Kaoru Nagumo von Ascian_Dragon (One Shot-Sammlungen mit Kaoru als Protagonist) ================================================================================ Kapitel 1: Toshizou - Erste Begegnung ------------------------------------- „So ein Mist!“ Dies war der Gedanke, der sich in Kaorus Kopf seit einigen Minuten ständig wiederholte. Er selbst war auf der Flucht. Gerade hatte er Chizuru gefunden und wusste nun, bei wem sie lebte, aber er konnte nicht an sie heran. Noch dazu war dieser Kimono recht unpassend für diesen Moment, da einige Typen hinter ihm her waren. In einer kleinen Gasse versteckte sich der als Frau gekleidete junge Mann und holte erst einmal tief Luft. „Okay… Es geht nicht anders!“ sagte er zu sich und öffnete ein wenig sein Kimono, um sein Schwert unter dieser hervorzuziehen. Er zog es aus der Hülle und betrachtete es. „Chizuru…“ gab er von sich, ehe die Schritte lauter wurden. Um sich etwas mehr in dem traditionellen Kleid bewegen zu können, lockerte Kaoru es an den Beinen ein wenig, darunter trug er sowieso eine dünne schwarze Hose. Die Klinge bereit haltend wartete der Kleine auf den richtigen Moment und stürmte los, die Waffe in den ersten Verfolger gerammt. Ein schmerzhafter Schrei folgte, der Mann fiel zu Boden. Die anderen stutzten, sahen zu der vermeintlichen Frau, der sie bis jetzt gefolgt waren und weiteten die Augen, als sie erkannten, dass es sich um einen Mann handelte. „Du Mistkerl!“ rief einer und lief auf Kaoru zu. Dieser zeigte sich unbeeindruckt, duckte sich von dem Angreifer weg und schnitt ihm einmal quer über die Beine, sodass dieser den Halt verlor und dann durch dessen Kehle. Blut floss in Mengen, der dritte und letzte Mann wich zurück. „Wer… bist du?“ fragte er und ließ seine Waffe fallen. Kaoru jedoch, dem Ungnade gerade zu gelehrt worden war, trat weiterhin auf ihn zu. „Das musst du nicht wissen.“ Mit einer täuschend traurigen Stimme kehrte eine kurze Verwirrung im Kopf des Verfolgers ein und dies war auch das Letzte, was er dachte. Alle Drei lagen nun blutend auf dem Boden, Kaoru schwang einmal sein Schwert, das Blut an der Klinge wegspritzend, um es danach wieder in die Schwertscheide einzustecken. Seufzend starrte er auf die Leichen. Zeugen gab es keine, denn schließlich kam niemand in eine Gasse, um nachzusehen, wer hier geschrien hatte. Zudem gab es häufiger Raufereien, in der geschrien wurde. Die Bewohner hatten sich daran gewöhnt… Kaoru trat aus der Gasse, sein Kimono wieder gerichtet und seine Waffe gut versteckt, ehe er sich wieder unter die Menschen begab. Kurze Zeit später saß Kaoru auf einer Kiste, die Augen halb geschlossen. Er konzentrierte sich auf sein Gehör, ob es neue Informationen zu den Shinsengumi gab, bei der Chizuru nun lebte. Aber nichts dergleichen war mehr Thema in dieser Stunde, interessant waren nun die drei Leichen, bei dem keiner wusste, wer sie umgebracht hatte. Der Junge im Kimono musste schmunzeln. Niemand hatte ihn dabei gesehen und es würde ihn niemand beschuldigen. Die Leute hier trauten keiner Frau zu, so etwas zu tun. Männer im blauen Haori zogen an ihm vorbei, er hob den Kopf und erblickte einen langschwarzhaarigen Mann. Ein Lächeln lag auf Kaorus Lippen: Toshizou Hijikata. Dieser blickte ziemlich böse drein und bald wusste Kaoru auch warum: Die Bewohner glaubten, die Shinsengumi hätte die Morde begangen. Dem Dunkelbrünetten war dies herzlich egal, solange man ihn nicht verdächtigte. Ob Chizuru dadurch Schwierigkeiten bekam? Er schüttelte den Kopf. Sollte es so sein, würde er sie dort herausholen. Kaoru erhob sich, nicht darauf achtend, dass die Shinsengumi kurz angehalten hatte und ging in die Richtung, aus der die Truppe kam. Ein Stimmengewirr erklang und der Kleine spürte einen Blick auf seinen Nacken. Sich nicht umdrehend folgte er weiter seinen Weg… Die Nacht brach an, Kaoru war wieder unterwegs. Er brauchte Informationen, auch wenn er vielleicht dadurch erneut verfolgt werden würde. Die Männer hatten wirklich keinen Respekt vor den Frauen, was den Kimonoträger nicht direkt interessierte, aber dennoch etwas ärgerte. Die Oni waren da ziemlich anders, dachte er sich und seufzte nur. Vor einer Kneipe hielt er an, dort hinein schauend und hinhorchend, ob nicht etwas über die Shinsengumi gesagt wurde. „Die Shinsengumi hat heute wieder drei Leute auf dem Gewissen!“ rief einer und zog somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich. „Wann hören diese sinnlosen Morde endlich auf?“ fragte ein anderer und es wurde still. Kaoru wandte den Blick ab und erschrak ganz leicht, als zwei große Männer vor ihm standen und auf ihn herabblickten. „Na du Schönheit?“ fragte der eine. Kaoru verdrehte die Augen und wollte weggehen, als der eine seinen Arm packte. „Hey, leiste uns etwas Gesellschaft, schöne Frau!“ meinte er und grinste breit. Kaoru war genervt. Der Gestank von Alkohol erreichte seine Nase und ihm wurde schlecht. Also drehte er sich, sodass der andere ihn loslassen musste, sonst wäre sein Arm verdreht. Kaum hatte er ihn losgelassen, packte Kaoru seinen Arm, stützte sich darauf ab und trat ihm gegen die empfindlichste Stelle. Ein Aufschrei folgte, der Mann ging zu Boden. „Die Größe ist egal, die Schwäche ist gleich.“ murmelte Kaoru nur verachtend und blickte zu den anderen auf, der nun wütend war. „Na warte, du Schlampe!“ rief er und Kaoru lief erneut davon. Der am Boden liegende rappelte sich wieder auf und verfolgte die beiden. Und dasselbe Spiel ging wieder von vorne los. Kaoru lockerte sich das Kleid ein wenig und rannte nun viel schneller als vorher. Doch die Männer gaben nicht auf. Der Kleine bog in eine Ecke und als die Kerle diese erreichten, war von Kaoru keine Spur. Dieser war auf die Mauer gesprungen und hielt seine Waffe nun vor sich bereit. Leise sprang er runter und stand hinter den beiden, die die Sackgasse betrachten. „Ihr habt nicht zufällig Informationen zu der Shinsengumi?“ fragte Kaoru ganz lieb, die Männer dabei so sehr erschreckend, dass einer von ihnen laut aufschrie und zurückstolperte. Idiot, dachte sich Kaoru und hielt seine Klinge bereit. „Also?“ „Was…?“ raunte der andere und zog ebenfalls seine Waffe. „Wer bist du, Weib, dass du es wagst, uns anzugreifen?“ „Ihr habt doch angefangen!“ trotzte Kaoru und kam näher. „Sagt mir etwas über die Shinsengumi. Am besten alles was ihr wisst!“ „Was sollen wir da groß sagen?“ fragte der am Boden sitzende, der scheinbar nicht so mutig war, wie sein Kumpel. Dieser lief auf den Kleinen zu, welcher mit einer schnellen Bewegung auswich und gleichzeitig seine Kehle aufschlitzte. Der Mann fiel wie die drei vorhin leblos zu Boden. Der andere starrte Kaoru ängstlich an. „W-W-Warte!“ stotterte er und kroch zurück, bis die Mauer ihn daran hinderte. Kaoru sah ihn verächtlich an. „Ein Mann, der Angst vor einer Frau hat, verdient es nicht, als ein Mann angesehen zu werden!“ knurrte der Dunkelhaarige und holte mit dem Schwert aus. Doch plötzlich hielt er inne. Er drehte sich um. Irgendetwas spürte er doch. Kaoru sprang hoch auf die Mauer und legte sich hin, sodass man ihn nicht direkt erkannte. Männer im blauen Haori rannten in die Gasse, angeführt von Toshizou, der den am Boden liegenden Mann anfunkelte. „Wer war das?!“ wollte er wissen und man konnte die Wut aus seiner tiefen Stimme heraushören. Der Mann stotterte herum und sah immer wieder zu der Leiche, dann zur Mauer. Hijikata folgte seinem Blick, doch sah er nichts. Kaoru hatte sich geduckt. Er wollte schließlich nicht auffliegen. „E-Eine junge Frau…“ gab der Mann nun endlich von sich. „Eine Frau?“ wiederholte der Schwarzhaarige ungläubig und knurrte. „REDE VERDAMMT!“ brüllte er. Er war richtig ungeduldig, dachte sich Kaoru und grinste. „Eine junge Frau im Kimono… Sie… Sie stand vor der Kneipe und als wir sie angesprochen hatten, lief sie davon… Sie wollte etwas über die Shinsengumi wissen…“ Die Männer sahen sich an. Ein anderer trat vor, rötliches Haar und eine Lanze mit sich schleppend. „Hijikata-san?“ fragte er und der Schwarzhaarige schien zu überlegen. „Okay, wir ziehen uns zurück.“ sagte der Vizekommandant. Der Mann geriet in Panik. „Wartet! Nehmt mich mit! Oder sie bringt mich auch um!“ rief er und klammerte sich am Haori des Schwarzhaarigen. Dieser hatte nur einen genervten Blick für den Jammerlappen übrig und ließ ihn alleine in der Gasse. Wimmernd sah sich der Mann um. Die Shinsengumi wollte wieder zurück, als ein Schrei ertönte. Toshizou lief wieder zur Gasse zurück und erblickte die Leiche des bis vorhin noch lebenden Mannes. „Was…?!“ Auf der Mauer entdeckte er ganz kurz ein Stück eines rosafarbenen Kimonos. Er verengte die Augen. Der nächste Tag brach an, das Gesprächsthema war wieder der unerklärliche Mord an zwei weiteren Männern. Hijikata ließ seine Truppen nun nach einer jungen Frau im rosafarbenen Kimono suchen, die ein Schwert mit sich führen musste. Hektik war im Dojo angesagt, der Vizekommandant selbst hatte alle Hände voll zu tun, die Bewohner zu beruhigen, da diese Angst hatten, getötet zu werden. Chizuru stand bei ihm und seufzte. Sie schien zu überlegen, wer diese Morde begangen hatte. Doch eine rosafarbene Kimonoträgerin? Ihr fiel nur eine ein, die solch einen Kimono getragen hatte. Das Mädchen, das aussah wie sie selbst. Aber Chizuru glaubte nicht, dass sie in der Lage war, jemanden zu töten, zudem sah sie recht nett aus. Außerdem hätte Souji sie nicht aus den Fängen von den Männern befreien müssen, wenn sie die Mörderin wäre. Wie sehr sich Chizuru täuschen konnte. Kaoru saß aus einer Kiste und seufzte. Wenn das so weiter ging, bekam er nie Informationen, was seine Schwester bei den Shinsengumi machte und wie er sie dort rausholen konnte. Eine Truppe ging an ihm vorbei, sie achteten scheinbar nicht auf ihn. Erst als Kaoru sich erhob und Hijikata auf sich zu kommen sah, welcher ihn daraufhin bemerkte, schien sich die Atmosphäre anzuspannen. „Hey… Du da!“ rief er unfreundlich und Kaoru blieb stehen. „Ja?“ fragte er höflich, er wollte keine Aufmerksamkeit erregen, indem er die Flucht ergriff. Als Toshizou vor ihm zum Stehen kam, stutzte er. Er erkannte die Ähnlichkeit mit Chizuru und erinnerte sich, dass diese einmal von Kaoru erzählt hatte. „Du musst Kaoru Nagumo sein.“ stellte er fest und Kaoru, verwundert darüber, nickte. „Chizuru hat mir erzählt, dass du einmal in Schwierigkeiten warst und Souji dich gerettet hat.“ sagte er, als er die Verwirrung gesehen hatte. Kaoru weitete die Augen, doch dann lächelte er. „Ja… Ich erinnere mich. Chizuru war das Mädchen, was mir ähnlich sieht, oder?“ fragte er, worauf der Größere nickte. „Ich staune selbst, wie ähnlich ihr euch seid…“ murmelte er und musterte sie. „Du warst heute Nacht nicht zufällig draußen gewesen?“ fragte er weiter. Kaoru spielte die Überraschte. „Nein… Denkt Ihr etwa, ich hätte die Morde begangen?“ fragte er gespielt schockiert, Hijikata schloss die Augen. „Nein… Ich denke nicht. Zudem siehst du nicht stark aus…“ Wie beleidigend, dachte sich Kaoru, doch es war besser so. Er lächelte. „Nun, wie ich gehört habe, hat eine Frau all diese Männer getötet… Wahrlich eine mutige Person, aber zu so etwas schrecklichem in der Lage zu sein…“ Kaoru schüttelte nur den Kopf. Toshizou musste weiter und verabschiedete sich von dem Dunkelhaarigen, ehe dieser sich auf dem Weg machte, Informationen zu sammeln. Spät abends saß Kaoru in der Nähe einer Kneipe und versuchte, sich auf die Gespräche zu konzentrieren. Es wurde von den Morden gesprochen, aber irgendwie wusste niemand, wer die Leute getötet hatte. Unbehagen kam in Kaoru auf, er erhob sich und wollte gerade die Straße runter gehen, als Toshizou ihm von hinten seine Klinge an dessen Hals hielt. Kaoru war überrascht, doch dann grinste er. „Interessant… Du hast es scheinbar herausgefunden.“ „Oh ja…“ ertönte der genervte Unterton des anderen. Der Dunkelhaarige seufzte. „Was hat mich verraten?“ „Wir hatten Niemanden erzählt, dass es eine Frau war.“ Kaoru verdrehte die Augen. Das hätte er merken sollen. Er drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um und grinste. „Gut… Auch eine Mörderin macht mal Fehler!“ sagte er und zog blitzschnell sein Schwert hervor. Hijikata verengte die Augen. „Du bist aber keine gewöhnliche Frau…“ knurrte er und griff an. Kaoru wich aus und wollte sein Schwert auf ihn niedersausen, doch er parierte den Angriff. „Wie zu erwarten vom Vizekommandanten der Shinsengumi.“ kicherte Kaoru und sprang zurück, sodass ein größerer Abstand zwischen den beiden entstand. „Aber ich verstehe nicht, warum sie dich Dämonenkommandanten nennen…“ Kaorus Haar wurde weiß und die Augen golden. Toshizou wich zurück. „Was…?!“ Grinsend zog Kaoru sein Kimono aus. Er trug eine weiße Bluse, eine kurze braune Hose, darunter eine schwarze. Sein blaues Gewand hatte er sich um die Hüfte gebunden, welches er sich anzog. Sein Kimono lag nun auf dem Boden. Der Schwarzhaarige verengte die Augen. „Du bist ein Mann?“ fragte er. Kaoru lachte. „Glaubst du wirklich, eine Frau wäre zum Morden fähig? Eine Oni vielleicht, aber normale Frauen würden sich zu so etwas niemals trauen!“ sagte er und hielt sein Schwert bereit. Toshizou knurrte. „Ein Oni?“ Er dachte dabei an die drei Oni, der versucht hatten, Chizuru zu entführen, weil sie auch ein Oni war. Kaoru seufzte. „Ich bin nur auf der Suche. Und wollte Informationen über euch herausfinden… Genauer gesagt, Informationen über das Mädchen, was bei euch lebt.“ Toshizou stutzte. „Bist du auch hinter Chizuru her?!“ fragte er wutschnaubend und hielt sein Schwert vor sich. Kaoru ließ seine Waffe sinken. „Ja. Denn sie ist meine Schwester…“ Eine kurze Stille brach ein, als der Andere begann zu begreifen, was Kaoru gesagt hatte. Chizuru war seine Schwester? „Sie hat gesagt, sie wäre Einzelkind!“ murrte er. „Unsere Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen.“ sagte Kaoru weiter und blickte leicht traurig. „Nur sie erinnert sich wohl nicht an mich. Es sind viele Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben… Ich begreife nicht, warum sie sich mit den Menschen zusammen tut, welche unsere Heimat zerstört haben!“ Mit diesen Worten griff Kaoru an, Toshizou hatte nicht allzu große Mühen, die Angriffe abzuwehren, aber es schien, als machte der Oni nicht ernst. Kaoru sprang erneut über Hijikata hinweg und steckte sein Schwert ein. „Ich will nicht gegen dich kämpfen…“ murmelte er und Hijikata ließ sein Schwert sinken. „Versprich mir aber… dass du auf meine Schwester aufpasst…“ sagte er und wich einige Schritte zurück. „Warte!“ rief Toshizou, doch Kaoru war schon verschwunden. Verwundert blieb der Schwarzhaarige zurück und blickte auf seine Klinge. Kaoru war ein Oni, Chizurus Bruder, aber er steckte nicht mit den anderen unter einer Decke? Er steckte sein Schwert ein und hob die Klamotten vom Boden auf, die Kaoru zurückgelassen hatte. „Kaoru Nagumo…“ murmelte er und blickte zum Mond, der hinter den Wolken hervorkam und die Stadt mit seinem matten Licht erhellte. **************** Ende~ Also wie ich auf Toshi kam, liegt an meinen Toshi! xD (hier melden sich die Toshi x Kao - Fans! xD) Zwar hat das hier nichts mit einem Pairing zu tun, es war eher just for fun. Ich hab mir gedacht, Toshi kennt Kaoru ja gar nicht, bzw ist ihm noch nicht begegnet, also hatte ich mir eine Version überlegt, wie die beiden sich womöglich treffen könnten! Naja... Obs gut ist oder nicht, liegt bei euch, ich persönlich mag diese Version irgendwie xD lg Kaoru Kapitel 2: Chizuru - Geschwisterliebe ------------------------------------- Aus Kaorus Sicht geschrieben! Also falls sich jemand jetzt fragt Kaoru x Chizuru? Nein! xD Es ist kein Pairing, hier gebe ich die möglichen Gefühle des Zwillings wieder. Viel Spaß beim Lesen! ********************** Ich stand vor dir. Dir gegenüber. Du warst schockiert, mich zu sehen und hättest nie daran gedacht, ich würde auf der Seite des Feindes stehen. Eigentlich tat ich es auch nicht. Ich hatte überlebt. All diese Höllenqualen hatte ich durchgestanden, nur mit einem einzigen Ziel: Dich zu finden. Wie sehr hatte ich mich danach gesehnt, dich wiederzusehen? Wie sehr hatte ich gekämpft, um stärker zu werden? Wie sehr hatte ich gelitten, nur um dich zu beschützen? Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn meine Ziehfamilie dich anstatt meiner zu sich genommen hätte. Es war mir recht, dass sie dich nicht bekommen hatten und ich war Kodou richtig dankbar dafür, dass er dich mitgenommen hatte. Aber du konntest dich an nichts erinnern. War es Kodou, der dir deine Erinnerungen genommen hatte? Oder war es die Zeit, die zwischen uns gelegen hatte, seit wir getrennt wurden? Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, erkanntest du mich nicht. Einerseits dachte ich mir, sie durchschaute meine Tarnung nicht, ich war immerhin als eine Frau verkleidet. Doch andererseits war anderen unsere Ähnlichkeit nicht entgangen, nur du hattest nicht daran gedacht, ich könnte mit dir verwandt sein. Diese Blicke, die ich an dir sah, als wolltest du mich fragen „Wer bist du“… Und dieser Blick… Diese Frage hatte mir wehgetan. All die Jahre hatte ich dafür gelebt, dich wiederzusehen. Ich wollte dich beschützen, denn niemand konnte dies besser als ich. Aber du weigertest dich, mit mir zu kommen. Du wolltest bei diesen Menschen bleiben, die unser Zuhause zerstört hatten. Erinnerst du dich wirklich nicht daran? War alles, was ich durchmachen musste, umsonst? Nein. Ich konnte dich wiedersehen. Dir ging es gut. Ich sollte froh sein, dass du in besten Händen warst, aber mein Herz tat weh, es übermannte mich, nahm Kontrolle über meinen Körper, der dich verletzen wollte. Immer wieder fragte ich mich, was passiert wäre, wenn ich früher gekommen wäre? Wenn ich dich früher gefunden hätte… Wenn ich zurück dachte, hatten dich unsere Eltern mehr geliebt, als mich. Sie waren stolz, dass sie dich als Tochter hatten, mich sahen sie viel mehr als eine Art Störfaktor an. Aber auch ich hatte dich geliebt. Nur du hattest zu mir gehalten, wolltest mich niemals alleine lassen, hattest mir sogar versprochen, immer bei mir zu sein. Doch all dies schien mir nun ein Traum gewesen zu sein. Nichts von all dem war mehr da, niemand erinnerte sich an mich, geschweige denn zeigte Interesse dafür, dass ich existierte. Ich hatte wirklich aufgehört daran zu glauben, dass ich vom Neuen ein Leben beginnen konnte. Ich vergaß zu existieren, wollte nur noch dich sehen… All dies verschwand in nur wenigen Sekunden. Dein fragender Blick durchbohrte mich, ich konnte kaum Atem. Dieser Schmerz war eben der Preis für meine Existenz. Ich durfte gar nicht leben… Ob meine Eltern mich auch nicht wollten? Mein Schwert hielt ich in meiner Hand, aber ich konnte dich nicht verletzen. Ich hatte mir vorgenommen, dir Leid zu zufügen, dich für deine Vergessenheit zu bestrafen, aber ich konnte nicht. Ich stand nun vor dir und konnte mich nicht rühren. Du flehtest mich an, zur Seite zu gehen, du musstest unbedingt ein Versprechen halten. Ein Versprechen, was du einem Menschen gegeben hattest. Unser Versprechen hattest du vergessen. War dir dieses Leben etwa so viel wichtiger, als deine eigene Familie? Mit gesenktem Blick trat ich beiseite. Ich wollte nicht, dass du anfingst, mich zu hassen. Ich sollte dich ziehen lassen, deinen Weg gehen lassen. Ich hatte alles verloren. All die Hoffnung, an der ich mich bis zu letzt geklammert hatte, war mit einem Schlag geplatzt. Du sahst mich an, Trauer und Mitleid lagen in deinen Augen. Sowas brauchte ich nicht. „Kaoru-san?“ flüstertest du leise. Ich schwieg. Ich wollte nicht antworten, wollte dich nicht ansehen. Es würde mich nur noch mehr zerreißen. Ich hatte dich gefragt, mit mir zu kommen, du hattest dies verneint. Also würde ich dich gehen lassen. Mein Blick sagte, lass mich zurück, geh weiter. Mein Herz schrie, bleib bei mir, lass mich nicht allein. Du nahmst deinen Begleiter Kondou an der Hand und gingst langsam an mir vorbei. Dein Blick ruhte auf mir, bis ich deine Nähe nicht mehr spürte. Ein mattes Lächeln lag auf meinen Lippen. Alles sprach gegen mich. Mein Schwert ließ ich fallen, es klirrte, als es auf dem Boden aufkam und ich sackte auf die Knie. Die Schritte, die von dir kamen, verstummten. Warst du etwa stehen geblieben, um nach mir zu sehen oder warst du endgültig weg? Ich hätte dich spüren können, aber ich wollte nichts mehr von der Welt wissen. Meine Hände vergruben sich in meine kurzen Haare und meine Zähne gruben sich in das Fleisch meiner Lippen. Ich durfte nicht schreien. Ich wollte nach dir rufen, aber ich durfte es nicht. Du solltest deinen Weg gehen, nicht auf mich achten. Lebe dein Leben… Der Wind fuhr durch mein Haar und meine Augen brannten. Es fühlte sich an, als wären Stunden vergangen, bis ich Schritte hörte. Den Kopf wollte ich nicht heben, doch ich sah, wie jemand vor mir stand. Du warst es nicht… Die Person kniete sich vor mich und ich erblickte eine Hand. Verwundert sah ich auf diese. Ich erkannte nicht, wem sie gehörten, also wagte ich einen Blick. Meine Augen weiteten sich, als ich ihn erblickte. Ihn, den ich reingelegt hatte, nur um zu testen, wie er sich machen würde. Ihn, der mich eigentlich hassen sollte und jetzt die Chance hatte, mich zu töten, um sich dafür zu rächen, dass ich ihm keine Heilung für seine Krankheit bot… Ihn, Okita Souji. Doch in seinem Blick lag kein Hass, wie bei unseren letzten Treffen. Es war viel mehr Mitleid. Wieder sah ich auf seine Hand, die noch immer nach mir ausgestreckt war. Was wollte er von mir? Mir etwa helfen? Nun bemerkte ich, dass du hinter ihm standst. Warum warst du zurück gekommen? Meine Tränen wollten nicht aufhören und eigentlich wollte ich die Hand weg schlagen, doch meine Kraft verließ mich und ich streifte seinen Arm nur. Doch dann ergriff Souji meine Hand und brachte mich erneut dazu, ihn anzusehen. „Du musst das nicht tun.“ sagte er und zog mich auf die Beine. Verwirrt sah ich in seine grünen Augen. Langsam kam realisierte ich, was sich da abspielte und ich riss mich los. „Tu nicht so, als würdest du Mitleid für mich empfinden! Wieso tötest du mich nicht?!“ fauchte ich stattdessen und wich zurück. Souji und du sagtet kein Wort. Als ich mich umdrehen und weglaufen wollte, hörte ich, wie du näher kamst. Ich schluckte, als du anschließend direkt vor mir standst und mich traurig ansahst. Hör auf… Sieh mich nicht so an… „Kaoru…“ sagtest du und es klang ganz anders als vorhin. Mein Herz schien für eine Sekunde still zu stehen. „Ich… Ich kann wirklich nicht mit dir kommen…“ Ich wollte es nicht hören. Ich konnte es nicht ertragen. Meinen Kopf wandte ich von dir ab, ballte meine Hände zusammen, ehe du meine Hand nahmst und über den Rücken streicheltest. „Aber… wieso kommst du nicht mit mir?“ wolltest du wissen. Ich stutzte. Meine Augen blickten zu deinen, mein Herzschlag beschleunigte sich. „Mit… dir?“ wiederholte ich und du nicktest. „Ja. Du musst nicht gegen uns kämpfen… Lebe mit mir zusammen bei den Menschen.“ Ich wollte nicht glauben, was du da sagtest. Mit den Menschen leben? Die unsere Heimat zerstört hatten und der Grund unserer Trennung waren? Mein Schweigen irritierte dich. Du wirktest nervös und umschlossest meine Hand mit deinen warmen Händen. „Ich will dich nicht als Feind haben, Kaoru. Lass uns zusammen leben… wie früher… Ich habe dir doch gesagt… Dass ich für immer bei dir sein werde.“ Diese Worte ließen mich erzittern. Jahrelang hatte ich danach gelebt, dich zu treffen. Und für kurze Zeit hatte ich wirklich geglaubt, du hättest mich vergessen, unser Versprechen vergessen… Meine Tränen kämpften sich wieder hoch, ehe ich dich in meine Arme zog und dich fest an mich drückte. „Chizuru…“ hauchte ich und vergrub mein Gesicht in deine Schulter. Ich spürte deine Arme auf meinem Rücken und dein Körper zitterte, was mir sagte, dass du auch weintest. „Verzeih mir…“ flüstertest du und in diesem Moment schien sich der Schmerz in meinem Herzen gelöst zu haben. Ich hatte dich endlich wieder, meine geliebte Schwester, und ich würde dich niemals wieder gehen lassen… Kapitel 3: Souji - Sinn zum Leben --------------------------------- Es herrschte Krieg in Hino. Kodou Yukimura hetzte seine Rasetsu-Armee auf die Menschen, die einst den Yukimura-Clan beinahe vollständig vernichtet hatten. Die Rache auf die Menschen war groß, aber nicht nur er hegte Hass gegenüber den Menschen. Als Chizuru Yukimura, die Tochter des Oberhauptes, ahnungslos über ihre Herkunft, zusammen mit dem Kommandanten der Shinsengumi, Isami Kondou in den Wald flüchtete, da sie gegen die Armee keine Chance hatten, stießen sie auf einige Leichen. Schockiert darüber, dass diese Leute zu ihnen gehört hatten, blieben beide stehen. „Wer hat das…?“ Kondou blickte um sich und entdeckte eine Gestalt, einige Meter vor ihnen. An der Klinge dieser Person klebte Blut, worauf der Kommandant daraus schlussfolgerte, dass die Leute von dieser Person getötet wurden. „Der Feind?“ fragte er und zog sein Schwert aus der Scheide. Chizuru musterte die Gestalt, ehe sie die Augen weitete und einen Arm ausstreckte, als Zeichen, dass Kondou warten sollte. „Das… Das ist…“ Der Junge lächelte, kam näher und auch Kondou erkannte die Ähnlichkeit zwischen ihm und Chizuru. „Yukimura-kun… Kennst du ihn?“ wollte er wissen, diese mit einem fragenden Blick musternd. Chizuru nickte zögerlich, doch die Unsicherheit war ihr anzusehen. „Damals in Kyoto… aber… Kaoru-san… Dieser Aufzug… Was hat das zu bedeuten?“ Ihr Ebenbild blieb stehen und schüttelte nur mit dem Kopf. „Es war geplant… Dass ich mich damals wie ein Mädchen gekleidet hatte… und mein Erscheinen jetzt. Dies ist mein wahres Ich. Ich tat dies, um meine jüngere Schwester zu finden… und zu retten.“ erklärte er langsam und schwang sein Schwert, sodass das Blut davon spritzte, um dieses dann wieder zurück in die Schwerthülle zu stecken. „Deine Schwester?“ wiederholte Chizuru, ihr Herz klopfte recht schnell, als würde sie die Antwort schon wissen. „Das bist du, Chizuru.“ Das Herz machte einen Aussetzer, ihre Augen wurden groß. Doch sie schüttelte ungläubig den Kopf. Kaoru hob eine Augenbraue. „Was denn? Du siehst mein Gesicht und glaubst mir nicht?“ Er nahm sein Schwert mitsamt der Schwertscheide und hielt sie vor sich. „Hier ist der Beweis: Mein Lang- und dein Kurzschwert gehören zusammen und stammen aus der Yukimura-Familie. Und du weißt es auch!“ sagte er und blickte sie ernst an. Die Brünette schluckte stark und senkte den Blick. „Vater hat nie…“ Kaorus Gelächter ließ sie verstummen. „Kodou ist nicht unser leiblicher Vater.