Das [Chaos-]College von abgemeldet (Liebe, Eifersucht, Hass und Freundschaft sind eine gefährliche Mischung!) ================================================================================ Prolog: Schuljahrsbeginn [Tsunade] ---------------------------------- Tsunade Das Laub der sattgrünen Bäume der Allee, die den Hauptweg zu den Eingangstoren des Colleges eingrenzten, raschelte im Wind. Noch lagen die Blätter nicht verstreut am Boden, der Sommer hatte die gesamte Region nach wie vor fest im Griff und sorgte für brütende Hitze und staubtrockene Straßen. Ich verschränkte nachdenklich die Arme hinter meinem Rücken und trat ans Fenster, um einen Blick auf die Schülerschar zu werfen, die sich vor dem Gebäude aufhielt und auf Einlass wartete. Verdammt, ich brauchte wirklich etwas Alkoholhaltiges, doch ich konnte mir am Eröffnungstag des neuen Schuljahrs erst recht nicht leisten, auch nur eine winzige Fahne zu haben. „Tsunade-sama?“ Ich zuckte zusammen, versuchte mir aber ansonsten nicht anmerken zu lassen, dass ich mich erschreckt hatte, und drehte mich langsam herum. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, denn der Mann, der dort vor meinem Schreibtisch stand und demütig das Haupt senkte, war niemand anderes als Kakashi. Kein Wunder, dass ich ihn nicht bemerkt hatte, er schlich sich nämlich immer so an. „Willst du dich darüber beschweren, dass du jetzt die J1-Klasse übernehmen musst?“, fragte ich ironisch und sah wieder nach draußen, wo immer noch reger Trubel angesagt war. Er stellte sich neben mich und beobachtete ebenfalls die Lage. „Keineswegs. Stattdessen will ich mir Informationen von Ihnen einholen, was mich im Bezug auf meine Schüler erwartet“. Ich presste den Zeigefinger an die Scheibe, ohne auf den Abdruck zu achten, den er auf der blitzblanken Oberfläche hinterließ, und deutete auf eine abseits stehende Dreiergruppe. „Sasuke Uchiha, Gaara Sabakuno, Neji Hyuuga“, zählte ich auf. „Die Namen sagen mir bereits was. Scheinen clevere Bürschchen zu sein, sich auf das Jonin-Niveau hochzuarbeiten ist kein Spaziergang“. „Mag sein. Aber es geht auch auf eine leichtere Art und Weise“, antwortete ich und nickte in Richtung eines rothaarigen Jungens, der seinem blonden Freund dabei zu sah, wie er versuchte, einen Baum hochzuklettern. „Der da heißt Sasori. Ich bin mir sicher, dass sich von dem sogar die erfolgreichsten Casanovas noch etwas abgucken könnten. Ich vermute, dass er sich im wahrsten Sinne des Wortes >hochgeschlafen< hat“. Verächtlich spie ich das Wort aus. Zwar billigte ich sein Verhalten ganz und gar nicht und auch das Benehmen der Lehrerinnen war unter aller Kanone, aber ich konnte nicht anders als ihm für seine erfolgreiche Taktik Respekt zu zollen. „Warum haben Sie nichts dagegen unternommen?“. Ich zuckte mit den Schultern. „Erstens habe ich keine Beweise und zweitens hat er mich auch schon rumgekriegt“. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck rückte Kakashi von mir ab und starrte mich an. „Reg dich ab, war doch nur ein Scherz. Ich bin ihm wohl eine Nummer zu groß, als dass er seine Verführungskünste an mir ausprobieren würde. Naja, wenn seine Talente in diesem Bereich liegen und die Lehrer es zulassen, warum sollte ich ihn dann bestrafen?“. Amüsiert nahm ich wahr, wie Kakashi krampfhaft versuchte, das Thema zu wechseln. Er hatte zwar eine Schwäche für erotische Bücher, aber im wirklichen Leben schien er nicht so leicht mit so etwas umgehen zu können. „Und der Blonde auf dem Ast und der Typ, der sein Hemd so weit offen hat…?“ Ich musste widerwillig grinsen, denn diesen fast komplett entblößten Oberkörper trug er fast immer zur Schau. „Das Äffchen dort auf dem Arm heißt Deidara und der Exhibitionist Hidan“. „Exhibitionist?“. Kakashi zog irritiert eine Augenbraue hoch. Ich winkte ab. „Das ist wohl eine übertriebene Bezeichnung dafür, dass er seinen Körper gerne der Öffentlichkeit preisgibt. Die drei sind wohl ziemlich gut mit den beiden Schulsprechern befreundet“. „Hilf mir auf die Sprünge“, bat Kakashi, während er die Menge nach weiteren bekannten Gesichtern absuchte. Ich verdrehte die Augen. Der Kerl interessierte sich wirklich nur für die Schüler in seiner Klasse, von dem Rest hatte er wohl überhaupt keine Ahnung. Ich wollte gerade zur Antwort ansetzen, da nahm es mir jemand anderes ab. „Das sind wir“, erklärte eine kühle Stimme. Wieder durchzuckte mich ein Schreck. Verflixt nochmal, warum mussten die mich auch alle heute kalt erwischen? „Sie sind wohl unser neuer Klassenlehrer“, bemerkte Nagato an Kakashi gewandt, als weder der noch ich das Wort ergriffen und den Schüler nur musterten. „Darf ich uns vorstellen? Das ist meine Freundin Konan und ich bin Nagato“. Kakashi nickte dem hübschen Mädchen zu, das ihn schüchtern anlächelte. Ich griff nach einem Stapel Unterlagen auf einer Ablage, um nicht allzu unbeschäftigt zu wirken, und forderte das Schulsprecherteam mit einem Kopfnicken auf, auf den beiden (äußerst unbequemen) Stühlen Platz zu nehmen. Kakashi war bereits an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte und sagte: „Ich freue mich auf den Unterricht mit euch“. Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ uns drei alleine. Nachdem ich die Papiere feinsäuberlich zu drei Stapeln angeordnet hatte, ohne eine Ahnung davon zu haben, was überhaupt auf ihnen stand, legte ich meine Fingerspitzen aneinander und blickte Nagato und Konan an. „Wie kommt’s eigentlich, dass ihr beiden hier drin seid und nicht vor den Eingangstüren wartet, wie alle anderen Schüler auch?“. „Das liegt daran, dass wir bereits sehr früh hier eingetroffen sind und uns Madara-sensei aufgeschlossen hat, damit wir unsere Rede für die Feier zum Schuljahresbeginn einüben können“, kam es wie von der Pistole geschossen aus Nagatos Mund, der auf der äußersten Kante seines Stuhles saß, als müsse er jederzeit zur Flucht bereit sein. Als er begann, von dem Inhalt seiner Rede zu berichten, schweiften meine Gedanken ab. Ich dachte über Konan nach, das Mädchen, das immer Haltung bewahrte und die volle Kontrolle über alles, insbesondere über Nagato zu haben schien. Ich hatte noch nicht viele Worte mit ihr gewechselt, sie war ein ziemlich ruhiger Mensch, der für schmutzige Witze und dergleichen nicht zu haben war. Manchmal wirkte sie sogar zu ernst und erwachsen für eine kaum 18jährige. Nagato hingegen wollte zwar immer beherrscht wirken, doch manchmal setzte er seinen Kopf auch mit Gewalt und Temperament durch. Wie er so angespannt dort saß und trotzdem mit gelöster Mimik und ohne viele Gesten von seiner Rede berichtete, mochte man ihn für einen gesetzten, intelligenten jungen Mann halten. Ich wusste nicht recht, ob ich diese Einschätzung teilte. Zwar wurde er wiederholt zum Schulsprecher gewählt, obwohl er bei seinem ersten Amtsantritt noch zu den Jüngsten gehörte. Er schien das Talent zu haben, zwischen Schülern und Lehrern vermitteln zu können. Meinetwegen, ich hatte nichts gegen ihn, er und seine Freundin waren gemeinsam sogar eine gute Kombi. „Was halten Sie davon?“. Mist, ich hätte ihm wohl zuhören sollen. Ich beeilte mich, eine konzentrierte Miene aufzusetzen, und antwortete: „Klingt gut. Du wirst schon wissen, was du tust“. Er nickte zwar, doch ich sah, wie ein Schatten über sein Gesicht huschte, als wüsste er, dass ich kein Wort gehört hatte. Es war jedoch nur ein kurzer Moment, gleich danach hatte er sich wieder gefasst. „Ihr Vertrauen ehrt mich. Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir uns jetzt in den Saal begeben und schon einmal unsere Plätze einnehmen, bevor die Türen geöffnet werden, was sicher bald geschieht“. Seine Verabschiedung fiel genauso kühl aus wie seine Begrüßung, nur Konanlächelte zum Abschied. Ehe ich mich versah, war ich bereits wieder allein. Komischer Kauz. Vor allem seine gestelzte Sprache kam mir merkwürdig vor. Ich schüttelte den Gedanken an den Schulsprecher ab und nahm mir lieber die Akten vor, die über jeden Schüler Informationen enthielten, der dieses College besuchte. Nach dem Zufallsprinzip griff ich mir eine heraus, nur um ein wenig zu stöbern, und schlug sie auf. Ich wollte mir ein wenig die Zeit vertreiben, ehe ich ebenfalls in den Saal musste, um die Schüler zu begrüßen. Ich musste genervt aufstöhnen, als ich sah, wer mir da vom Aktenfoto entgegengrinste. Naruto Uzumaki. Ausgerechnet der Raufbold, der nichts gebacken bekam und in der Genin-Klasse steckenblieb. Sein Vormund war Jiraiya, einer meiner Freunde aus alten Zeiten. Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Naruto hatte es Jiraiya zu verdanken, dass er noch nicht rausgeflogen war. Gegen den war ich nämlich weitgehend machtlos, er schaffte es immer wieder, mir seinen Willen aufzudrücken. Hoffentlich schaute der nicht bald mal wieder vorbei. Ich schob die Akte des blonden Klassenclowns nach ganz unten und öffnete die nächste. Ein unschuldiges Lächeln, kindliche Gesichtszüge, rosa Haare… Das war wohl Sakura Haruno. Im Grunde interessierten mich die Beziehungsdramen meiner Schüler nicht sonderlich, sodass ich höchstens am Rande etwas davon mitbekam, wenn irgendein Lehrer darüber tratschte. Über die Liebe dieser Sakura hingegen war ich ständig im Bilde, weil sie einfach viel zu offensichtlich war. Sie himmelte diesen Sasuke Uchiha an und das immer und überall. Wo dieser schwarzhaarige Kerl rumhing, da war meistens auch sie in einiger Entfernung zu finden, oft in Begleitung zweier anderer Mädchen. Abwesend klopfte ich mir mit meinem Kugelschreiber leicht an die Schläfe. Wie hießen die beiden noch mal? Hm… Zwecklos, ich kam nicht drauf. Jedenfalls ging Sakura mit ihren Gefühlen dermaßen offen um, dass es beinahe schon langweilig war. Einmal hatte ich etwas aufgeschnappt, was mit einem Zickenkrieg zwischen ihr und Karin zu tun hatte. Wie lustig junge Mädchen doch sind, die würden später noch auf die harte Tour lernen, dass ein Mann sowas nicht wert ist. Es klopfte leise an der Tür. Ha, dieses Mal konnte man mich nicht überraschen! Ich riss mich zusammen und forderte den Besucher auf, einzutreten, nachdem mein Blick zur Uhr gehuscht war. Dummerweise wollte mich wohl jemand zur Begrüßung abholen, worauf ich ja mal gar keinen Bock hatte. Mensch, ich war zwar gerne Schulleiterin, aber solche Prozeduren gingen mir immer auf die Nerven. Madara Uchiha trat ins Zimmer, ließ die Hand aber auf der Klinke liegen. Der hatte mir gerade noch gefehlt, er war zwar Lehrer an meiner Schule, aber ich traute ihm nicht über den Weg. Auch der schmierige Blick, den er jetzt draufhatte, gefiel mir überhaupt nicht. „Frau Schulleiterin, die Schüler erwarten sie“, sagte er gedehnt. Seufzend sah ich noch einmal nach draußen in den Innenhof. Tatsächlich, alles war ruhig, die Meute bevölkerte jetzt wohl den Saal. „Jaja, ich komme schon“. Schicksalsergeben folgte ich Madara, ohne mich noch einmal umzudrehen. Sakuras Akte blieb geöffnet auf meinem Schreibtisch liegen, doch darauf achtete ich nicht. Was mich in diesem Schuljahr wohl erwartete? Kapitel 1: Weißes Höschen [Sakura] ---------------------------------- Sakura Tief durchatmen. Ich habe nichts zu befürchten. Rein gar nichts. Ich gestehe ja nur dem heißesten Typen der Schule meine Liebe. Ich hielt einen fliederfarbenen Umschlag an meine Brust gepresst, als ich staksig durch den Gang lief. Ein Schweißtropfen perlte von meiner Schläfe und fiel zu Boden. Unter meinem dicken, rosa Haarschopf spürte ich die Hitze meinen Nacken hinaufkriechen. Ich war zwar allein auf dem Flur, doch das musste nicht heißen, dass es die ganze Zeit lang so blieb. Ich musste den Moment ausnutzen, denn wenn mich jemand bei der Aktion beobachten würde, wäre das zu peinlich. Es fühlte sich ungewohnt an, das Stockwerk zu betreten, das die Jonin bewohnten. Es war, als hätte ich ein fremdes, verbotenes Terrain betreten. Vielleicht war ich deshalb so nervös, denn wenn mich hier jemand erwischte, ohne dass ich vorweisen konnte, wen ich besuchen wollte, war ich dran. Dann konnte ich meinen Aufstieg zum Chunin vorerst vergessen. Ich musste die Sache also schnell hinter mich bringen. Das war das erste Mal, dass ich froh darüber war, dass es manchen Schülern gestattet wurde, in Einzelzimmern zu wohnen. Trotz des mit zitternder Hand geschriebenen „Sasuke“ auf der Vorderseite des Umschlags konnte ich ja nicht sicher sein, dass ihn auch wirklich Sasuke las. Aber da er in solch einem Einzelzimmer wohnte, stiegen die Chancen, dass nur er den Brief zu Gesicht bekam. Nach der Eröffnungsfeier waren alle schnell auf ihre Zimmer verschwunden, um die freie Zeit vor dem Schulbeginn am nächsten Tag bestmöglich auszunutzen. Draußen rumzuhängen war jedoch nahezu unmöglich, mittlerweile war die brütende Hitze nämlich von schweren Gewittern abgelöst worden, die laut Wetterexperten über das ganze Land tobten. Eins davon wütete gerade über dem Internat und die Donnerschläge ließen mich auch jetzt immer mal wieder zusammenzucken, obwohl ich eigentlich darauf vorbereitet war. Entschlossen wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, wich einem offenstehenden Schrank aus, dessen Füße festen Halt auf dem gefliesten Boden fanden, und stand schließlich vor Sasukes Zimmertür. Der dicke, gold-weiß gestreifte Teppich, der die Mitte des Flurs dominierte, dämpfte meine Schritte, von daher hoffte ich, dass meine Ankunft unbemerkt geblieben war. Ich holte noch ein Mal tief Luft, löste meine verkrampften Finger von dem