Revival von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ Das Geschenk des Lebens 3 Wochen später Der Spalt betrug vielleicht 5 Zentimeter, was Will jedoch von nichts abhielt. Die Fahrgäste im Inneren des Liftes erschraken zuerst über die plötzlich auftauchende Hand. Die Lifttüren schwenkten wieder zurück und Will betrat mit einem entschuldigenden Lächeln die Kabine. Er betätigte eine der Nummerntasten und wartete bis sich die Tür wieder schloss. Als der Lift startete, warf Will einen Blick nach hinten. Außer ihm wollten noch eine schwangere Frau, ein Greis und ein junger Mann in die oberen Stockwerke. Während die Frau und der Greis Will musterten, schien sich der dritte im Bunde nicht für ihn zu interessieren. Er blickte genervt auf die Nummernanzeige. Scheinbar hatte er es eilig. Will konnte ihn nur zu gut verstehen, den auch er hatte sich spontan freigenommen, um etwas zu überprüfen. Der Mann, der vielleicht Mitte Zwanzig war, stieg bereits zwei Stockwerke später aus. Irgendwie löste er ein seltsames und unsicheres Gefühl bei Will aus. Dieser fand dafür zwar keine Erklärung, wollte aber auch nicht weiter daran denken. Erst als der Mann aus dem Lift getreten war, erkannte Will, dass er einen Anhänger trug. Genau konnte er ihn nicht identifizieren, dennoch kam er ihm bekannt vor. Es war zu spät. Die Türen schlossen sich wieder und der Lift fuhr weiter. Während die Frau bereits als nächstes ausstieg, begleitete der Greis, Will bis in die Sechzehnte Etage. Hecktisches Treiben war zu beobachten, als die beiden den Lift verließen. Will wollte zu einem gewissen ‚Dr. Berk’, stellte sich die Suche allerdings nicht einfach vor. Er entdeckte einen Informationsschalter, welcher zu seinem Bedauern aber unbesetzt war. Also versuchte er anderswo eine Auskunft zu erhalten. Bei den ersten zwei Schwestern versagte sein Glück. Alle waren viel zu beschäftigt und verwiesen ihn an die Information zurück. Bei einer dritten hatte er dann Erfolg und erfuhr, dass Dr. Berk auf Visite war. Sie zeigte in die Richtung eines Ganges, und Will hatte keine andere Wahl als einen Blick in jedes einzelne Zimmer zu werfen. Als er die Hälfte durch hatte, kam der Arzt schließlich aus einem der letzten Räume. „Dr. Berk?“, rief Will, um auf sich Aufmerksam zu machen. Der Arzt drehte sich überrascht um. „Ja, was kann ich für Sie tun?“, fragte er schnell. Will machte große Schritte um schnell bei ihm zu sein. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie bei der Arbeit störe, aber wir haben gestern telefoniert.“, erinnerte er. Der Arzt schien kurze Zeit zu überlegen, bis Will ihm weiterhalf. „Es geht um den Komapatienten.“, half er ihm auf die Sprünge. Dr. Berk nickte wissend. „Stimmt, wir haben telefoniert. Verzeihen Sie, dass ich nachfrage, aber sagten Sie nicht, Sie wären bei der Polizei?“, hakte er nach. Wahrscheinlich aufgrund von Wills Alter. Dieser beeilte sich schnell die Situation richtig zu stellen. „Im Grunde bin ich noch in der Ausbildung, aber es ist wirklich sehr wichtig, dass Sie mir alles über ihn erzählen.“ Der Arzt dachte kurz nach und gab der Schwester, die ihn begleitete ein Handzeichen. „Er liegt in einem anderen Trakt, aber ich werde mir die Zeit nehmen.“, meinte er und bat Will ihm zu folgen. Nach ein paar Metern standen dann beide vor dem gesuchten Zimmer. Dr. Berk betrat es sofort, während Will zögerte. „Kennen Sie ihn persönlich?“, fragte der Arzt nach. Will war sich dessen nicht sicher. „Wer ist er?“, fragte er schließlich. Dr. Berk musste zugeben, dass er den Namen ebenfalls nicht auswendig wusste und trat zum Krankenbett. Er begutachtete eine Liste, während sich Will nun doch hineintraute und den Patienten begutachtete. Es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen. Sein Torso war von Verbänden gepflastert und ein Schlauch erleichterte ihm das Atmen. Ein weiterer diente zur Nahrungsaufnahme. „Der Name des Jungen lautet Bryan Shaw. Er wurde vor drei Wochen eingeliefert. Seine Verletzungen haben zweierlei Herkunft. Zum einen die Stichverletzung, die ihm zugefügt wurde. Sie hat den Rücken verletzt, aber keine Organe beschädigt. Die andere ist eine Gehirnerschütterung. Sie haben sicher den dazugehörenden Zeitungsartikel gelesen.“, entgegnete der Arzt. Will nickte kurz. „Das habe ich. Angeblich soll er sich kurz zuvor in einer Art Bergwerksstollen befunden haben. Was hatte er da zu suchen?“, verstand Will nicht recht. Der Arzt schmunzelte ein wenig. „Das herauszufinden ist wohl mehr Ihre Angelegenheit. Oder besser gesagt die, Ihrer Kollegen.“, schien er Will nicht ganz ernst zu nehmen. „Natürlich, ist es das. Hat sich sein Zustand bisher verbessert? Oder ist er gar schlechter geworden?“, wurde Will nun sachlicher. Der Berk studierte wieder das Krankenblatt. „Weder noch. Seine Genesung scheint nur sehr langsam voranzugehen. Seine Stichwunde ist zwar noch sichtbar, aber größtenteils geheilt. Sein Gehirn hat zwar etwas abbekommen, dennoch müsste er bereits Fortschritte zeigen. Ich spekuliere, dass es am Patienten selbst liegt. Er scheint nicht genug Lebenswillen in sich zu tragen. Das mag zwar vermessen klingen, aber solche Menschen behandle ich des Öffteren. Aber… entschuldigen Sie, dass ich diesen Verdacht äußere… der junge Mann ist nicht der, den Sie suchen, oder?“ Damit überraschte der Arzt Will zusehends. Dieser schüttelte den Kopf und betrachtete Bryan weiter. „Ich weiß nicht was dem armen Kerl widerfahren ist, aber ich glaube, dass jemand bei ihm war, den ich gut kenne.“, antwortete er. Dr. Berk schien zu verstehen. „Es wurden leider nur er und ein Mädchen eingeliefert. Wenn sich tatsächlich noch mehr Personen in diesem Stollen aufgehalten haben, wurden sie darin begraben.“, sagte er so vorsichtig wie möglich. Will presste die Lippen zusammen. Diese Antwort schien er nicht hören zu wollen. „Ich gebe zu, dass es einen privaten Hintergrund hat, warum ich diesen Fall untersuche. Mein Bekannter, dieser Bryan und dieses Mädchen haben etwas miteinander zu tun. Laut den Behörden gab es vor drei Wochen ein Erdbeben, was den Stollen zum Einsturz gebracht hat, aber…“ „Aber dafür gibt es keine Aufzeichnungen.“, schnitt ihm der Arzt das Wort ab. Will nickte beträchtig. „Wenn ich an die Stichwunde denke, erscheint es mir plausible, dass jemand den Einsturz absichtlich heraufbeschworen hat. Man wollte den Jungen, das Mädchen und Ihren Bekannten anscheinend beseitigen. Aber ich bin Arzt und kein Polizist. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits erahnte. „Ich möchte mit dem Mädchen sprechen. Wie geht es ihr?“, fragte Will wie aus der Pistole geschossen. Der. Berk seufzte. „Ihre Verletzungen waren nur oberflächlich. Allerdings scheint sie einen Schock davongetragen zu haben. Ihre Kollegen waren kurze Zeit nach ihrer Einlieferung hier und haben sie befragt. Ohne Ergebnis. Sie hat bis heute kein Wort mehr gesagt. Ich glaube nicht, dass sie Sie empfangen wird.“, machte er Will keine großen Hoffnungen. Dieser winkte ab. „Sagen Sie mir bitte nur ihre Zimmernummer.“, bat er. Dr. Berk nickte verständnisvoll und nannte sie ihm. Will bedankte sich für seine Zeit und für seine Auskünfte. Der Name des Mädchens war Emma, und sie war in einem der oberen Stockwerke untergebracht. Will bestieg abermals den Lift und betrat die neue Etage. Die Nummern der Zimmer waren gut überschaubar und so fand Will das richtige bereits nach kurzer Zeit. Obwohl die Tür offen stand, klopfte er. Als niemand antwortete betrat er leise den Raum und sah sich um. Nur eines der Betten war belegt. Darin lag ein hübsches, brünettes Mädchen, zirka so alt wie Will selbst. Ihre Augen waren geöffnet, doch sie würdige Will keines Blickes. Dieser tastete sie mit seinen Augen systematisch ab. Sie schien tatsächlich nicht ernsthaft verletzt zu sein. „Hallo… mein Name ist Will Shepard.“, stellte er sich höfflich vor. Emma reagierte nicht. Will erinnerte sich an den Schock und setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand. „Ich bin Polizist.“, begann er. „Allerdings bin ich mehr daran interessiert was passiert ist, als meine Kollegen. Ich glaube, dass jemand den ich kenne, auch in diesem Stollen war. Sie… Du musst mir sagen was an diesem Tag passiert ist.“ Emma schwieg. Will seufzte und redete weiter. „Ich habe es erst in der Zeitung gelesen. Dieser alte Stollen ist aus irgendeinem Grund eingestürzt. Du sollst diesen Bryan gerettet haben und mit ihm noch rechtzeitig rausgekommen sein. Bryan Shaw liegt im Koma und es ist fraglich ob er je wieder aufwacht.“ Emmas Reaktion war immer noch Null. Will ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Die Rettungskräfte haben sich einen Weg hineingebannt. Sie… haben eine Leiche gefunden und sie als einen gewissen Jason Walsh identifiziert. War er dein Freund?“ Nun bemerkte Will ein heftiges Zucken in Emmas Gesicht. Er erzielte Fortschritte, und redete deshalb unbeirrt weiter. „Wenn das der Fall ist, tut mir sein Tod ehrlich Leid. Die Behörden vermuten noch weitere Tote, konnten aber nicht weiter vordringen. Der Name meines Bekannten ist Connor. Ich habe mich erkundigt, er besucht dieselbe Universität wie du. War er an dem Tag bei dir?“, stellte Will nun seine wichtigste Frage. Emma Lippen bewegten sich aber kein Stück. Will unternahm einen weiteren Versuch, bis er knurrend aufstand. Er drehte sich um und wollte den Raum verlassen, als Emma zu sprechen begann. „Er… ist wahrscheinlich auch tot.“, sagte sie mit fester Stimme. Will sah sich an und trat zu ihr. „Nein!“, sagte er streng. Er versuchte sich zu beruhigen und setzte sich wieder. „Er… er ist stark. Er hätte sowas bestimmt überlebt. Er besitzt… wie soll ich es ausdrücken…“ „Ein Amulett.“, half ihm Emma auf die Sprünge. Sie zeigte weiterhin keine Reaktion. Nur ihre Lippen bewegten sich. Will wollte wissen welche Kenntnisse Emma tatsächlich hatte. „Was ist an diesem Tag passiert? Bitte erzähl es mir.“, verlangte er. Emma brauchte etwas, bis sie beginnen konnte, und Will akzeptierte das. „Ich bin dafür verantwortlich. Es ist meines Schuld, dass jetzt alle tot sind.“, sagte sie schwach. Sie begann zu weinen und Will konnte sich ohrfeigen. Dennoch bestand er, dass sie weitererzählte. „Wer sind alle?“, wollte er wissen. Emma stockte. „J… Jas… Connor…. und… Kevin.“ Als sie den letzten Namen aussprach war ihr Schmerz sogar körperlich zu erkennen. Ihre Augen zogen sich zusammen und dicke Tränen ergossen sich über ihre Wange. Will hörte auf seinen Bauch und ergriff Emmas Hand. Das schien tatsächlich ein bisschen zu helfen. Weinend erzählte sie weiter. Kevins Schwester… sie hat mich gezwungen sie zu begleiten. Wenn ich nicht gewesen wäre, wären alle noch am Leben.“, schluchzte sie. Will schien das aber nicht hören zu wollen. „Connor ist nicht tot. Wenn du weißt, was ein Amulett ist, dann….“, versuchte er zu erklären. Emma schien das anders zu sehen. „Das hat ihm auch nichts genützt. Es ist höchstens Schuld an seinem Tod. Ohne diese dummen Steine wäre alles besser.“, sprach sie mit zittriger Stimme. Will überlegte seine nächsten Schritte. „Dieser Bryan hatte eine Stichwunde. Von wem wurdet ihr angegriffen?“, fragte er energisch. Emma schluckte bevor sie den Namen aussprach. „Baal.“, erwiderte sie. Sie schien diesen Namen regelrecht auszuspucken. Für Will war dieser Name neu, aber für Emma schien er etwas Schlimmes darzustellen. „Wer ist dieser Baal?“, hakte Will nach. Emma warf ihren Kopf auf das Kissen. „Er ist der Teufel.“, antwortete sie. Das half Will nicht wirklich weiter. „Es tut mir wirklich Leid um deine Freunde, aber dennoch glaube ich, dass Connor noch am Leben ist. Wie stehts mit diesem Baal? Und was ist mit der Schwester, die du erwähnt hast?“ Emma sah ihn nun zum ersten Mal in die Augen. „Wenn Kevin, Jas und Connor tot sind, müssen sie folglich noch leben.“, sagte sie ruhig. Will holte tief Luft. Er hätte Emma gerne geholfen, was sollte er unternehmen? Wenn ihre Freunde wirklich getötet wurden… . Aber was war mit Connor? Will wollte nicht akzeptieren, dass er tot war und beschloss weitere Nachforschungen anzustellen. Er erhob sich und sah Emma noch mal an. „Ich werde wiederkommen.“, provezeite er. Emma nahm das ohne Regung zur Kenntnis. Will legte noch seine Visitenkarte auf den Stuhl, die seine Adresse und Telefonnummer enthielt. Dann verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Er fuhr mit dem Lift ins Erdgeschoss und ließ das Krankenhaus hinter sich. Er stieg in sein Auto und fuhr los. Die Sache mit Baal hatte ihm zu denken gegeben. Es war der Name eines alten Gottes. Trug er vielleicht ein Amulett? Falls ja, musste Will etwas abholen, was er vor langer Zeit in einem alten Schrank verstaut hatte. Viel Schreckliches war geschehen. Kevin war gezwungen gewesen gegen Jas anzutreten und ihn zu töten. Während sein und Connors Schicksal noch ungewiss war, war es Emma gelungen Bryan aus der Höhle zu schleppen. Als sie zu sich gekommen war, überblickte sie sofort ihr Umfeld. Bryan und Jas lagen bewusstlos in ihrer Nähe. Sie kroch zuerst zu Jas und wollte ihn wecken. Sie wurde kreidebleich, als sie feststellte, dass er nicht mehr atmete. Das erste Mal hatte sich bei Wills Besuch geweint. Zuvor hatte sie keine Gelegenheit. Nur ein starkes Beben riss das Mädchen aus seiner Trance. Staub rieselte von der Decke, und ein lautes Knarren war zu vernehmen. Der Stollen drohte unweigerlich einzustürzen. War das das Werk von Baal und Claire? Hatten sie nicht schon genug angerichtet? Um zu verhindern, dass sie selbst unter den Trümmern begraben wurde, versuchte Emma bei klarem Verstand zu bleiben. Sie wollte Jas mitnehmen, sah dann aber zu Bryan. Sie fühlte seinen Puls und stellte fest, dass er noch atmete. Bryan gehörte im Grunde zu Baal, dennoch war er zuletzt nicht ihr Feind gewesen. Da sie nur einen von beiden tragen konnte, war sie gezwungen Jas zurückzulassen. Das war wohl das schwerste, was sie je tun musste. Die Ärzte sagten ihr später, sie habe das richtige getan, da Jas bereits tot war. Sie erinnerte sich an Wills Worte. Entweder wurden Kevin und Connor von Baal erledigt, oder sie wurden in der Höhle begraben. Emma besaß nur einen Grund, für ihre Stärke. Innerlich hoffte sie auch noch, dass die beiden lebten. Kevin war stark, das wusste sie. Vielleicht war es ihm gelungen Baal doch noch zu besiegen und aus der Höhle zu entkommen. Aber warum hatte er sie dann nicht gerettet? Und wer war für Jas´ Tod verantwortlich? Auf dem Weg in seine Wohnung fuhr Will an einem rustikalen Hochhaus vorbei. Verschiedene Firmen hatten darin ihre Büros. Will ahnte nicht, dass es eine wichtige Spur zu Connor enthielt. Genaugenommen beinhaltete es sämtliche Antworten, die er suchte. Nachdem Baals altes Versteck ‚geopfert’ wurde, war Claire in das Hochhaus zurückgekehrt. Zuerst dachte sie Baals großartiger Plan wäre fehlgeschlagen. Jas war tot und Bryan auch. Dann erfuhr sie, dass Bryan doch überlebt hatte. Sie dachte an Eve und ihre Hoffnung wuchs. Als wenige Tage später der sechste Patak eintraf, konnten die Karten neu gemischt werden. Bryan würde sich erholen und für Jas musste sich auch eine Lösung finden lassen. Eve hatte sich für die nächsten Tage angemeldet und Baal war auch zurückgekehrt. Er studierte Tag und Nacht alte ägyptische Schriftrollen. Er wollte unbedingt einen Ersatz für Jas finden. An diesem Nachmittag kam er aus seinem Zimmer heraus, was sonst nur selten vorkam. Claire begrüßte ihn respektvoll. „Gibt es etwas Neues?“, fragte sie sanft. Baal schüttelte missmutig den Kopf. „Nichts. Die einzige Option wäre Harendotes Seele aus der Unterwelt zurückzuholen. Doch selbst dafür muss erst eine Lösung gefunden werden.“, berichtete er. Claire nickte verständnisvoll. Baal machte ein paar Schritte um in den benachbarten Raum zu blicken. Auf den ersten Blick konnte man denken, es handle sich um ein Patientenzimmer im Krankenhaus. Der Patient schlief in einem Bett und war an Geräte angeschlossen. „Keine Veränderung.“, beeilte sich Claire zu sagen. Baal seufzte. „Es war ein schwerer Rückschlag. Zumindest sind unsere Feinde ausgelöscht, wodurch wir ungestört operieren können.“, meinte er und Claire stimmte zu. „Was soll ich als nächstes unternehmen?“, fragte sie förmlich. Baal überlegte kurz. „Im Moment können wir nicht viel tun. Sieh einfach nach Bryan. Sein Zustand muss sich irgendwann bessern.“, befahl er. Claire versprach, sofort nach ihm zu sehn. Will schreckte zurück, als ihm plötzlich etwas ins Gesicht geworfen wurde. „Du bist heute mit der Wäsche dran.“, sagte sein Mitbewohner streng. Will lächelte verlegen. „Tut mir Leid, aber ich bin echt in Eile.“, versuchte er sich herauszureden. Sein Mitbewohner schien nicht darauf reinzufallen. „Heute ist dein freier Tag, deine Ausrede zieht also nicht.“, ließ er ihn auflaufen. „Trotzdem…“, behaarte Will darauf. Sein Gegenüber stutzte. „Etwas neues von deinem Cousin?“, zeigte er Anteilnahme. Will wollte sich nicht festlegen. „Ich war im Krankenhaus. Zwei seiner Freunde sind dort eingeliefert worden. Einer liegt im Koma, weswegen ich von ihm nichts erfahren konnte. Das Mädchen hat mir zwar weitergeholfen, aber ich muss weiterforschen.“, erklärte er hastig. Sein Mitbewohner nickte verständnisvoll. „Also gut, ich übernehme die Wäsche diese Woche noch mal.“, nahm er ihm die Arbeit ab. Will klopfte ihm dankbar auf die rechte Schulter und verschwand in seinem Zimmer. Es war zwar nicht sonderlich groß, oder luxuriös, aber Will fand es gemütlich. Auch von Ordentlichkeit hielt er nicht fiel. Diesmal verfluchte er sie allerdings. Er war auf der Suche nach einem Geschenk, dass er vor langer Zeit erhalten, jedoch schon lange in einem Schrank verstaut hatte. Er warf seine Klamotten einfach zu Boden und kramte in den untersten Fächern herum. Bald hielt er eine alte Schuhschachtel in den Händen, aus der er eines der berüchtigten Amulette fischte. „Brauch ich dich also doch noch.“, sprach Will mit dem toten Gegenstand. Er betrachtete ihn argwöhnisch und hing ihn sich schließlich um den Hals. Er verbarg ihn zusätzlich durch sein Hemd wollte sich bereits wieder auf den Weg machen. Sein Mitbewohner stoppte ihn jedoch. In seiner rechten Hand hielt er den Telefonhörer. Will atmete schwer und versuchte den Anrufer schnell abzuwimmeln. „Ja, hallo?“, fragte er eiligst. Zuerst ließ sich der Anrufer mit dem Antworten Zeit. „Du warst bei Bryan und Emma?“, fragte er schließlich. Will stutzte. „Mit wem spreche ich?“, wirkte er nun interessierter. Der Anrufer hatte offensichtlich seine Stimme verstellt, aber dennoch konnte Will etwas Vertrautes in ihr finden. „Die Sache ist viel zu gefährlich. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.“, sagte sie. Will war jedoch nicht der Typ der sich durch eine einfache Warnung abhalten ließ. „Ich bin auf der Suche nach jemandem.“, erwiderte er schließlich. Der Anrufer brummte kurz. „Ja ich weiß, wen du suchst. Deinem Cousin geht es gut, es ist nicht nötig dich weiterhin in Gefahr zu begeben.“ Will verschlug es die Sprache. „Wer sind Sie? Woher wissen Sie von Connor?“, fragte er, brach dann aber ab. Der Anrufer hatte bereits aufgelegt. „Ist wohl besser ich frage nicht nach.“, meinte sein Mitbewohner, der unfreiwillig gelauscht hatte. Will wünschte ihm noch einen schönen Tag und verließ die Wohnung. Eigentlich hatte er vorgehabt den Stollen zu überprüfen, ob dieser noch weitere Hinweise enthielt. Nun war er jedoch auf eine neue Spur aufmerksam gemacht worden. Dieser Unbekannte wusste offenbar sehr viel über die Angelegenheit. Noch interessanter war, dass er sagte Connor wäre am Leben. Durch Emmas Erzählung war Wills Hoffnung bereits abgeklungen, doch nun war er sich sicher, dass sein Cousin noch am Leben war. Er musste herausfinden, wer der mysteriöse Anrufer war und wie viel er wirklich wusste. Es fiel Emma alles andere als leicht aus ihrem Bett aufzustehen. Sie schlüpfte in die Sandalen, die ihr von einer Schwester gebracht wurden und torkelte aus dem Zimmer. Das Auftauchen von Will hatte nicht wirklich etwas verändert. Aber es tat irgendwie gut, dass noch jemand glaubte, dass Kevin und Connor nicht so einfach sterben konnten. Dann war Emma eingefallen, dass Kevin bereits einmal die Unterwelt verlassen konnte. Neuer Mut und neue Hoffnung waren in ihr aufgeflammt. Sie wollte jetzt unbedingt mit Bryan reden. Er war der einzige, der wusste was wirklich passiert war. Man hatte ihr erzählt, er würde im Koma liegen, doch Emma ließ sich von nichts abbringen. Notfalls würde sie Tag und Nacht an seinem Bett wachen um Antworten zu erhaschen. Sie fühlte sich noch etwas schwach auf den Beinen, ließ sich aber trotzdem von keinem helfen. Sie fuhr ein paar Stockwerke nach unten und fragte an der Information nach Bryans Zimmernummer. Sie bedankte sich und schritt weiter. Bald hatte sie das richtige erreicht und entdeckte Bryan, der an verschiedene Gerätschaften angeschlossen war und schlief. Sie ging zu ihm und beugte sich über ihn. Sie wollte ihn bereits verfluchen, bis ihr einfiel, dass auch er jemanden verloren hatte, den er liebte. Sie rüttelte an seinem Arm, doch nichts half. Sie setzte neben ihn und starrte ihn hypnotisch an. „Verdammt, mach deine Augen auf!“, dachte sie wütend. „Ich wusste nicht, dass ihr zwei so gute Freunde seid.“, sagte nun jemand. Emma wendete ihren Kopf und starrte zur Tür. Claire betrat das Zimmer ruhig und unschuldig. „Blumen habe ich leider keine mitgebracht.“, schien sie sich noch über Emma lustig zu machen. Emma stand auf und rannte auf Claire zu. Diese hatte das anscheinend erwartet und streckte ihre Hand aus. Sie schien ihre Kräfte zu benutzen, denn Emma sank zusammen und ging zu Boden. „Warum…“ sagte sie schwach. Claire sah sie fragend an. „Warum ich hier bin? Warum ich nicht auf eurer Seite bin? Warum das alles geschieht? Drück dich doch einfach genauer aus.“, schlug sie vor. Emma sammelte alle vorhandenen Kräfte, die sie noch besaß. „Warum… hast du Jas getötet?“, fragte sie fordernd. Claire verzog eine Meine und hob die Hände. „Tut mir Leid, da bist du falsch informiert. Derjenige, der Jas getötet hat… war mein Bruder.“. verriet sie. Emma nahm es zuerst nicht ernst. „Lüg nicht.“, schnauzte sie das Mädchen an. Claire seufzte. „Glaub es, oder glaub es nicht. Als ich Jas und meinen Bruder gefunden habe, lag Jas tot in seinen Armen.“, erwiderte sie. Emma ging nicht darauf ein. „Wo ist Kevin?“, fragte sie schließlich. Auf diese Frage schien Claire bereits gewartet zu haben. „Er ist tot. Er hat die Pläne meines Gottes vereitelt, weswegen ich ihn getötet habe.“, antwortete sie. Emma zuckte zusammen. Konnte sie Claire wirklich glauben? „Konntest du den wirklich deinen eigenen Bruder töten?“, fragte sie herausfordernd. Claire schien eiskalt zu sein. „Warum nicht. Er hat es ja auch geschafft seinen besten Freund zu töten.“, wollte sie Emma scheinbar provozieren. Diese unternahm einen Versuch aufzustehen, welcher aber misslang. „Ich bin nicht wegen dir hier. Auch habe ich es nicht nötig dich zu beseitigen. Du bist als einzige übrig und somit keine Gefahr mehr. Ich wollte nur mal nach Bryan sehn. Wir brauchen ihn noch. Scheinbar schläft er noch ein bisschen, aber Baal hat Zeit. Ja, du hast richtig gehört. Er lebt nach wie vor.“, lächelte sie und verließ das Zimmer. Kaum war sie weg, wurde Emma von ihrer Starre befreit. Sie rannte auf den Gang, doch Claire war verschwunden. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Mit wem konnte sie jetzt noch reden? Dann kam ihr die rettende Idee. Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und wählte Wills Nummer, welcher auf der Visitenkarte zu finden war. Will war noch nie so froh über die Möglichkeiten der Polizei wie an diesem Tag. Ein Problem an sich war Wills Ausbilder. Er war überaus korrekt und würde Will nicht behilflich sein, selbst wenn er es wollte. Er bezeichnete sich selbst als ‚von der alten Schule’ und würde die Polizei nie für seine privaten Zwecke missbrauchen. Da Will nicht wusste, an wen er sich sonst wenden sollte, beschloss er den Computer einfach ohne Erlaubnis zu benutzen. Das war nichts Ungewöhnliches. Wenn jemand kam und nachfragte, würde sich Will schon eine passende Ausrede einfallen lassen. Er hatte zuerst daran gedacht, einfach die Telefongesellschaft anzurufen, aber so einfach rückten diese keine privaten Daten heraus. Zumindest nicht ohne Beschluss. Zum Glück war die Telefonnummer auf dem Display erschienen und Will hatte sie sich eingeprägt. Er hoffte sehr über den Computer etwas herauszufinden, vor allem da er die Rückruftaste gedrückt hatte, aber niemand rangegangen war. Will betete, dass es sich nicht nur um eine Telefonzelle handelte. Doch sein Beten wurde erhört und er staunte nicht schlecht, als er las, dass er Anschluss dem Krankenhaus gehörte, in dem er erst vor zwei Stunden war. Das war logisch. Jemand hatte Will beobachtet und wollte nicht, dass er weiter herumstocherte. Es wusste also noch jemand im Krankenhaus bescheid. Doch wer war dieser unbekannte Anrufer? Es gab über hundert Leute, die den Apparat im Hospital benutzt haben konnten. Will schien in einer Sackgasse zu stecken. Er würde niemals herausbekommen wer ihn kontaktiert hatte und dieser jemand hatte das Krankenhaus mit Bestimmtheit bereits wieder verlassen. Wenn es allerdings stimmte, was man ihm sagte und Connor wirklich noch am Leben war, würde er unter allen Umständen weiterforschen. Doch wo sollte er als nächstes Ansetzen? Er verließ die Dienststelle wieder und beschloss vorerst in seine Wohnung zurückzukehren. Dann klingelte sein Handy. „Ja?“, fragte er aufgeregt und hoffte inständig, dass es sich um den unbekannten Anrufer handelte. Dies war nicht der Fall, aber er wurde auch nicht enttäuscht. Es überraschte ihn sichtlich Emmas Stimme zu hören. So schnell hatte nicht erwartet wieder mit ihr zu sprechen. „Ich… ich brauche deine Hilfe.“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich werde tun, was in meiner Macht steht.“, erwiderte er freundlich. „Also… Kevins Schwester war vorhin im Krankenhaus.“, stotterte sie. Will hob seine Augenbrauen. „Diese Claire? Die angeblich Baal dienen soll?“, hakte er nach. Emma bestätigte es ihm. „Was wollte sie? Und noch wichtiger: Was hat sie gesagt?“ Nun zögerte Emma. „Also… sie sagte sie wolle nur nach Bryan sehen. Und sie sagte…“ Will hörte nun, dass sie zu weinen anfing. „Dass Kevin tot sei.“, schluchzte sie in den Hörer. Will dachte fieberhaft nach. Konnte diese Claire ihn angerufen haben? Die Stimme klang eher männlich, außerdem was hätte sie für ein Motiv? „Was hat sie über Connor gesagt?“, fragte er stürmisch. „Ich… ich hab nicht gefragt.“, gab Emma zu. Will wollte sie bereits anschreien, konnte sich aber noch zurückhalten. „Ich komme ins Krankenhaus. Erzählst du mir dann genau was vorgefallen ist?“, fragte er zart. Emma versprach es ihm und Will startete den Motor. Baals Rückkehr Zum weiten Mal an diesem Tag betrat Will das Krankenhaus. Diesmal war sein Ziel klarer und er steuerte auf das Zimmer von Emma zu. Es überraschte ihn sichtlich, als er diese nicht vorfand. Immerhin hatten sich die beiden verabredet. Er schritt hinaus auf den Gang und sah sich um. Sollte er warten, oder sie lieber suchen? Erst dann kam es ihm in den Sinn, dass das Zimmer auch eine Terrasse besaß. Emma war also aufgestanden und an die frische Luft gegangen. Hatte ihr Will mit seinem Besuch neuen Mut verschafft? Will näherte sie sich ihr. Sie schien ihn bis jetzt nicht bemerkt zu haben. Sie hatte in letzter Zeit viel durchmachen müssen, was ihr Gesicht widerspiegelte. Dennoch hatte es etwas sanftes und weiches an sich. Emma drehte sich zu Will um und lächelte ihn an. Will verlor sich für einen Moment in ihren Augen. „Also… ich bin wieder zurück.“, sagte er dann verlegen. Emma bat ihn sich zu setzen. „Leider haben wir beide unsere Chance verpasst. Claire ist bereits wieder weg.“, seufzte Emma. Will nickte kurz. „Du sagtest, sie wäre nur gekommen, um nach Bryan zu sehen?“, hakte er nach. Emma bejahte. „Ja, obwohl wahrscheinlich sie es war, die ihm die Verletzung zugefügt hat.“ Will überlegte kurz. „Dann verstehe ich das nicht. Ist er nicht ihr Feind?“, wollte er mehr erfahren. Emma konnte weder ja noch nein sagen. „Zuerst waren sie Verbündete. Aber man kann auch nicht sagen, dass er einer von uns war. Claire hat seine Freundin in Baals Auftrag beseitigt. Also hat er sich uns angeschlossen und wurde wohl ‚bestraft’. Aber so wie ich die Sache verstanden habe, hat Baal vor langer Zeit Kinder zu sich geholt und ihnen irgendwelche Kräfte verliehen. Kevin nannte sie Patak oder so ähnlich.“, verriet sie. Will sah jetzt klarer. „Das heißt Baal braucht Bryan noch. Aber wofür?“ Emma konnte ihm leider keine klare Antwort geben. „Er und auch Kevin erwähnten ein ‚Revival-Projekt’. Es gibt 6 von Bryans Sorte. Claire ist ebenfalls eine Patak und auch Jas war…“ Emma versuchte sie zusammenzureißen. „Mit anderen Worten, dieser Baal benötigt Bryan und die anderen noch für seine Pläne. In diesem Fall habe ich bereits einen Plan entwickelt.“, erzählte er. Emma sah ihn verwundert an. „Einen Plan?“, hinterfragte sie misstrauisch. Will grinste. „Claire kommt doch nur hierher, um nach Bryans Fortschritten zu sehn, oder? Entweder warten wir, bis sich sein Zustand wirklich bessert, oder… Bryan wacht noch heute aus seinem Koma auf.“, meinte er. Emma verstand ihn zuerst nicht. Dann ging ihr aber ein Licht auf. „Du meinst wir sollen sie täuschen?“, fragte sie verblüfft. Will bejahte. „Wenn sie erfährt, dass Bryan wach ist, wird sie kommen, um ihn zu holen. Sie wird direkt in eine Falle tappen.“, verriet er. Zuerst gefiel Emma der Plan, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. „Du bist wahnsinnig! Du kennst Claire überhaupt nicht. Sie ist stark, sie wird sich rächen und dich töten!“, sagte sie eindringlich. Will war anderer Ansicht. Nach kurzem Zögern, zeigte er Emma sein Amulett, welches er unter seinem Hemd versteckt trug. Emma hielt sich die Hand vor den Mund. „Du… auch?“, fragte sie entsetzt. Dann betrachtete sie es genauer und wurde stutzig. Will war dies nicht entgangen. „Es ist ein Fake. Aber es erfüllt seinen Zweck.“, versicherte er. Emma verstand nun gar nichts mehr. „Dieses Amulett sieht brandneu aus. Außerdem befinden sich keine Schriftzeichen darauf. Woher hast du es?“, schien sie interessiert. Will überlegte, wie viel er ihr verraten konnte. „Es… ist gewissermaßen eine Eigenproduktion. Mehr möchte ich dir im Moment nicht verraten, bitte respektiere das. Aber ich verspreche dir, dass es mir die Stärke verleihen wird, um meine Gegner zu besiegen. Egal, wer dieser auch ist.“ Dann begann Will Emma von dem Anruf zu erzählen. Als diese hörte, dass Connor womöglich noch am Leben war, schöpfte sie auch für Kevin neue Hoffnung. „Der Anruf kam aus diesem Krankenhaus. Ich nehme nicht an, dass du jemand verdächtiges bemerkt hast?