Die Legende vom Avatar von NarutoNinja ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Kenai mochte der Hinrichtung knapp entgangen sein, doch er war noch immer ein Gefangener der Feuerkrieger. Die im Lager verbliebenen Männer taten, was sie für gewöhnlich auch taten. Sie aßen, arbeiteten an ihren Waffen oder schoben wache. Nur zwei von ihnen, vom Alter her gehörten sie wohl zu den jüngeren, übten sich im Ringkampf, der so still vonstattenging, dass es eher wie ein stummer Tanz wirkte. Selbst Kenai und der Junge wagten es nicht sich leise zu unterhalten. Was immer sie sich zu sagen gehabt hätten, die im Lager verbliebenen würden jedes Wort ohne Probleme verstehen können. So hingen sie einfach nur in ihren Seilen und warteten darauf, dass die Zeit verstrich. Es war Nachmittag, als die Idylle endete. Es kam plötzlich und traf die Männer vollkommen unerwartet. Es war mucksmäuschenstill im Lager. Nichts war zu hören, mit Ausnahme eines leichten Windes, der die Äste der Bäume erzittern ließ. Doch dann knackte es im Unterholz. Eine der Wachen wirbelte herum. Alles, was man von ihm im Lager hören konnte, war ein markerschütternder, panischer Schrei, der abrupt verstummte. Sofort waren die verbliebenden Männer auf den Beinen. „Habt ihr das gehört?“, fragte einer von ihnen. „Werden wir angegriffen?“, fragte ein anderer. „Geht auf eure Positionen“, wies Dan sie an, der mit seiner gesunden Hand einen Dolch aufhob und sich zu seinen Gefangenen stellte. Die anderen Männer gehorchten ihm, beunruhigt von der plötzlichen Stille, die mit einem Schlag über ihnen lag. Die Anspannung, die sie ergriff, war spürbar. Selbst Kenai schluckte. Sein Blick wanderte zum anderen Jungen, der auffallend bleich geworden war. „Deine Leute?“, fragte er ihn. Bei dem Gedanken zuckte der Junge zusammen. „Ich hoffe nicht.“ Diese Antwort verwirrte Kenai, doch ihm blieb nicht die Zeit ihn danach zu fragen, denn plötzlich war es ein markerschütterndes Heulen, dass allen Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Erde erbebte. Es Donnerte und Krachte, als würden Bäume ausgerissen werden. Ein Knurren, als würde es direkt aus den Tiefen der Hölle kommen, drang aus den Weiten des Waldes auf sie zu. Die Männer wechselten keinen Blick miteinander. Mit erhobenen Waffen und bereit zu bändigen, waren sie bereit dem Grauen zu begegnen. Doch sie hatten keine Ahnung, was sie da erwarten würde. Kenai wusste es. „Binde mich los“, sagte er sofort zu Dan, der ihm wachsam den Rücken zugewandt hatte. „Du musst mich sofort losbinden!“ Kenai würde nie erfahren, ob der Einäugige seiner Aufforderung an dieser Stelle nachgekommen wäre, denn in dem Moment brach eine monströse Bestie aus dem Wald hervor. Wie ein Dämon stürzte sie sich auf die ersten Männer, die sie erreichen konnte. Mächtige Kiefer krachten mit solcher Wucht aufeinander, dass sie Steine hätten zermahlen können. Wenn die Männer nicht vor Schreck umgefallen wären, hätte sie die Wucht des Bisses in Stücke gerissen. Doch die Sekunde, die der erste Angriff dauerte, war Zeit genug für die restlichen Männer um sich wieder zu fangen. Einer von ihnen reagierte blitzschnell. Seine Muskeln zitterten vor Anspannung, als er zum Schlag ausholte, der sich in einer mächtigen Flamme entlud, die alles auf ihren Weg verbrannte und der Bestie das Fell versenkte. Ein fürchterliches Geräusch, halb Schmerz, halb unbändige Wut, entlud sich in einem markerschütterndem Geheule. Die Kreatur wirbelte