“ sagte er, worauf sein Zwilling inne hielt. „Der Yukimura-Clan wurde von den Menschen vernichtet, weil er die Forderungen des Shogunat ablehnte. Um uns in Sicherheit zu bringen, nahm Kodou dich bei sich auf, während die Nagumo-Familie mich aufnahm. Wir wurden seitdem getrennt.“ erklärte er und steckte das Schwert wieder ein. „Aber jetzt ist die Zeit der Rache gekommen… Zusammen mit Onkel Kodou arbeite ich am Wiederaufbau der Yukimura-Familie. Mit dem Ochimizu, das er entwickelt hat, sind wir nun in der Lage, die Schwächen der Rasetsu zu beseitigen. Wir zerstören jene, die uns zerstört haben. Wir vernichten die Menschen und schaffen uns eine Welt für Oni.“ Chizuru konnte und wollte nicht glaube, was Kaoru da sagte. Zuerst erfuhr sie, dass sie ein Oni war, dann musste sie hören, dass ihr vermeintlicher Vater nicht ihr leiblicher war. Ihre Familie wurde vernichtet und nun wollten die restlichen Yukimura Mitglieder die Menschheit vernichten? „Ich bewundere den Mut deiner Freunde. Sie alle sind noch am Leben, obwohl sie eigentlich schon tot sein müssten… Besonders jene, die das Ochimizu zu sich genommen haben. Im starken Sonnenlicht verkürzt sich ihre Lebensspanne um ein Mehrfaches.“ „Was sagst du da?“ rief Chizuru entsetzt, doch auf einmal stellte sich Kondou kampfbereit vor ihr hin, seine Waffe auf Kaoru gerichtet. „Kondou-san!“ rief sie und eilte an seiner Seite. „Misch dich nicht ein! „Nein… Warte!“ „Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ zischte der Ältere, ehe er die Schritte des Gegenübers wahrnahm. „Gib auf, gegen einen Oni hast du nicht die geringste Chance! Wenn es sein muss, töte ich auch den Kommandanten der Shinsengumi persönlich!“ knurrte Kaoru und sein Blick war ernst, was Chizuru erschrecken ließ. Sie konnte nichts dagegen machen, als ihr Bruder Kondou angriff, welcher mit Mühe versuchte, die Angriffe abzuwehren. Ein heftiger Hieb seitens Kaoru und Kondou stürzte zu Boden, da er den Halt verloren hatte. „Kondou-san!“ rief Chizuru und warf sich vor den Älteren. Kaoru verengte die Augen. „Du kapierst es nicht, oder? Sieh es ein, Chizuru. Selbst wenn sie es wollten, Menschen sind nicht in der Lage, dich zu beschützen. Nur ich kann das.“ Er streckte seinem Gegenüber die hand entgegen. „Komm mit mir. Lass uns zu Kodou gehen, er wird sich freuen, dich zu sehen.“ Auch wenn Chizuru liebend gerne ihren ‚Vater’ sehen würde, da sie ihn trotz der ganzen Sache gern hatte und die ganze Zeit auf der Suche war, sie konnte ihre Freunde nicht verraten. Entschlossen schlug sie Kaorus Hand weg, welcher stutzte. „Chizuru?“ „Lass es! Ich habe ein Versprechen gegeben und ich werde mit allen Mitteln Kondou-san beschützen… Selbst wenn ich gegen dich kämpfen muss!“ Mit diesen Worten zog sie ihr Schwert heraus. Kaoru wich erschrocken zurück. „Du… willst dein Schwert gegen deinen eigenen Bruder erheben?“ fragte er und spürte ein Stechen im Herzen. Warum würde sie so weit gehen wollen? Er bemerkte, dass Chizuru zitterte und sich krampfhaft am Griff des Schwertes festhielt. Sie war eben kein Mensch, der kämpfen wollte. „Geh uns bitte aus dem Weg… Kaoru-san.“ Kaoru ballte die Hände zu Fäusten, wütend blickte er seine Schwester an, welche zusammenzuckte, als sie das Gold in seinen Augen sah. „Du hast keine Ahnung…“ begann er und senkte den Blick. „Jahrelang… Habe ich nach dir gesucht. Ich bin durch die Hölle gegangen, nur um stark zu werden, damit ich dich beschützen kann, wenn ich dich finde! Mein ganzes Leben hab ich mich nur darauf konzentriert! Um dich zu finden! Ich liebe dich, Chizuru! Und ich will nicht, dass du bei diesen Menschen bleibst, die unsere Heimat, unsere Familie zerstört haben!“ rief er und Chizuru erkannte all den Schmerz ihres Zwillings, worauf sie ihr Schwert sinken ließ. „Ich habe nur dafür existiert! Und du willst dich nun gegen mich… gegen deine eigene Familie stellen, nur weil du einem Menschen ein Versprechen gegeben hast?!“ Mit diesen Worten stürzte er nach vorn, das Schwert auf das seiner Schwester niedersausend. Obwohl Chizuru etwas Kampferfahrung hatte, ihr Bruder war zu stark. Auch wenn beide Oni waren, hatte sie große Mühe, seine Angriffe zu parieren. Sie spürte, wie wütend und traurig ihr Bruder war. Dieser Gedanke reichte, um sie abzulenken. Sofort verlor sie den Halt, das Schwert landete einige Meter weiter auf dem Boden. Schockiert wollte sie danach greifen, doch Kaoru hielt seine Klinge vor ihr. Als sie aufsah, erblickte sie in das traurige Gesicht des anderen. „Chizuru… Komm bitte mit mir…“ Die Brünette schluckte. Doch sie konnte nicht einfach so ihre Freunde verraten. Sie hatte lange mit dem Wissen gelebt, sie wäre ein Einzelkind, Kodou wäre ihr Vater und nun sollte alles nicht so sein? Aber so wie Kaoru sie ansah… war es keine Lüge. „Ich werde nicht mit dir gehen… Ich habe es versprochen.“ hauchte sie und sah ihn entschlossen an. Ihr Bruder schloss kurz die Augen, ehe er ausholte. „Verstehe… Du hältst lieber ein Versprechen, den du einem Menschen gegeben hast, als eines, dass du deinem Bruder gegeben hast…“ Diese Worte ließen Chizuru stutzen. Sie hatte ihm ein Versprechen gegeben? Kaoru wollte sein Schwert auf sie niedersausen, worauf Chizuru die Augen zukniff… Doch nichts passierte. Als sie die Augen wieder öffnete, weitete sie diese, als sie sah, wie Kaoru sein Schwert einsteckte und ihr den Rücken zuwandte. „K- Kaoru-san?“ „Geh.“ kam es von ihm. Sie machte große Augen. Kondou hatte ihr Schwert aufgehoben und ging auf sie zu. „Komm, Yukimura-kun!“ sagte er leise, seinen Blick immer noch auf den anderen gerichtet. Chizuru verstand nicht. Er ließ sie gehen? „Du bist es nicht wert…“ zischte dieser, worauf Chizuru einen Schmerz in sich spürte. Sie riss sich jedoch zusammen und lief mit Kondou an ihm vorbei, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Es herrschte kurz Stille, bis Kaoru Schritte wahrnahm. „Interessant… Ich dachte, ich müsste dazwischen gehen.“ erklang eine Stimme, die der Kleine nur zu gut kannte. „Was willst du, Okita?“ murrte er nur, den Rücken noch immer an Souji gewandt, welcher nach den beiden gesucht hatte und dank seiner Rasetsu-Kräfte Chizurus Aura aufspüren konnte. Er war rechtzeitig gekommen, doch er brauchte nicht dazwischen gehen. Nun stand er da und blickte in die Richtung, in der Chizuru verschwunden war. „Wolltest du sie nicht leiden lassen?“ fragte er weiter. Kaoru hatte sich an einen Baum gelehnt, sich aber noch immer nicht umgedreht. „Wozu… Sie würde sich so oder so nicht an mich erinnern…“ murmelte der Dunkelhaarige. Souji konnte nicht erkennen, wie der andere drauf war. „Mein ganzes Leben hatte ich nach ihr gesucht. Aber so wie es aussieht, kann ich sie nicht umstimmen…“ Kaoru stützte sich von Baum ab und drehte sich mit einem Grinsen zu Souji um, welcher die Augen leicht verengte. „Sag, Okita… Wolltest du mich nicht töten, weil ich dich reingelegt habe?“ fragte er belustigt und streckte beide Arme von sich aus. „Jetzt hättest du die Gelegenheit. Ich werde mich auch nicht wehren!“ „Tz… So macht das doch keinen Spaß!“ murmelte Souji nur und kam näher. Er musterte den Anderen und bemerkte etwas. „Ach nein? Schade…“ meinte Kaoru nur gespielt enttäuscht und ließ die Arme sinken. „Wieso tötest du mich nicht?“ fragte der Kapitän der ersten Einheit zurück, worauf der andere nur lächelte. „Hat alles eh keinen Sinn…“ Erneut kehrte Kaoru ihm den Rücken und eine Weile blieben beide so stehen. Souji erinnerte sich an die Worte, die Kaoru einst gesagt hatte, als sie sich ein drittes Mal begegnet waren. Er hatte gesagt, er hätte nur für diese Suche gelebt, er hätte vergessen, warum er existierte. Damals hatte Souji ihn als erbärmlich bezeichnet, doch nun? Irgendwie empfand er Mitleid für ihn und gleichzeitig waren sich beide ähnlich. Souji hatte auch nur ein Ziel: Die Shinsengumi zu beschützen und bis zum Ende Kondou zu dienen. Doch manchmal hatte er den Gedanken, dass er nutzlos war, da er todkrank war. Er ballte seine Hände zu Fäusten, ehe er auf Kaoru zu schritt und diesen mit leichter Gewalt zu sich drehte. Er weitete etwas die Augen, als er dessen Gesicht sah: Völlig verweint und der Blick war so unendlich traurig. Kaoru sah ihn entsetzt an, schlug dessen Hand von sich weg und wich zurück. „Na sieh mal an… Eine kleine Heulsuse… Du bist deiner Schwester echt ähnlich.“ gab Souji von sich. Kaoru biss sich auf die Lippen. „Du… Du hast doch keine Ahnung!“ fauchte er und wollte weg. Weg von diesem Ort, weg von ihm… Und vor allem weg von Chizuru. Doch ehe er sich umdrehte, wurde er von Souji gepackt und zu diesen gezogen. Mit großen Augen spürte er die warme Nähe des anderen. Doch es durfte nicht sein. „W-Was machst du da, Okita?!“ Kaoru versuchte sich loszureißen, doch irgendwie war er zu schwach. „Vergiß nicht, ich wollte dich umbringen!“ „Ich weiß…“ gab der Größere von sich, den anderen fester an sich gedrückt. Der Kleine wusste nicht, warum der andere dies tat, aber kurze Zeit später gab er das Wehren auf und klammerte sich verzweifelt an den Menschen, den er eigentlich die ganze Zeit reingelegt hatte. Hemmungslos begann Kaoru zu weinen, all seinen Schmerz und seine Trauer ließ er freien Lauf. Alles, was er die Jahre durchmachen musste, nur um am Ende die große Enttäuschung zu erleben. Er hatte vergessen, wie sich eine Umarmung anfühlte. Ob Souji nun Mitleid hatte oder nicht, ihm war es egal. Ob es ein Hinterhalt war und er ihn gleich töten würde, war ihm egal. Kaoru schloss die Augen und wollte einfach nicht mehr loslassen. Seine Schwester… Seine eigene Schwester hatte ihn vergessen. Hatte das Versprechen, dass sie immer bei ihm bleiben würde und für ihn da sein würde, vergessen. Jetzt hatte Kaoru alles verloren. Ihm war nichts mehr geblieben, selbst sein Leben hatte er verloren. „Setz meinem Leben ein Ende… Okita…“ Der Ältere stutzte. Er ließ den Kleinen jedoch nicht los. „Wozu?“ „Ich habe sowieso alles verloren…“ Souji verdrehte die Augen und drängte den Oni etwas von sich, um in dessen leeren Augen zu blicken. „Hör mir jetzt gut zu…“ zischte er und rüttelte ihn etwas. „Nur weil du dein Leben lang dachtest, Chizuru wäre das Einzige, wofür du existierst, musst du nicht gleich alles hinschmeißen!“ Nun wurde auch Kaoru wütend. „Was weißt du schon?! Selbst wenn ich Chizuru weiter verfolgen würde, sie würde niemals mit mir kommen! Ihr Menschen habt sie manipuliert!“ fauchte er und senkte den Blick. „Aber nicht alle Menschen sind so wie diejenigen, die einst euren Clan ausgelöscht hatten.“ „Ach nein?!“ Der Kleine versuchte sich loszureißen und schaffte es, einen Arm freizubekommen. „Wenn ihr Menschen vor etwas Angst habt, dann löscht ihr es aus, damit es für euch keine Gefahr mehr darstellt! Da seid ihr doch alle gleich!“ „Okay, wenn wir Menschen doch alle gleich sind, dann sag mir mal, warum wir Chizuru nicht getötet haben, als sich herausgestellt hat, dass sie eine Oni ist?“ Der Dunkelhaarige verstummte kurz. „Und was ist mit Senhime? Oder ihre Dienerin? Sie kommen uns ab und zu besuchen, aber wir tun ihnen nichts!“ Souji sah Kaoru ernst an, von Spott oder Hass war nichts mehr zu sehen. Der Kleine schluckte. „Vielleicht weil sie eine Zeit lang bei euch war? Wenn ihr von Anfang an wüsstet, was sie ist, was hättet ihr dann getan?“ Der Brünette schien zu überlegen. „Vielleicht hätten wir ihre Kräfte gut für die Shinsengumi nutzen können…“ murmelte er. Kaoru schwieg. Souji hob dessen Kinn an, um ihm in die Augen zu sehen. „Nicht alle Menschen sind gleich. Ja, es gibt unter uns irgendwelche Idioten, aber wenn ihr euch an ihnen rächt… seid ihr genauso wie jene, die euer Clan zerstört haben.“ Der Oni sagte nichts, schaute dem anderen nur in die Augen. „Souji!“ rief eine Stimme und beide zuckten zusammen. Der Brünette sah auf und entdeckte Kondou weiter vorne. Grinsend packte er Kaorus Handgelenk und zog ihn mit sich. „W-Was machst du da, Okita?! Lass los!“ „Wieso? Du willst zu deiner Schwester? Wieso schließt du dich nicht uns an?“ Der Kleine hielt inne. „Mit euch Menschen?! Niemals!“ „Was hab ich dir vorhin gesagt?“ grummelte der Brünette leicht genervt und achtete nicht darauf, dass der andere herum zappelte. Kondou staunte nicht schlecht, als er die beiden sah. „Was machst du mit ihm?“ wollte er wissen, als Souji vor ihm zum Stehen kam. „Ich gebe ihm ne zweite Chance.“ „Ich will nicht!“ keifte der Kleine, doch der Brünette ignorierte es. „Wo ist Chizuru-chan?“ „Uhm…“ Kondou drehte sich um. Chizuru hatte sich an einem Baum gehockt und spähte nach Feinden. „Wir halten nach Feinden Ausschau. Ich wollte den Weg durch den Wald noch mal prüfen, als ich dich gesehen habe. Was machst du hier.“ Souji ließ Kaorus Arm los und erklärte dem Kommandanten kurz, wie er sie gefunden hatte. Kaoru schwieg zunächst. Sein Blick haftete auf Chizuru, welche ihn noch nicht bemerkt hatte. Er ging etwas näher auf sie zu, als sich ein Rasetsu leise aus einem Gebüsch schlich. Chizuru bemerkte ihn nicht, da der Baumstamm im Weg war. Kaoru biss sich auf die Unterlippe, zog sein Schwert und lief auf ihn zu. Der Rasetsu gab Laute von sich, sodass Chizuru ihn hörte und erschrak, als plötzlich der Rasetsu von einer Klinge durchbohrt wurde und leblos zu Boden fiel. Überrascht blickte das Mädchen auf. Der schwarze Umhang flatterte im Wind und das Blut klebte an der Klinge ihres Bruders. Sie weitete die Augen. „Kaoru…-san?“ Dieser sah kurz zu ihr, ehe er das Schwert schwang, um somit das Blut loszuwerden und steckte es ein. Ohne Worte wollte er weggehen, als Souji seinen Arm um ihn legte und breit grinste. „Na, Chizuru-chan! Du musst vorsichtig sein, dein Bruder kann nicht überall sein, um auf dich aufzupassen!“ sagte er belustigt. Kaoru wehrte sich gegen den Griff, wagte es nicht, seiner Schwester in die Augen zu sehen. Diese war richtig überrascht. „Okita-san!“ „Lass mich~!“ „Willst du deiner Schwester nicht etwas sagen?“ fragte Souji und ließ ihn los. Kaoru funkelte ihn an, dann seine Schwester. „… Bist du sicher, dass du nicht mit mir kommen willst?!“ knurrte er und sah weg. Die beiden Männer verdrehten die Augen. Chizuru seufzte. „Nein… Das sagte ich bereits…“ Gerade wollte ihr Ebenbild sich wegdrehen, als sich Souji erneut einmischte. „Und was würdest du sagen, wenn er sich uns anschließt?“ fragte er, den Kleinen in den Schwitzkasten nehmend. Die Brünette machte große Augen. „Was…?“ Kaoru befreite sich von seinem Griff und strich die Falten seines Umhangs glatt. Er spürte die aufsteigende Hitze in seinen Wangen, als er zu Boden blickte. „N-Naja… Wenn du nicht mit mir kommst… dann…“ Er verstummte kurz, ehe er sich auf einmal aufregte, was Chizuru erschreckte. „Ich habe mein verdammtes Leben lang nach dir gesucht und ich nehme das nicht so einfach hin, dass du mich einfach so vergisst! Wir haben unsere Kindheit miteinander verbracht und du hast mir versprochen, für mich da zu sein, während ich dir das Gegenversprechen gab, dich zu beschützen! Dass du das alles vergessen hast, kann nur daran liegen, dass dich die Menschen manipuliert haben!“ „Ey…“ knurrte Souji im Hintergrund, was Kaoru stutzen ließ. „… Naja, nicht alle…“ murmelte er. Kondou zog beide Augenbrauen zusammen und seufzte. „Was will er eigentlich?“ fragte er flüsternd seinen Schüler, welcher mit den Schultern zuckte. Chizuru sah ihren Bruder mit großen Augen an, ehe sie den Blick senkte. „Ich… Ich erinnere mich nicht ganz genau an meine Vergangenheit…“ begann sie murmelnd und erhob sich. Kaoru holte tief Luft und wollte sie nicht ansehen. Plötzlich spürte er zwei Hände an seinen Wangen und er sah in zwei sanfte braune Augen, die keinerlei Hass oder Wut zeigten. Sie strahlten Wärme aus, die Kaoru schon lange nicht mehr gespürt hatte. „Aber ich kann mich an dich erinnern…“ sagte sie lächelnd. Ihr Bruder hielt kurz inne, ehe er den Kopf senkte. „Heißt das…?“ „Hm?“ Chizuru spürte das Zittern ihres Bruders. Kichernd nahm sie ihn in den Arm. „Ich bin froh… dass du noch lebst… Kaoru.“ Während dieser den Kampf gegen die ansteigenden Tränen verlor, mussten die beiden Männer im Hintergrund breit grinsen. Auch wenn Kaoru einst der Feind war und Souji den sicheren Tod ausgesetzt hatte, so war er dennoch froh, dass Chizuru wieder glücklich zu sein schien. Ihr Bruder klammerte sich an sie, entschuldigte sich schluchzend einige Male, worauf auch Chizuru die Tränen kamen und ihm immer wieder sagte, dass es in Ordnung sei. Kaoru hatte nun endlich sein Ziel erreicht: Er hatte seine Schwester gefunden und auch, wenn er sich an die Menschen gewöhnen musste und Kodou verraten würde, er war bei seiner Schwester und diese würde er auch nicht mehr verlassen, egal was in Zukunft passieren würde. Nach einigen Minuten der Wiedervereinigung setzten die vier ihre Reise fort. Sie mussten zurück zum Hauptquartier, da Hijikata Toshizou jeden Moment mit einer Truppe aus Edo zurückkehren könnte. Auf dem Weg gingen Souji und Kaoru neben einander her. „He, Okita…“ „Ja?“ „Wenn du das nächste Mal versuchen solltest, mich zu trösten, dann umarm mich gefälligst nicht!“ knurrte der Kleine, dem die Röte in den Wangen anzusehen war. Der Angesprochene lachte nur. „Es wird sicher kein nächstes Mal geben!“ Kaoru blieb kurz stehen, Souji tat es ihm überrascht gleich. „Hm?“ machte er, ehe Kaoru auf ihn zu ging, seinen Kragen packte und ihn zu sich zog. Ganz leicht legte Kaoru seine Lippen an die des Größeren, ehe er diesen wieder losließ. „Danke…“ murmelte er leise und lief voran. Der Brünette blinzelte verdutzt, ihm nachblickend und mit dem Finger über die Lippen streichend. Doch irgendwie musste er grinsen und fasste sich wieder, sodass er den anderen schnell einholte. „Ich hoffe, dass Heisuke mit seiner Vermutung Unrecht hat!“ lachte Souji nur. Kaoru hob eine Augenbraue. „Was?“ „Dass du auf mich stehst!“ „Wer würde schon auf dich stehen?!“ knurrte der Kleine nur und eilte neben Chizuru. Was Souji dann nicht sah, aber sich denken konnte, war, dass Kaoru vor sich hin lächelte, bis seine Schwester ihn darauf aufmerksam machte und er nur darauf antwortete, dass er glücklich war, endlich seine Schwester gefunden zu haben. ********************* Ende~ Eigentlich sollte DAS ein Pairing sein... Aber irgendwie... ach ich weiß nicht! Falls ihr euch jetzt fragt: Kommt bekannt vor... Joa es ist ne andere Version als das vom Kapitel "Geschwisterliebe".^^ Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt =D lg Kaoru Kapitel 4: Toshizou - Geheimnis im Mondlicht -------------------------------------------- Bevor es hier anfängt: Ich widme diesen One Shot meinem süßen x3 Vor allem weil wir auf dieses Pairing kamen! xD Ich liebe das Pairing total, es ist einfach nur zu Anflauschen! Und weil ich meinen Toshi so lieb hab, gibts direkt mal ein echtes Pairing zu diesen Charas! Ich wünsch dir viel Spaß beim Lesen =D ************************* Es waren schon knapp 4 Monate vergangen, seit Chizuru und Kaoru zusammen nach Kyoto gereist waren, um ihren Vater zu suchen. Dabei wurden sie von den sogenannten Rasetsu angegriffen, Fehlexperimente, die durch eine rötliche Flüssigkeit übermenschliche Kräfte erlangen, jedoch dabei ihren Verstand verlieren. Die Shinsengumi hatte beide gerettet und damit sie niemanden etwas über diese ‚Monster’ verrieten, mussten beide wohl oder übel im Quartier der Haori Träger bleiben. Inzwischen waren beiden sogar der Ausgang erlaubt, besonders bei Patrouillen, da auch die Shinsengumi nach Kodou Yukimura suchte, der das Ochimizu, auch ‚die Medizin’ genannt, entwickelte. Jeder Tag verlief wie immer, Chizuru und Kaoru gingen getrennt mit den anderen auf Patrouille, denn so war die Chance höher, etwas über den vermissten Doktor herauszufinden. Die Jüngere der Zwillinge hatte sich sofort eingelebt und verstand sich prächtig mit allen. Ihr Bruder hingegen misstraute einigen Dingen, denn er war nicht direkt so naiv wie Chizuru, wodurch es auch manchmal zu Streitereien kam. Es war ein Tag, wie jeder andere, Kaoru hatte dieses Mal Saitou Hajime auf dessen Patrouille begleitet, da er sich mit diesem irgendwie am Besten verstand. Souji mied er absichtlich, denn dieser verleitete ihn immer wieder dazu, ihn zu provozieren. Vor einigen Wochen war das so schlimm, dass sich Hijikata Toshizou, der Vizekommandant der Shinsengumi einmischen musste. Geprügelt hatte sich Kaoru jedoch mit Shinpachi, gegen welchen er jedoch keine Chance hatte. Eigentlich hätte Kaoru ihn mit Links geschlagen, aber weder die anderen, noch Chizuru wussten, dass er besondere Kräfte besaß. Selbst Chizuru hatte diese Kräfte, aber sie wusste nichts von ihnen und konnte sie auch nicht einsetzen. Manchmal war es wirklich schwer für den Dunkelhaarigen, diese Kräfte zurückzuhalten, aber er hatte es bisher immer geschafft. Er wusste schon lange, dass etwas nicht mit ihnen stimmte. Um Chizuru keine Sorgen zu bereiten, hielt er dicht. Die Gruppe um Saitou kam früher als gedacht, da sie verdächtige Personen gesichtet hatten. Der Violette begab sich zu Kondou Isami, dem Kommandanten. Kaoru sollte derweil den grünen Tee zu Hijikata bringen, welcher in seinen Raum saß und Papierkram ausfüllte. Nicht so wie Chizuru, die es gern machte, schleppte der Kleine das Tablett mit dem Getränk mit sich, auf dem Weg zu den Schwarzhaarigen. Als er vor dessen Tür stand, schob er diese einfach auf und klopfte an der Wand. „Oi, Hijikata. Tee für dich.“ murrte Kaoru nur gelangweilt und kam auf ihn zu. Der Ältere verdrehte die Augen. „Siehst du nicht, dass ich arbeite?“ fragte er, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Doch klar. Deswegen hab ich dir Tee mitgebracht.“ Er stellte die Tasse einfach auf den Tisch und hockte sich hin. „In letzter Zeit schuftest du nur noch. Gönn dir mal eine Pause, sonst bekommst du einen Kollaps.“ meinte Kaoru und blickte auf die Schriften, die auf dem Tisch verstreut herumlagen. Der Schwarzhaarige seufzte und nahm sich einen Schluck. „Kondou-san kann das alles ja auch nicht alleine machen und Saitou können wir ebenfalls nicht damit belasten, wir brauchen die Patrouillen.“ entgegnete der Größere und gähnte. Sich dabei ertappend hielt er sich die Hand vorm Mund und linste zu Kaoru, welcher ihn angrinste. „Was?“ knurrte er nur und wollte wieder seine Schreibfeder nehmen, als der Kleine ihm diese abnahm und sein Handgelenk packte. „Jetzt heißt es: Pause machen!“ meinte er und zog den anderen widerwillig aus seinem Zimmer. Gerade kamen Kondou und Saitou ihnen auf dem Gang entgegen und blieben überrascht stehen, als Toshizou aus seinem Zimmer gezerrt wurde. „Uhm…?“ „Ich hab doch gesagt, ich hab zu viel zu tun!“ rief dieser und versuchte sich zu wehren, doch irgendwie hatte er auch keine Lust, wieder zurück an die Arbeit zu gehen. „Also, wenn du da drin vermodern willst, bitte.“ brummte Kaoru und ließ ihn schließlich los. Toshizou seufzte. „Wo ist Chizuru?“ „Mit Okita auf Patrouille!“ sagte Kaoru leicht genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, worauf der andere ihn mit verengten Augen ansah. „Wieso grinst du jetzt so?“ „Dir wäre es wohl lieber, wenn Chizuru-chan dir den Tee gebracht hätte, stimmt’s? Sie kannst du natürlich wegschicken, wenn du ein wenig aufbrausender wirkst, bei mir funktioniert das nicht!“ Ein Kichern war zu hören und als sich Toshizou umdrehte, erblickte er Kondou, welcher sich breit grinsend das Lachen verkniff und Saitou, welcher ganz leicht lächelte. „Kondou-san!“ mahnte der Vize nur und sein Gesicht färbte sich dunkelrot. Dieser lachte kurz auf, ehe er eine Hand auf Hijikatas Schulter legte und versuchte, sich zu beruhigen. „Tut mir Leid, Toshi. Aber ich denke, Kaoru meint es nur gut mit dir, mach eine Pause, ich hab dich seit gestern Nachmittag nicht mehr aus deinem Zimmer gehen sehen.“ meinte der Schwarzhaarige nur und ging anschließend an ihm vorbei. Der Stratege nickte nur kurz zur Begrüßung, ehe er dem anderen folgte. Der Langhaarige war wieder allein mit dem Dunkelhaarigen, welcher noch immer grinste. „Siehst du?“ „Ja, ja…“ knurrte Toshizou und setzte sich auf die Treppe, die zum Innenhof führte. Kaoru blieb noch eine Weile stehen. „Du musst mir nicht Gesellschaft leisten…“ knurrte der Ältere nur, ohne ihn anzusehen. Kaoru seufzte lautlos, ehe er sich umdrehte. „Nutze die freie Zeit, bevor die anderen kommen.“ sagte er leise und ging in die Richtung, in der die beiden anderen verschwunden waren. Der Sitzende drehte seinen Kopf zur Seite und musterte Kaoru, welcher um die Ecke verschwand. Später am Nachmittag, als auch Chizuru von ihrem Rundgang wiederkam, lief diese mit einem Tablett aufgeregt zu Hijikata, welcher vor seinen Papieren saß und zu verzweifeln drohte. Chizuru klopfte höflich an, vor der Tür hockend, bis der Insasse ihr eine Antwort gab. Sie öffnete die Tür, stellte das Tablett ins Zimmer und lächelte. „Hijikata-san, ich habe dir grünen Tee gemacht.“ sagte sie freundlich und kam auf ihn zu, nachdem sie die Tür hinter sich zu machte. Dieser blickte kurz zu ihr, dann auf den Tee. „Ah… Danke.“ „Hijikata-san, du arbeitest zu viel. Du solltest dir eine Pause gönnen!“ meinte die Kleine und sah ihn besorgt an, da ihr Gegenüber leichte Augenringe hatte. Dieser winkte ab. „Es geht schon. Ich hatte heute Mittag eine Pause gemacht, weil mich dein Bruder dazu gezwungen hatte und jetzt steh ich hier vor einem Berg von Aufgaben!“ „Mein Bruder war hier?“ wiederholte die Dunkelhaarige verblüfft. Toshizou nickte leicht und nahm einen Schluck. „Obwohl ihr Zwillinge seid, habt ihr beide verschiedene Charakter…“ murmelte er leise und seufzte. Chizuru lächelte. „Mein Bruder ist immer der Stärkere von uns gewesen. Er hat selbst Saitou-san nach einem Training gefragt. Ich beneide ihn manchmal für seine Stärke.“ erklärte sie kurz und schaute auf ihre Hände. Der Schwarzhaarige musterte sie. „Auf mich macht er eher den Eindruck, dass er so schnell wie möglich Kodou-san suchen und von hier verschwinden will…“ Chizurus Blick änderte sich zu einem traurigen Ausdruck. Sie wüsste manchmal wirklich gerne, was ihr Zwilling gerade dachte. Es war schwer, ihn durchzuschauen, auch wenn Chizuru dachte, Zwillinge hätten eine besondere Bindung. In ihrem Fall schien es jedoch nicht so sein. Sie verließ den Raum, nachdem Hijikata ihr gesagt hatte, dass er Ruhe brauchte. Nachdenklich ging sie den Gang entlang, als sie Stimmen hörte. „Es sind wieder Leute aus dem Choushuu-Clan in der Stadt. Bestimmt planen sie wieder etwas. Hajime, Sano und Kaoru, ihr geht der Sache auf den Grund. Wenn sie wirklich erneut einen Angriff planen, dann schaltet sie aus. Heisuke, Shinpachi, Souji, ihr solltet diesen Laden nochmals untersuchen, den Hajime gesichtet hat.