Ikiteru ★ Fairytale von Black_Melody (Märchen) ================================================================================ Kapitel 4: F•O•U•R ------------------ Okay, das ging zugegebenermaßen schnell, aber es musste sein. Und wieder wird es ein dramatisches Kapitelende. Zwar nicht so dramatisch wie das letzte, aber na ja... Da kommen dann noch viel schönere. Und ich habe eine gute Neuigkeit: Ich bin fertig mit abtippen. Theoretisch kann ich jetzt immer, wenn ich Lust habe, ein neues Kapitel hochschicken, das kommt aber ganz darauf an, wie sehr man mich motiviert/motivieren kann. (Ja, ich bin ein faules Miststück.) _________________________________________________________________________________ F•O•U•R ☆ "Warum?" Seine Stimme klang fassungslos. Aber sollte es mich wundern? Wohl eher nicht. "Wenn ich gejagt werde, von deinen Kollegen, und Angst haben muss, während ich fliehe… Wenn sie mich töten wollen, mir vorher noch sonst etwas antun, um mich langsam und qualvoll sterben zu lassen… Wenn mein Tod ohnehin nur eine Frage der Zeit wäre und ich dich bitten würde, mich kurz und ohne Schmerzen zu töten, würdest du es für mich tun?" Ich spürte, wie er zitterte, während er die Situation vor sich sah. Ich wollte ihm nicht wehtun, aber ich musste es wissen. Für den Fall, dass es wirklich so weit kam. Ich fand die Vorstellung, von meinem Geliebten getötet zu werden und ihn als Letztes zu sehen, angenehmer als die anderen Varianten. Ich wollte nicht sterben. Ich wollte Reno nicht wieder verlassen, erst recht nicht so endgültig. Ich wollte aber auch nicht jeden Tag Angst um mein Leben haben müssen. "Unter den Umständen… Wie könnte ich dich leiden lassen?" Er zitterte immer stärker. Ich wusste, dass er mich nicht verlieren wollte, und wie könnte ich ihn auch so allein lassen? Sanft hauchte ich ihm einen beruhigenden Kuss auf den Hals. Ich war mir bewusst, dass ich es nicht fertig bringen würde, ihn wirklich danach zu fragen, wenn die Situation es verlangte. E würde es doch nicht schaffen. Er war stark, aber auch er hatte seine Schwächen. Ich war eine davon. Und sein leichter Egoismus. Er würde mich nicht gehen lassen wollen. Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, ich hätte umkippen können vor Lachen. Das Alles war mehr als komisch, diese ganzen Zufälle. Wahrscheinlich wäre mein Lachen etwas hysterisch gewesen, aber hey - bei dem, was die letzten 18 Stunden mir gebracht hatten, dürfte ich doch wohl so reagieren. Mühsam beherrschte ich mich, rückte etwas von ihm ab und strich ihm über die Wange. "Dann zeige mir deine Einkäufe. Ich will auch einmal wieder etwas Richtiges anhaben." Skeptisch betrachtete ich mich im Spiegel. Ich hatte ein weißes T-Shirt in einer Tütte gefunden, und es saß, trotz Renos Schätzung meiner Größe betreffend, perfekt. Ich war so stolz auf ihn. Er hatte auch wirklich an alles gedacht. Auch die schwarze Jeans saß super. Ich war stolz auf meine Figur, da zeigte ich auch ganz gern, was ich zu bieten hatte. Was sprach auch dagegen? So etwas, wie in der letzten Nacht, passierte zwar täglich irgendwo, aber in meinen 26 Lebensjahren war es für mich das erste Mal gewesen. Und Reno hatte mich beschützt. Zart legten sich zwei Arme um meinen Oberkörper und zogen mich zurück an den warmen Menschen hinter mir. Plötzlich fühlte ich mich so klein und schwach. Renos schwarze Kleidung ließ ihn so kühl wirken, er war um einiges größer als ich, und vermutlich auch stärker. Sanft lächelte er mich durch den Spiegel an, senkte den Kopf und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Findest du mich hübsch?", flüsterte ich, drückte mich noch etwas enger an ihn und schloss die Augen. "Hübsch bist du, wenn du komplett gestylt bist. So bist du