Die Vergessenen Phönixe von SeKaYa (Die Geschichte der Gefallenen Helden) ================================================================================ Kapitel 2: Die Eltern der Zentrale ---------------------------------- ~*~ Die Eltern der Zentrale ~*~ "Das sind Frank und Alice Longbottom - arme Teufel. Besser der Tod als das, was mit ihnen geschehen ist ..." Wenn Moody das Bild der Longbottoms sah, dann keimte Wut in ihm hoch. Er bedauerte es noch immer, dass er die Bastarde, die ihnen das angetan hatten, nicht eigenhändig hatte auseinandernehmen können. Die Tatsache, dass sie in Askaban schmorten, war keineswegs befriedigend. Moody hätte lieber einen Kampf auf Leben und Tod mit ihnen ausgefochten, als diese, in seinen Augen viel zu milde Strafe, durchgehen zu lassen. Alice und Frank Longbottom waren nicht nur einfache Kollegen gewesen - sie waren praktisch Familie. Alice mit ihrer Fürsorge für jeden Auroren der Zentrale, Frank mit seiner ruhigen Art, alles anzugehen, und jede Woge zu glätten, bis es an der Zeit war, den Sturm losbrechen zu lassen. Moody brachte es nicht über sich, das, was von ihnen übrig war, zu besuchen. Er wollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie waren: Unbeugsame Helden, die für das Gute gekämpft hatten. ooOoo "Also, gehen wir noch einmal die Liste durch", brummte Moody. "Ashley... momentan bei den Fluchschäden. Johnson, immer noch in Behandlung wegen ihrem Arm, die kommen einfach nicht in die Pötte. Phillips, ist... bei seinen Großeltern?! Was soll das? Der hat hier zu sein, wenn er nicht ans Bett gefesselt wurde!" "Herrgott, Moody, tu nicht so, als ob Phillips' Abwesenheit der Untergang der Welt ist", sagte Alice. "Seine Großeltern wurden letzte Woche angegriffen und er hat da schon angekündigt, dass er sich heute frei nehmen würde. Außerdem, was willst du von ihm? Er ist im zweiten Jahr!" "Hier geht's ums Prinzip", knurrte Moody erbost. "Ein Auror kann sich nicht einfach frei nehmen!" "Er hat gesagt, dass er bei einem Notfall sofort herkommt", meinte Frank. "Ich sehe dein Problem nicht. Statt dass du hingehst und Johnsons Heilern Beine machst, regst du dich über Phillips auf, den du sowieso schon als nutzlosen Wicht abgetan hast. Erinnerst du dich?" Moody grummelte vor sich hin. Dearborn schüttelte grinsend den Kopf, während er einen Zettel aus einer Schreibtischschublade zog. "Das war jetzt Nummer siebenundsechzig", bemerkte er. "Moody, Moody, Moody. Deine Argumente werden immer schlechter!" "Halt dich da raus, Deaborn!", fauchte Moody. "Nun lass Caradoc da raus!", schimpfte Alice. "Nur wegen dem Todesser gestern, der diese durchgedrehten Kompasse in Umlauf gebracht hat, und du Wochen darin investiert hattest, ihn ausfindig zu machen und ihn dann doch nicht schnappen konntest musst du deinen Ärger nicht an uns auslassen!" "Es waren Uhren", brummte Moody. "Keine Kompasse. Und es ist nicht deswegen!" Frank und Alice sahen ihn gleichermaßen ungläubig an. Es war kein großes Geheimnis, dass dieser Fehlschlag Moody fuchsteufelswild machte. Er hatte sich mit Bones ein Schreiduell geliefert, einen heftigen Schlagabtausch mit Meadowes gehabt (es hatte sie drei Schreibtische gekostet, bevor Bones für ein Ende gesorgt hatte) und er hatte dafür gesorgt, dass Barty aus der Zentrale geflohen war, so furchterregend war Moodys Wutausbruch gewesen. "Tatsächlich...", meinte Frank gedehnt. "Was dann? Hat Barty dich dazu verdonnert, dir mal wieder frei zu nehmen, weil du langsam unausstehlich wirst?" "Barty wagt es doch schon gar nicht mehr", winkte Alice ab. "Weißt du nicht, was passiert ist, als er es das letzte Mal versucht hat? Moody hat doch dafür gesorgt, dass Wirbelstürme durch die gesamte Abteilung gefegt sind..." "Es