Nachhilfe von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 31: Das Zimmer in dem ... --------------------------------- Die zwei Mädchen fanden Sachiko in der Küche, am Tisch sitzend. Dort war sie mit irgendwelch Papierkram beschäftigt, welches sie vor sich ausgebreitete hatte. „Was machst du da?“ fragte Haruka irritiert, als sie das sah. „Oh, dass ich dich heute nochmal wiedersehe, hätte ich nicht erwartet. Schmollst du gar nicht mehr?“ Haruka war augenblicklich eingeschnappt und wäre am liebsten wieder nach oben verschwunden. Aber der Blick ihrer Freundin hielt sie davon ab. Sie wurde sogar noch leicht nach vorne geschubst, was wohl unmissverständlich hieß, dass sie jetzt ihr Versprechen einlösen sollte. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte und damit ihren Ärger herunterschluckte, ging sie auf den Tisch zu und setzte sich ihrer Mutter gegenüber. „Nein. Ich möchte mich entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrienen hab. Ich habe überhaupt kein Recht mich da einzumischen.“ Sachikos Blick wanderte einmal kurz zu der Türkishaarigen herüber, die sehr zufrieden aussah und auch sie konnte nicht anders als grinsen. „Recht hast du. ... Entschuldigung angenommen.“ fügte sie nach kurzer Pause noch hinzu. Michiru ging jetzt auch zu dem Tisch rüber und setzte sich neben Haruka. „Sachiko? Ich habe eben mit meiner Mutter telefoniert und ich muss gleich wieder nach Hause. ... Darf Haruka mit?“ fragte sie hoffnungsvoll. Die blonde Frau ihnen gegenüber sah sie abwechselnd an, dann lächelte sie. „Von mir aus. Sie würde mir hier ja eh nur auf die Nerven gehen.“ Die Beiden strahlten. „Danke, Sachiko.“ „Schon gut. Aber ihr werdet morgen wieder zur Schule gehen, also vergiss deine Sachen nicht, Haruka.“ „Was, wir müssen wieder zur Schule?“ stöhnte die Sportlerin. „Ja. Ein Tag frei reicht ja wohl. Auf das Schulgelände dürfen die Fotografen sowieso nicht, also habt ihr da nichts zu befürchten.“ „Ach, nein? Und was ist mit den Schülern und Lehrern?“ „Der Direktor wusste ja schon, dass du ein Mädchen bist, also würd ich mir um die Lehrer keine Gedanken machen. Und mit den Schülern kommst du ja wohl selbst klar. Das war doch bisher auch kein Problem für dich.“ Von Haruka kam noch ein Stöhnen. „Aber nervig wird‘s trotzdem. ... Was ist denn das hier nun?“ fragte sie, als sie sich wieder über den Haufen Papier wunderte. „Ach, es müssen noch so einige Sachen, bezüglich Keisuke geregelt werden. Unter anderem seine Beerdigung.“ „Was? Der Kerl kriegt ‘ne Beerdigung? Können wir den nicht einfach in irgend ‘n Loch werfen und wertig ist.“ Von Sachiko kam ein verständliches Lächeln zurück. „Mach dir mal keinen Kopf deswegen. Es wird keine große Feier geben. Und um den Rest kümmere ich mich selbst.“ „Oh, okay.“ war Haruka einigermaßen wieder beruhigt. „Haruka, ich habe übrigens beschlossen, dass sein gesamtes Geld an dich übergeht.“ Es wurde auf einmal richtig still im Raum. Haruka sah ihre Mutter mit geweiteten Augen an und auch Michiru war sprachlos. „Was?“ kam es dann endlich aus der Blonden heraus. „Dein Vater hatte kein Testament gemacht, von daher geht sein ganzer Besitz an mich über. Wir waren ja noch verheiratet und hatten damals einen Ehevertrag abgeschlossen, der besagt, dass der Ehepartner das gesamte Vermögen des jeweils anderen in Falle eines Todes erbt. Ich schätze mal, er war eigentlich auf mein Geld aus. Pech für ihn, dass er vor mir gestorben ist. ... Ich weiß allerdings nichts mit seinem Geld anzufangen und hab ja eh schon genug, also möchte ich, dass du es bekommst. Es wird zwar nichts von dem was geschehen ist wieder gut machen, aber ich finde es ist nur fair.“ „Ähm, ... na gut.