Blood Painted von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 24: King of Diamonds ---------------------------- "Wow, nicht schlecht." Ich stieß einen beeindruckten Pfiff aus, als ich in das Zimmer trat. "Lumpen lasst ihr euch nicht, wenn´s um eure Gäste geht." "Schön, wenn es Ihnen gefällt. Bitte fühlen Sie sich wie zu Hause und sagen Sie, wenn Sie etwas benötigen." Der adrett gekleidete Mann, der mich in das große Zimmer gebracht hatte, lächelte freundlich, als er meine Koffer abgestellt hatte, und verabschiedete sich mit einer höflichen Verbeugung. Ich wartete, bis er die Tür hinter sich zugezogen hatte, bevor ich ein paar Schritte weiter in den Raum ging, der mehr einem Hotelzimmer als einer gemütlichen Unterkunft glich. Das Zimmer war größer als das Wohnzimmer meiner Wohnung und schick in Schwarz- und Cremétönen eingerichtet, mit einem riesigen Fernseher und einem Fenster, das auf die Straße vor dem Haus wies. Ich schalte den Fernseher an, weil mir die Stille nicht gefiel, hatte aber keine Lust, dem Programm zu folgen, weshalb ich nach draußen blickte. Hinter dem Hokage-Felsen ging die Sonne unter und tauchte die Stadt in goldenes Licht, das die Aussicht auf die Dunkelheit, die folgen würde, surreal erscheinen ließ. Genauso unwirklich wie es mir vorkam, jetzt hier zu sein. Ich sollte nicht hier sein; Es gab zu viele, denen das unrecht war. Zum einen war da Hinata, die sich gefreut hatte, mehr Zeit mit mir verbringen zu können und dieser jetzt beraubt worden war. Wir hatten uns, was ganz unüblich für sie war, wirklich gestritten und ich wusste nicht, wann ich sie überhaupt wiedersehen würde. Neji hatte ihr nämlich erzählt, dass Hiashi sie überwachen ließ und da wir jetzt erst mal sowieso kaum Freizeit haben würden, wäre es sehr anstrengend, auch noch darauf zu achten, dass wir uns nur sahen, wenn ihr Cousin auf sie angesetzt war. Ich verstand einfach nicht, was ihr Vater gegen mich hatte, aber er hatte nicht mehr mit sich reden lassen; Ich hatte Hausverbot bei Hyuugas. Sakura war auch nicht sehr erfreut über meine Abwesenheit und meine neue Aufgabe, weil so die Ermittlungen wieder an ihr hängen blieben. Zwar arbeiteten sie und Sai jetzt, wo wir den bestätigten Verdacht eines Verräters in den eigenen Reihen hatten, verstärkt mit den ANBU zusammen, aber die Atmosphäre im Team war angespannt und kühl und sie würde mich brauchen. Ich machte mir Sorgen um sie, konnte die Situation aber nun mal auch nicht ändern, außerdem würde Sai schon auf sie achten. Temari war nach wie vor der Auffassung, unsere ganzen Vorsichtsmaßnahmen wären eine Beleidigung. Ich hatte versucht, sie davon zu überzeugen, dass das nichts mit Zweifeln an ihren Fähigkeiten zu tun hatte, aber Shikamaru hatte mir schnell davon abgeraten; Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht mehr davon abzubringen. Deshalb behandelte mich Gaaras Schwester jetzt auch mit kühler Distanziertheit, was bei unserer zwangsläufigen Wohngemeinschaft und Zusammenarbeit nicht unbedingt von Vorteil sein dürfte. Zumindest hatte sie sich bereit erklärt, mit den Befehlshabern unseres Wachteams zu kooperieren und einen Plan mit ihnen aufzustellen. Eigentlich war das gut für sie, denn so hatte sie wesentlich mehr Freizeit als ursprünglich angedacht, aber Kankuro schien in diesem Fall zu mehr Dankbarkeit bereit. Sasuke war genauso wenig erfreut, aber wer wäre das schon, wenn er ohne aktuellen Grund zu einem Haufen Schwerverbrecher gesteckt würde? Ich hatte versucht, mit Tsunade zu sprechen, aber sie hatte auf ihrem Plan beharrt und so hatte ich vor einer Stunde meinen Mitbewohner in der Resozialisierungseinrichtung, die für ihn ausgewählt worden war, abgeliefert. Sein Zimmer war klein und spärlich eingerichtet und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich jetzt in so einer Luxussuite wohnte, während er in dieser Unterkunft hausen musste. Er war sauer auf mich, was sich in ziemlich tiefen Kratzspuren an meinem Rücken ablesen ließ. Ich fasste mir an eine der Stellen und zuckte zusammen, obwohl die Verletzung bestimmt schon am verklingen war. Nicht, dass er nicht absolut scharf war, wenn er wütend war, aber auf Zerfleischen stand ich normalerweise nicht so. Ich würde ihm das wohl nächstes Mal, wenn wir uns sahen, austreiben müssen. Nur: Wann würde das sein? Schuldbewusst zuckte ich zusammen, als es an der Tür klopfte. "He-Herein." Ich lächelte, als Gaara das Zimmer betrat und schaltete den Fernseher aus, froh, über interessantere Ablenkung als den Flimmerkasten. "Störe ich?", fragte der Kazekage mit einem Blick auf den nun stummen Bildschirm. "Quatsch, nein. Immerhin steh ich jetzt vierundzwanzig Stunden zu deiner Verfügung.", grinste ich und deutete eine spöttische Verbeugung an. Er nickte, wodurch er meinen Scherz ernst nahm, und sah sich in meinem Zimmer um. "Natürlich... Ist dir das Zimmer genehm?" "Genehm? Es ist Klasse! Wie sieht denn dein Raum aus, wenn ich hier schon im Luxus schwimme?" Ich bedeutete ihm, sich zu setzen, was er auch tat, während ich den Kühlschrank öffnete, um ihm irgendwas zu trinken anzubieten. Die hatten