Revival von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Der Killer London Das Abenteuer begann in einer lauen, londoner Nacht. Eine Gestalt huschte durch die Straßen, auf dem Weg zu ihrem Ziel. Die Gestalt wurde angeheuert, um jemanden zu beseitigen. Das gesuchte Gebäude rückte immer näher. Es handelte sich um das Konsulatsgebäude. Dort würde die Zielperson bereits warten. Der Killer bewegte sich enorm schnell. So schnell, wie es für einen normalen Menschen eigentlich unmöglich war. Aber handelte es sich bei ihm überhaupt um einen? Oder war es nur ein Dämon, der beauftragt wurde, eine weitere Seele ins Jenseits zu bringen? Das Gebäude tauchte vor seinen Augen auf und die Gestalt hielt kurz inne. Sie war zum ersten Mal an diesem Ort und fand sich noch nicht zurecht. Die Wachen verrieten ihm allerdings, dass er richtig war. Die Zielperson war gewarnt worden, und hatte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Gestalt entdeckte mindestens fünf Wacheleute, welche um die Villa patrollierten. Doch sie würden den Killer nicht aufhalten können. Er besaß übermenschliche Kräfte und konnte fast von niemanden gestoppt werden. Außerdem besaß er die Fähigkeit mit der Nacht zu verschmelzen und somit unsichtbar zu werden. Diese Technik benutzte er um die ersten beiden Wachen anzugreifen. Er hatte etwas bei sich, das beim ersten Blick wie ein Schild aussah. Mit dieser Waffe schlug er die Wachen bewußtlos. Er tötete sie absichtlich nicht. Er hatte nur den Auftrag ihren Boss zu beseitigen. Etwas anderes kam nicht in Frage. Er war sich über seine Motive mehr als bewusst. Er tat es nicht für Geld, oder Macht, nein. Er tat es, weil es ihm aufgetragen wurde. Sein Meister hatte ihm befohlen jemanden zu töten. Von seinen Wachen hatte er nichts erwähnt, und der Killer nahm dies sehr genau. Nachdem die restlichen Wachen ausgeschaltet waren, steuerte er direkt auf die Villa zu. Er wusste, dass das noch nicht alles war. Sein ‘Opfer’ hatte bestimmt noch mehr Hindernisse geplant. Im inneren der Villa war es gezwungen auf einen Video-Monitor zu starren. „Herr Minister, das muss noch nichts bedeuten. Wir wussten, dass er sehr gut ist. Aber an unseren Wachen im inneren des Komplexes wird er scheitern.”, versicherte sein Assistent. Der Minister klopfte mit seiner Faust auf den Tisch, auf dem alle möglichen Gerätschaften aufgebaut waren. „Können Sie mir das garantieren? Können Sie mir versprechen, dass ich morgen früh aufwachen werde?”, fragte er seinen Assistenten fordernt. Dieser war kurz geschockt und konnte nicht antworten. Natürlich konnte er seinem Boss dieses Versprechen nicht geben, aber trotzdem ließ er sich nichts anmerken. „Wissen wir schon, wer ihn angeheuert hat?“, fragte der Minister weiter. Der Schweiß tropfte ihm bereits von der Stirn. Das lag nicht nur an der Furcht, sondern auch an seinem üppigen Körpergewicht. Sein Assistent war sein genaues Gegenteil. Er sah eher schmächtig und unsicher aus. „Noch nicht. Sie haben leider einen riesigen Vorrat an Feinden. Wir glauben, dass es einer Ihrer Konkurrenten ist. Dieser wollte Sie aus dem Weg haben und hat deshalb den Killer engagiert, der sich selbst ‚Hapi‘ nennt.“ Der Assistent wollte noch weiter reden, doch einer der Wachleute stürmte herein und störte. „Habt ihr ihn?!“, schrie der Minister richtig. Der Wachmann musste leider verneinen. „Tut mir Leid. Aber Ihr Besuch ist eingetroffen.“, erklärte er. Der Minister zog ein ratloses Gesicht. Schnell blickte er zu seinem Assistenten. „Können Sie mir das erklären, William? Ich kann doch jetzt niemanden empfangen.“, fragte er aufgebracht. Sein Assistent versuchte ihn zu beruhigen. „Unser Gast ist ebenfalls jemand aus der Szene. Sein Deckname ist Schemu. Er hat uns die nötigen Informationen geliefert, die wir brauchten. Jetzt ist er bereit sich um unser Problem zu kümmern. Allerdings nur… gegen einen kleinen Aufpreis.“, rechtfertigte William seinen Alleingang. „Ist er gut?“, war alles, was den Minister interessierte. William bejahte. „Er hat sich einen Namen in der Unterwelt gemacht.“ Der Minister war bereit Schemu nun zu empfangen. Als jedoch wenig später ein Punk mit lila Haaren und protzigen Lederklamotten hereinspazierte, bereute er seine Entscheidung. Er sah William an, doch dieser nickte bejahend. „Zahlen Sie?“, fragte Schemu zuerst. Der Minister hatte jedoch noch Fragen. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Aber können Sie diesen Wahnsinnigen wirklich schlagen? Was können Sie, was meine gut ausgebildeten Wachleute nicht vermögen?“, fragte der Minister, als führte er gerade ein Bewerbungsgespräch. Schemu grinste nur überheblich. „Die Frage ist einfach. Ihre Wachleute sind Menschen. Hapi aber nicht.“, erklärte er. Der Minister wusste nicht, ob er seinen Gast ernstnehmen sollte. „Und was ist er dann?“, hinterfragte er trotzdem. „Ein Schatten.“, antwortete Schemu kurz und bündig. „Er galt als Tod, deshalb hat mich sein Auftauchen auch sehr überrascht. Mich würde interessieren, warum er in diese Welt zurückgekehrt ist.“, redete Schemu unverständliches Zeug. Das fand zumindest der Minister. „Haben Sie eine Ahnung wer ihn beauftragt hat?“ Schemu konnte aber nur spekulieren. „Es kann nur einer ihrer Feinde gewesen sein. Und zwar der, der so ein Amulett trägt.“, antwortete er und griff unter seine Lederjacke. Er trug ein Halsband, welches er dem Minister zeigte. Darauf waren alte ägyptische Zeichen gemalt. Es musste bereits mehrere hundert Jahre alt sein. „Das ist ein alter Stein, na und? Ich kenne niemanden, der noch sowas trägt. Aber mich interessiert nur eines. Können Sie diesen Hapi für mich ausschalten? Ich zahle jeden Preis.“, engagierte der Minister den geheimnisvollen Punk. Er war so mit den Nerven am Ende, dass er ihm jedes Wort glaubte und auch alles zahlte. Schemu nahm den Job an und versprach sie um Hapi zu kümmern. Doch zum Überraschen aller ließ er sich einfach auf einen Stuhl fallen. William wollte ihn bereits beschwichtigen zu gehen, doch Schemu blieb ruhig. „Ganz locker Leute. Es lohnt sich nicht meine Beine zu beanspruchen. Ich lasse Hapi kommen. Er besitzt einen großen Namen in der Unterwelt. Und ich werde derjenige sein, der ihm seinen Titel wegnimmt.“, amüsierte er sich. William blickte zu seinem Boss, und dieser war durch das selbstbewußte Auftreten seines neuen Mannes tatsächlich etwas ruhiger geworden. Doch das sollte sich ändern. Einer der Monitore verriet, dass der Auftragskiller in das Gebäude eingedrungen war. Natürlich hatte er nicht die Tür benutzt, sondern eines der Fenster. Davon gab es in der Villa nämlich mehr als ausreichend. Im inneren konnte er zuerst keine Wachen entdeckten. Schemu behielt Recht. Der Killer war tatsächlich ein Schatten. In dem Gang, in dem er sich gerade befand war es stockdunkel. Nur das Mondlicht erhellte den Raum. Der Killer trug normale Kleidung, welche zwar zur Tarnung nicht dienlich war, ihm jedoch gefiel. Noch etwas anderes stach ins Auge. Hapi trug wie Schemu ein Amulett. Es war der selbe Stein am Ende der Kette. Oder doch nicht? Die Symbole darauf waren anders angeordnet, als hätten sie eine Bedeutung. Plötzlich wurden Schüsse abgefeuert. Mehrere Wachen standen hinter einer Tür, welche zum Gang hinausführte. Sie hatten inzwischen verstanden, wen sie vor sich hatten und schossen deshalb durch die Tür hindurch. „Weiter feuern!“, befahl einer von ihnen streng. Die Wachen hatten ihr gesamtes Magazin leergeschossen und stießen die Tür auf. Sie erwarteten eine Leiche vorzufinden, doch Fehlanzeige. „Ist er noch rechtzeitig geflohen?“, fragte ein Wachmann, der sichtlich verwirrt war. Die anderen konnten es ihm nicht sagen. „Ich lebe.“, kam es nun von oben. Verdutzt blicken die Wachleute zur Decke. Hapi schien wie eine Spinne darauf zu kleben. Es brauchte etwas bis die Wachen kapierten und ihre Pistolen auf den Eindringling richteten. Doch ihr Einsatz kam zu spät. Hapi ließ sich fallen und begrub zwei Männer unter sich. Die anderen zögerten zuerst, aus Angst ihre Kollegen zu treffen. Doch Hapi verlagerte sein Gewicht auf seine rechte Hand und sprang geschickt auf. Bei dieser Gelegenheit entwaffnete er gleich einen der Wachen. Mit einem weiteren Tritt streckte er ihn zu Boden. Der Mann, der noch eine Waffe besaß war schnell erledigt. Doch nun rappelten sich die anderen zwei Wachen wieder auf. „Vorsicht, ich glaube er ist ein Ninja, oder sowas.“, warnte einer den anderen. Hapi glaubte nun widersprechen zu müssen. „Falsch. Ich bin ein Krieger. Ich Krieger, der seinem Meister dient.“, antwortete er und holte wieder sein Schild hervor. Es ähnelte seinem Amulett sehr. Ägyptische Symbole waren darauf angereiht und es konnte nicht nur zur Verteidigung, sondern auch zum Angriff verwendet werden. Mit seiner Hilfe streckte Hapi einen der Wachleute nieder. Er fiel bewusstlos zu Boden, und leistete seinen Kollegen damit Gesellschaft. Nun stand nur noch ein Hindernis vor Hapi und seinem Auftrag. Der letzte Wachmann wollte seine Waffe ziehen, doch Hapi kam ihm zuvor. Der Mann glaubte, dass er seinen Feind austricksten konnte, da er selbst einige Kampfsportarten beherrschte. Das war jedoch nicht der Fall. Er konnte kaum einen richtigen Schlag ausführen, bevor Hapi auch ihn k.o. schlug. Auch von diesen Männern musste er keinen töten. Würde sich das im nächsten Raum nun ändern? Der Minister tobte und bekam einen Angstanfall. Er hatte alles auf den Monitoren mitangesehen. William versuchte vergebens ihn zu beruhigen. Schemu machte sich nun die Mühe und stand auf. „Ganz ruhig. Ich bin ja da. Hapi wird mich nicht besiegen können.“, war er die Ruhe selbst. Er riss die Tür zum Vorzimmer auf und wartete dort auf Hapi. Dieser hatte mittlerweile den Vorraum durchquert und stand vor der nächsten Tür. Er spürte, dass ihn dahinter jemand erwartete. Es war jedoch nicht sein Opfer. Er betrachtete sein Amulett und bemerkte, dass es glühte. Das sagte nur eines aus. Ein weiterer Amulettträger war im Gebäude. Damit hatte Hapi natürlich nicht gerechnet. Er bezweifelte, dass es sich um einen Freund handelte. Trotzdem grinste er. Er liebte das Spiel und ließ sich überraschen. Er öffnete die Tür und blickte in die Augen seines Gegners. „Du bist der tote Krieger.“, begrüßte ihn Schemu. „Und wie ist dein Name?“, erwiderte Hapi seinerseits. „Den will ich dir gerne sagen, bevor ich dich vernichte. Ich bin Schemu und trage eines der göttlichen Amulette. Genau wie du. Ich besitze die selbe Kraft, und bin somit gleich stark. Deshalb dürfte der Kampf wohl ziemlich aufregend werden.“, erzählte er. Hapi zeigte sich wenig beeindruckt. „Das wage ich zu bezweifeln. Gehe mir aus dem Weg. Ansonsten werde ich gezwungen sein dich zu töten. Aber mein Auftrag lautet nur den Minister auszuschalten.“, unterbreitete Hapi Schemu sein Angebot. Dieser wurde nun etwas wütend. „Ich weiß nicht, wie du die Schlacht in Ägypten überlebt hast, aber hier ist Endstation. Auch wenn du stark sein magst, mich wirst du niemals besiegen.“, war Schemu weiterhin von sich überzeugt. Der Minister kaute inzwischen an seinen Fingernägeln. Wenn Schemu verlor, war auch sein Leben zu Ende. Im Vorzimmer hatte er keine Kamera, und konnte den Kampfverlauf deshalb nicht verfolgen. Das war der größte Horror. Schemu besaß ebenfalls eine Waffe, wie Hapi. Allerdings kein Schild, sondern eine lange, harte Peitsche. „Nette Waffe.“, nahm Hapi den Feind nicht ernst. Schemu wollte ihm vom Gegenteil überzeugen und griff ihn an. Hapi verteidigte sich mit seinem Schild. „Du bist verloren. Dein Schild kann mir nichts anhaben. Und du wirst dich auch nicht ewig hinter ihn verstecken können.“, sah sich Schemu bereits als Sieger. Doch Hapi wollte sich beeilen. Ihm gefiel dieser Ort nicht. Schemu schlug wieder zu, und seine Peitsche umwickelte Hapis Handgelenk. Schemu sah sich im Vorteil. Doch Hapi konzentrierte sich auf sein Amulett und die Peitsche wurde von Feuer umschlungen. Schemu hatte keine andere Wahl als sie fallen zu lassen. Doch anstatt aufzugeben, brachte er sich in Verteidigungsstellung. „Du hast keine aktive Waffe. Als ist der Kampf noch ausgeglichen.“, schrie Schemu, der jetzt doch etwas beunruhigt war. Hapi schritt auf ihn zu. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“, meinte er nur. Schemu wollte seine Chance nutzen und angreifen. Das war ein Fehler. Er hatte sich bei Hapis Schild heftig geirrt. Wieder reagierte das Amulett und aus der Mitte des Schildes schoss eine lange Klinge heraus. Schemu konnte nicht mehr ausweichen und musste mit ansehen, wie sich die Klinge in seinen Körper bohrte. Die Kraft seines Amuletts erlosch und er spürte, wie es auch mit ihm zu Ende ging. Doch anstatt zu schreien, begann er zu lachen. „Der unbesiegbare Killer Hapi! Warum bist du von den Toten auferstanden? Was suchst du hier?“, fragte er mit seiner letzten Kraft. Die Antwort blieb ihm Hapi schuldig. Schemu sackte zusammen und blieb regungslos liegen. Hapi beließ es dabei und blickte auf die Tür. Sie führte zu seinem Ziel. William und sein Boss hörten Schritte näher kommen. Ihre Herzen hatten noch nie so laut geschlagen wie jetzt. Wer war der Sieger? Wer würde den Raum betreten? Hapi oder Schemu? Die nächste Sekunde entschied über das Leben des Ministers. Die Tür sprang auf und William erkannte Schemu. Erleichtert atmete er auf. Allerdings zu früh. Hapi hielt Schemu am Kragen gepackt und ließ ihn in den Raum fallen. William fiel vor Entsetzen auf die Knie. Hapi betrat nun das Büro des Ministers. Es war hell erleuchtet, und beide konnten das Gesicht des Killers sehen. Zu ihrem Entsetzen erkannten sie, dass es sich noch um einen Teenager handelte. Damit lagen sie gar nicht so falsch. Hapi war tatsächlich nicht älter als 20. Er besaß blaues Haar, dass er sich ohne Zweifel gefärbt hatte. Außerdem prangte an seinen beiden Wangen eine Narbe. Sie war jedoch absichtlich herbeigeführt worden. An diesen Stellen hatten sich Tätowierungen befunden, welche Hapi loswerden wollte. Ansonsten sah er aus wie jeder andere. Bis auf seine Augen. Sie waren starr und nur auf sein Ziel gerichtet. Auf dieses ging er nun auch zu. Der Minister fühlte sich als Geist, der irgendwie aus seinem Körper gewichen war. William war so ängstlich, dass er sich unter dem Schreibtisch verkroch. „Warum? Warum willst du mich töten?“, versuchte der Minister sein Glück und wollte Hapi umstimmen. „Weil mein Gott es mir befohlen hat. Und sein Wunsch ist mir Befehl.“, antwortete er. Der Minister schluckte. Er zweifelte jetzt nicht mehr daran einen Verrückten vor sich zu haben. „Habe keine Angst. Der Tod ist nicht schlimm.“, meinte Hapi und hob sein Schild mit der Klinge. Langsam schritt er auf den Minister zu. „Was? Woher…woher willst du das wissen?“, fragte er entnervt. „Ganz einfach. Ich war schon einmal tot.“, erwiderte Hapi. Der Minister verschwand jedoch keinen Gedanken darüber, sondern packte sein letztes Ass aus. Unter seinem breiten, schwarzen Bürostuhl hatte er eine Waffe angeklebt. Mit seiner letzten Kraft griff er nach ihr und schoss auf Hapi. Dieser stand direkt vor seinem Opfer. William zitterte immer noch. Hatte sein Boss den Killer erschossen? Nein. Hapi stand noch. Er hatte nicht einmal einen Streifschuss abbekommen. Die Hände des Ministers, der nebenbei noch krumme Geschäfte am Laufen hatte zitterten dermaßen, dass er nichtmal ansatzweise getroffen hatte. Dies war seine einzige Chance gewesen. Er wusste, dass er um sein Leben gespielt und verloren hatte. Er ließ die Waffe fallen und spürte, wie Hapi ihm den tödlichen Stich verpasste. Die Klinge war noch immer von Schemus Blut befleckt, als das des Ministers auf sie tropfte. Hapi hatte seinen Auftrag erledigt. William hatte bereits einen Nervenzusammenbruch. Er blickte Hapi ungläubig an. Er wartete der nächste zu sein, doch Hapi steuerte wieder auf die Tür zu. William verstand selbst nicht, was nun in ihm vorging. Er sprang unter dem Schreibtisch hervor und schrie Hapi wagemutig an. „He, du verdammter Mörder! Was hast du davon unschuldige Menschen zu töten? Bedeutet dir Geld soviel?“, schrie er ihn an. Hapi drehte sich um. Warum hatte William das getan? Jetzt würde auch er sterben. „Ich tu das nicht für Geld. Außerdem war er kein Unschuldiger. Ich diene nun einem Gott, der dieser Welt nicht schaden will. Ich bin glücklich darüber sein Werkzeug zu sein.