Mass Effect - Der Untergang - Akt I von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Kapitel 8: Der Dolch im Rücken ------------------------------ Ziemlich schnell hatte sich das Interesse um die neue und wohl bekannte Passagierin gelegt und Miranda entliess die Schützengruppe aus ihren Verpflichtungen. „Willkommen an Bord, Tali.“, begrüßte Shepard die quarianische Maschinistin. Auch wenn man aufgrund ihres Umweltschutzanzuges keinerlei Mimiken erkennen konnte, fühlte Shepard, dass Tali überglücklich war wieder zurück zu sein. Auffallend war, das Talis Anzug etwas verändert aussah – er wirkte massiver. Sie hatte ihn während ihres Aufenthaltes auf der Migrantenflotte aufgerüstet. Ein paar modulare Panzerungsplatten, zusätzliche Batteriepacks, ein leistungsstärkerer Generator für den kinetischen Schild, sowie ein verbessertes Universalwerkzeug machten aus der ohnehin schon kampferfahrenen Quarianerin einen ernstzunehmenden Faktor in jedem Gefecht. „Vielen Dank, Shepard. Ich bin auch froh wieder da zu sein.“, gab sie erfreut zurück. Neben ihr standen noch zwei weitere Quarianer. Eine Wache mit einem leicht angerostet wirkendem Sturmgewehr, sowie der Kapitän des Schiffes. „Viel Erfolg, Tali'Zorah. Es war uns eine Ehre Sie an Bord begrüßen zu dürfen, Keelah se'lai.“ „Keelah se'lai.“, verabschiedete sich Tali ebenfalls und betrat die Normandy. Die Luftschleuse wurde geschlossen und die beiden Schiffe dockten voneinander ab. „Sicher kennt ihr beiden euch noch. Tali, Kaidan, Kaidan, Tali.“ Tali neigte den Kopf kurz zur Seite und sah Kaidan scheinbar überrascht an. „Ob man es glaubt, oder nicht, er wurde ebenfalls zum Spectre ernannt und uns vom Rat als Unterstützung zugeteilt.“ „Spectre? Das hätte ich nie erwartet. Herzlichen Glückwunsch, Kaidan. Es ist schön sie wieder zu sehen.“ „Danke, Tali. Wie lange ist es nun er seit wir uns das letzte mal gesehen haben? Drei Jahre?“ „Zwei. Ganz knapp daneben.“ „Wir haben an Bord noch ein paar mehr neue Gesichter, ansonsten, Sie und Miranda kennen sich ja schon.“, sagte Shepard. Miranda und Tali nickten sich kurz gegenseitig zu und dann ging Miranda. „Ich glaube ... sie hatte keinen guten Tag.“, versuchte Shepard zu erklären. „In Ordnung, Leute, alle wieder auf ihre Posten, wir machen weiter wie gehabt ... Tali, kommen Sie mit? „Gerne.“, sagte sie und folgte Shepard. Vorher machte sie einen Abstecher zu Joker, begrüßte ihn und hielt ein kurzes Schwätschen, bevor sie Shepard hinterher eilte, der bereits voraus gegangen war und am Ende des Ganges des CIC wartete. „Kaidan ist tatsächlich ein Spectre geworden? Wegen was ist der wirklich hier?“, fragte Tali, während die beiden zum Fahrstuhl gingen. „Er ist mein Kindermädchen ... gelinde gesagt. Der Rat will mich an der kurzen Leine halten.“ „Sind sie dabei erfolgreich?“ Shepard grinste. „Auf keinem Fall, aber bislang hatte sich Kaidan auch zurückgehalten ... Maschinendeck?“, fragte Shepard als sie vor dem Fahrstuhl standen. „Natürlich.“, war Talis prompte Antwort und beide verschwanden im Aufzug. „Liegt es daran das die Normandy jetzt ... wieder ... der Allianz gehört? Eigentlich hatten wir mit einem Schiff von Cerberus gerechnet.“ „Cerberus war nur eine Phase. Das hat von nun an keine Bedeutung mehr für mich ... für uns alle.“ „Und sonst? Wie ist es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen?“ „Besser als befürchtet und erwartet. Ich musste den Rat mit der neuen Normandy bestechen, damit sie mich nicht in Stücke reißen.“ „Politiker sind ja alle gleich.“, lachte Tali. „Aber Sie hatten ein ganzes Sternensystem gesprengt ... haben die dazu nicht mehr gesagt? Ich meine ... mich wundert es, dass man Sie nicht auf der Stelle in Ketten legen und wegsperren lies ... Ich meine nicht das das sein sollte.“, versuchte Tali ihren Kommentar zu relativieren. Shepard hatte es sehr wohl verstanden und lachte, während ein Klingeln darauf hinwies, das der Fahrstuhl unten angekommen war. „Keine Sorge, ich habe es schon verstanden ... allerdings habe ich auch teilweise meinen Spectre-Status verloren und sie wollen unter allen Umständen verhindern das es bekannt wird und so einen Krieg auslösen könnte. Trotzdem verwundert es mich, dass ich so leicht davon kam. Ich dachte ich hätte noch was bei ihnen gut, weil ich ihr Leben gerettet habe, aber insgeheim habe ich Angst davor, das die vielleicht noch irgendwelche gemeinen Tricks parat haben ... Im Moment ist das aber egal ... Wie sieht es auf der Migrantenflotte aus?“ Genervt schüttelte Tali den Kopf. „Die Admiräle sind allesamt ein Hafen Bosh'tets ... die suchen jetzt schon fieberhaft nach einem neuen Admiral als Ersatz für meinen Vater ... vorzugsweise einen die ihre Ansichten teilt. Daher kommen die Diskussionen über einen möglichen Frieden mit den Geth nur schleppend voran. Tante Raan hält sie ganz gut in Schach, aber für wie lange noch? ... Shepard ... bitte ... stehe Sie uns bei ... mir ... dem quarianischen Volk, wenn es zum Äußersten kommt.“ „Prekär. Hoffen wir mal das sich niemand zu irgendeiner Kurzschlussreaktion, oder einer völlig übereilten Aktion hinreißen lässt.“ Zwischen Shepard und Tali herrschte eine enge Freundschaft zueinander. Nicht nur das er ihr bei ihrem ersten Aufeinandertreffen das Leben rettete, beim Abschluss ihrer Pilgerreise mithalf und sie vor dem Exil bewahrte, zusammen waren sie auch auf vielen Einsätzen und Missionen gewesen, sogar beim Sturm auf die Citadel und die Basis der Kollektoren. Sowohl Kasumi, als auch Kelly hatten ihn darauf hingewiesen, das Tali mehr für ihn empfand, als simple Freundschaft und er müsste lügen wenn es nicht genauso wäre. Allerdings waren seine Sorgen zu groß, gerade wegen den biologischen Differenzen, weshalb diese Beziehung nicht weiter vertieft werden konnte „Tali, ich verspreche Ihnen ich werde alles in meiner Macht stehende tun um euch zu helfen, wenn es soweit ist.“ Shepard hatte keine Ahnung wie weit die Quarianer tatsächlich gehen würden. Insgeheim hoffte er das sie sich nicht zu einem Krieg hinreißen lassen würden, hatte er doch an ihre Vernunft appelliert, aber wenn es doch zum Äußersten kommen würde sah er ganz klar einen Konflikt mit Legion. Er entschied sich darüber Gedanken zu machen, wenn es soweit war. „Danke.“, sagte Tali zart, während sich die beiden für einige Moment ansahen. Erst nach dieser kleinen Pause brachte Shepard Tali auf den neusten Stand der Dinge. „Aktuell jagen wir wieder jemandem hinterher.“ „Wieder ein abtrünniger Spectre, oder jemand der mit den Reapern zusammenarbeitet?“ „Wer weiß. Mit mir treffen wir ja nur auf solche Kerle. Dieses Mal sind es scheinbar nur ein paar durchgeknallte Wissenschaftler mit einer Biowaffe.“ „Aua. Zum Glück hab ich meine Luftfilter erneuern lassen.“ „Tali, Sie sind einfach unverbesserlich. „Ich weiß ... Gut ... ich würde es jetzt gerne vorziehen mir den Maschinenraum anzusehen. Als ich ging lag hier ja einiges im Argen und ich hatte nur das notdürftigste geflickt.“ „Die Allianz hat sich um den Rest gekümmert, aber so wie ich es kenne lässt sich da noch um einiges mehr rausholen.“ „Mit Sicherheit, Shepard. Die Normandy wird sich bestimmt freuen wenn ich bei ihr mal wieder richtig Hand anlegen.“ Die beiden lachten und Tali betrat den Maschinenraum. Still blickte Shepard ihr nach, als sie darin verschwand und wandte sich danach sofort seinen ständigen Aufgaben als Commander zu. Mit dem Blick auf den roten Riesen, einen sterbenden Stern in seinem letzten Lebenszyklus, genehmigte sich der Unbekannte einen Zug an seiner Zigarette und hielt sie dann abseits zwischen zwei Fingern, während er nachdachte. Eigentlich war er ein gebildeter und ruhiger Mann, doch es bereitete ihm immer öfter Probleme die Fassung zu bewahren. Shepard war genauso ein Fall. Der Unbekannte hatte ihn von den Toten zurückgeholt. Cerberus hatte Milliarden von Credits in seine Wiederbelebung gesteckt und wie dankte es Shepard ihnen? Er sprengte die Basis der Kollektoren in die Luft. Ein undankbarer Bastard. Aber wenn Shepard dachte, dass es so einfach schon vorbei ist, dann täuscht er sich. Der Unbekannte legte seine Zigarette zur Seite und nahm ein Datenpad zur Hand, das ihm von einem seiner stillen und treu ergebenen Mitarbeitern überreicht wurde. Shepard mag vielleicht die Basis der Kollektoren zerstört haben und mit ihr locker den halben Sektor in dem die Basis lag, doch es gab tatsächlich Überreste an Technologien, die die Explosion wie durch ein Wunder überstanden hatten und gerettet werden konnten. Teile es Oculus, einer Jäger-Drohne, Trümmer des Basis, ja sogar, man glaubt es kaum, ein Teil der Mensch-Reaper-Larve mit einigen wenigen Resten funktionierender Nanotechnologie. Es war nicht viel, aber es war etwas und das reichte durchaus um die Überlegenheit von Cerberus und damit die Überlegenheit der Menschheit über alle anderen niederen Alien-Spezies weiter zu fördern. Ebenfalls zeigte der Unbekannte großes Interesse am Reaper-Virus. Wenn Cerberus auch nur eine Probe davon in die Hände bekommen würde, wäre das für die Biowaffenabteilung ein gewaltiger Schritt nach vorne. Er hatte sogar schon einen Plan wie das gelingen würde, er müsste einfach nur abwarten. Zufrieden lehnte sich der Unbekannte zurück, nahm einen Schluck von seinem mit Gin Tonic gefülltem Glas und betrachtete weiter das galaktische Schauspiel. An Bord der SSV Orizabe, einem Allianz-Schlachtschiff der Kilimanjaro-Klasse und dem Flagschiff der Fünften Flotte, saß derweil Admiral Hackett an seinem Schreibtisch und ging verschiedene Berichte und Unterlagen durch. Nachdem die Normandy (zurück) an die Allianz ging hatte man den Missionsspeicher und den Datenspeicher