Brief und schob ihn ganz vorsichtig unter der Zimmertür durch. Auf Zehenspitzen wollte ich mich hastig zum Gehen wenden, als mein Handy aus der Rocktasche glitt und laut scheppernd zu Boden fiel. Bei meinem Pech war es natürlich nicht auf dem weichen Teppich gelandet, sondern auf dem harten Boden am Rand des Flurs. Zu allem Unglück blieb es dort nicht liegen, sondern schlitterte weiter, bis es unter dem klobigen Schrank zur zum Stillstand kam. Mist, mist, mist. Schnell ließ ich mich auf den Bauch fallen, robbte näher an den Schrank heran und schob meinen Arm drunter durch. Mit den Fingerspitzen ertastete ich die Hülle des Handys, doch es war zwecklos, ich kam nicht dran. Ich drückte mein Gesicht an das Holz, um noch ein Stückchen weiter nach vorne zu gelangen, da hörte ich eine Tür aufgehen. Im selben Moment spürte ich die Röte meinen Hals hinaufkriechen und ich verdoppelte meine Bemühungen, mein Handy herauszufischen und gleichzeitig mein Gesicht zu verbergen. Da, endlich schlossen sich meine Finger um etwas Hartes! Erleichtert zog ich den Arm unter dem Schrank hervor und hob leicht den Kopf, um die Person erspähen zu können, die dort auf mich hinabsah. Es durfte jeder sein, nur nicht Sasuke, das wäre eine Katastrophe… Die schwarzen Haare glänzten im Schein der Deckenlampe, doch die dunklen Augen schienen das Licht zu schlucken, so kalt wirkten sie. Oh Gott… Der schlimmste Fall war eingetreten. Sasuke hatte die eine Hand in die Gürtelschlaufe seiner dunklen, abgenutzten Jeans geharkt und musterte mich abschätzend, wie ich so vor ihm im Staub lag. In seiner anderen Hand erkannte ich gleich darauf den Brief, den ich gerade eben durch den Türspalt geschoben hatte. Ich starrte ihn an, mein Mund klappte auf und zu wie bei einem Karpfen auf dem Trockenen. Ich ahnte, wie dümmlich ich aussah, doch ich konnte nicht anders, als hätte ich die Kontrolle über meine Gesichtsmuskeln verloren. „Tut mir leid, aber ich stehe nicht auf weiße Höschen“, sagte er kühl und ließ meinen liebevoll geschriebenen Brief auf meinen Rücken fallen. Mit schreckgeweiteten Augen sah ich ihm nach, wie er wieder in seinem Zimmer verschwand. Erst dann blickte ich an mir runter und stellte fest, dass mein Rock beim Versuch, an das Handy zu gelangen, bis auf meine Hüften hochgerutscht war. Wie furchtbar peinlich war das denn?! Ausgerechnet vor Sasuke! Kein Wunder, dass er nicht auf unschuldige, weiße Unterhöschen stand! Wie sollte er auch irgendwas für mich empfinden, nachdem er das gesehen hat? Das hatte ich mir ja wohl selbst verbockt. Ich hätte auch keine Lust, einen Brief von jemandem zu lesen, der mir kurz darauf so einen peinlichen Anblick bietet. Mit hochrotem Kopf rappelte ich mich auf, griff nach dem Brief und steckte ihn in meine Rocktasche, nachdem ich meine ganze Wut über das Missgeschick an ihm ausgelassen hatte. Ich musste wohl eine andere Taktik wählen, um an Sasuke ranzukommen. Seit dem letzten Schuljahr hatte ich mir fest vorgenommen, ihm dieses Jahr alles zu gestehen. Das eben war ja gründlich in die Hose gegangen, aber das hieß ja nicht, dass schon alles vorbei war. Ich stürmte die Treppen hinab, um größtmöglichen Abstand zwischen ihn und mich zu bekommen. Erst im Foyer des Schulgebäudes hielt ich inne und ließ mich schweratmend auf einer der montierten Plastikschalen, die als Stühle dienten, nieder. Ich blickte mich um, konnte jedoch auch hier niemanden entdecken. Um die Uhrzeit war der Empfangsschalter zwar nicht mehr besetzt, trotzdem wunderte es mich, dass ich hier ganz allein war. Nachdem ich wieder etwas besser Luft bekam, beschloss ich, den Umweg über die Kellerräume zu nehmen, um auch bestimmt niemanden auf dem Weg zurück zu meinem Zimmer zu begegnen. Ich war so sehr durch den Wind, irgendwer würde mich bestimmt darauf ansprechen. Unten im Kellergang war es sehr dunkel und ich konnte mich nur zurecht finden, indem ich mich mit einer Hand an der Wand entlangtastete. Ganz in der Nähe sah ich plötzlich einen Lichtschimmer, der mich irritiert innehalten ließ. Normalerweise herrschte hier tiefste Finsternis, vor allem um solch eine Uhrzeit. Wo kam denn das Licht her? Ich spitze die Ohren und vernahm nach kurzer Zeit, in der ich nur meinen eigenen Atem und mein Herz schlagen hörte, leise Stimmen. Na, das war ja mal interessant. Wer turtelte denn hier rum und machte ein Geheimnis draus? Langsam tastete ich mich weiter, bis ich direkt vor dem zum Lichtschimmer gehörenden Schlüsselloch stand. Mit