wirklich schön." Ein warmes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich genoss es viel zu sehr, bei ihm zu sein. "Wie schön denn?" Er schien zu überlegen, denn eine ganze Weile war es still. Ich hatte zwar das Gefühl, sein Herz schlagen zu hören, aber das bildete ich mir sicher nur ein. "So schön wie der erste Sonnenstrahl nach Jahren der Dunkelheit", beantwortete er meine Frage. Es war ein persönlicher Vergleich für ihn, und ich wusste, wie er es meinte. Die Sonne war vor der Dunkelheit dagewesen, und ich war einer ihrer Strahlen. Nachdem ich gegangen war und die Geschichte mit seiner Familie gewesen war, war die Dunkelheit gekommen. Und jetzt kam die Sonne langsam wieder zum Vorschein, besiegte die Dunkelheit. Ich seufzte glücklich, lehnte mich an ihn und öffnete die Augen. Man hätte uns für ein… nun ja, 'normales' Paar halten können. Ich stutzte. Waren wir das überhaupt wieder? Oder waren wir noch zusammen? Offiziell hatte es nie einen Schlussstrich gegeben. Hätte meine Kleidung mich nicht verraten, hätte man mich für eine Frau halten können. Eigentlich eine lustige Vorstellung. Vorsichtig zog Reno mich in das Wohnzimmer und setzte sich mit mir auf das Sofa. Wobei, er saß, während ich eher über ihm lag und er mich abstützte, so dass wir nicht zu weit voneinander getrennt waren. Und wieder stellte ich fest, wie verfallen ich ihm eigentlich war. Er war auch der erste und einzige Mensch, den ich je so geliebt hatte und liebte. "Hikaru… Erzähl mir von dir. Was hast du die letzten zwölf Jahre getan?", bat er mich leise, und ich konnte einfach nicht anders, als ihm von meinem Leben zu berichten. So deprimierend es auch gewesen war, mich mit anderen Jungen zu treffen und ihnen eine glückliche Beziehung vorzuspielen, ich hatte es getan. Ebenso hatte ich mich gedemütigt, indem ich mich von einem völlig Fremden hatte entjungfern lassen. Nicht, dass ich es lange geplant hatte, aber ich hatte endlich meine Unschuld verlieren wollen, hatte mich mit einem falschen Ausweis in einen Schwulenclub geschlichen und etwas mit diesem Typen gesprochen, ein paar Drinks gehabt… und dann war es in einem der Hinterzimmer, die wohl genau für diesen Zweck gedacht gewesen waren, passiert. Toll war es nicht gerade gewesen, aber vom ersten Mal versprach man sich auch nicht viel. Nach dem Schulabschluss war ich von Zuhause weg und hatte erstmal zwei Jahre bei meinem damaligen Freund gewohnt. Wir waren gut zurechtgekommen. Bis er seinen Job verloren hatte und mich auf den Strich hatte schicken wollen. Als ich mich geweigert hatte, hatte er mich rausgeschmissen, mit der Begründung, ich hätte ihn nicht geliebt. Hatte ich auch nicht, aber es war nicht so schlimm gewesen, mit ihm zu schlafen oder ihn zu küssen, und er hatte mich immer gut behandelt. Kurz darauf hatte ich Ibuki getroffen und er hatte mich in den Host-Club, in dem er gearbeitet hatte, mitgenommen. Dort hatte ich gleich angefangen und mir Stück für Stück ein eigenes leben aufgebaut. Die Tatsache, dass ich ihn gesucht hatte, verschwieg ich Reno. Es machte keinen Unterschied. "Ich kann nicht verstehen, wieso dein Ex dich auf den Strich schicken wollte", bemerkte er leise und strich über meinen Arm. Eine fast flüchtige, beiläufige Berührung, die mir aber einen Schauer über den Rücken jagte. "Ich würde dich mit niemandem teilen. Auch nicht für das gesamte Geld der Welt." "Aus Verzweiflung tun Menschen Dinge, die sie selbst im Nachhinein nicht verstehen." Zufrieden seufzte ich und kuschelte mich an ihn. Schon nach ein paar Stunden vertraute ich ihm wieder bedingungslos. "Ist ja auch egal", antwortete er nur und strich mir über die Wange, zog mich dann hoch, so dass ich auf seinem Schoss saß. Seine Hand lag still auf meiner Wange, während er die Haut zart mit seinem Daumen streichelte. Ich schmiegte mich automatisch an die zarte Berührung, genoss es einfach viel zu sehr. Und ich wusste, dass wir nicht allzu viel Zeit so haben würden, egal, wie sehr ich es mir auch wünschte. Wir waren wegen seinem Job immer in Gefahr, da mussten wir verdammt gut auf uns aufpassen. "Darf ich dich küssen?" Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber sie zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Schwach nickte ich und schloss die Augen, wissend, dass er die Aufforderung dahinter verstand. Nur Sekunden später spürte ich seine Lippen auf meinen, hauchzart wie Schmetterlingsflügel, aber das Gefühl war großartig. Innerlich jubelte ich, mein Herz schlug wilde Purzelbäume. Leicht zog ich ihn an mich, um den Kontakt zu verstärken. Berechtigt war es, ich hatte immerhin lange warten müssen, und jetzt war ich eben ungeduldig. Ich spürte seine Lippen und wie er verspielt nach mir schnappte, danach seine Zunge, die förmlich um Einlass bettelte. Zögernd ließ ich ihn gewähren, mein Territorium erforschen und spielte mit ihm, als er mich dazu aufforderte. Seine Hände hatten sich auf Wanderschaft über meinen Körper begeben, eine war frech unter mein Shirt geschlüpft und streichelte mich. Ich war schon lange nicht mehr so geküsst und berührt worden, und auch, wenn er sanft blieb, spürte ich seine Sehnsucht. Ich hatte eine dumpfe Ahnung, wie wir die Nacht verbringen würden, auch, wenn es wahrscheinlich nicht weiter gehen würde als früher, und da waren wir noch zu jung und unerfahren gewesen, um wirklich miteinander zu schlafen. Schwer atmend löste er den Kuss, blieb mir aber ganz nah und sah mich an. "Du bist wundervoll", murmelte er, und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Er sah mir fest in die Augen, und ich konnte seinem Blick nicht ausweichen. Er hypnotisierte mich förmlich, und es war mir gerade auch relativ egal. Wieder legte er seine Lippen auf meine, sanft, wenn auch etwas fordernder als vorher. Er forderte mich auf, die Initiative zu ergreifen. Ich hätte ihm einfach signalisieren können, dass er weiterhin die Kontrolle übernehmen sollte, aber wenn er schon willig war, sich von mir leiten zu lassen, würde ich dieses Angebot nicht einfach ausschlagen. Vorsichtig zog ich an seiner Unterlippe, aber so, dass er keine Schmerzen deswegen hatte, bevor ich mit meiner Zunge die Konturen seiner Lippen nachfuhr. Ohne Zögern ließ er mich in sein Reich eintauchen. Seine Zunge stieß meine zwar herausfordernd an, unternahm aber nichts, um mir Einhalt zu bieten oder mich zurück zu drängen. Sanft strichen auch meine Hände über seinen Körper, bahnten sich ihren Weg unter sein T-Shirt und kosten die warme Haut. Ich wusste nicht, woher mein Mut kam, aber er war da. Normalerweise hätte ich so etwas nie ohne ausdrücklich Erlaubnis getan, aber Reno lud mich dazu ein, wenn auch indirekt. Und wenn das nicht nur seine Erlaubnis war, sondern auch sein Wunsch, hatte ich kein Problem damit, ihm diesen zu erfüllen. Ich hörte, wie er leise in den Kuss seufzte und mich noch etwas näher an sich zog. Ich tat also nichts wogegen er etwas einzuwenden hatte. Ich nahm auch an, dass er sich bemerkbar machen würde, würde ich eine Grenze überschreiten. Ich zog mich nach und nach weiter zurück, bis ich mich keuchend von ihm löste und ihn aus halb geöffneten Augen ansah. Ich näherte meine Lippen seinem Ohr und ließ sie dabei über seine Wange streifen. "Ich liebe dich", flüsterte ich ihm zu. Mir war klar, dass er mir eigentlich nicht direkt antworten würde, das passte nicht zu ihm. Nicht, dass ich mich nicht mit einem simplen 'Ich dich auch' zufrieden gegeben hätte, aber er würde irgendetwas tun, um mir seine Gefühle zu zeigen. Und ich war gespannt, was er vorhatte. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich mein Shirt nicht allzu lange anbehalten würde. Warm lächelte er mich an, stand mit mir auf dem Arm auf - wie auch immer er das machte, so ein Fliegengewicht war ich doch gar nicht - und trug mich in sein Schlafzimmer, wo er mich auf dem Bett ablegte, sich über mich beugte und mich küsste. Dieses Mal schien er nicht die geringste Motivation zu haben, nachzugeben, aber ich hielt mich eigentlich ganz gern passiv. Es war doch ganz spannend, abzuwarten. Wieder bettelte er um Einlass, und ich teilte meine Lippen ein Stück, um ihn gleich zu empfangen. Spielerisch forderte er mich zu einem Duell heraus, auf das ich mich nur zu gern einließ, ihm aber immer einen kleinen Vorteil gewährte. Ich wollte ihn gar nicht besiegen, es fühlte sich einfach nur gut an, und darum ging es doch. Locker lagen meine Hände auf seinem Rücken und schlichen sich dorthin, wohin sie wollten, die eine in seinen Nacken, um ihn näher zu mir zu ziehen und die andere unter sein Shirt, um es immer weiter hochzuschieben. Dasselbe tat er immerhin mit meinem. Und für mich galt nun einmal, dass alles okay war, solange er mich nicht in meine Grenzen verwies. Langsam löste er sich von meinen Lippen, widmete sich aufmerksam meinem Hals, um herauszufinden, wo ich besonders empfindlich war. Ich keuchte leise auf, als seine Zähne über meine Haut kratzten. Ich konnte spüren, wie er grinste, immerhin hatte er etwas für seine Zwecke Praktisches entdeckt. Zart strich seine Zunge über die gerade von ihm entdeckte Stelle, entlockte mir so ein weiteres Keuchen. Ich biss mir fest auf die Unterlippe, um weitere Geräusche dieser Art zu unterdrücken, auch wenn ich wusste, dass ich gegen meinen Körper verlor. Aber in dieser Nacht konnte es mir egal sein, es war immerhin nicht irgendjemand, der mich so berührte. Ich konnte mir denken, dass er mich auch hören wollte. Später. Denn erst einmal fing er meine Lippen wieder ein, brachte mich so davon ab, meine Unterlippe kaputt zu beißen. Vorerst, denn es würde heute noch schwierig werden… Am Morgen wachte ich langsam auf, murrte leise aufgrund des Lichts, seufzte aber wohlig, als kleine Küsse auf meiner Schulter verteilt wurden. Ich spürte die Wärme meines Freundes, der anscheinend schon etwas länger wach war, aber die Zeit lieber genutzt hatte, um mich zu halten, anstatt sich anzuziehen, denn er trug immer noch genauso wenig wie ich. Genau genommen waren wir beide nackt. Die Nacht war mehr als nur angenehm gewesen, auch wenn wir tatsächlich nicht miteinander geschlafen hatten. Es war gewesen, wie ich es erwartet hatte. Wir hatten uns nur berührt und geküsst, auch wenn er sich an andere Stellen als früher gewagt hatte. Kein Wunder. Früher hatte ich selbst mich kaum getraut, mich an diesen Stellen zu berühren, aber mittlerweile hatte ich mich auch daran gewöhnt. "Willst du mich ignorieren, Kleines?", flüsterte er mir zu und drückte sich provozierend enger an meinen Rücken. "Hatte ich nie vor", nuschelte ich zurück und drehte mich etwas, um ihn anzusehen. Ich kam nur nicht wirklich dazu. Sofort fingen seine Lippen meine ein, strichen sanft darüber und bewegten sich dabei nur leicht. Ohne Zögern erwiderte ich den Kuss, verhinderte aber, dass er intensiver wurde. So reizvoll die Vorstellung auch war, gleich morgens von ihm verwöhnt zu werden, dass war nicht die perfekte Beschäftigung. Obwohl, doch, war es, aber dann würden wir wahrscheinlich gar nicht mehr aus dem Bett kommen. Langsam löste er den Kuss, als er merkte, dass ich ihn nicht weiter gehen lassen würde und legte seine Lippen lieber wieder auf meine Schulter. "Reno, bitte…", seufzte ich und genoss das Gefühl, als