Nothing is, like what it seems von Ran34 ================================================================================ Kapitel 32: Won`t forgive you ----------------------------- Nach vielen, aufbauenden Gesprächen mit Abigail, traute John sich endlich, Sam im Krankenhaus zu besuchen und ihm erstmals, seit er aus dem Koma erwacht war, gegenüberzutreten. Seine Schritte hallten in den Klinikfluren nach, als er langsam und bedächtig auf Sams neues Zimmer zuging. Man hatte ihn in die Kardiologie verlegt, für den Fall dass es Probleme mit seinem Herzen geben sollte. Abigail hatte ihm erzählt, dass sie Sams Blutdruck ständig unter Beobachtung stellten, um sein Herz noch nicht zu stark zu belasten, aber er würde wohl in ca. einer Woche entlassen werden und bräuchte dann nur noch für Kontrollen ins Krankenhaus zu kommen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die Hand hob und an die Kliniktür klopfte. Nach dem "Herein" betrat er zögerlich das Zimmer. Sam sah ihn kurz überrascht an, drehte sein Gesicht dann jedoch zum Fenster. „Sam… es tut mir leid.“, keine Antwort. Er drehte sich nicht einmal zu ihm um. „Was soll ich tun, damit du mich wenigstens anschaust?“, fragte er nach einer Weile des schmerzhaften Schweigens, verzweifelt. Der Dunkelhaarige veränderte seine Position nicht, auch seine Zähne bekam er nicht auseinander. John seufzte schwer, stand auf und legte eine Hand an die Türklinke. Er blickte sich noch einmal zu seinem Peiniger und Opfer um, bevor er das Zimmer verließ. Schmerzlich lächelnd dachte er, während er dir Klinikflure bis zum Ausgang durchmaß: >Ja, Opfer und Peiniger, das sind die richtigen Worte, um ihn zu beschreiben. Er ist das Opfer meiner Vergangenheit und meines Egoismus geworden und jetzt? Jetzt ist er mein Peiniger und quält mich durch seine Ignoranz und sein Schweigen, seine Verachtung und seinen Groll. Kann auf einer solchen Grundlage ein Neuanfang überhaupt ansatzweise möglich sein? Und habe ich einen Neuanfang überhaupt verdient? Ich fühle mich so schuldig und bin doch innerlich zerrissen. Was mach ich jetzt? Sollte ich schon früher, als geplant wieder ins Zeugenschutzprogramm eintreten, oder kämpfe ich die letzte mir verbliebene Zeit noch weiter, in der Hoffnung etwas zu erreichen und den Sturkopf zu erweichen?< Wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit, wanderte seine Hand zu der Halskette, die schwer und doch schützend um seinen Hals lag. Er berührte den Bernstein, den das Silber einfasste und vor ihm erschienen wieder die Gravur und das Gesicht seines Vaters. Sein Entschluss stand fest, er würde kämpfen, wie sein Vater es einst auf dem Schlachtfeld getan hatte und er würde mit wehenden Fahnen untergehen, wenn es sein musste. Vielleicht würden sich seine Bemühungen ja sogar auszahlen und Abigail hatte Recht? Vielleicht musste er Sam einfach etwas Zeit geben, das Geschehene zu verarbeiten? Wieder in Abigails Wohnung, wurde er von dieser freundlich begrüßt. Er brachte jedoch lediglich ein gequältes Lächeln zustande. „Wie ist es gelaufen?“ „Wie soll es wohl gelaufen sein?“, fragte er mit einem traurigen Lächeln. „Oh mein Gott, Jo, das tut mir leid. Mein Bruder ist manchmal ein sturer Esel.“, überschwänglich, wie sie manchmal war, schloss sie ihn fest in die Arme. „Gib nicht auf, Süßer. Wir bekommen das schon wieder irgendwie hin. Gib jetzt nicht auf, das war doch erst der erste Versuch. Er wird seinen Fehler schon noch erkennen.“, sie festigte ihren Griff und gab ihm das Gefühl einer wirklich Stütze. So, wie Sam die Sonne seines Herzens war, so war sie der Himmel, der sein von der Sonne gebrandmarktes Herz sanft zur Ruhe bettete und schützend eine Hand über es hielt, damit es nicht endgültig verglühte. „Magst du etwas essen? Ich hab Nudeln gemacht.