“ mehr konnte Haruka im Moment nicht dazu sagen. Von diesem Ehevertrag wusste sie gar nichts. Ihr wurde gerade Bewusst, dass Keisuke sie jeder Zeit hätte aus dem Weg räumen können, wenn er nur hinter ihrem Geld her war. Noch ein Grund warum sie mehr als froh darüber war, dass er nie wieder kommen würde. ... Aber wieso hatte er es eigentlich nicht getan? „Ich bin mir sicher Keisuke würde ausflippen, wenn er das wüsste.“ lächelte Michiru und holte Haruka so aus ihren Gedanken raus. „Ja, da hast wohl recht.“ grinste Haruka jetzt auch. „Gut. Ich werde mich darum kümmern, dass das Geld auf dein Konto überwiesen wird, sobald mir das Erbe ausgezahlt wird.“ Haruka hatte eigentlich nichts dagegen. Sie hatte zwar ebenfalls genug Geld und bräuchte es nicht wirklich aber die Vorstellung, wie Keisuke darauf reagieren würde, war noch befriedigender als das Gefühl, wie sie vorhin seinen Wagen gefahren war. „Dir gehört jetzt wirklich alles von ihm?“ fragte sie bei ihrer Mutter nochmal nach. „Ja. Möchtest du vielleicht noch was von ihm?“ „...... Seinen Schreibtisch.“ sagte Haruka nach einiger Zeit entschlossen. „Seinen Schreibtisch? Du meinst den Mahagonieschreibtisch in seinem Arbeitszimmer?“ war Sachiko verwirrt. „Genau den.“ „Was willst damit? „Weiß ich noch nicht. Vielleicht verkaufe ich ihn. ... Oder Verschenk ihn. .... Nein, noch besser, ... ich vernichte ihn!“ „Was genau hast du denn gegen den Tisch, wenn ich fragen darf?“ fragte Michiru vorsichtig nach, denn Harukas Gesichtsausdruck machte ihr fast Angst. „Das Teil hat mir schon den ein oder anderen Knochen im Körper geprellt oder gebrochen. Ich hasse dieses Ding. Er hat an diesem Tisch immer wie ein König gesessen, und auf mich herabgesehen.“ Sachiko und auch Michiru sahen ziemlich geschockt aus. „... Okay, du hast mich überzeugt. Das Teil kommt weg!“ versicherte Sachiko ihr und sah aus, als wäre sie den Tränen nahe. Michiru musste sich auch zusammenreißen. Sie ergriff die Hand ihrer Freundin unterm Tisch und versuchte nicht daran zu denken, was Keisuke alles getan hatte. Haruka erwiderte den Händedruck und sah sie sanft an. „Hey, ist schon okay. Es ist Vergangenheit.“ versuchte sie die Zwei aufzumuntern. „Ja, aber...“ setzte Michiru an, wurde aber unterbrochen. „Kein aber. Ich könnte gerade nicht glücklicher sein, also macht euch keine Sorgen, oder Vorwürfe. Was geschehen ist, ist geschehen. Und ich komm schon damit klar.“ „Tust du das wirklich? Oder tust du nur so?“ fragte Sachiko besorgt nach. „Tu ich wirklich. ... Ich hab ja euch.“ grinste sie. „Na gut, ich werd dir wohl glauben müssen. ... Und jetzt macht, dass ihr hier verschwindet. Ich muss das noch fertig machen.“ sagte Sachiko streng, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Die beiden Mädchen nickten verständlich und gingen zusammen nach oben. „Meinst du, sie wird das jemals vergessen?“ fragte Haruka im Flur. „Ich fürchte sie wird das niemals vergessen können, Haruka. Und ich auch nicht.“ antwortete Michiru ihr und drückte ihre Hand dabei noch etwas fester. Von der Sportlerin kam erst mal ein Seufzen. „Aber ich will nicht, dass eine von euch beiden leidet.“ „Keine von uns leidet auch nur ansatzweise so sehr, wie du gelitten hast, nur damit das klar ist, Haruka. Wir können es eben genau so wenig vergessen wie du, das musst du akzeptieren. Aber ich denke, wenn Sachiko sieht, dass du glücklich bist, dann wird sie es auch sein, genau wie ich.“ „Na, dann ist das ja ganz leicht. Ich bin nämlich überglücklich.“ grinste Haruka breit. Michiru konnte auch nur lächeln und schlang im Gehen beide Arme um Harukas Taille und drückte sich fest an sie. Haruka legte ihren Arm um ihre Schulter und so gingen sie gemeinsam in ihr Zimmer. „Wollen wir eigentlich jetzt schon los?“ fragte die Künstlerin dort angekommen. „Jetzt schon? Wollen wir nicht noch ein bisschen hier bleiben?“ „Und was willst du machen?