“, fragte er, ohne sich etwas zu erhoffen. Emma musste verneinen, interessierte sich aber auch brennend für den Unbekannten. „Was unternehmen wir weiter?“, fragte sie gespannt. Will dachte nach. „Leider wissen wir nicht, woher Claire ihre Informationen bezieht. Ich nehme an, sie hat einen der Ärzte oder eine Schwester gebeten ihr Bescheid zu sagen, wenn sich Bryans Zustand bessert. Ich werde mich umhören.“, versprach er. Emma lächelte ihn dankbar an. „Was kann ich tun?“, fragte sie dann. Will wehrte ab. „Schon gut, du bist noch geschwächt. Ruh dich aus.“, meinte er. Das war anscheinend nicht die Antwort, die Emma hören wollte. „Unsinn! Ich will über Kevin und Connor genauso Bescheidwissen wie du!“, warf sie ihm an den Kopf. Will gab sich geschlagen, und bot Emma an ihn bei den Befragungen zu begleiten. Das Krankenhaus war kreisförmig angelegt worden. Im Inneren wurde ein Park angelegt, welcher für die Patienten als Erholung dienen sollte. Von der anderen Seite des Krankenhauses konnte man prima in das Zimmer von Emma sehen. Auch in den unteren Etagen gab es Möglichkeiten Bryan zu beobachten. Der Spion seufzte ärgerlich. Er kannte Will und hätte eigentlich wissen müssen, dass er ihn mit einem Anruf nur noch mehr aufstocherte. Aber das war nicht das Einzige, worüber es sich aufregte. Natürlich war ihm Claires kleiner Besuch nicht entgangen. Nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte, hatte er sich an ihre Fersen gehäftet. Er wusste nicht, ob sie ihn bemerkt hatte, aber sie teleportierte sich unerwartet fort. Er hatte die Teleportation bereits selbst trainiert, war aber daran gescheitert. Er hatte die einzige Spur verloren, die er hatte. Will schien nun selbst einen Versuch zu starten mehr herauszufinden. Er trug zwar ein Amulett, trotzdem kannte er die Gefahr nicht. Er war nie gegen einen gleichstarken Gegner angetreten, soweit sich der Spion erinnerte. Ein weiteres Rätsel war die Reaktion seines eigenen Amuletts in der ersten Hälfte des Tages. Er hatte Will sofort bei Bryan entdeckt. Dennoch hatte sein Amulett nicht angeschlagen. Er hatte ihn auch beobachtet, als dieser mit Emma geredet hatte. Wieder nichts. Erst als Will das Krankenhaus verlassen hatte, hatte es zu leuchten begonnen. Also war noch ein anderer Amulettträger in der Nähe. Im Augenblick leuchtete es abermals unter dem Pullover des Spions auf. Diesmal reagierte es auf Wills. Aber was war vorhin? Ein weiterer Amulettträger musste im Krankenhaus gewesen sein. Claire und Bryan fielen aus, da diese keines besaßen. Etwa Baal persönlich? Unwahrscheinlich, warum sollte er dann extra Claire schicken? Der Spion beschloss weiterhin in Wills und Emmas Nähe zu bleiben, bis er sich einbringen konnte. Will und Emma begannen in Bryans Etage mit der Nachforschung. Will achtete stets auf Emma. Sie wirkte zwar stark und selbstsicher, aber trotzdem geschwächt. Sie unterhielt sich gerade mit einer Schwester als Will zuckte. Sein Amulett strahlte plötzlich Wärme aus. Er betrachtete es und erkannte ein kurzes Aufleuchten. Connor hatte ihm erklärt, dass dies nur geschah wenn ein weiterer Amulettträger in der Nähe war. Ohne Emma Bescheid zu sagen spurtete er los. Wenn das Amulett aufhörte zu leuchten wechselte er einfach seine Richtung. Als er in die Nähe des Lifts kam, leuchtete es noch stärker. Die Lifttüren schlossen sich gerade, doch Will konnte noch die darin befindende Person erkennen. „Connor!“, rief er überrascht und entsetzt. Er rannte zu ihm, doch die Türen hatten sie bereits wieder geschlossen. Er schlug auf die Knöpfe ein, doch nichts tat sich. Dann aktivierte er sein Amulett und begann zu rennen. Zuerst brauchte er etwas um überhaupt das Treppenhaus zu finden. Dann benutzte er seine Kraft um einfach mehrere Stufen gleichzeitig zu nehmen. Im unteren Stockwerk hatte der Fahrstuhl nicht angehalten. Will setzte seinen Weg fort und war bald im Erdgeschoss angelangt. Der Lift war offen. War Connor doch schneller gewesen, als er? Er fragte ein paar Leute in der Lobby, doch nur einer bestätigte ihm, dass ein junger Mann in seinem Alter aus dem Lift getreten war und das Hospital verlassen hatte. Will sah sich draußen um, kam aber zu keinem Ergebnis. Missmutig kehrte er zu Emma zurück. „Bist du sicher, dass es Connor war?“, fragte sie aufgeregt. Will bejahte. „Ich werde doch noch meinen eigenen Cousin erkennen.“, erwiderte er. Dann lächelte er verlegen. „Das… habe ich wohl vergessen zu erwähnen.“, sagte er schnell. „Eine andere Geschichte?“, schien sie die Tatsache zu akzeptieren, dass auch Will seine Geheimnisse hatte. Aber auch Emma hatte gute Neuigkeiten. Claire hatte einer der Schwestern eine Telefonnummer hinterlassen. Will strahlte übers Gesicht. Connor lebte und auch in den restlichen Angelegenheiten schien Licht zu fallen. Will betrachtete die Nummer und stellte fest, dass es sich dabei um die eines Handys handeln musste. Will bat nun die Schwester anzurufen und zu erzählen, Bryan wäre soeben aufgewacht. Diese weigerte sich zuerst, da sie wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprach. Erst als Will meinte, er wäre von der Polizei, begann sie zu wählen. Es dauerte etwas, bis sie zu sprechen begann. Zuerst folgte ein ‚Guten Tag’ und dann die Falschinformation, dass Bryan aufgewacht war. Dann legte die Schwester auf. „Sie kommt her.“, sagte sie kurz. Will ballte beide Fäuste. Alles lief direkt nach Plan. Wenn Claire ankam und sah, dass Bryan noch schlief, würde die Schwester einfach behaupten er wäre kurz wach gewesen, dann aber wieder eingeschlafen. Claire würde wieder gehen und Will würde sie verfolgen. Aber was dann? Wohin würde sie ihn führen? Will dachte zuerst, sie und Baal hätten Connor in ihrer Gewalt, doch dieser schien vergnügt in der Gegend herumzuspazieren. Will war sich nun sicher, dass der unbekannte Anrufer sein Cousin war. Er wollte ihn vor Gefahren bewahren, doch da kannte er Will schlecht. Er hatte sich nicht umsonst für den Beruf eines Polizisten entschieden. Zum anderen war da noch Emmas Freund Kevin. Möglicherweise war er noch am Leben und wurde von Baal gefangen gehalten. War das möglich? Er war es sich und Emma schuldig es herauszufinden. Claire war gut. Sie würde bemerken, wenn er sie ständig verfolgen würde. Deswegen lauerte Will vor dem Krankenhaus, und wartete auf sie. Emma war nicht zu bremsen gewesen und hatte darauf bestanden Will zur Seite zu stehen. Dieser wagte nicht zu widersprechen. Emma hatte ihren Standpunkt klar dargestellt. Claire Rückkehr geschah früher als erwartet. Bryan schien in der Tat wichtig für sie zu sein. Sie betrat das Krankenhaus und kam aber bereits nach 15 Minuten verärgert zurück. Sie stieg in ihren Wagen und fuhr los. Wills folgte ihr in Sicherem Abstand. „Jetzt kann ich endlich mal austesten, was mir beigebracht wurde.“, witzelte er. Er und Emma ahnten nicht, dass auch sie verfolgt wurden. Dieser jemand würde seine zweite Chance nicht verstreichen lassen. Will und Emma folgten Claire, und diese würde sie zu Baal führen. Claire bog um eine Ecke und Will reagierte schnell. Er beschleunigte sein Tempo, um Claire auf den Fersen zu bleiben. Dann stoppte er plötzlich. Emma sah ihn fragend an. Will deutete stumm auf Claires Wagen. Dieser parkte, doch von Claire selbst war nichts zu erkennen. „Sie ist ausgestiegen.“, meinte Emma nur. Will seufzte. „Nein, ist sie nicht. Sie hat uns bemerkt.“, fluchte er. Emma verstand. Claire schien sich teleportiert zu haben. „Alles umsonst.“, stöhnte Will und warf sich zurück. Emma bedauerte den Misserfolg. Sie waren so kurz davor, mehr zu erfahren. Dann dachte sie an den Wagen. „Vielleicht hilft uns das Kennzeichen weiter?“, schlug sie vor. Will griff nach jedem Strohhalm und benutzte sein Handy. Er rief jemanden an, und wartete. In der Zwischenzeit hielt er es nicht für nötig Emma zu informieren. Bereits eine Minute später erfuhr Will, dass er Wagen gemietet war. „Verdammt!“, stöhnte er auf. Aber Emma hatte bereits die nächste gute Idee. „Dein Freund, oder Kollege kann dir polizeiliche Informationen beschaffen?“, hakte sie nach. Will nickte schwach, doch dann ging ihm ein Licht auf. „Ich Vollidiot! Er hätte schon längst Claires Handy orten können. Mist, wo bin ich mit meinen Gedanken?“, fragte er mehr sich selbst. „Bei Connor.“, erwiderte Emma nur. „Und ich… bei Kevin.“, fügte sie hinzu. Will wählte dieselbe Nummer noch mal und bat um eine Ortung von Claires Nummer. „Geht das so einfach?“, fragte Emma Will, der sich so ins Zeug legte. Dieser nickte nur. „Ja, solange man von seinem Ausbilder nicht erwischt wird.“ Will betete, dass Claire ihr Handy nicht im Wagen gelassen hatte. Wenn doch, ging sie als Geheimagentin durch. Doch diesmal sollte sich ein Erfolg abzeichnen. Will fuhr los, ohne Emma vorzuwarnen. „Wo geht´s hin?“, fragte diese erwartend. Will konnte es ihr nicht genau sagen. „Mein Freund lotst uns. Es gibt einen gewissen Radius, in dem Claire sein kann. Dahin fahren wir.“ Claire war bereits auf dem Rückweg. Hätte sie ihre Verfolger vielleicht doch genauer unter die Lupe nehmen sollen? Wer waren sie? Neue Feinde? Oder vielleicht doch alte? „Ich weiß nicht, wer mich beschattet haben könnte.“, beichtete sie Baal schließlich die Wahrheit. Dieser sah sie durch die Löcher seiner Maske musternd an. „Geh doch bitte lieber in die Lobby des Hochhauses zurück.“, bat er sie. Claire verstand den Zweck nicht ganz. „Wozu?“ Baal redete weiter. „Deine Verfolger haben sich nicht abschütteln lassen. Sie kommen.“, erklärte er und deutete auf sein Amulett. Es leuchtete. Claire sah ihn überrascht an. „Aber… vielleicht reagiert es nur auf…“, sprach Claire, doch Baal unterbrach sie. Er sah in das Krankenzimmer, in dem noch immer der Verletzte lag und schüttelte den Kopf. „Ich kann die Energien unterscheiden. Jemand anderes ist auf dem Weg hierher.“, sagte er. Claire verzog eine Miene. Wer waren diese Verfolger? Sie entschuldigte sie bei Baal und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. In der Lobby sah sie bereits einen Wagen am Gehsteig parken. „Hier gibt es nicht viel.“, ließ Will seinen Blick schweifen. „Mein Freund konnte den Radius auf Hundert Meter eingrenzen, dennoch sind das eine Menge Gebäude. Wenn du Baal wärst, wo würdest du wohnen?“, blickte er fragend zu Emma. Diese sah ihn schräg an. „Was soll das heißen ‚wenn ich Baal wäre?“ Will entschuldigte sich sofort. „Tut mir Leid, ich meine du kennst diese Typen mehr als ich.“, warf er ein. Emma stimmte ihm zu, konnte seine Frage dennoch nicht beantworten. Sie entfernden sich einige Schritte vom Parkplatz, als Wills Amulett aufleuchtete. „Es ist jemand in der Nähe, oder?“, fragte Emma aufgeregt, die inzwischen wusste, was das Leuchten zu bedeuten hatte. Will nickte. „Es leuchtet sehr stark. Es müssen zwei oder mehr sein.“, erklärte er. Emma musterte die ganze Umgebung, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Kurz darauf öffnete sich die Schiebetür des Hochhauses und Claire betrat das Freie. Sie winkte Will und Emma unschuldig zu. „Soviel zum Überraschungsmoment.“, murmelte Will. Emma wollte auf Claire zurennen, doch Will hielt sie zurück. „Alles zu seiner Zeit!“, versprach er. „Wie habt ihr mich gefunden?“, fragte Claire zuallererst. „Instinkt.“, erwiderte Will nur. „Tzz. Wie ihr meint. Baal möchte euch persönlich sprechen, warum weiß ich nicht. Ihr findet ihn im obersten Stockwerk. Bis dann.“, meinte sie nur und drehte sich um. Will rannte ihr nach, doch sie teleportierte sich fort. „Das ist sicher eine Falle.“, sagte er. Emma stimmte ihm zu. „Trotzdem. Lass uns gehen.“, beharrte sie. Will bat sie noch einen Augenblick zu warten. „Wir könnten noch ein wenig Verstärkung gebrauchen.“, erklärte er. Emma sah ihn fragend an. Von welcher Verstärkung sprach er? Nur sie war mit ihm gekommen. Wills Blick fiel auf eines der Autos, welches hinter ihm parkte. „Willst du uns nicht Gesellschaft leisten? Du kennst Baal und seine Schergen doch am besten, oder?“, rief er hinüber. Emma wusste nicht, mit wem er sprach. Dann wurde die Autotür aufgestoßen und Connor trat heraus. Emma erschrak zuerst und lief dann zu ihm. Connor hatte nicht einmal die Chance die Wagentür wieder zu schließen. Emma packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Wo ist Kevin? Lebt er noch?“, klang sie schon fast weinerlich. Connor sah sie unsanft an. „Ich weiß es nicht!“, antwortete er besonders lautstark. Emma schien ihm aber nicht zu glauben. „Unsinn! Ihr wart doch zusammen, du musst wissen was mit ihm ist!“, redete sie auf ihn auf. Auch Will war näher getreten und sah seinen Cousin an. Er schien sich nicht verändert zu haben. „Lass ihn doch einfach aussprechen.“, bat Will Emma. Diese ließ Connor los. Wills Cousin seufzte und begann zu erzählen. „Ich weiß wirklich nicht was mit Kevin passiert ist. Claire und Jas haben mich in eine Falle gelockt. Sie haben Bryan ausgeschaltet und wollten dasselbe mit mir tun. Ich habe versucht zu fliehen und wurde mit Claire in einen Kampf verwickelt, den ich leider verlor. Ich war sehr überrascht, als ich lebendig aufwachte. Claire hatte mich aus irgendeinem Grund verschont. Ich wollte nach euch sehn, aber dann kam plötzlich die Decke herunter und ich war gezwungen zu fliehen. Draußen habe ich weder Kevin, noch sonst jemanden entdeckt. Ich wollte zurück, doch der Stollen war bereits am Einstürzen.“, erklärte er. Emma sah zu Boden. „Ich habe es immerhin noch nach dir hinausgeschafft. Obwohl ich Bryan mitschleifen musste.“, klang ihr Ton fast strafend. „Keiner von euch hat Schuld.“, beeilte sich Will zusagen. „Connor!“, sagte Emma nun laut. „Wer hat Jas getötet?“, wollte sie wissen. Doch auch diese Frage blieb unbeantwortet. „Ich habe erst erfahren, dass er tot ist, nachdem sie ihn… gefunden haben.“, gab er zu. Will und Emma verstanden jedoch eines nicht. „Wieso tauchst du erst jetzt auf? Warum bist du nicht sofort zu mir ins Krankenhaus gekommen?“, fragte Emma verdutzt. Connor zögerte kurz. „Das ist kompliziert. Zum einen habe ich mich geschämt. Und zwar für meine Schwäche. Zum anderen wollte ich Informationen sammeln. Ich dachte, wenn alle glauben, dass ich tot bin, wird die Sache leichter.“, verriet er. „So ein Blödsinn!“, fand Emma. Connor versuchte noch etwas zu sagen. „Falls es dich beruhigt… ich glaube nicht, dass Kevin tot ist.“, meinte er. Emma blickte ihn überrascht an. „Mein Amulett hat nicht auf seines reagiert, als ich in der Höhle war.“, erklärte er. Will verstand was sein Cousin meinte. „Funktionieren die Teile den durch meterdicken Stein?“, fragte er nach, hätte sich dann aber ohrfeigen können. Emma machte sich bereits wieder Hoffnungen. „Du hast früher angerufen, habe ich recht?“, wollte Will wissen. Connor bejahte. „Na dann los.“, meinte Will und sah zum Hochhaus hinauf. „Emma du wartest am besten hier auf uns.“, schlug Connor vor. Diese wehrte aber ab. „Du hast kaum das Recht mir das vorzuschlagen.“, gab sie zickig zurück. Connor hatte wohl nicht mit dem Widerstand gerechnet. „Ich habe Kevin versprochen auf dich aufzupassen, erinnerst du dich?“ Bevor Emma antworten konnte, kam ihr Will zuvor. „Vergiss es. Sie hat einen Dickschädel. Ich kenne sie zwar erst seit Heute, aber soviel habe ich bereits herausgefunden.“, meinte er grinsend. Emma verzichtete auf ein Kommentar, solange sie mitgehen durfte. Die drei betraten das Hochhaus und nahmen vorsichtshalber die Treppe. Während Connor sein Amulett benutzte um sein Tempo zu vervierfachen, blieb Will bei Emma, die leider über keine solche Kraft verfügte. Connor sicherte seinem Cousin und Emma den Aufstieg. Bis jetzt hatte sich noch keine Falle abgezeichnet, doch das sollte nichts heißen. Das oberste Stockwerk besaß viele leere Zimmer, doch Connor hatte noch nicht alle unter die Lupe genommen. In einem der letzten, wurde er schließlich fündig. Er betrat einen Raum, der einem Krankenzimmer glich. In dem dazugehörigen Bett schlief ein Mann. Hinter sich hörte er plötzlich lautes Schnaufen. Er drehte sich um, atmete aber erleichtert auf, als er sah, um wen es sich handelte. „Treppensteigen macht doch immer wieder Spaß.“, scherzte Will und begutachtete den schlafenden Patienten nun selbst. „Kennt ihr den?“, fragte er erst seinen Cousin und dann Emma. Beide mussten vereinen. Connor allerdings war sich nicht ganz sicher. Seine Statur kam ihm bekannt vor. Er war vielleicht Mitte 30, trug einen Tagebart und seine Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein Unterleib war bandagiert. Was war ihm wohl widerfahren? Sehen wir uns weiter um.“, schlug Emma vor. Will und Connor stimmten ihr zu und teilten sich auf, um die restlichen Zimmer zu durchsuchen. Bald waren sie damit fertig und standen vor dem letzten. Eine große, breite Holztür trennte sie noch davon. „Seid ihr bereit?“, fragte Will die beiden. „Sonst wären wir kaum hier.“, erwiderte Emma genervt. Sie wirkte ziemlich angespannt. Immerhin würde sie gleich erfahren, was mit Kevin passiert war. Will hob sein rechtes Bein und trat auf die Tür. Sie zersplitterte nicht, sondern schwenkte einfach auf. „Ziemlich unnötige Aktion.“, spottete Connor. Will grinste verlegen und nickte den beiden dann zu. Gemeinsam betraten sie den neuen Raum. Es war der größte, der in diesem Stockwerk zu finden war. Er besaß lediglich drei Wände, anstatt des vierten, erkannten sie ein riesiges Fenster. Von hier aus konnte man wahrscheinlich die ganze Stadt überblicken. Oder zumindest einen großen Teil davon. Baal stand mit dem Rücken zu ihnen. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt. „Will.“, flüsterte Connor seinem Cousin zu und deutete in eine Ecke. Dort stand Claire gegen die Wand gelehnt und beobachtete sie argwöhnisch. „Baal!“, schrie Emma so laut, wie es die beiden Jungen nicht von ihr erwartet hätten. Baal aber reagierte nicht, sondern genoss einfach die Aussicht. Connor musterte ihn misstrauisch. Seine äußere Erscheinung wirkte verändert. Nun drehte er sich langsam um. „Wo ist Kevin?!“, brüllte ihn Emma an. „Was hast du mit ihm angestellt?“ „Sei leise!“, maßregelte Claire sie. Emma achtete gar nicht auf sie. Baal sah die Gruppe durch die Augenhöhlen seiner Maske an. „Hmm. Kevin, ja? Kevin ist tot. Beantwortet das eure Frage?“, redete er ganz ruhig. Emma wurde wütend. „Lügner! Sag die Wahrheit!“, verlangte sie. Claire ging auf die Gruppe zu, doch Baal hob seine Hand. „Sie haben Euch beleidigt, Gebieter.“, warf sie ein. Baal schien das anders zu sehn. „Ich sage euch die Wahrheit.“, bestätigte er. Emma wollte etwas sagen, doch Connor kam ihr zuvor. „Zuerst möchten wir wissen, mit wem wir sprechen.“, verlangte er. Baal hielt inne. „Connor?“, fragte Will verwirrt. Auch Emma verstand ihn nicht. Connor setzte zu einer Erklärung an. „Sieht euch den Typen doch genauer an. Zugegeben Will, du siehst ihn heute zum ersten Mal, aber Emma, dir muss doch aufgefallen sein, dass er außer der Maske und seinem ‚Gott-Gehabe’ nicht viel mit Baal gemeinsam hat.“, sprach er. Während Emma Baal nochmals musterte, wollte Will eine genauere Erklärung. „Willst du uns sagen, dass der Typ nur ein Fake ist?“ Connor nickte. „Wer bist du wirklich?“, rief er Baal zu. Dieser knurrte. „Was soll dieser Unsinn. Wenn ich nicht Baal bin, wer bin ich dann?“, stellte er eine Gegenfrage. Doch auch darauf schien Connor gewappnet zu sein. „Erinnert ihr euch an den Typen im Krankenzimmer? Ich denke, dass ist der echte Baal. Seine Figur passt besser zu ihm. Habe ich recht?“, stellte er die letztere Frage an Baal. Dieser zog seine Schultern zurück und senkte den Zopf. „Nein, du liegst falsch. Den Mann, den du meinst, nennt sich Mandulis. Er hat sich allerdings als Baal ausgegeben, dieser Ketzer.“, erklärte er. Verwirrung stand den Dreien ins Gesicht geschrieben. „Heißt, das dieser Mandulis hat sich uns und Kevin gegenüber als Baal ausgegeben und das dort ist der echte?“, hakte Emma nach. Connor zeigte sich unschlüssig. „Ich habe eine andere Theorie.“, meinte er gleichzeitig zu Emma und zu Baal. Dieser hörte gespannt zu. „Ich denke, Baal ist tatsächlich tot. Mandulis hat sein Erbe angetreten und sich uns und seinen Dienern gegenüber als seinen ehemaligen Meister ausgegeben. Kevin hat ihn schließlich verwundet, aber nicht getötet. Claire hat ihn dann hierher gebracht, wo er behandelt wird.“, erzählte er. Will staunte über die Kombinationsgabe seines Cousins, hasste es aber nicht besser informiert zu sein. „Respekt.“, lobte Baal. „Mandulis besitzt die Fähigkeit seine Wunden zu heilen. Kevin hat ihm ganz schön zugesetzt, deswegen braucht er etwas länger um sich zu erholen. Trotzdem, ist er nicht Baal. Das bin ich.“, verriet er. „Er lügt.“, sagte Connor gleich darauf. „Woher weißt du das?“, fragte Emma ungläubig. Connor schluckte. „Ich weiß zwar nicht, wer dieser Typ ist, aber er ist mit Sicherheit auch ein Fake.“, sprach er und deutete auf sein Amulett. Dieses leuchtete. Will betrachtete seines und staunte. „Lass mich raten. Der echte Baal braucht kein Amulett.“, fuhr er fort. Connor nickte. „Zwei falsche Baals?“, wurde Emma immer verwirrte. „Es sieht so aus.“, antwortete Connor. Mit seinen Ausführungen schien er Baal jedoch wütend gemacht zu haben. „Was fällt euch ein? Ich bin Baal! Ich bin zurückgekehrt, um mein Projekt zu beenden.“, beharrte er. Connor begann zu kichern, um zu zeigen, dass er keine Angst hatte. „Du bist kein Gegner für uns. Du bist nicht der echte Baal, nichtmal Mandulis. Dich besiege ich mit Leichtigkeit. Und deine Dienerschaft ist ebenfalls gesunken.“, sagte er und blickte zu Claire. Diese bereitete sich auf einen Kampf vor. „Du irrst dich.“, meinte Baal nun. „Ich habe nicht nur Claire. Auch Bryan wird zu mir zurückkehren. Für meinen Plan brauche ich 5 der 6 heiligen Patak. Jas ist tot, aber ich finde Ersatz für ihn. Harpre, das Wasser ist auf dem Weg hierher. Und… die Dunkelheit ist bereits eingetroffen.“, verriet er. Will blickte Connor verwirrt an. „Er redet nur Schwachsinn.“, beruhigte dieser seinen Cousin. „He, Baal, oder wer auch immer du bist. Wer sind diese Patak und was hast du mit ihnen vor?“, versuchte Will noch ein paar Antworten zu bekommen. Baal zeigte sich redselig. „Die Zukunft ist unausweichlich. Die heiligen Patak werden ihre Kräfte miteinander vereinen und die ägyptischen Götter in diese Welt zurückholen. Haroëris , die Erde. Harmerti der Wind, der sich geopfert hat um den restlichen Patak mehr Energie zu verschaffen. Harmachis, der Krieger des Lichts, welcher mir gerade treu zur Seite steht.“, sagte er und blickte zu Claire. „Das wären erst drei.“, sagte Will frech. Baal begann zu lachen. „Ich habt recht mit euren Vermutungen. Der echte Baal ist tatsächlich tot. Aber es ist nicht wichtig welche Person hinter dieser Maske steckt, sondern nur was sie in seinem Sinne vollbringt.“ Connor und Emma lief es kalt den Rücken runter. Vor ihnen stand zwar eine andere Person, ein ‚neuer Baal’, aber trotzdem klangen seine Worte gleich verrückt wie die von Mandulis. Dann begann Baal ihnen alles zu verraten. Was dann geschah sollte nicht nur in Emma Schrecken und Entsetzen auslösen, sondern auch in Connor. „Jas, oder besser gesagt Harendotes ist leider gefallen. Doch das Feuer brennt ewig. Harpre, das Wasser wird ebenfalls bald zu uns stoßen. Und die Dunkelheit hat Baals Platz eingenommen. Mandulis ist ein Versager, aber Hapi, der Krieger der Dunkelheit wird das Revival-Projekt zu Ende bringen.“, sprach er und zog sich langsam die Maske vom Kopf. Während Will den jungen Mann darunter nicht erkannte, wichen Emma und Connor erschrocken zurück. Seine Gesichtszüge hatten sich verändert, genau wie sein Charakter. Dennoch gab es keinen Zweifel. Unter Baals Maske steckte Kevin. Der Held Zugegeben, auf den ersten Blick war Kevin nicht wiederzuerkennen. Sein Gesicht sah noch ernster aus als sonst und seine Haare waren aus irgendeinem Grund schwarz gefärbt. Während Emma sich über Kevins Erscheinen wie ein kleines Kind freute, blieb Connor skeptisch. „Kevin!“, rief Emma und glücklich und wollte loslaufen. Connor hielt sie aber davon ab. „Spinnst du? Was soll das? Lass mich los!“, versuchte sie sich zu wehren. Will stand nur hilflos neben den beiden. „Das… dort soll Kevin sein?“, fragte Will ungläubig. „Nein.“, erwiderte Connor nur. Emma sah ihn zweifelnd an. „Natürlich ist er das! Und jetzt lass mich zu ihm gehen!“ Ihr schien nichts an Kevin aufzufallen. Anstelle von ihr marschierte Will in Kevins Richtung. „Pass auf!“, warnte ihn sein Cousin noch. Will lächelte Kevin herausfordernd an. „Du bist also Kevin. Ich habe bereits eine Menge von dir gehört.“, erzählte er. Alles was er bekam war jedoch ein verachtender Blick. „Du verwechselst mich. Mein Name ist Hapi, und ich bin der Patak der Dunkelheit. Und außerdem Baals Nachfolger.“, erklärte er. Will ließ sich aber nicht durcheinanderbringen. „Ist ja komisch, deine Freundin hält dich aber für Kevin.“, versuchte er ihn zu provozieren. Doch Kevin ging nicht darauf ein. „Wir haben nach dir gesucht.“, redete Will weiter und näherte sich Kevin immer weiter. Dieser hob seinen rechten Arm. „Ihr habt mich gefunden.“, erwiderte er und ließ sein Schild erscheinen. „Will!“, schrie Connor warnend. Doch es war zu spät. „Verdammt, Will!“, schrie Connor abermals. „Was tut Kevin da?“, verstand Emma nun gar nichts mehr. Kevin streckte Will seinen Arm entgegen und ließ die Klinge des Schildes ausfahren. Zu seiner Überraschung prallte diese ab. Will lächelte ihm noch immer zu. Er hatte seinen linken Arm gehoben, um sich zu schützen. Kevin betrachtete verwirrt, dessen Schild, welches seinem zu 100 Prozent ähnelte. „Aber… das ist meine Waffe.“, sagte er verwirrt. „Ich hab sie mir ausgeborgt.“, erwiderte Will cool. „Connor? Was geschieht hier?“, fragte Emma unsicher. Connor selbst konnte sie beruhigen. „Keine Panik, Kevin wird Will nicht besiegen können. Ich nehme an, du hast bemerkt, dass er ebenfalls ein Amulett trägt?“, hakte er nach. Emma nickte stumm. „Sein Amulett wurde von Menschenhand erschaffen. Es ist eine Kombination zwischen Magie und Wissenschaft. Es ist stärker als die üblichen Anhänger, weswegen es Kevin schwer haben wird.“, erklärte er. Emma verstand nicht wirklich. „Das einzige… was mich bedrückt ist, dass Will kaum Kampferfahrung hat.“, berichtete er. Emma reagierte noch immer blauäugig. „Na und? Kevin wird ihm nichts tun. Er würde nie einen Unschuldigen verletzen.“, meinte sie. Connor knurrte. Er traute sich nicht, Emma eine Ohrfeige zu geben, weshalb er sie einfach an den Schultern rüttelte. „Wach endlich auf! Da drüben ist zwar Kevin, aber nicht unserer. Er sagt selbst er wäre Hapi! Mit ihm ist das Selbe geschehen, wie mit Claire und Jas!“, versuchte er ihr klar zu machen. Doch Emma wollte die Wahrheit nicht hören. „Kevin ist stärker, als jeden den ich kenne! Das müsstest du doch am besten wissen! Er wird wieder zur Besinnung kommen.“, schien Emma optimistisch zu bleiben. Connor wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war bereits gezwungen gegen Claire anzutreten, und vielleicht musste er bald gegen einen Freund kämpfen. Connor war erfahren genug, um zu wissen, dass er gegen Kevin keine Chance hätte. Aber wusste Will das auch? Er kannte Kevin nicht, ebenso seinen Kampfstil. Will trat nun ein paar Schritte zurück und ließ ebenfalls eine Klinge aus seinem Schild schießen. Kevin staunte nicht schlecht. „Du Plagiator.“, schien er Will nicht ernst zu nehmen. „Kevin komm wieder zu dir!“, schrie Emma flehend. Kevin blickte in ihre Richtung. Emma erschrak, da sie ihr Freund so noch nie angesehen hatte. „Ich sagte bereits Kevin ist tot. Nur noch Hapi ist geblieben.“, erklärte er. Doch Emma wollte nicht so einfach aufgeben. „Denk doch an Jas! Was ist mit ihm? Hast du ihn wirklich…?“, stotterte sie. Kevin, oder besser gesagt Hapi grinste sie teuflisch an. „Ich habe ihn nicht getötet. Das war Kevin. Es wundert mich, dass so ein Schwächling es zu Stande bekommt, einen der heiligen Patak zu töten.“, erwiderte er. „Schluss jetzt!“, verlangte Will, der nun ernster wurde. „Man verletzt keine hübschen Mädchen, hat man dir das nicht beigebracht?“, fragte er seinen Gegenüber. Kevin musterte ihn zweifelnd. „Wie du meinst, dann lass uns kämpfen.“, schlug er vor. Will nickte zustimmend. Kevins Klinge schlug auf Wills Schild ein, was ein klirrendes Geräusch verursachte. Will reagierte sofort und schlug seine Klinge gegen die von Kevin. Das war das, was Kevin gehofft hatte. Bereits ein Schlag hatte ausgereicht, um Wills Willen zu testen. Er war zwar bereit zu kämpfen, aber nicht Kevin zu töten. Das wollte dieser zu seinem Vorteil nutzen. „Hört auf!“, schrie ihnen Emma entsetzt zu. Kevins Angriffe wurden immer schneller und präziser. Will wehrte sich grandios, aber er wollte Kevin nicht töten. Er hatte Emma versprochen, Connor und Kevin zu finden und zurückzubringen. Bei Connor war es ihm gelungen, und auch Kevin stand ihm gegenüber. Dennoch wirkte er Kilometerweit enternd. Kevin drängte Will immer weiter zurück. Auch Emma löste sich von Connors Armen und taumelte rückwärts. Dann stieß sie gegen etwas. Sie drehte sich blitzschnell um und blickte in das Gesicht eines Mannes. Erschrocken stolperte sie. Auch Connor war der Neuankömmling nicht entgangen. Selbst Kevin stoppte seine Angriffe, um den Typ zu begutachten. „Du bist wach?“, rief er Mandulis zu. Dieser konnte zuerst aber nicht antworten. Er sah fertig aus. Er hatte lange geschlafen, und das war ihm anzusehen. Er hielt sich noch seine Wunde, und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Zuerst erblickte er Emma und Connor. Warum waren seine Feinde hier? Dann entdeckte er Kevin, der mit einem Unbekannten kämpfte. Mandulis erinnerte sich wieder. Kevin hatte ihn getötet. Oder doch nicht? Die Umgebung ähnelte nicht der Unterwelt, von der er gehört hatte. In einer Ecke sah er Claire stehen und schlussfolgerte, dass er nicht tot war. Hatte er überlebt? Wenn ja, was tat er an diesem Ort? „Claire!“, rief ihr Kevin zu. Seine Schwester reagierte sofort. Sie schob sich zwischen Emma und Mandulis. Kevin aktivierte sein Amulett. Seine Waffen und seine gesamte Verteidigung verschwanden. Er musste besonders viel Energie einsetzen. Er, Claire und Mandulis lösten sich nun in Nichts auf. „Nein!“, fluchte Will. „Wo sind sie hin?“, fragte Emma verwirrt. In Wirklichkeit hatten Kevin, Claire und Mandulis den Raum nicht verlassen. Aus ihrer Sicht, waren Will, Connor und Emma verschwunden. Kevin setzte schnell zu einer Erklärung an. „Wir müssen uns weitere Schritte überlegen. Ich habe uns in eine andere Dimension gebracht. Ich werde diesen Stützpunkt nicht aufgeben. Wenn die Drei verschwunden sind, kehren wir in unsere Phase zurück.