Stay von Scifiarchaeologist (the girl with the blue eyes) ================================================================================ Kapitel 1: Viva la Bomb ----------------------- Latika sah aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Die junge Frau konnte sich nicht daran erinnern jemals die Sterne gesehen zu haben. Geschweigenden Sonnenschein. Wenn Latika aus dem Fenster sah, sah sie Schornsteine von Fabriken, die grauen Rauch in die dunklen Himmel pusteten. Die junge Frau wand sich von dem trostlosen Anblick ab und ging zum Spiegel. Langsam setzen sie sich davor, zog ihr langes Nachthemd zu Recht und sah sich im Spiegel an. Dunkelblaue Augen sahen ihr entgegen, in einem hübschen ovalen Gesicht. Tiefschwarzes Haar, viel in sanften Wellen über ihre Schulter und reichte bis zu ihren Brüsten, die unter dem durchscheinenden Nachthemd als Wölbungen zu erkennen waren. Die junge Frau von gerade mal 18 Jahren griff sich eine der Haarbüsten und begann sich mit langen strichen das dichte Haar zu bürsten. Obwohl sie kein Wort sprach war es nicht still im Raum, seitlich von ihr war eine große Leinwand in die Wand eingelassen. Ein Mann mittleren Alters sprach die ganze Zeit. Er hatte Charisma, trotzdem schenkte ihm die 18 Jahre alte Frau nicht ihre aufmerksam. Seine Worte waren ihr vertraut. Waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Er sprach von Stärke und von Einheit, von Sicherheit und von Frieden, doch für Latika hatten seine Worte kaum eine Bedeutung. Mit gesenkten Liedern griff sie zum Puder nach dem sie die Haarbüste zur Seite gelegt hatte. Jede ihrer Bewegungen war wie Mechanisch. Sie fühlte sich innerlich tot, so als ob sie nur noch existierte aber nicht mehr lebte. Was war das nur für ein Leben. Überwachung, Kontrolle, Sortierung. Nicht wurde dem Zufall überlassen. Nicht einmal einen Partner konnte sie wählen. Das Leben im Jahre 3054 war trostlos. Als Latika schließlich die letzen Striche ihres Make ups zog, sah sie in den Spiegel und betrachtete für einen Moment ihr Gesicht. Sie war hübsch, doch als Schön würde sie sich nicht bezeichnen. Wirklich nicht. Die junge Frau war unter Menschen aufgewachsen, die alle gleich waren. Alle schienen sie perfekt zu sein. Menschliche Zucht über Jahrhunderte hinweg, hatte die Menschen aneinander angeglichen und sie gleich geschaltet. Latika fühlte sich wie ein Fremdkörper. Mit ihren weiblichen Rundungen und den Fettpölsterchen an manchen Stellen, war sie anders. Sie war nicht die Typische Frau, wie sie im Reich begehrt wurde. Obwohl viele sie als Schön bezeichneten, wusste Latika das ihre Figur sie zu einer Außenseiterin machte. Alles an ihr schrie nach Leben und Leidenschaft doch für solche Dinge war in dieser Welt keinen Platz. Sexualität war ein Tabu, körperliche Liebe sollte wenn möglich vermieden werden. Langsam stand Latika auf. Sie strich sich das Nachthemd von den Schultern und ging zu einer Kleiderpuppe, sie zog der Figur das leichte Sommerkleid aus, das es trug und schlüpfte selbst hinein. Ein prüfender Blick in den Spiegel und Latika beschloss dass sie fertig war. Ein zaghaftes Lächeln tauchte auf den Lippen der jungen Frau auf, während sie in ihrer eigenen Betrachtung versunken war. Latika war in eine Welt hinein geboren worden, in der alles und jeder seinen Platz hatte. Eine Welt in der eigenes Denken nicht erlaubt war, eine Welt in der die Gemeinschaft über dem einzelnen Individuum stand. Sie war ein Vogel gefangen in einem Käfig aus starren Regeln und Traditionen. Die Tochter eines hohen Politikers mit großem Einfluss. Doch Latika wusste nicht dass sie unglücklich war. Woher auch. Sie hatte gelernt jegliche persönliche Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte sich eine starre Maske angelegt um ihre innere Langeweile und Sehnsucht nach etwas das sie nicht bestimmen konnte zu unterdrücken. Als Latika mit ihrer Betrachtung fertig war, griff sie