Viva la Vida. von East (Hetalia Kurzgeschichten.) ================================================================================ Kapitel 1: Feuchtes Grab. ------------------------- Wenn das Eis bricht und du sinkst wird alles schwarz. Es hüllt dich ein wie Teer und die stechende Kälte zieht dich hinunter. Das Tageslicht verblasst und schon nach wenigen Sekunden verlierst du die Orientierung. Verloren in der kalten Hölle. Ich weiß nicht wie lange ich gesunken bin, jedoch fühlte es sich an, als wären es Stunden gewesen. Das klirren unserer Schwerter hallte nach wie vor in meinen Ohren wieder, genauso, wie das plötzliche knacken des Eises unter meinen Füßen. Du wusstest, dass wir auf einem zugefrorenen See standen. Ich nicht und genau da lag dein Vorteil. Ich konnte nicht einschätzen wo ich gerade stand; die weißen Schneemassen verdeckten alles unter einer ebenen Decke. Wusste nicht ob ich gerade auf den zugeschneiten Leichen meiner Männer oder auf denen deiner stand. Doch, hättest du erwartet, dass ich nicht wieder auftauchen würde? Es dauerte nur wenige Sekunden bis sich die klirrende Kälte des Wassers durch meine Rüstungsteile und den dünnen Leinenstoff fraß und meine Muskeln komplett lähmte. Mein Gegner, welcher in diesem Fall Russland gewesen war, hatte keinen Grund mich heraus zu holen. Zurecht. Ich bin mir nicht sicher ob ich es getan hätte. Ich spürte wie mir die letzte Luft aus den Lungen gedrückt wurde. Meine Rüstung war zu schwer, als dass ich von alleine wieder aufgetaucht wäre, jedoch hatte ich das Gefühl, dass es langsam wärmer um mich herum wurde. Nur langsam wagte ich mich meine Augen zu öffnen und erblickte dabei die letzten Luftblasen zu dem kleinen Lichtfleck über mir schweben. Ob eine Nation einfach so sterben konnte? Oder war ich in diesem Moment einfach gezwungen zu warten, dass mich jemand dort rausholte? Ich wusste es nicht. Nur krampfhaft fuhr ich mit einer Hand zu meinem Brustpanzer und löste die Striemen, welche die Konstruktion an meinem Körper zusammenhielt. Wieder stiegen ein paar Luftbläschen nach oben zu dem immer unkenntlicher werdenen Lichtfleck; durch welchen ich erst hier gelandet war. Was sollte ich nun tun? Nach wenigen Sekunden hatte ich den Grund erreicht, spürte den Sand unter meinen gefrorenen Fingern. Meine Lunge zog sich immer wieder schmerzvoll zusammen, verlangte nach Luft. Ich versuchte es so unterdrücken diesem drang nachzugeben, da ich auch nicht vor hatte auszuprobieren ob ich als Nation vielleicht sogar unter Wasser atmen konnte. Unwillkürlich musste ich grinsen. Dieses verschwand jedoch sofort, nachdem ich nach einem Blinzeln klar und deutlich das, teilweise verbrannte Gesicht, eines meiner Heeresführer erblickte. Er war in einem Gefecht auf dem Weg nach Russland gestorben. "Kämpfe!" Klar und deutlich hörte ich seine Stimme, seine Hände packten mich an den Schultern und fingen an mich zu schüttelt. "Kämpfe jetzt!" Ich schaffte es nicht mehr den drang zu atmen zurück zu halten und fing an zu röcheln, als ein Wasserschwall meine Lunge füllte. Was war das? War ich bereits ohnmächtig oder phantasierte ich? Angestrengt versuchte ich mich aus dem Griff des anderen zu befreien, wobei mein Körper mich immer weiter hinterging, genauso wie mein Geisteszustand. Der Mann verschwamm immer und immer weiter vor meinen Augen und für den kurzen Augenblick, ehe ich mein Bewusstsein komplett verlor, war ich der Meinung statt den gefallenen Soldaten das Gesicht meines Feindes zu erblicken. "...ßen.....Preußen." Nur dumpf nahm ich die Worte wahr, welche nach ein paar Anläufen meinen Namen ergaben. Ich wand meinen Kopf ein wenig, wagte es jedoch nicht meine Augen zu öffnen. Die Angst plagte mich auf Wolken zu erwachen und doch gestorben zu sein. Gestorben in diesem feuchten Grab. "Как здоровье?"