich vor seinem Sohn auf. Er wusste, dass dieser Blitz für seinen Sohn tödlich sein würde. Vielleicht auch für ihn, doch das war ihm gleich. Alles, was er wollte, war sein Kind zu schützen. Und als der Blitz ihn traf, hatte er das Gefühl, als würde jeder Nerv in seinem Körper explodieren. Der Schmerz war mehr als unbeschreiblich. „Nein!“ hörte er Raven wie durch Nebel hindurch schreien und dann sah er verschwommen, wie eine riesige Feuerwalze über seinen Kopf hinweg auf den Semidrachen zuschoss und ihn im Gesicht traf. Mit einem schmerzerfüllten Jaulen warf der Semidrache den Kopf in den Nacken und wischte sich mit den Händen über die verbrannten Augen. Der Schmerz ließ nach und Bravestarr sackte zusammen, schwach, jeglicher Kraft beraubt. Sein Blut rauschte in seinen Ohren, ließ alle Geräusche um ihn zu einem dumpfen Brummen werden. Selbst Stampedes schmerzerfülltes Gebrüll schien mit einem mal wie aus weiter Ferne zu kommen. Dann sah er die Beine seines Sohnes, der an ihm vorbei lief und weiter auf Stampede zu. Der Speer folgte ihm in der Luft. Breitbeinig baute er sich dann vor ihm auf. Wieder brüllte Stampede, doch dieses Mal eindeutig panisch. „Stirb!“ schrie Raven nur noch und der Speer sauste los, auf Stampedes Brust zu und traf. Bravestarr glaubte dieses mal die Erde von Stampedes Gebrüll beben zu hören. Donnergrollen war zu hören und dann ein tosender Wind. Bravestarr sah auf, sah seinen Sohn immer noch vor sich stehen, den Orkan zerrte an seinen Kleidern und seinen Haaren. Stampedes Gestalt begann zu glühen und nach einem letzten lauten Brüllen des sterbenden Semidrachens, löste dieser sich in einer gewaltigen Explosion auf. Dann war es einen Moment totenstill. Der Himmel wurde langsam wieder heller, die düsteren Wolken verzogen sich. Bravestarr, der spürte, dass seine Kräfte zurückkehrten, richtete sich vorsichtig auf. War es vorbei? War Stampede tatsächlich erledigt? Er blickte sich um. Tex zerschmetterter Körper war ebenfalls verschwunden und der Rest der Carrion Bunch war schon lange vorher geflüchtet. Dann taumelte er zu Raven rüber, der erschöpft und benommen am Boden hockte. Der Kampf gegen Stampede schien ihm alles abverlangt zu haben. Vorsichtig legte er ihm die Hand auf die Schulter und Raven wandte langsam den Kopf. Das unheimliche Glühen in seinen Augen war verschwunden. Nur normale dunkelbraune Kinderaugen blickten ihn an. Es flossen Tränen über seine Wangen. Bravestarr konnte nicht anders und schloss seinen Sohn in die Arme. „Es ist vorbei, Raven!“ flüsterte er beruhigend und drückte den mittlerweile bebenden Jungen an sich. Der schien die Umarmung erst jetzt wirklich zu registrieren, denn er warf sich nun geradezu gegen ihn und schlang seine Arme, so weit es ging um seinen Vater. „Stampede ist besiegt! Er kann niemandem mehr etwas tun.“ sagte Bravestarr weiter, in der Hoffnung ihn damit beruhigen zu können. Doch er wusste, dass dies nicht der eigentliche Grund für die Tränen seines Sohnes war. Nach ein paar Minuten löste dieser sich aus der Umarmung und ging zur Leiche seiner Mutter, die nur ein paar Meter entfernt immer noch im Sand lag. Unter ihrem zarten Körper hatte sich mittlerweile eine riesige Blutlache gebildet. Raven fiel neben ihr auf die Knie und sackte laut weinend über ihr zusammen. Bravestarr folgte ihm langsam und ging neben ihm in die Knie. Er ließ seinen Sohn trauern. Bestimmt eine halbe Stunde lang, weinte Raven, bis seine Tränen soweit versiegt waren, dass er sich aufrichten konnte und seinen Vater ansah. „Was passiert jetzt?“ fragte er dann schniefend. „Wir bringen sie in die Stadt. Und sie wird anständig begraben. Wenigstens das können wir noch für sie tun.“ antwortete Bravestarr und hob Vipras Körper hoch. Raven nickte und wischte sich über die Augen. Dann trotteten sie beide zur Stadt zurück. Nachdem sich die Wolken und das Donnergrollen verzogen hatten, kamen nun auch die Leute wieder aus ihren Verstecken. Thirty-thirty war der erste, der auf die beiden zukam. Ihm folgte J.B. und Fuzz. Alle drei erschraken, als sie Bravestarr sahen, der mit wirren Haaren, zerrissener Uniform und der toten Vipra in den Armen auf sie zukam. Und noch mehr, als sie sahen, dass Raven in seiner Begleitung war. „Was ist passiert, Partner? Geht es dir gut?“ rief Thirty-thirty und blieb vor ihm stehen. „Was ist mit...