hier sogar Tomatensaft, was mich wieder auf Sasuke brachte. Der hatte jetzt bestimmt nicht sein eisgekühltes Lieblingsgetränk zur Verfügung... Vielleicht würde ich ihm eine Flasche mitbringen, wenn ich ihn besuchte. "Was trinkst du?" "Wasser. Und du kannst dir meine Räumlichkeiten ansehen - Vielleicht wäre es angemessen, wenn du dich im gesamten Gebäude auskennst. Für den Notfall." "Oh, dein Kammerdiener hat mich schon etwas rumgeführt, aber deine hochheiligen Hallen hab ich nich sehen dürfen." Ich reichte ihm eine Flasche Wasser und flätzte mich ungeniert neben ihn auf die Couch, was ihn dazu bewegte, aufzustehen. "Hey, du kannst ruhig hier bleiben, das Sofa ist groß genug für zwei." Anstatt zu antworten, holte er sich aus der kleinen Küchenzeile ein Glas und schenkte das Wasser hinein. Daran, dass er solche Ansprüche stellen könnte, hatte ich natürlich nicht gedacht, aber eigentlich war es mir auch egal. Ich vermisste mein Feierabendbier. Und das, was in letzter Zeit immer gefolgt war. Nachdem wir eine Weile einvernehmlich geschwiegen hatten, ergriff ich wieder das Wort: "Wie lang glaubst du, werdet ihr bleiben?" "Das kommt auf die Länge des Verfahrens an. Aber wenn es nach mir geht, wird es schnell gehen." Ein mordlüsternes Glänzen, das ich schon lang nicht mehr bei ihm gesehen hatte, blitzte in seinen Augen auf und jagte mir einen kalten Schauder den Rücken runter. Ich räusperte mich. "Was hat der Mann eigentlich getan?" "Ich dachte, ihr wurdet über den Fall instruiert?" Als ich nur die Schultern zuckte, berichtete Gaara: "Der Mann hat über seine Verhältnisse gelebt; Zu große Wohnung, luxuriöse Möbel, Reisen, Schmuck für seine Frau... Und irgendwann hat er sich mit einem riskanten Geschäft verspekuliert und stand vor dem finanziellen Aus. Er hat alles verloren; Seine Arbeit, seine Frau, seinen Status. Und er war kurz davor, auch noch seine Wohnung zu verlieren, als sein Bruder starb und somit eine Erbsumme offen stand. Das einzige, was noch zwischen ihm und seiner Rettung stand, waren seine Schwägerin und seine beiden kleinen Nichten. Also hat er einen Entschluss gefasst und ist eines Abends, als er wusste, dass die Witwe seines Bruders nicht da war, zu den beiden Mädchen gegangen, die ihm natürlich arglos aufmachten. Seine Fingerabdrücke waren sowieso im ganzen Haus verteilt, da er nach dem Tod seines Bruders sehr viel Zeit bei seiner Schwägerin verbracht hat - Auch, um zu versuchen, ihr einen größeren Anteil des Erbes abzuschwatzen. Jedenfalls musste er nicht besonders aufpassen, als er eines der Küchenmesser genommen und damit seine ältere Nichte kaltblütig vor den Augen ihrer jüngeren Schwester erstochen hat. Sein Zorn hat ihn wohl übermannt, denn es wurde nicht nur ein, sondern mindestens neun Mal auf das Mädchen eingestochen. Er war gerade dabei, das jüngere Kind zu töten, als die Mutter unerwartet früher nach Hause kam. Die Frau war wie von Sinnen, als sie das Blut ihrer Töchter sah und fügte dem Mörder einige Verletzungen zu in ihrem Todeskampf, aber schließlich gewann ihr Schwager die Oberhand und überwältigte sie. Er wollte die Leiche der Frau gerade in den ersten Stock schleppen, als die Polizei in das Haus eindrang; Die Nachbarn hatten Lärm gehört und gedacht, ein Einbrecher wäre dort. Das jüngere Mädchen wurde ins Krankenhaus gebracht, aber sie erlag ihren Verletzungen ein paar Tage später. Im Haus haben die Ermittler eine volle Badewanne gefunden und es ist davon auszugehen, dass der Täter der Mutter die Pulsadern aufschneiden und sie ins Wasser setzen wollte, um das ganze wie einen erweiterten Selbstmord als Reaktion auf den Tod des Ehemannes aussehen zu lassen." Als Gaara geendet hatte, herrschte einige Minuten betroffenes Schweigen, in welchem ich in mein Glas stierte und er aus dem Fenster in die Nacht. Draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden und die Stadt leuchtete im elektrischen Licht, doch trotz dieser Wärme suggerierenden Helligkeit kroch eine alles gefrierende Kälte in mir empor, die sich um meinen Hals schloss und ihn zuschnürte. Ich konnte nicht in Worte fassen, was für ein Grauen diese erbarmungslos vorgetragene Geschichte in mir auslöste und welche menschliche Niedertracht sich für mich darin spiegelte. "Das ist... Entsetzlich.", sagte ich schließlich tonlos und drückte damit nicht mal ansatzweise meine Gefühle aus. "Ja. Und diesen Psychopathen verurteilen wir, wie ich hoffe, mit der vollen Härte des Gesetzes." "Wir haben hier leider noch einen größeren Psychopathen rumlaufen. Und leider sieht´s nicht so aus, als würde man den demnächst bei euch schnappen." Ich versuchte mich am Galgenhumor, konnte aber nicht mal selbst wirklich darüber lachen. Ich hatte, ganz offen gesagt, eine Heidenangst und das war mit ein Grund, aus dem ich nicht hier sein wollte sondern bei den Leuten, die ich liebte. Wenn der flüchtige Verdacht, dass Itsukis Äußeres auf mich anspielen sollte, nämlich der Wahrheit entsprach, waren vor allem Sasuke, Hinata und Sakura in Gefahr, weil sie mir besonders nahe standen. Und wenn einem der Drei etwas zustieße... Ich wüsste nicht, was ich