100 Momente von Valenfield (One Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: #53: "Und dann warst du weg" --------------------------------------- Heya! Ich bin heute mal faul und kopiere als Vorrede nur das, was ich auch bereits bei Fanfiktion.de dazu geschrieben hatte. Dieser zweite One Shot ist sehr viel kürzer als der Erste und das Ende...na ja, ganz zufrieden bin ich damit noch nicht, es könnte also sein, dass ich im Nachhinein noch etwas ändere, allerdings nur Kleinigkeiten. Joa, viel mehr gibt's auch nicht zu sagen. Hoffe, es gefällt. Disclaimer: Mit gehört weder Death Note bzw eine der handelnden Figuren, noch verdiene ich Geld mit dieser Geschichte (Im Gegenzug verliere ich sogar sage und schreibe 33 KB Speicherplatz auf meiner Festplatte). So, und das war's auch jetzt. ------------------------------------------------- #53 – Und dann warst du weg. Es kommt mir vor, als wäre alles nur wenige Minuten her. Dass wir uns kennenlernten, zusammen zur Uni gingen, Tennis spielten, gemeinsam ermittelten. Ich mich einsperren ließ, mehr oder weniger frei kam, wir den derzeitigen Kira stoppten, ich erneut zu Kira wurde und wieder frei war. Sieht man auf den Kalender, ist seit dem Tag, an dem wir uns das erste Mal sehen, verhältnismäßig viel Zeit vergangen, ganz besonders, wenn man es mit der Zeit vergleicht, die es mir vorkommt. Ich erinnere mich an unsere Rede als wäre sie gestern gewesen. An den kalten Schauer, der mir über den Rücken lief, bei den Worten, du seiest L. Zuerst wagte ich, zu glauben, du seiest irgendein verrückter Psychopath, L würde sich niemals zeigen, aber dann wiederum machte genau das so viel Sinn, wenn man betrachtete, dass ich inzwischen zu den letzten Verdächtigen gehörte. Ich gebe es ungern zu, aber zu diesem Zeitpunkt stand höchstwahrscheinlich schon fest, dass wir uns einen verbitterten Kampf um Sieg und Niederlage bieten würden. Es war bedrückend, einengend, aber auch ein reizvolles Spiel mit dem Feuer. Es hatte irgendetwas und das könnte wohl keiner von uns leugnen. Das war wohl auch einer der Gründe, warum wir zusammen Tennis spielten oder in ein Café gingen. Freundschaft steckte da nie hinter, von keiner Seite, und das wussten wir genau. Theoretisch hätten wir es also genauso gut sein lassen können, aber es war auf eine gewisse Art und Weise faszinierend. Auf der einen Seite verstanden wir uns so gesehen ziemlich gut, meist gar ohne viele Worte oder Erklärungen; aber auf der anderen Seite – die, die uns eigentlich überhaupt erst zusammengebracht hat – wollten wir nichts anderes, als Informationen aus dem jeweils anderen herauszubekommen, ohne dabei selbst etwas Eklatantes preiszugeben. Wenn ich zurückdachte an meine Erlebnisse, meine Kindheit, alles, dann waren diese irgendwo doch sehr ernsten Spiele das Erste, was ich auch nur ansatzweise mit dem Wort ‚Spaß’ in Verbindung brachte. Niemand anders hatte es bisher geschafft, mich auch nur annähernd zu fordern, und das war eine willkommene Abwechslung gewesen. So sehr es mich jedoch erfreut hatte, gegen dich zu gewinnen, auch wenn es nur um banale Dinge ging; beinahe unerträglich waren dafür die Niederlagen. Die Momente, in denen ich mir eingestehen musste, unterlegen zu sein, egal inwiefern. Doch ich wäre nicht ich, hätte mich eben dies nicht umso mehr angespornt, weiterzumachen und dich zu übertrumpfen. Vielleicht war gerade das der Grund, warum es sich so zuspitzte und immer ernster wurde – jeder strengte sich mit jeder Sekunde mehr an und kam dem Sieg etwas näher. Umso bewusster wurde mir dies, als ich mich tatsächlich darauf