* Die Chance auf Wolken zu erwachen sank mit dieser Aussage drastisch. Im Himmel würden sie sicherlich kein Russisch sprechen. Nur langsam öffnete ich meine Augen. Meine Lider waren schwer und meine Sicht verschwommen, dennoch konnte ich erkennen, dass ich in einer Art Zelt sein musste. An sich wäre dies ja schon recht gut gewesen, bis mir dann der Russe neben mir auffiel, welcher mir wie die Sonne persönlich entgegen strahlte. Die Unterhaltung mit dem anderen verlief recht knapp, da ich kein Wort Russisch sprach und er nur gebrochen Deutsch konnte. Jedoch fand ich heraus, dass es tatsächlich er war, welcher mich gerettet hatte. Er meinte es würde so ja keinen Spaß machen, wenn ich einfach sterben würde. Ich wusste in dem Moment partout nicht was er meinte, hielt es für ein krankes Spiel. Die Heiden mussten wirklich alle so krank sein, sonst würde mein Gebieter diese nicht von der Bildfläche haben wollen, so dachte ich. Die Wahre Bedeutung sollte ich jedoch erst 719 Jahre später erfahren, als ich eins seiner Familie wurde. Erst dann verstand ich die Worte, welche mir zugerufen wurden. Ich musste kämpfen. Kämpfen um den russischen Winter zu überleben. Kapitel 2: Dekret. ------------------ Es wäre falsch. Es wäre falsch zu sagen, dass das, was wir machen, richtig wäre. Es wäre falsch zu sagen, dass ich dich lieben würde. Ich begehre dich. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Ich liebe es, wie deine bleiche Haut unter dem Druck der Schneide zerreißt. Liebe es, wie sich dein Körper unter meinem windet, sich wehrt. Es brutaler macht, als es sein müsste. Ich begehre deinen Körper, dein Verhalten. Dich. Doch kann ich das auch Liebe nennen? Ich weiß nicht wie oft ich es dir schon beinahe gesagt hätte. In einer der unendlichen Nächten, welche viel zu schnell vergingen. Ich sage so viel, wenn du auf mir bist. Der Anblick deiner Haut, deiner Augen, deiner Lippen bringt mich um den Verstand. Nur schwer bin ich zufrieden zu stellen, dass haben viele vor dir bewiesen, doch reicht ein Blick von dir um mich ruhig zu stellen, mich zum Lächeln zu bringen. Das Lächeln was du so hasst. Grob drücke ich deinen Kopf weiter in meinem Schritt, vergrabe meine Finger in deinen Haaren. Du wehrst dich nicht. Freiwillig kommst du zu mir, Abends finde ich dich in meinem Bett vor. Du bist wahrscheinlich der einzige der so wenig Scham besitzt einfach in die Häuser anderer zu gehen. Wir reden nicht viel. Schade eigentlich. Ich mag deine Stimme. Wie sie meinen Namen schreit, wenn sich das Ende der Nacht anbahnt. Du magst es, wenn ich deinen Namen sagen, oder? Jemanden so egozentrisches habe ich noch nie gesehen. Ich mag Leute, die wissen was sie wollen. Nur langsam lass ich mich dazu bewegen mich hin zulegen, als du dich an meinem Hals zu schaffen machst. Irgendwas stimmt nicht. Ob das unsere letzte Nacht ist? Gilbert, was sagst du dazu? Es ist nicht so, dass ich abhängig von dir wäre, genieße ich doch nur deine Anwesenheit. Du bist der einzige der hin und wieder zu mir zurück kommt. Zumindest der einzig halbwegs normale. Ich muss schaudern. "Hör auf an deiner Schwester zu denken wenn ich auf dir liege!", höre ich dich nur zetern. Du kennst mich. Sehr gut sogar. Zu gut. Du bist der einzige der keine Angst vor mir hat. Du weißt wozu ich fähig bin, hast es am eigenen Leib erfahren. Bist abgehärtet. Andere denken sie wüssten es, erschrecken dann jedoch über meine wahre Grausamkeit. Was ist das für ein Leben? Gefürchtet und ungeliebt? Missverstanden? Gilbert, ging es dir nicht auch mal so? Als ich dich damals kennen lernte habe, hatte ich vor dir mehr Respekt den je. Du warst noch so jung, doch so stark. So stark das du es gewagt hast mich zu provozieren. Stetig. Erst Jahre später habe ich bemerkt, dass das eine Art von dir ist dich zu schützen. Jedoch bist du einer wenigen bellenden Hunde, welcher auch zubeißen würde. Du bist laut. Unkooperativ. Jederzeit bietest du uns allen provokant die Stirn, durchzogen von deiner Arroganz formst du jede deiner Aussagen, egal wie unpassend sie zu sein