Roadtrip von Jeschi ================================================================================ Epilog: Wundersame Welt ----------------------- Ich bemerke Jannis bereits, als er in die Aula tritt. Ehrlich gesagt habe ich die Türe seit Minuten angestarrt, ohne zu blinzeln, um ihn ja nicht zu verpassen. Wir haben samstags nicht mehr telefoniert, weil es schon sehr spät war, als wir wieder zu Hause ankamen. Stattdessen habe ich ihn Sonntagmorgen angerufen und wir haben kurz über die Autofahrt gesprochen. Mehr nicht. Danach habe ich ewig an meinem Aufsatz geschrieben und, als ich damit fertig war, ein langes Gespräch mit meinen Eltern geführt. Nun entdeckt er auch uns und kommt her. Ich sitze mit Micha an der Treppe und eben jener liest gerade meinen Aufsatz und kichert ab und an, wenn er eine witzige Stelle findet. „Hey,“ lächle ich Jan an und er lächelt zurück. „Hey.“ Eine ganze Zeit lang sehen wir uns einfach nur an, dann seufzt er: „Und? Wie war es bei dir noch?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich darf die nächsten Wochen den Haushalt fast komplett alleine erledigen. Als Strafe. Aber das ist eigentlich ziemlich milde, wenn ich an ihre sonstigen Strafen denke.“ Ich muss grinsen. „Sie meinten zu mir, sie würden sich bessern. Komisch, oder?“ Er zuckt ebenfalls mit den Schultern. „Irgendwie schon.“ „Bei dir?“, hake ich nach und Jan beginnt zu grinsen. „Meine Mum weist alle Schuld von mir und gibt sie ihrem Lover. Oder eher Ex-Lover. Sie haben sich gestern getrennt und sie hat ihn aus dem Haus gejagt und seine Sachen aus dem Fenster geworfen. War ein ziemlicher Aufstand und die Nachbarn haben die Polizei gerufen, als er ein paar Mülltonnen umgeworfen hat.“ Er grinst noch breiter. „Jetzt ist er weg.“ Ich muss lachen. Das hätte ich gerne gesehen. Dann aber wird meine Miene ernster. Es gibt etwas Wichtigeres zu klären: „Was ist jetzt mit uns?“ „Ich dachte wirklich, es lag daran, dass wir so viel aufeinander saßen.“ Er sieht mich an, ich blicke zurück. Und mir geht der Arsch auf Grundeis. So viel Panik wie jetzt, habe ich nicht mal geschoben, als wir am Samstag meinen Eltern gegenüber standen. Ich habe wirklich Angst, ihn zu verlieren. „Aber es hört nicht auf,“ meint er dann und ich könnte freudestrahlend durch die Aula rennen. „Bei mir auch nicht,“ meine ich stattdessen unglaublich erleichtert und strahle ihn an. Er lächelt zurück: „Dann passt ja alles.“ „Ja,“ gebe ich ihm Recht, „Dann passt ja alles.“ Dann sehe ich keinen Grund mehr darin, dass wir hier stehen, wie die letzten Trottel. Ich packe seine Hände und ziehe ihn zu mir. Als ich ihn endlich auf meinem Schoß sitzen habe, küsse ich ihn gierig. Oh Gott, dass habe ich so sehr vermisst. „Ich finde den Aufsatz genial,“ wirft Micha ein und sieht uns belustigt zu, wie wir uns gegenseitig auffressen. Es scheint ihn nicht zu überraschen. Aber er hat die Situation sicher schon auf am Hafen in Kiel realisiert und wenn nicht, hat er sie gerade nachgelesen, denn ich habe auch diese unfreiwillige Lovestory in meinem Aufsatz erwähnt. „Dann habe ich ja etwas, worauf ich mich freuen kann,“ ertönt die Stimme Köpkes und wir lösen uns voneinander und sehen ihn an. Ich reiche ihm meinen Aufsatz und auch Jan kramt nach seinem und übergibt ihn. „Dann wird es wohl keine Anzeige geben,“ versichert Köpke uns, während er flüchtig die Seiten durchblättert. „Danke, Herr Köpke. Sie sind echt cool,“ sage ich und meine es auch so. Ich habe nicht erwartet, dass er so cool reagieren würde. „Ja. Und es tut uns wirklich Leid, dass wir ihr Auto genommen haben,“ fügt Jan hinzu. „Ich hoffe nur, ihr tut das nie wieder. Auch nicht mit einem anderen Auto!“ Er sieht uns an und wir schütteln wild die Köpfe. „Nun. Ich glaube, ihr habt in der Woche mehr gelernt, als die anderen Schüler,“ grinst er. Wahnsinn, er grinst. „Wie wundersam die Welt doch ist,“ meint er und wir müssen ihm Recht geben. „Mein Erfahrungsbericht ist jedenfalls nicht wirklich spannend,“ warnt Micha ihn nun vor. Sie mussten auch einen schreiben, allerdings nur über drei Seiten. Da ich jedes langweilige Detail kenne, weiß ich, dass es sicher schwer war, drei Seiten voll zu schreiben. „Das kann ich mir vorstellen,“ lacht der Köpke, ehe er mit einem „Man sieht sich später im Geschichtsunterricht.“ verabschiedet. Er nickt uns zu und zieht von dannen. „Krass Alter,“ meint Micha. „Eigentlich sollte er euch hassen. Aber ich glaube, jetzt mag er euch erst.“ „Sicher ist er neidisch, weil er nicht dabei war,“ lache ich. „Nächstes Mal nehmen wir ihn mit,“ grinst Jan. „Nächstes Mal?“ Fragend sehe ich ihn an. Er grinst. „Ich habe gehört, Sibirien soll schön sein.“ Dann lachen wir los, ehe er abwinkt. Natürlich machen wir so was nicht wieder. „Aber vielleicht können wir ja irgendwann noch mal nach Kiel. Ganz legal,“ überlegt er und sieht mich fragend an. „Ich würde da nämlich gerne noch mal hin.“ „Mhm,“ mache ich zustimmend. „Ich auch.“ Wir lächeln uns an. „Aber nur mit dir,“ füge ich noch hinzu. Dann ziehe ich ihn zu mir und küsse ihn, während es zum Unterricht klingelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)