“ begann J.B., hielt aber inne, als sie Vipra deutlicher sah. Erst jetzt schien sie das riesige Loch in ihrer Brust und das Blut zu registrieren. Bravestarr senkte traurig den Blick. Er hätte das nie für möglich gehalten, aber auch er empfand Trauer um seine einstige Erzfeindin. „Was...?“ fragte J.B. „Sie hat mich gerettet. Stampede wollte mir einen Speer durch die Brust jagen. Und sie hat ihn abgefangen.“ sagte Bravestarr leise. „Und...der Junge?“ fragte Thirty und deutete auf Raven. „Er hat Stampede und Tex erledigt. Wir sind sie los. Für immer!“ antwortete Bravestarr. Atemloses Schweigen herrschte. Die Leute traten nach und nach auf die Straße, umringten den Marshall und seinen Sohn. Viele musterten den Jungen ängstlich. Alle wussten schließlich wozu er fähig war. Und viele starrten Bravestarr ungläubig an. „Sind sie wirklich beide vernichtet?“ fragte nun der Bürgermeister leise und trat näher an Bravestarr heran. Der nickte. „Ja!“ „Und...und der Kleine? Ich meine, er gehörte doch zu ihnen?“ fragte der dickliche Mann dann unsicher weiter. „Raven hat sie vernichtet. Er ist keiner von ihnen.“ sagte Bravestarr und sah dann auf Vipra hinab. „Und ich habe seiner Mutter versprochen, dass ich mich um ihn kümmere.“ Er konnte hören, wie sein Sohn wieder begann zu weinen. „Er hat meine Mutter getötet. Er hat mich benutzt und belogen. Und er hätte Vater beinahe getötet!“ schniefte er. J.B. ging vor ihm in die Knie und strich dem Jungen die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt ist alles vorbei! Du warst sehr tapfer! Und deinen Vater hast du immer noch!“ sagte sie tröstend und nahm Raven dann in die Arme, was dieser mehr als dankbar annahm. In diesem Moment war Bravestarr seiner Freundin mehr als dankbar. Plötzlich trat der Bürgermeister direkt vor ihn. „Was ist mit Vipra?“ fragte er knapp. „Sie bekommt eine anständige Beerdigung.“ antwortete Bravestarr knapp. Der dickliche Mann sah ihn entgeistert an. „Was?“ keuchte er. „Sie ist Ravens Mutter! Und sie hat mir das Leben gerettet! Sie bekommt eine anständige Beerdigung!“ sagte Bravestarr dann und registrierte selbst etwas überrascht, dass sich Tränen in seine Augen schlichen. Der Bürgermeister presste die Lippen trotzig aufeinander, beließ es dann aber dabei. Er nickte nur und dann trat der Totengräber aus der Menge heraus und nahm Vipras Leiche mit einer Barre entgegen. Unendlich vorsichtig ließ Bravestarr sie darauf sinken und strich ihr noch einmal sanft über das Gesicht. „Es ist vorbei!“ hörte er dann plötzlich Schamans Stimme. Er blickte auf und sah seinem gerade erschienenen Mentor entgegen. Er kam auf die Barre zu und blickte auf Vipra herab. In seinen Augen erschien Mitleid. „Damit hätte nicht einmal ich gerechnet!“ sagte er leise und legte seine faltige hand auf Vipras Stirn und schloss dann für einige Sekunden die Augen. „Liebe hat dich gerettet, mein Sohn! Du hattest recht!“ „Was meinst du damit?“ fragte J.B. plötzlich und trat ebenfalls an die Barre. „Vipra hat mich gerettet, weil sie mich liebte. Und sie hat Raven geliebt. Sogar sehr. Deshalb hatte das Böse nicht wirklich Macht über Raven.“ erklärte Bravestarr leise. Er blickte wieder auf Vipra herab. Ihr Gesicht hatte einen friedlichen Ausdruck. Beinahe, als würde sie einfach nur schlafen. Er schluckte schwer. Es war ein Trost für ihn zu wissen, dass er noch dafür gesagt hatte, dass sie in Frieden gestorben war. Plötzlich trat Raven ebenfalls an die Barre und sah auf seine Mutter herab. Tränen kullerten über seine Wangen. „Deine Mutter hat sehr große Tapferkeit bewiesen. Aus Liebe zu dir und deinem Vater.“ sagte Shaman leise zu dem traurigen Jungen. Dann ging er vor ihm in die Knie und strich ihm mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht. „Du bist sehr tapfer gewesen. Und deine Mutter wäre sehr stolz auf dich.“ Raven sah den weisen Indianer an und schluckte schwer. „Du bist Schaman, richtig? Du hast Vater großgezogen?“ fragte er dann. Shaman nickte. „Dann bist du sowas, wie mein Großvater, richtig?“ fragte Raven weiter. Shaman lächelte. „Ja, das bin ich!