“, erwiderte der Profikiller. William gab sich nicht zufrieden und griff Hapi an. Er schien eine Art von Blackout zu haben, der ihn zu selbstmörderischen Taten bewegte. Hapi ließ sein Schild jedoch verschwinden. Ein Schlag mit der Faust genügte um William niederzuschlagen. Gleich darauf hörte er ein Geräusch. Es waren die Wachen, die wieder zu sich gekommen waren. Sie stürmten schwer bewaffnet das Büro, konnten Hapi aber nicht entdeckten. Wo war er hin? Das Büro besaß nur einen Ausgang und kein Fenster? War er tatsächlich ein Schatten? Einer der Wachen hielt sich die Hand vor den Mund. Sie fanden ihren Boss und den Punk, der so großspurig getan hatte tot auf. Welches Monster hatte das nur getan? Hapi konnte nur dank seines Amuletts unbemerkt entkommen. Es war eine Art von Teleportation, die es ihm erlaubte, das Gebäude zu verlassen. Sein Anhänger verlieh ihm große Kräfte, was man bereits an seinem Kampf mit Schemu gesehen hatte. Er hörte die Stimmen der Wachen, die panisch das Gebäude verließen. Wenn die Polizei kam, wollten sie keine unliebsamen Fragen beantworten. Sie dachten nicht einmal daran ihren Boss zu rächen, geschweige denn Hapi zu verfolgen. Dieser wusste, dass sein Job erledigt war. Er verwandelte sich wieder in den Schatten, der er am Anfang seines Auftrages war. Schnell und vorsichtig verließ er das Grundstück und fand sich wenig später auf den Straßen Londons wieder. Er versteckte sein Amulett unter seinem Hemd, so dass niemand er bemerken konnte. Dann gab er sein Dasein als Schatten auf und trat ins Licht. Um genauer zu sein, in das einer Straßenlaterne. Es war noch immer stockfinstere Nacht und es waren kaum Menschen unterwegs. Hapi begann zu gehen, doch niemand beachtete ihn. Keiner von den Leuten ahnte, wer da an ihnen vorbeiging, und auch nicht was er soeben getan hatte. Hapis Ziel war der Eingang zur U-Bahn. Er schritt die Treppe hinunter und wartete. Es dauernde nicht einmal eine volle Minute bis die nächste Bahn vor ihm stehenblieb. Hapi stieg ein und setzte sich an einen Fensterplatz. Er musste einige Stationen fahren, bis er zu seinem Ziel kam. Wieder an der Oberfläche setzte er seinen Weg unbeirrbar fort. Hapi wohnte in einem Dorf, dass nicht wirklich viele Einwohner besaß. Er war glücklich darüber. Wenn jemand behaupten konnte, dass er schon überall auf dieser Welt war, dann er. Seine Aufträge hatten ihn quer durch die Welt geführt. Sie kamen immer von anderen, was sich nun allerdings geändert hatte. Vor wenigen Monaten war Hapi gestorben. Er war lange damit beauftragt das Grab von Sepa zu schützen. Als dieser wieder Auferstand wurde er zu Hapis neuem Meister. * Dadurch was Hapi gezwungen gegen einen Feind zu kämpfen, gegen den er verlor. Es war ein junges Mädchen, deren Mutter Hapi auf dem Gewissen hatte. Es war vor langer Zeit passiert. Hapi konnte sich nicht einmal richtig daran erinnern. So viele Aufträge hatte er bereits ausgeführt und nie die Motive seiner Meister hinterfragt. Nicht einmal nach seinem Tod. Er war in Ägypten gestorben und wiedergeboren. Hapi wusste nicht wieso man ihm eine zweite Chance gegeben hatte. Damit er sein Leben änderte? Oder damit er weiterhin seinem Meister dienen konnte? Es war Hapis größter Wunsch diese Frage beantworten zu können. Das Dorf besaß viele Häuser. Alte, neue, große, kleine… . Hapis Ziel war keines von ihnen. Er steuerte direkt auf die Kirche des Ortes zu. Nur in ihr fühlte er sich wirklich heimisch. Nach seiner Wiedergeburt wurde er dort herzlich aufgenommen. Und zwar vom Pfarrer der Gemeinde. Sein Name war Jonathan. Das war zumindest einer davon. Der Pfarrer besaß wie Hapi eines der geheimnisvollen Amulette. Allerdings gab es Unterschiede. Jonathans Amulett verbarg noch mehr als das von Hapi. Dieser benutzte nicht große Tor, sondern den Seiteneingang. Dieser führte nicht in den großen Saal, sondern zu einem Gang, welcher mehrere Türen bereithielt. Hapi wusste nicht, in welchem Zimmer sich Jonathan momentan aufhielt, weshalb er sich alle der Reihe nach abklapperte. Sein Zimmer war das Erste. Es war nicht sonderlich groß, reichte aber zum Leben. Das Bett knarrte bereits, wenn man sich drauflegte. Ansonsten befanden sich wenig Einrichtungsgegenstände darin. Außer dem Bett standen noch ein Tisch und ein Stuhl in einer Nische. Auf dem Tisch stapelten sich Unmengen von Büchern. Auf einem stand ‚Bibel‘ geschrieben. Der Rest bestand aus Lehrbüchern. Höhere Mathematik, Englisch, Naturkunde, Geographie, und anderes. Man konnte Hapi leicht für einen Streber halten. Der wahre Grund aber, war, dass Hapi lange keine Schule mehr besucht hatte. Er konzentrierte sich auf das Lernen, um sich wenigstens etwas weiterzubilden. Da er Jonathan in seinem Zimmer nicht vorfand, durchsuchte er die Restlichen. Keine Spur von ihm. Trotzdem war sich Hapi sicher, den Pfarrer in der Kirche anzutreffen. Er konnte sich nur am Altar aufhalten. Dort war er von Zeit zu Zeit um zu beten. Was sollte ein Pfarrer auch anderes tun? Hapi schritt auf die Tür zu, welche den Saal mit den großen Ornamenten und den vielen Bänken preisgab. Nichts hatte sich verändert. Hapi sah sich um, entdeckte Jonathan jedoch nicht. Ein Blick auf die Uhr löste das Rätsel jedoch. Hapi war entgangen, dass sich die Sonne bereits zeigte. Es war noch sehr früh, und um diese Zeit hockte Jonathan immer im Beichtstuhl. Dort wartete er auf seine Gemeindemitglieder und schrieb nebenbei seine Reden für den Gottesdienst. Hapi marschierte auf die kleine Kammer zu und öffnete sie. Er trat hinein und setzte sich auf den Stuhl. „Vergib mir, den ich habe gesündigt.“, begrüßte er seinen Meister auf seine Weise. Dem Pfarrer entkam ein Lacher. „Lass diesen Unsinn. Wenn du wirklich alle deine Sünden beichten möchtest, würde das länger als die Fastenzeit dauern.“, versuchte er einen Witz zu machen. Hapi ließ es jedoch nicht dabei. „Ich habe die Zielperson getötet. Und einen Amulettträger, der ihr untergeben war. Ich habe Euren Auftrag ausgeführt, wie Ihr es wolltet.“, erzählte er. „Das war das Richtige.“, beruhigte ihn Jonathan. Hapi blickte durch das Gitter, welches die beiden Kammern voneinander trennte. „Wirklich? Was haben wir dadurch erreicht?“, fragte er, wünschte sich aber gleich darauf es nicht getan zu haben. „Verzeiht mir. Ich habe nicht das Recht an Euch zu zweifeln.“, hängte er noch schnell dran. Jonathan lachte. „Du bist wie immer loyal und tust alles was man dir aufträgt. Außerdem brauchst du nicht so zu reden. Bata ist nicht hier. Er schläft, und sucht sein neues Opfer. Du redest mit mir. Mit dem Mann, der dich aufgenommen und dir seine Freundschaft angeboten hat.“, erklärte der Pfarrer. Hapi sah ihn ungläubig an. „Das mag schon sein. Und ich bin Euch auch für alles dankbar. Ich respektiere Euch genauso wie Bata.“, sprach er. Jonathan zweifelte daran. „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht so recht glauben. Seit du ein Kind warst hast du immer Göttern, oder Amulettträgern gedient. Das du dich jetzt Bata unterworfen hast, ist verständlich. Gott hat dir ein zweites Leben geschenkt. Was glaubst du will er, dass du damit anfängst?“, hinterfragte der Pfarrer. Hapi stutzte kurz. „Ich verstehe Euch nicht. Ihr wisst über die Zeit des Chaos Bescheid. Ihr kennt die Geschichte wie Serapis die ägyptischen Götter erschuf. Und wie alle vernichtet wurden. Ihre Lebensenergie verbannten sie in diese Amulette, und nur wenige Menschen sind auserwählt eines zu tragen. Ihr wisst von der Existenz anderer Götter und bleibt Eurem trotzdem treu. Obwohl Ihr keinen Beweis für seine Existenz habt.“, stellte Hapi den Pfarrer auf die Probe. „Ach Hapi. Ich kenne deine Geschichte. Ich weiß, was in deiner Vergangenheit schief gelaufen ist. „Auch du warst einmal gläubig. Doch Gott konnte dir nicht helfen, worauf du dich an etwas festeres geklammert hast. Indem du Göttern wie Sepa oder Seth gedient hast, hast du gehofft an Stärke zu gewinnen. Für dich und deine Familie. Das ist auch mein Ziel. Nur habe ich einen anderen Weg. Ich brauche kein Amulett, das irgendein Gott vor Jahrtausenden geschaffen hat. Ich habe anderes, zu dem ich beten kann.“, meinte er nur. Hapi starrte auf das Amulett, dass ihm seine Eltern hinterlassen hatten. „Hast du Informationen über den Zyklopen erhalten?“, fragte Jonathan weiter. Hapi musste verneinen. „Nein, aber ich hatte auch keine Gelegenheit irgendjemanden zu fragen.“, antwortete er. „Verratet Ihr mir endlich was es mit diesem Fabelwesen auf sich hat?“, versuchte er sein Glück. Jonathan seufzte. „Das ist eigentlich Batas Aufgabe. Also gut. Bata sucht die Opfer nicht willkürlich aus. Die Gauner, die du bereits eliminiert hast, unterstehen einem Verbrecher, der sich selbst der Zyklop nennt. Er trägt ebenfalls ein Amulett und benutzt es dazu Anhänger zu finden. Seine Organisation gewinnt von Tag zu Tag mehr an Macht. Hapi! Bata hat dich auserwählt den Zyklopen unschädlich zu machen. Du siehst, dein Werk hat einen Sinn.“, erzählte er Hapi nun die ganze Wahrheit. Doch dieser fühlte sich nicht zufriedener. „Kann man diesen Zyklopen und seine Anhänger nicht einsperren, oder sowas?“, wagte er es nachzufragen. Jonathan verneinte. „Dazu ist niemand in der Lage. Nur ein mächtiger Krieger kann diesen Wahnsinn stoppen. Und dieser bist du!“, redete er Hapi ein. Dieser verstand und war wieder motiviert. „Wer ist der nächste?“, wollte er wieder zurück an die ‚Arbeit‘. Jonathan schüttelte den Kopf. Lass dir Zeit. Wenn ich mich nicht irre ist morgen dein erster Schultag.“, erinnerte er Hapi. Dieser nickte zögerlich. Nach seiner Wiedergeburt hatte er sich an der Uni eingeschrieben. Damals ahnte er noch nicht, dass seine Fähigkeiten wieder gebraucht wurden. „Ich muss heute nicht mehr lernen. Ich bin schlau genug. Ich möchte Bata dienen.“, erklärte er. Jonathan verstand. „Also gut, Kevin. Kevin… . Diesen Namen solltest du dir wieder aneignen. Besonders wenn du morgen wieder unter Leute gehst.“, schlug er vor. Kevin nickte. „Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr verwendet. Oder halt… . Sepa hat darauf bestanden mich so zu nennen. Aber diesmal ist Kevin im Jenseits geblieben. Er ist nicht mit mir zurückgekehrt. Nun existiert nur noch Hapi.“, stand für den Jungen fest. Jonathan sah das anders. „Entschuldige wenn ich daran zweifle. Ich sehe dich doch jeden Tag. Wenn du nicht über deinen Büchern sitzt, liegst du auf deinem Bett und betrachtest ein Bild. Tut mir Leid, dass ich dich beobachtet habe. Du solltest nicht so daran hängen.“, meinte der Pfarrer. Das war das einzige, was Kevin nicht für seinen Meister tun wollte. Dieses Bild war alles was er noch hatte. Und niemals würde er auf es verzichten. „Kann ich mit Bata reden?“, hakte er nach. Jonathan bejahte. „Ich wecke ihn auf. Hoffentlich ist er kein Morgenmuffel.“, bangte er spasseshalber. Der Pfarrer warf seinen Kopf zurück murmelte ein paar Worte. Sein Amulett glühte so hell, dass die ganze Kammer erleuchtet war. Das leuchten nahm wieder an und Jonathans Gesichtszug hatte sich verändert. „Jonathan?“, fragte Kevin vorsichtig. Dieser verneinte jedoch. „Nein. Ich bin es. Bata.“, erwiderte er. Kevin blickte ehrfürchtig zu Boden. „Gebieter, es ist mir eine Ehre Euch zu sprechen.“, benahm er sich ganz unterwürfig. „Ich habe dein Gespräch mit Jonathan belauscht.“, gestand Bata. Es war noch immer Jonathans Körper und seine Stimme, aber sonst war alles anders. Das Verhalten des Pfarrers hatte sich von grundauf verändert. Das liebenswerter und Verständnisvolle war verschwunden. Es war, als hätte Jonathan eine multiple Persönlichkeit. Oder war es gar das Amulett, das nun sprach? Befand sich in ihm eine weitere Person, die Jonathan nun als Medium benutzte. Hapi erinnerte sich. Manche Amulette trugen die Seelen der jeweiligen Götter in sich. Bata und Jonathan schienen den selben Körper zu benutzen. Wenn Bata sprechen wollte, gab Jonathan nach bot ihm seinen Körper an. „Du hast gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf dich. Aber die Mission ist noch nicht erfüllt.“, erklärte der Geist des Gottes. „Wer ist der nächste? Dieser Zyklop? Wer ist er?“, hakte Kevin nach. Bata zögerte mit der Antwort. „Ich weiß es nicht. Seine Identität ist Geheim. Aber er ist sehr reich und berühmt. Außerdem besitzt er ein Amulett. Und zwar das des mächtigen Gottes Kuk, der Urfinsternis. Es verleiht ihm sehr viel Kraft, doch ich bin sicher, dass du ihn besiegen kannst, Junge.“, setzte er seine ganzen Hoffnungen in Kevin. Dieser betrachtete sein Amulett und versprach sein Möglichstes zu tun. „Was ist meine nächste Aufgabe?“, hakte er nach. Bata überlegte kurz. „Ich habe wieder jemanden. Aber das hat Zeit. Jonathan hat schon ganz Recht. Ruhe dich aus und lerne noch etwas. Morgen ist doch dein großer Tag.“, wusste Bata bestens Bescheid, Kevin wagte es nicht dem Gott zu widersprechen. Bata warf seinen Kopf zurück und das Amulett begann wieder strahlen. Kurze Zeit darauf war Jonathan zurück. „Habt ihr nett geplaudert?“, fragte er Kevin nun wieder fröhlich und wohlgelaunt. „Ja. Er meint auch, dass ich mich ausruhen solle. Ich werde noch etwas lernen und mich mental auf morgen vorbereiten.“, erklärte der Junge. Jonathan verstand. „Und siehst du dir auch wieder dein Bild an?“, konnte er es sich nicht verkneifen zu fragen. Kevin verzichtete darauf eine Antwort zu geben. Er verließ den Beichtstuhl und trat in die große Halle. Er machte sich auf den Weg zurück zu seinem Zimmer, wo er wieder den riesigen Stapel Bücher vorfand. Er seufzte und setzte sich auf den Stuhl. Dann stutzte er. Er stand wieder auf und ließ sich auf sein Bett fallen. Unter dem Kopfkissen holte er ein Foto hervor. Es war das, das Jonathan erwähnt hatte. Kevin sah es sich mehrmals am Tag an und träumte jedes Mal. Das Foto zeigte ein sehr junges Mädchen, das kaum älter als 8 sein konnte. Sie besaß blondes Haar und ein kindliches Lächeln. Wie es sonst auch der Fall war begann Kevin wieder zu träumen und in Erinnerungen zu schwelgen. Emma Kevin ist nicht bei seinen Eltern aufgewachsen. Diese waren nämlich bei einem Unfall gestorben und hatten ihren Sohn und ihre kleine Tochter zurückgelassen. Kevin war damals erst 5 und seine Schwester war 3. Ihr Name war Emma. Im Gegensatz zu Kevin verstand sie noch nicht was mit ihren Eltern passiert war. Kevin allerdings schon. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen. Er weinte nur dann, wenn seine Schwester ihn nicht sah. Zu groß war die Angst ihr antworten zu müssen. Die beiden Geschwister hatten nur noch einander. Kevin hatte es sich zur Aufgabe gemacht sie für immer zu beschützen. Die Kinder wurden sofort in ein katholisches Waisenheim gesteckt. Es wurde von Nonnen geführt, die einem Mönch unterstanden. Dieser achtete besonders auf die beiden Problemkinder. Die Familien kamen und gingen. Aber niemand interessierte sich für die beiden. Ein paar sahen sich Emma genauer an, doch Kevin ließ es nicht zu, dass die beiden getrennt wurden. Die Jahre verstrichen. Der Mönch, dessen Name Adrian war hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Deswegen adoptierte er sie selbst. Kevin und Emma freuten sich, da sie wussten, dass sie von nun an für immer zusammen sein würden. Aber ob das das Richtige war? Die beiden spielten ihren Aufpassern einen Streich nach dem anderen. Einmal stellten sie einen Eimer voller Wasser oberhalb der Tür ab, und einmal schlossen sie eine Nonne in der Besenkammer ein. Die beiden Geschwister lachten sich jedes Mal tot. Adrian schüttelte den Kopf und zog Kevin zu sich. „Hör mal. Du wirst langsam erwachsen und musst deiner Schwester ein Vorbild sein. Hast du das verstanden?“, hämmerte er Kevin ein. Dieser war nicht dumm. Er war sogar sehr intelligent für sein Alter. Das Heim besaß eine Schule, in der Kevin der beste Schüler war. Freunde hatte er in seiner Klasse aber keine. Ständig kamen neue dazu und alte wurden adoptiert. Kevin hatte also nur Emma zum Spielen. Das änderte sich, als Kevin Zehn wurde. Ein neuer Schüler kam in seine Klasse und beide verstanden sich prächtig. Sein Name war Ethan, und er interessierte sich so ziemlich für die selben Sachen wie Kevin. Dieser war glücklich darüber endlich einen gleichaltrigen Freund gefunden zu haben. Er erzählte ihm von seiner Schwester und wie diese manchmal nerven konnte. Die beiden spielten gerade ein Brettspiel in Kevins Zimmer, als Emma hereinrannte. Sie zog ihren Bruder am Ärmel und wollte, dass er mit ihr kam. „Komm, ich will dich meiner neuen Freundin vorstellen. Sie hat ein tolles Spiel mitgebracht, von da, wo sie herkommt.“, drängte sie ihren Bruder. Dieser zog jedoch nur seinen Arm weg. „Siehst du? Wie ich gesagt habe, eine unreife Nervensäge.“, meinte Kevin zu seinem Freund. Das ließ sich Emma nicht gefallen. Sie verpasste ihrem Bruder einen Tritt gegen das Bein und verschwand dann. Wütend stapfte sie auf den Gang hinaus. Dort wartete bereits ihre Freundin. „Und? Wo ist jetzt dein Bruder?“, fragte sie, als sie Emmas böses Gesicht sah. „Vergiss den Blödmann! Der ist mir doch Schnuppe. Er hat mich eine unreife Nervensäge genannt.“, erzählte sie und marschierte dann weiter. Ihre Freundin hinterher. „Warte, wo willst du jetzt hin?“, hinterfragte sie. Emma hatte ein bestimmtes Ziel. „Ich… will ins Dorf!“, sprach sie. Das Waisenhaus stand auf einem Berg, und darunter befand sich ein Dorf. Es war nicht sehr groß und hatte hin - und wieder Probleme mit der Wirtschaft. Die Häuser sahen sehr alt aus und waren alle aus Holz gebaut worden. Nur das Rathaus bestand aus Beton. Das war die einzige Erneuerung, die sich das Dorf leisten konnte. „Ins Dorf? Nein, das dürfen wir nicht. Adrian hat es uns verboten!“, erinnerte sie ihre Freundin. Emma wusste das, aber es war ihr auch egal. Wenn ihr Bruder sie für ein Kind hielt, würde sie ihm das Gegenteil beweisen. Sie würde ihm zeigen, dass sie auch erwachsen war, und alles konnte, was auch dieser Ethan so anstellte. Ihre Freundin redete immer wieder auf sie ein, doch es half nichts. Wenig später verließen beide das Kloster. „Wenn du erwischt wirst, bekommst du mächtig Ärger!“, warnte die Freundin nochmals. Emma ging dieses Risiko ein. „Und du kommst mit!“, erklärte sie ihrer Freundin. Diese wehrte sich mit Händen und Füßen. „Niemals! So bekomme ich doch nie eine neuen Familie.“ „ Willst du etwa immer ein Kind bleiben? Die Eltern, die hier auftauchen wünschen sich und kluges und reifes Kind. Du willst eine Familie? Ich auch! Ich, dass mein Bruder wieder mehr Zeit mit mir verbringt!“, gelang es Emma doch ihre Freundin zu überzeugen. Danach ging sie los. „Warte, sollten wir nicht irgendwas zu Essen mitnehmen?“, wollte Emmas Begleiterin an alles denken. Emma verzichtete darauf. Es ging steil bergab, und die beiden Mädchen mussten aufpassen, dass sie nicht abrutschten. Ansonsten würde ihr kleines Abenteuer ein schnelles Ende finden. Das Dorf kam immer näher. Und mit jedem Schritt bekam Emmas Freundin mehr Angst. „O.k, wir sind fast da. Das reicht doch, oder?“, fragte sie vorsichtig nach. Emma sah das anders. „Du kannst ja zurückgehen. Ich sehe mich im Dorf etwas um.“, erklärte sie. Ihre Freundin nahm sie beim Wort. „Ich will wirklich keinen Ärger bekommen. Ich finde bis hier hin reicht es. Wir sehen uns, wenn du wieder zurück bist.“, verabschiedete sie sich hastig und machte sich auf den Rückweg. Emma war etwas sauer. Nie hätte sie ihre Freundin für so feige gehalten. Sie verzichtete auf einen Abschiedsgruß und wanderte weiter in Richtung Dorf. Vor ihr tat sich eine völlig neue Welt auf. Die Konsequenzen warn ihr egal. Die Neugier hatte sie gepackt und ließ sie nicht mehr los. Tapfer und mutig setzte sie ihren Weg fort. „Ich wünschte ich hätte auch so eine Schwester.“, begann Ethan. Kevin schnitt ein ungläubiges Gesicht. „Wieso den das? Warum willst du dir so etwas antun?“, hakte er nach. Ethan grinste. „Schwestern können sicher manchmal nervig sein. Aber es ist doch schön jemanden zu haben, der einem so nahe steht.