Monster von Undine (Splitter des Lebens) ================================================================================ Kapitel 1: Schicksal -------------------- ~Willkommen zum zweiten Kapitel. Ich möchte hiermit nichts verherrlichen, aber auch keine Verschönerung auftun. Dies ist somit der Auftakt zu einer, eher kurzen Geschichte. Mag einiges total ersponnen erscheinen, so verweise ich darauf hin, dass diese Geschichte zwar fiktiv ist, aber derlei Geschichten wahrlich existieren, gar noch schlimmer. Natürlich nie wie hier, aber das Schicksal kann unermüdlich sein, es kommt immer so, wie man es nie erwartet.~ „Das Gesicht bitte noch ein wenig nach rechts.“ Rebecca folgte den Anweisungen, neigte das Gesicht leicht in die angewiesene Richtung, die letzten Schüsse ertönten, kurzes Blitzlicht, bis sich alle bedankten und das Shooting endlich zu Ende war. Sie streckte sich, seufzte kurz und nahm dann die Flasche Wasser dankend entgegen. Ihre Agentin sah sie lächelnd an und das hieß wohl, dass die Bilder besser als beim letzten Mal waren. „Damit hast du weitere Jobs sicher in der Tasche. Die Kampagne wird dich nach ganz vorne bringen“, erklärte sie und schien stolz auf ihren Schützling zu sein. Zwei Jahre nach dem Abitur hatte sie sich endlich als Fotomodel etabliert und konnte nun endlich von einem guten Etat leben. Sie folgte der Frau in die Umkleidekabine, zog die drückend, engen Sachen vom Körper, atmete tief und erschöpft durch, bis sie einen Blick in den Spiegel warf. Ihr Gesicht war kaum gerötet, das Make-up leistete guten Dienst, aber grüne erschöpfte Augen, aus einem fein modellierten Gesicht, sahen ihr entgegen. Die roten Haare hatten die Stunden mit Tonnen von Haarspray super gehalten, nur eine einzelne Strähne lugte nun aus ihrem kunstvoll, drapiertem Dutt hervor. „Urlaub“, erklang es hinter ihr. „Nutz die Zeit und bekomm diese hässlichen Augenringe weg.“ Sie nickte nur und ihre Augen wanderten der nun zugehenden Tür zu. Endlich konnte sie sich ein wenig entspannen, die ganzen Monate lauter Stress hatten massive Eindrücke, positive wie negative hinterlassen und endlich, durfte sie sich die Freiheit nehmen zu schlafen. Spangen wurden entnommen, sorgfältig beiseitegelegt, doch sie hielt die Stylistin zurück, nahm ihre eigene Bürste und genoss das Gefühl den Dingen wieder freien Lauf zu lassen. Feine, glänzende Strähnen hingen ihrem Körper herab, welche bis zum Bauch reichten. Es war ein Moment der Ruhe, sie schaltete ihren Körper langsam herunter, stellte sich auf innere Ruhe ein, weniger Stress. Eine einfache Jeans wurde übergestreift, ein warmer Wollpullover, Turnschuhe, die Tasche geschnappt und schnellen Schrittes verließ sie den Ort. Den Security wurde noch ein Zwinkern zugeworfen, als sie auch schon den lauten Verkehr gewahr nahm, die Hektik, trotz des Abends. Hinter sich hörte sie ihren Namen, als auch schon eine Hand auf ihre Schulter gelegt wurde. „Machst du alleine nach Hause?“ Sie blickte sich um und erkannte Alex, einer der wenigen heterosexuellen Visagisten hier. „Ja, hatte ich mir so gedacht.“, ein aufgesetztes Lächeln. Über Alex kursierten allerlei Gerüchte, das er die Models anmachte, mit dem Chef schlief und das niemand ihm etwas vormachen konnte. Rebecca wartete, ob er etwas sagen würde, es war zwar nicht ganz ihre Art, doch Arroganz konnte ab und an wahre Wunder wirken, das hatte Maria ihr beigebracht. „Gut, ich will dich nicht in deinem Urlaub stören, aber heute Abend gibt es eine Feier. Magst du nicht mit dort hinkommen? Es wird bunt gemischt sein, vielleicht auch für dich der ein oder andere Interessante.“ Sie überlegte kurz, sah in die haselnussbraunen Augen und nickte dann. „Wann?