Die Perlenkönigin von Rasp ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Auf einem See erschien eine Gestalt, die aus dem Nebel auftauchte – langsam, auf einem Blatt dahin gleitend. Sie stand aufrecht, die Hände vor dem Körper gefaltet. Als sie sich dem Ufer näherte erkannte man eine Frauengestalt in einem elfenbeinfarbenen Kleid, das mit einem Goldsaum versetzt war. Dazu passend trug sie ein Haarnetz, welches golden und silbern in der aufgehenden Sonne blinkte. An ihrem Handgelenk hing ein kleiner Beutel, aus dem sie eine reinweiße Perle nahm und zwischen den Fingern hin und her tanzen ließ. Ihr Gesicht war ebenmäßig, die tiefblauen Augen strahlten eine besondere Ruhe aus. Obwohl sich kein Wind regte, kam sie dem Ufer immer näher, wie als würde eine unsichtbare Hand das Blatt auf dem sie stand eben dorthin ziehen. Der Nebel hatte sich endgültig verzogen, die Sonne im Hintergrund malte mit warmen Farben einen wunderbaren Sonnenaufgang in den Himmel. Als sie das Ufer erreichte tat sie einen grazilen Schritt nach vorn und stand am Ufer, die Füße von den seichten Wellen umspült. Langsam kam sie näher, die Perle hielt sie immer noch zwischen ihren Fingern, sie glänzte matt in den ersten Sonnenstrahlen. Sie kam ganz nah heran, dann blieb sie stehen und sagte: „Kannst du meine Rätsel lösen und mich damit befreien? Viele haben ihr Glück versucht und sind gescheitert. Willst du es versuchen?“ Auf dem Bildschirm erschienen zwei Felder „Ich bin dein Mann“ und „Was sind die Rätsel“. „Welchen soll ich jetzt nehmen?“, fragte der junge Mann vor dem PC seine kleine Schwester, die im Hintergrund eigentlich mit ihren Barbies gespielt hatte, aber von der Videosequenz angelockt worden war und nun neben ihrem Bruder stand. „Die Rätsel“, sagte die Kleine und der dunkelhaarige Junge klickte auf den entsprechenden Button. „Du willst also auf Nummer sicher gehen?“, lächelte die Frau auf dem Bild und in ihren Augen leuchtete der Schalk auf. „Nun gut, dann will ich dir meine zwei Rätsel verraten, aber nur weil du ehrlich bist.“ Ihr Gesicht wurde ernst und sie atmete einmal tief durch. „Das erste: Du musst erraten welche Farbe meine Haare haben. Das zweite: Was trage ich auf meiner Brust. Ich habe in dieser Welt Hinweise darauf versteckt. Doch denke daran: Du hast nur Zeit, bis sich diese Perle hier schwarz gefärbt hat, ansonsten werde ich weiter auf dem See wandeln müssen und dein Leben wird als Pflanze enden.“ Ihre Hand, an welcher der Beutel hing, deutete auf den Boden rings um den See, auf welchen die verschiedensten Blumen sprossen. „Also mutiger Reisender“, sprach die Frau mit der Perle weiter, „nimmst du meine Herausforderung an?“ Auf dem Bildschirm erschienen wieder zwei Buttons mit der Aufschrift: „Ich wage mein Glück“ und „Ach, ich hab vergessen – ich muss noch eine andere Dame retten.“ Reni, die Schwester, kicherte: „Du nimmst natürlich an“. Er nickte und wollte gerade auf den Button klicken, als seine Mutter nach ihm rief. Er sollte noch schnell Eier und Käse für das Abendessen kaufen. Niklas sah seine Schwester an, seufzte und stand auf. „Ich komme mit“, entschied die Kleine und so geschah es auch. ---------------- Nachdem er die Eier und den Käse und auch einen Lolli für seine Schwester gekauft hatte, machten sich die beiden wieder auf den Weg nach Hause. Plötzlich blieb Reni stehen und starrte nach vorne, den Lolli bewegungslos im Mund. Auch der junge Mann musste stehen bleiben und sah in die Richtung, in die der Finger seiner Schwester zeigte. Und dann wusste er warum sie stehen geblieben war. Auf der anderen Straßenseite, ihnen schräg gegenüber, lief ein Mädchen, das so aussah, wie die Frau am See aus seinem Computerspiel. Sie trug natürlich andere Sachen, ein buntes Kleid, das nur bis kurz unters Knie reichte und rote Ballerinas, aber sie trug auch ein dreieckiges rotes Tuch, wie es Piraten gern unter ihren Hüten trugen, über ihren Haaren, so dass man ihre Haarfarbe nicht erkennen konnte. Nicht ein einziges Härchen war zu sehen. Reni hob den Arm noch einmal um auf das Mädchen zu zeigen, Niklas aber drückte ihn sacht wieder nach unten und lachte: „Aber man zeigt nicht mit Fingern auf wildfremde Leute.