“, stellte Ethan seine Ansicht dar. Kevin musste ihm rechtgeben. Emma war für ihn das Wichtigste auf der Welt. „Ich gehe mich gleich entschuldigen.“, entschuldigte er sich bei seinem Freund und rannte ins Emmas Zimmer. Doch es war leer. Er erinnerte sich, dass seine Schwester mit einer Freundin spielen wollte. Da er nicht wusste mit welcher, blieb ihm keine andere Wahl, als alle Zimmer der Mädchen abzuklappern. Manche warfen ihm böse Blicke zu, da sie sich gestört fühlten. Andere beschimpften ihn sogar. Bald hatte er alle durch, und er bat eine der Nonnen ihm zu helfen. Sie gingen ihn das Zimmer von Emmas Freundin, doch es war ebenfalls leer. Es gab noch einige Spielzimmer, in denen sich die beiden aufhalten konnten. Bald hatten sie alles durch. Jedes Zimmer, die Küchenräume, sogar die privaten Räume hatten sie betreten. Die Suche blieb erfolglos. „Emma!“, rief Kevin immer wieder. Ohne Wirkung. Kevin rannte nach draußen, doch selbst dort war sie nicht. Dafür erkannte er jemand anderen. Ein Mädchen kam den Hügel herauf. Er kannte sie und hatte sie auch schon einmal zusammen mit seiner Schwester gesehen. Das Mädchen keuchte, da der Aufstieg noch beschwerlicher war. „Wo ist Emma?“, fragte Kevin laut, aber bestimmt. Das Mädchen fuhr zusammen. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Emma würde sie dafür sicher hassen. „Sie will dich nicht mehr sehen.“, erwiderte sie mutig. Das hielt Kevin aber nicht auf. Er schüttelte sie und verlangte Antworten. „Emma könnte sich vielleicht in Gefahr begeben haben. Sie ist noch zu klein.“, erklärte er. Emmas Freundin sah das etwas anders. „Eben nicht! Sie ist nicht mehr so klein, wie du denkst. Kapiere das mal. Deswegen ist sie auch ins Dorf, um…“ Zu spät realisierte sie, dass sie sich verplappert hatte. Kevin ließ sie einfach stehen und rannte sofort los. Er war schon einmal im Dorf gewesen. Damals zusammen mit Adrian. Er hatte eine schlimme Grippe und der Arzt im Kloster konnte nicht helfen. Deshalb besuchten sie den, der im Dorf lebte. Kevin gefiel der Ort nicht. Die Menschen grüßten einander nicht und waren sehr unfreundlich. Deshalb hatte er seiner Schwester auch nichts davon erzählt. Kevin rannte so schnell er konnte. Emma würde so gerne erwachsen sein und zeigen was in ihr steckte. Trotzdem war sie noch zu jung und unerfahren. Ihr konnte leicht etwas zustoßen. Kevin fiel mehrere Male hin, rappelte sich aber sofort wieder auf. Emma war inzwischen im Dorf angekommen. Vor ihr erstreckte sich eine völlig neue Welt. Sie lief auf eine der Straßen und sah sich alles haargenau an. Die Leute, die an ihr vorbeigingen, ignorierten sie völlig. Sie kamen nichtmal auf die Idee, einen Polizisten zu rufen, oder das Mädchen nach seiner Mutter anzusprechen. Im Dorf fuhren nur sehr wenige Autos. Das lag auch daran, dass früher Vormittag war. Eines störte Emma. Sie sah nirgendwo Kinder. Waren sie alle zu Hause, oder gab es im Dorf einen Ort, wo alle hingingen? Dann ging Emma ein Licht auf. Die Kinder waren natürlich in der Schule. Emmas Schulstunden waren über den ganzen Tag verstreut, weswegen sie den Ausflug auch unternommen hatte. Sie wusste, dass sie nie pünktlich zurück sein würde, was ihr aber auch egal war. Sie war viel zu vernarrt in ihr Abenteuer. Also fasste sie einen Plan. Sie wollte unbedingt die Schule ausfindig machen und sich mit anderen gleichaltrigen unterhalten. Aber wo sollte sie anfangen zu suchen. Die einfachste Idee kam ihr erst nach einigem überlegen. Sie beschloss jemanden nach dem Weg zu fragen. Ein älterer Mann kam ihr entgegen, und sie begann ihn zu fragen. Doch der Passant hörte ihr nicht einmal zu und schlenderte einfach an ihr vorbei. Emma wurde zornig. Sie beschloss sich einfach das ganze Dorf anzusehen. Irgendwann würde sie schon an der Schule vorbeikommen. Nach einiger Zeit sprangen ihr die verschiedenen Geschäfte ins Auge. Sofort begutachtete sie die Schaufenster. Im Kloster gab es sowas nicht. Das Mädchen hatte noch nicht einmal Geld in der Hand gehabt. Sofort lief sie zur Eingangstür und stemmte sie auf. Dann hörte sie eine Glocke. Sie war ober der Tür montiert und verriet dem Verkäufer, wenn ein Kunde den Laden betrat. Dieser staunte nicht schlecht, als er Emma ganz ohne Begleitung entdeckte. „He, Kleine, bist du etwa ganz alleine hier? Wo sind den deine Eltern?“, verwickelte er sie in ein Gespräch. Emma zögerte etwas. Sie erinnerte sich wieder, was ihr Bruder erzählt hatte. „Die sind gestorben.“, antwortete sie brav, obwohl sie keinen Schimmer hatte, was das bedeutete. Der Verkäufer schien Kinder gern zu haben und drückte sein Beileid aus. „Und wo lebst du jetzt?“, hakte er nach. Er überlegte bereits die Polizei zu verständigen. „Ich lebe mit meinem Bruder bei Adrian. Der ist echt voll nett.“, erzählte sie. Das beruhigte den Verkäufer. „Und was führt dich zu mir?“, fragte er erst jetzt. Emma wusste das genau. Sie hatte Hunger bekommen. Obwohl sie kein Geld besaß, spendierte er Verkäufer ihr ein paar Süßigkeiten. Im Waisenhaus waren diese rar, und Emma freute sich riesig. „Sag mal, wieso bist du eigentlich nicht in der Schule?“, fragte der Verkäufer weiter. Jetzt erinnerte sich Emma wieder an ihren Plan. „Ach richtig. Wissen Sie, wo ich diese finde?“, fragte sie ganz höflich. Der Verkäufer hob die Augenbrauen. „Das solltest du schon wissen. Aber gut. Sie ist gleich hinter dem Rathaus. Du hast dich wohl verlaufen. Soll ich mit dir gehen?“, bot er an. Emma verneinte und bedankte sich. Der Verkäufer gab ihr noch ein paar Bonbons mit, bevor sie das Geschäft verließ. Jetzt wusste sie zwar wo sich die Schule befand, aber nicht das Rathaus. Sie wollte schon zurück, als sie sich wieder erinnerte. Es war das einzige Gebäude, dass aus Beton gebaut wurde. Und das zu finden konnte nicht so schwierig sein. So durchquerte Emma alle Straßen und Gassen, bis sie an ihrem Ziel ankam. Sie marschierte am größten Gebäude des Dorfes vorbei und erblickte kurz darauf die Schule. Von Kindern war aber nichts zu sehen. Bestimmt saßen sie in ihren Klassen und lernten fleißig. Emma betrat eine große Wiese, die wohl als Pausenhof dienen sollte. Die Tür stand offen und Emma trat ein. Auch auf den Gängen blieb es still. Sie schlich zur ersten Tür und presste ihr Ohr gegen sie. Drinnen waren deutlich Stimmen zu hören. Erst sprach ein Erwachsener, dann ein paar Kinder. Emma wollte die Tür bereits öffnen, als sie eine laute Glocke hörte. Drinnen wurde es lauter und Stühle wurden bewegt. Alle Kinder redeten durcheinander. Für Emma bestand kein Zweifel, dass die Pause begonnen hatte. Die Tür sprang auf und die ersten stürmten hinaus. Einige musterten Emma argwöhnisch. Andere ignorierten sie einfach. Einige liefen aus der Schule, auf die große Wiese, während andere auf dem Schulgang blieben und sich unterhielten. Sie kauten auf ihren Pausenbroten und dachten nicht einmal daran Emma anzusprechen. Also musste das Mädchen den ersten Schritt tun. Sie schlenderte zu einer Gruppe Mädchen, die gleich alt sein mussten, wie sie. „Hallo.“, sagte sie ganz unschuldig. Die Mädchen drehten sich zu ihr und erwiderten ihren Gruß. „Sag mal, ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du neu?“, fragte eine von ihnen misstrauisch. Emma schüttelte den Kopf. „Nein, ich gehe woanders zur Schule.“, antwortete sie. Nun hatte sie das Interesse der Mädchen. „Cool. Und wo kommst du her? Und was führt dich zu uns?“, redeten sie nun durcheinander. Emma erzählte vom Waisenhaus, und von ihrem Abenteuer ins Dorf. Sie erwartete Jubel, oder wenigstens Begeisterung. Sie wäre auch mit Gleichgültigkeit klar gekommen, aber nicht mit Gelächter. Die Gruppe von Mädchen schien Emmas Geschichte mehr als komisch zu finden. „Was sagt man dazu? Eine Nonne!“, machte sich eine von ihnen über sie lustig. Immer mehr Kinder kamen dazu, und die Mädchen erzählten alles weiter. Mit so etwas hatte Emma nicht gerechnet. Sie war stocksauer und traurig. Sie beschimpfte ihre Gesprächspartner als Zicken und rannte weg. Kaum war sie aus der Tür gelaufen, hasste sie sich selbst. Wie war sie nur auf diese Idee gekommen? Wieso musste sie ihrem Bruder beweisen, was in ihr steckte? Sie rannte und rannte. Dann geschah das Unglück. Sie stieß mit jemandem zusammen. Unsanft krachte sie zu Boden. Es schmerzte nur kurz. Sie blickte auf und erkannte einen Jungen. „Entschuldigung.“, flüsterte sie leise. Irgendwie hatte sie plötzlich Angst bekommen. Der Junge, der vor ihr stand, war kaum älter als ihr Bruder. Trotzdem hatte er etwas gefährliches an sich. Kevin suchte verzweifelt nach seiner Schwester. Er war im Dorf angekommen, doch von Emma fehlte jede Spur. Er fragte einige Leute, doch die konnten ihm nicht helfen. Trotzdem gab er nicht auf. Den nächsten, den er fragen wollte, schloss gerade sein Geschäft ab. Er besaß einen Süsswarenladen, und nahm sich gerade eine Mittagspause. Kevin fragte ihn nach seiner Schwester, und der Verkäufer konnte ihm tatsächlich weiterhelfen. Er erzählte ihm, dass sich Emma nach der Schule erkundigt hatte. Er beschrieb Kevin den Weg, und dieser stürmte sofort los. „Sag mal, was fällt dir eigentlich ein? Glaubst du, du bist ganz allein auf der Welt?“, warf der Junge Emma an den Kopf. Diese wich etwas zurück. „Ich habe mich doch entschuldigt.“, erinnerte sie. Doch schien dem Jungen nicht zu interessieren. Plötzlich schmerzte Emmas Hand. Jemand war auf sie getreten. „Ups. Ich sollte wohl besser aufpassen.“, sprach jemand. Ein weiterer Junge hatte sich eingemischt. Die beiden waren anscheinend Kumpel. Außerdem zweifelte Emma nicht mehr daran, dass sie an üble Schläger geraten war. Sie wagte es aufzustehen und unternahm einen Versuch wegzulaufen. Dieser scheiterte. Einer der Jungen passte sie ab und schubste sie. Sie torkelte rückwärts und fiel seinem Kumpel in die Arme. „Was sollen wir jetzt mit dir machen?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Emma packte nun wirklich die Angst. Was würden diese Brutalos mit ihr anstellen? Ihr Bruder hatte Recht gehabt. Sie konnte noch nicht allein auf sich aufpassen. Sie war in einen Schlamassel geraten, aus dem sie nicht mehr so einfach herauskam. Die Schläger behandelten Emma wie einen Ball und schubsten sie sich gegenseitig zu. Kevins jüngere Schwester begann zu weinen. „He, sieh mal! Jetzt heult sie!“, machten sich die Jungen über sie lustig. Einer von ihnen wollte sie wieder schubsten, als er einen harten Schlag ins Gesicht abbekam. Geschockt und stöhnend fiel er zu Boden. Sein Kumpel kapierte nicht sofort, was passiert war. Dann erkannte er den Einmischer. Ein fremder Junge, den er noch nie gesehen hatte, hatte seinen Kumpel ohne Vorwarnung attackiert. „Kevin!“, rief Emma glücklich. Ihr Bruder war ihr zu Hilfe gekommen und würde sie nun retten. Aber hatte er überhaupt eine Chance, gegen die Schläger? „Niemand bringt meine Schwester zum Weinen!“, schärfte er den beiden ein. Der verletzte Schläger hatte sich wieder aufgerappelt und sah zu seinem Freund. „Willst du, oder soll ich?“, fragte er ihn. „Emma, du läufst jetzt sofort weg!“, rief Kevin seiner Schwester zu. Diese wollte nichts davon hören. Kevins Gegner lief auf ihn zu. Emmas Bruder hatte keine Ahnung davon, wie man kämpfte. Er wusste nur eines. Er musste seine Schwester unter allen Umständen beschützen. Der Schläger verpasste Kevin einen Schlag gegen die Brust, sodass er zu Boden fiel. Doch Kevin ließ sich nicht so einfach besiegen. Er trat nach dem Schienbein seines Feindes, womit er diesen sofort kampfunfähig machte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich das Bein. Sein Freund und wollte ihm zu Hilfe kommen und stürzte sich Kevin. Er nahm ihn in den Schwitzkasten, was Kevin gar nicht gefiel. Er wehrte sich so gut er konnte, doch sein Gegner war ihm überlegen. Dann ertönte ein Schrei. Sein Gegner ließ von ihm ab und hielt sich Hand. Der Grund war Emma. Diese wollte ihrem Bruder helfen und hatte ihm, so fest sie nur konnte, in die Hand gebissen. „Emma, wir müssen jetzt weg!“, drängte Kevin. Das Mädchen sah ihn verdutzt an. „Aber wir haben sie doch besiegt.“, erinnerte sie. Kevin sah das anders. „Vielleicht für die nächste Minute. Wenn sie wieder o.k. sind, haben wir keine Chance. Die machen uns fertig.“, versuchte er seiner Schwester klar zu machen. Diese verstand. Kevin ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. Sie begannen zu rennen und nahmen extra Seitengassen, um eine Verfolgung unmöglich zu gestalten. Bald waren sie am Ende des Dorfes angekommen. „Kevin…es…“, versuchte Emma ihre Zwickmühle zu erklären. „Spar dir das. Das klären wir später. Jetzt gehen wir erstmal zurück.“, meinte Kevin nur. Ihm war anzusehen, dass er sauer auf seine Schwester war. Emma tat die Sache wirklich Leid. Sie wollte unbedingt einen Weg finden, ihren Fehler wieder gut zu machen. Es dauerte etwas, als sie wieder vor dem Kloster standen. Dort warteten bereits zwei ihrer Betreuerinnen. Emmas Freundin hatte ihnen alles erzählt, und es würde sicher heftige Strafen hageln. Auch Adrian kam aus dem Gebäude und musterte die beiden Ausreißer. Sofort begannen die Aufpasserinnen zu schimpfen und zu belehren. „Bitte bestraft Emma nicht. Das ganze war meine Idee. Ich habe sie nur mitgeschleift.“, nahm Kevin die Verantwort auf sich. Die Nonne nahmen ihn beim Wort und brummten ihm Hausarrest und eine Strafarbeit auf. Außerdem durfte er eine Woche lang nichts mit seiner Schwester unternehmen. Kevin war das alles egal. Hauptsache alles war gut ausgegangen. Emma blickte zu ihrem Bruder hoch und verstand ihn nicht. Wieso hatte er für sie gelogen? Kevin saß gerade vor seiner Strafarbeit, als Adrian ins Zimmer kam. „Wie geht es mit deiner Arbeit voran?“, fragte er gleich. Kevin musste zugeben, dass er erst wenige Sätze geschafft hatte. Adrian nickte langsam. „Gut, dann hebe ich diese Strafe auf.“, bot er an. Für Kevin kam das überraschend. Er kannte Adrian als strenger. „Womit habe ich das verdient?“, hakte er skeptisch nach. Adrian setzte sich auf Kevins Bett. „Ich weiß, dass du nur gegangen bist, um deine Schwester zurückzuholen.“, schien er die Sache durchschaut zu haben. Kevin schluckte. „Bitte bestrafe sie nicht.“, bettelte er. Adrian musterte seinen Schüler. „Sie bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?“, fragte er. Kevin bejahte. „Sie ist alles, was ich noch habe.“ Adrian verstand den Jungen durchaus. „Komm mit.“, sagte er und erhob sich. Kevin fragte wohin, doch Adrian ließ ihn im Dunkeln. Die beiden schlenderten durch die Gänge, bis ihr Ziel klar war. Adrian wollte in sein Zimmer. Es war mehr als ordentlich. Adrian wollte immer, dass alle dachten, er wäre der reinlichste Mensch der Welt, und sich ein Beispiel an ihm nahmen. Dabei wussten bereits alle, dass er die Putzfrau des Waisenhauses bestochen hatte. „Was tun wir hier?“, wollte Kevin nun endlich erfahren. Adrian bat den Jungen sich zu setzen. „Deine Eltern waren nicht die reichsten. Sie haben euch nur ein paar Klamotten und Spielzeuge vermacht. Diese liegen unten im Lager. Aber ein Erbe, habe ich hier in meinem Zimmer.“, erklärte er und stieg auf sein Bett. Er rückte ein Bild zur Seite, und Kevin erkannte dahinter einen Safe. Dort befand sich sicher das ganze Geld des Klosters. Adrian öffnete den Safe und holte etwas heraus. Es handelte sich um eine kleine, rechteckige Schachtel. „Ist das… etwa von meinen Eltern?“, wurde Kevin nun neugierig. Adrian bejahte. „In ihrem Testament stand, dass du es an deinem achtzehnten Geburtstag bekommen solltest.“, erzählte er. Kevin wollte die Schachtel an sich nehmen, doch Adrian ließ es nicht zu. „Ich sagte achtzehnten. Aber ich möchte dir schon vorher zeigen, was dich erwartet.“, sagte er geheimnisvoll. Voller Anspannung beobachtete Kevin wie Adrian eine Kette herausfischte, an der ein staubiger Stein hing. Kevin brummte. Er hatte mehr erwartet. Etwas wertvolleres, oder wenigstens brauchbareres. „Das haben mir meine Eltern vererbt? Und was soll das sein?“, hakte er nach. „Das hat einmal einem Gott gehört.“, sagte Adrian etwas, was Kevin nie von dem Mann erwartet hätte. „Einem? Das ich sowas von dir höre. Du bist der gläubigste Mensch, den ich kenne.“, meinte er. Adrian begann zu lachen. „Das bleibe ich auch. Ich weiß nicht ob ich glauben soll, was in diesem Testament stand, aber du solltest es. Dieses Amulett ist das Erbe deiner Eltern. Wenn die Zeit reif ist, wirst du es tragen.“, bestand er darauf. Kevin wusste zwar nicht, wofür das gut war, aber er versprach es. Dann begann ihm Adrian zu erzählen, was er im Testament gelesen hatte. Kevin hörte aufmerksam zu, als Adrian ihm von ägyptischen Göttern erzählte, die ausgelöscht wurden und ihre Kraft in die Amulette verbannten. Natürlich glaubte der Junge kein Wort davon. Seit er klein war, erzählten ihm Adrian und die anderen immer nur von Gott. Das hatte ihn lange Zeit geprägt. Also warum fing Adrian nun mit dieser Geschichte an? Und warum glaubte er sie selbst? Adrian legte den seltsamen Stein zurück in die Schachtel und verstaute diese im Safe. „Du wirst noch etwas auf dein Erbe warten müssen.“, sprach er und führte Kevin wieder hinaus. „Und jetzt geh an die frische Luft, die tut dir sicher gut.“, schlug er vor. Kevin beherzigte den Rat und marschierte zum Hinterhof. Dort war nämlich ein Spielplatz angelegt worden. Der Junge setzte sich auf die Schaukel. Das tat er öfters. Besonders wenn er nachdenken wollte. War es tatsächlich möglich, dass Adrians Geschichte wahr war? Oder waren seine Eltern verrückt? Er beschloss sich mit Emma darüber zu unterhalten, auch wenn es ihm verboten wurde. Langsam spazierte er zurück ins Haus und steuerte auf das Zimmer seiner Schwester zu. Das sollte sich jedoch als Fehler herausstellen. Emma befand sich nicht im Gebäude, sondern amüsierte sich im Freien. Zirka hundert Meter vom Kloster entfernt gab es mehrere Bäume. Einige ältere Kinder hatten dort ein Baumhaus gebaut, und es war Emmas Lieblingsplatz. Eigentlich sollte sie in ihrem Zimmer sitzen und irgendwelche Strafarbeiten erledigen. Nur dank ihres Bruders war ihr das erspart geblieben. „Die finden wir doch nie!