dem rechten Auge wagte ich mich ganz nah heran, um einen möglichst großen Blickwinkel zu haben. Und das, was sich hinter der Tür verbarg, war wirklich sensationell. „Ich habe das hier wirklich vermisst“, schnurrte eine männliche Stimme, die unverkennbar zu Sasori gehörte, einem Schüler, der mittlerweile die älteste Jonin-Klasse besuchte. Ich kannte ihn zwar nicht sonderlich gut, aber sein Ruf als Ladykiller eilte ihm weit voraus. Eine alte Glühbirne tauchte den Abstellraum in kaltes Licht und ließ Sasoris Haut weiß schimmern. Lediglich die Stellen, wo die Muskulatur seines Rückens hervortrat, lagen im Schatten. Eine Frauenhand krallte sich in seine roten Haare und ich zitterte beinahe vor Aufregung, als ich endlich erkennen konnte, mit wem Sasori da anbandelte. Seine Hände umfassten doch tatsächlich das Gesicht meiner Deutschlehrerin, Yugao Uzuki-sensei! Kapitel 2: Schwere Aufgabe [Sasori] ----------------------------------- Sasori Das niedliche Schäferstündchen, das mir den ersten Abend nach den Ferien versüßen sollte, konnte ich mir wohl abschminken. Ich starrte genervt die Regale an der gegenüberliegenden Wand an, die mit allerlei unbrauchbarem Gerümpel belegt waren, und schürzte die Lippen, während Yugaos Tränen meine Brust benetzten und sich ihre Hände in meinen Rücken krallten. Schön wäre es gewesen, wenn es aus Leidenschaft geschähe, aber nein, sie war traurig und brauchte jemanden, mit dem sie reden konnte. Zum Glück waren wir wenigstens so weit gekommen, dass ich mein Oberteil ausgezogen hatte, denn sonst wäre es mittlerweile durchnässt gewesen, bei der Menge an Tränen, die das unbrauchbare Weib da an mir vergoss. Ich musste mich mächtig zusammenreißen, damit ich nicht laut seufzte, denn das würde sicherlich nicht dazu beitragen, dass Yugao mir je wieder eine nette Ablenkung bereitet. Ich spielte also den verständnisvollen Freund und streichelte ihr mitfühlend über die Haare. „Ach, Sasori…“, schluchzte sie und grub ihre Fingernägel noch tiefer in meine Haut. Mist, den Schmerz konnte ich ja bei gewissen anderen Siuationen noch genießen, aber das wurde sogar mir zu viel. Sanft drückte ich ihre Arme nach unten, bis sie ihren Klammergriff aufgab. Sie rückte ein Stück von mir ab und sah mich mit großen Augen an. Entschuldigend nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Es war an der Zeit, einen Abflug zu machen, hier verschwendete ich nur meine Zeit. Von der würde ich heute nichts mehr geboten bekommen und mit heulenden und jammernden Frauen (vor allem, wenn sie über ihre Ex-Freunde Tränen vergießen, wie Yugao es tat)kam ich nun mal überhaupt nicht zurecht. „Liebend gern würde ich dir weiter zuhören, doch ich möchte nicht, dass man uns entdeckt. Wir müssen das auf ein Andermal verschieben.“, flüsterte ich und ergänzte in Gedanken: „… wenn du hoffentlich in reizvollerer Stimmung bist.“ Sie schluckte die nächste Welle von Tränen herunter und nickte. „Geh du schon mal vor. Es wäre auffällig, wenn wir zu zweit hochgehen – schließlich könnte uns jemand sehen“, wies ich sie an und lehnte mich an den kleinen Tisch mit dem riesigen Kratzer in der Platte, der den Großteil des Raumes für sich beanspruchte. Wieder nickte sie und mit einer Verzweiflung, deren Intensität mich irritierte, küsste sie mich haltsuchend noch einmal auf den Mund und verschwand. Die Tür fiel hinter ihr nicht ganz ins Schloss, ein schmaler Spalt zeichnete einen Lichtstreifen auf den Boden im Flur. Ich streckte meine Arme, die von der angespannten Haltung ganz steif geworden waren, und fischte eine Zigarette und mein Zippo aus der Hosentasche, um meine Entnervtheit mit etwas Nikotin zu betäuben. Gleichzeitig mit dem Klicken des Feuerzeugs vernahm ich ein Geräusch vor der Tür, was mich aufschrecken ließ. Ein Quietschen von Schuhen… Da versuchte sich jemand davonzuschleichen. Ich stürzte zur Tür und stieß sie weit auf, was zur Folge hatte, dass jemand laut „Aua!“ rief und die Tür wieder in meine Richtung schwang. Ich musste vor Erleichterung grinsen. Die Stimme gehörte eindeutig zu einem Mädchen und Mädchen würden mich nicht verpfeifen, solange ich meinen Charme zielgerichtet bei ihnen einsetzte. Das Grinsen verging mir, als mir das Licht der Glühbirne in der Abstallkammer einen Blick auf die Person gewährte, die sich an der gegenüberliegenden Wand abstützte und sich den Kopf an der Stelle hielt, wo die Tür sie anscheinend getroffen hatte. Sakura Haruno. Das unattraktive Mädchen mit den sonderbaren Haaren, ein Wesen, an das ich vermutlich nicht mal für Geld Hand anlegen würde. Von dem kleinen Klappergestell mit der nervtötenden Naivität hielt ich nämlich tunlichst Abstand. Ich packte sie grob an der Schulter und zog sie hinter mir her in den Abstellraum, vorsorglich stellte ich mich vor ihren einzigen Fluchtweg. „Was hast du mit mir vor?