Raptor von jonglicious (JongTae, OnKey) ================================================================================ Kapitel 31: 了局 - Ende - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 29 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Ich hätte nie gedacht, dass ich diese FF jemals abschließen würde. xD Das Projekt schien von Anfang so umfangreich und ich kenne mich und mein Durchhaltevermögen ja ... Umso mehr freut es mich, dass ich die Story zu Ende schreiben konnte TwT ... oder kommt eventuell noch was? x3 Hmm~ [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- 05:01 Uhr. Hastig versuchte Kibum seine Handflächen an der Jogginghose zu trocknen, in welche er vorhin schnell geschlüpft war. Vom Badezimmer her konnte er Jinki hören, der sich die Zähne putzte und sich fertig machte. Er musste in weniger als einer halben Stunde losfahren, um auch ja rechtzeitig vor Ort zu sein. 05:04 Uhr. „Jinki? Bist du fertig?“ „In fünf Minuten“, kam die gedämpfte Antwort des Älteren daraufhin sofort. Keiner von ihnen hatte in dieser Nacht sonderlich viel Schlaf gefunden. Taemin hatte, kurz nachdem Jinki und er am Vortag nach Hause gekommen waren, Anstalten gemacht sich in seinem Zimmer einzuschließen und dort auch zu bleiben. Allerdings hatten weder Kibum, noch Jinki davon etwas wissen wollen. So verzweifelt wie der Rothaarige gewesen war, hätte er es vermutlich fertig gebracht sich etwas anzutun. 05:08 Uhr. Kibum wandte den Blick von seiner Armbanduhr ab. Die Zeit verging viel zu schnell und das flaue Gefühl, welches sich hartnäckig in seinem Bauch breitgemacht hatte, wollte einfach nicht verschwinden. „Jinki?“ „Ja, ist ja gut. Ich bin fertig.“ Jinki hatte sich zu Kibum herum gedreht und die Ärmel seines Hemdes wieder nach unten gekrempelt. Nachdem er ohnehin noch eine Jacke darüber ziehen würde, kümmerten ihn die paar Falten nicht sonderlich. Außerdem würde an diesem Tag kaum jemand auf sein Erscheinungsbild achten. „Wie spät ist es?“ „05:11 Uhr.“ Mit zitternden Händen zog Kibum Jinkis Krawatte gerade und kümmerte sich dann auch um seinen Kragen. Wären die Umstände anders gewesen, hätte Kibum seinem Freund nun bestimmt verraten, dass er in einem Anzug wahnsinnig anziehend auf ihn wirkte, doch nun wollten die Worte einfach nicht über seine Lippen kommen. „Meinst du wirklich, dass du so früh schon losfahren solltest?“ Langsam ließ er seine Hände wieder sinken und betrachtete Jinki ausgiebig. Die Gesichtsfarbe des Älteren machte ihm Sorgen, denn sonderlich abheben tat er sich von dem weißen Hemd, welches er trug, nicht gerade. Aber Kibum wusste, dass er auch nicht anders aussah, weswegen er auch diesen Kommentar einfach hinunter schluckte. „Ich muss so früh dort sein, Liebling. Ich stoße nicht erst dazu, nachdem sie Jonghyun“, Jinki biss sich kurz auf die Unterlippe und suchte nach den passenden Worten, „aus dem Gefängnis gebracht haben. Ich habe darum gebeten, schon beim Transport dabei sein zu dürfen.“ „Wieso?“ Kibum blickte mit großen Augen zu seinem Freund auf. Er wagte nicht zu sagen, dass er den anderen lieber bei sich gehabt hätte, damit dieser ihm helfen konnte mit Taemin klar zu kommen. Jonghyun würde bestimmt auch ziemlich mit den Nerven am Ende sein und umso früher er ein freundliches Gesicht zu sehen bekam, desto besser. „Weil ich nicht will, dass er alleine ist.“ Jinki streichelte mit seinen Fingerspitzen behutsam über Kibums kühle Wangen. „Wäre es Raptor, der auf seine Hinrichtung wartet, würde ich später losfahren, aber diese andere Persönlichkeit … Er braucht jemanden.