“ „21 Uhr. Ich kann dich abholen.“ Sanft lösten ihre Finger seine Hand von ihrer Schulter, hielt sie aber weiterhin fest. „Wie kommt es das Du auch eingeladen bist?“, erwiderte sie, setzte aber ein schiefes Lächeln hinterher, damit er wusste, dass sie es mehr im Scherz fragte. Er ließ die Hand los und erwiderte ihr Lächeln nicht ganz so begeistert. „Zum einen, die Obrigkeit gibt eine Privatfeier, und da du heute erst wieder gekommen bist, hatte ich erst jetzt Zeit dich zu fragen.“ „Letzteres hatte zwar nichts mit meiner Frage zu tun, aber dann hol mich rechtzeitig ab, ich hab so schon nicht viel Zeit.“ Sie verknotete seinen braunen Schal, damit ihre Finger schlichtweg etwas zu tun hatten. „Mach ich.“ Ihre Finger ließen ihn los und sie ging zu Fuß in ihre zwei Straßen entfernte Wohnung. Im Badezimmer suchte sie eben nach Blasenpflastern, als das Handy klingelte und der rote Nagellack vor Schock fallen gelassen wurde. Auf dem Display leuchtete Marias Namen auf. „Hallo Süße.“ Überschwänglichkeit war schon immer ihr Markenzeichen gewesen. „Hallo, es tut mir leid, aber ich bin gerade ganz schrecklich in Eile.“ Rebecca nahm Toilettenpapier, wischte die Sauerei vom Boden auf und fluchte ausgedehnt. „Was ist denn los? Und gewöhn dir endlich das Fluchen ab.“ Zischend zog sie die Luft ein, als ein kleiner Splitter in ihren Finger schnitt. „Warte mal nen Moment, ich klemm dich ans Headset.“ Die Reste vom Nagellack wurden weggeworfen, das Kabel geschnappt und in das Handy gesteckt. „So. Was gibt es?“ Vor dem Kleiderschrank blieb sie stehen und musterte die Kleider. „Also frag nicht woher, doch mir hat heute ein Vögelchen gezwitschert, das dein Boss eine Party schmeißt, zudem, - freu dich, ich wurde auch eingeladen.“ Maria klang sehr selbstzufrieden und schien nun ein zustimmendes Kommentar von ihr zu erwarten. „Das freut mich. Wann kommst du?“ Ein weißes Kleid wurde beiseitegeschoben, dann noch ein Rotes, bis sie an einem grünen, langen Satinkleid hängen blieb. Es war zwar nicht die aktuellste Kollektion, passte aber hervorragend zu ihr. „Gegen 22 Uhr, ich hab vorher noch ein Date.“ Eine Pause wurde eingelegt, doch Rebecca hatte keine Lust, darauf einzugehen. „Soll ich dich wieder abholen?“ „Ja, das wäre durchaus nett.“ Wieder entstand eine Pause, doch dieses Mal ungewollt. „Du scheinst wohl nicht in Plauderstimmung zu sein? Na ja, dann bis später. Tschü.“ Sie hatte aufgelegt. Rebecca nahm das Kleid mit ins Bad, hüpfte kurz unter die Dusche und ließ sich vom Wasser sanft berieseln. Rote Flecken bildeten sich auf der Haut, kribbeln breitete sich aus und sie lehnte sich gegen die Fliesen, ließ das Wasser ihren Rücken malträtieren. Der Hahn wurde zugedreht, Finger verkrampften sich kurz um das Metall, bevor sie sich selbst zwingen musste, es loszulassen. Vor dem Spiegel tupften Fingerkuppen Creme auf, während sie sich immer wieder musterte, die linke dann die rechte Seite besah, die makellose Haut, die leichten Sommersprossen, die hellen Wimpern. Tiefes Seufzen erklang, während der Kopf sich gegen den Spiegel neigte und sie in Gedanken versank. Es war Sommer und die Mädchen radelten mit ihren Fahrrädern durch die Gegend, gackerten und sprachen über das Thema Nummer eins, welche Vierzehnjährige nun mal interessierte, Jungs. Rebecca kicherte mit, als Jessica über den perplexen Blick ihres nun Exfreundes erzählte. Ihre braunen Haare wehten im Wind, ihr eigenes Rad quietschte, als es bergab ging, dann über die Gleisen, hinüber zum Wald. Sie schoben ihre Räder zur Bank, stellten diese ab und setzten sich. Ihr Atem kam stockend, da sie nunmehr 2 Stunden unterwegs gewesen waren. „Ich kann nicht verstehen, wieso Sara unsere Radtour abgesagt