des Navigationscomputers kopiert und mit dessen Auswertung begonnen. Aus jene Daten war ganz klar ersichtlich, dass Shepard tatsächlich durch das Omega-4-Portal gereist war und ebenso lebendig wieder zurück kehrte. Man konnte es kaum glauben. Dabei galt es fast schon als unveränderliches Naturgesetz, das eine Reise durch das Omega-4-Portal eine Reise ohne Wiederkehr ist. Eigentlich waren alle Daten und Berichte bezüglich Shepards Einsätze der vergangenen Monate vom Citadel Rat versiegelt und vernichtet worden, doch es war die Allianz gewesen, die als erstes Zugriff auf die Computer hatte und da war es scheinbar, rein zufällig, passiert, das jemand eine Sicherheitskopie angelegt hatte, die dann über Ratsherr Anderson, ein guter Mann, ebenso rein zufällig an ihn gelangt war. Nichtsdestotrotz waren inzwischen viele Gerüchte im Umlauf. Als ob es unbemerkt bleiben würde, das ein Raumschiff zum ersten Mal durch das Omega-4-Portal zurückkehrt. Gerade über Omega schwappte dabei viel rüber und selbst in der Allianz, auf den Fluren, konnte man so manches Gerücht vernehmen. Die Geheimnistuerei des Rates tat daran keinen Abbruch. Durch ein Fenster blickte Hackett nach draußen, wo er die gewaltige Arcturus-Station sehen konnte. In ihrer Werft stand ein weiteres Schlachtschiff der Kilimanjaro-Klasse, die SSV Aconcagua, kurz vor ihrer Fertigstellung für dessen Einweíhung Hackett sich in den nächsten Tagen kümmern durfte. So sehr er es mochte die neusten Ergänzungen der Allianz-Flotte zu sehen, um so sehr mochte er es zu wissen, das bereits ein weiteres Schlachtschiff fest in der Planung war, genauso wie ein Träger, samt dazugehörigen Jägerstaffeln und eine ganze Reihe an Kreuzern und Fregatten. Die Bauarbeiten lagen fest im Zeitplan und die Finanzierung war in jeder Hinsicht sichergestellt. Das erfreute das Herz jeden Admirals. Sorgfältig legte er die Unterlagen vor sich zusammen und beorderte den Captain der SSV Orizabe, Hannah Shepard zu sich. Es war ihm nicht unbemerkt geblieben, dass ihr die ganzen Gerüchte mächtig zusetzten und so wollte er die Mutter eines Kriegshelden der Allianz und der Citadel etwas beruhigen. Auch wenn die Unterlagen stark zensiert waren brachten sie dennoch ein bisschen Licht in dieses ganze Chaos. Auf dem Crewdeck der Normandy hatte sich Shepard unterdessen ein Mittagessen genehmigt, nachdem er einige Protokolle und Berichte vom Rat und über die Einsatzfähigkeit der Normandy mit Kaidan abgearbeitet hatte. „Papierkram“ machte auch vor richtigen Soldaten nicht halt. So wie es aussah hatte der Rat weitere Unterstützung zugesagt und wird ihnen relativ freie Hand lassen, vor allem wenn man sein Einsatzgebiet mal wieder auf die Terminus-Systeme beschränkt. Nichtsdestotrotz blieb Kaidan weiter auf seinem Posten, vor allem als Shepards Vorgesetzter. Glücklicherweise hielt sich Kaidan bislang dezent zurück. Als Mittagessen stand heute Gulasch mit Bandnudeln auf dem Speiseplan und das beste: Es schmeckte besser als man es gewohnt war, oder erwartet hätte. Mess Sergeant Rupert Gardner hatte kurzerhand sämtliche angelieferten Konserven als minderwertig, oder untauglich deklariert und über eigene Kontakte bessere Waren besorgt, die dann selbstverständlich von der Allianz bezahlt wurde, nachdem er mit der Bürokratie getrickst hatte. Ein kampferprobter Hausmeister lässt sich nun mal nicht von etwas Papierkram ins Boxhorn jagen – vor allem nachdem er irgendeinen armen, jungen Wicht dazu zwangsverpflichtet hatte. Und der machte seine Arbeit erstaunlich gut. Shepard räumte das Geschirr weg und fuhr runter zum Maschinendeck, auf das sich Tali bereits vor guten zwei Stunden verzogen hatte. Unten angekommen fand er sie, zusammen mit Kenneth Donelly und Gabriella Daniels vor, wie sie versammelt um ein Datenpad standen und miteinander diskutierten. Kaum betrat Shepard den Maschinenraum wurde er sofort von Kenneth bemerkt, der mit einem lauten „Commander!“, zackig salutierte. Das er dabei das Datenpad in seiner Hand hielt schien er vergessen zu haben, denn er hätte Tali damit beinahe einen Scheitel gezogen. „Stehen sie bequem. Wie sieht es mit der Normandy aus.“, fragte Shepard locker. „Könnte besser sein, Shepard. Wir haben neue Richtwerte für die Systeme berechnet und sind dabei alle danach neu zu kalibrieren, allerdings weisen mehrere Teile Hinweise auf Ermüdungserscheinungen auf.“, erklärte Tali. „Könnte das zum Problem werden?“ „Nicht wirklich, zumindest nicht im Moment. Es sind keine unbedingt betriebsnotwendigen Teile, aber früher, oder später sollten die ausgestauscht werden. Sie gefährden zwar in keinster Weise das Schiff, oder seine Systeme, aber es besteht durchaus die Gefahr, das die Leistung und Einsatzdauer reduziert werden könnte.“, erklärte Kenneth. „Die Normandy wurde doch erst kürzlich generalüberholt. Wie konnte man nur solche Mängel übersehen?“, fragte Shepard. „Es sind keine signifikanten Mängel. Die Normandy besitzt weiterhin ihre volle Einsatzfähigkeit, nur die Gesamtleistung ist um wenige Prozent reduziert.“, antwortete Gabriella. „Dafür gibt es ausgesprochen viel Spielraum für Modifikationen und Aufrüstung. Viele neuen Teile laufen deutlich unterhalb der Belastungsgrenze und wenn wir da mal richtig Hand anlegen dürfen läuft die Normandy noch besser als zuvor.“, ergänzte Tali. „Gut zu wissen. Dann fangt damit am besten gleich mal an.“, befahl Shepard und bekam dafür prompt das Datenpad von Kenneth gereicht. „Was ist damit?“ „Das sind alle Komponenten, Ersatzteile und sonstige Equipment das wir für die Reparaturen und Erweiterungen benötigen., erklärte Kenneth. „Super ... sonst noch was? Sollen wir noch anfangen auf irgendeinem Planeten nach Rohstoffen zu graben?“ Tali begann herzlich zu lachen. „Nein, ein Anforderungsformular der Allianz ersetzt das.“, erwiderte Gabriella. „Ja, ja, schon kapiert. Weitermachen. Ich kümmere mich gleich darum.“, sagte Shepard und verlies sofort wieder das Maschinendeck. Auf dem CIC angekommen fand er sofort Kaidan, wie er auf dem leicht erhöhten Podest vor der Galaxie-Karte stand. Shepard musste sich ernsthaft wundern, was Kaidan da auf seinem Stammplatze machte. Ebenso fielen im einige missfallende Blicke von Seiten der Crew auf, die Kaidan galten. Zwar waren es inzwischen deutlich weniger, als noch zu Beginn, immerhin kannte man Kaidans Verdienste auf Virmire, aber so manch einer blieb skeptisch und misstrauisch. „Brauchen Sie Hilfe, Kaidan.“, fragte Shepard mit vorgetäuschter Neugier. „Mh? Nein, Commander, ich wundere mich nur, warum wir weiterhin im Osun-System sitzen. Sollten wir uns nicht darum kümmern, das der Rat den Reaper-Virus erhält?“ „Mit dem größten Vergnügen würde ich das sofort machen. Besonders der turianische Ratsherr wird sich tierisch freuen wenn ich ihm einen Killervirus in die Hand drücke.“ Insgeheim würde sich Shepard darüber freuen, wenn er es mal machen dürfte. „So meinte ich das nicht.“ „Ich weiß. Schauen Sie her: Erinle ist nicht nur eine salarianische Kolonie, sondern auch ein Außenposten von dem regelmäßig Schiffe der STG in die Terminus-Systeme starten. Aktuell warten wir nur darauf das jene Boten von ihren Einsätzen zurückkehren und unsere Fracht abnehmen.“, erklärte Shepard leise, nachdem er an Kaidan heran getreten war. „Ach so ... aber wieso steht davon nichts in den Unterlagen?“ „Kaidan, solche Sachen hält man nicht irgendwo fest. So was überträgt man nur mündlich.“ „Warum informieren Sie mich über so etwas nicht, Shepard?“ „Ganz einfach. Wenn etwas schief läuft, dann reißen sie nur mir den Kopf ab und nicht uns beiden.“ Natürlich wollte er Kaidan so weit es ging da heraus halten, nicht unbedingt nur zu seinem Schutz, sondern auch aus Eigeninteresse. Er hatte aber nicht vor Kaidan zu hintergehen und ihm hinterrücks ein Messer in den Rücken zu sagen, immerhin war Kaidan ein guter Kamerad, allerdings war er vom Rat nur deshalb abkommandiert worden, um sicherzustellen, dass Shepard nichts anstellt – insbesonders solche Sachen, die den Rat diskreditieren könnten. „Aha.“, lautete Kaidans deutlich misstrauisch klingende Antwort. Shepard ignorierte das. „Commander Shepard, die Boten treffen voraussichtlich in 20 Minuten ein.“, meldete EDI. „Sehen Sie? Alles in bester Ordnung. Es besteht absolut kein Grund zur Sorge.“, sagte Shepard mit einem äußerst zufrieden wirkendem Gesichtsausdruck. „Commander Shepard, ich habe soeben ein Notsignal empfangen. Sofortiges Handeln erscheint erforderlich.“, meldete EDI. Kaidan sah Shepard schweigend an und neigte den Kopf zur Seite. Shepard behielt still seinen freundlichen Gesichtsausdruck bei. „EDI, dein Timing ist absolut perfekt.“, bedankte er sich sarkastisch. „Bei der nächstbesten Gelegenheit zerleg ich deinen KI-Kern.“, murmelte er dazu. „Wirklich alles in Ordnung?“, ertönte es von Kaidan mit einem ironischen Unterton. „Kaidan, Klappe. EDI, was hat es mit dem Notsignal auf sich?“ „Nicht viel ...“ „Spiel es trotzdem ab.“ „Verstanden, Commander.“ Als EDI die Nachricht abspielte, die die Normandy vor nur wenigen Sekunden erreicht hatte, vernahm man anfangs nur ein statisches Rauschen, das erst nach einem Moment verschwand. „Allgemeiner Notruf. Sendeautomatik abgebrochen bei Analysepunkt ACO 675342! Status des Systemanwenders unbekannt. Allgemeiner ...“ „Das reicht, EDI ... woher kommt der Notruf?“, forderte Shepard entnervt. „Sanduhr-Nebel, Planeten Hagalaz im Sowilo-System.“ Shepard musste einen kurzen Moment nachdenken, wieso ihm das so bekannt vor kam. „FUCK!“, stieß er aus. „EDI, sofort Einsatzalarm geben, sagen Sie Joker das er sofort Kurs auf diesen Planeten nehmen soll. Und ich will Garrus und Legion voll einsatzfähig und kampfbereit in 10 Minuten im Hangar sehen!