My Beloved Target von Night_Baroness (Gin&Rye-FBI VS. Black Organization) ================================================================================ Kapitel 18: Moonlight --------------------- „Ich fürchte dein Freund wird nicht kommen.“ Wenn die Frau überrascht darüber war, dass er sie ansprach, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Als sie hinter der großen Kiefer hervortrat, die ihr bis jetzt als Versteck gedient hatte, wirkte sie völlig entspannt. Gin meinte sogar eine Spur der gleichen Überheblichkeit in ihrem Blick zu sehen, die Rye sonst so gerne zur Schau trug. „Falls das eine Anmache sein sollte, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich schon kreativere Sprüche gehört habe.“ Gins Mund verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen, während er seine Waffe so weit aus der Manteltasche zog, dass die junge Frau sie sehen konnte. „Du wirst jetzt langsam rückwärtsgehen und zwar so lange, bis ich dir sage, dass du stehen bleiben sollst, verstanden?“ Die goldbraunen Augen hinter den eckigen Brillengläsern funkelten im schummrigen Licht der Straßenlaterne. Sie hat irgendeinen Plan, dachte Gin. Sonst wäre sie wohl kaum so ruhig. Er begab sich innerlich in Habachtstellung. Mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen begann sie langsam Schritt für Schritt tiefer in den Wald zu gehen. „Du erwähntest etwas über meinen Freund.“ Sie betonte das Wort merkwürdig und zog es etwas in die Länge, sodass es wie etwas besonders Absurdes und Amüsantes wirkte. „Verzeih mir. Ich meinte natürlich Arbeitskollege, oder wie nennt ihr das beim FBI?“ „Du hältst dich für wahnsinnig clever, oder? Kein Wunder, wenn man solange irgendeinen Mist macht und dabei nicht von der Polizei drangekriegt wird, muss man ja zwangsläufig eine gewisse Arroganz entwickeln.“ Sie ging immer noch rückwärts, wohl bedacht nicht über das verworrene Wurzelgeflecht oder vereinzelte Steine zu stolpern. „Pah. Dir scheint ja nicht viel an deinem Leben zu liegen.“ Er nahm die Waffe nun vollends aus der Tasche und richtete sie auf die Agentin. „Sonst würdest du deine Identität nicht sofort zugeben und somit dein armseliges Schicksal besiegeln.“ Sie blieb stehen. „Ach ja, dein Kollege ist übrigens tot. Wie’s aussieht hat sich dein echter Lover wohl hintergangen gefühlt und hat ihn kurzerhand abgeschlachtet. Aber da du uns die ganze Zeit beobachtet hast, gehe ich davon aus, dass du das bereits weißt.“ Mit einem Seufzer lehnte sie sich an den Baum hinter ihr. Gin ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen. So wie er sie einschätze, würde sie sich auf keinen Fall einfach erschießen lassen. Aber wie gedachte sie zu fliehen? Er musste zugeben, dass er durchaus gespannt auf den lächerlichen Versuch war, den sie mit ziemlicher Sicherheit in Kürze abliefern würde. „Yosuke ist ein Trottel. Hätte er einfach mit mir geredet, hätte ich eben behauptet, er sei mein Vater und die Sache wäre erledigt gewesen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber so sind Männer nun mal, bevor sie anfangen zu denken, ist es meistens schon zu spät.“ Irgendwie erinnerte diese Frau ihn an Vermouth. Sowohl vom äußeren Erscheinungsbild, das, wie ihm jetzt auffiel, davon zeugte, dass zumindest ein Elternteil ausländischer Herkunft war, als auch durch ihre scheinbare Kühle und das berechnende Wesen, das sie wie eine schwammige Aura umgab. „Wahrlich ein tragisches Missverständnis. Genauso tragisch wie die Tatsache, dass du mir ihr in die Falle gegangen bist. Aber da ich heute meinen großzügigen Tag habe, will ich dir einen Ausweg bieten.“ Sie hob die Augenbrauen, was Gin allerdings nur noch undeutlich erkennen konnte, da nur wenig Licht durch das dichte Astwerk der Bäume kam. „Von was für einem Ausweg sprichst du?“ „Machen wir es kurz. Ich weiß, dass es einen N.O.C. in der Organisation gibt.“ „Tatsächlich?“ Erwiderte sie spöttisch. „Um das zu erfahren, was wir wissen wollen, brauchen wir momentan nur einen Agenten in unserer Gewalt. Das heißt, dass es reichen würde den N.O.C. in Gewahrsam zu nehmen. Dich könnten wir dann vorerst ohne Probleme laufen lassen.“ „Wer sagt mir, dass du mich nicht erschießt, sobald du einen Namen hast?“ Ihre Augen funkelten misstrauisch wie die einer Katze. „Ich hasse Verräter mehr als alles andere. Irgendwelche Agenten oder ihre Kontaktmänner spielen keine Rolle, solange sie es nicht wagen der Organisation zu nahe zu kommen. Außerdem bin ich der einzige, der weiß, dass du hier bist. Das heißt, dass du mir den Namen gefahrlos geben kannst und erst einmal nichts Weiteres von uns zu befürchten hast, da von nun an er unser Ziel sein wird.“ „Verstehe.“ Sie lächelte geheimnisvoll, was ihr im Mondlicht ein unheimliches Aussehen verlieh. „Du hast also bereits eine Ahnung wer es sein könnte.“ „Das nützt mir aber nichts. Ich brauche den Namen, sofort.“ Gin richtete die Waffe direkt auf ihren Kopf, den Finger bereits am Abzug. Närrin, dachte er. Sobald ich den Namen habe, puste ich dir die Birne weg. In diesem Moment heulte die Sirene des Polizeiwagens auf, der sich dem Tatort näherte. Für den Bruchteil einer Sekunde war Gin abgelenkt und blickte in Richtung des Festgeländes, um zu sehen, ob Rye so schlau gewesen war, sich davonzumachen. „Wenn man einen Kreis aus einem anderen Winkel betrachtet, kann sich herausstellen, dass es sich dabei in Wahrheit um einen Zylinder handelt. Es ist alles eine Frage des Blickwinkels.“ „Was…?“ Gin drehte sich wieder zu ihr um, nur um seine Waffe auf den Stamm einer alten Tanne zu richten. Wie zum Teufel war das möglich? Nirgends war eine Spur der Agentin zu sehen, nur das Echo ihrer sonderbaren Worte hing noch in der kühlen Herbstluft. Es war fast, als wäre sie niemals da gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)