Der siebte Wächter von ChiChii ================================================================================ Kapitel 14: Nachfolgetest: Bestanden ------------------------------------ Inzwischen waren fast alle Prüfungen geschafft. Es fehlten nur noch Himmel und Nebel. Aber das interessierte Akira im Moment wenig. Sie war im Gegensatz zu den Anderen schon im Morgengrauen aufgebrochen, um die Nebelwächterin zu besuchen. Die Schneewächterin war gerade dabei, die Blauhaarige zu beruhigen, als die anderen auftauchten. Sie sah nur kurz auf, bevor sie leise erklärte: „Sie steht total neben sich. Die Kämpfe haben sie entweder mitgenommen oder ihre Prüfung war so arg.“ Das Mädchen fuhr der Jüngeren sanft durch die Haare, die ihren Kopf auf den Beinen der Wächterin hatte. Es war eindeutig, dass die Gesellschaft sie ein wenig beruhigte. Schweigend lauschte Akira den Worten der Anderen, bis schließlich Kyoko das Wort ergriff: „Würdet ihr draußen warten? Manchmal können Mädchen besser Klarheit verschaffen.“ Die Jungen gaben sich schnell geschlagen und verließen den Raum. Akira strich Chrome immer noch über die Haare. „Geht’s etwas besser?“ „Hahi! Was hat sie denn überhaupt?“, fragte Haru besorgt. „Ich weiß! Wir haben Essen mit, dann geht es ihr sicher besser.“ Schnell breiteten Kyoko und Haru die Sachen aus und auch I-Pin half mit, aber Chrome reagierte nicht. Das Essen half nicht. „Vielleicht hatte Tsuna recht. Wir sollten sie womöglich hier lassen.“ Akira schüttelte den Kopf. „Chrome ist eine Wächterin und wir brauchen sie.“ Sie sah zu der Grünhaarigen und sagte stumm: „Irgendwas stimmt nicht. Chrome gibt nie auf!“ Yuni nickte verstehend und sah auf die Illusionistin. Auch in ihrem Blick lag Sorge. Als sich plötzlich eine Barriere bildete, sah Akira überrascht auf. „Ich sehe nach, was da los ist“, murmelte sie und stand vorsichtig auf. Chrome legte sie behutsam wieder auf die Couch. „Kümmert euch um sie.“ Dann legte die Wächterin die Hand an die Barriere. Roll kam aus der Tasche und ging zu deiner zwischenzeitlichen Besitzerin. Akira hob ihn auf und im nächsten Moment fror der Teil der Barriere ein und zerbrach, als das Mädchen dagegen schlug. „Ihr bleibt hier“, sagte sie noch und verschwand dann. Sofort befand sie sich in eine Illusion. Aber im Gegensatz zu den Anderen befand sie sich an einem Strand und ihr gegenüber stand der Nebelwächter der ersten Generation. „Daemon Spade“, sagte die Wächterin ruhig und setzte sich den Igel auf die Schulter. „Ich hab schon davon gelesen, dass du eine perfekte, grausame Mafiafamilie aus der Vongola machen willst. Versuchst du, das hiermit zu erreichen?“ Der Nebelwächter kicherte. „Du ähnelst Giulia vom Verhalten sehr.“ Akira sah ihn überrascht an. Das hatte sie jetzt nicht erwartet. Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab mit ihr unterhalten. Sie ist eine viel großartigere Frau. Ich unterscheide mich sehr von ihr. Ich hab Alaudes Charakter mit Kyoyas verglichen. Ich liebe den Wolkenwächter, während sie den Himmel wählte.“ Das Mädchen lächelte sanft. „Das ist eine interessante Sicht. Aber es ist immer die Schneewächterin, die meine Pläne verhindert. Du bist der Faktor, der auch dieses Mal stört.“ „Das ist falsch“, meinte Akira lächelnd. „Ich bin nur die große Schwester. Wenn es um die Mafia geht, folge ich dem Boss, dem ich unterstehe. Dabei gibt es keine Unterschiede für mich, ob es grausam oder sanft ist.“ „Ich ziehe meine Aussage nicht zurück.“ Langsam ging Daemon auf das Mädchen zu. Akira wich nicht zurück. „Wenn die Schneewächterin auf den Boss einredet, hat es den meisten Erfolg.“ „Vereisung“, sagte Akira überrascht. „Das ist der entscheidende Faktor, nicht? Man kann einen der beiden Wege einfrieren und damit blockieren.“ „Wenn du es so ausdrücken willst.“ Daemon kicherte erneut. Auf seinem Gesicht war ein breites Grinsen. Akira lächelte und erwiderte freundlich den Blick des Wächters. „Aber es ist egal. Tsuna hat seine Wahl getroffen, er beschützt seine Freunde. Und diesem Willen ordne ich mich unter. Also wenn du was ändern willst, dann fang bei Tsuna an.