“ „Na ja, ... vielleicht da weiter wo wir vorhin aufgehört haben?“ „Du hast echt nichts anderes mehr im Kopf, oder?“ fragte Michiru gespielt empört. „Wie könnte ich, bei deinem Anblick?“ hauchte die Blonde verführerisch und beugte sich zu ihr hinunter. Michiru fühlte sich zwar geschmeichelt, verdrehte aber nur die Augen und befreite sich aus ihrem Griff. Sie wusste, dass wenn sie sich jetzt ergab heute nicht mehr hier weg kam. „Los, pack deine Sachen zusammen.“ Haruka stöhnte, tat aber trotzdem was ihre Freundin ihr sagte und holte ihre Tasche aus dem Schrank. Sie hatte zwar auch einige Sachen bei Michiru gelagert aber so viele waren es nicht. Seiichiro hatte es nämlich überhaupt nicht witzig gefunden, dass auf einmal überall ihre Klamotten in dem Zimmer seiner Tochter zu finden waren und hatte sie fast wirklich auf die Couch im Wohnzimmer verband. Nur weil Michiru richtig Laut geworden war und auch ihre Mutter auf ihrer Seite gehabt hatte, war das nicht passiert. Trotzdem bemühte sich Haruka jetzt so wenig Spuren wie möglich in dem Zimmer zu hinterlassen. Nicht nur weil sie doch ein klein wenig Angst vor Seiichiro hatte, nein, auch weil sie nicht wollte, dass sich ihretwegen Michiru mit ihren Eltern stritt. Michiru hatte ihr zwar versichert, dass das gar nicht so ernst gewesen war, wie es ausgesehen hatte, und ihr Vater sich nur übermäßig Sorgen machte, aber für sie hatte es doch sehr ernst ausgesehen. Nun warf sie wahllos irgendwelche Kleidungstücke plus Schuluniform in ihre Tasche, fügte noch ihre Schulsachen hinzu und zog dann den Reißverschluss zu. „So, fertig!“ Das hatte nicht mal zwei Minuten gedauert. „Du und deine Ordnung. ... Also gut, du kannst ja schon mal runtergehen. Ich hol noch eben meine Geige.“ „Ist gut.“ Und schon schulterte Haruka ihre Tasche und ging aus dem Zimmer, gefolgt von Michiru. Die Türkishaarige schlug allerdings den Weg zu dem Zimmer mit dem Flügel ein. Sie verstaute ihre Geige sorgsam in dem Koffer und ging dann auch nach unten. Unten an der Treppe angekommen blieb sie plötzlich abrupt stehen. Ihr Blick wanderte über ihre Schulter den Gang, abseits der Küche entlang. Fast wie in Trance setzte sie ihren Geigenkoffer auf den Boden ab, ließ ihre Handtasche auf den Boden fallen und ging den langen Flur entlang. Vor einer bestimmten Tür blieb sie wieder stehen. Sie wusste, was sich dahinter verbarg. Sie hatte diesen Raum, genauso wie alle anderen entdeckt, als sie Haruka den einen Sonntag über gesucht hatte. Damals hatte sie das Zimmer nicht weiter beachtet, war ohne groß zu überlegen hinein gegangen. ... Nun stand sie davor und wusste nicht, ob sie wirklich diese Tür öffnen sollte oder nicht. Ihr Herz schlug ihr jetzt schon bis zum Hals. Könnte sie den Anblick des Zimmers ertragen, jetzt wo sie wusste, was Haruka da drinnen angetan wurde? Sie wusste nicht einmal warum sie hier stand und da rein wollte. Aber irgendetwas zwang sie dazu. Ihre Hand erhob sich langsam und drückte die Klinke herunter. Mit einem leichten knarren schwang die Tür auf und gab so Einblick in das Innere des Raumes. Michiru stand immer noch vor der Türschwelle und sah einfach nur hinein. Es hatte sich nichts verändert. Obwohl alles in diesem Raum nun eine andere Wirkung auf sie hatte, sah er doch noch genauso aus wie bei ihrem letzten eintreten. Der große teure Schreibtisch in der Mitte, die vielen Regale und Schränke an den Wänden, mit Ordnern darin, und einzelne Kunstwerke überall verteilt, die sie damals schon scheußlich gefunden hatte. Zögernd setzte sie einen Fuß vor den anderen und ging so weiter hinein. Ihre Hände wanderten automatisch zu ihren Oberarmen und rieben sie etwas, so als wäre ihr kalt. Und ihr kam es wirklich kalt hier drinnen vor. Kalt, drückend und angsteinflößend. Wie hatte sie damals nur so achtlos