Blutgeschichten von Featherfin_cosplay (angehaucht wahnsinnige Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 1: Rosenkranz --------------------- Rosenkranz Ein Gähnen.Sie hatte wiedermal nichts zu tun. Die Uhr im Hinterzimmer gab ein gleichmäßiges Ticken von sich, dass sich ab und zu mit dem staksigen Klackern der hochbesohlten Damen mischte, die an der geöffneten Tür geschäftig vorbeieilten. Die unebenen Pflastersteine machte es ihnen wohl sehr schwer ihren schicken Gang so lässig wirken zu lassen, wie es beabsichtigt war. Ein Lächeln. Sie gluckste still vor sich hin. Mitleid müsste man eigentlich mit ihnen haben, bemühen sich so sehr beachtet zu werden und den modischen Normen zu entsprechen, dass sie jegwede Strapazen auf sich nehmen. Verrückt. Ihre suchenden Hände hatten inzwischen eine befriedigende Beschäftigung gefunden. Wie so oft machte sie sich an einen Blumenkranz. Also ob ihr Blumenladen nicht schon überfüllt mit ihren grazilen Werken wäre. An den Wänden hingen sie. Hübsch aufgehängt, ohne genaue Ordnung. Bei ihr hatte nie etwas eine wirkliche Ordnung. Die Blumenringe beruhigten sie, es war als wäre man von hundert schützenden Augen umgeben, die einen mit ihrem Duft betörten, mit ihren Anblick unterhielten und mit ihren Ranken umarmten. Sie bewahrten sie vor der Einsamkeit. Ein Klingeln. Ein Kunde hatte die Blumenhandlung betreten. Er zerstörte die Harmonie zwischen ihr und ihren Kränzen. Zerstörte ihre Verbindung zu den stetigen, stillen Wächtern. Er brachte die kalte, tote, graue, blinde, zu beschäftigte, fremde Welt in ihr Reich. Doch er brachte auch Geld. Sie bemühte sich den Kunden höflich anzulächeln. Ein breitschultriger Mann. Er kam hinein ohne ein Geräusch zu verursachen, wenn man auf das automatische Klingeln der Anlage über der Ladentür absah. Seine Schritte verursachten keinen fremden Laut in ihrer Welt. Als würde er über dem eigentlichem Boden schweben, wie auf Mondstaub laufend. Auf leisen Sohlen wehte er in den Raum. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, sie legte den Kopf schief, als könnte sie dann besser sehen. Auch wenn es kein sommerlicher Tag gewesen war, schien die Sonne in diesem Moment so grell durch die Ladenscheiben, dass es sie blendete und das, sowieso von einer schwarzen Basecap halbverdeckte, Gesicht vernebelte. Wie ein dunkler Schatten vor dem Lichte schob er sich in den Laden. An aufwändig arrangierten Vasen vorbei, glitt er wie eine Schlange auf den Tresen zu. Obwohl er sich um das Grün herumwinden musste, hatte sie nicht das Gefühl er bewege seinen Körper. Wie erstarrt blickte sie mit großen Augen der gespenstischen Gestalt entgegen. Sie konnte sich nicht rühren, weder blinzeln, noch eine Sekunde die Aufmerksamkeit von seinem unsichtbarem Gesicht nehmen. Das Licht wurde heller je näher er kam, umso unschärfer wurde er. Kurz dachte sie aus den Augenwinkeln wahrzunehmen, dass er eine braune Lederjacke trug und kohlschwarze Turnschuhe. Ein erstickter Laut. Schatten unter seinen Schuhen. Schatten um ihn herum. Ein Schatten der nun unmittelbar vor ihr stand. Ein Schatten der seinen Mund zu einem irren Grinsen verzog, ein irrer Eindruck, den sie mehr fühlte als sah. Sie war vom Schatten geblendet. Ein Röcheln hallte in ihrem Kopf wider, als er den Mund öffnete. Sein Schlund war wie eine bodenlose Gruft, durch die der Winterwind jagte. Ein Schatten. Ein