Aisuru koto o nikumu [愛することを憎む] von -Kabu- (ein "Von Hass zu Liebe" - Remake) ================================================================================ Prolog: Kōgeki [攻撃] ------------------- Es ist dunkel. Keine Menschenseele ist zu dieser dunklen Stunde mehr in diesem Teil des Parks. Nur die vereinzelten Laternen am Rande des Weges beleuchten mit ihren schummerigen Lichtkreisen stumm und spärlich das feuchte Kopfsteinpflaster. Ein dezenter Wind rauscht durch die Blätter der Bäume und lässt schwere Tropfen des in den Baumkronen gesammelten Regenwassers in Schauern auf den Weg regnen. Es ist ruhig in diesem Teil der Stadt. Ausser dem böhig anschwellenden und abklingenden Rauschen des Windes in den Baumkronen, dem auf jede Böhe folgenden platschenden Ton, der auf dem Boden auftreffenden Ton der Wassertropfen und einigen in der Ferne vorbeifahrenden Autos ist nichts zu hören. Von weit her nähern sich Schritte. Ruki Mori, ein unscheinbarer Junge mit schwarzem, kurzem Haar, welches sich widerspenstig gegen jeden Frisierversuch zu wehren scheint, tappt durch das einsame Halbdunkel des nächtlichen Parks. Er ist auf dem Weg nach Hause von einem Besuch bei seinem besten Freund Kojino Kimura. Die beiden kennen sich schon seit vielen Jahren und kennen sich gegenseitig schon fast besser als sich selber. Eines kann Mori jedoch immer noch nicht begreifen: Es ist erst 10 Uhr! Weshalb in Gottes Namen muss dieser Typ immer so früh ins Bett!? Morgen ist Samstag, da haben wir keine Schule! Da kann er ausschlafen! Kopfschüttelnd schlendert er durch die Nacht. Einfach mich, Kojino’s besten Freund, so vor die Tür zu setzten! Mann. Die könnten echt mal eine Portion Tacktgefühl vertragen! ... na ja... ich sollte es ja eigentlich gewöhnt sein. Mit diesen leicht eingeschnappten Gedanken setzt er seinen Weg durch das schummrige Licht der Laternen fort. Fröstelnd schlingt er die Arme um den Körper und beschleunigt seine Schritte. Der kalte Wind hat seine Wangen und die Nasenspitze mit einem zarten Rot gefärbt. Sein Atem bleibt in feinen weissen Wölkchen hinter ihm stehen und löst sich wieder auf. Nichts stört die nächtliche Ruhe des Parkes. Ein entferntes Rascheln und knacken im Unterholz lässt Mori urplötzlich zusammen zucken. Ein unangenehmes Gefühl macht sich in ihm breit. Er beschleunigt seine Schritte. Die störenden Geräusche werden immer lauter. Nun sind deutlich langsame, schwere Schritte durch das Rascheln vernehmbar. Er bleibt stehen und horcht. Woher kommt dieses Geräusch? Er schaut sich um. Plötzlich hört das Rascheln auf und schlurfende Schritte nähern sich Mori von hinten. Dieser fährt erschrocken herum. Eine Gestalt stürzt auf ihn zu und ehe er sich versieht, wurde ihm schon einen Arm um den Oberkörper geschlungen und er mit einer grosszügigen Bewegung mit dem Rücken an eine fremde Brust gedrückt. Eine kräftige Bierfahne schlägt ihm entgegen. Erschrocken versucht er sich frei zu winden. -„Gib mir Geld!“, lallt der Unbekannte „Ich will mir noch’n Fläschch’n oder zwei gönn’n.“ Verzweifelt und nicht fähig sich aus dem Griff des Fremden zu winden zappelt er hilflos wie ein Fisch im Netz. «Ich habe nichts dabei mann! Lass mich los!» -„Theheeee... als ob ich auf so ne Scheisse reinfall’n würd’. Sicher haste was dabei!“ Mori spürt den Atem des Fremden an seinem Ohr. „Siehst ja auch aus wie einer der leckeren Jungs vom Strich. Da du so früh schon nicht mehr dort bist haste wohl mächtig was abgeräumt, hm?“ Mori erstarrt für einige Sekunden. Geschockt von der Dreistheit des Fremden, dessen Gesicht er immer noch nicht sehen kann und noch geschockter von der Tatsache, gerade als Stricher bezeichnet worden zu sein stellen sich seine Nackenhaare auf. Schlagartig wechseln seine anfangs geschockten Gesichtszüge zu einer böse funkelnden Miene. „Hast du...“ beginnt er leise „...ERNSTHAFT DAS GEFÜHL ICH VERKAUFE MEINEN KÖRPER DU SCHWEIN!?“ Mit diesen mehr geschrienen als gesprochenen Worten kickt er dem Unbekannten zielsicher zwischen die Beine, windet sich aus dessen nun schlaffen Griff und will flüchten. Das Gesicht seines Angreifers hat er immer noch nicht gesehen. -„Was fällt dir eigentlich ein du kleine Schlampe!?