Final Fantasy IX-2 von SolarRhapsody (~ folgt ~) ================================================================================ Prolog: -------- Schwer schoben sich die Wolken über den Himmel des Reiches Alexandria. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont entgegen und hüllte das Gebirge, welches das Reich umrahmte, in sanftes orangerotes Licht. Das Gebirge selbst war sehr steil, bis auf ein Plateau, welches sich über das halbe Reich erstreckte. Auf diesem Plateau waren neben einigen Wäldern, Bächen und Seen nur drei Orte zu sehen. Einer von ihnen war Treno, eine Stadt, die erst nachts richtig erwacht. Sie war umrahmt von einer kunstvoll verzierten Mauer. Durch die Stadt floss ein Bach, welcher sich in viele Winkel erstreckte. Die Häuser der Stadt waren zum Großteil aus Stein gebaut und kunstvoll verziert. Einzig das Armenviertel wirkte ein wenig heruntergekommen, aber das störte die Bewohner wenig. Der Adel scherte sich nicht um den Pöbel und umgekehrt ignorierte man den Adel, da Gemeinhin das Gerücht umging, dass dieser das Geld sowieso zusammengestohlen hat. Im Zentrum der Stadt befand sich das Stadion, in dem jedes Jahr das Turnier im Tetra-Master, ein sehr beliebtes Kartenspiel im Reich Alexandria, ausgetragen wurde. Da dieses jedoch bereits vor wenigen Tagen zu Ende gegangen war, herrschte nun Stille über dem sonst so belebten Stadienplatz. Das Gebäude wirkte wie eine gewaltige Kuppel aus Stein erbaut. Der vordere Bereich war mit vielen verzierten Säulen umsehen. Um das Stadion herum war eine kunstvolle Wasserstraße erbaut worden, welche man einzig und allein über einen aus festem Stein erbautem Steg überqueren konnte. Im schwachen Licht der Abenddämmerung sammelte sich nun der Adel auf dieser Straße um über den neuesten Tratsch zu reden. Sei es über die Königsfamilie Alexandrias oder einfach nur der unbeliebte Nachbar, dies war eine beliebte Zeit für die Menschen, sich über sämtliche Kleinigkeiten zu unterhalten. Auf einer höher gelegenen Aussichtsplattform, die sich direkt beim Ortseingang befand, saß ein junger Mann auf dem steinernen Geländer und beobachtete das Geschehen. Sein Name war Claude und er hatte wildes rotes Haar und seine Haut wirkte etwas dunkler als die der anderen Bewohner der Stadt. Und das war nicht das Einzige, was ihn fremd wirken ließ. Auch seine Kleidung, bestehend aus einer dunkelroten Weste, einer dunkelblauen Hosen und braunen Lederstiefeln, waren alles andere als typisch für die Bewohner Trenos. Sowohl um seinen Hals als auch um seinen linken Oberarm hatte er ein rotes Tuch gewickelt und um seine Arme hatte er braune Armschienen geschnallt. An seiner Hüfte baumelte ein Schwert, welches sich in einer feuerroten Scheide befand. Alles in allem wirkte er eher schmächtig, sodass man meinen könnte, das Schwert wäre nur Zierde. Doch in Wirklichkeit gehörte er zu den stärksten und zuverlässigsten Söldnern, die sich in Treno ihr Geld verdienten. Mit einem starren Blick beobachtete er die, mit anstrebender Dunkelheit, immer belebteren Straßen der Stadt. Man könnte meinen, er würde nach seinem nächsten Opfer suchen, doch dem war nicht so. „Die Leute haben auch nicht’s besseres zu tun, als sich jeden Abend die Rübe vollaufen zu lassen“, murmelte er mürrisch, während er zwei fülligere Männer dabei beobachtete, wie sie sich bereits das dritte Glas Wein genehmigten. Ihrem Aussehen zu Urteilen gehörten sie zur nur selten vertretenen Mittelschicht. Er wandte den Blick von den Männern ab und schaute in Richtung des Auktionshauses, welches auch in dieser Nacht wieder gut besucht war. Im Grunde