“, erklang plötzlich eine Stimme. Emma erschrak und guckte aus einem kleinen Fenster. In der Nähe standen zwei Jungen. Emma kannte sie nicht. Sie wohnten bestimmt nicht im Kloster, das hätte Emma gewusst. Das Mädchen sah sich die beiden genauer an und erschrak. Es waren die Schläger, die sie in die Flucht geschlagen hatten. Aber was taten sie hier? Wollten sie Rache? „Wir müssten das ganze Gebäude absuchen. Wir bekommen eine Menge Ärger, wenn uns jemand erwischt.“, meinte einer. Der andere machte nur eine abfällige Handbewegung. „Ach was. Da drin wohnen soviele Kids, da fallen wir doch nicht auf.“, erwiderte er. Sein Freund hatte da aber noch Zweifel. Emma kauerte sich in eine Ecke. Zum Glück kamen die beiden nicht auf die Idee im Baumhaus nach ihr zu suchen. Dann wäre sie verloren. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein. Selbst atmen wollte sie nicht zu laut. Dann geschah das unvermeidliche. Kevin tauchte auf. Als er seine Schwester in ihrem Zimmer nicht vorgefunden hatte, begann er sich wieder Sorgen zu machen. „Wenn das nicht unser alter Freund ist.“, begrüßten ihn die Schläger. Erschrocken und unsicher wich Kevin zurück. „Holen wir ihn uns!“, rief einer der Schläger. Kevin hatte nur noch eine Chance. Rennen! Er musste schnell zurück ins Kloster, wo er geschützt war. Allerdings war er kein besonders guter Sprinter. Doch in diesem Fall hatte er keine andere Wahl. „Kevin! Lauf weg!“, schrie Emma nun aus ihrem Versteck aus. Das war ein Fehler. Die Schläger wussten nun, wo sie sich befand. „Das nenne ich Glück.“, sagte einer der beiden. „Du nimmst dir die Göre vor, und ich begleiche unsere Rechnung!“, befahl der andere. Sein Freund machte sich sofort auf den Weg zum Baumhaus. Durch eine Strickleiter kletterte er hinauf. Wenn er oben ankam sah es nicht gut für Emma aus. Sein Freund griff währenddessen Kevin an. Dieser versuchte sich so gut wie es nur ging zu wehren, doch sein Gegner war stark. Er hatte bestimmt schon viel Erfahrung mit solchen kämpfen. Emma taumelte in die hinterste Ecke des Baumhauses. Der Schläger war oben angekommen. Gierig lief er Emma entgegen. Das Mädchen nahm nun all ihren Mut zusammen und lief auf das Fenster zu. Es war klein, aber Emma gelang es durchzuschlüpfen. Einem anderen wäre dies nicht gelungen. Auch nicht dem Schläger. Oder doch? Er wollte einfach nicht aufgeben und versuchte sein Glück. Es gelang ihm tatsächlich zur Hälfte durch die Öffnung zu kommen. Kevin musste währenddessen einiges einstecken. Schläger Nummer 2 hatte ihm ein blaues Auge verpasst, und war noch lange nicht mit ihm fertig. Er boxte ihm in den Magen, worauf Kevin stöhnend zusammenbrach. Sein Gegner wollte ihn treten, bis er einen Schrei hörte. Sein Freund hatte nun zwar einige Schrammen, und sein Hemd war zerrissen, doch es war ihm gelungen Emma zu folgen. Diese war vom Fenster aus auf einen Ast geklettert, welcher auf das Dach des Baumhauses führte. Da der Schläger jedoch größer war, brauchte er nur zu springen, um zu Emma zu gelangen. Diese suchte nach einem Versteck, fand jedoch keines. „Jetzt bist du dran, Kleine. Uns tanzt ihr nicht mehr auf der Nase herum.“, keifte er und ging auf Emma zu. Diese schritt immer weiter zurück. Dann geschah es. Sie stolperte und verlor das Gleichgewicht. Sie kippte nach hinten und begann zu fallen. Zwar konnte sie sich noch kurz am Holz des Baumhauses festhalten, jedoch nicht lange. Sie fiel mehrere Meter in die Tiefe. Entsetzt sahen Kevin und die Schläger zu. „Emma! Emma!“, schrie Kevin erschrocken. Emma war unten angekommen und rührte sich nicht. „He! Lass uns hier verschwinden!“, schrie der Schläger, der Kevin bearbeitet hatte seinem Kumpel zu. Dieser reagierte nicht. Zu tief saß der Schock, dass er Schuld an dem Unfall war. Sein Freund musste ihn erst ein paar mal anschreien, bis er herunterkletterte. Dann nahmen die beiden ihre Beine in die Hand und liefen los. Unter keinen Umständen wollten sie die Konsequenzen tragen. So verletzt Kevin auch war, er rappelte sich wieder auf und torkelte zu seiner Schwester. Diese hatte sich noch immer nicht bewegt. Entsetzt musste Kevin feststellen, dass sie unglücklich gefallen und auf einem großen Stein aufgeschlagen war. Der Student In den ersten Sekunden wusste Kevin nicht, was er tun sollte. Er versuchte Emma wachzurütteln, doch es gelang nicht. „Adrian! Adrian!“, schrie er um Hilfe. Dieser hörte ihn natürlich nicht. Dafür eine der Nonnen, welche gerade den Hof fegte. Sie kam angerannt und sah voller Entsetzen, wie Emma da lag. Neben ihrem Kopf sammelte sich Blut. Ihr Herzschlag erhöhte sich und atmete laut. „Mein Gott! Kevin, was hast du angestellt?“, fragte sie den Jungen. Unter anderen Umständen hätte sich der Junge sofort verteidigt, doch nun brauchte Emma Hilfe. Sie war bestimmt verletzt und brauchte einen Arzt. Oder war es schon zu… . Da die Nonne zuerst nichts unternehmen wollte und einfach nur da stand sprintete Kevin los. So schnell er konnte rannte er zum Kloster zurück. Adrian war schnell gefunden. Er berichtete ihm alles in Stichworten, und dieser erkannte den Ernst der Lage. Er zog ein Handy aus seiner Tasche, welches er sonst nur selten benutzte. Das Waisenhaus besaß einen eigenen Arzt. Allerdings lebte dieser im Dorf. Er kam nur herauf, wenn er Dienst hatte. Kevin betete, dass er noch hier war. Freizeichen. Dann nahm jemand ab. Adrian und er wechselten ein paar Worte, und der Arzt versprach sofort zu kommen. Adrian beschrieb ihm den Weg und lief dann selbst los. Kevin war ziemlich außer Atem. Trotzdem folgte er ihm. Erschöpft kam er beim Baumhaus an. Adrian und der Arzt waren bereits eingetroffen. Sie hatten irgendein Tuch unter Emmas Kopf geschoben und der Arzt schob ihre Augenlieder nach oben. Er sah wie die Nonne mit Adrians Handy telefonierte. Sie redete sehr hastig, aber es war erkennen, dass sie mit jemandem aus dem Dorf telefonierte. Als sie fertig war, fragte sie den Arzt, ob sie noch was tun könnte. Dieser verneinte. „Was ist mit ihr?“, fragte Kevin. Er hatte noch nie soviel Angst wie jetzt. Emma war doch alles, was er hatte. Er musste erst nervig werden, bevor ihm jemand zuhörte. „Ich habe mit den Ärzten unten im Dorf gesprochen. Sie verständigen einen Krankenwagen, aber das kann dauern. Außerdem kann er nicht hier hoch, und es wird schwierig das Mädchen runterzubringen. Und das alles nur wegen eurem dummen Versteckspiel.“, rief ihm der Arzt zu. Er wusste nicht, was wirklich passiert war, verurteilte Kevin aber schon vorher. Adrian biss auf seine Unterlippe. „Uns läuft die Zeit weg. Sie ist bewußtlos, oder liegt im Koma. Der Arzt hat ihre Blutung gestoppt, aber solange wir nicht wissen wie schwer sie wirklich verletzt ist, können wir ihr nicht helfen. Sie muss ins Krankenhaus, aber das kann gut mehrere Stunden dauern.“, konfrontierte er Kevin mit der Wahrheit. Für diesen war das zu viel. Er fiel auf seine Knie und starrte gebannt auf seine Schwester. Er begann zu heulen, da nicht wusste, was weiter passieren würde. Wenn er seine Schwester verlor, wusste er nicht weiter. Er hatte ihr doch versprochen sie zu beschützen und nun hatte er versagt. Der Arzt hielt es für keine gute Idee Emma zu tragen, worauf er eine Trage anforderte. Adrian reagierte sofort und lief an Kevin vorbei. Dieser wollte helfen, doch er wäre bestimmt nur im Weg. Adrian kam mit einer Trage zurück, und er und der Arzt hievten Emma langsam darauf. Die beiden begannen Emma reinzutragen, während Kevin nur zusah. Sollte er einfach nur dasitzen und nichts tun? Nein! Seine Schwester brauchte ihn nun. Er begleitete die beiden und wich ihr von der Seite. Sie brachten das Mädchen ins Krankenzimmer. Dort stand ein Bett bereit. „Geht jetzt. Ich untersuche sie genauer. Dann geht alles mit den Sanitätern schneller.“, erklärte der Arzt. Doch Kevin weigerte sich. Adrian sagte ihm jedoch, dass er im Moment nichts für Emma tun konnte. Bedrückt verließ er zusammen mit Adrian das Krankenzimmer. „Was soll ich jetzt tun?“, fragte er seinen Mentor. „Ruhe dich aus. Mehr kannst du im Moment nicht tun.“, riet er ihm. Kevin sträubte sich, als musste Adrian es ihm befehlen. Völlig außer sich stapfte Kevin in sein Zimmer. An Schlaf, oder Ruhe war nicht zu denken. Was, wenn er seine Schwester nicht mehr wieder sah? Er legte sich in sein Bett und weinte. Bald war er so erschöpft, dass er einschlief. Stunden später riss er wieder die Augen auf. Sofort kamen seine Erinnerungen zurück. Er sah auf die Uhr, stand auf und rannte zum Krankenzimmer. Er wollte nach seiner Schwester sehen. Die Tür war verschlossen und er wollte sie gerade öffnen, als er Stimmen hörte. Adrian und der Arzt unterhielten sich. „Die Zeit ist nicht auf unserer Seite. Der Krankenwagen wird es nicht rechtzeitig schaffen.“, sagte der Arzt. „Können Sie sie nicht irgendwie behandeln? Sie haben hier doch jede Menge Zeugs.“, ließ Adrian nicht locker. Der Arzt entschuldigte sich. „Ich habe nicht die passenden Geräte. Ich habe sie genau untersucht. Sie hat innere Verletzungen. Selbst wenn in der nächsten Minute die Sanitäter hereinstürmen würden, sieht es schlecht aus. Tut mir Leid.“, versuchte er es Adrian beizubringen. Dieser nickte betroffen. „Dann werde ich es mal Kevin sagen.“, murmelte er und öffnete die Tür. Draußen stand ein völlig verängstigter Junge. „Kevin…“, begann Adrian, doch der Junge wollte nichts hören. Dicke Tränen quollten über sein Gesicht. Er erhob sich und begann zu laufen. Er hatte kein wirkliches Ziel, lief aber immer weiter. Adrian dachte darüber nach ihm zu folgen, ließ es dann aber. Er fand nicht die richtigen Worte. Kevin lief und lief. Bald stand er vor einem Eingang. Die beiden riesigen Säulentüren waren geöffnet. An beiden Seiten waren Schalen aus Stein in die Wand gehauen worden. Darin befand sich Wasser. Kevin drang in das riesige Innere vor. Er marschierte den langen Gang endlich, an dessen Seiten lange Bänke angereiht waren. Er befand sich in der Kapelle des Klosters. Er war der Einzige um diese Zeit. Er war am Altar angekommen und ließ sich auf die Knie fallen. Er presste seine Hände aneinander, schloss die Augen und begann zu beten. Gott war der einzige, von dem er noch Hilfe erwarten konnte. Adrian und die Nonnen hatten ihn sehr gläubig erzogen. „Bitte lieber Gott. Mach meine Schwester wieder gesund. Ich tu alle dafür!“, flüsterte er. Seine Umgebung beachtete er nicht mehr. So bekam er auch nicht mit, wie jemand die Kapelle betreten hatte. Kevin öffnete seine Augen und entdeckte einen langen Schatten. Jemand kam den Gang entlang. Er hatte Kevin zweifellos belauscht. „Du solltest aufhören zu falschen Göttern zu beten.“, sagte eine tiefe Stimme, welche der Junge noch nie gehört hatte. Kevin drehte sich um und entdeckte einen Mann. Sein Erscheinungsbild verharrte in Kevins Augen. Irgendwie war er von ihm beeindruckt. Die Sonne strahlte ins Innere, was zur Folge hatte, dass man das Gesicht des Fremden nicht gut erkennen konnte. Er trug einen langen Weinroten Mantel, er bis zu den Füßen reichte. Die Hände hatte er in seinen Taschen verstaut. Kevin richtete sich auf und konnte so sein Gesicht erkennen. Es sah sehr selbstbewusst und zufrieden aus. Die Gestalt trug lange Haare, die sie aber als Zopf trug. Doch eines viel Kevin sofort auf. Das Amulett! Es sah genauso aus wie das, welches ihm seine Eltern hinterlassen hatten. Nur die Zeichen darauf waren anders, als bei dem Fremden. „Zu einem falschen Gott beten? Wer sind Sie überhaupt?“, fuhr ihn Kevin an. Der Fremde grinste. „Ich bin ein Diener des wahren Gottes.“, säuselte er. Kevin verstand kein Wort. „Wenn du nicht an Gott glaubst, warum bist du dann hier?“, hakte er nach. Die Antwort fiel dem Fremden leicht. „Deinetwegen. Du betest hier zu einem Gott, der der Fantasie der Menschen entsprungen ist. Es ist witzig, dass sie an so etwas glauben. Aber noch witziger ist, dass sie nicht zu echten Göttern beten, welche ihre Wünsche wahrscheinlich erfüllen könnten.“, redete er. Kevin folgte seinen Worten zögerlich. Sie klangen irgendwie gruselig. Fast so sehr wie die Person selbst. „Und zu welchem wahren Gott betest du?“, hakte er nach. Auf diese Frage schien der Unbekannte gewartet zu haben. „Zu dem, der meine Wünsche erfüllt hat, und sich auch deinen annehmen will. Zu dem letzten der ägyptischen Götter. Dem mächtigen Baal.“, erwiderte er. Der Fremde besaß noch immer eine gruselige Stimme, doch der Name, den er gerade ausgesprochen hatte, war der Höhepunkt. Kevin wusste nicht, was er antworten sollte. Der Fremde kniete sich nun nieder und begann zu beten. „Betest du jetzt zu diesem Baal? Wenn es ihn wirklich gibt, kann er meine Schwester dann wieder gesund machen?“, fragte Kevin. Der Fremde ließ sich nicht beim Beten stören. Kevin war nun soweit jede Hilfe anzunehmen. Er wusste nicht, ob der Typ im Mantel verrückt war, oder Adrians Geschichte nun doch stimmte. „Adrian, das Oberhaupt des Klosters, hat mir mein Leben lang von Gott erzählt. Und das alles soll gelogen gewesen sein?“ Der Fremde war mit dem beten fertig. „Wie schon gesagt. Die Menschen versuchen zwanghaft an etwas zu glauben. Zu den Mächten, die aber tatsächlich existieren, finden sie keinen Zugang. Bein uns ist das anders.“, redete er. „Bei uns?“, hinterfragte Kevin. Der Fremde zeigte dem Jungen sein Amulett. „Den Erben der Götter. Du besitzt ebenfalls eines davon. Hol dir dein Amulett, und Baal wird dir deinen Wunsch erfüllen. Er wird deine Schwester retten.“, versprach er ihm. In Kevin keimte wieder Hoffnung auf. „Adrian sagte, ich solle das Amulett erst an meinem achtzehnten Geburtstag bekommen.“, erzählte er. Der Fremde schnaufte. „Es ist deine Entscheidung.“, meinte er nur. Kevin verstand. „Warte bitte hier.“, sprach er und rannte so schnell er konnte. Sein Ziel war Adrians Zimmer. Zum Glück befand sich dort niemand. Adrian hatte ihm gezeigt, wo er seinen Safe versteckte. Er kannte nun sogar die Kombination. Knarrend schwang er auf. Im Prinzip tat Kevin nichts verbotenes. Das Amulett gehörte ihm. Er hatte er so eilig, dass sogar darauf verzichtete den Safe wieder zu schließen. Er wollte das Zimmer wieder verlassen, doch vor ihm stand Adrian. Dieser musterte den Jungen. „Ach Kevin.“, seufzte er. „Nein, ich gebe es nicht wieder zurück. Dieser Mann sagte, sein Gott kann Emma helfen. Ich muss es versuchen.“, bestand der Junge darauf. „Noch hast du die Zeit, dich anders zu entscheiden. Willst du wirklich dein Leben einbüßen? Nur um deiner Schwester Willen?“, wollte er es genau wissen. Kevin nickte. „Ja. Das will ich.“, antwortete er und lief dann an Adrian vorbei. Der Fremde hatte auf ihn gewartet. „Ich habe es.“, zeigte Kevin stolz seinen Anhänger. „Dann hänge ihn dir um.“, forderte der Fremde. Kevin zögerte keinen Moment. Als er ihn um den Hals trug begann er zu leuchten und verlieh Kevin eine unglaubliche Kraft. „Erhört mich Baal jetzt?“, fragte Kevin zitternd. Der Fremde nickte. „Ja. Er wird dich persönlich empfangen. Nimm meine Hand.“, meinte er und streckte sie Kevin entgegen. Dieser ergriff sie zaghaft. Der nächste Schrecken ließ jedoch nicht auf sich warten. Kevin und der Fremde begannen sich vollständig aufzulösen. Bald war nichts mehr von ihnen zu sehen. Sie hatten sich an einen anderen Ort begeben. Und zwar dort, wo Baal herrschte. „Vielleicht sollte ich doch noch umdrehen.“, murmelte Kevin, als er vor dem riesigen Universitätsgebäude stand. „Ich habe mal was von einem Internet-Studium gehört.“, kamen ihm die ersten Zweifel. Er drehte sich um und wollte wieder gehen, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. „Du musst der Neue sein.“, begrüßte ihn ein Junge. „Kevin…“, stotterte der frischgepackene Student. „Unser Professor hat mir schon von dir erzählt. Er erwähnte, dass das deine erste richtige Schule ist. Du sollst zu Hause gelernt haben. Das finde cool. Zwar etwas schräg, aber cool.“, schien der Junge äußerst geschwätzig zu sein. „Freut mich dich kennenzulernen…“, begann Kevin. Sein neuer Freund klopfte sich an die Stirn. „Mist! Manchmal bin ich total vergesslich. Mein Name ist Jason, aber nenn mich Jas. Jedenfalls bin ich dein neuer bester Freund. Zumindest hier.“ Kevin schien an den selbstbewusstesten Menschen der Welt geraten zu sein. „Also wenn du Fragen hast, ich bin für dich da. Welche von den Professoren cool sind, wo die Vorlesungen stattfinden, und welche Bräute du anbaggern kannst.“ Kevin wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ahhmm, danke, aber ich glaube nicht, dass ich dich brauchen wer…“ Jas schleifte ihn nun einfach mit. „Komm, du willst doch nicht zu spät zu deiner ersten Vorlesung kommen.“ Kevin war sich zwar nicht sicher, was gerade abging, aber er war froh, in den wenigen Minuten, in denen er hier war, einen Freund gefunden zu haben. Obwohl dieser wohl eher ihn gefunden hatte. Jas versprach einen Schnelldurchlauf durch die Uni zu veranstalten. Ihr erstes Ziel war die Kantine, wo Jas auch gleich eine längere Pause einlegte. Dann ging die Tour weiter. Bald kamen sie am Turnsaal vorbei. „Hier trainieren unsere Fußballprofis. Alles Hohlköpfe, aber wenn sie mich brauchen würden, würde ich sofort ja sagen. Allerdings sagen sie jedes Mal, ich wäre zu schlecht.“, erzählte er und öffnete die Tür. Die Mannschaften schienen gerade ein Match auszutragen. Plötzlich wurde es Kevin ganz warum unter dem Pullover. Er blickte zu der Stelle, und erkannte ein Leuchten. Es war sein Amulett. Das konnte nur eines heißen. Es war gerade Anstoß und die Spieler kämpften erbittert um den Ball. Einem von innen gelang es ihn zu schnappen. Er trug ein weißes Trikot, und spielte sehr gut. Trotz seiner langen, wuschigen Haare. Kevin erkannte ein rotes Band um seiner Hand. Er schien der Captain der Mannschaft zu sein. Außerdem ein guter Fußballer. Er trickste jeden Gegner nach dem anderen aus. Keiner konnte ihm den Ball abjagen. Er verzichtete sogar darauf den Ball abzugeben. Er stand nun vor dem Tor und schoss. Ob er es geschafft hatte, wusste Kevin nicht. Jas hatte die Tür wieder zufallen lassen und war weitergegangen. Kommst du?