“ „Ja und wir schulden ihm das wohl auch“, flüsterte Kibum, ehe er sich von Jinki abwandte und von der Garderobe seine Jacke holte. Um diese Zeit war es noch eher kühl draußen, also würde der andere die Jacke auf jeden Fall brauchen. „Es ist schon fast 20 nach, Liebling. Fahr jetzt und-“ Kibum drückte seine Nägel in den Kragen der Jacke und warf einen schnellen Blick über seine Schulter, „denkst du, könntest du ihm etwas mitnehmen? Er mochte meine Kekse immer so gerne und da dachte ich, dass-“ „Er darf nichts mehr essen, Kibummie.“ Jinki hatte seinem Freund die Jacke abgenommen und dabei versucht ihm ein kleines Lächeln zu schenken. „Gestern Abend durfte er noch etwas essen, aber jetzt muss er nüchtern bleiben. Es wird einfach für sicherer gehalten, verstehst du? Immerhin könnte er sich jederzeit übergeben. Der ganze Stress schlägt sich einfach auf den Magen.“ „Verstehe.“ Geknickt verschränkte Kibum seine Arme vor der Brust. Daran hatte er nicht gedacht, aber natürlich machten die Erklärungen seines Freundes Sinn. „Dann kann man wohl nichts machen.“ „Nein, aber ich werde ihm sagen, dass du an ihn gedacht hast.“ Liebevoll zog Jinki Kibum an seine Brust und drückte ihm noch einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns später, Liebling. Hab bitte ein Auge auf Taemin.“ Damit wandte er sich ab, griff nach seiner Tasche und schritt den Flur entlang, um das Haus schließlich zu verlassen. Es war nun 05:24 Uhr und der Transport würde in gut 45 Minuten über die Bühne gehen. Das hieß, dass er noch weitaus mehr Zeit hatte, als er zu hoffen gewagt hatte. Das war beruhigend und obwohl Jinki das Gefühl hatte, als würde man ihm die Luft abschnüren, so gestattete er es sich doch einmal tief durchzuatmen. Irgendwie würden sie alle diesen Tag schon überstehen – sie mussten einfach. -- 06:00 Uhr. Immer wieder warf Kibum schnelle Blicke über seine Schulter. Er hatte vorhin eine Tür ins Schloss fallen hören können und war sich sicher, dass es sich dabei um Taemin handelte. Dieser war, kurz bevor Jinki sich fertig gemacht hatte, in seinem Zimmer verschwunden. Zusammen mit dem Stoffdinosaurier, den er praktisch gar nicht mehr loslassen wollte. Kibum hatte den Namen des Stofftieres schon wieder vergessen, aber natürlich hatte er verstanden, dass dieses „Spielzeug“ einen ungeheuren Wert für den Rothaarigen haben musste. Er selbst hätte sich wohl auch einen Gegenstand gesucht, der ihn intensiv an Jinki erinnerte, hätte er sich in der gleichen Situation befunden. „Es ist 06:00 Uhr und hier sind die Nachrichten.“ Kibum seufzte leise. Jinki hatte ihm vorhin noch nahegelegt die Nachrichten zu verfolgen, da etliche Fernsehteams sich vor dem Gebäude, in welchem die Hinrichtung stattfinden würde, postieren würden. Und nicht nur Fernsehteams, auch diverse Radiosender hatten sich angekündigt. Allerdings durften diese das Gebäude auch betreten und vom Ort des Geschehens Live berichten. Ob Kibum sich das wirklich antun wollte, wusste er noch nicht. Sein Magen war von Haus aus etwas empfindlicher und so wie er sich kannte, würde er sich spätestens beim Klang eines Schusses übergeben müssen. „Wir berichten live aus Seoul. Wie Sie sehen, haben sich hier bereits die ersten Gruppen von Demonstranten gebildet und wir rechnen stark damit, dass sich die Zahl der Anwesenden noch mindestens verdoppeln wird.“ Die Reporterin gab dem Kameramann mit einem Nicken zu verstehen, dass er ihr zu folgen hatte. Offensichtlich hatte sie jemanden erspäht, der bereit war sich ein wenig befragen zu lassen. Immerhin war es für die Zuseher doch interessant, ob die Menschen tatsächlich demonstrieren wollten oder im Grunde nur schaulustig waren. „Guten Morgen. Darf ich Sie fragen, was Sie dazu bewegt hat hierher zu kommen?