herum, schnappte zu und schleuderte den Angreifer quer durch die Luft, wo er regungslos auf der Erde liegen blieb. Nun war sie jedoch erst richtig wütend. Mit einem dämonischen Brüllen hob sie eine ihrer mächtigen Pranken und ließ sie auf einen anderen Mann niedersausen, der sie mit einem Speer attackierte. Holz splitterte. Knochen brachen. Ein ersticktes Röcheln entrann dem Mann aus der Kehle, dann brach er blutüberströmt zusammen. Das gleiche Schicksal teilte ein anderer Mann, der mit Steinen warf, doch dann zerfetzten wieder einige Feuersalven die Luft und steckten die ersten Bäume in Brand. Brüllend stürzte sich die Bestie auf die Feuerbändiger. Blut spritzte, Schreie erfüllten die Luft. Mit blankem Entsetzen verfolgte Kenai das makabre Schauspiel. Er erbleichte. Jeder Laut, jeder Schrei waren wie gellende Peitschenschläge. Blut. Überall war Blut. Die Luft stank nach Rauch und verbranntem Fell. Rauchschwaden schlangen sich zart dem Himmel entgegen. Bäume brannten. Sie knirschten und Krachten und erbebten im markerschütterndem Geheul der wilden Bestie, die wie ein tödlicher Sturm um sich herum wirbelte und nach allem schnappte was sich bewegte. Zum ersten Mal verstand Kenai, warum die Menschen bei dieser Kreatur vor Grauen erschauderten. „ANYU!“, brüllte Kenai, doch seine geliebte Wolfsbärin hörte ihn nicht. „ANYU!!!“ Verzweifelt stemmte er sich gegen die Fesseln, die sich schmerzhaft in sein Fleisch bohrten, doch er spürte sie nicht. Hilflos musste er mit ansehen, wie sich Anyu auf jeden stürzte den sie erreichen konnte, während sie gleichzeitig von allen Seiten attackiert wurde. Verfallen im Blutrausch spürte sie ihre zahlreichen Wunden nicht. „Binde mich los!“, flehte Kenai Dan an, doch dieser verfolgte mit blankem Entsetzten das grausame Schauspiel. „Du musst mich losbilden! Sofort! LOSBINDEN!“ Hilfe bekam Kenai plötzlich von dem anderen Jungen, der einmal tief Luft holte und ein strammer Wind Dan überraschend ins Wanken brachte. „Mach mich los!“, rief Kenai noch einmal. „Bitte! ANYU!“ Dan drehte sich um. Sein Gesicht war aschfahl, das Auge vor Entsetzen geweitet. Einen Moment lang schien es, als hätte er Kenai nicht gehört, doch dann gab er sich einen Ruck, sprang hinter Kenai und machte sich hastig daran die Fesseln zu lösen. Doch es schien endlos lange zu dauern. Zum Warten verdammt musste Kenai beobachten, wie sich die Krieger langsam an Anyus Angriffe gewöhnten, die begannen unter ihren mächtigen Pranken hinweg zu tauchen und zu springen. Überall loderten heiße Feuer auf. Rauch brannte Anyu in Augen und Nase. Steine wurden gegen ihren mächtigen Körper geschleudert, Speere und Dolche schnappten nach ihren Flanken. „Komm schon“, knurrte Kenai hektisch. „Komm schon, komm schon, komm schon!“ Plötzlich spürte er, wie sich die Fesseln lösten und schwer zu Boden fielen. Ein fürchterlich prickelnder Schmerz peitschte durch seine Hände und Arme, als er sie zum ersten Mal seit Tagen bewegen konnte. Es war schier unerträglich. Tränen schossen ihm in die Augen und verklärte seinen Blick, doch sein blankes Entsetzen und die panische Angst um Anyu ließen alles um ihn herum vergessen. Wie von Sinnen rannte er los, die Muskeln zum Zerreißen angespannt. Mit einem Satz war er in der Luft. „LASST SIE IN RUHE!