war schrecklich", stimmte Dearborn zu. "Hey!", fuhr Moody dazwischen. "Tut verdammt noch mal nicht so, als wäre ich nicht da!" Alice warf ihm einen Blick zu, der am ehesten damit zu beschreiben war, wie eine Mutter ihr ungezogenes Kind betrachtete. Moody hasste diesen Blick, aber er wusste auch, dass Alice durchaus zu Zornausbrüchen fähig war, die seine in den Schatten stellten. Er vermutete, dass sie sich bestens mit Molly Weasley verstand - beide Frauen waren von der Sorte, die man nicht verärgerte. Manchmal fragte er sich, wie die Prewett-Zwillinge eigentlich bei solch einer Schwester solche Unruhestifter sein konnten. Aber jetzt war definitiv nicht der Zeitpunkt. Er stand hier schließlich Alice Longbottom alias Mutterdrachen der Zentrale gegenüber. "Also, wenn es nicht an dem gestrigen Desaster" - Moody zuckte ein wenig zusammen - "noch an Barty liegt, dann liegt es daran, dass du zuviel Kaffee trinkst. Es ist wirklich nicht mehr zum Aushalten! Wie lange willst du das eigentlich noch durchziehen?" "Ich -", setzte Moody zu einer Verteidigung an. "Ruhe! Ich war noch nicht fertig!" Alice holte einmal tief Luft. "Kannst du nicht ein wenig an deine Mitmenschen denken? Ich weiß ja, dass du dir ungern frei nimmst, das machen wir alle nicht gerne, weil wir wissen, dass wir alle Kräfte hier brauchen! Aber du kannst nicht von uns erwarten, dass wir deshalb deine Launen auf uns nehmen!" "Aber ich -" "Ich war immer noch nicht fertig!", grollte Alice. Moody seufzte innerlich und ließ Alice' Tirade über sich ergehen. Er fragte sich, womit er das verdient hatte. Vor allem, wenn er daran dachte, was nach der Tirade kommen würde. Alice' Fürsorge in allen Ehren, aber manchmal ging es wirklich zu weit. Vor allem, wenn draußen Krieg war und er hier gebraucht wurde. "...keinen Kaffee mehr für dich, Moody!", schloss Alice. "Und du gehst jetzt nach Hause und legst dich hin! Ich will dich vor morgen früh nicht mehr hier sehen, verstanden?" Wie hielt Frank das bloß aus? ooOoo Es war eine kleine Trauergesellschaft die sich an ihrem Grab versammelt hatte. Moody starrte mit einem undefinierbaren Blick auf die Eingänge der dunklen Gruft. Er konnte es immer noch nicht wirklich fassen, dass es ausgerechnet sie zuerst getroffen hatte. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn zu Grabe tragen würde, nicht umgekehrt. "Sie hat gekämpft bis zum Schluss", murmelte Alice leise. "Ich habe gehört, Voldemort war es." Moody nickte schweigend. Es war bedeutungslos, wer es letztendlich gewesen war. Wenn er daran zurückdachte, wie ihre Leiche ausgesehen hatte... das war ganz sicher nicht das Werk von Voldemort allein. Vermutlich hatten die Todesser eine Runde Verfluch-sie-mal gespielt. Er kannte das schon von anderen, aber dann war es wieder seine ehemalige Schülerin. Sie war nie wie alle anderen gewesen - lag es daran, dass er es immer noch für eine Illusion hielt? "Sie hatte keine Familie mehr, die wir benachrichtigen müssten", sagte Frank langsam. "Außer, du zählst ihre Tante dazu..." "Ihre Tante?", echote Moody dumpf. "Mach dich nicht lächerlich, Frank." Er schnaubte. "Die interessiert sich einen Scheißdreck dafür, was mit Dorcas passiert ist - vermutlich weiß sie es eh schon von ihren lieben Verwandten... die Blacks hatten sicherlich einige Leute bei Dorcas' Hinrichtung!" "Du hast nur keine Beweise", stellte Frank fest. "Das bedeutet, wir müssen recherchieren." "Wir?" Moody lachte auf. "Nein, Frank, ich werde nicht recherchieren. Ich werde diese Bastarde aufspüren und zur Strecke bringen! Die Recherche überlasse ich Bones." Frank sah ihn einen Moment lang schweigend an, dann nickte er. "Lassen wir Bones die Recherche machen und treten wir diesen Mistkerlen in den