“ Mandulis sah ihn ungläubig an. „Tatsächlich. Ich scheine einiges verpasst zu haben. Du hast dich uns tatsächlich angeschlossen, Hapi!“, sagte er freudig. Kevin streckte ihm seine Klinge entgegen, worauf Mandulis fürchterlich erschrak. „Um eines klar zu stellen. Ich halte dich verrückt. Kevin hatte recht. Du hältst dich für Baal und kannst im Moment nicht einmal kämpfen. Ich lasse dich nur aus einem Grund am Leben. Du könntest Informationen besitzen, die uns nützen könnten. Ich werde die heiligen Patak in die Schlacht führen, nicht du. Außerdem werde ich das Revival-Projekt zu Ende bringen. Wenn du irgendetwas tust, was das Projekt oder die Patak gefährdet, werde ich dich töten. Hast du verstanden?“, fragte Kevin erzürnt. Mandulis schluckte. So eine Wende hatte er von Kevin nicht erwartet. „Das habe ich. Keine Angst, unser Ziel ist das Selbe. Ich werde dir dabei helfen, die alten Götter zurückzuholen. Die Menschen dieser Welt leben in Chaos und Unordnung. Es wird Zeit, dass sie wieder eine Führung bekommen.“, sprach er euphorisch. Während Emma hilflos dastand, durchkämmten Connor und Will systematisch die Räume. Keine Spur von Kevin, Claire oder Mandulis. „Sie sind weg.“, sagte Connor missmutig. „Aber warum?“, verstand Will nicht ganz. „Sie waren in der Überzahl, warum haben sie ihre Chance nicht genutzt und haben uns fertig gemacht?“ Connor hatte keine Antwort darauf. Will schritt zu Emma und versuchte sie aufzumuntern. „Immerhin wissen wir jetzt, dass Kevin lebt.“, sagte er ihr. Diese sah ihn unterkühlt an. „Aber er ist nicht mehr er selbst.“, gab sie zu Bedenken. Will schien optimistischer zu sein. „Das stimmt zwar, aber er wird schon noch zu sich kommen!“, meinte er. Emma war sich da nicht so sicher. „Das hat bei Jas auch nicht funktioniert…“ Will und Connor hatten Emma für Erste nach Hause gefahren. Ins Krankenhaus wollte sie unter keinen Umständen zurück. Will wollte bei ihr bleiben, doch Connor redete es ihm aus. Er wollte einiges mit ihm besprechen. Will begleitete seinen Cousin in dessen Wohnung, wo er sich erschöpft auf die Couch fallen ließ. „Ich hoffe du hast Bier da.“, rief er Connor zu. Dieser grinste und torkelte zum Kühlschrank. Er holte eine Flasche heraus, schnappte sich zwei Gläser und setzte sich neben Will. Will trank, verzog dann aber eine Miene. „Wie alt, ist das Bier?“, fragte er prustend. Connor entschuldigte sich und erzählte, dass er länger nicht mehr in seiner Wohnung war. „Ich mach das schon.“, versprach er dann. Will nahm an, dass er von Kevin sprach. „Das ist meine Sache, es geht dich nichts an.“, erklärte er. Will sah das anders. „Pech gehabt, ich steck jetzt mit drin.“, antwortete er. Connor musste lachen. „Vertauschte Rollen.“, faselte er schließlich. Will blickte ihn fragend an. Dieser lehnte sich zurück. „Du bist ich und ich bin Kevin. Wenn er nicht da ist, scheine ich seinen Part zu übernehmen.“, erzählte er. Dann erhob er sich. „Da du sowieso ein Sturkopf bist, habe ich eine glänzende Idee. Du kümmerst dich um Emma, während ich versuche Kevin zu finden.“, schlug er vor. Will wollte protestieren, zögerte dann aber. Aus irgendeinem Grund, wollte er tatsächlich mehr Zeit mit Emma verbringen. Es war nicht nur, weil sie in einer schweren Phase steckte, sondern weil er sie wirklich gut leiden konnte. Will akzeptierte und murmelte etwas von ‚zurückfahren’. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Geschmacks leerte er sein Glas und versprach gleich morgen nach Emma zu sehn. Es war Abend geworden und Connor machte sich bettfertig. Schlafen konnte er zuerst aber nicht. Was war in der Höhle vorgefallen, nachdem er das Bewusstsein verloren hatte? War Jas wirklich so ausgetickt, dass Kevin ihn töten musste? Wenn ja, würde Connor das Selbe für seinen Freund tun müssen? Kevin war es nicht gelungen Claire und Jas wieder zur Besinnung zu bringen. Also wie sollte Connor das ganze anpacken? Er war allein, niemand konnte ihm im Kampf bestehen. Niemand außer Will. Dennoch kam es für Connor nicht in Frage seinen Cousin in die Sache hineinzuziehen. Schließlich schlief er doch ein. Das Auftauchen von Will bescherte ihm einen Traum, den er bereits lange nicht mehr hatte. Connor hatte seine Heimatstadt bis jetzt nie verlassen. Warum auch? Er war noch ein Kind, aber er besaß alles was er brauchte. Er lebte mit seiner Familie in einem hübschen Vorort. Will kam ihn damals regelmäßig besuchen. Er und seine Familie wohnten nicht weit enternd, und sein Vater, der gleichzeitig Connors Onkel war tranken gerne einmal ein Bier zusammen, oder veranstalteten ein Familiengrillfest. Während Connors Onkel einen langweiligen – diesen Ausdruck benutzte er sogar selbst – Bürojob ausübte, arbeitete sein Vater als Polizist. Die Zeit, die er mit ihm verbringen konnte, war durch diesen Beruf zwar begrenzt, aber solche Treffen stellten einen guten Ausgleich dar. Connor hatte im Garten einen Basketballkorb hängen. Es war schon fast ein Ritual, dass er und Will versuchten ihre Rekorde zu übertreffen. Manchmal spielte Connors Vater sogar persönlich mit, da er sonst kaum etwas mit seinem Sohn unternehmen konnte. Diesmal war er jedoch am Tisch sitzen geblieben und redete mit seinem Bruder. „Ok, den nächsten werfe ich aus 10 Meter Entfernung.“, gab Will an. „Schaffst du nicht.“, erwiderte Connor trotzig. Er behielt recht, den Wills Ball traf den Korb nichtmal ansatzweise. „Was hab ich gesagt?“, konnte er ein Grinsen nicht vermeiden. Dann sahen die beiden Jungen ihre Väter zu ihnen marschieren. „Schon wieder so spät?“, fragte Will enttäuscht. Sein Vater bejahte und vertröstete beide Jungen auf den nächsten Besuch. Er führte Will zum Auto, wo bereits seine Mutter auf ihn wartete. Will stieg ein und winkte seinem Cousin zu. Dieser erwiderte den Gruß, bis das Auto abgefahren war. Connor ließ missmutig die Hand sinken. Seine Schule lag ein ganzes Stück entfernd, weswegen er seine anderen Freunde so gut wie nie sehen konnte. Nur Will kam hin und wieder, um mit ihm zu spielen. Connors Vater bemerkte die Niedergeschlagenheit seines Sohnes. Er legte ihm fürsorglich die Hände auf die Schultern. „Weißt du was? Ich habe morgen frei, was hältst du davon, wenn wir ins Station gehen und uns ein professionelles Spiel ansehen?“, fragte er. Connor fand es eine fantastische Idee. So was hatten er und sein Vater noch nie zusammen gemacht. Connor schlief an diesem Tag schnell ein, da er sich bereits auf morgen freute. Er war noch nie life in einem Station. Umso mehr enttäuschte es Connor, als er am nächsten Tag einen Zettel auf dem Küchentisch vorfand. „Es tut mir sehr Leid, aber ich wurde kurzfristig ins Präsidium gerufen. Hoffe du hast trotzdem einen schönen Tag. Dad.“ Connor zerbeulte den Zettel und warf ihn in hohem Bogen in den Papierkorb. Sein Vater hatte sein Versprechen gebrochen. Wieder einmal! Seine Mutter bereitete gerade sein Frühstück vor, und lächelte ihren Sohn verlegen an. „Papa hat eben einen wichtigen Beruf. Denk mal nach, wie vielen Menschen er täglich hilft!“, erzählte sie ihm. Connor knurrte nur. „Und seine Familie, vergisst er ganz!“, sagte er und verschwand ins Wohnzimmer. Dort schaltete er den Fernseher an und schaltete ihn besonders laut. Seine Mutter seufzte. Sie hätte es zwar nie zugegeben, aber sie dachte ähnlich wie Connor. Ihr Mann kümmerte sich einfach zu wenig um ihren Sohn. Wütend beschloss sie es ihm persönlich zu sagen. Sie kannte die Nummer des Polizeipräsidiums und begann zu wählen. Eine Männerstimme meldete sich. Connors Mutter erkannte sie als die eines der Kollegen ihres Mannes wieder. „Hallo, tut mir Leid, dass ich störe, ist mein Mann zufällig zu sprechen?“, fragte sie höfflich und wartete kurz. „Es tut mir Leid, aber im Dienstplan steht, dass Ihr Mann heute seinen freien Tag hat.“, erklärte er. „Ja, ich weiß, aber er wurde heute doch zu euch gerufen.“, erzählte sie. Der Kollege ihres Mannes bat sie noch mal zu warten und kehrte erst eine Minute später zum Telefon zurück. „Tut mir Leid, Sie müssen sich irren, Ihr Mann musste heute nicht kommen. Wahrscheinlich verwechseln Sie etwas. Schönen Tag noch.“, meinte e rund legte auf. Connors Mutter stutzte. Entweder irrte sich der Polizist, oder ihr Mann hatte sie belogen. Aber warum sollte er das tun? Warum versprach er seinem Sohn etwas, und erfand dann eine Ausrede? Wo war er wirklich? Sie konnte sich die Sache einfach nicht erklären. Es war bereits Abend als Connors Vater zurückkam und damit konfrontiert wurde. Connor lauschte an der Tür. „Unsinn! Mein Kollege hat sich einfach geirrt. Natürlich hatte ich heute ursprünglich keinen Dienst, aber… mein Partner hat mich um Hilfe gebeten.“, versuchte er zu erklären. Seine Frau musterte ihn misstrauisch. „Und deswegen vergisst du unseren Sohn? Bist du wirklich so in deine Arbeit versessen, oder… hast du gar eine andere?“, konfrontierte sie ihn. Ihr Mann seufzte und warf den Kopf zurück. Er erklärte ihr, dass sie sich etwas einbildete und er natürlich nur sie liebte. Er versprach das nächste Mal abzulehnen, wenn ihn sein Partner um Hilfe bat. Connors Vater marschierte zur Tür und Connor selbst lief schnell in sein Zimmer und warf sich in sein Bett. Sein Vater klopfte kurz an und trat ein. Er setzte sich auf die Bettkante und streichelte seinem Sohn über die Haare. Connor stellte sich schlafen, doch sein Vater wusste, dass er noch wach war. „Es tut mir wirklich Leid. Nächstes Mal werde ich mein Versprechen nicht brechen, verlass dich drauf!“, sagte er und wünschte Connor noch eine gute Nacht. Es war eine Woche vergangen, und Connor und seine Mutter warteten verängstigt im Wohnzimmer. Connors Vater war am Ende seiner Schicht nicht nach Hause gekommen. Connors Mutter hatte im Präsidium angerufen, doch selbst die konnten sich sein Verschwinde nicht erklären. Dennoch wollten sie noch nicht nach ihm suchen. Es war nach Mitternacht, als Connors Vater schließlich die Haustür aufstieß und herein torkelte. Connor und seine Mutter stürmten sofort zu ihm, und fragten was los sei. Dann entdeckten sie eine Platzwunde an seiner Stirn. „Es ist alles in Ordnung! Ich hatte nur einen kleinen Autounfall. Ich habe mir nur etwas den Kopf angeschlagen, das ist alles.“, wollte er seine Familie beruhigen. Er wurde sofort von seiner Frau verarztet, die darauf bestand, dass ihr Mann sich morgen frei nahm. Dieser spielte die Sache jedoch herunter. Connor beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Er wusste nicht warum, aber er schlenderte zur Garage und sah sich das Auto an. Er konnte nicht den kleinsten Kratzer finden, was ihn stutzig machte. Ein Autounfall ohne Schaden? Connors Vater legte sich sofort hin, da ihn schlimme Kopfschmerzen plagten. Connor trat in sein Zimmer und wollte ihn auf die merkwürdige Sache ansprechen. Aber er kam nicht dazu. Sein Vater erhob sich und nahm den Jungen in den Arm. „Ist… alles ok, Papa? Ich mein… bei der Arbeit.“, fragte Connor vorsichtig. Sein Vater antwortete ihm jedoch nicht, sondern schickte ihn schlafen. Connor beschäftigte die ganze Sache noch eine Weile. Was versuchte sein Vater zu verbergen? Der Junge ahnte nicht, dass er nie wieder Gelegenheit dazu haben würde, ihn zu fragen. Es waren zwei uniformierte Polizisten, welche Connor und seiner Mutter die traurige Nachricht von seinem Tod brachten. Connors Mutter brach sofort unter Tränen zusammen und die Polizisten mussten sie stützen. Connor stand einfach nur daneben und begriff nicht, was passiert war. Er hatte Mal einen Wellensittich, der verstorben war, aber war das das Selbe? Einer der Polizisten blieb noch eine Weile, bis er zurück gerufen wurde. Connors Mutter beharrte jedoch mitzukommen, um ihren Mann noch mal zu sehn. Sie wollte Connor nicht so was Schrecklichem aussetzen, aber genauso wenig wollte sie ihn allein lassen. Im Präsidium drückte der Vorgesetzte von Connors Vater der Familie sein Beileid aus. „Wie… ist das genau passiert?“, fragte Connors Mutter verzweifelt. Der Inspektor bat sie Platz zu nehmen. „Es sieht im Moment so aus, als hätten ihr Mann und sein Partner – Ich kann Ihnen leider erst jetzt sagen, dass er auch tot ist – einen oder mehrere Verbrecher verfolgt haben. Man hat ihre Leichen.... äh…. Ich meine ihre Körper in einem Wohnhaus gefunden. Sie scheinen erstochen worden zu sein. Soll… ich aufhören?“, fragte er etwas unsicher. „Nein, bitte erzählen Sie alles.“, sagte nun Connor. Seine Mutter blickte ihn überrascht an. Der Inspektor erzählte nach einer kurzen Pause weiter. „Das Merkwürdige ist, dass keiner von beiden einen Funkspruch abgesendet hat, wie es sonst Vorschrift ist. Aber seien Sie unbesorgt. Unsere ganze Abteilung arbeitet an dem Fall. Wir nehmen es sehr persönlich, dass zwei unserer Polizisten getötet wurden.“, versprach er sein bestes zu geben. Connors Mutter flippte aus, als sie erfuhr, dass der Täter noch nicht in Haft war. „Ich hätte da noch ein paar Fragen.“, stammelte der Inspektor. Connor und seine Mutter hörten aufmerksam zu. „Ist Ihnen jemals etwas Merkwürdiges an Ihrem Mann aufgefallen? Hatte er öfters Besuch von Leuten, die Sie nicht kannten? Erinnerst du dich vielleicht an etwas, Connor?“, fragte er die beiden aus. Die beiden verstanden jedoch kein Wort. „Was um Himmels Willen wollen Sie uns damit sagen?“, fragte die trauernde Witwe fordernd. Der Inspektor beschloss trotz der Situation direkt zu bleiben. „Wie gesagt, Ihr Mann war einer unserer besten Leute. Allerdings hat er sich sehr oft freigenommen und ist verspätet zum dienst erschienen. Jetzt, da er tot ist, ist das natürlich belanglos, aber es könnte sein, dass er seinen Mörder kannte. Er und Flemming gaben sich mehr mit Kriminellen ab, als unsere anderen Streifenpolizisten.“ Für diese Bemerkung erhielt er eine schallende Ohrfeige. Ein paar Polizisten sprangen auf, doch der Inspektor winkte sie zurück. Er hatte bereits damit gerechnet. „Wenn Sie noch einmal so was über meinen Mann sagen, verklage ich Sie!“, schrie sie den Inspektor an und zerrte Connor fort. Auf der Beerdigung weinte die Witwe noch mehr. Connor wusste nicht, wie er seiner Mutter helfen konnte. Diese meinte aber es wäre genug, wenn ihr Sohn einfach nur da war. Sein Bruder und seine Familie blieb für ein paar Tage und Connor war es ein Trost, dass Will da war. Kurze Zeit später wurden die persönlichen Sachen des Toten vorbeigebracht. Connors Mutter hatte zuviel Angst darin herumzukramen, weswegen sie sie erstmal in eine Abstellkammer unterstellte. Connors Onkel telefonierte jeden Tag mit der Polizei, doch die Ermittlungen schienen nur schleppend voranzugehen. Es war eines Nachts, als Connor plötzlich aufwachte. Will, der neben ihm schlief, murmelte unverständliches Zeug. Connor war so, als hätte jemand seinen Namen gerufen. Er hopste aus dem Bett und öffnete die Schlafzimmertür. Der Gang war dunkel, und der Lichtschalter schwer zu finden. Trotzdem zog Connor irgendetwas voran. Er durchquerte den Gang und stand bald vor der Abstellkammer. Wie hypnotisiert öffnete er sie und suchte nach der Schachtel. Er wühlte in ihr herum, fand Kleidung, und anderen Krimskrams. Bald fischte er jedoch einen schweren Anhänger heraus und ließ ihn in seiner Hand baumeln. Ein merkwürdiger Stein hing an der Kette. Connor konnte sich nicht erinnern, so was schon mal bei seinem Vater gesehen zu haben. Hinter sich vernahm er ein Gähnen. Erschrocken wendete er sich und blickte den verschlafenen Will an. „Was machst du da? Komm wieder schlafen.“, sagte er, bis er das Amulett erblickte. „Ist das nicht Dads?“, fragte er verdutzt. Connor sah ihn verwirrt an. „Das hat meinem gehört. Es war bei seinen Sachen.“, erklärte er. Will begutachtete den Stein genauer und wiegte dann den Kopf. „Hast recht. Dads sieht anders aus. Das hatte keine solchen Striche drauf.“, meinte er gähnend. Connor war sichtlich überrascht. „Onkel hat auch so eines?“, hakte er nach. Will nickte. „Ja. Naja sie sind Brüder, sind vielleicht Erbstücke oder so was.“, vermutete er. Connor wollte Gewissheit und lief in Richtung Gästezimmer. Will starrte ihm verständnislos nach und trabte dann zurück in sein Zimmer. Connor klopfte an die Tür und sein Onkel öffnete ihm verschlafen. „Mein Gott, weißt du wie spät es ist?“, schnauzte er ihn an, erinnerte sich dann aber an die Situation. Connor hielt ihm das Amulett unter die Nase. Sein Onkel erschrak und drängte ihn sofort auf den Gang hinaus. Er bat Connor, ihn in die Küche zu begleiten. Connor folgte ihm und verlangte Informationen. Er spürte, dass dieses Amulett irgendetwas Mysteriöses an sich hatte. „Was du da in den Händen hältst, war der Glücksbringer deines Vaters. Und jetzt gehört er dir. Allerdings rate ich dir, ihn sofort ins Meer zu werfen.“ Den letzten Satz knurrte er förmlich. „Wieso hat Papa ihn getragen?“, hakte er nach. Sein Onkel seufzte. „Was ich dir jetzt erzähle darfst du niemandem weitersagen. Selbst deiner Mutter nicht, und schon gar nicht Will. Ist das klar?“, fragte er ernst. „Ja!“, erwiderte Connor. Sein Onkel brauchte etwas, bis er weitererzählen konnte. „Dieses Amulett besitzt magische Kräfte. Als Kind ist es wahrscheinlich einfacher daran zu glauben. Jedenfalls hat ihn dieses Amulett umgebracht.“ Connor stockte. „Aber… wie?“, brachte er nur heraus. Sein Onkel blickte ihn ernst an. „Dein Vater hat seinen Beruf etwas zu ernst genommen. Ich habe ihn immer wieder und wieder gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören! Eigentlich ist es ja meine Schuld!“, sprach er und war den Tränen nahe. Trotzdem redete er weiter. „Dieses Amulett macht einen stärker. Dein Vater hat Verbrecher auf eigene Faust gestellt und Methoden angewandt, die ein normaler Polizist ablehnt. Dennoch hat er nie jemanden ernsthaft verletzt. Sein Partner ist tot, weil er davon wusste und mein Bruder ihn in die Sache hineingezogen hat. Seine ‚Aufgabe’ hat dazu geführt, dass seine Zeit noch knapper wurde, als sie ohnehin schon war. Deswegen bat er mich ein Auge auf dich und deine Mutter zu werfen. An diesem Tag… hat er wohl einen besonders gefährlichen Kriminellen verfolgt. Da hat ihm auch sein Amulett nichts genützt.“ Will hatte nicht das ganze Gespräch mitverfolgt. Als Connor nicht zurückgekommen war, machte er sich sorgen und stand noch mal auf. Er suchte seinen Cousin, bis er Stimmen aus der Küche vernahm. Eine gehörte Connor und die andere seinem Vater. Was hatten die beiden zu Bereden? Ging es etwa immer noch um diese Amulette? Er schlich sich an und begann zu lauschen. So erfuhr er, von dem Geheimnis dieser Steine. Und wie sein Onkel wirklich gestorben war. „Ach Connor. Dein Vater war ein Held. Zwar ein dummer, aber ein Held.“, sagte Wills Vater. Connor selbst wusste nicht, ob er ihm da zustimmen sollte. „Was wird damit?“, fragte er und deutete auf das Amulett. Sein Onkel seufzte. „Wie gesagt, es gehört jetzt dir. Die Kraft des Amuletts geht immer nur auf die Nachkommen des Trägers über. Du kannst sogar so werden wie dein Vater, aber würdest du das deiner Mutter wirklich antun? Ich habe ebenfalls ein Amulett, welches aber nur eine Kopie von diesem hier ist. Meines liegt im Keller, in einer alten Truhe.“, erzählte er. Das ließ Will besonders aufhorchen. Wenn er ebenfalls so einen Stein hatte, könnte er Connor zur Seite stehen. Er könnte ihn und seine eigene Familie beschützen. Connor bedrückte etwas. „Onkel? Hast du… irgendeine Idee, wer Vater umgebracht haben könnte?“, fragte er kleinlaut. Sein Onkel sah ihn zweifelnd an. „Er hat mir einmal erzählt, dass er einem Kriminellen auf der Spur sei, der nicht nur genauso ich er und ich ein Amulett besitzt, sondern auch eine mächtige Organisation leidet. Es könnte gut sein, dass er dahinter steckt. Diesen Tipp habe ich auch bereits der Polizei gegeben. Allerdings kennen sie seinen Namen nicht, genau wie ich. Dein Vater kennt lediglich seinen Codenamen.“, erzählte er. Connor hatte gespannt zugehört. „Und… wie lautet der?“, fragte er mit klopfendem Herz. „Er nennt sich selbst ‚der Zyklop’.“ Das Wasser Will hatte sich fest vorgenommen Emma am nächsten Tag einen Besuch abzustatten. Er grämte sich, als er Überstunden aufgebrummt bekam. Auch am nächsten Tag gab es viel zu tun, und so kam es, dass Will erst am dritten Tag zu Emmas Wohnung fuhr. Er wollte anklopfen, bis er hinter sich ein Geräusch hörte. Emma schien weggewesen zu sein, und gerade zurück zu kommen. Sie stieg aus ihrem Wagen und schleppte zwei große Tüten mit sich. Will verwandelte sich sofort in einen Gentleman und nahm sie ihr ab. Bei dieser Gelegenheit betrachtete er sie genauer. Nicht nur Kevin schien seinen Look verändert zu haben. Emma schien ihre Farbe ebenfalls schwarz gefärbt zu haben. Aber wozu sollte das gut sein? Sie sperrte auf und bat Will hinein. Dieser stellte die Tüten auf der Couch ab. „Die sind ziemlich schwer. Was ist den da drin, wenn ich fragen darf?“ Anstatt zu antworten leere Emma den Inhalt einfach auf die Garnitur. Klamotten und andere Utensilien kamen zum Vorschein. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“, meinte sie nur. Will kam sie etwas verändert vor. Sie hatte nicht nur ihr Aussehen verändert, sondern scheinbar auch ihr Verhalten. Vor einigen Tagen war sie noch deprimiert und voller Trauer. Jetzt schien sie aber höchst lebendig und freudig. Will wollte anfangen über Kevin zu sprechen, doch Emma würgte ihn ab. „Vergiss ihn. Lass ihn machen, was er will.“, sagte sie einfach. Diese Aussage überraschte Will sichtlich. Was hatte diese Veränderung verursacht? „Ich komme zurecht, danke. Du kannst also wieder gehen.“, wollte sie Will abspeisen. Dieser dachte aber nicht daran. Emma schien völlig zu ignorieren, was vorgefallen war. „Ich gehe jetzt jedenfalls zur Uni. Wird mal wieder Zeit, dass ich mich dort blicken lasse.“, meinte sie. „Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme?“, fragte Will vorsichtig. Emma zuckte mit den Schultern und überließ ihm die Entscheidung. Während sie bereits aus der Tür war tippte Will auf seinem Handy herum. Er wählte Connors Nummer und wollte sich mit ihm in der Uni treffen. Durch den Patak der Dunkelheit war Kevins Kraft enorm gestiegen. Es nun ein leichtes für ihn ein Kraftfeld über das ehemalige Bürogebäude zu spannen. Sollten Will, Connor oder Emma zurückkehren, würden sie nur leere Räume vorfinden. In Wirklichkeit befand sich die Basis der Patak noch immer an diesem Ort. „Das Wasser ist eingetroffen.“, unterrichtete Claire ihren Bruder. Dieser nickte dankend und bat sie, Eve zu sich zu bringen. Mandulis befand sich ebenfalls im Raum. „Das Wasser ist also angekommen. Wenn Bryan wieder wach wird haben wir 4 der 6 Patak zusammen. Denn Wind benötigen wir nicht, aber was unternehmen wir wegen dem Feuer?“, fragte er erwartungsvoll. Kevin schien bereits mit dieser Frage gerechnet zu haben. Vorsichtig griff er in seine Jackentasche und zog eine kleine, rote Perle heraus. Mandulis schreckte zurück. „Die Essenz des Feuers!“, stotterte er. Kevin nickte. „Ja, ich habe Harendotes enternd, bevor ich Claire befahl Baals ehemaliges Lager zum Einsturz zu bringen.“, erklärte er und erinnerte sich zurück. Kevin war in voller Verzweiflung über Jas´ Tod. Claire war zu ihm getreten und hatte Jas stumm angestarrt. Ihr Plan war damit zunichte gemacht worden. Zuerst zog sie wütend ein Messer, doch dann zögerte und blickte ihren Bruder an. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und erweckte so die Seele des alten Kriegers, der sich nach Hapi genannt hatte. Baal hatte ihm als Kind die alte Seele eingepflanzt, ohne, dass dieser etwas davon mitbekommen hatte. Jetzt wurde sie wiedererweckt und Kevin veränderte sich wie Jas und Claire vor ihm. Er befahl die Höhle zum Einsturz zu bringen und entfernte Harendotes Seele aus Jas´ Körper. Er ging zu Mandulis und entdeckte, dass er noch lebte. Seine Wunde begann sich zu regenerieren. Zusammen mit ihm und Claire teleportierte er sich in das neue Versteck und ließ Mandulis versorgen. Als er erfuhr, dass Bryan überlebt hatte, beschloss er Baals ursprünglichen Plan wieder aufzunehmen. Das Wasser war angekommen, jetzt musste nur noch ein neuer Wirt für das Feuer gefunden werden. „Ich… ich biete mich freiwillig an.“, sagte Mandulis. Kevin antwortete zuerst nicht. „Idiot.“, erwiderte er schließlich. „Das Feuer sucht sich seinen Körper selbst aus. Und einen Schwächling und Versager wie dich, wird es bestimmt nicht wählen.“, sagte er hart. Mandulis schluckte. Er unterließ es zu widersprechen. Dann trat jemand weiteres ein. Es war ein junges Mädchen, in einem blauen Kleid. „Guten Tag.“, sagte es förmlich. Kevin lächelte ihr zu. „Du musst Eve sein.“ Eve nickte artig. „Ist der nette Junge, der mich besucht hat, auch hier?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort zu wissen schien. Kevin verneinte und Eve verstand. „Lass uns alleine.“, befahl er Mandulis ohne ihn anzusehen. Dieser hasste es auf Kevin zu hören, tat aber was er verlangte. Kevin bat Eve sich zu setzen, nachdem die Tür hinter den beiden zugegangen war. „Die Sache sieht im Moment so aus. Die Erde ist nicht verfügbar und das Feuer benötigt einen neuen Körper. Das Ritual wird also noch etwas warten müssen.“, erklärte er. Eve sah zum Fenster hinaus. „Dann soll ich solange warten?“, hakte sie nach. Kevin zögerte. „Nein, ich habe einen Auftrag für dich. Es gibt immer noch welche, die sich dem Projekt entgegenstellen. Die sollst du zuerst aus dem Weg räumen. Verstehst du?“, Eve bejahte und fragte nach Details. Sie sollte drei Leute beseitigen, die sich dem Willen Baals nicht beugen wollten. „Ich muss zugeben, ich hatte mir das Studentenleben etwas aufregender vorgestellt.“, gab Will zu. Er hatte Emma in eine Vorlesung begleitet und war froh den Saal wieder zu verlassen. „Hey.“, rief ihnen Connor zu. Will begrüßte seinen Cousin und winkte ihn zu sich. Emma versuchte ebenfalls freundlich zu sein, versuchte ihm aber aus dem Weg zu gehen. „Was ist den mit der passiert?“, flüsterte Connor Will zu, als er ihren Look entdeckte. „Ich bin kein Psychiater, aber sie ignoriert die Tatsachen und versucht ihren Charakter zu verändern.“, erklärte er. Connor verstand und sah in den Vorlesungssaal. „Na, wie war deine erste Vorlesung? Ich sollte vielleicht auch wieder mal an ein paar teilnehmen.“, lächelte er verlegen. Will gab ihm recht. „Das solltest du wohl. Ich sollte es aber besser nicht.“ Er wollte weiterreden, doch Emma war bereits ein großes Stück weitergegangen. Will und Connor blieben ihr auf den Fersen. Sie machte im Moment eine Menge durch, und schien ihre Probleme zu ignorieren. Jas war tot und Kevin schien die Seiten gewechselt zu haben. Sie brauchte jetzt unbedingt Freunde. Connor nahm jedoch etwas Abstand. „Hör mal, vielleicht ist es nicht gut, dass ich in ihrer Nähe bin. Ich erinnere sie zu sehr an Kevin und an früher. Dich kennt sie noch nicht solange. Vielleicht solltest du dich um sie kümmern.“, schlug er vor. Will verstand, was er sagen wollte und stimmte zu. Während Connor sich etwas anderem widmete, verfolgte Will Emma bis in die Kantine. Sie unterhielten sich über Belangloses und es war hauptsächlich Will, der redete. Emma gönnte sich ein großes Stück Kuchen und Will ein paar Muffins. „Weißt du, früher hätte ich solche Kalorienbomben nie angefasst.“, sagte Emma beiläufig. Will musterte sie. „Und jetzt ist dir das egal?“, hakte er nach. „Man lebt nur einmal.“, sagte sie nur. Will stimmte ihr zu. Dennoch entging es ihm nicht, dass sie etwas beschäftigte. Sie sah zu dem leeren Platz neben ihr. „Ist Kevin oder Jas darauf gesessen?“, traute sich Will zu fragen. Emma schluckte. „Jas. Er ist immer neben mir gesessen und hat mich und Kevin unterhalten.“, erzählte sie. Will nickte Verständnis voll und stand dann auf. „Komm.“, sagte er und reichte Emma die Hand. Diese blickte ihn nur fragend an. „Du solltest deine Veränderungen an den richtigen Stellen vornehmen. Versteh mich nicht falsch, die schwarzen Haare stehen dir, aber du brauchst etwas Ablenkung. Um Kevin kümmern wir uns morgen. Jetzt lade ich dich erstmal richtig zum Mittagessen ein.“, erklärte er. Emma hatte keine Chance sich zu weigern, den Will ergriff einfach ihre Hand. Emma zierte sich etwas, nahm die Einladung dann aber an. Will ging mit ihr in ein feines Restaurant. „Wie viele Mädchen hast du schon hierhin eingeladen?“, erlaubte sich Emma zu fragen. Will grinste. „Zu viele. Frag lieber wie viel ich rumgekriegt habe.“, antwortete er. Ein junger Kellner trat an die zwei und begrüßte Will. „He, Mann dich hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen.“, schien er Will zu kennen. Die beiden schlugen ihre Fäuste aneinander und Emma musste bei diesem ‚Männerritual’ grinsen. „Die Arbeit, du kennst das ja.“, erwiderte er. Der Kellner zeigte auf einen Tisch und Emma ging vor. „Wow, diesmal hast du dir aber ne heiße Schnecke geschnappt.“, gratulierte Wills Freund. Dieser versuchte das Missverständnis aufzuklären. „Nein, nein, das ist ganz anders. Sie ist etwas Besonderes.“, meinte er. Sein Freund lächelte ihm zu. „Sind sie das nicht immer?“, fragte er und versprach bald bei ihnen zu sein. Will setzte sich zu Emma und die beiden redeten, bis der Kellner zurückkam und die Bestellungen aufnahm. „Ich bereue das mit den Haaren.“, sagte Emma beiläufig. Will traute sich nicht ihr zuzustimmen. „Sag mal… ich hab vorhin ein paar Straßennamen gelesen. Ist hier in der Nähe vielleicht der ‚Antony Friedhof’?“, fragte sie. Will musste kurz nachdenken und bejahte schließlich. Emma, die mit dem Essen fertig war sprang auf und lief aus dem Lokal. „Sorry ist ein Notfall!“, rief er seinem Freund zu und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Es lohnt sich nicht Frauen nachzulaufen.“, rief ihm dieser noch hinterher. Will hatte die Bemerkung überhört und fand Emma auf der Straße wieder. „Dort drüben.“, sagte sie schließlich und zeigte auf den Friedhofseingang. „Dort… ist Jas begraben.“, erklärte sie stotternd. Will verstand. „Tut mir Leid, dass ich dich ausgerechnet in diese Gegend geführt habe.“, entschuldigte er sich. Emma schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss dir danken. Das habe ich lange vor mich hingeschoben.“, erklärte sie und überquerte die Straße. Will blieb ihr dicht auf den Fersen. Die beiden betraten das Friedhofsgelände. Während Emma jedes Grab einzeln unter die Lupe nahm, erkundigte sich Will beim Friedhofswärter. Dieser konnte ihm zuerst nicht weiterhelfen, da er seine Papiere nicht dabei hatte. Eine Suche war aber auch nicht nötig gewesen. Emma hatte das Grab bereits gefunden. Schluchzend fiel sie davor auf die Knie und berührte den Grabstein. Will blieb unsicher vor ihr stehen. Sollte er ihr aufhelfen, oder sich zurückhalten? „Es tut mir Leid.