er begann, mir sanft über Brust und Bauch zu streicheln. "Was 'Bitte'? Du magst es doch", murmelte er und hauchte mir wieder einen Kuss auf die Lippen. Blöd, dass er recht hatte und das auch wusste. "Aber hattest du nicht heute noch etwas vor?" Verdammt, klang meine Stimme brüchig und zittrig. "Nein, eigentlich nicht", antwortete er nachdenklich. "Solange kein Anruf kommt, muss ich auch nicht arbeiten, wir können also so lange im Bett bleiben, wie wir wollen." Ergeben seufzte ich, zog sein Gesicht zu meinem und küsste ihn zaghaft. Allgemein hatte ich mich bisher sehr zurückgehalten, und dass musste ihm in der letzten Nacht auch aufgefallen sein. Und dummerweise hatte ich recht. Er löste sich von mir und sah mich an, eine Weile, ohne etwas zu sagen, dann aber mit einer Frage: "Was ist mit dir los, Hikaru?" Innerlich schlug ich meinen Kopf gegen eine Wand. Er wusste, dass ich nie so schüchtern gewesen war, aber was sollte ich jetzt antworten? "Nichts", log ich leise, aus Angst, meine Stimme könnte versagen, wenn ich lauter sprach. Nachdenklich sah er mich an, drückte mich dann an sich. "Wenn du nicht darüber reden willst, sag es, aber lüg mich nicht an. Also, was ist passiert?" Ich schüttelte den Kopf und sah stur zur Wand. Ich konnte und wollte über gewisse Dinge nicht reden. Erst recht nicht mit ihm, gerade weil ich ihn liebte. "Schön", antwortete er einfach und legte seine Stirn an meine Schulter. "Wenn du irgendwann darüber reden willst, kannst du zu mir kommen, ja?" Ich nickte leicht und schloss die Augen. Ich wusste, dass er nicht sauer auf mich war, weil ich ihm etwas verheimlichte. Er musste zwar ahnen, dass es etwas Schlimmes war, weil ich sonst über alles mit ihm reden würde, aber er würde mich zu keinem Gespräch zwingen. Aber vielleicht war es genau das, was er tun sollte. Nur nicht jetzt. Es war völlig still im Raum, nur unsere Atemzüge und das gelegentliche Rascheln der Bettdecke waren zu hören. Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so wohl gefühlt hatte. Es war auf jeden Fall schon etwas her. Über Jahre war ich nie so zur Ruhe gekommen. Aber wirklich ruhig war ich nicht. Die Erinnerungen brannten in mir, genau genommen der Schmerz, den sie hervorriefen, es war grausam, wie sehr es mich jedes Mal wieder folterte, sobald mich auch nur irgendetwas daran denken ließ. Ein leises Wimmern entkam mir und ich krallte mich so fest in die Bettdecke, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Fest drückte Reno mich an sich, streichelte mich beruhigend, sagte aber nichts weiter. Ich spürte seinen Herzschlag nahezu an meinem Rücken, und so sehr es mich auch beruhigte der Schmerz verging nicht, und langsam traten mir Tränen in die Augen und liefen über meine Wangen. So sehr ich Reno auch vertraute und egal, wie sicher ich mir war, dass er mir nichts tun würde, ich konnte das Geschehene nicht vergessen. Zögernd drehte er mich zu sich um, so dass ich die Decke loslassen musste und mich dann einfach an ihn klammerte. Er sagte auch nichts dazu, dass sich meine Fingernägel förmlich in seine Haut bohrten. Er hielt mich still fest und gab mir so das, was ich gerade am Meisten brauchte. Das hatte ich nicht verdient. Reno war zu gut für mich, er verdiente etwas Besseres. Die Erkenntnis traf mich so hart und unerwartet, ein Faustschlag ins Gesicht hätte nicht wirksamer sein können. Und würde er die Geschichte kennen, würde er mich auch sicher von sich weisen. Das hatte ich eher verdient als seine Liebe. "Reno, ich… Willst du wirklich wissen, was los ist?" Ich fühlte, wie er nickte, und holte tief Luft um meiner Stimme wieder eine gewisse Festigkeit zu verleihen. Auch wenn ich ihn dadurch verlieren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)