My Beloved Target von Night_Baroness (Gin&Rye-FBI VS. Black Organization) ================================================================================ Kapitel 12: Mirror ------------------ Ungeduldig klopfte Gin mit den Fingern auf die Tischplatte, während er nun schon die sechste Zigarette rauchte. Weder vom Boss, der nun im Besitz der FBI-Liste war, noch Vermouth, die nun schon seit Tagen Rye schöne Augen machte, gab es irgendwelche neuen Informationen. Dieser hatte sich nebenbei bemerkt auch schon eine ganze Weile nicht mehr blicken lassen. Wieso machte hier eigentlich niemand seine Arbeit? Gin lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen, um die FBI-Agenten zu überprüfen und am besten gleich auszulöschen. Aber ohne einen Befehl war da nichts zu machen. Außerdem wurde er, je mehr er über diese Sache nachdachte, skeptischer. Taylor war kein Amateur gewesen, nach allem, was er über ihn gehört hatte, hatte er den Ruf genossen, ein äußerst gerissener Agent zu sein. Jemand, den man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Und so jemand wurde nun einfach so erschossen? Obwohl er eigentlich damit rechnen müsste, dass die Organisation hinter ihm her war? Spätestens die Sache mit Cooper hätte ihn alarmieren müssen. Irgendwas war faul an der Sache…Die Türklingel surrte. Gin drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und betrachtete seufzend die aufsteigenden Rauchschwaden. Da der Boss nicht klingelte, konnte das wohl nur Vermouth sein. Hoffentlich brachte sie wenigstens gute Neuigkeiten, wenn sie es schon wagte, ihn zu stören. „Hey, hast du geschlafen oder was?“ Vermouth stemmte die Arme in die Hüfte und sah in missbilligend an. „Reg dich ab.“ Er zog die Tür hinter ihr zu und ging zurück ins Wohnzimmer. „Niemand kann etwas für deine Ungeduld oder deine ewigen Launen.“ Sie ignorierte ihn und zündete sich stattdessen eine Zigarette an. Was war denn mit ihr los? Hatte sie am Ende ein Anti-Aggressionstraining besucht? „Also gut. Ich erwarte Informationen von dir.“ Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und sie zog die ordentlich gezupften Brauen zusammen. Das war es also mit der inneren Ruhe. „Das mit Rye war doch wohl ein Scherz, oder? Da bist du ja noch einfacher rumzukriegen. Der Typ ist eindeutig entweder Mönch oder schwul!“ Gut, dass diese Frau nicht von sich überzeugt war. „Du meinst, du bist nicht an ihn rangekommen?“ „Tja, er hat mir mehr als deutlich gesagt, dass er nichts von mir will. Er vernascht lieber ein kleines Spionagemäuschen.“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Oh je, da war wohl ihr Stolz angeknackst. Gin sah sie prüfend an. „Und wer ist dieses Spionagemäuschen?“ Vielleicht konnte er es ja für sich ausnutzen, dass Rye sich anscheinend für ein niederes Organisationsmitglied interessierte. „Akemi Miyano. So eine unscheinbare Studentin, die manchmal für uns Nachforschungen anstellt.“ Ihr Gesicht wurde noch finsterer, sofern das überhaupt möglich war. „Echt die Tante ist ein totales Mauerblümchen und sieht neben mir aus wie ein Gespenst. Dieser Rye hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ „Ja, ich kann ihn wirklich nicht verstehen.“ Hätte nicht Brandgefahr bestanden, hätte Vermouth für diese tiefe Ironie, sicherlich die Zigarette nach ihm geworfen. „Das ist nicht komisch.“ Knurrte sie ärgerlich, als sie sein Lächeln bemerkte. „Und was machen wir jetzt?“ „Du willst doch nicht aufgeben, oder?“ Gin beugte sich zu ihr hinüber. „Spann ihn dieser Akemi aus. Es ist ein zu hohes Risiko für mich, sie zu benutzen um ihn auszuspionieren. Du weißt, wie ich es hasse, wenn meine Untergeben nicht hundertprozentig loyal sind.“ „Deshalb auch dein ständiges Misstrauen gegenüber Rye, weil er es wagt seinen eigenen Kopf zu haben.“ „Hältst du mich allen Ernstes für so einfach gestrickt, dass es mir nur um Ryes Alleingänge geht? Nach der Logik lägest du schon längst unter der Erde. Ich glaube nur immer noch, dass er ein N.O.C. ist, das ist alles.“ „Pah.“ Spott blitzte in ihren blauen Augen. „Du kannst mir erzählen, was du willst.“ Ihr Gesicht kam seinem noch ein wenig näher. „Das was dich an Rye stört ist, dass er dich ohne Probleme ersetzen könnte. Er ist in allem mindestens genauso gut wie du, wenn nicht gar besser und das wurmt dich, oder etwa nicht?