vorbereitete, die Besitzrechte des Death Note wieder abzugeben – wenn auch nur für kurze Zeit. So weit gehen zu müssen tat weh, aber war zeitgleich auch wieder eine Herausforderung an sich. Dass du bis dato wusstest, dass ich Kira sein musste, stand für mich ganz klar fest, ergo hatte ich keine andere Wahl. Schon damals gefiel mir die Vorstellung von deinem Gesichtsausdruck, würdest du die gefälschte Dreizehn-Tage-Regel sehen. Nun, im Nachhinein betrachtet ärgert es mich schon, dass du sie augenblicklich nach wenigen Sekunden als falsch abgestempelt hattest; aber es war egal. Eigentlich war es sehr auffällig, dass ausgerechnet eine solche Regel ein Alibi für mich war, da ich mich freiwillig hatte einsperren lassen, aber es tat nichts zur Sache, da auf diesen Gedanken außer uns beiden ohnehin niemand kam – ein weiterer Sieg, egal, ob du es bereits durchschaut hattest oder nicht. Es ging zwar eigentlich darum, auf ganzer Linie zu gewinnen, aber ich vermute, dein Tod hätte mir in jedem Falle auch gereicht – schließlich ging es eigentlich nur darum, den jeweils anderen zu töten. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, wie du gegrübelt hast, ob ich Kira sein kann, wenn ich mich selber für Tage wegsperren lasse und die Morde wirklich weitergehen. Die Idee, dass Kiras Fähigkeiten ‚wandern’ können, kam dir zwar ziemlich schnell, vermute ich, aber das hatte auch seinen Vorteil für mich. Davon, Higuchi zu fangen, hing schließlich auch ab, dass ich das Death Note zurückerhielt. Mal abgesehen davon, dass ich mich zu der Zeit, als ich keine Erinnerungen mehr hatte, benahm wie ein weichherziger Volltrottel, war es eigentlich ganz interessant. Nicht übermäßig toll oder ‚wiederholungswürdig’, aber anfangs hatte ich mir das Ganze viel schlimmer vorgestellt. Zugegeben, du wirktest auch ein kleines bisschen weniger psychopathisch, was dich jedoch nicht ansatzweise als ‚normalen Menschen’ einstufen ließ. Nein, ein verrücktes Genie warst du und das wusste ich immer, auch wenn es mir ohne meine Erinnerungen nicht ansatzweise so sehr auf die Nerven ging wie vorher oder nachher. Es war erträglicher, weil ich nicht das Gefühl hatte, einen verbitterten Kampf mit dir führen zu müssen, um mein Überleben und meinen Plan zu retten, zumindest wäre das eine verständliche Erklärung. Zu der Zeit war es eher angenehm, jemanden neben sich sitzen zu haben, der gleich dachte und mich verstand, ohne dass ich etwas sagen musste. Die Tatsache, 24/7 zusammenzuhängen war zwar zu Beginn nicht sehr angenehm, aber in dem Moment konnte ich mich sogar daran gewöhnen. Es machte außerdem die Zeit mit Misa sehr viel erträglicher, wobei ich das niemals zugegeben hätte. Als wir schließlich Higuchi stoppten, war ich zufrieden auf mehr als eine Weise. Ich wusste in dem Moment, in dem ich das Death Note berührte, dass ich gewonnen hatte. Welche Chance konntest du gegen mich haben? Natürlich hättest du mich einfach hängen lassen können – du wusstest schließlich, dass ich Kira bin und bereits einmal war, für jemanden wie uns war es tatsächlich bereits offensichtlich. Aber du konntest es nicht beweisen. Und genau das war dein gottverdammtes Problem, L – dein Stolz. Dein Wille, den Fall diskret zu lösen, keinen Fehler zu machen und Kira zu überführen, statt ihn einfach widerrechtlich zu töten. Natürlich hättest du gewonnen – die Kira-Morde hätten mit Misas und meinem Tod aufgehört und zwar wahrscheinlich für immer, aber der Hochmut ließ dich dein Leben immer weiter riskieren und das nur, um mich direkt überführen zu können, obwohl du theoretisch die ganze Zeit Recht