Die Seele der Zeit von Sechmet (Yu-Gi-Oh! Part 6) ================================================================================ Kapitel 10: Kampf um Men-nefer ------------------------------ So, das bin ich wieder. Leider war die Pause ein wenig länger, als gedacht. Aber ich bin einfach nicht dazu gekommen, etwas hoch zu laden. Zudem bin ich recht selbst kritisch, was diese FF anbelangt. Dieses Kapitel habe ich ungelogen über zehn Mal auf Fehler durchgelesen, ehe ich mir dachte, dass es so passen müsste. Aber gut, nun genug des Redens. Ich hoffe, es haben sich weder Rechtschreib-, noch Grammatik-, noch Logikfehler eingeschlichen. Doch nun wünsche ich viel Spaß bei "Kampf um Men-nefer"! Kampf um Men-nefer Unter ihm erstreckte sich der Wüstensand, auf dem nun die Soldaten Ägyptens standen. Von der Stadtmauer aus hatte er die Aufstellung im Blick. An vorderster Front standen Speerträger. Hinter ihnen reihten sich jene, die mit Äxten und Kolben bewaffnet waren. Einige von ihnen führten auch ein Chepesch, ein traditionelles Schwert, dessen Klinge gekrümmt war. An den Flanken der Formation hatten die Streitwagen Stellung bezogen. Die letzte Reihe bildeten die Bogenschützen. Einige von ihnen waren auch auf den Mauern Men-nefers positioniert. Atemus Herz schlug ihm fast bis zum Hals. Die Armeen waren etwa von gleicher Truppenstärke. Und dennoch war er beunruhigt. Was immer das Geheimnis seines Feindes war, er musste sich davor in Acht nehmen. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Jeden Moment würde es soweit sein. Die Schlacht würde beginnen. Er hatte die Anweisung gegeben, dass sich die Krieger Ägyptens vorerst zurückhalten sollten. Vielleicht würde die Kraft der Göttermonster ausreichen, um diesem Drama ein für alle Mal ein Ende zu setzen, sodass niemand aus seinem Volk mehr den Tod finden musste. Er fragte sich, ob es wohl möglich war, Hirakith erneut zu beschwören. Eine innere Stimme ließ ihn jedoch daran zweifeln. Dies war kein Kampf, indem sich Licht und Finsternis gegenüber standen- lediglich im übertragenen Sinne war dies der Fall. Außerdem konnte er von Glück sprechen, wenn es ihm auch nur gelang, ein einziges göttliches Monster in die Schlacht zu führen. „Wir schlagen ihn“, murmelte Seto. „Macht Euch keine Sorgen, mein Pharao. Am Endes dieses Tages wird Ägypten wieder frei sein.“ Deine Worte in den Ohren der Götter, Cousin..., schoss es Atemu durch den Kopf. Dann wurde er aus den Gedanken gerissen. Es war ein Lachen, das ihn dazu brachte, sich umzudrehen. Hinter ihm stand niemand anderes als Marlic. „Was willst du?“, fragte er betont ruhig. Auch wenn er gerade angespannt war, er musste sich zusammen reißen. Denn eine Diskussion mit seinem Gegenüber würde ihn jetzt nur noch mehr unter Stress setzen. „Na was wohl? Ich schaue zu. Oder denkst du, ich lasse mir die Show entgehen?“, war die Antwort, die aus einem Mund kam, der zu einem breiten Grinsen verzogen war. „Ja, genau, bleib einfach da stehen“, meinte der Hohepriester sarkastisch. „Vielleicht haben wir Glück und du wirst von einem Pfeil durchbohrt.“ „Aber aber, Seto! Was habe ich Euch denn getan, dass Ihr so gegen mich seid?“ „Du nervst!“ Weiter kamen sie in ihrem Streit nicht. Weitere Personen rannten die Treppe empor, die auf die Mauer führte. Mana eilte dem Pharao entgegen, gefolgt von Yugi und dem Rest der Gruppe. Marik warf seinem Ebenbild im Vorübergehen einen bösen Blick zu. „Was hat das zu bedeuten?“, meinte Atemu verblüfft und musterte seine Freunde. „Mana?“, fügte Seto in strengem Tonfall hinzu. „Sie kann nichts dafür“, schaltete sich Joey ein. „Wir haben uns geweigert, einfach nur tatenlos herumzusitzen und zu zu schauen. Wir wollen dir helfen, Alter! So, wie wir es immer getan haben!“ „Hört zu, das ist wahnsinnig lieb von euch, aber...“, wollte der Pharao ansetzen, doch Yugi unterbrach ihn. „Keine Widerrede! Solltest du unsere Hilfe nicht brauchen, werden wir uns zurückhalten. Aber für den Fall der Fälle bleiben wir hier. Dann können wir dich unterstützen.“ „Aber wie...“ Da fiel Atemu das goldene Gestell auf, das an den Armen seiner Freunde befestigt war. „Was ist das?“ „Mana! Was soll das? Du kannst doch nicht irgendwelchen Leuten einen Diadiankh aushändigen!“, schnauzte Seto. „Sie haben keine Ahnung, wie man damit umgeht!“ „Mach dir keine Sorgen“, erwiderte die Magierin. „Ich habe es ihnen erklärt. Sie werden damit zurecht kommen.“ Dann wandte sie sich an den Pharao. „Dies ist eine Erfindung Eures Cousins. Ein sogenannter Diadiankh. Mit ihm können Ka-Bestien aufgerufen werden, die zuvor in Steintafeln versiegelt wurden. Was leider noch immer ab und an nötig ist- manche Träger dieser Wesen benutzen ihre Zwillingsseelen auch in Zeiten des Friedens, um damit Schaden anzurichten. Deshalb hielten wir es für besser, einigen davon eine andere Bestimmung zukommen zu lassen. So können sie Menschen dienen, die nicht Herr eines Kas sind.