Regen von ferowyn ================================================================================ Kapitel 1: Rain --------------- Regen 1. Rain Es ist dunkel in dem kleinen Zimmer, dunkel und still. Nur der Regen prasselt, vom Wind getrieben, hart gegen die Fensterscheibe. Der März ist fast vorbei und es schüttet seit zwei Tagen ununterbrochen, außerdem ist es eiskalt. Der Frühling hat es offenbar nicht eilig dieses Jahr. Ich stehe am Fenster und starre hinaus in die Nacht. Vorhin haben noch der Kamin und eine Fackel gebrannt, aber ich habe das Feuer gelöscht. Ich konnte nur meine eigene Spiegelung in der Scheibe erkennen, jetzt sehe ich die eintönigen grauen Linien aus Wasser. Das ist viel besser. Ich mag Regen. Mochte ihn schon immer. Er gibt mir Kraft. Die Dursleys haben es geliebt, mich bei Gewittern in den Garten zu jagen und arbeiten zu lassen, nicht wissend, wie sehr ich es eigentlich genossen habe. Wasser scheint überhaupt ‚mein Element‘ zu sein, ich schwimme für mein Leben gern – auch wenn meine liebevollen Verwandten der Meinung waren, es gäbe keinen Grund, es mir beizubringen; aber der riesige dunkle See auf den Ländereien Hogwarts‘, in den sich kaum jemand hinein traut, und meine unendliche Sturheit haben dieses Problem behoben – kann stundenlang Duschen oder Baden und Regen liebe ich aus tiefstem Herzen. Es ist nicht nur unglaublich, diese frischgewaschene Luft einzuatmen, wenn es wieder aufklärt. Für mich gibt es nichts Schöneres, als einfach draußen zu stehen und nass zu werden. Ich fühle mich danach immer so unglaublich gestärkt, körperlich, seelisch und – auch, wenn ich dieses Gefühl erst seit Kurzem zuordnen kann – magisch. Nach einer ausgiebigen Dusche in der Natur glaube ich oft, selbst Voldemort und Dumbledore besiegen zu können. Dieses Kribbeln, das meinen ganzen Körper durchzieht, dieses Feuer in meinen Adern … Eine unglaubliche Erfahrung, jedes Mal wieder. Ich habe bereits überlegt, ob meine … Verbundenheit zu Wasser die Kraft sein könnte, die der Dunkle Lord nicht kennt. Nach Remus‘ Tod habe ich schließlich akzeptiert, dass ich ihn besiegen muss. Etwas Handfesteres als Liebe wäre da als Waffe doch recht hilfreich … Allerdings muss ich auch zugeben, dass wir die Macht der Gefühle bereits einzusetzen wissen. Ich kann nicht sagen, ob der werte Direktor keine Ahnung von meiner ‚Hydrophilie‘ hat, oder zwar Bescheid weiß, mir aber wieder einmal nichts sagt. Tatsache ist allerdings, dass er wohl kein gesteigertes Interesse daran hat, dass ich diesen Krieg überlebe. Ich soll Voldemort umbringen und mich selbst am besten gleich mit. Bis jetzt war ich eigentlich recht erfolgreich dabei, nicht zu sterben, doch dem irren selbsternannten Lord oder dem größenwahnsinnigen Schulleiter bleibenden Schaden zuzufügen ist mir leider auch noch nicht gelungen. Allerdings wäre es vielleicht erwähnenswert, dass es noch nie geregnet hat, wenn ich unter freiem Himmel gekämpft habe – schade eigentlich. Wäre sicher eine interessante Erfahrung. Das Rauschen des Regens ist Musik in meinen Ohren – gleichmäßig und besänftigend, es beruhigt mich. Viele Menschen lieben es, bei schlechtem Wetter mit einer Tasse heißem Tee oder Kakao in eine dicke Decke gekuschelt vor dem Kamin zu sitzen, ich fühle mich dagegen nur eingesperrt, wenn ich nicht hinaus kann. Apropos … Ich zögere noch kurz, dann öffne ich das Fenster einfach. Es ist mir egal, ob ich deswegen in der Nacht wieder frieren werde, weil mein Zimmer komplett ausgekühlt sein wird, oder ob ich mir damit eine weitere von Hermiones beeindruckenden Moralpredigten einhandle. Ich will nicht länger durch ein Stück Glas von diesen … verlockenden Wassermassen getrennt sein. Meinem Element. Die frische, kühle Luft strömt in mein kleines Zimmer und der Wind bläst einige Tropfen hinein, direkt auf mich. Sobald sie die bloße Haut in meinem Gesicht berühren sind meine Selbstbeherrschung und mein Vorhaben, doch wenigstens ein bisschen auf Hermione zu horchen, praktisch nicht mehr vorhanden. Ich hätte es wissen müssen- Egal. Eilig schlüpfe ich aus meinem warmen Pullover, sowie Socken und Schuhen, werfe die Klamotten auf das Bett und kremple meine Jeans hoch. Dann verdränge ich das Wissen, dass ich das hier eigentlich nicht tun sollte, sehr erfolgreich, klettere auf den Sims und springe einfach aus dem ersten Stock in den Garten. Sicher lande ich auf dem nassen Rasen, der kalte Regen prasselt hart auf mich. Schon nach ein paar Minuten bin ich komplett durchnässt, doch trotz den für die Jahreszeit überraschend tiefen Temperaturen und dem eisigen Wind friere ich nicht. Die Macht des Wassers sucht sich ihren Weg zu meinem magischen Kern. Dort angekommen breitet sie sich rasend schnell in meinem Körper aus. Mit einem glücklichen Lächeln strecke ich mein Gesicht dem grauen Himmel entgegen, breite die Arme aus und genieße die neue Kraft, die mich durchströmt. Ich kann im Nachhinein nicht sagen, wie lange ich draußen gewesen bin und einfach das Gefühl genossen habe, wie die Tropfen mein Gesicht treffen, meinen Oberkörper, meine Arme. So erfrischt habe ich mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gefühlt. Ich würde sehr gerne noch länger hier bleiben und den kleinen Garten verlassen, am Meer wäre es jetzt wunderschön … Aber ich reiße mich zusammen, immerhin will ich die Nerven meiner besten Freundin, die so sehr um meine Sicherheit besorgt ist, nicht noch weiter strapazieren. Ich umrunde das Haus, gehe zur Eingangstür und klopfe an; sie wird aufgerissen und Hermione steht vor mir, ihren Zauberstab in mein Gesicht gestreckt. Ich kann die Überraschung auf ihrem Gesicht sehen, und dann die Resignation. Obwohl sie offensichtlich ziemlich sicher ist, dass ich auch wirklich ich bin (immerhin stehe ich pitschnass und ohne irgendwas außer einem durchweichten T-Shirt, das an meinem Körper klebt und triefenden Jeans, sowie mit von feuchter Erde verdreckten Füße vor ihr, und sie kennt außer mir keinen, der –Zitat– „solchen Blödsinn auch noch gerne macht“) fordert sie mich auf, ihr zu sagen, woher die Rumtreiber ihre Namen haben. Ich zucke zusammen, denke an meine toten Eltern und Paten, und zähle ihr mit einem gezwungenen Lächeln brav alles auf. Endgültig überzeugt lässt sie mich schließlich mit einem bösen Grinsen ins Haus und schließt die Tür wieder, legt dutzende Schutzzauber darüber. „Ich sollte dein Fenster zu zaubern!“, murrt sie, während sie mit einigen Zaubern meine Klamotten trocknet. Ich lächle sie gewinnend an. „Aber Mione, was ist denn so schlimm daran, dass ich nun einmal gerne im Regen bin?“ Sie wirft mir einen bösen Blick zu und zerrt mich in die Küche. „Es ist absolut unverantwortlich!