I'm so sorry von Xaris ================================================================================ Als alles anfing... ------------------- „Und ich sage es dir gerne noch einmal: ich leihe dir kein Geld! Schluss. Aus. Ende!“, sagte ich gereizt. wieso musste sie immer alles gleich ausgeben? „Nun komm schon, wir sind schließlich Schwestern“, gab Sera zurück. „Zwillingsschwestern, ja, leider! Frag Mum oder Dad, aber von mir kriegst du nichts.“ Bevor sie etwas antworten konnte, ertönte die Stimme unserer Mutter: „Sira, Sera, das Essen ist fertig!“ Das hieß nun für mich, vom Bett runter zu kriechen und Sera zu ignorieren, anderenfalls würde sie mein Taschengeld ebenfalls sinnlos verplempern. „Heute gibt es euer Lieblingsessen!“, prallte Mum und ich hoffte, sie würde uns nicht wieder verarschen, das tat sie nämlich gerne... „Ich wusste es“, flüsterte ich leise vor mich hin. „Gemüse! Ich hasse Gemüse.“ Lustlos stocherte ich im Teller herum. „Gemüse ist gesund, also stell dich nicht so an“, grinste Sera, die sich gerade genüsslich einen Brokkoli in den Mund schob. „Ich hätte lieber ein großes Stück Fleisch“, war meine einzige Antwort. Die nächsten Themen waren genauso belanglos und kaum waren wir mit dem Essen fertig, rannte ich ins Zimmer hoch und schloss die Tür zu. „Netter Versuch“, gab meine nervige Schwester zurück. „Du warst doch gerade noch im Klo!“, antwortete ich erschrocken. „Tja, wir sind Schwestern – da ist es normal, dass ich weiß, was du vorhast!“ Genervt stöhnend ließ ich mich auf mein Bett fallen. „Ich hab es dir bereits tausendmal gesagt, du kriegst kein Geld von mir!“ „Will ich auch gar nicht!“, bekam ich als Antwort, „ich wollte dich nur fragen, ob du nicht zu dieser neuen Mitschülerin mitkommen möchtest.“ „Warum sollte ich? Erstens kenne ich sie gar nicht, zweitens ist mir egal, dass sie stinkreich sein soll und drittens werde ich die einzigen Tage der Woche, die ich nicht mit dir verbringen MUSS, gewiss nicht verschwenden!“, maulte ich lautstark. „Warum? Was hast du denn vor?“, sagte sie, während sie sich gereizt in meinem Zimmer umsah, „du willst doch nicht etwa jemanden einladen? Ich meine, bei diesem Geschmack den du hast.“ „Bitte? Wenigstens sieht mein Zimmer nicht aus wie 'ne Mischung aus Prinzesschenzimmer und Saustall! - Nun denn, ich geh baden. Viel Spaß bei dieser reichen Tussi!“ Sera machte ein denkbar dummes Gesicht, nachdem ich sie einfach so stehen ließ und ich grinste währenddessen in mich hinein. Kaum ließ ich mich in die Badewanne sinken und wollte mich entspannen, riss auch schon jemand die Tür auf. „Weißt du Sera, jedes mal wenn ich dich sehe, weiß ich, warum es das Sprichwort 'Blond, Blauäugig und Blöd' gibt! Siehst du nicht, dass ich gerade bade?!“, knurrte ich. Leider besaßen wir keinen Schlüssel mehr zum Badezimmer und ein einfaches Schild mit der Aufschrift 'Besetzt', musste ausreichen, doch anscheinend hielt es meine Schwester nicht davon ab, trotzdem hereinzukommen. „Auf dich trifft es genauso zu! Schließlich sehen wir geradezu identisch aus – mit der Ausnahme, dass ich schlanker als du bin!“, sagte sie, während sie zum Schrank ging, etwas heraus kramte und mir dann die Zunge zum 'Abschied' rausstreckte. Meine Antwort dagegen war eine kleine Tasche mit Badeutensilien, die gerade gegen die sich im schließen befindende Tür knallte. „Was macht ihr da schon wieder?!“, schrie uns unsere Mum hoch, doch eine Antwort würde sie nicht bekommen. Tze! Ich entspannte mich nun einfach! Erneut versuchte in der Badewanne abzuschalten und hoffte darauf, nicht wieder ungebeten gestört zu werden. „Huh? - Was zum... das Wasser ist ja eiskalt!... Und ich seh aus wie 'n vollgesogener Schwamm! Warum ist niemanden aufgefallen, dass ich vor Uhrzeiten in der Badewanne eingeschlafen bin?!