getan hätte. "Ich habe davon gehört.", riss Gaara mich aus meinen trüben Gedanken. Er setzte sich unweit von mir auf die Couch und legte die Hand auf meine Schulter, was mich irgendwie überraschte. "Aber...", fuhr ich fort, als ich mein erstes Erstaunen überwunden hatte, und legte die Hand meinerseits auf seinen Arm. "Du brauchst dir keine Sorgen machen, solange du hier bist. Wir passen schon auf dich, Temari und Kankuro auf." "Ich hatte mir keine Sorgen gemacht, Naruto.", erklärte er und ließ die Hand noch einen Moment länger als üblich für diese Geste auf meiner Schulter ruhen. Ich war etwas verwirrt von dieser Zutraulichkeit, versuchte aber, das zu überspielen. "Na dann ist ja gut. Zeigst du mir jetzt dein Zimmer?" Das Wort ´Zimmer` traf es ganz und gar nicht; Gaara war in einer Suite untergebracht mit drei Sofas, die sich um einen momentan stillgelegten Kamin reihten, einem ganzen Regal voller Bücher, einem ebenso gemütlich wie modernen Tisch und einem Fernseher, der eher einem Heimkino glich. Seitlich von dieser Wohnzimmeranlage zweigte ein privates Bad mit in den Boden eingelassener Wanne und extra Dusche ab, außerdem hatte er ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer mit einem Bett, dessen Größe mir die Kinnlade runterklappen ließ. "Alter, für was brauchst du denn so nen Schiff von nem Bett?! Du bist doch Single! Oder bestellst du dir hier jeden Abend Hostessen her?" Das war natürlich nur ein Scherz und ich lachte, als ich mich ganz ungeniert in die weichen, rostbraunen Kissen fallen ließ, die sich auf Gaaras Decke türmten. Auch hier hatte er noch einen Fernseher, aber die Aussicht aus dem Fenster, die auf einen hübschen, gepflegten Garten wies, war auch sehr ansprechend. "Üblicher Weise arbeite ich bis spät in die Nacht im Büro und lege mich anschließend schlafen.", antwortete Gaara todernst, was mich erneut zum Lachen brachte. "Schon klar... Aber du, wenn du den Platz nich brauchst, ich tausch gerne mit dir. Dein Bett und ich, wir haben uns schon angefreundet und ich glaub, da könnte was gehen." Ich wackelte vielsagend mit den Brauen, doch mein Gastgeber sah mich an, als würde ihm diese Geste überhaupt nichts sagen, woraufhin ich mich mit einem Seufzen aus seinem Bett quälte. "Du musst noch viel lernen, mein Freund... Aber wir haben jetzt ja ein paar Wochen Zeit, um das zu machen, huh?" "Wie du meinst.", war sein einziger Kommentar zu meinen Aufklärungsgedanken. Die nächsten Tage waren entspannt; Während Gaara in seinem Büro war, lungerte ich auf seiner Couch herum oder stromerte durch das Anwesen, wenn seine Geschwister auf ihn achteten. In dem Verfahren, wegen dem er gekommen war, war die Verlesung der Anklageschrift noch nicht mal anberaumt, weshalb er als Kazekage und Vertreter von Suna noch nicht an den Verhandlungen teilnahm. Stattdessen verbrachte Gaara seine Tage bei Tsunade und anderen hohen Würdenträgern des Dorfes und er bereitete sein Plädoyer für das Gericht vor. Er nahm diese Sache sehr ernst und hatte sich vorgenommen, für die Gerechtigkeit der verwitwete Frau, die nicht hatte kommen können, weil es ihr psychisch noch nicht gut genug ging, alles zu tun, was in seiner Macht stand. Ich war sehr froh und stolz über die Entwicklung, die er gemacht hatte, seit wir uns kennengelernt hatten und ich beneidete ihn ein wenig um die Fortschritte, die er gemacht hatte. Er schien inzwischen so genau zu wissen, wer er war, wer er nicht mehr war und wer er sein wollte und ich stand vor dem totalen Blackout meines Lebens. Ich hatte nicht nur beruflich total versagt, sondern auch beziehungstechnisch. Fast hätte ich meine Freundschaft mit Sakura aufs Spiel gesetzt, nur um zu wissen, wie es sich anfühlte, mehr als ein Kumpel für sie zu sein. Ich hatte Glück, dass ihr unsere Freundschaft so viel bedeutete und dass sie auch Hinata nicht hatte verletzen wollen, indem sie die Wahrheit verbreitete. Und trotz dieses unverdienten Glücks hatte ich meine Beziehung einfach so über Bord geworfen. Wobei, war es wirklich ´Einfach so`? Hatte ich nicht an meiner Liebe festgehalten und zumindest versucht, sie am Leben zu erhalten? Doch. Aber ich war nicht stark genug gewesen. Ich hatte schon wieder gegen Sasuke verloren und das auf so eine hinterhältige Art und Weise, dass ich ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. Denn was sollte er mit seinen Verführungsspielchen anderes bezwecken als einen Triumph über mich? Er hätte im Moment in einem offenen Kampf nicht gewinnen können, also hatte er sich eben eine andere Disziplin ausgedacht. Dieser verdammte Bastard. Während meiner ereignislosen Wachen hatte ich Zeit, über all das nachzudenken, und ich kam zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab; Ich musste es beenden, bevor ich die Möglichkeit hatte, Hinata noch mehr weh zu tun, als dass jetzt sowieso schon der Fall sein dürfte. Unsere Beziehung war zu Ende gewesen, sobald ich Hand an Sasuke gelegt hatte, aber bisher war ich zu feige gewesen, mir das einzugestehen. Was das für meine Zukunft bedeutete, wusste ich im Moment noch nicht, weil alles zwischen Sasuke und mir noch