“, schimpft sie, während sie Teewasser heiß macht. „Du könntest krank werden, du-“ „Ich bin noch nie krank geworden, wenn ich im Regen war!“, werfe ich ein. Mione grummelt. „Ich weiß! Und ich wünschte fast, das wäre anders, vielleicht würdest du dann endlich Vernunft annehmen. Obwohl- streich das. Du wirst nie vernünftig werden.“ Ich schmolle. Sie verdreht die Augen und gibt mir einen leichten Schlag mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. „Du bist ein Idiot, Harry!“, beschwert sie sich. „Du weißt genau, dass deine Sicherheit das größere Problem ist! Ja, du magst Regen, aber es regnet eben normalerweise draußen und du sollst nicht hinaus gehen!“ „Ich bin fast jeden Tag irgendwo in England und kämpfe, draußen!“, widerspreche ich. „Du hattest nicht einmal deinen Zauberstab dabei!“, hält sie mir vor und sieht mich vorwurfsvoll an, während sie den Tee einschenkt, weswegen sie ihn fast verschüttet. „Ich war im Garten!“, rechtfertige ich mich. „Nicht auf der Straße, nicht in den Bergen, obwohl es dort jetzt unglaublich schön sein muss. Noch nicht einmal am Meer!“ Mit einem Aufstöhnen drückt Mione mir eine Tasse in die Hand. Ich nehme sie mit einem „Danke, Mama!“ entgegen und schlürfe vorsichtig etwas von der fast noch kochenden Flüssigkeit. Sie sieht aus, als hätte sie mich am liebsten wieder geschlagen und kann sich nur zurück halten, weil mein heißer Earl Grey uns sonst beide verbrühen würde. Wir haben diese Diskussion schon tausende Male geführt und sie wird erst nachgeben, wenn ihr jemand bewiesen hat, dass der Regen meine Magie stärkt und ich wirklich nicht krank werde. Außerdem sollte ich wohl wirklich meinen Zauberstab mitnehmen, wenn ich schon die Sicherheit des Hauses verlasse, da hat sie wohl recht … Immer noch leise schimpfend geht sie ins Wohnzimmer; ich folge ihr, meine ganze Konzentration dafür benötigend, keinen Tee zu verschütten. Mione lässt sich in einen der großen bequemen Sessel vor dem Kamin fallen und greift wieder nach ihrem Buch, das sie wegen meinem unerwarteten ‚Ausbruch‘ unterbrechen musste. Ich beobachte noch kurz grinsend, wie sie wieder in ihrer Abhandlung über giftige Zutaten in Heiltränken versinkt, werfe einen letzten wehmütigen Blick aus dem großen Fenster an dem einzigen Stück Wand zwischen unseren unzähligen Bücherregalen – so schnell werde ich wohl nicht wieder auftanken gehen dürfen – und stelle meine volle Tasse auf dem Couchtisch ab, dann suche ich mir ebenfalls eine Lektüre. Meister der Klinge. Obwohl ich doch überraschend viel Zeit mit Lesen verbringe wird es wohl noch länger dauern, bis ich alle Bücher über Schwertkampf in unserem Besitz gelesen habe. Immerhin haben wir hier Werke aus den Potter-, den Black-, den Longbottom- und den Snape-Verliesen, sowie einige aus der Bibliothek der Malfoys und die teilweise doch ein bisschen zweifelhafte Ausbeute, die die Zwillinge, Rasmus, Cacey und Alastor mitgebracht haben, zudem sämtliche Werke in Sandrins Besitz. Mein Blick fällt auf Draco und Severus, die in ein Schachspiel vertieft sind. Sie behaupten immer, so viel Zeit vor dem Jade-Schachbrett des Tränkemeisters zu verbringen, um ihre taktischen Fähigkeiten zu trainieren, aber eigentlich wollen sie sich nur auf Slytherin-Art prügeln. Die beiden sind sich fast so nahe, wie Sirius und ich