“, fragte sie ängstlich, das Haar hing verstrubbelt in die Stirn. Sie rieb sich immer noch den Kopf und es begann mir leidzutun. Es tat mir leid, dass ich sie nicht härter getroffen hatte und ins Reich der Träume befördern konnte. „Das hängt davon ab, was du gesehen hast“, antwortete ich zähneknirschend und langte an ihr vorbei nach meinem T-Shirt, das über der Tischecke hing. Das rosahaarige Mädel zuckte zusammen, als hätte ich sie geschlagen. „Was ich gesehen habe, kannst du dir ja denken“, sagte sie langsam, jede einzelne Silbe betonend. Während ich wieder in mein Oberteil schlüpfte, dachte ich fieberhaft nach. Sie mit meinen Verführungskünsten zu becircen kam nicht in Frage. Ich hatte keine große Lust darauf, jemanden wie sie an der Backe zu haben, das war mir die Geheimniswahrung auch nicht wert. Vielleicht gab es ja etwas anderes, das ich ihr stattdessen bieten konnte. „Schön. Du weißt sicherlich, dass ich es nicht gutheißen könnte, wenn das die Runde macht-“ – „Das macht doch schon immer die Runde“, unterbrach sie mich. Sakuras Gesicht nahm langsam wieder eine normalere Farbe an und sie schien an Mut gewonnen zu haben. Sie versuchte, die außer Form geratenen Haare dürftig mit den Händen zu glätten und ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Mag sein, aber so pikante Details wie der Ort und Namen von Personen, die da mit drin hängen, kennt niemand. Niemand, abgesehen von dir jetzt. Kann ich dich irgendwie dafür entlohnen, dass du nichts verrätst?“. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Wenn sie damit ankommt, in Naturalien bezahlt werden zu wollen, würde ich schneller die Fliege machen als sie gucken kann. Eine Weile legte sie bloß in Gedanken versunken den Kopf von der einen auf die andere Seite, doch letztendlich konnte sie einen Vorschlag vorbringen, der mich einigermaßen glimpflich aus dieser Zwickmühle befreite. „Hilf mir, attraktiv genug für Sasuke zu werden!“. Kopfschüttelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Nochmal!“, forderte ich Sakura auf, innerlich genervt aufstöhnend. Zwei Tage war es her, seit sie mich durch ihr Auftauchen bei meinem Treffen mit Yugao in eine prekäre Lage gebracht hatte, und sie machte keinerlei Fortschritte. Wir saßen uns im Schneidersitz in meinem Zimmer gegenüber. Genau genommen war es nicht allein mein Zimmer, da ich es mir mit meinem besten Freund Deidara teilte, jedoch erkundete der so oft das Schulgebäude inklusive der Zimmer anderer Leute, dass es mir manchmal wie ein Einzelzimmer vor kam. Heute bastelte er an irgendwas im Kunstraum, und da solch eine Beschäftigung bei ihm meist einige Zeit in Anspruch nahm, hatte ich die Gelegenheit mal wieder genutzt und Sakura herbestellt. Ich wollte mich ungern mit ihr blicken lassen, deswegen verzichtete ich möglichst auf Begegnungen in aller Öffentlichkeit. Ich hatte sie aufgefordert, mal sprichwörtlich ihre Verführungskiste vor mir auszupacken, doch was da zum Vorschein kam, war sehr dürftig. Mit zitternder Stimme, schweißnassen Händen und rotgeflecktem Gesicht stieß sie die klassischen Sprüche aus Mädchenzeitschriften hervor und ich konnte nicht glauben, dass das alles sein sollte. „Ich bin nun mal nicht geübt darin!“, fauchte sie sofort, da sie den Unterton in meiner Stimme wahrgenommen hatte. „Das merke ich. Da liegt viel Arbeit vor uns“. Ich überlegte hin und her, wie ich es ihr am besten auf eine möglichst harte Tour beibringen konnte, doch mein Gehirn war aufgrund der schweren Aufgabe, mit der es konfrontiert wurde, wie blockiert. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung sprang ich auf die Füße und forderte sie mit einer Geste auf, ebenfalls aufzustehen. Ihren miesen Gleichgewichtssinn mal wieder unter Beweis stellend, gehorchte sie und richtete sich ungeschickt auf„Wir müssen das Problem von einer ganz anderen Seite angehen“. Ich deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihr Gesicht. Sofort senkten sich ihre Augenbrauen wie Fallbeile. „Mein Gesicht ist das Problem?