Mass Effect - Der Untergang - Akt I von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Kapitel 3: Political Correctness -------------------------------- Prachtvoll lag die mächtige Citadel-Station im Weltraum, seicht umhüllt von einem wunderschönen bläulichem Nebel. Es war ein höchst atemberaubender Anblick – eine Ansicht, die von jeder anderen intelligenten Kreatur geteilt wurde. Die Citadel war die mit Abstand größte Konstruktion in der bekannten Galaxie, geschaffen von den Protheanern, zumindest war das die allgemein verbreitete Meinung, und diente heute als politischer, kultureller und finanzieller Mittelpunkt der galaktischen Gemeinschaft – ihre Hauptstadt. Wie aus dem Nichts tauchte die Normandy unweit eines Massenportals entfernt auf. Den Sprung über unzählige Tausend Lichtjahre hinweg kostete sie nicht mal eine Sekunde. Nur Joker war unzufrieden. Die Normandy tauchte fast/nur 3.000 Kilometer vom Massenportal entfernt im Raum auf. Nach interstellaren Maßstäben nicht mal ein Katzensprung, dennoch störte sich Joker daran, war er doch bessere Ergebnisse gewöhnt. Anders als man es erwartet konnte dieser Sektor ebenfalls sehr gefährlich sein, war er doch einer der wenigen Orte in der grenzenlosen Weite des Weltraums an dem, bedingt durch das hohe Verkehrsaufkommen, die Gefahr einer Kollision mit anderen Schiffen bestand. Geschickt mit riskant anmutenden Manövern passierte Joker mit „seiner“ Normandy die anderen Raumschiffe, zumeist Frachter und Passagierschiffe, die bereits erste, geordnete Reihen bildeten. Je näher sie der Citadel kamen desto beeindruckender wirkte die ganze Szenerie. Inzwischen waren Garrus, Miranda, Jacob und überraschenderweise auch Jack zu Shepard und Joker ins Cockpit gestoßen, um das Panorama zu bewundern und auf sich wirken zu lassen. Außer Mordin. Der saß weiterhin im Labor fest. Und bei Jack war die Wirkung eine andere. „Ich frage mich wie groß die Bombe sein muss, um einen dieser Arme ab zu sprengen.“, äußerte sie laut. Man ignorierte es und Jack störte sich nicht darum. Allmählich rückten die Verteidiger der Citadel in das Bild der Betrachter. Am beeindruckendsten von ihnen blieb weiterhin das Flaggschiff der Citadel-Flotte – die Destiny Ascension. Das gewaltige Schlachtschiff der Asari hatte nach der Schlacht um die Citadel eine Siegestour durch die Asari-Kolonien angetreten und war erst kürzlich wieder an der Citadel angekommen. Shepard konnte sich ein Kopfschütteln nicht verkneifen, als er daran dachte. Sonderlich viel hatte die Destiny Ascension ja nicht zu diesem Sieg beigetragen, außer vielleicht das sie eine beachtliche, unbewegliche und reichlich wehrlose Zielscheibe für die Geth-Flotte darstellte und sie so ablenkte. Wäre ihr die Allianz nicht zur Hilfe geeilt, dann wäre sie mit Sicherheit vernichtet worden, genauso wie der Rat, den sie evakuieren sollte. Ansonsten sah man hier Kriegsschiffe aller im Rat vertretenen Völker. Etwas überrascht war Shepard über die Zusammenstellung. Zugegeben, es war schon ein paar Wochen her, seit er das letzte Mal einen Fuß auf die Citadel gesetzt hatte, aber er konnte sich daran erinnern, dass bei seinem letzten Besuch die Anzahl der Allianz-Schiffe die anderen überwog. Inzwischen schien sich das geändert zu haben. Ihre Zahl war weiterhin unverändert, nur die Turianer waren wieder zahlen- und kräftemäßig stärker vertreten. Shepard zählte auf Anhieb zwischen 30 und 40 turianischen Fregatten und Kreuzern, darunter ein Schlachtschiff und mindestens einen Träger abseits des Feldes im Hintergrund. Die Turianer wollten wohl wieder als die (Haupt)Verteidiger der Citadel angesehen werden. Shepard konnte das nur recht sein, auch wenn es auf gewisse Spannungen hin deutete. Die Normandy näherte sich immer mehr der Citadel an und wurde von den Fluglotsen, die Joker mit seinen „Flugkünsten“ ganz schön ins Schwitzen brachte, bei der erstbesten Gelegenheit an den Allianz-Tower weiter geleitet, welcher die Normandy wiederum in das allianzeigene Raumdock dirigierte. Eigenartig, wenn man bedenkt, dass Shepard in einer Cerberus-Fregatte saß, hatte man ihn doch zuvor nur abseits, im Zakera-Bereich andocken lassen. Er fühlte bereits, dass das ungemütlich werden sollte. Nach einigen Minuten war es ein metallisches „Klong“ und eine spürbare Erschütterung, als die Greifer und Halterungen zusammen fuhren und die Normandy im Dock fixierten. Eine grün leuchtende Darstellung auf Jokers Armaturen zeigte das sie sicher angedockt hatten und die Gangway ausgefahren war. Daraufhin standen alle versammelt vor der Schleuse und warteten geduldig das Shepard sie öffnete. Shepard nutzte den Moment für eine, vermutlich letzte Ansprache. „Wir haben zusammen viel durchgemacht und jedes Mal wenn wir dachte: „Jetzt ist es aus!“ haben wir es dennoch geschafft das Ruder rum zu reißen und alles zum Guten zu wenden. Ich sage das, weil ich nicht weiß wie es dieses Mal enden wird, aber ich will das ihr wisst, dass es für mich nicht nur eine Ehre war mit euch zusammen zu arbeiten ... es war weitaus mehr als das. Es war mir eine Freude. Die nächste Schlacht muss ich alleine austragen, doch wollen wir hoffen, dass es weiterhin so gut läuft.“ Zustimmung war aus dem Nicken und den Blicken der Anderen zu entnehmen und ebenso Mitleid, Besorgnis, ja sogar Angst. „Shepard, wir alle stehen jederzeit hinter Ihnen.“, sprach Garrus. „Das weiß ich ... aber das ist für euch kein Freibrief, dass Ihr mich frei schießt wenn es eng wird.“, erwiderte Shepard und Gelächter war zu vernehmen. Dann öffnete er per Knopfdruck die Schleuse. Nacheinander verließen alle die wollten die Normandy und gingen „an Land“. Das sie zu Cerberus gehörten sah man ihnen nicht an. Nach all dem was die Normandy einstecken musste waren ihre Cerberus-Symbole längst verblasst und nicht mehr erkennbar. Ein kurzer Überstrich gab ihnen den Rest. Die Besatzung hatte eigene Kleidung ohne jene verhassten Symbole stets griffbereit – sehr zu Shepards Freude. Weniger erfreut war er über das Begrüßungskomitee. Auf dem Dock hinter der Gangway zur Normandy standen Allianz-Soldaten in Reih und Glied. Zehn Männer und Frauen in voller Kampfausrüstung in zwei Reihen und zusätzlich ein Offizier daneben. Ihre Waffen, Lancer-Sturmgewehre von Hahne-Kedar, hielten sie griffbereit vor ihren Bäuchen. Den anfangs starren Blick tauschen sie gegen leichte Irritierung, als sie Shepard erblickten, der die Gangway entlang gelaufen kam und dem ihr befehlshabender Offizier entgegen lief. Wenige Meter voneinander entfernt blieben die beiden stehen und Shepard musterte seinen „Kontrahenten“ von Kopf bis Fuss. Grob geschätzt war der Mann etwas älter als er selbst, dafür einen ganzen Kopf kleiner. Das er Asiate war war dabei bedeutungslos. „Commander Shepard.