nichts aufregendes. Und trotzdem gab es etwas beim Auktionshaus, was ihn störte. Nur war er nicht in der Lage, von dem Platz an dem er saß zu sehen, was genau sich dort abspielte. Er hatte nur mitbekommen, dass gegen Nachmittag ein Luftschiff gelandet war, welches wohl erneute Ware zum Versteigern gebracht hatte. Aber irgendetwas verwirrte ihn am Luftschiff. Normalerweise war es ein altes Schiff, aus einfachem Holz gebaut und mit einfachen Luftkissen versehen. Doch das Schiff das heute gelandet war, wirkte vergleichsweise edel mit der schwarzen Farbe. Hinzu kamen die seltsamen Verzierungen, die so groß waren, dass er es sogar von seinem Platz aus erkennen konnte. Er stemmte die Arme auf das Geländer und erhob sich, darauf achtend dass er nicht herunter stürzte. Da er keinen Auftrag hatte und auch sonst nichts zu tun hatte, entschied er sich das Luftschiff näher unter die Lupe zu nehmen. Und das war vielleicht auch die Gelegenheit, die Stadt endlich verlassen zu können. Denn eigentlich gab es etwas, was er herausfinden wollte. Und das konnte er unmöglich, solange er noch in der Stadt war. Ein leises Poltern erklang vom Luftschiff, gefolgt von einem leise ausgesprochenen Fluch eines Mannes. „Du verdammte Göre, jetzt halt endlich still!“, grummelte ein komplett in schwarz gehüllter Mann, während er ein Fass auf seiner Schulter balancierte. Trotz seiner schwarzen Kutte konnte man ihm jedoch ansehen, dass er sehr muskulös war. Er reichte fast bis an die Decke des Unterdecks, in dem sämtliche Fässer lagerten. Eines von diesen balancierte er locker auf einer Schulter, während er es mit seinem Arm fixierte. Es war komplett in schwarz gehüllt und etwa so groß, dass ein zusammengekauerte Mensch darin Platz hatte. Auf der Frontseite des Fasses war ein goldenes Zeichen gemalt. Es hatte die Form eines Kreises, in dessen inneren sich ein von Dornen umrankter Kristall befand. Im Inneren des Fasses hämmerte etwas gegen das Wand. „Ihr habt mir gar nicht’s zu befehlen! Lasst mich sofort hier raus!“, hörte man eine, unverkennbar weibliche, Stimme rufen. Der Mann klopfte seiner freien Hand gegen das Fass. „Wenn du schön artig die Klappe hältst können wir noch einmal drüber reden.“ Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht, während er mit dem Fass die Treppe hinaufstieg. Doch kaum hatte er die Tür zum Oberdeck erreicht, schlich sich Zweifel in sein Gesicht. Er verstand nicht, was es ihnen bringen sollte, wenn sie das Fass mit der schreienden Göre an Deck lagerten. So würde sie doch nur aufsehen erregen und das konnte beim besten Willen nicht das sein, was sie erreichen wollten. Er schüttelte abrupt den Kopf. Warum machte er sich Gedanken? Seine Aufgabe war doch eigentlich nur die Befehle des Anführers auszuführen. Und wenn er wollte, dass das Fass der Göre an Deck steht, dann sollte es so sein. Lange würden sie ohnehin nicht mehr in dieser grässlichen Stadt sein. Sobald das Schiff startklar war, würden sie sich auf den Weg zum verlassenen Kontinent machen, dem Ort, an dem sich ihr Versteck befand. Es dauerte nicht allzu lange, bis Claude das Luftschiff erreicht hatte. Und je näher er ihm gekommen war, desto merkwürdiger kam es ihm vor. Die Verzierungen, die er von weitem gesehen hatte, wirkten auf den ersten Blick wie merkwürdige Schnörkel. Doch er selbst hatte das Gefühl, diese schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Als er näher an das Schiff trat hörte er plötzlich ein lautes Poltern. Seine Hand schnellte im Reflex zum Knauf seines Schwertes, während er sich hastig umdrehte. Niemand war zu sehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich niemand von der Schiffsbesatzung auch nur in unmittelbarer Nähe befand. Da er sich bis eben fast ausschließlich auf die Verzierungen konzentriert hatte, war ihm das zuvor nicht aufgefallen. Ihn beschlich das dumpfe Gefühl, dass dieses Luftschiff mehr als nur ein normales Luftschiff war… Erneut erklang ein lautes Poltern, gefolgt vom Splittern von Holz. Nur kurze Zeit später landete direkt neben ihm ein Teil des Geländers des Schiffes. Sein Blick wanderte nach oben, doch außer einem schwarzen Fass konnte er nichts sehen… Vielleicht lagerten sie ja Juckzirpen oder dergleichen in diesen Fässern? Er seufzte. Wenn dieses Schiff schon wegen eines Fasses Juckzirpen zerfiel, wollte er nicht unbedingt selbst mit an Bord kommen. Obwohl er gehofft hatte, dass dieses Schiff zu einem Ort außerhalb des Kontinents des Nebels, auf dem sich das Reich Alexandria befand, flog. Er wandte sich ab, als er erneut das Poltern hörte. Gefolgt von einem fallenden Laut, ehe mit einem lauten Krachen das schwarze Fass neben ihm aufkam. Zu seiner Überraschung blieb das Fass jedoch heil, obwohl es bestimmt zwei Meter von der Höhe gefallen war. Er trat einen Schritt näher um es genauer zu betrachten, als eine Stimme erklang. „Aua…“, hörte er eine Frauenstimme murmeln. Hastig sprang er einen Schritt zurück und machte sich bereit sein Schwert zu ziehen. „Es kommt mir so vor, als wäre ich mehrere Meter in die Tiefe gestürzt…“, erklang wieder die Frauenstimme, gefolgt von einem schmerzhaften aufstöhnen. „Das gibt eine Beule…“ Irgendetwas rührte sich in dem Fass, woraufhin es ein wenig zur Seite kullerte. Claude trat noch näher an das Fass und klopfte vorsichtig daran. Der Stimme zu Urteilen musste sich eine Frau darin befinden… Aber das kam ihm irgendwie suspekt vor, wer transportierte schon Menschen in Fässern? Ein lauter Knall erklang aus dem Fass, es wirkte fast so, als hätte sich etwas den Kopf angestoßen. Gefolgt von einem leisen Wimmern, ehe die Frau ihre Stimme wieder erhob: „Ihr verdammten Mistkerle, jetzt lasst mich gefälligst hier raus!“ Claude stutzte, ließ sich von den Worten der Frau jedoch nicht einschüchtern. Er beugte sich zum Fass herunter und betrachtete es genauer, schwieg allerdings zunächst. Von der Innenseite des Fasses erklang ein Klopfen. „Hallo? Ist da überhaupt jemand?“, fragte die Stimme. Claude zögerte einen Augenblick. Obwohl er die Stimme nicht kannte und nicht genau wusste, was sich in dem Fass befand, hatte er den Eindruck, dass davon keine Gefahr ausging. „Wer auch immer da ist, bitte lasst mich hier raus!“, die Stimme klang zunehmend verzweifelter. „Und wer sagt mir, dass du kein Monster oder dergleichen bist?“, antwortete er fast tonlos. „MONSTER?!“, begehrte die Frauenstimme auf, „Ich weiß nicht, wer Ihr seit, aber ich versichere Euch, dass ich bestimmt kein Monster bin!“ Claude runzelte die Stirn. Zwar war die Frau wohl nach wie vor so ungehalten wie vorhin, allerdings klang ihre Aussprache mit einem Mal gehobener, fast schon als würde sie zum verhassten Adel gehören. „Eine Adlige“, murmelte er, „kein Wunder, dass die ins Fass gesperrt wurde. Mit so einer Kratzbürste will sicher niemand etwas zu tun haben.“ Mit einem Mal wirkte es so, als würde das Fass auf und ab hüpfen. „Kratzbürste?! Was fällt Euch eigentlich ein! Erst beleidigt Ihr mich als Monster und jetzt als Kratzbürste?! Wartet nur ab, wenn ihr hier rauskomme, dann…“ Er rollte mit den Augen und bereute für einen Augenblick, dass er davon ausgegangen war, dass die Person im Fass keine Gefahr für ihn war. „Wenn das so ist“, er machte auf dem Absatz kehrt, „dann kannst du sicher selbst schauen, dass du aus dem Fass kommst.