“, fragte sie wütend und zugleich beklommen. „Nein, nicht ganz jedenfalls. Dein Aussehen allgemein. Da müssen wir was machen. Du siehst aus wie die Unschuld vom Lande, dich übersieht man einfach“, erklärte ich ihr. „Und was machen wir da?“, fragte sie noch beklommener als zuvor, einige Haarsträhnen unsicher um ihre Finger wickelnd. „Morgen in die Stadt fahren. Nimm Geld mit, möglichst viel, und mach dich auf was gefasst“. Ich öffnete ihr die Tür und gab ihr damit auf galante Weise zu verstehen, dass sie flugs abhauen sollte. Mit unsicheren Schritten wankte sie nach draußen, ohne sich von mir zu verabschieden. So eine Zicke. Hoffentlich hatte ich das bald hinter mir. Kapitel 3: Ein Gespräch unter Freundinnen [Hinata] -------------------------------------------------- Hinata Es hatte im Grunde schon Tradition, dass Ino, Sakura und ich gemeinsam etwas am ersten Wochenende nach den Ferien unternahmen. Diesmal war uns ein Eiscafé ins Auge gefallen, das fast schon künstlerisch von vielen verschiedenen Blumen eingerahmt war, die in bemalten Kästen rund um die Tische die Dekoration bildeten. Es schien in den Sommerferien neu eröffnet zu haben, jedenfalls kam es keinem von uns bekannt vor. Ich konnte immer noch nicht den Blick von Sakura abwenden, ich starrte sie sogar unverhohlen an, als wir unsere Bestellung aufgaben. Sie hatte sich ganz schön verändert. Man könnte ja meinen, das sei normal, wenn man sich längere Zeit nicht gesehen hatte, doch diesmal war das nicht der Fall. Zu Schulbeginn war sie sowohl äußerlich als auch charakterlich als das Mädchen zurückgekommen, das ich kannte und mochte. Doch innerhalb der ersten Woche, die wir hier waren, hatte sich insbesondere ihre äußere Erscheinung ganz schön gewandelt. Ihre Haare schmiegten sich nun an ihre Wange und endeten etwa auf Kinnhöhe, während es für sie früher einem Todesurteil gleichgekommen wäre, ihre langen Haare auch nur etwas zu kürzen. „Sasuke mag langhaarige Mädchen“, pflegte sie immer wieder zu sagen, wenn das Thema zur Sprache kam, doch das galt offenbar nicht mehr. Schminke war ihr ebenso verhasst gewesen, weshalb ich nun verdutzt zur Kenntnis nahm, dass Sakura sich ihre grünen Augen schwarz umrandet und ihre Wimpern stark getuscht hatte. An ihrem Hals war das Make-Up wohl nicht ganz so gut verteilt worden, der bronzefarbene Strich hob sich eindeutig von ihrer sonst blassen Hautfarbe ab, während ihr Gesicht nun insgesamt brauner wirkte, da dort das Make-Up keine Streifen hinterlassen hatte. Wenn sie nicht gerade ihre Schuluniform trug, warf sie sich gewagt in Schale und schlüpfte sogar in Miniröcke, die unangezogen schon eine einzige Peinlichkeit für mich wären. Selbst Ino, die in Sachen Kleidung keine falsche Scheu hegte, beäugte sie mittlerweile misstrauisch. Ich wusste schon gar nicht mehr, was ich bestellt hatte, so sehr war ich in Gedanken versunken. Ehrlich gesagt, machte ich mir Sorgen um Sakura, denn solch eine drastische Veränderung konnte doch nicht ohne Grund vonstattengegangen sein. Hatte sie sich etwa in jemand anderen verliebt, für den sie sich so anziehen musste? Ino hielt sich nicht so vornehm zurück wie ich, kaum war die Kellnerin um die Ecke verschwunden, beugte sie sich vor und rückte Sakura so nah wie möglich auf die Pelle. „Und jetzt spuckst du mal bitte aus, was mit dir los ist“, sagte sie gedehnt, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Erschrocken sah ich mich um, denn sie sprach nicht gerade leise und ich wollte nicht, dass Sakura in eine peinliche Situation geriet, wenn alle anderen Gäste lauschten. Doch der einzige Mensch, der sich abgesehen von uns noch hier aufhielt, war ein älterer Mann, der in der hintersten Ecke saß und sich auf seine Zeitung konzentrierte. „Ich weiß nicht, was du meinst“, antwortete Sakura und knetete mit ihren schmalen Händen nervös die weiße Tischdecke. Ino verdrehte die Augen. „Du weißt ganz genau, was ich meine. Schon mal einen Blick in den Spiegel geworfen? Der Unterschied ist ja wohl unübersehbar“. Sakura gehörte nicht zu den Menschen, die lange Widerstand leisten konnten. Das war auch der Grund, weshalb sie bei diesem kleinen Ansturm bereits einknickte. Sie winkte uns näher zu sich heran. „Ihr kennt doch Sasori?“. Ino und ich nickten gleichzeitig. „Er hilft mir, attraktiver für Sasuke zu werden“. Empört ließ meine blonde Freundin ihre Arme mit einem lauten Geräusch auf den blitzblank polierten Tisch fallen. „Warum fragst du nicht mich? Ich habe dir doch schon oft genug Tipps gegeben!