“ rief Kondou und die Jungs nickten. Chizuru schluckte. Es gab wieder einen Angriff. Der Erste, der aus der Tür kam, war Kaoru, welcher seine Schwester überrascht ansah. „Huh, Chizuru-chan! Was machst du hier?“ fragte er und schloss die Tür hinter sich. Diese schluckte. „Müsst ihr wieder kämpfen?“ fragte sie stattdessen und spielte mit ihrem Ärmel herum. Ihr Bruder seufzte und legte eine Hand auf ihren Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Wir werden alle gesund zurückkommen. Das weißt du.“ meinte er nur. Seine Schwester nickte. „Ja, ich weiß, aber… Bitte pass auf dich auf!“ „Werde ich, versprochen.“ Es vergingen Stunden, es wurde Abend. Chizuru saß zusammen mit San’nan-san und Inoue im Gemeinschaftsraum und ungeduldig wartete sie auf die anderen. Kondou hatte derweil Toshizou Bescheid gegeben und diesen von der Arbeit abgelöst, sodass der Schwarzhaarige nun vorm Eingang stand und auf ein Zeichen wartete. Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit, als plötzlich Schritte zu hören waren. Die drei Insassen erhoben sich und eilten zu Hijikata. Mit Entsetzen stellte Chizuru fest, wie viele Verletzte es diesmal gab. Shinpachi und Heisuke halfen einigen Männern, die Verletzten in Sicherheit zu bringen. „Was ist passiert?!“ wollte der Vize wissen. Sanosuke, der dazukam, schnaufte kurz. „Es ist ein Hinterhalt… Wir wurden überrascht und einigen hat es schwer getroffen!“ „Wo sind die anderen?!“ „Souji und Hajime kämpfen noch gegen die restlichen. Einige sind geflohen, wir vermuten, sie haben irgendwo ihr Nest!“ erklärte der Rothaarige. Chizuru schluckte. „Was ist mit Kaoru?“ wollte sie wissen, worauf Shinpachi und Heisuke sich ansahen. „Den hab ich seit dem ersten Angriff nicht mehr gesehen…“ murmelte Letzterer und senkte den Blick. „Ich glaube, er hat die Leute verfolgt, die geflohen sind…“ meinte Sanosuke und half einem Verletzten die Stufen rauf. Chizuru weitete die Augen. „I-Ich muss ihm helfen!“ „Nein!“ Die Kleine zuckte bei Hijikatas lauter Stimme zusammen. „Ich werde mit einigen Männern aufbrechen.“ sagte er und verschwand kurz in eines der Zimmer. Chizuru wollte ihm nachgehen, als Kondou ihr die Hand auf die Schulter legte. „Hilf Matsumoto-san bitte mit den Verletzten.“ bat er sie, worauf die Dunkelhaarige seufzend nickte. Toshizou eilte in seinem blauweißen Haori an die anderen vorbei, zehn Männer folgten ihm. Es wurde dunkler, der Mond wurde von dicken Wolken verdeckt, sodass sein Licht kaum durchschien. Der Schwarzhaarige hatte Saitou entdeckt, welcher gerade einen Feind niedermetzelte. „In welcher Richtung sind die Flüchtlinge gerannt?!“ fragte er. Saitou deutete auf dem Weg vor sich und seufzte. „Warte, Hijikata-san… Es könnten noch mehr von ihnen dort sein.“ „Wo ist der Kleine?“ wollte Toshizou weiter wissen, als er plötzlich ein Husten neben sich hörte. Souji stützte sich an der Hauswand ab. „Der Irre ist ihnen hinterher gelaufen…“ „Kehrt zurück in das Quartier!“ rief der Vize, ehe er davon eilte, die anderen ihm hinterher. Saitou nickte Souji zu, welcher die anderen herbei rief. Der Violette folgte Hijikata, sodass dieser auch etwas Verstärkung hatte. Es schien wie eine Ewigkeit zu dauern. Kaoru hockte hinter zwei Fässern und beobachtete die Flüchtlinge, die in einen geschlossenen Laden stürmten. Dort befanden sich noch ein Dutzend Männer, die nun ihre Flucht planten. Der Dunkelhaarige überlegte, sollte er sie überraschen? Er würde sicher mit ihnen fertig werden, sollte er seine Kräfte einsetzen. Aber er hatte Bedenken, sollte ihn Jemand aus der Shinsengumi so sehen, hätte er Probleme. Doch lange herumsitzen konnte er auch nicht, die Typen konnten jederzeit fliehen. Gerade als Kaoru aufstand und hinein stürmen wollte, wurde er unsanft zurückgezogen. „Ah, was-!“ Ihm wurde der Mund zugehalten und der Kleine sah in das wütende Gesicht seines Vorgesetzten. „Bist du von allen guten Geister verlassen?! Alleine gegen diese Kerle hättest du keine Chance!“ zischte Hijikata und drängte den Jüngeren weiter in die Gasse. Dieser riss sich los. „Aber wenn wir sie fliehen lassen, dann kommen sie sicher mit Verstärkung zurück!“ „Ist mir schon bewusst!“ keifte der andere ihn an. Saitou räusperte sich. „Ich würde vorschlagen…“ begann er und musterte das Haus. „Ich gehe mit fünf Männern zum Hinterausgang, falls sie sich dort aus dem Staub machen wollen und ihr bleibt hier…“ Der Schwarzhaarige nickte und sah dem Strategen nach, als dieser mit der Hälfte der Männer aus der Gasse liefen, um zum Hinterausgang zu gelangen. Toshizou funkelte Kaoru an. „Wenn du wieder so etwas Waghalsiges machen willst, sperre ich dich das nächste Mal ein!“ „Als würde mich so was aufhalten…“ knurrte der andere und blickte zu den Flüchtenden, die sich nach draußen umsahen. „Sie wollen fliehen!“ zischte Kaoru und stürmte los. Hijikata zuckte zusammen. „Kaoru!“ fauchte er, doch die Männer haben diesen schon entdeckt. „Hahaha! Seht mal! Ist die Shinsengumi so verzweifelt, dass sie ein Kind herschicken?!“ rief einer belustigt, bekam jedoch einen Schlag von einem anderen. „Idiot, was ist, wenn er nicht alleine ist!?“ Kaoru seufzte und zog sein Schwert. Die Männer blickten zu ihm, lachten und zogen auch ihre Schwerter. Hijikata wollte losstürmen, als Kaoru ebenfalls zu Lachen begann. „Mit euch werde ich schon alleine fertig!“ sagte er. Die Wolken schoben sich vom Mond weg, sodass dieser sein Licht ungehindert auf die Stadt niederwerfen konnte. Eine Veränderung geschah: Kaorus Haar wurde weiß, eine drückende Atmosphäre war zu spüren. Die Männer wichen zurück, als sie in die goldenen Augen des anderen sahen, die nach Mordlust schrien. Zwei Hörner ragten aus seiner Stirn. „W-W- Was bist du?!“ rief einer entsetzt und hielt zitternd sein Schwert. „Jedenfalls kein Mensch!“ sagte der andere und griff an. Toshizou weitete die Augen. Er hätte nie damit gerechnet, dass dies passierte. Zudem hatte er immer gedacht, sollte jemand das Ochimizu einnehmen, würde er den Verstand verlieren. Doch in diesem Moment wusste er gar nicht, dass Kaoru nicht durch das Ochimizu so geworden war, sondern dass es seine Rasse war. Während der veränderte Kaoru einen nach dem anderen erledigte, schickte Toshizou seine Männer, die durch die enge Gasse nicht richtig erkennen konnten, was geschah, zurück zum Quartier. Sie brauchten keine Verstärkung, wie es aussah. Der Schwarzhaarige beobachtete den Kampf genau, ehe nun auch Saitou vom Hinterausgang einschaltete. Nicht lange und alle Feinde waren besiegt. Kaoru verschwand direkt, sodass Saitou ihn nicht zu Gesicht bekam. Toshizou rannte in die Richtung, in der er verschwunden war und fand den anderen, wieder in seiner normalen Gestalt, auf dem Marktplatz wieder. Langsam schritt er auf ihn zu. Kaoru hatte ihm den Rücken gekehrt, das Schwert steckte er wieder ein. „Und?“ fragte er nur, der andere kam zum Stehen. „Was… war das eben? Hast du das Ochimizu genommen?“ fragte er und schluckte. Kaoru schüttelte den Kopf und drehte sich um. Sein Blick strahlte Trauer aus. „Das ist mein wahres Ich…“ murmelte er. Der Schwarzhaarige verstand nicht und schnaubte. „Was? Was meinst du?“ „Ich… genau wie Chizuru… bin ein Oni. Chizuru weiß es nicht, sie kann diese Kräfte nicht einsetzen. Ich wusste davon, seit Vater immer öfters aus der Stadt ging, bis er verschwunden blieb…“ erklärte er und senkte den Kopf. „Ich wusste zwar nicht, dass er diese Medizin für euch machte, aber…“ Seufzend blickte der Brünette auf seine Hand. „Ich bin das, was Vater als ein Original betrachtet. Jene, die sich durch das Ochimizu verändert haben, sind Fälschungen eines Oni…“ Toshizou war überrascht, dies zu hören. Vor allem schien Kaoru noch etwas mehr zu wissen, als sie alle zusammen. Er kam langsam näher und blieb vor Kaoru stehen. „Warum hast du uns nicht vorher gesagt, dass ihr Oni seid?“ „Erstens…“ Der Kleine wich zurück. „Chizuru darf es nicht erfahren, sie würde sich sonst Sorgen machen, die nicht von Nöten sind!“ Mit einem ernsten Blick sah er auf. „Und zweitens… Hättest du mich denn weiterhin behalten, wenn du gewusst hättest, was ich bin?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Ihr wärt zumindest eine gute Hilfe für uns…“ „Genau deswegen… habe ich nichts gesagt!“ Der Größere verstand nicht so recht. War Kaoru nun für oder gegen die Shinsengumi? „Ich meine… Du hättest mich wahrscheinlich als eine Kampfmaschine gesehen… und nicht als Menschen…“ Die Stimme des anderen wurde rauer, trauriger, leiser. Vielleicht hatte Kaoru recht gehabt, Toshizou hatte einen Moment lang gedacht, wie es wäre, wenn sie Oni auf ihrer Seite hätten, die dann im Kampf gegen die Feinde recht nützlich waren. Doch nun verstand er auch, weshalb Kaoru es nicht wollte. Trotz allem schien das Wissen, dass er ein Oni war, ihn zu belasten. Er wollte als Mensch leben, so wie er es bisher getan hatte. Toshizou konnte sich nicht vorstellen, wie groß das Leid war, ständig seine Kräfte im Zaum zu halten, damit niemand davon etwas mitbekam. „Ich… Ich glaube, ich werde einfach gehen… Ich verrate niemanden etwas über die Rasetsu… Ich verspreche es. Und…“ Als er den Kopf hob, lächelte er. Der Vize schluckte stark, etwas zerbrach in ihm, als er dies hörte. „Für Chizuru brauche ich eine Ausrede… Vielleicht sage ich einfach-“ Hijikata unterbrach ihn, als er ihn zu sich in eine Umarmung zog. Kaoru, welcher damit nun niemals gerechnet hätte, vor allem weil es Hijikata Toshizou persönlich war, weitete die Augen und vergaß, was er sagen wollte. „Ich behalte es für mich.“ sagte der Schwarzhaarige leise. „Ich sage niemanden etwas darüber, nicht einmal Chizuru. Deswegen… Geh bitte nicht.“ Ungewollt wurde der Kleine rot. Einerseits wollte er sich losreißen, denn Männer taten so etwas nicht. Doch andererseits war es ein ganz schönes Gefühl, welches er behalten möchte. „Wieso willst du, dass ich bleibe? Warst du mir gegenüber nicht misstrauisch?“ „Ich verstehe jetzt, warum ich es war… Du warst komisch drauf, anders als deine Schwester, du hattest immer etwas sofort verstanden und warst selbst gegenüber der Medizin misstrauisch. Aber ich verstehe alles nun viel besser.“ Kaoru sah auf, blickte in die violetten Augen des anderen, die nun auf einmal ganz anders wirkten. Sie waren viel sanfter, als er sie je in Erinnerung gehabt hatte, die ganzen vier Monate hatte er Toshizou eher als aufbrausend erlebt, bei dem Begriffe wie ‚Lächeln’ völlig fremd zu sein schienen. Und nun lächelte dieser ihn an. In Kaoru schien irgendetwas zu schmelzen, lag es an der Wärme, die er verspürte oder war es sein Herz, das sich gerade durch diese Liebenswürdigkeit erhitzte? Leicht verträumt bemerkte der Kleine nicht, wie Hijikata sich zu ihm runterbeugte und die Lippen auf seine legte. Erst als er die weichen Lippen spürte, realisierte er es, doch sich zu wehren kam für ihn nicht in Frage. Mit geschlossenen Augen gab er sich diesem Gefühl völlig hin und vergaß alles um sich herum. Sie waren die Einzigen auf diesem Platz, es war nachts und alle anderen waren zurückgekehrt. Nur der Mond war Zeuge, als beide ihr erstes und einziges Geheimnis mit einem Kuss besiegelten. Kapitel 5: Toshizou - Katzenliebhaber ------------------------------------- Kleine Anm: Dieser Oneshot ist jetzt mal was anderes, mal nicht an den Anime oder Game orientiert~ Es ist just for fun entstanden, eine zweite Version wird es auch geben xD Also hier, viel Spaß beim Lesen x3 ******************** „DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN?!“ hörte ich Jemanden brüllen, was mich stark zusammen zucken ließ. Ich saß gerade an den Papieren, die ich noch ausfüllen musste, doch dieser Schrei bereitete mir doch etwas Sorgen, besonders, weil sie aus San’nan-sans Zimmer kam, welches in der Nähe von meinem lag. Ich rannte zu ihm, hörte die anderen hinter mir her laufen, da auch sie wissen wollten, was los war. Die Tür aufreißend starrte ich auf den Insassen des Raumes und schluckte. „San’nan-san! Was ist passiert?!“ fragte ich leicht angespannt und versuchte, die Anderen, die hinter mir standen und auch etwas sehen wollten, zurückzudrängen. Auf mich machte San’nan-san nicht den Eindruck, als wäre er es gewesen, der geschrien hatte. Verwundert sah ich ihn an, als er mich unsicher anlächelte. „Nun… Wie soll ich es sagen? Mir ist ein Missgeschick passiert.“ Mit diesen Worten rückte er zur Seite, worauf ich Kaoru, Chizurus Zwillingsbruder, sehen konnte. Es war eigentlich nichts ungewöhnliches, dass Kaoru sich öfters hier aufhielt, denn er wollte San’nan-san mit der Medizin helfen… Eigentlich. Denn diesmal war etwas anders. Ganz anders. Ich hörte Chizuru, die sich etwas nach vorne drängte. „Oh mein Gott, Kaoru! Was ist passiert?“ rief sie und schluckte zugleich hörbar. Kaoru saß auf dem Boden im Schneidersitz. Auf seinem Kopf zuckten zwei Katzenohren, die sich langsam nach hinten schoben, da er recht wütend war. „Ich wurde als Versuchskaninchen missbraucht!“ knurrte er und linste zu den Schuldigen, der seufzte. „Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam… Eigentlich wollte ich Kaoru-kun das Ochimizu probieren lassen, da er als Oni nicht allzu große Nebenwirkungen bekommt… Dies scheint aber eines zu sein…“ Wir alle schwiegen kurz, ehe ich räuspernd vor trat und den Verwandelten musterte. „Nun ja…jedem passiert mal Fehler…“ murmelte ich nur. „Wie kommt es eigentlich dazu, dass der Zwerg… Katzenohren hat?“ wollte Souji wissen und man sah ihm die Schadenfreude deutlich an, was mich etwas aufregte. Aber auch ich würde diese sonderbare Nebenwirkung gerne wissen und sah dabei San’nan-san an, welcher ratlos in die Runde blickte. „Das müsste ich herausfinden.“ gab dieser von sich, das Kinn nachdenklich reibend. Das Opfer seines Experiments sah ihn entsetzt an. „Auf keinen Fall!!! Finde gefälligst ein Gegenmittel, so kann ich niemals rumlaufen!“ rief der Kleine und sein Schwanz kam zum Vorschein, welcher sich auf dem Boden hin und her schlängelte. Chizuru konnte nicht verhindern etwas zu erröten. „Aber… es sieht süß aus.“ meinte sie kleinlaut, was mich ebenfalls nervte. „Kaoru hat recht, so kann er nicht kämpfen…“ murrte ich nur und stemmte die Hände in die Hüften. „Also… San’nan-san, du suchst nach der Ursache und findest ein Heilmittel dagegen… Solange darf Kaoru das Anwesen nicht verlassen.“ „Na super…“ Der Genannte erhob sich und rauschte an uns vorbei. Souji grinste breit, während er den anderen hinterher blickte. Ich seufzte nur und hoffte, dass diese Phase bald zu Ende sein würde… Wieder saß ich in meinem Zimmer und arbeitete. Doch es war nicht leicht, ständig musste ich an Kaoru denken. Ich hatte mitbekommen, dass Souji ihn wegen seines Schwanzes nervte, die anderen wollten ihn sogar mit Fischen füttern. Wie konnte man nur so naiv sein? Kaoru war trotz allem immer noch ein Mensch und keine Katze. Mir kamen die Katzenohren in den Sinn und seufzend legte ich die Feder zurück, um eine kleine Pause einzulegen. Ich verließ mein Zimmer und stieß auch schon auf Sanosuke, der mich nur angrinste. „Was gibt’s?“ fragte ich irritiert. „Ach, Kaoru hat sich auf einen Baum verzogen und Chizuru versucht jetzt, ihn da runter zu holen. Fische helfen nicht, was recht schade ist.“ „Hört auf ihn zu ärgern…“ gab ich knurrend von mir. Der Rotschopf zog lachend an mir vorbei und kurz darauf hörte ich Chizuru schreien. Ich eilte zu der Stelle und sah aus der Ferne, wie Kaoru auf dem Boden landete. Das Mädchen zog verärgert davon. Ich verstand. Kaoru hatte sie wohl etwas erschreckt. Doch der Kleine sah nicht fröhlich aus. Machte er sich etwa Sorgen, nie wieder normal zu sein? Irgendwie tat er mir schon Leid. Er kam auf mich zu, schien mich aber nicht zu bemerken, weswegen ich ein kurzes „He“ von mir gab, damit er mich sah. Er blieb stehen und sah mich an. Irgendwie standen ihm diese Ohren. Als Kaoru zur Seite blickte, ließ er die Ohren hängen, was mein Herz kurz aufspringen ließ. Das war wirklich verdammt süß. Doch was dachte ich da? Er war immer noch ein Mensch! Ich konnte dennoch nicht anders und wollte diese Ohren einmal berühren, also kam ich näher und legte meine Hand auf seinen Kopf. Kaoru sah mich mit einem komischen Blick an. Ich lächelte nur und strich ihm über das Ohr, worauf er die Augen schloss und zu schnurren begann. „Chizuru hat recht, du bist wirklich niedlich.“ rutschte es aus mir heraus und wir beide hielten inne. Kaoru wich zurück und sah wieder traurig aus. Das wollte ich nicht. „Nein…“ brummte er. „Ich bin nicht süß! Ich will einfach nur wieder normal sein…“ murmelte er und seufzte abermals. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich realisierte nicht einmal, dass ich ihm die Hand entgegen hielt, wie man es bei einer Katze machte. Kaorus Blick wurde noch trauriger, was mich kurz die Hand sinken ließ. Er war ein Mensch, rief ich mir immer wieder zu, doch widerstehen konnte ich auch nicht. Ich strich ihm über die Wange, die richtig heiß war und befürchtete, dass er vielleicht Fieber hatte, doch ehe ich mich versah, hatte er mich auch schon umarmt. Er schmiegte sich an mich und schien leicht zufrieden zu sein. Tat er es von selbst oder waren es die Auswirkungen des Mittels? Ich ließ meine Hände sinken und wartete, was er als nächstes tun würde. Als Kaoru bemerkte, dass ich ihn nicht mehr streichelte, sah er kurz zu mir auf und riss sich los. „Tut mir Leid!“ rief er schockiert und rannte davon. Ich sah ihm nach, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihn verletzt hatte. Seufzend drehte ich mich um und machte mich an der Arbeit. Es vergingen zwei Tage. Noch immer hatte San’nan-san nichts gefunden und Kaoru hatte sich auch nicht mehr blicken lassen. Chizuru machte sich Sorgen und Souji jammerte auch herum, dass er es vermisste, den Kleinen zu ärgern. Ich konnte dazu nicht viel erwidern, meine Gedanken waren ständig bei Kaoru, seit ich ihn so traurig gesehen hatte. Er tat mir wirklich Leid und er schien auch darunter zu leiden, dass er nicht mehr rausgehen konnte. Meine Arbeit ging sehr langsam voran, ich konnte an nichts anderes mehr denken. Dennoch weigerte ich mich, nach ihm zu sehen. Irgendwann kam San’nan-san zu mir, Chizuru war ebenfalls anwesen, da sie mir Tee gebracht hatte. „Ich hab die Ursache gefunden!“ sagte der Brillenträger und ich wandte mich zu ihm. „Ja?“ „Es scheint so, als hatte sich eine Katze in mein Zimmer geschlichen und womöglich ist ein Katzenhaar in die Flüssigkeit gelangt, sodass diese ihre Daten verarbeitet hatte und somit die Nebenwirkung entstanden ist.“ erklärte er und Chizuru begann zu strahlen. „Also kannst du ein Gegenmittel herstellen?“ „Ganz bestimmt, es wird zwar etwas dauern, aber ich kriege es hin.“ meinte er freundlich lächelnd. Ich war richtig erleichtert. Vielleicht würde Kaoru sich auch freuen, wenn er die Nachricht hörte, also schickte ich Chizuru zu ihm, damit sie ihm dies berichtete. Es war bereits Nachmittag, ich hatte die Hälfte meiner Arbeit hinter mir und streckte mich. Es klopfte an der Tür, worauf ich kurz zusammenzuckte. „Ja?“ Sie wurde geöffnet und Chizuru saß an der Tür, den Kopf ließ sie hängen. „Was ist?“ fragte ich und drehte mich zu ihr um. „Ich habe es Kaoru erzählt, aber er scheint schon die Hoffnung aufgegeben zu haben… Er ist richtig deprimiert und will nicht aus seinem Zimmer kommen…“ erzählte sie traurig und seufzte anschließend. Was anderes hätte ich nicht erwartet, Kaoru musste zwei Tage damit leben, ein Katzenmensch zu sein. Ich nickte nur. „Gut. Danke dass du es mir berichtet hast. Vielleicht kriegen wir Kaoru noch dazu, wieder optimistischer zu sein.“ sagte ich ruhig und wandte mich an meine Arbeit. Ich hörte wie die Tür zu ging und Chizuru sich vom Zimmer entfernte. Als alles still war, rieb ich mir die Schläfe. Irgendwie tat in mir etwas weh. Ich wusste nicht, warum oder was es war. Vielleicht war es Erschöpfung? Ich beschloss, noch etwas zu arbeiten, ehe ich dann raus an die frische Luft ging. Am Abend des nächsten Tages setzte ich mich auf die Treppe im Innenhof und starrte nachdenklich in den Himmel. Wieder hatte sich Kaoru nicht blicken lassen und mir fiel auf, dass ich besonders viel an ihn dachte. Als ich ihn zusammen mit Chizuru vor einigen Monaten in einer dunklen Gasse fand, zitternd vor Angst, nachdem sie von Rasetsu angegriffen wurden, wollte ich beide eigentlich nicht am Leben lassen. Doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, dass sie hier mit uns lebten. Kaoru war auch ein sehr guter Kämpfer, den wir gut gebrauchen konnten. Doch nun konnte ich ihn nicht rauslassen. Nicht in dem Zustand, in der er sich gerade befand. Würde jetzt ein Krieg ausbrechen, hätten wir vielleicht ein größeres Problem, aber noch schien es ruhig zu bleibe. Dass die Zwillinge Oni waren, erfuhren wir erst vor Kurzem, aber wir hatten uns damit abgefunden. Denn sie glichen uns Menschen und sie waren auf unserer Seite… Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich hörte, wie sich eine Tür auf- und wieder zuschob. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erblickte Kaoru, der sich umschaute. Wollte er sich etwa rausschleichen? Leise tapste er zum Innenhof. Er schien mich nicht bemerkt zu haben, da ich direkt hinter einer Säule saß. Ihn dabei beobachtend stand er vor einem Baum und musterte diesen. Leise erhob ich mich und kam näher. Was hatte er vor? Wollte er abhauen? Keine Sekunde später saß er auch schon auf einem Ast, mit der Absicht, über die Mauer zu klettern. Leicht wütend ging ich auf den Baum zu und sah hoch. Er hatte noch immer nicht bemerkt, dass ich hier war, also holte ich tief Luft, ehe ich brüllte: „Was machst du da?!“ Ich bemerkte sofort, dass dies ein Fehler war. Kaoru erschrak so sehr, dass er den Halt verlor und vom Baum stürzte. Er hatte Glück, dass ich direkt unter ihm stand und fing ihn mit Leichtigkeit auf. Einige Blätter fielen auf uns herab, ich bedachte Kaoru nur mit einem verärgerten Blick. „Was hattest du vor?“ knurrte ich ihn an und ließ ihn runter. Kaoru war sichtlich schockiert, mich zu sehen, aber er konnte nun nicht mehr weglaufen. „Ich…“ begann er, verstummte kurz, ehe er mich wütend ansah. „Ich halte es nicht mehr aus! Ich will auch auf Patrouille gehen! So bin ich doch nicht nützlich für die Shinsengumi, wenn ich nur in meinem Zimmer hocke!“ Dass er dort blieb, war seine eigene Entscheidung, aber ich verstand, was er meinte. Er war eben er selbst. „Ich bin immer noch ein Mensch!“ fauchte er und dies wurde mir abermals klar. „Ich weiß. Aber mit diesen… ‚Extras’ bist du nur ein leichtes Spiel für Gegner. Denk doch mal an Souji, wie er dir dauernd am Schwanz zieht…“ murmelte ich und ließ meine Arme verschränkt in meine Ärmel verschwinden. Kaoru senkte wieder niedergeschlagen den Kopf und seufzte hörbar. „Dann…“ Er zog auf einmal sein Schwert heraus und wollte sich damit die Ohren abschneiden. Schnell nahm ich ihm das Schwert ab und sah ihn entsetzt an. „Das hattest du nicht ernsthaft vor, oder?!“ „Doch!“ rief er und versuchte, sich loszureißen. „Alle denken, nur weil ich diese Ohren habe, bin ich direkt eine Katze! Aber ich bin es nicht! Ich bin noch immer wie vorher!!!“ Er ließ sein Schwert fallen und schlug meine Hände von sich. „Ich hab auf einmal eure ganze Aufmerksamkeit, vorher hatte sich niemand von euch um mich geschert!“ Das war sein Problem? Er wollte unsere Aufmerksamkeit nicht? Verwundert blickte ich ihn an. „Was redest du da? Was meinst du damit?“ fragte ich nur und legte verständnislos meinen Kopf schief. Der Kleine vor mir seufzte erneut und starrte auf den Boden. „Ich bin doch nur für euch in Kämpfen nützlich. Sonst habt ihr mich nie angesehen. Kaum passiert mir was und ich bin das Top Thema…“ knurrte er nur und wandte mir den Rücken zu. Dachte er, er wäre nicht wichtig? Ich spürte ein leichtes Stechen in meiner Brust. Sein Schwanz bewegte sich hin und her und seine Ohren zuckten ein paar Male, was mich dazu verleitete, ihn in meine Arme zu nehmen. Kaoru zappelte herum, rief, ich sollte ihn loslassen, aber ich dachte nicht daran. „Du irrst dich.“ sagte ich leise und er wurde ruhiger. „Du hast recht, du bist im Kampf wichtig für uns. Aber auch so bist du das. Jedes Mitglied der Shinsengumi ist wichtig.“ hauchte ich ihm entgegen und spürte, wie er sich entspannte. Er lehnte sich etwas an mich. Er wusste nicht, was in mir vorging. Seit beide hier waren, hatte sich Chizuru darum bemüht, von uns akzeptiert zu werden, da sie keine Kampfkunst beherrschte, die nützlich war. Kaoru hingegen war es egal, ob wir ihn akzeptierten oder nicht, er ging seinen eigenen Weg. Dies machte mir täglich Sorgen, denn unser Team bestand aus Zusammenarbeit und nicht aus Einzelarbeit. Ich hatte befürchtet, Kaoru würde sich nicht integrieren, er hatte stur darauf bestanden, auf den Patrouillen Informationen über ihren verschollenen Vater zu finden. Er hatte viel öfter meine Aufmerksamkeit bekommen, als seine Schwester es je hatte, auch wenn sie viel öfter bei mir war. Langsam drehte ich Kaoru um, sodass ich ihn richtig umarmen konnte. „Du bist süß, Kaoru.“ gab ich von mir. Ich spürte, wie er zusammenzuckte. „Mit den Katzenohren… und auch ohne.“ Wieder zuckte er zusammen, dann sah er zu mir auf. „Was…?“ Ein Lächeln legte sich auf meinen Lippen, so wie er mich ansah. Ich legte meine Hände auf seine Ohren und betrachtete sein Gesicht. „Ich hab dich schon immer niedlich gefunden, Kaoru.“ hauchte ich weiter, worauf er große Augen machte und durch das Mondlicht sah ich einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen. Er blickte zur Seite. „Das sagst du jetzt nur so, damit ich nicht weiter rumschmolle, oder?“ Ich lachte, was ich sehr selten tat und selten jemanden zeigte. „Ja… Das ist auch ein Grund.“ Ich beugte mich leicht zu ihm runter und berührte mit meiner Nase seine. „Aber ich sage es auch, weil ich dich recht gerne mag… Sehr sogar.“ Mit diesen Worten legte ich sanft meine Lippen an seine. Er wies mich nicht zurück, was mich glücklich schätzte. Er schien begriffen zu haben, dass er wichtig für mich war. Nicht als Kämpfer, nicht als ‚Kätzchen’. Sondern einfach als er selbst. Ich löste den Kuss nach einer Weile und sah in sein rot angelaufenes Gesicht, als ich hinter mir Schritte hörte. „Hijikata-san? Ich habe das Gegenmittel!“ rief San’nan-san und ich lächelte. „Ist zwar Schade, aber ich will, dass du wieder glücklich bist, Kaoru.