“, drängte er. Kevin nickte. „Ich habe noch etwas zu erledigen. Die erste Vorlesung beginnt in einer halben Stunde in Saal 7C. Kannst du dir das merken?“, kontrollierte Jas. Kevin wiederholte es. „Gut, wir sehen uns dann.“, verabschiedete sich Jas. Kevin überlegte, was er als nächste tun sollte. Dann viel es ihm ein. Er sollte sich vorher noch beim Sekretariat melden. Dort angekommen wurde er schnell begrüßt. Es schien Hochbetrieb zu sein. Man gab ihm einen Zettel und schickte ihn dann wieder fort. Auf dem Papier stand eine Nummer und ein Code. Das mussten die Daten für den Spind sein, der Kevin zur Verfügung gestellt worden war. Es dauerte etwas, bis er ihn gefunden hatte. Er trug noch immer einen schweren Rucksack und freute sich bereits darauf seine Sachen verstauen zu können. Doch das war leichter gesagt als getan. Er nahm den Rucksack ab und drehte an dem Code-Schloss. Keine Regung. Er kontrollierte noch mal die Nummer des Spinds und den Code. Er hatte alles richtig gemacht. Erst beim fünften Mal klickte das Schloss. Kevin packte seine Bücher aus und legte sie hinein. Viel hatte in diesem Spind nicht Platz. Er schloss ihn wieder und wollte gehen. Dann fiel ihm ein, dass er für die Vorlesungen sicher noch ein, oder zwei Bücher brauchen konnte. Er drehte wieder am Schloss, doch vergebens. Er rüttelte daran, was aber auch nichts brachte. Leises Kichern war hinter ihm zu hören. Sofort drehte sich Kevin um. Er bekam den Schock seines Lebens. Ein Mädchen hatte ihn beobachtet. Sie trug langes, blondes, lockiges Haar und war stylisch gekleidet. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um über Kevins Pech nicht zu lachen. „Deine Show ist wirklich besser als die letzten Music Awards.“, scherzte sie. Bevor Kevin noch etwas sagen konnte, schlenderte sie an ihm vorbei und klatschte mit der offenen Hand gegen das Metall. Sofort sprang es auf. „Gewusst wie.“, rettete sie den armen Kevin. Dieser war zuerst ziemlich verunsichert. Das Mädchen erinnerte ihn an jemanden. „Emma.“, streckte sie Kevin die Hand entgegen. Verwirrt tat Kevin das selbe. Das Mädchen schien auf etwas zu warten. „Kevin!“, kam nun die Stimme von Jas. Er und Emma schienen sich zu kennen. Es war verrückt! Das Mädchen ähnelte Kevins Schwester nicht nur, sie hieß auch so. Gut, Emma war kein seltener Name, aber Kevin war mehr als verdutzt. „Jetzt brauche ich euch nicht mehr vorzustellen. Das ist meine Freundin, Emma. Aber nenn sie einfach Avril, das bringt sie auf die Palme.“, witzelte Jas. Dafür erntete er einen Ellbogenschlag. „He, schon gut! Er ist neu, er braucht alle Informationen.“, verteidigte er sich. Kevin brachte noch immer kein Wort heraus. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Außerdem spürte er bei Emma etwas eigenartiges. „Nenn mich ja nie so, O.k?“, wandte sie sich ihm zu. Kevin nickte schwach. „Du brauchst nicht schüchtern zu sein.“, lächelte sie. „Tut mir Leid.“, meinte Kevin nur. „Du bist also der Neue. Wenn du ein Freund von Jas bist, bist du auch meiner. Außerdem kannst du bei einigen Dingen hier sicher meine Hilfe brauchen.“, ließ sie ihren Blick auf den Spind werfen. Jas verstand sofort. „Hattest du Probleme damit? Hatte ich bei meinem ersten Tag auch. Ich habe versucht ihn mit einem Lineal aufzustemmen. Kann ich dir aber nicht empfehlen.“, erzählte er. Dann läutete eine Glocke. „Wir müssen. Komm Kevin, ich zeig dir den Weg.“, bot sie dem Neuen an. „Wir kommen gleich nach.“, antwortete Jas. Emma musterte die Jungen argwöhnisch, ging dann aber weiter. „Wir müssen.“, wies Kevin darauf hin. Jas nickte schnell. „Du brauchst noch ein paar Grundinformationen.“, meinte er. Kevin sah das genauso. „Ich habe tatsächlich Fragen. Über Emma, und über dich. Wie kann man nur versuchen mit einem Lineal etwas aufzubrechen?“, versuchte Kevin nun seinerseits witzig zu sein. Jas hustete demonstrativ. „Du meinst sicher das ‚Avril‘. Emma ist das Gesangsgenie an der Uni. Unser Lokalpromi. Nur ohne Fans…“, begann Jas zu erzählen. „So richtig mit Band und so?“, hakte Kevin nach. Jas bejahte. „Bist du etwa an ihr interessiert?“, wurde er neugierig. Kevin nickte. „Ja, aber nicht so, wie du denkst.“ Ihm kam an der Uni vieles merkwürdig vor. Warum hatte sein Amulett aufgeleuchtet? Trug hier noch jemand eines? Und warum sah diese Emma seiner Schwester so ähnlich und hieß auch so? Oder kam es Kevin nur so vor? Und warum konnte dieser Jas so nerven? Es wurde Zeit und die beiden rannten los. Sie wollten nicht zu spät kommen. Der Saal 7C war riesig. Kevin erinnerte er an einen Kirchensaal, wie den in Jonathans Kirche. Viele Sitze waren bereits besetzt, doch dann sahen sie Emma winken. Sie hatten den beiden Plätze freigehalten. Kevin und Jas drängten sich an den anderen Studenten vorbei und ließen sich fallen. Kevin fieberte gespannt seiner ersten Vorlesung. „Erwarte dir nicht zu viel. Wenn du eine Vorlesung gehört hast, hast du alle gehört.“, bemerkte Jas Kevins Fieber. Dieser blickte seinen neuen Freund ungläubig an. Emma hatte einen Ratschlag. „Jas redet oft zu viel. Dann musst du einfach das machen, wie ich bei deinem Spind. Nur mit seiner Schulter.“, verriet sie Kevin das Geheimnis. Jas meckerte sofort. Kevin probierte es sofort aus. Es war so, als würde er damit eine Art Freundschaftspakt zwischen den Dreien schließen. „Ihr seit gemein…“, murmelte Jas in sich hinein. Dann begann der Professor zu sprechen. Ein paar Dinge hatte Kevin bereits gelesen, andere waren neu. Im großen und ganzen fand er seinen ersten Tag recht spannend. Dann hatte Emma die passende Idee. „Kevin, hast du schon die Kantine gesehen?“, fragte sie, und erwartete ein Nein. „Ahhmm…ja. Kann man sagen.“, entgegnete er. Emma blickte zu Jas. Dieser tat ganz unschuldig. Auf dem Weg zur Kantine geschah es dann. Jemand kam auf die Drei zu. Es war der Fußballspieler. „He, Leute, wer ist den das?“, fragte Kevin. Jas brummte. Diesmal schien er keinen flotten Spruch auf der Zunge zu haben. Dafür sprang Emma ein. „Das ist Connor, der Star unserer Fußballmannschaft. Er ist unsere große Hoffnung, aber mir ist er irgendwie unheimlich.“ Kevin gab ihr Recht. Connor strahlte eine gewisse Gleichgültigkeit aus. Je näher er Kevin kam, desto heller leuchteten die Amulette der beiden. Zum Glück bemerkten Emma und Jas nichts davon. Kevin und Connor waren nun auf Augenhöhe. Connor warf nur einen kurzen Blick zu Kevin. Sonst nichts. Kein Gruß, keine Fragen, keine Regung in seinem Gesicht. Obwohl Kevin ein Amulett trug, schien er ihn nicht für interessant genug zu halten. War er vielleicht so stark? Oder nur überheblich? Kurz darauf war Connor an den Dreien vorbei gegangen. „Kommt jetzt.“, meinte Emma und setzte ihren Weg zur Kantine fort. „Geht klar. Ich habe seit heute früh nichts mehr gegessen.“, erzählte Jas. „Es ist Neun Uhr.“, zeigte Kevin seine Armbanduhr. Jas wiegte mit dem Kopf. „Deswegen ja.“ Connor hatte natürlich über Kevin nachgedacht. Allerdings sah er ihn nicht als ernsthaften Gegner an. Er fragte sich, ob der Junge sein Amulett für das Gute, oder das Böse einsetzte. Wenn zweiteres zutraf, war es Connors Pflicht, Kevin zu beseitigen. Er holte sein Amulett hervor und betrachtete es. „Das Zeichen des Gottes Behedit. Ich werde mich seiner als würdig erweisen und diesen Jungen prüfen.“, flüsterte er und setzte seinen Weg fort. „Ich nehme das selbe wie vorhin.“, rief Jas der Kantinenhilfe zu, die er anscheinend persönlich kannte. „Verfressen wie immer.“, meckerte Emma. Jas sah das anders. „Schon mal was von Studentenfutter gehört? Für die Vorlesungen müssen wir doch fit sein. Stimmst du mir nicht auch zu, Kevin?“, fragte er seinen Freund. Dieser konnte nur nicken. Dann sah Jas zu einem Studenten, der hinter ihm saß. Er las gerade eine Zeitung und Jas sprang sofort ein Artikel ins Auge. „Sorry, darf ich mal?“, erkundigte er sich ohne eine Antwort abzuwarten und borgte sich ein Blatt aus. Er schien keine scheu vor einer Kritik zu haben. „Was spannendes? Hast du vielleicht im Lotto gewonnen?“, scherzte Emma. Jas antwortete nicht. Er las gerade den Artikel. „Habt ihr schon von diesem Serienkiller gehört?“, fragte er schließlich. Kevin und Emma warfen sich fragende Blicke zu. „Hier steht, dass dieser Killer hier in der Nähe operiert. Das gibt einem doch zu denken.“, warf Jas ein. „Und du glaubst, er hat es jetzt auf dich abgesehen, oder was?“, hakte Kevin nach. Jas presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein, aber es interessiert mich einfach. Vorgestern Nacht hat er wieder zugeschlagen. Er hat einen Minister auf dem Gewissen. Hier steht die meisten Serienkiller wählen ihre Opfer wahllos, aber diese hat prominente Persönlichkeiten im Visier. Die Zeitungsfritzen glauben, dass er politische Motive hat.“, berichtete Jas. Kevin hatte natürlich sofort verstanden, dass er damit gemeint war, zeigte aber keine Regung. „Das bezweifle ich.“, nahm er Stellungnahme zu dem Motiv. Jas und Emma blickten ihn erwartend an. Kevin hatte sich verplappert. Die beiden erwarteten eine Antwort. „Ich meine… er will sicher nur Aufmerksamkeit. So wie Jas!“, fand er die richtigen Worte. Sein neuer bester Freund brummte. „Das habe ich wahrscheinlich verdient. Jetzt habe ich also zwei Freunde, die meine coole Art nicht würdigen.“, sagte er dramatisch. „Ist doch egal, welche Motive er hat. Solange er nur auf alte Knacker aus ist, und nicht auf gutaussehende Frauen, bin ich sicher.“, versuchte es Emma nun auf Jas Weise. Die drei plauderten noch etwas, bis die nächste Vorlesung anstand. So brachten sie den Tag hinter sich. „He, Kevin, was hast du heute noch vor?“, fragte Jas, als die drei die Uni verließen. Kevin suchte nach einem Grund, zurück zur Kirche zu kommen, doch ihm fehlte die Fantasie. „Nichts weiter.“, musste er zugeben. Jas wechselte ein paar Blicke mit Emma. „Du hast enormes Glück, Kumpel. Wir verraten dir nun unser Geheimnis.“, verriet er. Kevin verzog die Augenbrauen. „Lass nur. Geheimnisse sollten geheim bleiben.“, wollte er nicht darauf ein gehen. Doch Jas war der hartnäckigste Mensch, den er je kennengelernt hatte. Er legte seine Hand auf Kevins Schulter und zwang ihn praktisch zum Mitgehen. Ihr Ziel schien ein Café zu sein. Mit solchen Verpflichtungen hatte Kevin bereits gerechnet. „Das ist euer Geheimnis?“, hakte er nach. Jas nickte bekräftigend. „Ja, das beste der ganzen Stadt. Ich habe es gefunden. Drinnen ist es echt schön und die Getränke sind auch spitze.“, erklärte er und trat als erstes ein. Kevin wandte sich zu Emma. „Es liegt doch gerade mal hundert Meter vom Unigebäude entfernt.“, wunderte er sich. Emma kicherte. „Lass ihm den Triumph. Die meisten Studenten kommen hier her, um sich auszuspannen. Aber der Laden hat wirklich einiges zu bieten. Ich durfte hier sogar mal auftreten.“, erzählte sie. Als Kevin genauer nachfragte, überredete sie ihn im Café weiter zu plaudern. Kevin hatte mit Tischen und Stühlen gerechnet, doch Fehlanzeige. Er entdeckte eine lange, Sitzgarnituren und weitere gemütliche Plätze. Jas hatte es sich am Tresen gemütlich gemacht und winkte seine Freunde zu sich. „Ich wusste ja, dass Mädchen immer länger brauchen, aber du Kevin?“, wollte er Emma ärgern. Kevin sah sich nach einem Kellner um. „Ich habe schon bestellt.“, informierte ihn Jas. Kevin sah ihn fragend an. „Du weißt doch gar nicht, was ich trinke.“, warf er ein. Jas schien das nicht zu stören. „Du bist eindeutig ein Cola Typ.“, stand für ihn fest. Kevin seufzte. „Dann hast du dir wohl ein Mineralwasser bestellt.“, tauchte er nun auf. Jas schnipste mit den Fingern. „Du hast Potential.“ „Bitte nicht! Mit zwei Jas werde ich nie fertig. Eher wechsle ich die Uni.“, drohte sie. Bald war eine Stunde vergangen. „O.k Leute, ich werde mich mal zu Hause blicken lassen. Meine Eltern glauben sonst, ich wäre diesem Serienkiller zum Opfer gefallen. Das würden sie tatsächlich, weil ich meine Paraneuer von ihnen habe.“, verabschiedete sich Jas. Kaum war er weg, fiel es Kevin wieder ein. „Ach Emma, du hast doch erwähnt, dass du hier einmal aufgetreten bist.“, erinnerte er das Mädchen. „Ja, ich kenne die Besitzerin. Sie ist echt nett.“, erzählte sie. Kevin trank seine inzwischen zweite Cola aus. „Ich will ja nicht unverschämt klingen, aber kann ich mal was von dir hören?“, fragte er vorsichtig. Doch Emma hatte nichts dagegen. „Klar, du kannst mal zu unserer Probe kommen. Jeden zweiten Tag, vor der ersten Vorlesung. Weißt du, wo der Turnsaal ist?“ Kevin nickte und erinnerte sich an Connor. „Gleich daneben.“, verriet ihm Emma. „Ich werde mal vorbeischauen. Schließlich kenne ich nicht soviele Berühmtheiten.“, wollte er Emma schmeicheln. Diese stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Wehe du fängst so an wie Jas.“, warnte sie. Kevin hob entschuldigend die Hände. „Aber wenn er sagt, dass du gut bist, hat er sicher Recht.“, verteidigte er sich. Emma hatte sich einen Fruchtmix bestellt und trank gerade aus einem Strohhalm. „Morgen früh.“, sagte sie nur und legte ein paar Münzen auf den Tisch. Sie schenkte Kevin noch ein Lächeln und verabschiedete sich grußlos. Kevin sah auf die Uhr und wollte zurück zu Jonathan. Eine Stunde später lag er wieder auf seinem Bett. Das war er also. Sein erster Studientag. Er erinnerte sich an Connor und suchte Jonathan auf. Er erzählte ihm von dem Spitzenfußballer, doch der Pfarrer schien keine Bedenken zu haben. „Ich bezweifle, dass er sich als Feind herausstellen wird. Er benutzt die Magie seines Amuletts für seinen Sport. Denke nicht weiter über diesen Jungen nach. Aber erzähl. Was hast du heute alles erlebt?“, wollte Jonathan alles ganz genau wissen. Kevin erzählte alles nur im groben. Er erwähnte seine neuen Freunde, verriet aber nicht seine Namen. Auch nicht, dass Emma seiner Schwester so ähnlich sah. Plötzlich leuchtete Jonathans Amulett. Es bestand kein Zweifel, dass Bata mit dem Jungen reden wollte. Aber was würde er von ihm wollen? Welchen Auftrag würde er ihm diesmal erteilen? Der Auftrag „Auf dem Blatt steht alles, was du wissen musst. Der Stadtrat kommt morgen früh von einer Reise zurück. Lass ihn nie bei sich zu Hause ankommen.“, befahl ihm Bata. Kevin zuckte. Morgen früh? Er hatte Emma doch versprochen sich blicken zu lassen. „Geht es… vielleicht auch am Vormittag?“, wagte er es zu fragen. Bata konnte manchmal etwas aufbrausend sein, doch dieses mal blickte er Kevin nur skeptisch an. „Warum? Du versäumst deine erste Vorlesung doch nicht.“, erinnerte er. Kevin nickte. „Ich habe aber noch etwas dringendes zu erledigen. Ich habe Euch gegenüber noch nie einen Wunsch geäußert.“, gab er zu bedenken. Bata zeigte sich großzügig und gewährte Kevin den Wunsch. Er verzichtete darauf nachzufragen und schärfte Kevin ein, es nicht zu vermasseln. Dieser versprach es. Er wollte den Job zwischen den Vorlesungen erledigen. Langsam wurde es draußen dunkel, und Kevin wollte den heuten Stoff nochmals durchgehen und das Geschehene verarbeiten. Als er schlaffen ging, viel ihm etwas ein. Er hatte heute wieder an seine Schwester gedacht, aber nicht ihr Bild angesehen. Dies war das erste mal gewesen. Er dachte darüber nach, dies noch nachzuholen, doch er war zu müde. Bald schlief er ein. Kevin hielt alle seine Versprechen. Deswegen stand er auch am nächsten morgen im großen Musiksaal und hörte Emma und ihrer Band zu. Das Mädchen winkte ihren Kollegen zu, dass sie eine Pause wollte und begrüßte ihren Freund. „Sag jetzt nicht, dir gefällt meine Musik nicht.“ Kevin rang nach einer Antwort. „Eigentlich verstehe ich nicht viel von Musik. Ich weiß nur, dass du einen neuen Fan hast.“ Emma schien die Antwort zu gefallen. „Danke, aber das war noch gar nichts. Wir sind sicher ganz gut, aber wenn ich an Jas Sprüche denke…“, erinnerte sie an dessen Bemerkungen. „Jas hat doch keine Ahnung. Schreib noch ein paar Lieder, und nächstes Jahr sehen wir dann zusammen deine Clips bei M-TV an.“, versprach er. Emma schien der Gedanke zu gefallen. „Das wäre gar nicht so schlecht. Aber ich bezweifle, dass ich wirklich Mal unter den Top 10 bin.“, wollte sie realistisch bleiben. Kevin sah das anders. „Nachdem, was ich gerade gehört habe? Du wirst sicher bald berühmt. Dann trittst du in Talkshows auf, hast Gastrollen in Serien, verkaufst eine Menge Alben und ziehst dich für diverse Hefte aus.“, wollte er Emma aus der Ruhe bringen. Seine neue Freundin wusste nicht, ob sie ihm danken, oder ihn schlagen sollte. Also tat sie beides. „Pass auf! Jas ist kein guter Umgang für dich. Noch so eine Bemerkung, und…“, warnte sie. Kevin versprach es hoch und heilig. „Und ihr seit auch super, Jungs!“, rief er den übrigen Bandmitgliedern zu. Diese antworteten aber erst gar nicht. „Wenn du willst gebe ich dir eine CD. Ich habe alle meine Songs gebrannt.“, bot das Mädchen an. Kevin fand das eine tolle Idee. „Die erste Vorlesung beginnt gleich. Wollen wir danach irgendwo hingehen?“, fragte sie weiter. Kevin schnitt ein entschuldigendes Gesicht. „Liebend gern, aber nach der Vorlesung habe ich bereits etwas vor.“, gestand er. Emma fragte nach, doch Kevin fand eine Ausrede. Niemals durfte sie erfahren, wer er in Wirklichkeit war, und was er tat. Zitternd betrachtete der Junge seine Hände. „Meine Hände… sie waren verschwunden.“, stotterte er. Sein Begleiter beruhigte ihn. „Wir haben uns an einen anderen Ort teleportiert. Kein Grund zur Sorge. Dir geht es gut.“ Kevin war sich da aber nicht so sicher. Er befand sich in einer völlig neuen Situation. Sein Amulett besaß tatsächlich magische Kräfte. „Wo sind wir hier?“, fragte er, als er seine Umgebung genauer betrachtete. Kalter, glatter Stein umgab ihn und seinen Begleiter. „Wir sind in einer Höhle. In Baals, um genauer zu sein.“, klärte der Fremde die Situation auf. „Dein Gott haust in einer Höhle?“, kamen dem Jungen die ersten Zweifel. „Normalerweise zieht Baal gemütlichere Orte vor. Allerdings liegt er im Moment im Sterben, und ist für seine Feinde angreifbar.“, verriet sein Führer. Kevin erschrak? „Er stirbt? Aber er ist doch ein Gott, sagtest du!“, wurde er ganz aufgeregt. Sein Führer nickte. „Ja, das ist er auch. Auch wenn Baal nur noch wenige Monate, oder Jahre zu leben hat, wird er, wenn die Zeit gekommen ist neu geboren werden, und stärker als je zuvor sein. Und jetzt folge mir.