My Beloved Target von Night_Baroness (Gin&Rye-FBI VS. Black Organization) ================================================================================ Kapitel 15: Hint ---------------- „Sind das alle, die auf der Liste waren?“ Metaxa blickte mit ihrem typischen grimmigen Gesichtsausdruck auf den riesigen Bildschirm, der den größten Teil der gegenüberliegenden Wand des Besprechungsraums einnahm. Gin warf ihr einen genervten Blick zu. Er mochte sie nicht sonderlich. Metaxa war eine kleine, aber kräftig gebaute Japanerin, deren Spezialgebiet sämtliche Nahkampfkünste waren. Wenn man jemanden kurzfristig ausschalten musste, war sie die Richtige für den Job. Trotzdem vermied es Gin mit ihr zu tun zu haben. Sie erinnerte ihn an einen wütenden Gorilla der alles, was in seinen Weg kam niedermähte. Neben ihr saß Kir, ein Organisationmitglied, mit dem er bisher noch nie zu tun gehabt hatte. Alles, was er über sie wusste war, dass sie in Wirklichkeit die Nachrichtensprecherin Rena Mizunashi war und dass sie ihren Platz in der Organisation und sein Vertrauen wirklich verdient hatte. Das konnte jeder bestätigen, der ihre Geschichte kannte. Als sie seinen Blick bemerkte, deuteten ihre Lippen ein Lächeln an. „Anscheinend sind wir ihnen nur dreizehn Agenten wert, aber das macht es nur einfacher für uns.“ „Solche Idioten.“ Metaxa setzte ein gehässiges Grinsen auf, das ihr Gesicht, welches eine lange Narbe verunzierte, merkwürdig verzerrte und es wie eine skurrile Maske aussehen ließ. „Also, was hat der Boss genau gesagt? Jetzt rück schon raus damit!“ Calvados, der wie immer die Ungeduld in Person war, klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. Er wirkte noch gereizter als sonst, was wohl auch daran liegen könnte, dass Vermouth direkt neben Gin saß. Gin ließ sich davon jedoch nicht sonderlich beeindrucken. Vermouth hatte sich in letzter Zeit nicht als sonderlich nützlich für ihn erwiesen, also brauchte er sie erst einmal nicht mehr. Sollte sie doch die Beleidigte spielen und zu ihrem Calvados kriechen. Wen kümmerte das schon? „Er hat mir in seiner Nachricht mitgeteilt, dass wir uns in drei Zweiergruppen die höchstrangingen Agenten vornehmen und sie genau unter die Lupe nehmen sollen. Der Boss ist sich noch nicht hundertprozentig sicher, ob die Liste echt ist, weshalb äußerste Vorsicht geboten sein muss. Ein falscher Schritt und ihr seid Gefangene. Was dann von euch erwartet wird ist hoffentlich klar, oder?“ Er warf einen prüfenden Blick in die Runde, welcher auf unterschiedlichste Weise erwidert wurde. „Schon verstanden.“ Kir erhob sich langsam. „Jeder von uns ist sich darüber im Klaren, dass das Wohl der Organisation über unser eigenes geht.“ Gin lächelte „Gut.“ Die Gruppen sehen folgendermaßen aus: „Kir und Metaxa, ihr beschattet die einzige weibliche Agentin, Anne Fox, Calvados und Vermouth, ihr lenkt eure Aufmerksamkeit auf Cody Brynes und Rye…“ Rye hob den Kopf von den Unterlagen die vor ihm lagen und hob eine Augenbraue. „Ja?“ Gin knirschte zwar mit den Zähnen, entschloss sich dann aber doch dazu sein offenkundiges Desinteresse zu ignorieren. „Du und ich kümmern uns um den Ko-Leiter dieser Mission, Mike Stevens.“ „Warum wurden eigentlich gerade diese Organisationsmitglieder ausgewählt, um die Agenten zu überprüfen?“ Sie saßen zusammen in Gins Porsche und fuhren in Richtung der Präfektur Nagano, wo sich Stevens an diesem Tag aufhalten sollte. „Wie meinst du das?