“ Ein leiches krachen erklang, als sie plötzlich damit begann gegen den Deckel des Fasses zu klopfen. „Wartet! So war das nicht gemeint! Bitte, ich flehe Euch an, ich…“ Mit einem Mal klappte der Deckel nach vorne und die Frau, die sich allem Anschein nach davor noch an diesen gelehnt hatte, purzelte mit einem Mal aus dem Fass heraus, ehe sie mit dem Gesicht nach unten direkt vor seinen Füßen liegen blieb und sich zunächst nicht rührte. Im Reflex drehte er sich zu ihr um und betrachtete sie. Zuerst fiel ihm ihr langes blondes Haar auf, welches ihr bestimmt bis zur Hüfte reichte. Sie hatte es zu einem dicken Zopf geflochten, welchen sie mit einer grünen Haarklammer fixiert hatte. Um ihren Kopf hatte sie ein grünes Tuch gewickelt, welches sie auf der linken Seite verknoten hatte. Ihm fiel gleich die seltsame Erhebung unter dem Tuch auf, welche sich direkt auf ihrem Kopf befand. Ein leises Ächzen erklang, als das Mädchen sich aufsetzte. „Autsch“, murmelte sie, während sie sich die Stirn rieb. Sie trug eine weiße Bluse und darüber eine grüne Weste. Dazu eine dunkelgrüne Hose sowie einen türkisfarbenen Rock, der zum Saum hin immer dunkler wurde, zudem befanden sich nur am Rocksaum dunkle Verzierungen, welche darauf schließen ließen, dass das Mädchen aus höherem Hause stammte. Ihm stockte für einen Augenblick der Atem. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass ihm eine kratzbürstige alte Schachtel entgegen kam, aber das Mädchen war scheinbar in seinem Alter. Er selbst war siebzehn und das Mädchen wirkte keinesfalls älter, vielleicht sogar jünger. Allmählich stand sie auf. „Na wenigstens bin ich endlich aus diesem stinkigen Fass draußen“, murmelte sie, während sie sich den Staub von der Kleidung klopfte. Claude starrte sie noch immer an. Jetzt wo sie stand, fiel ihm erst auf, dass sie mindestens einen Kopf kleiner war als er. Vielleicht war sie doch jünger. Erst jetzt schien auch ihr aufzufallen, dass Claude noch direkt vor ihr stand. Hastig trat sie einen Schritt zurück, stolperte und landete sofort wieder auf ihrem Hinterteil. Erneut vernahm er ein „Autsch“ ihrerseits, woraufhin er sie nur perplex anstarren konnte. Das Mädchen schien sehr schusselig zu sein. Doch kaum hatte sie den ersten Schreck überstanden zückte sie mit einem Mal einen silbernen Dolch, auf dem sich eine weiße Lilie befand. „Wer bist du? Gehörst du zu den Kerlen in Schwarz? Rede!“, befahl das Mädchen mit einem Mal und redete dabei so schnell, dass er keine Zeit zu Antworten hatte. Er seufzte entnervt. „Also wirklich“, murmelte er. Er berührte mit einer Fingerspitze den Dolch und drückte ihn fast mühelos herunter, während er in ihrem Gesicht ablesen konnte, dass sie ziemlich entsetzt war. „Wenn du schon jemanden bedrohen willst, dann mach es wenigstens richtig.“ Mit einem Mal zog er sein Schwert und hielt es ihr an die Kehle. Für einen Augenblick glaubte er Angst in ihrem Gesicht zu sehen. Doch nun blickte sie ihn trotzig an. „Schön, töte mich nur. Du weißt nicht, was du damit auslösen wirst, wenn sie das herausfinden.“ Ein flüchtiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie ihn herausfordernd anblickte. „Huh, als wenn ich nicht’s besseres zu tun hätte.“ Er starrte sie an. „Was hattest du in dem Fass zu suchen?“ Sie erwiderte den Blick, jedoch machte sich nun Verwirrung in diesem breit. „Gehörst du nicht zu den schwarz gekleideten Kerlen?