“ Das Grinsen wich aus dem Gesicht des Nebelwächters, als hinter ihm Tsuna und Gokudera, Yamamoto und Ryohei mit Lambo erschienen. Alle fünf hatten die Illusionen gebrochen. „Ich sagte bereits, dass ich meinem Boss folge“, erklärte Akira lächelnd zu dem Nebelwächter. Die Illusion löste sich auf und der Boden war mitsamt der Stiefel des Wächters eingefroren. Daemon löste sich einfach in Flammen auf und bildete sich neu. Akira drehte sich zu Chrome um. Das Mädchen hatte aus eigener Kraft die Barriere zerstört. Kurz lächelte die Wächterin, dann überließ sie die Jungen das Feld und verließ das Gebäude. Draußen erschienen Giulia und auch Giotto vor ihr. „Du hast mir gezeigt, dass du rein wie der Schnee bist. Du hast auch bewiesen, dass Loyalität, Freundschaft und Liebe bei dir viel Gewicht haben. Ich erkenne dich als würdig für mein Nachfolge.“ Giulia lächelte ihre Nachfolgerin freundlich an. Das Mädchen lächelte. „Danke! Und ich freue mich, dass ich die erste Generation kennen lernen durfte. Es war ziemlich interessant, dass jeder Wächter aus der zehnten Generation dem aus der ersten ähnelte.“ Die Frau sah das Mädchen erstaunt an. „Das ist dir aufgefallen?“ Sie beugte sich zu der Jüngeren hinunter und flüsterte in ihr Ohr: „Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis. Alaude ist eigentlich mein größerer Bruder. Unsere Bindungen zu den jeweiligen Wächtern sind als genau umgekehrt.“ Akira lachte kurz auf. „Das ist Ironie, würde ich sagen.“ Dann sah sie kurz zu Primo. „Tsuna hat schon vor einer ganzen Weile bestanden, nicht wahr? Schon als er den Nachfolgertest für das Amt des Decimo absolvierte.“ „Er hat es nur noch nicht erkannt.“ Primo sah ruhig auf das Mädchen, dann verschwand er in den Flammen, genau wie seine Frau. Aber eine kleine weiße Flamme flog noch in die Vongolaschneebox. „Du hast es geschafft?“ Lal baute sich vor dem Mädchen auf. Sogar obwohl sie kleiner war. Die Wächterin ging in die Knie und lächelte. „Ich mag das Paar. Aber Alaude sieht fast schon besser aus als Hibari.“ Dann stand sie auf, sagte der Arcobaleno sie soll allen Grüße ausrichten und verschwand. „Kyoya, wir müssen los“, meinte Akira lächelnd und warf Hibari einen Apfel zu. Es war wirklich zu einer Tradition geworden. „Du hast die ganze Woche gefehlt. Dafür wirst du noch bestraft.“ „Mit Nachsitzen oder Küssen?“ Das Mädchen grinste amüsiert. Der Wolkenwächter lächelte für den Bruchteil einer Sekunde. „Überleg ich mir noch.“ Das Mädchen ging los. „Pass nur auf, dass Dino nichts herausfindet. Der zieht dich noch damit auf“, sagte die Wächterin seufzend. Manchmal war dieser Mafiaboss echt anstrengend. Der Rest des Weges verlief schweigend. Es war kaum jemand unterwegs, als sie zum Namimori Schrein gingen. Allerdings war das auch kein Wunder. Es war Wochenende und alle würden ausschlafen. Außer man war gerade auf dem Weg zu dem Ort, von dem aus man in die Zukunft reist. „Weißt du, was ich mich frage?“ Hibari sah kurz zu dem Mädchen. „Wieso hat dein Zukunfts-Ich von den Plänen meines Bruders gewusst? Ist doch etwas verwunderlich, denke ich. Immerhin hast du deinen Titel als Wolkenwächter immer noch abgelehnt.“ Der Schüler kniff die Augen leicht zusammen. Missfallen war in seinen Augen, obwohl es immer noch um ihn ging. „Und woher weißt du das?“ Akira lachte verlegen. „Na ja, ich hab ein Zimmer in der Basis, die du in zehn Jahren erbaut hattest. Und unterhalten mit dem älteren Kyoya hab ich mich auch. Ich hab sogar ein paar interessante Sachen herausgefunden.“ „Und die wären?“ Das Mädchen hielt inne. Sie standen gerade vor der Treppe, die zum Schrein führte. „Also... ich weiß, dass dein Zukunfts-Ich meine Schneebox hatte. Er wusste auch über die Flamme bescheid, was aber nicht so ungewöhnlich ist. Anscheinend bist du auch ziemlich reich geworden, ich weiß ja nicht, aus was für einer Familie du kommst, also kannst das Geld auch jetzt schon haben. Ahm... was war da noch? Also du magst Namimori immer noch sehr und auch den japanischen Baustil. Du bist auch viel stärker geworden.“ Ein paar Sekunden später fiel ihr noch was ein. Sie hatte gerade den Fuß auf die erste Stufe gesetzt. „Ich weiß auch, in welcher Beziehung wir in zehn Jahren stehen!