“, er musste plötzlich schmunzeln, ja, jetzt wo er bei ihr lebte waren Nudeln an der Tagesordnung. „Nein, danke. Ich glaub, ich werde mich jetzt ins Bett legen.“ „Nudeln machen glücklich und du musst unbedingt glücklicher werden, also sind Nudeln jetzt genau das Richtige. Dein Bett wartet auch danach noch auf dich und es ist sicherlich schon überfordert damit, dass du es so ausnutzt. Gönn dir und dem Bett mal `ne Pause.“, sagte sie liebevoll lächelnd. „Na gut.“, sie schaffte es immer wieder ihn breitzuschlagen, sonst wäre er ihr womöglich schon längst vom Fleisch gefallen. >Seit er bei mir wohnt, habe ich immer und immer mehr das Bedürfnis mich um ihn zu kümmern. Es ist, als hätte ich einen zweiten kleinen Bruder bekommen, der meine Hilfe und Zuneigung dringend braucht. Ohne meinen Beiständ hätte er wohl längst aufgegeben. Ich hoffe nur, dass ich ihm keine falschen Hoffnungen mache und er dann in ein noch tieferes Loch fällt… Wie soll er die Zeit nur meistern, wenn ich zum Set muss und ihn nicht mehr unterstützen kann? Sein Bruder ist auch nicht da. Ich könnte natürlich Oliver fragen, ob er mir nicht den Gefallen tun würde, ab und an nach Jo zu sehen. Jo scheint sich ja sehr gut mit ihm zu verstehen und er hat uns bis jetzt ja auch schon einige Male besucht. Sam… siehst du nicht, dass du mit deinem sturen Handeln alle herunterziehst, du ihm das Herz brichst? Doch wenn ich dich auf ihn anspreche, dann willst du nichts hören und blockst ab… was soll ich nur tun?< Eine Woche später. „Hast du alles, Sam?“ „Ja.“, sagte er, ohne sich noch einmal umzudrehen. Abigail nahm seine Tasche und lief langsam neben ihm her, als sie sich auf den Weg zum Auto machten. Sam setzte sich ins Auto, während Abigail seine Tasche im Kofferraum verstaute. Als sie losfuhren beobachtete sie ihren Bruder von der Seite: „Was ist los, Sam? Stimmt etwas nicht?“ „Es ist alles in Ordnung, sonst hätten sie mich wohl kaum heute aus dem Krankenhaus entlassen.“, er hatte sein Kinn auf seine rechte Hand gestützt und schaute aus dem Fenster, als er ihr antwortete. „Ich meinte nicht deinen Gesundheitszustand, Sam und das weißt du auch.“ „Ich habe die letzten Nächte einfach schlecht geschlafen, das ist alles.“ „Wie kommt`s? Manchmal hilft es darüber zu sprechen, das weißt du doch, Sammy.“ „Ich habe immer den gleichen Traum und wenn ich aufwache, dann habe ich das Gefühl in ihm gefangen zu sein. Das was hier passiert, scheint für mich manchmal wie ein Traum zu sein… doch neulich, da… wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich lieber in einem Traum leben würde, als in dieser harten Realität, die zuerst der Traum zu sein schien. Verstehst du?“ „Ja, ich glaube, dass ich verstehe, was du mir damit sagen willst… Hast du denn schon mal darüber nachgedacht, dass du vielleicht nur deine Sichtweise der Dinge ändern müsstest und sich dann auch die harte Realität nicht mehr so schlimm anfühlen würde?“ „Nein, um ehrlich zu sein, nicht.“, den Rest des Weges zu Sams Wohnung schwiegen sie, beide in ihre Gedanken versunken. „Gut, ich werde jetzt wieder nach Hause fahren, es sei denn, du möchtest, dass ich noch bleibe?“, fragte sie, als sie Sams Tasche in sein Schlafzimmer gebracht hatte und ihn verabschiedete. „Nein, ich komme schon alleine klar.