Ikiteru ★ Fairytale von Black_Melody (Märchen) ================================================================================ Kapitel 9: N•I•N•E ------------------ ☆ Ich hatte lange geschlafen, aber trotzdem war ich vor Reno wach. Und noch immer erschöpft. Ich wusste auch noch zu gut, wie es zu unserer Beschäftigung gekommen war, aber allein der Gedanke an meine Worte trieb mir die Röte ins Gesicht. Normalerweise war das gar nicht meine Art, aber… Ich hatte ja schon vor ein paar Tagen gewusst, dass mir bald der Kragen platzen würde. Und es hatte sich wirklich gelohnt. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viel… Vergnügen an meinem Körper gehabt hatte. "Hikaru?", hörte ich verschlafen hinter mir und spürte im nächsten Augenblick, wie sich Renos schlanker Körper an meinen Rücken schmiegte, seine Hände mich fest an ihn drückten. "Ja?", flüsterte ich lächelnd zurück und verflocht unsere Finger. Eine Antwort bekam ich nicht wirklich, er verteilte nur kleine Küsse in meinem Nacken. Ich konnte nicht anders, als leise zu seufzen. Es war perfekt. "Solltest du wieder einmal das Bedürfnis haben, genommen zu werden, sag mir nur Bescheid", raunte er mir zu, biss mir leicht in den Hals. "Hör auf, so zu reden", nuschelte ich nur. "So? Du meinst, wenn ich sage, dass ich dich in Grund und Boden ficken will?" Ich hörte sein Grinsen förmlich und stieß ihm leicht mit meinem Ellenbogen in die Rippen. "Genau das meine ich. Hör auf, so vulgär zu reden." "Wer wollte denn wortwörtlich, dass ich ihn ficke, bis er seinen Namen nicht mehr weiß und er nicht mehr denken kann?" "Ich", murmelte ich beschämt. Ja, ich hätte trotz Wutanfall meine Wortwahl überdenken sollen. Im Nachhinein war man eben immer schlauer. "Also, Koi, dann entspann dich. Ich wusste vorher übrigens gar nicht, dass du so eine versaute Ader hast. ich mag diese verruchte Seite an dir fast so sehr wie die eigentliche." Ich grummelte leise etwas vor mich hin, quiekte aber erschrocken auf, als eine seiner Hände an einem Ort war, an den sie auf jeden Fall nicht gehörte. "Reno", keuchte ich leise und schloss die Augen. "Hör auf", forderte ich, nur fehlte mir die Entschlossenheit. "Schatz, die nächsten Tage werden wir erst einmal mit erforschen verbringen, und damit können wir gleich jetzt anfangen." Dass ich die nächsten Tage genossen hatte, war klar, aber es war nicht alles, das wir tun konnten. Zwei Tage vor dem Jahreswechsel hatte ich ihn dann tatsächlich dazu überredet, rauszugehen, auch wenn die Gefahr noch lange nicht vorbei war, aber ich wollte auch einmal wieder an die frische Luft. Es hatte in den letzten Tagen immer wieder etwas geschneit, aber es war zu warm, so dass man nie lange etwas davon hatte. Auch jetzt schneite es und das feine, weiße Pulver legte sich auf meine Haare. Es war einfach schön, auch wenn ich eigentlich kein besonderer Freund von Schnee war. "Hikaru, du sollst doch möglichst nah bei mir bleiben", tadelte Reno mich lächelnd und nahm meine Hand. Ja, das war eine der Bedingungen gewesen. Ich wusste, dass er eine Pistole bei sich trug, und obwohl mir dabei nicht wohl war, hatte ich eingesehen, dass es für unsere Sicherheit besser war. "Ich weiß, aber guck mal, da hinten die Bäume!" Ich zeigte auf das Erwähnte, das in einem Park hinter einer Mauer zu finden war. Hell und fast majestätisch hob sich das braune Holz vom Nachthimmel ab, der in ein schönes, dunkles Blau getaucht war. "Das sieht schön aus, aber wir sollten langsam zurückgehen", antwortete er mir und sah sich möglichst unauffällig um. Wie er es schon vorher getan hatte. Aber dieses Mal schien er tatsächlich etwas zu entdecken, das ihm gar nicht zu gefallen schien. Besorgt folgte ich seinem Blick, konnte dort aber nicht uns niemanden entdecken. Stark zog er mich an sich, so dass ich förmlich gegen ihn fiel. "Wir sollten jetzt wirklich vorsichtig sein und zurückgehen", flüsterte er mir zu und zog mich in eine Seitengasse. Dass er einen Umweg nahm, störte mich so gut wie gar nicht, aber es wunderte mich. Er war auf einmal so unruhig, und diese Unruhe übertrug sich auf mich. Ich wusste nicht, was los war, aber wenn Reno das Gefühl hatte, dass wir in Gefahr waren, vertraute ich ihm. Er war geschulter als ich, und um einiges vertrauter mit Lebensgefahr und Situationen, in denen diese Bestand. Er war nicht sehr schnell, aber trotzdem spürte ich, dass er gern gerannt wäre, um möglichst viel Abstand zwischen uns und… wen oder was eigentlich? Ich hatte nichts und niemanden gesehen, und selbst wenn da jemand gewesen war, war er so weit weg gewesen, dass er uns wohl nicht erkannt hätte. Oder? Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, als er begann, immer mehr Haken zu schlagen. Fast dasselbe Verhalten hatte Ryouga gezeigt, als er mich nach der Flucht aus Renos Wohnung zu der Halle gebracht hatte. "Reno, was ist los?", fragte ich leise. Für das Zittern meiner Stimme hätte ich mich selbst ohrfeigen können. Er musste genau wissen, dass die Kälte nicht der Grund dafür war. Ich wollte ihm doch gar nicht zeigen, wie sehr sein Verhalten mich beunruhigte. "Hast du Angst?", fragte er genauso leise wie ich zurück. Ob meine Antwort seine wohl beeinflussen würde? Aber mein Körper verriet mich sowieso, also hatte lügen eh keinen Sinn. "Ja", beantwortete ich seine Frage also. "Ich weiß nicht genau, was los ist. Deswegen gehe ich so viele Umwege, aber wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, werden wir verfolgt", beantwortete er schließlich meine. Ich nickte leicht, konnte aber nicht verhindern, dass die nächste Frage aus mir herausschoss: "Von wem?" "Ich glaube, es sind zwei. K war nicht dabei, also Ray wohl auch nicht, aber ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass es Yakuza sind. Und dass sie zu Ryoga gehören." "Und das wäre wie schlecht genau?", hakte ich vorsichtig nach, nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich wissen wollte. "Auf einer Skala von eins bis zehn, mit eins als bestem Wert für uns… Kommt darauf an, wen er geschickt hat." "Was heißt das?" Mittlerweile zitterte nicht mehr nur meine Stimme, mein Körper übernahm diese Reaktion. "Ich bin Profi, das weiß er. Wenn er nicht K und Ray hinter uns hergeschickt hat, werden es vermutlich Kifumi und Tomo sein. Die beiden sind genauso Profis wie K und Ray, also sagen wir, auf der Skala zwischen neun und zehn." "Scheiße!", entkam es mir einfach. Spätestens jetzt hätte ich wohl so oder so Angst bekommen. "Ja, das stimmt wohl", pflichtete Reno mir bei, "aber wir müssen die Nerven behalten, und ich bin mir ja auch noch gar nicht sicher, ob wir überhaupt verfolgt werden. Aber mach dir keine Sorgen, selbst wenn es so ist, werden wir das schaffen." "Lüg mich nicht immer an!", zischte ich gerade laut genug, um zu wissen, dass er mich verstanden hatte. "Falsche Hoffnung hilft mir nicht." Er seufzte und bog um die nächste Ecke. "Tut mir leid. Da gibt es aber so ein paar Dinge, die wir klären sollten. Wird einer von uns beim Namen gerufen, reagieren wir beide nicht. Und wenn ich dir sage, dass du laufen sollst, tust du es, ohne dich umzudrehen oder nach mir zu sehen, und du läufst um möglichst viele Ecken. Ich bleibe immer in deiner Nähe, auch wenn du mich nicht hörst oder siehst. Und du läufst, so schnell du kannst." Ich nickte. "Aber was, wenn sie uns den Weg abschneiden? Ich kenne mich hier nicht aus." "Ich auch nicht, aber dann ist es so. Ich sorge dafür, dass dir nichts passiert." Sanft drückte er meine Hand. Ich wusste nur zu genau, was er meinte, und ich hätte zu gern dagegen protestiert, aber ich hoffte einfach, dass es nicht so weit kommen würde. Und, was ihm auch klar sein musste, sobald er mich nicht mehr schützen konnte, würden sie mich töten. "Reno, du Verräter! Bleib stehen!" Ich zuckte zusammen, als der Ruf die Luft zerschnitt. Warum eigentlich immer ich? Warum immer Reno? Kurz strich er mir über die Wange und küsste mich, als ich ihn ansah, ließ dann aber meine Hand los. "Lauf!", befahl er. Und ich rannte los, bog um die nächste Ecke und lief auf die große Straße zu. Ich kämpfte gegen den Drang, mich nach Reno umzudrehen, und konzentrierte mich auf meine Schritte und meine Atmung. Ich konnte schnell und lange laufen, wenn es die Situation erforderte, aber ich hatte es lange nicht mehr tun müssen. Das Auto, das mich beim Überqueren der Hauptstraße fast angefahren hätte, sah ich nur aus dem Augenwinkel. Was der Fahrer wohl dachte? Ich beschäftigte mich nicht lange damit, sondern rannte weiter. "Schneller!", hörte ich Renos Forderung wohl nur ein paar Schritte hinter mir und beschleunigte mein Tempo. Die kalte Luft brannte in meinen Augen und Lungen, es tat mir wirklich weh, aber ich musste einfach nur weiterlaufen. Urplötzlich bog ich nach rechts ab, obwohl ich auf der linken Seite des Weges