“Er griff nach dem Anzünder, um sich eine Zigarette anzuzünden. „Vielleicht sollte ich mich anders ausdrücken. Wie trifft der Boss seine Auswahl für wie diese?“ „Wie wohl?“ Rye beobachtete ihn aufmerksam, seine Augen, deren Farbe im Licht zwischen hellem Sommerlaub und tiefdunklem Moos variierten, verrieten keinen seiner Gedanken. Nicht einmal Gin konnte sagen, ob er ihn fragte, weil er es wirklich nicht wusste, oder nur, um etwas zu testen. „Loyalität.“ Rye lächelte, wodurch sich seine Augen aufhellten. „Eine kluge Entscheidung. Ein Agent kann noch so gut sein, solange man ihm nicht vertrauen kann, ist er wertlos. Denn im entscheidenden Moment, wenn es um Leben und Tod, um Sieg oder Niederlage geht, muss man sich absolut sicher sein.“ Er lehnte sich gemütlich zurück und blickte aus dem Fenster, vor dem die Bäume in der blutroten Abendsonne vorbeizogen. „Das erinnert mich ziemlich an deine Einstellung, wenn ich ehrlich bin. Du und der Boss, ihr ähnelt euch in vielen Dingen.“ „Soll ich mich jetzt etwa geschmeichelt fühlen?“ Erwiderte Gin spöttisch, während er den Wagen in die passende Ausfahrt lenkte, an der groß das jährliche Herbstfest angepriesen wurde. Anscheinend wollte Stevens dort einen Informanten treffen. Dass er dies so weit abseits von Tokyo tat, zeigte nur, wie vorsichtig er war. Wie schade nur, dass dir deine Vorsicht nichts nützen wird, dachte Gin. Wir sind dir nun mal einen Schritt voraus. „Es ist schon merkwürdig, oder? Keiner von uns hat den Boss je getroffen und trotzdem vertrauen wir ihm. Ich meine, hast du dich nie gefragt, was hinter alledem steckt?“ Gin sah in überrascht an. „Wofür hältst du mich? Denkst du wirklich ich laufe blind irgendjemandem hinterher, dessen Pläne und Ideale mir völlig unbekannt sind und hoffe dabei, irgendwie an Profit zu gelangen? So naiv bin ich nicht. Ich habe gute Gründe für diese Organisation zu arbeiten und ich hoffe, die hast du auch.“ „Dann hast du ihn also schon einmal getroffen?“ Dieser Rye ließ einfach nicht locker. Gin seufzte. „Halt dich aus Sachen raus, die dich nichts angehen und mach einfach deinen Job. Allerdings solltest du, während du ihn machst immer bedenken, dass ich in deinem Nacken stehe, die Pistole im Anschlag.“ Ungefähr eine Viertelstunde später erreichten sie Shuka, die kleine Stadt, in der das Herbstfest stattfinden sollte. Gin stellte den Wagen an einem nahe gelegenen Parkplatz ab und versteckte sich dann möglichst unauffällig bei der dem Parkplatz gegenüberliegenden Häuserfront. Wie praktisch, dass sie bereits Wanzen in Stevens Wohnung installiert hatten und somit wussten, dass er um acht Uhr abends ankommen wollte. Somit blieb ihnen noch eine halbe Stunde Zeit, bis sie sich endlich an seine Fersen heften konnten. „Vertraust du ihnen?“ Fragte Rye nach einer Weile in die Stille hinein. „Wem?“ Gin drehte sich zu ihm um. „Den anderen Mitgliedern, die der Boss ausgewählt hat.“ „Wenn du dich selbst einschließt, dann nein, nicht allen.“ Rye verdrehte die Augen. „Ich denke, diesen Punkt haben wir bereits ausreichen diskutiert. Aber was ist mit den anderen? Metaxa, Kir, Calvados und Vermouth? Warum bist du dir so sicher, dass sie dich und die Organisation niemals verraten würden, ich aber schon?“ Er kam ein wenig näher und sah ihm prüfend in die Augen. Gin verzog keine Miene. „Was soll das werden? Wenn du den Verdacht auf jemand anderen schieben willst, dann ist das in jedem Fall erfolglos.