“, verlangte er. Kevin war mehr als mulmig zumute, tat aber, was man ihm auftrug. Der Fremde führte ihn durch ein Gewirr von Gängen, die zweifellos ein Labyrinth waren. Baal wollte wohl nicht so einfach gefunden werden. „Wir sind gleich da.“, entgegnete sein Diener. Und er behielt Recht. Er und Kevin betraten den letzten Gang, der zu einer großen Halle führte. Er war so dekoriert, dass man nicht mehr an eine Höhle dachte. „Endlich.“, hörte Kevin jemanden. Er sah sich in der Höhle um und entdeckte einen Thron. Darauf saß jedoch niemand. Kevin ließ seinen Blick weiter schleifen und erblickte ein Bett. Darin schlief jemand. Mit Schmerzen versuchte dieser aufzustehen. „Mandulis hat dich also für unsere Sache gewonnen.“, begrüßte er ihn. „Kevin…“, begann der Junge. Baal knurrte. „Nein! Du bist Hapi. Und ab heute dienst du mir!“, sagte er streng. Der Junge nickte. „Das werde ich tun. Aber nur, wenn du meiner Schwester hilfst.“, wollte er einen Deal. Baal lachte. An seiner Stimme war zu erkennen, dass er bereits sehr alt war. Das konnte man auch an seiner Haut erkennen. Sie war faltig und rau. „Kannst du das überhaupt? Du bist nur ein alter Mann. Mandulis sagte, du wärst ein Gott.“, wagte es Kevin, Baal zu beleidigen. Dieser ging darauf ein. „Ich weiß nicht, was du dir unter einem Gott vorstellst, aber du hast Recht. Ich bin alt. Ich brauche bald wieder einen neuen Wirt. Allerdings gibt es nur wenige, die mit mir kompatibel sind.“, flüsterte er. Kevin verstand kein Wort. „Du brauchst einen neuen Körper? Ich werde dir helfen. Wenn du Emma gesund machst.“, drängte er nun. Baal steuerte auf Kevin zu. „Du gefällst mir. Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, Hapi.“, versprach er. „Vielen Dank. Aber warum nennst du mich Hapi?“, wollte er es genau wissen. Baal wies auf sein Amulett hin. „In deinem Amulett befindet sich die göttliche Kraft des Hapi, einem der vier Kanopengötter. Als Seth den Gott auslöschte verbannte er seine Kraft in das Amulett. Du wurdest auserwählt es zu tragen.“, erklärte er. Kevin sah nun klarer. „Gehen wir nun zu meiner Schwester?“, hakte er nach. Baal verneinte. „Ich werde zu deiner Schwester gehen und sie heilen. Du wirst sie nie wieder sehen. Das ist die Bedingung. Manchmal muss man sich für seinen Gott aufopfern.“, sprach er. Das versetzte Kevin einen Schlag. Er durfte Emma nie wieder sehen? Das war hart. Aber Hauptsache, sie blieb am Leben. „Woher weiß ich, dass du ihr wirklich hilfst?“, verlangte Kevin einen Beweis. „Du musst lernen, deinem Gott Bedingungslos zu vertrauen.“, erklärte Baal. Kevin hatte da seine Zweifel. Er wurde zwar religiös erzogen, hatte heute aber zum ersten Mal etwas von Baal gehört. „Nun den. Während ich fort bin, wird dich Mandulis der ersten Prüfung unterziehen.“, verriet dieser. „Prüfung?“, wiederholte Kevin fragend. Doch Baal begann sich aufzulösen. War er jetzt bei Emma? Würde er ihr tatsächlich helfen? „Es ist Zeit für deine erste Teleportation.“, begann Mandulis. Kevin verstand nicht. Wie sollte er das anstellen? „Ich werde ab heute dein Lehrer sein. Ich hatte die große Ehre von Baal zu lernen. Erinnerst du dich noch an die Schläger, die deiner Schwester das angetan haben? Natürlich tust du das. Konzentriere dich jetzt auf sie.“, befahl Baals Diener. Kevin wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Er schloss die Augen und dachte an die beiden Rüpel. Als er sie wieder öffnete befand er sich vor der Schule, vor der er den beiden zum ersten Mal begegnet war. Kevin war äußerst überrascht ausgerechnet an diesem Ort gelandet zu sein. Was sollte er hier. „Mandulis? Wie sieht meine Prüfung aus?“, konnte er sich nichts darunter vorstellen. Mandulis half ihm auf die Sprünge. „Sag jetzt nicht, du willst dich nicht an den beiden rächen. Sie haben deine Schwester schwer verletzt und dafür müssen sie zahlen.“, stand für ihn fest. Kevin verstand zwar, wollte aber nicht noch mehr Leid verursachen. „Ich verzichte darauf.“, wollte er die Sache einfach nur abhaken. Mandulis ließ aber nicht locker. „Wenn du es nicht für dich tun willst, dann für deinen Gott. Es ist der Test für deine Einstellung.“, meinte er nur. Kevin wollte bereits widersprechen, als die beiden Schläger aus der Schule kamen. Kevin drehte sich um, doch Mandulis war verschwunden. „Ach ne! Sie mal, wer uns schon wieder besucht.“, sagte einer der Rüpel. „Jetzt können wir endlich unsere Rechnung begleichen.“, erwiderte der andere. Normalerweise hätte Kevin nicht gegen sie gekämpft. Doch sie erwähnten mit keinem Wort Emma. Sie fragten nicht, ob es ihr gut ging, oder entschuldigten sich. Sie waren so arrogant wie immer. Das setzte dem ganzen den Hut auf. Kevin war stocksauer. Er wollte den beiden eine Abreibung verpassen. Der beiden liefen mit erhobenen Fäusten auf ihren Feind zu. Kevin hob die Hand, um sich zu wehren, und erlebte eine Überraschung. An seinem Handgelenk war ein Schild aufgetaucht, welches den Schlag abblockte. „Was ist das?“, wunderte er sich mehr, als die beiden Schläger. „Dein komisches Teil wird dir nicht weiterhelfen.“, sagten sie und führten den Kampf fort. Kevin spürte die Energie, die ihm das Amulett verlieh. Er fühlte sich stärker und wurde mit den Schlägern fertig. Die beiden hatten keine Chance. Einen streckte er mit einem Faustschlag nieder, und der andere bekam eine Kopfnuss mit dem Schild. „Mist! Wieso ist der Kerl plötzlich so stark?“, fragte einer verdutzt. „Sehr gut.“, war Mandulis wieder neben Kevin aufgetaucht. „Zufrieden.“, fragte dieser. Doch das schien Mandulis nicht zu sein. „Noch nicht ganz.“, meinte er und vollzog eine Handbewegung. Aus Kevins Schild schoss eine lange, scharfe Klinge. „Was… soll ich damit?“, kam er nicht zurecht. Wollte dieser Mandulis etwa…? „Räche deine Schwester und schicke diese beiden Nichtsnutze in die Hölle.“, befahl Mandulis mit einem eiskalten Ton. Kevin war starr vor Angst. Er sollte die beiden Jungen töten. Nein! Dazu war er nicht in der Lage. Die Unsicherheit führte dazu, dass sein Schild, samt Klinge verschwand. Mandulis brummte unzufrieden. „Nun gut. Du brauchst scheinbar noch etwas. Du bist noch jung, also werde ich es dir verzeihen.“, hauchte er und griff nach Kevins Schulter. Kurz darauf befanden sie sich wieder in Baals Höhle. Der Gott selbst hatte auf seinem Thron Platz genommen. „Baal! Was ist mit meiner Schwester?“, fragte Kevin sofort. Baal blickte zu Mandulis und dieser schüttelte den Kopf. „Er hat zumindest seine Kraft entdeckt.“, warf er ein. Baal schien nur zur Hälfte zufrieden. „Deiner Schwester geht es gut. Vergiss dein Versprechen nicht. Du dienst mir, solange ich es will. Vielleicht gestatte ich es dir deine Schwester eines Tages wiederzusehen. Doch bis dahin trainierst du mit Mandulis. Er wird mir berichten, wenn du stark genug bist, an der Front zu kämpfen.“, erklärte der Gott. „An der Front?“, erkundigte sich Kevin genauer. Baal gab Mandulis ein Zeichen es zu erklären. „Wir haben noch weitere Anhänger. Alle tragen Amulette. Sie kämpfen gegen Gegner, die uns bedrohen. Wenn du soweit bist, wirst du dich ihnen anschließen. Und töten.“ Letzteres betonte Mandulis besonders. Kevin schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde niemals jemanden töten. Das ist eine Todsünde.“, stand für ihn fest. Baal lachte. „Nicht nach meinen Regeln. Du dienst jetzt einem anderen Gott, klar? Du hast mir ein Versprechen gegeben. Vergiss nicht, dass ich mein Werk jederzeit rückgängig machen kann. Ich weiß du willst deine Schwester beschützen. Aber würdest du auch für sie töten?“, drohte er seinem neuen Diener. Sofort bekam Kevin wieder Angst um seine Schwester. Baal gab den beiden nun ein Zeichen zu verschwinden. Mandulis führte Kevin in einen anderen Gang. An dessen Ende gab es einen weiteren Saal. Dieser wurde von den frisch Rekrutierten benutzt. Dort wurde Kevin von Mandulis trainiert. Drei Jahre lang. Kevin war nun dreizehn und Mandulis hatte ihm alles beigebracht, was er auch konnte. Für ihn bestand kein Zweifel, dass der Junge großes Potential hatte, doch die wichtigste Prüfung stand noch aus. Baal empfing die beiden und betrachtete Kevin genau. „Er ist sehr viel stärker geworden.“, berichtete Mandulis. Baal verstand. „Ist er. Aber gegen mich hätte er keine Chance. Wie auch immer. Dein erster Auftrag.“, verkündete er und reichte dem Jungen etwas. Es handelte sich um eine Akte, in der sich mehrere Unterlagen befanden. Kevin öffnete sie und begann zu lesen. „Sam…Amulett…Hemen…ausschalten.“, überflog er die Seite. Verwirrt sah er zu Mandulis. „Dein erster Gegner ist ein Amulettträger. Er besitzt das, des Gottes Hemen.“, wurde er direkter. Kevin hatte verstanden. „Dann hat er auch magische Kräfte und ist so stark wie ich?“, wollte er wissen. „Ja, hat er. Aber ob er so stark ist wie du, werden wir bald sehen. Er ist der perfekte erste Gegner. Er wird ein harter Gegner sein und dir keine andere Wahl lassen. Entweder du tötest ihn, oder er dich.“, bereitete Mandulis seinen Schüler darauf vor. Kevin verstand. Er wusste noch immer nicht, ob er bereit war, so eine Tat zu vollbringen, folgte Mandulis aber widerspruchslos. Er beherrschte das Teleportieren inzwischen perfekt. Er konnte sich an jeden Ort beamen, an dem sich jemand befand, den er kannte. In diesem Fall war es Mandulis. „Wo sind wir hier?“, fragte Kevin, als er die Umgebung betrachtete. „Paris.“, war Mandulis knappe Antwort. „Mit diesem Amulett kann ich mir also auch einen schönen Urlaub machen. Ich hätte übrigens einen verdient.“, fand er. Mandulis stimmte ihm zu. „Den bekommst du. Aber nur, wenn du deinen Auftrag erfüllst.“, verlangte er. Kevin atmete noch mal tief durch, bevor die beiden ihren Weg fortsetzten. Ihr Ziel war ein verlassender Acker. Nun gut, ganz verlassen war er nicht. Hemen wartete dort auf seinen Gegner. „Das ist er also…“, murmelte Kevin. Hemen hatte die beiden Neuankömmlinge entdeckte und steuerte auf sie zu. „Das ist mein Gegner?“, erkundigte er sich. Mandulis war vor einigen Tagen bei Hemen aufgetaucht und ihm von einem Gegner erzählt, dem er sich stellen musste. Gewann war, würde Baal ihn in Ruhe lassen. Kevin wollte es schnell hinter sich bringen und rief sein Schild. „Dagegen habe ich die passende Waffe.“, reagierte Hemen und ließ aus dem Nichts eine Lanze erscheinen, wie man sie aus dem Mittelalter kannte. „Jetzt wird es also ernst.“, sagte Kevin und trat näher. Mandulis hielt sich gänzlich zurück. Kevin und sein Gegner standen sich nun auf dem einsamen Feld gegenüber. „Er belästigt mich zum letzten Mal!“, brüllte Hemen und ging auf Kevin los. Dieser versuchte einen guten Kampf hinzulegen. Er hatte viel mit Mandulis trainiert, was er jetzt in die Tat umsetzen konnte. Hemen stieß zu, traf aber nur Kevins Schild. Der Schlag war hart und stieß Kevins Arm zurück. „Kämpfe, mein Schüler! Setze deine Feuertechnik ein.“, riet ihm Mandulis. Kevin folgte und plötzlich entflammte sein Schild. Die Flammen gingen auf Hemens Lanze über, welche augenblicklich schmolz. Kevin war es gelungen seinen Gegner zu entwaffnen. Doch dieser gab noch lange nicht auf. Er versuchte sein Glück mit seinen Fäusten. Er verpasste Kevin einen Kinnhaken, worauf dieser zu Boden krachte. Hemen wollte sich auf ihn stürzten, doch Kevin hielt schützend sein Schild vor seinen Körper. Später wusste er nicht mehr, ob er es gewollt hatte, oder es sich um einen Zufall handelte. Jedenfalls schoss die Klinge im richtigen Moment heraus und durchbohrte den Feind. Kevin erschrak fürchterlich und rappelte sich wieder auf. Seine Waffe verschwand und der Junge beugte sich Hemen. „Er braucht Hilfe!“, rief er Mandulis zu, als er bemerkte, dass Hemen noch lebte. Sein Lehrer kam zu ihm. „Nicht mehr lange.“, sprach er und ließ seine eigene Waffe erscheinen. Es handelte sich um einen dreizackigen Dolch, welchen Kevin sonst nur von Ninjas kannte. Mit dieser Waffe beendete Mandulis das Spiel. „Beim nächsten Mal, beendest du deine Aufgabe ganz.“, sagte er streng und begann sich wieder aufzulösen. „Wer bist du?“, fragte der Stadtrat verwirrt, als Hapi plötzlich vor ihm stand. „Was wissen Sie über den Zyklopen?“, fragte dieser mit gepresster Stimme. An der Regung des Beamten erkannte er, dass er etwas wissen musste. Doch er schwieg. Nun beschwor Hapi sein Schild und ließ die Klinge herausfahren. Der Stadtrat erschrak. „Also gut! Ich kenne den Zyklopen, aber ich weiß nicht, wer er ist. Niemand kennt sein Gesicht. Ich sollte nur einige von seinen Projekten unterstützen, mehr nicht!“, schwor der verängstigte Mann. „Ich glaube Ihnen.“, entgegnete Hapi. Der Stadtrat atmete erleichtert. Doch dazu hatte er keinen Grund. Hapi beendete nämlich seine Aufgabe. So, wie er es immer tat. „Jetzt fuchtelst du uns schon wieder mit diesem Ding vorm Gesicht herum.“, beschwerte sich Emma. Jas las schon wieder Zeitung. Kevin riskierte einen Blick. „Schon wieder dein Serienkiller?“ Jas schien die Sache ernst zu nehmen. „Jetzt hat es einen Stadtrat erwischt.“, berichtete er. Kevin und Emma zeigten sich aber wenig beeindruckt. Jedenfalls versuchte es Kevin. „Also gut, Kevin. Wir kennen uns jetzt schon etwas besser. Es wird Zeit, dir den geheimen Ort zu verraten.“, sprach er ganz geheimnisvoll. Emma klatschte sich an die Stirn. „Nicht das schon wieder.“ „Jas ließ sich von nichts abhalten. „Hier an der Uni gibt es einen Ort, wo nur die älteren Studenten hindürfen. Es ist dort echt gemütlich und nicht viele kennen den Platz.“, genoss er es sichtlich, Kevin alles zeigen zu können. Dieser aß gerade ein Brötchen und sprach mit vollem Mund. „Meinst du, die Stofftreppe, neben dem Computerraum? Die kenne ich schon.“, ließ er Jas ins Leere laufen. Dieser versteckte sich beleidigt hinter seiner Zeitung. Plötzlich fiel Emma etwas ein. Sie griff in ihre Tasche und reichte Kevin eine CD. „Da sind alle drauf.“, erklärte sie. Kevin bedankte sich und verstaute sie. „Die lege ich ganz oben auf meinen CD-Stapel.“, versprach er, erwähnte aber nicht, dass er ansonsten gar keine hatte. Jas schnitt ein fragendes Gesicht. Kevin erzählte ihm von Emmas Probe. „Was soll den das? Ihr könnt mich doch nicht so einfach ausschließen.“, beschwerte er sich. Emma riss ihm die Zeitung aus der Hand. „Ich habe dich schon zehnmal gefragt, ob du zuhören willst.“, erinnerte sie. Bevor Jas antworteten konnte, trat ein Mädchen an den Tisch. „He, ist hier noch Platz?“, fragte sie höflich. Während Jas und Emma mit offenem Mund dasaßen, bat Kevin sie doch Platz zu nehmen. Das Mädchen hatte blonde Haare und sah sehr sportlich aus. „Ich bin Kevin. Ich weiß nicht, ob du Emma und Jas kennst.“, stellte er sich vor. Das Mädchen schüttelte ihm die Hand. Kevin dachte sofort an ein Modell. Sie besaß eine natürliche Schönheit. „Emma, ich weiß schon. Du hast doch eine Band.“, begrüßte sie das staunende Mädchen. Emma nickte mit offenem Mund. „Und du bist…?“, schien sie Jas nicht zu kennen. Dieser stellte sich einfach schnell vor. „Ich bin übrigens Torri. Kevin, ich habe gehört du bist neu hier.“, begann sie ein Gespräch. Dieser nickte. „Ja, bin ich.“ „Cool, ich würde dir gerne den ganzen Tratsch von den anderen Studenten erzählen. Wie wäre es mit einem Spaziergang durch den Campus? Ich kenne auch noch ein gutes Café, in der Nähe.“, schlug sie vor. Kevin wollte antworten, doch Emma kam ihm zuvor. „Er hat bereits ein Stammlokal.“, antwortete sie für ihn. Torri musste lachen. „Etwa dieses morsche Teil, am Ende der Straße?“, stichelte sie Emma an. „Also ich würde gerne etwas mit dir unternehmen.“, mischte sich Kevin ein. „Klasse.“, freute sich Torri. „Ich habe noch einiges zu erledigen. Ich warte die nächste Pause auf dich.“, versprach sie. Bevor sie ging, warf sie Kevin noch einen Blick zu. „Tja, sie ist wirklich nett.“, stellte er seine Naivität zur Schau. „He, Mann, du hast keine Ahnung, wer das war!“, redete Jas auf ihn ein. „Torri?“, fragte Kevin unschuldig. „Bist du vielleicht blind? Das schönste Mädchen der Welt hat dich gerade um ein Date gebeten.“, sprach er weiter. Kevin zweifelte an dieser Aussage. „Ich weiß nicht, ob es ein Date ist. Aber wieso das schönste Mädchen?“, wollte er es genauer wissen. Jas wollte antworten, doch Emma kam ihm zuvor. „Ach, manche Jungs glauben, dass sie die Schulschönheit ist.“, klärte sie auf. „Manche? Alle!“, ergänzte Jas. Kevin tat so, als würde er überlegen. „Die Schulschönheit? Ich dachte, das wärst du?“, meinte er zu Emma. Dafür erntete er einen strafenden Blick. „Erinnere dich an dein Versprechen!“, warnte sie. Solche Scherze konnte sie nicht leiden. „Kevin, hast du nicht verstanden? Torri scheint sich für dich zu interessieren, und du nimmst das einfach so hin? Du solltest Luftsprünge machen. Viele Jungs würden sicher mit dir tauschen wollen. Übrigens, brauchst du deine Haut noch? Ich würde sie gern haben.“, regte sich Jas tatsächlich auf. „Ich kann sie ja fragen, ob sie eine Schwester hat.“, erwiderte Kevin. Jas riss wieder die Zeitung an sich und steckte seinen Kopf hinein. „Vergiss sie einfach. Die ist ohnehin nur oberflächlich. Am besten du gibst dich gar nicht mit ihr ab.“, schlug Emma vor. Kevin sah das aber anders. „Also ich finde sie nett.“, stellte er seinen Standpunkt dar. Emma brummte nur und stand dann auf. Wortlos verließ sie den Tisch. „Sieh mich nicht an.“, meinte Jas, obwohl er nicht sehen konnte, ob Kevin das wirklich tat. „Also ich weiß nicht, was ihr habt. Ich finde diese Torri voll in Ordnung.“, fand Kevin. Torri hatte die Kantine inzwischen verlassen. Vor ihr stand ein Junge gegen die Wand gelehnt. Er sah Torri nicht an, sondern wartete, bis sie vor ihm stand. „Wie ist es gelaufen?“, fragte er ruhig. Torri grinste. „Wie immer. Keiner kann meinem Charme widerstehen.“, gab sie an. „Wir werden erst noch sehen, ob dieser Kevin anbeißt. Und ob er einer von den Guten, oder von den Bösen ist.“, meinte der Junge. „Ich kann ihn ja nachher fragen.“, bot Torri an, obwohl sie es natürlich nicht ernst meinte. „Ich will, dass du mir alles wichtige berichtest.“, bestand der Junge darauf. „Einverstanden. Wenn ich mir einmal dein schickes Amulett borgen darf.