brannte und ich erst sehen wollte, was zurückblieb, wenn der Rauch sich gelegt hatte. Ich wollte erst den Mann sehen, von dem ich wusste, dass er es sein konnte, bevor ich mich auf den wankelmütig-depressiven Egomanen einließ, mit dem ich im Moment eine Affäre hatte. Vielleicht wollte auch Sasuke selbst gar nicht mehr, aber nach kaum einem Monat, in dem sich nichts zwischen uns geändert hatte, außer, dass wir miteinander rummachten, konnte man das einfach nicht sagen. Ich war mir noch nicht mal sicher, was ´mehr` zwischen uns überhaupt bedeuten sollte und konnte. Sicher, er hatte das Potential dazu, meine Welt auszufüllen, aber wollte er das? Wollte ich das? Ich brauchte eine Wahrheit, auf die ich aufbauen konnte, aber Sasuke sah uns noch als ein Spiel und solange das der Fall war, brauchte ich über ein ´Mehr` noch gar nicht nachzudenken. Wahrscheinlich hätte es mir gut getan, all das jemandem anzuvertrauen und andere Ansichten über alles zu hören, aber ich konnte es immer noch niemandem sagen. Zum einen wollte ich nicht über Sasuke tratschen, zum anderen wollte ich meine sexuellen Verirrungen - Oder eben auch Neigungen - Nicht weitererzählen, weil es mir doch peinlich war. Ich konnte die Reaktionen meiner Freunde so überhaupt nicht abschätzen und außerdem würden die meisten mich vermutlich erstmal verurteilen, weil ich Hinata das antat. Schließlich versuchte ich es durch die Blume bei Sakura, als wir an einem gemeinsamen freien Nachmittag mit einem Eis durch einen Park spazierten: "Sag mal, glaubst du eigentlich, Sasuke wäre... Zu einer Beziehung oder so bereit?" Sie wurde rot, weil sie natürlich dachte, ich würde auf sie beide anspielen, und in dem Glauben ließ ich sie vorerst lieber. "Was...? Wie kommst du denn jetzt darauf? Hat... Hat er was gesagt?" Er hatte sich für den Tomatensaft bedankt, den ich ihn am letzten Abend mitgebracht hatte, und dann hatte er mir aus Dankbarkeit einen geblasen. Aber das würde ich ihr lieber nicht sagen, also räusperte ich mich nur ausweichend. "Hm... Na ja, nicht direkt... Aber ich meine, er ist jetzt schon wieder eine ganze Weile hier und zumindest auf mich macht er den Eindruck, als wäre er wieder der Alte." "Soweit das eben möglich ist.", fügte sie leise hinzu und ich nickte. Es würde nie wieder so sein wie früher, das war mir inzwischen klar. Und darüber, ob ich das jetzt bedauerte oder begrüßte, versuchte ich mir gerade klar zu werden. "Also? Was meinst du?" "Na ja... Davon abgesehen, dass Sasuke-kun sowieso ein schwieriger Mensch war, hat all das seinen Charakter nicht unbedingt vereinfacht. Er ist noch schweigsamer und abweisender als früher und es ist schwierig, emotional an ihn ranzukommen. Er vertraut nicht gerne und wenn, vergibt er sein Vertrauen glaube ich nur bröckchenweise. Er kann... Sehr gemein sein..." Sie sagte das mit einem so unglücklichen, ja, fast ängstlichen Blick, dass ich aufhorchte. "Hat er dir etwas getan, Sakura-chan?", fragte ich alamiert, doch sie schüttelte rasch den Kopf. "Nein... Natürlich nicht. Er hat... Nur klar gemacht, dass er auf mich als Person keinen Wert legt." "Was hat er getan?" Sakura schwieg eine Weile und strich sich das Haar aus den Augen. "Das ist schon etwas her; Wir waren bei mir und ich habe versucht, mich mit ihm zu unterhalten. Ich habe ihm von meinem Training bei Tsunade-sama erzählt und von der Zeit als er nicht hier war insgesamt. Als er nichts dazu sagte, fragte ich, was los sei und dann hat er mich mit diesem... Eis-Blick angesehen und gefragt, ob ich nicht merkte, dass ihn das ganze einen feuchten Dreck interessierte. Er... Er hat gelacht als ich... Na ja, ich war traurig." "Er hat dich zum Weinen gebracht und dich dann auch noch ausgelacht deswegen." Als sie nicht antwortete, wusste ich, dass ich Recht hatte, und ich gab ein Knurren von mir. "Dieser Bastard! Na warte, wenn ich den in die Finger bekomme!" "Nein, deswegen hab ich dir das nicht erzählt. Untersteh dich, ihn darauf anzusprechen." Sie warf mir einen warnenden Blick zu, dem ich mich lieber fügte, dann seufzte sie. "Es ist ja auch schon her, also mach dir keinen Kopf... Aber danach hab ich der Meisterin eine ähnliche Frage gestellt wie du mir eben." "Und? Was hat sie gesagt?" Als sie meine begierigen Blicke auf ihr nur halb gegessenes Eis bemerkte, seufzte Sakura und drückte mir die Waffel in die Hand. Sie setzte sich auf eine Bank und ich ließ mich, glücklich über das Geschenk, neben ihr nieder. Heute war der erste Verhandlungstag des Verfahrens, dem Gaara beiwohnte, und er würde erst gegen sieben aus dem Gericht kommen, von dem ich ihn und seine Schwester abholen sollte. Bis dahin hatten wir noch genug Zeit zu reden und ich fürchtete, dass wir die auch brauchen würden. "Na ja, erstmal muss man mit all diesen Marotten fertig werden... Aber man kann sich ja nicht in Sasuke-kun verlieben, ohne diese zu kennen." Sie lächelte und ich gab ihr Recht. Wenn man nicht hinter diese Fassade aus Distanziertheit blicken konnte und ihren Grund nicht kannte, konnte man keine weitergehenden Gefühle entwickeln. Und so gesehen waren wir beiden die einzigen Menschen, die dazu in der Lage waren; Sonst würde er wohl niemandem erlauben, so nah an ihn ranzukommen und die Teile seiner Vergangenheit zu ergründen, die ihn zu der Person gemacht hatten, die er jetzt war. Sicher, die anderen kannten seine Familienverhältnisse, aber sie sahen nur Sasukes oberflächliche Reaktion darauf, nicht das, was deshalb in ihm vorging, und das unterschied uns. Wir drei waren eins, weil wir Freunde waren. "Sicher, schon klar. Aber meine Frage war ja, ob ER zu einer Beziehung bereit wäre. Wenn einer mit seiner Arschloch-Attitüde klarkommt, muss derjenige ja wohl einen Knall haben.", schmollte ich, obwohl wir wussten, dass ich das wohl am besten konnte. "Ja... Tschuldige, ich bin abgeschweift. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass er wahrscheinlich noch nicht bereit ist für so etwas; Das würde ihn emotional überfordern. Ich meine, er kommt ja kaum damit zurecht, mehr als ein paar Minuten Zeit mit jemandem zu verbringen. Nein, ich glaube, er hat immer noch Probleme mit sich selbst, hat sich noch nicht verziehen, was er getan hat, und solange das nicht der Fall ist, wird er auch einen anderen Menschen nicht wirklich und aufrichtig an sich heranlassen können, weil es da immer diesen einen Teil gibt, den er niemandem zeigen möchte. Und, ganz ehrlich... Ich glaube, er genießt seinen Selbsthass sogar. Er glaubt, er wäre sein Leben nicht wert, aber indem er den Hass, den er aus seiner Umgebung zu erfahren glaubt, aus sich selbst projiziert, gibt er sich eine Daseinsberechtigung." "Woah, Sakura-chan, ich bekomme Kopfschmerzen. Was meinst du damit?" "Denk doch mal darüber nach. Als Sasuke-kun hierher kam, wollte er sterben, aber diesen Wunsch hat er irgendwann aufgegeben." "Wenn du meinst...", murmelte ich nicht überzeugt. Ich war immer noch der Meinung, sein fehlender Widerstand gegen seine Entführer war eine Art geschickt getarnter Selbstmordversuch, aber ich hatte davon Abstand genommen, diese Theorie weiter zu verbreiten. Sakura hatte mich scheinbar nicht mal gehört, denn sie sprach einfach weiter: "Dafür muss es aber doch einen Grund geben. Und ich glaube, dass Sasuke-kun sein Leben vor sich selbst rechtfertigt, indem er sich hasst." "Hä? Aber das ist doch total verrückt." "Tja, da hast du wohl Recht, aber er sieht es eben so, dass er zumindest den anderen ein Feindbild gibt. Dieses Feindbild, als das er sich selbst sieht, ist sein Lebensgrund." Ich hatte zwar immer noch Kopfschwirren, aber ich glaubte, Sakura jetzt verstanden zu haben. Und wenn sie wirklich Recht hatte, mussten wir dagegen etwas tun. Er konnte doch nicht dafür Leben, sich zu hassen. Er musste dringend mit dieser Hasserei aufhören, ich meine, erst Itachi und dann er selbst, das wurde ja immer schlimmer. "Über sowas denkst du nach, Sakura-chan? Das ist ja kompliziert!" Sie wurde rot und boxte mich gegen den Arm. "Du hast mich doch gefragt, Idiot...!" "Hm, stimmt auch wieder..." Nachdenklich schob ich mir den Rest der Waffel in den Mund und klopfte mir die Krümel von den Händen. "Irgendwie ist es also doch so, dass man sich selbst lieben muss, bevor man jemand anderen lieben kann..." "Na ja, so exzessiv wie bei dir muss die Selbstverliebtheit nun nicht sein, aber man sollte wohl eine Art Waffenstillstand mit sich selbst haben." "Hehe... Es kann ja auch nicht jeder so großartig sein wie ich.", lachte ich und wich der Kopfnuss aus, die sie mir dafür geben wollte, weil sie nicht wusste, dass ich mich im Moment eher für eine ganz schreckliche Person hielt. "Und wie läuft es bei dir so?" "Hm? Oh, bei Gaara zu arbeiten ist echt entspannt. Während seinen Terminen muss ich nicht immer dabei sein und ansonsten ist es... Als würden wir halt spazieren gehen. Und die Botschaft ist echt cool - Total luxuriös und alles. Ich wünschte, du könntest es auch sehen, es würde dir gefallen." "Hmm, das ist schön, aber ich meinte jetzt eher im... Privaten Bereich." Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Privat?" "Na ja, wie läuft es zum Beispiel mit Hinata? Wo du schon von Beziehungen sprichst..." "Ach so, das... Hehe, ja." Ich sah auf meine Hände und dachte ernstlich darüber nach, ihr alles zu erzählen. Aber wie hätte ich damit jetzt, nach monatelangem Schweigen, anfangen sollen? ´Übrigens: Ich hab vor mich zu trennen, weil ich es mit Sasuke treibe.`? Nein, das wäre furchtbar. Vielleicht... Sollte ich es mal mit einem Teil der Wahrheit probieren, zum Anfang. "Na ja, ehrlich gesagt ist es bei uns nicht so toll." Und dann erzählte ich ihr, dass wir uns kaum noch sahen und wenn doch, wenig zu besprechen hatten. Ich deutete an, dass sexuell nichts mehr lief und dass unsere Offenbarung an ihre Familie alles nur noch viel schlimmer gemacht hatte, weil wir uns seitdem oft stritten. Von meinen Befürchtungen, dass ihr Vater Hinata misshandelte, und von meinem Gefühl, dass ich seither nicht mehr wirklich an sie rankam. Was ich nicht erzählte war, dass ich an all dem Schuld war und dass nicht sie es war, die mich abwieß, sondern dass ich mich ihr nicht mehr öffnen konnte, weil ich Angst hatte, sie zu verletzten. "Wow... Das