“ „Ich bin hier, weil ich immer noch darauf hoffe, dass sie ihn nicht töten werden. Raptor ist ein Held! Wir brauchen hier Männer wie ihn.“ „Sie wissen doch, dass er zahlreiche Menschen getötet hat? Wie kommen Sie auf die Idee ihn einen Helden zu nennen?“ „Er hat sich um die Verbrecher gekümmert, die unsere Polizei nicht fassen konnte. Anders als diese ganzen Wahnsinnigen, die sich eine Axt greifen und Amok laufen, hat er immer nur die erwischt, die Dreck am Stecken hatten. Und als Mutter von zwei Töchtern kann ich nur sagen, dass ich ihm dankbar bin.“ Ein paar Treppen knarrten verdächtig hinter Kibum, weswegen er den Ton sofort wieder leiser machte und sich von der Couch erhob. Taemin hatte sich endlich wieder in den unteren Bereich des Hauses vorgewagt. In seinen Armen hielt er nach wie vor Doktor Kralle und wahrscheinlich hätte man ihn noch nicht einmal mit einer Brechstange von dem Kuscheltier loseisen können. Sein Gesicht war ebenso weiß wie das seines Bruders gewesen war und seine Augen waren deutlich gerötet. Alles in allem brach der Anblick des Rothaarigen Kibum beinahe das Herz. Wie sehr musste Taemin in diesem Augenblick wohl leiden? Selbst mit viel Fantasie konnte Kibum es sich nicht vorstellen und darüber war er sogar ganz froh. „Taeminnie, hallo. Möchtest du vielleicht einen Tee? Ich kann dir auch Frühstück machen?“ Behutsam näherte er sich dem Jüngeren an, wagte es jedoch nicht ihn in den Arm zu nehmen. In solchen Fällen war es besser Taemin von allein kommen zu lassen. Wenn er im Arm gehalten und getröstet werden wollte, würde er es Kibum schon wissen lassen. „Ich … Ich möchte nichts.“ Taemin drückte seine Nase gegen die Schnauze des Stoffdinosauriers und schwankte dann an Kibum vorbei, um sich auf die Couch zu setzen und den Ton wieder anzumachen. Er hatte schon vorhin dem Interview gelauscht und dass die Frau so positiv über Jonghyun gesprochen hatte, hatte ihn erneut an den Rand eines Weinkrampfes gedrängt. Natürlich war Jonghyun kein Monster und natürlich verdiente er es nicht hingerichtet zu werden, aber das interessierte hier ja leider kaum jemanden. „E-Es soll um 8 Uhr passieren, oder? K-Kibum?“ „Ja, um 8 Uhr“, bestätigte der Angesprochene tonlos und warf dabei erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. 06:17 Uhr. -- Beruhigend rubbelte Jinki über Jonghyuns Rücken, nachdem der Wagen sich langsam in Bewegung gesetzt hatte. Sie hatten kaum zwei Worte miteinander gewechselt, seit Jinki das Gefängnis betreten hatte, aber es war Jonghyun doch anzusehen gewesen, dass er ein wenig erleichtert war. Die Gefängniswärter waren nicht gerade das was man besonders sensibel nennen konnte. Viel eher hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht Papiertüten aufzupusten und zerplatzen zu lassen. Demnach war es kein Wunder gewesen, dass Jonghyuns Pulsschlag förmlich sich selbst überholt hatte, als Jinki zu ihm in die Zelle gekommen war. Jinki hatte die Männer dann fortgeschickt, an Kraftausdrücken hatte er dabei freilich nicht gespart, und nur einen der uniformierten Clowns darum gebeten ihm etwas Wasser zu holen. Glücklicherweise hatte er es nicht gewagt zu widersprechen, sondern war Jinkis Wunsch wirklich nachgekommen. Das war aber auch besser für ihn gewesen, denn nach der Aktion mit den Papiertüten war Jinki wirklich auf 180 gewesen. So etwas Saudummes war ihm aber auch noch nie untergekommen. „Wie fühlst du dich?“, wollte er leise wissen und legte seine Hände an Jonghyuns kühle, feuchte Wangen. Als Arzt war es seine Pflicht dafür zu sorgen, dass der Sträfling nicht das Bewusstsein verlor und dass die Exekution planmäßig durchgeführt werden konnte. „Musst du brechen?