“ „Verstanden, Commander!“ „Verdammt, Shepard! Was ist mit Ihnen los?!“, fragte Kaidan aufgebracht, als die Sirenen ertönten und er spürte wie die Normandy ihre Antriebe hoch fuhr und beschleunigte. „Haben Sie unsere Fracht vergessen?“ „Die muss warten! Das hier ist viel wichtiger.“, erwiderte Shepard ernst auf seinem Weg in die Waffenkammer, gefolgt von Kaidan, der ihn dieses Mal nicht so einfach davon kommen lassen wollte. „Shepard, ich bin ein Spectre des Rates UND Ihr Vorgesetzter, aber ich bin auch ein sehr verständnisvoller Mensch, trotzdem werde ich nicht zulassen, dass Sie aus niederen Beweggründen diese Missionen gefährden!“ Auf Kaidans Ermahnung reagierte Shepard mit einem derartig mörderischen Gesichtsausdruck, das selbst dem Spectre das Herz in die Hose rutschte. Hätte er sich in diesem Moment nicht richtig zusammen gerießen, dann wäre Shepard mit Sicherheit Kaidan an die Gurgel gegangen. Kaidan zeigte ganz klar zum falschen Zeitpunkt sein „Durchsetzungsvermögen“. „Haben Sie schon mal was vom Shadow Broker gehört?“, fragte Shepard. Es war eher eine rhetorische Frage. „Wer nicht.“ „Erinnern Sie sich noch an Liara?“ „Die Asari? Natürlich.“, antwortete Kaidan leicht zögerlich. „Auf Hagalaz befindet sich die Basis des Shadow Brokers. In den vergangenen Wochen, als ich noch für Cerberus herum düste, waren ich und Liara an einem Einsatz gegen den Shadow Broker tätig gewesen. In dessen Verlauf starb der Shadow Broker und Liara nahm seinen Platz ein.“ Kaidan war vollkommen sprachlos. „Die Basis ist gut geschützt, aber das sie nicht uneinnehmbar ist haben wir bereits bewiesen. Irgendetwas ist da passiert. Irgendetwas richtig schlimmes, mit dem Liara nicht fertig wird sonst würde sie nicht um Hilfe rufen. Ich weiß nicht was, aber ich werde dahin gehen und SIE werden mich nicht aufhalten!“, sagte Shepard mit zunehmend lauter und fester Stimmer. „In Ordnung.“, sagte Kaidan nach kurzer Wartezeit. „Sie haben freie Hand ... Commander. Allerdings muss ich den Rat auf diese ungünstige Entwicklung hinweisen.“ „Halten Sie Liara da raus!“, sagte Shepard bedrohlich. „Ok, bessere Idee ... Sie sagen es ihnen nachdem wir Liara geholfen haben.“, schlug Kaidan vor. Als Shepard daraufhin nichts mehr sagte verlies Kaidan lieber schnell die Waffenkammer und Shepard schnaupte aufgebracht. „Was für ein Idiot.“, merkte Jacob an, der auf der anderen Seite des Raumes mit einer Reparatur beschäftigt war und alles mitangehört hatte. „Er ist nicht immer so gewesen.“, erwiderte Shepard und durchsuchte den Waffenschrank. „Wenn Sie meinen, Commander ... Brauchen Sie Hilfe?“ „Nein ... wo ist die Revenant?“ „Hier. Vor mir.“ „Was? Wieso?“ „Weil die Waffe im Eimer ist. Die Wärmeleitkammern sind beschädigt und müssen erneuert werden, mehrere Splitter haben die Hülle, einige Leitungen und einen Hitzespeicher zerstört. So schnell kommt das Teil nicht mehr zum Einsatz.“ Shepard stöhnte. Beschädigungen im Gefecht, oder Verschleiß waren etwas vollkommen natürliches, selbst in einem technisch so fortgeschrittenen Zeitalter. Es machte sich zwar nur sehr selten bemerkbar, doch das war keine Garantie dafür, dass die Ausrüstung davor verschont blieb. Sattdessen musste er nun zur M8 Avenger greifen, einem bewährten Sturmgewehr, das auch in der Allianz breite Verwendung findet. Mit all ihren Upgrades ausgesprochen vielseitig war die Waffe in allen Bereichen gut ausgeglichen. Zwar nicht absolut perfekt, aber vielseitig im Einsatz. Um flexiblere und noch stärkere Feuerkraft aufbieten zu können gesellten sich dazu der Raketenwerfer ML-77, das Viper-Scharfschützengewehr und die schwere Handkanone M5 Phalanx, sowie die M-27 Scimitar Schrotflinte. Als Rüstung schnappte sich Shepard seine schwere Sturmpanzerung, die ihm ursprünglich von Cerberus gestellt wurde. Inzwischen hatte man diese in ein Allianzblau umlackiert. Nach und nach kamen Garrus und Legion hinzu, um sich ebenfalls ihre Ausrüstung zu holen und Shepard klärte sie über den Stand der Dinge auf. Das Sowilo-System war ein Nachbarsystem im Sternenclusters des Halbmondnebels. Um es zu erreichen musste man über eines der kleineren Sekundärportale nehmen, das am Rande des Systems lag und die nächsten Sternensysteme miteinander verband. Die Zeit bis zur Ankunft verging quälend langsam und verursachte bei Shepard einen regelrechten Lagerkoller. Er hatte Joker bereits dazu gezwungen absolut alles aus der Normandy heraus zu holen und trotzdem kam es ihm so vor, als würde jetzt alles von den wenigen Prozent an Leistungseinbußen bei den Maschinen abhängen, von denen Tali Stunden zuvor noch gesprochen hatte. Unter den besorgten Augen von Crew und Kameraden lief Shepard angespannt und nervös neben dem Shuttle auf und ab. Er machte sich unglaublich große Sorgen um Liara. „Sollen wir vielleicht irgendwas ... machen ... irgendetwas?“, fragte Garrus, der Shepard so nicht länger ansehen konnte. „Und was sollen wir machen? Beruhigend auf ihn einreden?“, erwiderte Kaidan die Frage, der ebenfalls in voller Kampfausrüstung im Hangar stand und ursprünglich zwar mit wollte, sich dann dagegen entschied, wahrscheinlich aus Angst vor Shepard. „So wie der drauf ist hilft dem nicht mal ein Betäubungsmittel für ein Rudel Kroganer. Ich wusste gar nicht das der was mit 'ner Asari hatte.“, meinte Jack, die nur runter gekommen war, um Shepards erbärmlichen Zustand zu sehen. „Hatte er auch nicht.“, erwiderte Miranda und verließ das Deck um Informationen für den weiteren Verlauf des Einsatzes zu sammeln. Die meisten verwunderte es wie sich Shepard verhielt. Keiner von ihnen wusste genau wie nah sich Liara und Shepard genau standen. Tatsächlich handelte es sich bei der Beziehung zwischen Shepard und Liara um nicht mehr als eine enge Freundschaft. Shepard erinnerte sich noch genau daran wie ihn Liara damals, vor zwei Jahren, aufgrund des Kontakts mit dem protheanischen Sender, als „interessantes Testobjekt für eine längerfristige Studie“ beschrieb. Ihre Unwissenheit über die Menschheit zu diesem Zeitpunkt war wirklich amüsant. Vielleicht hatte Shepard damals schon die Möglichkeit gehabt die Beziehung weiter zu vertiefen, nur zu diesem Zeitpunkt zeigte er mehr Interesse an Ashley Williams. Umso härter traf es ihn, als er gezwungen war Ashley auf Virmire zurück zu lassen, um die Sicherheit der Atombombe zu gewährleisten. Letztendlich hatte er es Liara zu verdanken, dass nach der Zerstörung der ersten Normandy sein toter Körper geborgen und zur Wiederbelebung an Cerberus übergeben wurde und dafür war er Liara noch einiges schuldig. „Commander, wir haben soeben das Sowilo-System erreicht. Ankunft auf Hagalaz innerhalb der nächsten Minuten.“, meldete Joker über das Intercom. Es schien die erlösende Meldung zu sein, auf die Shepard die ganze Zeit gewartet hatte. Sofort schien er sich wieder zu beruhigen und stieg zusammen mit Garrus und Legion ins Shuttle. Die restliche Crew verlies das Hangardeck während sie sich dem Planeten näherten. Im Cockpit stand Miranda neben Joker und beobachtete den Anflug. Joker legte die Normandy in einen perfekten Anflugwinkel, bei dem möglichst wenig Reibungshitze beim Eintritt in die Atmosphäre erzeugt wurde. So lies sich problemlos der Tarnkappen-Modus beibehalten und die Normandy konnte sich unbemerkt an ihr Ziel heranschleichen. Bereits wenige Momente später tauchte die Normandy in den stürmischen Himmel ein. Joker musste sich bemühen die Normandy ruhig zu halten. Das größte Problem waren dabei nicht nur die stellenweise hohen Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern, sondern auch die äußerst heftigen Gewitter. Gewaltige Blitze zuckten in alle möglichen Richtungen über den ständig bewölkten Himmel. Es war eindrucksvoll und bedrohlich zugleich. Bei Shepard letztem Ausflug hier her waren die Unwetter nicht so heftig. Entweder war das Schiff des Shadow Brokers vom Kurs abgekommen, oder sie waren mitten in einen gefährlichen Wetterumschwung geraten. Die Normandy bekam ein paar mal einen Treffer durch Blitze ab und blieb dennoch unbeeinträchtigt. Träfe so ein Blitz hingegen das Shuttle, dann würde es diese Begegnung mit Sicherheit nicht überstehen und mit seinen Passagieren zu einem rauchendem Haufen Metall zusammen geschmolzen werden. Um genau das zu verhindern musste Joker beim Absetzen des Shuttles so nah wie möglich an das gewaltiges Schiff des Shadow Brokers heran, welches als Blitzableiter fungierte und bereits am Horizont zu sehen war. „Ziel in Sicht, Commander. Beginne mit dem Zielanflug. Halten Sie sich bereit.“, informierte ihn Joker. Shepard schnaubte. Er und alle anderen waren angespannt und unsicher über das was sie erwartete. „Leute, ich habe keine Ahnung auf was wir uns da einlassen, aber unabhängig davon was uns erwartet, es gibt nur ein Ziel: Liara T'Soni finden und notfalls retten. Alles andere ist zweitrangig.“, erklärte Shepard. „Stehen weitere Informationen für Einsatzanalyse zur Verfügung?“, fragte Legion. „Leider nein. Wir waren nicht mal in der Lage eine Verbindung her zu stellen. Der Notruf ist die einzigste Meldung die wir erhielten.“ „Ich mag mich irren, aber bin ich der einzigste für den das verdächtig nach einer Falle riecht?“, meinte Garrus. „Das halte ich dieses Mal für unwahrscheinlich. Für so was gibt es weitaus bessere Umgebungen und nicht so eine Hölle wie Hagalaz ... Joker, wie sieht es da draußen aus?“ „Die schlimmste Sturm den man sich vorstellen kann. Das Wetter dreht hier ganz schön am Rad.“ „Wie viel lange noch bis zum Absetzpunkt?“ „60 Sekunden, Commander. Ziel bereits in Sicht.“ „Gut, sagen uns Bescheid wenn sie etwas auffälliges sehen.“ „Aye, Aye, Commander.