“. Verlegen biss sich meine andere Freundin auf die Unterlippe. „Das weiß ich ja auch zu schätzen, aber er ist schließlich vom gleichen Geschlecht. Er kann quasi aus dem Nähkästchen plaudern“. Nachdenklich rieb ich mir das Kinn. „Aber Sasori macht das doch sicher nicht… ohne Gegenleistung?“, fragte ich vorsichtig. Erschrocken sprang Ino auf, der Stuhl schabte über den Boden und lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf uns. Er sah interessiert herüber, während er in sein Schokohörnchen biss. Er senkte jedoch gleich wieder anstandsgemäß den Kopf, als er meinen entschuldigenden Blick bemerkte. „Diesen Kerl kastriere ich, wenn er dir deine Unschuld geraubt hat“, knurrte Ino, nachdem sie sich wieder hingesetzt hatte. Ihre drastische Ausdrucksweise ließ mich zusammenzucken und automatisch kontrollierte ich, ob der andere Gast auch brav wieder in seine Zeitung vertieft war. Sakura lief rot an und kicherte. „Nein, auf die Weise bezahle ich ihn nicht“, wehrte sie ab. „Ich habe ihn bei seinem Treiben mit Yugao-sensei beobachtet und er hat sich mein Schweigen mit seinen Tipps erkauft“. Im selben Moment schlug sie sich auf den Mund. „Mist, jetzt habe ich mein Schweigen ja gebrochen“. Sie musste grinsen. „Naja, ihr erzählt es ja nicht weiter, hoffe ich“. „Natürlich nicht!“, erwiderte ich und Ino tat so, als versiegele sie ihren Mund. „Das ist ja interessant“, sagte sie dennoch. „Er hat also tatsächlich was mit unseren Lehrerinnen. Gut sieht er ja auf alle Fälle aus, aber seine Balztechniken scheinen dann auch nicht von schlechten Eltern zu sein“. „Ino, du wirst doch nicht untreu?“, fragte ich sie scherzhaft. Sie stieß einen verzweifelten Seufzer aus. „Um meinem Angebeteten untreu werden zu können, müsste ich ja erst einmal mit ihm zusammen sein“. Sakura sah uns abwechselnd verwirrt an. „Wem? Hidan?“. „Um wen könnte es sonst gehen?“, gab Ino zurück und schnippte ihr spielerisch gegen die Stirn. Sakura zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, was sich da in den Ferien getan hat“. „Nichts, das ist es ja. Ich-“. Ino unterbrach sich, als die Kellnerin an unseren Tisch trat und unsere Bestellung servierte. Stimmt, ich hatte mich dem Wunsch der anderen beiden, nämlich einen Eiskaffee zu bekommen, angeschlossen. Rasch probierte ich das kühle, leckere Getränk, während ich auf die Fortsetzung des abgebrochenen Satzes wartete. Auch Ino nahm einen großen Schluck, bevor sie fortfuhr. „Ich komme einfach nicht weiter. Sonst fällt es mir ja nicht schwer, mich irgendeinem Typen zu nähern, aber bei ihm ist es irgendwie anders. Ich glaube, er weiß nicht einmal, dass ich existiere. Auf andere Mädchen lässt er sich ja durchaus ein, wie ich gehört habe“. Ich strich ihr tröstend über den Arm. „Keine Sorge, das wird schon. Dieses Schuljahr kommt die passende Gelegenheit, du darfst nur nicht auf den perfekten Moment warten, den gibt es nämlich nicht“. „Das Gleiche könnte man zu dir auch sagen“, sagte Sakura plötzlich. Zuvor hatte sie noch abwesend an ihren Fingernägeln gekaut, doch jetzt war sie durch meine Worte aufmerksam geworden. „Wie lange verpasst du es schon, bei Naruto die Initiative zu ergreifen? Er mag dich, du magst ihn – wo ist das Problem?“. Ich spürte, wie meine Verlegenheit ein Hitzegefühl in mir aufsteigen ließ, und wischte den ersten Schweißtropfen weg, der mich im Nacken kitzelte. Ich tat so, als müsste ich überlegen, doch in Wahrheit versuchte ich mich nur zu beruhigen, indem ich tief durchatmete. „Zwischen mir und Naruto - da ist nichts“, sagte ich schließlich stockend, als sich meine beiden Freundinnen schon längst wieder ihren Getränken gewidmet hatten. „Na klar!“, meinte Ino ironisch. „Überhaupt nichts. Du wirst nur jedes Mal rot und doppelt so schüchtern wie sonst in seiner Nähe. Vielleicht sollte Sakura ihn mal fragen, ob er was für dich empfindet?“. „Bloß nicht!“, rief ich hektisch und stieß vor Aufregung beinahe mein Glas um. „Das würde ich nicht überleben!“. Ich starrte meine Füße an. Es war ein offenes Geheimnis, dass ich rettungslos in Naruto verknallt war. Alles an ihm wirkte wie ein Magnet auf mich, aber in seiner Gegenwart benahm ich mich automatisch wie ein Kleinkind, weil ich Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. Ino lächelte herzlich. „Wir geben dieses Schuljahr einfach alle drei unser Bestes, dann klappt das auch mit unseren Lieblingen, was?“. Sakura und ich erwiderten ihr Lächeln. Hoffentlich hatte sie Recht, ich sah da nämlich eher schwarz, was mich anging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)