“, Abigail ließ ihren Bruder schweren Herzens in der nun, ohne John, einsamen Wohnung zurück. Sam ließ sich seufzend auf sein Sofa fallen, legte den Kopf in den Nacken und atmete einmal tief ein und aus:>Als wenn eine Änderung meiner Sichtweise so viel ändern würde! Jo bleibt ein Mann und es ändert sich auch nichts daran, dass er mich angelogen und mein Vertrauen missbraucht hat… Das war der Grund… der Grund, warum er schlucken musste, als ich ihm meine Trennungsgründe genannt habe… Er wusste, dass so etwas passieren würde und hat mich trotzdem nicht aufgeklärt! Wie konnte ich nur so blind sein?!< Er setzte sich vorsichtig auf, denn seine Operationsnarbe schmerzte ihn immer noch ein wenig. Gedankenverloren schaute er sich in der einsamen, leeren Wohnung um. In der Zeit, als Joanna hier gewohnt hatte, war sie ihm so lebhaft und friedlich vorgekommen, doch jetzt? Jetzt war es eher ein Verließ, in dem er gefangen war und das ihm die Luft zum Atmen nahm. Auch wenn alles in dieser Wohnung ihm gehörte, so erinnerte ihn doch alles an Joanna und er glaubte, ihren Duft noch immer riechen zu können. Sein Blick fiel auf den Tisch, auf dem noch immer seine geliebte Orchidee stand. Unter ihrem Topf entdeckte er einen weißen Briefumschlag, der an ihn adressiert war. Vorsichtig und neugierig zog er ihn hervor, das Rascheln des Papieres erfüllte den Raum. Er holte das gefaltete Papier aus dem Umschlag und begann zu lesen, auch wenn ihm beim ersten Blick auf das Geschriebene bereits klar war, wer der Verfasser war. Hallo Sam, ich weiß nicht genau, ob du mich noch sehen willst oder was du von mir hältst, wenn du dies liest, aber eines sollst du wissen: Egal, wie deine Meinung dazu ist, ich werde dich immer lieben. Tag für Tag sitze ich an deinem Krankenbett und hoffe, dass du wieder erwachst und nicht durch mein Verschulden doch noch stirbst oder nie wieder die Augen aufschlägst. Jeder Tag, an dem ich dich so friedlich schlafen sehe, ist für mich eine Qual und der Zustand dieser Schwebe lastet schwer auf meinem Herzen. Nacht für Nacht wache ich auf und bin schweißgebadet, ich sehe immer wieder dein verletztes Gesicht vor mir, wie du zu Boden gehst und ich das Gefühl habe, meine Welt läge in Trümmern. Dann wache ich auf und taste mit meiner Hand suchend das Bett ab, doch es ist kalt und leer. Jeder Morgen ist für mich, wie ein Crashtest, bei dem ich selbst als Dummy in dem Auto sitze und mit einer steinharten Wand aus Realität zusammenpralle. Ich raffe mich jedoch immer wieder auf, in der Hoffnung, dass du vielleicht heute erwachen könntest und, dass du mich dann brauchen könntest. Doch ich will ehrlich sein, so sehr dein Erwachen auch mein Wille ist, so groß ist auch die Angst vor deiner Reaktion, die Angst vor deiner Ablehnung. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut, deshalb bitte ich dich, Sam, brich mir nicht das Herz. Gib uns eine zweite Chance, gib mir eine zweite Chance. In Liebe Jo Die letzten Worte waren verschmiert und auf dem ganzen Papier fanden sich Tropfen, die die Tinte leicht verwischt hatten. Jo musste geweint haben, als er die Zeilen für ihn geschrieben hatte. Als Sam genauer hinsah, bemerkte er die neuen feuchten Stellen auf dem Papier, erschrocken stellte er fest, dass ihm ebenfalls Tränen von den Wangen tropften und den Brief benetzten. --------------------------------------------------------------------------------------- Sooo~ dies ist vorerst das letzte Kapitel, denn ich fliege am Montag in den Urlaub... ...nach London! >.< Es wird dann am Sonntag noch ein Kapitel von YH geben^^ Und für alle, die es noch nicht gemerkt haben: Es gibt bereits eine Nebenstory zu dieser FF, sie heißt "What if..." und ich bin mir sicher, dass sie euch gefallen wird, also schaut doch mal rein!^^ *einfach mal davon ausgeht* lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. 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