“, antwortete sie. Er drückte sein Schwert fester an ihre Kehle. Sie schluckte schwer. Allmählich schien sie zu begreifen, dass er es ernst meinte, allerdings zögerte sie mit der Antwort. „Nun ja, ich…“,begann sie, als auf einmal mehrere Stimmen auf dem Schiff zu hören waren. „Wo ist das Fass?“, rief die eine. „Wer zum Teufel hat das Fass an Deck gebracht?!“, erklang eine zweite. Das Mädchen blickte Verzweifelt nach oben. Dann schaute sie verzweifelt zu Claude. „Bitte lasst uns verschwinden! Ich erkläre Euch später gerne alles, aber jetzt sollten wir erst Mal schauen, dass…“ Ein paar Holzsplitter segelten von oben herab. Als Claude nach oben schaute erkannte er einen komplett in schwarz gehüllten Mann. „Da unten ist sie! Hey du Bursche, lass sie ja nicht entkommen!“, rief er den Beiden entgegen. Claude blickte im Augenwinkel zu ihr und bemerkte ihren verzweifelten Gesichtsausdruck. Der Mann auf dem Schiff hatte sich von den Beiden abgewandt und war wohl gerade auf dem Weg zu ihnen, als Claude sein Schwert von ihrer Kehle löste und in die Scheide steckte. Das Mädchen atmete erleichtert auf. „Ich danke Euch.“ Er blickte sie scharf an. „Glaub nicht, dass ich das für dich mache.“, meinte er, „Ich tue nur nichts, wofür ich ohnehin nicht bezahlt werde.“ Sie lachte trocken. „Ein Söldner also… Na gut.“ Sie stand auf und klopfte sich erneut den Staub ab, als sie allmählich die Schritte der Männer des Schiffes vernehmen konnten. „Also gut, Herr Söldner. Ich bezahle Ihnen was Sie wollen, wenn Sie mir helfen, vor diesen Kerlen zu entkommen.“ Er schaute sie skeptisch an. Einerseits sah sie ihm nicht so aus, als hätte sie allzu viel Geld, gleichzeitig wirkte sie fast schon wie eine Adlige. Er seufzte und packte sie unsanft am Arm. „Glaub ja nicht, dass du mir ohne Bezahlung davon kommst.“, flüsterte er ihr drohend ins Ohr, ehe er sie unsanft hinter sich zog und mit seinem Schwert einen Pfeil abwehrte. Das Mädchen wollte zunächst protestieren, bemerkte dann jedoch, dass die Männer bereits ziemlich nah waren. Mit zitternder Hand erhob sie ihren Dolch, doch er drückte sie unsanft weg. „Was machst du, verschwinde von hier!“, sagte er harsch. Sie schaute ihn verwirrt an. Er rollte mit den Augen, packte sie erneut am Arm und lief los, direkt auf die Stadt zu. „Aua, Sie tun mir weh!“, begehrte das Mädchen auf, während sie hinter ihm her stolperte. Kaum dass sie die erste Treppe erreicht hatten, blieb er stehen und schaute sie streng an. „Willst du, dass ich dir helfe oder nicht?“ Sie senkte den Blick. Er schaute den Weg herab zum Luftschiff. Einige der Männer hatten Pfeile auf Bögen und Armbrüste gespannt und zielten auf ihn, während andere mit erhobenen Schwertern oder Peitschen bewaffnet, auf sie zugelaufen kamen. Mit einem Mal schaute sie ihn wieder an. „Gut, ich werde mich nicht mehr beschweren.“, murmelte sie. Er seufzte entnervt. „Das will ich auch hoffen“, murmelte er und packte sie wieder am Arm, ehe er sie die Treppe hinaufzerrte. Noch bevor die Männer die Treppe erreicht hatten, zog er sie in eine enge Gasse und drückte sie gegen die Wand. Sie gab ein leises Keuchen von sich, was jedoch gleich verstummte, als er seine Hand auf ihren Mund drückte. Angespannt schaute er zur Gasse. „Wo sind sie hin?“, hörte er die Stimme eines Mannes. Und nur kurze Zeit später erblickte er einen von ihnen am Ende der Gasse. „Sie dürfen uns nicht entkommen! Findet das Mädchen!“, hörte er eine andere Stimme rufen. „Zu Befehl!“, sagten die Männer im Chor, ehe sie aus Claudes Blickfeld verschwanden. Er lauschte noch auf ihre Schritte und als sie weit genug entfernt waren, löste er seine Hand von ihrem Mund. Sie sog heftig Luft ein. „Oh man, das war Haarscharf“, sagte sie, als sie auf den Boden sank. Claude starrte immer noch die Gasse entlang. „Wir können von Glück reden, dass es hier so dunkel ist“, sagte er tonlos. Das Mädchen seufzte. „Da habt Ihr wohl Recht.