klingt nach einer ganzen Menge von Problemen.", fasste sie nachdenklich zusammen und ich lachte humorlos. "Ja, das kannst du wohl sagen." "Darf ich ehrlich sein?" Sakura warf mir einen fragenden Blick zu und ich machte eine auffordernde Geste. "Nun... Als ihr zusammengekommen seid... Dachte ich, das mit euch hält für immer. Das ist es jetzt. Ihr wart beide so unglaublich glücklich und schon nach kurzer Zeit so vertraut miteinander, so harmonisch, dass man sich gar niemand anderen mehr an deiner Seite vorstellen konnte - Und so ging es uns allen. Deshalb war ich auch sehr überrumpelt damals..." Ich war ihr dankbar dafür, dass sie es nicht aussprach, denn unsere Knutscherei war etwas, auf das ich ganz und gar nicht stolz war. "Ja... Davon war ich auch überrumpelt, glaub mir." "Na ja, es ist nur, dass ich nicht verstehe, wann sich das geändert hat. Wann euer ´Für immer` zu etwas geworden ist, dass du für ein bisschen betrunkenes Gefummel riskierst. Vielleicht liegt genau da der Fehler. Das hätte einfach nicht passieren dürfen. Ich..." "Sakura-chan, du bist NICHT an meinen Beziehungsproblemen schuld.", unterbrach ich sie ernst. "Ich glaube, dass ist nicht der Ursprung sondern eine Auswirkung..." Und jetzt, wo sie diese Frage formuliert hatte, war mir ganz klar, dass sich der Anfang vom Ende irgendwann letztes Jahr im Oktober zurück in mein Leben geschlichen hatte, lädiert und scheinbar so hilflos, dass seine zerstörerische Wirkung mir völlig entgangen war. "Und was meinst du ist dann der Grund?" "Ich... Weiß es nicht.", log ich mit schlechtem Gewissen. Aber das war ein Teil der Wahrheit, den ich noch nicht preiszugeben bereit war. Vielleicht irgendwann. "Sag mal, musst du eigentlich nicht Gaara abholen?" "Häh? Wie spät...? Oh, Scheiße! Ich müsste schon seit zehn Minuten am Gericht sein!" Ich sprang von der Bank, rannte ein paar Schritte, drehte mich dann aber wieder um und winkte noch im Laufen. "Bis dann, Sakura-chan. Und danke, es tat gut, mal wieder so mit dir zu reden!" "Schrei das nicht so laut rum, Idiot!", rief sie mir nach, aber ich lachte nur und beeilte mich, zu meinem nächsten Ziel zu gelangen. "Auch schon da?", fragte Temari bissig, als ich auf sie und ihren Bruder zuhastete. "Jaa, entschuldigt, ihr beiden.", keuchte ich und stützte mich auf meine Oberschenkel, um wieder zu Atem zu kommen. Dieses Päuschen wurde mir aber von meiner Teilzeit-Kollegin nicht gegönnt. "Los jetzt. Weil du so lang gebraucht hast, haben wir kaum eine halbe Stunde Zeit bis zum nächsten Termin." Sie klang wie ein befehlsgewohnter Millitär und unterstrich diesen Eindruck noch, als sie in einem wütenden Crescendo von klackernden Absätzen vorausschritt, das uns beide Männer schweigend zurückließ. "Wow... Der möchte ich auch nicht nachts alleine begegnen, wenn sie so drauf ist." "Nein, das möchte wohl niemand.", stimmte Gaara mir zu, als wir gemeinsam seiner Schwester folgten. Die beiden hatten das Gebäude durch den hinteren Eingang verlassen, um den Schaulustigen zu entgehen, denn der junge Kazekage hatte sogar hier einige Fans. Ich versuchte, ihn ein bisschen mit seiner Beliebtheit aufzuziehen, aber er gab nur unbeeindruckte Antworten im Stil von "Diese jungen Mädchen sollten ihre Zeit sinnvoller nutzen.", und so wurde es bald langweilig. Warum war ich eigentlich nur von libidogestörten, attraktiven Männern umgeben, denen ihr Aussehen egal war? Ich zog diese Sorte wohl an. Den Rest des Weges unterhielten wir uns über das Gerichtsverfahren, das jedoch erwartungsgemäß noch keine Ergebnisse gebracht hatte; Obwohl die Sache als Eilverfahren gehandelt wurde, würde sie noch mindestens einen Monat in Anspruch nehmen. Die Beteiligten hofften, die Mutter würde während dieser Zeit irgendwann vernehmungsfähig sein. In der Botschaft hatte Gaara kaum geduscht und sich umgezogen, als wir auch schon weiter mussten. "Hast du eigentlich auch irgendwann nichts zu tun?", fragte ich, den Mund voll mit einem Onigiri, das ich mir schnell aus der Küche geklaut hatte und das seine Bestandteile jetzt unglücklicher Weise in Gaaras Gesicht verteilte. Er wischte die Körner kommentarlos beiseite. "Ich bin Kazekage. Ich habe immer etwas zu tun. Aber, falls das deine Frage war, morgen Abend habe ich keine Termine." "Cool! Wollen wir dann nicht...? Oh, geht ja nicht. Ich besuch morgen Sasuke.", erklärte ich ungefragt und mit einem Lächeln, das nicht passend war für die Erwähnung eines besten Freundes. "Du hast im Moment Kontakt zu Uchiha?" "Klar. Immerhin bin ich für ihn genauso verantwortlich wie für dich. Wieso fragst du?" "Nun, ich dachte, du empfändest es als Erleichterung, eine Weile nichts mit ihm zu tun zu haben.", erklärte Gaara, der mich mit ungewohnt intensivem Blick musterte. "Wieso sollte ich?" Ich war erst etwas verwirrt, lächelte dann aber ob dem geringen Verständnis für Zuneigung, das der Kazekage immer noch hatte. Es hatte sich sicher gebessert, aber vermutlich würde er dieses Defiezit nie ganz ausgleichen. "Er ist mein bester Freund. Ich verbringe gerne Zeit mit ihm." "Wieso?" "Na ja...", setzte ich an, nur, um gleich wieder abzubrechen. ´Weil er ein netter Kerl ist.