sich die Schuhe, die auf einem Stuhl standen und stieg hinein. Sie wusste genau dass ihre Vater und ihre Mutter auf sie warteten, weswegen sie beschloss sich ein wenig zu beeilen. Mit anfänglich unsicheren Schritten, die Schuhe waren doch recht hoch, verließ sie das Zimmer und trat auf den Flur, der einfach nur grau war. Die ganze Wohnstätte der Familie war schmucklos und nichts besonderes, denn Latikas Familie waren Anhänger der Partei. Latika verließ ihr Zimmer keinen Moment zu früh. „Latika, jetzt beeil dich doch endlich einmal…“ die junge Frau zuckte leicht zusammen, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. „Ich komme schon…“ rief die junge Frau. Mit langen Schritten und wehenden Haaren rannte sie die Treppe nach unten. Ihre Mutter sowie ihre Vater warteten bereits auf sie. Die junge Frau wusste, dass sie nicht die perfekte Tochter war. Es war nicht so dass sie nicht alles versuchte um das perfekte Kind zu sein, doch es waren ihre Äußerlichen Merkmale. Das lange schwarze Haar, die dunkel blauen Augen. All ihre Attribute waren Merkmale, die die Partei hatte ausmerzen wollen. Trotzdem sah sie so aus. Es war etwas für dass sie nichts konnte, doch sie wusste das es das Ansehen ihrer Eltern schmälerte. Als sie schließlich neben ihrer Mutter zu stehen kam und in deren sanften grauen Augen blickte wurde ihr klar, dass sie etwas falsch gemacht haben musste. Leicht blinzelnd blieb sie stehen und sah ihre Mutter leicht fragend an. Seufzend griff die ältere Frau in das so fremdartige Haar ihrer Tochter. „Willst du den noch mehr auffallen als unbedingt nötig?“ fragte sie leise und begann das lange Haar zu seinem strengen Zopf zurück zu binden. Latika senkte nur leicht die Augen. „Nein eigentlich nicht“ Oft war Latika Blicken ausgeliefert, die sie nicht verstand. Missbilligende Blicke. Blicke die ihr klar machten, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Als ihre Mutter sie wieder los ließ sah sie der älteren Frau traurig in die Augen. „Kind du weist wir wollen nur dein bestes, aber du machst es und wirklich schwierig“ sagte ihre Mutter und tätschelte der jungen Frau leicht die Wange. „Komm jetzt, dein Vater wartet bereits auf uns.“ Latika nickte nur leicht und folgte ihrer Mutter nach draußen. Der Wagen wartete bereits, schweigend stieg sie ein. *** Feste waren selten, denn die Partei sah es nicht gerne. Feste bedeuteten Ausgelassenheit und Ausgelassenheit führte zu freien Denken und unkontrollierbaren Handlungen, doch am heutigen Tag fand trotz allem ein Fest statt. Wobei es war nicht ein Fest wie manch einer es sich wohl vorstellen würde. Es gab weder Tanz noch Musik, Frauen und Männer standen getrennt voneinander. Man unterhielt sich leise, doch selbst das hatte schon etwas Anstößiges. Der Grund dafür dass die Partei diese Zusammenkunft erlaubte war ein einfacher Grund. Seit einiger Zeit beschäftigte sich die Forschungsabteilung der Partei mit dem Zeitreisen. Das hatte einen simplen Grund. Wie kann man eine Welt besser schützen? Indem man die Zukunft kannte. Soweit zur Theorie. In der Praxis hatte es fast 100 Jahre gebraucht um die Zeitreise möglich zu machen. Doch man hatte es geschafft. Eine ausgesuchte Gruppe Soldaten unter der Führung eines Linientreuen Leutnants hatte die erste kleine Zeitreise gemacht. Das war auch der Anlass für dieses kleine Fest. Latika stand neben ihrer Mutter. Ihr Blick ging in die Ferne. Die junge Frau dachte nach. Sie hatte gehört das die Partei darüber nachdachte für sie einen Lebenspartner zu wählen und zum ersten Mal spürte sie Unmut in sich aufsteigen. Sie hatte ihr Leben lang gehorcht. Hatte sich damit abgefunden den Blicken anderer ausgesetzt zu sein, die sie wegen ihrer Augen und ihrer Haare mieden, doch der Gedanke wie eine Ware verscherbelt zu werden, war unerträglich. Zum erst Mal wurde Latika bewusst was es bedeutete keinen eigenen Willen zu besitzen. Sie war eine Frau, eine