“ „Es geht schon.“ Jonghyun wandte sich zittrig von Jinki ab. Es war ihm unangenehm, dass Jinki nun den kalten Schweiß auf seiner Haut gespürt hatte. „Es geht mir gut.“ Natürlich würde ihm jeder ansehen können, dass es ihm eben nicht gut ging, aber ein kleines Bisschen Stolz wollte er sich einfach doch noch bewahren. „Ich wollte nur sicher gehen, tut mir leid“, seufzte Jinki entschuldigend und warf einen Blick auf sein Handy. Keine Nachrichten, keine Anrufe. Nur die kleine Uhr in der oberen rechten Ecke, die ihm unbarmherzig mitteilte, dass die Zeit demnächst ablaufen würde. 06:30 Uhr. Seufzend ließ Jinki sein Handy wieder zurück in die Jackentasche gleiten und blickte zu dem uniformierten Wächter hinüber, der einfach nur still dasaß. Der Mann hatte nicht ein Wort gesprochen und generell wirkte er ein wenig verschlafen. Ein kleines, ziemlich schiefes Lächeln stahl sich auf Jinkis Züge, während er den Mann beobachtete. Offensichtlich schien das Ganze ihn herzlich wenig zu interessieren. „Du wirst sehen, dass es schnell vorbei sein wird.“ Sachte legte der Arzt seine Hand auf die gefesselten Handgelenke Jonghyuns und drückte diese aufmunternd. Natürlich würde Jonghyun ihm das nicht glauben können oder vielleicht sogar wütend auf diese Aufmunterungsversuche reagieren, aber Jinki musste es zumindest versuchen. „Wir sind da. Das Tor wird gerade geöffnet. Special Agent Choi erwartet Sie bereits, Doktor Lee.“ „Sehr gut“, antwortete Jinki dem Fahrer und zog seine Hand dann zurück. Minho musste nicht unbedingt sehen, dass er bis vor kurzem noch mit Jonghyun Händchen gehalten hatte. Es würde ihn schon wütend genug machen, dass Jinki so früh aufgetaucht war und er nicht die Chance hatte allein mit Jonghyun zu sein. „Dann sehen wir mal zu, dass wir reinkommen. Es ist wirklich verflucht kalt heute.“ Mit einem Wink bedeutete er dem Gefängniswärter Jonghyun und ihm aus dem Wagen zu folgen. Kaum waren sie ausgestiegen, hatte der Wärter Jonghyun wieder am Ellbogen gepackt und hatte auf weitere Anweisungen gewartet. Diese ließen allerdings ein bisschen auf sich warten, da Minho Jinki offensichtlich noch ein paar Fragen stellen wollte. „Die Fahrt ist ohne Zwischenfälle verlaufen, Minho. Raptor hat keinen Widerstand geleistet und es war nicht notwendig noch mehr Fesseln anzulegen. Die Maske hatte ich natürlich für den Fall der Fälle immer griffbereit.“ Jinki machte eine ausladende Bewegung in Richtung Jonghyun. „Er hat kaum ein Wort gesagt. Aber du wirst dafür sorgen müssen, dass gegen diverse Gefängniswärter ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird. Es geht nicht, dass ein Häftling so gequält wird und das nicht einmal drei Stunden vor seiner Exekution.“ Damit Minho auch wirklich merkte, dass es Jinki ernst war, packte er ihn am Ärmel. „Und wenn du es nicht tust, dann werde ich dafür sorgen.“ „Ist ja gut. Ich werde der Sache anschließend auf den Grund gehen.“ Minho löste sich von dem Arzt und hob beschwichtigend seine Hände an. „Aber jetzt kommt. Es müssen noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden, soweit ich weiß.“ 06:42 Uhr. -- „TAEMIN!“ Keuchend schob Kibum Taemins Schlafzimmertür auf. Auch hier war keine Spur von dem Jüngeren zu entdecken und langsam wurde es Kibum dann doch zu dumm. Nachdem sie zusammen die Nachrichten verfolgt hatten, war Taemin unter dem Vorwand ins Badezimmer zu müssen, einfach verschwunden. Seitdem hatte Kibum keinen Mucks mehr von ihm gehört, geschweige denn auch nur den Zipfel eines Kleidungsstückes erspäht. „LEE TAEMIN! DAS IST NICHT KOMISCH!