Die "Wolfsmutter" von Mir_Rage ================================================================================ Kapitel 1: Ein Hauch von Flieder -------------------------------- Es regnete noch den ganzen Nachmittag und Abend bis in die Nacht hinein. Erst als sich am nächsten Morgen die Sonne über den Rand der östlichen Berge erhob, schob sie auch endlich die düsteren Wolken auseinander und langsam zeigte sich der blaue Himmel wieder. Von dem langen Regenschauer der vergangenen Tage zeugten nur noch die großen Pfützen und Lachen auf den ausgetretenen Wegen. Gerade spiegelte sich das Sonnenlicht noch in einer seichten Pfütze, da spritzte im nächsten Moment auch schon das Wasser in unzähligen Tropfen empor, weil jemand rasch über den Weg rannte. Wobei selbst „Rennen“ noch eine Untertreibung war. Ein regelrechter Wirbelwind sauste über den Pfad und wirbelte alles auf was ihm in die Quere kam. „Nun macht mal hinne oder braucht ihr heute wieder eine Extra- Einladung!“ Mit einem Ruck kam die Windhose zum Stehen und gab den Blick auf einen jungen Burschen frei. Mit mürrischer Miene verschränkter er die Arme vor der Brust und wippte ungeduldig auf und ab. Es dauerte etwas bis endlich der Rest des Wolfsrudels zu ihm aufgeschlossen hatte. Allen voran die beiden anderen Wolfdämonen. „Koga, was pesst du denn schon wieder so? Da hält ja keiner mit! Es ist ja noch nicht einmal sicher, dass Naraku ...“ „ER IST HIER!“ unterbrach der Leitwolf mit einem lauten Knurren. „Sein widerlicher, fauliger Gestank hängt über dem ganzen Tal. Dieses Mal... erwische ich ihn! Und wenn nicht ihn, dann diese verfluchte Hexe Kagura.“ Wütend ballte Koga die Hände zu Fäusten. Die schmerzhafte und entehrende Niederlage von damals, als er fast alle seine Freunde und Rudelbrüder verlor, brannte immer noch tief in der Seele des jungen Wolfsdämonen. Er konnte und wollte diese Schmach nicht länger auf sich sitzen lassen. Dieses Mal würde er diese verräterische Schlange in ihre Einzelteile zerlegen. Gott, allein den widerlichen Geruch in der Nase zu haben, bescherte ihm ... Einen wohligen Schauer!!?? WAS!!! Verärgert aber auch verblüfft blieb Koga stehen, die Augen ungläubig aufgerissen. Was war denn jetzt los! Das war ...doch nicht möglich! Aber es ließ sich nicht leugnen. Irgendetwas versetzte ihn in freudige Aufregung. Aber das konnte doch nicht wegen dieser Windhexe sein. Nein, niemals!! Natürlich versetzte die Hatz ihn immer in Aufregung. Aber das hier war anderes. Er... er freute sich!! „Hey, sagt mal...“ rief da eine Stimme von hinten „... könnt ihr das auch riechen? Das hab ich ja noch nie gewittert. Riecht komisch. Könnte ne Blume sein... aber die riechen doch nie sooo holzig, oder?“ „Hmmm! Also, wenn ich mich nicht irre, dann könnte das wilder Nachtflieder sein.“ ließ da Ginta verlauten. Wie Hakkaku war er stehen geblieben und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. „Ich habs zwar auch noch nie gewittert. Aber meine Großmutter hat mal gesagt, man findet den Indigoflieder nur sehr selten; wenn man ihn mal gerochen hat... dann vergisst man das nie. Er hat einen recht außergewöhnlichen Duft.“ „Huuh!“ Hakkaku warf seinem Rudelbruder einen ungläubigen Blick zu. „WAS!“ „Ich wusste ja gar nicht das du dich für Blumen interessierst!“ „Tu ich auch nicht!! Ich habe lediglich immer brav zugehört wenn meine Großmutter mir etwas erklärt hat!“ schnaubte Ginta eingeschnappt. „Warst wohl ihr kleiner Liebling, was?“ „Halt doch die Klappe!!!“ „Pff, zwing mich doch!“ So ging das noch einige Minuten heiter weiter hin und her. Die beiden Wolfsdämonen stichelten und foppten sich harmlos, kabbelten und zankten. Ihr Anführer hingegen hatte immer noch den Kopf im Wind. Immer wieder schnupperte Koga angestrengt. Ja, er war sich sicher! Das konnte nur... das war...! WUSCH „HEY Koga!“ Verblüfft fuhren Ginta und Hakkaku auseinander beziehungsweise wurden von der Windsbraut, die Koga hinter sich herzog einfach ins Gebüsch geworfen; als dieser mit Karacho an den beiden vorbeijagte. Völlig verdattert blickten die beiden Wolfsdämonen ihm hinterher. „Wo will der denn nun wieder hin? Das ist doch die falsche Richtung!