Schwarzes Eis von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 1: Eins --------------- Der Weltraum… Fast vollkommen regungslos stand der Kreuzer im Weltall. Natürlich trog hier der Schein, denn das Schiff bewegte sich mit Überlichtgeschwindigkeit, doch durch die Fenster war das kaum zu sehen. Elita One stand auf der Kommandobrücke der Xantium und sah durch das Frontfenster hinaus. Vor ihren Optics erstreckte sich die schwarze Unendlichkeit des Alls. Das letzte Zusammentreffen mit den Decepticons hatte tiefe Kratzer im Rumpf des Schiffes hinterlassen, doch das war lange her. Auf andere biologische oder mechanische Wesen waren sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr getroffen. Alle Kontrollleuchten auf dem Armaturenbrett blinkten im völlig normalen Bereich. Elita verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging langsam auf der Kommandobrücke auf und ab. Arcee, ihr First Lieutenant, hatte auf dem Sitz des Bordschützen Position bezogen und überwachte die Instrumente – etwa alle halbe Stunde berichtete sie ihr, dass es eben nichts zu berichten gab. Elita seufzte leise. In jedem Krieg gibt es Ruhephasen zwischen den Stürmen., hallte eine Stimme durch ihren Kopf, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht und sie stützte sich nach vorn auf das Geländer. Natürlich gab es Ruhephasen, aber diese hier dauerte ihr fast schon zu lange. Das Geräusch von Schritten ließ sie hochschrecken; sie drehte sich ein wenig fragend zu Mirage um, der hinter ihr auf die Brücke getreten war. „Gibt es ein Problem?“ Der Autobot grinste und trat neben sie. „Sollte es eins geben?“ Elita lächelte müde. „Das wäre mir fast lieber.“ Sie drehte sich wieder dem Frontfenster zu. Mirage musterte sie einen Moment lang nachdenklich. „Hast du mal versucht, ihn einfach anzufunken?“, fragte er ruhig. Elita verzog das Gesicht. „Mirage, Optimus Prime und ich haben uns seit ungefähr zweitausend Jahren nicht mehr gesehen. Egal, was früher zwischen uns war, ich glaube kaum, dass es zweitausend Jahre anhält.“ Mirage antwortete nicht, doch er grinste immer noch. Hinten am Kontrollpult zog Arcee die Stirnplatten zusammen. „Chefin? Komm mal her, das musst du dir ansehen.“ Elitas Blick huschte zu Arcee; rasch eilte sie zu ihr hinüber. „Hast du was gefunden?“ Die Worte blieben ihr im Sprachzentrum stecken, als sie auf den Bildschirm sah. Was sie vor sich hatte, war ein Notsignal – von einem Autobot, bei dem wohl kein Mitglied ihrer Besatzung jemals gedacht hätte, dass er in die Situation käme, eines zu senden. Erde. „This is John Connor. If you are listening to this, you are the resistance.“ Bumblebees Radio weckte Mikaela im Morgengrauen. Müde blinzelte sie durch die staubige Autoscheibe – sie hatte auf Bumblebees Rücksitz geschlafen, das tat sie eigentlich immer. Es gab nicht allzu viele Schlafgelegenheiten für die menschlichen Mitglieder ihrer kleinen Truppe, allerdings war sie die einzige, die Bumblebee auf seiner Rückbank schlafen ließ. Sie setzte sich auf und strich sich flüchtig die dunklen Haare glatt. Der Wagen war zum Stillstand gekommen; sachte strich sie Bumblebee über die Rückenlehne des Vordersitzes. „Seid ihr die ganze Nacht gefahren?“, fragte sie leise. „Aye, Captain!“, antwortete das Radio. Sie nickte leicht und lehnte flüchtig die Stirn gegen die Kopfstütze. „Wo sind wir?“ „New York, New York!“, trällerte Bumblebee. Mikaela öffnete die Autotür. Natürlich war draußen von der Stadt, die niemals schlief, nicht mehr allzu viel übrig – ebensowenig wie vom Rest der menschlichen Zivilisation, zumindest so weit, wie Mikaela das in den letzten Wochen hatte feststellen können. Graue Reste dessen, was einst eine Skyline voller Wolkenkratzer gewesen war, ragten wie skelettierte Finger gen Himmel. Aus den meisten Scheiben war das Glas herausgebrochen und zwischen manchen Steinen wuchs bereits dunkelgrünes Moos. Autos standen kreuz und quer mitten auf der Straße und die Reste eines Schulbusses hatten sich nicht weit von Mikaelas Schlafplatz entfernt in eine halb eingestürzte Mauer gegraben. Von ihrer Position aus konnte sie durch das Fenster auf der Fahrerseite spähen; skelettweiße Finger umklammerten das Lenkrad. Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte rasch den Blick ab. Immerhin waren sie nicht allein. Ironhide und Ratchet parkten wenige Meter weiter, ihre Insassen waren offenbar ebenfalls gerade zum Leben erwacht, und in ihrer Begleitung befand sich der Rest ihres Trupps, verteilt auf alte Militärlaster und andere Fahrzeuge. Captain William Lennox, der Mann, dessen Führung sie sich mehr oder minder aus Mangel an Alternativen anvertraut hatten, schien in den letzten Monaten sichtbar gealtert zu sein. Unter seine Augen gruben sich tiefe Schatten und das Lächeln auf seinem Gesicht, mit dem er Mikaela flüchtig begrüßte, hatte zu Anfang ihrer Bekanntschaft definitiv herzlicher gewirkt. Mit seiner Frau Sarah war eine ebenfalls drastische Veränderung vor sich gegangen. Sie trug die gleiche Art Militäroverall wie Mikaela, und das Maschinengewehr auf ihrem Rücken bildete einen seltsamen Kontrast zu der kleinen Annabelle, die sie auf dem Arm trug, und die letzten Wochen, in denen sie kaum dazu gekommen waren, sich auf die Suche nach Nahrung zu machen, hatten deutlich an ihr gezehrt. Ihre Truppe schien über Nacht geschrumpft zu sein, wie Mikaela feststellte. Nach der furchtbar verlorenen Schlacht in Mission City waren sie eine kleine Gruppe von Autobots und Menschen gewesen, vielleicht zwanzig Kopf stark; sie waren Hals über Kopf geflohen und hatten buchstäblich abtauchen müssen. Viele von ihnen hatten die nächsten paar Tage nicht überlebt, teils aufgrund ihrer Verletzungen, teils direkt durch die Decepticons, die sie verfolgt hatten. Sie waren quer durch die Vereinigten Staaten geflohen, hatten hier und da Flüchtlinge aufgegabelt, ebenso wie einige Verwandte der überlebenden Marines, so auch Lennox‘ Familie, und daher stammte auch die Angewohnheit der Autobots, die Nacht über nicht fest an einem Standort zu bleiben. Zwischendurch war ihre Zahl wieder gewachsen, doch es beschlossen immer wieder einige, dass ihnen das Überleben allein viel leichter fiel. Natürlich hörten sie nie wieder etwas von ihnen. „New York.“, murmelte Lennox, „New York, New York ist gut.” Er wandte sich zu Bumblebee und den restlichen Autobots um, nachdem er seine Frau mit einem Kuss auf die Stirn begrüßt hatte. „Mit etwas Glück ist den Decepticons nicht klar, wie weit sich das Tunnelsystem unter New York erstreckt.“, erklärte er mit etwas lauterer Stimme, „Vielleicht haben wir heute Nacht ein Dach über dem Kopf… oder zumindest sowas ähnliches.“ Mikaela nickte leicht und nahm auf Bumblebees Fahrersitz Platz. Das Handschuhfach sprang auf und enthüllte ihre Pistole und zwei Müsliriegel, die sie sorgsam für schlechte Zeiten dort verstaut hatte. „Schlechte Zeiten“ bedeutete in diesem Fall, dass die eher etwas unbeholfeneren Jagdversuche von Lennox‘ Leuten nicht allzu effektiv gewesen waren, und momentan war das leider Gottes der Fall. Sie seufzte leise und zog einen der Riegel hervor, um ihn aufzureißen. Das würde wohl ihr Frühstück sein. „Hast du letzte Nacht irgendwo Optimus orten können, Bee?“, fragte sie leise. „Keine Lebenszeichen.“, surrte das Radio traurig. Sie nickte schwach und lehnte sich ein wenig zurück. Keine Lebenszeichen. Eigentlich hatte sie mit nichts anderem gerechnet. Seit dem Tag in Mission City gab es keine Lebenszeichen mehr von Optimus Prime. Seit sie, Lennox und die restlichen Autobots nur hilflos dabei hatten zuschauen können, wie Megatron Sam Whitwicky vom Dach geschleudert hatte, wie er den Allspark aktiviert hatte und sich die Maschinen von Mission City alle gleichzeitig gegen sie gewandt hatten. Es hatte Jazz und viele Unschuldige das Leben gekostet, und besonders Bumblebee gab sich die Schuld dafür, dass er Optimus nicht hatte helfen können, als die Decepticons ihn überwältigt hatten. Immerhin hatten sie ihn nicht umgebracht… oder zumindest nicht an Ort und Stelle. Mikaela konnte sich schwer vorstellen, dass es für die Decepticons irgendeinen Sinn machte, Optimus Prime acht Monate lang am Leben zu lassen, während sie damit beschäftigt waren, die Erde zu erobern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)