“ Verzweifelt verließ Kibum das Schlafzimmer wieder und lief die Treppen hinunter, um noch einmal in der Küche nachzusehen. Vielleicht hatten sie sich einfach nur verpasst? Aber was für einen Grund hätte Taemin denn gehabt sein Rufen zu ignorieren? „Verdammt, Taemin … Was soll das?“ Angespannt sank Kibum gegen den Küchentresen und ließ seinen Blick kurz umher wandern. Natürlich fiel ihm dabei auch die digitale Uhr beim Herd ins Auge. Es war kurz vor 7 Uhr; es blieb also kaum noch mehr als eine Stunde übrig. „Wenn Jinki zurückkommt und du nicht da bist, dreht er mir den Hals um!“ Wartend beobachtete Kibum die Tür, hoffend, dass Taemin nun gleich zu ihm kommen und sich entschuldigen würde. Doch leider wartete er vergebens und auch fünf Minuten später stand er noch vollkommen allein in der Küche. Er ist eindeutig nicht mehr hier. Vielleicht hat er es sich anders überlegt und ist doch dorthin gefahren? Eilig verließ Kibum die Küche und schlüpfte in seine Schuhe, um nach draußen zu laufen. Er musste doch eigentlich nur schauen, ob Taemins Wagen noch in der Einfahrt stand, um zu wissen, ob der Jüngere weggefahren war, oder nicht. Oh verdammt … Kibum schlug sich die Hände vor den Mund, als er die leere Einfahrt entdeckte. Dann stimmte es also tatsächlich. Aber damit hätte ich wohl von Anfang an rechnen müssen. 07:07 Uhr. -- Jonghyun rieb sich langsam die Handgelenke, nachdem Jinki ihn von den Fesseln befreit hatte. Die letzten 45 Minuten seines Lebens würde er sich immerhin richtig bewegen können, was für eine Erleichterung! „Danke“, sagte er leise an den Arzt gewandt und erhob sich dann auch von dem Stuhl, auf welchen man ihn gedrückt hatte. „Schon gut.“ Jinki ließ die Handschellen auf einen kleinen Tisch fallen und näherte sich Jonghyun schließlich vorsichtig. Es wurde langsam Zeit für die letzte Untersuchung und außerdem musste er noch weiter vorbereitet werden. Bis jetzt war Minho ja nur „freundlich“ genug gewesen zu erklären, wie das Ganze denn eigentlich ablaufen würde. Der Gefängniswärter würde Jonghyun in die Mitte des Raumes führen, in welchem bereits die Männer warten würden, welche dann den Befehl hatten zu schießen. Die Waffen einiger Männer waren allerdings nur mit Platzpatronen geladen – natürlich hatten die Männer keine Ahnung bei welchen Waffen dies der Fall war. Immerhin sollte nicht klar sein, wer den tödlichen Schuss abgegeben hatte. Dies würde nur viel zu viel emotionalen Stress für die Beamten bedeuten und das wollte man wohl verhindern. „Ich werde dir 15 Minuten vor 8 Uhr ein Beruhigungsmittel injizieren. Das ist nicht viel, ich weiß, aber es wird dir ein bisschen helfen.“ Jinki klappte seine Tasche auf, um ein paar Utensilien aus dieser heraus zu nehmen und neben sich auf dem Tisch ab zu legen. „Wie … Wie spät ist es denn jetzt?“ „07:28 Uhr.“ Der Arzt schielte kurz über seine Schulter. Jonghyun stand nur knapp einen Meter hinter ihm und hielt den Saum seines T-Shirts fest mit beiden Händen. Die Angst stand ihm nun förmlich ins Gesicht geschrieben und außerdem glaubte Jinki sogar so etwas wie einen stummen Hilferuf in seinen Augen entdecken zu können. „Jonghyun-“ „Es tut mir leid, Jinki. Alles … Alles was er getan hat! Ich war das nicht … Ich will nicht sterben …“, flüsterte er panisch und schlang seine Arme dabei fest um sich selbst. Seine Atmung ging nun deutlich schneller als normal gewesen wäre und vermutlich wäre er auch direkt zu Boden gegangen, hätte Jinki nicht stützend beide Arme um ihn geschlungen. „Ruhig atmen. Du musst ruhig atmen.