“, sagte er einfach. „Du hast doch auch ein Amulett, nicht wahr? Würdest… würdest du mir helfen Kevin zurückzuholen?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll. Will nickte kräftig. Emma rang sich ein Lächeln ab und blickte dann überrascht hinter Will. Dieser drehte sich um und starrte in das Gesicht eines jungen Mädchens. Will taumelte rückwärts. „Entschuldige, Kleine.“, brachte er nur heraus. Das Mädchen sah ihn kalt und gefühllos an. „Pass auf.“, sagte Emma, die irgendwie spürte, dass mit dem Mädchen nicht in Ordnung war. Sie ging zu Emma und kniete sich neben sie. Sie schloss die Augen und betete. Weder Emma, noch Will wagten es sie zu unterbrechen. Ihre Anteilnahme wirkte ernst, aber wer war sie? Kannte sie Jas etwa? Nach einer weile öffnete das Mädchen die Augen wieder und erhob sich. „Entschuldige, aber wer bist du?“, fragte Emma interessiert. Das Mädchen blickte sie durchdringend an. „Eve.“, erwiderte sie. „Ok, Eve, kanntest du Jas?“, mischte sich Will ein. Eve nickte. „Ja, das heißt… ich kannte das Feuer.“, erwiderte sie. Sofort nahm Emma Abstand von ihr und blickte hilfesuchend zu Will. Dieser bereitete sich auf einen Kampf vor. Aber war dieses Mädchen tatsächlich ein Gegner für ihn? „Hat Kevin dich geschickt?“, fragte Emma erwartend. Eve blickte sie nur verwirrt an. „Sie meint die Dunkelheit.“, ergänzte Will. Eve verstand und bejahte. „Was ist mit ihm geschehen?“, verlangte Emma zu wissen. Eve war gern bereit es ihr zu erklären. „Manche Menschen sträuben sich vor dem Schicksal einer der heiligen Patak zu werden. Die Seelen übernehmen dann Oberhand und verändern den Charakter ins Gegenteilige. Bei mir ist das nicht der Fall.“, erklärte sie. „Wie bekomme ich Kevin zurück?“, hakte Emma weiter nach. Eve kam ihr nicht wirklich böse vor, doch sie konnte sich auch täuschen. Eve zögerte. „Die Patak werden nicht mehr benötigt, wenn das Revival-Projekt beendet ist.“, erzählte sie. „Wir werden aber nicht zulassen, dass dies geschieht. Selbst wenn wir Kevin…“ Will stoppte. Er wollte wegen Emma nicht weiterreden. „Ich habe einen Befehl von ihm bekommen. Ich soll seine drei Feinde besiegen. Aber wo ist der dritte von euch?“, fragte sie hoffnungsvoll. Will knurrte nur. „Das sagen wir dir nie, also schmink´s dir ab.“, sagte er bestimmt. Eve nickte und entfernte sich ein Stück. Sie hob die Hände vor die Brust und schien sch zu konzentrieren. Eine kleine Wasserkugel tanzte zwischen ihren Händen auf und ab. „Emma verschwinde!“, trug ihr Will auf. Diese erschrak zuerst. Will hatte sie für einen Moment an Kevin erinnert. Dennoch folgte sie seinem Beispiel und lief weg. Allerdings zog sie kurz darauf ihr Handy heraus und telefonierte mit Connor. Dieser versprach so schnell wie möglich bei ihr zu sein. Will ließ Eve nicht aus den Augen. Er konzentrierte sich und hob seine Hand. Auch in seiner Hand tauchte ein Wasserball auf. Eve beobachtete ihn argwöhnisch. Der Wasserball vervielfältigte sich und die Teile flogen um Will herum. Dann kamen sie zum Stillstand und begannen ihre Form zu ändern. Zuerst stellten sie nur unförmige Wassermaßen dar, doch dann wurde ihre Gestalt menschenförmiger. Bald standen ein Dutzend solcher Gestalten um ihn herum, die alle aus Wasser bestanden. Will verstand nun. Eve hatte nicht vor selber zu kämpfen. Wer weiß, ob das kleine Mädchen dies sogar fertig brachte. „Meine Wasserkrieger.“, stellte Eve ihre Geschöpfe vor. „Angenehm.“, spielte Will den Selbstsicheren. „Connor ist auch nicht da, wenn man ihn mal braucht.“, dachte er. „Du bist also der Patak des Wassers? Du kannst Wasser erschaffen und es formen, hab ich recht?“, fragte er Eve. Diese bejahte. „Dacht Ichs mir doch. Dann demonstriere ich dir mal meine Fähigkeiten. Mein Amulett erlaubt es mir die Waffen und Fähigkeiten meines Gegners nachzuahmen.“, verriet er. Eve betrachtete ihren Gegner erwartend. „Also bist du ein Dieb.“, versuchte sie ihn aus der Reserve zu locken. Will schmunzelte. „Das kann man sehen wie man will. Auf jeden Fall habe ich deine lahmen Tricks schon lange drauf.“, meinte er und ließ den Wasserball in seinen Händen wachsen. Er verformte sich und wurde zu einem Schwert, das nur aus Wasser bestand. „Sag nicht, dass das nicht cool ist.“, sprach er. Eve zeigte sich tatsächlich etwas beeindruckt. Jemand hatte es geschafft ihre Technik zu kopieren. Aber würde es Will auch wirklich nützen? Er hatte sicher keine Erfahrung damit. Eve ließ den ersten Wasserkrieger angreifen, und Will holte aus und schlug ihn in der Mitte durch. Doch der Krieger blieb stehen. Zuerst verstand Will nicht ganz, erinnerte sich dann aber, dass er es mit Gegnern aus Wasser zu tun hatte. Mit einem einzigen Schlag, würde er nichts erreichen. Die Krieger griffen jetzt geschlossen an und Will fiel immer weiter zurück. Er ließ sein Schwert wachsen und schaffte es eines der Wesen zu zerstören. Er atmete erleichtert auf, bis er erkannte, dass sich das Geschöpf regenerierte. „Ok, ruhig bleiben, Junge! Mit was besiegt man noch mal Wasser? Feuer? Nein, quatsch!“, überlegte er sich angespannt eine Lösung. Dann fiel ihm Eve wieder ein. Sie kontrollierte die Wesen. Er musste sie nur angreifen oder zumindest ihre Konzentration stören um die Wesen zu beeinträchtigen. Er lief ihn Eves Richtung, doch zwei Wasserkrieger stellten sich schützend vor sie. Die restlichen Krieger griffen wieder an, doch Will dachte nicht daran, das Weite zu suchen. Er war bereits einmal in so einer Situation. Wills Hände zitterten, als er die Schublade öffnete und einen kleinen, metallenen Behälter herausfischte. Darauf zog er das Amulett, von dem sein Vater gesprochen hatte. Nun gab es noch etwas, was ihn und Connor verband. Er steckte es ein und beschloss seinen Eltern nichts zu erzählen. Selbst Connor wollte er erst reinen Wein einschenken, wenn dieser von seinem berichtete. Ab diesem Tag trug er es täglich. Er merkte bald Verbesserungen im Sport und anderen Dingen. Nun schaffte er es auch von 10 Meter Entfernung einen Korb zu werfen, womit er vor Connor angeben konnte. Dieser hatte ebenfalls seine Erfahrungen mit seinem Amulett gemacht. Eines Abends beschloss er seinem Cousin die ganze Wahrheit zu erzählen. Zu seiner Überraschung kannte Will sie aber schon. Nun zog er sein Amulett hervor. Connor schluckte und betrachtete es argwöhnisch. „Da steht überhaupt nichts drauf.“, bemerkte er. Will nickte, wusste aber nicht warum. „Tust du mir einen Gefallen?“, fragte Will schüchtern. Connor bejahte, ohne sich den Wunsch seines Cousins anzuhören. „Kannst du Papa fragen, was es genau damit auf sich hat? Woher es kommt, wieso es geschaffen wurde und vor allem wie man richtig damit umgeht. Ich kann nicht mit ihm reden. Er nimmt es mir sicher gleich wieder weg. Aber wenn du ihn über die Dinger ausfragst…“, erzählte er Connor von seinem Anliegen. Sein Cousin versprach mit seinem Onkel zu sprechen. Es war bereits nächstes Wochenende, als dieser auf Besuch kam. Während die zwei Frauen Kaffee tranken, spielte er mit Connor und Will Basketball. Damit wollte er scheinbar von Verlust seines Bruders kompensieren. Will entfernte sich unauffällig und Connor sprach seinen Onkel auf das Amulett an. „Du trägst es also noch.“, sagte dieser bedrückt. Connor bejahte. „Es hat Vater vielleicht getötet, aber es bringt einem auch Stärke. Jetzt, wo Dad tot ist, muss jemand Mama beschützen.“, erklärte er. Sein Onkel respektierte das. „Was… kannst du mir noch über diese Amulette sagen? Woher kommen sie? Wozu wurden sie geschaffen?“, hakte er für Will nach. Sein Onkel seufzte nur. „Da bin ich überfragt. Aber wenn du das wirklich alles wissen willst, geh zu Opa.“, meinte er. Connor stutzte. „Warum zu Opa?“, fragte er. Sein Onkel kratzte sich verlegen am Kopf. „Dein Amulett war eigentlich im Besitz deiner Großmutter. Aber dein Opa weiß genauso viel darüber, wie seine verstorbene Frau.“, erklärte er. Connor bedankte sich und spielte weiter. Aber bereits am nächsten Tag kauften sich er und Will ein Zugticket, das sie zu ihrem Großvater bringen sollte. Ihrer Mutter erzählten sie, sie würden in den nahegelegenen Park gehen, um zu spielen. Die Zugfahrt dauerte zwei Stunden, und die beiden Jungen hofften, dass sie rechtzeitig wieder zu Hause waren. Sie verließen den Zug und suchten die Bushaltestelle. Sie brauchten wieder eine gewisse Zeit, bis der Bus erstmal kam und sie zum Haus ihres Großvaters brachte. Will klingelte vorsichtig, doch niemand öffnete. Connor machte Anstallten zum Hintereingang zu gehen, bis die Tür doch noch aufschwang. Ein alter, weißhaariger Mann blickte heraus. „Was willst du? Wollt ihr?“, fügte er hinzu, als er auch Connor erblickte. „Wir wollten dich mal wieder besuchen, Opa.“, sagte Will schnell. Der alte Mann rieb sich die Augen und musterte die Jungen genauer. Erst jetzt schien er seine Enkel zu erkennen. „Der kleine William und der kleine Connor! Tut mir Leid, meine Augen sind nicht mehr die besten!“, gab er zu und bat seine Enkel herein. Diese warfen sich aufmunternde Blicke zu. Ihr Opa brachte ihnen Limonade und bat sie sich zu setzen. Zuerst redeten sie nur über die Familie und die Schule. Connor und Wills Opa war operiert worden und konnte deshalb nicht an der Beerdigung teilnehmen. „Ich vermisse meinen Sohn.“, sagte er schließlich. Connor pflichtete ihm bei. Er fühlte genauso. Will hielt den Moment für passend und holte sein Amulett hervor. Sein Opa schreckte zurück und griff sich ans Herz. Connor musste ihn stützen. „Woher…“, stammelte er. Nun zeigte auch Connor sein Amulett. „Hm… sie sind also in die nächste Generation übergegangen.“, murmelte er. Connor und Will fragten nach, was er damit meinte. „Connor, dein Amulett… hat deiner Großmutter gehört. Sie selbst hat es kaum benutzt, aber ihr Vater hat es ständig getragen. Er war Boxer und es hat ihm übermenschliche Stärke verliehen. Die gibt es jedem Benutzer. Nach dem Tod, eurer Großmutter ist das Amulett auf deinen Vater übergegangen, Connor. Nun hat es dich auserwählt.“, erzählte er. Will wollte jetzt alles wissen. „Was ist mit meinem?“, fragte er. Sein Opa zögerte. „Deines… Also dein Urgroßvater hatte schreckliche Angst er könnte sein Amulett verlieren, oder es könnte gar zerstört werden. Deswegen brachte er es zu Männern, die sich selbst als Druiden bezeichneten. Druiden waren Magier, die vor langer Zeit lebten. Aber auch noch Heute gibt es Leute, die ihren Lebensstil praktizieren. Manche sind Schwindler und ziehen den Menschen Geld aus der Tasche. Andere wiederum beherrschen wirklich die Magie. Solche Leute haben versucht, dass Amulett zu duplizieren. Sie setzten ihre ganze Kraft ein und es gelang ihnen auch. Es war – fast – eine richtige Kopie. Weitere konnten sie leider nicht herstellen, weil das Ritual ihre Magie aufgesogen hatte. Mein Schwiegervater aber war zufrieden und hat es sicher versteckt. Dein Vater, Will, hat es dann an sich genommen. Und dein Vater, Connor bekam das Original. So stand es im Testament meiner Frau.“, erzählte er. Connor und Will waren sprachlos. Sie wechselten das Thema und plauderten ungefähr noch eine halbe Stunde. Dann verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Heimweg. „Wir wissen jetzt immerhin mehr.“, meinte Will, als die zwei im Zug saßen. Connor war sich dessen nicht so sicher. „Über die Amulette ja. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wer meinen Vater auf dem Gewissen hat. Und dieses Amulett wird mir dabei helfen!“ Will konnte sich nicht erinnern, dass Connor ihn jemals im Stich gelassen hätte. Die Uni war nicht weit entfernd, und so benutzte sein Cousin seine Fähigkeiten um möglichst schnell bei ihm zu sein. Emma hatte ihn noch rechtzeitig kontaktiert. Er schoss zwei seiner Sterne auf Eve ab, welche mit einem Aufschrei reagierte. Die Wasserkrieger verschwanden. Ebenso Wills Schwert. „Dich kann man aber auch nicht alleine lassen.“, meinte Connor zur Begrüßung. Will nickte ihm dankbar zu. Dann wandten sich beide Eve zu. Sie lebte! Dann sahen die beiden Eves wirkliche Kräfte. Ihr Körper verwandelte sich in Wasser, nur ihr Kopf blieb erhalten. Die Sterne fielen durch das Wasser zu Boden. „Darf ich vorstellen? Der Patak des Wassers!“, sagte Will theatralisch. Eves Körpergröße nahm zu und auch ihre Hände wuchsen. Sie streckte sie gierig nach den beiden aus, welche zurückwichen. Connor schoss weitere Sterne ab, doch diese zischten einfach durch das Wasser. Eve war nun selbst zu einem Wasserkrieger geworden und unangreifbar. „Lass dir was einfallen!“, rief Will seinem Cousin zu. „Wieso ich? Du bist länger hier als ich!“, warf er ein. Dann einigten sich beide, dass streiten nichts half. „Ich versuche etwas.“, sagte Will schließlich und aktivierte sein Amulett. Zuerst begannen sich nur seine Hände in Wasser zu verwandeln, dann allmählich sein ganzer Körper. „Ich hoffe, du weißt, was du tust!“, rief ihm Connor zu. Will hatte sich ebenfalls in einen Wassergiganten verwandelt. Das Amulett, welches kopiert wurde, konnte auch die Kraft der Originale kopieren. Eve stand nun ein ebenwürdiger Gegner gegenüber. Die beiden Giganten preschten aufeinander los und stießen und boxten einander. Connor kam es so vor, als hätte Will die Kontrolle über sich verloren. Irgendwie erinnerte er ihn an Hulk. Der Kampf schien kein Ende zu nehmen. Doch dann favorisierte sich Will. Eve wurde zurückgeschleudert und das Wasser zersprang in alle Teile. Will verwandelte sich zurück und musste sich hinsetzen. Connor kam ihm sofort zur Hilfe und half ihm auf. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Will nickte schwach. „Jaja, alles ok. War nur irgendwie verrückt die Sache.“, meinte er. Dann näherte sich auch Emma den beiden. „Was… ist mit dieser Eve?“, fragte sie. Will und Connor blickten sich um. „Da!“, schrie Connor. Die Lachen, die sich gebildet hatten, begannen sich zu bewegen. Sie türmten sich aufeinander und ergaben eine neue Wassergestalt. Diese verwandelte sich schließlich in Eve. Connor und Will bereiteten sich auf den nächsten Schlag vor, doch Eve sah fertig aus. Sie keuchte und hustete. Dann sah sie ihre Gegner. Sie begann sich zu teleportieren und Will rannte zu ihr, um sie zu stoppen. Vergebens, sie war verschwunden. „Sie wusste einiges.“, sagte Emma leise. Die Jungen stimmten ihr zu. Plötzlich klingelte Connors Handy. „Er redete ein paar Worte und legte dann einfach auf. Zuerst war er sprachlos, aber als Will und Emma ihn drängten etwas zu sagen stotterte er fassungslos: „Ratet mal wer aufgewacht ist.“ Alice war noch in der Ausbildung zur Krankenschwester. Sie war eher schüchtern und emotional. Deswegen entging ihr auch nicht das Schicksal, eines besonderen Patienten. Der Name des Patienten war Bryan und er lag im Koma. Die einzige, die ihn besuchte, war ein Mädchen, zirka gleich alt wie er. War es seine Schwester, oder seine Freundin? Alice erinnerte Bryan irgendwie an ihren eigenen Bruder, der vor einem Jahr bei einem Autounfall verstorben war. Deswegen verbrachte sie auch besonders viel Zeit bei diesem Jungen. Sie wusste, dass es viel half wenn man mit Komapatienten redete. Also erzählte sie ihm Geschichten über ihren Bruder. Irgendwie mochte sie Bryan, obwohl sie noch nie mit ihm gesprochen hatte. An diesem Tag brachte sie ihm sogar Blumen mit und stellte sie in eine Vase. Sie setzte sich wie jeden Tag an die Bettkante und quatschte drauf los. Zuerst redete sie nur über ihren Tag und wie anstrengend manche Patienten sein konnten. Dann sprang sie erschrocken auf, da jemand nach ihrer Hand gegriffen hatte. Entsetzt blickte sie Bryan an. Dieser hatte seine Augen geöffnet und versuchte sich zu orientieren. „Bryan?“, wagte es Alice zu fragen. Bryan begann seine Lippen zu bewegen. „Carol?“, fragte er mit krächzender Stimme. Alice wusste nicht, was sie unternehmen sollte. „Ist… das deine Freundin, die dich immer besucht?“, hakte sie nach. Bryan blickte sie verwirrt und verschrocken an. Wo… bin ich?“, fragte er geschwächt. Alice nahm allen Mut zusammen. „Du… du bist im Krankenhaus. Du hattest einen Unfall und bist im Koma gelegen! Ich… hole sofort einen Arzt!“, versprach sie und wollte gehen. Nur ein „Ist Baal tot? Ist er endlich verreckt?“, hielt sie zurück. Zuerst wusste sie nicht, was sie sagen sollte, doch dann lief sie hinaus, um einen Arzt zu suchen. Bald hatte sie einen ausfindig gemacht und berichtete ihm stockend, dass er Komapatient Bryan erwacht war. Hapi Bryan hörte eine Stimme, als er wieder zu sich kam. Das erste Bild, das er vor Augen hatte, war das von Carol. Allerdings war es nicht ihre Stimme, die er hörte. Es dauerte etwas, bis ihm wieder einfiel, dass Carol tot war. Er blickte in das Gesicht eines Mädchens, dass ihm fremd war. Es schien irgendwie erschrocken zu sein und stürmte aus dem Zimmer. Wenig später kehrte sie mit einem Mann in weißem Kittel zurück. Bryan kombinierte, dass es sich um einen Arzt handeln musste. Der Doktor fuchtelte in seinem Gesicht herum und hielt ihm eine Taschenlampe in die Augen. Bryan zuckte zusammen. „Verstehst du, was ich sage?“, fragte er schließlich. Zuerst antwortete Bryan nicht, doch dann versuchte er wieder zu klaren Gedanken zu kommen. „Wo bin ich?“, fragte er den Arzt. Dieser begann ihm zu zulächeln. „Du bist im Krankenhaus. Ich bin Dr. Berk, der zuständige Arzt. Ich muss dir leider sagen, dass du einige Zeit im Koma gelegen hast.“, erzählte er. Unter schwerem Stöhnen versuchte Bryan aufrecht zu sitzen. „Überanstreng dich nicht, Junge.“, bat ihn Dr. Berk. Bryan sah zuerst zu Alice, die ihn unsicher begutachtete. „Das ist übrigens Alice. Ihr hast du vielleicht einen Teil deiner Genesung zu verdanken.“, erklärte Dr. Berk nun. Bryan nickte ihr zu und Alice reagierte verlegen. „Was… ist genau passiert?“, wollte Bryan wissen, aber sein Arzt konnte ihm nicht weiterhelfen. „Ich hatte gehofft du könntest es uns sagen.“, gab er zu. Dann mischte sich auch Alice ein. „Wenn du dich nicht, erinnerst, kann dir vielleicht deine Freundin helfen!“, schlug sie vor. Bei dem Wort ‚Freundin’, zuckte Bryan zusammen. „Carol?“, fragte er hastig. Alice versuchte zu antworten. „Ich weiß nicht, wie sie heißt. Sie kommt dich hin und wieder besuchen.“, erzählte sie. „Wie sieht sie aus?“, fragte Bryan schnell. Alice überlegte kurz und gab dann eine Personenbeschreibung ab, die ziemlich genau auf Claire zutraf. Bryan erinnerte sich, dass sie es war, die in Baals Auftrag Carol getötet hatte. Es war so, als wäre keine Zeit vergangen. Das alte Rachegefühl stieg von neuem in ihm hoch und er warf seine Beine aus dem Bett. Der Versuch aufzustehen misslang jedoch und Bryan stürzte. Alice und Dr. Berk halfen ihm zurück ins Bett. „Das wichtigste ist, dass du dich jetzt ausruhst.“, erklärte der Arzt. Bryan wollte aber nichts davon hören. Sobald er seine Beine wieder einsetzen konnte, wollte er erfahren, was passiert war. „Wie lange war ich weg?“, viel es ihm erst jetzt ein nach der Dauer seines Tiefschlafes zu fragen. „3 Wochen.“, antwortete Dr. Berk kurz. Bryan verstand. Was hatte sich in diesen drei Wochen ereignet? Wenn Claire noch lebte, spazierte Baal dann auch noch irgendwo herum? Dr. Berk fiel auf einmal die andere Patientin ein. „Mit dir wurde noch ein Mädchen eingeliefert. Brünett, schlank und sehr hübsch. Ihr Name ist Emma, du kennst sie doch, oder?“ Bryan brauchte etwas, bis er sich schließlich an Kevins Freundin erinnerte. „Sie hat das Krankenhaus bereits verlassen, aber ich bin sicher sie wird dich bald besuchen kommen.“, meinte Berk und wurde kurz darauf angepiepst. Er entschuldigte sich und ließ Bryan mit Alice allein. Die beiden starrten sich zuerst nur an. „Also…schön, dass es dir wieder besser geht.“, stammelte sie. „Weißt du mehr?“, fragte Bryan hoffnungsvoll. Alice wiegte mit dem Kopf. „Nunja, nur das was in der Zeitung stand.“, erwiderte sie. Bryan bat sie trotzdem zu erzählen. „Also… dieser Stollen ist eingestürzt. Es war nicht klar, wie viele Leute darin waren. Nur du und diese Emma seid rausgekommen. Es gab einen Toten. Aber an seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr. Da fällt mir ein….“, sprach sie und fischte einen Zettel aus ihrer Tasche. „Kennst du einen Connor?“, fragte sie. Bryan wurde hellhörig. „Ja, was ist mit ihm?“ Alice betrachtete das Stück Papier. „Er hat mir seine Telefonnummer dagelassen. Wenn du willst, rufe ich ihn an.“, bot die Krankenschwester an. Bryan nickte ihr zustimmend zu. Wenn er mit Connor redete würde er sicher mehr erfahren. Besonders was Baal anbelangt. Eve Zustand ließ sich nur als erschöpft beschreiben, als sie zu Kevin zurückkehrte. „Unsere Gegner scheinen doch stärker zu sein, als ich angenommen hatte.“, redete Kevin drauflos. Eve musste ihm leider zustimmen. „Es war… dieser Will. Er hat meine Kräfte kopiert. Diese Kräfte stehen sonst nur dem Patak des Wassers zu.“, erzählte sie. Kevin erinnerte sich an sein Kräftemessen mit Will. Er hatte einfach seine Waffe kopiert. Er fand Will dermaßen interessant, dass er beschloss sich selbst um ihn zu kümmern. „Das ist schon ok. Wir werden noch genug Gelegenheiten haben unsere Feinde zu besiegen. Es war lediglich eine Schlacht.“, meinte er. Eve entschuldigte sich nochmals für den Fehlschlag. Ohne Vorwarnung stürmte nun Claire in den Raum. „Schon mal was von anklopfen gehört?“, stutzte sie ihr Bruder zurecht. Doch Claire hielt es nicht für nötig um Verzeihung zu bitten. „Es ist wichtig! Bryan ist wach!“, erzählte sie aufgeregt. Das weckte auch Kevins Aufmerksamkeit. „Sehr gut, ich will, dass er hierher gebracht wird.“, verlangte er. Claire wollte den Befehl sofort ausführen. „Nimm Eve mit.“, ergänzte er. Diese bat jedoch darum, noch etwas anzumerken. „Kann Carol vielleicht vorgehen? Ich würde gegen noch etwas mit dir besprechen.“, bat sie. Kevin nickte und Claire verließ den Raum. „Worum geht es?“, fragte er eilig. Eve beschloss ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich… habe mir erlaubt einen Blick in die Karten zu werfen. Ich habe gesehen, dass unser Projekt Erfolg haben wird.“, offenbarte sie. Kevin grinste als er das hörte. „Dann hoffen wir, dass sich die Karten nicht irren. Sonst noch etwas?“ Eve bejahte. „Meine Karten irren sich leider nie. Das Projekt wird vollendet, aber… ich habe gesehen, dass du die nächste Schlacht nicht überleben wirst.“, provezeite sie Kevin. Dieser reagierte zuerst nicht. „Es tut mir wirklich Leid.“, sagte Eve. Kevin steckte einfach nur seine Hände in seine Hosentaschen und blickte zum Fenster hinaus. „Keine Sorge, als ich diese Worte das letzte Mal gehört habe, habe ich mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden.“, erklärte er. Eve fragte nach, was er damit meinte. Kevin erzählte von Sepa, der ihm das Selbe provezeite hatte. Und es war eingetreten. Er war von Lin getötet worden und in die Unterwelt hinabgefahren. Dennoch war er zurückgekommen. War es nur wegen dem Revival-Projekt? War es sein Schicksal es zu vollenden, um erst dann seine letzte Ruhe zu finden? Er dankte Eve für das Gespräch und schickte sie dann zum Krankenhaus. In seinem Kopf malte er sich aus, wie die nächsten Tage aussehen würden. Würden es tatsächlich seine letzten sein? Und wenn ja, gegen wen würde er kämpfen und verlieren? Alice entfernte sich ein paar Schritte, als Connor und Emma das Zimmer betraten. Verlegen lächelte sie den beiden zu. „Macht es dir etwas aus, draußen zu warten?“, fragte Connor höfflich, aber bestimmt. Alice nickte sofort und verließ den Raum eilig. Draußen atmete sie hörbar auf. Dann schrak sie zurück, da Will neben ihr aufgetaucht war. „Sorry, wollt dich nicht erschrecken.“, sagte er. Alice sah ihn überrascht an. „Bist du auch ein Freund von Bryan?“, hakte sie nach. Will verneinte. „Ich kenne ihn nicht, aber mein Cousin.“, erklärte er. Alice verstand. „Weißt du… vielleicht mehr?“, hakte sie nach. Will überlegte, wie viel er ihr erzählen konnte und durfte. „Er und mein Cousin waren hinter ein paar bösen Typen her. Sie haben Bryans Freundin auf dem Gewissen und auch noch ein paar andere Dinge verbrochen.“, erklärte er. Alice zuckte zusammen. „Er… er hat seine Freundin verloren?“, konnte sie es nicht glauben. Will wollte bejahen, doch eine Kollegin rief nach Alice und diese rannte sofort los. Bryan musste ja schreckliches durchmachen, wenn er so jemand Wichtigen verloren hatte. Connor und Emma betrachteten inzwischen den immer noch geschwächten Bryan. „Was für ein schönes Wiedersehen.“, säuselte dieser. „Gut geschlafen?“, erwiderte Connor trotzig. Bryan drückte seine Faust in die Matratze. „3 Wochen, was? Na, los raus mit der Sprache, was ist passiert?“, wollte er erfahren. Connor beschloss ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Emma hielt sich derweil zurück. „Baal ist tot.“, sagte er und bemerkte die Freude in Bryans Gesicht. „Und zwar seit Jahren. Der Baal, der dich wieder zu sich geholt hat, war ein Schwindler. Sein Name ist Mandulis und er lebt immer noch.“, verpasste Connor Bryan einen Schock. Dieser richtete sich sofort auf und spürte ein Stechen in seinem Rücken. „Das ist wohl ein dummer Scherz! Er wusste Dinge, die nur Baal wissen konnte!“, warf er ein. Connor brummte. „Mandulis hat Baal lange Zeit gedient.“, erklärte er. Bryan sah ihn ungläubig an. „Weiter!“, bat er. „Jas, oder Harendotes wurde von Kevin getötet. Somit ist das Projekt möglicherweise gestorben. Allerdings wurde die alte Seele in Kevin wiedererweckt. Auch er ist zu einem Patak geworden.“, berichtete Connor. Für Bryan klang das unfassbar. Deswegen wollte Baal bzw. Mandulis nicht, dass er Kevin tötete. Er war der Patak der Dunkelheit. „Wie gesagt, das Feuer ist verschwunden, aber Kevin, der jetzt scheinbar einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, gibt sicher nicht auf. Mandulis, Claire und ein Mädchen namens Eve stehen ihm zur Seite. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass er auch hinter dir her ist.“, schloss Connor seinen Bericht. Bryan wendete seinen Kopf. „Egal, sein Plan ist für misch gestorben. Und Claire und Mandulis wird ebenfalls das Selbe Schicksal ereilen.“, versprach er. Connor sah das ganze nicht so positiv. „Er wird dich zwingen.“, meinte er. „Er hat nichts, mit dem er mich zwingen könnte.“, erwiderte Bryan. Eine Schwester betrat das Zimmer und musterte die Besucher. Sie schob einen Rollstuhl vor sich her und blieb vor Bryans Bett stehen. „Ich muss dich zu einer Untersuchung bringen.“, erklärte sie. Bryan war einverstanden. „Ich würde gerne mitgehen.“, meinte Connor, doch die Schwester verweigerte ihm den Wunsch. Connor bestand dennoch darauf vor dem Behandlungszimmer zu warten. Emma und Will warteten in Bryans Zimmer, auf die eventuelle Ankunft Claires. „Wir sind da.“, meinte Eve nur. Claire fand die Bemerkung unnötig. „Gehen wir.“, sagte sie schließlich. Eve zögerte. „Aber die drei werden mit Sicherheit auf uns warten.“, gab sie zu bedenken. Claire war sich dessen Bewusst. „Egal, in einem Krankenhaus werden sie sowieso keinen Kampf beginnen. Sehen wir uns Bryan erstmal an.“, meinte sie ruhig. Sie betraten das Gebäude und fuhren mit dem Fahrstuhl in das richtige Stockwerk. Sie sahen Will und Emma bereits von weitem, die zuerst erschraken. „Hi, wie geht’s?“, fragte Claire unschuldig. Will überlegte was, er unternehmen sollte, doch ständig gingen Ärzte, Krankenschwestern und Patienten an ihnen vorbei. „Wir wollen nur einen Freund besuchen.“, meinte Claire. „Ich glaub nicht, dass Bryan euch sehen will.“, erwiderte Will kühl. „Wo ist Kevin!“, fragte Emma die Mädchen. Claire stöhnte. „Leg Mal ne andere Platte auf, Kleine. Kevin hat sich für die richtige Seite entschieden.“, sagte sie und warf einen Blick in Bryans Zimmer. Es war leer. „Wo ist er?“, wandte sie sich an Will. Dieser tat so, als hätte er nichts verstanden. „Wo ist er? Glaubst du, du kannst mich das fragen und kriegst einfach ne Antwort?“, stellte er sich dumm. Claire fluchte und versuchte einen Arzt aufzutreiben. „Will!“, hörten sie Connors Stimme. „Komm, ich lass dich nicht mit denen allein.“, sagte Will und zerrte Emma mit sich. Auch Claire und Eve folgten seinem Beispiel. Connor wartete in einem Untersuchungszimmer, in dem das reine Chaos herrschte. Dr. Berk rieb sich Kopf und deutete auf das Fenster. „Dieser Idiot ist durch die Feuerleiter geflüchtet.“, erklärte Connor hastig. „Ich… kann mir das nicht erklären. Woher hat er auf einmal diese Kraft?“, fragte Berk verwirrt. „Weil er einer der heiligen Patak ist.“, sagte Claire mehr zu sich selbst und verschwand mit Eve in Richtung Fahrstuhl. „Wir müssen ihm nach!“, war Wills Meinung. Connor hielt ihn jedoch zurück. „Ich habe ihn bereits verfolgt, aber verloren. Und ich glaube auch nicht, dass er gefunden werden will.“, entgegnete er. Will sah missmutig aus dem Fenster. „Ich… hab eine Idee.“, sagte Emma schließlich. Will und Connor drehten sich überrascht zu ihr um. „Er ist doch hinter Claire und Mandulis her. Möglicherweise ist er auf dem Weg zu diesem Hochhaus. Er könnte glauben, dass sie sich immer noch dort befinden.“, erzählte sie von ihrer Idee. Während sie Will dafür bewunderte, sah Connor pessimistischer. Dennoch war es einen Versuch wert. Sie brachen auf und bereiteten sich auf den nächsten Kampf vor. Leider wussten sie nicht, dass Bryan keine Ahnung von Mandulis´ Versteck hatte. Er streifte einfach nur ziellos durch die Gegend. Auch wussten Will, Connor und Emma nicht, dass sie Kevin und die anderen noch immer im obersten Stockwerk des Hochhauses befanden. Die Barriere schützte sie vor Eindringlingen. Kevin war jedoch nicht erbost darüber zu hören, dass Bryan getürmt war. „Ich werde das persönlich in die Hände nehmen.“, hatte er gesagt und sich fortteleportiert. Bryan hatte inzwischen beschlossen jeder Spur zu folgen, egal wie klein sie auch war. Er hatte Baals früheres Versteck aufgesucht, das jetzt verschüttet vor ihm lag. Es grauste ihm bei dem Gedanken, dass Carols Körper immer noch darin gefangen war. „Es tut mir Leid, um deine Freundin.“, hörte der Junge plötzlich eine Stimme hinter sich. Er erkannte Kevin und bereitete sich auf einen Kampf vor. Kevin selbst schien nicht daran zu denken. „Was denn? Ich dachte wir wären jetzt Verbündete?“, tat er unschuldig. Bryan beschloss vorsichtig zu sein. „Damals ja, aber meinen Informationen nach, hast du die Seite gewechselt.“, erinnerte er. Kevin zeigte sich verständnislos. „Das kommt auf die Definition an. Zugegeben, ich habe mich dazu entschlossen das Revival-Projekt in Baals Namen zu vollenden. Aber ich habe nichts mit dem Mord an Carol zu tun.“, erklärte er. Bryan fragte sich, ob Kevin einen Trick versuchte. „Aber jetzt arbeitest du für Mandulis!“, gab er zu Bedenken. Kevin wurde etwas wütender. „Er arbeitet für mich. Ich brauche noch Informationen von ihm. Dann kannst du ihn meinetwegen gerne beseitigen! Bryan, glaube mir, wir sind auf der Selben Seite!