hat“, ereiferte sich Maria, während sie ihren Apfel aß und mit wütender Miene die Pferde auf der Koppel musterte. „Sie konnte nun mal nicht“, erklang Jessicas halb so wütende Stimme und Rebecca kam das blonde Mädchen wieder in den Sinn, die auf ihre 2 jüngeren Geschwister aufpassen musste. Ihr blauen Augen waren gerötet gewesen, was darauf schließen ließ, dass die Kleinste von allen geweint haben musste. Sie hatte sich zwar mehr als einmal entschuldigt, doch Maria ließ ihr das nicht so schnell durchgehen. Jessicas braune Augen sahen Rebecca an, die sich bisher noch nicht zu diesem Thema geäußert hatte. „Was meinst du?“ „Ihre Eltern waren daran schuld.“ „Das klingt aber wie eine Ausrede.“ Sie nickte, nahm die Überreste ihre Birne und ging auf eines der Tiere zu, soweit der Zaun es erlaubte. Mit flacher Hand hielt sie die Überreste hin und wartete, dass das Pferd kam. Nach einigen Sekunden allerdings schien sich immer noch kein Tier für ihre Überreste zu interessieren und sie nahm ihre Hand zurück. „Du machst das falsch.“ Maria nahm ihr das Obst weg, rupfte einige Löwenzahnblätter um sich herum und machte einige komisch klingende Geräusche und hielt ihre Hand ausgestreckt in Richtung der Tiere, sodass diese das Grünzeug sehen konnten. Tatsächlich erschienen die Pferde und Rebecca lächelte. „Mein Vater will mir trotzdem kein Pferd kaufen, ein Stall ist ihm zu teuer.“ „Und ein Pflegepferd?“, fragte Jessicas piepsige Stimme. Sie zuckte nur mit der Schulter und antwortete keinem. An jenem Abend bekam Sara noch ihre Strafe und Rebecca zuckte auf, sah auf die Uhr und ärgerte sich das kostbare Minuten verschwendet wurden, nur da sie wieder geträumt hatte. In letzter Zeit erinnerte sie sich an verschiedenste Dinge aus ihrer Vergangenheit und immer wieder zog Gänsehaut über ihren Körper. Als hätte Maria nicht so schon genug Macht über sie. Als sie endlich fertig war und zudem zufrieden, war noch einige Zeit über und griff so in den Kühlschrank nach einer Diätcola. Seit geraumer Zeit fragte sie sich schon, was aus Theresa geworden war, denn das schlechte Gewissen nagte nach wie vor an Rebecca, doch reiner Selbstschutz hatte sie unmenschlich handeln lassen. Doch diese Gedanken würden ihr nichts nützen, selbst jetzt, mit schlechtem Gewissen, würde sie nicht in Marias Machtspielchen eingreifen. Während eine Grundierung aufgetragen wurde, die ziemlich genau ihrem Teint entsprach, durchzog sie ein ungutes Gefühl, ein ziehen in ihrem Leib, als sie an die glücklichen Gesichter ihrer Eltern dachte, da beide eine Anstellung an der Uni bekommen hatten. Da war sie gerade mal 12 gewesen und durfte einen Rundgang durch die Universität machen. Ihre Eltern waren einfach Menschen mit zweifelhafter Vergangenheit, die einfach nur froh waren, Arbeit gefunden zu haben. Eigentlich waren eine Putzfrau und ein Hausmeister nicht mehr vonnöten gewesen, das hatte ihr Maria zugeflüstert, als sie sich freiwillig entführen ließ und da Maria die Führungs- und Machtposition so gut gefielen, hatte sie in der 6. Klasse beschlossen ihr Territorium auszuweiten. Rebecca war nie stolz gewesen die rechte Hand der Anführerin zu sein, doch mochte diese sich noch so dumm stellen, von Manipulation hatte sie durchaus Ahnung, wie auch immer. Ein Gefühl von Melancholie bauschte sich in ihrem inneren auf, ab und an, wenn man Gefühle unterdrückte, drohten diese auszubrechen und so wischte sie eine einzelne Träne beiseite, unterdrückte das aufkeimende Schluchzen und trieb sich zur Stärke an. Im Wohnzimmer öffnete die junge Frau die Gardinen und blickte auf die hell erleuchtete Stadt. Ihrer Heimatstadt, die eh und je, wenn man diese genauer kannte, dreckig erschien. Viele