“, brüllte er, als er sich auf die Krieger stürzte. Noch in der Luft holte er zum Schlag aus und bohrte seine Faust mit solcher Wucht in den Boden, das die Erde erschütterte. Es krachte, als sie auseinander brach und sich ein Riss in rasender Geschwindigkeit auf die Krieger zubewegte. Hastig sprangen sie zur Seite, doch Kenai war darauf schon vorbereitet. Die Fäuste zum Kampf erhoben, machte er nur einen Schritt. Es war, als würde ein elektrischer Schlag durch seinen Körper jagen, der seine Sinne tanzen ließ. Er konnte die Erde spüren. Er fühlte, wie sie zitterte, als er begann sie nach seinem Willen zu lenken. Er streckte nur eine einzige Hand aus und sofort raste ein Erdschwall auf einen der Männer zu, der im hohen Boden durch die Luft geschleudert wurde. Der zweiten Hand folgte ein weiterer Schwall, der einen weiteren Mann von den Füßen riss. Ehe er wusste, wie ihm geschah, hing er auch schon kopfüber an einem Baum. Doch Kenai ruhte sich danach nicht aus. Geschmeidig drehte er sich halb um die eigene Achse, die Arme angriffsbereit vor der Brust verschränkt. Als er mit dem Fuß auftrat, schnellte ein Felsbrocken in die Luft, den er mit solcher Wucht auf seine Widersacher schleuderte, das sie buchstäblich überrollt wurden. Plötzlich sauste eine Feuersbrunst nur knapp an seinem Gesicht vorbei. Kenai wirbelte herum. In einer einzige Bewegung schoss abermals ein Felsbrocken in die Höhe, dem er einen mächtigen Tritt verpasste. Doch der Feuerbändiger wich aus und setzte zum Gegenschlag an, der jedoch nie kam, denn in dem Moment schoss ein Pfahl aus dem Boden, der sich ihm brutal in den Magen bohrte. Schaum quoll aus seinem Mund, als er benommen zur Seite kippte. In der selben Bewegung schnellte eine scharfe Klinge aus der Erde, die die Seile des noch immer gefesselten Jungen durchschnitten, der mit weichen Knien zu Boden sackte. „Anyu!“, rief Kenai, als die meisten Gegner endlich aus dem Weg geräumt waren. Eilig rannte er auf die Wolfsbärin zu. „Anyu!“ Plötzlich blitzten messerscharfe Zähne vor seinem Blick. Erschrocken sprang er einen Schritt nach hinten, was ihm wahrscheinlich das Leben rettete. Anyu heulte. In ihren dunklen Augen lag ein bestialischer Glanz, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Wieder schnappte sie nach ihm. Hastig sprang er zur Seite. „Anyu!“, rief er noch einmal. „Ich bin es! Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es! Anyu!“ Brüllend stürzte sie sich auf ihn. Ihre mächtigen Pranken streifte sein Hemd und riss es an der Seite in Fetzen, doch er schaffte es noch rechtzeitig zur Seite zu weichen. Sofort war er ganz nah an ihr heran und klammerte sich an ihren Hals. „Anyu. Es ist gut. Es ist alles gut. Ich bin es, Kenai! Bitte. Hör auf damit!“ Sie bäumte sich auf und riss ihn mit sich in die Höhe. Als sie sich schüttelte, rutschte er ab und landete unsanft auf dem Rücken. Im nächsten Moment stand sie direkt über ihm, die Pranke zum tödlichen Schlag erhoben. „ANYU!!!“ Wind kam auf und zerzauste ihm das Haar, trug seinen Duft direkt in Anyus zerkratzte Nase. Ihre Nasenflügel blähten sich auf, als sie einen vertrauten Geruch wahrnahm. Ihr mächtiger Körper wankte, als sie sich auf ihre Pranken fallen ließ. Keuchend starrte sie Kenai an, der es nicht wagte sich zu rühren. Beide starrten sich an, Auge in Auge. Dann, ganz plötzlich, stieß Anyu ein leises Fiepen aus. Traurig lächelnd steckte Kenai seine Hand und berührte sie sanft an der Schnauze. „Ach Anyu …“ Plötzlich hob Anyu ruckartig den Kopf. Mit angelegten Ohren starrte sie in den Wald hinein, aus dem seltsame Geräusche drangen. Kenai verschwendete keine Sekunde. Sofort sprang er auf Anyus Rücken. Er konnte spüren, wie ihre Muskeln zitterten, doch er hatte keine Zeit sich darum zu kümmern. „Wir müssen weg hier. Schnell!