“, begann er, „Ich habe hier einen Haftbefehl gegen Sie, den ich vollstrecken muss.“ und hielt ein Schriftstück hoch. „Commander.“, dachte Shepard. Die Allianz hatte ihn also zwischenzeitlich nicht raus geworfen und scheinbar war der Offizier mit dieser Aufgabe unzufrieden. Shepard nahm das Papier entgegen, las es kurz durch und gab es wieder zurück. Dann hob er seine beiden Hände hoch, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, und glitt mit seiner rechten Hand langsam und gut erkennbar in seine Jackentasche. Gespannt beobachteten alle seinen nächsten Zug. Er zog ebenfalls einen Zettel aus seiner Tasche. „Sie spielen die Kerker-Karte und ich aktiviere meinen Super-Spezial-Bonus – meine persönliche Sie-Kommen-Aus-Dem-Gefängnis-Frei-Karte, mit besten Empfehlungen von Admiral Hackett.“ Alle umstehenden Zuschauer beobachteten diese unglaubliche Ereignisse. Etwas überrascht nahm der Offizier nun das Schriftstück von Shepard entgegen und las es sorgfältig durch. Nach einigen Momenten gab er es erleichtert wirkend wieder zurück. „Willkommen auf der Citadel, Commander Shepard.“, sagte er und salutierte zackig. Shepard erwiderte den Gruß und schritt an dem Offizier vorbei. Alle anderen begannen ihm zu folgen. Die Allianz-Soldaten nahmen Haltung an und hielten ihre Gewehre in vertikaler Position vor ihrem Körper – das Präsentieren des Gewehr – eine Ehrdarbietung nur für Shepard. Während er die Soldaten passierte salutierte er und blickte im vorbeigehen jeden an, um ihnen Respekt zu zollen. Danach gingen Shepard und seine Gruppe in den Aufzug, welcher in der Vergangenheit ordentlich vergrößert wurde und fuhren nach unten. „Das war beeindruckend, Shepard. Merkwürdig und gleichzeitig beeindruckend. Mir war gar nicht bewusst, dass Sie so ein Ass im Ärmel hatten ... ich hoffe der Spruch stimmt so.“, kommentierte Garrus. „Das war erbärmlich! Das nächste mal lassen Sie mich das regeln. Dann kommt wenigsten mal etwas Leben in diese stocksteife Bude.“, war Jacks einhellige Meinung. Für Shepard war damit eine Grenze erreicht worden. Er drehte sich um und blickte ihr ernst in die Augen. „Klartext. Wenn wir alle jetzt unsere Landgang auf der Citadel haben will ich das du dich benimmst. Keinen Streit mit irgendwelchen Passanten, die dich angeblich dumm angucken, Händlern, C-Sicherheit und schon gar nicht mit irgendwelchen Diplomaten. Mit absolut niemandem! Haben wir uns verstanden?!“, ermahnte Shepard ernst. „Ja, ja, ist klar. Keine unnötigen Tote.“, erwiderte Jack lapidar. „Nein! Nicht keine unnötigen, ÜBERHAUPT KEINE TOTEN! Oder muss ich dir Miranda als Babysitter mitgeben?“ Miranda schenkte den beiden nur einen kurzen Blick. Innerlich war sie jedoch sehr aufgeregt – im negativen Sinne. Es war unklar, ob das dann eine Strafe für Jack, oder Miranda sein würde. „Halt mir bloss dieses Cheerleader vom Leib. Ich werd ihnen schon keinen Ärger machen ... versprochen.“, war Jacks endgültige Antwort. „In Ordnung.“, bestätigte Shepard und Miranda atmete innerlich auf Jack betrat zum ersten Mal die Citadel. Shepard hatte sich zuvor nie getraut sie auf diese Station mit zu nehmen, war sie doch damals noch viel zu aggressiv gewesen. Inzwischen fragte er sich ob es jetzt vielleicht doch noch zu früh war. Bereits wenige Augenblicke später kamen sie auf einer darunter liegenden Ebene an, auf der der Zoll zuständig war. Da Shepard weiterhin Teil des Allianz-Militärs war konnte er oberste Priorität bei der Zollabfertigung von militärischem Personal für sich beanspruchen. Damit sollten sie keine Probleme haben. Zu ihrer Überraschung sahen sie den Vertreter der Menschheit im Citadel-Rat, David Anderson, sowie sein persönlicher Berater, Donnel Udina, auf der anderen Seite des Raumes stehen, zusammen mit einer kleinen, schwer bewaffneten Eskorte aus weiteren Allianz-Soldaten, die wahrscheinlich nur zu Andersons Schutz abgestellt waren. Ein Handzeichen von seiten Andersons genügte und man winkte Shepard mitsamt seiner Gruppe durch die Kontrollen. „Ich halte das für einen Fehler, Ratsherr. Man wird Sie mit Cerberus in Verbindung bringen und dann war es das mit Ihrer politischen Karriere.“, kritisierte Udina leise, während er Shepard näher kommen sah. „Ich glaube eher Ihre einzigste Sorge gilt Ihrer eigenen politischen Karriere, mein lieber Udina.“, konterte Anderson und sah seinen Berater scharf an. „Was soll ...“ „Leugnen Sie es nicht. Denken Sie etwa ich bekomme es nicht mit, wenn Sie sich über alternativen Positionen im Allianz-Parlament informieren. Ich weiß sehr genau das Sie Ihren aktuellen Posten nur als Sprungbrett benutzen wollen, aber machen Sie sich über Ihre Zukunft mal keine Sorgen, denn sobald die Reaper da sind haben wir keine Zukunft mehr.“ Sprachlos stand Udina daneben und sah fassungslos zu wie Anderson auf Shepard zu ging und ihm die Hand schüttelte. „Schön Sie wieder zu sehen, alter Freund.“, grüßte Shepard. „Ich bin ebenfalls erfreut, allerdings hatte ich gehofft die Umstände wären anders. Sie haben hier ja für ordentlich Wind gesorgt.“, erwiderte Anderson mit leicht gedrückter Stimme. „Ja, das habe ich schon befürchtet. Sie haben seit meinen Berichten garantiert viel um die Ohren gehabt.“ „Das sollten wir nicht hier besprechen. Gehen wir in die Botschaft, da ist es sicherer.“, empfahl Anderson. „In Ordnung.“, sagte Shepard und wies Miranda an sich um den Rest der Gruppe zu kümmern, da das ein Gefecht war, das er alleine ausfechten musste. Während er mit Anderson davon zog, sahen ihm alle anderen hinterher – unwissend über die Zukunft. Der Weg von den Allianz-Docks zum Präsidium gestaltete sich ruhig und dauerte etwas mehr als zehn Minuten. Die ganze Gruppe zog mehr Aufmerksamkeit auf sich als es noch vor kurzem auf Omega der Fall war und mehr als es Udina lieb war. Anderson, Shepard und ein Haufen bewaffneter Soldaten in voller Montur waren einfach ein nicht zu übersehende Blickfänger. Udina, der wie ein Hund brav hinterher dackelte, wußte, dass er seine politische Zukunft abschreiben konnte. Im Präsidium angekommen ging es sofort rüber zum Bereich der Botschaften, am Empfang vorbei, eine Treppe hoch und sofort traten sie in die Botschaft der Menschen ein. In ihr waren bereits zwei weitere Personen anwesend. Eine Turianerin und ein Mensch, Admiral Hackett, wie man erst auf dem zweiten Blick bemerkte. „Wenn ich vorstellen darf, Shepard, Orinia, Orinia, Shepard. Sie ist die turianische Botschafterin und Admiral Hackett. Ich glaube sie kennen sich schon.