“ Marlic hatte sich inzwischen auf die Mauer gesetzt. Es sah beinahe aus, als würde er es sich bequem machen. Er grinste unbeirrt in sich hinein, während er den 'Kindergarten' musterte, der sich seiner Sache nur allzu sicher war. Dieser Kampf schien wahrlich amüsant zu werden. „Wunderbar. Dann kann's ja losgehen. Fehlt nur noch das Popcorn.“ Mana sah ihn irritiert an. „Was ist Popcorn?“ „Nicht wichtig“, versicherte Atemu schnell und winkte ab. „Erkläre ich dir ein anderes Mal.“ Er wandten seinen Blick wieder hinab auf das Feld vor Men-nefers Toren. Die feindliche Armee war inzwischen zum Stehen gekommen, hatte gegenüber den Kriegern Ägyptens Stellung bezogen. Die bedrohliche Aura, die wie eine Wolke über dem Wüstensand hing, ließ ihn kaum Atem finden. Das Herz schlug zunehmend schwerer in seiner Brust. „Jetzt können sie jeden Moment angreifen“, meinte Seto und schlug seinen Umhang zurück. „Aber diesmal werden sie auf Granit beißen.“ Mana blickte sich noch einmal nach den anderen um. „Ihr wisst alle noch, was ich euch über die Kreaturen gesagt habe, die ihr beschwören könnt?“ Einstimmiges Nicken folgte. In der Ferne konnten sie einen Mann erblicken, der hoch zu Ross auf einer Düne stand. Er war umgeben von einigen Kriegern und Männern, die nicht aussahen, als würden sie sich in die Schlacht stürzen. „Das ist Caesian“, murmelte Seto. „Wie immer hält er sich selbst aus der Schlacht heraus. Er wird wieder dieses Etwas vorschicken, von dem wir noch immer nicht wissen, was es ist.“ „So ein Feigling!“, kommentiere Joey. „Wenn er Men-nefer haben will, dann soll er selber kommen und es sich holen!“ Der Hohepriester musterte den Blonden mit hochgezogener Augenbraue. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dir einmal beipflichten müsste.“ Der Angesprochene gab ein breites Grinsen zurück. „Und ich hätte nicht gedacht, dass man mit dir fast so gut diskutieren kann, wie mit dem Seto aus unserer Zeit. Aber auch nur fast.“ Dann wandten beide den Blick wieder auf das Feld. Einer der Männer, die neben Caesian Aufstellung bezogen hatten, sprang auf ein Pferd und ritt an den Soldaten vorüber. Erst, als er sich zwischen den beiden Armeen wiederfand, zügelte er das Reittier. Seine kräftige Stimme schallte über die Kopfe der ägyptischen Kämpfer hinweg und drang bis zur Mauer hinauf. „Pharao! Ihr habt bis zu diesem Punkt tapfer gekämpft und eine Stadt verteidigt, wie es wahrlich nur die Ägypter vermögen. Doch nun ist es vorbei. Ab heute wird Men-nefer, und somit das ganze Land, dem großen Herrscher Caesian gehören! Ihr habt die Möglichkeit, euch freiwillig zu ergeben, oder in den Tod zu gehen. Welche Wahl trefft ihr?“ „Niemals werden wir aufgeben“, flüsterte Seto. Er warf einen Seitenblick auf Atemu, der dies durch ein Nicken bestätigte. „Ich werde meine Heimat und das zu Hause meines Volkes nicht kampflos in eure Hände legen! Zieht von dannen, kehrt zurück in euer Reich! Noch habt ihr die Chance umzukehren. Denn ich werde nicht zögern, die Macht, die mir zu eigen ist, gegen euch zu richten, solltet ihr weiterhin das Leben all dieser Menschen bedrohen!“ Der Mann warf einen prüfenden Blick zu seinem Gebieter, der kaum merklich den Kopf schüttelte. Dann wandte er sich wieder an die Ägypter. „So wird es euer Schicksal sein, zu sterben.“ Er riss sein Pferd herum und galoppierte wieder hinter die Reihen von Kriegern zurück. „Schicksal...“, murmelte Mana. „Das einzige Schicksal, das sich heute erfüllen wird, ist die Niederlage von diesem Kerl.“ „Richtig“, stimmte Marik zu. „Das wird er auch gleich sehen.“ Irgendwo in den feindlichen Reihen ertönte ein Horn. Man konnte regelrecht fühlen, wie sich die Männer auf dem Feld anspannten. Der Feind ließ die Speere der ersten Reihe nach vorne richten. Atemu schluckte schwer. Nun war es also tatsächlich so weit. Alle Hoffnungen, diesen Krieg ohne ein Blutvergießen zu beenden, lösten sich mit einem Mal in Luft auf. Ihm blieb keine andere Wahl mehr. Der Kampf war unausweichlich. Dutzende Fragen, die er die letzten Tage hatte verdrängen können, waren auf einmal vollkommen präsent. Wie viele Feinde würde er töten müssen, um seine Heimat vor einem Wahnsinnigen schützen zu können? Wie viele Frauen Ägyptens würden in den nächsten Tagen ihre Söhne, Brüder und Ehemänner zu Grabe tragen müssen? Würde die Wunde, die dieser Mann auf der anderen Seite des Schlachtfeldes seinem Land zugefügt hatte, jemals heilen können? Oder würde eine Narbe zurück bleiben, die nie vergessen ließ? Die entscheidendste dieser Fragen brachte seinen Magen dazu, sich zusammen zu ziehen. Würden sie siegen? Oder würde am Ende des Tages dieser Tyrann auf Atemus Thron sitzen, sein Volk knechten und die Kultur, sowie die Religion, mit Füßen treten? Er schüttelte den Kopf. Nein. Soweit konnte, durfte es nicht kommen. Niemand würde ungestraft die Menschen bedrohen, die ihre Hoffnung in ihn setzten- und schon gar nicht seine Freunde. Wenn es sein musste, dann würde das Blut dieses Kerls am Abend den Sand Ägyptens tränken. Der Ruf eines Feldherren ertönte. Die Luft schien zu vibrieren. Dann stürmten die ersten Soldaten Caesians nach vorne. Ihnen folgte wenige Augenblicke später die verbliebene Masse. „Genug ist genug!