Mutter, doch was bedeutete das schon in ihren Zeiten. Nichts weiter als dass man mit ausgewähltem Samen vollgepumpt wurde, bis man schwanger war. Die junge Frau glaubte zu spüren wie sich ihre Eingeweide verdrehten. Eine leichte Berührung ihrer Mutter und leise geflüsterte Worte reichten aus um sich von der Gesellschaft entfernen zu können. Latika stolperte vorwärts. In ihrem Kopf drehte sich alles. Noch nie hatte sie sich so gefühlt. So Hilflos und von allen verlassen. Sie wussten nicht wo dieses Gefühl herkam oder was es zu bedeuten hatte, doch sie wusste eines: Sie musste fort, fort von diesen Menschen, die alle so gleich aussahen und wenn nur für eine kurze Zeit. Kaum das Latika den Saal verlassen hatte in dem sich all die Menschen befanden rannte sie. Sie verlor ihre Schuhe und der sorgfältig geflochtene Zopf löste sich. Einfach nur rennen. War der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf vorherrschte. Latika sah nicht nach links und rechts. Egal wo sie lang kam, es interessierte sie nicht. Erst als das Rauschen in ihrem Kopf und das Gefühl Hilflos zu sein nachließ verlangsamten sich ihre Schritte. Sie nahm ihre Umgebung wieder war und wagte es sich umzusehen. Ein rascher Blick über ihre Schulter zeigte ihr dass sie alleine war. Sie ging zwischen Tischen und Stühlen vorbei. Das Neonlicht der Deckenlampe summte leise und schien grelle auf sie herab. Irgendetwas piepte im Hintergrund. Seltsame Apparaturen und Geräte standen herum. Fasziniert aber gleichzeitig auch verängstig sah sich die junge Frau um. Latika hatte so etwas wie dieses Labor noch nie gesehen. Es war unglaublich beängstigend für die junge Frau. Mit leicht geöffneten Lippen ging sie weiter. Vorbei an blubbernden Flüssigkeiten und Waffen. Das Piepsen wurde Lauter und dringlicher. Jetzt spürte sie auch eine leichte Vibration die durch ihre Füße floss und ihre Zehen kribbeln ließ. Instinktiv begriff Latika, das etwas nicht stimmte, gleichzeitig konnte sie ihre Neugier aber auch nicht bezwingen. Statt umzudrehen und zu gehen, was das klügste gewesen wäre, ging sie weiter, immer geradeaus, gerade Wegs auf das piepsen zu. Der Anblick der sich ihr Bot war seltsam verstörend. Direkt vor ihr befand sich eine Wand aus wirbelnden Farben. Links und rechts davon befanden sich Kästen, die die Wand erzeugten und Latika wurde klar dass es das sein musste worüber alle redeten. Der Zeitriss, so nannten sie es. Es war das Ergebnis Jahre langer Forschung, etwas dass sich die Menschheit seit Jahrtausenden erträumte und nun stand sie direkt davor. Eine unglaubliche Macht ging von dem Farbenspiel aus und brachte Latika dazu näher heran zu gehen. Ihre blanken Füße tappten über die kalten Fließen, brachten sie diesem Mysterium näher. Die Lippen leicht geöffnet blieb sie direkt vor der Schaltzentrale stehen. Ich Blick viel auf die vielen Knöpfe um gleich darauf wieder auf die schillernde Wand zu sehen. Man müsste nur hindurch gehen und wäre an einem anderen Ort. Doch trotz all ihrer Verwirrung und Faszination war Latika weiterhin klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch was? Sie drehte sich um doch auch hinter sich konnte sie nichts sehen, noch nicht. Dann sah sie es und im ersten Moment war ihr nicht klar was sie sah, bis sie sich des Piepsens und des Countdown auf dem seltsamen Gegenstand direkt vor ihr bewusst wurde. Eine Bombe, so klein und unscheinbar, dass man sie übersehen konnte. Latika war wie erstarrt, mit geweiteten Augen starrte sie auf die zeitanzeige, die langsam aber sicher abzählte. 5Sekunden Latikas Atmen wurde flacher sie hob den Kopf und sah sich im Raum um, sie war wir festgeklebt am Boden. Würde sie sterben? Fragte sich die junge Frau. Hier und jetzt, einfach so aus dem Leben scheiden? 4 Sekunden Latika sah eine Bewegung, da war jemand, doch sie konnte nur einen Schatten erkennen. War das ein Rebell, einer jener Menschen, die sich gegen das System auflehnten, die gejagt wurden und starben für etwas dass sie Freiheit nannten? 