hattest. Ich konnte es in deinen Augen sehen. Die Erkenntnis, von vornherein richtig gelegen zu haben. Der Schock – ob nun darüber, zu sterben, oder darüber, es in meinen, Kiras, Armen zu tun. Das Bedauernswerte daran ist – du warst anscheinend nicht sonderlich traurig, den Fall nicht gelöst zu haben, und dafür hätte ich dich gerne zusammengeschlagen. Ich war wütend trotz meinem Sieg und trotz dem Gefühl von vollkommener Überlegenheit, einfach aufgrund der Tatsache, dass es nicht genauso lief, wie es sollte. Du solltest flehend in meinen Armen sterben, dich ans Leben klammern wie ein kleines Kind, vielleicht sogar eine klitzekleine Angstträne vergießen, aber nichts! Nichts dergleichen hast du gemacht! Stattdessen stand nur die Erkenntnis auf deinem Gesicht, bevor sich deine Augen schlossen und sich ein vollkommen entspannter Gesichtsausdruck auf dein Gesicht legte. Und in dem Moment wurde mir schlagartig etwas klar: Du warst weg. Für immer. Das bemerkte ich erst in der Sekunde, als deine Gesichtszüge sich entspannten und du augenscheinlich in einen ruhigen Schlaf fielst – den letzten, längsten und für dich wohl einzig befreienden Schlaf überhaupt. Nein, so hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt. Schlagartig wurden mir Dinge bewusst, die ich bis dato vollkommen außer Acht gelassen hatte. Mit deinem Tod könnte ich nie wieder einen Sieg über dich erringen; egal, ob in einem belanglosen Tennisspiel oder einem verbitterten Kampf, um Kira zu überführen. Nie mehr würde sich eine Niederlage, Wut, Faszination oder pures Desinteresse in deinen Augen widerspiegeln. Nie wieder würden sie sich öffnen. Die Erkenntnis versetzte mir einen Stich. Nein, es war kein Schmerz, weil ich einen guten Freund vermissen würde, nicht einmal im Ansatz. Es war Schmerz, am Ende doch verloren zu haben. Du konntest einfach nicht leidend sterben, obwohl ich genau darauf abgezielt hatte. Zum einen war die Vorstellung von deinem sterbenden Gesicht nicht ansatzweise zufriedenstellend ausgefallen, zum anderen hatte ich damit meinen einzigen Konkurrenten verloren. Als Gott sollte mir das selbstverständlich egal sein, aber das ist nicht so einfach wie es klingen mag. Gerne hätte ich deine letzten Gedanken gewusst. Deine letzten Gedanken mir gegenüber, irgendwelche Gefühle. Hass, Enttäuschung? Bestätigung? Wahrscheinlich hat es dir auch noch eine Freude bereitet, zu sterben in dem Wissen, dass ich Kira bin. Die Vorstellung widert mich an und ich bedaure es beinahe ein weiteres Mal, nicht mehr die Gelegenheit gehabt zu haben, dich zu schlagen, zu treten, irgendwas. All diese Dinge sind mir bewusst. Mein Hass dir gegenüber, meine gewünschte Überlegenheit, mein seichter Neid, meine Wut und auch das bisschen Enttäuschung, nun keine fast ebenbürtige Person mehr zu haben, der ich etwas beweisen kann. Aber dann ist da noch dieser kleine Funke, der damit überhaupt nichts zu tun hat. Jene kleine Emotion, die manches Mal alle anderen überdecken möchte, egal, wie sehr ich versuche, sie zu unterdrücken. Etwas, das ich sonst niemandem gönne. Meinen Respekt. Es ist nicht einfach, mir das einzugestehen, aber tatsächlich hast du meinen Respekt gehabt. Dafür, dass du so weit gekommen bist. Dafür, mich fast gestellt zu haben, obwohl es durch mein vorangehendes Wissen vom Death Note eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit sein müsste. Dafür, dass du dem Tod ins Auge blicken konntest, ohne dich zu fürchten. Für deine Intelligenz, deine Genialität und dafür, nie von dem abgekommen zu sein, was dein Ziel war – Kira zu fangen, zu stellen, zu