“, rief Atemu. „Bereite dem Ganzen ein Ende! Ich rufe dich, geflügelter Drache des Ra! Antworte auf meinen Hilfeschrei, Gottheit der Sonne! Höre mich an und rette mit der Macht, die du mir leihst, dieses Land vor einem Herrscher, der seinen Titel nicht verdient!“ Er reckte die Faust in die Höhe. Für einen bangen Moment schien nichts zu geschehen. Doch dann spürte der König Ägyptens eine altbekannte Kraft durch seine Glieder strömen. Ein Gefühl der Wärme. Eine Berührung in seinem Geist, die stärker, intensiver war, als jede körperliche. Es war, als läge die Hand eines Gottes selbst auf seiner Schulter, als flüstere eine Stimme, dass er nichts zu befürchten habe. Ein Impuls ließ ihn die Augen schließen. Für einen Moment flammte ein Bild vor ihm auf. Ein gigantischer Obelisk, der sich aus dem Wüstensand erhob. Ein Falke, der zu Fuß des gewaltiges Bauwerks mit den Schwingen schlug und vom Glanz der Sonne selbst umhüllt war. Doch die Erscheinung verblasste ebenso rasch, wie sie gekommen war. Verwundert öffnete Atemu seine Augen- und traute ihnen kaum. Gleißendes Licht durchflutete die feindlichen Reihen. Es war, als habe sich das Strahlen der Sonne verdoppelt. Geblendet hielten einige der heran nahenden Kämpfer inne und schlugen die Arme vor das Gesicht. Pferde scheuten und warfen ihre Reiter zu Boden. Seine Gebete waren erhört worden. Es gelang tatsächlich. Eine glühende Kugel senkte sich vom Firmament herab, erschien wie aus dem Nichts. Langsam begannen die einzelnen Segmente, sich zu lösen. Schließlich peitschten Flügel die heiße Wüstenluft. Klauen glänzten gefährlich. Der goldene Panzer der Kreatur erschien undurchdringlich. Ein Schrei drang aus der mächtigen Kehle, entwich durch den Schnabel, über dem rot leuchtende Augen saßen. Das Monster der ägyptischen Götter war erschienen. Ra hatte ihm seine Hilfe gewährt, ihm ein weiteres Mal einen Teil seiner Macht geliehen. Atemu sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Sollte das Schicksal seines Landes vor wenigen Tagen noch besiegelt gewesen sein, so war dies nun endgültig vorbei. Jubel wurde unter den Kriegern vom Nil laut, schallte durch die ewigen Reihen von Kämpfern. Sie reckten siegessicher ihre Waffen in die Höhe. Selbst Seto konnte sich einen erleichterten Laut nicht verkneifen. Mana entwich ein Schrei der Freude. „Es hat geklappt! Es hat tatsächlich geklappt! Ich wusste es! Ihr seid der Auserwählte, Euer Majestät, ob mit oder ohne Milleniumspuzzle!“ „Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn nochmal sehen würde...“, meinte Marik indes andächtig. „Er ist noch furchteinflößender als damals.“ „Hey Pharao!“, beschwerte sich die andere Hälfte des jungen Mannes. „Warum ausgerechnet Ra? Hättest du nicht Slifer oder Obelisk nehmen können?“ Ein kurzes Grinsen huschte über Atemus Lippen. „Um dich zu ärgern natürlich“, sagte er mehr zu sich selbst, als zu sonst jemandem. Dann wurde er wieder ernst. Die anfängliche Euphorie zügelte er. Ja, die Kreatur war seinem Ruf gefolgt. Ebenso sah es danach aus, als wäre Ägypten am Ende dieses Tages wieder ein Land, das frei von Krieg war. Doch noch war die Schlacht nicht geschlagen. Der Drache des Ra senkte sich herab und landete zwischen den beiden Armeen. Sofort wichen die Krieger des Feindes ein Stück zurück. Einige von ihnen verließ der Mut. Sie suchten panisch das Weite. Atemu beugte sich über die Mauer. Er füllte seine Lungen mit Luft und brüllte, so laut er konnte. „Ich warne dich ein letztes Mal, Caesian! Kehre um, solange du noch kannst!“ Seine Stimme hallte noch einige Male von den Mauern Men-nefers wider. Auf den Lippen des Feindes spielte jedoch nur ein amüsiertes Grinsen. Leise kicherte der fremde Herrscher in sich hinein. Seine Augen blitzten lüstern auf. „Das hättest du wohl gerne. Am Ende dieses Tages werde ich auf deinem Thron sitzen, Junge“, flüsterte er. „Dich mache ich fertig...“ Einen Moment lang geschah gar nichts. Nach einigen weiteren Augenblicken schlich sich ein Grinsen auf das Gesicht des ägyptischen Hohepriesters, dessen Blick auf dem Feind ruhte. Zog Caesian etwa in Betracht, zu kapitulieren? Es wäre zumindest das einzig vernünftige, wie Seto fand. Die Götter standen auf der Seite des Landes vom Nil. Sie hatten ihr Geschöpft hernieder geschickt, um diesen Bastard in Grund und Boden zu stampfen. Er konnte nicht mehr gewinnen. Nicht gegen dieses göttliche Wesen... Dann plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. Der geflügelte Drache des Ra taumelte ein Stück zurück und stieß einen gellenden Schrei aus. Rauch stieg von seinem Körper auf. Atemu griff sich an die Brust. Ein Stöhnen entkam ihm, das Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Die Attacke war wie aus dem Nichts gekommen, sodass Seto für einen Augenaufschlag zu verdutzt war, um zu reagieren. Dann sprang er jedoch vor. „Es ist die Kreatur! Männer! Zum Angriff!