“ Sofort rann Anyu los, vorbei an Dan, der hastig zur Seite wich, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen sie aufzuhalten. Genau im gleichen Augenblick konnte Kenai aus den Augenwinkeln sehen, wie Shizon und seine Männer aus den Wald heraus stürmten. Sofort trieb er Anyu weiter zur Eile an, dann löste er seinen Griff um ihr Fell, neigte sich zur Seite und griff nach dem Jungen, um ihn hinter sich auf den Rücken zu zerren, was schwerer war als erwartet. Feuer schoss knapp an ihnen vorbei. Sie konnten die Hitze auf ihrer Haut spüren. Kenai warf einen kurzen Blick über die Schulter, seine Hand krampfhaft um den Arm des Jungen geschlungen, der an Anyus Seite baumelte. Sie wurden verfolgt. Unter anderen Umständen hätte Anyu ihnen mühelos entkommen können, doch sie war verletzt und hatte noch nie zuvor das Gewicht von zwei Menschen tragen müssen. Sie waren viel zu langsam. Wieder verfehlte sie ein Flammenstoß nur um Haaresbreite. „SCHNAPPT SIE EUCH!!!“, brüllte Shizon aus Leibeskräften. Den Befehl hätte er sich sparen können. Beinahe alle seine unverletzten Männer hatten sich bereits an ihre Fersen geheftet, allen voran Zoran, der trotz seiner bulligen Gestalt überraschend schnell zu Fuß war. Flammen schossen aus seinen Händen, die Fauchend die Luft zerrissen und verbrannte Erde hinterließen, wo immer sie sie trafen. Einer von ihnen streifte den Jungen am Arm, der laut Brüllte vor Schmerz. Sein Körper taumelte hin und her und entglitt beinahe Kenais Griff, dessen Muskeln unter der Last zu zerreißen schienen. Er konnte ihn nicht mehr lange halten. Dennoch biss er die Zähne zusammen und betete zu den Geistern, dass irgendein Wunder geschah. Ein Speer sauste knapp an ihm vorbei und bohrte sich vor ihnen tief in die Erde. Anyu preschte daran vorbei, doch der Junge griff nach dessen Schaft. Der Ruck kam so plötzlich, das es Kenai beinahe mit zur Erde riss, doch er schaffte es irgendwie auf Anyus Rücken zu bleiben. Der Junge allerdings rollte über den Boden und stemmte sich sofort wieder auf die zitternden Beine. Er hielt den Speer wie eine Lanze vor sich gestreckt. Ganz allein stand er da, ein einziger Junge, dem eine ganze Horde wütender Feuerkrieger gegenüber stand. Eine wahre Feuersbrunst raste auf ihn zu. Wie eine Welle aus Feuer bäumte sie sich vor ihm auf. Die Welt schien in Flammen zu stehen. Der Wald standen in Flammen. Dicker Rauch verpestete die Luft und brannte in den Augen. Überall war die Erde versenkt oder brannte ebenfalls. Schwarze Flecken sprenkelten den Boden und die Felsen, die wie Dornen aus der Erde ragten. Doch selbst das harte Gestein schien der Hitze nicht gewachsen zu sein, die alles um sich herum verzerren ließ. Wenn der Flammenstoß sie traf, würde nichts als verbrannte Asche von ihnen übrig bleiben. Doch da holte der Junge mit dem Speer aus. Er hob ihn hoch in die Luft und verharrte einen flüchtigen Moment lang so, dann ließ er ihn mit ganzer Kraft auf die Erde schnellen und entfesselte dabei einen Sturm, der eine schmale Schneise durch die Walze brach und die ersten Verfolger von den Beinen riss. Die Flammen jedoch schossen links und rechts noch weiter in die Höhe und ließen die Bäume vor Schmerzen kreischen. Ein fürchterliches Knirschen und Krachen dröhnte ihnen alle in den Ohren. Holz splitterte. Äste stürzten auf die