hier rein sehen können? Haruka indes betrat gerade den Flur vor der Haustür. Sie hatte sich noch von Sachiko verabschiedet und die hatte sie erst gehen lassen, nachdem sie sie davon überzeugt hatte, dass sie auch wirklich ihre Schulsachen eingepackt hatte. Und dann musste sie sich auch noch anhören, dass sich ihre Noten immer noch nicht auf dem Stand befanden auf dem sie einmal waren und sie doch bitte mal wieder einen Blick in ihre Bücher werfen sollte. Haruka hatte nur die Augen verdreht und mit den Kopf genickt. Nun hatte sie endlich flüchten können und entdeckte im vorbeigehen Michirus Geigenkoffer am Absatz der Treppe. »Seit wann lässt sie den unachtsam in der Gegend stehen?« Das gefiel ihr irgendwie nicht und so sah sie sich erst mal um. Sie konnte die Türkishaarige aber nirgends entdecken. Allerdings fiel ihr Blick den langen Flur hinab. Ihre Augen verengten sich und sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen. Sie konnte schon beim entlang gehen des Ganges erkennen, dass eine Tür offen stand. Genau davor blieb sie stehen und fand in dem Raum dahinter ihre Freundin wieder, wie sie sich ängstlich im Raum umsah. Haruka seufzte einmal innerlich und holte tief Luft, bevor sie ebenfalls rein ging. Eigentlich war sie gar nicht besonders leise gewesen, trotzdem fuhr die Künstlerin erschrocken zusammen, als sich plötzlich zwei Arme von hinten um sie schlangen. Sie entspannte sich daraufhin aber gleich wieder und lehnte sich an den warmen Körper hinter sich. „Was machst du hier?“ fragte Haruka ruhig. „Ich ... weiß es nicht. Meine Füße haben mich einfach hergetragen.“ „Es war wohl keine gute Idee, das mit dem Schreibtisch zu erwähnen, was?“ „Nein. Nein, es war richtig. Ich ... ich versuch das nur alles zu verarbeiten, weißt du.“ „Und deswegen kommst du hier her? Ich würde sagen, das macht es nur noch schlimmer, oder nicht?“ „Nein. Auch wenn ich es furchtbar hier drinnen finde, hilft es doch ein wenig zu realisieren, dass er weg ist. … Tut mir Leid. Meinetwegen bist du hergekommen. Für dich ist es bestimmt noch viel schrecklicher hier zu sein.“ Michiru kullerten dabei doch tatsächlich ein paar Tränen die Wange hinab. „Es geht schon. Du bist ja da. Aber mir wär es trotzdem lieber, wenn wir jetzt gehen könnten. Schon allein deswegen damit du aufhörst zu weinen.“ „Tut mir leid.“ Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Muss es nicht.“ lächelte Haruka sanft und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ist es wirklich okay für dich hier drinnen zu sein?“ „Das Zimmer war nie das Problem, Michiru. Nur der Mann dem es gehörte, und der ist ja jetzt weg. Auch, wenn es einige Erinnerungen hochbringt, die ich lieber vergessen würde, finde ich es doch weniger angsteinflößend als früher. ... Es könnte aber schon mal ‘nen neuen Anstrich vertragen. ... Und neue Möbel. Der Schreibtisch ist ja schon für die Schrottpresse vorgesehen, da kann man den Rest ja gleich mit reinwerfen.“ Jetzt musste Michiru auch wieder Lächeln. „Ja, finde ich auch. Der Kerl hatte echt einen grausamen Kunst Geschmack, weißt du das?“ „Alles Geschenke seiner "ach so tollen Freunde". Die Sachen waren so was wie Trophäen für ihn.“ „Ach, deswegen ist alles so wild durcheinander gewürfelt. Ganz ehrlich? Deine Pokale sind sehr viel schöner. Und dazu auch noch ehrlich verdient.“ Ein breites Grinsen trat in Harukas Gesicht. „Glaubst du, er hat sie nicht ehrlich verdient?“ „Bestimmt nicht. Ich will gar nicht wissen, was er getan hat, um sich die Dinger zu verdienen, aber ehrlich war es auf kein Fall.“ „Da könntest du Recht haben. ... Wollen wir dann jetzt gehen?“ fragte Haruka, nachdem sie ein paar Minuten schweigend da gestanden hatten. „Ja, natürlich.