Ein Steckbrief zum Vernaschen von Lasagne (mit dem Feuer spielt man nicht) ================================================================================ Kapitel 15: Der Aufbruch ------------------------ Ich schluckte meine Übelkeit runter und atmete zitternd durch die Nase ein. Inzwischen waren wir schon einen Monat auf See unterwegs und ich musste mich immerhin nicht mehr die ganze Zeit übergeben. Auch wenn ich bei all zu hohem Seegang noch echte Probleme hatte meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Ich hörte Sabo quengeln und ging wieder unter Deck, um ihn zu stillen. Während ich das tat, dachte ich darüber nach, wie ich in diese mehr als seltsame Situation geraten war. „Die Marine ist hier her unterwegs?“ Takota nickte. Ich blickte zu Cara, die ihre Pfeife auf dem Fensterbrett ausschlug und sich dann zu uns umdrehte. „Dann wird es ja jetzt Zeit abzuhauen. Kannst du uns bis nach Water Seven mitnehmen?“, sagte sie und wandte sich dabei an Takota. „Natürlich kann ich das, aber was hast du denn vor?“, fragte er und klang dabei so erstaunt, wie ich gerade war. Cara zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Das siehst du noch früh genug.“ „Water Seven?“ Cara hatte Takota zu seinem Schiff geschickt, um es schon mal startklar zu machen und war dann vor einer halben Stunde wieder bei mir zuhause aufgetaucht. Ihre beiden gepackten Koffer hätte sie schon bei Takota geparkt, wie sie mir erklärte. „Irgendwie hab ich schon damit gerechnet, dass diese Idioten von der Marine hier hin kommen, seitdem du gesagt hast, dass du von Ace schwanger bist.“, sagte Cara, riss meinen Schrank auf und stopfte alles was sie greifen konnte in eine große Reisetasche, die auf dem Boden stand. „Aber was wollen die denn?“, fragte ich und begann nun selbst eine Tasche mit den Sachen für die Kinder fertig zu machen. „Die wollen dich und deine Kinder, du hohle Nuss! Immerhin haben die es sich zum Ziel gesetzt das ganze 'Dämonenblut' von Gol D. Roger auszumerzen und da jetzt ja klar geworden ist, dass Ace sein Sohn war, sind sie nun hinter dir und den Kindern her!“ Ich verharrte in meinen Bewegungen und starrte Cara an. „Ace war der Sohn vom Piratenkönig?“ Cara schaute mich nachdenklich an. „Hmm, das hast du ja garnicht mitgekriegt, nicht wahr?“ Sie musterte mich und zog dann einen Augenbraue in die Höhe. „Sag bloß, du willst die Kinder jetzt nicht mehr?“ Ich erwachte aus meiner Starre. „Was? Natürlich will ich die Kinder! Das hat doch nichts mit dem zutun, wer ihr Großvater war.“ Ich drehte mich wieder um und faltete ein kleines Jäckchen zusammen, um es in die Tasche zu stecken. „Ich hab es halt nur nicht gewusst.“, murmelte ich dann und konnte Caras mitleidigen Blick im Nacken fast spüren. „Sie haben es kurz vor seinem Tod bekannt gegeben.“ Dann schwieg sie. Jedoch nicht für lange. „Ich hab ihn gemocht, weißt du? Er war ein ganz netter Kerl und ich hätte mir gewünscht, dass du glücklich mit ihm wirst.“ Plötzlich bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals und bevor ich es verhindern konnte, liefen mir auch schon die ersten Tränen über das Gesicht. „Ach Scheiße!“ Hektisch wischte ich mir über die Augen. „Lass uns einfach sehen, dass wir von hier weg kommen.“ Keine zwei Stunden später war alles verpackt und ich trat mit Cara zusammen nach draußen. Jede von uns trug ein Kind in einer Bauchtrage vor sich her, eine kleine und eine große Reisetasche und ich hatte noch einen Wickelkoffer unter den Arm geklemmt. Irgendwie tat es echt weh, von hier weg zu gehen und obwohl ich wusste, dass es im wahrsten Sinnen des Wortes überlebensnotwendig war, wollte ich es nicht. Dieses Haus war zu meiner Heimat geworden und es jetzt zu verlassen, machte mich trauriger als ich gedacht hatte. Als wir zum Hafen kamen war das Schiff von Takota zum Auslaufen bereit und ich wurde auch schon erwartet. „Tantchen!“ Kai und Pai warfen sich so schwunghaft an meine Beine, dass ich die ganzen Sachen, die ich trug fallen ließ. „Wir wollen nicht, dass du gehst.“ „Ich will doch auch nicht gehen.“ „Dann tu das doch auch nicht!“ Die Beiden setzten ihren besten Welpenblick auf bei dem ich schon leider das eine oder andere Mal schwach geworden war, aber dieses Mal half das alles nichts. „Ich will nicht, aber ich muss.