Gedanken flossen auf sie ein, als würde ein Regenschauer herabregnen, so trostlos waren diese, und auch wenn sie gerne gute Miene zum bösen Spiel betrieb, so war sie innerlich zerrissen. Nach gefühlten Minuten öffnete sie das Fenster, ließ die kühl-feuchte Herbstluft herein und genoss das Gefühl des starken Windes um ihr Gesicht. Aus den Augenwinkeln heraus, sah sie den Anrufbeantworter des Telefons aufblitze und mit schnellen Schritten tippte sie auf die Taste und wartete. „Sie haben, zwei neue Nachrichten“, erklang die monotone Frauenstimme, dann das Freizeichen und die gebrochene Stimme ihrer Mutter erklang. „Schatz, es tut mir leid, das ich mich jetzt erst melde. Du hattest so viel zu tun und ich dachte es ist im Interesse aller, ...“, sie stockte und Rebeccas Bauchgefühl änderte sich langsam in einen Magenkrampf um. „... wenn die Beerdigung im Stillen abgehalten wird. Oder eher wurde. Ich hab es nicht länger aushalten können. Ruf mich morgen an. Ich halte das nicht mehr aus, ich gehe, es ist alles fertig, ich, verdammt.“ Ein tiefes Stöhnen, dann schluchzen erklang und es wurde aufgelegt. Da es schon recht spät war, ließ sie den Hörer wieder sinken. Einige Sekunden blieb sie regungslos stehen, ihre Atmung war flach, langsam, der Mund öffnete sich leicht und Tränen bemächtigten sich wieder ihrer Augen.Sie blinzelte diese hinfort, nahm ihre Tasche, packte Geldbeutel, Handy und den Schlüssel hinein, griff nach ihrem schwarzen Lieblingsmantel und verließ die Wohnung. Mit einem Stöhnen blieb sie stehen, begab sich zurück, zog die flauschigen Hausschuhe aus und hadert kurz. Die Füße schmerzten, doch wenn sie nur auf normale Sandalen zurückgriff, würde man ihr eine Modesünde vorwerfen. So zog sie fix die Stilettos an, deren Gang sie zwar beherrschte, doch rennen konnte man damit nicht. Nun wurde alles sorgsam in ihrem Inneren verschlossen, immer und immer wieder, bis sich Rebecca sicher sein konnte, dass vorerst nichts dieser Gedanken und Gefühle auftauchen konnte. Das war besser und auch die Jahre hatte es geklappt, Hauptsache man ließ sie in Ruhe und dachte nichts Schlimmes über sie. Eben wurde die Tür geöffnet und ein perplexer Alex stand vor ihr. Er trug einen braunen Stoffmantel, seine dunklen Haare umspielten lässig sein Gesicht und die blauen Augen blitzen nun freudig auf. „Sehr pünktlich heute, die Frau.“ Ihre Lippen zuckten und ein Lächeln zierte die Lippen. „Lass uns gehen. Ich möchte es endlich hinter mir haben.“ Mit einem spitzbübischen Grinsen öffnete er die Tür des Taxis und ein wenig schaffte es seine lockere Art, ihre Trübseligkeit ein wenig zu vertreiben. Er war, etwas Besonderes, zumindest in ihren Augen. Im Taxi, beobachte sie die Umgebung, musterte alle Fußgänger, ließ sich von den Lichtern anziehen. „Wie geht es eigentlich deiner Familie.“, ganz beiläufig erklang seine Frage, und als sie nach drüben blickte, konnte sie ehrliches Interesse sehen. Die rechte Hand, welche sich um den Griff der Tür gelegt hatte, verkrampfte einen Moment, bevor sie ihn wieder anlächelte, bei ihm, war es fast unmöglich, Trübsal zu blasen. „Sehr gut. So wie ich erfahren habe, wird Mutter sich nach einer neuen, ruhigeren Gegend umsehen. Sie ist ja nun auch nicht mehr die Jüngste.“ Er nickte, und pflichtete ihr so bei. „Helena und Karl wollten doch nun schon seit längerer Zeit wegziehen. Hat sie gesagt wohin?“ „Leider nicht, aber ich werde sie demnächst anrufen, dann kann ich sie fragen.