“, schlug sie vor. Ihr Gesprächspartner lachte nur. „Ach Torri, du weißt doch, dass es bei dir nicht funktioniert. Es hat sich seinen Besitzer selbst ausgewählt, und das bin nunmal ich. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe noch ein Spiel.“, verabschiedete sich Connor und erinnerte Torri vorher noch an ihre Aufgabe. Baal lud Kevin noch mehr Aufgaben auf. Die meisten bestanden aus Kämpfen. So wie jetzt. Er hatte sein Amulett aktiviert und seine Waffe gerufen. Es handelte sich um ein gewöhnliches Schild, das nur zur Verteidigung diente. Das sollte zumindest Hapis Feind denken. Mandulis beobachtete den Kampf von einem Versteck aus. Diesmal würde er Kevin nicht beistehen und ihm die Arbeit abnehmen. „Anuki, du hattest die Chance dich dem großen Baal anzuschließen. Du hast sein großzügiges Angebot ausgeschlagen, dafür wirst du nun mit deinem Leben bezahlen.“, warnte er. Sein Gegner nahm Hapi zwar ernst, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er fühlte sich ihm überlegen, da er eine stärkere Waffe besaß. Er hielt eine große Sense in den Händen, mit der er alles spalten konnte. Hapis lächerliches Schild konnte ihn nicht schützen. Anuki griff an, doch Hapi konnte sich noch verteidigen. Der preschte mit seinem Schild vor und verletzte Anuki an der Hand. Dieser erschrak und ließ seine Sense fallen. Darauf hatte Hapi gewartet. Aus der Mitte seines Schilds schoss plötzlich eine Klinge. „Jetzt siehst du, wie mächtig meine Waffe ist.“, grinste er und beendete seinen Auftrag. Er ließ Anuki liegen und machte sich auf den Rückweg zu Baal. Dort angekommen, berichtete er vom Erfolg der Mission. Baal lobte ihn und versprach ihm eine Belohnung. Er besaß inzwischen einen neuen Wirt. Er war jünger und stärker. „Danke, Gebieter. Ich werde mich nun zurückziehen.“, wollte Hapi gehen. Baal war jedoch noch nicht fertig. „Warte. Tut mir Leid, dass ich dich damit belästige, aber ich habe einen weiteren Amulettträger ausfindig gemacht. Ich weiß, du hast einen harten Kampf hinter dir, und du hast zum Ersten Mal getötet. Trotzdem. Du musst dich darum kümmern.“, befahl er. Hapi war etwas erschöpft, wollte Baal aber nicht enttäuschen. „Sag mir wo ich ihn finde, und ich wickle die Sache schnell ab.“, versprach er. Baal reichte seinem Diener ein Bild. „Du wirst nach China reisen müssen, um sie zu finden. Sie trägt das Amulett der Sechmet. Du dein bestes.“, erklärte er. Hapi sah sich das Bild genauer an und versprach bald zurückzukehren. Kaum war er weg, tauchte Mandulis auf. „Ich denke er ist soweit.“, meinte er. Baal nickte. „Vielleicht. Aber noch steckt Gutes in ihm. Es wird seine Zeit brauchen, bis auch noch der letzte Funke ausgelöscht ist.“ Kevin sah das Bild einer Frau vor sich. Er wusste nicht, ob sie stark, aber er würde dein bestes geben. Für Baal. Aber warum kämpfte und tötete er für ihn? Er sagte sich immer, dass er es für einen Gott tat. Aber würde seine Schwester wirklich wollen, dass andere Menschen auslöschte? Er hatte sie über drei Jahre nicht mehr gesehen. Lebte sie überhaupt? Oder tat Kevin das alles umsonst? Es wurde Schlafenszeit und die Frau brachte ihre kleine Tochter zu Bett. Sie las ihr noch eine Gutenachtgeschichte vor und wartete bis ihre Tochter einschlief. Sie wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange geben, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Jemand stand in der Tür. „Wärst du so nett, und wecken die Kleine nicht auf? Wir können gerne nach Draußen gehen.“, schlug die Frau vor. Kevin musterte das Kleinkind und war einverstanden. Sie erinnerte ihn an Emma. Trotzdem würde er die Mutter nicht schonen, wenn es zum Kampf kommen sollte. Die beiden gingen vor das Haus und Hapi erklärte sein Anliegen. „Ich diene dem Gott Baal. Ich wurde zu dir geschickt, um dir ein großzügiges Angebot zu unterbreiten. Schließe dich uns an und erfahre hohe Privilegien.“ Die Mutter musste kurz überlegen. Sie musterte Hapi argwöhnisch. Ich habe bereits von euch gehört. Ihr missbraucht die Kraft eurer Amulette und setzt sie für eure eigenen Ziele ein. Was triebt dich an, Junge?“, wollte sie von Kevin erfahren. Dieser schwieg. Er erzählte nicht jedem von seiner Schwester. „Ich nehme an, das soll eine Absage sein.“, kombinierte Hapi. Die Mutter nickte zaghaft. „Tut mir Leid, meine Tochter bedeutet mir alles. Ich werde mich euch nie anschließen.“, sagte sie festentschlossen. Hapi nickte ein paar mal langsam. „Dann lässt du mir keine andere Wahl. Meister Baal möchte, dass ich jeden vernichte, der sein Angebot ablehnt.“, erklärte er. Er wollte bereits sein Schild rufen, als die Mutter ihn daran hinderte. „Ich bin bereit gegen dich zu kämpfen. Aber bitte erst morgen früh. Kannst du das arrangieren?“, hoffte die Mutter auf ein Ja. Hapi war etwas verwirrt. Warum wollte Sechmet mit dem Kampf warten? „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht gestatten.“, erwiderte er. Die Mutter sah äußerst besorgt aus. „Wenn du glaubst, dass ich fliehe, liegst du falsch. Hier ist mein Zuhause und ich werde es verteidigen. Aber lass mich bitte meine kleine Tochter in Sicherheit bringen. Ich bin bereit morgen gegen dich zu kämpfen.“, erzählte sie. Hapi rang mit sich. Sollte er Sechmet vertrauen? Er leistete gute Arbeit und Baal wäre ihm sicher nicht böse, wenn er zustimmte. Die Mutter bedankte sich. Hapi blieb jedoch in der Nähe des Hauses und wartete auf den nächsten Tag. Das Mädchen wurde unsanft geweckt. „Mama, was ist den?“, fragte sie verschlafen. „Schatz, ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber wir müssen weg.“, meinte ihre Mutter. Ihre Tochter verstand kein Wort. Sie wollte nachfragen, doch ihre Mutter zog sie an und nahm sie an die Hand. „Wo gehen wir hin?“, fragte das Kind etwas ängstlich. So kam es, dass Kevin tatsächlich bis Tagesanbruch wartete. Er war sich nicht sicher, ob die Frau zurückkommen würde. Aber er hatte es versprochen. Kurz darauf stand sie vor ihm. „Du kommst spät.“, raunte er. Sechmet rief ihre Waffe. „Ich weiß. Aber dafür wird der Kampf schnell vorbei sein.“, versprach sie. Kevin wurde wieder zu Hapi und rief sein Schild. Wieder einmal würde er für seinen Gott kämpfen und töten. Eine zweite Chance Kevin hatte den Auftrag ausgeführt. Wie er es immer tat. Seitdem waren fünf Jahre vergangen. Kevin hielt sich selbst für einen der stärksten Kämpfer unter den Amulettträgern. Eines Tages rief ihn Baal zu sich. „Du leistest gute Arbeit.“, lobte er seinen Diener. Baal hatte ihn inzwischen perfekt manipuliert. Kevin sprach nichtmal mehr die Bitte aus, seine Schwester sehen zu dürfen. „Vielen Dank, Gebieter.“, verneigte er sich richtig. „Ich weiß, die ständigen Aufträge sind lästig.“, meinte er. „Ich tue das, was du mir befiehlst.“, antwortete Kevin. Baal und Mandulis schienen ihm einer Gehirnwäsche unterzogen zu haben. „Sie sind jetzt vorbei. Ich habe ein längerfristiges Projekt geplant. Du wirst es durchführen.“, begann er zu erzählen. Hapi gab nur ein „Ja, Gebieter.“ von sich. „Tief unter dem Sand Ägyptens ruht der Sarkophag des alten Gottes Sepa. Vor Tausenden von Jahren versteckte er sich vor Seth und versetzte sich in Tiefschlaf. Und er schläft bis heute. Ich will das du den Tempel aufsuchst und den Sarkophag findest. Dann wirst du ihn bewachen und auf Sepas Wiedergeburt warten. Egal, wie lange es auch dauert. Hast du den Befehl verstanden?“, hakte er nach. Kevin hatte noch fragen, gab jedoch ein Ja von sich. Baals Befehl kam ihm wie eine Strafversetzung vor. Hatte er ihn etwa beleidigt? Kevin tat das, was Baal sagte, und wanderte Tage lang, bis er zum Hatschepsut-Tempel kam. In den Katakomben entdeckte er einen geheimen Zugang, welcher tief unter die Erde führte. Er meisterte ein Labyrinth von Gängen, bis er endlich vor Sepas Sarkophag stand. Diesmal stand er vor einem echten Gott. Baal existierte nur noch als Seele, die menschliche Wirte brauchte. Aber Sepa stammte aus dem alten Ägypten und war mächtiger als Baal. Außerdem hatte der Junge gehört, dass Sepa die Zukunft sehen konnte. Er wollte unbedingt erfahren, wie seine aussah. Und ob er seine Schwester je wiedersehen würde. Sepa erwachte zwei Jahre später. Kevin hatte schon nicht damit gerechnet. Baal war inzwischen in einer Schlacht gefallen *, und Kevin konnte nur noch Sepa dienen. Dieser verriet seinem Diener jedoch nichts über die Zukunft. Eines Tages drangen Feinde von ihm ein. Es waren dieselben, wie Baals. Darunter befand sich auch ein Junge, dessen Vater Baals letzter Wirt war. Er schien sich als Krieger zu sehen, der Rache wollte. Zwei Freunde begleiteten ihn. Kevin war gezwungen, gegen einen von ihnen anzutreten. Es war ein Mädchen. Erst während des Kampfverlaufes, verriet sie ihm, dass sie die Tochter, der Frau war, die Kevin für Baal getötet hatte. Doch Kevin kannte inzwischen keine Schuldgefühle mehr. Er gab sein bestes, doch seine Gegnerin war klüger und trickste ihn auf. Kevin verwundete sich an seiner eigenen Klinge…und starb. Sepa wurde besiegt und die Welt vor einem tyrannischen Gott bewahrt. Doch Kevin hatte in diesem Krieg alles verloren. Er dankte Gott, dass wenigstens seine Schwester noch lebte. Aber zu welchem Gott sollte er nun beten? Er hatte selbst jeden Glauben und jedes Vertrauen verloren. Das Leben entwich aus ihm, und er spürte wie er in eine andere Welt wechselte. In die Welt der Toten… „Das wird nichts.“, fluchte der Lord, bei dem Versuch einen Knoten zu binden. Er besaß viele Talente, aber Krawatten gehörten nicht dazu. Zum Glück war seine Frau in der Nähe. „Ich habe dir bereits zichmal gezeigt, wie das geht.“, meckerte sie. Ihr Mann hob entschuldigend die Hände und bat sie um Hilfe. Seine Frau griff nach dem Kleidungsstück und band einen perfekten Knoten. „Vielen Dank.“, bedankte sich der Lord mit seiner freundlichsten Stimme. Seine Frau seufzte. „Na, komm, unsere Gäste warten bereits.“, erinnerte sie. Ihr Mann nickte und versprach gleich nachzukommen. Vorher betrachtete er sich nochmals im Spiegel. Er rückte sein Jackett zu recht und richtete seine Haare. Prüfend betrachtete er sein Spiegelbild. Er sah sehr kultiviert aus. Nur seine grauen Haare gefielen ihm weniger. Doch er hatte sie in sein Styling eingebunden und hatte nun schwarze Haare mit grauen Strähnen. Das galt auch für seinen Kinnbart. Dieser bestand musterartig aus schwarz und grau. Aber eines hätte der Lord gerne an sich geändert. Sein linkes Auge. Durch einen Unfall vor ein paar Jahren, war er dort nämlich erblindet. Er konnte nun nur noch auf seinem rechten Auge, sehen, was er zutiefst bedauerte. Aber er hatte es akzeptiert und machte weiter. Er verließ sein Zimmer und stieg die Treppe zum Hauptsaal hinunter. Dort tobte eine währenddessen eine wilde Party. Oder was man darunter verstehen konnte. Der Lord mochte diese Veranstaltungen selbst nicht. Er fühlte sich in der Zeit zurückversetzt. Er hasste gesellschaftliche Verpflichtungen, auch wenn der Grund dieser Feier sein Geburtstag war. Manchmal wünschte er sich seinen Titel weg. Er wusste zwar nicht, ob er dann immer noch so reich, war, aber manches wäre sicher einfacher. Seine Frau winkte ihn zu sich. Er stand neben einem alten Ehepaar, welches ebenfalls sehr vermögend sein musste. „Herr Lord, darf ich Ihnen herzlich zu ihrem Geburtstag gratulieren.“, begrüßte ihn der Mann. Für den Lord hieß das Händeschütteln. Aber er spielte einfach mit, in der Hoffnung, dass alles bald ein Ende hatte. Es gab keinen Gast, der nicht einen Anzug, oder ein Ballkleid trug. Immer wieder wurde der Lord von Leuten angesprochen, denen er brav ihre Fragen beantwortete. Die meisten sah er heute zum Ersten Mal. Bald wurde es spät, und ein Gast nach dem anderen verließ das riesige Schloss, welches der Lord vor langer Zeit geerbt hatte. Er unterhielt sich gerade mit einem frisch verheirateten Paar und gab ihnen Tips, als eine junge Frau das Haus betrat. Im Gegensatz zu allen anderen trug sie kein Kleid, sondern stylische Klamotten. Sofort stellte sich die Frau des Lords vor sich. „Belästigen Sie meinen Mann nicht wider mit der Arbeit.“, drohte sie. Die Frau, die scheinbar die Assistentin des Lords war, lächelte. „Ihnen auch einen schönen Tag.“, erwiderte sie. „Nehmen Sie sich ja nicht zuviel heraus. Ich kann meinen Mann jederzeit überreden, Sie zu feuern.“, schien die Ehefrau nicht gut auf sie zu sprechen zu sein. Das hielt die Assistentin nicht davon ab. „Das wage ich zu bezweifeln. Ich bin viel wertvoller für Ihren Mann, als Sie glauben.“, gab sie zurück. Das beunruhigte die Ehefrau. „Sagen Sie bloß nicht, Sie beide…“, fing sie bereits an zu spekulieren. Die Assistentin antwortete nicht, sondern schob sich einfach an ihr vorbei. Der Lord hatte sie bemerkt und ging ihr entgegen. „Miss Woods, was führt Sie zu mir.“, begrüßte er sie. Diese trat näher an den Lord und flüsterte ihm ins Ohr. „James hat das Amulett des Amset gefunden. Damit besitzen wir drei.“, informierte sie ihn. Der Lord verstand. Er wandte sich an seine Gäste und bat um entschuldigen. Er wollte die Party nämlich verlassen. „Schatz, willst du jetzt wirklich noch arbeiten?“, wollte ihn seine Frau davon abhalten. Ihr Mann bedäuerte, dass es sein musste. Er und seine Assistentin gingen nach Draußen, wo bereits eine Limousine wartete. Die beiden stiegen ein und der Wagen fuhr sofort los. Die Fahr dauerte 30 Minuten und hielt vor der Firma des Lords. Er und Miss Woods stiegen aus und betraten das Innere. Es war bereits dunkel, und niemand arbeitete mehr. Nur ein Wachmann begrüßte seinen Chef. Dieser und Miss Woods stiegen in den Aufzug, fuhren aber nicht wie manche erwartet hätte nach oben. „Emily, drücken Sie bitte den Knopf.“, bat der Lord. Diese reagierte und wandte sich einer Zahlenreihe zu. Das Hochhaus besaß über 20 Stockwerke, wovon jedoch keines das Ziel war. Emily drückte auf eine leere Stelle, unter dem Knopf für das Untergeschoss. Der Aufzug reagierte und fuhr nach unten. Die Fahrt dauerte eine halbe Minute. Die beiden stiegen aus und wurden bereits erwartet. Männer in roten Kutten standen ihnen gegenüber. „Sie brauchen sich nicht umzuziehen. Wir wissen ja nichtmal, ob es diesmal funktioniert.“, meinte der Lord zu Emily. Diese verstand und ging weiter. Der Lord zog jedoch sein Jackett aus und nahm einen roten Mantel von einem seiner Diener entgegen. Er zog ihn ordentlich an und marschierte dann weiter. Sein Ziel war ein großer Raum, der irgendwie mystisch wirkte. James und Emily warteten bereits. James streckte ihm ein Amulett entgegen. „Unsere neueste Aquirisation.“, meinte er. Der Lord nahm es entgegen. „Hast du es gefunden, oder dir erkämpft.“, fragte er nach. James grinste nur, was alles verriet. Der Lord betrachtete es und gab es dann an Emily weiter. Diese legte es zu den anderen beiden. Jedes von ihnen war an der Spitze eines Dreiecks plaziert, welches in einem Doppelkreis gezeichnet worden war. Vom Dreieck führten jedoch mehrere Striche in die Mitte. Dort sollte ein weiteres Amulett liegen, welches jedoch nicht im Besitz der Sekte war. Anscheinend wollten sie es trotzdem versuchen. Dem Lord wurde eine alte Schriftrolle überreicht, auf der verschiedene Hieroglyphen standen. Scheinbar konnte er sie entziffern. Er begann mit einer Beschwörungsformel, welche er in einer anderen Sprache aufsagte. Es schien altägyptisch zu sein. Als dies vollbracht war, begannen die drei Amulette zu leuchten. Aber nur für ein paar Sekunden. Das vierte Amulett fehlte. „So funktioniert es nicht!“, fluchte der Lord. James und Emily sahen einander enttäuscht an. „Und wenn wir eines von unseren versuchen?“, wagte es James zu fragen. Der Lord schüttelte den Kopf. „Zeitverschwendung. Wir brauchen das vierte Amulett. Wir benötigen die Amulette der vier heiligen Kanopengötter. Wir besitzen die Amulette von Duamutef und Kebehsenuef. Und dank James haben wir nun auch das von Amset. Das sind aber nur drei. Wir brauchen die Kraft des vierten Kanopengottes. Und zwar die des Hapi! Sucht das Amulett! Und kommt nicht ohne leere Hände zurück!“, trug er seinen Dienern auf. James und Emily verneigten sich vor ihm und holten ihre Amulette hervor. Sie waren bereit die Wünsche ihres Anführers zu erfüllen. Erschrocken riss Kevin die Augen auf. Er atmete schwer und versuchte sich zu orientieren. Er bewegte seine Arme und Beine, um zu sehen, ob er verletzt war. Das war unnötig. Er erinnerte sich wieder an die vergangenen Ereignisse. Er war in seine eigene Klinge gestürzt und für seinen Gott gestorben. Nun war er tot, und hatte sein Leben verwirkt. Hatte er wirklich das Richtige getan? Und würde er wieder so handeln, wenn er eine zweite Chance hätte? Von wenn hatte er all die Aufträge ausgeführt? Für Emma? Oder für Baal und Sepa? Kevin unternahm einen Versuch aufzustehen. Er betrachtete seine Hände und konnte nichts ungewöhnliches an sich feststellen. Er konnte sie noch fühlen. Es war fast so, als wäre er gar nicht tot. Als er jedoch die Umgebung betrachtete, musste er es sich eingestehen. Mandulis hatte die alten, ägyptischen Legenden geliebt und keine Situation ausgelassen, um davon zu erzählen. In vielen davon kam die Unterwelt vor. Sie soll ein düsterer Ort sein, in dem die Seelen gefangen waren. Adrian hatte ihm oft vom Himmel erzählt, als er noch klein war und er wünschte im Moment er wäre dort. Dann dachte er aber an seine Taten und an die Morde. Nein, er hatte es nicht verdient. An dem Ort, wo er jetzt war, war er zurecht. Aber wo war er genau? Mandulis hatte ihm erzählt, dass Anubis die Seelen in die Unterwelt brachte und sie vor ein Totengericht stellte. Doch Kevin sah weder einen Gott mit Schakalskopf, noch irgendwelche Richter. „Hallo?