“ röchelt der Getroffene und packt Mori in letzter Sekunde noch mit eisernem Griff am Ärmel. Mit einem leise zischenden Geräusch schneidet ein Kendostap durch die kalte Herbstluft und trifft nach dem Bruchteil einer Sekunde mit einem dumpfen Geräusch in die Seite des Fremden. Mehrere solche Geräusche folgen, untermahlt von den „uffs“ und „ahs“ des Opfers und Moris Kampfgeschrei. Ein langhaariger junger Mann, nicht älter als 18 liegt regungslos am Boden. Seine grau gefärbten langen Haare sind mit dünnen Zöpfen und schrill violetten Strähnen durchzogen. Seine Kleidung ist nicht weniger schrill. Ein pinkes Muskel – Shirt mit angenähten Stücken, grob- und feinmaschigem, schwarzem Netz, unter einer abgewetzten Lederjache, zerrissene, schwarze Röhren-Jeans und neongelbe Chucks bilden neben zahlreichen Ketten und Bändern das Outfit des Mannes. Über ihm steht breitbeinig, der keuchende Mori mit vor Schreck geweiteten Augen. Seine ausgestreckten Hände umklammern einen langen, schlanken Holzstab. Was habe ich getan!? Für Mori war es keine grosse Kunst seinen Angreifer niederzustrecken, denn er besucht schon seit vielen Jahren den Kendo – Kurs an seiner Schule, und gehört trotz seines jungen Alterns schon zu den Senioren der Vereins. Seine Fähigkeiten musste er jedoch bis jetzt nur im Training unter Beweis stellen. Erschrocken über das was er gerade getan hat tritt er zurück. Der Angreifer liegt da- bewusstlos. Hecktisch kramt Mori sein Handy hervor, lässt es vor Aufregung beinahe fallen und wählt. Jedes monoton tutende Freizeichen macht ihn nervöser. Rastlos beginnt er vor dem Bewusstlosen auf und ab zu tigern. Seinen Kendo – Stab umklammert er immer noch mit der freien Hand. Endlich, nach dem dritten Freizeichen – und der vierten gefühlten Stunde – ertönt das erlösende Klicken eines abgenommenen Hörers. -„Notfallstation, Hallo?“ singt eine freundliche Damenstimme vom anderen Ende der Leitung. -„Hallo!“, Mori schreit fast ins Telefon „Im Park liegt ein Mann bewusstlos am Boden kommen sie schnell!!!“ -„Herrje! Wo denn genau?“ die Stimme klingt plötzlich gestresst. -„Beim Hauptweg die dritte Strasse links!“ -„In Ordnung. Wir kommen sofort! Warten sie dort bitte auf uns!“ Schon wieder ein Klicken. Der Angreifer liegt immer noch bewusstlos am Boden. Mori tigert immer noch neben dem Fremden auf und ab. In den Park ist wieder die nächtliche Ruhe eingekehrt. Das rauschen der Blätter hallt wie ein unschuldiges Lied durch die Nacht. Die Minuten erscheinen wie Stunden, und Mori wird immer unruhiger. Was ist, wenn die herausfinden, dass ich das war!?! Dieser Gedanke bohrt sich ganz tief in sie Gewissen. Ängstlich klammert er sich wieder mit beiden Händen an seinen Stab und drückt ihn wie ein Teddybär an die Brust. Plötzlich bleibt er stehen und betrachtet seinen Stab. Ja... den müsste ich natürlich erst mal wieder einpacken. Sonst kann ich mich ja gleich stellen. Da! Endlich kommt die Sanität! Dem armen Mori sacken vor Angst beinahe die Knie weg. Ihm wird ganz schwindelig. Dieser bohrende Gedanke im Hinterkopf droht ihm noch den Verstand zu rauben. Er spürt eine Hand auf der Schulter und fährt ruckartig herum. -„Herrje!“ erschrocken zieht der Sanitäter seine Hand zurück. „Was ist denn los! War es denn so schlimm? Siehst aber gar nicht gut aus! Sogar mein Kittel hat mehr Farbe als du! Komm! Wir fahren los.“ Mit vor Schreck immer noch geweiteten Augen bringt er nur ein stummes Nicken zustande. Ehrlich besorgt führt ihn der Sanitäter zum Krankenwagen. Stumm steigt er ein. Neben ihm wird der Fremde auf einer Bahre hineingeschoben und sofort auf lebensgefährliche Verletzungen untersucht. Während der ganzen Fahrt starrt Mori stumm auf die vor ihm liegende Person. In seinem Kopf schlagen Horrorszenarien Salto, gefolgt von kranken Fantastereien, wie eine Gefängniszelle wohl aussehen würde und der Angst, ein mit hunderten von Morden behafteter Hulk könnte mit ihm die Zelle teilen müssen. In der Notfallstation wird der Bewusstlose aufs Gründlichste untersucht und behandelt. Während dem löchert eine Krankenschwester den vor Panik kalt schwitzenden Mori mit Fragen. -„Hast du gesehen was passiert ist? Weisst du wer es war? Hast du irgend etwas Komisches bemerkt? Hast du irgendeinen Anhaltspunkt, von dem wir auf den Täter schliessen können? Anscheinend wurde er ausgeraubt, er trägt kein Geld auf sich. Vielleicht war das ein Serientäter! Hat es sonst noch jemand gesehen der uns weiterhelfen könnte? Weißt du wie der arme Tropf heisst? Wir müssen seine Eltern benachrichtigen!“ Da hält er es einfach nicht mehr aus. Zu viele Fragen! Auf jede wüsste er eine Antwort und mit jeder würde er sich seiner Ansicht nach auf dem direkt möglichsten Weg ins Gefängnis befördern. Von einem panischen Drang zu flüchten gepackt schaut er betont hektisch auf die Uhr. Erschrocken ruft er aus: “W-was sch-schon so spät! I – i - ich muss gehen! Meine E-Eltern machen sich bestimmt schon extreme Sorgen!“ und rennt aus der Station als sei ihm eine Horde blutrünstigster Vampire direkt auf den Fersen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)