“ Hagalaz war einer der mit Abstand unwirtlichsten Orte in der Galaxie. Während tagsüber die Ozeane kochten, waren sie nur zehn Minuten nach Sonnenuntergang zugefroren. Der einzigste Möglichkeit sich hier halbwegs sicher zu fortzubewegen bestand darin ständig in der Dämmerung zu sein. Dort wo die heißen und kalten Luftströmungen aufeinander treffen erzeugten sie gewaltige Stürme und Gewitter, die gleichzeitig auch als hervorragende Tarnung dienen kann. Schnell näherte sich die Normandy ihrem Ziel. Das Schiff des Shadow Brokers war ein gewaltiger Koloss. Die mobile Basis von der das hiesige Informationsimperium regiert wurde erreichte locker die Ausmaße eines Schlachtschiffes und konnte nur mithilfe leistungsstarker Masseeffektfelder in der Luft gehalten werden. „Das sieht nicht gut aus.“, merkte Joker an, als er das Schiff mithilfe der mehrfachen Vergrößerung der Zieloptiken untersuchte. Der Koloss war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Löcher klafften wie riesige Wunden in der Hülle, Brände und Flammen hatten den Bug komplett eingehüllt und breiteten sich weiter aus und auf dem Rumpf tobten Kämpfe zwischen zwei unbekannten Seiten mit massiven Gewehr- und Geschützfeuer und Mechs. „Shepard, das Ding ist das reinste Schlachtfeld!“ „Wiederholen Sie das, Joker!“ „Das Schiff ist schwer beschädigt, irgendjemand kämpft auf der Schiffshülle ... SCHEISSE! WAS FÜR 'NE EXPLOSION! IRGENDWAS IST MITTEN AUF DEM SCHIFF EXPLODIERT!“ „Joker! Wo können wir abgesetzt werden?!“ „Scheiße ... Moment, deren Hangar ist zu, der Rumpf ist die reinste Todeszone ...“ „Die Hecksektion nahe den Triebwerken weist keine Schäden auf und hat nur minimale Präsenz von bewaffneten Personal.“, meldete EDI. Shepard sah Garrus und Legion an. „Wollen wir das durchziehen?“, fragte er Garrus und Legion sahen sich daraufhin ebenfalls an. Das Shepard sie um ihr Einverständnis fragte war ungewöhnlich, aber angesichts der Umstände sehr gut verständlich. Bislang waren sie immer im sicheren Abstand abseits eines Einsatzgebietes gelandet, allerdings noch nie genau mitten drin. Die Gefahr abgeschossen zu werden war so überaus stark präsent, das man sie spüren konnte. „Wir haben schon schlimmeres überstanden. Gehen wir es an!“, antwortete Garrus. „Wir haben noch keinen Konsens erreicht.“, kam es hingegen von Legion. Shepard nahm das kommentarlos auf. Er musste sich selbst daran erinnern, das Legion nicht ein einzelnes denkendes Wesen war, sondern Plattform für über Tausend Geth-Programme. Er wertete es mal als Ja. Danach klopfte er gegen die Rückwand, die ihn vom Cockpit des Shuttles trennte. „Ihre Meinung?“, fragte er den Piloten. Der Pilot klopfte selbst dreimal schwächer zurück und Shepard interpretierte das ebenfalls als Zustimmung. „Wir landen am Heck ... Joker, bringen Sie uns so schnell und so nah wie möglich heran! Das ziehen wir jetzt durch!“ „Verstanden, Commander! Halten Sie sich fest.“ Joker lies die Normandy auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen und schoss dem Schiff knapp oberhalb der Wolkendecke entgegen. Kurz vor dem Schiff bremste die Normandy abrupt ab und Joker öffnete die Hangartore. Noch bevor die richtig offen waren zündete der Shuttle-Pilot die Triebwerk und jagte das Landungsboot aus dem nicht mal ganz geöffneten Hangar. Eine Sekunde zu früh und sie wären irgendwo hängen geblieben. Trotz der Winde gelang es dem Shuttle sicher das Heck zu erreichen und sicher auf einer entsprechend großen und freien Fläche zu landen. Das er dabei eine der völlig überraschten Wachen des regelrecht platt machte, weil sich sonst kein anderer Platz eignete konnte man dabei getrost außer Acht lassen. Sie hatten es nicht mal mitbekommen. Kaum war die Tür richtig offen sprangen Shepard, Garrus und Legion heraus und wurden prompt von den Wachen beschossen. Sofort erwiderte Shepards Team das Feuer und erledigte zwei Techniker. Mit seiner Panzerbüchse erwischte Legion aus dem Lauf heraus eine Asari-Frontkämpferin und hastete dann sofort wie die anderen auch in Deckung, wo er zu seinem Geth-Impulsgewehr griff. Übrig blieben schlagartig nur noch drei Gegner, wovon einer einen Raketenwerfer hatte und auf das eben durchstartende Shuttle zielte. Mit seiner Vindicator konnte Garrus in schneller Folge die Schilde des Raketenschützen zerreißen und ihm einen tödlichen Kopfschuss verpassen, trotzdem wurde eine der Raketen im letzten Moment abgeschossen, die dem Shuttle in die Wolken hinterher jagte, wo beide drin verschwanden. Zusammen stürmten Shepard und Legion vor und erledigten konsequent die beiden letzten Gegner, deren Gegenwehr an den schweren kinetischen Schilden wirkungslos blieb. Was so einfach lief hatten sie nur einem Umstand zu verdanken. Die Wachen waren ganz klar auf so einen Angriff von hinten nicht vorbereitet gewesen. Sie hatten auf einen Gegner gewartet, der aus der anderen Richtung kommen musste. „Status, Normandy, wo ist unser Shuttle?“, fragte Shepard über sein Helmfunkgerät nach, während sie sich in Bewegung setzten. „hatte kurz Problem, scheint aber alles wieder in Ordnung zu sein. Wir nehmen es gerade wieder auf und halten uns abseits.“, antwortete Joker. Auf der Suche nach einer Luke musste sich Shepard und sein Team vom Heck vorwärts in Richtung Rumpfmitte bewegen. Auf den nächsten hundert Metern fanden sie weder einen Zugang ins Innere des Schiffes, noch irgendwelche Wachen. Scheinbar waren die alle in dem Kampf mit dem unbekannten Gegner gebunden. Das einzigste was ihnen unterwegs begegnete waren inaktive Loki-Mechs und herum irrende Wartungsdrohnen. Funkenflug und Winde erschwerten die Sicht und das Vorankommen erheblich. Erst nach weiteren 75 Metern erreichten sie eine Erhebung in der Schiffshülle, in der endlich eine Luke eingelassen war. Sofort versuchten sie die Tür zu öffnen, nur leider war sie verschlossen und selbst ein Umgehen der Systeme war wenig Erfolg versprechend. „Legion, kannst du dich da rein hacken?“ „Natürlich, Shepard-Commander.“, antwortete er und machte sich sofort an die Arbeit. Garrus gab Legion derweil Deckung und Shepard krackselte vorsichtig die Erhebung herauf. Bereits von hier aus konnten sie deutlich den anhaltenden Kampf auf dem Rumpf hören. Oben angekommen blickte Shepard über die Kuppe und beobachtete die andauernde Schlacht durch das Visier seines Scharfschützengewehrs. Es ließen sich klar zwei Fraktionen ausmachen. Zu einem die Privatarmee des Shadow Brokers auf der einen Seite und eine nicht näher bekannte Truppe auf der anderen Seite, vom Bug aus kommend. Diese Truppe war hervorragend ausgerüstet, diszipliniert und unerbitterlich. Ihre schweren schwarz-weißen Rüstungen waren Shepard unbekannt und erinnerten an schwere Sturmpanzerungen mit einer dickeren Todesmaske als Helm. Ganz klar Spezialanfertigungen, genauso wie die Waffen, die wie eine kompakte, vollautomatische Karabinervariante der Mattock-Sturmgewehre aussahen, dazu trugen sie noch Locust-Maschinenpistolen. Mehr konnte er nicht erkennen, da das Visier nur eine begrenzte Vergrößerung bot. Trotz der Überlegenheit an Feuerkraft und Disziplin der Angreifer waren sie nur schwer in der Lage vorzurücken. Die Shadow Broker-Truppen boten einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an Soldaten auf, nur um diesen Gegner irgendwie aufzuhalten – leicht zu erkennen bei all den Toten und neuen Truppen, die aus dem Inneren des Schiffes kamen. Mit einem Piepton hörte Legion, dass er das Schloss der Tür erfolgreich gehackt hatte. „Der Weg ist frei, Shepard-Commander.“ „Danke, Legion. Ich komme runter.“; antwortete Shepard und kroch vorsichtig von der Kante zurück um nicht entdeckte zu werden. Währenddessen öffnete sich die Tür von selbst. Im nächsten Moment waren alle mehr als überrascht. Zu einem Legion, der die Tür nicht geöffnet hatte und zu anderem eine Heerschar an Soldaten des Shadow Brokers, die jetzt einen Geth vor sich stehen hatten. „Fehlkalkulation in den Missionsparametern.“, merkte Legion trocken an, als er und die Wachen sich für einen kurzen Augenblick anstarrten. Unverzüglich rissen die Wachen ihre Waffen hoch und schossen was das Zeug hielt. „Feindkontakt!“, gab Legion laut von sich. Er bekam etliche Treffer ab und ohne seinen Schildverstärker hätte man ihn garantiert zu Altmetall verarbeitet. Überrascht sahen Garrus und Shepard wie ihr Geth panisch wirkend hinter einige Rohre in Deckung flüchtete, mit einem Haufen wild um sich schießender Soldaten im Schlepptau. Sofort rissen sie ebenfalls ihre Waffen hoch und beharkten die ungeschützten Flanken der unvorsichtig vorstürmenden Wachen, die nur Augen für Legion hatten – Shepard mit seinem Scharfschützengewehr von der Erhebung runter und Garrus von der Seite mit der Vindicator. Problemlos erledigten sie mehrere Feinde bevor die überhaupt kapierten was los war. Zuerst bemerkten sie nur Garrus und drängten ihn durch massiven Beschuss hinter seine Deckung. Shepard nutzte die Zeit und wechselte, nachdem die Viper nach einem neuen Thermomagazin verlangte, zu seinem Sturmgewehr mit Brandmunition und deckte die Wachen von oben mit einem feurigen Kugelhagel ein. Schilde und Panzerungen hielten dem Beschuss nicht lange stand und kaum richteten sie sich nach Shepard aus, kamen Legion und Garrus hervor und unterstützten Shepard. Gefangen in einem tödlichem Kreuzfeuer von drei Seiten sank die durchschnittliche Überlebensdauer der Wachen, nachdem sie den Schiffsrumpf verlassen hatten, auf gerade mal drei Sekunden. Es dauerte einige Momente bis die letzten Wachen erledigt wurden und stellenweise wurde es ziemlich knapp. Hätte der Kampf nur etwas länger gedauert, dann wären die kinetischen Schilde der drei zusammengebrochen und sie wären ernste Gefahr gelaufen verwundet, oder sogar getötet zu werden. Das Team hielt inne und als kein weiterer Gegner mehr nachzurücken schien rückten sie mit angelegten Waffen in geschlossener Formation durch die offene Luke in einen kleinen Tunnel. Der Gang an sich war nur schwach beleuchtet und an den Seiten standen Kisten und Fässer. Sofort hob Shepard seine Hand und sie blieben stehen. Hinter einer der Kisten sah er den Lauf einer Schrotflinte teilweise hervor stehen. Ein Gegner schien sich dahinter ganz klar zu verstecken. „Drohne.