“ Dieser sah mich erst verwundert an, dann lächelte er sanft, welches ich sonst nie zu Gesicht bekam. Kurz streichelte ich ihm über die Wange, dann zog ich ihn hinter mir her, auf dem Weg, Kaoru wieder normal werden zu lassen. Ich dachte jedoch nach, San’nan-san zu fragen, ob er dieses Mittel, welches einen zur Katze machte, beibehalten würde. Kapitel 6: Souji - Katzenspielzeug ---------------------------------- Ich stand zusammen mit Saitou in der Küche, da wir mit dem Essen dran waren. Chizuru war ebenfalls bei uns, aber aus irgendeinem Grund hielt sie Abstand von mir. Vielleicht hätte ich sie nicht so sehr ärgern sollen, aber so wie sie sich aufregte, machte es das für mich noch schwerer, damit aufzuhören. Gerade als ich wieder die Idee hatte, sie ein wenig einzuschüchtern, ertönte ein lauter Schrei, was uns drei stark zusammen zucken ließ. Verwundert blickte ich in die Richtung, aus dem der Schrei kam. Chizuru ließ alles stehen und liegen und rannte los. Verwundert und neugierig zugleich lief ich ihr hinterher, Saitou zurücklassend. Da sich dieser sowieso nicht vom Fleck rührte, war es mir relativ egal. Heisuke und Sanosuke schlossen sich uns an und wir entdeckten auch schon Toshizou vor uns. Er ging genau auf San’nan-sans Zimmer zu. Was da wohl passiert war? Ich verlangsamte meine Schritte, als unser Vizekommandant das Zimmer erreichte und die Tür öffnete. „San’nan-san! Was ist passiert?!“ fragte er laut. Erst als ich San’nan-sans Stimme vernahm, kam ich näher und stellte mich auf die Zehenspitzen, um etwas sehen zu können. „Nun… Wie soll ich es sagen? Mir ist ein Missgeschick passiert.“ Als der Brillenträger wegrückte, konnten wir Kaoru sehen. Doch etwas war anders. Er hatte Katzenohren. Während San’nan-san erzählte, dass er an dem Kleinen nur die Medizin testen wollte und dies das Ergebnis war, musterte ich den Dunkelhaarigen. Er bemerkte meinen Blick und sah zur Seite. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, das war doch ziemlich interessant. „Nun ja…jedem passiert mal Fehler…“ murmelte Hijikata daraufhin nur, ehe ich mich etwas nach vorne drängte und breit grinsend meinte: „Aber so wirst du ihn nicht rauslassen, oder Hijikata-san?“ Dieser sah mich nur etwas genervt an, aber nichts konnte meine Schadenfreude zerstören. Seit Kaoru zusammen mit Chizuru zu uns gestoßen waren, hatte ich stets das Verlangen, das Mädchen zu ärgern, ihn hatte ich nicht richtig beachtet, da er ein richtiger Langweiler war und sich nicht provozieren ließ. Aber jetzt hatte er meine volle Aufmerksamkeit. Hijikata verdonnerte San’nan-san dazu, die Ursache und ein Heilmittel zu finden, während er Kaoru Ausgangsverbot erteilte. Dieser schien davon nicht begeistert zu sein. Er erhob sich und ging mit schnellen Schritten an uns vorbei. Erst jetzt bemerkte ich den Katzenschwanz und mein Grinsen wurde noch breiter. Es war mir ein Vergnügen, ihn zur Weißglut zu treiben. Irgendwie verleitete er mich dazu und ich wusste, dass er im Moment sehr reizbar war. Es verging eine Stunde. Kaoru war beim Essen nicht erschienen und beinahe hätte ich es aufgegeben, ihn zu ärgern. Doch dem war nicht so. Als ich durch die Gänge spazierte, stand Kaoru mit dem Rücken zu mir im Innenhof und schien vor sich hin zu starren. Ich schlich mich leise an ihn heran und blickte auf seinen nicht still bleibenden Schwanz. Ohne zu zögern griff ich auf einmal danach. Kaoru fiepte erschrocken auf und drehte sich um. Ich spürte, wie mein Grinsen breiter wurde, der Schwanz fühlte sich echt an. Weich war er auch. „Es ist ein Rätsel, dass es so eine Nebenwirkung gibt.“ murmelte ich nur und begann daran zu ziehen. Kaoru verzog vor Schmerz das Gesicht und versuchte, seinen Schweif aus meinem Griff zu lösen, doch ich ließ nicht locker. „Tut es weh, wenn ich daran ziehe?“ neckte ich ihn weiter, während er mich nur böse anfunkelte. „Lass los, verdammt!“ fauchte er und schlug nach mir. Geschickt wich ich zurück und sah auf ihn herab. Wie gemein ich doch sein konnte. „Wetten, du ärgerst dich, dass dir keine Krallen gewachsen sind?“ kicherte ich und zog ihn erneut am Schwanz, sodass er gezwungen war, näher zu mir zu kommen. Mit der anderen Hand berührte ich sein Ohr, das sich ebenfalls flauschig anfühlte. Fasziniert rieb ich daran und unbewusst begann ich ihn zu streicheln. Kaoru gab kein Laut von sich, was mich zunächst überraschte. Ich realisierte, was ich tat und begann, ihn auch am Ohr zu ziehen, wobei er laut aufschrie. „Lass los, es tut weh!“ rief er. Ich lachte nur. „Tut es das?“ „Jaaaa!“ rief er beinah weinerlich, worauf ich reflexartig losließ. Er wich einige Schritte zurück und sah mich wütend an. In seinen Augen standen ihm die Tränen, worauf mein Herz für eine kurze Zeit schneller als sonst schlug. Ich fragte mich, was das für ein Gefühl war. Ich bekam nur noch nebenbei mit, dass Kaoru davon lief. Meine Hand auf meine Brust legend atmete ich tief ein. Hatte ich etwa Mitleid mit ihm gehabt? Dabei machte es gerade viel Spaß, ihn zu ärgern. Nachdenklich ging ich langsam weiter den Gang entlang, auf dem Weg in mein Zimmer… Es verging keine Stunde, als ich Chizuru rufen hörte. Neugierig lugte ich aus meinem Zimmer und entdeckte besagte Person vor einem Baum. Was tat sie da? Es sah so aus, als würde sie mit dem Baum… schimpfen? Als ich meinen Blick kurz weiter höher wandern ließ, wusste ich sofort den Grund: Kaoru saß auf eines der Äste und schien sich zu weigern, runter zu kommen. Hatte ich ihn etwa zu doll geärgert? Ich ging aus meinem Zimmer und blieb vor meiner Türe stehen, die ganze Szene mit Interesse beobachtend. Kurz schrie Chizuru auf, als Kaoru vom Ast fiel, jedoch auf alle Vieren landete. Wütend zog seine Schwester davon und hinterließ einen verwirrten Jungen. Ich wollte zu ihm gehen und ihn ein wenig aufziehen, als ich wieder dieses Gefühl spürte. Kaoru ließ seine Ohren hängen und blickte recht… traurig. Mein Herz raste wieder schneller, langsam bekam ich Panik. Was war das? Waren das Auswirkungen meiner Krankheit? Oder Nebenwirkung der Medizin, die mir Matsumoto gab? Ich dachte eine Weile nach, bis ich Kaorus Schritte hörte. Er lief gerade an mir vorbei. Verwundert schaute ich ihm nach und blinzelte verdutzt. War Chizuru etwas zu heftig gewesen? Ich könnte schwören, dass ich ihn weinen gesehen hatte. Beim Abendessen war Kaoru wieder nicht da. Chizuru berichtete, dass er sich nun in seinem Zimmer eingesperrt hatte. Wie langweilig, dachte ich mir und überlegte, ihm einen kleinen Besuch zu erstatten. Dies tat ich auch, mit schnellen Schritten war ich auf dem Weg. Vor seinem Zimmer hielt ich jedoch kurz inne. Ich starrte meine Hand an, mit der ich die Tür aufschieben wollte. Wieso zögerte ich? Mir fiel wieder sein trauriger Blick ein. Mitleid. Es war eindeutig Mitleid, was ich für ihn empfand. Teilweise unbewusst öffnete ich die Tür. Es war dunkel. Ich konnte seinen Futon erkennen, welches in der Mitte des Zimmers lag. Als ich rein ging, vernahm ich das Atmen des Bewohners, jedoch nicht beim Futon, sondern neben mir. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und entdeckte Kaoru in der Ecke hockend. Ich machte das Licht an und hob eine Augenbraue. „Was ist denn mit dir?“ fragte ich nur, ein leichter Unterton war zu hören. Der Kleine hatte kurz zu mir hoch geschaut, ehe er seinen Kopf wieder auf seine Knie bettete. „Geh weg.“ hörte ich ihn sagen. Traurig sah er vom Gesichtsausdruck nicht aus, aber seine Stimme klang recht weinerlich. Also hatte er doch geweint. Einerseits fand ich dies lächerlich, ein Mann weint nicht. Aber andererseits hatte ich den Drang, ihn in die Arme zu nehmen, was ich sofort verwarf. „Sag bloß, dich trifft das so hart?“ meinte ich nur grinsend und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Auf einmal hob Kaoru den Kopf und die Wut in seinen Augen war nicht zu übersehen. „Was weißt du schon?!“ brüllte er, mein Grinsen verschwand sofort. „Du bist doch derjenige, der sich einen Spaß daraus macht, mich aufzuziehen! Ich kann der Shinsengumi nicht mehr nützlich sein, wenn ich in diesem Zustand bin, aber euch allen ist das doch eh scheiß egal!“ fauchte er und steigerte sich in seine Wut hinein. Ich stutzte. Er machte sich Sorgen, der Shinsengumi nicht mehr nützlich zu sein? Irgendwie erinnerte es an meine Worte, die ich einmal zu Matsumoto gesagt hatte. Dass ich, egal wie kurz mein Leben ist, dennoch weiterhin nützlich für die Shinsengumi sein wollte. Bei ihm war das nicht anders. Die Schadenfreude, all die Ideen ihn aufzuziehen verschwanden mit einem Male. Ich empfand Mitleid für ihn. Ich verstand ihn. Doch da war noch ein Gefühl, was ich nicht deuten konnte. „Ich bin immer noch ein Mensch und kein Tier, das man nach Belieben quälen kann! Ich hab immer noch Gefühle!!“ Kaoru hatte derweil seinen Blick auf den Boden gerichtet und Tränen tropften auf dem Boden. Mein Körper steuerte sich von alleine. Ich ging auf ihn zu, kniete mich vor ihm und zog ihn in meine Arme. Ich wusste nicht, warum ich das tat. Aber ich spürte, dass ich es tun wollte. Kaoru wurde ruhiger, sein Zittern wurde schwächer. Sein Atem ging ebenfalls ruhiger und vor allem schlug mein Herz wieder schneller. Eine Hand ruhte auf seinem Kopf, seinen Ohren ganz nahe, die er noch immer hingen ließ. Als ich mit der Hand eines berührte, zuckten beide, wobei das eine Ohr mich am Hals kitzelte. Lächelnd strich ich ihm sanft über das Ohr, welches sich aufgerichtet hatte. Sein Schwanz zuckte ebenfalls hin und her. Irgendwie war er doch ganz niedlich, wenn ich das alles so betrachtete. Aber solche Gedanken gehörten sich nicht. Meine andere Hand, die währenddessen auf seinem Rücken geruht hatte, wanderte runter zum Katzenschweif. Kaoru zuckte zusammen und drehte seinen Kopf zur Seite. Ich versuchte mühelos nach dem Schwanz zu greifen, aber er ließ sie immer wieder von mir wegschweifen. Ein breites Grinsen lag auf meinen Lippen und mit einem Male hatte ich Kaoru auf den Boden gedrückt, mich über ihn stützend. Als er mich so entsetzt ansah und große Augen machte, klopfte mein Herz wieder ganz schnell, sodass ich stark zusammen zuckte. Gleichzeitig kam ein Reiz in meinem Hals, weswegen ich von ihm abließ, mich umdrehte und loshustete. Es tat weh. Als ich auf meine Hand blickte, seufzte ich. Blut. „Alles okay?“ fragte mich Kaoru und als ich mich zu ihm wandte, hatte er sich bereits aufgesetzt. Die Trauer in seinen Augen war wie weggeblasen, ich konnte Besorgnis in ihnen wiedererkennen. Aber auf Mitleid konnte ich gut verzichten. Ich wandte mich ab und starrte auf meine Hand, die ich zu einer Faust geballt hatte und stand auf. Ohne Worte verließ ich sein Zimmer, ohne darauf zu achten, was er sich dabei denken musste. Es war mir egal. Ich durfte keinem zu Nahe kommen. Ich führte mir vor Augen, weshalb ich so gemein war: Um Abstand zu halten. Die nächsten zwei Tage verliefen recht ruhig. Chizuru war wieder Ziel meiner Gemeinheiten, aber Kaoru hatte sich nicht mehr blicken lassen. Ich bekam nur nebenbei mit, dass Chizuru versucht hatte, ihren Bruder aus seinem Zimmer zu locken, aber er weigerte sich permanent. Die Nachmittagssonne stand recht tief am Himmel, als ich bei Hijikata saß und mein Kopf auf meinen Arm stützte. „Ma~n, es ist total langweilig, niemanden mehr ärgern zu können!“ jammerte ich auf einmal und seufzte. Chizuru war zusammen mit Heisuke auf Patrouille und konnte von mir nicht aufgezogen werden. Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen und sah mich leicht genervt an. „Deswegen musst du bei mir sitzen?“ fragte er, worauf ich nur breit lächelte. „Sei froh, dass ich dich nicht aufziehe, so wie bei den anderen.“ „Du solltest Chizuru in Ruhe lassen. Sie gibt sich schließlich alle Mühe, nützlich zu sein.“ murmelte er und wandte sich wieder zu dem Brief, den er bis vorhin gelesen hatte. Ich verzog das Gesicht. „Ja… Aber es ist lustig, wenn sie so verstreut ist.“ „Und Kaoru solltest du auch in Ruhe lassen.“ knurrte er auf einmal, was mich ein wenig überraschte. „Was denn? Ich hab den bis jetzt immer in Ruhe gelassen, da darf ich ihn doch mal aufziehen.“ brummte ich zurück und hob eine Augenbraue. Toshizou tat dies ebenfalls und musterte mich. „Er ist richtig deprimiert, weil vor allem du ihn ständig aufziehst. Sollte er je wieder normal werden, weiß ich nicht, ob er noch immer in diesem Zustand verharrt.“ Als hätte man ihn gerufen, stand San’nan-san strahlend an der Tür. „Ich hab die Ursache gefunden!“ verkündete er stolz und zog Hijikatas Aufmerksamkeit auf sich. „Wirklich?“ hakte er nach, während ich nur begann zu schmollen. „Es scheint so, als hatte sich eine Katze in mein Zimmer geschlichen und womöglich ist ein Katzenhaar in die Flüssigkeit gelangt, sodass diese ihre Daten verarbeitet hatte und somit die Nebenwirkung entstanden ist.“ erklärte er. Mir kam die braune Katze in den Sinn, die unsere Küche einst total durcheinander gebracht hatte, nur um ein Fisch zu stehlen. Man, war das eine Arbeit, alles wieder in Ordnung zu bringen. „Also kannst du ein Gegenmittel herstellen?“ „Ganz bestimmt, es wird zwar etwas dauern, aber ich kriege es hin.“ meinte San’nan-san freundlich lächelnd. Hijikata schien erleichtert zu sein. Er hatte schon seit Kaoru hier war, dessen Kampffähigkeiten anerkannt und ihn offiziell zum Mitglied der Shinsengumi gekürt. Dass dieser wieder normal sein würde, fand ich recht schade, aber andererseits war ich ebenfalls erleichtert. So würde ich sicher mein Interesse an ihn verlieren und mir keine Gedanken mehr über ihn machen. Als Chizuru wieder kam, berichtete Toshizou ihr von der Neuigkeit. Aufgeregt rannte sie zu Kaoru, um ihm dies zu erzählen. Doch am Abend kam sie recht traurig zurück. Beim Essen meinte sie nur, dass Kaoru sich schon aufgegeben hatte, er vertraute nicht darauf, sobald wie möglich wieder normal zu sein. Irgendwie wurde ich wütend. Nach dem Essen schlich ich mich wieder zu Kaoru, welcher auf seinem Futon lag und zu schlafen schien. Ich schloss leise die Tür hinter mir und setzte mich neben ihn. Ihn musternd, trotz der Dunkelheit, fuhr ich mit der Hand leicht über sein Ohr, welches stark zuckte. Der ganze Rest rührte sich nicht. „Ey.“ machte ich und stieß ihn mit dem Finger an. Ein komischer Laut war zu hören, ehe Kaoru sich müde umdrehte und mich wütend ansah. „Was?“ fauchte er und drehte sich wieder um. Seufzend lehnte ich mich zurück, meine Arme am Boden abstützend. „Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?“ fragte ich nur und wartete auf seine Antwort. „Was meinst du?“ kam es knurrend zurück. Leicht grinsend beugte ich mich nach vorn und hauchte ihm ins Ohr: „Bald wirst du wieder normal, freust du dich nicht?“ Wie von einer Schlange gebissen sprang er auf, worauf ich zurückwich. „Das kann sich ebenfalls nur um Tage handeln!“ fauchte Kaoru wütend und hatte seine Hand zu einer Faust geballt. „Wenn ein Krieg ausbricht, dann will ich nicht einfach tatenlos hier rum sitzen!“ „Naja, noch gibt es keine Anzeichen dafür, dass es bald einen Krieg geben wird. Wie kommst du nur darauf?“ „Man muss eben auf alles gefasst sein. Der Kampf damals gegen die Choushuu kam ja auch überraschend!“ zischte er. Ich erinnerte mich zwar, aber wir waren nur zufällig auf einige Leute gestoßen, die sich in einem Geschäft verkrümelt hatten, um ihren Attentat auf Kondou zu planen. Eine kurze Stille herrschte zwischen uns, ehe Kaoru den Blick senkte. „Was willst du eigentlich hier?“ brummte er mir entgegen, wobei ich ihn nur leicht genervt ansah. „Mensch, du gibst direkt nach drei Tagen auf? Wo ist dein Kampfgeist?“ wollte ich wissen, sein Selbstmitleid stand mir schon bis zum Hals. Es gab wenige Dinge, die mich richtig aufregen konnten und er regte mich im Moment ziemlich auf. „Nur weil du jetzt Katzenohren und einen Schweif hast, musst du doch nicht-“ „Als wäre das mein einziges Problem!“ unterbrach mich Kaoru, der mich erneut anfunkelte. Ich wusste nicht, was er damit meinte. Ihn fragend musternd legte ich meinen Kopf schief, ehe sich Kaoru eingeschnappt umdrehte. „Vergiss es. Geh einfach nur weg.“ knurrte er und rührte sich nicht. Ich starrte auf seinen Rücken. Was hatte der denn jetzt schon wieder? Mir fiel etwas ein. „Sag bloß du bist sauer, weil wir dich die ganze Zeit aufgezogen haben…“ „Wir?“ wiederholte er lachend und drehte sich etwas um. Die Arroganz war wieder in seinen Augen zurückgekehrt, die seit seiner Verwandlung verschwunden war. „DU hast mich die ganze Zeit aufgezogen. Da Hijikata-san den anderen schon am ersten Tag gesagt hat, dass sie es lassen sollen, warst du der Einzige.“ „Das sind alles Langweiler.“ „Und überhaupt. Vorher hattest du mich nie registriert. Und jetzt gilt deine volle Aufmerksamkeit mir. Ich versteh dich nicht! Alles nur um mir eins reinzuwürgen, weil du endlich was gefunden hast, was mich aufregen könnte?!“ fauchte er auf einmal, teilweise entsprach es sogar der Wahrheit. Vorher interessierte er mich kein bisschen. Ich hatte immer gedacht, er wäre arrogant und misstrauisch und gegenüber, was er auch wirklich war. Er hatte immer seine Schwester beschützt, nur zu ihr war er recht liebevoll. Ich würde lügen, wenn ich ihn nie beachtet hätte. Es gab in der Tat Momente, in denen ich ihn beobachtet hatte, anfangs weil er geheimnisvoll war, dann weil es immer etwas Neues an ihm zu entdecken gab. „Stört es dich, wenn ich mich eine Weile mit dir beschäftige?“ fragte ich grinsend, meine wirklichen Gefühle verbergend. Nach diesen Tagen hatte ich die Befürchtung, dass er mich zu sehr interessierte, was nicht sein durfte. Er zeigte Seiten an sich, die man sonst nicht gesehen hätte. Kaoru schwieg eine Weile, ehe er mir wieder den Rücken kehrte. „Ja.“ gab er leise von sich. Seufzend sah ich ihn eine Weile an, ehe ich mich erhob und aus dem Zimmer verschwand. Wieso ging ich eigentlich immer wieder zu ihm? Ich hatte vor zwei Tagen entschieden, dass ich mich niemanden nähern wollte. Wieso tat ich es bei ihm trotzdem? Ich ging durch die Gänge und entdeckte Toshizou, der zusammen mit Chizuru vor seinem Zimmer stand und sich mit ihr unterhielt. Zunächst reagierte ich nicht, mir war es ja egal. Als Toshizou sich jedoch runterbeugte und sie küsste, weitete ich die Augen. Mein Herz schlug wieder schneller. Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf dem Weg in mein Zimmer. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Ich musste es verhindern. Mit allen Mitteln. Die Woche ging schnell um. Chizuru hatte es ab und zu geschafft, Kaoru aus seinem Zimmer zu kriegen, er aß wieder mit uns. Aber ich gab ihm keine Beachtung, er war mir egal. Zumindest redete ich mir das immer ein. Auch er sah mich nicht an, unterhielt sich nur mit Chizuru. Es wurde Sonntag. Der Abend verlief recht ruhig, bisher hatten wir Glück und es kamen keine Feinde in unserem Gebiet. Ich saß gelangweilt mit Saitou und Hijikata, als San’nan-san plötzlich an uns vorbei lief. Unser Vize erhob sich und folgte ihm, Saitou und ich blieben sitzen. Gelangweilt versuchte ich mitzubekommen, was los war. Jedoch wurde es für viele Minuten still. Nach gefühlten Stunden, was nur eine halbe Stunde war, kam Hijikata recht erleichtert zurück. „Endlich.“ gab er leise von sich. Saitou, welcher bis jetzt auf einer Rolle geschrieben hatte, blickte auf. „Hat es funktioniert?“ Ich sah auf. Was hatte funktioniert? Hatte ich was verpasst? Die Antwort kam gerade durch die Tür: Kaoru, ohne Katzenohren oder Schwanz. Er war wieder normal. San’nan-san, der hinter ihm stand, lächelte. „Endlich habe ich das Gegenmittel hinbekommen. Jetzt können wir alle froh sein, dass wir unseren Yukimura-kun wieder haben.“ sagte er nur. Kaoru nickte. Hijikata setzte sich hin. „Gut, dann kannst du auf Patrouille gehen. Du müsstest nur Heisuke Bescheid sagen, da er deine Schicht übernommen hat.“ Kaoru verneigte sich etwas, ehe er wegging. Mich hatte er gar nicht beachtet. Eigentlich war es mir egal, aber irgendwie tat es weh. Später machte ich mich auf dem Weg. Ich war müde und vorhin hatte ich wieder Blut gehustet. Irgendwie wurde es schlimmer. Das Kratzen im Hals wollte nicht verschwinden, ich begann sogar zu taumeln, sodass ich mich an den Türen festhalten musste. Meine Sicht verschwamm. Wenn ich hier umfalle, dann würden die anderen vielleicht herausfinden, was ich hätte. Hijikata würde mich wegschicken. Ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich in die Kurve einbog. Ich hörte Schritte, die abrupt verstummten. Als ich aufblickte, sah ich in die braunen Augen Kaorus, der scheinbar von seinem Rundgang zurück war. Erschrocken musterte er mich, ehe er sich mir näherte. „Okita, was…?“ „Bleib weg von mir!“ keifte ich ihn an. Er durfte nicht zu nahe kommen. Von allen anderen wollte ich am wenigsten, dass er davon mitbekam. Doch meine Beine wurden schwach und ich sackte zu Boden. „Okita! Okita!“ hörte ich nur rufen, ehe ich mein Bewusstsein ganz verlor. Die Sonne kitzelte mir in die Nase, als ich aufwachte. Ich lag in meinem Zimmer und starrte auf die Decke. Was war passiert? Als ich mich aufrichtete und dabei das Kratzen im Hals spürte, erinnerte ich mich. Ich war am Abend zusammengebrochen. Hastig sah ich mich um und entdeckte Kaoru, der an der Tür saß und schlief. Mein Herz raste erneut. Ich wusste nicht warum es dies tat. Hatte er vielleicht etwas mitbekommen? Ich hörte Schritte und die Tür wurde geöffnet. Chizuru stand dort und Kaoru wurde durch das Rütteln wach. Beide blickten zu mir und das Mädchen schien recht erleichtert zu sein. „Okita-san, schön dass du wach bist. Als du gestern umgekippt bist, hatten wir uns große Sorgen gemacht.“ sagte sie lächelnd. Sie war die einzige, die wusste, was ich hatte, aber sie versprach mir, nichts zu sagen. Kaoru jedoch starrte mich recht wütend an, ehe er sich erhob und aus dem Zimmer ging. Chizuru seufzte und kniete sich neben mich auf dem Boden. „Bitte sei ihm nicht böse. Als du zusammen gebrochen bist, war er derjenige, der sich am meisten Sorgen um dich gemacht hat.“ Warum wollte ich ihr das nicht glauben? „Er kam aufgebracht zu uns und hat uns erzählt was passiert war. Ich habe Kaoru noch nie so besorgt gesehen, wenn es um die anderen hier ging.“ Doch Lügen würde sie nicht. Hatte sich Kaoru wirklich Sorgen gemacht? Matsumoto kam zu mir und untersuchte mich. Er hielt mir eine Standpauke, ich sollte mich nicht anstrengen oder ähnliches. In letzter Zeit hatte ich ziemlich viele Gedanken, die sich um eine Person drehten. Später wollte ich nach Kaoru suchen. Ich wollte Gewissheit. Mein Herz schlug die ganze Zeit verrückt, wenn ich ihn sehe. Ich hoffte nur, dass es nicht das war, wofür ich es halte, denn dann müsste ich Maßnahmen ergreifen. Ich fand Kaoru am Haupteingang des Quartiers. Er sprach mit einigen Leuten und als diese weggingen, drehte er sich um. Stockend erblickte er mich, ich stand am Tor und musterte ihn. Ich sah ihn einfach nur an. Keiner von uns sagte ein Wort. Als Kaoru jedoch gehen wollte, hielt ich ihn auf. „Sag schon!“ forderte ich von ihm, wobei er mir nur einen fragenden Blick schenkte. „Was denn?“ „Die ganze Zeit hast du mich ignoriert.“ „Ja und? Wolltest du das nicht?“ kam es von ihm und verwirrt schaute ich ihn nur an. „Ich hab schließlich auch Gefühle! Ich habe die ganze Zeit gelitten, während du deine Spielchen mit mir getrieben hast. Aber jetzt brauchst du nicht so tun, als wäre ich interessant für dich. Ich bin wieder normal.“ „Aber dennoch hattest du dir Sorgen um mich gemacht?“ fragte ich leiser, worauf er mich etwas erschrocken ansah. Ob ich traurig aussah oder anderes, wusste ich nicht. Ich konnte mir selbst nicht ins Gesicht blicken und momentan wusste ich auch nicht, was ich fühlen sollte. „Naja…“ murmelte er und senkte den Blick. „Du… warst auch irgendwie der Einzige, der bei mir war, während die anderen Abstand von mir hielten… Wenn auch nur drei Tage!“ fügte er nach langer Überlegung hinzu und sah mich funkelnd an. Irgendwie verstand ich ihn nicht. Ich hatte ihn verletzt und trotzdem war er auf einer Art erleichtert, dass ich da war? Ich sah ihn mit einem fiesen Grinsen an. „Naja ich wollte mich nur amüsieren.“ meinte ich nur. Ich wollte nicht, dass er dachte, ich machte mir Sorgen um ihn, geschweige denn dass er merkte, dass ich irgendwas für ihn fühlte. Kaoru bedachte mich mit einem traurigen Blick, den ich sehr oft gesehen hatte, als er noch verwandelt war. „Hab ich was anderes behauptet?“ gab er leise von sich, ehe er an mir vorbei ging. Ich verstand seine Reaktion nicht. Aber weiterfragen wollte ich auch nicht. Ich würde die Antwort bereuen. Am Abend lag ich auf meinem Futon und starrte auf die Decke. In Gedanken fragte ich Kaoru immer wieder… Was fühlst du für mich? Hasst du mich? Magst du mich? Warum hast du mich nicht einfach liegen gelassen? Warum hast du dir Sorgen um mich gemacht, obwohl ich die ganze Zeit gemein zu dir war? Aber sie ihm wirklich stellen wollte ich nicht. Ich hörte Schritte, die ich jedoch ignorierte, bis ein Schuss fiel. Ich schreckte hoch und meine Tür wurde aufgeschoben. „Komm, Souji! Der Choushuu-Clan greift an!“ sagte Saitou und flitzte davon. Ich nahm mein Schwert und rannte ihm hinterher. Kaoru stand zusammen mit Chizuru am Eingang und die anderen waren außerhalb des Quartiers. Ich rannte an ihm vorbei, ihm keinen Blick schenkend und stürzte mich in den Kampf. Ich wollte nützlich sein. Und mich würden keine Gefühle aufhalten können. Es waren rund um die 20 Feinde anwesend, vielleicht waren im Hinterhalt sogar mehr. Ich ließ meine Klinge tanzen, meine Gefühle verbergend. Das einzige, was ich zeigte, war Kampfeslust. Nach einer Weile flohen einige, doch ich rannte ihnen hinterher. Hijikata rief nach mir, aber ich wollte ihm zeigen, dass ich noch kämpfen konnte. Auf dem Marktplatz wurde ich von mehreren umzingelt. War ja klar, sie waren im Hinterhalt recht gut. Aber ich durfte nicht sterben. Nicht jetzt. Ich kämpfte so gut ich kann und hatte schon einige niedergemetzelt, als ich auf einmal zusammen zuckte und Blut spuckte. Ich hielt inne und starrte auf einen kleinen Fleck auf dem Boden. Ich achtete nicht auf den Angreifer hinter mir, erst als ich seinen schmerzhaften Schrei hörte, drehte ich mich um. Kaoru stand hinter mir und sah mich erschrocken an. „Okita… Dieses Blut…“ Weiter kam er nicht, er preschte nach vorn und erledigte den nächsten, der mich angreifen wollte. Warum tat er das? Etwa, weil wir dennoch Teamkameraden waren? Ehe ich mein Schwert erhob, drehte sich alles. Ich spürte, wie ich unter meinen Füßen den Halt verlor und Kaoru meinen Namen brüllen hörte. Der kalte Boden unter mir bedeutete, dass ich umgekippt war. Schon wieder. Nach gefühlten Stunden wurde es still. Ich hatte die Augen geschlossen. War ich tot? Ich wurde auf meinem Rücken gedreht und mein Oberkörper wurde angehoben. Ich lag in den Armen von jemanden. „Okita.