“ Michiru befreite sich aus Harukas Umarmung, nahm eine Hand von ihr in die ihre und ging dann zusammen mit ihr nach draußen. Haruka zog noch die Tür hinter ihnen zu und wenig später kamen sie bei der Treppe an, an der immer noch die Sporttasche und der Geigenkoffer standen. „Ich werd mich noch schnell bei Sachiko verabschieden.“ sagte Michiru. „Ist gut. Ich warte im Auto auf dich.“ Haruka nahm sich die zwei Sachen vom Boden und machte sich auf den Weg nach draußen, während Michiru ihre Handtasche aufhob und in die Küche ging. Als die Sportlerin vor die Haustür trat, konnte sie sofort ein Blitzgewitter vom Tor aus sehen. »Sind die etwa immer noch da? Die hatten doch jetzt ihr Sensationsinterview, was wollen die denn noch alles?!« Schnell ging sie zu ihrem Wagen rüber und verstaute die Sachen im Kofferraum. Damit die Fotografen so wenig wie möglich von ihnen sehen konnten, fuhr sie erst mal das Verdeck aus, als sie im Wagen saß. Ein paar Minuten später ging die Beifahrertür auf und Michiru kam ins Auto. „So, wir können los.“ „Alles klar.“ Und schon raste Haruka die Einfahrt hinunter. Die Paparazzi hatten wohl inzwischen kapiert, dass es besser war ein wenig Abstand von dem Wagen der Rennfahrerin zu halten und so schaffte sie es auch, relativ schnell auf die Straße hinaus. „Wie lange glaubst du sind wir noch das Thema Nummer eins der Presse? Ich mein, die können doch nicht ewig eure Auffahrt blockieren.“ fragte Michiru auf der Fahrt. „Keine Ahnung. Als ich damals mein erstes Rennen gewonnen habe, haben die zwei ganze Wochen vor unserem Tor kampiert.“ „Zwei Wochen! Na, toll. Hoffentlich wissen die nicht auch noch wo ich wohne.“ „Wenn sie es jetzt noch nicht wissen, fürchte ich, wird es nicht mehr sehr lange dauern, bis sie es tun. ... Aber sind dir nicht auch schon in Osaka Paparazzi nachgelaufen?“ „Nein. So berühmt wie du bin, oder besser war, ich bei weitem nicht. Außerdem is meine Zielgruppe auch eine ganz andere. Die sind eben nicht so sensationsgeil, wie deine kreischenden Weiber, sondern interessieren sich wirklich für meine Musik und Kunst.“ stellte sie hochnäsig klar. „Aber natürlich.“ schmunzelte Haruka nur. Bei der nächsten roten Ampel beugte sich die Sportlerin etwas zu ihrer Freundin rüber und sah sie eindringlich an. „Jetzt mal ganz ehrlich, Michi. Wenn du nicht zu uns gekommen wärst, also mich überhaupt nicht kennengelernt hättest und dann in der Schule von mir gehört, oder mich im Fernsehen, oder sonst wo gesehen hättest, wärst du auch eines dieser Mädchen geworden?“ Michiru versuchte wirklich die aufkommende Röte in ihren Wangen zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Natürlich wäre sie. Sie war sich sicher, dass sie Haruka genau wie alle anderen Mädchen angehimmelt hätte. „Ich hätte nicht gekreischt.“ kam es schließlich kleinlaut aus ihr heraus. Haruka fing sofort lauthals an zu lachen und fuhr dann weiter, als die Ampel auf Grün schaltete. „Nein, hättest du nicht. Du wärst wohl eher schüchtern in der Menge untergetaucht, so dass ich dich nie zu Gesicht bekommen hätte. Ich bin schon ganz zufrieden damit wie es gekommen ist.“ „Und wenn du mich doch gesehen hättest? Was hättest du gemacht?“ „Na, alles daran gesetzt dich ins Bett zu bekommen.“ grinste Haruka breit. „War ja klar.“ verdrehte Michiru die Augen. „Keine Sorge, Schatz. Ich hätt mich dabei auf jeden Fall unsterblich in dich verliebt. Genau wie jetzt auch.“ „Na, dann ist ja gut.“ Haruka grinste immer noch vor sich hin, auch als sie vor dem Haus in dem Michirus Wohnung lag ankam und sich einen Parkplatz suchte. Sie fand einen gar nicht weit von der Haustür entfernt und ging dann zusammen mit Michiru rein. Paparazzi waren hier keine zu sehen, also wussten die offenbar noch nicht, wo die Künstlerin wohnte. Hoffentlich blieb das auch noch eine Weile so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)