Tempora Nova von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 25: Mein Verlobter, Luzifers Bibel ------------------------------------------ Egal, was dieser Engel behauptete, Ciel hat nichts Falsches getan! Hätte man mir vor einigen Wochen erzählt, dass Engel so bösartig sind, hätte ich es sicher niemals geglaubt, doch jetzt sah die ganze Sache anders aus. Ich musste einen Weg finden, Rasiel und die anderen aufzuhalten, ich durfte auf keinen Fall zulassen, dass Ciel etwas zustößt! Hier war ich nun also, das sollte mein neues zu Hause werden… Es gefiel mir nicht! Alles hier um mich herum war in weiß gehalten, fast schon steril, keine bunten Farben, keine niedlichen Dinge, gar nichts. Und hier sollte man glücklich werden? Da würde mir die Hölle sicherlich noch lieber sein. Ich meine, Sebastian war mir nie unglücklich erschienen, also konnte es ja nicht allzu schlimm sein. Aber im Moment hatte ich definitiv andere Sorgen. Erst einmal musste ich mich umziehen und mich ein wenig frisch machen, immerhin wusste ich nicht, wann dieser Mistkerl von einem Engel wieder zurück kam, um mich zu dieser Konferenz zu schleppen. Ich begab mich die Treppe nach oben, wo ich den Ankleideraum vermutete, irrte mich allerdings einige Male in der Tür, bevor ich das richtige Zimmer fand. Auch die Kleidung war wie alles andere komplett in weiß gehalten. Gab es hier in diesem Haus eigentlich irgendwas, das einem nicht die Augen ausstrahlte, wenn zu viel Licht darauf fiel? Überlegend besah ich die Kleider, die in Farbe sicherlich schön gewesen wären und entscheid mich schließlich für ein knielanges Kleid, welches oben eng anlag, unten jedoch viel Luft ließ, dazu ein Paar Strümpfe und relativ flache Schuhe. Würde ich kämpfen müssen, wäre das hier wohl immer noch am besten geeignet, auch wenn ich hoffte, dass es dazu nicht kommen würde. Ich würde mir die Konferenz anhören, musste mich jedoch so unauffällig wie nur möglich verhalten und den Schein waren, dass ich ebenfalls auf Rache aus war. Allerdings erwies sich das als nicht so leicht. Rasiel hatte ich vielleicht um den Finger gewickelt, aber würden die anderen mir auch alles abkaufen? Ich meine, ich war selbstverständlich nicht glücklich darüber, dass Ciel etwas mit Sebastian hatte, aber es war immer noch seine Entscheidung, und wenn seine Gefühle nun einmal so lagen, dann taten sie das, und da hatte ich nicht viel mit zu entscheiden… Doch in mir selbst war kein Hass, kein Wunsch nach Rache, lediglich eine gewisse Trauer, aber ich denke, dass war auch normal, schließlich hatte ich gerade erfahren, dass die Liebe meines Lebens mich nicht auf diese Art und Weise zurückliebte. Aber für Trauer war später noch Zeit. Gelangweilt setzt ich mich in einen kleinen weißen Sessel, gönnte mir, da ich alleine war, die Etikette einmal nicht zu wahren und meine Füße einfach auf dem Glastisch zu platzieren und dachte über alles nach. Wer würde heute Abend bei der Konferenz wohl da sein? Ich kannte bis jetzt nur Rasiel und sonst hatte ich nicht einmal auf den Straßen – falls man diese perfekt sauberen Wege hier überhaupt so nennen konnte – irgendwelche anderen Engel gesehen. Hier war absolut niemand, oder sie waren alle einfach nicht hier. Was geschah hier bloß? Wie sollte ich überhaupt irgendetwas planen, wenn ich nichts, aber auch gar nichts über diese Wesen wusste? Seufzend stand ich auf und beschloss mich für eine Weile einfach umzusehen. Vielleicht gab es hier irgendetwas, das mir einen Hinweis darauf gab, wie man einen Engel aufhalten konnte. Jede Tür in dem langen Flur öffnend ging ich weiter, bis ich schließlich ein kleines Zimmer fand, in dem sich haufenweise Bücher befanden. Das hier war zumindest besser als nichts. Ich beschloss, mich zumindest einmal ein wenig umzusehen, ob eines davon vielleicht nützlich war. Zu Oberst lagen einige Ausgaben der Bibel in verschiedenen Sprachen. Meine Privatlehrerin hatte mich damals für meinen Latein und Griechisch Unterricht dazu genötigt, immer wieder einige Passagen aus der Bibel zu übersetzten und so kannte ich dieses Werk schon. Zwar hatte ich sie gelesen, aber besonders viel Sinn hatte ich ehrlich gesagt nur hinter den wenigsten Stellen entdeckt, also beschloss ich weiter zu suchen. Viel fand ich jedoch nicht, was einem helfen konnte, die meisten Bücher waren dazu ausgelegt, Dämonen auf die verschiedensten Arten und Weisen zu töten, doch genau das wollte ich ja vermeiden! Einige Bücher davon beschrieben grausame Exorzismen, mit denen man Dämonen zunächst quälte, bevor man sie damit umbrachte. „Bescheuerte Engel…“, murmelte ich mehr zu mir selbst und suchte einfach weiter. Diese Wesen hier waren weitaus