Stay von Scifiarchaeologist (the girl with the blue eyes) ================================================================================ Kapitel 1: Viva la Bomb ----------------------- Latika sah aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Die junge Frau konnte sich nicht daran erinnern jemals die Sterne gesehen zu haben. Geschweigenden Sonnenschein. Wenn Latika aus dem Fenster sah, sah sie Schornsteine von Fabriken, die grauen Rauch in die dunklen Himmel pusteten. Die junge Frau wand sich von dem trostlosen Anblick ab und ging zum Spiegel. Langsam setzen sie sich davor, zog ihr langes Nachthemd zu Recht und sah sich im Spiegel an. Dunkelblaue Augen sahen ihr entgegen, in einem hübschen ovalen Gesicht. Tiefschwarzes Haar, viel in sanften Wellen über ihre Schulter und reichte bis zu ihren Brüsten, die unter dem durchscheinenden Nachthemd als Wölbungen zu erkennen waren. Die junge Frau von gerade mal 18 Jahren griff sich eine der Haarbüsten und begann sich mit langen strichen das dichte Haar zu bürsten. Obwohl sie kein Wort sprach war es nicht still im Raum, seitlich von ihr war eine große Leinwand in die Wand eingelassen. Ein Mann mittleren Alters sprach die ganze Zeit. Er hatte Charisma, trotzdem schenkte ihm die 18 Jahre alte Frau nicht ihre aufmerksam. Seine Worte waren ihr vertraut. Waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Er sprach von Stärke und von Einheit, von Sicherheit und von Frieden, doch für Latika hatten seine Worte kaum eine Bedeutung. Mit gesenkten Liedern griff sie zum Puder nach dem sie die Haarbüste zur Seite gelegt hatte. Jede ihrer Bewegungen war wie Mechanisch. Sie fühlte sich innerlich tot, so als ob sie nur noch existierte aber nicht mehr lebte. Was war das nur für ein Leben. Überwachung, Kontrolle, Sortierung. Nicht wurde dem Zufall überlassen. Nicht einmal einen Partner konnte sie wählen. Das Leben im Jahre 3054 war trostlos. Als Latika schließlich die letzen Striche ihres Make ups zog, sah sie in den Spiegel und betrachtete für einen Moment ihr Gesicht. Sie war hübsch, doch als Schön würde sie sich nicht bezeichnen. Wirklich nicht. Die junge Frau war unter Menschen aufgewachsen, die alle gleich waren. Alle schienen sie perfekt zu sein. Menschliche Zucht über Jahrhunderte hinweg, hatte die Menschen aneinander angeglichen und sie gleich geschaltet. Latika fühlte sich wie ein Fremdkörper. Mit ihren weiblichen Rundungen und den Fettpölsterchen an manchen Stellen, war sie anders. Sie war nicht die Typische Frau, wie sie im Reich begehrt wurde. Obwohl viele sie als Schön bezeichneten, wusste Latika das ihre Figur sie zu einer Außenseiterin machte. Alles an ihr schrie nach Leben und Leidenschaft doch für solche Dinge war in dieser Welt keinen Platz. Sexualität war ein Tabu, körperliche Liebe sollte wenn möglich vermieden werden. Langsam stand Latika auf. Sie strich sich das Nachthemd von den Schultern und ging zu einer Kleiderpuppe, sie zog der Figur das leichte Sommerkleid aus, das es trug und schlüpfte selbst hinein. Ein prüfender Blick in den Spiegel und Latika beschloss dass sie fertig war. Ein zaghaftes Lächeln tauchte auf den Lippen der jungen Frau auf, während sie in ihrer eigenen Betrachtung versunken war. Latika war in eine Welt hinein geboren worden, in der alles und jeder seinen Platz hatte. Eine Welt in der eigenes Denken nicht erlaubt war, eine Welt in der die Gemeinschaft über dem einzelnen Individuum stand. Sie war ein Vogel gefangen in einem Käfig aus starren Regeln und Traditionen. Die Tochter eines hohen Politikers mit großem Einfluss. Doch Latika wusste nicht dass sie unglücklich war. Woher auch. Sie hatte gelernt jegliche persönliche Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte sich eine starre Maske angelegt um ihre innere Langeweile und Sehnsucht nach etwas das sie nicht bestimmen konnte zu unterdrücken. Als Latika mit ihrer Betrachtung fertig war, griff sie sich die Schuhe, die auf einem Stuhl standen und stieg hinein. Sie wusste genau dass ihre Vater und ihre Mutter auf sie warteten, weswegen sie beschloss sich ein wenig zu beeilen. Mit anfänglich unsicheren Schritten, die Schuhe waren doch recht hoch, verließ sie das Zimmer und trat auf den Flur, der einfach nur