“, redete er auf ihn ein. Bryan war jedoch nicht so einfach zu manipulieren. „Ich habe Baal nur gedient, weil ich ihm etwas schuldig war, nicht weil ich ihn als Gott anerkannt habe. Sein Projekt kann mir gestohlen bleiben. Und du brauchst mich auch nur, weil ich die Seele des Erd-Pataks in mir trage!“, sagte er selbstsicher. Kevin seufzte. „Ich hatte dich für klüger gehalten. Weißt du denn nicht, welche Macht die Patak wirklich haben? Sie können die Realität verändern und die ägyptischen Götter in unsere Welt zurückholen. Denk doch einmal nach! Wenn sie das mit Göttern schaffen, ist es ein Kinderspiel deine Freundin zurück ins Leben zu holen!“ Das war der Augenblick, in dem Kevin triumphiert hatte. Bryan hatte nun gar keine andere Wahl als sich ihm anzuschließen. Er senkte den Kopf und redete drauf los. „Zwei Dinge möchte ich festhalten. Erstens, ich vertraue dir kein Stück. Das Projekt ist mir egal, aber ich will Carol zurück. Zweitens, werde ich danach Mandulis und Claire bekämpfen. Ich hoffe du brauchst sie danach nicht mehr.“ Kevin streckte ihm freudig die Hand entgegen. „Komm, ich führe dich zu dem Platz, an dem du Carol wiedersehen wirst!“, versprach er. „Keine Spur von Bryan.“, sagte Will missmutig. „Trotzdem, sehen wir nach.“, bestand Connor darauf. „Emma du bleibst am besten hier.“, schlug er vor. Diese dachte aber gar nicht erst daran. „Vergiss es. Kevin und Claire haben das Versteck ohnehin aufgegeben. Es ist also niemand oben!“, meinte sie. Bald würden die drei jedoch feststellen, dass sie sich im Irrtum befanden. Kevin war mit Bryan zurückgekehrt. Als dieser Claire erblickte, zuckte er sofort zusammen. Auch Claire begann nach ihrem Messer zu greifen. „Niemand kämpft hier!“, sagte Kevin energisch. „Bis das Projekt beendet ist, sind wir alle Verbündete.“, verkündete er. Bryan war sich nicht sicher, ob ihm das gelingen würde. „Wir bekommen Besuch.“, informierte Eve Kevin über die Ankunft ihrer Feinde. Nun betrat auch Mandulis das Zimmer. Bryan musterte ihn misstrauisch. „Mandulis, Eve, kümmert euch um unsere Besucher.“, befahl Kevin. „Nein!“, widersprach Mandulis und erntete einen strafenden Blick. „Gib mir die Seele des Feuers! Wir haben alle Patak beisammen. Jetzt ist die beste Möglichkeit das Projekt zu beenden.“, meinte er. Kevin wollte aber nichts davon hören. „Nicht nur, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass dich das Feuer abstößt, es könnte auch sein, dass du sie verdirbst! Das Feuer benötigt einen besseren Wirt!“, beharrte Kevin. Mandulis ärgerte sich über seine Engstirnigkeit. „Tu es!“, mischte sich nun auch Bryan ein. Kevin hasste es, soviel Widerspruch zu bekommen. „Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe!“, erwiderte er. Bryan schien das anders zu sehen. „Aber ich befolge auch nicht deine Befehle. Carol könnte dadurch wiedererweckt werden, es ist also einen Versuch wert. Wenn du ihn nicht nutzt, kannst du auf meine Hilfe verzichten!“, stellte Bryan ihn vor die Wahl. Kevin reagierte erbost und packte Bryan am Kragen. Er erwiderte jedoch nichts und ließ ihn wieder los. „Einverstanden! Ihr sollt euren Willen haben.“, kapitulierte er. Mandulis schritt auf ihn zu und kniete vor ihm hin. Kevin holte die Seele von Harendotes hervor und pflanzte sie Mandulis ein. Sie wurde bewusstlos. „Was passiert weiter?“, fragte Bryan nervös. Kevin starrte Mandulis hoffnungsvoll an. „Wenn Harendotes ihn akzeptiert, wird er zum Patak des Feuers. Wenn nicht, wird er sterben. Hoffen wir also das Beste. Eve, achte auf unsere Gäste.“, verwies er schließlich auf Will, Connor und Emma. Eve nickte und betrat den Gang. Die Drei waren gerade aus dem Aufzug gestiegen und sahen sich suchend um. „Leer, war ja klar.“, meckerte Will. Eve stand direkt vor den Dreien, doch diese konnten sie nicht sehen, oder spüren. Emma ging durch Eve, wie durch einen Geist. Nicht einmal die Amulette von Kevin oder Mandulis waren zu orten. „Gehen wir wieder! Bryan muss einen anderen Ort aufgesucht haben.“, meinte Connor und drehte sich wieder zum Lift um. Will folgte ihm, aber Emma blieb stehen. „Kommst du?“, rief ihr Will zu. Diese zögerte jedoch. „Kevin… ist hier.“, flüsterte sie. Will glaubte sich verhört zu haben, und hinterfragte nochmals. „In diesem Stockwerk ist niemand.“, schien er sich sicher. Emma war alles andere als davon überzeugt. „Ich spüre ihn.“, erwiderte sie. Will konnte das nicht nachempfinden. „Wenn jemand seine Nähe spüren kann, dann ich.“, musste er ihr die Vorstellung rauben. „Vielleicht hat sie recht.“, kam ihr Connor zur Hilfe. „Zwei zu Eins?“, gab Will nach. „Also gut, falls hier irgendeine Art von Magie ist und unsere Feinde tatsächlich unsichtbar sind, übernehme ich das. Mein Amulett kann den Zauber erkennen, kopieren und sogar bekämpfen.“, erklärte er und konzentrierte sich. Es dauerte etwas, bis Eves Gesicht vor Connor auftauchte. Dieser schreckte zurück und ließ seine Waffe erscheinen. „Sie sind hier! Mach weiter!“, schrie er Will zu. Dieser strengte sich an und bald war das Feld, dass Eve schützte verschwunden. Sofort verwandelten sich ihre Hände in Wasser und ein Strahl zischte auf Will zu. Dieser warf sich geistesgegenwärtig auf den Boden. Bring Emma in Sicherheit!“, rief er seinem Cousin zu. Dieser befolgte die Bitte und drängte Emma in ein Zimmer. Danach warf er die Tür zu. „He, was soll der Mist?“, fragte sie aufgebracht. „Ist nur zu deinem Besten.“, erklärte Connor und wandte sich schließlich Eve zu. „Runde 2 gefällig?“, fragte Will Kampfbereit. „Ich kämpfe mit dir. Das heißt, wenn es dir nichts ausmacht.“, hörten Will und Connor nun Kevins Stimme. Dieser trat gerade aus der großen Halle. Will wagte einen Blick hinein, sah aber niemanden. Dennoch war er sich sicher, dass sich darin noch jemand befand. Das schützende Feld war darin also noch vorhanden. „Sieht so aus, als hättest du meinen Platz als Held eingenommen.“, säuselte Kevin. Will grinste verschmitzt. „Einer muss es ja tun.“, meinte er. Kevin ließ sein Schild erscheinen und seine Klinge ausfahren. „Sieht so aus, als müsstest du dich allein um das Mädchen kümmern.“, warf Will seinem Cousin zu. Dieser lächelte ihn selbstsicher an. In Wirklichkeit war Connor sich aber nicht sicher, ob er es diesmal ohne Wills Hilfe schaffen konnte. „Ich nehme an Bryan ist bei dir?“, versuchte Will Informationen von Kevin herauszubekommen. Dieser hatte nichts zu verbergen. „In der Tat. Er hat sich uns wieder angeschlossen und gemeinsam werden wir das Revival-Projekt beenden!“, verriet er. Will würde es jedoch nicht dazu kommen lassen. Selbst, wenn er Kevin dafür töten müsste. Eve beschwor ihre Wasserkrieger und Connor zählte insgesamt Sieben. Will war sich nicht sicher, ob er seinen Cousin alleinlassen konnte. Doch Kevin ließ ihm keine andere Wahl. Er griff an und Will war gezwungen sein Amulett zu aktivieren und seine bzw. Kevins Waffen erscheinen zu lassen. Kevin begann rückwärts zu gehen. Sein Ziel war die Halle. Will folgte ihm, ohne ihn aus den Augen zu lassen. In der Halle befand sich tatsächlich niemand. Zumindest niemand, den man hätte sehen können. Claire und Bryan beobachteten Will und Kevin zaghaft. Mandulis war noch nicht erwacht. Kevin und Will begannen mit ihrem Kampf und schienen sich auf den ersten Blick ebenwürdig zu sein. Auch Connor und Eve hatten zu kämpfen begonnen. Eve selbst kämpfe wie immer nicht, sondern ließ ihren Wasserkriegern den Vortritt. Connor bekämpfte sie mit seinen antiken Sternen, welche die Wasserwesen zwar trafen, aber nichts gegen sie ausrichten konnten. Er wusste, dass er schlechte Karten hatte, doch dies änderte sich mit dem Aufstöhnen Mandulis´. Selbst Kevin wurde davon abgelenkt. Will nutzte die Chance, um ihn zu treffen, erwischte aber nur sein Schild. Kevin beschloss das Kraftfeld aufzugeben und Claire, Bryan und Mandulis wurden auch für Will sichtbar. Dieser nahm Abstand. Mandulis hielt sich schmerzend den Kopf. „Hat es funktioniert?“, fragte Kevin scharf. Mandulis blickte ihn an und Kevin erkannte ein Brennen in seinen Augen. Zufrieden wandte er sich wieder an Will. „Es wird Zeit, dass wir ernsthaft kämpfen.“, meinte er. Will war bereit. Zumindest, bis er ein Schreien hörte. Kam es von Connor? Nein, Will ordnete es Emma zu. Connor war so mit Eves Wasserkriegern beschäftigt, dass ihm entgangen war, dass einer von ihnen die Tür zum anliegenden Raum geöffnet und Emma als Geisel genommen hatte. Eve blickte Connor fordernd an und dieser hatte keine andere Option als sich zu ergeben. Gemeinsam mit Eve und Emma betrat er die Halle. Auch er erkannte Claire und die anderen. Will überlegte fieberhaft seine nächsten Schritte. Auch er war gezwungen sich zu ergeben. Aber konnte er das verantworten? Kevin würde sein Projekt beenden und die Welt ins Chaos stürzen. Allerdings war Will auch nicht in der Lage Emma und seinen Cousin einfach so zu opfern. Dazu bedeuteten sie ihm zu viel. Inzwischen sogar beide. „Wie entscheidest du dich?“, trat Kevin seinem Gegner überlegen gegenüber. „Kevin!“, rief Emma verzweifelt. „Komm zu dir, du kannst das hier alles doch nicht wollen.“, redete sie auf ihn ein. Es schien keinen Zweck zu haben. „Und wie ich das will! Das Projekt steht kurz vor der Beendigung.“, sprach er und schritt zu Mandulis. „Stellt euch in einem Kreis auf.“, befahl er Claire, Mandulis, Bryan und Eve. „Wir können das nicht zulassen!“, rief Will Connor zu. Neben diesem standen jedoch zwei Wasserkrieger und achteten auf jeden seiner Schritte. Emma hatte gleich drei Bewacher. So wollten sie zeigen, dass sie es ernst meinten. Will und Connor wollten gleichzeitig Emma beschützen und Kevins Plan zunichte machen. Sie blickten einander an und wussten auch ohne Worte, dass es nur noch eine Chance gab. Egal, was die Patak gleich tun würden, es würde sie Energie kosten. Wenn Eves Konzentration geschwächt war, würden die Wasserkrieger verschwinden. Es war riskant, aber die einzige Alternative. Die fünf Patak hatten sich in einem Kreis versammelt und streckten ihre Arme aus. Die Seelenkugeln der Patak verließen ihren Körper und begannen zu verschmelzen. „Zuerst Baal.“, befahl Kevin. Bryan wollte zuerst Carol zurück, doch er wusste, dass er seinen Willen diesmal nicht durchsetzen konnte. „Ich habe ihn gefunden.“, sagte Mandulis nun. Die große Seelenkugel begann nun wild herumzutanzen und gab eine weitere, graue Kugel preis. Diese flog aus dem Kreis und begann einen Körper zu erschaffen. Will, Connor und Emma mussten hilflos zusehen wie eine Gestalt mit langem Mantel in der Halle auftauchte. Bereits ihr Erscheinen löste Angst und Erschrecken in ihnen aus. Es war Baal, kein Zweifel. Aber diesmal war er nicht als Mensch zurückgekehrt, sondern als Gott. Er war nun zweifellos das mächtigste Wesen auf dem Planeten. Will und Connor wussten, dass es zu spät war. Gegen einen Gott konnten sie nichts ausrichten. Baal brauchte einige Zeit, um sich zu orientieren. Diese Zeit nutzten die Patak um weitere Seelenkugeln herbeizurufen. Diese schossen jedoch durch das Fenster des Gebäudes und verschwanden. Keiner konnte genau mitzählen wie viel es waren, aber es war klar, dass jede von ihnen einem Gott gehörte. Will wusste, dass er etwas tun musste. Er riss sich von seinen Bewachern los und stürmte auf Baal zu. Dieser wendete sich und Will konnte ihm in die Augen blicken. Sofort stoppte er. Er konnte sich keinen Zentimeter mehr rühren. Baals Essenz jagte ihm kalten Schauer über den Rücken. Er stand einem echten Gott gegenüber. Aber nicht nur er. Einige der Götter hatten sich in ganz London materialisiert. Ra erschien auf einem Dach, und die Leute sahen unsicher zu der Gestalt auf. Auch Sepa war zurückgekehrt und stand zuerst verwirrt auf der Straße. Die Autos stoppten vor ihm. „Das Schicksal nimmt also seinen Lauf.“, blickte er zum obersten Stock des Hochhauses, wo er Kevin spürte. Auch Serapis erschien in der Welt der Lebenden und zerstörter voller Wut über die letzte Schlacht, die er verloren hatte ein Gebäude. Auch die anderen Götter wie Sobek, Amun, Anubis und Isis tauchten auf verschiedenen Plätzen auf. Die Leute beäugten sie angsterfüllt. Die ägyptischen Götter waren zurück. Auch Heh kehrte aus der Unterwelt zurück, zeigte sich jedoch wenig begeistert davon. Ihm viel ein, dass Osiris´ Seele von Ra zerstört wurde, so, dass dieser nicht wiederkehren konnte. Seth, der wohl gefährlichste Gott tauchte in einer dunklen Gasse auf. Er fragte sich, ob auch sein Erzfeind Horus wieder in dieser Welt war. Das Ritual und somit auch das Revival-Projekt waren beendet. Will und Connor hatten versagt. Sie hätten die Welt vor diesem Schrecken bewahren können, waren aber nicht stark genug gewesen. Kevin und die anderen Patak wandten sich Baal zu und verbeugten sich. „Meine Kinder! Ihr wart tatsächlich erfolgreich.“, sagte er glücklich. Bryan, der sich ebenfalls verbeugte wünschte sich nichts sehnlicher, als Carol zurückzugewinnen. Dennoch hatte er Angst vor Baal, besonders, da dieser seine volle Stärke zurück hatte. „Kevin! Du bist in der Tat mein Nachfolger geworden, wie schön! Claire, Eve und Bryan, es tut gut euch zu sehn. Und du Mandulis lebst auch noch? Du trägst das Feuer in dir, du wirst mir eine Menge zu erzählen haben!“, begrüßte er die Menschen, die er selbst als seine Familie ansah. Dann deutete er auf Will, Connor und Emma. „Und wer sind die?“, fragte er Kevin. „Nur drei Feinde.“, antwortete dieser wahrheitsgemäß. Baal verstand. „Gut dann beseitige sie. Wir haben noch eine Menge vor!“, lachte er. Kevin nickte und ging auf die drei zu. Will schritt ihm entgegen, doch ein Wasserkrieger hielt ihn zurück. Kevins Ziel war Emma. Diese hatte ihren Freund noch immer nicht aufgegeben. Hoffnungsvoll fiel sie ihm in die Arme. „Kevin! Bitte sag mir, dass alles wieder gut wird.“, flehte sie. Kevin erwiderte die Umarmung zuerst. „Es wird alles gut. Baal ist zurück und wird den Menschen das geben, was sie brauchen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und rief dann seine Klinge. Emma schrie nicht einmal auf, als diese in sie eindrang und sie leblos zusammensank. Kevin war tot. Er hatte die Person, die er lebte getötet. Nur noch Hapi war übrig, der Baal bis zum Rest seines Lebens dienen würde. Will und Connor verfolgten ungläubig und angsterfüllt das Schauspiel. „Los! Tötet den Rest!“, befahl Baal den Wasserkriegern, welche Connor und Will angriffen. Dies schien das Ende der alten Welt zu sein. Eine neue Welt war geboren, indem die alten Götter wieder regierten. 3 Jahre später 3 Jahre waren ins Land gezogen. Die Welt war von den Göttern neu reformiert worden. Die meisten hatten sich wieder in Ägypten niedergelassen, andere herrschten über größere Teile der Erde. Menschen, die das Glück hatten in Gebieten zu leben, in denen friedliche Götter lebten, waren frei. In Gebieten in denen Götter wie Seth, Ra oder Serapis herrschten gab es Armut, Verzweiflung und Tod. Die meisten Städte waren verwüstet und die neue Herrschaft hatte vielen das Leben gekostet. Nicht nur Menschen. Im alten Ägypten gab es Strafen dafür einen anderen Gott zu töten. Diese befand man in der neuen Welt anscheinend überflüssig. Die Hälfte aller Götter waren bereits wieder gestorben. Wieder andere lieferten sich erbitterte Kämpfe. Seth hatte nichts von seiner Macht eingebußt und war einer der mächtigsten Götter. Aber es gab auch einen Hoffnungsschimmer. Horus war wieder ins Leben zurückgekehrt und versuchte die Menschen zu beschützen. „Wie oft wollen wir noch gegeneinander antreten?“, fragte er Seth scharf. Dessen Leben schien erst weiter zu gehen, wenn er Horus endlich besiegt hatte. „Wenn du wieder dort bist, wo du hingehörst! Ich habe deinen kleinen Freund getötet, du bist nichts ohne ihn!“, erwiderte er. Horus dachte an Senshi. Diesem war es gelungen Seth zu besiegen, doch als der Gott des Chaos als vollständiger Gott zurückkehrte, war selbst er nicht stark genug gewesen. Horus war nur noch voller Hass auf Seth und kämpfte mit allen Mitteln. Wie so oft endete die Schlacht unentschieden und Horus und Seth trennten sich geschwächt. Horus kehrte in seinen Palast zurück, wo er sich ausruhte. Wie oft konnte er noch kämpfen, bevor er fiel? Die Menschen lebten in ständiger Angst vor den Göttern. Überall auf der Erde hatten sich verschiedene Gruppen zusammengetan, um Widerstand zu leisten. Die meisten von ihnen lebten im Untergrund, um nicht von den Göttern entdeckt zu werden. In diesem Augenblick sammelte sich eine größere Gruppe in einem Kellergeschoss eines Gebäudes. Ein junger Mann mit roten Haaren trat vor sie. Er stieg auf eine Art Podest, um einen besseren Überblick zu erlangen. Das Schreckliche war, dass er scheinbar seinen rechten Arm verloren hatte. „Ich danke euch vielmals, für euer Kommen! Die letzte Woche war nicht einfach für uns. Viele von uns wurde getötet oder verwundet. Aber wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren!“, begann er seine Rede. Einige der Widerstandskämpfer begannen zu tuscheln. Ein Mann trat zu dem Redner und begann ihm etwas zuzuflüstern. „Nick, ich bin mir nicht sicher, ob diese Rede eine gute Idee ist. Die Leute sind verlieren immer mehr an Hoffnung. Vielleicht sollten wir unsere Strategie ändern und…“ Nick unterbrach ihn. „Und was? Und weglaufen? Wer von euch denkt noch so?“, wandte er sich an die Gruppe. Köpfe blickten zu ihm auf. „Wohin sollten wir eurer Meinung nach hin? Es gibt auf dieser Welt keinen freien Ort mehr! Die Götter haben jeden Zentimeter in besitz genommen! Die einzige Möglichkeit ist es zu kämpfen!“, beharrte er darauf. Ein Mann trat nun aus der Gruppe hervor. „Wir wissen wofür wir kämpfen, aber nicht wie wir das anstellen sollen! Keiner von uns hat auch nur eine Chance gegen einen Gott. Wir bekommen auch nur selten einen zu Gesicht. Nur ihre Soldaten schicken sie in den Kampf. Und diese Soldaten sind Menschen wie wir. Wir wollen Freiheit für alle Menschen und uns nicht gegenseitig auslöschen!“, sagte er energisch. Nick überlegte sich fieberhaft eine Antwort. „Ich verstehe euch ja, aber das ist nicht der Weg!“, rang er nach Worten. Eine weitere Person gab ihre Meinung ab. „Er hat recht! Wir sollten uns den Göttern anschließen und für sie kämpfen! Einige sind gut und wir könnten überleben! Sieh dich doch an. Du bist nur unser Anführer geworden, weil du das Amulett des Osiris trägst! Und dennoch hat es dich einen Arm gekostet. Wenn du nichts ausrichten kannst, was sollen wir dann tun?“, fragte er fordernd. Nick biss sich die Zähne zusammen. „Ich habe mir mein Amulett zurückgeholt, weil ich an unsere Sache glaube! Ich glaube an eine Welt ohne Götter, die uns beherrschen!“, erwiderte er laut. Damit überzeugte er die Gruppe aber wenig. Nun trat ein weitere Mann aus der Menge. Er trug eine Kapuze und sein Gesicht war schwer zu erkennen. „Du kannst es ihnen nicht verübeln. Der Kampf dauert einfach schon zu lange an. Außerdem haben sie einen Krüppel zum Anführer, was ihre Hoffnung noch mehr mindert.“, sprach er. Nick platzte der Kragen. „Sag das noch mal!“, erwiderte er und starrte den Kapuzenträger wütend an. Dieser tat ihm den Gefallen. „Du sagst du hättest viel für diese Bewegung aufgegeben? Das mag sein, aber was hast du für sie getan? Nur Götter haben die Macht andere Götter zu töten. Dieser Widerstand ist ein Witz!“, schrie er nun. Alle Leute der Gruppe begann nun zu toben, da der Kapuzenmann ihre Bewegung ins lächerliche zog. Nick gab den Leuten ein Zeichen ruhig zu sein und musterte den Fremden wissend. Dann lachte er auf. „Bist du es?“, schien er ihn erkannt zu haben. Vorsichtig befreite sich der Fremde von der Kapuze. Nick sah ihn strafend an. „Dass du dich noch mal blicken lässt…“ Sein Blick war hasserfüllt und bedrohlich. Unter der Kapuze war das Gesicht eines Jungen Mannes aufgetaucht, welcher durch die Zeit sehr mitgenommen aussah. „Ich habe mich schon lange von Baal losgesagt.“, erwiderte Kevin kühl. Nick schien dies aber nicht zu reichen. „Du bist für diese Zukunft verantwortlich. Nenne mir einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle töten soll!“, verlangte er. Kevin jedoch, schien ihn nicht ernst zu nehmen. „Ganz einfach. Du bist zu schwach dafür.“, antwortete er. Nick wurde nun richtig sauer. Er rief seinen Stab und griff Kevin an. Dieser wich geschickt zur Seite aus und verpasste Nick einen Schlag in die Leiste. Dieser brach zusammen. Kevin streckte ihm seine Hand entgegen, doch Nick zog es vor von alleine wieder hochzukommen. „Ich bin hier, weil ich ein Anliegen habe.“, offenbarte er. Die Mitglieder des Widerstandes sahen ihn misstrauisch an. „Das damals war nicht ich. Die Seele eines Pataks hat meine verdorben. Als das Revival-Projekt beendet war, erlangte ich die Besinnung wieder zurück. Aber es war zu spät. Ich bin heute hier, um das wieder gut zu machen. Es gibt einen Weg, das Projekt rückgängig zu machen.“, verriet er. Die Leute hoben interessiert die Köpfe. Nick glaubte Kevin aber kein Wort. „Glaubt ihm nicht, das ist ein Trick! Ich und meine Mitstreiter haben es damals geschafft Baal zu vernichten! Kevin hat ihn zurück in diese Welt geholt. Er ist ein Feind!“, beharrte er. Kevin ließ sich aber nicht ablenken. „Mein Plan sieht einfach aus. Wir müssen einfach nur an die Oberfläche und zu Horus´ Palast vordringen.“, erzählte er. Nick fand diese Idee dumm. „Vergiss es. Erstens werde ich keinen Gott um Hilfe bitten und zweitens lauern Seths Truppen an der Oberfläche.“, erinnerte er. Kevin wusste das aber alles. „Ich werde euch anführen, und ihr werdet mir folgen. Ich kann euch auch gerne sagen warum. Es ist eure letzte Chance. Ich habe die Götter gerufen und bin der einzige, der sie wieder in die Unterwelt zurückschicken kann!“, predigte er. Nick war immer noch strikt dagegen, doch die Menge überstimmte ihn. Er unterbreitete den Mitgliedern des Widerstands nämlich einen Plan, der logisch und gut durchführbar klang. Ein Großteil der Widerstandskämpfer hatte sich postiert. Ein Duzend anderer begleitete Kevin und Nick. Nick ließ Kevin keine Sekunde aus den Augen, da er ihm immer noch nicht über den Weg traute. „Woher willst du wissen, dass Horus uns hilft?“, fragte er. Kevin seufzte. „Er wird es, keine Angst. Er will diese Welt genauso beschützen, das müsstest du wissen. Er hat dieser Welt bereits geholfen, bevor er durch das Projekt zurückgeholt wurde.“, erinnerte Kevin. Nick erinnerte sich bestens. „Ja, gegen dich und deine Götter.“, antwortete er mit einem verachtenden Ton. Ihr Ankommen ins Horus´ Gebiet war nicht unentdeckt geblieben. Seths Truppen waren überall versteckt an den Grenzen postiert. Es kam zum Kampf zwischen ihnen und dem Widerstand. Nick wollte zurück, doch Kevin hielt ihn auf. „Wir haben eine andere Mission!“, redete er auf ihn ein. Nick warf ihm einen wütenden Blick zu. „Du bist jetzt vielleicht mein Anführer, aber nicht mein Gott!“, zischte er ihm zu. Er lief ein paar Schritte, machte dann aber kehrt. Gemeinsam schlugen sie sich zu Horus´ Palast vor. Seths Truppen schienen sie nun doch entdeckt zu haben und schlichen sich um Kevin, Nick und die anderen herum. „Verdammt, dabei ist der Palast gleich da vorne.“, fluchte Nick. Kevin bereitete sich auf einen Kampf vor, bis er einige von Seths Männer schreien hörte. Sie wurden von jemandem angegriffen, aber von wem? Der Widerstand konnte es nicht sein. Plötzlich tauchte jemand vor Kevin und Nick auf. Nick erschrak und wollte ihn angreifen. Kevin hielt ihn noch rechtzeitig zurück und grinste dem Anführer ihrer Helfer an. „Lange nicht gesehen, Mandulis.“, begrüßte er ihn. Einer der Männer, die Kevin und Nick begleiteten, sah unsicher zu seinen beiden Anführern. „Ist er… kein Feind?“, wollte er auf Nummer sicher gehen. Kevin wehrte ab. „Nicht im Moment.“, erwiderte er. Mandulis beschloss die Unklarheit selbst zu bereinigen. „Ich diene nach wie vor Baal. Aber Baal ist ebenfalls ein Feind von Seth geworden, weswegen er mit Horus eine Allianz eingegangen ist. Das bedeutet auch wir sind Verbündete.“, erklärte er. Nick war etwas misstrauischer. „Ich vertraue dir genauso wenig, wie Kevin.“, meinte er. Mandulis lächelte ihm zu. „Ich vertraue ihm ebenfalls nicht mehr. Er wechselt zu oft die Seiten.“ Kevin hatte genug gehört. „Also gut, kümmere dich um Seths Leute, während wir zu Horus vordringen.“, befahl er. Mandulis hatte es nicht gern, auf Kevin zu hören, beschloss seine Bitte aber zu befolgen. „Wir sehen uns wieder.“, murmelte er und verschwand. „Nicht, wenn mein Plan aufgeht…“, dachte Kevin. Die kleine Gruppe drang bis zum Palast vor und entdeckte zwei Wächter. Diese schienen sie bereits erwartet zu haben und öffneten das weite Tor. Nick sah sich nach allen Seiten um, bevor sie das Innere betraten. „Horus erwartet euch.“, sagte einer der Wächter. Vor der Gruppe breitete sich ein langer Gang aus, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. „Ihr bleibt hier.“, meinte Kevin zu Nick und den anderen. „Kommt nicht in Frage. Ich traue dir immer noch nicht.“, verriet er ihm. Kevin akzeptierte jedoch keine Widerrede. Er teleportierte sich ans Ende der Treppe und sah zu Nick hinunter. Er benutzte seine Klinge, um seinen Kameraden den Weg abzuschneiden. Nick fluchte. Er hoffte, dass es das Richtige war, Kevin zu unterstützen. Kevin setzte seinen Weg fort und erreichte bald ein weiteres großes Tor, welches offen stand. Dahinter verbarg sich der Thronsaal. Auf welche Weise würde Horus ihn empfangen? Sah er ihn als Feind an, oder würde er ihm gar helfen? Kevin trat in den prachtvollen Saal ein und marschierte direkt auf den Thron zu. Horus saß direkt vor ihm, verschwendete jedoch kein Wort für eine Begrüßung. „Was sollte Baals ehemaliger Diener von mir wollen?“, fragte er dann herausfordernd. Kevin blickte ihn ernst an. „Wenn du mich kennst, weißt du, dass ich nicht vor dir knien werde. Es gibt eine Möglichkeit diese Welt vor der Zerstörung durch die Götter zu bewahren, aber ich brauche deine Hilfe.“, verriet er. Horus hörte interessiert zu. „Es gibt eine Möglichkeit, dass Projekt rückgängig zu machen und die Götter in die Unterwelt zu schicken.“, erzählte er. Horus stand auf. „Selbst wenn es diesen wunderbaren Weg gäbe. Zuviel wurde zerstört. Zu viele wurden getötet.“, sprach er. Kevin brummte. „Und wenn ich dir sage, dass diese Menschen wieder zurückkommen können?“, fragte er erwartend. Horus schien ihm nicht zu glauben. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich selbst habe jemanden verloren, der mir viel bedeutet. Er stand mir im Kampf gegen Seth bei, bis er…“ Horus hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Was hast du vor?“, fragte er. Kevin holte tief Luft. „Ich will, dass du mich in die Zeit versetzt, in der die heiligen Patak zusammengetroffen sind. Wenn ich das Ritual verhindere, ändert sich die Zukunft.“, offenbarte er seinen Plan. Horus schien erst erfreut, dann aber setzte er sich wieder. „Das stellst du dir zu leicht vor, Junge. Gut, es würde verhindern, dass auch ich wieder lebe, dieses Opfer würde ich akzeptieren. Aber die letzten Kämpfe haben mich sehr geschwächt. Ich bin zwar ein Gott, aber selbst die Zeit ist ein starkes Element für mich. Wenn ich dich zurückschicke, werde ich sterben.“, verriet er. Kevin nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. „Mit anderen Worten: Falls du versagst, werde ich nicht mehr da sein, um gegen Seth und die anderen Götter zu kämpfen. Dann ist dieser Planet erst recht zum Untergang verurteilt.“, erklärte er. Kevin trat näher. „Ich werde aber nicht versagen. Das ist keine Option.“, meinte er. Horus sah das anders. „Vielleicht nicht für dich, aber es ist eine in diesem Spiel. Wenn du versagst, wird es sich auch böse für dich auswirken. Selbst wenn ich mein Leben aufgebe, um dich zurückzuschicken, musst du einen Gegenwert anbieten.“ Kevin zog die Augenbrauen hoch. „Gegenwert?“, fragte er nach. „Du musst einen Preis zahlen.“, vereinfachte es Horus. Bevor Kevin noch etwas sagen konnte, redete Horus weiter. „Ich weiß, du würdest jeden akzeptieren, deswegen komme ich gleich zum Punkt. Du hast vieles verloren. Alles was dir bleibt ist dein Leben. Das Problem ist, dass es dir inzwischen egal ist. Auch warst du bereits einmal tot, dein Leben ist also billig geworden.“, sagte Horus. Kevin knurrte. „Billig? Was soll das heißen?“, verstand er nicht, worauf Horus hinauswollte. Dieser erklärte es ihm in einfachen Worten. „Trotz deiner Stärke ist dein Leben nicht mehr soviel wert. Du musst also einen anderen Gegenwert darbieten. Deine Existenz! Wenn du versagst, wird deine Seele nicht wieder in die Unterwelt hinabfahren, sondern einfach verschwinden.“, verriet er. Diesmal musste Kevin kurz überlegen. Dann blickte er Horus festentschlossen an. „Schick mich zurück!“, verlangte er. Horus wollte Kevins Wunsch erfüllen. Er sammelte seine ganze Energie und Kevin begann sich in Luft aufzulösen. Es war wie eine Teleportation, nur dass er diesmal nicht seinen Standort wechselte, sondern die Zeit. Als Kevin verschwunden war, ließ sich Horus erschöpft in seinen Thron zurückfallen. Seine Augen versagten den Dienst und er wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. „Tu, was in deiner Macht steht.“, stammelte er und sank in sich zusammen. Connor hatte sichtlich Schwierigkeiten den Attacken von Eves Handlangern auszuweichen. Er konnte sie so oft treffen, wie er wollte, nichts hatte eine Wirkung. Connor wusste, dass er Eve persönlich ausschalten musste, doch er sah keinen Weg, zu ihr durchzudringen. Er bemerkte nicht, wie eines der Wasserwesen an ihm vorbeirannte und die Tür aufstieß, hinter der sich Emma verbarg. Diese glaubte zuerst, Connor hätte sie endlich wieder rausgelassen, doch dann stand sie dem Monster gegenüber. Ängstlich taumelte sie zurück, bis sie an die Wand stieß. Das Wasserwesen marschierte zielstrebig auf sie zu, bis etwas zwischen den beiden geschah. Teile eines Gesichts wurden erkennbar. Danach ein ganzer Körper. Kevin war zurück in der Zeit, in der alles begann. „Ich werde es nicht noch einmal geschehen lassen!“, sagte er und richtete seine Klinge auf den Wasserkrieger. Dieser griff an und Kevins Klinge verwandelte sich in Feuer, welches das Monster einhüllte. Das Wasser begann zu verschwinden und nur Dampf blieb zurück. Kevin drehte sich zu Emma um, die ihn unsicher anstarrte. „Ist ok. Ich bin wieder da.“, sagte er unschuldig. Emma wagte es sich ihm zu nähern. Sie hob ihre Hand und verpasste ihm eine Ohrfeige. Kevin reagierte nicht darauf, sondern starrte sie nur an. Dann fielen sich beide in die Arme. „Warte bitte hier. Ich bin gleich zurück.“, versprach Kevin und streichelte Emmas Wange. Connor kämpfte noch immer gegen Eve und Kevin wollte die Zukunft zu seinen Gunsten ändern. „Runter!