“ Die Soldaten preschten los, an dem Geschöpf ihres Königs vorbei. Nur kurz darauf prallten die Armeen aufeinander. Waffen trafen gegen andere, flogen zurück und schlugen erneut zu. Pferde überrannten menschliche Körper. Bogenschützen schossen Pfeile in die Menge. Die Streitwagen der Ägypter rissen durch die Klingen, die an den Rädern befestigt waren, haufenweise Feinde von den Füßen und verletzten sie. Seto und Mana beschworen eilig ihre Ka-Bestien. Der weiße Drache stieß ein wütendes Brüllen aus, als er sich auf Schwingen, hell wie Schnee, in den Himmel erhob. Kaum, da er erschienen war, schleuderte er einen leuchtenden Blitz in die feindlichen Reihen. Auch Darla zögerte nicht lange. Eine Salve von magischen Kugeln regnete auf Caesians Soldaten hinunter. Yugi wollte ebenfalls eingreifen, doch Atemu hielt ihn zurück. „Noch nicht! Die Schlacht hat soeben erst begonnen!“ Pfeile surrten durch die Luft, ehe sie mit widerlichen Lauten in die Körper von Menschen schlugen. Kolben und Äxte zertrümmerten Knochen, Klingen durchtrennten Haut, Fleisch und Muskeln. Überall auf dem Schlachtfeld erklangen Schreie. Laute der Wut, der Angst, des Todes. Bald bedeckte Blut den Boden wie ein Teppich aus rotem Samt. „Weißer Drache! Lichtblitz!“ Die mächtige Kreatur stieß einen Schrei aus, dann zuckte der brennende Strahl über das Feld und traf abermals die feindlichen Reihen. Mit einem Knall flogen Körper durch die Luft, hauchten ihr Leben aus. Rubinroter Saft versickerte im Sand, während Rauch zum Himmel aufstieg. Es krachte erneut. Mit einem Aufschrei griff sich Seto an den Kopf. Irgendetwas hatte seine Bestie am Schädel getroffen. Bald darauf spürte er, wie sich etwas warmes, flüssiges unter seinen Fingern ausbreitete und seine Haut benetzte. Ein Blick auf seine Hand bestätigte seinen Verdacht: Er blutete. Er sah zu seiner Kreatur, nur um festzustellen, dass es dieser nicht anders erging. Mühsam rappelte sich der Drache auf, nur um im nächsten Moment mehrere Krieger, die mit Speeren auf ihn hatten losgehen wollen, mit dem Schweif hinfort zu schleudern. „Dieser Bastard!“, fluchte Seto. „Wir sollten versuchen, Caesian direkt anzugreifen. Ohne ihn sind seine Truppen völlig orientierungslos und wissen nicht, was sie tun sollen.“ „Das hat beim letzten Mal auch nicht funktioniert“, erwiderte Mana, deren Ka-Bestie mehreren Pfeilen auswich, ehe sie einen Angriff auf den Gegner startete. „Diesmal ist die Macht der Götter auf unserer Seite!“, rief Atemu. „Geflügelter Drache des Ra! Befreie uns von diesem Mann und beschütze Ägypten!“ Flammen, gleißend wie das Licht der Sonne, schossen aus dem Maul des göttlichen Wesens. Sie schlugen eine Schneise in die Reihen von Kämpfern, loderten Caesian entgegen. Während einige der Umstehenden panisch das Weite suchten, blieb der Herrscher jedoch ungerührt stehen. Sein Grinsen war noch breiter. Er riss das Zepter in die Höhe, das er mit sich führte. Das wird euch nichts nützen! Kurz bevor die Attacke den Feind treffen konnte, erschien für den Bruchteil einer Sekunde eine schwarze Gestalt auf dem Feld. Der Angriff des geflügelten Drachen wurde von einer unsichtbaren Mauer zurückgeworfen, dann verschwand das Wesen so schnell, dass sie es nicht hatten erkennen können. Ras Bestie schwang sich in die Luft, um dem Schlag entgehen zu können, der auf sie zurück geworfen wurde. Ein lauter Knall, dann wurden abermals Menschen durch die Luft geschleudert. Sand wirbelte auf und hing in einer Wolke über dem Schlachtfeld. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Blut war allgegenwärtig. „Darla! Kannst du den Feind irgendwie ausfindig machen?“ Mana zweifelte zwar daran, dass es gelingen würde. Doch einen Versuch war es wert. Wie die letzten Male auch, da sie am Ende erfolglos geblieben waren... aber vielleicht konnte es diesmal klappen. Dieses fremdartige Biest, das sich einfach nicht zeigen wollte, konnte sich nicht ewig verstecken- und es musste eine Schwachstelle haben. Darla kehrte auf die Stadtmauer zurück und konzentrierte sich. Seto hatte inzwischen aufgegeben, seine Kreatur auf die feindlichen Krieger zu hetzen. Immer wieder waren die Lichtblitze abgelenkt oder zurück geschleudert worden. Das gegnerische Etwas schützte diesmal also nicht nur den König selbst, sondern auch dessen Truppe. „Wir müssen näher an ihn heran“, murmelte der Hohepriester. „Das sehe ich genau so. Ra!“, brüllte Atemu. „Zeig uns deine wahre Macht! Bereite diesem Kampf ein Ende!“ Der geflügelte Drache ließ einen Schrei vernehmen, dann schoss er in den Himmel hinauf, während sein Körper in Flammen aufging. Seine Konturen verschwammen, wurden verschluckt vom Feuer. Erneut blendete der grelle Schein die Kämpfenden. Jetzt hatte die Kreatur die Gestalt eines gewaltigen, lodernden Phönix. Immer wieder glitt ein Schwall der Hitze über die Menschen hinweg, wenn die flammenden Schwingen schlugen. Der glühende Schweif peitschte durch die Luft. Zwei gleißend helle Augen fixierten das Schlachtfeld. „Mana, hatte deine Zwillingsseele Erfolg?“, erkundigte sich der junge Pharao noch rasch bei seiner Kindheitsfreundin. Diese schüttelte den Kopf. „Nein. Immer, wenn sie dieses Ding beinahe erfassen kann, verschwindet es wieder.