“ Behutsam setzte Jinki Jonghyun auf dem Stuhl ab und legte seine Hände an seine Oberarme. „Was ist denn hier schon wieder los?“ „Minho, hau ab! Dich kann ich hier gerade gar nicht gebrauchen!“, fauchte Jinki gereizt, während er Mühe hatte dafür zu sorgen, dass Jonghyun sich nur auf ihn konzentrierte. Durch Minhos Anwesenheit würde Jonghyuns Zustand sich kaum verbessern. Immerhin hatte Minho innerhalb der letzten halben Stunde mindestens 15 Mal erwähnt, dass er bestimmt nicht danebenschießen würde. „Er hyperventiliert.“ „Meine Güte.“ Minho stemmte skeptisch beide Hände in die Hüften und beobachtete Jinki, der erneut zu seiner Tasche lief und eine Papiertüte daraus hervor zog. Kibum hatte sich ziemlich viel Mühe gegeben das Sandwich möglichst gut aussehen zu lassen, doch das interessierte Jinki momentan eher wenig. Er beförderte den Inhalt der Tüte auf den Tisch und eilte mit der Tüte dann zu Jonghyun zurück, um sie ihm ins Gesicht zu drücken. „Ein- und wieder ausatmen, Jonghyun. Schön langsam. Langsam!“ Genau beobachtete Jinki das Gesicht des Jüngeren, während dieser in die Tüte atmete und sich dann wohl wirklich nach und nach wieder zu beruhigen schien. Zum Glück! Jinki hatte zwar daran gedacht Beruhigungsmittel mitzunehmen, aber ansonsten hatte er leider keine Medikamente eingepackt. „Na siehst du? Geht doch …“ „D-Danke.“ Jonghyun legte eine Hand an seine Brust und konnte dabei sein wildschlagendes Herz deutlich spüren. Sein kleiner Anfall war ihm schon ein bisschen peinlich, vor allem da Minho ihn so hautnah miterlebt hatte, doch wirklich eine Rolle spielen tat dies nun auch nicht mehr. In weniger als einer halben Stunde war sowieso alles vorbei. „Was genau willst du eigentlich schon wieder hier, Minho? Deine Anwesenheit regt Jonghyun zu sehr auf und außerdem ist hier noch so ein Uniformträger, der ein Auge auf alles hat.“ Jinki faltete die Tüte zusammen, während er Minho immer wieder offenkundig feindselige Blicke zuwarf. „Also? Was willst du?“ „Pass auf, dass ich nicht noch auf die Idee komme, dass du auf seiner Seite stehst“, murmelte Minho brummend, danach ließ er sich gegen die geschlossene Tür sinken. Eigentlich hatte er nichts Wichtiges zu sagen; er hatte lediglich noch einmal nach dem Gefangenen sehen wollen, bevor er ihm später den Rest gab. „Vergiss nicht, dass er die Maske tragen muss.“ „Ich werde es schon nicht vergessen, keine Sorge.“ Jinki nickte in Richtung des groben Stoffstückes, welches Minho vorhin noch so charmant als Maske bezeichnet hatte. Auf den Arzt wirkte das Ding eher wie ein zu klein geratener Kartoffelsack; ähnlich riechen tat er zumindest schon einmal. Diese „spezielle Maske“ würde er selbst Jonghyun später noch aufsetzen, bevor dieser von dem Wärter nach draußen geführt wurde. Auf diese Art und Weise würde es den Schützen einfacher fallen abzudrücken. Kein Gesicht bedeutete schließlich auch, dass es keine Augen gab, die einen förmlich anflehen konnten es nicht zu tun. „Minho? Wäre es möglich, dass ich ihn nach draußen führe?“ „Wozu?“ Skeptisch hob Minho eine Augenbraue an. „Hat keinen besonderen Grund.“ Jinki seufzte schwer, während er neben Jonghyun trat, der ihn mit großen Augen von unten her musterte. Er schien nicht ganz verstehen was hier eben vor sich ging – ein Blick, den der Arzt weiß Gott noch nie von seinem Patienten zu sehen bekommen hatte. „Ich denke, dass er sich wohler fühlt, wenn der letzte Mensch, der bei ihm ist, eine Art Freund ist.“ „Pfff, wenn du meinst, dass er sich wohlfühlen sollte, von mir aus. Tu, was du nicht lassen kannst.“ Minho vollführte eine wegwerfende Handbewegung und legte schließlich seine Hand an die Türklinkte. „Noch 15 Minuten. Du solltest ihn vorbereiten, es geht gleich los.