“, schrie Kevin und griff die Krieger mit seiner Feuerklinge an. Connor ließ sich auf den Boden fallen und sah zu, wie sich jedes von Eves Monstern in Dampf auflöste. Dann sprang er schnell wieder hoch und richtete seine Waffe auf Kevin. Dieser ließ seine sinken. Prüfend betrachtete Connor seinen Freund und ließ seine Waffe ebenfalls verschwinden. „Du bist also zurück?“, fragte er zögernd. Kevin nickte. „Woran hast du das gemerkt?“, hakte er nach. Connor grinste. „An den Haaren natürlich. Aber im ernst, du hast uns eine Menge Probleme bereitet, das wirst du mit einem Bier wieder gut machen müssen.“, erwiderte Connor cool. Kevin hätte gerne noch weiter gequatscht, doch das Ritual würde bald beginnen. Eve machte kehrt und lief zu den anderen. „Komm!“, trug er Connor auf und stürmte auf die Halle zu. Claire und Bryan staunten nicht schlecht, als ein zweiter Kevin auftauchte. Ihr Kevin kämpfte inzwischen nämlich immer noch mit Will. Dann gab Mandulis einen Laut von sich. Er erwachte. Der böse Kevin unterbrach den Kampf und betrachtete zuerst Mandulis und dann sein zukünftiges Ich. „Wer zum Teufel bist du?“, fragte er verwirrt. Auch Will wagte es sich umzudrehen und auf seine Deckung zu verzichten. „Sehe ich doppelt?“, fragte er verdutzt. Connor nahm Abstand von seinem Freund. „Wer bist du wirklich?“, wollte er wissen. Kevins Blick viel auf Claire, Bryan und Mandulis. Und dann auf sein anderes Ich. „Keine Angst, ich bin Kevin. Allerdings der Gute.“, versicherte er. Da er Connor zur Hilfe gekommen war, beschloss dieser ihm zu glauben. „Dieses Ritual wird nicht stattfinden.“, warf er seinem anderen Ich zu. Dieser richtete seine Klinge auf den guten Kevin. „Ich weiß nicht, wer du bist, oder warum du aussiehst wie ich. Aber das Projekt wird beendet werden. Bryan, pass auf Mandulis auf. Claire, Eve, ihr kümmert euch um unsere Gäste. Und dich werde ich persönlich beseitigen.“, sagte er. Dann schien er sich fort zu teleportieren. Der gute Kevin folgte ihm. „Und jetzt?“, fragte Will sichtlich ratlos. „Jetzt werdet ihr sterben.“, erwiderte Claire auf die Frage. Will konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen. „Wenn ein hübsches Mädchen so was sagt, klingt es gar nicht mal so ernst.“, spielte er den Selbstsicheren. „Geht es Emma gut?“, wandte er sich an Connor. Dieser bestätigte es ihm. „Gut, dann lass uns das hier schnell hinter uns bringen.“, schlug er vor. Connor grinste ihm zu. Während er sich wieder Eve zuwandte marschierte Claire auf Will zu. „Du bist das Einzige, was zwischen uns und dem Ritual steht!“, sagte sie erzürnt. Will blickte sie schief an. „Naja… und Connor. Und dann noch dieser andere Kevin. Sieht aus, als hätten wir gar nicht sooo schlechte Karten.“ Beide Kevins standen sich nun auf dem Dach des Gebäudes gegenüber. „Raus mit der Sprache! Was bist du?“, fragte der Patak der Dunkelheit. „Ich bin du, oder besser gesagt, ich war du. Es klingt etwas unglaubwürdig, aber ich stamme aus der Zukunft. Ich wurde zurückgeschickt, um das Ritual aufzuhalten. Der böse Kevin wurde hellhörig. „Tatsächlich? Das heißt also, unser Ritual wird erfolgreich sein.“, grinste er. Sein anderes Ich schüttelte energisch den Kopf. „Diesmal nicht!“, versicherte er. Der böse Kevin griff ihn nun an und der Gute blockte die Attacke geschickt. „Ich bin dir drei Jahre voraus.“, gab er an. Die beiden lieferten sich einen gnadenlosen Kampf, bis eine Tür aufgestoßen wurde und Emma hinaustrat. Sie hatte die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten und nach Kevin gesucht. „Verschwinde!“, rief ihr der Gute Kevin zu. Emma betrachtete wortlos die beiden Kämpfenden. Sie sahen beinahe gleich aus, doch im Inneren wohnten zwei völlig verschiedene Seelen. Der gute Kevin beschäftige noch ein weiteres Problem. In Filmen hatte er gesehen, dass man alles auch selbst abbekam, was man seinem vergangenen Ich zufügte. Aus diesem Grund konnte er nicht mit voller Kraft kämpfen. Die letzten Jahre hatte er auf diesen Tag hintrainiert, und konnte dennoch nicht zeigen, was in ihm steckte. Zu seinem Glück, ignorierte der böse Kevin Emma und konzentrierte sich nur auf seinen Gegner. Er drängte den guten Kevin immer mehr an den Rand des Gebäudes zu. Dieser warf einen Blick nach unten und schätzte die Höhe auf mindestens 100 Meter. Sein böses Ich kam ihm gefährlich nahe und ging aufs Ganze. Seine Klingen schnellten nach vorne und sein gutes Ich konnte sie mit seinen eigenen gerade noch aufhalten. Dennoch setzte der böse Kevin nun seine ganze Kraft ein. Das Projekt stand kurz vor der Beendigung und durfte nicht scheitern. Die Klingen des guten Kevins gaben ein knackendes Geräusch ab und zerbrachen schließlich. Für ihn spielten sich die nächsten Momente wie in Zeitlupe ab. Er hörte Emmas Rufen, und einen stechenden Schmerz in der Brust. Der böse Kevin hatte es geschafft, ihn zu verwunden. Wahrscheinlich tödlich. Zuerst bekam Kevin nur einen Schock und blickte seinem anderen Ich in die Augen. Er hatte tatsächlich versagt. Horus hatte rechtbehalten. Aber eine Möglichkeit gab es noch. Mit seiner letzten Kraft streckte er seine Hand aus. Er presste sie auf das Herz des bösen Kevins, als wollte er etwas herausholen. Dieser stöhnte auf, als die Seele des Pataks seinen Körper verließ. Der gute Kevin hatte es also doch noch geschafft, aber nicht ohne Preis. Sein Körper wurde schlapp und er stürzte, über den Rand des Daches in die Tiefe. In seiner Hand hielt er immer noch die Seele, die sein altes Ich in sich getragen hatte. Er wusste, dass die Zukunft, in der er gelebt hatte nicht mehr eintreten konnte. Im freien Fall, flog etwas aus seiner Jackentasche. Es war ein kleines, schwarzes Etui. Es handelte sich um das Selbe, das er Jas gezeigt hatte. Er hatte es die ganze Zeit über aufbewahrt. Sein Körper begann zu verschwinden, so, dass er niemals am Boden aufschlug. Emma stürzte zum Rand, konnte ihn aber nicht mehr erkennen. Dann fiel ihr Blick auf den bösen Kevin. „Emma… was… habe ich getan?“, schien er wieder zu klarem Verstand zu kommen. Emma wollte ihm zu Hilfe kommen, doch Kevin verlor das Bewusstsein. Dann tauchten auch die anderen auf dem Dach auf. Sie hatten gesehen, wie der andere Kevin gefallen war. „Emma, geh weg von ihm!“, rief ihr Will zu. Diese dachte aber nicht daran. „Er ist wieder der alte!“, versicherte sie ihm. Mandulis musterte die Situation. „Das Ritual ist verschoben. Eve, kümmere dich um Kevin. Wir andere ziehen uns zurück!“, gab er Befehle. Bryan glaubte jedoch nicht richtig gehört zu haben. „Nein! Wir müssen Carol zurückholen!“, bettelte er. Mandulis knurrte ihn nur an. „Vergiss es! Sie ist es nicht wert, das Projekt dafür zu gefährden!“ Bryan kochte vor Wut. „Dann… dann könnt ihr auf meine Hilfe verzichten!“, sagte er festentschlossen. Mandulis schien dies gar nicht gerne zu hören. „Dann ist das dein Ende!“, fuhr er ihn an, beschwor eines seiner Messer und griff Bryan damit an. Connor schob jedoch dazwischen und wehrte den Angriff für Bryan ab. „Wieso…?“, konnte dieser nur fragen. Eve beschwor inzwischen zwei Wasserkrieger, die auf Kevin und Emma zuliefen. „Ich überlasse ihn euch nicht!“, schrie Emma die Monster an. Allerdings beachteten sie die Wesen kaum. Sie packten Kevin und brachten ihn zu Mandulis. Gemeinsam lösten sich in Nichts auf. Weder Will, noch Connor unternahmen etwas. Sie hatten einen Sieg errungen. Das Ritual war gestoppt worden. „Wir müssen ihnen nach!“, schrie Emma entsetzt. Will rannte zu ihr und packte sie an den Schultern. „Beruhige dich! Wir haben die Aktion unbeschadet überstanden. Um Kevin kümmern wir uns. Wenn er wirklich wieder bei klarem Verstand ist, werde ich ihn zurückbringen, das verspreche ich dir. Bei meinem Leben!“ Emma fiel ihm in die Arme und begann zu heulen. Fast! Fast hätte sie Kevin wieder bei sich gehabt. Aber scheinbar war der Zeitpunkt für seine Rückkehr noch nicht gekommen. Während Connor Bryan zurück ins Krankenhaus gebracht hatte, sah es Will als Verpflichtung an, sich um Emma zu kümmern. Bryan war doch noch zu schwach, und musste ein paar Tage in der Klinik bleiben. Er entschuldigte sich bei den Ärzten für seine Flucht und begab sich zurück in sein Zimmer. Connor leistete ihm noch eine Weile Gesellschaft. „Warum?“, fragte er ihn, als es dieser nicht erwartet hatte. „Warum ich dich gerettet habe?“, hakte er nach. Bryan nickte betroffen. Connor musste etwas überlegen, bis ihm eine passende Antwort einfiel. „Wenn ich zugelassen hätte, dass dich Mandulis tötet, wäre sein Projekt völlig gescheitert, das stimmt schon. Andererseits kann ich dich verstehen. Du bist nicht der Einzige, der einen geliebten Menschen verloren hat. Auf jeden den du kennst, oder tagtäglich siehst, trifft das zu. Und jeder würde die Möglichkeit nutzen, diesen Menschen zurück ins Leben zu holen. Du bist nach wie vor unser Verbündeter. Was du getan hast war nicht wirklich ein Verrat.“, erklärte er. Bryan sah Connor traurig an. „Sie ist tot.“, brachte er nur heraus. Connor seufzte. „Tut mir Leid.“, sagte er nur und verabschiedete sich. Er versprach ihm, ihn in den nächsten Tagen zu besuchen. Er hatte Mitleid mit Bryan und zeigte es auch. Kaum war Connor gegangen, kam Alice zu Tür herein. „Ähmmm Hallo.“, begrüßte sie den Patienten. Bryan erwiderte den Gruß kurz. „Wie geht es dir?“, wagte sie es zu fragen. Zuerst störte Bryan ihre Anwesenheit, doch dann war er froh jemanden zum Reden zu haben. Er erzählte von seinem Verlust, und Alice erwähnte auch ihrem Bruder. So kam es, dass sich die beiden anfreundeten. „Das habe ich völlig vergessen!“, bat Alice um Verzeihung und überreichte Bryan einen Becher mit zwei Tabletten. Dieser bedankte sich und würgte sie ohne Wasser hinunter. Alice verließ ihn und Bryan versuchte zu schlafen. Zuerst gelang es ihm gar nicht, doch dann spürte er die Tabletten. Sie beruhigten ihn und erlaubten es ihm ohne irgendwelche Schmerzen einzuschlafen. „Ich kann die Nacht über hier bleiben.“, bot Will an. Emma fand das nicht nötig, bedankte sich aber trotzdem. „Sie werden Kevin nichts tun.“, sagte Will plötzlich. Emma sah ihn überrascht an. „Er war ihr Anführer und außerdem ist er immer noch wertvoll für sie.“, versuchte er Emma zu beruhigen. Dann überlegte er, ob er nicht vielleicht das Falsche gesagt haben könnte. „Meinst du… sie könnten ihn wieder auf ihre Seite bringen?“, fragte Emma zögerlich. Will hätte sich ohrfeigen können. „Wie ich bereits gesagt habe, ich werde Kevin zurückbringen!“, erinnerte er an sein Versprechen. Dann verabschiedete er sich und verließ Emmas Wohnung. An der frischen Luft stieß er einen lauten Seufzer aus. Irgendwie wollte er Kevin gar nicht helfen. Wenn er zurückkam… war Emma sicher glücklich, aber was war mit ihm? Er hatte Emma in der letzten Zeit ziemlich gut kennengelernt und mochte es Zeit mit ihr zu verbringen. War es wirklich das Richtige ihr Kevin zurückzubringen? Mein Freund Als Kevin zu sich kam, spürte er, dass er lange geschlafen haben musste. Aber was war geschehen? Er hatte gegen einen Gegner gekämpft, der aussah wie er selbst. Wie war das Möglich? Kevin sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand war sehr klein. Er war dreckig, und rusig. Er entdeckte eine Tür, welche mit Gitterstäben versehen war. Nun bemerkte Kevin, dass er kein Amulett mehr trug! Moment! Diese Situation erinnerte ihn an etwas. Mandulis hatte ihn vor einiger Zeit in eine seiner Illusionen gezogen und Kevin glauben gemacht er wäre tot. War das wieder eine Sinnestäuschung? Kevin tat den Gedanken ab. Allerdings schien er sich tatsächlich in einer Art Zelle zu befinden. Langsam wurden die Erinnerungen klarer. Der Patak der Dunkelheit! Er war einer der sechs Patak! Baal hatte ihm damals die Seele des antiken Kriegers eingepflanzt. Warum konnte er sich nicht daran erinnern? Er war zu einer vollkommen anderen Person geworden und hatte seine Freunde angegriffen. Kevin fluchte. Wie konnte das mit ihm geschehen? Die Seele hatte seinen Körper verlassen. Dafür war dieser andere Kevin verantwortlich. Mandulis hatte ihn danach wahrscheinlich eingesperrt. Aber warum hatte er ihn nicht gleich getötet? Kevin fühlte sich schwach. Er wusste nicht, was Mandulis mit ihm vorhatte. Weit enternd vernahm er ein paar Stimmen. Mandulis unterhielt sich mit Claire. „Das war’s dann wohl.“, schimpfte das Mädchen. Mandulis sah das anders. „Wir haben immer noch ein paar Karten übrig.“, benutzte er eine Metapher. Claire sah nicht so optimistisch. „Die Seele des sechsten Pataks ist weg und Bryan wird uns auch nicht mehr unterstützen.“, erwiderte sie. Mandulis dachte aber nicht daran aufzugeben. „Das Projekt ist aber noch nicht gescheitert.“, meinte er. Claire verstand. „Das Buch? Soll ich Calvin anrufen? Er könnte uns unterstützen.“, schlug sie vor. Mandulis verneinte aber. „Noch nicht. Ich möchte vorher etwas anderes ausprobieren. Dazu muss ich aber vereisen.“, erklärte er. Claire wurde unsicherer. „Und mein Bruder?“, wartete sie auf Anweisungen. Mandulis sah in die Richtung, in der Kevins Zelle lag. „Ich gebe ihn noch nicht auf. Er hat noch eine Chance sich uns anzuschließen. Auch ohne die Seele des Pataks. Halte mit Eve die Stellung, bis ich wieder zurück bin.“, trug er ihr auf. Claire nickte und versprach keine Fehler zu machen. Kevin klopfte vergeblich an die stämmige Tür. Mutlos sank er auf den Boden. Wenn er es schaffte zu fliehen, würde dann alles wieder so werden, wie früher? Würden ihn seine Freunde vergeben können? Er hatte ihnen schlimmes angetan, selbst wenn er nicht ganz er selbst war. Emma und Connor mussten sich jetzt fühlen wie er, als Jas und Claire einer Persönlichkeitsveränderung unterzogen wurden. „Warum passiert das ausgerechnet mir?“, fragte er sich. Nie im Leben hatte er mit einer Antwort gerechnet. „Du bist immerhin unser Superheld.“, sagte plötzlich jemand. Kevin schreckte auf und sah sich um. Am anderen Ende der Zelle stand eine Person. Wie war sie in den Raum gelangt? Gab es einen weiteren Eingang in die Zelle? Unwahrscheinlich. Als der Unbekannte näher trat, stockte Kevin der Atem. „Jas!“, rief er erstaunt. Jas hob fröhlich wie immer die Hand zur Begrüßung. „Schön dich wieder zu sehen.“, flötete er. Kevin schüttelte ungläubig den Kopf. „Verschwinde!“, fauchte er ihn an. Jas hob überrascht die Augenbrauen. „Hey, ich bin hier um dir zu helfen!“, meinte er. Kevin wollte aber nichts davon hören. „Nein! Verschwinde, du bist nicht real!“, stieß er ihn vor den Kopf. Jas wiegte mit dem Kopf. „Ähmmm…nein, aber du brauchst mich. Also geht das schon ok.“, sagte er. Kevin verstand nicht was vor sich ging. „Du bist nur einer weitere von Mandulis Illusionen.“, warf er ihm vor. Jas spielte den Schockierten. „Du müsstest mich doch besser kennen. Und dich. Ich bin deine Illusionen.“, erklärte er. Kevin musterte ihn unsicher. „Was soll das heißen? Das ich mir dich einbilde?“, hakte er nach. Jas nickte langsam. „So in etwa. Du hast schlimmes durchgemacht. Und jetzt sitzt du in einer Zelle und weißt nicht, was mit dir geschehen wird. Du brauchst jetzt einen Freund wie mich.“, klärte ihn Jas auf. Kevin wusste immer noch nicht, was er von dieser Situation halten sollte. „Also gut, du existierst also nur in meinem Kopf. Dann werde ich also langsam verrückt?“, fragte Kevin weiter. Jas trat zu ihm und setzte sich. „Es wäre ja ein Wunder, wenn nicht. Nein, aber ehrlich, du hast eine Menge durchgemacht und es ist noch nicht ausgestanden.“, erzählte er. Kevin musste nachfragen, was sein Freund damit meinte. „Du kannst jetzt zwar wieder klar denken, aber du musst noch eine Entscheidung treffen.“ Kevin verstand nicht recht. „Welche?“, fragte er nach. Jas deutete auf die Tür. Entweder riskierst du dein Leben und fliehst, oder schließt dich Mandulis wieder an.“, klärte er ihn über die Optionen auf. Kevin blickte ihn schräg an. „Zweiteres werde ich niemals.“, stand für ihn fest. Bryan fühlte sich fit genug, um auszustehen und den Park des Krankenhauses aufzusuchen. Alice begleitete ihn und passte auf ihn auf. Bryan setzte sich auf eine Bank und ruhte sich einen Moment aus. „Sag Mal, wegen der Tabletten, hast du von denen noch welche? Durch die fühle ich mich irgendwie besser.“, gestand er Alice. Diese blickte ihn überrascht an. „Ich habe dir heute morgen doch welche gegeben.“, warf sie ein. Bryan nickte und sah zum Himmel. „Trotzdem, sie beruhigen mich irgendwie und lindern meine Schmerzen.“, offenbarte er ihr. Alice überlegte kurz. „Gut, aber das sind besonders starke Schmerzmittel, ich glaube nicht, dass es gesund ist, mehr einzunehmen.“, erwiderte sie. Als Bryan sie missmutig anblickte, redete sie schnell weiter. „Aber ich werde den Arzt fragen.“, versprach sie. Bryan schenkte ihr ein Lächeln und Alice spürte, wie sie rot wurde. Sie blieben noch ein paar Minuten im Park, bis Alice fand, Bryan sollte sich wieder ausruhen. Sie begletete den Jungen in sein Zimmer zurück und versprach am Abend nochmals vorbeizuschauen. Will wusste nicht, was er sich erhoffte, als er die Lobby des Hochhauses betrat. Er nahm den Fahrstuhl und fuhr zum obersten Stockwerk. Er begutachtete die Schauplätze, an denen sie gestern erst um ihr Leben gekämpft hatten. Es musste irgendeinen Hinweis geben, wo sie Kevin hingebracht hatten. Will sah sich genau um, konnte aber nichts finden. Mit hängenden Schultern fuhr er in die Lobby zurück. Er wollte das Hochhaus bereits verlassen, als ihn ein Portier zurückhielt. „Entschuldigung! Sind Sie Will Shepard?“, fragte er ihn atemlos. Will war überrascht, woher der Mann seinen Namen kannte. Als dieser ein Handy hochhielt, wurde er schlauer. „Wer ist das?“, fragte er, doch der Portier konnte es ihm nicht beantworten. Vorsichtig nahm Will das Telefon entgegen. Wer wusste, dass er hier war? Die Antwort war einfach. Niemand! „Hallo?“, fragte er zögernd. Eine dumpfe Stimme antwortete ihm. „Du bist auf der Suche nach deinem Freund, richtig?“, fragte sie. Will löste sie irgendwie Angst ein. „Wer sind Sie? Kann es sein, dass Sie erkältet sind?“, hakte er nach. Sein Gesprächspartner musste lachen. „Ich habe meine Stimme verzerrt.“, erklärte er. Will wusste das bereits, wollte den Anrufer aber provozieren. „Wie ist den das passiert?“, machte er weiter. Der Anrufer wurde ungehalten. „Schluss jetzt mit den Witzen. Meine Zeit ist sehr knapp. Dein Freund befindet in einem Museum für altertümliche Geschichte. Es ist bereits seit Jahren geschlossen worden, also ein prima Versteck für Mandulis und die Patak.“, verriet er. Will war sich nicht sicher, was er von dieser Information halten sollte. „Spreche ich mit einem Freund?“, wagte er es zu fragen. Der Anrufer schnaufte kurz. „Nein, mit einem Feind. Ich war ein Verbündeter von Mandulis, doch sein kleines ‚Revival-Projekt’ ist gescheitert.“, erzählte er. „Ja, dafür müssen Sie mir die Schuld geben.“, ergänzte Will. „Das ist kein Höfflichkeitsanruf. Ich will, dass du Mandulis beseitigst. Ich würde es selbst tun, aber meine Zeit ist sehr knapp.“, verriet der Unbekannte. Will verstand. „Verraten Sie mir wenigstens noch Ihren Namen?“, versuchte er sein Glück. Der Anrufer war gnädig. „Nenn mich… den Zentaurus.“, entgegnete er. Will glaubte zuerst nicht richtig gehört zu haben. „Mein Gott, wie fallen euch immer diese Namen ein?“, flötete er, doch die Leitung war bereits unterbrochen. Der Portier wollte das Telefon wieder an sich nehmen, doch Will hatte bereits begonnen eine neue Nummer zu wählen. „Connor? Falls du mich nicht gerade angerufen und mir einen Streich gespielt hast, kann ich dir sagen, wo sie Kevin hingebracht haben.“ „Was soll ich tun?“, fragte Kevin die Illusion von Jas. Dieser konnte kichern. „Naja, ich entstamme lediglich aus deinem Kopf, das heißt ich bin du. Die Entscheidung die ich treffe, triffst ja eigentlich du. Und die Entscheidungen, die du triffst… jetzt habe ich den Faden verloren.“, gab Jas zu. Kevin blickte ihn unbeholfen an. „Wenn ich mir dich nur einbilde, warum verhältst du dich dann wie der echte Jas?“, verstand er nicht ganz. Jas verzog die Lippen. „Tja, ich bin eben ein Original. Mich kann man nicht fälschen. Aber du hast recht, klingen meine Sprüche irgendwie schlechter als sonst?“, fragte er nach. Kevin antwortete nicht und wendete seinen Blick von ihm. „Alles ok?“, hakte Jas nach. Dies war wohl nicht der Fall. „Ich hab dich umgebracht.“, brachte Kevin nun heraus. Jas seufzte laut und klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast das Richtige getan.“, versicherte er. Kevin schien das anders zu sehen. „Meinen Freund umzubringen war richtig?“, wollte er es nicht glauben. Jas schüttelte den Kopf. „Nein. Emma zu beschützen war richtig.“, erklärte er. Für Kevin war dies nur ein halber Trost. „Soll ich dir verraten, wie du beide hättest retten können?“, erklang nun eine weitere Stimme im Raum. Kevin blickte wieder zur anderen Seite und richtete sich auf. Vor ihm stand Baal. Diesmal war es nicht Mandulis, sondern der Echte. Kevin wollte ihn bereits angreifen, doch dann spürte er, dass auch Baal nicht real sein konnte. „Sag bitte nicht, du entstammst auch nur aus meinem Kopf!“, flehte der Junge. Baal schritt näher. „Wenn du dich den Patak angeschlossen hättest, hätten beide überlebt. Ich bin dein Gott und werde immer für dich sorgen.“, säuselte die Illusion. „Hey!“, fuhr ihn Jas an. „Wir führen hier ein Privatgespräch, psychopathische Fantasien sind unerwünscht.“ Baal schenkte ihm kaum Beachten. „Und was bist du, wenn ich fragen darf?“, stritt er mit ihm. „Sein Freund.“, erwiderte Jas taff. „Sein Freund ist tot, du bist nur ein Witz!“, machte Baal weiter. „Tzz, schau dich mal an. Du trägst ne weise Maske, um dein Gesicht zu verstecken, und nennst mich einen Witz?“ „Aus! Haltet die Klappe!“, schrie sie Kevin an. Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Verschwindet! Und zwar beide!“, verlangte er von Jas und Baal. Diese schienen nicht daran zu denken. „Selbst ich? Ich bin dein Freund und will dir helfen!“, redete Jas auf ihn ein. Auch Baal gab nicht so schnell auf. „Hör nicht auf ihn. Wenn du deinem Gott dienst, werden all deine Wünsche wahr!“, versprach er ihm. „Du solltest im Bett bleiben.“, war Alices Meinung. Bryan hatte jedoch keinen Nerv dafür. „Komm.“, sagte er ihr und ergriff ihre Hand. Alice spürte ihr Herz pochen. „Wo… wo gehen wir hin?“, fragte sie aufgeregt. „In die Kantine. Mal sehen, ob die dort besseres Essen haben.“, erklärte er. Alice hatte zwar gerade Schicht, konnte Bryans Einladung aber nicht ausschlagen. Die Kantine war kleiner, als man sie bei einem Krankenhaus erwartet hatte. Dennoch war sie nicht voll belegt. Bryan und Alice ergatterten einen Tisch in der Ecke. Sie bestellten etwas zu trinken, und quatschten zuerst über Belanglosigkeiten und dann über Alices Arbeit. „Sag, wegen der Tabletten…“, schnitt Bryan nun das Thema ganz beiläufig an. Alice beendete den Blickkontakt. „Sorry, ich hab mit Dr. Berk geredet, er meint, zu viele wären nicht gut, für den Organismus.“, erklärte sie. Als sie in Bryans Blick etwas wütendes erkannte, trank sie schnell aus ihrem Glas. „Schon ok.“, änderte Bryan seine Haltung. Als er sah, dass Alices Glas leer, beschloss er ihr ein neues zu holen. Als er zurück, tat er so, als würde er es ihr überreichen. Er täuschte ein Stolpern vor und schüttelte das Getränk auf Alices Kittel. Diese sprang erschrocken auf. „Tut… tut mir Leid.“, stammelte Bryan aufgeregt. Alice begutachtete prüfend den Fleck. Schon…ok“, erwiderte sie. Dennoch bestand Bryan, dass sie ihren Kittel auszog. Während Alice ihre Kleidung überprüfte, griff Bryan in die Tasche des Kittels und holte einen Schlüsselbund heraus. Er legte den Kittel auf seinen Sessel und versprach ein Handtusch zu holen. Alice fand das unnötig, doch Bryan bestand darauf. Alice gefiel es sogar noch, da sie glaubte, Bryan würde sich um sie sorgen. Tatsächlich, hatte dieser ein anderes Ziel. Die Schmerzen waren für ihn kaum erträglich. Er hatte den Standort des Medikamentenzimmers herausgefunden und steuerte darauf zu. Er nutzte seine Fähigkeiten, um besonders schnell vorwärts zu kommen. Alice würde keinen Verdacht schöpfen. Bryan ging sicher, dass ihn niemand beobachtete, als er sämtliche Schlüsseln ausprobierte. Bald war er im Inneren und suchte die Schränke nach den richtigen Tabletten ab. Bald hatte er mehrere Büchsen gefunden und schob sie ein. Er verließ den Raum und schloss wieder ab. Er wollte gleich welche der Tabletten nehmen, doch Alice wartete sicher bereits. Er schnappte sich ein Handtuch von einem Tablettwagen und kehrte in die Kantine zurück. Alices Kleidung hatte nicht viel abbekommen, dennoch benutzte sie das Handtuch höflicherweise. Bryan ließ den Schlüsselbund wieder im Kittel verschwinden und überreichte ihn Alice. Dann gab er noch eine Entschuldigung von sich und meinte, es würde ihm nicht gut gehen. Alice wollte ihn auf sein Zimmer begleiten, doch Bryan lehnte ab. In seinem Bett schraubte er die erste Büchse auf und nahm drei Tabletten ein. Erleichtert lehnte er sich zurück. Seine Schmerzen würden sich bald lindern. Er verband sie mit der Stichwunde und den Prellungen. In Wirklichkeit kamen sie jedoch durch den Verlust von Carol. Um ihren Tod zu überwinden würde er die Tabletten wahrscheinlich sein ganzes Leben über einnehmen müssen. Dann dachte er wieder an Alice. Er hatte sie benutzt, obwohl sie so freundlich zu ihm war. Er bereute es, aber seine Schmerzen waren zu stark. Bevor er einschlief wurde es noch einmal schlimmer und Bryan schlang noch eine Pille hinunter. Er schlief friedlich ein, doch morgen würde er noch weitere brauchen. „Die einzige Möglichkeit zukünftige Qualen zu vermeiden, ist es, dich unserer Gruppe anzuschließen!“, redete Baal auf Kevin ein. Dieser war am Ende seiner Kraft und konnte das Geschwätz nicht mehr ertragen. „Leg, mal ne andere CD auf! Kevin verachtet euren Haufen, wieso sollte er zu euch zurückkehren?“, fragte Jas gespannt. Baal antwortete ihm widerwillig. „Kevin hat sein ganzes Leben in der Dunkelheit gelebt, er kann nicht so einfach ins Licht treten.“, erklärte er. Jas lachte gespielt. „Mein, Gott, wo fallen euch eigentlich immer diese Sprüche ein?“, schien er Baal für verrückt zu halten. „Kevin, entscheide dich endlich!“, verlangte er dann. Doch Kevin fühlte sich nicht in der Verfassung eine Entscheidung zu treffen. Er hörte Jas und Baal nur halbherzig zu. Beide waren nicht real und beide lebten nicht mehr. Kevin war inzwischen wirklich so weit beide Optionen abzuwägen. Was wenn er sich Mandulis wieder anschloss? Er hasste seine Taten, die er als Patak begangen hatte, doch nun hatte er völlige Kontrolle über sich. Konnte er seine Freunde so am besten schützen? Zumindest die, die übrig geblieben waren. Was wenn er zu ihnen zurückkehrte? Es würde sicher vieles anderes werden, ganz klar. Würde seine und Emmas Beziehung darunter leiden? „Steig ein.“, rief Will seinem Cousin zu. Dieser folgte und fragte wohin die Fahrt gehen würde. Will erzählte ausführlich von dem Anruf, den er erhalten hatte. „Könnte auch eine Falle sein.“, war Connors Kommentar. Will wusste das. „Es ist einen Versuch wert.“, meinte er. Connor bedrückte noch etwas anderes. „Sag mal… was wenn Kevin gar nicht zu uns zurückkommen möchte?“, sprach er seine Sorge aus. Will hatte ebenfalls schon daran gedacht. „Egal. Wir fahren zu ihrem Versteck und befreien Kevin. Wir holen ihn auf jeden Fall raus, egal ob er sich wehrt oder nicht. Das habe ich Emma versprochen.“, erklärte er. Connor akzeptierte das und hakte nicht weiter nach. Als die beiden an ihrem Zielort ankamen, parkten sie einige Straßen entfernd und schlichen sich geduckt zum Gebäude. Will wollte eine Straße überqueren, doch Connor bewahrte ihn vor einem Fehler. „Sieh mal!“, deutete er auf das Dach des Museums. Will musste seine Augen anstrengen, um die Gestalt zu erkennen. „Ist… das nicht eines von Eves komischen Wasserviechern?“ Connor stimmte ihm zu. „Und es ist sicher nicht das Einzige. Sie sind vorsichtig geworden. Ich bin sicher, dass in der Umgebung weitere auf uns warten“, befürchtete er. Will teilte seine Sorge. „Das Problem ist, dass die Typen ziemlich widerspenstig sind. Wir müssen einiges auffahren, um sie uns vom Hals zu schaffen. Das wiederum könnte Eve und Mandulis auf uns aufmerksam machen.“, sagte er. „Sag mal… wieso kannst du dich eigentlich nicht teleportieren?“, wandte er sich an Connor. Dieser sah ihn überrascht an. „Ist das jetzt eine Beschwerte?“, war er sich nicht sicher. Will zuckte mit den Schultern. „Es würde einiges einfacher machen.“, meinte er. Allerdings schien Connor eine weitere Idee zu haben. Stumm deutete er auf einen Kanaldeckel. „Sag nicht du willst…“, sah Will seinen Cousin zögernd an. Aber Connor hielt es wohl für den einzigen Ausweg bzw. Hineinweg. „Und wenn da unten auch einer lauert?“, fragte Will, doch Connor war bereits auf dem Weg. Er schien das Risiko eingehen zu wollen. Will hielt sich schon mal vorsichtshalber die Nase zu. Als der Wasserkrieger sich umdrehte stiegen sie in den dunklen, stinkenden Schacht. „Igitt.“, sagte Will, als er in das ekelige Wasser stieg. „Wie heißt es so schön, alles was man gibt kommt zu einem zurück.“, ärgerte ihn Connor. Will schnitt eine Grimasse. Die beiden musterten die Kanalisation, konnten aber keine Feinde entdeckten. Sie wagten sich einige Meter vorwärts, als sich ober ihnen wieder ein Deckel zeigte. Will war besonders froh, als sie wieder an die Oberfläche kamen. Sie schienen in einer Art Keller zu sein. Als Stimmen hörbar wurden, zog Connor seinen Cousin in eine Ecke. Die Stimmen gehörten Claire und Eve, die sich zu unterhalten schienen. Will und Connor wagten sich näher in den Rohbau hinein. Die Amulette der beiden glühten, ein Zeichen, dass Kevin hier sein musste. Allerdings kam die Energie genau aus der Richtung, in der Claire und Eve standen. „Was muss das muss.“, meinte Connor und rannte los. Will seufzte und folgte ihm widerwillig. Bryan hasste die ständigen Untersuchungen. Der Arzt sagte ihm, es würde ihm erstaunlich besser gehen, so fühlte er sich nicht. Zumindest linderten die Tabletten seinen Schmerz. Alice hätte sich ohrfeigen können, als sie Bryans Zimmer betrat. Sie hatte seinen Untersuchungstermin völlig vergessen. Manchmal konnte sie ein echter Schussel sein. Bryans Bett war nicht gemacht, weshalb sie beschloss etwas Ordnung zu schaffen. Als das Bett gemacht war, räumte sie weiter auf. Als sie den Schrank geradestellte, trat sie auf etwas. Überrascht hob sie es auf. Es handelte sich um eine Büchse, in der Tabletten aufbewahrt wurden. Warum lag sie unter dem Schrank? Alice las den Namen und stutzte. Es waren zwar die Tabletten, die Bryan bekam, aber es waren zu viele. Alice hatte sie ihm nicht gebracht, aber wer dann? Bryan hatte sie wegen mehr Tabletten bedrängt, konnte es sein, dass… Alice schüttelte den Kopf. Niemals, würde Bryan stehlen! Dann fiel ihr aber ein, dass sie den Jungen noch nicht wirklich kannte. Hatte er sie nur benutzt? Lag ihm am Ende gar nichts an ihr? Wollte er nur mehr Tabletten, um seine Schmerzen zu stillen? Bryan war nicht der einzige, dem das Geschehene innerlich schmerzte. Jas und Baal versuchten ihn immer noch für ihre Seite zu gewinnen. Kevin wollte sich ja entscheiden, fürchtete jedoch die Konsequenzen. „Bruder.