“ „In Ordnung. Wenn das so ist, werden wir uns eben zuerst um Caesian selbst kümmern. Gib Darla die Anweisung, unsere Soldaten zu schützen. Sie dürfen bei Ras Angriff keinen Schaden erleiden.“ Die Ka-Bestie schwang sich auf Geheiß Manas von der Mauer herab und schwebte dem Schlachtfeld entgegen. Tea und ihre Freunde erkannten an der Spitze ihres Zepters dasselbe grüne Leuchten, das sie auch schon gesehen hatten, als die schwarze Magierin sie aus dem Sandsturm geführt hatte. Atemu wandte sich zu ihnen um. „Geht am Fuß der Mauer in Deckung, dort seid ihr am sichersten!“ Doch auch diesmal biss er mit seiner Fürsorglichkeit auf Stein. „Wir bleiben hier!“, war die schlichte Antwort, die ihm aus fünf Mündern entgegen geschleudert wurde. „Gilt im übrigen auch für mich“, fügte Marlic hinzu und hob eine Hand. „Ich will die Show sehen!“ „Als ob sich irgendjemand für deinen Verbleib interessiert hätte...“, knurrte Marik zurück, die Worte gingen jedoch im allgemeinen Lärm unter. Dann verschaffte sich Atemu, dem es für einen Moment die Sprache verschlagen hatte, wieder Gehör. „In Ordnung, aber dann duckt euch wenigstens, ich bitte euch.“ Erst als alle in Deckung gegangen waren, wandte er sich wieder dem Schlachtfeld zu, über dem der geflügelte Drache des Ra schwebte wie eine zweite Sonne. Ein Stern, der am Verglühen und im Begriff war, jeden Augenblick auf die Erde hernieder zu stürzen. „Diese Attacke wird Caesian ein für alle Mal niederstrecken“, murmelte Atemu. Für einen Moment schloss er die Augen, dann riss er die geballte Faust in die Höhe. „Geflügelter Drache des Ra! Vernichte den Feind!“ Das lodernde Geschöpf schraubte sich noch ein wenig weiter in den Himmel hinauf, dann schoss es plötzlich der Erde entgegen. Genau auf die Stelle zu, an der Caesian stand. Auf dessen Gesicht spielte für einen Moment Panik, die jedoch bald wieder wich, als er sich der Gegenstände erinnerte, die er mit sich führte. Der geflügelte Drache des Ra ist nur eine Bestie der Götter. Ich hingegen halte die Macht der Götter selbst in Händen... Seine Berater und Leibwachen stoben auseinander, versuchten ihren Führer ebenfalls zur Flucht zu bewegen. Doch dieser dachte nicht einmal daran. Viel mehr reckte er das Zepter empor und begann, wie im Wahn zu lachen. „Ihr Narren! Dieses mickrige Geschöpf kann uns kein Leid zufügen! Es ist zu schwach!“, schallte seine Stimme über das Schlachtfeld hinweg. Marlic schüttelte indes den Kopf. „So ein Idiot. Niemand legt sich ungestraft mit dem geflügelten Drachen des Ra an.“ Er blickte zum Firmament, wo die lodernde Gestalt nieder schoss. „Das wird gleich ziemlich schmutzig. Aber was soll's? Ich mag Blut“, fügte er mit einem gehässigen Grinsen hinzu. Indes tauchten die Flammen, die den Körper von Atemus Kreatur umhüllten, das Schlachtfeld in immer grelleres Licht. Die Hitze wurde stärker, je näher das Geschöpf Caesian kam. Dieser blickte ihm gebannt entgegen, weiterhin den freudigen Ausdruck auf dem Gesicht. „Glaubt der etwa, er könne einem so mächtigen Monster mit diesem Zahnstocher zu Leibe rücken?“, meinte Joey spöttisch, der sich gemeinsam mit den anderen hinter die Mauer gekauert hatte. Dann war es soweit. Der geflügelte Drache des Ra erreichte den Boden. Mit einem lauten Knall ging das Feld in Flammen unter. Die Bestie begrub Caesian unter sich. Glühendes Feuer schoss in alle Richtungen, versprühte Funken und schmolz den Sand. Gleißendes Licht blendete die Krieger. Lediglich die Truppen Ägyptens blieben dank Darla von der Rache des göttlichen Geschöpfs verschont. Wer nicht dazu zählte, versank in einem Meer aus Hitze und starb eines qualvollen Todes. Schreie gellten über das Feld und vermischten sich mit dem allgegenwärtigen Zischen der Flammen. Böen von unerträglicher Wärme wogten über die Menschen hinweg. Der geflügelte Drache stieg schließlich aus dem Glühen auf- wie ein Phönix aus der Asche. Sein triumphierendes Brüllen schallte über das Land. Atemus Blick war völlig gebannt. Der Phönix. Das sagenumwobene Wesen, dass immer nur starb, um erneut geboren zu werden. Dieses Bild gerade jetzt vor sich zu haben, konnte kein Zufall sein. Nein. Es musste bedeuten, dass sich auch Ägypten in eben diesem Augenblick wieder aus der Asche erhoben hatte. Für einen Moment waren alle wie versteinert. Dann schlug Seto mit der Faust auf die Mauer vor sich. „Ihr habt es geschafft! Caesian ist besiegt!“, rief er. Yugi und seine Freunde waren sofort an Atemus Seite. Unbändige Freude herrschte unter ihnen. Die befürchtete Katastrophe war ausgeblieben. Der Feind war im läuternden Feuer untergegangen. Doch nicht nur er alleine. Auch all die Krieger, die ihm Untertan gewesen waren, lagen verschmort im Wüstensand. Die Soldaten Ägyptens jubelten und stießen ihre Waffen in den Himmel. Ihre Heimat war wieder frei. Bald wurden lobende Rufe auf ihren Herrscher laut, der das Land ein weiteres Mal vor dem Untergang bewahrt hatte. Mana fiel ihm um den Hals. Es war vorbei, die Gefahr gebannt. „Man, du hättest uns ruhig ein paar übrig lassen können, damit wir eine Chance haben, diese Babies auszuprobieren!