“ ertönte es in meinem Ohr und ich öffnete die Augen. Zuerst verschwommen, dann aber klarer sah ich in das Gesicht von Kaoru. Ich erschrak ein wenig, doch irgendwie wunderte mich das nicht. Er war schließlich da gewesen. Kaoru blickte recht besorgt, was mich etwas ärgerte. Ich schloss die Augen und wandte den Kopf zur Seite, roch an seinem Gewand und spürte dessen Wärme. „Warum…?“ fragte ich leise. „Warum hast du… mir geholfen?“ „Hast du das etwa immer noch nicht kapiert?!“ knurrte der andere und auf einmal spürte ich etwas Sanftes auf meinen Lippen. Als ich die Augen öffnete, weitete ich diese sofort. Kaoru küsste mich. Dies erinnerte mich an Toshi und Chizuru, aber irgendwie war es doch ganz anders. Als sich der Dunkelhaarige von mir löste, starrte ich ihn an. „Wieso?“ wollte ich wissen. Ich hatte ihn doch geärgert. Ich dachte sogar er hasste mich, was mich ein wenig verletzte, aber ich wollte es nicht zeigen. Kaoru schenkte mir nur ein Lächeln. Er half mir hoch, ehe die anderen angelaufen kamen. „Souji! Alles okay?“ wollte Hijikata wissen. Ich grinste nur, wie ich es immer tat. „Natürlich!“ Der nächste Morgen brach an. Ich saß auf meinem Futon und hatte keine große Lust, aufzustehen. Ich vernahm Schritte und Kaoru stand an meiner Tür. Ihn zuerst musternd seufzte ich nur. „Was willst du?“ „Dich abholen… Frühstück ist fertig.“ murmelte er nur, ehe er sich umdrehte. „Kaoru!“ rief ich. Er blieb stehen und sah mich an. „Ja?“ Ich klopfte auf dem Boden, als Zeichen, dass er sich zu mir setzen sollte. Er tat es auch, wenn auch etwas zögerlich. Wir schwiegen uns an, ehe er das Wort ergriff. „Tut mir Leid.“ „Hm?“ Ich sah auf. „Das mit Gestern… Ich hätte das nicht tun sollen, vergiss es einfach.“ „Was meinst du?“ „Naja… Der… Der Kuss…“ murmelte er ganz leise vor sich hin, den Kopf gesenkt. Ich musste schmunzeln. Dass es ihm peinlich war, fand ich recht niedlich. Ich hob sein Kinn mit meinem Zeigefinger an und sah ihm in die Augen. „Sag mir einfach nur, warum du das getan hast!“ forderte ich von ihm. Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, ehe er den Mund aufmachte. „Weil… ich dich eben mag…“ murmelte er wieder. Zuerst überrascht, dann grinsend lehnte ich mich zu ihm und küsste ihn. Eigentlich wollte ich genau so was vermeiden. Wer weiß, wann ich sterben würde… Ich hatte kein langes Leben, es war nur eine Frage der Zeit. Ich würde ihn damit wahrscheinlich verletzen, aber abweisen wollte ich ihn irgendwie auch nicht. Wir gingen zu den anderen, um zu frühstücken. Mir kam da eine Idee. Frech grinsend lehnte ich mich zu San’nan-san und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er sah mich verwirrend an, doch dann gab er mir unauffällig ein kleines Fläschchen. Während Shinpachi und Heisuke sich wieder um das Essen zankten, nutzte ich die Unaufmerksamkeit der anderen aus und schüttete etwas vom Fläschchen in Kaorus Tee. Der Brillenträger schien nicht begeistert zu sein, doch mir war es egal. Wenn ich schon ein kurzes Leben hatte, sollte ich es auch genießen. Als Kaoru den Tee dann trank, hustete er stark und mit einem Male hatte er wieder Katzenohren und einen Schwanz. Es wurde still, ehe er sich über die Ohren fuhr und die Augen verdrehte. „Nicht schon wieder!“ wimmerte er, worauf ich nur breit grinsen musste. So gefiel er mir eben am besten, mein kleiner Kaoru. *************** Hier käme die zweite Version in Sachen Nekoboy Kaoru. Wie auch bie der Toshi Version erwähnt, ist das ziemlich Out of Anime/Game, habe mich aber bemüht, kein OOC daraus zu machen~ Irgendwie hing ich länger daran als geplant, wahrscheinlich lag es auch an der Con, die ich übers WE besucht hatte xD Jedenfalls hoffe ich, dass es euch Spaß beim Lesen gemacht hat, wenn auf irgendeine Art und Weise xD Kapitel 7: Shiranui - Der Schläger und der Schülersprecher [SSL] ---------------------------------------------------------------- „Das habt ihr nun davon, ihr Dreckskerle!“ brüllte ein junger Mann, etwa 25 Jahre alt, der vor zwei weiteren Männern stand, die wimmernd und sich krümmend auf dem Boden lagen. Das lange wellige blaue Haar des Stehenden wehte im Wind und die Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Dachtet ihr, ihr könntet es mit mir, Kyou Shiranui, aufnehmen? Pah!“ Ein Gelächter folgte, bis der Blauhaarige hinter sich Schritte vernahm. „Musst du dauernd Streit anzetteln?“ fragte ein rothaariger Mann, riesig und kräftig. „Nur weil du das Kämpfen verabscheust, heißt das nicht, dass ich das auch tun muss.“ kam es knurrend zurück. Amagiri Kyuuju schüttelte den Kopf. „Alter, du bist doch selbst in einem Kampfsportverein! Und trotzdem meidest du Kämpfe? Du bist echt langweilig, man!“ Shiranui verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und stolzierte an den Riesen vorbei, welcher sich bei den am Boden liegenden Jungs entschuldigend verbeugte und dem anderen nachging. „Chikage hat doch selbst gesagt, du sollst keine Aufmerksamkeit erregen…“ „Ist mir doch egal… Der interessiert sich doch eh nur für die eine da…“ Shiranui blieb stehen und verzog das Gesicht. „Wie hieß sie noch gleich…“ „O’sen-chan.“ murmelte Amagiri und ging an ihm vorbei. „Ja genau!“ rief der Blauhaarige und rannte neben ihm her. Die Schule war bereits zu ende, alle Schüler waren schon nach Hause gegangen. Zumindest die Meisten, einige mussten wegen ihren Pflichten bleiben, darunter auch Chizuru Yukimura, die gerade mit einem ernsten Gesichtsausdruck und einem Stapel Kopien in der Hand durch die Schulgänge wuselte, die sie in das Lehrerzimmer bringen musste. Sie erblickte das Schild mit der Aufschrift ‚Lehrer’, als sie plötzlich angerempelt wurde. Sie verlor ihren Halt und mit ihr stürzten die ganzen Kopien auf den Boden. „Ey man, pass doch mal auf!“ knurrte Shiranui, der eigentlich nur auf das Schuldach gehen wollte, um Chikage dort zu treffen. Amagiri hinter ihm schluckte und hockte sich hin, um die Blätter einzusammeln. „Entschuldige dich, Kyou…“ „Was? Wieso? Der Zwerg hätte selber aufpassen sollen!“ fauchte der Ältere, den ‚Zwerg’ mit einem strengen Blick strafend. Chizuru zuckte zusammen und begann, die Blätter aufzusammeln. „T-Tut mir-“ „Ey! Wer hat dir erlaubt, meine Schwester so blöd anzumachen, du Punk!?“ erklang eine recht genervte Stimme. Shiranui fuhr wutschnaubend herum. „Wer hat das gesagt?!“ Er verstummte, als er den Zwillingsbruder des Mädchens erblickte, der mit gestemmten Händen in den Hüften vor ihm stand und ihn nicht gerade fröhlich ansah, im Gegenteil: Kaoru war stinksauer. „Heb die Kopien auf! Na los!“ knurrte er und verengte die Augen. „Schläge oder was?!“ fragte Shiranui zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Chizuru schrie kurz auf, Amagiri seufzte nur und erhob sich. „Lass es, Kyou! Du weißt, was Chikage davon hält…“ „Der Zwergenkönig hat das nicht anders verdient!“ Gerade wollte der Blauhaarige mit der Faust ausholen, als er eine Hand an seiner Schulter spürte. „Wer nervt mich da?!“ raunte er denjenigen an, der hinter ihm stand und verstummte sofort, die Augen weit aufgerissen und zurückweichend. „Chikage!!!“ fiepte er und bemerkte, wie sauer der Blonde war. Ihm fiel ein, dass sie das Treffen völlig vergessen hatten und Chikage Kazama hasste es, zu warten. „Was habe ich dir gesagt?“ knurrte er weiter und starrte zu Amagiri, welcher seufzte. „Auf mich hört er ja nicht.“ murmelte er und sammelte weiter auf. Kaoru verdrehte die Augen und begann ebenfalls die Kopien aufzusammeln. Der Blauhaarige fühlte sich allein gelassen. „Man, ich bin unschuldig!“ murrte er. Nach einigen Minuten waren die Kopien wieder eingesammelt. Amagiri erhob sich, mit dem Stapel in der Hand. „Ich hab alle.“ meinte er. Auch Kaoru hatte alles soweit eingesammelt. „Danke für eure Hilfe.“ meinte Chizuru und nahm dem Größeren die Papiere ab. Mit ausgestreckter Zunge auf Shiranui gerichtet, verschwand Kaoru zusammen mit Chizuru in das Lehrerzimmer, ehe der Blauhaarige ihm drohen konnte. „So ein kleiner…!“ zischte er, da spürte er Amagiris Hand auf seiner Schulter. „Du machst Kazama recht wütend…“ murmelte er nur. Der Schläger linste zu den Blonden, der ihn beinah mit einem einzigen Blick töten könnte, wenn dies funktionieren würde. „Okay, okay…“ knurrte er und schritt voran. Die anderen beiden folgten ihm schweigend. „Du musst dich nicht immer entschuldigen, wenn du nicht die Schuldige bist!“ Kaorus kleine Predigt war kaum überhörbar. Er saß auf einem Stuhl im Lehrerzimmer und war ziemlich wütend auf diesen Shiranui, doch gleichzeitig auch etwas auf Chizuru. „Du bist einfach viel zu nett!“ knurrte er, seine Schwester seufzte. „Tut mir Leid…“ „Da! Du tust es schon wieder!“ rief er und rieb sich die Schläfe. „Naja… er wirkte recht gefährlich…“ murmelte sie und senkte den Kopf. Sanosuke Harada, der Mathelehrer der beiden, kam auf sie zu, da er neugierig geworden war, was die beiden zu bequatschen hatten. „Mensch, hast du ihn nicht gesehen, nachdem er Kazama gesehen hat? Der hat doch garantiert Angst vor ihm!“ „Wer hat Angst vor Kazama?“ mischte sich nun Harada ein, der ein wenig den Kopf schief legte. Chizuru verbeugte sich hastig und stieß sich mit dem Kopf an die Tischkante. Kaoru seufzte nur und begann diesem zu erzählen, was vorhin passiert war, während der Rothaarige Chizuru tröstete, die sich das Weinen verkneifen musste. „Aha? Das ist wirklich gemein gewesen. Geht’s?“ „Chizuru sollte lernen, sich zu wehren!“ murmelte der Zwilling und sah zu ihr. „Mit mir kann sie mal wütend werden, aber bei anderen ist sie total lieb…“ Das nervte ihn sogar sehr. Egal, wenn er Zuhause etwas falsch gemacht hatte und seine Eltern mal nicht mit ihm schimpften, Chizuru war an ihrer Stelle. Aber wenn Chizuru etwas getan hatte, dann wurde nicht viel Theater daraus gemacht, da sie sich sofort entschuldigte. Kaoru selbst war kein Mensch, der sich gerne entschuldigte, wenn er der Meinung war, dass er falsch gelegen hatte. In der Schule war das anders herum… „Oder liegt es etwa an Hijikata-Sensei?“ Mit einem entsetzten Blick wandte sich Chizuru an ihren Bruder. „Kaoru!“ zischte sie und wurde knallrot. Sanosuke verstand ihre Reaktion nicht direkt und seufzte. „Sollte Shiranui dich wieder ärgern, dann sag mir Bescheid. Ich knöpfe ihn mir gerne vor…“ „A-Aber Harada-Sensei! Sie dürfen doch nicht-“ „Chizuru… Wenn du selbst nicht in der Lage bist, dann lass ihn das machen…“ Kaoru erhob sich. Er hatte als Schülersprecher noch viel zu tun. Er verabschiedete sich und verschwand aus dem Zimmer. Die nächsten zwei Tage verliefen wie folgt: Wenn Shiranui an den Zwillingen vorbei rauschte, wurden wütende Blicke zwischen den beiden Jungs getauscht. Sonst war nichts vorgefallen. In der Mittagspause saßen Shiranui, Amagiri und Chikage auf dem Schuldach und verspeisten dort ihr Mittagsessen. „Also, Chikage, was steht für heute an?“ fragte der Rotschopf und blickte zu dem Blonden. Dieser seufzte. „Nichts Besonderes… Obwohl ich gerne mal Kodou-san besuchen würde.“ „Kodou-san?“ Shiranui hob eine Augenbraue. „Wer war das denn noch mal?“ Der Riese unter ihnen nahm einen weiteren Happen zu sich. „Das ist der Onkel von den Zwillingen, die du vor zwei Tagen geärgert hast.“ Der Blauhaarige verzog das Gesicht. „Muss ich mit?“ „Du kannst ja gerne nach Hause gehen…“ gab der Blonde murrend von sich und nahm eine Sushirolle zu sich. Der Langhaarige verengte die Augen. „Ach und ihr geht hin, oder wie?“ knurrte er und sah eingeschnappt weg. Nach der Schule begaben sich die drei auf dem Weg zu Kodou-san, der bei den Zwillingen wohnte. Beide waren schon Zuhause und als es klingelte, rannte Chizuru an die Tür. „Einen Moment!“ rief sie und öffnete sie anschließend. Mit geweiteten Augen blickte sie das Trio an. „K- Kazama-san!“ rief sie. Kaoru, der gerade in die Küche gehen wollte, blieb abrupt stehen und sah zur Tür. Als er Shiranui erblickte, verengte er die Augen zu schmalen Schlitzen. „Was wollen DIE hier?“ knurrte er vor sich hin. Sein glatzköpfiger Onkel, Kodou, steckte seinen Kopf aus der Küche und wirkte überrascht. „Nanu wenn das nicht Chikage ist!“ rief er und ging zur Tür. Kaoru verschwand in der Küche. „Guten Tag, Kodou-san.“ begrüßte der Blonde den Älteren freundlich. Amagiri nickte nur, während Shiranui überall hinblickte, nur nicht zu den Bewohnern des Hauses. „Kommt doch rein! Ich kenne deinen Vater seit vielen Jahren! Wie geht es ihm?“ fragte Kodou und gewährte den drei Eintritt. Chizuru eilte in die Küche und bereitete Tee vor. Kaoru beobachtete sie kurz, ehe er seufzte. „Ich will nicht wissen, wieso Onkel ihn kennt. Und es ist mir auch egal. Aber wieso ist dieser Punk hier?!“ Chizuru lächelte unsicher. „Ich weiß nicht… Vielleicht wegen Kazama-san?“ „Es heißt Kazama! Und nicht -san! Er ist doch auch total komisch, genau wie der Blauschopf!“ Die Brünette legte den Kopf schief. „Es kann doch nicht sein, dass du sie meinetwegen so verachtest!“ „Die sind mir schon seit längerem ein Dorn im Auge…“ murrte der Kleine und nahm sich einen Sandwich, den er gerade gemacht hatte. „Wenn du mich suchst, ich geh ein wenig zocken.“ murmelte Kaoru und nahm sich noch eine Flasche Wasser mit, ehe er die Treppen hinauf in sein Zimmer verschwand. Chizuru kam mit einem Tablett zu den Besuchern, die sich auf der Wohnzimmercouch nieder gelassen hatten und stellte es auf den Tisch. „Danke, Chizuru-chan!“ sagte ihr Onkel, welchen sie auch anlächelte. Kurz verbeugte sie sich und wollte die Treppen hochgehen, als sie kurz erschrak, da Kaoru auf dieser saß und ins Wohnzimmer schielte. „Was machst du da?!“ zischte sie und setzte sich auf die Stufe vor ihm. „Ich will wissen, was die da zu reden haben!“ „Aber man lauscht nicht!“ „Siehst du? Hier motzt du rum, aber in der Schule kriegst du gar nichts gebacken!“ „Wir sind auch in vertrauter Umgebung!“ „Das ist die Schule auch!“ murrte der Junge und hielt anschließend Chizurus Mund zu. Es wurde Abend. Die drei verabschiedeten sich von Kodou, welcher ihnen fröhlich hinterher winkte. Kaoru und Chizuru standen an der Küche und beobachteten die Szene. „Zum Glück sind die nicht zum Essen geblieben…“ meinte Ersterer zufrieden. Seine Schwester seufzte. „Du hast sie ja regelrecht weggescheucht…“ Kodou hatte die Tür geschlossen und lächelte die Zwillinge an. „Ich hab nicht gewusst, dass Kazama-kun auf eure Schule geht!“ „Das kommt daher, weil du nie da warst, wenn wir etwas über unsere Schule erzählten.“ meinte Kaoru und setzte sich an den Esstisch. „Ach, Kaoru, zieh doch nicht so eine Schnute!“ sagte Kodou und durchwuschelte dessen Haar, worauf Kaoru nur ein knurrendes Geräusch von sich gab. Chizuru setzte sich ebenfalls hin und seufzte. „Irgendwie kennst du ziemlich viele aus unserer Schule, Onkel!“ „Na klar.“ sagte dieser und stellte eine Pizza in den Ofen. Er drehte sich um und schien nach zu denken. „Wie geht es denn der kleinen Sen?“ „O’sen-chan? Ihr geht es gut, nur in letzter Zeit schien sie sich eine kleine Erkältung eingefangen zu haben.“ „Bestell ihr doch bitte schöne Grüße!“ „Geh hin und tu es selbst…“ „Kaoru!!“ Chizuru war dies eigentlich gewohnt, aber dennoch konnte sie sich mit Kaorus Launen nicht anfreunden. Mal war er normal, dann wieder total eklig. Es gab selten Momente, wo Kaoru einfach nur zufrieden vor sich hin lächelte und sich nicht mit irgendjemand stritt. Sein Lieblingsopfer war Souji Okita, der sich aber auch mit ihm anlegte. Er sagte einmal, es wäre lustig zu sehen, wie sich Kaoru aufregte. Wenn Chizuru jedoch nachdachte, fand sie, dass Kaoru, wie er jetzt war, eben er selbst war. Sollte er irgendwann anfangen, netter zu werden, dann würde sie sich wohl Sorgen machen. Am nächsten Tag stand Sport in den ersten Stunden an. Während Heisuke und Chizuru sich bemühten, die Anweisungen des gut gelaunten Shinpachi Nagakura zu befolgen, saß Kaoru bei Susumu Yamazaki im Krankenzimmer und unterhielt sich mit diesen. Kaoru hasste Sport. Er war zwar sehr sportlich, aber den Kram, was die einem im Unterricht beibrachten, empfand er als unnötig. Eine Ausrede als Schülersprecher genügte um sich aus den Fängen des wilden Nagakuras zu befreien. „Aber wenn du ständig im Sportunterricht fehlst, bekommst du schlechte Noten.“ „Was kann ich denn dafür, wenn die Schule mich als Schulsprecher wählt? Ich habe Pflichten!“ „Sei froh, dass ich keine Petze bin… Sonst würdest du auffliegen.“ Ein leichtes Grinsen legte sich auf die Lippen des Jungarztes, ehe es an der Tür klopfte. „Ja?“ rief Yamazaki und die Tür öffnete sich. Kaoru rollte mit den Augen. Shiranui kam gelangweilt in das Arztzimmer und stellte sein Bein, an welchem das Knie aufgeschürt war, auf den freien Hocker neben Yamazaki. „Sie sollen sich das mal ansehen, meinte der Sensei…“ murmelte er genervt. Susumu seufzte nur und bat den Älteren, zu warten. Kaum war er weg, bemerkte der Blauschopf den anderen. „Was…?!“ „Und? Hast du jemanden blutig getreten?“ fragte Kaoru leicht genervt und hatte den Kopf auf seinen Arm gestützt. Der Angesprochene biss sich auf die Unterlippe und sah weg. Keine Minute später schnaubte er und sah ihn wütend an. „Du nervst mich total! Wegen dir habe ich die letzten Tage Chikages Launen zu spüren bekommen! Du regst mich total auf!“ fauchte der andere auf einmal. Kaoru gab nur ein Grinsen von sich. „Das ist doch allein deine Schuld. Wenn du meine Schwester nicht so angepöbelt hättest und dich nicht so leicht aufregen ließest, wäre dies nie passiert… Oder noch nicht.“ „Das büßt du mir, du kleine Ratte!“ Ein räuspern war zu hören. Susumu stand leicht genervt vor den beiden und hatte ein kleines Kästchen bei sich. „Könntet ihr aufhören, euch hier zu streiten? Geht bitte raus, wenn sich das nicht vermeiden lässt!“ murmelte er und wollte sich gerade hinsetzen, als die Tür aufflog und Shinpachi mit Heisuke reinplatzte. Chizuru kam aufgewühlt hinterher. „Was ist passiert?!“ fragte Yamazaki und ließ das Kästchen, ebenso Shiranui zurück. „Heisuke hat einen Fußball ins Gesicht bekommen. Seine Nase blutet wie verrückt!“ meinte der Sportlehrer. Yamazaki führte die drei zum anderen Ende des Zimmers und blieb eine Weile dort. Shiranui knurrte. „Ey, war ich nicht zuerst hier?!“ Kaoru verdrehte die Augen und nahm das Kästchen. „Hey! Was hast du vor?“ fragte der Größere und verengte ein Auge. Der Dunkelhaarige zog eine Pinzette mit ein Stück Watte heraus und tunkte darauf etwas vom Desinfektionsmittel. „Je länger ich deine Fratze sehen muss, desto schlechter wird mir. Also werde ich mich darum kümmern, damit du schnell abhauen kannst.“ knurrte der andere. Shiranui befürchtete schon, dass dieser ihn nun ‚irgendwie’ verarztet und wollte gerade etwas dagegen sagen, als Kaoru begann, vorsichtig auf die Wunde zu tupfen. Der Blauhaarige hielt inne und beobachtete den Kleineren dabei. Kaoru schien konzentriert zu sein, darauf bedacht, ihm nicht wehzutun, obwohl er allen Grund dazu hätte. Verwundert darüber hielt er still. Chizuru wollte gerade zum Waschbecken gehen, um einen Lappen nass zu machen, als sie die Szene entdeckte. Überrascht sah sie ihnen eine Weile zu, ehe sie lächelnd ihr Vorhaben zu Ende brachte und wieder zu Heisuke zurückkehrte. Kaoru war fertig mit dem desinfizieren und klebte dem Größeren ein Pflaster auf die Wunde. „Na bitte. Und jetzt geh!“ raunte der Kleine, packte das Kästchen auf dem Tisch und erhob sich, um nach Heisuke zu sehen. Shiranui sah ihm kurz nach, ehe er tief einatmete. „Ey, Zwerg!“ rief er. Kaoru blieb stehen und sah ihn funkelnd an. „Danke…“ knurrte der Größere und verschwand aus dem Zimmer. Verwundert blickte der ‚Zwerg’ ihm nach, ehe sich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen legte. Sich dabei ertappend war er kurz ernst, ehe er plötzlich zu lachen anfing. Chizuru, die gerade erneut zum Waschbecken ging, erschrak, als Kaoru direkt vor ihr stand. „Huh? Kaoru?“ „Hm?“ „Wieso bist du so gut gelaunt?“ fragte sie überrascht. Es war wirklich selten, dass er einfach so lächelte. „Ich bin nicht gut gelaunt.“ meinte ihr Bruder nur, immer noch grinsend, ehe er sich dann abwandte und aus dem Zimmer ging. Chizuru musste kichern. „Nicht gut gelaunt, was?“ ************* Diese One Shot widme ich ! xD Auch wenn es wieder ein "Pairing auf Andeutung" ist, hat es irgendwie Spaß gemacht, mir dazu eine Geschichte zu überlegen! xD Auf die Idee brachte mich Mismar-chan und ich hoffe sie gefällt dir xD Natürlich wird es ne Art "Fortsetzung" geben, die müsst ich mir jedoch überlegen! xDDD Kapitel 8: Sanosuke - Beschützer -------------------------------- Genau ein Monat war vergangen, seit sich Kaoru der Shinsengumi angeschlossen hatte, da er endlich seine Schwester gefunden hatte, die diesen sofort erkannt hatte. Jedoch trauten ihm die anderen nicht. Er sollte als Chizurus Leibgarde im Quartier bleiben, durfte nicht rausgehen. Jedoch war dies ebenfalls die Möglichkeit, dass sich die Zwillinge aussprechen konnten. Denn es waren viele Jahre vergangen, seit beide getrennt wurden. Chizuru war auf der Suche nach ihrem Onkel, der auf einmal verschwunden war, nun hatte sie ihren Bruder gefunden. Hijikata behandelte Kaoru eher wie die anderen, er gab ihm Befehle, die er ausführen musste. Kondou und Saitou verhielten sich recht normal, Kaoru mochte die beiden recht gerne, da Kondou ihn an seinen Vater erinnerte. Souji ärgerte die Zwillinge recht gerne, mit Kaoru stritt er sich ständig, sobald er ihn sah. Shinpachi und Heisuke konnten Kaoru zwar leiden, aber mit ihnen stritt er sich auch, da Kaoru sie als kindisch betrachtete. Kaoru hasste San’nan-san so ziemlich, da dieser schon einige Male versucht hatte, sich an Chizuru zu vergreifen. Es verging ein Tag wie jeder anderer. Kaoru saß zusammen mit Chizuru im Gemeinschaftsraum und war auch vorerst alleine mit ihr. Die anderen waren entweder auf Patrouille oder in ihrem Zimmer. „Sag Onii-chan! Hijikata-san meinte, er würde dich einmal auf eine Patrouille mitschicken! Ist das nicht toll?“ Der Dunkelhaarige nahm einen Schluck von seinem Tee und seufzte. „Ist schon mal ein Fortschritt. Irgendwie ist es unangenehm, ständig mit dem Gedanken hier zu sitzen, dass mich womöglich niemand leiden kann…“ murmelte er ihr entgegen und stellte die Tasse ab. „Ich weiß… Dabei bist du mein Bruder…“ Chizuru war recht traurig darüber, dass sein Bruder als eine Art Bösewicht abgestempelt wurde, nur weil er mit dem Choushuu-Clan gesichtet worden war. Da er aber als Spion dort tätig war und diese Informationen an Kondou weitergegeben hatte, wurde er von diesem aufgenommen, was den anderen nicht gerade freudig stimmte. Kaoru war recht gut im Schwertkampf, aber gleichzeitig ein guter Spion. Deswegen misstraute man ihm. Der Dunkelhaarige lehnte sich an die Wand und seufzte. „Wenn ich auf eine Patrouille mitgehen darf, wer ist dann der Verantwortliche?“ wollte er wissen. Chizuru seufzte. „Das weiß ich auch nicht so genau…“ murmelte sie. Sie hörten Schritte und die Tür wurde geöffnet. Chizuru machte große Augen. „Heisuke-kun!“ sagte sie, Kaoru blickte zur Seite. „Chizuru! Rate mal, wer nach einem Monat wieder da ist?!“ fragte er grinsend und trat einen Schritt zur Seite, worauf ein rothaariger Mann zum Vorschein kam. Das Mädchen sprang überrascht auf. „Harada-san!“ rief sie und lief zu ihm. Kaoru musterte den anderen. Ihn hatte er nicht gesehen, aber er hatte mitbekommen, dass einer der Kapitäne auf eine Mission in Edo war und deswegen erst später dazukäme. „Hey, Chizuru! Wie ist es dir ergangen?“ wollte der andere wissen. Sanosuke Harada blickte an ihr vorbei und entdeckte Kaoru, der ihn anstarrte. „Huh? Wir haben einen Neuen?“ fragte er und betrat den Raum. Chizuru kicherte. „Das ist Kaoru, mein Zwillingsbruder.“ stellte sie den Neuen vor. Der Rotschopf strahlte. „Also hast du deinen Bruder endlich gefunden?!“ fragte er und lächelte Kaoru freundlich an. „Hallo! Ich bin Sanosuke Harada! Freut mich!“ sagte er und hielt ihm die Hand hin. Kaoru musterte die kurz, ehe er sie zögerlich ergriff. „Hallo.“ murmelte er leise und ließ die Hand wieder sinken, nachdem sie losgelassen wurde. Der Rothaarige erhob sich und tätschelte Heisuke auf dem Kopf. „Hat Shinpachi dich wieder geärgert, Kleiner?“ fragte er, während er mit dem Brünetten raus ging. Chizuru strahlte und setzte sich zu Kaoru. „Er ist wieder da, das freut mich wirklich!“ sagte sie, doch Kaoru schwieg darüber. Er traute niemanden hier, auch wenn sie recht freundlich zu ihm waren. Er war es gewohnt, mies behandelt zu werden und konnte seitdem schlecht Gefühle zeigen. Es war, als hätte ihm seine Pflegefamilie beigebracht, wie eine Marionette Befehlen zu befolgen. Nur seine Schwester schaffte es, aus ihm ein Lächeln zu entlocken. Der Tag verging wieder sehr schnell, beim Abendessen berichtete Sanosuke von den Vorfällen in Edo. Der Choushuu-Clan hatte dort ebenfalls einen Angriff gestartet, aber weit kamen sie nicht. Chizuru blickte recht besorgt zu ihm, während Kaoru nur mit halbem Ohr zuhörte. „Am Ende wurde der vermeintliche Anführer der kleinen Truppe gefasst. Zurzeit wird er verhört.“ beendete Sanosuke seinen Bericht und nahm einen Schluck Sake. Hijikata fragte ihn noch einige Dinge, als Kaoru fertig war und plötzlich von seiner Schwester angestupst wurde. „Ich hab herausgefunden, dass du zusammen mit Heisuke-kun, Nagakura-san und Harada-san auf Patrouille gehst.“ flüsterte sie und zwinkerte ihm zu. Kaoru wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, nickte jedoch. Nach einigen Minuten hatten die besagten Drei fertig gegessen und Heisuke sprang voller Elan auf. „Okay, auf geht’s!“ rief er und wollte gerade aus der Tür flitzen, als Hijikata nach ihm rief. „Halt! Ihr drei werdet jemanden mitnehmen.“ meinte er ruhig und deutete auf Kaoru. Shinpachi verzog das Gesicht. „Was denn? Den Zwergkönig?“ Der Dunkelhaarige funkelte ihn schweigend an. Würde er Streit anfangen, dann wäre er womöglich raus. Da er aber seine Schwester nicht bei den Typen hier lassen wollte, beschloss er, darauf keine Antwort zu geben. Chizuru blickte etwas säuerlich zu Shinpachi. „Er ist immer noch mein Bruder!“ meinte sie trotzig. Souji, welcher neben Toshizou saß, grinste breit, als Shinpachi sie verwundert und entschuldigend zugleich ansah. „Die Macht einer Frau!“ scherzte er und nahm einen weiteren Schluck Tee. Sanosuke erhob sich und legte Kaoru eine Hand auf dem Kopf. „Welch eine Überraschung! Dann auf gute Zusammenarbeit!“ sagte er lächelnd. Kaoru musterte ihn einen Moment, ehe er dann nickte. Die vier verließen den Raum, Chizuru sah ihnen besorgt nach. „Sollte Kaoru wieder von den beiden geärgert werden, kannst du sie ja bestrafen!