“, motzte ich lautstark, darauf hoffend, eine Antwort zu bekommen. Erst jetzt merkte ich, dass es bereits dunkel war und anscheinend alle im Bett waren. Schnell packte ich ein paar Handtücher und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. „Was zum -. Mein Geld. Na warte, Sera!“, grummelte ich. Ich zog mir mein Nachthemd an und bürstete mir meine Haare. Jetzt würde Sera ihr blaues Wunder erleben. Mit ihrem Lieblingslippenstift in der Hand, schlich ich in ihr Zimmer... Langsam öffnete ich ihre Tür und tapste zu ihrem Bett. „Mist!“ Als ich gerade über einen von Seras Müllbergen stolperte, versuchte ich möglichst sanft am Boden zu landen, was mir jedoch nicht gelang. Ich war ja irgendwie selber Schuld... Mich im dunklen in die weiten des Geschwisterzimmers zu wagen, musste vermutlich bestraft werden. „Aaaah, was hat die da für Fallen im Zimmer“, sagte ich zu mir selber und sah bereits das Bild meiner Eltern vor den Augen, wie sie Zeter und Mordio schrien, weil ich sie geweckt hatte. Doch nichts davon war der Fall und selbst Sera wurde nicht wach. Schließlich war mir alles egal und ich trampelte zu ihrem Lichtschalter. Nachdem ich das Licht angemacht hatte, guckte ich zunächst ungläubig aufs Bett. „Wo ist sie... um 3 Uhr nachts?!“ Ich hastete ins Schlafzimmer meiner Eltern und fand auch hier nur gähnende Leere vor. „Ooookay... Das finde ich definitiv nicht witzig!“, murrte ich und hörte daraufhin ein Poltern an der Tür. „Da hast du uns aber einen Schrecken eingejagt, Sera“, erklang die Stimme meiner Mum. „Wo wart ihr?!“, wand ich ein, während ich einen Baseballschläger hinter meinen Rücken versteckte. Schließlich sollte niemand erfahren, dass ich einen... Hauch von Angst verspürt hatte. „Frag nicht“, winkte mein Vater ab, „es muss ja schließlich schon Können notwendig sein, um sich in einer Villa zu verlaufen.“ Sera bekam große Augen: „Was denn?! Ich kann gar nichts dafür, wenn plötzlich sämtliche Sicherungen rausfliegen und wir in der stockdunklen Villa gefangen waren.“ „Oooh, hast du etwa geheult?“, warf ich ein, als ich bemerkte, dass ihre Augen rot waren. „Ich hätte dich gern in dieser Situation gesehen! ...Huh? Wozu brauchst du jetzt einen Baseballschläger?“ „Ich äh, war Baseball spielen!“, war das Erste, was mir dazu einfiel. „Um 3 Uhr nachts im Nachthemd?“, fragte sie überheblich und hob eine Augenbraue. „Hört auf zu streiten und geht nun ins Bett!“, meldete sich unser Vater. Nichts lieber als das, denn morgen würde ich mir Sera wegen meinem Geld vorknöpfen. „So, jetzt reichts! Jetzt bring ich sie um!“, sagte ich zu mir und ging an meine Tür, denn jemand klopfte dagegen. Ein Blick auf meine Uhr reichte, damit ich noch wütender wurde: 3:27! Ich musste gerade erst eingeschlafen sein, aber gut, im Gegensatz zu ihr, hatte ich heute bereits genug geschlafen. „Was ist?!“, bellte ich und riss ich die Tür auf. „Hilfe!“, heulte sie und versuchte ihren Schluckauf zu unterdrücken. „Mum und Dad sind weg und diese... Dinger sind überall im Garten und umzingeln das Haus!“, erklärte sie mir unter Schluchzern. Wollte sie mir jetzt noch einen Streich spielen? „Welche 'Dinger'?“, fragte ich resigniert. „Kleine, schwarze Wesen mit Klauen und Reißzähnen!“ „Ooookay. Denen werde ich nun lernen, dass sie sich nicht mit mir anzulegen haben“, lachte ich und ging hinunter zu unserer Haustür. „Nein! Tu's nicht! Spinnst du etwa?!“, wandte Sera ein. Zugegeben, Schauspielern konnte sie schon immer gut. „Ja, ja... und wenn ich nun diese Türe aufmache, stehen Mum und Dad davor... oder gar nichts!“ Mit diesen Worten riss ich die Tür auf und hielt den Baseballschläger wie ein Schwert – wie in den alten Filmen. „Mist...?“, entfläuchte es mir, als ich eine Schar von kleinen, schwarzen Kreaturen sah, die mich mit ihren leuchtend gelben Augen gierig ansahen. Noch bevor ich die Tür zuwerfen konnte, befanden sich einige von diesen Wesen im Haus und die Tür sah so aus, als ob sie auch nicht mehr lange halten würde. „Wohin denn nun?!