Yajuu - find your own reason to live von Avyr ================================================================================ Kapitel 23: ein neuer Abgrund ----------------------------- Eve stand einfach nur da und wunderte sich über sich selbst. Sie spürte es, sie wusste, dass sie kommen würde, auch wenn sie es für unmöglich gehalten hatte. Sie hätte diese Aura immer und überall wieder erkannt, auch wenn sie jetzt finsterer denn je war und doch schien etwas in Eve zu schreien, lauf lieber weg, es wird dein verderben wenn du sie triffst! Aber Eve konnte es nicht. Ihr Blut war in Wallung geraten und würde weiter machen, auch wenn sie es zu leugnen versuchte. Zero hatte sie gesagt, es ginge ihr nicht gut und wolle sich ausruhen, denn sie wusste, so würde sie ihn nicht mit hinein ziehen, dass er aber verschwunden war, hatte sie besorgt gemacht. Sie wollte ihn suchen gehen, als das Etwas die Stadt bereits erreicht hatte und sie ungewollt die Richtung geändert hatte um „Sie“ wieder zu sehen… Nun stand Eve hier, auf diesem Hochhaus und wartete angespannt, aber auch mit einer seltsamen Freude erfüllt, die in ihr schlummerte und die sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Eigentlich hätte sie es besser wissen sollen, wohin sie sich bewegte zu welchen Abgrund sie kam, aber sie dachte einfach nicht daran, oder eher sie versuchte sich weiß zu machen, dies könne nie wieder passieren. Und dann kam „Sie“ an. Erst spürte man ihre Präsenz nur und die Wolken wurden noch dunkler, ab und zu blitzte es und grollte es, aber dann kamen die Schatten. Eve´s Umhang wehte im immer stärker werdenden Wind. Die Schatten hatten keine richtige Form und kamen wie aus der Hölle selbst. Dann nahmen sie wage Gestalten an, die waberten und nicht recht zu identifizieren waren. Kaum waren sie entstanden strömten sie in alle Richtungen auseinander. Genau in die Richtungen in die sich alle verteilt hatten. Eve´s Herz schlug schneller und schneller. Dann folgte ein schwarzer Blitz und es qualmte. Zunächst sah man nichts, doch dann manifestierte sich dieser Schatten auch und man erkannte vage ein Gesicht. Man sah die Umrisse einer Person, doch war sie so umhüllt, dass man sie nicht erkennen konnte. Natürlich war das kein Problem für Eve, denn sie konnte ja eh nichts sehen, aber sofort änderte sie unwillkürlich ihre Haltung ein wenig und lächelte. Die Stimme sprach zuerst. „Du… Ich habe dich gefunden…“, ertönte es dunkel. „Du hast mich gesucht? Das hätte ich gar nicht gedacht.“, gab Eve zynisch zurück. „Wieso trittst du mir in dieser Gestalt entgegen? Du hättest es doch überhaupt nicht nötig, so zu sein.“, fragte das Wesen vor ihr mit Verwunderung. „Tja so ist das Leben eben, aber ich bin ja schon nachlässig geworden, als ich hier hoch kam oder nicht?“, erwiderte Eve selbstsicher. „Haha, es war doch überhaupt erst deine Aura, die mich hierher geführt hat, Eve. Du bist schon lange Zeit nachlässig.“ „Jetzt wo du es sagst, du hast Recht. In letzter Zeit habe ich wohl wirklich ab und zu meine Deckung fallen lassen… Aber du hast dafür gesorgt, dass die anderen auch hierher kommen und nun kannst du die ganze obere Riege auf einmal vernichten, nicht?“, stellte Eve fest. „Es war und ist meine Aufgabe die Welt von dem Gesindel, das ihr seid zu befreien.