3 Sekunden Latika spürte wie sich ihre Füße vom Boden hoben, sie wollte rennen, wollte ihr Leben retten, doch dann blieb sie erneut stehen. Ein Mann, noch jung, stand ihr direkt gegenüber. Das Gesicht halb hinter einem Tuch verborgen. 2 Sekunden Er wand sich ab, rannte davon, obwohl Latika wusste, dass er sehr schnell sein musste, kam es ihr wie in Zeitlupe vor. Sie selbst rührte sich nicht. 1 Sekunde Der Boden begann zu beben, so als wüsste er bereits was gleich geschehen würde. Latika stolperte nach hinten. Hitze stieg um sie herum auf. So etwas hatte sie noch nie gefühlt. Alles um sie herum schien zu explodieren, Flammen schossen auf und das Dach des Gebäudes krachte zusammen. In dem Moment bevor Latika das Bewusstsein verlor, viel ihr ein das irgendetwas an diesem Kerl seltsam gewesen war. to be continued... Kapitel 2: Fire like his Hair ----------------------------- Es war warm, unglaublich warm, trotzdem zitterte sie. Kalter Schweiß klebte an ihrer Stirn und sie warf den Kopf von einer Seite zur anderen. Sanfte Hände berührten sie, strichen ihr über das Haar und murmelten leise Worte in ich Ohr. Latika kämpfte mit der Dunkelheit. Sie wollten wach werden, wollte wieder ins Leben zurück. Doch die Bewusstlosigkeit hatte sie noch immer fest im Griff, betäubte den Schmerz ihrer überstrapazierten Muskeln und plagte sie mit Träumen von Feuer und stürzenden Felsen. Begleitet wurden ihre Träume von einem seltsamen Singsang. „Denkst du sie wird bald erwachen?“ „Ich kann es nicht sagen. Ihr Geist ist schwach und kämpft mit den Geistern der nächsten Welt“ „Ich versteh immer noch nicht wo sie auf einmal herkam…was glaubst du Makota?“ Latika hörte Stimmen, in einer Sprache die sie nicht verstand. Der Sprachchip der ihr vor Jahren eingepflanzt worden war und dafür sorgte dass sie jede Sprache sprechen und verstehen konnte, schien sich zu sträuben, da er nur einzelne Worte übersetze. Die junge Frau stöhnte auf und bewegte sich leicht. Etwas schweres und pelziges, gleichzeitig aber auch weiches lastete auf ihr und schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein. „Mutter“ murmelte sie leise. Latikas Augenlieder flatterten. Sie glaube Zeichnungen über sich zu sehen. „Sei jetzt still Nelya, sie wacht auf. Kannst du mich hören mein Kind?“ Eine warme Hand streichelte sanft Latikas Wange und führte sie langsam heraus aus dem Zustand der Bewusstlosigkeit. Langsam die Augen öffnend sah Latika in das Gesicht eines Mannes. Er war alt und hatte tiefe Furchen im Gesicht, doch besonders faszinieren waren die dunklen Tätowierungen auf seiner Stirn und zwischen seinen Augen. „Kannst du mich hören, wie ist dein Name mein Kind?“ Je mehr der Mann sprach, desto besser verstand Latika die Sprache, die ihr der Chip übersetze. „Latika…wo bin ich?“ murmelte sie leise und blinzelte erneut. Sie war nicht zu Hause. Irgendetwas war seltsam an dem was sie sah. Doch was war es bloß. Die Tätowierungen im Gesicht des Mannes waren fremdartig, doch das war es nicht, was sie irritierte, es musste etwas anderes sein. Sehr langsam richtete sich die junge Frau auf. Ihr Kopf schmerzte und erneut drohte sie in Ohnmacht zu fallen. „Langsam mein Kind, du bist in Sicherheit. Du braucht nicht zu eilen“ warme Hände hielten sie stützend. Jetzt erst bemerkte Latika die zweite Person. Eine junge Frau mit blondem Haar. Sie kniete neben ihr uns sah sie nicht weniger verwirrt an, als sich Latika fühlte. Das Mädchen, den mehr war es kaum, trug Kleider aus dünnem Leder, die mit Stickereien verziert waren, jedoch die Rundungen ihres jugendlichen Körpers nicht verbargen. Bei genauerer Betrachtung bemerkte Latika, dass der alte Mann ähnliche Kleidung trug. Jetzt realisierte sie auch, was ihr die ganze Zeit so seltsam vorgekommen war. Die Kleider der beiden waren seltsam primitiv, so wie alles in dem Raum. Zu