“, erklärte Anderson. Alle nickten. Shepard betrachtete die Turianerin kurz, die sich nach ihm umdrehte und auf stand. Turianerinnen waren aus irgendeinen Grund selten anzutreffen, genauso wie Salariannerinen, welche allerdings nur aufgrund ihrer zumeist hohen politischen Positionen auf ihren Heimatwelten blieben. Wieso man erstere so selten antraf blieb Shepard ein Rätsel. Vielleicht hatte er ja schon mal welche getroffen sie aber mit ihren männlichen Vertretern verwechselt, wer weiß. Der optische Unterschied war nur marginal. So waren ihre Hörner deutlich kürzer und ragten nicht über den Kopf hinaus. Ebenso war ihre Stimme leicht höher. Das war es dann auch schon mit den Unterschieden. „Es ist mir eine Ehre Sie persönlich kennen zu lernen, Commander Shepard.“, begrüßte ihn die Botschafterin. Viel mehr folgte dem nicht. „Gleichfalls, Botschafterin“, erwiderte Shepard trocken und beide setzten sich auf die Stühle an Andersons großem Schreibtisch, genau gegenüber von ihm. „Wenn ich fragen darf, Anderson, was macht die turianische Botschafterin hier? Ich dachte die Angelegenheit wäre vertraulich?“, fragte Shepard. „Das ist sie immer noch, nur das Problem ist, dass mein werter Kollege von einem Ratsherr, Sparatus, einfach nicht in der Lage war sein beschissenes Maul zu halten ... Entschuldigung, Botschafterin.“ Beruhigend hob Orinia die Hand und sagte: „Ich kann Ihren Ärger verstehen.“ „Kaum trafen Ihre Berichte ein hatte sich Sparatus sofort lauthals über Sie beschwert. Glücklicherweise nicht laut genug das die breite Öffentlichkeit davon Wind bekommen hat.“, erklärte Anderson. „Und dafür entschuldigt sich die turianische Hierachie. Wir haben Sparatus bereits klar gemacht das so etwas nie wieder passieren darf.“, ergänzte Orinia sofort. „Also habe ich dem Turianer den ganzen Spießroutenlauf zu verdanken?“, fragte Shepard rhetorisch. „Wenn Sie die Haftbefehle meinen, Shepard, nein, das ist ein Problem der Allianz. Major Caleb Antella von der Abteilung für interne Untersuchungen hat sich auf Sie eingeschossen, weil er inzwischen fest daran glaubt, dass Sie in den vergangenen zwei Jahren ebenso fest für Cerberus gearbeitet haben.“, warf Hackett ein. Entnervt schüttelte Shepard den Kopf und atmete laut aus. „Aber machen Sie sich darüber keine Sorgen. Sowohl das Oberkommando, als auch ich werden der Angelegenheit langsam überdrüssig und so viel ich weiß wird man ihn schon bald versetzen.“, ergänzte Hackett. „Und Sie glauben das hilft?“, fragte Shepard „Sicher, ich weiß von ein paar Versetzungsgesuchen seinerseits und das würde das Problem schnell, still und leise aus der Welt schaffen schaffen. So viel ich weiß will der Kerl durch sie befördert werden.“ „Schlimmer als Udina.“, schoss es Anderson durch den Kopf. Shepard und Anderson wirkten recht zufrieden, als sie das hörten. Hatte die Angelegenheit doch weniger Wellen geschlagen, als erwartet. Nur Orinia zeigte keine Gefühlsregung. Sie saß nur mit geschlossenen Augen da und dachte nach. Auch wenn man es ihr nicht ansah, so konnte sie selbst ihnen im begrenzten Umfang Zustimmung entgegen bringen – eine Meinung die sie nicht laut äußern konnte, zumal ein ganzes Sternsystem ausgelöscht wurde. Zwar kümmert sich heute kaum noch jemand um die Batarianer, doch das wog schwer. „Allerdings bleibt Ihnen ein Untersuchungsausschuss nicht erspart, Shepard. Der wird so oder so stattfinden.“, sagte Hackett, aber davor hatte er ja schon gewarnt. „Wenn wir bitte wieder zum eigentlichen Thema zurückkehren könnten.“, warf die turianische Botschafterin ein. „Natürlich.“, war Andersons sofortige Reaktion und fuhr fort. „Der Rat will, wie Sie bestimmt schon wissen, eine genaue und lückenlose Erklärung Ihrerseits haben, warum Sie eine batarianische Kolonie und ein ganzes Sonnensystem von der galaktischen Karte gefegt haben.- Der Rat ist was das anbelangt sehr in Aufruhr, da sie befürchten die Batarianer könnten sich fürchterlich rächen, sollten sie die Wahrheit herausfinden. Andererseits sind alle, überraschenderweise auch Sparatus, letztendlich ziemlich irritiert darüber, dass Sie mit Ihren Berichten alles „gebeichtet“ haben. Wahrscheinlich ist das der Hauptgrund, warum man Sie nicht sofort zum Abschuss freigegeben hat, wie einst Saren. Manch einer ging anfangs von einer Art Unfall aus. „ „Saren.“, musste Shepard denken. Miranda hatte ihn ja davor gewarnt. „Einen Moment mal.“, unterbrach er. „Wollen Sie mir damit sagen, dass es mein Bericht war, der mir den Hals gerettet hat?“ „Ja, genau daran lag es!“, sagte Udina, der neben der Tür stand, weil für ihn, genauso wie Hackett, kein Stuhl mehr frei war. Irgendjemand hatte die übrigen kurzfristig weggeräumt. Seine Stimme klang trotzig, wie die eines kleinen Kindes und am liebsten hätte er noch das Wörtchen „leider“ am Ende hinzugefügt. Man ignorierte ihn einfach. „Fakt ist das Sie sich mit dem Bericht zwar in eine unangenehme Lage buxiert haben, anderseits hat die Tatsache, dass Sie dem Rat überhaupt diesen Bericht geschickt haben einen ganz klaren Eindruck hinterlassen und da er bereits ein paar Tage alt ist hat sich der erste Schock inzwischen gelegt. Insgeheim kreuzigen würden manch einer Sie dennoch. Sie werden also noch einiges zu hören bekommen und mir ist nicht klar wie die sich am Ende entscheiden werden.“ „Nachdem das geklärt wäre habe ich jetzt einige Fragen an den Commander.“, brachte sich Orinia wieder ein. „Fangen Sie an, Botschafterin. Ich werde all Ihre Fragen die Sie haben beantworten.“, sagte Shepard und dreht sich der Turianerin zu. „Es sind nur ein paar ... die erste kommt von unserem Geheimdienst und auch denen der anderen Völker. Sie interessieren sich für die genauen technischen und physikalischen Details, Eigenschaften und Werte, wie Sie in der Lage waren ein Massenportal zu vernichten ...“ „Was das betrifft, da muss ich Sie leider enttäuschen. Es ist nicht so, dass ich das Massenportal zerstört habe, indem ich eigenhändig einen Asteroiden dagegen geworfen habe, nein, die dafür notwendigen Mittel waren längst vor Ort und ich habe nur auf den roten Knopf gedrückt ...“, unterbrach Shepard. „Dem bin ich mir durchaus bewusst, Commander. Unser Interesse gilt, wie ich bereits erwähnte, nur von den genauen Werten aus. Sie sind aus Ihrem Bericht nicht ersichtlich.“, unterbrach ihn dieses Mal Orinia. Er lehnte sich kurz zurück, überlegt und fuhr dann fort. „Sie sind deshalb nicht vorhanden, weil ich davon absolut keine Ahnung habe Botschafterin. Ich bin Soldat und kein Wissenschaftler. Alle Informationen die Sie suchen befanden sich auf dem Asteroiden und der wurde zusammen mit dem Bahak-System vernichtet. Das einzigste was ich tun kann ist auf meine Berichte zu verweisen.