grau war. Die ganze Wohnstätte der Familie war schmucklos und nichts besonderes, denn Latikas Familie waren Anhänger der Partei. Latika verließ ihr Zimmer keinen Moment zu früh. „Latika, jetzt beeil dich doch endlich einmal…“ die junge Frau zuckte leicht zusammen, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. „Ich komme schon…“ rief die junge Frau. Mit langen Schritten und wehenden Haaren rannte sie die Treppe nach unten. Ihre Mutter sowie ihre Vater warteten bereits auf sie. Die junge Frau wusste, dass sie nicht die perfekte Tochter war. Es war nicht so dass sie nicht alles versuchte um das perfekte Kind zu sein, doch es waren ihre Äußerlichen Merkmale. Das lange schwarze Haar, die dunkel blauen Augen. All ihre Attribute waren Merkmale, die die Partei hatte ausmerzen wollen. Trotzdem sah sie so aus. Es war etwas für dass sie nichts konnte, doch sie wusste das es das Ansehen ihrer Eltern schmälerte. Als sie schließlich neben ihrer Mutter zu stehen kam und in deren sanften grauen Augen blickte wurde ihr klar, dass sie etwas falsch gemacht haben musste. Leicht blinzelnd blieb sie stehen und sah ihre Mutter leicht fragend an. Seufzend griff die ältere Frau in das so fremdartige Haar ihrer Tochter. „Willst du den noch mehr auffallen als unbedingt nötig?“ fragte sie leise und begann das lange Haar zu seinem strengen Zopf zurück zu binden. Latika senkte nur leicht die Augen. „Nein eigentlich nicht“ Oft war Latika Blicken ausgeliefert, die sie nicht verstand. Missbilligende Blicke. Blicke die ihr klar machten, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Als ihre Mutter sie wieder los ließ sah sie der älteren Frau traurig in die Augen. „Kind du weist wir wollen nur dein bestes, aber du machst es und wirklich schwierig“ sagte ihre Mutter und tätschelte der jungen Frau leicht die Wange. „Komm jetzt, dein Vater wartet bereits auf uns.“ Latika nickte nur leicht und folgte ihrer Mutter nach draußen. Der Wagen wartete bereits, schweigend stieg sie ein. *** Feste waren selten, denn die Partei sah es nicht gerne. Feste bedeuteten Ausgelassenheit und Ausgelassenheit führte zu freien Denken und unkontrollierbaren Handlungen, doch am heutigen Tag fand trotz allem ein Fest statt. Wobei es war nicht ein Fest wie manch einer es sich wohl vorstellen würde. Es gab weder Tanz noch Musik, Frauen und Männer standen getrennt voneinander. Man unterhielt sich leise, doch selbst das hatte schon etwas Anstößiges. Der Grund dafür dass die Partei diese Zusammenkunft erlaubte war ein einfacher Grund. Seit einiger Zeit beschäftigte sich die Forschungsabteilung der Partei mit dem Zeitreisen. Das hatte einen simplen Grund. Wie kann man eine Welt besser schützen? Indem man die Zukunft kannte. Soweit zur Theorie. In der Praxis hatte es fast 100 Jahre gebraucht um die Zeitreise möglich zu machen. Doch man hatte es geschafft. Eine ausgesuchte Gruppe Soldaten unter der Führung eines Linientreuen Leutnants hatte die erste kleine Zeitreise gemacht. Das war auch der Anlass für dieses kleine Fest. Latika stand neben ihrer Mutter. Ihr Blick ging in die Ferne. Die junge Frau dachte nach. Sie hatte gehört das die Partei darüber nachdachte für sie einen Lebenspartner zu wählen und zum ersten Mal spürte sie Unmut in sich aufsteigen. Sie hatte ihr Leben lang gehorcht. Hatte sich damit abgefunden den Blicken anderer ausgesetzt zu sein, die sie wegen ihrer Augen und ihrer Haare mieden, doch der Gedanke wie eine Ware verscherbelt zu werden, war unerträglich. Zum erst Mal wurde Latika bewusst was es bedeutete keinen eigenen Willen zu besitzen. Sie war eine Frau, eine Mutter, doch was bedeutete das schon in ihren Zeiten. Nichts weiter als dass man mit ausgewähltem Samen vollgepumpt wurde, bis man schwanger war. Die junge Frau glaubte zu spüren wie sich ihre Eingeweide verdrehten. Eine leichte Berührung ihrer Mutter und leise geflüsterte Worte reichten aus um sich von der Gesellschaft entfernen zu können. Latika stolperte vorwärts. In ihrem Kopf drehte sich alles. Noch nie hatte sie sich so gefühlt. So Hilflos und von allen verlassen. Sie wussten nicht wo dieses Gefühl herkam oder was es zu bedeuten hatte, doch sie wusste eines: Sie musste fort, fort von diesen Menschen, die alle so gleich