brennende Erde herab. Funken stoben auf, die vom Wind hinfort geweht wurden und weitere Bäume in Brand setzte. Einige Leute schrien. Durch den Rauch konnte Kenai sie nicht sehen. Er konnte nur vermuten, dass einige Feuerkrieger unter den herabstürzenden Zweigen begraben wurden. Doch sie hörten nicht auf. Weitere Flammenstöße zerfetzten die Luft, die der Junge mit dem Speer abzuwehren versuchte. Der lange Stab wirbelte herum, blockte, was es zu blocken gab und trieb die Angreifer immer wieder zurück, was jedoch das Feuer immer weiter anschürte. Es war ein Bild wilder Zerstörung, das sich Kenai offenbarte. Die Hitze brannte auf seiner Haut und trieb ihm den Schweiß aus den Poren. Seine Augen begannen zu tränen, doch er schaffte es nicht seinen Blick von dem Geschehen abzuwenden. In seinem Inneren regte sich etwas. Ehe er wusste, was er tat, war er auch schon von Anyus Rücken gesprungen. Er war wie elektrisiert. Sein ganzer Körper schien zu beben. Sein Inneres vibrierte. Das Heulen der brennenden Bäume dröhnte in seinen Ohren. Feuer leckte nach seiner Haut. Doch all das nahm er nur verschwommen wahr. In seiner Brust tobte ein Sturm, den er sich nicht erklären konnte. Der andere Junge hingegen versuchte sein bestes, die Feuerbändiger zurückzutreiben, die immer wieder versuchten sie zu umzingeln. Doch immer wenn sie auseinander Stoben, trieb ein schneidender Wind sie wieder zusammen oder riss sie heftig von den Füßen. Doch seine Bewegungen begannen sich zu verkrampfen. Immer mehr Feuerstöße bahnten sich seinen Weg zu ihm und versenkten seine Kleider. Und dann war da plötzlich Zoran. Wie aus dem Nichts sprang er über einen brennenden Baumstamm hinweg, der dem Jungen die Sicht versperrte. Mit brennender Faust stürzte er sich auf ihn. Dieser riss den Speer hoch, doch dieser entglitt seinen schwitzigen Händen. Zoran warf einen gewaltigen Schatten. Seine Faust zog einen flammenden Schweif hinter sich her. Sie durchschnitt die Luft. Es zischte. Brannte. Der Junge duckte sich, doch Zoran war schneller. Er schlug zu und … … wurde von einer mächtigen Steinplatte durch die Luft geschleudert, die donnernd aus der Erde schnellte. Mit einem Satz sprang Kenai darauf. Mit einer unerklärlichen Wut im Bauch, riss er seine Arme nach oben. Er konnte es spüren, das Beben der Erde, die unzähmbare Wut der Natur. Es krachte und donnerte, als sich der Boden seinem Willen beugte. Die Bäume erzitterten. Risse schnellten zwischen den Wurzeln hervor. Die Erde hob und senkte sich als würde sie atmen und mit jedem Atemzug wurden die Risse gewaltiger. Unter ohrenbetäubendem Lärm brachen die Bäume entzwei als wären sie aus Pappe. Flammen fauchten auf und Funken stoben in den Himmel, als sie krachend zu Boden fielen. Die Feuerkrieger stoben auseinander, doch einige stolperten oder verfingen sich mit dem Fuß in der wütenden Erde, die immer stärker erzitterte und sich aufzubäumen begann. Kenais Muskeln schienen zu bersten, doch verbissen stemmte er seine Hände dem Himmel entgegen, als würde ein schier unerträgliches Gewicht auf ihnen lasten. Er konnte die geballte Kraft der Erde auf sich ruhen spüren. Immer weiter und weiter stemmte er sie in die Höhe. Er spürte das Zittern, das Beben, die Macht, den Schmerz, die Wut. Noch weiter, noch ein kleines Stück, ermahnte er sich und stemmte weiter. Seine Knie zitterten wie Espenlaub und knickten ein, doch er kämpfte weiter. Wie von Sinnen stemmte er die unsichtbare Kraft, die unter seinen