“, meinte Joey fröhlich, während er seinen Diadiankh empor reckte. „Also ich bin froh, dass das nicht nötig war“, antwortete Ryou erleichtert. „Allerdings“, stimmte Tea zu. „So ein Mist. Das gab nicht einmal annähernd so viel Blut, wie ich gehofft hatte“, beschwerte sich Marlic indes und erntete dafür einen abschätzenden Blick von Seto... Plötzlich griff sich Atemu mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht an die Brust. Ein Schwall von Blut schoss aus seinem Mund. Krämpfe quälten seinen Körper. Nur mit Mühe blieb er auf den Beinen, während die besorgten Stimmen seiner Freunde an sein Ohr drangen. Ein Schrei zeriss den freudigen Chor der Soldaten. Der geflügelte Drache des Ra wurde wie eine Feder durch die Luft geschleudert, umgeben von tausenden, wirbelnden Sandkörnern. Dann ein lauter Knall, als er aufschlug. Sofort wandten alle wieder den Blick auf das Schlachtfeld- und erstarrten. Dort, wo eigentlich Caesians Leichnam verbrennen sollte, waren die Flammen zurück gewichen. An ihrer Stelle flogen unzählige Körner in einem gewaltigen Sturm durch die Luft, in dessen Mitte der feindliche Herrscher stand. Er war vollkommen unversehrt, reckte das Zepter mit irrem Gelächter über den Kopf. „Das ist unmöglich!“, keuchte Seto. „Er müsste tot sein!“ Dann ein erneutes Kreischen. Geschockt sah der Hohepriester nach unten auf das Schlachtfeld. Einer der ägyptischen Krieger lag von Blut überströmt im Sand. Über ihm kauerte ein feindlicher Soldat- doch dies war nicht einfach ein Mensch. Die Haut hing in Fetzen vom Fleisch herunter, das leuchtend rot im Sonnenlicht glänzte. Lebenssaft sickerte an dem zerstörten Körper herunter und bildete eine Pfütze. Gesplitterte Knochen stachen durch das Gewebe. Dieser Mann konnte unmöglich noch am Leben sein! Der Angriff des geflügelten Drachen hätte ihn und all die anderen Soldaten Caesians in den Tod stürzen müssen. Immer mehr vermeintlich Gefallene richteten sich unter stöhnenden Lauten auf, die dem Hohepriester einen Schauer über den Rücken jagten. Atemu war inzwischen neben ihm, die Augen vor Schreck geweitet, eine Hand noch immer an die Brust gepresst, während ein blutiges Rinnsal an seinem Kinn hinunter lief. „Was... was geschieht mit diesen Menschen?“, stammelte er. Die lebenden Toten hatten begonnen, die ägyptischen Kämpfer zu attackieren. Immer wieder war der Schrei von Männern zu hören, die nicht glauben konnten, was sich da vor ihren Augen abspielte. Entsetzen stand auf ihren Gesichtern geschrieben. In Panik rannten einige in Richtung Men-nefers. Derweil schallte weiterhin Caesians irres Lachen über das Land. „Ich habe es euch doch gesagt! Ihr könnt nicht gewinnen! Ihr werdet alle sterben!“ Er hielt einen Moment inne, ehe er sich mit fanatischem Grinsen an die Truppen wandte. „Los, Männer! Nehmt ihnen alles, was ihnen heilig ist! Am Abend soll Men-nefer unser sein!“ Triumphierendes Gebrüll ertönte auf dem Schlachtfeld. Wieder trafen Waffen aufeinander, Soldaten fielen und lagen in ihrem eigenen Blut. Das Klirren von Metall, das gegeneinander prallte, war allgegenwärtig. Ebenso wie die Schreie der Menschen. Das Grauen der Reiter und Wagenlenker übertrug sich auf die Pferde, deren Nüstern vom Gestank brennenden Fleisches erfüllt waren. Immer mehr bäumten sich auf, trampelten in Panik auf Verletzten und Toten herum, ehe sie das Weite suchten. Pharao, Hofmagierin und Hohepriester riefen ihren Ka-Bestien Befehle zu. Sämtliche Attacken, die auf Caesian gerichtet waren, prallten an derselben unsichtbaren Mauer ab, wie zuvor. Die Angriffe auf die Armee des Feindes waren ebenso sinnlos. Zwar wurden die Männer haufenweise von den Füßen gerissen und herum geschleudert, doch egal wie schwer sie verletzt waren, sie standen immer wieder auf. Nun erschien die Situation vollkommen aussichtslos. Wo zuvor einen bangen Moment lang unbändige Freude geherrscht hatte, saß nun tief greifende Angst- alleine schon ob des Anblicks, der sich ihnen auf dem Schlachtfeld bot. Selbst Marlic hatte angewidert das Gesicht verzogen. Doch noch etwas ließ den Ägyptern das Blut in den Adern gefrieren. Dieser Mann war der Rache einer göttlichen Bestie entgangen, eines Geschöpfs, das die Götter selbst geschaffen hatten- er hatte etwas vollbracht, das absolut unmöglich war. Oder hatten die Götter am Ende doch ihr Antlitz von den Menschen abgewandt...? „Wie ist das nur möglich?“, fragte Atemu zum wiederholten Male. „Wie können diese Männer noch aufrecht gehen, geschweige denn kämpfen? Sie müssten tot sein!“ „Was auch immer dahinter steckt, hat gewiss mit Caesians Kreatur zu tun. Wo nur verbirgt sich dieses Biest?“, erwiderte Seto. Die Antwort sollte schneller kommen, als ihm lieb war. Plötzlich wurde die Stadtmauer Men-nefers erschüttert. Im letzten Moment konnte Ryou noch Mariks rettende Hand ergreifen, ansonsten wäre er in die Tiefe gestürzt und zwischen den Häusern der Stadt aufgeschlagen. „Was war das?“, rief er panisch. Aufgewirbelter Staub behinderte die Sicht. Sie konnten kaum die eigene Hand vor Augen erkennen, als die Wolke aus Dunst über sie hinweg fegte. „Das haben wir gleich!