“ „Warum denn nicht?“, sagte die Kleine, „Das Mädchen sieht doch genauso aus wie...“ „Pscht, nicht so laut. Ich weiß wie sie aussieht, aber das ist nur Zufall.“ „Glaub ich nicht“, widersprach die Schwester, ließ sich aber weiter ziehen. Nach dem Abendessen war es bereits Schlafenszeit für Reni. Die quengelte, wollte unbedingt, dass ihr Bruder sein Computerspiel weiter spielte. Sie ließ sich erst beruhigen, als er ihr versprach nicht ohne sie weiter zu machen. Da ließ sie sich ins Bett bringen. Doch keine halbe Stunde später, ging leise die Tür zu Niklas Zimmer auf. „Du solltest doch längst schlafen“, sagte er überrascht, als er seine kleine Schwester in der Tür stehen sah. Sie hatte noch ihren kleinen Schlafhasen unter dem Arm und sah ihn mit großen Augen an. „Ich kann nicht einschlafen, ich muss immer an die Perlenkönigin heute auf der Straße denken.“ Niklas seufzte kurz, dann stand er auf, hob seine Schwester auf den Arm und trug sie zu seinem Bett. „Sieh mal, das war nur Zufall, dass das Mädchen heute genauso ausgesehen hat, wie die Perlenkönigin in dem Computerspiel. Spiele sind nicht real, egal wie gut sie sind ------------ Den nächsten Tag in der Schule dachte er regelmäßig an das Spiel, aber auch an das Mädchen, das er mit seiner Schwester auf der Straße getroffen hatte. Bereits zum Frühstück hatte ihn seine Schwester gefragt, ob sie heute Abend das Spiel weiter spielen würden. Er hätte gar nicht nein sagen können. Er war genauso neugierig darauf was alles passieren würde wie seine Schwester. Dabei hatte er es nur aus Langeweile angefangen. So mitreißend hatte er den Text auf der Verpackung gar nicht gefunden. Seine Schwester hatte aber ein sehr überzeugendes Wesen. Kaum war er zu Hause stand seine kleine Schwester vor ihm und sagte: „Du hast aber lange gebraucht“, nörgelte sie. Doch Niklas ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er ging erst in die Küche und nahm sich einen Teller, auf den er Kekse legte, schnappte sich zwei Gläser und eine Flasche Saft und ging dann in sein Zimmer. Der Computer war bereits hochgefahren und seine Schwester saß auf einem Stuhl. „Hast du den ganz allein hier her gebracht?“, fragte Niklas und seine Schwester nickte aufgeregt. Niklas ließ sich seufzend auf seinen Drehstuhl fallen. Er klickte auf das Icon des Spiels, das eine weiße Perle zeigte, die aus einem Beutel kullerte, und schon startete das Programm. Aus dem Lautsprecher drang leise Musik wie das Plätschern eines kleinen Bachs. Durch die verschwommenen Formen auf dem Bildschirm trat die Göttin hervor. „Willkommen zurück“, sagte sie mit ihrer melodiösen Stimme. „Möchtest du ein Abenteuer fortsetzen, oder ein neues beginnen?