My Beloved Target von Night_Baroness (Gin&Rye-FBI VS. Black Organization) ================================================================================ Kapitel 10: Target ------------------ „Mist.“ Fluchte Calvados nun schon zum dritten Mal. Gin seufzte. Seit ungefähr zwei Stunden versuchte dieser Dilettant, der sich Computerexperte schimpfte, das Passwort der FBI-CD zu knacken. „Meine Geduld ist langsam am Ende, Calvados. Ich gebe dir noch exakt zehn Minuten. Wenn du es dann nicht auf die Reihe gekriegt hast, suche ich mir jemand anderen.“ Calvados blickte vom Bildschirm auf und warf ihm einen feindseligen Blick zu. Rye unterdrückte ein Grinsen. „Warum versuchst du es nicht selbst, Gin?“ Er sprach seinen Namen aus, als würde er ein giftiges Insekt bezeichnen. „Das ist nicht meine Aufgabe.“ Antwortete er schlicht, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ach ja, mir scheint, du interessierst dich seit neuestem für sehr Vieles, das nicht in deinen Aufgabenbereich fällt!“ Calvados sprang so hastig auf, dass er seinen Stuhl umstieß. Ohne ihn zu beachten, stürzte er mit wutverzerrtem Gesicht nach vorne und packte Gin am Kragen. „Du hast mit ihr geschlafen, du elender Mistkerl!“ Oh, darum ging es also. Anscheinend hatte Vermouth es doch nicht lassen können mit ihrer Eroberung anzugeben, oder viel mehr Rache dafür zu üben, dass er sie so ohne Weiteres auf Rye angesetzt hatte. „Calvados, lass den Scheiß.“ Knurrte Gin, der Calvados Hände mit einem Ruck von seinem Kragen löste. Dann klopfte er demonstrativ den Schmutz von seiner Jacke, so als wäre das alles, was Calvados Auftritt bei ihm zurückgelassen hatte. Ein bisschen Staub. Calvados starrte ihn einen Moment lang hasserfüllt an. Gin erwiderte seinen Blick voller Kälte und Verachtung. „Du solltest dich nicht auf Vermouths Spielchen einlassen, Calvados. Sie tut dir nicht gut.“ Gin lächelte höhnisch und drehte sich von Calvados weg. „Ich werde den Boss bitten sich den Code selbst einmal anzusehen. Vielleicht hat er ja mehr Erfolg als…“ In diesem Augenblick schlug Calvados zu. Die stahlharte Faust traf Gin direkt in den Nacken und ließ ihn nach vorne taumeln. „Was glaubst du, was du da tust?“ Zornig fuhr er herum, den beißenden Schmerz in seinem Nacken ignorierend. „Ich bring dich um!“ Brüllte Calvados, bevor er erneut auf ihn zustürzte. Er schien völlig von Sinnen zu sein. Gin richtete sich mühsam auf, um den Schlag zu parieren. Dann ging alles ganz schnell. Calvados holte zum Schlag aus. Rye sprang zwischen ihn und Gin und fing den Schlag in der Luft ab, er zog Calvados zu sich heran, nur um ihm dann ein Knie in den Bauch zu rammen. Anschließend landete noch sein rechter Ellenbogen in seinem Gesicht. Calvados sank bewusstlos zu Boden. Gin starrte zuerst verblüfft und wenig später verärgert auf seinen Retter. „Das wär doch nicht nötig gewesen.“ Spottete er, während Rye ihm eine Hand hinhielt. „Wieso nicht? Wir sind doch Partner, schon vergessen?“ Gin stieß seine Hand weg und stand allein auf. „Denkst du wirklich ich hätte deine Hilfe nötig? Ich brauche jemanden, von dem ich weiß, dass er meine Befehle ausführt und dass er mir nachts, wenn ich schlafe, kein Messer in den Rücken rammt. Ich brauche ganz bestimmt keinen Body Guard, also schmink dir diese Tour schon mal ab, Partner!“ Gin spuckte Rye dieses Wort regelrecht vor die Füße. Partner. Pah! Lächerlich. Er machte auf dem Absatz kehrt und herrschte aus dem Raum. Ein perfekter Abgang. Vermouth wäre vermutlich stolz auf ihn gewesen. Kurz bevor Gin das Zimmer verließ bemerkte er, wie Rye ein verdutztes Gesicht aufsetze. Was er allerdings nicht mehr bemerkte war, dass dieses Gesicht, sobald er weg war, ein wissendes Lächeln zierte. „Und glaubst du immer noch du kannst den Code vor mir knacken?“ Gin starrte wie vom Donner gerührt auf das Display seines Handys. „Du bist wieder bei Bewusstsein?“ Die Stimme am anderen Ende röchelte. „So sieht’s aus. Also, was ist?“ „Was soll das werden? Ein Wettbewerb?“ Calvados lachte ohne jede Freude. „Sie es als kleinen Wettkampf an und der Gewinner bekommt den Preis.“ Gin runzelte die Stirn, was Calvados natürlich nicht sehen konnte. „Welchen Preis?“ „Mach nicht auf ahnungslos. Du weißt worum es geht.