“, erklang irgendwo Joeys Stimme. Sekunden später durchzuckte er ein Blitz den Schleier aus Staub, dann kam Wind auf, der den umher schwebenden Schutt davon wehte. Die mächtigen Schwingen des schwarzen Rotaugendrachen schlugen hinter ihnen. Die schwarzen Schuppen glänzten düster im Licht der ägyptischen Sonne. Die roten Augen funkelten angriffslustig. Joey hatte also als erster Gebrauch von seinem Diadiankh gemacht. Nun wurde auch das ganze Ausmaß der Erschütterung sichtbar. Panische Rufe der Soldaten wurden laut. Ein gewaltiges Loch klaffte in der Mauer, die Men-nefer umgab. Einige tote Schützen, die auf ihr positioniert gewesen waren, lagen zwischen den Trümmern. „Bei allen Göttern Ägyptens...“ Weiter kam Seto nicht. Einen Moment später wurde er von den Füßen gerissen, als er vom Pharao zu Boden gestoßen wurde. Der Pfeil, der sein Herz hätte durchbohren sollen, blieb zitternd in der Wand neben Marlic stecken. Vollkommen perplex rappelte sich der Hohepriester auf und starrte seinen Cousin an. „Alles in Ordnung?“, fragte dieser mit besorgtem Blick. „Ja... dank Euch. Ihr habt mir das Leben gerettet“, stotterte der Angesprochene. Ein kurzes Lächeln Atemus, dann war er wieder auf den Beinen. Auch Marlic war inzwischen aufgesprungen. „Jetzt reicht es! Niemand schießt ungestraft mit Pfeilen auf mich!“, donnerte das Abbild Mariks, wobei er ausließ, dass der Schuss nicht ihm gegolten hatte. „Los, Des Gardius! Zeig diesen Witzfiguren, dass sich niemand, aber auch absolut niemand, mit mir anlegen sollte!“ Ein Lichtstrahl flammte kurz hinter ihm auf, dann erschien die Ka-Bestie. Ein maskiertes Gesicht, das vollkommen ausdruckslos erschien, überflog für einen kurzen Moment die gegnerischen Reihen. Klauen, scharf wie Messer, krallten sich in die Mauer und zogen sich an ihr hinauf, ehe die Kreatur mit einem gewaltigen Satz auf das Schlachtfeld hinunter sprang. Die kräftigen Beine, dick wie Baumstämme, fingen den Aufprall erfolgreich ab. Dann stürmte das Wesen nach vorne. Die ersten Krieger Caesian wurden von den Pranken aufgeschlitzt und herum gestoßen. Hier und da wurden Gliedmaßen vom Rest des Körpers abgetrennt. Indes hatten Atemu und Seto alle Hände voll damit zu tun, die feindlichen Krieger am Eindringen in die Stadt zu hindern. Sie versuchten, über das klaffende Loch in der Mauer hinein zu gelangen- und einige waren auch erfolgreich. Sie verschwanden zwischen den Häusern. Mana hatte Darla währenddessen erneut Anweisung gegeben, nach Caesian Kreatur zu suchen- vergeblich. „Pharao!“, rief Yugi, während er auf den Herrscher zu stürmte. „Du musst dich um Caesian kümmern! Wir übernehmen das hier“, meinte er mit einem Nicken in Richtung der zerstörten Mauer. Der Angesprochene musterte ihn kurz. „Nein, das...“ „Keine Widerrede! Das Schicksal Ägyptens hängt von Caesians Niederlage ab! Du solltest dich um ihn kümmern! Wir werden aufpassen, dass niemand in die Stadt kommt und uns derer annehmen, die sich bereits darin herum treiben.“ Sie tauschten einen Blick, bei dem Yugis Augen verrieten, dass er nicht nachgeben würde. Atemu war sofort klar, dass er gar nicht zu widersprechen brauchte. Für den jungen Mann aus dem 21. Jahrhundert war er nicht der Pharao Ägyptens, sondern jemand, der mit ihm auf einer Stufe stand. Er war keiner seiner Untergebenen, dem er hätte Befehle erteilen können- zur Not würde Yugi auch ohne sein Einverständnis handeln, wie er glaubte, dass es richtig war. Außerdem hatte er recht. Caesian musste um jeden Preis besiegt werden. Sie konnten jede Unterstützung gebrauchen, die sie bekommen konnten. Er benötigte irgendjemanden, der ihm den Rücken frei hielt. Da drang plötzlich Setos Stimme an sein Ohr. „Mein König! Es scheint, als wäre dieser Kerl doch zu etwas nützlich!“ Der Herrscher folgte dem Blick de Hohepriesters, der schon beinahe anerkennend den breit grinsenden Marlic musterte. „Was meint Ihr?“, erkundigte er sich. „Seht“, war die knappe Antwort. Er richtete die Augen auf das Schlachtfeld hinab. Tatsächlich! Marlic hatte eine Möglichkeit gefunden, die vermeintlich lebenden Toten auszuschalten. Anscheinend bewirkte das Abtrennen des Schädels den endgültigen Niedergang der feindlichen Soldaten. Er biss sich auf die Unterlippe. Wenigstens etwas. Dann wandte er sich an Yugi, der die Szenerie ebenfalls beobachtet hatte. „Gut. Immerhin wisst ihr jetzt, wie ihr euch gegen sie wehren könnt. Aber seid vorsichtig!“ Mit einem Zwinkern lief der Kleinere zurück zu seinen Freuden und eilte mit ihnen die Treppe an der Mauer hinab. Unten angekommen beschworen nun auch die Anderen Kreaturen mit Hilfe des Diadiankh. Vor Tea erschien ein hübsches Wesen, gekleidet in ein rotes Gewandt und bewaffnet mit einem Stab. Langes, hellblondes Haar wallte auf ihren Rücken hinab. Ein Reif saß auf der Stirn. Gemeinsam mit dem schwarzen Rotaugendrachen griff die Bestie zuerst an. Flammen schossen aus dem hölzernen Zepter der Feuerprinzessin, vereinigten sich mit der Glut des geschuppten Ungeheuers und warfen einige feindliche Soldaten durch die Luft. Der Magier des schwarzen Chaos, gerufen von Yugi, gesellte sich kurz darauf zu ihnen und brachte mit einem magischen Energieball einige Gegner zu Fall. „Müssen wir ihnen wirklich die Köpfe abschlagen?