Arsch!" "Ich helfe Bones", sagte Alice langsam. "Das geht schneller." Moody verschwieg, dass er insgeheim froh darüber war. Auf seinem Kreuzzug gegen die Todesser konnte er Alice' Fürsorge nun wirklich nicht gebrauchen. Aber es stimmte, Bones würde Hilfe brauchen: Auch eine Amelia Elaine Bones, so sehr sie sich auch bemühte, würde mit einer großangelegten Recherche, wie Frank und Moody es ihr aufhalsen würden, überfordert sein. "Gut, dann wäre das geklärt", brummte Moody. "Ab jetzt sollten sich die Todesser schon mal einen Platz in der Hölle reservieren." "In der neunten Hölle", meinte Alice leise. "Ich hoffe, Meadowes bereitet ihnen dort einen heißen Empfang." Moody zeigte ein schiefes Grinsen. Meadowes würde ihnen keinen heißen Empfang bereiten - es würde ein höllischer sein. Die Todesser würden sich wünschen, niemals den Namen der Aurorin gehört zu haben. ooOoo "Das war's." Moody schüttelte nur den Kopf. "Das ist das letzte, was ich mitnehme." "Alastor...", sagte Amelia langsam, als sie in Moodys altes Büro spähte. "Sag nichts!", knurrte Moody ohne sich umzudrehen. "Ich will's nicht hören!" Er wusste, weshalb Amelia ihn angesprochen hatte. Er wusste, was in der Zentrale fehlte. Er fühlte sich wie damals, als sein Vater gestorben war - er war dreizehn gewesen - und es schmerzte, nur daran zu denken. Die Zentrale hatte ihre Eltern verloren. "Sie sind nicht tot." Amelia runzelte die Stirn. "Du könntest -" "Nein!", fauchte Moody. "Ich werde sie nicht besuchen." Er atmete einmal tief durch. "Du solltest das verstehen, Bones. Sie... ich könnte es nicht ertragen, sie in diesem Zustand zu sehen..." "Aber sie leben!" "Besser wär's, wenn nicht!" Moody wirbelte herum und funkelte seine ehemalige Vorgesetzte wütend an. "Besser wär's, sie wären tot! Alles ist besser als das! Psychisch am Ende! Seelisch zerrüttet! Nenn' es, wie du willst, sie sind Wracks! Besser tot als ohne Verstand!" Amelia schwieg. Moody wusste, dass sie ihm Recht gab. Besser tot als in den Wahnsinn gefoltert. Besser tot, als dass ihr Sohn sie so zu Gesicht bekam. Aber Moody wusste auch, dass es etwas Tröstliches hatte, dass sie nicht tot waren. Nur... wollte er sie in diesem Zustand sehen? Sehen, was man mit diesen wachen, aufmerksamen Geistern getan hatte? Sehen, was aus zwei der besten Auroren, die er je gesehen hatte, geworden war? "Was wird aus Neville?", fragte Moody langsam im Gedanken an den kleinen Sohn der Longbottoms: Er musste nun ganz allein sein. "Franks Mutter kümmert sich um ihn", sagte Amelia. "Warum?" "Ich dachte nur..." Moody verstummte. Ja, was hatte er gedacht? "Vergiss es einfach, Bones. Ich gehe. Du wirst mich nicht wieder sehen, nicht in dieser Form. Ich häng den Job an den Nagel. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, bin ich kein Auror mehr." "Das sind wir dann beide nicht mehr, Moody", sagte Amelia. "Ich hatte gehofft, einer von uns bliebe hier, um für Ordnung zu sorgen." Moody sah seine nun ehemalige Kollegin verwirrt an. "Du gehst auch...?" "Nicht in Ruhestand", antwortete Amelia. "Ich wurde befördert. Oder versetzt, nenn' es wie du willst. Die Zentrale... nun, die alten Kämpfer sind raus." Er nickte. Die alten Kämpfer... einer nach dem anderen hatte es sie erwischt. Und wer war übrig? Der paranoide alte Moody und die berichtbesessene Bones. Ende der glorreichen Auroren. Nun würden neue antreten, um die Zaubererwelt zu verteidigen. "Kommst du mit, einen Kaffee trinken?", fragte Moody und war schon halb zur Tür raus. "Gedenken wir ein letztes Mal der Zeit der alten Kämpfer, bevor die neue Zeit anbricht..." "Du zahlst", sagte Bones mit einem schwachen Lächeln und folgte ihm. Es war wirklich das letzte Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)