“ Klack. Aufgelegt. Gin seufzte. Natürlich wusste er worum es Calvados ging. Vermouth. Was in aller Welt hatte dazu geführt, dass dieser Typ so besessen von ihr war? Geistige Behinderung oder Gedankenmanipulation? Einen Moment dachte Gin darüber nach Calvados einfach zu sagen, dass er keinerlei Interesse an Vermouth hatte, doch dann überlegte er es sich anders. Vielleicht sollte er diesen arroganten Möchtegern mal in seine Schranken weisen. Für einen Handlanger nahm er sich wirklich zu viel raus und außerdem würde er sich am Ende noch mehr ärgern, wenn schließlich herauskam, dass es ihm nie um Vermouth gegangen war. Armer, verliebter Trottel. Er griff nach der CD, die immer noch auf seinem Schreibtisch lag und schob sie in den PC. Ein kleines Kästchen mit der Überschrift Password erschien. Nachdenklich betrachtete er den Bildschirm. Welches Passwort würde ein FBI Agent wählen? Einen Zahlencode oder eher ein besonderes Codewort, das nur andere Agenten kannten? War die CD für alle Mitglieder des FBI bestimmt gewesen oder nur für Taylor selbst? Gin hoffte wirklich, dass der erste Fall zutraf, denn sonst hatten sie ein Problem. Keiner von ihnen hatte Taylor gekannt. Ein persönliches Passwort von ihm zu erraten war also ein Ding der Unmöglichkeit. Aber selbst wenn das nicht zutraf, würde das Ganze eine Menge Arbeit verursachen, so viel stand fest. Gin griff in seine Jackentasche und holte eine Zigarette heraus. Er zündete sie mit einem Streichholz an, das auf dem Tisch herumlag und blies den Rauch anklagend in Richtung des leeren Kästchens. Schließlich begann er damit ein paar FBI Codeworte einzugeben, die die Organisation bereits kannte. Ohne Erfolg. Vielleicht hatte es ja etwas mit dem Ort der Mission zu tun. Taylor hatte sich auf der Straße nach Beika befunden. Beika. Wieder falsch. Gin tippte die englische Schreibweise ein. Baker. Wie zu erwarten tat sich nichts. Auch mit sämtlichen Kombinationen mit Beika und Baker tat sich nichts. Tokyo. Japan. Nippon. Keine Reaktion. Ein Zahlencode? Auch die Postleitzahl von Beika ergab nichts. Seufzend ließ Gin sich in den Stuhl zurücksinken und drückte seine Zigarette aus, nur um sich gleich eine neue anzustecken. Calvados hatte schon so viele Dinge ausprobiert, die naheliegender waren. Obwohl er es nicht gerne zugab, gingen ihm nun langsam die Ideen aus. Was, wenn Taylor einen Code gewählt hatte, den sie nicht knacken konnten? Sie hatten schon alle Programme zum entschlüsseln von Passwörtern ausprobiert. Nichts half. Also blieb ihnen nichts anderes übrig als zu raten. Aber wie sollte man raten, wenn der Kopf sich einfach nur leer anfühlte? Genau so leer wie dieser verdammte Kasten. „Und, hast du die Lösung schon gefunden?“ Rye trat lautlos hinter ihn und beugte sich über seine Schulter, um den Bildschirm besser sehen zu können. „Du schon wieder.“ Gin warf ihm einen wenig begeisterten Blick zu. „Hey, keine Sorge, ich werde dir schon nicht im Weg um gehen. Versprochen.“ Er griff nach einem Apfel, der in der Obstschale neben dem PC lag und biss hinein. Warum zum Teufel stand da überhaupt so eine dämliche Obstschale rum? Gin wusste selbst nicht, warum diese Kleinigkeit ihn auf einmal nervte. Wahrscheinlich übertrug er seine Wut auf dieses Programm einfach auf einen Haufen Äpfel und Bananen. „Vielleicht hat das Passwort ja etwas mit der Mission zu tun, mit dem Ziel oder einem Ort.“ „Stell dir vor, darauf bin ich auch schon gekommen. Von Tokyo bis Beika hab ich alles ausprobiert.“ „Und das Ziel?“ Schwarze Organisation. Schwarz. Schwarze Männer. Verbrecher. Hinterhalt. Schützen. „Das bringt doch nichts.“ Knurrte Gin frustriert. „Es ist bestimmt ein gottverdammter Zahlencode.“ „Das glaube ich nicht.“ Gin sah ihn überrascht an. „Warum nicht?“ „Taylor hat diese CD doch vom Chef des FBI erhalten, oder nicht? Und wenn du dir die Hülle genau aussiehst erkennst du eine arabische Eins in der rechten unteren Ecke. Deshalb gehe ich davon aus, dass es mehrere CDs geben muss, die an die anderen Agenten verteilt wurden. Der Chef wird wohl kaum mit allen ein eigenes Passwort ausgemacht haben, weshalb alle das Gleiche haben müssen.“ „Es kann trotzdem ein Zahlencode sein.“ Gin wirkte wenig überzeugt. „Wohl kaum. Ein kurzer Zahlencode, den man sich leicht merken kann, wäre zu riskant gewesen, da er leicht zu knacken ist. Ein langer Zahlencode hingegen ist schwer zu behalten. Natürlich hätten sie einen solchen auswendig lernen können, aber ich glaube nicht daran. Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass es ein Wort ist. Eine Art universales Codewort, dass sie für alle Daten, die mit diesem Fall zusammenhängen verwenden.“ „Es bleibt uns auch nichts Anderes übrig. Wenn es ein Zahlencode ist haben wir verloren.“ „Ja.“ Rye ließ den Rest seines Apfels mit einem gezielten Wurf im Mülleimer verschwinden. „Dann haben wir verloren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)