“, erkundigte sich Ryou mit zitternder Stimme. „Wenn sie so aussehen wie der da, dann bestimmt“, erwiderte Marik mit einem Fingerzeig auf einen Mann, der noch aufrecht gehen konnte, obgleich ihm der Unterkiefer fehlte. Seine Bestie schnellte sofort nach vorne. Blutige Spritzer besudelten das blaue Fell der Kreatur, als sie den lebenden Toten endgültig zur Strecke brachte. Ein triumphierendes Brüllen entwich der Kehle, die Klauen am Ende der kräftigen Arme waren zu Fäusten geballt. Der rote Schmuck, der am Hals der schakalköpfigen Bestie saß, erzitterte unter dem angsteinflößenden Laut. Dann fuhr das Ungeheuer herum. Seine glühenden, gelben Augen erblickten einen Mann, der zwischen den Häuserreihen verschwand. Sofort setzte es ihm nach. Das lange Nackenfell bauschte sich im ewigen Wind Ägyptens. „Los Ryou! Wir kümmern uns um die Soldaten, die es in die Stadt geschafft haben“, meinte Marik schließlich. „Die Anderen halten hier die Stellung.“ Ryou entwich ein Seufzen. Im war nicht wohl bei dem Gedanken, den Befehl zu geben, der einen Menschen den Kopf kostete. Aber wenn es die einzige Möglichkeit war... Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass diese... Wesen eigentlich mehr Zombies waren, als Menschen. In dem ein oder anderen Videospiel, das er ausprobiert hatte, hatte er keine Probleme damit gehabt, sie zu beseitigen- vielmehr hatte er es gerne getan, da ihm diese Gegner immer einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt hatten. Nur war das hier weder ein Spiel, noch ein Film, noch ein schlechter Albtraum. Vielmehr war es bitterste Realität. Schließlich folgte er resignierend Marik, der bereits voraus gestürmt war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Nachwort zu "Kampf um Men-nefer" An dieser Stelle hoffe ich zunächst einmal, dass dieses Kapitel gefallen hat. Zudem ist es bisher das längste in der gesamten FF... gut oder schlecht? Würde mich was das angeht über Feedback freuen. So, nun noch etwas zum Inhalt, das sicherlich geklärt werden sollte. 1.) Der Diadiankh: Ich habe mich entschieden, diesen Teil des Animes aufzugreifen. Mir war zwar von vorne herein klar, dass Yugi und Co. auch so etwas wie Ka-Bestien haben sollten (sie wehrhaft zu machen, indem ich sie mit Schwertern bewaffne, fand ich irgendwie doof...), allerdings fand ich es an den Haaren herbei gezogen, ihnen einfach so welche zu geben, frei nach dem Motto: "Boha, ich hab ein Ka? Hab ich die ganzen 20 Jahre gar nicht gemerkt!" Daher habe ich hier den Inhalt vom Anime aufgegriffen und mit dem des Manga gemischt. Im Manga kommt der Diadiankh nämlich nicht vor. So habe ich die Idee aus der Animeserie genommen und so eingebaut, dass eben Seto die Dinger erfunden hat. Ich hoffe, es kam einigermaßen logisch rüber. (Immerhin hat der Seto des 21. Jahrhunderts auch die Dueldisk erfunden. ._.) 2.) Die Ka-Bestien: Was das anging habe ich mich wirklich schwer getan. Bei Seto und Mana, sowie Atemu, war die Entscheidung einfach. Auch bei Bakura ist klar, dass er eben Diabound hat. Aber die anderen...? Joey bekam natürlich sein Rotauge. Bei Tea wurde es schon schwerer. Aber da hatte ich noch von einem Game Boy-Spiel in Erinnerung, dass sie in einem Deck die Feuerprinzessin hatte. Deshalb dieses Monster. Bei Yugi habe ich hingegen länger nachdenken müssen. Den Magier des schwarzen Chaos habe ich genommen, weil ich der Meinung war, er passt einfach. Alles andere kam mir irgendwie zu banal vor. Da das Monster hier aber bislang kaum ein Auftreten hatte, bin ich hier für bessere Vorschläge offen. ._. Was nicht heißt, dass ich den ersten Vorschlag gleich nehme. Marik und Ryou... da habe ich das Internet nach Monstern durchforstet, da die Decks der beiden ja eigentlich kaum in Erscheinung traten, vor allem, was Kreaturen anging. Außerdem hatten ja meist die Yamis die Kontrolle bei Duellen. Von daher war das eine "Gefällt mir und dürfte ganz gut passen"-Entscheidung. Bilder folgen im übrigen noch. Marlic, also Marik dunkle Seite, hat Des Gardius erhalten, weil dieses Monster mal in einem Duell auftauchte und für mich noch am eindrucksvollsten war. Den geflügelten Drachen des Ra konnte ich ihm ja schlecht wiedergeben, der untersteht im alten Ägypten ja der Kontrolle des Pharaos. 3.) Der Drache des Ra: Ja, Atemu kann die Götter auch ohne Milleniumspuzzle beschwören. Für mich war es einfach nicht logisch, dass er ohne nicht mehr dazu in der Lage wäre, da er im Manga meiner Erinnerung nach als "der Auserwählte" oder so ähnlich betitel wird. Und wenn so etwas der Fall ist, dann dürfte das ja von der Person und nicht von einem goldenen Artefakt abhängen. So sehe ich es zumindest. So, das war es nun mit dem Gequatsche. Ich hoffe, wer auch immer das liest, ist beim nächsten Kapitel wieder dabei! Danke übrigens an 3sakuraharuno3, die bisher zu wirklich jedem Kapitel einen Kommentar hinterlassen hat! Es grüßt, Sechmet Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)