“, wies er leise an. Legion setzte seine kleine Drohne aus, die prompt hinter das vermeintlich sichere Versteck flitze. Die dahinter kauernde Kämpfer erschrak und schoss auf die Drohne, als sie direkt neben ihr erschien. Ein Fehler. Legion konnte nicht nur Drohnen für Kampf-, Ablenkungs-, oder Aufklärungszwecke einsetzten, sondern auch solche, die wie eine mobile Bombe fungierten. Hier machte der Gegner Bekanntschaft mit letzterem. Der Treffer der Schrotladung zerstörte die Drohne, woraufhin die Sprengladung hoch ging und ihr Opfer komplett erwischte. Die Schilde zerstört, wurde er gegen die Wand geschleudert. Druckwelle und Aufschlag zerreißen ihm alle inneren Organe und zerschmetterten jeden einzelnen Knochen. Wie ein nasser Sack plumpste er zu Boden und blieb regungslos liegen. Hinter einem Paar Fässer erschien daraufhin ein weiterer Soldat und Shepard, der den Warnhinweis auf den Fässern bemerkt hatte, zielte auf sie. Doch anstatt die gewöhnliche Gewehrmunition zu verwenden legte er seine Hand an den Unterlaufgranatwerfer und schoss eine der raketenbetriebenen Splittergranaten ab. Eine etwas übertriebene Kurzschlussreaktion. Die nachfolgende Explosion der Treibstofffässer ließen den Soldaten den Gang hinunter fliegen, wo er irgendwo in eine Kiste krachte und diese und sich selbst dabei zerschmetterte. Nach dem Ausschalten der letzten Bedrohung rückten Shepard, Garrus und Legion langsam nebeneinander weiter vor, stets wachsam vor der nächstmöglichen Gefahr, und erreichten eine weitere verschlossenen Tür. „Den Job, Legion.“, wies Shepard wieder an. Legion kniete sich vor die Tür, doch dieses Mal legte er zuerst sein Impulsgewehr neben sich und hielt sich wie Garrus und Shepard nahe den Wänden, um den Vorfall von eben nicht zu wiederholen. „Tür erfolgreich gehackt ... Öffnen der Tür nicht möglich, Shepard-Commander. Sichtlich überrascht schaute der Commander. „Ist der Hackvorgang etwa doch fehlgeschlagen?“, mutmaßte Garrus. „Negativ. Kein elektronischer Fehler ... Wahrscheinlichkeit für technischen Defekt ... 0,8329 Prozent. Wahrscheinlichkeit für manuelle Verriegelung 78,002 Prozent.“, lautete Legions Diagnose. „Super, das heißt wir müssen einen anderen Zugang finden ... am besten mitten durch die Kampfzone. Genug Löcher haben die ja schon in die Hülle gesprengt. Davon können wir ja eines nehmen.“, sagte Garrus sarkastisch. Shepard schüttelte nur den Kopf und wollte ansetzten etwas zu sagen. „Nicht zwangsläufig notwendig.“, warf Legion ein. „Erbitten Erlaubnis zum Einsatz des Universaltüröffner.“ „ Universaltüröffner? Was ist das? Eine besondere Code-Knacker-Software?“, fragte Shepard irritiert. „Kein Bestandteil des Universalwerkzeugs. Eigenentwicklung der Geth gegen verschlossene Durchgänge.“, erklärte Legion, während er einen kleinen Kasten von seinem Rücken nahm. Shepard gab ihm mit einer Handbewegung grünes Licht und Legion brachte den Kasten in der Mitte der Tür an. Nur langsam ahnten Shepard und Garrus was Legion vor hatte und gingen auf Distanz – bis zu Eingang. Hinter der so förmlichen Bezeichnung des „Universaltüröffner“ verbarg sich nichts weiter als ein Plasmasprengsatz mit festgelegter Detonationsrichtung und einem Antimateriekern als Zündladung, die selbst dickste Panzertüren knacken konnte. Die genau Bezeichnung der Geth dafür war eine ellenlange Kombination aus Zahlen. Im Prinzip war es nichts weiter als Thermit, das sich durch ein Hindernis hindurch brannte. Legion machte den Sprengsatz scharf und entfernte sich ebenfalls von der Tür. „Und du weißt was du tust?“, fragte Shepard, als Legion neben ihm in Deckung ging.“ „Zuversichtlichkeit wird als hoch eingeschätzt.“ „Danke, das beruhigt mich ungemein.“ Shepard kam auf die Idee nach einem alternativen Weg zu Fragen, nur Legion hatte längst mit dem Zählen begonnen. „Sieben ... Sechs ... Fünf ... Vier ... Drei ... Zwei ... Eins ... Null.“ Der nur ein Mikrogramm schwere Antimateriekern ging in einer weiß glühenden Explosion mit der Kraft einer Panzergranate hoch und diente als Initialzündung für die Plasmaladung, die trotz ihrer ebenfalls hohen Sprengkraft ihre Hauptaufgabe hauptsächlich durch die Freisetzung enormer Mengen an thermischer Energie erreichte, die sich im Bruchteil einer Sekunde durch die dicke Tür frass. Die gewaltige Hitze spürten sie selbst am Ende des Ganges, da sie nur einen Weg zum Entweichen hatte. Vorbei waren damit die Zeiten vom Hacken irgendwelcher Computer, dem Umgehen irgendeines Systems, oder dem Besorgen von Codeschlüssel und Zugangskarten – genügend „Türöffner“ vorausgesetzt und das war bislang Legions einzigster Sprengsatz gewesen. „Tür erfolgreich geöffnet.“, sagte Legion lakonisch. „Overkill trifft es eher.“, meinte Garrus und zusammen gingen sie durch den neuen Durchgang. Die Tür war komplett verschwunden, weggeschmolzen, ferner noch waren Teile der Verkleidung und der Wände verschwunden, ebenfalls weg geschmolzen. In dem Raum dahinter fanden sie mehrere schrecklich verbrannte Leichen mitsamt ihrer verkockelten Ausrüstung. Allein der Geruch des verbrannten Fleisches, das ihnen jetzt ins Gesicht schlug lies einen speiübel werden. Hinter der Tür hatten weitere Wachen gewartet und ohne einen Ausgang, für sie und die Hitze, verwandelte sich ihr Aufenthaltsort von jetzt auf eben in einen tödlichen Backofen, dem niemand entkommen konnte. Dahinter lag eine weitere Tür, die Shepard ohne Probleme öffnen konnte und betrat den Raum dahinter, Liaras Kommandozentrale. Vielleicht hätte er es dieses Mal sein lassen sollen. Kaum betraten sie den Raum, flog Shepard ein Geschoss entgegen. „Scheiße!“, waren seine letzten Worte. „Wir können sie kaum aufhalten! Ich verliere hier immer mehr von meinen Leuten ...“ „Es ist mir egal wie viele Verluste Sie haben, Captain, werfen Sie denen alles entgegen was sie haben. Sie dürfen nicht weiter voran kommen! HABEN SIE MICH VERSTANDEN?!“ „Aber ...“ „KEIN ABER! HALTET SIE AUF! KOSTE WAS WOLLE! ODER ICH ZIEHE IHNEN BEI LEBENDIGEN LEIB DIE HAUT HAB!!!“, tönte die elektronisch verzerrte Stimme aus dem Mikrofon. „ ... Verstanden, Shadow Broker ... Team 13, 14 und 15! Los! Los! Los!“, rief der Truppführer, als er dem Gegner einer weitere Ladung Truppen als Kanonenfutter entgegen schickte. Liara musste stark durch atmen. Sie hätte nie erwartet hier Opfer eines derartigen Angriffs zu werden. Den selben Fehler hatte auch der ehemalige Shadow Broker vor ihr gemacht und jetzt drohte sie dem selben Fehler zu erliegen. „Shepard, wo stecken Sie bloß?“, fragte sich Liara. „Bist du sicher das er es rechtzeitig schaffen wird?“, fragte Feron. „Er muss.“, war ihre simple Antwort. Nervös blickte sie auf ihren großen Monitor vor sich auf der sie den Fortschritt der Datensicherung anhand eines Ladebalkens überprüfte. Die gewaltigen Datenbanken, gefüllt mit all Ihren Informationen und Geheimnissen aus der gesamten Galaxie, waren zu wertvoll, um sie aufzugeben und zu gefährlich, um zuzulassen das sie in die falschen Hände fallen. Die wenigen Bilder der Überwachungskameras in den Gängen und an den vorderen Eingängen boten Liara die einzigsten Informationen darüber, was draußen vorging – eigentlich schon ironisch für eine Informationshändlerin. Als es an diesem Tag, der eigentlich ganz friedlich begann, Probleme mit der Kommunikation und dem Datenempfang gab, die sie dem andauernden Unwetter zuordnete und für nicht ungewöhnlich hielt, schickte sie ein paar Techniker raus, um den vermeintlichen Defekt an den Antennen zu beheben. Erst als die Meldungen des Außenteams ausblieb wurde sie stutzig und schickte ein bewaffneten Trupp raus um nachzuprüfen, ob und was los war. Dann begannen die Kämpfe. Liara war sofort klar, dass sie sich in Gefahr befand. In den Stürmen war das Schiff nahezu unsichtbar und man konnte es nur finden, wenn man wusste, wo man suchen musste. Dieser Gegner wusste es und hatte gleich eine kompakte Invasionsarmee angeschleppt. Nur mithilfe eines simplen, separaten und nicht mit dem restlichen System verbundenen Notfallsenders konnte sie einen Notruf senden, da alle wichtigen Systeme bereits gehackt worden sind. Sie konnte damit nicht mal eine genauere Nachricht verfassen. Der Notruf galt natürlich nur einer Person, der ihr in dieser Situation helfen konnte – Shepard. Nur wenige Momente später wurde das Schiff von einer Explosion erschüttert, bei der sich Liara nur schwer auf den Füßen halten konnte. Ausgehend von ihrem Gefühl kam es dieses Mal vom Heck aus und war verdammt nahe gewesen. „Team Sieben, sofort melden ... Status, Team Sieben, was bei euch los?“, versuchte Liara vergeblich die zwischen Heck und Rumpf verteilten Einheiten zu erreichen. Die noch aktiven Wartungssysteme wiesen auf eine Fehlfunktion am rückwärtigen Eingang hin. Liara konnte sich sehr leicht denken, die hintere Verteidigung überrollt wurde und das die jetzt von zwei Seiten kommen würden, um sie in die Zange zu nehmen. Liara ging in die Mitte der Zentrale und erwartete den Ansturm. Bläulich schimmernde biotische Energien umspielten ihren Körper. Konzentrierten sich in ihrer Hand und umhüllten alle anderen in der Nähe befindlichen Objekte. Ihre Tempest-Maschinenpistole hielt sie in der anderen Hand. Feron stand in ihrer Nähe und hielt seine Pistole auf die Tür gerichtet. Ein Piepton wies daraufhin das die Tür geöffnet wurde. Im selben Moment, als sie auf ging, flog den drei erscheinenden Personen sofort ein Stuhl entgegen. Der Stuhl erwischte die mittlere Figur absolut zielgenau und haute sie gnadenlos um. Sie schrie zuvor noch laut „Scheiße!