“ Orinia schaute Shepard einige Sekunden lang still an. Sie hatte bereits erwartet, dass eine ähnliche Antwort kommen würde. Auf der einen Seite werden die Geheimdienste enttäuscht sein, andererseits ist es von Vorteil, dass diese Informationen verschollen bleiben. Ansonsten bestünde die Gefahr, wenn etwas durchsickert, dass irgendwelche Kriminellen, oder Terroristen solche „Anschläge“ wiederholen könnten, insofern sie die notwendigen Mittel haben. Eine Gefahr, die man bei Cerberus vermutet. „Sollten Sie dennoch irgendwann irgendwelche Daten finden, so wäre die Hierachie und der Rat darüber sehr verbunden, wenn sie uns zur Verfügung gestellt werden.“ Shepard nickte nur kurz. „Nur noch eine, oder zwei kleine Fragen, Commander ... war es wirklich nötig ein ganzes Sternensystem zu zerstören?“ „Es war unumgänglich um die bevorstehende Invasion durch die Reaper zu verzögern.“ „Ja, die Reaper. Die Alles-Leben-Vernichtenden-Unsterbliche-Maschinen ... wir halten Sie für ein bedeutungsloses Gerücht ...“ Orinias Formulierungen trafen bei Shepard einen wunden Punkt was sich an seinem empörtem Gesichtsausdruck bemerkbar machte und bevor er etwas sagen konnte sprach sie weiter. „Darum geht es mir nicht. Meine Vorgesetzten wollen nur wissen ob sich ein derartiger Vorfall jemals wieder wiederholen wird ... vor allem von Ihrer Seite ... zum Beispiel auf dem Gebiet der Ratsvölker?“ Ganz klar. Man dachte Shepard würde jetzt wohl Amok laufen und ein System nach dem anderem plätten. Hier lag wohl die Sorge vor allem bei Palaven – die turianische Heimatwelt. „Nein!“, sagte Shepard empört. Noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, stand die turianische Botschafterin auf, bedankte sich für das Gespräch und verschwand. „War es das etwas schon?“, kam es von Admiral Hackett. „Scheint so.“, war Andersons Meinung. Es blieb noch einige Momente ruhig. Allen kam es so vor, als würde da noch ein entscheidender Punkt fehlen. Es war so abgehackt. Doch da die turianische Botschafterin längst weg war blieb ungeklärt was fehlte. „Der Rat.“, fing Anderson nach einem Blick auf seine Uhr an. „Der Rat wird Sie in knapp einer Stunde empfangen. Die Anhörung findet im Citadel-Turm statt und ihr Inhalt und Ausgang bliebt vor der Öffentlichkeit geheim. Ich habe keine Ahnung was Sie erwarten wird, aber ich werde auf jeden Fall dabei sein und mein Bestes geben Ihnen zu helfen.“ „Danke, Anderson. Das weiß ich sehr zu schätzen.“ „Und ich halte das für einen schweren Fehler! Aufgrund Ihrer gemeinsamen Vergangenheit sollten Sie sich für befangen erklären!“, meinte Udina lauthals. „Und wer soll dann als Vertreter für die Menschheit bei der Anhörung dabei sein?! SIE?! In dem Fall würde Shepard kein faires Verfahren bekommen und das werde ich nicht zu lassen! Und nun gehen Sie in Ihr Büro und denken darüber nach!“, gab Anderson barsch zurück. „Jawohl, Ratsherr.“, war Udinas letzte Antwort und er verlies das Büro. „Haben Sie wieder Probleme mit ihm?“, fragte Shepard. „Lustigerweise nur dann wenn es um Sie geht.“, witzelte Anderson, auch wenn ihm klar war, das die ganze Situation es nicht war. „Wenn Sie nichts dagegen haben würde ich mir zwischenzeitlich gerne noch etwas die Beine vertreten, bevor man die Varren auf mich los lässt.“, konterte Shepard. „Aber natürlich, Shepard, aber seien Sie bloss pünktlich. Bieten Sie dem Rat keine weitere Angriffsfläche.“ „Auf keinem Fall. Außerdem ist die schon so groß, da kann mich gar nicht mehr verfehlen ... Man sieht sich.“, verabschiedete sich Shepard und stand auf. Admiral Hackett verabschiedete sich ebenfalls und beide verließen das Büro. Nachdem sie verschwunden waren stand Anderson auf und ging zum offenen Balkon der Botschaft. Ihm war klar das es für Shepard schwer werden würde und er brauchte jede Unterstützung die er kriegen konnte. Anderson musste sich irgendwas ausdenken um die Konsequenzen zu vermindern. Draußen waren Shepard und Hackett die Treppe runter auf dem Weg zum Empfangsbereich. „Da ist eine Sache die ich Ihnen noch sagen muss. Es ging nicht solange die Turianerin noch da war.“, begann Hackett. „Der Untersuchungsausschuss auf der Erde wird kommen, das ist keine Frage. Damit müssen sie fest rechnen. Zum Glück für Sie, durch die Last der Bürokratie, wird dieser Ausschuss erst in Monaten zusammen kommen. Also etwas Ruhe ... vorläufig.“ „Wenn nicht vorher die Reaper kommen.“, warf Shepard ein, während sie die Rezeption passierten. „Es gibt immer zwei Seiten der Medaille ... eine Empfehlung meinerseits: Der Rat wird garantiert auf Ihren Verbindungen zu Cerberus herum hacken. Versuchen Sie dem Rat im Voraus den Wind aus den Segeln zu nehmen. Erkennen Sie Ihren Feind und setzen Sie seine Eigenschaften gegen ihn ein. Das hat mir immer geholfen wenn man ich es mit resoluten Politikern zu tun hatte.“ „Das werde ich berücksichtigen. Danke, Admiral.“ Die Blicke von Shepard und Hackett fielen plötzlich auf einen Turianer, der genau auf sie zu gelaufen kam. Erst aus nächster Nähe erkannten sie, anhand der Kleidung, den kürzeren Hörner und der höheren Stimme, dass es sich um eine Turianerin handelte. Genauer gesagt war es Orinia – die turianische Botschafterin von vorhin. „Shepard, haben Sie einen Moment?“ Shepard wandte sich Hackett zu, der Prompt salutierte, was Shepard erwiderte, und ihm „Viel Erfolg!“ wünschte. „Was ist Ihr Anliegen, Botschafterin?“ „Bitte nicht so förmlich. Ich will mich einfach nur ganz normal mit Ihnen unterhalten, da ich im Moment nicht im Dienst bin.“ „Nicht im Dienst? Seit wie lange?“ „Zehn ... 15 Sekunden, ob nach irdischer oder galaktischer Zeitrechnung ist in dem Fall egal. Seit wir uns eben rein zufällig begegnet sind. Ein Gespräch von Soldat zu Soldat.“, sagte Orinia mit einem Grinsen, das für menschliche Augen kaum erkennbar war. Wie jeder Turianer und Turianerin hatte auch Sie ihren Wehrdienst abgeleistet, nur ist noch weiter gegangen. Als ehemalige General ist es ihr sehr wohl bewusst das man manchmal mit den Leuten direkt sprechen muss. „In Ordnung ... um was geht’s?“, gab Shepard freundlich zurück. „Kommen Sie, gehen wir ein Stück ... mir geht es um die von Ihnen sogenannten Reaper. Sagen wir es so: Es ist politisch inkorrekt geworden dieses Wort zu verwenden. Inzwischen sprechen fast alle dahingehend nur noch von den Geth, oder Saren.“ „Das habe ich schon mitbekommen, aber was wollen Sie mir damit sagen? Vorhin haben Sie mich ganz schön auflaufen lassen.“ „Wissen Sie, als Botschafterin vertrete ich stets die Meinung anderer und meine eigene Meinung ist dabei bedeutungslos. Was ich sagen will ist, das es viele gibt die nicht an die, sagen wir, Reaper-Theorie glauben, viele sind weiterhin unentschlossen und viele halten sie für wahr. Das sind die allgemeinen Meinungen der anderen.