fasziniert um sich zu erschrecken sah sich Latika weiter um. Ihre Finger berührten die Wand direkt neben sich. Stein, unbehauener Stein, die restlichen Wände des Raumes bestanden aus dem gleichen Material, wie die Kleider der beiden Menschen vor sich. Latika wollte und konnte es nicht begreifen. Makota und Nelya beobachteten die seltsame Fremde, wie sie sich umsah und dabei so fasziniert wirkte wie ein Kind. Beide hatten sie noch jemanden gesehen der Augen hatte mit der Farbe des Himmels. Die Fremde war so überraschend aufgetaucht, wie das Erbeben, dass zur gleichen Zeit ihre Welt hatte erschüttern lassen. Ein paar Frauen, die wildes Getreide für den Winter gesammelt hatten, hatten sie bewusstlos im Fluss gefunden. Hätten sie kein Erbarmen gezeigt und das seltsame Mädchen mitgenommen wäre sie wohl ertrunken. Man brachte die Bewusstlose zu Makota, den er war nicht nur der Geistige Führer dieser Menschen, er war auch ein Mann der sich auf Heilpflanzen verstand. Für die vorsintflutliche Zeit in der diese Menschen lebten war Makota ein herausragend intelligenter Mann. Trotz aller Bedenken der Stammesangehörigen hatte der alte Mann das Mädchen in seine Heimstamm mitgenommen und versucht sie wieder aufzupäppeln, doch drei Tage lang hatte sie sich nicht gerührt. Bis jetzt. Latika wusste von all dem nichts. Sie wusste nicht wo sie war oder wie sie hier her gekommen war. Sie wusste nicht dass sie bei der Explosion durch den Zeitriss gefallen war und 24.000 Jahre in der Vergangenheit gelandet war. Latika wusste nur eines, sie war nicht zuhause und vor allem nicht im Einflussbereich der Partei. Tief in ihrem Inneren spürte sie zwar, was geschehen sein musste, doch noch konnte sie den Gedanken gut verdrängen. Makota und seine Gehilfin wechselten fragende Blicke, bevor der alte Mann die Fremde erneu leicht am Arm berührte. „Latika, so heißt du doch. Kannst du mir sagen wie du dich fühlst?“ fragte er. Beim Versuch ihren Namen auszusprechen tat er sich schwer, da er noch nie einen ähnlichen Namen gehört hatte, doch schließlich schaffte er es. Latika, die bis dahin völlig auf die Betrachtung ihrer Umgebung fixiert gewesen war, wand ihre Aufmerksamkeit dem alten Mann zu. Jetzt schaffte ihr Chip es bereits ganze Sätze zu übersetzen. Nachdenklich leckte sie sich über die Lippen. Sie verstand was er gesagt hatte, doch würde der Chip auch dafür sorgen dass sie ihm antworten konnte. „Ich habe Kopfschmerzen“ Langsam sprechend versuchte sie es schließlich. Nicht jeder Laut stimmte, doch so wie es schien konnte sie sich verständlich machen, den kaum hatte sie geschlossen, hielt ihr das Mädchen einen Becher hin, aus dem es dampfte. „Trink dass, es wird den Schmerz in deinem Kopf lindern“ Latika griff langsam nach dem Becher. Er war aus Holz stellte sie fasziniert fest. Leicht in die heiße Flüssigkeit pustend trank sie einen kleinen Schluck. Es schmeckte erstaunlich gut. Lächelnd trank sie noch einen Schluck und schloss kurz die Augen. Egal was passiert war, jetzt war sie wohl in Sicherheit und das war fürs erste alles was zählte. als sie schließlich wieder die Augen öffnete sah sie sich zwei paar neugierigen Augen entgegen. Ein wenig unbehaglich wurde es ihr ja schon bei solch offenkundig zur Schau getragenen Interesse an ihr. „Darf ich eure Namen erfahren?“ noch immer sprach sie langsam, sich jedes Wort gut überlegend und hoffend, dass der Chip nach nur wenig Worten bereit das Grundmuster der Sprache verstanden hatte. Makota lächelte und die Furchen in seinem Gesicht vertieften sich noch ein wenig. „Ich bin Makota, Vertraut mit den Geistern und kundig in der Kunst des Heilens. Das hier ist Nelya, gesegnete und meine Gehilfin“ sagte er mit einem warmen Lächeln. Latika konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern. Doch was sie jetzt sagen sollte, war ihr nicht ganz klar. Als Makota ihr die Hände entgegen streckte, in einer Grußgeste, legte sie