“ sagte er dann und schloss den Jungen in die Arme. Bravestarr betrachtete die Szene gerührt. Er wusste, dass nun alles gut werden würde. Kapitel 14: Über Gräbern weht der Wind -------------------------------------- Der Wind zauste an den Blumen, die Raven auf das Grab gelegt hatte. Mit von tränenverschwommenem Blick sah er den Grabstein an. Den Grabstein seiner Mutter, die er nie wieder sehen würde. Die Beerdigung war erst zwei Wochen her und sie kamen ihm vor, wie eine Ewigkeit. Er vermisste seine Mutter so sehr, wollte einfach nicht glauben, dass sie nie wieder zurück kommen würde. Er schluckte das Schluchzen, das seine Kehle aufsteigen wollte, schwer herunter. Immer wieder sah sie die Szene vor sich, wie sich seine Mutter vor seinen Vater warf um den magischen Speer abzufangen, den Stampede geschleudert hatte. Der eigentlich seinen Vater hatte töten sollen. Der dann aber ihr Herz durchbohrte und nicht das ihres Vaters. Weil sie ihn geliebt hatte. Weil sie zu spät erkannt hatte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Einen großen Fehler. Sie hatte mit ihrem Leben dafür bezahlt. Das einzige, was ihr dann noch blieb, war ihm sterbend alles zu erklären. Und Bravestarr ihre Liebe zu gestehen. Eine Liebe, die sie nicht hätte hegen dürfen. Derer sie sich doch nicht hatte widersetzen können und die alles entschieden hatte. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt. Aber nicht so, wie Stampede wollte. Raven hatte nicht die Guten getötet, sondern die Bösen. Er hatte Stampede in die Hölle geschickt. Mit dem Speer, mit dem dieser zuvor seinen Vater hatte töten wollen und dabei seine Mutter getötet hatte. Raven konnte nun doch ein Schluchzen nicht unterdrücken. Eine einzelne Träne rann seine Wange herab. Plötzlich spürte er eine große, tröstende Hand auf seiner Schulter. Er wandte sich um. Bravestarr stand hinter ihm und sah mitleidsvoll auf seinen Sohn herab. „Sie wäre stolz auf dich!“ sagte er leise. Raven senkte den Blick. Die Tränen liefen heftiger. „Warum hat sie mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“ fragte er, mehr sich selbst. Sein Vater ging in die Knie, schloss ihn in seine starken Arme. Raven schmiegte sich in seine tröstende Umarmung, legte den Kopf an seine Schulter. Das er seinen Vater einmal zutiefst gehasst hatte, war nun eine unwirkliche und weit entfernte Erinnerung. Nun war er alles, was ihm geblieben war. „Sie könnte noch bei mir sein!“ schluchzte er. „Wir könnten eine Familie sein!“ Bravestarr streichelte seinen Rücken. „Sie wollte dich beschützen. Alles, was sie getan hat, tat sie zu deinem Wohl und deiner Sicherheit. Sie wusste, dass Stampede nicht zögern würde dich zu töten, wenn du nutzlos für ihn geworden wärst. Und ich glaube, dass sie unter der ganzen Situation sehr gelitten hat. Aber sie hat das Leid auf sich genommen, für dich. Und dafür bin ich sehr dankbar. Denn es zeigt, dass deine Mutter nicht zu den Bösen gehörte.“ Er löste die Umarmung und sah seinem Sohn ins Gesicht. „Du lebst und das ist wichtig. Und du hast dafür gesorgt, dass nun viele Menschen sicherer leben können. Sicher vor Stampede und Tex Hex.“ Raven wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schluckte schwer. „Aber warum hat sie nicht ehrlich mit mir geredet, als ich alt genug war? Warum hat sie mir nicht gesagt, dass du nichts getan hast? Dass sie dich geliebt hat und dass Stampede und die anderen mich nur ausnutzen wollten? Ich hätte es doch verstanden!“ schluchzte er. „Vielleicht hatte sie einfach zu sehr Angst, dass es auffliegen würde. Und dass du dann in Gefahr bist. Manchmal trifft man dann aber aus Angst auch falsche Entscheidungen.“ Raven sah seinem Vater in die Augen. „Bist du noch böse auf Mutter? Und auf mich?“ fragte er dann zaghaft. Bravestarr schüttelte lächelnd den Kopf. „Auf dich war ich nie böse, Junge! Du bist ein Kind und wusstest es nicht besser. Und deine Mutter hat sich selbst geopfert und mich gerettet.“ Dann streichelte er sanft die Wange seines Sohnes. „Außerdem hat sie mir einen Sohn geschenkt! Wie soll ich dann auf deine Mutter noch böse sein können.“ Raven gelang es zu lächeln. „Danke, Vater!“ sagte er. Bravestarr lächelte. „Und nun komm, Raven. Es gibt einiges zu tun!“ Die Hand auf der Schulter seines Sohnes gelegt, gingen sie zusammen in die Stadt zurück. Die Blumen auf Vipras Grab raschelten im Wind. Es klang wie ein Flüstern. Wie eine letzte Botschaft der Verstorbenen an ihren Sohn und den Mann, den sie geliebt hatte. Eine Botschaft, von Liebe erfüllt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)