“ Sie schaute ihn an. „Vielen Dank für Eure Hilfe.“ Er ließ sein Schwert wieder in der Scheide verschwinden, ehe er sich ihr zuwandte. „Was wollten die Kerle von dir?“, wollte er wissen. Das Mädchen wandte ihren Blick ab und starrte auf den Boden. Zunächst zögerte sie mit ihrer Antwort. „Könnt Ihr ein Geheimnis für Euch behalten?“ Er starrte sie an. Eigentlich hasste er es, wenn seine Fragen mit Gegenfragen beantwortet wurden. Aber ihrer Stimme zu Urteilen, war diese Frage für sie wohl sehr wichtig. Er nickte. „Ich werde nichts davon erzählen“, sagte er ruhig. Sie seufzte erleichtert, dann schaute sie ihn wieder mit ihren braunen Augen an. „Ihr solltet wissen, dass ich etwas besitze, worauf es diese Kerle abgesehen haben. Etwas, was sie brauchen.“ Sie griff unter ihre Weste und holte ein Medaillon hervor. Es hatte die gleiche Form wie das Wappen auf dem Fass. Er nickte knapp. „Verstehe und sie wollten es zurück.“ Er runzelte die Stirn. Irgendetwas passte ihm nicht. „Warum haben sie dich dann in dieses Fass gesperrt, wenn sie nur das Medaillon haben wollten?“ Sie versteckte das Schmuckstück wieder. „Ich weiß es nicht“, gestand sie und wandte ihren Blick dabei wieder ab. „Auf jeden Fall muss ich ihnen hinterher“, murmelte sie. Claude verschränkte die Arme vor der Brust. „Aha. Warum bist du dann nicht im Fass geblieben?“ Mit einem Mal wandte sie sich wieder zu ihm. „Was soll ich schon in diesem Fass ausrichten?! Außerdem…“ Sie wandte ihren Blick wieder ab. Er rollte mit den Augen. Konnte sie nicht einfach mit der Wahrheit rausrücken. Seufzend wandte er sich ab. „Ist jetzt auch egal. Jedenfalls scheinen sie nicht mehr in der Nähe zu sein.“ Zunächst blieb er schweigend stehen. Dann wandte er sich ihr doch wieder zu und reichte ihr eine Hand. „Wir sollten hier verschwinden, bevor sie sich doch noch entscheiden, hier nachzuschauen.“ Das Mädchen blickte zu ihm hoch. Nur zögernd nahm sie seine Hand entgegen. Sie nickte. „Ihr habt wohl Recht.“, murmelte sie, während er ihr beim Aufstehen half. Doch als er gehen wollte, blieb sie stehen. Er seufzte entnervt. „Was ist jetzt? Willst du den ganzen Abend hier stehen?“, er blickte sie vorwurfsvoll an. Sie schüttelte den Kopf und sah ihm dann direkt in den Augen. „Bevor wir gehen… Würdet Ihr mir Euren Namen verraten?“ Er starrte sie zunächst schweigsam an. Dann wandte er sich wieder seufzend ab. Eigentlich war es nicht seine Art, seinen Namen zu verraten. „Normalerweise stellt man sich zuerst vor, ehe man jemanden nach seinem Namen fragt.“ „Daiya“, gab sie abrupt von sich. Er schaute sie an. „Das ist mein Name.“, sie lächelte. „Also, würdet Ihr mir Euren auch verraten?“ Er seufzte und kratzte sich am Kopf. Also wirklich, dieses Mädchen kam ihm mehr als seltsam vor. „Claude“, sagte er letztendlich. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Also dann, Claude.“ Sie grinste. „Lasst uns gehen!“, mit diesen Worten drückte sie ihn dann geradewegs die Gasse entlang und direkt in Richtung Stadtzentrum. Claude wusste zunächst nicht, was er davon halten sollte. Das Mädchen war wirklich sehr seltsam. Für einen Augenblick bereute er es, dass er ihren abrupten Auftrag angenommen hatte, doch nun war es ohnehin zu spät. Von nun an würde er sie wohl beschützen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Schließlich war das sein Auftrag als Söldner. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)