“ Alex' Hand, ergriff Rebeccas, seine Finger verschränkten sich mit den ihren und ihr Gesicht bekam eine leichte Färbung, als sie ihn kurz ansah, dann wieder weg blickte. Ihr Herz pochte kurz schneller und das Gefühl seiner warmen Hand ließ sie etwas entspannen. Im Radio ertönten die Nachrichten, neue Regelungen, Autounfälle und das Mitglieder einer gefährlichen Jugendgang gefasst wurden, nachdem sie ein Mädchen missbraucht hatten. Es war wie ein Déjà-vu, als die Nachricht vergessene Erinnerungen freilegte. „Ich kann das nicht!“, Rebecca schrie es ihr förmlich entgegen, während sie den Blick gen Boden meidet. „Du hast keine Ahnung, welche Folgen das haben wird.“, Marias Blick war eisig auf sie gerichtet. Rebecca liefen nun unentwegt Tränen über das Gesicht, ließen den Blick verschwommen erscheinen, sie wollte schreien, Maria packen, auf sie einschlagen und einfach nur ihre Wut heraus lassen. „Das kannst du nicht machen, bitte. Lass sie doch.“, flehend erklang nun ihre Stimme, während einige Mädchen um sie herum schon anfingen zu kichern, andere nicht recht wussten, was sie machen sollten. „Ich dachte du stehst auf meiner Seite oder hintergehst du mich?“ Weit holte die Sechzehnjährige ihren Arm aus, sie schien sauer zu sein, Befehle mussten sofort befolgt werden, doch sie ließ ihn wieder senken, setzte nun einen Fuß nach vorne. Nun kam sie der verheulten Rebecca näher, nahm ihr Kinn in die Hand und blickte sie streng an. „Soll ich verraten was deine Eltern gemacht haben? Soll ich sagen, was du bist?“ Einen Moment lang konnte sie nicht atmen und geweitete Augen sahen nur Maria an. Nun bückte sie sich, nahm die Schere, zerschnitt das billige T-Shirt, öffnete den BH und sah nun in blaue, schreckhafte Augen. „Wenn du irgendjemandem etwas sagst, bist du so gut wie Tod. Dabei müssen wir dich nicht mal umbringen, denn keiner wird dir glauben.“ Sie schob die Beine auseinander, probierte es, doch das gefesselte Mädchen wehrte sich irgendwie, rollte hin und her, stöhnte vor Schmerz auf, als eine der Glasscherben am Boden in den Rücken des Mädchens stach. Rebecca biss sich in die Lippen und schwor, dieses Erlebnis auf ewig zu vergessen. „So.“, Marias Stimme erklang, klar, kraftvoll und selbstsicher. „Solltest du dich wehren, wird es nur noch mehr wehtun. Und wer schon immer sehen wollte, wie es ist, wenn ein Mann eine Frau nimmt, der kommt näher, denn unsere kleine Hure hier, steht ja bekanntlich drauf.“ Kichern erklang, zunehmend auch männliches. „Alter, die Mistziege wollte ich schon immer mal knallen, die hat mich letztens an die Knöller verraten.“ Rebecca hatte Alex' Hand so fest umklammert, dass dieser aufjaulte und Rebecca damit wach rüttelte. „Verdammt! Was machst du?“ Geschockt sah sie ihn an, entschuldigte sich und hielt ihre Hände vor das Gesicht. „Sag mal, was ist los mit dir?“ Zitternd rang sie um ihre Selbstbeherrschung. „Es tut mir Leid, nur solche Meldungen, sind echt das Letzte.“ Mit zweifelndem Blick betrachtete er die Frau neben sich, nahm sie, soweit es ging in seine Arme und die Fahrt verlief nun weitestgehend still. Auf der Party angekommen, war der ganze Stress vergessen, mit Freuden wurde das neue Modeltalent begrüßt, herumgereicht wie eine Ware, sie selbst präsentierte sich von ihrer besten Seite, plauderte angeregt und lächelte allen freundlich und naiv zu. Alex hielt sich währenddessen Abseits, unterhielt sich mit Kollegen, warf aber ab und an Blicke in ihre Richtung, sodass sich ihre Laune alsbald besserte und ihr lachen nur noch halb so gekünstelt wirkte. Gegen 22 Uhr hatte sie es endlich geschafft sich zu Alex freizukämpfen, der sie nun musterte und ihr eine aufmunterndes Lächeln schenkte. „Ich glaube, ich brauch was zu trinken“, kicherte sie und freundlich, wie er war, ging er beiden etwas besorgen. Indessen klingelte ihr Handy und Maria kündigte sich an. Etwas gedämpft richtete sie seinem Kollegen aus, dass sie eine Freundin holen