Gaias Lilie von Tairitsu ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ Ihren ersten Tag in Fanelia verbrachte Sayuri fast ausschließlich im Bett und das gut und gerne schlafend. So konnte sich der Körper holen, was er nach der Ankunft hier so dringend benötigte. An ihre Träume erinnerte sich das Mädchen ausnahmsweise nicht. Eigentlich ein gutes Zeichen. Zumindest fand sie es so viel beruhigender als diese komischen Vorahnungen, die sie auf der Erde gehabt hatte. Am nächsten Morgen ging es ihr schon besser. Ihre Beule protestierte zwar noch, aber lang nicht mehr so stark wie am Vortag. Der viele Schlaf, der Kräutertee, den man ihr gebracht hatte, die gute Versorgung hatten ihr wohl gut getan. Vorsichtig schlupfte sie unter der Decke hervor. Vor dem Bett stand ein bequem aussehendes Paar Schuhe, die sie sogleich überzog. Ein wenig erinnerte es sie an diese Saunelatschen, die es im Billigladen um die Ecke gab. Sie hatte sich mal ein paar gekauft. Es war, als würde man darin auf Wolken gehen, so angenehm waren sie. Und es waren genau die richtigen Schuhe für ihre geschundenen Füße. Es war nicht so, dass sie Schmerzen hatte; treffender war die Bezeichung unangenehm. Es juckt und spannte. Vorsichtig schlappte sie zu ihrem privaten Badezimmer hinüber, um sich ein wenig frisch zu machen. Sie schöpfte sich kühles Wasser ins Gesicht. Das prickelnde Nass auf der Haut erfrischte ihre Lebensgeister. Sie griff nach einem weichen Tuch, dass ihr bereit gelegt worden war und betrachtete sich im Spiegel. Unter ihrem Pony lugte ein weißer Verband hervor. Er verdreckte die immer noch leicht pochende Beule auf der Stirn. Ihre Haut blass, die Haare hingen zerstrubbelt und glanzlos an ihr herunter. Es würde bestimmt ein Kampf werden, die ganzen Knoten herauszubürsten. Sie seuftzte und sah sich um, ob sie irgendwo eine Bürste oder einen Kamm würde finden können. Das Badezimmer war, wie ihr angrenzendes Schlaf und Wohngemacht sehr geräumig und mit den feinsten Materialien ausgestattet. Das Herzstück des Bades, befand sich auf einer Anhöhe von 3 Stufen. Eine große quadratische Badewanne war dort eingelassen worden. Sayuri hatte sie bei ihrem ersten Badezimmerbesuch am Tag zuvor beinahe übersehen. Man musste ihr allerdings zu Gute halten, sie war müde, benommen und hatte eigentlich in dem Moment andere Dringlichkeiten zu erledigen, als den Minipool zu bewundern. Ein Versäumnis, dass sie jetzt nachholte. Das Becken war wirklich schön groß. Platz genug um zu entspannen bot sie auf jeden Fall. Am Rand standen verschiedene Fläschchen in verschiedenen Formen und Farben. Sie entkorkte eines davon und roch den lieblichen Duft, der dem Flakon entstöhmte. „Möchtet ihr gerne ein Bad nehmen, Sayuri?“ so ganz konnte Melina ihre Förmlichkeiten wohl noch nicht ablegen. „Guten Morgen, Melina.“ grüßte Sayuri sie. Sie war sich nicht sicher, was sie antworten wollte. Einerseits wollte sie in der Tat sehr gerne ein frisches und erholsames Bad nehmen. Aber ihre Hemmungen ließen sie nicht sofort antworten. „Nur wenn es keine Umstände bereiten würde.“ Antwortete sie schließlich etwas kleinlaut. Sie wollte wirklich nicht unnötig zur Last fallen. „Natürlich nicht.“ flötete Melina fröhlich vor sich hin. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Danke dir.