“, erklärte Orinia. „Und Ihre Meinung dabei?“, wollte Shepard wissen. „Als Botschafterin ist meine Meinung unbedeutend .. zumal soeben mein Dienst wieder begonnen hat. Noch einen erfolgreichen Tag, Commander.“, sagte sie freundlich und ging wieder zurück zu den Botschaften. Shepard sah ihr nach. Soeben hatte sie ihm den Hinweis gegeben, dass es bereits einige gibt, welche die bevorstehend Reaper-Invasion ernst nahmen und vielleicht sogar schon Vorbereitungen trafen. Schade, dass sie nicht mehr verraten hatte, aber genug um Shepard die Hoffnung zurück zu geben, welche in den letzten Stunden mehr und mehr gelitten hat. Ein paar Schritte weiter und er stand an einer der Brücken, die den See im Präsidium überspannten. Er lehnte sich an die Brüstung und blickte hinunter in das glasklare Wasser des künstlichen Sees. Seine nächsten Blicke galten der Umgebung, der Gemeinschaft an unterschiedlichsten Völkern deren fester Bestandteil die Menschheit inzwischen war, die Interaktionen zwischen den einzelnen Personen und Wesen und das allgemeine Treiben, das hier herrschte. Shepard richtete sich wieder auf und überschritt die Brücke. Zwischendurch musste er einem Elcor ausweichen, der mit seiner wuchtigen Größe locker die ganze Breite des kleinen Übergangs in Beschlag nahm. Auf der anderen Seite des Präsidiums angekommen, im Finanzdistrikt, warf er einen Blick auf das Ufer. Er konnte sich an ein Kroganer-Monument erinnern, das hier in der Nähe aufgestellte war, als „Erinnerung“ an die Rachni-Kriege gedacht, in denen die Kroganer kämpfen und entscheidend zum Sieg beigetragen hatten. Sie war verschwunden. Beschädigt, oder gar zerstört während die Geth die Citadel stürmten kam danach niemand mehr auf den Gedanken sie zu ersetzen – eine Schande. Während er da stand und nach weiteren Veränderungen aus den letzten zwei Jahren suchte, trat eine gut aussehende Asari an ihn heran. Ihre Kleidung war exotisch, vielleicht etwas knapp, recht unüblich auf der Citadel, aber dennoch dezent. Aus irgendeinem Grund kam sie Shepard auf Anhieb bekannt vor, nur konnte er sich nicht mehr daran erinnern woher. „Ich bitte um Verzeihung für die Störung. Commander Shepard?“ Wahrheitsgemäß antwortete er mit: „Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?“ Eigenartig wer da alles etwas von ihm wollte. „Bitte folgen Sie mir. Die Konsortin wünscht Sie zu sehen.“, antwortete die Asari.“ „Die Konsortin und ihre Akolythinnen.“, schoss es Shepard plötzlich durch den Kopf, Kein Wunder, dass ihm die Kleidung der Asari so bekannt vor kam. Still gegen die beiden über den Platz zum einem unscheinbaren Eingang der zu den Rämlichkeiten der Konsortin führte. Durch ihn gelangten sie hinein, passierten eine weitere Asari an einem ebenso kleinem Empfang und durchquerten den Hauptsaal. Hier sah Shepard weitere Asari herum stehen und sitzen, sowie zwei weitere Gäste, Kunden, einen Volus und einen Salarianer. Es war kaum was los. Eigentlich verwunderlich, hatte die Konsortin doch ein hohes Ansehen und waren ihre Dienste stets sehr begehrt. Shepards Begleiterin führte ihn durch den Saal, eine Treppe am Ende des Raumes hoch, direkt in die Privatgemächer der Konsortin. „Sofort verbeugte sich die Asari gegenüber einer anderen. „Commander Shepard ist da, Herrin.“ „Vielen Dank, Nelyna. Bitte lass uns jetzt alleine. „Jawohl.“, antwortete sie, drehte sich um und glitt anmutig davon. „Es ist schön Sie gesund und munter wieder zu sehen, Commander Shepard.“, sagte Sha'ira, als sie vor ihm stand. „Danke, Sha'ira. Sagen Sie ... waren Sie in Sorge um mich?“ „Ja, das war ich. Ich sah wie Sie in die Dunkelheit hinab stiegen und war ratlos über Ihr Schicksal. Jetzt sind Sie wieder da, der Dunkelheit entflohen und haben sie erleuchtet, doch Ihr eigenes Licht ist trüb.“ Sha'ira war berühmt für Ihre Dienste und Leistungen, besonders für ihre weisen Ratschläge für die sie die Worte besonders geschickt wählte. Zuvor, bevor er den Kollektoren ihre Basis unter dem Hintern weg gesprengt hat, hatte sie ihm eine private Nachricht zu kommen lassen und ihre Besorgnis geäußert, sowie den Ratschlag gegeben auf die Verfassung seines Teams, seiner Mitstreiter, zu achten, damit sie, wie Sha'ira es nannte, „mit klarem Geist und freiem Herzen kämpfen". Ein Ratschlag den er befolgt hatte und mit Sicherheit zum Erfolg des Einsatzes beitrug. „Dem bin ich mir bewusst. Ich musste viele Entscheidungen treffen. Entscheidungen die ich für richtig, oder notwendig hielt. Auf manches bin ich nicht stolz.“, sagte Shepard und verfiel in ein Schweigen. „Verzweifeln Sie nicht! Behalten Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihren Mut! Das sind Ihre größten Waffen! Sie haben Herausforderungen und Mächte bezwungen an denen jeder andere gescheitert wäre, das spüre ich. Bleiben Sie aufrecht und Ihnen wird alles gelingen. Dann erkennen Sie den Kern jeder Bedrohung, dann werden Sie obsiegen, unbedeutend wie groß, oder zahlreich der Gegner auch sein mag.“ Es war unklar was sie mit Aufrecht meinte. Ehrlich, oder wie ein Krieger Mann gegen Mann und von welcher Bedrohung genau sprach sie. Meinte Sie die Reaper, oder den Rat gegen den er antreten wird. Man konnte ihre Formulierungen auf vieles, ja sogar alles übertragen, was einem begegnete. Das war das besondere an ihr – wie sie sich ausdrückte und welche Ausstrahlung sie dabei hatte. Durch dieses perfekte Zusammenspiel hatte ihre Worte großes Gewicht. So was musste man selbst erlebt haben, um es zu verstehen. „Sha'ira, Sie sind wirklich einzigartig.“ Sha'ira nickte. Sie zeigte sich sichtlich erfreut, wenn sie anderen so weiter helfen konnte und gerade Shepard war für sie eine sehr faszinierende Person. „Sie sollten jetzt gehen. Ihnen steht noch viel bevor. Und ich habe mich um weitere Klienten zu sorgen.“ „Danke.“, sagte Shepard und verlies die Gemächer. Verwunderlich wer sich schon alles an ihn heute gewandt hatte und von welchen Kunden sprach sie da eigentlich? Da waren nur zwei anwesend gewesen und keine ganze Meute. Eigenartig. Shepard schlenderte an dem Ufer entlang, betrachtete weiterhin die Umgebung und hörte gelegentlich bei Gesprächen einzelner Personen und Gruppen zu. Da waren beispielsweise eine menschliche Frau und ein Turianer, die allem Anschein nach schon seit langem eine intime Beziehung führen, Salarianer, die über die nächsten Studiengänge diskutierten, ein Volus, der sich bei seiner Asari-Geschäftspartnerin darüber ausheulte, weil ihm falsche Element-Zero-Spekulation während eines anhaltenden Söldnerkrieges nur Verluste einbrachten und dann war da noch der absolute Knaller: Ein Elcor der von Beamten der Citadel-Sicherheit des Schmuggelns verdächtigt wurde und sich bereits bei der Einleitung verriet: Verschlagen manipulierend die Wahrheit verbergen: Nein, ich schmuggle nichts. Welch beschämende Anschuldigung.