“, sprach die Gestalt vor ihr mit einem überquellenden Hass, der Eve eine leichte Gänsehaut beschwerte. „Auch wenn du nun selbst zu diesem Gesindel geworden bist, ich meine du musst zugeben, du bist alles andere als menschlich oder?“, lachte Eve auf. „Wir sind wohl beide nicht mehr menschlich…“ Nun lachte die Gestalt grimmig zurück. „ Ich erfülle nur meine Aufgabe, aber ich bin gewillt dich zu verschonen.“, sagte es nach einer Pause. „Ach bist du das? Wie kommt das denn?“ „Wie du siehst, zerfällt mein Körper unter meiner Macht. Erlaube mir deinen Körper zu besitzen und ich werde dir erlauben zusammen mit mir weiterzuleben.“ Eine kurze Pause folgte, in der niemand sich rührte. Nur der aufbrausende Wind schien Bote des kommenden zu sein. „Nein Danke Maki, ich würde meinen Körper lieber für mich behalten.“, lehnte Eve schließlich ruhig und gelassen das Angebot ab. Ein weiteres kurzes Schweigen trat ein. „Dann musst auch du sterben…“, ertönte die Stimme gefühllos und kalt. „Ich weiß, aber denkst du, ich lasse das einfach zu? Apropos, was machen eigentlich deine Schatten hier so genau?“ „Nun, sie werden alle Übernatürlichen Wesen vernichten. Die anderen haben keine Chance, denn man kann Schatten nicht vernichten. Im Gegenteil, die Schatten werden sie verschlingen und sie langsam mit ihren eigenen Ängsten töten. Toll, oder?“ Ein breites Grinsen zog sich durch das Gesicht der Gestalt. „Ach Maki, was ist nur aus dir geworden.“, seufzte Eve traurig. „Sagte der Assasin, der die eigene Seele an die Finsternis verkaufte.“ „Um dich zu retten.“, nun wurde auch Eve´s Stimme kalt. „Hat nicht ganz funktioniert, würde ich sagen!“ „Wohl war.“ Da veränderte sich Eve´s Gestalt. Ihre Haare wurden hellviolett, sodass sie fast weiß erschienen. Ihre Augen wurden schwarz und die Pupillen flackerten blutrot auf. Ein Umhang flatterte im Wind und man sah zwei Schwerter an ihrer Seite. „Du willst jetzt wohl ernst machen. Na dann komm, aber bist du nicht schon total aus der Übung?“, lachte Maki höhnisch auf. „Keine Sorge, das ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht.“, erwiderte Eve nun. Ihr ganzes Wesen schien verändert. Von dem schüchternen, aber lieben, blinden Mädchen war nicht mehr übrig geblieben, als ein vager Hauch. An ihrer Stelle stand nun ein Killer, jemand der das Töten gewohnt war. Geschockt starrte Roona zu dem Hochhaus hinauf. Die Schatten hatten sie noch nicht erreicht und sie hatten noch ein paar Sekunden, bevor der Sturm losbrach. Kyria hatte Eve auf dem Dach gesehen und sie hatten sich gewundert, wie sie dort überhaupt hoch gelangt war. Was machte sie da? Aber als sie dann ihre Gestalt veränderte traten Roona der Angstschweiß und die Todesangst ins Gesicht. Sie wich einen Schritt zurück und stotterte ungläubig etwas vor sich hin. „Was hast du?“, fragte ich sie besorgt, denn so hatte ich sie noch nie im Leben gesehen. „D… Das ist sie.“, stottere Roona ungläubig. „Was? Das ist Eve. Auch wenn sie anscheinend kein Mensch ist…“ Es fiel mir schwer das zu glauben, aber die Wahrheit war nicht zu leugnen. „Nein, du verstehst es nicht… Das ist die Nummer 1. Ich würde sie immer wieder erkennen…“, brach Panik aus Roona´s Stimme hervor. „Ist das dein Ernst? Aber angenommen sie ist es wirklich, sie ist bei weitem nicht so verrückt, wie du sie beschrieben hast.