“ „Ach ja?“ Da war schon wieder dieses geheimnisvolle Lächeln auf Ryes Lippen, dass Gin das Gefühl gab, er könnte ihn irgendwie durchschauen, so als besäße er eine merkwürdige Art von Magie, die es ihm erlaubte, etwas zu sehen, was andere nicht sahen. „Und warum, wenn ich fragen darf?“ „Vermouth war jahrelang meine Partnerin und ich hätte es sicher bemerkt, wenn sie mich hintergeht. Calvados würde die Organisation schon deshalb niemals verraten, weil seine geliebte Vermouth ein Teil von ihr ist. Außerdem sind durch seine Waffen- und Computerkenntnisse seine Aufstiegschancen zu hoch, als dass er sie einfach aufgeben würde und Metaxa ist ein durchtriebenes Miststück, dem es nur darum geht, möglichst schnell und widerstandslos aufzusteigen und sich dabei die Taschen zu füllen. Die Organisation gibt ihr viel zu viel, um sie einfach aufzugeben, das wäre einfach nicht ihr Stil.“ „Und was ist mit Kir? Du hast doch noch nie mit ihr gearbeitet, oder?“ Was sollte das werden, ein Verhör oder eine schlechte Quizshow? Gin beschloss erst einmal mitzuspielen. Vielleicht machte Rye ja einen Fehler, wenn er sich in Sicherheit wiegte. „Da hast du Recht, allerdings habe ich trotzdem fast das größte Vertrauen in sie.“ „Und warum das?“ Neugierde funkelte in Ryes Augen, die mit dem Sonnenuntergang immer dunkler wurden. „Sie hat schon einmal einen N.O.C. entlarvt. Es war vor circa fünf Monaten. Sie verfolgte damals ein Organisationsmitglied, das ihr verdächtig vorkam. Dieser Verdacht bestätigte sich dann schließlich, als er sie in einen Hinterhalt lockte, angriff und verhörte. Doch sie verriet nichts über die Pläne der Organisation, sondern überwältigte ihn stattdessen, indem sie ihm in die Hand biss und richtete ihn dann mit seiner eigenen Pistole hin, so wie es dieser elende Hund verdiente.“ „Was für eine schöne Geschichte. Ich nehme mal an, du hast dasselbe Schicksal für mich geplant?“ Auch dieser Gedanke löste bei Rye keine Furcht aus. Unerschütterlich wie eh und je lehnte er an der grauen Hauswand, während der sommerliche Abendwind mit seinen langen Haaren spielte und die rot glühende Sonne, die nun schon fast völlig hinter dem Horizont verschwunden war, sein Gesicht in reines Gold tauchte. „Was ist?“ Gin blinzelte. „Nichts. Achte auf den Parkplatz, Stevens könnte jeden Augenblick auftauchen.“ Gins Stimme klang nicht so ruhig wie er es beabsichtigt hatte, im Gegenteil, sie zitterte fast vor Wut. Was zur Hölle machte dieser Rye mit ihm? Warum hatte er nur die ganze Zeit das Gefühl, dass er mit ihm spielte? Diese unbeugsame Souveränität, die Ryes ständiger Begleiter war...Er fühlte sich ihm zweifellos überlegen, genauso, wie er sich ihnen allen überlegen fühlte. Er war wie ein Wolf im Schafspelz, der mitten in der Herde stand und nur darauf wartete, sich das schönste Schaf als Beute herauszusuchen. Wie die Sonne, die nun völlig verschwunden war, war Gins Zorn etwas anderem gewichen. Kälte. Er würde diesen Rye nicht gewinnen lassen, nein, er würde ihm das wegnehmen, worauf er sich am meisten stützte: Seine Fähigkeit Menschen und Situationen perfekt einzuschätzen. Vorsicht Rye, dachte er, mit einem eiskalten Lächeln auf den Lippen, du bist nicht der einzige, der ein gefährliches Spiel spielen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)