“ Niklas klickte auf „Fortsetzen“ und fast sofort erschien der See, an dem er den Abend zuvor gespeichert hatte. Die Göttin war verschwunden und die Sonne stand höher am Himmel. Niklas bewegte die Figur langsam am Ufer entlang, doch Reni hibbelte auf ihrem Stuhl herum, es ging ihr nicht schnell genug. Aber Niklas ließ sich davon nicht stören. Er wollte erst mal die Atmosphäre und die Grafik auf sich wirken lassen. Als seine Schwester aber auch noch ungeduldige Laute ausstieß, drehte er die Figur, so dass ein kleines Dorf in Sicht kam, auf welches er sich jetzt zu bewegte. Die Häuser waren klein und aus Holz und manche etwas windschief. Alles sehr idyllisch. Eigentlich zu idyllisch für ein Fischerdorf am Morgen. Hätten nicht eigentlich Menschen da sein müssen? „Geh mal in eine der Hütten“, sagte Reni neben ihm, und deutete auf eine besonders verfallene. Niklas fragte sich warum, ging aber trotzdem hinein. Die Tür quietsche und ließ sich nur schwer öffnen und dann sahen die beiden erst mal nicht viel. Die Grafik war wirklich gut, denn genau wie sich das Auge langsam an die Dunkelheit gewöhnt, wenn es aus dem Licht kommt, so wurde nach ein paar Sekunden auch im Innenraum immer deutlicher sichtbar. Außer einer ziemlich wackelig aussehenden Holzpritsche mit etwas Stroh, erkannten sie nur noch eine Holzkiste, auf der ein Becher stand, dessen Rand bereits angeschlagen war. „Hier kannst du gleich einziehen Fremder“, hörten sie eine Stimme. Die Spielfigur drehte sich um – ein Mann stand vor ihm und sah ihn böse funkelnd an. „Wir kennen solche Jungspunde wie dich, wollen die Göttin retten und bringen nur Unheil über das Dorf.“ Die Spielfigur zuckte mit den Schultern und auf dem Bildschirm erschien ein Auswahlfeld. Darauf stand „Ich weiß nicht was Sie meinen“ und „Sehr freundlich sind Sie aber nicht“. Niklas sah seine Schwester an, die überlegte kurz und deutete auf den ersten Punkt. Niklas klickte und der ältere Mann sah genervt nach oben. „Dann geh auf den Dorfplatz, vielleicht hat eine der Klatschfrauen Zeit dir was zu erzählen, ich hab sie nicht.“ Damit drehte er sich um und ging in Richtung See davon. „Der war aber unfreundlich“, meinte Reni und streckte dem Bildschirm die Zunge raus. „Gehen wir jetzt zu den Frauen?“ Niklas bewegte die Figur bereits in die Mitte des Dorfes, wo er den Marktplatz erwartete. Sehr groß war er nicht, aber es standen immerhin drei kleine Stände darauf, die neben Fisch auch Gemüse anboten. Neben den Ständen am Brunnen standen ein paar Frauen, die sich bei seinem Anblick aber schnell verzogen. „Das ist ja öde“, schmollte Reni neben ihm. „Es soll ja nicht zu einfach sein“, murmelte Niklas. Er dachte darüber nach, was er machen musste um an die Informationen heranzukommen, die er brauchte. „Geh mal zum See, vielleicht ist die Göttin wieder da“, schlug seine Schwester vor. Doch Niklas schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das funktionieren würde. Schließlich war er gerade erst ins Abenteuer aufgebrochen. Aber um seiner Schwester den Gefallen zu tun, drehte er um und ging an den See. Der einzige, der am Wasser stand, war der alte Fischer, der ihn „begrüßt“ hatte. Und der sah ihn nur grimmig an. „Das ist öde“, meinte Reni, rutschte vom Stuhl und ging aus dem Zimmer. Niklas sah ihr kurz nach, zuckte mit den Schultern und spielte weiter. ------------------ Am nächsten Tag beim Frühstück fragte Reni dann aber sofort, ob noch was Spannendes passiert sei. Niklas zuckte mit den Schultern und grinste sie an. „Du bist gemein“, bekam er dann zu hören und seine Schwester zog eine Schnute. „Komm wir gehen raus“, sagte er dann. Sie überlegte nur kurz, dann ging sie mit Als sie die Treppen vor dem Haus heruntergingen, quietschte Reni auf und sprang die letzten Stufen herunter. Sie bückte sich und hob eine Perle auf. „Die hat bestimmt die Perlenkönigin verloren“, jauchzte die Kleine und hielt die Perle in die Sonne. Sie war matt und von einem leuchtenden weiß. Sie trug sie wie einen Schatz vor sich her und wäre beinahe auf der nächsten ausgerutscht. „Ui noch eine“, schnell bückte sie sich und hob die nächste Perle auf. Dieses Mal war es eine schwarze. „Hast du gestern noch weiter gemacht?