“ Die besten Geschichten wurden weiterhin vom Leben geschrieben. Ein kleiner Abstecher rüber zum Massenportalmonument, manchen besser bekannt als die Röhre, rundete den entspannenden Teil seines Besuches auf der Citadel ab. Nachdem er ein paar Momente bei ihr verweilt hatte und genauso wie einst Kaidan Alenko ihr Virbieren verspürt hatte, ging er erhobenen Hauptes auf die Fahrstühle des Citadel-Turmes zu, musste sich aufgrund des gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses bei einigen Sicherheitsbeamten ausweisen und konnte dann mit dem erstbesten Fahrstuhl hoch fahren. Insgesamt hatte er knapp mehr als eine Viertelstunde Zeit, bevor es los gehen wird. Oben angekommen wurde er von einem Anblick empfangen, dessen Wirkung er völlig vergessen hatte. Ihm war vollkommen entfallen wie beeindruckend die riesige Halle mit ihren künstlichen Gärten und dem großen Brunnen war, an dem jeder vorbei musste, der von dem Citadel-Rat empfangen wurde. Plötzlich kam sich Shepard ganz klein vor, als er die Halle durchschritt. Unabhängig davon wie sehr er Politik und Politiker verabscheute so verstand er doch gerade in solchen Momente welche Last auch sie zu tragen hatte - mehr, oder weniger. Das änderte jedoch nichts an seiner Meinung, dass sie zumeist ein stocksteifer Haufen mit mangelndem Realitätssinn und Dauergeilheit auf Ansehen waren. Natürlich hatte er selbst längst gelernt solche Gedanken nicht laut aus zu sprechen. Shepard hielt sich abseits des Feldes und versuchte die allgemeinen politischen Gesprächsthemen heraus zu hören. Über die Zerstörung des Bahak-Systems sprach man nur ein einziges Mal am Rande und bezeichnete es lediglich als einen schrecklichen Unglücksfall. Die wahre Geschichte kannten sie nicht und um die Batarianer schien sich auch niemand zu kümmern. Die ansonsten gängigen Themen waren Wahlen, Affären, der Poker um Posten, Budgetstreitereien, politische Agendas und Kampagnen und all das andere, hochtrabende Zeug mit dem man den Rat als Schiedsorganisation belästigte. Am Anfang der großen, breiten Treppe blieb Shepard stehen und blickte hoch zur Rampe. Die vier Ratsherren waren nicht persönlich anwesend, sondern nur die übergroßen holographischen Projektionen ihrer Gesichter, die sehr einschüchternd wirken konnten, wenn man davor stand. Im Moment standen zwei Volus und ein Turianer auf der Sprecherplattform, hielten ihren Vortrag und standen Rede und Antwort. Es ging um wirtschaftliche Belange, nicht anders zu erwarten bei den Volus. Die Details interessierten Shepard nicht, zumal er garantiert gleich selbst da oben stehen muss, aber sollte das Treffen nicht geheim sein? Er setzte sich auf eine Bank, grübelte darüber nach und wartete einfach ab. Nach einiger Zeit trat ein Salarianer an ihn heran. Wenn das so weiter ging hatte er bis heute Abend jede Spezies der Galaxie durch. „Commander John Shepard?“, fragte der Salarianer. „Ja.“, bestätige er – mal wieder. Das man ihn auch mit seinem Vornamen anspricht ist schon recht selten. „Folgen Sie mir. Sie werden erwartet.“ Wortlos stand er auf und folgte dem Salarianer. Ein Blick hoch zeigte ihm das der Rat noch immer tagte. Wer wohl dieses Mal etwas von ihm wollte? Er hatte bereits eine Ahnung – STG, die salarianischen Elitekommandos. Leise führte der Salarianer ihn zu einem Gang, der neben der Halle lag und beide verschwanden darin. Sofort schloss sich eine mechanische Tür hinter ihnen und versiegelte den Durchgang. Es ging weiter, vorbei an anderen geschlossenen Türen, einer kleinen Kreuzung und gut ausgerüsteten und diszipliniert wirkenden Wachen aus allen Citadel-Völkern bis sie am Ende des Ganges vor einer weiteren Tür standen, die sofort auf glitt. Der Salarianer lies Shepard hinein, folgte aber nicht sondern schloss die Tür sofort. Shepards Puls schoss sofort in die Höhe. Sein Hals fühlte sich an, als würde ihm die Luft abgeschnürt. Die Wände schienen näher zu kommen und würden ihn gleich erdrücken. Der gut erleuchtete, ovale Raum hatte einen ebenso ovalen Tisch in seiner Mitte an dem mehrere Stühle standen. Jetzt waren insgesamt fünf Personen im Raum anwesend. Er selbst, der turiansiche Ratsherr, Sparatus, die Asari-Ratsherrin, Tevos, der menschliche, Anderson, und der salariansiche, dessen Namen er nicht kannte. In dieser Reihenfolge von Rechts nach Links saßen sie nebeneinander. Wie angewurzelt stand er da und konnte sich nicht rühren. Kein Wunder das man vorhin nur die Projektionen sah. Damit wollten Sie suggerieren, dass sie nicht vor Ort und getrennt voneinander waren, während sie die ganz Zeit hier zusammen saßen und nur auf ihn gewartet hatten. Die vier Ratsherren starrten Shepard an, der nicht mal mit einer Wimper zuckte. „Setzen Sie sich, Commander Shepard.“, war es die Asari, die die Ruhe letztendlich beendete. Ohne was zu sagen setzte sich Shepard gegenüber der Ratsherren an den Tisch. „Wir sind heute hier zusammen gekommen, um Ihren letzten Bericht zu erörtern. Sind Ihre Angaben korrekt? Sind sie wirklich der Verantwortliche für die Auslöschung des Bahak-Systems?“ Shepard atmete tief durch. Das war der Moment der Wahrheit. „Ja, das bin ich.“, war seine simple und eindeutige Antwort. In diesem Moment weiteten sich die Augen des Salarianers, so weit es noch ging, die Asari lehnte sich zurück, Anderson schloss die Augen und der Turianer wurde laut. „Sind Sie vollkommen wahnsinnig geworden?! Waren Ihnen Nuklearwaffen auf Virmire nicht mehr genug?! Musste es jetzt ein ganzes System sein?! Was kommt als nächstes dran?!, blaffte Sparatus aggressiv. „Das ist ein schwerwiegendes Geständnis. Durch Ihre Handlung wurde auch eine batarianische Kolonie mit 305.000 Kolonisten getötet. Diese Leben sind verloren. Für immer. Sind Sie sich dem bewusst?“, fragte der Salarianer. „Ja.“, antwortete Shepard kurz. „Wie konnten Sie nur so eine Entscheidung fällen, Shepard?“, fragte Tevos. Sie wollte weiter reden, nur Sparatus unterbrach sie. „Das ist doch ganz einfach! Cerberus steckt dahinter und Shepard arbeitet mit denen zusammen ...“ „Dagegen erhebe ich Einspruch. Es liegen noch keine Beweise für eine solche Vorverurteilung vor.“, warf Anderson ein. „Aber es ist ein unbestrittener Fakt, dass Shepard mit Cerberus kooperiert hat, nur der Grad dieser Zusammenarbeit ist unklar.“, meinte der Salarianer. „Dazu will ich endlich was sagen!