“, nur zum Ausweichen war es zu spät. Eigenartigerweise kam Liara die Stimme bei diesem vulgären Ausruf ungemein bekannt vor. Dann erkannte sie die beiden anderen Personen daneben, einen Turianer und einen Geth, die soeben eigentlich mit weiteren Teilen des Mobiliars treffen wollte. „Garrus?“, fragte sie völlig entgeistert. „Meine Güte, Liara! Sie haben Shepard erwischt!“, erwiderte Garrus panisch und aufgebracht. Liara wurde schlagartig bleich. „Scheiße!“, fluchte sie und hastete vor zu Shepard. Der Stuhl hatte ihn voll umgehauen und mehrere Meter nach hinten geworfen und war selbst in tausende Einzelteile zersprungen. Liara lies sich neben Shepard auf die Knie fallen und legte ihre Hände vorsichtig um seinen Helm. „Bei der Göttin ... Shepard ... ich wollte nicht .... es tut mir leid .... es tut mir leid ... ich wollte das nicht.“, stotterte Liara panisch vor sich her und rang mit den Tränen. Nur langsam hob Shepard seine Hand, sie sofort umfasste. „Es geht mir ... gut ... irgendwie ... halbwegs.“, sagte es schwach und richtete sich mithilfe der anderen auf. Feron war überrascht. Er hatte ernsthafte Zweifel, ob Shepard es tatsächlich schaffen würde rechtzeitig anzukommen. Bereits als sich die Tür öffnete hatte er Shepard und sein Team erkannt und sofort die Waffe gesenkt. Leider reichte die Zeit nicht aus, um Liara davon in Kenntnis zu setzen. Von gut, oder irgendwie halbwegs gut konnte keine Rede sein. Liara hatte mit ihren biotischen Kräften den Stuhl auf eine wahnwitzige Geschwindigkeit gebracht, das selbst ein schwerer Massebeschleuniger neidisch werden konnte. Shepards Schild musste sich komplett neu aufladen, die Panzerung war an mehreren Stellen gebrochen und darunter hatte sein Körper viele Blutergüsse bekommen. Eine schwächere Rüstung, oder das Fehlen seiner kybernetischen Verbesserungen und er hätte mit Sicherheit Knochenbrüche und schwerste innere Verletzungen davon getragen, wenn nicht sogar wäre er dabei umgekommen. Kaum stand Shepard aufrecht, fiel ihm Liara um den Hals. Sie stand kurz davor in Tränen auszubrechen. Sanft streichelte er ihr über den Rücken. „Es ist alles in Ordnung. Keine Sorge.“, sagte er dazu, um sie zu beruhigen. Die leibliche Atmosphäre wurde nur von einer weiteren und noch heftigeren Explosion unterbrochen, die das ganze Schiff erschüttern lies. „SIE BRECHEN DURCH!!! WIR KÖNNEN IHNEN NICHT MEHR STANDHALTEN!!! AAARGH!!!“, tönten die letzten Worte des Truppführers aus dem Mikrofon, bevor er im Kugelhagel starb. „Verdammt.“, murmelte Liara. „Komm wir müssen weg.“, sagte Shepard. Liara blickte kurz auf den Bildschirm mit seinem Ladebalken, der kurz vor dem Abschluss stand. „Das können wir nicht ... noch nicht.“, sagte Liara und löste sich von ihm. „Was?“, fragte der ungläubig. „Ich bin dabei alle Datenbanken zu sichern. Dieser Reichtum an Informationen darf nicht in die falschen Hände fallen. Dafür sind zu wertvoll und zu gefährlich.“ „Ich sage es nur ungern, aber dafür haben wir nicht die nötige Zeit.“, erwiderte Garrus. „Nur eine Minute ... na gut zwei ... bitte Shepard ... wir dürfen das hier nicht aufgeben. Unter keinen Umständen.“ Shepard musste abwägen. Er wusste das Liara Recht hatte, nur die Umstände waren mehr als bedrohlich. „Na gut ... zwei Minuten ... wollen wir hoffen das es dabei bleibt. Was weißt du über unseren Gegner, Liara?“ „Gut ausgerüstet, gut ausgebildet das ist das einzigste was ich mitbekommen hatte ... mehr weiß ich leider auch nicht.“ „Das ist nicht viel ... ok, Normandy, hören Sie mich?“ „Das funktioniert hier nicht, Shepard. Die Kommandozentrale ist abgeschirmt und meine eigenen Kommunikationsmittel sind gestört.“ „Bestens. Was brauchst du für die Datensicherung?“ „Nur jemanden, der mir hilft an die Server ran zukommen. Sobald der Sicherungsvorgang abgeschlossen ist, entfernen wir die Festplatten und nehmen so die ganzen Datenbänke mit auf die Normandy. Sie müssen mir Bescheid geben, wenn der Ladebalken fertig ist, dann können wir abziehen.“ „Alles klar. Ich geb dir Legion dazu. Garrus, wir versuchen den beiden so viel Zeit wie möglich zu geben.“ „Gerne, Shepard. Ich habe dafür schon das passende Spielzeug.“, sagte er und nahm von seinem Rücken den dicken Granatwerfer in die Hände, genauso wie Shepard, der seinen Raketenwerfer nahm. Zusammen bezogen sie Stellung auf den gegenüberliegenden Seiten des Raumes und hielten sich bereit für den Kampf gegen diesen unbekannten Gegner. Feron hielt sich abseits mit seinem Scharfschützengewehr bereit, um unbemerkt Feuerunterstützung geben zu können. Von draußen hörten sie bereits das näher kommende Gewehrfeuer. Vor der letzten Tür, die zur Kommandozentrale führte, schickten sich die verbliebenen Shadow Broker-Truppen an eine letzte Verteidigungslinie zu errichten um den vorrückenden Feind noch irgendwie aufzuhalten. Die hervorragend ausgerüsteten Angreifer gingen sehr methodisch und gleichzeitig sehr unkonventionell vor. Soldaten mit Schilden, wie man es eigentlich nur von Polizeieinsätzen auf Großdemonstrationen kannte, bildeten die erste Reihe und fingen mit ihren geradezu unzerstörbaren Schilden jeden Beschuss ab. Schwere Waffen könnten helfen, doch die Wachen hatten nur noch ihre Pistolen zur Hand. Hinter den Schilden folgte die eigentliche Schützengruppe aus knapp 20 Kämpfern, die mit partiellen Gegenfeuer an den Schildern vorbei die Verteidiger beharkte und nacheinander dezimierte. Und als letztes war da der Truppführer. Dessen Rüstung unterschied sich von denen der Sturmtruppen nur darin, dass sie fast vollständig weiß war und er noch einen großen, rechteckigen Kasten auf den Rücken geschnallt hatte, in dem die gesamt Funktechnik untergebracht war, um die Koordination zwischen seinen Leuten und anderen Teams zu gewährleisten. Flankiert wurde er von seinen persönlichen Leibwächtern in ihren blutroten Rüstungen. Immer mehr Verteidiger fielen dem gnadenlosen und unbarmherzigen Vormarsch zum Opfer, bis zum Schluss nur noch vier Personen übrig waren, die vor der Tür ausharrten. Zwei Salarianer, ein Turianer und eine Asari. Noch während sie der Tür immer näher kamen befahl der Truppführer das Feuer einzustellen und schickte seine Leibwächter vor. Sie waren bis jetzt noch nicht zum Zug gekommen und lechzten bereits danach das Blut dieses Alienabschaumes vergießen zu dürfen. Sie rannten vor, die anderen Kämpfer machen ihnen schlagartig Platz, und vor ihren Zielen aktivierten sie ihre Omni-Klingen. Eine revolutionäre Neuentwicklung für den Nahkampf, der aus dem altbekannten Universalwerkzeug, allgemein auch als Omni Tool bekannt, ein tödliches energiegeladen Schwert machte, mit dem man sich problemlos durch leichte Schilde und Panzerungen schneiden konnte. Sofort rammten sie ihren Opfern, dem Turianer und der Asari, die Klingen in den Leib. Der Turianer war sofort tot, nur bei der Asari drang die Klinge in den Bauch ein und verletzte sie nur schwer. Unter Höllenqualen schrie sie sich die Seele aus dem Leib, bis ein zweiter, genauerer Stich sie endgültig tötete. Der Truppführer nahm sich vor diesem einen Leibwächter zu einem Lehrkurs über den Körperbau der Asari und einem verbessertem Nahkampftraining zu schicken, damit er beim nächsten Mal, sollte er wieder auf eine Asari treffen, die bereits mit einem Stich töten konnte. Die beiden verbliebenen Salarianer, vollkommen in Panik, feuerten mit ihren Pistolen ununterbrochen, aber wirkungslos auf die Leibwächter, bis die das Leben der Salarianer mit je einem gezieltem Stich beendeten. „Hervorragend.“, gratulierte der Truppführer, als sie vor der Tür standen. „ Aber es ist noch nicht vorbei. Dolch-Team bereithalten. Vermeidet wenn möglich Schusswechsel in der Zentrale. Die Computer dürfen nicht beschädigt werde. Und lasst die Asari am Leben, vielleicht brauchen wir sie noch. Wenn nicht, dann werde ich sie persönlich töten. Verstanden?“ „VERSTANDEN!“, riefen die Sturmtruppen kollektiv aus. „Öffnet die Tür.“ Einer der Leibwächter drückte den Knopf und machte den Weg für seine Kameraden frei. Das Schloss war kein Problem, da die KI bereits alle wichtigen Sicherheitssysteme gehackt hatte. Leider wussten sie nicht, wie es in der Kommandozentrale aussah, einer der wenigen Orte, der kein Videoüberwachungssystem hatte. Die Tür öffnete sich. Innerlich angespannt hatte Shepard, Garrus und Feron diesen Moment erwartet. Unwissend darüber welcher Gegner sich ihnen entgegen stellen wird. Dann sahen sie sie. Eingepackt in ihren dicken weiß-schwarzen Rüstungen standen sie im Türrahmen. Shepard und Garrus konnten spüren wie sich ihre Blicke und die der Kolosse trafen. „FEUER!!!