“ „Frag mich mal was leichteres!“ Koga’ s Herz raste nicht minder als seine Füsse. Und trotzdem ging es ihm nicht schnell genug. Wenn er es gekonnt hätte, er wäre sogar geflogen! »Ich glaub es einfach nicht! Aber es kann nur ... Ich irre mich nicht! Der Duft ist sooo unverkennbar. Ich würde ihn immer und überall erkennen. Selbst heute... nach all den Jahren!! Aber warum jetzt?? Egal!!« Endlich hatte er die Fährte bis zu ihrem Ursprung zurück verfolgt. Zumindest fast. Ein kleiner Trampelpfad führte in eine Erdsenke hinab, wo sich eine kleine Höhle befand. Dort schien jemand sein Nachtlager aufgeschlagen. Ein heruntergebranntes Feuerchen glunzte halbherzig neben dem Höhlenloch. Sonst aber schien die Gegend verlassen zu sein. Aber über der ganzen Senke hing der Duft von Nachtflieder. Und zwar so deutlich als würde hier ein Busch davon in voller Blüte stehen. Koga war mit einem Mal stocksteif stehen geblieben. Urplötzlich war er unsicher geworden. Was wenn er... er sich doch irrte. Was wenn, es doch nicht... DONK! Kaum war ihm etwas mit voller Wucht von hinten gegen den Kopf geknallt, schloss Koga unfreiwillig Bekanntschaft mit dem Boden. Zornig schoss der Wolfdämon wieder in die Höhe und sah dieses Mal den Gegenstand noch rechtzeitig auf sich zufliegen. Flink war er dem heruntersausenden Stock ausgewichen und schlug in einer schnellen Drehung zu. „AUA!!“ „Was zum...“ Etwas erstaunt hielt Koga inne. Denn ehrlich gesagt, hatte er mit einem etwas größeren Kontrahenten gerechnet. Doch auf dem Boden vor ihm saß ein kleiner, schmächtiger Bengel, der sich nun greinend den Kopf hielt. Das dieser... Pimpf ihm so einfach eins überbraten konnte... war ein... ein Unding! Die kleine Rotznase konnte sich jetzt auf was gefasst machen!! Allerdings... man sollte sich nicht etwas prügeln, das kleiner und schwächer als man selbst war. Das verstieß einfach gegen den eigenen Stolz. WUTSCH!! „AUTSCH!“ Das hatte Koga nun von seinem Stolz. Prompt hatte der Bengel ihm den Stock gegen das Schienbein geschlagen. Mit zwei schnellen Sätzen war der Kurze an Koga vorbei und bezog vor der Höhle Stellung. „Verzieh dich!!“ knurrte der Kleine dann auch noch. Giftig stierte er zu dem Wolfsdämon auf. „Na warte, du kleiner Wicht! Das könnte dir so passen. Bisher hat jeder, der so übermütig war und mich herausgefordert hat, dran glauben müssen. Und glaub bloss nicht, das ich mich zurückhalten werde nur weil du ’ne halbe Portion bist!“ „WIIIIIIIIIIIIEEEE!“ Wütend funkelte der Junge Koga entgegen, dabei ließ er seinen Stock wild hin und her zischen. » Dieser kleine... Der muss doch sehen, dass er nicht die leiseste Chance gegen einen ausgewachsenen Wolfsdä... Moment mal!« Ob er’s nun wegen der Aufregung nicht bemerkt hatte oder schlicht und ergreifend nicht darauf geachtet hatte. Jetzt jedenfalls registrierte Koga es. „Na so was! Du bist ein Wolfsdämon!“ Tatsächlich umgab den kleinen Wicht dieselbe Aura wie Koga selbst. Der funkelnde Blick, markanter Geruch, spitze Ohren, selbst sein Wolfsschwanz lugte unter dem einfachen Kimono hervor. „Blitzmerker!“ giftete der Bengel ungerührt zurück. Er schien nicht im geringsten beeindruckt oder gar eingeschüchtert zu sein. Oder doch? Ja, ein Quäntchen Furcht konnte Koga’ s feine Nase ausmachen. Aber seine Angst schien nicht im selbst zu gelten, sondern vielmehr etwas das sich in der Höhle aufhielt. Der Junge stierte immer wieder über die Schulter zu dem Erdloch hinter sich. »Als ob er etwas beschützen wollte!« ging es dem Leitwolf durch den Kopf. » Oder jemanden!« Ein Gefühl, das ihm selbst recht vertraut war. Und der Duft nach Nachtflieder ließ eine alte Erinnerung aufsteigen. „Hör mal Kleiner, ich will nichts von dir! Ich bin nur hier, weil ich Yozora- neechan gewittert habe. Ist sie hier?“ „Oneechan?“ Mit einem Mal war der Junge total durch den Wind. Ungläubig ließ er den Stock sinken. „Ich wusste gar nicht das sie eine Bruder hat!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)