“, warf Shepard lautstark ein, sodass ihn alle sofort ansahen. „Es ist nicht so das ich mit Cerberus kooperiert habe, sondern Cerberus hat mit mir kooperiert.“ Mit der Aussage sahen ihn alle Ratsherren verwirrt an. „Cerberus kam zu mir und bat mich um Hilfe und ich habe den Ton angegeben. Ich habe mit Ihrer Ideologie nichts gemeinsam, ABSOLUT NICHTS! Ich habe nur ihrer Ressourcen benutzt um die Kolonien in den Terminus-Systemen vor den Kollektoren zu schützen, das steht alles in meinen Berichten. Das wars und mehr nicht. Und heute stehe ich vor Ihnen. Als ein Mann, der mit Cerberus rein gar nichts mehr zu tun und jegliche Form von Verbindung gekappt hat. Ich hoffe das ist jetzt klar.“ Für einen Moment war es still. Allen war klar, dass es einfach war jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben, doch gerade in der Politik kam es selten vor das jemand selbst alle Schuld auf sich nahm, selbst wenn die Beweislast erdrückend war. „Wollen Sie uns etwas tatsächlich weiß machen, dass Cerberus damit nichts zu tun hatte?“, versuchte Sparatus die Initiative zurück zu gewinnen. „Ich will damit sagen, dass ich einzig und allein für alles verantwortlich bin! Alle anderen sind tot, oder sitzen in diesem Raum!“, sagte Shepard mit Nachdruck und hob seine rechte Hand. „Mit dieser Hand habe ich den Knopf gedrückt der den Asteroiden auf Kollisionskurs mit dem Massenportal des Bahak-Systems brachte, ich allein.“ „Was das betrifft ... in Ihrem Bericht wird eine gewisse Amanda Kenson erwähnt, die für die Beschaffung aller Materialen verantwortlich war und so die Grundlage für diese Katastrophe geschaffen hat ... wir wissen das sie eine Agentin der Allianz ist, oder war, und da stellt sich mir die Frage inwiefern die Allianz darin verwickelt ist.“ Spinnte Sparatus jetzt völlig? Machte er soeben tatsächlich die Allianz, die Menschheit für Shepards Taten verantwortlich? Oder war es ein verzweifelter Versuch Shepard aus seiner Deckung zu locken? Egal, Anderson musste reagieren. „Ratsherr, habe ich das soeben richtig verstanden? Beschuldigen sie allen ernstes die Allianz dafür verantwortlich zu sein?“ „Es ist bekannt das zuvor die Allianz und die Batarianische Hegemonie um das Bahak-System konkurriert haben und da stellt sich die Frage ...“ „Ratsherr, das geht zu weit!“, fauchte Anderson. „Werter Kollege, das war unprofessionell. Sie schaden mit diesen unbegründeten Behauptungen dem ganzen Rat.“, sagte Tevos. Beeindruckend dabei war die unerwartete Schärfe in ihrem Tonfall. Selbst der Salarianer begann Sparatus den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Die Allianz hatte sich selbst aufgrund der schlechten Umweltbedingungen auf den Planeten gegen eine Kolonisation des System entschieden. Sie hatte somit keinen Grund für eine von Ihnen angedeutete Vergeltungsaktiongehabt.“ Nicht verwunderlich. Seit dem Beginn der Spannungen zwischen Menschen und Batarianern standen beide Parteien insgeheim unter strenger Beobachtung und die Salarianer waren bekanntlich wahre Meister bei der Informationsbeschaffung. Zwar hatte die Beobachtung seit dem Beitritt zum Citadel-Rat ganz klar abgenommen, geheime Archive, oder Analysen wurden dennoch durchgeführt. Es war sowieso verwunderlich wie man nur so vom eigentlichem Thema abweichen konnte. Sparatus entschuldigte sich für sein Fehlverhalten, Shepard konnte sogar eine gewisse Aufrichtigkeit heraus hören. Keine Ahnung was mit ihm eben los war. „Können wir bitte zum eigentlichen Thema zurück kommen? Sie haben Fragen und erwarten Antworten von mir und die will ich Ihnen geben.“, sagte Shepard freundlich. Der Politiker waren wie ein Rudel hungriger Hunde. Warf man ihnen was zu essen hin konnte man sie fix zufrieden stellen. Hier war es Shepards Entgegenkommen was Eindruck hinterliess. „Commander, bitte schildern Sie uns mit Ihren eigenen Worten wieso Sie diese Entscheidung getroffen haben.“ Dieses Mal war es Anderson, der Shepard eine Bühne bot. „Es war die selbe Situation wie auf Eden Prime. Auf dem Asteroiden lag ein ähnliches Artefakt. Es hat mir eine Vision ins Gehirn gebrannt, so hat es sich angefühlt, genau wie einst mit dem protheanischen Sender.“ „Was genau haben Sie gesehen?“, fragte Tevos neugierig. „Ich sah ... die Galaxie brennen. So würde ich es am treffendsten beschreiben. Verschiedene Welten die ich nicht kannte ... Bilder des Krieges in einer Intensität wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.“ „Wie ging es weiter?“ „Es war als würde das Artefakt meinen Verstand angreifen, als würde es mir einen Willen aufzwingen. Bei Kenson waren die Folgen gravierender. Sie dreht durch und griff mich an ... Sie und all ihre Männer und Frauen. Sie versuchte sogar den gesamten Asteroiden zu sprengen.“ „Ihre beeindruckend wirkenden Ausführungen erklären aber noch immer nicht warum sie ein Massenportal und die Kolonie vernichteten. Hätte das Problem nicht auch durch einen Nuklearsprengkörper gelöst werden können?“, kam es plötzlich wieder vom Turianer. „Durch das Artefakt war mir klar, das irgendetwas mit diesem System passieren würde, etwas schreckliches. Kenson wusste es und hatte Vorbereitungen getroffen, doch sie war bereits ... verloren, also löste ich die Katastrophe aus, um eine größere Katastrophe zu verhindern ... ich hatte sogar eine Warnung an die Kolonie geschickt, leider reichte die Zeit nicht aus um noch irgendjemand zu retten ... ich bedauere offen diese Entscheidung, sah aber keine andere Wahl.“ „Und um was handelte es sich bei dieser „Bedrohung“ die Ihnen keine Wahl lies? Etwa die ... Reaper?“, fragte Sparatus mit humorvoll hoher Stimme. Shepard atmete leise durch. Natürlich wollte er liebend gern alle von dieser Bedrohung überzeugen. Genauso wusste er das man ihn sofort ignorieren würde wenn er dieses Wort auch nur ansatzweise aussprechen würde, Orinia hatte ihn ja davor gewarnt. Warum sprach er es dann an? Es ist eine Falle! „Ich weiß nicht um was es sich dabei handelt, aber mir war klar, dass es schlimmer als die Rebellion der Kroganer und der Geth zusammen sein würde.“ Shepard wollte ihnen einfach nicht die Befriedigung geben, was sie kurzzeitig schweigen liess. Nur teilweise die Wahrheit mit ein paar Veränderungen auf zu tischen schien zu funktionieren. „Ihr Worte mögen sehr aufrichtig klingen, Shepard, aber ...“, begann der Salarianer, bis er unterbrochen wurde – von Sparatus. „Aber wer garantiert uns, dass ihre Worte wahr sind? Wo sind handfeste Beweise?“ Sparatuss Unterbrechung war schon eher eine sehr passende Ergänzung, weshalb es darüber keine Aufregung gab. Wieder lagen alle Augen auf Shepard. Seine Versuche das Gespräch vorsichtig in die gewünschte Richtung zu lenken klappte doch mehr schlecht als recht. „Ich stehe vor Ihnen, ist da nicht Beweis genug?