“, fragte Reni dann. Niklas nickte. „Und?“ „Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mit irgendjemandem reden konnte. Aber ein kleines Mädchen, dem ich geholfen hab ihre Puppe aus dem Wasser zu angeln, hat mir dann die Geschichte von der Perlenkönigin erzählt.“ „War sie so alt wie ich?“, wollte Reni wissen. „Vielleicht ein bisschen jünger und nicht so frech. Auf jeden Fall haben schon viele vor mir versucht die Rätsel zu lösen und sind gescheitert.“ „Das wussten wir schon“, unterbrach sie ihn. Niklas verdrehte die Augen. „Die Perlenkönigin soll schon ewig dort leben und die Rätsel stellen. Vor vielen hundert Jahren soll es mal einem jungen Mann gelungen sein, aber wer das war und was mit ihm passiert ist, weiß keiner mehr. Angeblich soll sein Grab in einem der Wälder rund um den See sein, aber es hat noch keiner gefunden.“ „Dann geh in den Wald“, schlug Reni vor. „Hab ich gemacht und mich fast verlaufen, aber gefunden hab ich nichts und die Perle hat sich auch schon gefährlich dunkel verfärbt.“ Darauf sagte Reni nichts mehr, sondern rannte zur nächsten Perle. Und dann zur nächsten und zur übernächsten. Die Farben kamen immer im Wechsel – eine weiße und eine schwarze. „Die Perlenkönigin muss jetzt arm sein“, stellte Niklas kleine Schwester fest, als sie ungefähr die 20. Perle aufgesammelt hatte. Die 21. Perle lag an einem Baum und neben die Perle war ein kleiner Pfeil aus Zweigen, der auf einen anderen Baum deutete, an dem eine Person stand. Reni bekam große Augen, denn an dem Baum gelehnt stand das Mädchen, das sie noch vor zwei Tagen auf der Straße gesehen hatten. Sie lächelte Reni freundlich an, die mit aufgerissenen Augen und Mund vor ihr stand. „Ich glaub du hast meine Perlen gefunden“, sagte sie leise, aber freundlich, nur auf Reni konzentriert. Die Kleine nickte und steckte die Hände in ihre Taschen und zog sie mit den Perlen wieder heraus. Dabei fielen ein paar auf den Boden, doch das registrierte sie nicht. Sie starrte nur auf das Mädchen das vor ihr stand. Niklas ging auf die Knie um, die Perlen wieder aufzuheben uns stellte sich dann neben seine Schwester. „Ich würde sie dir schenken, wenn du zwei Rätsel lösen kannst.“, sagte die junge Frau. Verunsichert sah Reni zu ihrem Bruder, doch der nickte ihr ermutigend zu. „Was sind das denn für Rätsel?“ „Als erstes musst du mir sagen, welche Haarfarbe ich habe“, sagte die junge Frau, die wieder eine Art Kopftuch trug, wieder auf die Art wie Piraten sie getragen hätten. Dieses Mal war das Kopftuch rot mit kleinen weißen Totenköpfen. Reni sah sie erneut mit großen Augen an. „Kopftuchabnehmen ist übrigens verboten“, sagte die junge Frau ernst. Reni seufzte, wie sollte sie das denn schaffen. Sie blickte wieder zu ihrem Bruder. „Und Hilfestellung auch“, lachte sie. Reni sah angestrengt in die lachenden Augen. Man konnte es regelrecht in ihrem kleinen Kopf arbeiten sehen. Sie wiegte den Kopf hin und her und irgendwann setzte sie sich auf den Boden. „O man, das ist so schwer“, nörgelte sie dann, „wie soll ich das denn ohne Hinweise schaffen?“ „Hinweise gibt es schon, du hast sie bestimmt bloß nicht gesehen“, bekam Reni als Antwort. Sofort stand die kleine auf und umrundete das Mädchen und wirklich am Nacken hatte sich eine einzelne Strähne unter dem Kopftuch hervorgewagt. „Du hast braune lockige Haare“, kreischte Reni auf und freute sich. „Richtig und nun noch das zweite Rätsel“. „Ach mist, das hatte ich vergessen“, schmollte Reni. „Also fertig?“ Auf ein Nicken von Reni fuhr sie fort: „Was trage ich auf meiner Brust?