Füßen tobte, die er aber mit jeder Faser seines Körper spürte. Die Erde hob und senkte sich. Sie brach. Bröckelte. Die Risse zogen sich immer weiter durch den Wald. Unheilvoll umhüllten sie das flammende Inferno. Erde türmte sich auf, versuchte sich dem Feuer entgegen zu stemmen. Die Feuerkrieger bekamen es mit der Angst zu tun. Ihre Angriffe stoppten abrupt und Hals über Kopf stürzten sie davon, wobei sie immer wieder stolperten. Kenai hörte jedoch nicht auf. Jede Faser seines Körpers war zum Zerreißen angespannt. Seine Muskeln barsten. Knöchel und Sehnen stachen aus seinem Körper hervor. Seine Adern pulsierten und protestierten lautstark gegen die fürchterliche Kraft, die er zu stemmen versuchte. Er schrie. Eine Mischung aus Schmerz und schier unmenschlichem Trotz entlud sich in einem fürchterlichen Donnergrollen, als die Erde mit einem Schlag in sich zusammen brach. Es war, als wäre die Hölle über den Ort hereingebrochen. Dicker Staub verklärte die Luft und lag wie ein unheilvolles Tuch über den Bäumen, das alles Licht verschluckte. Die Geräusche, die daraus hervortragen, ließen alle Lebewesen die Haare zu Berge geschehen. Es Donnerte, Krachte, Fauchte, Dröhnte, als wären Dämonen über sie hereingebrochen. Panisch eilten die Feuerbändiger davon. Versuchten von diesem unheilvollen Ort zu fliehen, doch der Staub holte sie ein und hüllte sie in Dunkelheit. Zitternd warfen sie sich auf den Boden oder klammerten sich an die Äste und flehten zu den Geistern. Alles zitterte, alles brach. Keiner wusste mehr wo sie waren. Niemand wusste was hier geschah. Alles passierte gleichzeitig und doch konnten sie nichts sehen. Es gab nur die Geräusche, diese furchtbaren Geräusche, die sie zu erschlagen schien. Plötzlich war es still. Nichts rührte sich. Kein Laut ertönte. Zitternd begannen die Krieger sich zu erheben. Erst einer, dann ein zweiter und schließlich folgten alle anderen. Zoran stemmte sich mit schmerzverzehrtem Gesicht auf die Beine und hustete sich den Staub aus der Lunge, der sich langsam zu legen begann. Fluchend spuckte er auf den Boden und griff sich an den schmerzenden Schädel. „Dieser verfluchte Mi-“, begann er, doch der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken, als der Staub sich endlich in Gänze legte. Von den beiden Jungen und der Wolfsbärin war nichts mehr zu sehen. Zurückgeblieben war nur ein riesiges Trümmerfeld aus zermalmter Erde, die ihnen den Weg versperrte. Kein Stein stand mehr auf dem anderen. Nichts sah mehr so aus wie zuvor. Kein Baum stand mehr an seinem Platz. Nichts brannte mehr. Kein Baum, kein Strauch. Nichts. Die Erde selbst hatte sich vor ihnen aufgetan. Nicht weit entfernt schleppte sich Anyu so schnell sie konnte durch den Wald. Sie schwankte. Immer wieder prallte ihr massiger Körper gegen die Bäume, doch sie lief weiter, immer weiter. Tief hängende Zweige schlugen ihnen ins Gesicht. Felsen und Wurzeln säumten ihren Weg. Ihre Schritte wurden immer schwerer, doch sie kämpfte sich weiter, Schritt für Schritt. Doch dann konnte sie nicht mehr. Vor ihr erstreckte sich ein breiter Bach. Sie sprang, flog über ihn hinweg. Sie landete. Doch in dem Moment brachen ihre Beine unter ihr zusammen und sie stürzte. Die beiden Jungen wurden von ihrem Rücken geschleudert. Im hohen Bogen flogen sie durch die Luft, während die Wolfsbärin über den Boden rollte und schließlich wimmernd und fiepend regungslos liegen blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)