“, sagte eine neue Stimme. Kevin erblickte Claire, jedoch war sie nicht sie selbst. Vor ihm war ein kleines Mädchen aufgetaucht. „Wieder eine verdammte Einbildung!“, murmelte Kevin gequält. Claire zupfte an seinem Hosenbein. „Bruder, ich habe Angst. Können wir nach Hause gehen?“, bat sie ihn. Kevin hätte ihr mit nichts lieber als ja geantwortet. Moment! Vielleicht war es doch möglich! Kevin blickte abwechselnd zu Jas und dann zu Baal. Er kniff die Augen zusammen und als er sie wieder aufschlug, war Baal verschwunden. „Kevin…“, begann Jas, doch Kevin würgte ihn ab. „Schon gut, Jas. Ich danke dir für deine Freundschaft. Ich habe verstanden. Ich werde nach vorne blicken, dich aber nie vergessen.“, versprach er. Jas nickte ihm zu und verschwand dann selbst. Auch die kleine Claire löste sich in Luft auf. Kurz darauf wurde an der Tür zu Kevins Zelle hantiert. Dieser staunte nicht schlecht, als Connor vor ihm stand. „Bist du es Kevin?“, fragte dieser sicherheitshalber. Kevin nickte. „Ja. Ich bin wieder da.“, sagte er. Connor freute das offensichtlich. Kevin wollte hinauslaufen, war aber scheinbar schwächer, als er dachte. Connor musste ihn zuerst stützen. „Ich brauche mein Amulett.“, erklärte Kevin. Connor verstand. „Bleib hinter mir.“, verlangte er und rannte los. Kevin hatte es sichtlich schwer ihm zu folgen. Bald erkannte er, wie Will gegen Eves Wassermonster kämpfte. „Rückzug!“, rief ihm Connor zu. Will nickte und schickte einen breiten Wasserstrahl gegen Eve los. Die Krieger stellten sich schützend vor sie. Will und Connor halfen Kevin weiterzukommen und versuchten so schnell wie möglich aus dem Museum zu fliehen. Sie waren bereits an der Schwelle zur Treppe angekommen, als sich ihnen Claire entgegenstellte. Will und Connor wollten kämpfen, doch das Mädchen hielt ihnen Kevins Amulett entgegen. Kevin riss sich von seinen Rettern los und schnappte es. Er befahl Will und Connor vorauszulaufen, welche dies nur ungern taten. „Ich werde dich retten.“, flüsterte er Claire zu, hing sich das Amulett um, und begann sich zu teleportieren. In Claires Gesicht zeigte sich keine Regung. Will und Connor staunten nicht schlecht, als Kevin sie draußen erwartete. „Also dieses Teleportdings musst du mir unbedingt beibringen.“, bat Will. Kevin lächelte ihm zu. Dann sank er zusammen. Während Connor ihm zur Hilfe kam, wählte Will die Telefonnummer vom Krankenhaus und bat um einen Krankenwagen. Kevin war Bewusstlos gewesen und wachte in einem Krankenhausbett auf. Er fühlte sich gut, nur etwas mitgenommen. Er spürte sein Amulett und erinnerte sich an Claire. Er wusste, dass es noch nicht zu spät war, sie zu retten. Er musste nur Mandulis besiegen, dann hatte er gute Chancen seine Schwester zurückzubekommen. Kevin erschrak, als die Tür zu seinem Zimmer aufflog. „Kevin!“, stürmte Emma herein, warf sich beinahe auf ihn und fiel ihm in die Arme. „Es ist alles ok!“, beruhigte er sie. Dennoch sah er Tränen in ihren Augen. „Diesmal sind sie vor Freude.“, sagte Emma, die seine Gedanken zu lesen schien. Hinter ihr war auch Will aufgetaucht, der ihm zuwank. „Danke.“, meinte Kevin zu ihm. „Schon ok.“, erwiderte Will. „Bleibst du jetzt bei mir?“, fragte Emma hoffend. Kevin lächelte sie an und versprach es ihr. „Ja. Aber zuerst habe ich etwas zu erledigen.“, erklärte er. Will verstand, was er meinte. „Ich stehe dir bei. Und Connor auch, wenn er mal da ist.“, versprach er. Emma ballte die Fäuste. „Ihr meint Mandulis? Warum könnt ihr ihn und Claire nicht einfach vergessen?“, fragte sie wütend. Kevin und Will sahen einander an. „Weil sie uns nicht vergessen können. Wir müssen Mandulis ein für alle mal zur Strecke bringen und Claire auch. Ich hoffe Claire zur Vernunft zu bringen. Aber falls das nicht möglich sein sollte, werde ich tun, was nötig ist.“, meinte er. Dann bat er Emma darum, ihm einen Tee zu holen. Diese hielt seine Hand kurz fest und verließ dann den Raum. „Also was gibt’s?“, fragte Will erwartend. „Ich erinnere mich ziemlich gut daran, was ich als Patak angestellt habe. Und an das, was um mich herum geschehen ist. Danke, dass du dich um Emma gekümmert hast, aber ich möchte nicht, dass deine Gefühle für sie deinen Kampfeswillen beeinflussen. Ich kenne das zur Genüge.“, erzählte Kevin. Will brachte zuerst kein Wort heraus. „Welche Gefühle? Wenn du glaubst, dass zwischen mir und Emma etwas läuft, liegst du falsch.“, redete er besonders schnell. Kevin blickte zum Fenster hinaus. „Ist schon ok. Falls ich gegen Mandulis verlieren und sterben sollte, kümmere dich bitte um Emma. Dann verzichte aber auch auf dein Amulett.“ Will wusste nicht, was er antworten sollte, bis Kevin ihn dann höfflich hinausbat. Will lehnte sich gegen die Tür, als er im Gang stand. Kevin hatte sie doch nicht alle! Was redete er für einen Unsinn? Er sah wie Emma zurückkam und lächelte ihr zu. „Hat er dich rausgeschickt?“, schien sie ihren Freund bereits gut zu kennen. „Tja.“, stammelte Will nur. Emma wollte ins Zimmer, bis ihr etwas einfiel. „Ich habe mich noch gar nicht bedankt. Du hast dein Versprechen gehalten.“, meinte sie. Will kratzte sich verlegen am Kopf. „Achso. Naja… war doch Ehrensache.“, fand er. Emma schien das anders zu sehen. „Trotzdem. Du bist ein echter Freund.“, meinte sie und begann Will zu umarmen. Dessen Herz pochte, erwiderte die Umarmung allerdings. Als beide die Umarmung lösten, nahmen sie nicht wieder Abstand, sondern verharrten in ihrer Position. Ihre Gesichter waren sich ganz nah, bis Emma erschrocken zurückwich. Kevin… er… wartet sicher auf den Tee.“, stotterte sie und drängte sich an Will vorbei. Dieser blieb noch einige Sekunden vor der Tür stehen und atmete dann tief ein. Kaum war Will aus dem Zimmer, erblickte Kevin wieder Jas. „Ich dachte ich wäre dich los.“, sagte er grinsend. Jas wiegte den Kopf. „Du weißt doch, mich wird man nicht so einfach los. Höchstens wenn man mich umbringt. Das sollte jetzt nicht…“, stotterte Jas. „Hey.“, unterbrach ihn Kevin. „Danke.“ Jas lächelte ihm zu und verschwand, als Emma den Raum betrat. Sie setzte sich zu ihm und überreichte ihm den Tee. „Ich hab dich vermisst.“, gestand sie. Kevin blickte sie an. „Ich dich auch.“, erwiderte er. „Versprichst du mir, dass der Kampf gegen Mandulis der letzte sein wird?“, fragte sie. Kevin wusste, dass er das nicht versprechen konnte, tat es aber trotzdem. Danach küssten sich die beiden und waren glücklich einander wieder zu haben. Geister Kevin übernachtete im Krankenhaus, hielt es am nächsten Tag aber nicht länger aus. Nostalgie überkam ihn, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Emma begleitete ihn, und ließ ihn nicht aus den Augen. „Und? Was hab ich verpasst?“, wollte Kevin informiert werden. Emma erzählte ihm von der Uni, was ihn aber umso mehr an Jas erinnerte. „Ich habe ihn getötet. Ich habe meinen besten Freund umgebracht!“, sagte Kevin fassungslos. Emma umarmte ihn und versuchte ihn zu beruhigen. „Ich muss noch etwas erledigen. Wartest du solange auf mich?“, fragte Kevin. Emma nickte und fragte, was Kevin vorhabe. Dieser wollte es aber nicht preisgeben und versprach bald zurück zu sein. Mandulis´ Reisen hatten ihn bis jetzt nie nach Ägypten geführt, was erstaunlich war. Immerhin war dieses Land die Wiege der Götter. Die Aufträge, die er für Baal ausführen musste hatten ihn immer an andere Orte verschlagen, nur nie hierhin. Mandulis hatte sich nur aus einem Grund dazu entschlossen die Geburtsstätte seines Amuletts aufzusuchen. Er jagte einem Phantom hinterher. Genauergesagt einer Schriftrolle, von der er in einem Buch gelesen hatte. Er wusste weder, wo sich diese befand, noch ob sie überhaupt existierte. Mandulis erster Anhaltspunkt war das Museum von Kairo. Nur mit Mühe hatte er einen Professor gefunden, der ihm seine Zeit schenken wollte. Dieser war gerade in einige Unterlagen vertieft, als Mandulis anklopfte und das Büro betrat. Der Professor bat ihn sich zu setzen, studierte aber weiter seine Unterlagen, bevor er Mandulis nach seinem Anliegen fragte. Mandulis berichtete von der Schriftrolle und der Professor hörte ihm aufmerksam zu. „Ich verstehe. Allerdings gibt es keine handfesten Beweise, dass dieses Dokument tatsächlich existiert. Und selbst wenn, wäre sie schwer zu finden, und der Aufwand würde sich nicht lohnen.“, gab er seine Meinung ab. Das war scheinbar nicht die Antwort, die Mandulis hören wollte. „Dieser Ansicht bin ich nicht. Und Sie, als Archäologe, sollten auch mehr Interesse zeigen.“, sagte er forsch. Der Professor brummte. „Ansichtssache. Selbst wenn es gefunden wird, ist es nichts weiter als ein altes Schriftstück, auf dem nur Hieroglyphen stehen. Solche haben wir hier im Museum zur genüge.“, sprach er. Mandulis brauchte die Schriftrolle jedoch unbedingt. „Es geht aber darum, was in diesem Dokument geschrieben steht. Ich beziehe mich auf die uralte Formel.“, verriet er. Der Professor belächelte ihn nur. „Sagen Sie mir bloß nicht, dass Sie an diesen Zauber glauben? Diese Beschwörungsformel hat doch lediglich einen mythologischen Hintergrund.“, gab er sein Statement ab. Im Gegensatz zu ihm, wusste Mandulis, dass die Formel auf dem Pergament tatsächlich funktionieren konnte. Das hieß, wenn es sie überhaupt gab. „Trotzdem. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Schriftrolle zu finden und wäre über jede Information dankbar.“, erklärte er. Der Professor nickte und wühlte in seinen Unterlagen herum. Von Ordnung schien er nichts zu halten. Dann schob er Mandulis ein Buch hin. „Seite 48. Natürlich alles nur Gerüchte, aber mehr kann ich Ihnen nicht anbieten.“, sagte er. Mandulis nahm das Buch entgegen und bedankte sich. Er kopierte die Seite und legte das Buch zurück auf den Schreibtisch. Der Professor hatte begonnen weiter zu arbeiten und schenkte Mandulis kaum noch Beachtung. Dieser verabschiedete sich höfflich und verließ dann das Museum. Im Buch war die Rede von einem Grab, im Tal der Könige, welches allerdings bereits entdeckt wurde. Eine Schriftrolle war damals nicht sichergestellt worden. Da Mandulis sich in der Wüste sicherlich nicht zurechtfand, engagierte er zwei Führer, die ihn zum Tal der Könige bringen sollten. Alice hatte es einfach nicht fertig gebracht mit Bryan über dessen Diebstahl zu sprechen. Sie tat so, als wäre ihr nichts aufgefallen und besuchte den Jungen wie an jedem Tag. Was ihr jedoch auffiel war, dass es Bryan besser ging. Er war aufgeweckter und fröhlicher. Alice war sich nun ganz sicher. Sie verließ Bryan für ein paar Stunden, um mit einer anderen Schwester zu reden. Mit ihren Vorgesetzten wollte sie nicht sprechen, da die sicher viele Fragen gestellt hätten. Ihre Kollegin riet ihr, den Patienten zu melden, doch Alice wollte Bryan nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Er hatte bereits viel durchgemacht. Vielleicht halfen ihm diese Tabletten ja wirklich? Auf jeden Fall machten sie süchtig, und davor musste sie den Jungen warnen. Sie ging zu Bryan zurück, konnte aber nicht wirklich zum Thema kommen. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, griff unter den Schrank und holte die Büchse hervor. Bryan stockte, als Alice sein Geheimnis entdeckte. „Das kann ich erklären.“, sagte er schnell. „Wo hast du die her?“, fragte Alice streng, wie Bryan es nicht von ihr erwartet hätte. Er überlegte was er sagen sollte, beschloss dann aber bei der Wahrheit zu bleiben und Alice den Diebstahl zu gestehen. „Ich bin so dumm. Ich habe wirklich geglaubt, dass du mich magst.“, stotterte sie. Bryan stand auf und packte sie an den Schultern. „Das hat nichts mit dir zu tun! Gut, ich habe dich benutzt, das tut mir Leid. Aber ich brauche diese Tabletten gegen meine Schmerzen.“, redete er auf sie ein. Alice riss sich los. „Sie machen dich süchtig! Willst du das?“, fuhr sie an. Bryan presste die Lippen zusammen. „Wenn ich leben will, muss ich das akzeptieren.“, sagte er. Alice hielt seine Erklärung für Unsinn. „Deine Schmerzen sind nicht körperlich, du kommst auch ohne sie aus.“, sprach sie. Bryan sah das anscheinend anders. „Ich kann ohne aber keine Sekunde mehr frei denken. Es tut einfach weh, wenn ich an Carol denke und mich dann erinnere, dass sie tot ist.“, wurde er immer verzweifelter und fuchtelte mit den Armen herum. „Es muss einen anderen Weg geben! Wenn du wirklich leben willst, vergiss die Tabletten und…. Carol.“, kam es aus Alice heraus. Bryan sah sie wütend an. „Niemals! Was fällt dir ein?“ Alice torkelte ein paar Schritte rückwärts. „Tut mir Leid, ich habe das anders gemeint. Als mein Bruder gestorben ist, war ich auch am Boden zerstört. Ich habe ihn natürlich nie vergessen, aber ich habe ohne ihn weitergelebt! Das musst du auch schaffen!“, bat sie Bryan. Dieser hatte keinen Schimmer, wie er das anstellen sollte. „Solange ich mich zurückerinnern kann, war sie bei mir. Wie soll ich also ohne sie leben?“, fragte er völlig fertig. Alice trat näher und wagte es Bryan zu umarmen. „Du brauchst einfach nur einen Freund.“, sagte sie. Bryan erwiderte die Umarmung und dankte ihr. Alice löste sie und überreichte ihm die Büchse. Bryan wehrte ab. „Schon ok, nimm sie. Bring sie zurück, wenn du Ärger bekommst, übernehme ich die Verantwortung.“, versprach er. Alice nickte und entschuldigte sich für einen Moment. Als sie weg war, sah Bryan noch mal unter den Schrank. Die zweite Büchse lag etwas weiter hinten und war nur schwer zu entdecken. Alice hatte wohl nur die Erste gefunden. Bryan hob sie auf und drehte sie ein paar Mal in seiner Hand. Er holte tief Luft und warf sie zum Fenster hinaus. Er wollte es ohne Tabletten versuchen. Er musste. Kevin hatte sich an einem kleinen Stand eine Kerze besorgt, bevor er den Friedhof betrat. Er hätte Emma fragen können, wo genau sich Jas´ Grab befand, hatte es aber vermieden. Er fand es dennoch nach kurzer Zeit und stellte die Kerze ab. Da er kein Feuerzeug bei sich trug benutzte er sein Amulett für einen kleinen Trick und zündete sie mit seinem Finger an. „Tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme.“, redete Kevin zu dem Grabstein. „Wie du siehst trage ich dieses dumme Teil immer noch. Ich werde versuchen es bald loszuwerden. Aber noch brauche ich es, um Emma zu beschützen und meine Schwester zu retten. Du bist mir irgendwie im Geiste erschienen. Du hast gesagt, ich habe das Richtige getan, indem ich sie beschützt habe. Es war nur ein Hirngespinst, deswegen weiß ich nicht, wie du wirklich darüber denkst. Du sagtest zwar, dass es das Richtige war, aber ich werde es nicht akzeptieren. Ich werde dich nicht aufgeben mein Freund. Egal, was ich tun muss, ich werde dich zurückbringen. Selbst wenn es ewig dauert und es alles von mir abverlangt.“, versprach er und stand dann auf. Als er den Friedhof verlassen wollte, sah er Will, der gegen den Torbogen gelehnt war. „Emma sagte ich würde dich hier finden.“, erklärte er. Kevin sah ihn überrascht an. Er hatte seiner Freundin gar nicht erzählt, was er vorhatte. Sie schien ihn einfach schon zu gut zu kennen. „Und was willst du?“, hakte Kevin nach. Will machte es kurz. „Ganz einfach. Ich vertraue dir immer noch nicht ganz.“, gab er offen zu. Kevin akzeptierte das. „Dann kontrollierst du mich?“, fragte er vereinfacht. Will bejahte. „So kann man es sagen. Und was hast du als nächstes vor?“, versuchte er sein Glück. Kevin schien kein Geheimnis daraus zu machen. „Du kannst mich gern begleiten.“, meinte er und setzte seinen Weg fort. Will blieb ihm auf den Fersen. Er staunte nicht schlecht, als Kevin vor einer Kirche halt machte. „Ich hatte nicht erwartet, dass du so einen Ort aufsuchen würdest.“, gab Will zu. Kevin betrat das Gebäude ohne zu zögern. „Ich habe hier einmal gewohnt.“, gab er zur Erklärung ab. Will hob die Augenbrauen. „Hier?“, fragte er ungläubig. Kevin bejahte und marschierte weiter. Sein Ziel war aber nicht sein eigenes Zimmer, sondern der Raum des Pfarrers. „Hier hat Jonathan gewohnt.“, informierte er Will. Dieser wusste allerdings kaum etwas von Kevins Vergangenheit und brachte nur ein „Aha“ heraus. Kevin durchwühlte die Schränke, bis er endlich gefunden hatte, wonach er suchte. Es handelte sich um eine Glasampulle, in dem eine bläuliche Flüssigkeit schwamm. Er öffnete sie und trank sie zur Hälfte aus. „Was ist das?“, fragte Will erstaunt. „Gift.“, antwortete Kevin prompt. Will riss entsetzt die Augen auf. „Das ist doch ein Scherz, oder?“, fragte er hastig, erkannte aber bald, dass es nicht so war. Kevin wurde schwindlig und brach kurz darauf zusammen. Will kam ihm zur Hilfe und versuchte ihn bei Bewusstsein zu halten. „Verdammt, Mann, was soll das?“, hatte er keine Idee, was Kevin vorhatte. Kevin selbst hatte Schwierigkeiten zu sprechen, informierte Will aber trotzdem über seinen Plan. „Das Gift lähmt meinen Körper für zirka eine Stunde. Ein normaler Mensch würde danach tot bleiben, aber… ein Amulettträger wird automatisch reanimiert.“, erklärte er. Will glaubte nicht, was er hörte. „Du bist total verrückt!“, redete er auf ihn ein. „Pass bitte… auf meinen Körper auf.“, bat Kevin ihn noch, bevor sich seine Augen schlossen. Will war sich unschlüssig. Sollte er ihn zu einem Arzt bringen? Würde Kevin wirklich wieder aufwachen? Warum tat er so was Dummes? Mandulis hatte bereits gehört, dass es nachts in der Wüste kälter wurde. Er musste sich sogar einen zusätzlichen Mantel anziehen, um nicht zu frieren. Seine Führer schienen sich an de Wetterverhältnisse bereits gewöhnt zu haben. Sie waren den ganzen Tag gefahren und Mandulis hatte sogar darauf bestanden die halbe Nacht zu opfern. Die Führer hatten sich zuerst geweigert, doch Mandulis hatte ihren Lohn einfach verdoppelt. Morgen früh würde es weitergehen und bald würden sie am Tal der Könige angelangt sein. Mandulis wusste immer noch nicht, ob er fündig werden würde. Vielleicht hatte er Professor recht, und er jagte Gespenstern hinterher. Er schlief erst sehr spät ein und erwachte am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen. Seine Führer fragten ihn, ob er eine längere Rast einlegen, oder gar umkehren wollte. Für Mandulis kam keines der beiden in Frage. Es war so nah am Ziel. Aber es war ein Ziel, dass vielleicht gar nicht existierte. Selbst als der Motor streikte, gab Mandulis nicht auf und überredete die Führer zu einem Fußmarsch. Dadurch wurde ein weiterer halber Tag geopfert, bis sie endlich an der berühmten Grabesstätte ankamen. „Noch mal von vorn!“, verlangte Connor. Doch Will konnte die Situation nicht genau schildern. „Kevin, meinte er würde zu sich kommen.“, gab er wieder, was ihm gesagt wurde. Connor hatte erschrocken Kevins Puls gefühlt. Er war weg. „Was hat er sich dabei gedacht?“, fluchte Connor. „Er hat eine ganz eigene Denkweise.“, erwiderte Will. Connor zog nun sein Handy heraus und begann zu wählen. Will schnappte es ihm weg. „Ich hoffe, du wolltest nicht Emma anrufen.“ Connor hob entschuldigend die Hände. „Sorry, aber irgendwann werden wir es ihr sagen müssen.“, meinte er. Will seufzte. „Nur Ärger mit dem Kerl. Hoffen wir, dass er wirklich zurückkommt. Zur Sicherheit, werde ich einfach Mal nach ihm sehen.“, sagte Will. Connor wollte ihn fragen, was er meinte, doch da hatte sein Cousin bereits den Rest des Giftes getrunken. Er brach zusammen und Connor rüttelte an ihm. Er schien ihn zu beschimpfen, doch Will hörte ihn nicht mehr. Er erwachte in einer Umgebung, die ihm Fremd war. Er lag auf dem Boden und tastete sich vorwärts. Um ihn herum gab es nur kaltes Gestein. Er rappelte sich auf, konnte aber nicht wirklich viel erkennen. Bei Connor war er auf jeden Fall nicht mehr. Er hörte, wie sich Schritte näherten und suchte nach einem Versteck. Er fand keines. Die Schritte wurden lauter und Will beschloss sich den Unbekannten zu stellen. Es war dunkel, aber er konnte ihre Umrisse erkennen. „Der nächste ist schon da.“, sagte einer seufzend. „Wo… wo bin ich hier?“, fragte sie Will erwartend. Die beiden Gestalten, die in merkwürdigen, grauen Kutten gehüllt waren sahen einander an. Sie schienen zu überlegen, wer von beiden Will antworten sollte. „Du bist gestorben und in der Unterwelt gelandet.“, sagte schließlich einer von beiden. Zuerst reagierte Will geschockt, doch dann erinnerte er sich an Kevins Worte. Das Gift lähmt den Körper für eine gewisse Zeit. Scheinbar war man für diesen Zeitraum tot. „Jetzt bin ich doch tatsächlich für diesen Idioten gestorben.“, murmelte er. Die Männer gaben ihm ein Zeichen, ihnen zu folgen, und Will tat, was von ihm verlangt wurde. Er musste Kevin finden und dann nichts wie zurück. Kevin war am selben Platz wie Will erwacht. Im Gegensatz zu ihm, kannte er die Prozedur bereits. Es war sein dritter Aufenthalt, sofern die Illusion, die Mandulis ihn unterzogen hatte mitgezählt werden durfte. Die Wachen der Unterwelt brachten ihn direkt zu Heh. Dieser erkannte ihn erst auf den zweiten Blick. „Kevin, richtig?“, begrüßte er ihn. Kevin nickte stumm. „Ich hatte nicht erwartet dich so schnell wiederzusehen.“, gab Heh zu. Kevin trat vor. „Ich bleibe nicht lange. Ich habe ein Gift zu mir genommen, dass mich zwar lähmt, aber mein Amulett wird mich heilen.“, berichtete er. Heh blickte ihn erstaunt an. „Verstehe, dein Tod ist also nur vorübergehend. Dann interessiert es mich umso mehr, warum du hier bist.“ Kevin beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. „Ich habe vor einen Freund zu retten. Ich werde ihn mitnehmen.“, erzählte er sein Vorhaben. Zu seiner Verwunderung, begann Heh zu lachen. „Ich kenne solche wie dich zur Genüge. Ich werde dir nicht im Wege stehen, aber glaub auch nicht, dass ich dir helfe. Der steinerne Rat hat dir dein Leben geschenkt, gehe also nicht so leichtfertig damit um. Geh am besten einfach nach Hause.“, schlug Heh vor. Für Kevin kam das aber nicht in Frage. „Es ist meine Pflicht ihn zurückzuholen. Es ist…mein Schicksal.“, sprach er. Heh nickte. „Ob es dein Schicksal ist, sehen wir erst, wenn es dir gelungen ist. Aber gut, ich mag dich. Suche deinen Freund.“, gab er ihm die Erlaubnis. Kevin bedankte sich vielmals und suchte dann den Gang, den er in Mandulis´ Illusion gesehen hatte. Jas musste dort zu finden sein. Es waren weniger Leute anwesend, als Mandulis erwartet hatte. „Selbst Touristen hassen die Sonne.“, schien einer der Führer seine Gedanken lesen zu können. „Ihr wisst, was für ein Grab ich suche?“, fragte Mandulis erwartend. Der Führer bejahte. „Das Grab des Generals aus dritten Dynastie. Allerdings ist es nicht für Besucher zugänglich.“, erwiderte er. Mandulis behob dieses Problem mit einem einfachen Geldwechsel. Während einer der Führer die Wächter beschäftigte, schlich Mandulis sich mit dem anderen in das Innere. „Wir müssen etwas gehen.“, sagte dieser. Mandulis´ Geduld hielt sich in Grenzen. Er wollte endlich Gewissheit. Bald kamen sie an ihrem Zielort an und standen in der Vorkammer zum Grab. Der Führer leuchtete sie mit einer Taschenlampe ab und verwies auf einen schmalen Durchgang. „Ich warte hier. Ich hoffe Sie finden, wonach sie suchen.“, sagte er. Mandulis nickte ihm zu und wagte sich in die Grabstätte. Er musste Husten, als er die Luft einatmete. Da das Grab für Besucher gesperrt war, achtete man auch kaum darauf. Mandulis leuchtete den Raum ab und untersuchte jeden Fleck einzeln. Die Minuten verstrichen und der Führer rief ihm etwas zu. Mandulis fluchte. Der einzige Ort, wo er noch nicht nachgesehen hatte, war der Sarkophag selbst. Es grauste ihm, doch ihm blieb keine andere Wahl. Er stemmte den Deckel hoch und drehte angewidert sein Gesicht weg. Es war weniger der Anblick der Mumie, sondern mehr der Gestank und die Fäulnis. Er leuchtete das Innere ab, bis er zum Hals des Toten vordrang. Er staunte nicht schlecht, als er ein Amulett an seinem Hals erblickte. Er entriss es dem Toten und betrachtete es genauer. Djebauti stand darauf. Sofort untersuchte der die gegenüberliegende Wand. Er hatte sich vorhin also nicht getäuscht. Zirka in der Mitte der Mauer war eine Vertiefung eingelassen. Mandulis war jetzt durch nichts mehr zu halten. Er stürzte zu der Stelle und presste den Stein hinein. Zuerst geschah gar nichts. Dann aber zog etwas das Amulett immer tiefer in die Mauer. Ein Beben war zu hören und neben dem Sarkophag war eine Falltür aufgegangen. Der Führer fragte ob, alles in Ordnung sei und Mandulis wimmelte ihn ab. Er dachte gar nicht an eine Falle, sondern stieg in den dunklen Schacht hinab. Der Gang war schmal, aber Mandulis kämpfte sich immer weiter vorwärts. Der Schein der Taschenlampe offenbarte ihm das Ende des Ganges. Am Boden lag eine Schedule, die anscheinend geschlossen war. Mandulis zitterte vor Aufregung. Nicht einmal das Schloss hinterste ihn, welches er ganz einfach aufbrach. Im Inneren fand er die sehnsüchtig erwartende Schriftrolle. Kaum hatte er sie herausgenommen, begann Staub von der Decke zu rieseln. Der Gang drohte einzustürzen. Es war also doch eine Falle. Der Rückweg war eingestürzt, doch für Mandulis kein Problem. Er teleportierte sich einfach wieder in die Grabkammer. Schnell überprüfte er die Schriftrolle. Hieroglyphen über Hieroglyphen, welche er nicht entschlüsseln konnte. Dennoch war er in seinem Vorhaben bestärkt. Ein normaler Eindringling, wäre unter den Trümmern begraben worden. Nur jemand mit einem Amulett konnte die Schriftrolle finden. Von da an war Mandulis klar, dass es sein Schicksal war das Pergament zu finden und das Revival-Projekt doch noch zu beenden. Die beiden Wachen wollten Will direkt zu Heh bringen, bis sie angegriffen wurden. Will entdeckte die schwarze Gestalt als erstes, war sich aber unschlüssig. „Folge mir!“, zischte sie Will zu. Dieser wusste nicht, was er tun sollte. „Ich führe dich zu Kevin.“, versprach ihm das Wesen. Will beschloss das Risiko einzugehen und der Gestalt zu folgen. „Nicht Junge! Du läufst in dein Verderben!“, riefen ihm die Wachen nach. Will kannte sich in der Unterwelt nicht aus, und war gezwungen jede Hilfe anzunehmen. Dennoch blieb er vorsichtig. „Bleib stehen!“, bat er den Fremden. „Will, bist du es wirklich?“, drehte sich dieser nun um. Will erkannte langsam seine Gesichtszüge und wusste, dass er ihn kannte. Er schreckte zurück, als er sich sicher war. „Onkel?“, fragte er entsetzt. Vor ihm stand tatsächlich Connors Vater und sein Onkel. „Das ist unmöglich!“, stotterte Will. Sein Onkel schüttelte den Kopf. Aber nein, sieh dich doch Mal um!“, bat er ihn. Er hatte recht. Will war in der Unterwelt gelandet. Es war also nicht verwunderlich, dass er einem Verstorbenen begegnete. „Bist… du es wirklich?“, wagte er sich jetzt näher. Sein Onkel machte Anstallten ihn zu umarmen. „Das ist nicht fair. Connor hätte auch das Recht dich zu sehn.“, fiel ihm ein. Sein Onkel seufzte. „Wie ist es ihm ergangen?“, wollte er wissen. „Es geht ihm gut.“, brachte Will nur heraus. Dann erinnerte es sich, warum er überhaupt hier war. „Du hast Kevin erwähnt!“ Sein Onkel nickte. „Ja, er ist kurz vor dir angekommen.“, erzählte er. Will war erleichtert. „Wo ist er hin?“, fragte er aufgeregt. Sein Onkel überlegte kurz. „Komm mit, ich führe dich zu ihm.“, schlug er vor. Will nahm das Angebot gerne an. Kevin öffnete Tür um Tür. In jedem Raum fand er eine andere Person vor, nur nicht Jas. Am Ende des Ganges war noch eine Tür übrig. Dann beschloss er etwas zu überprüfen. Er öffnete sie und stand vor weiteren Abzweigungen. Er hätte sich ohrfeigen können. Es gab sicher noch Tausende Gänge. Jeder Mensch, der nach Earu – dem Paradies – kam, ließ seinen Körper zurück. Wenn also alle guten Menschen konserviert blieben, hieß das, Kevin durfte noch Millionen anderer Räume durchsuchen. Da dies wahrscheinlich ewig, und sicher mehr als eine Stunde dauern würde, konzentrierte er sich auf sein Amulett. Er versuchte Jas zu erspüren. Zuerst empfing er gar nichts, doch je weiter er in einen der Gänge vortrat, umso stärker wurde das Gefühl. Jas musste irgendwo hier sein. Kevin rannte mit geschlossenen Augen los und folgte einfach nur der Essenz seines Freundes. Vor einer Tür, die jeder anderen glich, blieb er stehen. Er riss die Tür auf und sah seinen Freund in einem Bett liegen. Er schlief. „Ach Jas.“, hauchte Kevin und trat zu ihm. Er griff nach seinem Arm, um zu sehen, ob er erwachte. Der Erfolg blieb aus. Kevin wusste, dass er ein guter Mensch war und seine Seele in Earu war. Er erinnerte sich an die Technik, die er an Baals früheren Wirt angewandt hatte. Er ergriff Jas´ Hand und schloss die Augen. Er versuchte in den Kopf seines Freundes einzudringen. Vielleicht kam er so an den Ort, an dem Jas im Moment war. Das erste, was Kevin sah, war der Kampf gegen seinen Freund. Es schien noch immer Jas´ oberste Erinnerung zu sein. Es schmerzte Kevin das Geschehne noch einmal mit ansehen zu müssen. Bald änderte sich die Umgebung aber wieder und er stand in der Universität. Es überraschte ihn ausgerechnet hier gelandet zu sein. Er wurde angerempelt und spürte einen kurzen Schmerz. Sowas sollte eigentlich nicht vorkommen. „Kevin!“, hörte er nun Emmas Stimme. Sie stand vor einer breiten Tür und winkte ihm zu. Kevin wusste, dass sie nur Jas´ Fantasie existierte. Jede Seele, die in Earu ruhte, träumte von seinem Leben und schrieb gleichzeitig neue Kapiteln dazu. Kevin rannte zu Emma und gemeinsam betraten sie den Vorlesungssaal. Jas wartete bereits auf die beiden. Für Kevin war es ein merkwürdiges Gefühl, als ihm sein Freund einfach so auf die Schultern klopfte. „Na was habt ihr zwei so getrieben?“, fragte er harmlos. „Nichts, was dich angehen würde.“, antwortete Emma schnippisch. „Jas… kann…. Ich dich einen Moment sprechen?“, fragte Kevin vorsichtig. Jas sah ihn überrascht an. „Jetzt? Gleich beginnt meine wöchentliche Vorlesung!“, beklagte er sich. Emma kicherte. „Dann geh eben morgen in eine. Falls du´s noch nicht weißt, die werden täglich abgehalten.“ Jas seufzte und folgte Kevin auf den Gang. „Wenn es um deine Beziehungsprobleme geht, dann…“, scherzte er, sah dann aber, dass Kevin etwas Wichtigeres besprechen wollte. „Hat es mit den Amuletten zu tun?“, hakte er nach. Kevin nickte. „Was ist das letzte, an das du dich erinnerst?“, wollte er wissen. Jas überlegte kurz und antwortete dann. „Dass, du mich das fragst. Oder was meinst du?“ Kevin beschloss ihm reinen Wein einzuschenken. „Ich weiß, dass klingt irrsinnig, aber das hier ist nicht real. Es ist eine Illusion, die von Earu geschaffen wurde. Du bist gestorben, und… träumst das nur.