überführen; und ihn nicht ohne Beweise hinzurichten, auch wenn du die Möglichkeit hattest. Du warst mutig, L, sehr mutig, auch wenn dich jeder als Feigling bezeichnet, der sich hinter einem Bildschirm versteckt und andere für sich sterben lässt. Du hast gezeigt, dass es nicht so ist, doch der Preis dafür war sehr hoch. Nun ließe sich darüber streiten, ob dein Leben dir viel wert war – um dich trauern wird sowieso niemand wirklich, schätze ich. Wahrscheinlich nicht einmal eine Familie, die sich darum scheren wird. Kein sehr schönes Schicksal, das stimmt, aber so gesehen hast du es dir wohl selbst ausgesucht. Ich glaube, gerade das macht deinen Tod so unbegreiflich. Stirbt jemand, gibt es im Normalfalle zumindest eine trauernde Familie, Angehörige, Bekannte, Freunde, die Trost aneinandersuchen und die Person somit niemals in Vergessenheit geraten. Aber wer warst du, L? Ein Buchstabe, ein schwarzer Letter auf weißem Untergrund, nicht mehr und nicht weniger. Niemand wird um dich weinen – außer Matsuda, der Schwachkopf. Jeder Verstorbene hinterlässt etwas, bleibt in Erinnerung der Menschen, hat irgendetwas erreicht, wenn auch nichts Großes, das tut nichts zur Sache. Jeder bleibt in den Herzen der Menschen. Aber du, L, du bist einfach weg. Du lässt nichts zurück, nicht ein einziges Foto, nicht einmal deinen Namen. Nichts wird mehr an dich erinnern, mit Ausnahme des Grabsteins ohne Namen, überhaupt nichts. Und vielleicht ist es gerade das, was deinen Tod für mich so unbegreiflich und inakzeptabel macht. Du warst immer…präsent, einfach da, und ohne Vorwarnung bist du mit einem Schlag für immer weg. Ohne ein einziges Wort wende ich mich von dem kahlen Grabstein ab und gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin. Bald wird sich niemand mehr erinnern, wem dieser Grabstein gewidmet ist, und das ist wohl auch besser so. Die Menschheit wird in dem Irrglauben bleiben, L sei ein Buchstabe auf weißem Hintergrund, der niemals stirbt – wie naiv. So gesehen kann ich es nur nachvollziehen… L hat unsterblich zu sein! Ich halte inne und drehe mich noch einmal um. Wie konntest du einfach sterben? Ein wenig schockiert vielleicht, aber nicht im Geringsten verängstigt. Ich verstehe es nicht und werde es wohl nie tun. Einfach weg, es geht nicht mehr aus meinem Kopf. Und obwohl dieser Moment mein größter Gewinn war, schien er nicht deine größte Niederlage. Ich setze meinen Weg fort und fühle mich beinahe beobachtet, als mir schlagartig etwas bewusst wird. L beobachtet alles. Du kannst zwar nichts mehr unternehmen, aber siehst sicherlich alles, was vor sich geht. Das bist nun mal du, L. Unbemerkt beobachten und irgendwann handeln, doch hege die seichte Vermutung, dazu wird es keine Gelegenheit mehr geben. Trotzdem schienst du über deinen Tod nicht verwundert oder verängstigt. Ob es wohl noch andere Ls gibt? Die Idee kommt mir zum ersten Mal. Ich eile zurück zur Ermittlungszentrale, bin jedoch ein wenig beunruhigt. Es würde Sinn machen. Die Gelassenheit beim Sterben, obwohl Kira nicht gestoppt war. Natürlich. L starb nicht so einfach, ohne die Fortsetzung seiner Arbeit fortzuführen. Und obwohl ich weiß, dass es Einbildung ist, fühle ich mich beobachtet. Immer, ohne Unterlass, wahrscheinlich bis ans Ende meines Lebens, denn eines ist mir definitiv klar geworden. L ist niemals ‚einfach weg’. ------------------------------------------ Fürs Erste - Finished. Im Übrigen; Ja, es ist Absicht, dass Light ein bisschen verwirrt im Kopf ist xD So, Grüße von meiner Seite. Hoffe, es hat irgendwem gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)