“ lachte Souji nur, worauf die Brünette nur seufzte. Das Quartett verließ den Sitz der Shinsengumi und schlenderte durch die Straßen. Das matte Licht des Halbmondes fiel auf die vier und es war ruhig. Zu ruhig. Während Heisuke und Shinpachi vorne herliefen, hatte sich Sanosuke zu Kaoru gesellt. „Ich finde es toll, dass Chizuru-chan und du euch wieder gefunden habt. Sie war recht traurig, wenn sie von dir erzählt hatte…“ murmelte der Rotschopf und blickte nach vorn. Kaoru starrte auf den Boden. „Ja…“ nuschelte er und seufzte. „Es hat lange gedauert, bis ich endlich einen Anhaltspunkt gefunden hatte, wo sie sich aufhalten könnte…“ gab er von sich. Der Größere blickte ihn musternd von der Seite an. „Ihr seid euch recht ähnlich, aber charakterlich ganz anders.“ lachte er und sah in den Himmel. „Auf meiner Mission in Edo hatte ich mal rum gefragt, ob die Bewohner etwas über Kodou-san wissen… Leider wusste niemand, wo er sich aufhielt. Chizuru zu Liebe hatte ich noch nach dir gefragt, aber dich kannte dort niemand.“ Kaoru blieb stehen, worauf der andere ebenfalls stehen blieb. Die anderen beiden bemerkten es nicht, sie waren in ihrer Diskussion über das neue Restaurant vertieft und schließen die Wette ab, wer von ihnen den meisten Sake runter bekam. „In Edo kennt mich niemand mehr…“ gab Kaoru seufzend von sich. „Es ist schließlich lange her, seit ich dort war… Während ich bei meiner Pflegefamilie unter kam, waren wir nicht mehr in der Stadt, sondern in den Bergen, jedoch ganz in der Nähe… Zu den Menschen ließen sie mich nicht…“ murmelte der Brünette und blickte auf seine Hand, die er anschließend zu einer Faust ballte. „Deine Pflegefamilie… Wie war sie denn so?“ fragte der Ältere. Kaoru blickte kurz zu ihm, ehe er ein trauriges Lächeln von sich gab. „Sie war…“ Beide hörten einen Knall, daraufhin das Aufeinanderprallen von Schwertern. Sie stürmten vor und entdeckten die anderen beiden inmitten einer Gruppe von Männern. „Der Satsuma-Clan!“ zischte Sanosuke und hielt seine Lanze bereit. Kaoru zog sein Schwert und verengte die Augen. „Sie haben uns aus dem Hinterhalt angegriffen! Scheinbar wussten sie, dass wir hier sind!“ rief Shinpachi, während Heisuke einen Angriff parierte. „Oi! Kaoru, geh und sag Hijikata Bescheid!“ rief der Kleine und schwang seine Waffe. Kaoru stockte, ehe er seinen Schwertgriff umklammerte. „Ich kann auch kämpfen…“ knurrte er. Shinpachi rollte mit den Augen. „Schön und gut, aber tu was Heisuke sagt!“ rief er und erstach einen der Männer. Sanosuke blickte kurz zu Kaoru, welcher recht wütend auf dem Boden starrte, ehe er davon lief. Weit kam er jedoch nicht, ihm versperrten Männer den Weg. „Keine Verstärkung!“ knurrte ein etwas riesiger Typ, der eine Axt zum Vorschein brachte. Kaoru zückte sein Schwert und sah ihn unbeeindruckt an. „Ihr geht mir grad so ziemlich auf die Nerven!“ knurrte er zurück und rannte los. Shinpachi schnaubte, als er die anderen Männer sah, die Kaoru aufhielten. „Verdammt!“ zischte er. Der Riese schwang seine Axt, Kaoru wich recht knapp aus, duckte sich, sodass er unter dessen Beinen hindurch flitzte, ehe er dann hinter ihm stand und die Klinge in seinen Rücken rammte. Schnell zog Kaoru seine Waffe heraus und parierte einen Angriff, der von einem anderen kam. Diesen wegtretend, kümmerte sich der Kleine um den Nächsten, als er auf einmal einen stechenden Schmerz am Arm spürte. Sein Oberarm wurde mit Blut getränkt, jemand war mit einem Dolch auf Kaoru losgegangen. Als er sich zu diesem wenden wollte, übersah er einen Zweiten. „DUCK DICH!“ brüllte es von hinten. Kaoru tat es beinahe unkontrolliert, als beide Typen, die hinter einander standen, durch eine rote Lanze aufgespießt wurden. Kaoru drehte seinen Kopf leicht erschrocken zu Sanosuke, welcher auf ihn zu lief. „Alles okay?“ fragte er, während er sich seine Waffe zurückholte. Der Brünette nickte leicht. Ehe er sich bedanken konnte, lief der Rotschopf wieder zurück zu den anderen beiden. Nach einigen Minuten waren einige Männer geflohen, der Großteil jedoch lag tot auf dem Boden. Shinpachi seufzte. „Okay, dass war mal eine Schlacht.“ sagte er und blickte zu Heisuke, der sich streckte und gähnte. Als er weiter zu Kaoru sah, verengte er die Augen. Dieser stand noch immer inmitten der Leichen und starrte diese an. Noch nie hatte ihn jemand beschützt. Noch nie hatte er mit anderen zusammen kämpfen müssen, er hatte nur für sich gekämpft und auch nur sich selbst geschützt. Dieses Gefühl, dass ihm jemand geholfen hatte, erdrückte ihn beinahe. Er wandte sich kurz um, ehe er stockte, als Shinpachi ihn so ansah. Mit undefinierbarem Blick ging er langsam in Richtung Hauptsitz. Die anderen folgten ihm schweigend. Kaoru saß in seinem Zimmer. Seine Wunde wollte er nicht von Chizuru versorgen lassen, da sie sich selbst geschlossen hatte. Er saß an der Wand, gegenüber der Tür und starrte darauf. Er musste an den Kampf denken. Sein erster Rundgang und es startete mit einer Katastrophe. Gerade als er wieder an seine Pflegefamilie dachte, wurde die Tür geöffnet. Als er aufblickte, stutzte er leicht. Hijikata stand vor ihm und seufzte. Er machte hinter sich die Türe zu und schritt langsam auf Kaoru zu, ehe er sich vor ihm niederließ. Erst schweigend betrachtete er den Verband an seinem Oberarm. Der Schwarzhaarige verengte leicht die Augen. „Wie geht’s deiner Wunde?“ fragte er. Kaoru schluckte, ehe er nur nickte. „Gut…“ „Es ist mir schon vorhin aufgefallen, aber ich habe wegen Chizuru nichts gesagt.“ sagte er, ehe er näher zu ihm rückte. „Deine Wunde ist verheilt oder?“ fragte er. Kaoru schluckte, ehe er begann, den Verband zu lösen. Als dieser auf dem Boden fiel, sah man nur einen rötlichen Fleck an der Stelle, wo die vermeintliche Wunde war. Hijikata nickte. „Bist du so etwas, wie jene, die die ‚Medizin’ genommen haben?“ „Ich würde sagen, ich bin viel mehr das Original von dem, was jene sind.“ murmelte der Kleine und blickte zu dem Vize. „Im Blut der Yukimura-Familie fließt das Blut eines Oni. Unsere Wunden heilen schnell und unsere Kräfte können recht stark sein, wenn wir wissen, wie wir sie benutzen.“ erklärte Kaoru kurz, ehe er aufsah. „Aber woher weißt du das?“ „Chizuru hatte auch mal eine Wunde gehabt, die sich geschlossen hatte. Niemand wusste, warum es so war. Die Meisten von uns dachten, es wäre keine tiefe Wunde gewesen.“ Kaoru nickte. Also hatte Chizuru auch diese Kräfte an sich entdeckt. „Ich habe mich im Kampf absichtlich zurückgehalten, weil ich ahnte, dass ihr so was geheim lassen wolltet.“ murmelte er und strich sich über seinen Oberarm. Hijikata nickte. „Ich danke dir dafür. Wenn ich gewusst hätte, dass einige aus dem Satsuma-Clan hier herumschleichen, dann hätte ich dich nicht gehen lassen sollen… Aber es wäre falsch, jemanden wie dich nicht rauszuschicken.“ „Ich werde mich trotzdem zurückhalten! Sollten andere Oni erfahren, dass ich hier bin, dann…“ Kaoru hielt abrupt inne, als er Schritte hörte. Kurz danach stand Sanosuke an der Tür. „Oi, Hijikata-san? Da sind einige Leute, die wollen mit dir reden!“ sagte er und der Schwarzhaarige nickte. Er erhob sich und blickte zu Kaoru, welcher sich das Gewand anzog, welchen er bis vorhin einfach um seine Hüfte baumeln gelassen hatte. Er wollte verhindern, dass jemand seine ‚Wunde’ sah. Der Vize verließ den Raum, Sanosuke betrat ihn. Langsam schritt er auf Kaoru zu und lächelte. „Na du? Wie geht’s dir?“ fragte er und hockte sich hin. „Ganz gut…“ murmelte der Kleine nur und wich seinem Blick aus. Er spürte eine Hand auf seinen Kopf. Als er aufsah, blickte er in die bernsteinbraunen Augen, des anderen, die beinah golden schimmerte. Der Kleine stockte, ehe er sich zusammen riss. „Du warst auf dem Schlachtfeld irgendwie komisch, ist wirklich alles okay?“ „Ja!“ sagte Kaoru etwas lauter und zuckte von seiner eigenen Lautstärke zusammen. „Ich, uhm… Wollte mich bedanken…“ „Huh? Wofür denn?“ „Dafür… dass… Dass du mir geholfen hast vorhin.“ Der Ältere musterte den Kleinen, der es nicht wagte, aufzuschauen, ehe er dessen Haar durch wuschelte. „Kein Problem, ist doch klar, dass wir uns gegenseitig schützen, oder nicht?!“ lachte er, ehe er sich erhob. „Hab ich gern gemacht. Ich denke, Chizuru wäre sonst recht traurig, wenn sie dich wieder verlieren würde.“ sagte der Ältere, ehe er das Zimmer verließ. Kaoru sah ihm nach, ehe er seine Knie an sich zog und seinen Kopf darauf bettete. Er wusste nicht, was los war. Er hatte ein Gefühl, was ihn zu erdrücken drohte. Vielleicht kam er einfach nicht damit klar, dass man ihn beschützt, wo er doch all die Jahre alleine gewesen war. Er vergrub seine Fingernägel in seine Arme, ehe er aufstand und sich auf die Suche nach Chizuru machte. Er musste mit ihr reden. Bei ihr fühlte er sich wohler, als bei irgendjemand anderen. Diese fand er recht schnell, jedoch stand sie bei Hijikata und unterhielt sich mit ihm. Kaoru stand hinter einem Balken und beobachtete die beiden, ehe der Vize Chizuru auf einmal umarmte. Kaoru weitete die Augen. Sein Herz klopfte etwas lauter und er spürte die Hitze in seinen Wangen aufsteigen. Was war das für ein Gefühl? Der Brünette verzog sich wieder auf sein Zimmer. Er konnte die beiden unmöglich stören. Er kannte so was. Verliebte umarmten sich. Schweigend starrte er auf die Tür in seinem dunklen Zimmer und dachte nach. Er kannte die Liebe nicht. Er hatte sie noch nie erfahren. Er kannte nur die Liebe zu seiner Schwester, aber die war eine ganz andere als die Liebe zwischen Chizuru und Toshizou. Seine Hand an seine Brust legend atmete er tief ein, ehe er sich auf die Seite kippen ließ und eine Weile so verharrte. Irgendwann schlief er ein. Es vergingen zwei Wochen. Kaoru zog sich immer mehr zurück, verzichtete sogar auf Patrouillen. Er befürchtete, wenn er wieder auf eine mitging, würde er wieder beschützt werden. Er hasste es. Er hasste es beschützt zu werden, da in ihm wieder das erdrückende Gefühl hochkommen würde. In einem Streit mit Shinpachi vor einigen Tagen wurde er von Chizuru verteidigt, aber irgendwie war es anders. Als sich Sanosuke einmischte, kam wieder dieses Gefühl. Und er war sich sicher: Dieses erdrückende Gefühl mochte er gar nicht. Er saß im Innenhof und starrte auf den Kirschbaum vor sich. Die rosafarbenen Blätter fielen herab, es würde bald kälter werden. Er war vertieft in seinen Gedanken, dass er die Schritte nicht wahrnahm, die hinter ihm zum Stehen kamen. Erst als er etwas an seinem Kopf spürte, drehte er sich um. Sanosuke stand mit einem Kirschblütenblatt hinter ihm und grinste. „Beobachtest du den Blätterfall?“ fragte er und setzte sich neben ihn hin. Kaoru nickte leicht. „Irgendwie ist es beruhigend, die Blätter fallen zu sehen.“ murmelte der Kleine und starrte wieder zu den Bäumen. Der Rotschopf legte ein wenig den Kopf schief. „Wirklich? Ich mag es wenn die Blätter noch an den Bäumen haften. Das sieht viel schöner aus. Der Blätterfall wirkt recht vergänglich.“ sagte er und schloss die Augen, um die kleine Brise zu genießen. „Der Sommer war recht warm, findest du nicht?“ „Ja, schon.“ „In letzter Zeit bist du ziemlich ruhig. Bist du krank?“ „Ich war doch die ganze Zeit schon ruhig…“ murmelte Kaoru schief grinsend. Der Rotschopf lächelte. „Du solltest öfters lächeln, das steht dir!“ Kaoru wurde ungewollt rot. „Sagt man so was nicht zu Mädchen?!“ fragte er und wandte den Kopf zur Seite. Der Rothaarige lachte. „Tut mir Leid! Aber… es stimmt schon. In letzter Zeit sehe ich nur dein nachdenkliches Gesicht. Mit Chizuru war es einmal genauso, sie war recht niedergeschlagen, weil sie weder Kodou-san noch dich gefunden hat. Jetzt wirkt sie etwas fröhlicher… Naja wobei die letzten zwei Wochen…“ „Ich weiß… Sie macht sich meinetwegen Sorgen…“ „Was ist es, das dich so sehr in Gedanken versinken lässt?“ wollte Sanosuke wissen. Der Dunkelhaarige schwieg, ehe er seufzte. „Ich mache mir Sorgen, dass mich meine Pflegefamilie eventuell sucht…“ „Aha? Hast du ihnen denn nicht Bescheid gesagt, dass du deine Schwester gefunden hast?“ „Nein. Und das dürfen sie auch nicht wissen…“ murmelte Kaoru und blickte nun etwas ernster. Der andere verstand nur Bahnhof. Was bereitete den Kleinen solche Sorgen? Der Größere erhob sich. „Weißt du was?“ Er ergriff Kaorus Arm und zog ihn auf die Beine. „Wir gehen in die Stadt!“ „W-Was?!“ Kaoru wurde mitgezogen und egal, was er tat, der Ältere ließ ihn nicht los. Unterwegs trafen sie auf Hijikata. Der Rotschopf bat ihm um Erlaubnis, Kaoru mit in die Stadt nehmen zu dürfen. Der Vize musterte die Beiden, ehe er nickte. Sofort waren beide verschwunden. Verwundert blickte der andere ihnen hinterher und dachte sich seinen Teil. Draußen in der Stadt hatte Sanosuke Kaorus Hand noch immer nicht losgelassen. Dieser hatte es aufgegeben, sich zu befreien, er schaffte es ja doch nicht. Vor einem Laden blieben sie stehen. „Warte hier, ja?“ Sanosuke ging hinein. Kaoru sah ihm nach und wartete. Er blickte um sich. All die Menschen, die hier lebten, gingen an ihm vorbei. Andere gingen zur Arbeit, Kinder spielten auf den Straßen, junge Frauen trafen sich und Bauer fuhren mit Schubkarren zu ihren Feldern. Die Stadt war lebendig, im Gegensatz zu seiner Umgebung, die er bewohnt hatte, bevor er Reißaus nahm und nach Chizuru suchte. Die Menschen sahen ihn nicht mit Verachtung an, sie grüßten ihn recht freundlich. Die Meisten wussten nicht, dass er zu der Shinsengumi gehörte. Kaoru wusste, dass diese nicht recht beliebt waren, auch wenn sie die Bewohner beschützten. Kaoru beobachtete Kinder beim Spielen, als ihm jemand einen Dangospieß hinhielt. „Eh?“ Kaoru drehte sich verwundert um und sah Sanosuke, der ihn breit angrinste. „Die sind lecker, probier mal!“ Die beiden hatten sich auf eine Bank gesetzt und Kaoru nahm den ersten Happen. Dangos schmeckten recht süß, aber auch nicht zu süß. Sie hatten einen ganz anderen Geschmack, den er sonst gewöhnt war, aber die Dangos waren recht lecker, stellte er fest. Als er den zweiten Happen nahm, grinste Sanosuke. Kaoru blickte nicht mehr so traurig oder nachdenklich, sondern recht neugierig. „Schmeckt es dir?“ Kaoru nickte und blickte zu ihm. Er stutzte und schluckte kurz, ehe er errötet zur Seite blickte. „Uhm… Danke…“ murmelte er und starrte auf die restlichen Dangos. Der Rotschopf nickte zufrieden. „Gern geschehen.“ „Aber… warum machst du das? Ich meine, den anderen ist es irgendwie egal, was mit mir ist.“ „Den anderen vielleicht, aber mir nicht.“ gab der Rothaarige sofort von sich. Kaoru musterte ihn, während der andere auf die spielenden Kinder blickte. „Ich weiß nicht, aber ich glaube ich fühle mich für euch Kleinen verantwortlich. Heisuke und Chizuru-chan sind noch recht jung, genau wie du. Und ihr solltet das Leben genießen, solange ihr könnt und nicht schon mit jungen Jahren so ernst dreinblicken.“ Kaoru machte große Augen. Er fühlte sich verantwortlich für ihn? Einerseits stimmte es ihn froh, da sich jemand anderes als Chizuru für sein Wohl interessierte. Andererseits spürte er, wie dieses erdrückende Gefühl in ihm hochkam. Er legte die Dango auf den kleinen Teller ab, den sie bekommen hatten und seufzte. „Chizuru darf nichts davon erfahren…“ murmelte er. Sanosuke sah ihn an. „Weder die eine Sache, was unsere Familie betrifft… noch die andere…“ „Was redest du da?“ Kaoru stand auf. „Du solltest deine Zeit nicht mit mir vergeuden!“ sagte Kaoru prompt und lief davon. Der Rotschopf wusste nicht, was mit ihm los war… Kaoru rannte, ihm war egal, wo er hin rannte, aber er wollte weg. Weg von diesem Gefühl, weg von Sanosuke. Vielleicht sollte er einfach verschwinden und die anderen nicht mehr mit seinen Gelegenheiten belasten. Das wäre auch das Beste für Chizuru, denn sollte seine Familie herauskriegen, dass sie in der Nähe war, dann würde es recht ungemütlich werden. Er wurde langsamer, als er bemerkte, dass er nicht verfolgt wurde. Durch die Stadt schlendernd dachte er an die Vergangenheit. Gerade dachte er an seine Familie, als ein riesiger Stein vor ihm auf den Weg stürzte und ihm den Weg versperrte. Kaoru blickte auf. Auf dem Stein stand ein weißhaariger junger Mann, dessen goldenen Augen sahen auf den Kleinen herab. „Hier bist du…“ murmelte er und sprang vom Stein. Kaoru wich zurück und griff nach seinem Schwert. „Was denn? Begrüßt man so etwa seinen Halbbruder?“ „Wir sind nicht miteinander verwandt…“ knurrte Kaoru und zückte sein Schwert. „Was willst du hier, Kinji?!“ „Vater sagte, ich soll nach dir suchen. Wer hätte gedacht, dass du dich mit den Menschen zusammen tust?“ Sanosuke war Kaoru hinterher gelaufen und hatte diesen auch gefunden. Er versteckte sich hinter einem Fass und beobachtete die beiden. „Du Abschaum! Vater hätte dich einsperren sollen! Wie kannst du dich nur mit jenen Wesen zusammentun, die damals deine Heimat vernichtet und dafür gesorgt haben, dass du dich von deiner Schwester trennen musstest?!“ Der Rotschopf weitete die Augen. Kaorus Heimat wurde vernichtet? Er verstand nicht, was da vor sich ging. „Ihr hattet mich doch sowieso nie gebraucht! Also lasst mich in Ruhe!“ fauchte Kaoru und wurde richtig wütend. Kinji lachte. „Oh nein. Denn ich habe mitbekommen, dass deine süße kleine Schwester in der Nähe sein soll!“ „Lass Chizuru aus dem Spiel!“ „Niemals!“ Der Weißhaarige stürzte sich auf Kaoru, welcher mit seinem Schwert den Angriff parierte, doch er wurde stark zurückgestoßen. „Wenn ich dich getötet habe, dann werde ich mich nach deiner Schwester umsehen. Niemand braucht einen Abschaum wie dich. Du bist nutzlos und wirst es immer bleiben, egal bei wem du bist!“ Der Dunkelhaarige stockte. Er senkte kurz den Schwert, den Blick auf die Klinge gerichtet. „Mag sein, dass ich nutzlos bin… Aber…“ Er dachte an Chizuru, an Sanosuke. „Es gibt jemanden, den ich beschützen will! Nicht nur meine Schwester! Ich werde dich ganz sicher nicht gehen lassen! Du würdest am Ende ganz Kyoto zerstören!“ fauchte er und hob den Kopf. Sein Haar wurde weiß, zwei Hörner ragten aus seiner Stirn und seine Augen wurden golden. Sanosuke stutzte, als er diese Verwandlung beobachtete. Hatte Kaoru etwa die Medizin genommen? Aber es war ganz anders als bei den Rasetsu. Kaoru stürzte sich auf den anderen, welcher etwas mehr Mühe brauchte, um die Angriffe zu parieren. Der Kleinere sprang in die Höhe und schwang sich über Kinji hinweg, welcher zuerst verwirrt, dann wütend sich umdrehte und seine Waffe in Kaorus Rumpf rammte. Sanosukes Herz blieb kurz stehen, als er dies sah. Seine Augen waren aufgerissen. „Kaoru!“ brüllte er und rannte aus seinem Versteck. Kaoru hörte ihn nicht, er riss das Schwert aus sich heraus und schwang es, wobei er Kinji einen Arm abhackte. Sanosuke blieb abrupt stehen, während der Fremde zu schreien anfing. Blut lief ununterbrochen aus dem Arm. Kaoru ging einige Schritte zurück, die Wunde an seinem Bauch schloss sich. „Du legst dich wahrlich mit einem Oni aus dem Yukimura-Clan an… Mutig… Aber gleichzeitig richtig dumm von dir.“ Der Rotschopf erblickte das emotionslose Gesicht des Kleinen, der vorhin noch gegrübelt hatte. Er lief los und packte Kaoru am Arm. „Kaoru!“ rief er erneut, sodass der andere zu sich kam und ihn erschrocken ansah. „S-Sano…“ gab er von sich, ehe er sich los riss und zurückwich. Er hatte ihn gesehen. Er hatte gesehen, wie er sich zu einem Oni verwandelt hatte. Jetzt würde er ihn verachten, er würde enttäuscht sein… Als Kinji sich aufrichtete und Kaoru mit einem hasserfüllten Blick ansah, nahm er sein Schwert und rannte auf diesen zu. Kaoru bemerkte ihn zu spät, da wurde der Angriff von Sanosuke pariert. Das Schwert flog Kinji aus der Hand, die Lanze durchbohrte ihn. Der Oni stutzte. „Was…? Ein… Mensch beschützt einen… Oni?“ fragte er und sah dem anderen in die Augen. Kaoru hielt inne. Sanosuke beschützte ihn wieder. Und wieder kam dieses erdrückende Gefühl in ihm hoch. „Kaoru ist kein Oni!“ zischte der Rotschopf und ließ die Klinge seiner Lanze den Kopf des anderen vom Rumpf abtrennen. Unter den getrennten Körperteilen entstanden Blutlachen, während sich Sanosuke zu Kaoru umdrehte und ihn ernst ansah. Dieser hatte wieder seine normale Gestalt angenommen und wagte es nicht aufzusehen. „Kaoru…“ hauchte der andere. Der Dunkelhaarige seufzte. „… Jetzt weißt du es…“ murmelte er. „Ich verstehe es nicht.“ gab der andere von sich und legte eine Hand auf Kaorus Schulter. „Erklär mir das.“ Der Kleine holte tief Luft. „Ich… Chizuru und ich stammen aus einer Oni Familie. Kodou-san ist auch ein Oni… Vor vielen Jahren wurde unser Dorf von Menschen zerstört und damit die letzten Überlebenden des Yukimura-Clans überlebten, nahm Kodou Chizuru bei sich auf und zog mit ihr in eine Stadt. Ich kam bei den Nagumos unter… Weil weibliche Oni recht kostbar für uns waren, aber ich keine war, wurde ich mies behandelt und als ich von meiner Familie floh, um Chizuru zu suchen, beschloss ich, niemanden etwas darüber zu sagen. Auch nicht Chizuru. Meine Pflegefamilie wollte Chizuru für sich gewinnen, da der Yukimura-Clan ein recht starker Oni-Clan war. Dies wollte ich verhindern, Chizuru sollte ein normales Leben führen… Ich nahm alles auf mich, nur um sie zu beschützen… Was mit mir war, war mir relativ egal… Und es ist mir immer noch egal…“ erklärte er und wurde am Ende recht leise. Sanosuke hörte ihm zu und schwieg erst einmal. „Ich wollte keine Freundschaften schließen oder sonstige Bindungen besitzen, die sehr leicht zerstört werden konnten… Mir war nur Chizuru wichtig… Mein ganzes Leben habe ich nur gelebt, um stärker zu werden, damit ich in der Lage war, sie zu beschützen…“ Er wagte es, den anderen anzusehen. „Mich hatte nie jemand beschützt. Als du mich letztes Mal vor den Leuten aus dem Satsuma-Clan beschützt hattest, kam mir ein komisches Gefühl hoch. Es war unangenehm, deswegen wollte ich dir und den anderen aus dem Weg gehen. Ich wollte nicht beschützt werden… Sondern nur Chizuru beschützen, auch wenn es meinen Tod bedeutete…“ murmelte er und senkte den Blick. Lange war es still. Er hatte nie jemanden etwas über seine Vergangenheit erzählt, nicht einmal Chizuru. Er hatte niemanden verraten, wie sehr er gelitten hatte, er war der Meinung, dies ginge niemanden etwas an. Dass er vielleicht verachtet werden würde, darauf machte er sich gefasst. Sanosuke hob seine Arme, Kaoru zuckte stark zusammen. Was käme jetzt? Würde er ihn jetzt schlagen? Nein. Sanosuke legte seine Arme um den Kleinen und drückte ihn an sich. Kaoru war recht überrascht. Was war nun los? „S-Sanosuke…?“ „Du warst also die ganze Zeit alleine?“ fragte er, worauf Kaoru verstummte. Ein leichtes Nicken gab er von sich. „Dich hat niemand beschützt, du musstest deine Wege alleine beschreiten und du wolltest es auch weiterhin tun…“ murmelte der Ältere. Kaoru spürte die Wärme, die von dem anderen ausging. Er schloss die Augen, um diese in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Dieses erdrückende Gefühl, was bis eben noch in ihm hochkam, löste sich auf einmal. Es war zwar das gleiche, aber irgendwie schien sie ihn nicht mehr zu erdrücken, sondern ließ ihm viel mehr Freiraum als sonst. Er fühlte sich befreit wie noch nie. „Du musst das nicht mehr tun.“ sagte Sanosuke und drückte den Kleinen etwas von sich, um ihn anzusehen. „Weißt du, wir alle beschützen Chizuru. Und wir beschützen uns. Wir gehen gemeinsam unseren Weg und müssen nicht alleine sein.“ Er lächelte und strich dem Kleinen über die Wange. „Du bist bei uns. Du brauchst nicht auf dich allein gestellt sein. Ich beschütze dich von nun an. Ich denke, dieses Gefühl, was du verspürt hast, war die Angst, verletzt zu werden. Du hattest gedacht, dieses Gefühl bewahrt dich vor Bindungen, aber in Wirklichkeit hattest du dich danach gesehnt, sodass es bei dir eine Art Sehnsucht ausgelöst hat.“ Der Kleine schluckte. „Kann sein… Ich… Dieses Gefühl ist nun ganz anders geworden…“ Sanosuke lächelte. „Siehst du? Du frisst alles in dich hinein und machst dich damit nur selbst kaputt.“ Er legte dem anderen die Hände auf die Wangen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich verspreche dir, dass ich dich beschützen werde. Egal was kommt. Du bist nicht mehr allein.“ Kaoru sah ihn gerührt an. Er senkte kurz den Kopf, ehe er Sanosuke anlächelte. Es war das erste richtige Lächeln seit langem. Dass es Jemanden geben würde, er ihn beschützen wollte, hätte er niemals gedacht. Er dachte, wenn er alleine war, dann würde er nicht verletzt werden und er müsste sich keine Sorgen machen. Aber gerade weil er alleine war, war er die ganze Zeit über verletzt. Und nun… Nun hoffte Kaoru, dass er wieder ein halbwegs normales Leben führen konnte, mit der Stärke eines Oni, um jene zu beschützen die ihm wichtig waren und mit den Gefühlen eines Menschen, die er durch den Rotschopf anerkannt hatte. „Danke, Sano…“ murmelte Kaoru zufrieden, der andere tätschelte ihm auf dem Kopf. **************** Ist für meinen lieben Aniki gewidmet, weil er in unserer kleinen "Gruppe" Sano ist x33 Kapitel 9: Heisuke - Spät kommende Gefühle [SSL] ------------------------------------------------ Yosh~! Hier bin ich wieder, mit einem neuen Oneshot meiner Kaoru-Sammlung!! =D Lange war ich aus der Hakuouki-Sache raus, doch durch einer Drama-CD über die Shinsengumi (nicht von Hakuouki), wo Heisuke mein Favorit ist, hatte ich wieder Lust, zu schreiben. Die Idee kam mir heute Morgen und wurde während meines Aufenthalts auf dem Trödelmarkt niedergeschrieben. Da mein Lappi kaputt gegangen ist, hieß es erstmal "Aufschreiben, abschreiben" xD Jedenfalls ist diese Geschichte recht Spontan gekommen, und läuft in der SSL-Zeit. Ich hoffe sie gefällt dem ein oder anderen, der eas Pairing KaoruxHeisuke nicht so~ schräg findet XD Ich hafte nicht für (Tipp-)Fehler, meine Tastatur hat ein Eigenleben entwickelt~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Nargh, verdammter Okita!“ fluchte Kaoru Nagumo und stapfte wütend zum Schultor. Es hatte bereits zum Unterricht geklingelt, jetzt übernahm er die Aufsicht für die Zuspätkommer. Hinter ihm vorm Eingang saß Souji Okita auf der Treppe und spielte mit seinem Handy herum. Ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er den finsteren Blick des Jüngeren erntete. Dieser starrte genervt zum Tor und hoffte, dass niemand durch kam. Zumindest nicht in den nächsten 10 Minuten. Da Souji ihn und seine Zwillingsschwester Chizuru nur zu gern ärgerte, hatte er mit Kaoru eine Wette laufen: Sollte Kaoru sich trauen, innerhalb von 10 Minuten nach Unterrichtsbeginn einen Zuspätkommer zu küssen, würde Souji aufhören, seiner Schwester den Hof zu machen. Zumindest fürs Erste. Der Zwilling hasste es, wie sich alle um Chizuru prügelten. Er hatte sich vorgenommen, diese zu beschützen und wenn er alles dafür tun müsste, nur um einen der Verehrer von ihr fernhalten zu können. Die ersten fünf Minuten war Kaoru recht nervös, tippelte mit dem Fuß herum und hatte die ganze Zeit das Schultor im Visier. Solange keiner kommt, ist alles gut, dachte sich der Schülersprecher, ehe er nun langsam einen Triumph verspürte, als nach drei weiteren Minuten keiner kam. Er drehte sich nun um und grinste Souji an, der nun nicht gerade begeistert war, es eher langweilig fand. „Wenn keiner kommt, überlege ich mir eine fiese Strafe für dich, dann wirst du eine zeit lang keine Zeit mehr haben, dich an Chizuru ran zuschmeißen. Fufufufufu...