instinktiv ihre Hände in die seinen. Nach dieser doch etwas seltsam anmutenden Begrüßung versuchte Latika auf die Beine zu kommen. Doch das war Gar nicht so einfach. Dabei bemerkte sie auch, dass sie nicht mehr ihr Kleid trug, sondern genauso wie das Mädchen, Nelya, einen Überwurf aus weichem Leder. Fasziniert fuhr sie über das Kleidungsstück. Er hatte keine Verzierungen, doch das Leder aus dem es gemacht war fühlte sich unglaublich an. Sie hatte noch nie etwas das vergleichbar damit wäre gesehen. Bei genauerer Betrachtung stellte sie fest, dass da Kleidungsstück aus mehreren Teilen gefertigt war, die von Hand zusammengenäht worden war. Auch wenn diese Art des Nähens doch sehr primitiv wirkte waren sie doch gutgemacht. „Wo sind meine Sachen?“ fragte sie noch leicht verwirrt. Da ihr Kopf immer noch schmerzte legte sie eine Hand gegen die Stirn. Wieder tauschten Makota und Nelya einen Blick aus. Sie dachten wohl beide das gleiche. Noch seltsamer das die junge Frau mit den blauen Augen war das Kleidungsstück dass sie getragen hatte. Es war aus einem Material das die beiden nicht einordnen konnten. Es hatte sie viel Überredungskunst gekostet das Kleidungsstück vor den anderen Mitgliedern ihrer Gemeinschaft zu retten. Nelya stand schließlich auf und ging durch den kleinen Raum. Als sie aufstand, bemerkte Latika das sie schwanger war. Noch war die Schwangerschaft nicht weit fortgeschritten, doch Latika erschrecke als sie das sah. Das Mädchen war kaum älter als 16. Nelya öffnete einen geflochtenen Korb und holte ein Bündel heraus. Damit kehrte sie zu Latika zurück. „Es ist nicht mehr so schön“ murmelte und schlug das Leder weg. Darunter kam das Kleid zum Vorschein, doch es sah eigentlich nicht mehr wie ihr Kleid aus. Der blaue Stoff war zerrissen und verdreckt. Langsam griff die junge Frau nach den Überresten ihres Kleides. Sie seufzte leise und ließ den Fetzen auf ihre Knie fallen. Was war bloß geschehen? Wie war sie hier gelandet? Latikas Erinnerungen an das was geschehen war, waren leicht getrübt. Langsam ließ sich die Dunkelhaarige zurück sinken. Sie schloss die Augen und krallte ihre Finger in den Stoff. Da war die Explosion gewesen, der Zeitriss und jetzt war sie hier. Irgendwo in der Vergangenheit, in grauer Vorzeit, wo die Menschen noch primitiv lebten, aber auch frei waren. Es war zu viel für sie. **** Latika saß auf einem Steinsitz auf dem Plateau, auf dem die Menschen lebten, die sie gefunden hatten. Der Sonnendurchflutete Platz war ein Versammlungsort, vor der Höhle in der die Menschen lebten. Noch immer sah man sie seltsam an. Doch sie wunderte sich nicht. Makota hatte sie gefragt wo sie her kam, doch sie hatte ihm keine Antwort gegeben. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass sie aus dem Jahre 3054 kam und durch ein Riss in der Zeit und eine Explosion hier gelandet waren. Das klang noch unglaublicher als die Tatsache dass sie hier mitten unter Menschen saß, die nicht einmal Eisen kannten. Die junge Frau war in die Betrachtung der Gegend versunken. Die Höhle in der der Stamm lebte, lag viel Meter über dem Boden in einer Felswand. Latika vermutete dass einst das Meer hier angrenzte und die Wellen die Behausung dieser Menschen in den Stein gefressen hatte. Doch jetzt sah man davon nicht mehr viel. Unter ihnen war eine breite Steppenlandschafft. In der Ferne konnte die junge Frau eine Herde von Tieren vorbei ziehen sehen. Doch dass alles war nicht so faszinierend, wie das Gefühl der Sonne auf ihrer Haut. Die Welt aus der Latika kam, hatte seit Jahrzehnten keinen Sonnenschein mehr gesehen. Schuld war die Industrie gewesen, die das Ökosystem zerstört und den Himmel mit dunklen Wolken verhangen hatte. Noch nie hatte Latika so frische Luft geatmet wie hier. Jetzt da sie hier saß begriff sie auch warum Makota meinte ihre Augen hätten die Farbe des Himmels. Welch Faszination das für diese Menschen bedeutete, die alle braune Augen hatten. Latika spürte aber das es keine ablehnende Faszination war. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich nicht ganz so fremd. Obwohl die Menschen ihr gegenüber sehr zurückhaltend waren, waren sie nicht Feindseelig oder Missbilligend. Latika wag genauso fasziniert von den Menschen die sie gerettet hatten, wie diese von ihr. Obwohl sie mit jeder Minute die sie länger hier verbrachte deutlich sah wie einfach und in ihren Augen primitiv, diese Menschen waren, hatten sie etwas dass die Menschen in ihrer Zeit nicht hatten. Vielfalt und Persönlichkeit. Kinder in kurzen Kittelchen rannten laut quietschend an ihr vorbei. Einer der Jungen hatte sich ein Fell übergeworfen, während die anderen versuchten ihn mit einem Stock in die Seiten zu picken. Latika lächelte ganz von selbst und zog die Beine an den Körper. Sie hatte von Nelya eine lange Hose bekommen, die sie zu dem Oberteil anziehen konnte, dass sie schon getragen hatte als sie aufgewacht war. Das war jetzt drei Tage her. Noch immer kam ihr alles so unwirklich vor. Wie hatte das geschehen können? So ganz erschloss sich ihr die Situation noch nicht, doch sie glaubte dass die Explosion so etwas wie einen Kurzschluss verursacht haben musste. Sei es wie es sei, viel mehr beschäftigte sie die Frage wie sie wieder nach Hause kommen sollte. Ihre Familie machte sich sicher sorgen, vorausgesetzt ihr war nichts geschehen. Erst als sich jemand neben sie setzte schrecke Latika aus ihren Gedanken wieder auf. Nelya saß neben ihr, eine Hand auf ihren vorgewölbten Bauch gelegt. „Du siehst traurig aus“ lächelte die junge Frau. Latika lächelte nur schwach. „Ich mache mir nur ein paar Gedanken“ wieder zogen die lachenden Kinder die Aufmerksamkeit der Zeitreisenden auf sich. „Was spielen sie?“ fragte sie und nickte leicht in Richtung der Kinderhorde, die mittlerweile den Jungen unter dem Fell unter sich begraben hatten. Nelya warf einen Blick zu den Kindern hinüber. „Sie spielen Jagen. Es ist sehr wichtig dass sie schon früh dafür Interesse bekommen, schließlich sollten einige von ihnen später in den Kreis der Jäger aufsteigen. Wir lernen es zwar alle, doch nicht jeder hat das Geschick und die Kraft ein echter Jäger zu sein“ Latika nickte leicht und legte ihren Kopf auf ihren Knien ab. „Ich habe noch nie etwas getötet“ murmelte sie leise vor sich hin. Sie sprach zwar ehe zu sich selbst als zu Nelya, doch das blonde Mädchen hörte trotzallem ihre Worte. „Latika, ich weiß du willst nicht mit uns sprechen was passiert ist, aber willst du mir nicht doch sagen zu welchem Stamm du gehörst, vielleicht können wir dich dann nach Hause bringen“ sie berührte Latika leicht am Arm, doch die Dunkelhaarige zuckte leicht zurück. Latika erhob sich und strich sich die schwarzen Haare hinter Ohr. „Ich gehöre zu keinem Stamm“ sagte sie nur ausweichend und kehrte der Schwangeren den Rücke zu. Langsam ging sie vom Plateau und trat in den Schatten der überdachten Wohnstätte. Die große Höhle war Kreisförmig und bot viel Platz, die Wohnstätten der einzelnen kleinen Familien waren am Höhlenrand durch Lederwände von einander abgetrennt, so dass in der Mitte noch viel Platz für Versammlungen waren. Latika steuerte direkt das Heim des alten Mannes an, der sie bei sich aufgenommen hatte. Makota war der einzige der sie nicht Fragen bedrängte und mehr über sie erfahren wollte. Sie glaubte zu spüren, dass er wusste dass sie mehr verbarg als nur den Namen ihres Clans. Makota beobachtete seinen Schützling, der mit schnellen Schritten durch die gemeinsam genutzte Fläche des Stammes durchschritt. Ein wenig mühselig richtete er sich auf, als sie auf seiner Höhe angelangt war und ging neben ihr her. Latika wurde ein wenig langsamer und sah den alten Mann an, der ein wenig nach vorne gebeugt neben ihr herlief. „Du solltest nicht so rennen mein Kind“ sagte der Ältere und Lächelte leicht. Latika blieb schließlich stehen und sah ihn