` traf den Nagel nicht mal ansatzsweise auf den Kopf. Ich brauchte einen Moment, bis ich eine passende Erklärung hatte. "Ich empfinde seine bloße Gegenwart als Herausforderung. Ich will besser sein als er und das bringt mich dazu, mein bestes zu geben. Außerdem kann er witzig sein, wenn er will und... Das klingt doof, aber irgendwann hat man so viel zusammen durchgemacht, dass man keinen Grund mehr braucht, um sich zu schätzen. Der Respekt ist einfach da. Und diese Verbindung wird nie wieder weggehen." Das Lächeln, von dem ich wusste, dass es nicht passend war, schlich sich zurück auf meine Züge, denn dieser Tatsache war ich mir tausend prozentig sicher. "Hm... Bei mir ist das nicht so." "Häh? Nein, natürlich nicht!" Ich lachte und boxte ihn gegen den Arm. "Dich mag ich auf die Art, auf die ich dich eben mag. Das ist etwas ganz eigenes." Gaara schien nicht zu verstehen, was ich meinte, aber ich hatte jetzt auch keine Zeit mehr, es ihm zu erklären, denn da waren wir schon am Anwesen des Feudalherren, mit dem der Kazekage verabredet war. Meine Rolle änderte sich damit vom Freund zum Bodyguard, aber bevor sie das tun konnte, überraschte Gaara mich noch mit einer Frage: "Würde es stören, wenn ich morgen mitkäme?" Damit hatte ich so wenig gerechnet, dass mir für eine Sekunde das Gesicht abrutschte, bis ich wieder ein Lächeln zustande brachte. "Äh... Ja, hm... Wa-Warum nicht?", stammelte ich schließlich wenig begeistert. Bei dem, was ich mit Sasuke vorhatte, störte Besuch eigentlich gewaltig, aber das konnte ich natürlich nicht sagen. Wobei, vielleicht würde es Sasuke gar nicht stören, er konnte nämlich ziemlich pervers sein. Aber ich teilte nicht. Allein die Vorstellung stieß mir sauer auf. Eigentlich sollte ich doch froh sein, so ein wenig Abstand zwischen Sasuke und mich zu bekommen, und nicht so überreagieren. Immerhin wollte Gaara Sasuke nur besuchen - Wieso auch immer. "Gut." Mein Freund nickte, wandte sich ab und schlüpfte in die Rolle des Staatsoberhauptes auf offiziellem Besuch, der seinem Leibwächter keine weitere Beachtung schenkte. Das Gebäude war gepflegt aber schlicht, möbliert mit Sperrholz und Vorhängen in veralteten Mustern. Es lag etwas außerhalb von Konoha in einem Waldstück unweit eines kleinen Sees. Ein Gatter mit Schweinen, Ziegen und Hühnern grenzte an den kastenförmigen Bau und verlieh der Szenerie einen ländlichen Bauernhof-Flaire. Ich konnte mir Sasuke noch immer nicht in dieser Idylle vorstellen. Zwar war ich schon ein paar Mal hier gewesen, um ihn zu besuchen, aber er passte so wenig in die Umgebung, dass mir jede Begegnung surreal erschien. Ganz im Gegensatz dazu integrierte Sasuke sich scheinbar soweit in die Gruppe, dass er seine Aufgaben erledigte und Streits aus dem Weg ging. Ansonsten blieb er zwar auch für sich, doch das war mir Recht, denn ich wusste nicht, ob die Leute hier der richtige Umgang für ihn waren. Sie waren, obwohl sie auch jung und mit krimineller Hintergrundgeschichte waren, so weit von seinem Leben entfernt, dass sie ihn nie verstehen könnten, weshalb sie ihm mit einer Art respektvoller Angst begegneten. Auch Gaara, der neben mir her lief, schien nicht an diesen Ort zu passen in seiner würdevollen Ruhe, die ihn älter machte als er war. Während ich zielstrebig auf das Haus zuging beobachtete er die jungen Männer, die jetzt noch, in der frühen Abenddämmerung, die Tiere versorgten. "Was ist?", fragte ich, als er ein nachdenkliches Geräusch von sich gab. "Ich hatte es mir anders vorgestellt.", gestand er, musste jedoch den Kopf schütteln, als ich ihn fragte, was genau er denn erwartet habe. "Einfach etwas anderes." "Hm, na ja, macht nichts." Ich grinste und trat ohne zu klopfen durch die offene Haustür, hinter der wegen des nahenden Abends schon elektrisches Licht brannte. Im Flur lagen Schuhe und Jacken unordentlich verteilt und aus der Küche und dem Esszimmer war emsige Geschäftigkeit zu hören. Ein Mann, der Leiter dieser Institution, den ich schon auf vorangegangenen Besuchen kennengelernt hatte, kam zu uns. Er war ziemlich groß und durchtrainiert, denn er war für die sportliche Erziehung der Bewohner, auf die hier viel Wert gelegt wurde, zuständig. "Unser Neuzugang bekommt ja ganz schön viel Besuch.", lächelte er mit einem Blick auf Gaara, den er jedoch nicht zu erkennen schien. "Er ist ja nur kurzzeitig hier.", entgegnete ich bestimmt, während wir gemeinsam mit den abendlichen Tierpflegern, die auch gerade hereingekommen waren, in den Speisesaal gingen. Dieser war länglich, zweigeteilt von einer langen Tischreihe und hatte einen direkten Zugang zur Küche. Die Platzverteilung war absichtlich so gewählt, dass alle, auch die Erzieher, zusammen sitzen konnten, ohne eine Hierarchie entstehen zu lassen. Auf dem Fensterbrett saß eine grau getigerte Katze und hinter ihr stand der Grund für meinen Besuch, der ihr abwesend das Fell kraulte, während er nach draußen blickte. "Benehmt euch, Jungs, wir haben Gäste.", ermahnte der Heimleiter, was uns ein paar prüfende Blicke einbrachte, bevor die Bewohner sich wieder ihrem Abendessen zuwandte, das