“, schrie Shepard. Er jagte den Schildträgern eine Salve von Raketen entgegen, gegen die ihr Panzerschilde keinen Schutz boten und räumte gleich zwei ab. Feron konnte einem der Schildträger mitten durch den Sichtschlitz in das Visier seine Helms schießen, woraufhin dieser umkippte. Scheinbar schien diese Art von Gegnern keine, oder nur schwache kinetische Schilde zu besitzen. Garrus Granatwerfer verteilte seine gesamte Ladung genau über dies entstandene Lücke in die dahinter stehende Schützengruppe und konnte viele schwer schädigen und ein paar töten. Nachdem sie ihre Munition verschossen hatten und gezwungen waren nachzuladen, nutzen die angreifenden Sturmtruppen die Gunst der Stunde und preschten vor. Dieser überfallartige Angriff hatte sie nur für einen kurzen Moment aus der Fassung gebracht, aber ein paar guten Männern das Leben gekostet und den ursprünglichen Schlachtplan komplett über den Haufen geworfen. Aufhalten konnte es sie nicht. Sie waren angeschlagen, aber nicht geschlagen. Zu beiden Seiten des großen Raumes hin stürmten die mit MPis bewaffneten Sturmtruppen vor und gaben aus dem Lauf heraus ein konzentriertes Sperrfeuer auf Shepards und Garrus Position, wodurch diese hinter ihre Deckung gezwungen wurden. Weitere Schützen sicherten die Tür und gaben Unterstützungsfeuer und drängten auch Feron durch Sperrfeuer in Deckung. Blind warfen die beiden Handgranaten in Richtung des Einganges, um die nachrückenden Truppen auszubremsen. Dann erschien genau neben Shepard einer der Sturmtruppen und richtete seine Maschinenpistole auf ihn aus. Shepard konnte gar nicht so schnell reagieren und sah bereits seinem eigenem Tod entgegen – mal wieder. Es war Legion der Shepard dieses Mal das Leben rettete. Seine M-98 Widow durchschlug mit Leichtigkeit die geschwächte Sturmtruppen-Rüstung. Shepard nutzte das und kam für einen Moment mit seiner Avenger aus der Deckung hervor. Er hielt auf einen zweiten Gegner drauf. Er lies einfach den Abzug gedrückt, bis das Thermomagazin voll war und der Soldat zusammensackte. Die Avenger war zwar flexibel im Einsatz, doch gegen diesen Feind bot sie nur begrenzte Feuerkraft. Garrus hatte mit seiner Vindicator mehr Erfolg und konnte einen Gegner bereits mit ein paar Salven niederstrecken, musste aber dafür selbst, genau wie Shepard, einige schwere Treffer auf den Schild einstecken. Die unerwartete Gegenwehr überraschte die Sturmtruppen und zwang ihren Anführer zu einem Strategiewechsel. Ein frontaler Sturmangriff war hier, so kurz vor ihrem Ziel, definitiv das falsche Vorgehen. Seine Leute gingen hinter den Säulen und einem Metalltresen vor dem Eingang in Deckung und warteten ab. „Als man mir berichtete das sie hier sein könnten habe ich es als Gerücht abgetan. Shepard, Retter von Elysium, Held der Citadel, Vernichtet der Kollektoren, doch leider zur falschen Zeit am falschen Ort und auf der falschen Seite des Krieges.“, hörte man vom Truppführer, einem Zenturio, der die Halle betrat. „Kennen wir uns?“, erwiderte Shepard und vollführte einen Hechtsprung hinter eine der hinteren Säulen. Kein Schuss wurde dabei auf ihn abgegeben. „Sportlich ... Nein, wir kennen uns nicht, aber ich kenne sie ... wir alle kennen sie.“ „Ach und woher? Ich meine, haben wir uns schonmal versucht gegenseitig zu töten? Wenn ja, dann geben Sie mir einen Tipp. Viele wollen meinen Kopf und das heißt für sie: Hinten anstellen.“ Shepard gab nach einem Blick auf den kurz vor seinem Ende stehenden Ladebalken etwas Humor zu seinem besten. Vielleicht war das die beste Möglichkeit, um Zeit zu gewinnen. „Das wissen sie. Wir arbeiten für die selbe Seite. Für die selbe Organisation – Cerberus.“ „Nur zu Ihrer Information. Ich arbeite nicht für Cerberus. Ich habe nie für Cerberus gearbeitet. Was wollen Sie überhaupt hier.“ Diese Frage beantwortete der Zenturio nicht, denn das tat Shepard kurz darauf für ihn, während er leise seinen Raketenwerfer nachlud. Liara hatte ihm zuvor schon unbewusst den entscheidenden Hinweis gegeben. „Natürlich, der Unbekannte will selbst zum Shadow Broker aufsteigen. Hat er dafür überhaupt noch Zeit, so als Vollzeit-Hobby-Terrorist?“, konterte Shepard. Der Zenturio wechselte daraufhin erbost das Thema. „Ich mache Ihnen ein Angebot, Shepard. Ziehen Sie sich und Ihre Haustiere zurück und wir lassen sie am Leben.“ „Haustiere?“, murmelte Garrus, der den Rassismus ganz klar heraus gehört hatte. „Und was wollen sie sonst machen? Mich töten? Was wird der Unbekannte dazu sagen?“ „Er vertritt inzwischen die Meinung, dass Sie für Cerberus und damit auch für die ganze Menschheit mehr Schaden als Nutzen bringen. Ihr Verlust wäre zwar tragisch und sollte unter Umständen vielleicht doch vermieden werden, aber im Ernstfall wäre er verschmerzbar.“ Jetzt wurde es ernst. Shepard musste auf Zeit spielen, auch wenn er keine Ahnung hatte wie es dann weiter gehen sollte. „Gegenangebot: Sie ziehen ab und ich lasse euch alle am Leben – für den Moment.“ „Ich warne Sie, Shepard. Sie wollen uns nicht zum Feind haben.“, drohte der Zenturio. „Ach, ich habe bereits die Reaper, nahezu jede bekannte Söldnerorgnisation der Galaxie, garantiert schon die Batarianer und mit einen der Ratsherrn als Feind. Cerberus fällt da schon gar nicht mehr auf.“ Ein Piepen unterbrach das Gespräch. „Was ist das?“, fragte der Zenturio. Shepard blickte auf den Bildschirm und sah das die Datensicherung abgeschlossen war. „Wissen Sie was: Fahren Sie zur Hölle. Nein, besser. Ich schicke Sie höchst persönlich dahin ... LIARA!“, rief Shepard laut und kam aus seiner Deckung hervor von der aus er mehrere Raketen auf den Zenturo abfeuerte. Eine der Raketen traf ihn noch während er in Deckung gehen wollte, eine zweite, die das Großmaul vielleicht sogar erledigt hätte, traf einen seiner Leibwächter und die anderen landeten im Metalltresen. Sofort kamen sämtliche Cerberus-Soldaten aus ihrer Deckung hervor und gaben Dauerfeuer. Shepard hatte keine Ahnung wie er diesen Tag überleben sollte. „Zeit zu spielen.“, sagte Liara und aktivierte über ein separates Terminal im Serverraum eine kleine Überraschung für die Soldaten von Cerberus. Nur einen Moment später meldete sich über die Gänge des Hintereingangs ein wirres Piepen und rötliches Leuchten. Eigentlich wollte Liara sich ja eine Armada an Loki-Mechs zulegen. Hahne-Kedar hat ja die neue Mark II-Variante eingeführt, doch die sollten erst übermorgen ihren Bestimmungsort erreichen. Also musste sie improvisieren. Sie hatte die Wartungsdrohnen losgeschickt und zwar einen ganzen Haufen. Hunderte, wahre Unmengen an Drohnen stürmten die Zentrale und den Cerberus-Soldaten entgegen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Das war Liaras persönlicher „Zerg-Rush“. Der ganze Raum war inzwischen voll mit den Drohnen und es kamen immer mehr nach. Die größte Sorge der Cerberus-Soldaten war nicht das ihnen die Ziele ausgehen könnten, sondern vielmehr das ihnen vorher tatsächlich die Munition zur Neige gehen könnte. Kaum war eine zerstört nahmen mehrere andere ihren Platz ein. Man überrannte, ja überrollte sie regelrecht. Liara schnappte sich die Festplatte aus dem aufgebrochenen Server und stürmte zu Legion und dann zu Garrus, mit dem sie sich zu Ferons Position zurück zogen, von wo aus sie ihre Gegner unter Feuer nahmen. „SHEPARD!“, rief Liara. „KOMMEN SIE! WIR HAUEN AB!“ Shepard war das gerade recht. Normalerweise lief er ja vor keinem Kampf davon, doch dieses mal, gerade bei dieser Veränderung der Umstände, und das ihr eigentliches Ziel, Liaras Rettung, erreicht wurde, war es die einzigste und sinnvollste Option. Wie nie zuvor nahm Shepard die Beine in die Hand und rannte um sein Leben. „LASST SIE NICHT ENTKOMMEN! TÖTET SIE ALLE!“, brüllte der Zenturio wutentbrannt, bis neben ihm eine der vermeintlich Wartungsdrohnen in einer Explosion in die Luft flog. Legion hatte seine Drohnen dazwischen gemischt, nur leider reichte die Bombe nicht aus um den Truppführer zu töten, sondern nur um ihn umzuwerfen. Die Sturmtuppen wehrten sich mit allem was sie hatten, sie schlugen und traten sogar nach den Drohnen. „Alle Gruppen! Feindliches Kommando versucht über das Heck zu fliehen! ERLEDIGT SIE!“, schrie der am Boden liegende Zenturio in sein Helmfunkgerät. Shepards Gruppe floh über den Hintereingang nach draußen, über den sie zuvor noch reingekommen waren. Sie hielten sich dabei an den Wänden, um die Drohnen nicht zu behindern, oder von ihnen fälschlicherweise als Feind erkannt zu werden, was sich aufgrund ihrer Menge als schwierig gestaltete. Trotzdem kamen sie unbeschadet durch, während Cerberus weiterhin in der Kommandozentrale fest saß. Das Schiff des Shadow Brokers war inzwischen langsamer geworden und tiefer ins Unwetter hinein geraten. Die Sicht war entsprechend miserabel und die Umgebung noch tödlicher als zuvor. Während sie über die Schiffshülle in Richtung Heck rasten schlugen um sie herum ständig und in zunehmender Frequenz Blitze in die Blitzableiter und anderen erhöht liegenden Objekten ein, einmal sogar in einen der herumstehenden Loki-Mechs. Nach fast der Hälfte der Strecke rauschte in knapper Höhe ein Raumschiff über sie hinweg. Trotz der schlechten Sicht konnte Shepard erkennen das es die Normandy war. „Sehr gut ... Normandy, wir sind auf dem Rückweg! Das Shuttle soll sich bereithalten!“ „Verstanden, Commander! Wir warten schon auf sie! Geben Sie nur Bescheid, wenn sie soweit sind!