aussahen und wenn nur für eine kurze Zeit. Kaum das Latika den Saal verlassen hatte in dem sich all die Menschen befanden rannte sie. Sie verlor ihre Schuhe und der sorgfältig geflochtene Zopf löste sich. Einfach nur rennen. War der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf vorherrschte. Latika sah nicht nach links und rechts. Egal wo sie lang kam, es interessierte sie nicht. Erst als das Rauschen in ihrem Kopf und das Gefühl Hilflos zu sein nachließ verlangsamten sich ihre Schritte. Sie nahm ihre Umgebung wieder war und wagte es sich umzusehen. Ein rascher Blick über ihre Schulter zeigte ihr dass sie alleine war. Sie ging zwischen Tischen und Stühlen vorbei. Das Neonlicht der Deckenlampe summte leise und schien grelle auf sie herab. Irgendetwas piepte im Hintergrund. Seltsame Apparaturen und Geräte standen herum. Fasziniert aber gleichzeitig auch verängstig sah sich die junge Frau um. Latika hatte so etwas wie dieses Labor noch nie gesehen. Es war unglaublich beängstigend für die junge Frau. Mit leicht geöffneten Lippen ging sie weiter. Vorbei an blubbernden Flüssigkeiten und Waffen. Das Piepsen wurde Lauter und dringlicher. Jetzt spürte sie auch eine leichte Vibration die durch ihre Füße floss und ihre Zehen kribbeln ließ. Instinktiv begriff Latika, das etwas nicht stimmte, gleichzeitig konnte sie ihre Neugier aber auch nicht bezwingen. Statt umzudrehen und zu gehen, was das klügste gewesen wäre, ging sie weiter, immer geradeaus, gerade Wegs auf das piepsen zu. Der Anblick der sich ihr Bot war seltsam verstörend. Direkt vor ihr befand sich eine Wand aus wirbelnden Farben. Links und rechts davon befanden sich Kästen, die die Wand erzeugten und Latika wurde klar dass es das sein musste worüber alle redeten. Der Zeitriss, so nannten sie es. Es war das Ergebnis Jahre langer Forschung, etwas dass sich die Menschheit seit Jahrtausenden erträumte und nun stand sie direkt davor. Eine unglaubliche Macht ging von dem Farbenspiel aus und brachte Latika dazu näher heran zu gehen. Ihre blanken Füße tappten über die kalten Fließen, brachten sie diesem Mysterium näher. Die Lippen leicht geöffnet blieb sie direkt vor der Schaltzentrale stehen. Ich Blick viel auf die vielen Knöpfe um gleich darauf wieder auf die schillernde Wand zu sehen. Man müsste nur hindurch gehen und wäre an einem anderen Ort. Doch trotz all ihrer Verwirrung und Faszination war Latika weiterhin klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch was? Sie drehte sich um doch auch hinter sich konnte sie nichts sehen, noch nicht. Dann sah sie es und im ersten Moment war ihr nicht klar was sie sah, bis sie sich des Piepsens und des Countdown auf dem seltsamen Gegenstand direkt vor ihr bewusst wurde. Eine Bombe, so klein und unscheinbar, dass man sie übersehen konnte. Latika war wie erstarrt, mit geweiteten Augen starrte sie auf die zeitanzeige, die langsam aber sicher abzählte. 5Sekunden Latikas Atmen wurde flacher sie hob den Kopf und sah sich im Raum um, sie war wir festgeklebt am Boden. Würde sie sterben? Fragte sich die junge Frau. Hier und jetzt, einfach so aus dem Leben scheiden? 4 Sekunden Latika sah eine Bewegung, da war jemand, doch sie konnte nur einen Schatten erkennen. War das ein Rebell, einer jener Menschen, die sich gegen das System auflehnten, die gejagt wurden und starben für etwas dass sie Freiheit nannten? 3 Sekunden Latika spürte wie sich ihre Füße vom Boden hoben, sie wollte rennen, wollte ihr Leben retten, doch dann blieb sie erneut stehen. Ein Mann, noch jung, stand ihr direkt gegenüber. Das Gesicht halb hinter einem Tuch verborgen. 2 Sekunden Er wand sich ab, rannte davon, obwohl Latika wusste, dass er sehr schnell sein musste, kam es ihr wie in Zeitlupe vor. Sie selbst rührte sich nicht. 1 Sekunde Der Boden begann zu beben, so als wüsste er bereits was gleich geschehen würde. Latika stolperte nach hinten. Hitze stieg um sie herum auf. So etwas hatte sie noch nie gefühlt. Alles um sie herum schien zu explodieren, Flammen schossen auf und das Dach des Gebäudes krachte zusammen. In dem Moment bevor Latika das Bewusstsein verlor, viel ihr ein das irgendetwas an diesem Kerl seltsam gewesen war. to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)