an. „Wieso müssen sie ständig fragen“ seufzte sie leise. Verschlossen schlang sie die Arme um sich. Sie wusste sehr wohl dass die Frage eigentlich überflüssig war. Sie wusste es genau wie Makota der ihr leicht den Arm tätschelte. „Mein Kind, die Menschen sind neugierig. Es interessiert sie wo du herkommst. Es ist eine Abwechslung zum Alltag“ Latika seufzte nur leise und strich sich die Haare zurück. Leicht nickend setze sie sich wieder in Bewegung. Sie war unglaublich müde. Obwohl sie kaum etwas tat, fühlte sie sich trotzallem schlapp und ausgepowert. Zwar schmerzen ihre Muskeln nicht mehr so wie am Anfang, doch angenehm war es nicht. Langsam schlug sie die Verdeckung vor dem Eingang beiseite und betrat die enge Wohnstatt. Makota war ihr nicht gefolgt. Der alte Mann spürte wohl, dass sie Zeit für sich brauchte. Latika ließ sich auf ihr Bett fallen. Naja ein wirkliches Bett war es ja nicht, eigentlich war es nur ein Lager das aus einem Berg von Fellen bestand, doch trotzdem schlief sie unglaublich gut darin. Energielos zog sie die Beine an den Körper und schloss die Augen. Sie fragte sich während sie langsam einschlief, wie es wohl ihrer Mutter ging und ob es wohl viele Verletze gegeben hatte bei der Explosion, bevor sie langsam in den Dämmerschlaf hinüber glitt. Doch lange konnte die junge Frau nicht schlafen. Nur wenige Zeit nachdem sie sich hingelegt hatte, hallte ein lautes Geräusch durch die Wohnhöhle. Latika saß fast gleichzeitig kerzengerade im Bett. Sie hatte sich fürchterlich erschreckt. Nervös und verwirrt drückte sie eine Hand gegen ihre Brust. Tiefdurchatmend stand sie auf und verließ den abgetrennten Wohnbereich. Die Menschen waren völlig aufgebracht. Verwirrt sah sie sich um und folgte dann einfach den Menschen die hinaus auf das Vorplateau. Sie blieb ein wenig abseits, bis sie Nelya entdeckte die etwas langsamer als die anderen auf das Plateau zu ging. Mit schnellen Schritten eilte Latika zu ihr. „Was ist denn los? Was sollte dieses Geräusch?“ fragte sie und blieb ein wenig atemlos neben der Schwangeren stehen. Nelya strahlte sie an. „Die Jäger sind wieder da“ sagte sie strahlend. Latika runzelte nur leicht die Stirn und folgte der Blonden bis zum Rand. Was sie sah war wirklich faszinierend. Unten auf der Ebene war eine Gruppe von Männern und Frauen aufgetaucht, mit sich führten sie eine Reihe von stämmigen und gedrungenen Pferden , die hoch beladen waren. Die Frauen und Männer auf dem Plateau stampften rhythmisch auf. Es wurde gerufen und geschrien und Latika fand die ganze Situation unglaublich anziehend. Das hier war echte Gemeinschaft, nicht dass was sie ihr ganzes Leben lang gelebt hatte, sondern echte Gemeinschaft, wahre Freude und Begeisterung. Nelya neben ihr streckte eine Hand in die Luft und schrie laut. „Caleb!“ Latika zuckte leicht zusammen und sah die junge Frau an, die im ganzen Gesicht strahlte. Die schwangere krallte sich Instinktiv an Latikas Arm fest und beugte sich noch weiter vor. Latika folgte dem Blick der Blonden runter zu der Gruppe schwer bepackter Menschen. Einer der Männer streckte einen Arm aus und wank wie verrückt. Latika zählte eins und eins zusammen, das war wohl der Vater von Nelyas ungeborenem Baby. Während Nelya neben ihr aufgeregt hin und her hibbelte, richtete Latika ihre Aufmerksamkeit auf jemand anderes. Einer der Jäger stach zwischen der ankommenden Gruppe hervor. Selbst von der Anhöhe aus konnte sie sehen, dass der Mann die Gruppe überregte. Doch als er schließlich die Kapuze seiner Kleidung zurück schlug viel sie aus allen Wolken. Auch Nelya bemerkte dass sich Latikas Haltung verändert hatte. „Was ist denn los?“ fragte sie die junge Frau. Nelya hatte schon bemerkt dass Latika ihre Art des Lebens für seltsam hielt. Latika sah weiter hinab auf die Gruppe der Jäger. Dann sah sie Nelya an. „Dieser Mann, sein Haar stehen in Flammen“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)