“ Das warme Wasser war wirklich unglaublich entspannend. Ihre Kratzer brannten zwar etwas, doch nichts ging über das schöne Gefühl, sauber zu sein. Melina hatte ihr noch erklärt, was sie in welchen Fläschchen fand und nachdem sie sich versichert hatte, dass Sayuri keine weitere Hilfe brauchte, legte sie ihr ein paar frische Tücher hin und entschwand um etwas zum ankleiden zu besorgen. Zudem brauchte Sayuri nach dem Bad frische Verbände und Salbe. Sayuri war gerade dabei, ihr Haar zu trocknen und zu kämmen als das die junge Dienerin zurückkehrte. Sie überreichte ihr einem kimonoähnlichen Bademantel und teilte ihr mit, dass die Kleider unterwegs wären. Sie nahm Sayuri die Bürste ab und half ihr, dass helle Haar in Ordnung zu bringen. Dabei bewunderte sie neben der Länge auch die ungewöhnliche Farbe. Das erinnerte Sayuri ein wenig an zu Hause. Kaum hatte Melina die Bürste weggelegt, klopfte es am Türrahmen. „Guten Morgen Sayuri.“ grüßte Amaya sie herzlich. „Melina. Du darfst jetzt gehen. Ich kümmere mich um alles Weitere. Danke dir.“ „Wie ihr wünscht Prinzessin.“ Melina verbeugte sich rasch und huschte aus dem Zimmer. Sayuri sah ihr nach. „Wie geht es dir?“ erkundigte sich Amaya. „Danke. Es geht mir besser. Die Kopfschmerzen sind fast weg.“ „Das freut mich zu hören.“ „Und trotzdem solltet ihr noch vorsichtig sein, Lady Sayuri.“kam die alte Heilerin um die Ecke geschossen. In den Händen hielt sie die frischen Verbände. Sayuri war etwas überrascht. Sie hatte in dem Moment gar nicht mit der Frau gerechnet. Vorsichtig schob sie Sayuri eine Strähne aus dem Gesicht und beäugte kritisch die blutig blaue Beule an der rechten Stirn. Amaya war auch näher getreten und sog scharf die Luft ein, als sie die ungeschönte Wunde sah. Mara schüttete etwas Tinktur auf einen Bausch Watte und drückte sie an die Stirn. Sayuri sollte es kurz darauf halten, bis die Ärztin soweit war. Danach sah sie sich noch die restlichen Schnitte an, damit sie sich auch ja nicht entzündet hatten und legte auch an den Füßen noch mals je einen Verband an. Als sie endlich zufrieden gestellt schien, verabschiedete sie sich und ermahnte die Mädchen eindringlich, es ja nicht zu übertreiben. „Sie ist wirklich sehr fürsorglich.“ Lächelte die junge Prinzessin ihr hinterher. Sie zuckte mit den Schultern und wirbelte herum. „So – ich habe dir ein paar Kleider mitgebracht. Ich denke ich liege mit meiner Einschätzung richtig, dass wir beide ungefähr die selbe Statur haben sollten. Komm schon.“ Langsam tapste Sayuri hinterher und bestaunte die Kleider, die nun auf ihrem Bett lagen. „Sie sind nichts Besonderes – aber für den Anfang sollte es reichen. Wenn du wieder fitter bist, werden wir einen Besuch auf dem Markt und bei der Schneiderin machen. So - Such dir eines raus. Ich helfe dir auch beim ankleiden, wenn du willst. Und danach gehen wir frühstücken.“ Sayuri entschied sich für ein langes dunkelgrünes Kleid mit kleinen Puffärmeln. Amaya half ihr noch, die Haare mit einem passenden Band zusammenzubinden und führte sie dann durch den Palast in Richtung Ess-Saal. Sayuri sah sich mit großen Augen um, als sie ihrer hoheitlichen Begleitung durch die vielen Gänge folgte. Plötzlich vernahm sie einen Radau und starrte auf den Ursprung des Lärms. „Kuro. Lilly.“ rief Amaya streng. Die beiden Kinder sahen auf. Und Sayuri war abermals überrascht. Katzenmenschen. „Ihr sollt doch hier nicht so rumtoben.“ „Tut uns leid Amaya.“ Tönte es aus den beiden Mündern gleichzeitig. Doch schon galt die Aufmerksamkeit Sayuri, die die beiden auch mit der wohl gleichen Neugier betrachtete. „Wer bist du denn?“ fragte der Junge. „Bist du das Mädchen, dass Ryota hergebracht hat?“ setzte Lilly gleich hinterher. „Ryota hat sie nicht hergebracht. „ schnauzte der Junge seine Schwester an. „Das war doch Van.“ „Aber Ryota hat sie doch vor dem Drachen gerettet. So wars doch oder?“ Die beiden tigerten um sie herum und studierten sie aufmerksam, während sie weiter am diskutierten, was genau an dem Abend geschehen war. „Das sind Kuro und Lilly. Sie sind Merles Kinder. Beachte sie nicht weiter.