es uns waren, Severus ist für meinen ehemaligen Schulfeind wie ein zweiter Vater, und sie haben offenbar den unbezwingbaren Drang, sich immer zu kabbeln und zu streiten. Mit einem schiefen Grinsen lasse ich mich auf das Sofa fallen und vertiefe mich in die hohe Kunst des Schwertkampfes. Es ist wieder Hermione, die zwei Tage später die Tür öffnet. Ihr besorgter Blick sucht erst mich und anschließend Draco, bevor sie eine Sicherheitsfrage stellt. Severus beantwortet sie und scheucht uns dann ins Haus. Es hat zwar aufgehört zu regnen, aber die Temperaturen sind immer noch unerhört kühl. Draco und ich zerren den Tränkemeister bevor er fliehen in Richtung unserer kleinen Krankenstation – er wehrt sich wie üblich heftig – und Fred stützte George. Mione eilt voraus und sucht einige Tränke zusammen, drückt Severus augenblicklich auf das nächstbeste Bett. Man merkt, dass sie ihre Ausbildung zum Heiler bei Madam Pomfrey gemacht hat. Ich helfe ihr und halte ihn fest, während sie einige Diagnosezauber spricht und anschließend mit Magie die Knochen in seinem linken Arm wieder richtet, dann drückt sie ihm zwei kleine Fläschchen in die Hand, eines ist mit einer blutroten Flüssigkeit gefüllt und das andere mit einer milchig-weißen. Er erdolcht sie fast mit seinen Blicken, schüttet die Tränke, die er natürlich selbst gebraut hat, jedoch brav hintereinander hinunter. Sie grinst ihn zufrieden an und geht weiter zu George, während ich die Heilung überwache. Ich kann regelrecht zusehen, wie er wieder etwas mehr Farbe bekommt, als der Blutnachbildungstrank seine Wirkung tut. Auch seine Knochen wachsen wieder zusammen. Ich höre den verletzten Zwilling schmerzerfüllt aufschreien, Mione musste sein Bein scheinbar neu brechen. Allerdings drehe ich mich nicht um, sondern folge jeder Bewegung Severus‘ mit Adleraugen. Er würde jeden unbeobachteten Moment augenblicklich nutzen, um zu fliehen, das haben wir inzwischen gelernt und handeln entsprechend. Er starrt mich böse an, ich grinse allerdings nur fröhlich zurück und so ergibt er sich grummelnd seinem Schicksal. Eine halbe Stunde später sitzen wir alle mit einer Tasse Tee, Kaffee oder Kakao im Wohnzimmer. Die anderen, die nicht mit auf den Einsatz gekommen sind, haben die Zeit mit Trainieren verbracht und sind noch durchgeschwitzt. Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Draco sitzt neben Mione, die Zwillinge kleben wie üblich aneinander. Blaise hat einen Arm um Nevilles Schultern gelegt, Minerva führt eine geflüsterte Diskussion mit Alastor und Severus sieht aus, als würde er Rasmus am liebsten dafür umbringen, dass der ihn die ganze Zeit besorgte mustert. Cacey lehnt an Sandrins Stuhl und tut, als wäre er nicht da, Mark trommelt ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. Ich seufze, klopfe mit dem Löffel gegen meine Tasse. „Wir sollten den Kampf besprechen.