“, war Shepards Antwort. „Das ist kein Beweis. Das geht nicht mal prozentual in die Nähe eines Beweises.“, erklärte der Salarianer. „Hat Saren Ihnen Berichte geschrieben als er Eden Prime angriff, oder Zhu's Hope? Hat er Ihnen gestanden das er mit einer Klon-Armee aus Kroganern die Galaxie überrennen wollte? Hat er Ihnen angekündigt das er noch dem Leben des Rates trachtete, nach Ihrem Leben, als er die Geth gegen die Citadel führte? Nun frage ich Sie alle: Angenommen ich hätte diese Berichte nie geschrieben, wüssten Sie dann das ich für diese Katastrophe verantwortlich wäre?“ Stille herrschte im Raum. „Ich hätte gar nichts sagen können und dann würden ich und Sie heute hier nicht sitzen ... und Sie würden weiterhin darüber grübeln was da passiert ist. Ich bitte darum meine Ehrlichkeit ... meine Aufrichtigkeit gegenüber Ihnen, dem Rat, und allen Völkern die sie repräsentieren, zu berücksichtigen.“ Plötzlich stand Shepard auf. Es war an der Zeit für den krönenden Abschluss. „Ich bin heute hier hergekommen um mich Ihrer Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, weil ich Vertrauen in Ihr Urteil habe. Und um das zu beweisen ... im Dock der Allianz liegt die Nachfolgerin der damals vernichteten Normandy ... gebaut mit Mitteln von Cerberus ... um Ihnen gegenüber meine Loyalität zu beweisen übergebe ich dieses Schiff hiermit und mit sofortiger Wirkung an die Allianz und damit auch an den Rat ... Ratsherr Sparatus, ich hoffe Sie sehen das als meinen endgültigen Beweis an, dass ich nie mit Cerberus kollaboriert habe und weiterhin zu dem Rat und seinen Idealen stehe. Bitte berücksichtigen Sie das bei Ihrer Entscheidung. Ich werde jedes Urteil akzeptieren.“ Wieder herrsche eine gespenstige Stille im Raum. Shepard hatte eine perfekte Show abgeliefert, allerdings konnte sie sehr leicht nach hinten los gehen, dann das Ende war schon beinahe eine dreiste Bestechung. „Commander Shepard, bitte lassen Sie uns Zeit zur Beratung.“, bat ihn Tevos. „Natürlich.“, war seine Antwort. Die Tür durch die er zuvor hinein geleitet wurde glitt auf, ein Turianer stand in ihrem Rahmen und führte Shepard hinaus. Draußen, die Tür schloss sich sofort, stand ein ziemlich alter Klappstuhl, auf den sich Shepard setzen durfte um zu warten. Beim Rat ging es stellenweise recht laut zu. So laut das sich sowohl Shepard, als auch seine turianische Wache gelegentlich den Kopf zur Tür hin umdrehten und ihn verlegen schüttelten. Die Lautstärke war ein stetiges Auf und Ab. Wenn er so darüber nachdachte war der Ablauf schon recht eigenartig. Hatte er doch erwartet hier vor Ort regelrecht gekreuzigt zu werden. Shepard hatte sich geirrt. Die wahre Politik wurde hinter verschlossenen Türen betrieben. Ein Spiel bei dem er selbst nicht mehr als ein bloßes Bauernopfer war. Es dauerte eine halbe Stunde bis sich die Tür öffnete und er wieder hinein gebeten wurde. Drinnen saß der Rat in der selben Reihenfolge wie zuvor. Alles wirkte so trügerisch friedlich. Shepard setzte sich auf seinem Platz, auf dem er schon vorher saß und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch zusammen. „Commander Shepard, wir haben eine Entscheidung gefällt.“, begann Tevos. Sofort ging Shepard ein einziger Gedanke durch den Kopf: „Ich bin gefickt!“ „Sie sollen wissen das dies eine sehr schwierige Situation für uns ist. Die ursprünglichen Vorwürfe und Anschuldigungen gegen Sie haben sich durch Ihr Geständnis als wahr erwiesen. Andererseits ist es ihr Geständnis gewesen, was diesen Sachverhalt überhaupt erst aufgedeckt hat und das hat einiges an Gewicht.“, erklärte sie. „Das Dilemma in dem wir uns befinden ist verzwickt. Offiziell haben wir keine Autorität in den Terminus-System, doch dieser Vorfall kann einen Krieg mit den Batarianern heraufbeschwören, der auch den Citadel-Raum betreffen wird. Daher sind Konsequenzen für Sie unvermeidbar.“, fuhr der Salarianer fort. „Es war eine schwere Entscheidung wie wir verfahren sollten, Shepard. Ihre Handlungen wiegen ohne Zweifel schwer, doch Ihre Verdienste und Leistungen konnten wir ebenfalls nicht ignorieren und haben sie entsprechend berücksichtigt.“, sagte Anderson. „Ihr Satus als Spectre wird deaktiviert und Sie werden ab sofort unter Beobachtung durch den Rat gestellte.“, ertönte es von Sparatus. „Seien Sie versichert, Commander. So sehr wir auch eine weitaus härtere und drakonischere Strafe verhängt hätten, so gab es einige ... Aspekte ... die wir einfach nicht außer Acht lassen konnte. Nehmen Sie dieses Urteil an?“, verkündete Sparatus. „Bitte was? Können Sie mir bitte erklären was Sie mit „deaktivieren“ und „unter Beobachtung stellen“ meinen, Ratsherr?“, fragte Shepard ersteinmal irritiert. „Sie dürfen sich weiterhin frei bewegen, das ist kein Arrest. Ihr Status als Spectre bleibt ebenfalls erhalten, allerdings proforma, nur zum Schein. Zusätzlich wird Ihnen ein Spectre zugeteilt, der Sie bei all Ihren zukünftigen Unternehmungen begleiten wird und uns solange Bericht erstatten wird bis wir ihn wieder abziehen. Haben Sie das verstanden?“, erklärte der Salarianer. „Das habe ich.“, antwortete Shepard zögernd. „Akzeptieren Sie das Urteil, Commander Shepard?“, fragte Sparatus erneut, aber ruhig. „Ich akzeptiere das Urteil des Rates.“, war Shepards förmliche und eindeutige Antwort. „Natürlich bleibt diese Unterhaltung absolut geheim, Shepard. Kein Wort davon darf an die Öffentlichkeit dringen. Absolut gar nichts! Ansonsten werden alle bisherigen Absprachen für nichtig erklärt und Sie werden vollständig Ihres Amtes enthoben und als Abtrünnig erklärt. Haben wir uns verstanden?“, fragte Anderson mit strenger Stimme. Shepard biss sich auf die Lippe und nickte. Er hätte doch etwas mehr Unterstützung von Anderson erwartet, andererseits wußte er, das Anderson seine eigene Schlacht geschlagen hat um Shepards Hals zu retten, zumal er nicht mitbekommen hat was hinter der verschlossenen Tür passiert war. Genauso gut hätten sie ihn aus einer Luftschleuse werfen können und sagen das es ein Unfall war. Immer mehr wurde ihm klar das er mit einem blauen Auge davon gekommen war, ohne allzu große Folgen. „Es ist an der Zeit Shepards seinen neuen Begleiter vorzustellen.“, sagte Tevos und drückte auf dem Tisch auf einen versteckten Knopf. Die Tür glitt auf und Shepard dreht sich um, um den Spectre zu sehen, der von nun an sein Aufpasser sein würde. Mehr als nur sichtlich überrascht sah er die Person an, die er auf Anhieb erkannte. „Kaidan!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)