gelaufen war und überraschte damit sogar Reno. "Hikaru, lauf!", forderte er wieder von mir, und ich gab mein Bestes. So schnell wie jetzt war ich noch nie gelaufen. Aus einem dunklen Hauseingang hörte ich ein leises Fluchen, kümmerte mich aber nicht darum und rannte weiter. "Links!", befahl Reno immer noch dicht hinter mir. Fast augenblicklich bog ich um die Ecke und lief auf eine Hauswand zu. Davor gingen zwei Wege ab, so breit wie der, den wir entlang rannten. "Rechts!", war der nächste Befehl, und ich bog um die rechte Ecke. Nur ging es hier nicht weiter. Und auch die andere Möglichkeit wäre eine Sackgasse gewesen, nur waren da Mülltonnen, mit deren Hilfe wir eventuell über die Mauer gekommen wären. "Fuck!", fluchte Reno und zog mich zur Mauer am Ende der Gasse. Selbst mit seiner Hilfe wäre ich da nicht rüber gekommen. Fast verzweifelt tasteten wir die gegenüberliegenden Ecken ab, in der blinden Hoffnung auf vielleicht doch einen Ausweg. "Da sitzt ihr wohl in der Falle." Ich wirbelte herum und sah, wie Reno seine Waffe zog. Blöd nur, dass die anderen beiden Männer jeweils eine Pistole gezogen hatten. Der Kleinere hatte seine Waffe auf Reno gerichtet, der andere hatte mich im Visier. "Reno, runter mit dem Schmuckstück!", forderte der Kleinere. Als Reno zögerte, setzte er noch hinzu: "Oder willst du, dass wir deinen Schatz erschießen?" "Das werdet ihr sowieso", erwiderte Reno trocken. "Und jetzt, Kifumi? Wie willst du mich jetzt erpressen?" Der Kleine grinste. "Weißt du, Tomo hatte schon eine Weile nichts Hübsches mehr im Bett. Und ich denke, er müsste deinem Kleinen wehtun. Aber ob er sich ihn nimmt oder irgendeine Schlampe, liegt in deiner Hand." Ich schnappte nach Luft und sah zu Reno, der meinen Blick nur erwiderte. Was war das für eine Entscheidung? Still legte er seine Waffe auf den Boden und schoss sie mit dem Fuß zu Kifumi. "Ich weiß, dass ihr uns tötet, aber wehe dir, du hältst dein Wort nicht", knurrte Reno. "Du bist in der falschen Position, um mir zu drohen, denkst du nicht? Aber keine Angst, du kennst mich. Ich halte meine Versprechen. Wir werden die Finger von ihm lassen." Erleichtert seufzte ich auf. Wenigstens das blieb mir erspart. Wieder sah ich zu Reno und lächelte ihn an, hoffend, dass er verstand, was ich nicht auszusprechen wagte. Nicht jetzt. "Tomo, was denkst du? Wer von beiden soll zuerst sterben?", hörte ich wieder Kifumis Stimme und konnte ein Seufzen nicht zurückhalten. Warum beendeten sie es nicht einfach? "Der Blonde", war die knappe Antwort, und ich wusste nicht, ob ich lachen oder in Tränen ausbrechen sollte. "Nein!", zischte Reno. "Ihr wollt doch eigentlich mich!" "Genau deswegen, Großer. Du liebst ihn sehr und willst seinen Tod nicht mit ansehen. Aber als Verräter solltest du zumindest etwas leiden." "Reno, es ist okay", mischte ich mich ein. "Ich will dich auch nicht sterben sehen. Du hast schon viele Menschen gehen sehen, auch geliebte. Und du musst es nicht lange aushalten. Lass mich zuerst sterben." Er sah mich fest an, nickte dann aber mit eine warmen Lächeln. Still schloss ich die Augen und wartete. Es war für mich so irgendwie leichter zu ertragen, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte. Ein Schuss durchschnitt die Luft, gefolgt von zwei weiteren, aber weshalb spürte ich nichts? Und warum hatte er drei Mal geschossen? Ich hatte mich doch keinen Millimeter bewegt? Panisch öffnete ich die Augen und sah Reno nur ein paar Schritte vor mir, wie er langsam zu Boden ging. Ich hörte nur einen Schrei, den ich erst nach einigen Momenten mir selbst zuordnen konnte: "Nein!" _________________________________________________________________________________ Ich weiß, dass ich für dieses Kapitel gehasst werde, ja. Das braucht ihr mir nicht sagen. Und auch, dass die Stelle scheiße ist, um aufzuhören. Ich muss sagen, dass das wohl der spannendste Cliffhanger ist. Aber wer weiß, vielleicht hat ja einer die Idee, wie es weitergeht? ;D Und für die, die es nicht wissen, wird es nächste Woche sowieso weitergehen. Bitte keine Bettelkommentare, dass ich irgendwas so und so verlaufen lassen soll, das bringt nichts, dafür müsste ich die Story ändern, und das werde ich nicht tun. Sonst hoffe ich, dass das Kapitel spannend war, denn das ist der eigentliche Höhepunkt der Geschichte! *Applaus bitte* Bis zum nächsten Kapitel! Hikari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)