“ lachte er und stemmte die Hände in die Hüften. Der Brünette seufzte. Noch eine Minute. Er starrte auf die Sekunden, die auf seinem Display ihre Zeit ab liefen. Zehn Sekunden, Schritte. Souji sah auf, ebenso Kaoru, der sich nun zu ihm gesetzt hatte und die Zeit im Auge behielt, damit Okita ja nicht schummelte. Ein schnelles Atmen. Während sich Kaorus Miene drastisch verfinsterte, hellte Soujis umso mehr auf. Und da kam der Zuspätkommer, bevor die 10 Minuten um waren: „Heisuke, du bist spät! ♥“ trällerte Souji nur erfreut. Dieser atmete tief ein, ehe er zu den Beiden zu schritt. „Was macht ihr denn hier?!“ wollte er wissen. Der Ältere grinste breit. „Nagumo ein wenig ärgern!“ sagte er direkt heraus. Dieser rieb sich die Stelle zwischen den Augen, ehe er aufstand. Heisuke seufzte. „Na dann, ich gehe mal~! Bin ja eh schon zu spät...“ brummte er. Kaoru jedoch stand direkt vor ihm. Der andere sah ihn verwirrt an. „Kaoru?“ fragte er unsicher. Dieser seufzte, dann zog er den Anderen zu sich und küsste ihn. Bevor Heisuke realisieren konnte, was geschah, war der Kuss auch schon vorbei. Kaoru war rot angelaufen und drehte sich um. „Die Strafe fürs Zuspätkommen!“ nuschelte er und ging ins Gebäude. Was er nicht wusste war, das Souji voller Überraschung alles gefilmt hatte. Eigentlich hätte er mit einer Verweigerung gerechnet. Die Augenbraue hebend blickte er zu dem versteinerten Zuspätkommer. „Heisuke? Wolltest du nicht zum Unterricht?“ Dieser kam wieder zu sich und nickte, ehe er gedanklich abwesend in seine Klasse ging. In der Pause ging Kaoru wutschnaubend auf Souji zu, der auf dem Hof unter einem Baum saß und durch seine Galerie im Handy zippte. „Ich hab's gemacht! Ich hoffe, du hältst DEIN Wort!“ fauchte der Kleinere. Souji sah auf. „Nun, ich bin überrascht...“ „Dass ich mich getraut habe?“ wollte der Kleine triumphierend wissen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Auch Souji musste grinsen. „Dass du dich getraut hast, Heisuke direkt auf den Mund zu küssen! Es war dir überlassen, wo du ihn küsst.“ Kaorus Laune war endgültig im Keller. Hätte er das nicht vorher sagen können?! „Du...!“ „Kaoru~!“ Die Stimme seiner Schwester riss ihn aus seinen Mordgedanken an den Brünetten. Als er sich zu ihr umdrehte, weitete er die Augen, als Heisuke in der Nähe stand. Dieser mied den Blickkontakt. Die Brünette lief auf ihren Bruder zu und drückte ihm ein Bento in die Hand. „Du warst heute so schnell weg, da hab ich glatt vergessen, dir dein Bento in der Klasse zu geben.“ sagte sie freundlich. Dieser starrte darauf, dann nickte er. „Danke...“ murmelte er leise. Das Souji seinen Blick fotografiert hatte, ignorierte er gekonnt. Als Chizuru sich zu Heisuke wandte, zuckte dieser zusammen. „Was hast du, Heisuke-kun?“ wollte sie wissen. Dieser schüttelte den Kopf und ging los. Die verwirrte Klassenkameradin folgte ihm. Kaoru war es eigentlich egal, wenn man ihn mied. Von außen sah es immer so aus, als kümmerte er sich nicht darum, wenn man ihn nicht mochte. Dennoch tat es ihm weh. Wieso musste auch Heisuke zu spät kommen? Jetzt hatte er sich nicht nur wegen Souji blamiert, sondern hatte Heisuke, mit dem er sich eigentlich gut verstand, vertrieben. Wer würde sich auch gern von einem Jungen küssen lassen? Auch wenn er ein feminines Gesicht hatte. Er sah den Beiden nach. „Halte dein Wort.“ sagte er an Souji gewandt, jedoch war seine Stimme recht ruhig. Am nächsten Tag war Heisuke überpünktlich. Saitou war beeindruckt. „Du kannst ja doch rechtzeitig antanzen.“ Dieser lächelte schief. Er hatte tiefe Augenringe, scheinbar hatte er die Nacht nicht schlafen können. „Ich dachte, ich ändere die Zuspätkommerei...“ Kaoru stand in der Nähe und hatte ihn beobachtet. Hatte ihn der Kuss so sehr abgeschreckt? War das wirklich so schlimm, von ihm geküsst zu werden? „Tz“ machte er und schnaubte. Er hätte sich auch vorstellen können, dass Chizuru ihn geküsst hätte, viel außer dem Geschlecht unterschieden sich die Zwillinge nun auch nicht. In der Mittagspause ging Kaoru an Chizurus Klasse vorbei und bekam ihr Gespräch mit Heisuke mit. „Magst du heute wieder zu uns kommen? Dann können wir die Aufgaben zusammen machen!“ fragte sie strahlend. Dieser schien mit der Antwort zu zögern. „Uhm... Heute nicht. Ein andermal...“ War es wegen Kaoru? Chizuru grinste. „Gut, dann Samstag! Gekniffen wird nicht, bald stehen die Prüfungen an!“ Widerwillig ließ sich der Brünette breitschlagen. Die nächsten Tage vergingen normal, außer das Heisuke die ganze Zeit über pünktlich war. Es war Samstag, als Chizuru mit Heisuke heim kam. Kaum hatten sie das Haus betreten, kam ihnen ein Gebrüll entgegen: „OKITA, DU ARSCH!!!“ „Kaoru! So was sagt man nicht!“ rief Chizuru entsetzt. Man hörte ein Gepolter, ehe Kaoru die Treppe runter raste. Kurz hielt er wegen Heisuke inne, murmelte ein „Entschuldige“, dann rannte er hinaus. Hatte Souji ihm doch tatsächlich Video UND Foto von jener Wette geschickt. Dem würde er die Leviten lesen. Wenn er das herumzeigte... „Du denkst du kannst dir alles erlauben?!“ fauchte er den Brünetten an. Dieser saß auf einer Schaukel im Park und grinste. „Ich bin eben dein Senpai, Schülersprecher hin oder her!“ „Was willst du?!“ wollte Kaoru wissen, die Arme verschränkend. „Hm... Vielleicht wieder die Erlaubnis mit Chizuru abhängen zu dürfen? Es war ja doch recht langweilig, wenn ich kein bereitwilliges Opfer habe~!“ „Das bedeutet, ich hätte mich umsonst blamiert!“ murrte der Kleine zurück. Okita zuckte mit der Schulter. „Du kannst ihm ja sagen, was war. Vielleicht verzeiht er dir ja.“ „Und wenn nicht?!“ Es ist alles deine Schuld!“ „Halt. DU hast dich darauf eingelassen! Ich kann nichts dafür wenn du dich so einfach provozieren lässt.“ „Ja... weil du Chizuru sonst nicht in Ruhe lässt.“ Der Größere grinste nur. Zurück zu Hause knallte Kaoru die Tür zu, worauf die Insassen zusammen zuckten. Chizuru streckte ihren Kopf aus der Küche und war erschrocken. „Kaoru! Was ist passiert?!“ Als wäre es nicht schlimm genug, dass Souji ihn mit seinem Problem alleine ließ, da hatte doch jemand ein Eimer Wasser aus dem Fenster geschüttet, wo er dummerweise direkt unten drunter herlief. Natürlich hätte man auch vorher erst gucken können, ob da überhaupt einer war, aber zu seinem Glück war dem nicht so. Pitschnass klebten ihm die Haare im Gesicht. Es könnte nicht Schlimmer kommen. „Geh schnell unter die Dusche!“ sagte seine Schwester und nahm ihm die Tasche ab. Schlendernd ging er die Treppen hoch. Chizuru ging seufzend zu Heisuke, der in der Küche saß und Matheaufgaben löste. Er sah auf, als sich die Brünette wieder hinsetzte. „Was ist?“ wollte er wissen. „Ich mach mir Sorgen. Kaoru ist in letzter Zeit sehr niedergeschlagen...“ Der Wissende schwieg. „Es ist als bereut er etwas... und will sich entschuldigen, aber wir kennen ihn ja.“ „Nun... wenn er es tut, wird es vielleicht wieder...“ murmelte Heisuke und starrte in sein Heft. Chizuru seufzte erneut. „Es muss was Wichtiges gewesen sein, sonst kümmert es ihn nicht...“ Als Heisuke in einer Pause ins Badezimmer wollte, hatte er Kaoru in dessen Zimmer sitzen sehen. Die Tür war einen Spalt breit offen. Dieser tippt etwas auf seinem Handy, ehe er es zuklappte und aufs Bett warf. Er wusste nicht, wie er sich nun entschuldigen sollte. Er raufte sich die Haare. Gerade als Heisuke weitergehen wollte: „Es tut mir Leid, Heisuke... Es sollte doch so einfach sein...“ hörte er den Anderen murmeln. Heisuke ertappte sich dabei, wie er rot anlief. Am Abend rief Chizuru alle zum Essen an den Tisch. Kaoru wollte erst nicht, doch Ziehvater Kodou bestand darauf, vor allem weil sie einen Gast hatten. Kaum hatte er das Esszimmer betreten, wurde die Anspannung groß. Als alle saßen, stellte Chizuru das Essen auf den Tisch. „Von Chizu-chan hörte ich, du hast Probleme?“ fragte Kodou und sah zu seinem Sohn. Dieser hob eine Augenbraue, ehe er in Ruhe einen Happen Reis zu sich nahm. „Ein Mann muss damit selbst klarkommen.“ sagte er nur und verstummte. „Geht's um ein Mädchen?“ Chizurus Augen glitzerten. Kaoru jedoch umgab eine dunkle Aura. „Nein. Männersache!“ Heisuke starrte ihn an. Gerne wollte er ihm sagen, dass eine Entschuldigung alles regeln würde. Auch wenn es eindeutig ein Kuss war, er hatte sicher einen Grund. Doch es kam nichts... Eine weitere Woche verging. Es war Donnerstag, als Kaoru wieder die Aufsicht übernahm. Er saß auf der Treppe und starrte auf seine leere Liste. Er hatte es nicht fertig gebracht, mit Heisuke zu reden. Leise grummelte er vor sich hin, als jemand plötzlich durch das Schultor rannte: Heisuke. Sein Wecker hatte nicht mitgespielt, daher war er recht spät dran. Als er auf die Treppe zuging, hielt er inne. Doch Kaoru tat nichts. Er mahnte ihn nicht, schrieb ihn nicht auf, nichts. Er war in Gedanken, hatte Heisuke nicht einmal realisiert, bis dieser direkt vor ihm stand. Kaoru sah auf und weitete die Augen. „Ah-“ Doch dann sah er eine Chance. Er sprang auf, Heisuke wich zurück. Kaoru bewegte die Lippen, doch kam kein Ton heraus. Heisuke schluckte. Gerade als er dachte, da kam nichts, sprach Kaoru endlich: „T-Tut mir Leid! Es tut mir wirklich Leid!“ Er verbeugte sich. Heisuke war perplex, dass Kaoru es sich so zu Herzen nahm. Er war recht erstaunt darüber. Ungewollt wurde er wieder rot, denn so wie sich Kaoru entschuldigte, war es schon beinah... niedlich? Er sah zur Seite. „S-Schon gut...“ murmelte er. Es wurde still. Eigentlich wollte Heisuke wissen, wieso Kaoru es getan hatte. Auch wenn dieser immer recht grimmig war, hatte Heisuke ihn ja doch recht gern gehabt. Daher war der Kuss auch nicht so schlimm. Es brachte ihn nur zum Nachdenken. Kaoru kratzte sich am Kopf. Er nuschelte etwas Unverständliches, ehe er ging. Heisuke lächelte. War wieder alles in Ordnung? In der Mittagspause ging Heisuke an eine Klasse vorbei,in der Souji und Kaoru waren. Er blieb stehen. Souji hatte es ja auch gesehen. „Siehst du? Ist doch gut gelaufen!“ sagte der Größere breit grinsend. Kaoru haute auf den Tisch. „Lösch das Video und das Foto!“ „Dann darf ich wieder mit Chizuru-chan abhängen?“ fragte er hoffnungsvoll. Kaoru seufzte. „Diese bescheuerte Wette war eh zu deinem Vergnügen gewesen oder?“ Wette? Heisuke schluckte. Souji hatte, wie Kaoru es verlangt hatte, alles gelöscht, was er davon aufgenommen hatte. Kaoru schnaubte. Er musste andere Mittel nutzen, um Souji von Chizuru fernzuhalten. Heisuke war verwirrt. Er hatte wegen einer Wette seinen ersten Kuss an Kaoru verloren?! Irgendwie fühlte er sich mies... verletzt... ausgenutzt... Kaoru stapfte durch die andere Tür hinaus und sah den Verzweifelten nicht. Souji hingegen lehnte sich an den Türrahmen. „Na, du Lauscher?“ Er grinste breit. „Jetzt hast du den Grund erfahren.“ „Seid ihr bescheuert? Darum zu wetten?!“ fauchte Heisuke, sichtlich angepisst. Der Ältere sah ihn verwundert an. „Nun...“ Er lächelte schief, ehe er Heisuke die Wahrheit über die Wette sagte. Natürlich wusste Heisuke, dass Kaoru seine Schwester beschützen wollte, doch das er dafür hinhalten musste, machte ihn wütend und traurig zugleich. „Das er dich richtig küsst, hätte ich nie gedacht, muss ich zugeben.“ Doch dies interessierte Heisuke nicht. Er wurde mittels einer Wette ausgenutzt. Am nächsten Morgen kam er extra zu spät, um mit Kaoru zu reden. Diesen traf er direkt am Tor. „Nagumo!“ Kaoru drehte sich um, wurde aber von Heisuke am Kragen gepackt. „Wa-“ „Wenn du denkst, du könntest mich verarschen, dann hast du dich geirrt!“ keifte Toudou ihn direkt an. Kaoru verstand nicht, was er meinte. „Ich bin kein Opfer von irgendwelchen Wetten! Merk dir das!“ Kaoru stutzte. Er hatte es herausgefunden. Oder viel eher ahnte er, dass ein gewisser Jemand es ihm verraten hatte. Heisuke ließ ihn los und ging wütend zum Unterricht. Kaoru hingegen war nun aufgelöst. Hatte er nun doch Mist gebaut? Heisuke weigerte sich seitdem mit Chizuru bei sich zu lernen. Eines Tages ging Chizuru zu Kaoru. „Raus mit der Sprache!“ fauchte sie. Ihr Bruder lag auf dem Bett und wirkte verschlafen, als er aufsah. Seine Haare waren zerzaust, seine Augen rötlich vom wenigem Schlaf. „Du hast irgendwas mit Heisuke-kun gemacht! Es muss an dir liegen, ich habe nichts getan, weshalb er es ablehnt, hierher zu kommen.“ Kaoru sah sie entnervt an, ehe er sich aufrichtete. „Du würdest es nicht verstehen.“ „Erkläre es mir und dann sag ich dir, ob ich es verstehen.“ Kaoru seufzte und erzählte ihr von der Wette. Chizuru war nicht begeistert. „Ihr habt wegen mir gewettet?“ fragte sie. Er nickte. „Ich wollte nur nicht, das du unglücklich bist. Okita, Harada, Hijikata und Kazama... Sie alle spielen nur mit dir und ich wollte verhindern, dass du verletzt wirst. Dafür hätte ich eben alles getan, um sie von dir fernzuhalten.“ Seine Schwester seufzte. Sie fand es ganz niedlich, wenn sich ihr Bruder Sorgen machte, aber sie konnte auf sich selbst aufpassen. „Aber du hast zwar nicht mich, aber Heisuke-kun verletzt.“ Kaoru legte sich wieder hin. Er schien völlig fertig zu sein. Chizuru setzte sich an den Bettrand. „Du... magst Heisuke-kun, oder?“ wollte sie wissen. Ihr Bruder schwieg, doch sie kannte seine Antwort. „Bist du verliebt?“ Am nächsten Tag war Kaoru nicht anwesend. Shiranui stand vor Chizurus Klasse. Er war teilweise der beste Freund von Kaoru, auch wenn sie sich dauernd an die Gurgel springen wollten. „Wie, der Knirps ist nicht da? Der ist doch sonst immer hier.“ „Ihm geht es nicht gut.“ Chizuru saß mit Heisuke und Souji an einem Tisch. Der Blauhaarige rümpfte die Nase. „Was hat er? Er schwänzt doch nicht etwa? Das sieht ihm gar nicht ähnlich, obwohl ich es ihm die ganze Zeit zutrauen würde...“ „Liebeskummer.“ sagte Chizuru eiskalt heraus. Die anderen stutzten. Shiranui war mehr als entsetzt. Sein 'Streitbruder' war verliebt? Er stöhnte genervt auf, verzog das Gesicht. „Er sieht aus wie ein Mädchen, das ist doch eklig, wenn er auf'n Mädchen steht!!!“ brummte er und ging weg. Das Kaoru eventuell NICHT auf Mädchen stehen würde, bedachte er gar nicht. Souji hob eine Augenbraue. „Wirklich?“ „Was weiß ich, mit mir redet er nicht darüber... Er hat die ganze Zeit nicht geschlafen, daher hab ich ihm gesagt, dass er Zuhause bleiben soll.“ Kurz darauf bekam Chizuru eine SMS. Von Kaoru. Die Jungs lasen mit: -Was erzählst du Shira für'n Scheiß?! Plapper nicht immer alles aus!- Kurzes Schweigen. Wie schnell hatte Shiranui ihn bitte ausgefragt? „Es ist wahr.“ bestätigte Souji und sah grinsend zu Heisuke. Dieser schnaubte. „Was?!“ Mit Souji war er auch nicht gerade zufrieden, da dieser ja Mitschuld hatte. Und doch hing er eher mit ihm herum als mit Kaoru. „Findest du nicht, dass du ihm verzeihen solltest?“ „Wa- Wieso?!“ „Er mag dich und es tut ihm auch wirklich Leid.“ sagte Chizuru seufzend. Heisuke knurrte. Er mochte ihn ja auch... Aber es tat weh. Kaoru lag im Wohnzimmer auf der Couch und blätterte durch ein Magazin, als es klingelte. Leicht verwundert sah er auf. Kurzes Schweigen, dann klingelte es nochmal... öfters. Genervt stand Kaoru auf und ging zur Tür. „Tou-san, wie oft soll ich dir sagen, NIMM DEN SCHLÜSSEL MIT!“ fauchte er, doch war er sprachlos, als er die Tür auf riss und nicht Kodou, sondern Heisuke vor ihm stand. „Oh...“ „Oi... Siehst schräg aus.“ War er hergekommen, um ihm DAS zu sagen? „Hmpf, vielen Dank~!“ brummte Kaoru und ließ ihn rein. Heisuke holte tief Luft, ehe er die Schuhe auszog und das Haus betrat. Kaoru stand im Flur und sah ihn an. Kurz war es still. „Was verschafft mir die Ehre?“ wollte er wissen und durchbrach die Stille, sonst kam niemand zu Wort. Heisuke stemmte die Hände in die Hüften. „Ich bin sauer!“ „Das... hast du mir zu verstehen gegeben...“ brummte Kaoru und sah auf den Boden. Sein Gegenüber hatte ihn ja nicht umsonst ignoriert oder böse Blicke zugeworfen. Er nickte. „Du weißt wieso?“ „Weil du Opfer einer bescheuerten Wette warst...“ Heisuke seufzte. Kaoru sah richtig mies aus. „Ich hab dich ja ganz gern, aber... wenn du mit meinen Gefühlen spielst-“ „Tu ich nicht. Würd ich nie tun.“ Kaoru ging in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. „Weißt du, als du der Zuspätkommer warst, war ich einerseits entsetzt... da du ja drunter leiden musstest... andererseits war ich ein wenig froh... 'es ist nur Heisuke', hatte ich mir gedacht. Es würde einfacher sein. Bei anderen hätte ich es wohl gelassen.“ „Weil du mich kennst.“ Kaoru nickte. „Weil es vielleicht einfacher wäre, dass ich dir verzeihen würde, weil wir Freunde sind.“ Erneutes Nicken. Kurz wurde wieder geschwiegen, ehe Heisuke seinen Mut zusammen nahm. „E-Empfindest... du... etwas...“ Er traute sich nicht, den Satz zu ende zu führen. Kaoru sah ihn fragend an. Der Brünette schüttelte den Kopf „I-Ich verzeih dir! Aber mach keine Dinge, die du nicht machen willst...“ murmelte er verlegen. Dann fielen ihm wieder Soujis Worte ein. Dass Kaoru ihn direkt geküsst hatte und nicht zum Beispiel auf die Wange. Er wurde rot. Bevor er jedoch was sagen konnte, kam ihm Kaoru zuvor. „Du solltest wissen, das du der Einzige bist, bei dem ich mich zu sowas traue.“ Heisukes Herz klopfte so laut, das er befürchtete, Kaoru könnte es hören. Dieser jedoch hatte seinen Kopf auf seinen Arm gestützt. Sah man etwa einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen? „W-Warum bin ich denn der Einzige?! Ich meine, wenn Shiranui oder so-“ „Was? Wie kommst du denn auf dieses Fischgesicht?!“ wollte er wissen. Der Dunkelhaarige war mehr als entsetzt. Als würde er Shiranui küssen. Das war eklig! Heisuke schluckte. „Als bin ich echt der Einzige?“ wiederholte er die Frage. Es stimmte ihn ein wenig glücklich. Die Vorstellung, Kaoru würde Shiranui küssen, hatte ihn irgendwie... wütend gemacht. Nur warum? Vorher hatte er sich nie darum gekümmert, warum jetzt? Kaoru nickte zögerlich. Er musterte den anderen, wie dieser nachdachte. Ein Lächeln schlich sich auf Kaorus Lippen. Wie niedlich Heisuke doch war. Bevor er nachdenken konnte, stand er auf, zog Heisuke zu sich und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Der Brünette riss die Augen auf. „K-Kaoru!“ Dieser sah ihn kurz verwirrt an, ehe er zurückwich. „Ah! Verdammt! Du sahst so niedlich aus, da-... Tut mir Leid!“ Und wieder hatte er es vermasselt. Entschuldigend verbeugte er sich. Heisuke fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Lippen. „I-ich und niedlich? Wie uncool, dass zu einem Jungen zu sagen...“ brummte er. Kaoru stutzte. Leicht unsicher sah er zu ihm auf. War er nicht wütend? Er richtete sich wieder auf und musterte Heisukes Mimik. Dieser mied erst den Blickkontakt, dann sah er ernst zu den Dunkelhaarigen. „Das ist aber wegen keiner Wette oder?“ Der Andere schüttelte den Kopf. „Ich mache das nicht, wenn du das nicht möchtest. Dich zu verletzen ist das allerletzte, was ich tun würde.“ Sah Heisuke etwa einen traurigen Ausdruck in Kaorus Augen? Bedeutete er ihm so viel? Er schöpfte neuen Mut. „Empfindest du etwas für mich?“ fragte er gerade heraus. Kaorus verlegendes Gesicht machte ihn fast verrückt. Zu niedlich sah er aus. Der Dunkelhaarige sah in verschiedenen Richtungen, ehe er die Schultern hochzog und nun ganz rot anlief. Darüber hatte er zwar nachgedacht, als Chizuru ihn gefragt hatte, doch nun wusste er nicht darauf zu antworten. Heisuke kicherte. Er tippte auf seine Lippen. „Wenn du nicht antworten kannst, dann...“ Auch er war rot angelaufen, doch durch Kaorus Reaktion hatte er dessen Antwort schnell herausgefunden. Auch wenn er manchmal recht naiv tat, so dumm war er nun doch nicht. Kaorus Augen weiteten sich, ehe er leicht lächelte und Heisuke zu einer Umarmung zu sich zog. Dieser schluckte. Hoffentlich spürte er nicht sein Herz gegen die Brust hämmern. Der Schülersprecher schmiegte sich zufrieden an den anderen, ehe er diesen anschließend zu einem sanften, aber längeren Kuss einlud. Und dieses Mal erwiderte Heisuke ihn auch... Auch wenn die Wette recht idiotisch war, so hatte sie auch etwas Gutes: Zwei hatten sich nun gefunden. Als Kaoru den Kuss gelöste, grummelte er vor sich hin. „Da muss ich Okita ja doch dankbar sein oder?“ Heisuke kicherte nur, ehe er den anderen einen Kuss gab. Kapitel 10: Heisuke - Angst --------------------------- Kyaaa, ich bin wieder so hart auf dem Heisuke-Trip, ich kann nicht mehr 8D Daher noch mehr Oneshot!!! Anmerkung: Dieses Mal hab ich mich etwas von der Drama CD 'Shinsengumi Wasurenagusa' inspirieren lassen. Jene inspririerende Szene mit Heisuke ist auch eine Lieblingsszene (neben einer ganz bestimmten *hüstel*). Da die Original Szene jedoch recht Pairings-lastig ist, hab ich die hier ein wenig umgeändert. Heißt, es geht eigentlich nur um die Angst und um die Gesellschaft eines Freundes... kann man das so sagen? 8D Angehauchtes Pairing blabla, ich red zu viel, lest es und seid glücklich. ~~~~~~~~~~~~ Klingen prallten aufeinander. Es war nach Mitternacht, der Mond gab mit seinem matten Schein nur teilweise preis, was zwischen den Gassen Kyotos vor sich ging. Heisuke Toudou, Kapitän der achten Einheit der Shinsengumi, kämpfte gegen einen Rōnin und wich gekonnt dessen Angriffe aus. Zunächst hielt er sich defensiv, ehe er zum Angriff überging. Kurz duckte er sich, bevor die feindliche Klinge seinen Kopf treffen würde und rammte seine Waffe in den Rumpf des Anderen. Der Gegner zog pfeifend die Luft ein, ehe er leblos in den Deck fiel. Der Brünette atmete heftig. Es war ein Befehl Hijikatas, herrenlose Samurai zu töten. Aber Heisuke konnte sich nicht daran gewöhnen, Leben zu nehmen. Als er so auf die Leiche starrte, aus der das Blut quoll, musste er sich übergeben. Er ging an eine Hauswand entlang und erbrach. Schwer atmend wischte er sich über den Mund, ehe er sich langsam zum Hauptquartier begab. Kaoru Nagumo – der seiner Schwester bis zu den Shinsengumi gefolgt war und, wie sie, hier fest saß – schlenderte durch den Hof. Er konnte nicht schlafen, immer wieder dachte er an die Suche nach ihrem Vater Kodou, der spurlos verschwunden war. Er blieb auch nur Chizuru zuliebe bei den Shinsengumi. Im Gegensatz zu ihr mochte ihn niemand. Insbesondere Souji Okita, wobei sie Spaß hatten, sich gegenseitig zu bekämpfen. Einzig Heisuke hatte sich auch mit Kaoru angefreundet. 'Die Kleinen müssen zusammenhalten' hieß wohl die Devise. Gerade als der Dunkelhaarige zurück in sein Zimmer gehen wollte, hörte er Schritte. Er machte große Augen, als Heisuke am Tor stand. Schnurstracks ging er auf diesen zu. „Hey, Toudou!“ rief er. Zwar wurde ihm immer wieder gesagt, er sollte ihn beim Vornamen nennen, aber es machte ihm Spaß, wie Heisuke sich aufregte. Doch in diesem Moment war klar, das etwas anders war. Heisuke sah auf und Kaoru hatte kurz die Angst in seinem Blick aufflammen sehen. Zudem starrte der Andere ihn an, als hätte er einen Geist gesehen. Besorgt ging er auf ihn zu, doch der Brünette hob beide blutverschmierte Hände. „Wenn uns Hijikata sieht, kriegen wir beide Ärger!“ zischte er. Sie gingen zum Brunnen und der Größere wusch sich die Hände. Kaoru lehnte an der Wand daneben und musterte ihn. „Hast du wieder einen Rōnin erwischt?“ Kurz hielt Heisuke inne, ehe er nickte. Er blickte auf seine Hände. Sie zitterten. „Auch wenn diese Rōnin die Bewohner bedrohen und hemmungslos Gewalt anwenden... Sie zu töten... das...“ Er wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte. Er ballte sie zu Fäusten, um sie wieder zu lockern. „Ich werde mich nie daran gewöhnen können... Leben zu nehmen... den Geruch von Leichen einzuatmen... vom Blut...“ Kaoru hörte in Ruhe zu, ehe er sich von der Wand ab stieß. Er stand direkt vor Heisuke und blickte auf die nun stark zitternden Hände. Er ergriff sie und hielt sie fest. Heisuke zuckte stark zusammen und sah entsetzt auf. Doch der Andere schenkte ihm einen sanften Blick. „Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen. Man ist schließlich selbst am Leben und will nicht sterben. Das du Angst hast ist nur ein Zeichen von Menschlichkeit.“ sagte der Dunkelhaarige und Braun traf auf Grün. Er führte die kalten Hände an seine Brust. Heisuke wurde rot. „Es ist okay, wenn du dich nicht daran gewöhnen willst. Das musst du auch nicht.“ „Das ist unmöglich. Ich werde in Zukunft noch viele andere töten müssen, nur um andere zu beschützen.“ Der Langhaarige sah zur Seite. Schmerz war in seinem Blick zu erkennen. Kaoru zog ihn an sich. Heisuke schnappte erschrocken nach Luft, ehe er sich zu wehren begann. „L-Lass los! Deine Kleidung wird dreckig!!“ „Und? Mir ist das egal.“ „Wa- M-Mir aber nicht!! Lass los!!“ Er wandte sich in der Umarmung, doch es schien, als wären Kaorus Arme aus Stahl. „Du verstehst es nicht! Du hast niemanden töten müssen! Du denkst nicht daran, das es Leute gibt, die einem nachtrauern, egal wer es ist!!“ rief er und klang beinah verzweifel. Nach einigen Versuchen gab er es auf und klammerte sich an den Anderen. „Du hast selbst Angst vor dem Tod, oder?“ fragte Kaoru leise. Heisuke vergrub sein Gesicht in seine Halsbeuge. „Der Gedanke, man verschwindet einfach aus dieser Welt... jeder vergisst einen und irgendwann ist es so, als ob man nie existiert hätte... Es ist beängstigend...“ Kaoru hörte dem zu und strich dem Zitternden über den Rücken. Dabei war Heisuke immer so lebensfroh. Als Kaoru zu den Shinsengumi kam, hatte Heisuke ihn freudig empfangen und trotz seiner schroffen Art akzeptiert. Er verstärkte die Umarmung, nahm den Duft des Anderen in sich auf. „Denk nicht daran. Du bleibst am Leben. Und wenn es dich beruhigt...“ Er sah dem Anderen in die Augen. „Ich vergesse dich ganz bestimmt nicht.“ Kurz schien sich Heisuke in diese braunen Augen verloren zu haben. Als sie golden aufleuchteten, zuckte er zusammen. Er fand Kaoru schon immer faszinierend, seit er da war. In seiner Nähe beruhigte sich Heisuke schnell. Lag es an der ruhigen Art? Kaoru strich ihm über die Schläfe. „Alles okay?“ fragte er lächelnd. Heisuke schluckte. Ein kurzes Nicken kam, ehe sich der Andere streckte. „Dann geh am Besten schlafen. Morgen soll es wieder anstrengend werden.“ sagte er und wollte gehen, als er einen Widerstand spürte. Der Kapitän der achten Einheit hatte seinen Ärmel festgehalten. „Hm?