“ „Das sind ja dieselben Fragen wie bei der Perlenkönigin“, wunderte sich die Kleine. Ihr Bruder nickte: „Aber nicht dieselben Antworten.“ „Oh du hast die Rätsel gelöst?“, wunderte sich die Kleine und drehte sich zu Niklas. „Verrat ich dir nicht“, grinste er und Reni verschränkte enttäuscht die Arme. „Du bist gemein. Sag mir wenigstens wie die Haarfarbe war und was sie auf der Brust hatte. Niklas sah noch einmal kurz zu dem fremden Mädchen hinüber. Diese nickte kurz. „Gut, die Perlenkönigin hatte schwarzes langes Haar, als ich das Rätsel löste und trug einen Spiegel auf der Brust.“ „Ein Spiegel ist ja affig“, meinte Reni und wandte sich zu der jungen Frau: „So was hast du aber jetzt nicht und ne Kette trägst du auch nicht. Man.“ Das Grübeln ging wieder los. Unterdessen hatte es sich Niklas auch im Gras bequem gemacht. Das Raten seiner Schwester konnte noch ein bisschen dauern. „Wie heißt du denn eigentlich?“, fragte Reni plötzlich, kurz bevor Niklas weggedöst wäre. „Mariposa“, antwortete das Mädchen, „das bedeutet Schmetterling.“ „Ein schöner Name“, gluckste Reni und dann wurde sie ruhig. „Hast du einen Schmetterling auf der Brust?“ Als Mariposa nickte, strahlte Reni über das ganze Gesicht und als Mariposa auch noch ihr Shrit ein wenig nach unten zog und ein kleines Schmetterlingstatoo zum Vorschein kam, war sie nicht mehr zu halten. Sofort war sie ganz nah heran gerutscht, um ihn sich besser ansehen zu können und dann löcherte sie Mariposa mit Fragen. Auch als Niklas gehen wollte, weil die Eltern mit dem Abendessen warteten, machte sie keine Anstalten aufzustehen. Doch Mariposa erhob sich und begleitete die Geschwister nach Hause. Nachdem sie versprochen hatte am nächsten Tag vorbei zu kommen, durfte sie dann auch gehen. Die Frage, wie es Niklas eigentlich geschafft hatte die „Perlenkönigin“ aufzustöbern, kam erst sehr viel später am Abend, als Niklas seiner Schwester die Endsequenz des Spiels vorführte. ------------------- „Woher ich deine Perlenkönigin kenne? Ganz einfach, sie geht in meine Parallelklasse, aber ich kenne sie aus dem Kindergarten, bevor sie mit ihren Eltern weggezogen ist. Deshalb habe ich sie auch nicht gleich erkannt“, erklärte er, fügte dann aber, als er sah, dass Reni schon wieder 100 neue Fragen stellen wollte, schnell hinzu: „Und jetzt guck auf den Bildschirm, sonst verpasst du noch alles.“ Auf dem Bildschirm war die Perlenkönigin erschienen, mit Nebel umhüllt, der kaum einen Sonnenstrahl auf die Erde ließ. Das Wasser lag dunkel vor den Füßen der Spielfigur. „Nun Abenteurer? Kannst du meine Rätsel lösen? Welche Farbe haben meine Haare?“ Auf dem Bildschirm erschienen mehrere Auswahlmöglichkeiten von denen Niklas „golden wie die Sonne, schwarz wie die Nacht – je nach Tageszeit“ anklickte. Erstaunt zog die Perlenkönigin die Augenbrauen nach oben, bevor sich ein kleines Lächeln in ihr Gesicht stahl. „Du bist gut. Dann kannst du mir bestimmt auch sagen, was ich auf meiner Brust trage.“ Wieder erschienen Auswahlmöglichkeiten und Niklas klickte auf „ein kleiner Spiegel“. Die Perlenkönigin öffnete ihr Gewand soweit, dass der Spiegel zum Vorschein kam. Kaum fiel ein vereinzelter Sonnenstrahl darauf, lichtete sich der Nebel und die Sonne kam komplett zum Vorschein. Die Blumen zu Füßen des Helden verwandelten sich nach und nach zurück in die vielen Mutigen, die versucht hatten die Rätsel zu lösen. Die Perlenkönigin selbst trat ans Ufer, der Glanz um sie verblasste, doch ihr Gesicht strahlte wie die Sonne. Sie war erlöst und konnte als normaler Mensch weiter leben. Geblieben war ihr nur ihr kleines Beutelchen mit den Perlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)