“ Dann rannte sie die Treppe hoch, um der Frage zu entgehen, die sicher kommen würde. Die Frage, welche Beziehung das war. Als Akira oben ankam, wartete Hibari bereits dort. „Wie hast du das denn geschafft?“, fragte sie überrascht. Der Schwarzhaarige zuckte nur mit den Schultern. Er würde nicht antworten, anders gesagt. Allerdings kein großes Wunder. Männer gaben ihre Geheimnisse nie bekannt. Nur ein paar Momente später waren sie wieder in Iries Labor. Das mit dem Abgrund daneben nicht gerade sehr einladend wirkte. „Wir sind dann mal weg. Richte den anderen liebe Grüße aus, ja?“, rief Akira lächelnd und wartete nicht einmal auf eine Antwort. Stattdessen dirigierte sie den Wolkenwächter langsam in Richtung Ausgang. „Und wohin gehen wir jetzt?“ Hibaris Stimme war so ruhig wie immer, aber ein genervter Unterton schwang trotzdem mit. Er mochte es eindeutig nicht, wenn ihn jemand herumführte. „Keine Ahnung. Ich will nur den Fragen aus dem Weg gehen, die sicher kommen werden. Immerhin bin ich gestern erst spät nachhause gekommen und heute ganz früh aufgestanden. Meine Mutter macht sich sicher schon Sorgen.“ Seufzend schloss das Mädchen und folgte dann dem Jungen. Aus dem sanften Druck gegen die Schultern, den sie genutzt hatte, um ihn aus dem Lebor zu bringen, ersetzte sie nun gegen Händchen halten. Ziemlich unpassend, wenn man ihre Begleitung bedachte. „Was ist eigentlich mit deiner Familie?“ „Darüber rede ich nicht.“ Mehr kam zu dem Thema nicht mehr. Hibari ging nur langsam durch die Stadt zur Schule. Hier war eindeutig mehr los, als nur ein paar Minuten zuvor und trotzdem zehn Jahre. Akira ging schweigend neben ihm her. Inzwischen wusste sie, wann sie reden sollte und wann nicht. Und das war nicht reden. „Wann denkst du, werden sie hier auftauchen? Irie hatte gesagt, ein paar Stunden. Und wir waren zehn Minuten laut Zeitrechnung weg.“ „Woher soll ich das wissen? Hauptsache die Gegner sind stark.“ Das Mädchen lächelte bei der Selbstsicherheit. „Du bist ganz schön von dir überzeugt. Du erinnerst irgendwie an Squalo. Immer auf den Stolz bedacht.“ Auf den bösen Blick hin, denn die Wächterin sich einfing, entschuldigte sie sich schnell. „Ihr seid also endlich zusammen?“ Dino lächelte bei der Frage. Es war so ein typisches Ich-habs-gewusst-Lächeln. War ja kein Wunder, er stammt aus der Zukunft. „Kein Kommentar zu Außenstehenden“, meinte Akira und grinste den Mafiaboss spöttisch an. Es war amüsant, den Blonden ein wenig zu reizen. „Da fällt mir ein, dass ich eigentlich auf Yuni aufpassen wollte. Ich muss los!“ Akira winkte noch kurz, als sie beim Schultor war und verschwand dann ums Eck. Die Anderen würden wahrscheinlich in der Basis warten, also machte sie sich auf den Weg dorthin. „Entschuldigt! Ich hab Kyoya noch ein Stück begleitet“, sagte Akira entschuldigend, als sie in den Kontrollraum trat. Dort waren bereits alle versammelt. „VOI! Wir mussten sogar Hilfe bei den Bastarden der Varia anfragen!“ Squalo war entweder genervt von seiner Aufgabe oder von der Verspätung des Mädchens. Akira klatschte freudig in die Hände. „Also kommt der Prinz? Das wäre super!“ „Hast du irgendein Schädeltraume? Niemand mag diesen Pseudoprinzen!“ Das Mädchen sah den Schwertkämpfer beleidigt an. „Ich find den Psycho halt lustig. Außerdem verpasst er dir manchmal eine. Dann haben unsere Ohren mal eine Pause.“ „VOI! Was fällt dir eigentlich ein?“ Squalo brachte mit seinem Geschrei die Glasscheiben zum Vibrieren. „Keine Ahnung. Du hast angefangen“, erwiderte die Wächterin ruhig und ließ sich auf einen Sessel fallen. Es war immer noch lustig, mit dem ehemaligen Regenwächter zu streiten. Bis auf die Ohrenschmerzen, die waren unangenehm. „Also Dino ist übrigens bei Hibari. Hilft euch diese Information irgendwie?“ Und dann begann die Planung. Oder eher wurde kurz geredet, dann bekamen alle Hunger. Kaum jemand hatte gefrühstückt und es war fast Mittag. Also auch nicht sehr beunruhigend. Bis der Alarm ausbrach. Akira sah gelassen zu, wie alle losrannten, nahm sich dann einen Apfel und folgte ihnen. Das war nicht sehr unerwartet. Die Grabwächter mussten früher oder später auftauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)