“ Er hatte erwartet, dass Jas sich geschockt zeigen würde, doch dieser blieb ruhig. „Ich weiß.“, sagte er schließlich. Kevin staunte. „Woher?“, fragte er ungläubig. Jas seufzte. „Ich habe diese Erinnerungen. Wie du…mich tötest. Zuerst dachte ich, es wäre ein Traum, aber jetzt… . Ich habe dich zuerst auch für eine Figur dieser Welt gehalten, doch nun…“ Kevin verstand. „Ich hole dich hier raus.“, versprach er. Jas lächelte ihn an. „Geht das so einfach?“, erkundigte er sich. Kevin musste leider verneinen. „Nein, aber ich werde einen Weg finden, egal wie lange es dauert.“ Jas´ Reaktion kam unerwartet. Er verpasste Kevin einen Schlag ins Gesicht, welchen ihn zurückwarf. „Idiot! Wenn du keine Idee hast, warum kommst du dann?“, fauchte er ihn an. Kevin verstand die Überreaktion seines Freundes. „Ich… wollte dich einfach sehen. Außerdem werde ich einen Weg finden.“ Jas ballte seine Fäuste. „Nichts da! Ich will nicht, dass du dein Leben dafür verschwendest!“, sagte er. Kevin war überrascht so was zu hören. „Aber ich bin Schuld daran, dass du hier bist.“, erinnerte er ihn. Jas war anderer Ansicht. „Nein, das bist du nicht. Baal ist dafür verantwortlich, nicht du. Du hast Emma und dein neues Leben. Verschwende es nicht damit, nach einer Lösung zu finden. Ich bin glücklich hier, ok?“, führte er Kevin vor Augen. Dieser wusste nicht, was er sagen sollte. „Du bist auch ein Teil meines Lebens! Ich kann dich nicht einfach so zurücklassen!“, redete er auf ihn ein. Jas wurde wütend und schloss die Augen. Kurz darauf war die Verbindung getrennt und Kevin befand sich wieder in dem kleinen Raum. Er versuchte wieder Kontakt, mit Jas aufzunehmen, doch dieser schien sich dagegen zu wehren. „Du Vollidiot!“, schrie er ihn an. Jas schlief jedoch seelenruhig. Kevin überlegte, was er tun sollte, bis Heh in der Tür erschien. „Er hat sich entschieden. Und wenn du sein Freund bist, akzeptiere seinen Wunsch.“, predigte er. Kevin sah ein, dass er keine andere Wahl hatte. „Vielleicht kannst du ja noch einen anderen Freund retten.“, sagte Heh und Kevin sah ihn fragend an. „Geh einfach durch die Öffnung.“, erklärte Wills Onkel seinem Neffen. Will zeigte sich unentschlossen. Sein Onkel hatte ihn bis zum Ende des Ganges geführt, an dessen Ende ein Weiterer begann. Er musste lediglich durch die Öffnung steigen. Das Dahinter war schwarz und dunkel. Als ihn sein Onkel drängte, setzte sich Will in Bewegung und wollte durch das Loch schlüpfen. „Will!“, hörte er eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Er ordnete sie Kevin zu. Dieser war unerwartet hinter Will und seinem Onkel aufgetaucht. „Ich weiß nicht, wer das ist, aber es ist nicht die Person, die du zu kennen glaubst.“, deutete er auf den vermeintlichen Onkel. Will blickte zwischen Kevin und seinem Onkel hin und her. Wem sollte er glauben? „Du hast mir doch gesagt, du vertraust mir nicht!“, erinnerte ihn Kevin. Will nickte. „Ja, was hat das damit zu tun?“, hakte er nach. Kevin schien kurz den Faden verloren zu haben. „Naja, das war’s schon. Ich wollte dir nur klarmachen, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.“, versuchte er zur erklären. Will sah ihn schräg an. „Das war alles? Diesen Spruch setzt man ein, wenn man ein Problem, mit Doppelgängern hat.“ Kevin blickte ihn verlegen an. Dann setzte sich Will in Bewegung und warf sich gegen den falschen Onkel. Dieser krachte zuerst an die Wand, und stolperte dann in den Zugang, der nach Daut führte. „Ich dachte du vertraust mir nicht!?“, fragte Kevin etwas erstaunt. Will grinste nur. „Tu ich auch nicht. Und jetzt lass uns von hier verschwinden. Hast du erledigt, was du erledigen wolltest?“ Kevin zögerte kurz, sagte dann aber „Ja.“ Mandulis war glücklich, als er in das Flugzeug stieg, dass ihn zurück nach London bringen sollte. Er hatte bekommen, was er wollte. Die Schriftrolle sollte ihn seinem Ziel ein ganzes Stück näherbringen. Glaube an was du willst Mandulis war überglücklich, als er aus dem Flugzeug stieg, das ihn zurück nach London gebracht hatte. Kevin hatte seinen Plan, die Patak zur Beendigung des Revival-Projekts einzusetzen, verhindert. Mandulis hoffte aber mit der alten Schriftrolle, die er im Tempel des Amulettträgers gefunden hatte, einen Ersatzplan durchzusetzen. Ganz so mächtig, wie die Magie der sechs heiligen Patak, war die Formel auf der Schriftrolle nicht, aber sie würde Mandulis das verschaffen, wonach er schon so lange suchte. Eine Limousine holte ihn ab und brachte ihn zu dem alten Museum. Dann erhielt er jedoch einen Anruf von Claire, dass auch dieses Versteck gefunden wurde. Mandulis machte sich nicht viel daraus, als er aber hörte, dass es Kevins Freunden gelungen war ihn zu befreien, tobte er. Er beschimpfte Claire und drohte sie zu bestrafen. Dann versuchte er klarer zu denken und war der Ansicht, dass er Kevin nicht mehr brauchen würde. Claire fragte, wohin sie und Eve gehen sollten und Mandulis befahl ihr im Hochhaus auf sie zu warten. Niemand würde dort noch mal nach ihnen suchen. Außerdem war im obersten Stockwerk alles für das Ritual vorbereitet worden. Mandulis würde noch heute die Formel sprechen. Kevin hatte Will darum gebeten, Emma nichts von ihrer kleinen Reise zu erzählen. Will hatte das ohnehin nie vorgehabt. Kurz nachdem er von Kevin gerettet wurde, wachten beide in Abständen von einigen Sekunden auf. Ihre Körper fühlten sich matt und angeschlagen an. Connor brachte ihnen Wasser und riet ihnen ein paar Stunden zu schlafen. Will und Kevin fanden die Idee großartig und teilten sich die Couch. Connors Handy klingelte und er erkannte Emmas Nummer auf dem Display. „Kevin ist hier.“, beruhigte er sie gleich zu Anfang. „Und Will auch.“, ergänzte er. Emma wollte wissen, was den los sei und Connor erzählte ihr, dass sie eine Besprechung hatten. Sie wollte Kevin zwar persönlich sprechen, doch Connor gelang es ihr auszureden. Er dachte über ihre Feinde nach und fand, dass es gar nicht schlecht für sie aussah. Sie hatten ihr Projekt verhindert. Ihre Feinde waren nun ziellos, wie es aussah. Connor hatte an diesem Tag nicht viel zu tun, und wachte deswegen über Kevin und Will. Die beiden schienen in ihren Winterschlaf verfallen zu sein. Connor stutzte, als es draußen finsterer wurde. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es noch nicht Abend war. Warum war die Sonne heute so schnell verschwunden? Er blickte zum Himmel und erkannte dunkle Wolken, die den Horizont bedeckten. Connor beschlich ein merkwürdiges Gefühl, weswegen er aus seiner Wohnung trat, um besser sehen zu können. Die dunklen Wolken schienen sich in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Connor kletterte über die Feuerleiter auf das Dach der Wohnung. Er musste seine Augen nicht groß anstrengen, um den Zielort der Wolken zu erkennen. Er erkannte ein Hochhaus und war sich sicher, dass es das Selbe war, in das sich Mandulis und seine Leute verschanzt hatten. Mandulis hatte also wieder irgendwas vor und Connor kletterte wieder hinunter um Kevin und Will zu wecken. Aber durfte er das überhaupt? Nicht nur, dass die beiden angeschlagen waren, konnte Connor es überhaupt verantworten? Er würde bestimmt nicht mit Mandulis, Claire und Eve gleichzeitig fertigwerden, er brauchte also ihre Hilfe. Aber wenn einer der beiden in Gefahr geraten würde, würde sich Connor das nie verzeihen. Er überlegte hin und her, bis er schließlich beschloss, ihnen einen Zettel dazulassen. Er wollte das Hochhaus erst auszukundschaften. Wenn es tatsächlich zum Kampf kommen würde, würden Kevin und Will den Zettel lesen und ihm zu Hilfe kommen. Eve wartete vor dem Hochhaus, als Mandulis aus der Limousine stieg. „Ist alles bereit?“, schnauzte er sie an. Eve bejahte und versprach, dass alles zu seiner Zufriedenheit ablaufen würde. Die beiden fuhren mit dem Lift in den obersten Stock. „Du sorgst dafür, dass ich nicht gestört werde!“, trug er Eve auf. Diese nickte und wartete auf dem Gang. Mandulis wurde in der Halle bereits von Claire erwartet. „Die Schriftrolle?“, fragte sie interessiert. Mandulis holte sie hervor und öffnete sie. „Die Kopie, die Ihr mir gemailt habt wurde übersetzt.“, sagte Claire und hielt ihm ein Blatt Papier hin. Mandulis riss es an sich und überflog es. Alles ägyptische Wörter, die wohl für die Beschwörung ausgesprochen werden mussten. Claire machte Anstalten etwas zu sagen. „Rede.“, gab ihr Mandulis die Erlaubnis. Claire dachte nach, wie sie es am besten ausdrücken konnte. „Die Schriftrolle bringt uns schon weiter, aber sie kann nur Seelen aus der Unterwelt befreien.“, gab sie zu bedenken. Mandulis verstand. „Es ist eine vorübergehende Lösung. Wir können nicht mehr auf die Patak zurückgreifen, aber wir haben noch das Buch. Calvin soll sich auf die Suche machen.“, trug ihr Mandulis auf. Claire nickte und ließ ihn dann allein. Sie verzog sich in ein anderes Zimmer, um zu telefonieren. Dabei sah sie aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf ein weiteres Hochhaus, dass zirka einen Kilometer Luftlinie enternd lag. Es dauerte etwas, bis ein Freizeichen ertönte und Claire unsanft gegrüßt wurde. „Ich bin es.“, erklärte sie. In der Leitung hörte sie ein Brummen. „Was gibt es?“, wurde sie gefragt. Claire musste ihm die Wahrheit preisgeben. „Der Plan mit den Patak ist gescheitert. Mandulis will, dass du das Buch findest.“, sprach sie. Zuerst reagierte der Angerufene nicht. „Mandulis ist nicht mein Boss, um das klarzustellen.“, brüllte er schließlich. Claire ließ sich nicht verunsichern. „Wir haben einen Deal.“, erinnerte sie ihn. Ihr Gesprächspartner schien sich zu beruhigen. „Das weiß ich. Ich werde das Buch finden, aber dann ist unser Geschäft beendet.“, stand für ihn fest und legte grußlos auf. Claire gab noch ein Schimpfwort von sich als sie sicher, war, dass er es nicht mehr hören konnte. Sie trat auf den Gang hinaus und erblickte Eve. Sie wollte sicher gehen, dass Mandulis auch wirklich niemand störte und fuhr deswegen mit dem Lift in die Lobby. Falls Kevin oder seine Mitstreiter auftauchten, sollten sie nicht zu ihm vordringen. Kevin erwachte als Erster. Er rieb sich den Kopf und schaute zu Will. Er stand auf und sah sich um. War das nicht Connors Wohnung? Erst langsam erinnerte er sich, was heute alles passiert war. „Connor?“, rief er, erhielt aber keine Antwort. Nun erwachte auch Will aus seinem Schlaf. „Mir brummt der Schädel.“, beschwerte er sich. Dann entdeckte er den Zettel, der neben ihm lag. „Connor scheint nicht da zu sein.“, entgegnete Kevin. Will antwortete nicht, sondern las aufgeregt den Zettel. Kevin riss ihn aus seinen Händen und überflog ihn. „Dieser Dummkopf.“, fluchte er. „Irgendwie ist er wie du.“, meinte Will. Kevin rannte zur Tür, stieß sie auf und machte sich auf den Weg zu Connor. Will stöhnte, als er aufstand. Er versuchte Kevin zu folgen und fragte sich, warum er das alles tat. Connor war inzwischen vor dem Hochhaus angekommen. Die Wolken konzentrierten sich hier am meisten. Die Leute schienen Angst bekommen zu haben, da die Straße so gut wie leer war. Auch rund um das Hochhaus war nichts zu erkennen, weswegen sich Connor näher wagte. Er öffnete die Türen des Gebäudes und trat ins Innere. Er erschrak, als er jemanden gegen eine Wand gelehnt sah. Claire hatte sich nicht gemeldet, sondern beobachtete Connor stumm. „Was hat dein Boss jetzt wieder vor?“, fragte Connor selbstsicher. Dennoch bereitete er sich innerlich auf einen Kampf vor. Die letzte Auseinandersetzung mit Claire hatte er verloren, doch diesmal würde es ihr nicht so einfach gelingen. „Er tut das Richtige.“, antwortete ihm Claire subtil. „Du meinst, das, was er für richtig hält.“, verbesserte Connor sie. Claire verdrehte die Augen. „Was weißt du schon?“, fragte sie ihn. Connor beschwor seine Waffe. „Ich weiß, dass ich ihn aufhalten muss.“, meinte er. Claire zog ihr Messer und akzeptierte die Herausforderung. Connor schoss seine Sterne auf sie ab, doch Claire sprang zurück und verschwand in der Wand. Diese Technik kannte Connor bereits. Er stand mitten in der Lobby und die Wände waren weit von ihm entfernt. Ein Überraschungsangriff war also auszuschließen. Doch er wurde eines besseren belehrt. Eine Hand schoss plötzlich aus dem Boden und griff nach Connors Bein. Dieser versuchte sie geschockt abzuschütteln. Ein weitere tauchte auf, diesmal die mit dem Messer. Connor ließ sich instinktiv auf den Boden fallen und das Messer streifte sein Bein nur. Trotzdem konnte er einen Aufschrei nicht unterdrücken. Die Hände verschwanden wieder und Connor versuchte aufzustehen. Vergebens. Er robbte rückwärts und achtete auf den Boden. Er nahm allerdings nicht wahr, dass er nun nicht mehr weit von der hinteren Wand entfernt war. Claire tauchte daraus auf und wollte Connor angreifen. „Claire!“, hörte das Mädchen nun eine Stimme. Sie gehörte ihrem Bruder. Kevin und Will waren gerade noch rechtzeitig gekommen. „Claire, tu das nicht.“, bat sie ihr Bruder. Claire ließ das Messer verschwinden und ging dann auf Kevin zu. „Ach Brüderchen. Ich glaube fast, jetzt sind unsere Differenzen egal.“, sprach sie. Kevin wusste nicht, was sie damit meinte, bis sie sich zu teleportieren begann. „Warte!“, wollte Kevin sie aufhalten. „Dein Freund hat recht. Tu, was du tun musst.“, sagte sie ihm noch. Kevin erwischte sie nicht mehr. Will war inzwischen zu Connor gelaufen und begutachtete seine Wunde. „Das muss auf jedenfalls behandelt werden.“, war seine Meinung. „Was hat Claire gemeint?“, fragte Kevin den Verletzten nun. Dieser atmete tief durch. „Sie hat uns gerade grünes Licht gegeben, Mandulis zu stoppen.“, erklärte er. Er bestand darauf mit Will und Kevin zu kämpfen, doch sein Cousin war dagegen. Seine Verletzung war zu schlimm. Er rief einen Krankenwagen, welcher bald eintreffen und Connor mitnehmen würde. Dieser fluchte, da er sich schwach fühlte. Er musste zusehen, wie Kevin und Will den Lift betraten, um allein zu kämpfen. Die beiden betraten das oberste Stockwerk, und wurden bereits empfangen. Eve sah sie überrascht an. „Ich wusste, ihr würdet kommen. Das haben mir meine Karten offenbart.“, verriet sie. Kevin hielt nichts davon. „Kümmere dich um sie, während ich Mandulis stoppe.“, trug er Will auf. Dieser tat so, als hätte er ihn zuerst nicht gehört. „Warum kriegst du den Oberbösewicht und ich nur das Mädchen?“, sah er es nicht ein, warum nur Kevin den Helden spielen durfte. Dieser akzeptierte aber keine Widerrede und rannte an Eve vorbei. Diese wollte ihn angreifen, hatte aber keine Gelegenheit, da Will sie in diesem Augenblick attackierte. Sie konnte Kevin also nicht davon abhalten in die Halle vorzudringen. Dieser erblickte Mandulis sofort. Auch Mandulis war Kevins Ankunft nicht entgangen. Dennoch beachtete er ihn nicht, sondern prapelte ein paar Wörter, die Kevin nicht verstand. Er stand in einem großen Kreis, der anscheinend mit Kreide gezeichnet war. Kevin verzichtete darauf Fragen zu stellen, sondern beschwor seine Waffe. Er griff Mandulis an, doch seine Klingen prallten ab. Aber woran? Der Kreis schien eine Art unsichtbare Barriere darzustellen. Während Mandulis seinen Spruch aufsagte, wollte er wohl nicht gestört werden. Kevin überlegte wie er das Kraftfeld überwinden konnte, kam aber zu keiner Idee. Mandulis streckte nun seine Arme in die Höhe und rief die letzten ägyptischen Wörter in die Luft. Was dann geschah, verdoppelte Kevins Herzschlag. Er hatte bereits vieles erlebt und durchgemacht, aber folgendes war einfach gruselig. Mandulis zog eines seiner Messer und stieß es sich ins Herz. Kevin drehte sich geschockt und angewidert weg. Er brauchte einige Zeit, bis er wieder zum Kreis sehen konnte. Das Kraftfeld schien verschwundne zu sein und der leblose Körper lag exakt in der Mitte. Kevin traute sich näher heran, bis es geschah. Aus dem Boden schwebte eine kleine, graue Kugel. Kevin identifizierte sie als Seelenkugel, die alle Lebewesen in sich trugen. Sie schwebte auf Mandulis´ Körper zu und verschwand in seinem blutenden Herz. Kevin taumelte erschrocken zurück, als Mandulis die Augen aufschlug. Seine Wunde heilte von selbst und er stand ohne Schwierigkeiten auf. Triumphierend lächelte er Kevin an. Dieser wusste, dass es nicht mehr Mandulis war, der vor ihm stand, sondern etwas anderes. Er hatte etwas aus der Unterwelt heraufbeschworen, was nun Besitz von ihm ergriffen hatte. Eve verzichtete diesmal darauf ihre Wasserkrieger zu rufen. Stattdessen verwandelte sie sich wieder in das abscheuliche Wassermonster, gegen das Will bereits auf dem Friedhof hatte antreten müssen. Das Ungeheuer kam nun auf Will zu und dieser wusste, dass er die Selbe Technik einsetzen musste. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und verwandelte sich dann ebenfalls nach und nach in Wasser. Bald standen sich die beiden Wasserungeheuer erneut gegenüber. Sie griffen sich gegenseitig an und verletzten einander schwer. Die Wände gingen zu Bruch, und bald auch der Boden. Sie stürzten in die Tiefe. Es waren sicher zwei Stockwerke, die ihrer Schwere hatten weichen müssen. Dadurch wurde ihr Kampf jedoch nicht gestoppt. Es war schwer zu erkennen wer Will und wer Eve war. So war auch nicht abzusehen wer die besseren Karten hatte. Das eine Monster schlug auf das andere ein, welches sich aber tapfer wehrte. Es spreizte nun seine Hände und drang in die Brust des anderen ein. Es versuchte das Wasser nach allen Seiten wegzuschlagen, was ihm scheinbar auch gelang. Das Monster verlor an Kraft und begann sich zurückzuverwandeln. Es war Eve. Sie blickte den noch immer verwandelten Will an und verlor dann das Bewusstsein. Will begann sich langsam zurückzuverwandeln. Er schnaufte und musste sich setzen. Die Verwandlung und der Kampf hatten ihn ganz schön mitgenommen. Eve war keine Gefahr mehr, und er musste jetzt Kevin unterstützen. Er unternahm einen Versuch aufzustehen, welcher aber scheiterte. Kevin musste allein klarkommen. Will war sich sicher, dass er stark genug war. Er kannte ihn inzwischen sehr gut und vertraute ihm auch. Wenn einer diesem Spuk ein Ende setzen konnte, dann war es Kevin. Kevin war sich im Moment selbst aber nicht sicher, ob er stark genug war, seinen neuen Gegner zu besiegen. Die Seele, die in Mandulis Körper steckte hatte bis jetzt nicht gesprochen. Trotzdem war es eindeutig, wer Kevin gegenüberstand. „Du bist…Baal. Habe ich recht?“, fragte er mit zitternder Stimme. Dieser grinste nur, was als ja aufzufassen war. „Und du bist Kevin. Was für eine Überraschung. Du hast eine Abwehrhaltung eingenommen, darf ich daraus schließen, dass du mein Feind bist?“, fragte er erregt. Kevin nickte zögerlich. „Es ist einiges passiert, seitdem du gestorben bist, also wunder dich nicht.“, erklärte er ihm. Baal nickte. „So sieht es aus. Das Letzte, woran ich mich erinnere war ein Kampf. Ich wurde besiegt und getötet. Warum.. bin ich jetzt wieder hier?“, wollte er wissen. Kevin beschloss ihm zu antworten. „Das hast du Mandulis zu verdanken. Du hast ihn so blind gemacht, dass er sein Leben geopfert hat, nur um dich zurückzuholen.“, verriet er ihm. Baal schnitt ein zufriedenes Gesicht. „Dann habe ich meine Sache als Anführer wohl richtig gemacht.“ Kevin ballte die Fäuste. „Glaubst du das wirklich? Mandulis war ein Narr ohne eigenen Willen.“, warf er Baal vor. Dieser sah ihn durchdringend an. „Genau wie du einer warst.“, konfrontierte ihn Baal. Kevin streckte ihm seine Klinge entgegen. „Das ist Vergangenheit. Genau wie du gleich.“, provezeite er und griff Baal an. Dieser brauchte nur seine Hand zu heben, um Kevin von sich wegzuschleudern. Dieser prallte hart auf, dachte aber nicht sich Baal zu beugen. „Was soll dieser Unsinn? Du warst mein treuester Diener. Wieso bekämpfst du mich?“, fragte er ihn erwartend. Kevin kämpfte sich keuchend hoch. „Weil… ich einen freien Willen habe.“, erklärte er ihm. Baal musste kurz lachen. „So ein Müll, wo hast du diesen Spruch her?“ Kevin griff erneut an und Baal wendete die Selbe Technik an. Diesmal gelang es Kevin jedoch auszuweichen und einen Treffer zu landen. Baal torkelte ein Stück zurück, fing sich aber wieder. Eines kam Kevin jedoch merkwürdig vor. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Baals Hand schlapp herabsank. Dann entdeckte er, dass sie außerhalb des Kreidekreises gewesen war. Baal schien über seinem Arm ebenfalls zu fluchen. Er bemerkte gerade, was Kevin bereits kurz zuvor aufgefallen war. Die Magie der alten Formel hatte Baal zwar zurückgeholt, doch dieser konnte sich nur innerhalb des Kreises bewegen. Er hatte seine Hand darüber hinaus gestreckt, und dieses war leblos geworden. „Verdammt, was geht hier vor?“, schimpfte er ärgerlich. Kevin grinste ihn an. „Kann ich dir sagen. Du hast eine Schwachstelle.“, erklärte er ihm. Baal schien das aber nicht einsehen zu wollen. Er griff Kevin an, welcher zwar noch sein Schild hochstreckte, aber ein paar Meter durch die Luft geschleudert wurde. Er landete direkt auf der Kreidelinie. Er kämpfte sich abermals hoch und beschloss alles auf eine Karte zu setzen. Auf seinen beiden Unterarmen erschienen seine Schilde, aus denen Klingen fuhren. Er rannte auf Baal zu um einen finalen Schlag zu wagen. Dieser ließ die Messer erscheinen, die sonst nur Mandulis besaß und ließ sie durch die Luft fliegen. Kevin wehrte jedes einzelne davon ab und kam Baal gefährlich nahe. Dieser konnte Kevin nicht mehr stoppen, welcher sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Gott stürzte. Baal und Kevin taumelten nach hinten und überquerten die Kreidelinie. Baal bemerkte mit Entsetzen, wie zuerst seine Beine versagten und dann sein ganzer Körper. Kevin lag auf ihm und kippte zur Seite. Nur Baals Lippen schienen sich noch zu Bewegen. „Diesmal ist es endgültig.“, flüsterte ihm Kevin zu. Baal konnte ihn nichtmal mehr ansehen. „Kein Gott kann sterben, solange man an ihn glaubt.“, hauchte er mit letzter Kraft. Kevin sah ihn hasserfüllt an. „Aber niemand wird mehr an dich glauben. Mandulis war der Letzte und er wird dich in die Hölle begleiten. Du wirst in Vergessenheit geraten und keinen Schaden mehr anrichten können.“, versprach er dem Sterbenden. Baal wollte noch etwas sagen, konnte es aber nicht mehr. Die Seelenkugel verließ den Körper und verschwand wieder im Boden. Kevin versuchte wieder aufzustehen, wurde aber von einem Beben wieder zu Boden gerissen. Der Beton im Inneren des Kreises begann einzustürzen. Auch außerhalb bildeten sich Risse, welche sich über den Hallenboden zogen. Kevin spürte, dass er kaum noch Kraft besaß. Die Magie schien zu stark gewesen zu sein. Das gesamte Hochhaus drohte einzustürzen. Auch Will bekam Panik, als die Decke über ihn einstürzte. Sofort vergaß er seine Erschöpfung und sprang auf. Das gesamte Gebäude würde in sich zusammenfallen. Will wollte Eve in Sicherheit bringen, doch da krachte ein gewaltiges Stück von der Decke herunter, das den Weg abschnitt. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Will musste nun an sich selber denken und einen Ausweg finden. Er rannte zum Gang, doch auch dieser war von den Trümmern nicht verschont geblieben. Es blieb ihm nur noch ein Ausweg. Das rannte zu einen Fenster und sah in die Tiefe. „Wieso passiert das immer mir?“, fluchte er und begann auf den Sims zu steigen. Es war die einzige Möglichkeit aus dem Gebäude zu entkommen. Doch der Einsturz passierte schneller, als er erwartet hatte. Die Außenwand pökelte und Will verlor den Halt. Er begann zu fallen und blickte in die endlose Tiefe. Er musste jetzt seine ganze Kraft einsetzen. Er dachte an Eves Technik und verwandelte seine Hände in Wasser. Ein gewaltiger Strahl folgte, welcher Will vor einem Aufprall bewahrte und stoppte. Er kam mit einem leichten Aufprall davon. Aber es war noch nicht vorbei. Ein gewaltiger Broken landete neben ihm. Will robbte vorwärts und versuchte in einem der umherstehenden Häuser Schutz zu finden. Es war ein Geschäftsviertel und die meisten waren verschlossen. Da es aber ein Notfall war, beschloss Will eine Ausnahme zu machen und einfach ein Fenster einzuschlagen. Aus dem Inneren sah er dann zu, wie der gesamte Gebäudekomplex in sich zusammenkrachte. Umherliegende Häuser wurden getroffen doch auf den Straßen schien niemand mehr zu sein. Will fiel Connor ein. Hoffentlich war er bereits rausgekommen. Und was war mit Kevin? Er war im obersten Stockwerk, wie viel hatte er abbekommen? Wills Handy klingelte und er nahm an. „Connor!“, rief er überrascht, als er die Stimme seines Cousins hörte. „Will, verdammt wo bist du?“, schien er sich echte Sorgen zu machen. Will beruhigte ihn und versicherte ihm, in Sicherheit zu sein. Connor erzählte ihm, dass er noch rechtzeitig aus dem Gebäude geholt worden war. Seine Wunde wurde in einem Krankenwagen versorgt, doch er hatte sich geweigert mit ins Krankenhaus zu fahren. Er hatte Emma angerufen, um ihr alles zu erzählen. Sie hatte versprochen sofort zu kommen. „Seid ihr beide in Ordnung?“, fragte Will verängstigt. Connor konnte ihn beruhigen. Beide hatten genug Abstand zum Hochhaus. Alle drei sahen zu, wie das Gebäude komplett einstürzte. Will dachte, er wäre ausreichend geschützt, doch plötzlich prallte eine riesige Staubwolke auf ihn zu. Sie war so enorm schnell, dass er sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnte, sondern einfach nur auf den Boden warf. Er hustete und prustete. Er wagte es seine Augen zu öffnen, doch der Staub verursachte ein Brennen. Er musste hier raus und zu Connor und Emma gelangen. Er rappelte sich auf und stürzte zur Hintertür des Ladens. Er landete in einem kleinen Hof, an dessen anderem Ende die Straße begann. Selbst hier hatte sich der Staub niedergelassen. Will wollte weiter, doch dann entdeckte er eine Gestalt im Hof. Zuerst erkannte er sie nicht. Erst, als sie sich umdrehte. „Kevin!“, rief Will glücklich. „Du hast es rausgeschafft.“, war er sichtlich froh. Kevin antwortete nicht. War er verletzt? Will stoppte ein paar Meter von ihm und musterte ihn. Er sah verändert aus. „Wie… hast du es rausgeschafft?“, fragte er ihn. „Teleportation.“, erwiderte Kevin kühl. Will grinste. „Wie gesagt, dass musst du mir Mal beibringen.“, sagte er. Kevin schüttelte den Kopf. „Dazu werden wir beide keine Gelegenheit mehr haben. Das ist das Letzte Mal, dass wir uns sprechen.“, erzählte er. Will verstand nicht recht. „Was redest du da?“, hakte er nach. Kevin holte tief Luft und sah ihn traurig an. „Erinnerst du dich an unser Gespräch im Krankenhaus?“ Will nickte zögernd. „Ich gehe weg. Bitte kümmere dich um Emma.“, bat Kevin ihn. Will verstand noch immer kein Wort. „Was soll das heißen, du gehst weg? Wohin?“, wollte er wissen. Kevin schien sich nicht festlegen zu wollen. „Ich weiß es nicht. Irgendwo hin. Hier kann ich nicht bleiben. Alles was bisher geschehen ist, ist meine Schuld. Die Kämpfe, das Leid und die Tode. Meine Feinde werden immer wieder zurückkehren, das habe ich schon immer gewusst. Ich werde nicht noch mehr meiner Freunde gefährden. Mein Freund Jas hat mir gesagt, ich soll Leben, und das habe ich vor. Allerdings allein, ohne jemanden in Gefahr zu bringen. Ich weiß, wie sehr ich Emma damit verletzen werde, aber ich hoffe du stehst ihr zur Seite. Wie…überlasse ich dir.“, redete er ohne Pause. Will war ganz perplex. „Ich hab zwar keinen Schimmer, wovon du da quatscht, aber wenn du Emma verlassen willst, sag ihr das persönlich.“, bestand er darauf. Kevin sah ihn etwas zornig an. „Das kann ich nicht. Sie würde mich suchen und ihr eigenes Leben vernachlässigen. Darum brauche ich deine Hilfe. Erzähle ihr, ich sei bei dem Einsturz umgekommen. Es wird sie schmerzen, aber nur eine Weile. Werde ihr Freund und pass auf sie auf. Ich vertraue dir, und weiß, dass du alles tun wirst, um sie zu beschützen.“ Will hielt Kevin nicht mehr für ganz dicht. Warum sollte ausgerechnet Will Kevins Angelegenheiten regeln? Wütend lief er auf ihn zu und hob seine Faust. Kevin teleportierte sich allerdings weg, bevor Will ihn treffen konnte. „Scheißkerl!“, fluchte er. Er dachte gründlich darüber nach, was ihm Kevin aufgetragen hatte. Sollte er Emma und Connor tatsächlich belügen? Was das wirklich das Beste? Er entschied sich dafür. Zum einen, weil er Kevin etwas schuldete und zum anderen, aus persönlichen Gründen. Für das Zweitere hasste er sich, aber er wünschte sich nichts sehnlicher, als bei Emma zu sein. Dann hörte er seinen Namen. Connor rief nach ihm und Will erwiderte den Ruf. Bald waren er und Emma bei ihm. „Wo ist Kevin?“, fragte Emma aufgeregt. Will zuckte. Der Moment, sie zu belügen war schneller gekommen, als er geplant hatte. Connor sah seinen Blick und dachte sich seinen Teil. Aus der Ferne wurden Sirenen hörbar. Scheinbar war bereits Hilfe unterwegs. Emma fragte weiter, bis Will auf sie zuging und sie in die Arme nahm. Er wollte es ihr schonend beibringen, als Schritte hörbar wurden. Connor entdeckte das Mädchen als erstes. Auch Will sah sie überrascht an. Emma dachte zuerst an Kevin, erblickte dann aber Eve. Aber war sie es wirklich? Sie war in einem grauenvollen Zustand. Ihr Gesicht blutete und Schrammen zierten ihren Körper. Die Kleidung war zerrissen und ihr Blick hohl. Connor bereitete sich auf einen Kampf vor, ließ es dann aber bleiben. Eve war nicht in der Verfassung. „Connor. Will. Kev..“, sie wollte bereits Kevins Namen nennen, sah ihn aber nirgends. Es war auch nicht ihre Stimme. Sie klang wie die eines Erwachsenen, dazu dumpf und hoch. Connor, Will und Emma waren sich nun nicht mehr sicher, wirklich Eve vor sich zu haben. Das Mädchen, oder wer auch immer nun ihren Körper benutzte sprach weiter. „Hört mir gut zu. Dies war erst der Anfang. Bald werdet ihr erfahren, mit wem und was ihr es wirklich zu tun habt. Ihr glaubt Baal war ein grausamer Feind? Dann bereitet euch schon mal auf meine Ankunft vor, und ich verspreche euch, sie wird fürchterlich sein.“ Danach brach Eve zusammen und blieb leblos liegen. Connor sah zu Will, und dieser hielt Emma noch fester an sich. War die Gefahr noch immer nicht vorbei? Kevins Kopf war voller Gedanken. War seine Entscheidung wirklich richtig gewesen? Er wollte seine Freunde beschützen und konnte das am besten, wenn er sie nicht in Gefahr brachte. Er überließ es Will auf Emma aufzupassen. Kevin hatte nur noch ein Ziel. Er wollte Claire finden und sie endgültig von der Gehirnwäsche befreien. Er wusste nicht, ob er jemals wieder nach London zurückkehren würde. Geschweige den, ob er Emma je wieder sah. Er wünschte sich dies natürlich mehr als alles andere, doch noch mehr wünschte er sich, dass sie glücklich werden würde. Selbst ohne ihn. Baal hatte einmal zu ihm gesagt, er würde stärker werden, wenn er seine Feinde besiege. Aber er würde wahre Stärker erringen, wenn er seine inneren Dämonen bezwang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)