“, erwiderte Joker. Vollkommen unerwartet schlugen knapp zwei Dutzend Meter vor ihnen entfernt mehrer Objekte auf der Schiffshülle ein. Sie blickten nach oben und sahen wie weitere Objekte aus dem Himmel fielen. Es waren weitere Sturmtruppen von Cerberus Privatarmee. Mithilfe von Bremsraketen in den Stiefeln ihrer Rüstungen bremsten sie kurz vor dem Aufschlag ab und landeten so sanft wie eine Feder auf der Oberfläche, wo sie sofort einsatzbereit waren. Jetzt wurde Liara schlagartig klar, wie Cerberus so unbemerkt auf das Schiff kommen konnte. Allerdings blieb die Frage ungeklärt mit welchem Raumschiff sie sich unbemerkt so weit nähern konnten. Während dieser Landungsphase traf ein Blitz einen der Cerberus-Soldaten, verwandelte ihn regelrecht zu Asche und sprang auf einen zweiten über, den das selbe Schicksal ereilte. Damit blieben noch gute sieben Gegner übrig – Mutter Natur sei dank. Kaum gelandet bewegten sich die übrigen Sturmtruppen in geduckter Haltung vowärts und beschossen sofort Shepards Gruppe, die das Feuer erwiderte. Legion hackte und reaktivierte einige der herumstehenden Loki-Mechs und schickte sie Cerberus entgegen, dann gingen er, Shepard und Garrus mit ihren Sturmgewehren gezielt gegen einzelne Gegner vor. Zu dritt konnten sie so schnell einen Gegner ausschalten. Liara erzeugte eine Singularität inmitten der Cerberus-Leute und schleuderte mit ihrer Biotik zwei Soldaten vom Schiff, wo einer erst vom Blitz getroffen wurde, während der andere nach Minuten des freien Falls auf der Planetenoberfläche aufschlug. Feron traf einen, dem nur sein leistungsstarker Schild das Leben rettete. Die näher kommenden Mechs zwangen die verbliebenen Sturmtruppen dazu erst auf sie das Feuer zu konzentrieren, bevor sie zum Problem werden. Shepard nutzte das aus, wechselte zu seiner Schrotflinte und stürmte vor zur gegnerischen Deckung, wobei die anderem ihm Feuerschutz gaben. Shepard kam schnell sehr nahe heran, bevor die Mechs zerstört waren und man auf ihn schoss. Sofort warf er sich zu Boden und schoss. Die Schrotladung traf den Oberkörper des Schützen und noch während der zielte gaben Shepard und Feron je einen Schuss ab, die ihn töteten. Von seinem Gürtel nahm Shepard eine seiner letzten verfügbaren Granaten, eine Blendgranate, und entsicherte sie. Nach drei Sekunden des Wartens warf er sie mit aller Kraft. Durch den Wind bestand durchaus die Gefahr, das die Granate ihr Ziel verfehlte, oder gar zurück geweht wurde. Ein bisschen Glück war mit drin, denn die Granate landete nur knapp hinter den Sturmtruppen und ging mit großer Lärm- und Lichtentwicklung hoch. Shepard sprang auf und erschoss aus nächster Nähe einen der Gegner. Seine nachrückenden Kameraden schossen was ihre Waffen hergaben und erledigten so den zweiten Schützen, der völlig desorientiert aufgesprungen war. Übrig blieb da nur noch einer, der Zenturio, der Truppführer. Er stand als nächstes zu Shepard, aktivierte seine Omni-Klinge und stach blind zu. Die Spitze des Schwertes streifte Shepards Rüstung nur oberflächlich und lies ihn einen Schritt zurück springen. Er und der Rest seines Teams, das inzwischen aufgeschlossen hatte, begann kollektiv den Zenturio zu erschießen. Selbst als dieser längst zusammen gesackt war und am Boden lag hielten sie gemeinsam drauf bis sie die Thermomagazine ihrer Waffen auswerfen mussten. Für einen Moment konnten sie durchatmen – für einen kleinen. Mehrere Geschosse schlugen in ihrer Umgebung ein. Die Cerberus-Einheiten vom Bug rückten nach und eröffneten prompt das Feuer. Jetzt hies es wieder die Beine in die Hand zu nehmen. „GEBT MIR DECKUNG!“, brüllte Shepard, während er sich an dem Universalwerkzeug des toten Zenturios zu schaffen machte. Er hatte keine Ahnung wie, oder was genau Cerberus da geschaffen hatte, aber die Technik die dahinter steckte musste geborgen werden. Vielleicht lies sie sich ja reproduzieren. Nur zwei Angelegenheiten machten den Bergevorgang problematisch: Zu einem das sie beschossen wurden und zu anderem das der Handschuh mit den Universalwerkzeug sich nicht von der Hand lösen lies. In Ermangelung von Geduld und Zeit entschloss sich Shepard zu einer ungewöhnlichen und drastischen Maßnahme. Er zog seine Pistole und schoss mehrfach auf den Unterarm des Toten, bis er den Handschuh abtrennen konnte. Leider mitsamt der Hand. Dann rannte er und alle anderen los. Unterwegs reaktivierte Legion alle Loki-Mechs an denen sie vorbei kamen. Das würde ihnen genug Zeit verschaffen, um zu entkommen. „Normandy, schickt das Shuttle los! Wir müssen hier sofort abgeholt werden!“, befahl Shepard kurz bevor sie das Heck erreichten. „Roger ... Shuttle ist draußen! Ist nur einen Moment von Ihnen entfernt, Commander!“, erwiderte Joker. Und tatsächlich. Es dauerte nur Sekunden bis das Kodiak-Landungsboot das Heck erreichte und eine sehr holprige, aber punktgenau Landung hinlegte. Im selben Moment, noch während sie einstiegen, raste die Normandy über das Heck hinweg. „Was zum ...“, fragte sich Shepard. Dann fielen weitere Sturmtruppen vom Himmel. Shepard und Garrus beschossen sie sofort, während Feron den anderen beim Einsteigen half, bis nur noch er und Shepard übrig waren und die Normandy dieses Mal genau über sie hinweg donnerte. „Kommen Sie, Shepard! Wir müssen hier weg ...“, kam es von Feron. Als sich Shepard umdrehte musste er genau in diesem Moment mitansehen, wie Feron die Omni-Klinge eines soeben gelandeten Sturmtrupplers in den Bauch gerammt bekam. Er vernahm ein lautes „NEIN!!!“ von Liara. Sofort schwenkte Shepard herum und Schoss dem Kerl den Kopf weg. Liara war wieder aus dem Shuttle gesprungen und versuchte nun den schwer verletzten Feron, der dabei war aus dem Leben zu scheiden, ins Shuttle zu hieven. Shepard half ihr dabei, während sie von den nachrückenden Cerberus-Truppen bereits auf Entfernung beschossen wurden und Garrus und Legion ihnen Feuerschutz gaben. Kaum waren sie drinnen schloss der Pilot die Luke und startete durch. Dabei nahm er zwei Sturmtruppler mit die zuvor noch vor ihm gelandet waren. „Wir sind unterwegs, Normandy! Sammelt uns ein!“, befahl Shepard. Das Shuttle entfernte sich sich vom Schiff des Shadow Brokers und bereits nach wenigen Sekunden erschien die Normandy vor ihnen. Allerdings galt ihr Interesse nicht der Rettung. Kaum hatte sie das Shuttle ins Visier genommen schoss sie eine Salve Disruptortorpedos ab. Es war nur den hervorragenden Reflexen des Piloten zu verdanken, dass sie nicht getroffen wurden. Er tauchte in die Wolken hinab und aktivierte dabei Täuschkörper und andere Gegenmaßnahmen. „Was ist denn das für eine Scheiße?!“, fluchte Joker. Er hatte das Signal des Shuttles auf seinen Anzeigen und war kurz davor gewesen es aufzunehmen, als plötzlich von vorne ein anderes Schiff auftauchte und aus allen Rohren auf das Shuttle feuerte. Er konnte kaum glauben was er da sah. Eine zweite Normandy – mit Cerberus-Insignien. Er musste ebenfalls das Steuer herum reißen, denn sonst wäre es zu einer Kollision der beiden Stealth-Raumschiffe gekommen. Dann passierte was, ja kommen musste. Ein Blitz traf das Shuttle. Er war nicht allzu stark, aber er verschmorte einen Großteil der Elektronik. Übrig blieben da nur die grundlegenden Steuersysteme. Da selbst sämtliche Gegenmaßnahmen jetzt ausgefallen waren leuchtete das Shuttle auf jedem Radarbildschirm wie ein Weihnachtsbaum. „Hangar auf ... kommen direkt rein ...“, vernahm Joker die elektronisch verzehrte und mit Störgeräuschen durchsetzte Stimme des Shuttle-Piloten. „Roger. Ich hoffe Sie wissen was Sie tun.“, erwiderte Joker besorgt. Auf seinen Anzeigen sah er wie das Shuttle wendete und auf ihn zuflog. Ebenso musste er geschockt feststellen, wie die Cerberus-Normandy sich zwischen sie setzte und auf das Shuttle zu hielt. Für den Piloten hieß es jetzt alles, oder nichts. Er zündete die letzten verbliebenen Booster und holte alles aus seiner Maschine raus, was sie noch her gab. Das Shuttle und die Fregatte waren jetzt auf Kollisionskurs und der Pilot der zweiten Normandy war gezwungen sich zu entscheiden. Sollte er das Shuttle durch eine Kollision zerstören und dabei sein eigenes Schiff gefährden, oder doch besser abdrehen. Er war eine Sache, wenn man sein Ziel auf einem Monitor verfolgte, aber eine ganz andere, wenn man es bereits durch das Cockpitfenster sehen konnte. In seiner Panik riss er das Steuer herum und wich aus. Er kam dabei nicht mal ansatzweise auf den Gedanken zu schießen. Es fehlten nur wenige Meter, teilweise sogar Zentimeter und es hätte das Shuttle an den Aufbauten zerrießen. An der Cerberus-Fregatte vorbei raste das Shuttle genau in das geöffnete Hangardeck der direkt dahinter fliegenden Normandy. Der Pilot versuchte noch die Bremstriebwerke zu zünden, doch die reichten nicht aus. Das Shuttle knallte auf den Boden und schlitterte darüber hinweg, bis es frontal gegen die Wand knallte, wo es endgültig zum Stehen kam. Sofort schloss Joker den Hangar und gab Vollgas. Im Tarnkappenmodus schoss er durch die Atmosphäre. Nebenbei sah er für einen Augenblick das Schiff des Shadow Brokers, wie es eine Wolkenfront durchbrach. Es war schwer in Mitleidenschaft gezogen und den Kräften der Natur nahezu hilflos ausgeliefert. Als dann dessen Triebwerke für einen kurzen Moment aussetzten und es rapide an Höhe verlor war eines klar – das gewaltige Schiff war verloren. Joker brachte die Normandy in den Orbit und sie verließen Hagalaz. Bei der erstbesten Gelegenheit warf er den ÜLG-Antrieb an, flog zum Massenportal und verschwand unbehelligt aus dem System. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde bis man Shepard und die anderen aus dem zerstörten Shuttle heraus geschnitten hatte. Sie alle hatten irgendeine Verletzung davon getragen, zum Glück aber nichts schlimmes. Feron hingegen überlebte die Ereignisse nicht, die erlittenen Verletzungen waren einfach zu schwer. Anders sah es für den Piloten aus. Man konnte ihn erst nach einer geschlagenen Stunde bewusstlos und schwer verletzt aus dem Wrack befreien und brachte ihn sofort auf die Krankenstation, wo er operiert werden musste. Shepard nahm sich vor sich bei ihr, einer jungen, dunkelhäutigen Frau, persönlich für ihren beispiellosen Einsatz zu bedanken. Jetzt musste er sehen wie es weiter ging. Das ihn Cerberus plötzlich auf die Abschussliste setzt kam gar nicht gut an. Weder bei ihm, noch bei dem recht der Crew. Und das sie die Normandy sogar zweimal gebaut hatten war mehr als nur problematisch. Es stellte ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)