“ riet Amaya der überforderten Sayuri. „Sie haben nichts als Flausen im Kopf.“ „Hey!“ tönte es von den Zwillingen wieder wie aus einem Munde. „Wollt ihr es denn ernsthaft abstreiten? Was macht ihr eigentlich hier? Ihr solltet och inzwischen auch schon längst beim Frühstück sitzen.“ „Ja. Wir wollten aber gucken…“ begann Kuro „… wo du solange bleibst, Amaya.“ ergänzte Lilly. „Achso. Na dann kommt.“ ___ „Guten Morgen zusammen. Entschuldigt bitte – es hat etwas länger gedauert.“ begrüßte Amaya die Wartetenden. König Van stand lächelnd auf und grüßte die beiden Mädchen herzlich. „Sayuri. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir inzwischen?“ „Besser, danke.“ Antwortete Sayuri noch etwas schüchtern. Sie spürte, wie sie die Blicke auf sich zog. „Das freut mich zu hören. Darf ich kurz vorstellen? Dies ist Ritter Allen Shezar. Kommandant des Crusadors und ein guter Freund.“ Allen verbeugte sich vor ihr und küsste die Hand. Ganz der Chaumeur aus früheren Zeiten. „Und das ist Merle. Meine wohl engeste Vertraute.“ „Hallo Sayuri. Schön, dich kennenzulernen.“ Grüßte die Merle sie. Sayuri nickte der schönen Katze mit den langen rosafarbigen Haaren lächelnd zu. Neben ihr saß ein Kater mit weiß schwarzen gestreiften Haaren. „Und das ist ihr Gefährte Shirou. Kuro und Lilly hast du ja bereits auf dem Gang kennengelernt.“ Die Rabauken stritten sich gerade um ein Brötchen. Doch Sayuris Aufmerksamkeit galt der letzten Person im Raum. Ein Junge gänzlich in Schwarz gehüllt. Er schien sich nicht groß um das Geschehen um ihn herum zu kümmern. „Und dieser Grieskram da…“ stürzte sich Amaya auf ihn. „… ist Ryota.“ „Lass das Amaya.“ Zischte dieser genervt seine Schwester an, als sie ihn von hinten umarmte und sich an seine Backe drückte. Mit einer knappen Bewegung hatte er sich von ihr befreit und streifte sie kurz mit einem strafenden Blick. Sie zog sich unmerklich ein Stück zurück, als hätte er ihr einen Schlag verpasst. Eigentlich wusste sie ja, wie wenig er das ausstehen konnte und trotzdem... Etwas verblüfft von der heftigen Reaktion starrte Sayuri den schwarzen Prinzen an. Sein Blick wanderte von seiner Schwester nun zu ihr. Amayas Augen strahlte soviel Wärme aus. Doch die ihres Bruders waren so ganz anders. Tiefer, härter, kälter und es lag etwas in ihnen, dass sie nicht verstand. Es war, als könnte sie dort tatsächlich in die Abgründe einer Seele schauen. Sayuri fühlte sich plötzlich sehr unwohl, doch konnte sie ihren Blick nicht von seinem abwenden. Dieses Unbenennbare hielt sie gefangen. Dann wandte er sich jedoch von ihr ab und erhob sich. „Entschuldigt mich bitte.“ Murmelte er und wollte gerade den Saal verlassen. „Wohin willst du Ryota?“ fuhr ihn sein Vater mit scharfem Unterton an. „Trainieren.“ Antwortete der Prinz einsilbig und verließ den Raum. Jedoch nicht; ohne der Runde noch einmal einen Seitenblick zuzuwerfen. War es Zorn, dass sie aufblitzen sah? Van sah seinem Sohn nachdenklich hinterher. Für einen Augenblick waren die Gespräche unterbrochen. Amaya seufzte kaum hörbar. Sie sah plötzlich so traurig aus. „Setz dich doch Sayuri.“ brach Merle die unheimliche Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. Ihre Stimme riss alle aus ihrer Trance und sofort wurde dem Mädchen ein Stuhl zurechtgerückt und ein Teller bereitgestellt. Van schien noch abwesend. Schließlich fing er den Blick seiner Freundin auf und nickte ergeben. Und auch Amaya hatte ein Teil ihres Leuchtens eingebüßt. Sayuri war dies nicht entgangen, entschloss sich aber, besser nicht nachzufragen. Was immer hier auch los war - jetzt war nicht der passende Zeitpunkt neugierig zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)