Schatten, der ohne einen Laut, ohne eine Bewegung nach ihrem Herzen griff. Wie in Zeitlupe spürte sie es und die Luft entwich ihr, wurde grau, wie ein Schatten. Ein Klingeln. Der Laden wurde verlassen. Die Wächter schauten tot aus ihren Kränzen. Nur der letzte weinte. Noch nicht aufgehängt lag er auf dem Tresen, ein Kranz aus Rosen. Gerade gefertigt und schon trauernd. In dem leeren Laden flossen seine roten Tränen. Wo eben noch gehalten von kunstfertiger Hand, nun voll Blut an stumpfen Dornen. Kapitel 2: Der Ball ------------------- Ball Der Ball hüpfte hin und her zwischen dem Boden und den Kindern. Kind, Boden, Kind, Boden, Kind. Ein Kreislauf, der den beiden offensichtlich Freude bereitete. Und jedem der ihnen dabei zuguckte. Das Kind mit dem Tshirt so rot wie der Ball, wurde bei dem Spiel immer stiller. Anfangs hatte es noch befreit gelacht, wie sein Kumpan mit der gelben Hose. Doch seine grünen Augen waren nun glasig und seine Gedanken schon nicht mehr bei dem Ball, der immer noch wie automatisiert in seinen Besitz wechselte, auf den Boden dotzte und zum Kumpan sprang. „Du Karl?“, fragte er. Sein Kumpan warf den Ball zurück und lächelte: „Ja? Was ist“ „Wo sind wir jetzt eigentlich?“ Kurze Stille. Karls lächeln wurde breiter, aber seine Augen leer, starrten nun fast: „Dort, wo Ballspielen am meisten Spaß macht.“ Wieder Stille. Man hörte nur noch den Ball springen, kein Lachen mehr, keiner mehr in der Nähe, der es hätte hören können, keine Bäume, die rauschten, kein Leben, das sich rührte. Nur die beiden Kinder mit dem Ball. Kind, Boden, Karl, Boden, Kind, Boden, Karl. „Du, Richard?“ „Ja? Was ist?“, der Ball hüpfte zu Richard. „Weißt du denn, seit wann wir eigentlich hier sind?“, Karls Blick folgte inzwischen fast apathisch den gleichmäßigen Springen des Balles. Richard schluckte, er sagte ganz leise: „Nein.“ Karls Grinsen wurde breiter, sein ganzes Gesicht verschwand dahinter. Als er wieder den Ball hatte fragte er Richard: „Und weißt du, wie du zurückkommst?“ Richard erstarrte, der Ball sprang an ihm vorbei. Er sah seinen Kumpan an. Karl stand da und geiferte mit irrem Blick. Mit angriffsbereiter Haltung lief der Schaum aus seinem Mund und seine Hande krümmten sich wie Klauen. Der Junge mit der gelben Hose begann zu kichern und machte einen Schritt nach vorne. Richard löste sich endlich und lief. Als der Junge das sah, machte er einen weiteren Schritt, aber das Kind in dem roten Tshirt war schon viel weiter. Der Junge blieb stehen, geifernd, schwer atmend. Sein Kopf hämmerte. Dong, Dong, Dong. Der Ball! Er brauchte den Ball. Er krümmte ich auf den Boden wie ein Tier und bewegte sich plump zum Ball herüber. Schöner roter, roter Ball! Karl richtete sich schwerfällig auf, den Ball in den Klauen. Schöner, schöner, roter, roter Ball! Und wieder begann der Kreislauf Karl, Boden, Karl, Boden, Karl, Dong, Dong, Dong. „Du Karl?“, fragte der Ball. „Ja? Was ist?“ „Es macht doch Spaß hier mit mir zu spielen, oder?“ Karl lief der Geifer schon bis auf die gelbe Hose: „Jaja schöner Ball.“ „Es macht doch Spaß, dass wir jetzt spielen, oder?“ „Jaja roter Ball.“ Karl, Boden, Karl, Boden, DONG, DONG, DONG. „Du Karl?“ „Ja? Was ist?“ „Was hättest du mit Richard gemacht?“ Der letzte Geifertropfen fiel zu Boden, der Ball sprang an ihm vorbei. Boden, Boden, Boden, DONG, Dong, dong. 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