grausamer als alles, was ich bisher gesehen hatte, und immer wieder kam mir die Frage auf, wie viele von ihnen wohl über das Bescheid wussten, was in diesen Büchern zu finden war. Ich konnte nur hoffen, dass die meisten Engel noch fauler als Menschen waren und kaum gelesen hatten, was darin stand. Ein Buch jedoch weckte meine Neugierde und somit auch die Hoffnung, etwas zu finden, mit dem ich Ciel retten konnte. Und wieder einmal musste ich mir eingestehen, dass der ganze Privatunterricht doch recht nützlich gewesen war. Das Buch war die Bibel Luzifers, also die Bibel des – so viel mir in Erinnerung war – gefallenen Engels, der vor geraumer Zeit von Gott verbannt worden war, weil er sich geweigert hatte, sich den Menschen zu beugen. Luzifer bedeutete eigentlich Erleuchteter oder Lichtbringer, irgendetwas in der Art, dennoch behielt er seinen Namen bei, als er von Gott in die Hölle geschickt worden war. Scheinbar hatte er die Apokalypse zu verantworten, die schließlich von Gottes Kriegern verhindert worden war. So zumindest hatte man es mir beigebracht, doch umso länger ich hier war, umso mehr hatte ich das Gefühl, das diese Überlieferung nicht der Wahrheit entspracht. Viel mehr glaubte ich langsam, dass die sogenannten apokalyptischen Reiter von Gott gesandt worden waren, um alles ‚Unreine‘, wie sie es hier nannten zu vernichten und die Dämonen es gewesen waren, die all diese Dinge verhindert hatte. Sei’s drum, ich begann das Buch zu lesen, schaden konnte es keinesfalls, was ich dort allerdings fand verblüffte mich doch sehr. Hier stand unteranderem, dass es Dämonen verschiedener Klassen gab, die allesamt andere Fähigkeiten und aufgaben hatte, es war mehr oder weniger ein Regelwerk zur Einteilung der ‚Strafe‘, die die Menschen erwartete, wenn sie in die Hölle fuhren. Eins war besonders interessant, es gab eine Kategorie Dämonen, die hier als ‚Engelstöter‘ beschrieben wurden. Diese Dämonen bekamen von Luzifer eine geeignete Waffe, die speziell dafür angefertigt wurde, Engel zu erledigen, doch über die Jahre hin weg war nur noch eine einzige Waffe übrig geblieben, ein Schwert, dass allerdings in der Lage war, alles zu töten, sei es Mensch, Engel oder Shinigami. Für einen Moment ignorierte ich einfach die Tatsache, dass Shinigami wohl auch existierten, wirklich überrascht war ich ohnehin nicht mehr. Ich las einfach weiter und erfuhr noch einiges mehr, was mir allerdings nicht gefiel. Luzifer selbst hatte nur eine bestimmte Anzahl Waffen gebaut, weil die Engel ihn danach gebannt hatten, ihm praktisch einen Großteil seiner Kräfte genommen hatten, unter anderem die Fähigkeit, Waffen wie diese herzustellen. Wie dies geschah, war nicht beschrieben, nur dass Luzifer seither… „…unter dem Namen Sebastian Michaelis auf die Jagd nach menschlichen Seelen ging, um seine Kräfte wiederzuerlangen.“ Sebastian war also wirklich Luzifer! Der Engel hatte damit also nicht gelogen... Ich konnte es wirklich nicht fassen. War Ciels Seele also von ihm nicht nur willkürlich gewählt worden, sondern aus weitaus höheren Gründen? Ob Ciel davon wusste, wie besonders er war? Und jetzt konnte Sebastian seine Seele nicht einmal mehr bekommen. War es überhaupt so? Oder brauchten Dämonen die Seelen auch, damit sie überhaupt kraft hatten, um nicht zu verhungern? Ich wusste nicht genau, was ich von alledem halten sollte, beschloss dennoch, das Buch auf jeden Fall mitzunehmen. Es konnte sicherlich später noch viel nützen. Jetzt hatte ich keine Zeit, das alles zu lesen, ich musste die Fakten wissen, und das war, wie man Engel sonst noch aufhalten konnte. Schnell durchblätterte ich die weiteren Seiten, denn die Dämmerung nahte bereits, fand allerdings kaum einen Hinweis. Man konnte Engel mit dem Blut eines Unreinen betäuben, aber sterben würden sie dadurch nicht… Auch gab es einige sogenannte Fesselzauber, die ich mir versuchte zu merken, einige Symbole, die diese Wesen nicht übertreten konnte, aber das galt nur für Engel der niedrigen Gattung ohne Erfahrung und Rang. Lediglich eine Sache schien hilfreich und plausibel. Die Waffe eines Shinigami hatte dieselbe Wirkung wie die besagten Dämonenwaffen. Das war also die Lösung. Shinigami. Ich hoffte nur, dass diese Information Ciel auch helfen würde. Jetzt musste ich mir nur noch überlegen, wie ich am schnellsten hier wegkam, doch zuerst würde ich mir diese Konferenz anhören. Wenn ich wusste, was die Engel vorhatten, würde mir vielleicht auch klarer werden, wie ich sie davon abhalten konnte. Ich wollte Ciel und Sebastian um jeden Preis beschützen. Tot war ich ohnehin schon, also was hatte ich noch zu verlieren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)