scheint, egal wie unsinnig. Es scheint, als ob du nur unbewusst alle abschreckst mit deiner Art. Du tust so, als wären dir die Folgen deines Verhalten nicht bewusst, doch ist das Taktik. Es ist beeindruckend, doch mich kannst du damit nicht verschrecken. Es ist fast eine Gewöhnungssache sowas einfach zu überhören. Das hast du verstanden. Ich bin zu dir durchgedrungen und habe es geschafft diese Fassade zu zerreißen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Ich wusste nie was mich dahinter erwarten würde. Noch heute bin ich mir nicht sicher ob ich dies verstanden habe. Wie es wohl vor ein paar Jahrhunderten ausgesehen haben muss? Damals hast du dich so sehr gegen mich gewehrt. Wusstest, dass dein Schauspiel bei mir keinen anklang fand. Du hast es geschafft. Bis zu dem Tag an welchem du mein eigen wurdest, ob du wolltest oder nicht. Warst abhängig von mir, ob du wolltest oder nicht. Ich habe gelernt dich zu verstehen auch wenn du nichts sagtest. Doch genau das gleiche hast du bei mir gelernt. Du weißt, wann du zu schweigen hast und wann du es dir erlauben kannst meine Nerven zu zerreißen ohne dafür bestraft zu werden. Damals hast du dich nach außen hin so sehr gefreut von mir weg zu kommen. Niemals hat jemand erfahren was passierte in der Zeit wo du bei mir warst. Bei mir und meiner Familie. Vielleicht war das der falsche Zeitpunkt um über sowas nachzudenken, vielleicht aber auch der einzig richtige. Stumm streiche ich dir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Wenn du die Augen geschlossen hast, könnte man denken du wärst tot, Gilbert. Ist dir das eigentlich bewusst? Deine fast durchscheinende Porzelanhaut erinnert an die, einer Puppe. Zerbrechlich. Schwach. Vorsichtig anzupacken und zu behandeln. Wer weiß, dass es nicht so ist? Wer weiß, dass du genau dies als Gott gegebene Abwehr aufrecht erhältst? Findest du es nicht gemein, diese natürliche Unschuld die du ausstrahlst so auszunutzen? Nur langsam öffnest du deine Augen, welche deinem Gesamtbild wieder Leben einhauchen. Dir diesen exotischen Hauch geben, welcher dich unter anderem so interessant macht? Weißt du überhaupt wie du auf andere wirkst? Ich liebe dich nicht, das rede ich mir jeden Morgen aufs neue ein, wenn du dich anziehst und den Raum verlässt. Den Raum, das Haus, das Land. Mich. Jeden Morgen nachdem du die Nacht mit mir verbracht hast. Ich kann dich nicht lieben, es wäre dein Ende. Mein Ende. Zusammen sind wir stark, Gilbert. Zusammen wären wir stark, wenn es keinen so betäubenden Nachgeschmack hätte. Ich teile nicht gerne. Wenn etwas mir gehört, gehört es mir. Niemand anderes darf darauf noch Anspruch erheben. Du gehörst mir nicht. Du darfst mir nicht gehören. Ich würde dich zerstören, damit kein anderer dich haben kann. Einmal habe ich es schon geschafft. Doch würdest du es auch ein zweites Mal überleben? Ich muss es beenden. Meine Liebe ist wie ein Fluch den ich auf dich legen würde. Es ist besser, wenn wir uns nicht wieder sehen. Dumpf bekomme ich mit, wie du aufstehst, dich anziehst. Die Nacht ist vorbei. Unsere Nacht ist vorbei. Du willst gehen. Ich halte deine Hand fest. Wann habe ich nach ihr gegriffen? Ich beende es. Jetzt. „Gilbert?“ Verwirrt richtest du deinen Blick auf mich. Meine Stimme schien zu verraten was ich zu verkünden habe. Würdest du wütend sein? Wie würdest du reagieren wenn ich jetzt meinen Mund aufmachen würde um alles ein Ende zu bereiten? Nur langsam fange ich an meine Lippen zu bewegen. Ich sehe, wie sich deine Augen langsam weiten, deine Hand sich in meiner verkrampft und du nicht weißt, was du tun sollst. „Я люблю тебя“ Das war nicht unser Ende, welches ich damit besiegelt habe, sondern deines. Du hattest die Chance, dich zu retten. Du hast sie genutzt. Nach dieser Nacht war unser Schicksal besiegelt. Nach dieser Nacht habe ich dich nie wieder gesehen. Du hast das richtige getan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)