gerade aufgetragen worden war. Man hatte uns kommentarlos auch ein Gedeck hergerichtet und wir nahmen die Einladung an. Das Essen erwies sich als lautes, chaotisches, kaum beherrschbares Unterfangen. Die Jungen erzählten, was sie den Tag über getan hatten und jeder sehnte sich offensichtlich nach Respekt und Anerkennung von Kollegen und Erziehern. Besonders der Leiter, der alle ab und zu zur Ruhe rief, schien das Vertrauen seiner Schützlinge zu haben. Ich saß zwischen Sasuke und Gaara, aber nach einer knappen Begrüßung brachten sie trotz größter Bemühungen auf meiner Seite kein Gespräch zustande. Das einzige, was zwischen ihnen einvernehmlich war, war ihr eisiges Schweigen, und langsam fragte ich mich, wieso Gaara überhaupt hatte mitkommen wollen. Später zeigten wir dem Kazekage das Gebäude und einen Teil der Außenanlage, obwohl von dieser in der Dunkelheit nicht mehr viel zu erkennen war. Wir beendeten unsere Führung in Sasukes Zimmer; Weil er nur kurzzeitig und sehr spontan hier untergebracht war, wohnte er alleine in einem Notfallzimmer während die anderen Jungen jeweils zu sechst untergebracht waren. "Hat es einen bestimmten Grund, dass er hier ist?", fragte Sasuke ziemlich kühl und sah Gaara, über den er immerhin sprach, nicht mal an. "Na ja... Gaara wollte dich besuchen.", antwortete ich, selbst etwas unsicher über den Grund dieser Situation. "Ist doch nett von ihm." "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur Nettigkeit ist." Gaara hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte am Fenster, auch er sah Sasuke nicht an, während er mit ihm sprach: "Und was für einen Grund sollte es sonst geben?" "Erklär du es mir." "Vielleicht bist du einfach paranoid. Sonst wärst du wohl kaum hier." Ich spürte deutlich, wie Sasuke sich neben mir anspannte, und fasste nach seinem Arm, aber er machte keine Anstalten, auf den Kazekage loszugehen. Stattdessen ließ er die Schultern recht schnell wieder sinken und stieß ein verächtliches Schnauben aus. "Ach? Und du glaubst, du würdest nicht in so eine Anstalt gehören? Hältst du dich für normal?" Jetzt drehte Gaara sich doch um, aber man sah ihm nicht an, ob die Worte meines Freundes ihn getroffen hatten. "Wenn du dir unsere jeweilige Lebenssituation ansiehst, wirst du feststellen, dass schon der Richtige hier ist." "Leute, könnt ihr das jetzt mal lassen? Sasuke ist hier nur Übergangsweise... Und du bist sicher nicht zum Streiten mitgekommen, oder?" "Ich bin gekommen, um zu sehen, ob dieser Ort für den Aufenthalt eines... Mannes wie Uchiha angemessen ist. Immerhin scheint es in eurem Dorf schon genug Gefahren zu geben." "Hör jetzt auf damit." Meine Stimme war um gefühlte zwanzig Grad kälter, womit Gaara offenbar nicht gerechnet hatte; Er sah mich verblüfft an, als ich ihm die Tür aufhielt. "Sasuke ist keine Gefahr, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wenn du endlich aufhörst, ihn zu provozieren. Ich glaube, wir gehen jetzt auch besser. Ich komme in einer Minute nach." Einen Moment herrschte Stille, doch dann nickte der Kazekage, was eigentlich verblüffend war - Seit wann ließ sich ein Staatsoberhaupt von seinem Bodyguard herumkommandieren? "Wie du meinst.", sagte er und ging aus der Tür, ohne sich von Sasuke zu verabschieden. Ich seufzte tief und rieb mir über das Gesicht. "Sorry. Ich weiß nich, was sein Problem ist..." "Das ist doch offensichtlich.", erwiderte Sasuke düster, den Blick auf die offene Tür geheftet. Ich trat näher zu ihm, legte die Hände auf seine Hüften und sah ihn fragend an. "Was meinst du?" Er schien zu überlegen, ob er es mir sagen sollte, schüttelte dann aber nur den Kopf und ich vergaß, was ich gefragt hatte, als er mich küsste. Ich wäre gerne noch geblieben und hätte das fortgesetzt, löste mich dann aber, weil ich Gaara nicht warten lassen konnte und weil langsam die Jungs in ihre Zimmer zurückkehrten. Also verabschiedete ich mich, versprach, bald wieder zu kommen und ging runter in die Eingangshalle, wo ich wortlos an einem wartenden Gaara voraus in die Nacht ging. Es war mir egal, was für einen Titel jemand trug; Solche Reden duldete ich nicht über meinen Liebhaber. ~ ♥ ~ Hallo Leute! :D Das Kapitel gibt es jetzt doch schneller als erwartet, weil ich im Urlaub einiges geschafft hab - Es ist ja immerhin auch fast doppelt so lang wie das vorangegangene! xD° Sasuke gab es diesmal nicht so viel, aber dafür Gaara. Wie findet ihr ihn? Ich finde ihn irgendwie schwer zu schreiben, weil ich ihn schlecht einschätzen kann und auch noch nicht so oft in einer Story verwendet habe... Wie findet ihr ihn getroffen? Wenn´s schlecht ist, wären Tipps super. xD° Das Verbrechen, von dem Gaara spricht, ist so in der Art hier in der Nähe passiert und ich wollte das irgendwie aufarbeiten... Ja. Im nächsten Kapitel gibt es einen Fetisch von mir; Männer in Anzügen! ♥ Das wird auch unsere beiden Protagonisten zu ihrem ersten richtigen Sex hinreißen nach einem Streit, an dem auch Gaara nicht ganz unbeteiligt sein wird... Ich hoffe, ihr hattet Spaß und seid gespannt! :D lG SaSi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)