“ Severus, froh, der Sorge seines Partners so für einen Moment entgehen zu können, steht auf und holt sein Denkarium. Wir fünf ziehen jeder einen Gedankenfaden aus unserem Kopf und lassen ihn in das Steinbecken fallen, der Tränkemeister rührt mit seinem Zauberstab darin herum und projiziert schließlich als erstes Dracos Erinnerung in unsere Köpfe. Wir schließen die Augen und sehen uns den Kampf aus der Sicht des Blonden an. Er hat einige Todesser mit seinem Schwert erledigt und ebenso viele mit Zaubern, ist selbst jedoch kaum gestreift worden. Wir sind schon vor längerer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass wir die Schwarzkutten töten müssen, wenn sie nicht nach wenigen Tagen wieder frei sein sollen. Zu unserem Glück kennt Alastor unzählige tödliche Sprüche neben dem Avada, weiß- wie schwarzmagische. Ich seufze und konzentriere mich wieder auf die Erinnerung. Es ist jedes Mal grausam zusehen zu müssen und nichts tun zu können. Ich weiß natürlich, dass ihm nichts passieren wird, immerhin sitzt er mir quietsch lebendig gegenüber, aber das macht es auch kaum leichter zu beobachten, wie ihn die Todesser in die Zange nehmen. Draco hat eigentlich wirklich eine gute Kondition, aber langsam geht ihm die Luft aus und er strauchelt immer öfter, bis plötzlich ein Signal ertönt und er disappariert. An dieser Stelle endet die Projektion. Zum Glück war Lucius heute nicht unter unseren Gegnern. Gegen seinen eigenen Vater kämpfen zu müssen … Draco ist viel rücksichtsloser und effizienter, wenn sein alter Herr ihm nicht auf dem Schlachtfeld gegenübersteht – logischerweise. Allerdings bin ich scheinbar der Einzige, dem auffällt, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Lucius‘ Zauber sind um Welten grausamer, wenn nicht die Gefahr besteht, dass er seinen Sohn verletzen könnte. Offenbar liebt er ihn trotz allem immer noch. Wenn wir uns gegenüber stehen liefere ich mir mit dem Oberhaupt der Malfoys meist heftige und vor Spott und Sarkasmus triefende Wortgefechte – ich bemühe mich immer, mit ihm ein Duell zu beginnen, um Draco von ihm fernzuhalten; außerdem ist er der Einzige, der längere Zeit gegen mich bestehen kann und diese Herausforderung nehme ich doch immer wieder gerne an, auch wenn Mione mich dafür eigenhändig töten könnte – und wenn ich ganz ehrlich bin (und das würde ich in Anwesenheit anderer nie zugeben) genieße ich unsere kleinen Streitereien irgendwie. Keiner kann mir intellektuell und magisch so gut Paroli bieten. Nun, Severus könnte vielleicht, aber seit wir ‚Frieden‘ geschlossen haben kabbelt er sich lieber mit Draco und Minerva. Der Tränkemeister wählt als nächste Erinnerung meine aus. Es ist immer wieder besonders seltsam, die eigenen Kämpfe aus dieser Perspektive zu beobachten. Ich stöhne leise auf, als mich ein Schneidezauber streift – peinlich! Mein üblicher Fehler, ich habe mich zu sehr auf einen Gegner konzentriert und darüber meine Umgebung vergessen. Dafür wird Alastor mir nachher wieder eine seiner ellenlangen Predigten halten. Jubel! Als nächstes folgt mein Duell mit Avery, in Gedanken gehe ich wieder auf jede Bewegung des Todessers ein, als wären wir noch auf dem Schlachtfeld, und überlege mir, wie ich jetzt reagieren würde. Auch nicht anders als im Kampf, stelle ich fest. Eigentlich habe ich eine gute Vorstellung geliefert. Das Signal zum Rückzug ertönt, als ich gerade einen Avada mit meinem Schwert reflektiert habe und Avery nur knapp aus dem Weg springen kann, ich schicke noch einen tödlichen Fluch hinterher, bevor ich disappariere. Mit ein bisschen Glück habe ich ihn erwischt. Kaum hat Severus die Projektion beendet, sehe ich mich auch schon Alastors wütendem Blick ausgesetzt. Ich seufze und beginne zu schnell reden, als er gerade den Mund öffnen will. „Ja, ich weiß, dass das blöd war. Ja, ich werde mich bemühen, dass es nicht wieder vorkommt. Ja, ich werde das trainieren. Ja, ich habe daraus gelernt. Ja, ich werde ab jetzt immer wachsam sein.