“, sagte ich und löste mich mit sanfter Gewalt aus der Umklammerung der beiden Jungen. „Dann komm uns aber wenigstens mal besuchen.“, sagten die Zwei wieder unisono und streckten dann jeweils den kleinen Finger ihrer rechten Hand aus. Als ich Meinen einhakte, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab. Ich trat gerade auf das Deck, als neben mir ein schwerer Seesack landete. Erstaunt drehte ich mich um und sah Neko auf mich zu kommen. „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass du vor deiner Ärztin abhauen kannst oder?“ „Nein, ich...“ „Außerdem!“, unterbrach mich Neko. „Außerdem, hab ich etwas sehr interessantes herausgefunden, dass ich mit Takota und Cara besprechen muss.“ Etwas mehr als erstaunt sah ich sie an. „Komm, lass uns unser Zeug verstauen.“ Neko nahm ihre eigene Tasche in die eine Hand und griff dann auch noch nach einer von meinen. Dankend ließ ich sie gewähren und wischte mir dann etwas Sabber vom Hemd, den Sabo dort hinterließ. Der Kleine hatte die Angewohnheit überall einschlafen zu können, während ich Rose von hier aus schon schreien hören konnte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war sie so gut wie nie still und schlafen tat sie auch nur, nach stundenlangen gutem Zureden. Das Schreien kam näher und dann kam auch schon Cara mit Rose um die Ecke. „Kann man die nicht irgendwie abstellen?“, rief sie gegen die immer lauter werdende Rose an und streckte mir das brüllende Kleinkind entgegen. Caras Gesichtsausdruck war wirklich sehenswert, denn offenbar hatte sie Rose irgendwann in ihrem Brüllanfall angekotzt. Lachend nahm ich ihr Rose ab, um ihr den kleinen Mund sauber zu wischen und begann ein Lied zu summen, von dem ich wusste, dass es sie beruhigen würde. Tatsächlich half es auch dieses Mal. Rose hörte bald auf zu brüllen und klammerte sich dann neben ihrem Bruder an meinem Hemd fest. „Seid ihr dann bereit zum Auslaufen?“, ertönte Takotas dröhnende Stimme von hinten. Er war soeben an Deck getreten und wurde direkt von Cara angesprungen. „Bist du wohl still Alter! Dieser rothaarige Satansbraten ist gerade erst still geworden. Wenn die jetzt wegen dir wieder anfängt zu schreien, hau ich dich solange, bis du weinst wie ein kleines Mädchen!“ Angesichts der Tatsache, dass Cara von Takota um mehr als zwei Köpfe überragt wurde, boten die beiden ein unglaublich lustiges Bild in diesem Moment. Denn Takota zog wirklich ein bisschen den Kopf ein, als Cara so explodierte. „Ist ja schon gut. Konnt ich ja nicht ahnen.“, brummte er dann. Ich hatte mit meinen beiden Schätzen ein Quartier bezogen, während es Cara und Neko vorzogen sich ein Zimmer zu teilen. Momentan waren die zwei allerdings bei Takota und stecken mit ihm die Köpfe zusammen. Weshalb wollten sie mir allerdings nicht sagen. Also hatte ich mich zu meinen Kindern verkrümelt, denn auf Deck hielt ich es nicht lange aus. Es reichte auch so schon, wenn ich merkte wie sich das Schiff schwankend vorwärts bewegte, da musste ich es nicht auch noch sehen. Genau, ich war offensichtlich seekrank und konnte nur hoffen, dass sich das Ganze geben würde, wenn ich lange genug, mit einem Schiff unterwegs war. Neko hatte mir zwar etwas zusammengestellt, damit ich es aushalten konnte, aber es war dennoch wirklich übel. Gepriesen sei meine Körperkontrolle! Um mich abzulenken, sah ich meinen Kindern beim Schlafen zu. Takotas Mannschaft hatte ein altes Weinfass aufgesägt und zu einem Kinderbett umfunktioniert. Überhaupt waren die Jungs sehr nett und es kam regelmäßig einer von ihnen vorbei, um nach mir und den Kindern zu sehen. Jetzt gerade war es Jeremy, ein junger Schiffsbauer aus Water Seven, der seine Eltern auf Candy-Island besucht hatte. Ich wusste jetzt schon, dass er siebzehn war, drei ältere Schwestern und zwei ältere Bruder hatte, seine Arbeit liebte und gerne angeln ging. Außerdem war seine Lieblingsfarbe dunkelgrün, er verehrte die Schiffsbauer von Dock 1, wollte so werden wie sie und aß gerne Spaghetti. All das erzählte er mir binnen der ersten fünf Minuten, nachdem er zur Tür herein gekommen war und ich hatte das unerträgliche Gefühl, dass er vor hatte, mir die Ohren wund zu quatschen. Gott sei Dank fing Rose genau in diesem Augenblick an, nach ihrer Mama zu quengeln und ich sagte zu Jeremy, dass ich sie jetzt stillen müsste. Fast