“, schrie Sera. „Ich weiß nicht, lass uns rauflaufen, vielleicht kommen sie nicht hinterher“, rief ich und hoffte es gleichzeitig. Kaum waren wir oben angekommen, mussten wir feststellen, dass größere Exemplare, mit roten Klauen und eine Art Ritterhut auf den Köpfen bereits durchs Fenster kamen. Außerdem fiel mir sofort ein herzförmiges Emblem auf ihren Körper auf und ich fragte mich nunmehr, um was es sich dabei handeln mochte. „Wir haben keine Wahl“, wimmerte Sera, „wir müssen das Haus verlassen und zur Polizei oder sonst wohin, Hauptsache weg hier!“ Zeitgleich riss mich eines der Wesen zu Boden und bekam sofort den Baseballschläger über den Kopf gezogen, ehe ich antwortete. „Ich denke auch, dass wir hier weg müssen!“ Eine Weile lang wurden wir von einer Hausecke zur anderen getrieben, bis wir schließlich keine andere Wahl hatten und aus dem Fenster klettern mussten, was jedoch auch nicht sicher war, denn die Kreaturen waren wirklich überall. „Sie dir den Himmel an, Sira!“, jappste meine Schwester. „Was zum...?!“ Ein gigantischer Sturm bäumte sich auf und schien alles zu verschlingen. „Was nun? Und was ist mit Mum und Dad?“, heulte Sera, während sie zu Boden sank. „Ich... ich weiß es nicht“, gab ich zu und gab mir Mühe, nicht so wie Sera zu enden, sonst würde es ihr noch schlimmer gehen. Der Wind zog durch unsere Nachthemden und es war unfassbar kalt, sodass man bereits unseren Atem deutlich sehen konnte. Die Kreaturen versammelten sich um uns, doch schienen sie vorerst damit zufrieden zu sein, jetzt wo wir ihnen nicht mehr entkamen. Ein Blitz schlug ein und die Erde unter unseren Füßen schien zu brechen. „Weg hier!“, schrie ich, packte Sera am Arm und eilte mit ihr durch die Monstermenge. Erneut blitzte es und Sera und ich fanden uns auf zwei nebeneinanderliegenden, schweben Inseln wieder, der Rest unserer Heimat schwebte zu einer Art schwarzen Loch. Ich war auf der einen Insel, sie auf der anderen. „Hoffentlich ist das alles nur ein Traum...“, hoffte ich verzweifelt und sprang zu Sera hinüber, die nun offenbar vollends den Verstand verloren hatte. Warum ich so ruhig blieb? Keine Ahnung, aber ich denke, heulen oder ausflippen hätte mir in dieser Situation nichts gebracht. „Hey, alles in Ordnung?“, fragte ich, doch eine Antwort bekam ich nicht. Ich sah mich um, die kleinen Insel, verschwand nach und nach im Nirwana und ich versuchte eine Möglichkeit zum Flüchten zu finden, vergebens. Ein Schrei ertönte hinter mir und ich konnte Sera gerade noch zu fassen kriegen, dennoch hing sie nun herunter, was für uns beide ein großes Problem darstellte. „Greif meine Hand“, forderte ich, während ich sie mit der einen hielt und ihr die andere Hand hinstreckte. „Es ist doch eh vergebens, sieh dich um... Außerdem bin ich bereits im Sog gefangen, du kannst mich nicht mehr hochziehen“, schrie sie und ihr rannten die Tränen hinunter. „Nun hör auf zu flennen und greif meine Hand!“, schrie ich und versuchte mit allen Mitteln, sie hochzuziehen. Doch ich spürte, wie ich dadurch immer weiter gezogen wurde und auch bald hinunterfallen würde. „Weißt du, Sira...“, fing sie an, „ich hab dich wirklich sehr lieb.“ „Sera?!“, rief ich, als ich merkte, dass sie Unsinn im Kopf hatte. Sie wand sich und versuchte sich aus meinen Griff zu befreien. „Hör auf mit dem Scheiß“, schrie ich sie an und musste meine kommenden Tränen zurückdrängen, ich wusste bereits, dass ich nichts mehr tun kann. „Vielleicht hast du noch eine Chance, wenn du von Insel zu Insel springst und wieder auf festen Boden gelangst, aber für mich... ist es zu spät. - Leb wohl“, lächelte sie. Vermutlich wollte sie, dass ich sie nicht mit verzweifelten Gesichtsausdruck in Erinnerung behielt. Ich wollte nicht loslassen, wollte sie nicht sterben lassen, doch dann durchfuhr mich ein Schmerz im Rücken und vor Schreck... ließ ich doch los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)