“ Die Zwillinge und Draco kichern, als der Ex-Auror mich böse anfunkelt. „Das hoffe ich für dich, Junge!“, knurrt er und fixiert mich mit beiden Augen. Es ist eigentlich ausgesprochen unangenehm, direkt von seinem magischen Auge angesehen zu werden, aber ich habe mich schon daran gewöhnt. Also lächle ich ihn nur unschuldig an und lasse mich nicht beeindrucken. Wie üblich. Severus beendet unser ‚Blickduell‘, indem er einfach Freds Erinnerung startet. Die Zwillinge kämpfen wie immer Rücken an Rücken, sie sind das perfekte Team. Gemeinsam nehmen sie einen Todesser nach dem anderen in die Zange, attackieren sie von zwei Seiten. Wir werden das Ganze nicht aus Georges Sicht ansehen müssen, denn die beiden trennen sich keine Sekunde. Ein einheitliches Zischen ertönt, als besagter von einem Hammer-Fluch getroffen wird, der sein Bein zertrümmert. Wir alle hören die Knochen brechen. Er schreit laut auf und ich bin mir sicher, dass Fred im Moment nicht anders aussieht als in der Erinnerung – besorgt, ein bisschen panisch und vor allem sehr, sehr wütend. Im nächsten Moment kommt auch schon ein rothaariger Racheengel über die Todesser, die nicht wissen, wie ihnen geschieht. Merke: Verletze nie einen Zwilling, oder der andere wird dich dafür töten! Freds Magie kocht über, er hat die hochnäsigen Schwarzmagier plötzlich schnell erledigt und eilt zu seinem Bruder, um ihn zu stützen. Die Erinnerung geht nahtlos in Severus‘ über, der sich – wie üblich – neben mir den spektakulärsten Kampf geliefert hat. Er ist verdammt schnell mit seinen Zwillingsschwertern, seine ehemaligen ‚besten Freunde‘ haben keine Chance, auch wenn Nott ihm eine mit metallenen Spitzen versehene Keule über den Arm zieht. Wieder hören wir die Knochen brechen und diesmal fließt auch einiges an Blut, aber der Todesser bezahlt diese Tat mit einer aufgeschlitzten Kehle. Ich möchte definitiv nicht am anderen Ende des Zauberstabs oder der Schwerter des Tränkemeisters stehen. Mit dem Signal zum Rückzug endet die letzte Projektion. Belustigt beobachte ich die beiden Verletzten und ihre Partner. Während George die Sache mit seinem Bein zwar offenbar ein bisschen peinlich ist, er sich allerdings nur zu gerne von Fred umsorgen lässt (seinem Helden, wie er eine in Ohnmacht fallende mittelalterliche Prinzessin vortäuschend versichert), sagt Severus‘ sehr düstere Miene ganz klar und deutlich, dass er Rasmus umbringen wird, sollte dieser irgendetwas in die Richtung versuchen. Rasmus, ebenfalls ein ehemaliger Todesser (woher die beiden sich bloß kennen?), lehnt sich schmollend zurück und flüstert Mark etwas ins Ohr, woraufhin dieser hysterisch zu kichern beginnt. Ich beschließe, die Beziehung meines ehemaligen Lehrers zu retten, und lenke die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf mich, indem ich ein paar Knall-Grindelohs auf den Tisch werfe. Einige der Erfindungen unserer hauseigenen Scherzbolde sind doch ganz nützlich. Als alle endlich leise sind beginnen wir, die einzelnen Kämpfe durch zu besprechen. Langweilig, aber wichtig und lehrreich. Hosted by Animexx e.V. 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