“ Gin schwieg. Die Vorstellung Vermouth könnte richtig liegen, war einfach zu lächerlich. Natürlich wusste er, dass dieser Punkt sicherlich dazu beigetragen hatte, dass er Rye nicht mochte, aber sein Verdacht nahm doch den größten Teil seiner Missgunst ein. „Also gut, wie du meinst, du Sturkopf. Ich soll mich also weiterhin an Rye ranmachen?“ „Es zumindest versuchen. Wenn es nicht klappt, dann schnüffel ihm wenigstens ein bisschen hinterher, überwache jeden Schritt den er und diese Akemi tun.“ „Na gut.“ Sie erhob sich und vergaß es dabei ganz zufällig den kurzen Rock glatt zu streifen. Er tat, als würde er es nicht bemerken. „Ich werde dann mal Mäuschen spielen gehen, aber erwarte nicht zu viel.“ Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Zweifellos eine clevere Strategie. Gin betrat die Bar und sah sich suchend nach Rye um. Er hatte behauptet, er müsse ihn treffen, um über die Liste der FBI-Agenten zu sprechen. In Wirklichkeit jedoch hatte er vor, die Informationen zu bekommen, die Vermouth vergeblich aus ihm herauszukitzeln versuchte. Gin setzte sich an die Bar und bestellte einen Whisky. Hoffentlich würde Rye ihn nicht zu lange warten lassen. „Hey.“ Rye ließ sich lässig neben ihm auf einen Barhocker plumpsen und winkte dem Barkeeper. „Okay, was hat der Boss gesagt? Haben wir einen Auftrag?“ Gin lächelte und nahm einen Schluck von seinem Whisky, um die Spannung zu steigern. „Tut mir leid, aber das war bloß eine Finte, um dich herzulocken.“ Rye zog eine Augenbraue hoch und sah ihn verwundert an. „Ach? Und was soll das hier dann werden? Willst du mir Gift in den Drink tun und mich irgendwo hinter dieser Kneipe verbuddeln?“ Er lachte und nahm einen Schluck von seinem Scotch, den der Barkeeper gerade gebracht hatte. „Keine schlechte Idee.“ Gin zündete sich eine Zigarette an. „Lass mich raten. Du vertraust mir nicht und willst mich ausspionieren. Alle Achtung, so viel Eigeninitiative hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Gin verkniff sich einen Kommentar. Er würde nun wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen müssen, wenn er etwas aus Rye herausbekommen wollte. „Ich habe gehört du triffst dich mit einer Informantin.“ Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Rye lächelte vergnügt, ihm schien das Ganze unheimlichen Spaß zu machen. „Ich nehme mal an, das hat dir dein kleines, blondes Vögelchen gezwitschert.“ Gin seufzte. „Du hast also bemerkt, dass ich sie auf dich angesetzt habe?“ „Tja.“ Er zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. „Sagen wir einfach, dass sie ihrem guten Ruf als Schauspielerin nicht gerecht wird.“ „Ja mitunter ist sie recht einfach zu durchschauen, zumindest wenn es nicht um ihre Attentats- oder Verschwörungspläne geht. Aber lenkt nicht vom Thema ab.“ „Ich habe Akemi vor ungefähr einem halben Jahr kennen gelernt. Sie hat mich damals…äh…angefahren.“ Selbst Gin war jetzt einen Moment lang sprachlos. „Sie hat dich mit dem Auto angefahren?“ „Genau. Im Krankhaus haben wir uns dann unterhalten. Sie hatte so große Schuldgefühle, dass sie mich unbedingt auf einen Kaffee einladen wollte.“ Gin grinste spöttisch. „Wie romantisch.“ Rührend. Es gab also doch diese schrecklich langweilige FSK-12-Liebe, die sich in jedem dritten Hollywoodschmachtfetzen fand. „Dann seid ihr also schon sechs Monate lang zusammen?“ Gin warf ihm einen prüfenden Blick zu. Als hätte Rye seinen Gedanken erraten, verhärteten sich plötzlich seine Gesichtszüge. „Ich hoffe für dich, dass du nicht darüber nachdenkst, sie über mich auszuquetschen. Sie wird dir nicht das Geringste verraten können, da wir, wenn wir uns treffen, nie über die Organisation reden.“ „Keine Angst. Das Mädchen interessiert mich nicht. Wenn du wirklich ein Verräter bist und sie liebst, dann wärst du doch wohl nicht so blöd, ihr die Wahrheit zu sagen. Immerhin kann man nach nur einem halben Jahr auch noch nicht wissen, wem man trauen kann, und wem nicht.“ „Du wirst schon sehen.“ Rye erhob sich langsam. „Nach unserem nächsten Auftrag wirst du keinen Zweifel mehr daran haben, dass du mir trauen kannst. Denn dann werde ich sämtliche FBI-Agenten, die sich momentan in Japan aufhalten, das Licht ausgeblasen haben.“ Gin grinste und erhob sich ebenfalls. „Das hoffe ich für dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)