“, versuchte ich einzulenken. „Ja… du hast ja Recht und das ist ja das komische an der Sache… sie sieht aus wie sie es sollte, aber sie hat eine ganz andere Aura. Ich kann sie nicht spüren… diesen Wahnsinn von damals. Das ist merkwürdig.“ „Naja vielleicht hat sie sich ja gebessert, soll ja nicht unmöglich sein.“, stellte ich fest. „Wer weiß…“ Doch Roona schien nicht davon überzeugt, dass die Nummer 1 sich gebessert haben könnte. Eve stand da und hatte die Arme verschränkt. Ihr gegenüber stand Maki, ihre Gestalt wurde langsam sichtbar. Merkwürdigerweise sah ihr Körper aus, wie der eines kleinen Mädchens, nicht älter als 10 Jahre. Doch um sie schwirrte diese Aura und lies erahnen, wie mächtig sie war. „Eve, irgendwie hast du deinen Biss verloren oder? Und das für einen Vampir.“, lachte das Mädchen höhnisch, dass der Maki, die sie kannte überhaupt nicht ähnlich sah… oder doch? Verschwommene Bilder flackerten in Eve´s Gedächtnis auf, die sie jedoch nicht zuzuordnen vermochte. Zu lange, war es her… „Lass das nur meine Sorge sein.“, gab Eve schließlich selbstbewusst zurück. „Bist du sicher, dass du so gegen mich ankommst, denn…? Nanu?“, plötzlich stockte Maki und drehte sich zur Tür um, durch die man auf das Dach gelangte. Da kam er angerannt. Man hörte wie er auf das Dach stürmte und sich keuchend zwischen Eve und Maki stellte. Es war Zero. Kaum hatte er Eve gesehen, war er losgerannt um sie zu finden. Nun stand er zwischen ihnen. „Eve!“, rief er besorgt und außer Atem. „Zero? Was machst du denn hier, du solltest lieber verschwinden, das ist viel zu gefährlich für dich!“, rief Eve aufgebracht zurück. „Nein! Das ist für alle gefährlich. Wer auch immer das ist, versucht und alle zu vernichten.“, schüttelte er den Kopf, so wie er es immer tat, wenn er nicht mit ihr einer Meinung war. „Ich weiß, mein Kleiner…“ Ihre Stimme wurde leiser und gab nach. „Du kennst sie?“, fragte er schließlich. Eve blickte schuldbewusst zur Seite, doch Zero erkannte sofort, das er es herausgefunden hatte. Eine Weile schwiegen sie, bis Maki belustigt das Wort ergriff. „Ah, ich verstehe, das ist der Grund, warum du nicht kämpfen kannst.“ Eve schaute entsetzt auf und starrte sie an. „Was willst du damit sagen.“ „Wie erbärmlich, du kümmerst dich um den Kleinen und daher hast du deinen Biss verloren? Wie kommt denn so was?“ „Tja Maki, ich im Gegensatz zu dir wollte nicht ewig so weiter machen, wie bisher.“, gab Eve böse zurück. „Thehe, so ist das also. Aber jetzt wünsche ich mir einen ordentlichen Kampf und du gewährst ihn mir nicht.“, klagte sie überspitzt. „Jetzt weißt du ja, wie es mir damals erging.“, antwortete Eve und ihr Gesicht verfinsterte sich noch mehr. Langsam kamen die Bilder zurück, ihre Vergangenheit, dass was sie doch längst hinter sich hatte lassen wollen. Eine Lange Schlinge griff nach Zero und versuchte ihn zu schnappen, doch blitzschnell reagierte Eve und durchtrennte diese mit einem ihrer Schwerter. „Lass ihn ja in Frieden.“, fauchte sie zornig. Maki grinste vor sich hin. Eve hatte sich schützend vor Zero gestellt und hielt beide Schwerter griff bereit, was Maki jedoch nicht beeindruckte. Im Gegenteil, sie reizte Eve weiter und griff immer wieder an. Eve wehrte alles ab, aber je mehr kam desto schwerer wurde es, denn sie wollte Zero nicht verletzen. „Ach komm schon, lass doch den Kleinen sein und kämpfe richtig mit mir.