konnte man die Zahnräder sehen, die sich hinter seiner Stirn zu drehen begannen, um das zu verarbeiten, was ich gerade gesagt hatte. Dann schien er es begriffen zu haben, denn er lief mit einem Mal dunkelrot an, verabschiedete sich hastig und verließ beinah fluchtartig den Raum. Aufatmend erhob ich mich und streckte meine Glieder. Aus dem Gequengel von Rose war inzwischen ein boshaftes Zetern geworden und als ich sie hochhob, sah sie mich mit noch leicht unfokossiertem Blick an. So wie die Augen meines Bruders hatten auch die Augen meiner Tochter die Farbe von hellem Bernstein und schienen bei Sonneneinstrahlung fast golden zu schimmern. Nachdenklich setzte ich mich wieder und gab Rose die Brust. Während sie trank dachte ich drüber nach, was die Anderen wohl zu besprechen hatten. Immerhin saßen sie jetzt schon fast zwei Stunden zusammen. Ganz in Gedanken versunken, hätte ich das zaghafte Klopfen beinah überhört. Als ich denjenigen, der vor der Tür stand aufforderte einzutreten, verdunkelte eine risenhafte Gestalt den Türrahmen. Es war Dean, der um ein paar hundert Ecken mit Takota verwandt war und erst vor nicht all zu langer Zeit die Fähigkeit zu sprechen verloren hatte. Wie genau das passiert war, wollte er nicht erklären, aber es schien wohl ein Unfall gewesen zu sein. Doch immerhin war die Wunde gut verheilt und nur noch eine gerötete Narbe an seinem Hals zeigte, was passiert war. Seinetwegen hatte ich auch angefangen Zeichensprache zu lernen und beantwortete seine stumme Frage, ob es mir und den Kindern gut ginge, mit einem Nicken. „Ihr seid ja alle sehr lieb zu uns, da kann es einem ja nur gut gehen.“ Dean lächelte sanft, dann fiel sein Blick auf Rose, die gerade meine Brust aus ihrem Klammergriff entließ und zufrieden schmatzte. 'Soll ich lieber später wiederkommen?', bedeutete er mir. „Nein, wenn es dich nicht stört, dass ich obenrum etwas entblößt bin.“ Ich grinste, als er leicht errötete. 'Das sollte dich doch eher stören als mich.', meinte er dann. „Ach was, ist doch nur nackte Haut.“, sagte ich schulterzuckend und wischte Rose den kleinen Mund ab. Als ich aufsah, lachte Dean tonlos. Ich lachte auch und stellte wieder einmal fest, wie gerne ich ihn um mich hatte. Er war zwar eher so eine Art 'stille Wasser sind tief'-Mensch, aber gerade das machte ihn in meinen Augen ja so interessant. Alle anderen die ich sonst um mich hatten, redeten viel und Dean hatte selbst vor seinem Unfall nie viel geredet. Dafür hatte er oft tiefgründige Gedanken und zeichnete wunderschöne Bilder. Einmal hatte ich ihn beim Malen überrascht, doch er hatte nicht wie erwartet die Landschaft gezeichnet, die sich vor ihm erstreckte, sondern seine Heimatinsel Ederoi. Die Zeichnung war so detailgetreu gewesen, dass ich das Gefühl gehabt hatte, einfach nur die Hand ausstrecken zu müssen, um das Meer auf dem Bild unter meinen Fingern spüren zu können. Jetzt spürte ich tatsächlich wie meine Finger leicht nass wurden, doch das hatte einen anderen Grund. „Och Rosi! Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein.“ Als Antwort produzierte Rose allerdings nur eine große Speichelblase, ließ sie platzen und sah mich dann aus großen Augen unschuldig an. „Hmm, ist schon klar.“ Als ich gerade dabei war, mich wieder zu verpacken, um Rose die Windeln zu wechseln, wurde Sabo wach und verlangt jetzt sofort nach seiner Mami. Ich erhob mich seufzend und ging zu ihm. Da kam Dean zu mir. 'Lass mich das machen.', gestikulierte er und nahm mir Rose ab. Ich bedankte mich, hob Sabo hoch und setzte mich dann wieder. Dean schien das nicht das erste Mal zu machen, so geschickt wie er sich anstellte. „Hast du das auch immer bei deiner kleinen Schwester gemacht?“ Dean nickte und kam dann mit Rose zu mir. Als er sich mit ihr setzte, sah Rose ihn ehrfürchtig an, doch als er sie dann anlächelte, gab sie ein quietschendes Geräusch von sich und patschte begeistert mit ihrem Händchen auf seinem Hemd herum. „Na, da scheint dich aber einer zu mögen.“ 'Ich find sie auch ganz süß.', erwiederte Dean und grinste mich an. 'Hat dir schon mal jemand gesagt, dass sie dir ähnlich sieht?' „Ach jetzt hör aber auf, sonst werd ich noch rot, du Schmeichler.“ Ich lachte und wandte mich dann wieder meinem Sohn zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)