würde, und begab sich nach unten. Der Glasaufzug schien eine Ewigkeit zu benötigen, und als sie endlich die frische Nachtluft einsog, atmete sie erleichtert aus, da sie ihre beiden Freundinnen schon von Weitem sah. Auf dem Bürgersteig winkte sie den beiden lächelnd zu, auch wenn das Licht durch die Laternen nur spärlich war. Die Straße war kaum befahren und links, wie auch rechts kam kein Auto, sodass sie sich in Richtung ihrer Freundin aufmachte. Die blonden Haare Marias sahen leicht zerzaust aus und ihr Lachen klang auch nicht mehr ganz taufrisch. „Kommt ihr zwei. Ihr werdet schon erwartet“, rief sie beiden entgegen, noch immer kam kein Auto und etwas wagemutig blieb sie mitten auf der Straße stehen. Diese kicherten nur, schienen über etwas besonders erfreut zu sein. „Nun kommt schon, ich hab nicht ewig Zeit.“ „Ohooo.“, es war Saras Stimme. „Wartet etwa unser Alexander oben?“ Rebecca biss sich auf ihre Lippen. Maria konnte nichts für sich behalten. „Warum kommst du nicht zu uns? Wirst du jetzt ein Straßenmädchen?“ Wieder giggelten die anscheinend angetrunkenen Frauen, doch endlich wurde die Tür des Ferraris geschlossen und Maria kam ihr entgegen, während sich Sara keinen Zentimeter rührte. Rebecca nuschelte etwas zu sich, schien angefressen über diese mehr als unfreundliche Antwort. „Guck mal mein Schatz.“, etwa einen Meter blieb Maria vor ihr stehen. „Jetzt musst du mir entgegen kommen, oder das böse Auto wird mich erfassen.“ Langsam nervte sie das ständige Gekicher und tatsächlich erschien ein Auto, das mehr als die erlaubte Zahl fuhr, denn es näherte sich schnell den Frauen. „Verdammt, das ist kein Spiel. Komm zu mir.“ Die blonden Locken wurden geschüttelt, der volle Mund hatte sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen und wie unter Zeitlupe, nahm sie das Hupen des Wagens wahr, blickte nach vorne zu ihrer übermütigen Freundin. Auch wenn es in jenem Moment unsinnig erschien, doch sie wollte nicht noch mehr Menschen auf dem gewissen haben, so stürzte sie in heller Verzweiflung nach vorne, schubste die Blondine weg, welche aufschrie, doch für sich, hatte sie keine Zeit mehr, als der Wagen sie auch schon erreichte. Ihr Körper wurde mit voller Wucht erfasst, auch wenn sie noch das Quietschen der Bremsen hörte, wurde schlagartig die Luft aus ihr herausgepresst, der Körper prallte gegen das Vehikel und wurde auf die Scheibe geschleudert, wo sie sich aus Reflex abrollen wollte, das Stückchen Kraft und Energie, dazu aufwenden musste, doch das passierte nur einen Sekundenbruchteil und sie war zu schwach, um sich zu retten. Der Wagen hielt, die Frauen schrien auf und Rebecca stöhnte. Metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und es war, als würde sie ihren Körper nicht mehr spüren, nur noch den eigenen Kopf, als würde nichts mehr dazugehören. Erst jetzt senkte sich schwarze Stille um sie herum, die gnädig angenommen wurde. Es war ein leises Flüstern, welches sie wahrnahm. Erst das eines Mannes, dann einer unbekannten Frau. „Vorsichtig schlug sie die Augen auf und sah in Alex Augen. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton entwich ihr. Seine Hand näherte sich ihrem Gesicht, streichelte unversehrte Haut und vor Schmerz stöhnte diese auf, welches ihr noch weiteren einbrachte. „Keine Angst. Alles ist gut.“ Rebecca schloss wieder ihre Augen, die Worte konnte sie nicht verarbeiten, dafür war sie zu geschwächt, doch seine Anwesenheit war Balsam. Von Weitem ertönte ein Rufen. „Schwester Theresa, sie ist aufgewacht.“ Ein Blitz durchzog ihren Körper, als eine bekannte Stimme, versteckte Erinnerungen in ihr wachrief. „Das ist gut....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)