“, rief Maki irgendwann bestürzt. „Nein, ich will nicht und ich werde auch nicht.“, rief Eve zurück. Sie ließ Maki keine Sekunde aus den Augen. „Tja dann lässt du mir ja keine andere Wahl, Evolution.“ „Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört…“, flüsterte Eve und blieb kurz stehen. „So hat man dich doch genannt oder? Eve ist doch nur die jämmerliche Kurzform davon… Wie dem auch sei. Ich werde dich schon dazu bewegen, richtig zu kämpfen.“ Noch mehr Schlingen kamen, die aussahen wie die Geister von Verstorbenen. Eve hatte das Gefühl, dass sie nicht nur so aussahen, sondern tatsächlich welche waren. Was auch immer man mit Maki angestellt hatte, sie war nun nicht länger als menschlich einzustufen. Schützend stellte Eve sich vor Zero und wehrte alle Angriffe gekonnt ab. Er bereute es jetzt schon, dass er gekommen war, denn er wusste, so könne sie nie richtig kämpfen. Doch er wagte es nicht, weitere Alleingänge zu versuchen, da dies nur zu weiteren Fehlschlägen führen würde. Doch dann gelang Maki der Durchbruch. Sie schleuderte Eve und Zero auseinander. Eve hatte es kommen sehen, hatte es aber nicht verhindern können, denn sie war zu langsam gewesen. Sie beide flogen an die gegenüberliegenden Kanten des Daches. Dann packte Maki Eve und fesselte sie, so dass sie nicht weg kam. Zero wurde erneut umzingelt. Sie griff ihn an, er schaffte es jedoch aus eigener Kraft auszuweichen. Unbeholfen sprang er den Seelen aus dem Weg und Eve versuchte sich verzweifelt zu befreien, während sie nichts weiter konnte, als entsetzt zuzusehen. „Maki! Lass ihn da raus, kämpfe mit mir und lass ihn gehen.“, bat sie die Gestalt vor ihr. „Das kann ich nicht, er gehört auch zu dem Gesindel und müsste sowieso sterben, da kann ich mich auch schnell persönlich um das Problem kümmern.“, kam die gefühllose Antwort. Eine riesige Schlinge gelang es Zero zu packen. Er wurde spielend in die Luft gehoben und herum geschleudert. „Nein!“, schrie Eve verzweifelt, „Lass ihn in Ruhe.“ Sie sträubte sich gegen ihre Fesseln, aber diese Lagen wie Stein um sie. Und dann ging alles ganz schnell und doch, so schien es, lief alles in Zeitlupe ab. Eve´s Aura brach kurz aus und sprengte die Fesseln um sie. Dann schnappte sie ihre Schwerter und eilte zu ihm hin. Währenddessen stand Zero keuchend da und hielt sich den Oberkörper. Durch das herumschleudern, hatte er sich einige Rippen gebrochen, die nun stark schmerzten. Er konnte unmöglich weiter ausweichen. Maki lies einen langen Dolch aus Schatten los und dieser schoss gnadenlos auf Zero zu. Sein Brustkorb wurde durchbohrt noch ehe er blinzeln konnte und er spuckte Blut. Weitere Schlingen folgten und durchbohrten ihn weitere Male erbarmungslos, ja fast schon mit Freude. Eve erreichte ihn nicht rechtzeitig. Geschockt hielt sie inne und war plötzlich unfähig sich zu bewegen. Maki fegte ihn unterdessen mit einem Schatten vom Dach, wie ein lästiges Insekt. Er stürzte hinunter. Als er die Kante passierte, traf er noch einmal Eve´s Blick. Es tat ihm Leid, denn er wusste, was nun mit ihr geschehen würde. Er fiel… und Eve schrie vor Schmerz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)