“ „K-kann ich vielleicht...“ stotterte der Brünette verlegen. Kaoru musterte ihn, ehe er grinste. „Was kannst du?“ harkte er nach. Er ahnte, was dieser wollte, doch Heisuke ließ ihn los und ging an ihm vorbei. „Nichts... vergiss es!“ „Wenn du bei mir schlafen willst, dann mach's doch!“ rief Kaoru kichernd hinterher. Kurz war er aus seiner Sicht verschwunden. Der Dunkelhaarige wartete vor seiner Zimmertür und musste lächeln, als der andere mit seinem Kissen zurück kam. Die zwei verschwanden in Kaorus Zimmer, dann wurde es still... Kapitel 11: Heisuke - Wärme im Regen ------------------------------------ Den Text hab ich hier doch glatt vergessen! xD Also zu diesem Kapi kann ich nur so viel sagen: Es spielt in der Zeit wo Heisuke in Edo war, aber in meiner Story gibts keine Chizuru 8D _________________________ „Ah Mist! Schon wieder verloren...“ brummte Heisuke Toudou und saß niedergeschlagen auf der Erde, sein Schwert lag einige Meter von ihm entfernt. Vor ihm stand Kaoru Nagumo, der ihn breit angrinste. „Ich muss aber sagen, dass du besser wirst, Kleiner!“ „Ich bin immer noch größer als du!“ meckerte der Brünette. Aber er wusste, dass sein Trainingspartner es nur gut meinte. Heisuke musste auf Befehl Hijikatas nach Edo, um dort die Lage zu checken. Er hatte auf Kaoru getroffen, der auf der Suche nach seiner Schwester war. Beide hatten beschlossen, sich gegenseitig im Training zu unterstützen. Dies war nun Wochen her. Kaoru hatte sich neben Heisuke gesetzt und starrte in den Himmel. Wieder war ein Tag vergangen und er hatte nicht einmal eine Spur. Heisuke lehnte sich an seinen Kumpel und seufzte. Der Dunkelhaarige sah ihn kurz an, ehe er zufrieden die Wolken weiterhin beobachtete. Es regnete. Heisuke lief durch die dunklen Straßen. Hatte er doch von herrenlosen Samurai gehört, die ihr Unwesen trieben. Es war seine Aufgabe als Shinsengumi Mitglied, diese zu töten. Er schlenderte durch die Gassen, als er eine Stimme hörte. Er presste sich an die Hauswand und lugte in eine Seitenstraße rein. Drei Rōnin umzingelten jemanden. Moment, es war doch Kaoru! Dieser schien es locker hinzunehmen, kurzerhand spritzte Blut aus einem. Die anderen beiden wichen zurück. Heisuke schluckte. Kaoru hatte sein Schwert so schnell gezogen, niemand hatte es gesehen. Der Tote fiel in den Matsch, die anderen beiden stürzten sich auf Kaoru, der eine halbe Drehung benötigte, um beide zu erledigen. Heisuke hielt den Atem an. Kaoru hatte es nie beim Training gemacht. Irgendwie war er ja gruselig, wenn er wütend wurde. Oder in dem Falle sich verteidigte. „Heisuke?“ Dieser schluckte und trat aus seinem Versteck. Ertappt sah er weg und kratzte sich am Kopf. Ob Kaoru böse auf ihn war? Doch falsch gedacht. Kaoru lächelte ihn an und ging auf ihn zu „Was machst du hier?“ „Nun... Rōnin jagen.“ murmelte er. Der Regen hatte sie beide durchnässt. Kaoru sah auf. „Lass uns am Besten irgendwo unter stellen.“ Wie auf Stichwort raffte sich einer der Rōnin hoch und rammte Kaoru sein Schwert durch die Rippen. Heisuke riss die Augen aus. „Kaoru!!“ Er hatte sein Schwert gezogen, als der Rōnin plötzlich zerplatzte. Blut und einzelne Organe spritzten und klebten an den Hauswänden. Heisuke wurde von Kaoru umarmt, sodass dieser es nicht mit ansehen musste. Der Brünette schluckte. „K-Kaoru?“ Dieser riss das Schwert heraus, da schloss sich die Wunde. Traurig ließ Kaoru das Schwert fallen. „Tut mir Leid, Heisuke...“ murmelte er. Dieser war mehr als überrascht und sah den Anderen an. Er stutzte. Die sonst so sanft braunen Augen funkelten golden. Heisuke wich zurück. „W-Was bist du?!“ wollte er wissen. Kaoru sagte nichts, er hatte nur den Blick gesenkt. Auch wenn Heisuke es für sehr merkwürdig hielt, dass sich die Wunden auf der Stelle schlossen und der Kerl einfach mal geplatzt war – und das wegen Kaoru – so wollte er dem Anderen nicht das Gefühl geben, ein Monster zu sein. Er zog ihn an sich. Kaoru weitete die Augen. „Heisuke?“ „Sch-Schon gut. Du musst es mir nicht sagen.“ hauchte er in dessen Ohr und atmete tief ein. Der Regen wurde weniger, doch änderte es nichts daran, dass beide bis auf die Knochen nass waren. Auch wenn Heisuke vor Neugierde brannte, er hatte Kaoru auch nicht alles gesagt. Dieser sah ihn an ehe er sich nach vorne beugte und Heisuke küsste. Dieser war perplex. Kaoru hatte sich gegen ihn an die Hauswand gedrückt und legte immer wieder sanft seine Lippen auf die des Brünetten. Heisuke wusste nicht, was er tun sollte. Er schloss die Augen und ließ es einfach geschehen. Kaoru nahm seine Hände in seine und hielt sie über seinem Kopf fest, während die andere Hand seinen Hals entlang fuhr. Das Knie wurde angehoben und zwischen Heisukes Beine platziert. Dieser keuchte auf. Der Regen war kalt und dennoch war es, als stünde er inmitten von hoch lodernden Flammen. Kaoru machte weiter in seinem Tun, bettelte mit der Zunge um Einlass, die ihm gewährt wurde. Heisuke heizte sich auf, er ließ sich auf das Spiel ein und drückte sich dem Anderen entgegen. Kurz wurde der Kuss unterbrochen, um nach Luft zu schnappen. Der Brünette löste sich aus Kaorus Griff und legte seine Arme um ihn. Der Kuss wurde wilder, Heisuke zerrte an Kaorus Oberteil, welches an diesem klebte. Auch wenn sie beide Jungs waren, so war es in diesem Moment egal. Das blaue Gewand wurde runter gezogen, Heisukes Finger waren nun bei den Knöpfen von Kaorus Bluse. Dieser winkelte das Bein des anderen an und presste es gegen die Hüfte. Kaoru nahm es ruhig hin, Heisuke hingegen wollte mehr. Der Regen ließ nach, verschwand ganz, als Kaoru Heisuke an sah. Dieser blickte ihn mit einem glasigen Blick an. Der Dunkelhaarige wirkte traurig, ehe er wieder Heisuke ganz nahe war und seine Stirn an seine lehnte. „Es tut mir Leid...“ hauchte er erneut. Bevor Heisuke realisieren konnte, wurde ihm schwarz vor Augen. Als er aufwachte, fand er sich in seinem Zimmer wieder. Doch was war passiert? Er erinnerte sich an nichts. Nur an Bruchstücke, was die Jagd nach Rōnin betraf. Als er zum Trainingsplatz ging, durchfuhr ihn ein Ruck. Etwas fehlte, aber er wusste nicht, was es war. Aus ihm unerklärlichen Gründen verspürte er Trauer... Eine Weile später kam er nach Kyoto zurück. Er traf auf Souji Okita, der seine Patrouille machte und ging mit diesem ein Stück. Er hatte viel zu erzählen und doch war es, als vergaß er etwas. „Was ist los?“ wollte der Andere wissen. Heisuke lächelte leicht. „N-Nichts... ich bin nur müde.“ Sie gingen an einem Haus vorbei, aus der eine Geisha trat. Heisuke sah kurz zu ihr. Sie war wirklich hübsch. Als sie seinen Blick bemerkte, hielt er die Luft an. Sein Herz machte einen hohen Sprung und er wurde rot. Was war das für ein Gefühl? Als würde er sie kennen. Er verspürte eine Sehnsucht. War er verliebt? War es Liebe auf den ersten Blick? Sonst interessierten ihn Frauen nicht so sehr, außer Sanosuke Harada und Shinpachi Nagakura nahmen ihn mit zu einer Kneipe. Da er dort aber meistens nicht nüchtern war, konnte man dies nicht als 'Interesse' zählen. Souji bemerkte die Reaktion des Anderen und fies grinsend blieb er stehen. „Hat da Jemand etwa Interesse?“ Heisuke sagte nichts dazu. Er schluckte, konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Er war wie gefesselt an diese Schönheit. Diese kam etwas näher, lächelte die beiden an. „Guten Tag.“ begrüßte sie sie. Souji nickte nur. „Heute auf Patrouille, werte Shinsengumi?“ Während sie sprach, löste es etwas in Heisuke aus. Er wich zurück. Verwirrt wurde er angesehen. „Äh“ machte er, als er es bemerkte. „T-Tut mir Leid, ich wollte nicht unhöflich sein...“ Er sah verlegen weg, als er eine Hand an seiner Stirn spürte. Die junge Frau sah ihn besorgt an. „Ihr habt Fieber. Ihr solltet das Bett hüten, bevor es schlimmer wird.“ sagte sie und es wirkte, als täte es ihr Leid. Heisuke schloss kurz die Augen. Sie hatte ihn berührt. Ein vertrautes Gefühl. Souji bedankte sich und wollte Heisuke weg zerren. Dieser drehte sich um. „Ich bin Heisuke Toudou! ...Wer bist du?“ Die Frau sah ihn freundlich an. Ihr Name würde ihn stutzen lassen, er würde fühlen, dass er ihn schon einmal gehört hatte. Doch würde er sich nicht daran erinnern. Auch nicht an jenen Kuss im Regen, aber an jene Wärme, die 'er' in ihm ausgelöst hatte: „Kaoru Nagumo.“ Kapitel 12: Heisuke - Das Ende der Yukimura ------------------------------------------- Ab hier bitte nur lesen, wer alles gesehen hatte. Denn der Anfang könnte Spoiler enthalten. Ich habe gewarnt. Nun dieses Kapi wollte ich irgendwie gern schreiben. Es handelt größtenteils von Kaoru und Chizuru, deren Familienbeziehung etc~ eine kleine Darkfic. Das Pair ist halt klar, aber es ist eigentlich ganz wenig. Ich weiß auch nicht~ xD Ist eben spontan gekommen. Nun denn, wünsch euch viel Spaß damit~ _________________________________ „Los... geht.“ Toshizou Hijikata und Chizuru Yukimura liefen aus dem Dojo. Letztere sah noch unter Tränen zurück, wo Sannan-san, Heisuke und ihr Vater Kodou ihre Leben ließen. Sie verlor inzwischen alles. Nur weil sie ein Oni war? Weil jeder sie zu schützen versuchte, nur weil sie sich nicht selbst schützen konnte? „Oi, Kodou...“ brummte eine Stimme. Besagter öffnete die Augen. Er sah auf zu einer Gestalt, die aus dem Schatten traf. Der Umhang flatterte durch den Wind, der durch die Zimmer zog. „Du lebst also doch... Kaoru.“ „Was wäre ich für ein Oni, wenn ich durch so einer kleinen Wunde sterben würde?“ Chizurus Bruder verlor den Kampf gegen Souji Okita, da Chikage Kazama sich einmischen musste. Doch hatte es dieser versäumt, sein Herz richtig zu treffen. Jene Wunde hatte sich schnell verschlossen. Das einzige Problem war, sich aus der Erde zu befreien, da man ihn ehrenhaft begraben wollte. Aber auf so einen Dreck konnte er verzichten. Der kahlköpfige Herr richtete sich auf und sah das Blut an sich kleben. Auch seine Wunden waren direkt verschlossen. Doch hatte er viel Blut verloren, sodass er zuerst nichts dagegen unternehmen konnte, das ihm Chizuru entwischte. Dennoch tat es ihm Leid, dass Chizuru nun dachte, sie hätte ihren geliebten Vater verloren. Dennoch sehnte sich Kodou nach Rache und dachte nicht ans Aufgeben. Die Menschen sollten sehen, was passieren würde, wenn sie sich mit Oni anlegten. Er musterte die zwei Leichen der Shinsengumi und zog ein Fläschchen heraus. Das Ochimizu schimmerte im matten Licht. Er flößte es dem Jüngsten ein. Kaoru sah ihm dabei zu. Der Liegende hatte sich bis zum Ende in einen Rasetsu verwandelt. Sein weißes Haar wurde jedoch durch das Ochimizu wieder braun, langsam öffnete er die Augen. Seine Sicht war noch verschwommen, ehe er Kodous Stimme hörte: „Nehmt ihn gefangen!“ Zwei Rasetsu packten ihn am Arm und schleiften ihn in den Kerker. Kaoru wandte sich zu den Älteren. „Was willst du mit ihm?“ wollte er wissen. „Handeln.“ Kodou trat gegen den leblosen Körper des Brillenträgers, der daraufhin zu Staub zerfiel. Im Kerker wurde Heisuke in eine Ecke geworfen. Stöhnend versuchte er sich aufzuraffen, doch gelang es ihm nicht. Er war viel zu schwach, besonders da man ihn wieder zurück ins Leben geholt und er davor seine Kräfte verausgabt hatte. Als die Rasetsu wieder gingen, kam Kaoru runter. „Du bist doch von den Shinsengumi oder?“ wollte er wissen. Der andere sah zu ihm und wischte sich über den Mund. „Wer bist du?“ fragte er zurück. Kaoru verengte die Augen, irgendwie kam er ihm bekannt vor. Er war doch damals mit Okita und Chizuru unterwegs gewesen, als Ersterer Kaoru als Mädchen verkleidet gerettet hatte. Da hatte er noch langes Haar gehabt. Heisuke Toudou hieß er. Das könnte amüsant werden. „Hm, ziemlich unhöflich, das zu fragen, obwohl wir uns schon begegnet sind, Toudou-san.“ Heisuke versuchte sich zu erinnern, doch kam er nicht drauf. Er verlor das Bewusstsein. Als Heisuke zu sich kam, befand er sich in Ketten. Er zerrte daran, ehe er Schritte hörte. Kaoru kam mit einem Fläschchen runter. „Wie... kommt es, das ich lebe?“ wollte Heisuke wissen, der es schaffte, Gedanken zu fassen. Der Andere seufzte. „Bevor du zu Staub zerfallen wärst, haben wir dir Ochimizu eingeflößt.“ sagte er und deutete auf dieses. Heisuke schnaubte. Da dachte er, er starb tatsächlich und dann wurde er durch diese vermeintliche Medizin wieder belebt. Kaoru hockte sich vor ihm hin und berührte seine Wange. „Kodou-san will dich noch eine Weile behalten. Also lebe gefälligst!“ Damit flößte er ihm die rote Flüssigkeit ein. Heisuke drehte den Kopf weg und spuckte diese in Kaorus Gesicht. Dieser war unbeeindruckt. „Ihr wollt Chizuru?! Und sie mit mir verhandeln? Dann sterbe ich lieber!“ „Du würdest für sie sterben?“ Kaoru packte Heisuke unsanft an den Haaren. „Glaub mir, davon wirst du nichts haben. Es lohnt sich nicht, für so etwas Schändliches zu sterben!“ Kaoru ließ ihn los und wandte sich um. Er wollte Chizuru um jeden Preis, doch es kümmerte sie nicht, was mit ihrem eigen Fleisch und Blut passierte. „Du wirst es noch früh merken.“ Später kam Kaoru wieder in den Keller. Heisuke hing geschwächt an den Ketten. „Dir bringt es nichts, doch noch zu sterben.“ sagte der Dunkelhaarige. Doch Heisuke ignorierte es. Er verzog das Gesicht vor Schmerz, als er sich nur leicht bewegte. „Tut es weh?“ fragte Kaoru überflüssig. Er sah in Heisuke teilweise sich selbst. Er war durch die Hölle gegangen, nur um Chizuru zu finden. Und was hatte er davon? Gar nichts. Nicht mal den Tod hatte er davon. Weil Kazama nicht in der Lage war, sein Herz zu treffen und Chizuru nicht fähig, überhaupt das Schwert gegen ihn zu erheben. Was er hatte war nur die Bestätigung, das ihn keiner wollte. „Ihr kriegt Chizuru niemals!“ „Chizuru, Chizuru. Immer nur Chizuru.“ fauchte Kaoru wutschnaubend und warf das Ochimizu, welches er eigentlich dem Anderen geben wollte, gegen die Wand, worauf es zersplitterte. „Chizuru ist ja so lieb, Chizuru ist süß! Chizuru kümmert sich um alle, aber nicht um sich selbst. Nicht um ihren Bruder. Nicht um ihre Familie. Und im Endeffekt stirbt jeder wegen ihr!“ Heisuke schluckte. Chizurus Bruder? Sie hatte ihm mal davon erzählt, dass sie ihren Bruder getroffen hatte. Dieser war aber tot. Oder hatte er genauso überlebt wie er selbst? Sein Rache schmerzte, er hatte Durst. Durst nach Blut und doch wollte er es nicht. Kaoru wütete, ehe er inne hielt. Ein fieses Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Was mich interessieren würde... Ob sie aber für dich sterben würde?“ Heisuke bekam eine Gänsehaut. Kaoru schien wirklich großen Hass gegenüber seiner Schwester zu hegen. Weil sie ihn sterben ließ? Das wollte er nicht glauben. Chizuru würde ihren Bruder doch nicht sterben lassen. Kaoru saß vor ihm und schnitt sich die Pulsader auf. „Trink!“ befahl er. Das Blut triefte aus der Wunde. Heisukes Herz schlug schneller, sein Atem wurde schwerer. Nein, er wollte es nicht. Er drehte den Kopf weg, doch fixierte sein Blick die rote Flüssigkeit. Er wollte kein Monster sein. Ehe er sich versah, presste der Oni seine Wunde an Heisukes Lippen, sodass dieser keine Wahl hatte. Er schmeckte das Blut und schluckte es. Es war wie eine Erlösung, sein Durst wurde gestillt, die Schmerzen verebbten. Er gab sich dem wundervollen Gefühl hin, just in diesem Moment hatte er seine Hemmungen total vergessen. Kaoru lächelte leicht. Vielleicht konnte er durch Heisuke an Chizuru kommen. Es verging eine Woche. Kodou hatte den Befehl erteilt, Heisuke bringen zu lassen. Dieser wurde von zwei Rasetsu in seinen Raum gebracht. „Durch dich werden wir an Chizuru kommen, ob du willst oder nicht.“ meinte der Haarlose. Kaoru stand schweigend daneben. Heisuke knurrte. „Was wollt ihr von ihr?!“ „Sie wieder nach Hause holen. Auch wenn sie sich mit euch Menschen abgibt, sie kann ihre wahre Herkunft nicht verleugnen. Nur wegen ihr sind die Oni in großer Aufruhr. Ich möchte sie davor bewahren.“ Damit meine er wohl Kazama. Kaoru schnaubte. „Kodou... Wieso erzählst du ihm das? Außerdem, wieso sehen wir nicht einfach zu, wie sie alles und jeden verliert? Sie wird keine andere Wahl haben, zurückzukommen.“ brummte er. Kodou sah ihn mit schmalen Augen an. „Ich kann meine Tochter nicht weiter leiden lassen...“ Kaoru stutzte. Selbst Kodou verstand es nicht oder wollte es nicht verstehen. Wütend verließ Kaoru den Raum. Mit seiner Rache war er ganz allein. Heisuke sah ihm nach, dann sah er zu Kodou. „Und wenn sie es nicht will?“ Darauf gab der vermeintliche Vater keine Antwort. Heisuke wurde in ein Zimmer verfrachtet. Er hatte Durst. Doch er musste sich zusammenreißen. Immerhin wollte er nicht, dass Chizuru etwas passiert. Die Tür flog auf und Kodou stand dort, schweigend auf Heisuke blickend, ehe er ihn bat, ihm zu folgen. Auf dem Hof stand Kaoru, der sein Schwert auf Chizuru gerichtet hatte. Diese lag gefesselt im Dreck. „Chizuru!“ rief Heisuke entsetzt. Diese traute ihren Augen nicht. „Heisuke-kun... Aber wie?!“ „Wir haben ihn gerettet.“ warf Kaoru ein und hob mit der Klinge ihr Kinn an. „Aber auch nur ihn.“ Chizuru musste an Sannan-san denken, der wohl nicht das Glück hatte. Aber wieso? „Wieso macht ihr das?“ Dabei sah sie zu Kodou, der nichts unternahm. Kaoru lachte. „Nun, es sterben viele deinetwegen. Eigentlich dachten wir, wir holen dich aus den Fängen der Menschen zu uns zurück, damit niemand mehr darunter leiden muss...“ Chizuru stutzte und sah zitternd zu Kaoru, der ernst auf sie herab blickte. „Aber andererseits wollte ich sehen, wie weit du für einen Menschen gehen willst. Wirst du für ihn sterben? Willst du ihn retten?“ Er deutete auf den Brünetten. „Jedes Mal rettet dich jemand. Doch hast du jemals jemanden gerettet? Für denjenigen gekämpft? Wärst du bereit, für ihn zu sterben?“ „Nicht Chizuru!“ brüllte Heisuke, doch er war zu schwach, um sich loszureißen. „Sieh es ein. DU kannst nichts! Selbst wenn du ihn befreist, wie willst du seinen Blutdurst stillen? Dich ihm opfern? Will er das?“ Ein kurzer Hieb und auf Chizurus Wange zierte eine kleine Schnittwunde, die zu bluten begann, aber sich direkt wieder schloss. Heisuke atmete heftig, er versuchte den Geruch nicht einzuatmen. Die Brünette sah ihn verzweifelt an. „Wieso...?“ wollte sie wissen. Kaoru trat auf ihn zu und hob seinen Kopf an. „Wieso?“ wiederholte er. Als er zu ihr blickte, bekam sie eine Gänsehaut. Sein Blick war eiskalt. „Du sollst leiden! Wie es alle um dich herum tun! Du sollst lernen, wie es ist, wenn man ganz alleine ist und niemanden an seiner Seite hat! Du sollst lernen, wie man sich ganz allein durch eine nie enden wollende Hölle durch kämpft!“ Er schnitt sich in die Handfläche und ließ das Blut auf Heisukes Lippen tropfen. „Kaoru! Es... es tut mir Leid!“ rief Chizuru. Ihre Augen wurden wässrig, sie konnte es nicht mehr mit ansehen. Der Dunkelhaarige jedoch beachtete es nicht. Seine Tränen damals hatte auch niemanden interessiert, seine Schmerzen hatte niemand gesehen. „Tut es dir nicht. Dir ist alles egal. Dir ist es egal, das Menschen unser Zuhause zerstört haben. Dir ist es egal, dass wir durch Menschen getrennt wurden. Dir ist es egal, das deine gesamte Familie durch Menschen ausgerottet wurden. Dir ist es egal, das die Oni aussterben. Aber eins solltest du nie vergessen: Du bist selbst ein Oni!“ Kodou erhob sich. „Es reicht.“ sagte er ruhig. Er sah zu Chizuru. „Willst du wieder zurück zu mir kommen? Oder muss ich dich dazu zwingen?“ Von ihrem eigenen Vater das zu hören, machte sie fertig. Chizuru schluckte. Was sollte sie tun. Heisuke biss sich auf die Unterlippe. „Tu es nicht...“ „Würdest du für ihn sterben?“ wiederholte Kaoru seine Frage und legte seine Waffe an die Kehle des Anderen. „Lass ihn Leben! Bitte!“ rief die Brünette verzweifelt. „Das ist keine zufriedenstellende Antwort!“ Er ließ Heisuke los, stieß ihn zur Seite und schritt mit erhobenem Schwert auf sie zu. „Kämpfe um ihn!“ „Kaoru!“ Kodou ging dazwischen. „Du tötest sie nicht!“ „Aber wenn sie könnte, wären wir zwei schon tot.“ zischte Kaoru und stieß Kodou beiseite. „Sie hat es nicht verdient, das wir sie laufen lassen. Und wenn wir sie mit uns nehmen, wird sie versuchen, wegzulaufen. Vielleicht würde sie uns sogar hinterhältig töten, damit sie zu den Menschen zurückkehren kann!“ Chizuru zuckte zusammen, als er vor ihr stand und mit dem Schwert ausholte. Sie presste die Augen zu, wartete auf etwas Schmerzhaftes... doch sie hörte nur ein Klirren. Das Schwert wurde weggeworfen. Chizuru sah auf. Kaoru hatte einen verletzten Blick, ehe er auf sie traf. Sie rollte sich dabei auf den Rücken, sodass er ihr das Schwert abnehmen konnte. Er wandte ihr den Rücken zu und hob seine Waffe auf. Er trat wieder an Kodous Seite. „Du bist keine Yukimura. Du bist für mich gestorben.“ brummte der Dunkelhaarige und verschwand ins Haus. Kodou sah Chizuru traurig an. „So sehr willst du bei den Menschen bleiben?“ Er band Heisuke los und trat zur Seite. „Dann können wir nichts machen.“ Heisuke stand auf und befreite Chizuru von ihren Fesseln. Er blickte zu Kodou, der ihn mitleidig ansah. „Du musst selbst entscheiden, wie du lebst. Aber du wirst nicht um den Blutdurst herum kommen.“ erklärte er dem Brünetten, ehe er sich um wandte. „Vater!“ „Chizuru... Wenn du dich für den Weg eines Menschen entschieden hast, nenne mich nicht Vater.“ Dies versetzte der Jüngeren einen Stich. Mit den Worten wurden die beiden zurückgelassen. Heisuke nahm sie an der Hand und führte sie hinaus. Das Haus stand inmitten eines Waldes, bis zur einer Lichtung brachte er sie, ehe er stehen blieb. „Geh.“ „Heisuke-kun?“ Chizuru sah ihn besorgt an. „Geht es dir nicht gut? Ist dir übel? Brauchst du-“ „Nein!“ Sie zuckte zusammen. Er atmete heftig, schwitzte und schien erschöpft zu sein. Er sah zu ihr. „Geh zu Hijikata.“ „Aber... du kommst doch mit?“ „Mein Blutdurst ist stärker denn je. Die Medizin wird nicht helfen...“ begann er und blickte auf seine Hand, welche zitterte. „Ich will nicht irgendwann über euch herfallen. Deswegen gehe ich zurück.“ Er gab Chizuru ein Katana mit. „Ich weiß nicht wie lange ich noch habe. Aber geh zu Hijikata und passe auf ihn auf.“ „Heisuke-kun...“ Ihr Gesicht war Tränen überströmt. Doch der Brünette grinste nur. „Ich lebe ja noch. Und ich bin immer noch ein Shinsengumi. Lächle, Chizuru. Das gibt mir Kraft.“ Sie wusste nichts darauf zu antworten. Sie schluckte und versuchte zu lächeln. Es gelang ihr besser als das letzte Mal, als sie zusehen musste, wie er starb. Wo sie dachte, das er wirklich starb. Heisuke nickte und drehte sich um. „Mach es gut.“ Mit diesen Worten lief er los. Zurück bei den Yukimura hörte er Kodou sprechen. Dieser sah zu Kaoru. „Du hast sie aus der Familie verstoßen. Was denkst du dir?!“ „Was ich denke?“ Kaorus Stimme wirkte noch kälter als zuvor und er verschränkte die Arme. „Ich bin das letzte männliche Mitglied der Yukimura. Da du nur unser Ziehvater bist, zählst du nicht dazu. Und wer sich gegen die Familie stellt, braucht kein Mitglied in dieser zu sein.“ „Du lässt sie also weiterhin leiden?“ „Sie soll sehen wie sie klarkommt!“ fauchte Kaoru. „Sie wurde nicht tagtäglich misshandelt! Da sie ein weiblicher Oni ist, tun alle so, als wäre sie Goldwert! Ich bin ein viel stärkerer Oni als sie es ist! Nur ich bin in der Lage sie zu beschützen!“ Er blickte auf die beiden Schwerter. Kurz schwieg er und ging in den Hof. Er begann zu graben. Kodou entdeckte Heisuke und seufzte. „Du bist zurückgekommen?“ Der Brünette nickte. „Wegen mir wäre Chizuru in Gefahr.“ Kodou schenkte ihm ein trauriges Lächeln. Womöglich würde er bald sterben. Aber er wollte Chizuru nicht weiter leiden lassen und verhindern, dass sie ihm nochmal sterben sah. Kaoru warf beide Schwerter ins Loch und schüttete es zu. „Was... tust du da?“ wollte Heisuke wissen. Dieser sah ihn an. Es war, als wäre kein Gefühl in seinem Blick und doch waren die Augen rot angeschwollen. Hatte er geweint? „Es gibt die Yukimura nicht mehr. Ich vergrabe die Erbstücke hier und verlasse das Land.“ „Du gibst auf?“ Der Oni starrte auf die verbuddelte Stelle, ehe er die Augen schloss. „Für was soll ich kämpfen? Die Oni werden immer in der Kleinzahl bleiben, die Menschen werden weiterhin Existenzen auslöschen... Daran will ich nicht teilhaben. Ich habe eh alles verloren, ich bin ganz allein... Und ich habe nichts, was ich beschützen kann... Es gibt rein gar nichts...“ „Das stimmt nicht. Irgendwann findest du etwas, wofür es sich lohnt zu kämpfen.“ murmelte Heisuke. Er hatte Mitleid mit dem Anderen, auch wenn dieser Chizuru töten wollte. Kaoru musterte ihn. „Mag sein.“ Er wandte sich um. Doch bevor er ging, zog er Heisuke zu sich, biss sich auf die Unterlippe und küsste ihn. Der Brünette war schockiert und errötete zugleich. Was tat der Oni da? Als Kaoru sich von ihm löste, leckte er sich über die bereits verheilte Stelle. „Dafür das du versucht hast, mich zu trösten. Da muss ich mich wohl doch um dich kümmern!“ Heisuke glich einer Tomate. „Wa- Was sollte das?!“ „Hm? Du brauchst doch Blut.“ „A-Aber doch nicht SO!“ „Sei still sonst muss ich andere Geschütze aufziehen!“ Prompt wurde Heisuke still. Er drehte sich um, damit Kaoru sein knallrotes Gesicht nicht sah. Kaoru nahm seinen Umhang und warf ihn Heisuke entgegen. Dieser sah verwundert auf. „Huh?“ „Du wirst mich begleiten. Und damit dich niemand erkennt, trägst du das!“ Kaoru nahm sich noch ein Katana mit, ehe er sich zum Ausgang wandte. „Was ist mit Kodou?“ „Der soll tun, was er will...“ brummte der Dunkelhaarige. Er sah zurück. „Wir sehen ihn schon wieder.“ Heisuke rannte ihm hinterher, er wusste nicht, warum, aber wo sollte er schon hin? Sie durchquerten den Wald, bis sie an einer Klippe standen. Man sah die Stadt am Ende des Tals. „Ich denke, ich bin genauso feige...“ hörte Heisuke den Oni murmeln. Er sah zu ihm. Verwirrung war in seinem Blick, worauf Kaoru sich lachend abwandte. Doch dann fiel Heisuke etwas ein. Vielleicht hatte er damit gemeint, dass er Chizuru nicht töten konnte? Aber war dies feige? Oder zeigte diese Geste nur, dass er seine Schwester trotz allem liebte? Vielleicht fand er es ja heraus. Es vergingen Monate. Chizuru hatte den Krieg überlebt und kehrte in den Wald zurück, wo bislang Kodou gewesen war. Doch das Haus war abgebrannt. Die Trümmer lagen verteilt in der Gegend herum. Niemand war zu sehen. Die Brünette senkte traurig den Kopf, als sie einen Grabstein entdeckte. Sie strich den Dreck weg, um die Aufschrift lesen zu können. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihren Lippen. „Hier ruhen die zwei letzten Erben der Yukimura. Mögen sich ihre Wege irgendwann auf friedlicher Weise erneut treffen. Denn die Welt ist klein. K.Y.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)