“ „Hm.“ Jinki wartete noch einen Moment bis die Tür ins Schloss gefallen war, danach ging er vor Jonghyun in die Hocke. „Bist du bereit?“ 07:47 Uhr. -- Fest presste Taemin den kleinen Stoffdinosaurier an seine Brust, während er der Radioübertragung lauschte. Anders als Kibum angenommen hatte, war Taemin lediglich ein paar Straßen weiter gefahren und hatte schließlich auf einem leeren Supermarktparkplatz gehalten. Hier spürte er nicht dauernd die besorgten Blicke Kibums auf sich und musste auch nicht alle zwei Minuten Fragen zu seinem Gemütszustand beantworten. „Er wird bestimmt abhauen. Er ist Raptor. Er wird nicht sterben. Nicht wahr, Herr Doktor? Er kommt zurück zu uns.“ Bebend starrte der Rothaarige in das Gesicht des Dinosauriers. Die gelben Knopfaugen starrten ihm allerdings nur unschuldig entgegen und gaben ihm auch keine Antworten. „Es ist nun 07:51 Uhr. Wenn ich mich nicht irre, nehmen bereits die ersten Schützen ihre Positionen ein. Special Agent Choi hat den Raum betreten. Es ist kein Wunder, dass er anwesend ist, immerhin war er es, der Raptor gefangen hat. Bestimmt will er nun sicher gehen, dass es ein für alle Mal vorbei ist.“ Die Worte des Radiosprechers ließen Taemin wütend schnauben. Minho hatte mit unfairen Mitteln gespielt, nur deswegen war es ihm gelungen Jonghyun zu fangen. Unter anderen – fairen – Umständen, wäre ihm dieses Kunststück niemals gelungen, das stand für Taemin fest. Raptor beziehungsweise Jonghyun war die intelligenteste Person, auf die er jemals getroffen war. Noch nicht einmal sein Bruder kam an ihn heran und das wollte schon etwas heißen. 07:54 Uhr. „Bevor es losgeht, schalten wir noch einmal schnell zu unseren Außenposten. Wie ist denn die Stimmung bei euch dort draußen?“ „Frag lieber nicht. Ganz wie erwartet, hat die Zahl der Demonstranten sich verdreifacht. Die ersten Polizeibeamten sind schon eingetroffen, um die Menge zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass niemand verletzt wird. Ihr könnt die Leute ja bestimmt schreien hören?!“ Und wie man das konnte. Taemin ließ sich langsam nach vorne sinken, so dass seine Stirn auf dem Lenkrad zum Liegen kam. Die wütenden Schreie der Leute, die die sofortige Freilassung Raptors forderten, waren tatsächlich mehr als deutlich zu hören. Allerdings würde das nun nichts mehr nutzen. Die Demonstranten würden die Exekution nicht mehr verhindern können, aber immerhin versuchten sie es und das rechnete Taemin den Menschen hoch an. „Wir werden uns zusammen irgendwie durchschlagen, Doktor Kralle. Sie werden schon sehen“, flüsterte Taemin dem Dinosaurier mit belegter Stimme zu. 07:58 Uhr. „Da ist er. Er wird von dem Arzt, der ihn die letzten Jahre betreut hat, in die Mitte des Raumes geführt. Bei dem Arzt handelt es sich um Lee Jinki. Ein sehr fähiger Arzt der renommierten Seouler Nervenklinik. Es wundert mich allerdings, dass er derjenige ist, der Raptor auf seinem letzten Weg begleitet.“ Sachte, als würde er versuchen dem Stofftier die Ohren zuzuhalten, legte Taemin seine Hände seitlich an den Kopf des Dinosauriers. Die Uhr auf seinem Radio war soeben auf 07:59 Uhr weitergesprungen und die Schützen waren bereit anzulegen. Alles würde planmäßig über die Bühne gehen; niemand würde jetzt noch etwas tun können. „Alles wird gut … alles wird gut …“, flüsterte Taemin Doktor Kralle noch einmal zittrig zu, ehe die Schüsse ertönten, die ihn bis aufs Mark erschütterten und endgültig zusammenbrechen ließen. Leb wohl, Jonghyun … leb wohl … tbc ...?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)