“, rief er ins Nichts. Er befand sich in einer Art Höhle, welche ihn sehr an Baals erinnerte. Es war dunkel, doch Kevin konnte genug sehen. Ihm fiel ein Gang ins Auge, und da er keine bessere Idee hatte, schlug er diesen ein. Doch schon bald erschien er ihm endlos. Es dauerte wirklich einige Zeit, bis er anfing sich zu gabeln. Kevin hatte nun die Qual der Wahl. Er wählte den linken. Es war ihm egal, was ihn dort erwarten würde. Tod war er ja bereits. Bald hatte er ein Ziel vor Augen. Zwei Gestalten mit Tierköpfen warteten am Ende des langen Ganges auf ihn. Waren das Götter? Kevin dachte daran zurückzugehen, wusste aber, dass es keinen Zweck haben würde. Er musste sich seinem Schicksal stellen. Die Gestalten führten ihn in einen großen Thronsaal, wo bereits der Herrscher der Unterwelt auf ihn wartete. Er saß auf seinen Thron und musterte den Jungen. Mandulis hatte ihm einmal erzählt, dass sein Name Osiris sei. Deswegen begrüßte Kevin den Gott auch mit diesem Namen. Der Herrscher seufzte. „Osiris ist vernichtet worden. Ich bin Heh, sein treuer Diener. *“, erwiderte er den Gruß. Kevin wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. „Osiris Seele wurde zerstört. Er wird nie mehr zurückkehren. Ich bin sein Nachfolger.“, sprach Heh weiter. „Was wird mit mir geschehen?“, wollte Kevin endlich Gewissheit. Er spürte schon die ganze Zeit eine dunkle Präsenz. Um den Thronsaal herum, befand sich ein Gewirr von Gängen. Sie schien von dort zu kommen. Irgend etwas bewegte sich in ihnen. Etwas sehr großes, böses. „Die Unterwelt besteht aus Prüfungen.“, begann Heh und gab seinen Diener ein Zeichen. Kurz darauf brachten sie eine Frau in die königliche Kammer. Sie war wie Heh gekleidet und trug eine Feder auf der Stirn. Kevin erkannte sie, durch Mandulis Erzählungen. Es war die Göttin der Wahrheit. Maat. Sie war also die Prüferin. Aber wie würde dieser Test aussehen? Würde Kevin ihn bestehen? Oder würde er enden wie Mandulis? Als Seele, die in der Unterwelt herumirrte. „Ich bin bereit.“, sprach er. Heh nickte. „Du hättest auch keine Wahl.“, erwiderte er. Kevin schluckte. Nun ging es um alles. Bald würde sich herausstellen, was weiter ihm mit ihm geschah. Maat trat näher formte ihre Hände zu einer Schale. Sie schien etwas zu beschwören. Das Objekt nahm Form an und Kevin glaubte eine Waage zu erkennen. Kaum war sie komplett erschien, verstärkte sich die dunkle Präsenz. Die Kreatur, die um den Thronsaal herumwanderte nahm Witterung auf. Noch ahnte Kevin nichts von der Gefahr. „Tja, ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Mein Sternzeichen ist das jedenfalls nicht.“, wollte er mehr über seine Aufgabe erfahren. Dann kam das Unerwartete. Irgendwas tat sich in seinem Körper. Kevin schmerzte das Herz und etwas schien herauszufliegen. Etwas verließ seinen Körper und steuerte die Waage zu. Es handelte sich um ein kleines, rotes Licht. „Ist das aus meinem Herzen gekommen?“, fragte er verwirrt. Heh bejahte. „Das ist die Energie deines Herzens. Sie wird bestimmen, ob du die Prüfung bestehst.“, kündigte er an. Das Licht landete auf der rechten Schale der Waage und verharrte dort. Auf die linke Seite legte Maat die Feder, welche sie als Kopfschmuck trug. „Was passiert jetzt genau?“, kam Kevin die Prüfung ziemlich verwirrend vor. Heh wollte es ihm erklären. „Das ist die Waage der Wahrheit. Sie entscheidet über alles weitere. Es zählt nun, was schwerer ist. Fällt die Schale mit der Feder nach unten, überwiegen deine guten Taten, und du kommst nach Earu, wo du alles erleben kannst, was du willst. Ist dein Herz jedoch schwerer, wirst du von Hass angetrieben und bist dazu verflucht für immer als Seele herumzuirren.“, verriet er ihm. Kevin schluckte. Er kannte das Ergebnis bereits. Er hatte Baal gedient und viel böses getan. Sein Herz würde schwerer sein als die Feder, und sein Schicksal besiegeln. Er hatte wenig Hoffnung die Prüfung zu bestehen. Maat tat ein paar Handbewegungen und die Prüfung begann. Sie schien sich auch mit Geduld zu befassen, den die Waage schien sich nicht entscheiden zu können. Ständig wiegte sie ein Stück nach rechts und dann wieder nach links. Die Kreatur beobachtete das Schauspiel. Ihre Augen funkelten rot in der Dunkelheit. Würde das Herz schwerer sein, war ihr Abendessen gesichert. Sie fraß alle Herzen, die böses in sich trugen. Kevin zitterte am ganzen Körper. Das letzte mal war Emmas Sturz der Grund. Diesmal ging es um sein Leben. Die Waage schien sich nun zu entscheiden. Sie kippte nach rechts. Kevins Herz schien schon verloren, doch dann entschied sie sich jedoch noch mal anders und wiegte wieder nach oben. Sie blieb stehen. Die Feder und das Herz waren gleich schwer. Die Kreatur stapfte wütend davon. Heh trat zu Kevin. „Das bedeutet das jetzt?“, war er sich nicht sicher. Heh setzte zur Erklärung an. „In deinem Herzen befinden sich böse Taten. Allerdings denkt die Waage, dass du tief im Inneren gut bist. Wäre dein Herz schwerer gewesen, hätte es ein grauenvoller Dämon verschlungen, und deine Seele wäre für immer verflucht. Da, aber die Feder ebenfalls nicht gewonnen hat, ist dein Schicksal wieder offen.“ Kevin konnte nicht wirklich etwas damit anfangen. „Ist das schonmal passiert? Wo komme ich jetzt hin?“ Heh gab Maat ein Zeichen. Diese zog sich wieder zurück. „Das kommt durchaus öfter vor. In diesem Fall treten die 42 Totenrichter zusammen und entscheiden über dein Leben. Oder zumindest deine Zukunft. Sie werden über deine ganze bisherige Vergangenheit urteilen. Die Stimme der Mehrheit ist dann gültig.“, offenbarte ihm Heh. Kevin seufzte. Er hatte sich bereit so gefreut es endlich hinter sich zu haben. Aber wenn diese Richter über seine Taten Bescheid wussten, hatte er ohnehin verspielt. „Folge mir bitte.“, bat ihn Heh. Kevin folgte ihm widerstandslos. „Wer sind diese 42 Richter?“, wollte er über seine ‚Henker genauer Bescheid wissen. Heh informierte ihn ausreichend. „Ich bin einer davon. Vor mir hatte Osiris die Ehre. Nun führe ich sein Werk fort.“ Er führte Kevin in einen der Gänge, welcher zur ihrem Ziel führen sollte. Als die beiden am Ende angekommen waren, standen sie vor einem großen See. Kevin hatte nicht mit sowas gerechnet. Besonders nicht hier. „Ist das der Fluss der Unterwelt?“, fragte er nach, obwohl er sich die Antwort ja denken konnte. Heh wies auf ein Boot hin. Seufzend stieg Kevin ein. „Und wohin geht die Reise?“, wollte er nicht im Ungewissen bleiben. Heh verzichtete jedoch auf eine Antwort und versicherte ihm, dass die Fahrt nicht lange dauern würde. Er stieß das Boot ab und die Fahrt begann. Heh lenkte es anscheinend nur mit seiner göttlichen Kraft. „Mich hast du bereits überzeugt.“, begann er zu reden. „Allerdings wird das bei den übrigen Richtern nicht so einfach. Du wirst es besonders schwer haben Isdes zu überzeugen. Er führt das Gericht an, und seine Stimme zählt doppelt. Das verhindert, dass in einem äußerst unwahrscheinlich Fall ein unentschieden herauskommt.“, erklärte er. Kevin nickte betroffen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Er erblickte einen Tunnel, auf den das Boot zusteuerte. „Und ich hatte gedacht, als Toter hätte ich meine Ruhe.“, entgegnete er. Das Boot fuhr in das Innere des Tunnels und hielt zirka in der Mitte. Der Tunnel war bis jetzt dunkel gewesen. Doch nun erhellte ein gleißendes Licht den geheimnisvollen Pfad. Kevin hatte schon einige beeindruckende Dinge gesehen, doch das setzte ihnen die Krone auf. Links und rechts ragten Dutzende von Statuen aus der Mauer. Alle unterschieden sich und blickten auf die Neuankömmlinge herab. Am Ende des Tunnels tauchte eine weitere Statue auf. Sie war größer als die anderen und versperrte ihnen den Weg. „Das ist Isdes.“, kam prompt Hehs Erklärung. Kevin sah ihn ungläubig an. „Das ist doch nur eine Statue aus Stein.“, meinte er, bereute jedoch seine Aussage bald. Die Statuen begannen zu sprechen. Erst nur Isdes, doch dann alle gemeinsam. „Du bist vor das Totengericht zitiert worden. Mach dich darauf gefasst unser Urteil zu hören.“ Kevin wurde nun wirklich mulmig zumute. Isdes öffnete seine Hand und etwas entwich daraus. Es handelte sich um einen kleinen Vogel. „Das ist dein Ach, dein Gewissen sozusagen. Er wird uns Richtern alles über dich erzählen.“, klärte Heh auf. Kevin sah zu, wie ihm der merkwürdige Vogel entgegenflog. Er besaß keinen Körper, sondern war nur ein Schatten. Er landete auf Kevins Kopf und schien seine Gedanken zu lesen. Kurz darauf flog er zurück zu Isdes. Er löste sich auf und gab an jeden der Richter sein Wissen weiter. Diese begannen sich nun zu beraten. Auch Heh kommunizierte mit ihnen. Allerdings nur durch eine Art von Telepathie. Kevin blieb nichts anderes übrig als zu warten. Und das tat er lange. Heh hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen. Kevin wagte es nicht ihn anzusprechen. Dann öffnete sie der Gott wieder. „Und?“, fragte Kevin aufgebracht. Heh rang nach Worten. In Kevin schwand die Hoffnung. „Die anderen beraten noch. Sie glauben, dass du etwas besonderes bist.“ Kevin war nun noch verwirrter. „Da sind sie aber die einzigen. Wisst ihr über Baal und meine Schwester Bescheid?“, hakte er nach. Heh bejahte. „Wir wissen alles über dich. Deine Gefühle und deine Manipulation sind ein zwei der Gründe, warum die anderen noch beraten.“ Heh hatte kaum zu Ende gesprochen, da setzten sich die Steingötter schon in Bewegung. Sie hoben alle ihren rechten Arm, was ein dröhnendes Knarren zur Folge hatte. Sand rieselte von ihnen herab. „Wofür haben sie sich entschieden? Für das Paradies? Oder die Hölle?“, wollte es Kevin nun endlich wissen. Heh ließ sich jedoch Zeit. Dann seufzte er. „Jedoch noch. Wir haben beschlossen, dich der Prüfung des Lebens zu unterziehen.“, antwortete er. Kevin glaubte sich verhört zu haben. „Eine weitere Prüfung? Das ist doch ein Witz! Nein, es reicht mir. Entscheidet euch jetzt.“, verlangte er. Mit Hehs nächsten Worten hatte er aber nicht gerechnet. „Wir geben dir eine zweite Chance. Du kannst ins Leben zurückkehren. Diese Entscheidung haben die Richter seit 2000 Jahren nicht mehr getroffen. Fühle dich also geehrt.“ Kevin schluckte. Das war heftig. „Ist das euer ernst? Oder…nein. Vergiss es. Ich habe nichts mehr, wofür ich leben möchte.“, erwiderte er. Heh sah das anders. „Vergiss nicht, dass ich noch deine Erinnerungen besitze. Wenn du wieder lebst, kannst du tun was du willst. Du musst keinem Gott mehr dienen, sondern bist frei. Du kannst auch deine Schwester besuchen, wenn du es willst. Dafür musst du nur eine letzte Prüfung bestehen.“, bot Heh dem Jungen ein unglaubliches Geschäft an. Kevin akzeptierte ohne weiter nachzufragen. Er wusste noch nicht, ob er Emma wiedersehen wollte. Zuviel Zeit war vergangen. Er wollte keine bösen Überraschungen erleben. Er hatte Angst den Weg umsonst zu machen. Er fragte Heh nach Emma, doch dieser durfte ihm keine Auskunft geben. Das Licht im Tunnel erhellte sich noch mehr, als er ohnehin schon war. Als das Licht wieder abnahm befanden sich Kevin und Heh an einem völlig anderen Ort. Kevin sah sich genau um. Er war wieder in einer Höhle. Nein, bei genauerem betrachten erkannte man eine Kuppel, die sich in der Höhe immer weiter ausbreitete. Kevin dachte sofort an ein Kolloseum. Außerdem gab es nur einen Ausgang. Kevin spürte wieder die dunkle Präsenz. Er wollte Heh fragen, doch dieser war verschwunden. „Kämpfe!“, drangen seine Worte aus der Ferne. Kevin kapierte. Er bekam es also mit einem Gegner zu tun, den er besiegen musste, um wieder an die Oberwelt zu kommen. Er sah an sich herab und entdeckte, dass er wieder sein Amulett trug. Er rief sein Schild und fuhr sofort die Klinge aus. Mit angehaltenem Atem wartete er auf den Feind. Was dann geschah, würde er wohl nie vergessen. Ein gigantisches Monster betrat das Kolloseum. Es war so groß wie ein Bus und gab ein ohrenbetäubendes Brüllen von sich. Angriffslustig stapfte es auf Kevin zu. Diesem lag noch immer der Schrecken in den Beinen. Vor ihm war ein riesiges Krokodil aufgetaucht. Oder stopp! Das merkwürdige Wesen besaß nur den Oberkörper des Reptils. Der Rest glich einem Tiger, oder einer Wildkatze. Außerdem erkannte Kevin auch Teile eines Nilpferdes. Dann ging ihm ein Licht auf. Mandulis hatte davon erzählt. Vor ihm stand Ammut, die Verschlingerin. Der gefürchtetste Dämon der Unterwelt. Normalerweise verschlang er die bösen Herz bei der ersten Prüfung. Allerdings war Kevin verschont geblieben. Das hatte er zumindest gedacht. Nun war Ammut erneut aufgetaucht und bewachte den Ausgang der Unterwelt. Für Kevin bestand kein Zweifel, dass er in den Gang musste, aus dem Ammut kam. Doch wie sollte ihm das gelingen? An ein Vorbeikommen war nicht zu denken. Also blieb nur noch der Kampf. Kevin klatschte die Hände gegeneinander, um sich vorzubereiten. Ammut stapfte auf ihn zu und schnappte mit seinem riesigen Maul nach ihm. Kevin konnte nur durch die Kraft seines Amuletts ausweichen. „Das wird ein harter Brocken.“, befürchtete er. Ammut wollte Kevin unter keinen Umständen entkommen lassen und öffnete sein großes Maul. Für seine Größe war er enorm schnell. Er hob seine Pranke und schlug nach ihm. Kevin wich zurück und schnitt mit seiner Klinge zu. Ammut brüllte auf und zog sich vorerst zurück. Kevin keuchte. Er musste die Schwachstelle dieser Kreatur finden, und zwar schnell. Dann kam ihm die Idee. Anstatt auf Ammuts nächsten Angriff zu warten, rannte er einfach auf den Dämon zu. Ammut erkannte die Gefahr und wollte wieder nach ihm schnappen. Doch diesmal war Kevin darauf vorbereitet. Er hielt dem Krokodil sein Schild entgegen, und die Klinge begann zu wachsen. Sie schoss mit einem gigantischen Tempo auf Ammut zu und durchbohrte ihn. Kevin wusste, dass er nun nicht mehr verlieren konnte. „Und jetzt wird’s heiß!“, rief er und begann mit Mandulis Technik. Seine Klinge wurde von Feuer umhüllt, welche Ammut völlig verbrannte. Der Kampf war vorbei. Der verkohlte Dämon lag regungslos da. Kevin musterte den Gang, der ihn aus der Unterwelt führen sollte. Noch hatte er Zweifel, ob er diesen Schritt auch wirklich wagen sollte. Dann atmete er jedoch wieder tief durch und trat hinein. Ein Licht umgab ihn, welches ihn zurück ins Leben rufen würde. Zu seiner zweiten Chance. Die Entscheidung „Und der letzte Löffel.“, unternahm Torri einen Versuch Kevin zu füttern. „Lass das! Ich bin kein Kind mehr. Und selbst wenn, würde ich nicht gern gefüttert werden.“, kam Kevins die Aktion peinlich vor. „Pech, wenn du so gutes Eis verkommen lässt.“, meinte Torri und aß den letzten Rest selbst. Kevin machte eine abfällige Handbewegung. „Egal, ich hole mir noch eins. Diesmal mit Apfelzimt.“, erklärte er und schlenderte zur Essensausgabe. Dort musste er feststellen, dass kein Eis mehr übrig war. Missmutig ließ er die Schultern sinken. Da gab die Kantine einmal ein Eis aus, und Kevin bekam nur eine kleine Portion. Es hatte sogar sein Lieblingseis gegeben, doch er war zu spät. Er wollte schon zurück zu Torri, als Emma hinter ihm auftauchte. Er drehte sich um und blickte in einen riesigen Eisbecher. „Hi, Emma, wie geht’s?“, fragte er, starrte dabei aber nur auf das Eis. Seine inzwischen beste Freundin ließ das Eis sofort hinter ihrem Rücken verschwinden. „Vergiss es. Frag doch deine Freundin.“, schien sie nicht gut gelaunt zu sein. Kevin hörte bereits seinen Magen Knurren. „Ach, komm, nur einen Löffel. Freunde teilen doch, kennst du den Spruch nicht.“, unternahm er einen Versuch. Doch Emma wollte nichts davon hören. „Sind wir das noch? Du hängst die ganze Zeit mit Torri rum. Mich…äh uns hast ganz vergessen.“, antwortete sie und wies auf Jas hin, der noch an der Essensausgabe stand. Kevin klatschte seine Hände zusammen und bat vielmals um Entschuldigung. Doch Emma blieb hart und ließ ihren Freund einfach stehen. Dafür trat Jas zu seinem Kumpel. „Willst du etwas von mir abhaben?“, fragte er freundschaftlich. Kevin nickte dankend. Er rechnete mit einem Eis, doch Jas reichte ihm sein Wurstbrot. Kevin zuckte mit den Schultern. „Ach, was solls.“, meinte er und biss ab. Jas brummte, da er nicht erwartet hatte, das Kevin wirklich abbiss. Er legte seine Hand auf dessen Rücken und begleitete ihn zurück zum Tisch. Emma hatte sich inzwischen zu Torri gesetzt und plauderte mit ihr. Das die beiden sich nicht ausstehen konnten, lag in der Luft. „He, redet ihr über mich.“, erwartete Kevin wieder das schlimmste. Torri ergriff seine Hand, um ihn zum Hinsetzen zu bringen. „Kevin, wir haben ein neues Lied einstudiert. Willst du später nicht vorbeischauen und es dir anhören.“, schlug Emma vor. Kevin wollte bereits antworten, doch Torri war schneller. „Das geht nicht. Wir wollen später noch in den neuen Club, der aufgemacht hat.“, erzählte sie. Emma versuchte nett und freundlich ihr gegenüber zu bleiben. „Naja, Pech. Wieso gehen wir drei nicht wiedermal ins Café? Du bist natürlich auch eingeladen Torri.“, kam ihr nächster Vorschlag. Doch auch diesen schmetterte Kevins Freundin ab. „Nein, danke. Kevin und ich haben ein besseres gefunden.“ Da Kevin ohnehin nicht zu Wort kam, lehnte er sich einfach zurück und blickte zu Jas. Dieser verzog seine Lippen. Bei einer Konversation unter Mädchen wollte auch er sich nicht einmischen. „Sag mal, bist du Kevins Anrufbeantworter? Dann soll er gefälligst selbst rangehen und dich altes Teil endlich wegwerfen.“, begann Emma nun einen richtigen Streit. Darauf reagierte Torri natürlich. „Du bist wohl sehr witzig. Nur weil Kevin es satt hat sich dein blödes Gejaule anzuhören, brauchst du mich nicht so anmachen, klar?“, redete sie so laut, dass es auch die anderen Studenten es mitbekamen. Das war zuviel für Emma. Keiner durfte ihren Traum beleidigen, und schon gar nicht, so eine Tussi. Sie nahm ihren Eisbecher kippte den Rest, der sich darin befand auf Torris T-Shirt. Kevin und Jas blickten ihre Freundin entgeistert an. Nun begannen andere Studenten zu lachen und Torri betrachtete entsetzt ihre Klamotten. „Du hast sie doch echt nicht mehr alle!“, schrie sie und stand auf. Sie drängte sich an Kevin vorbei und versuchte so schnell wie möglich auf die Toilette zu kommen. Sie musste ihr Shirt unbedingt wieder sauber bekommen. Auch Emma war aufgestanden und verließ die Kantine. Zuerst fehlten Kevin und Jas die Worte. Aber nicht lange. „Wieso habe ich ausgerechnet heute meine Kamera nicht dabei.“, versuchte er die Situation witzig zu finden. Dafür erntete er einen strafenden Blick von Kevin. „Das war nicht witzig. Rate mal, wer das zum Schluss ausbaden kann!“, erinnerte er und stand auf. Jas wollte ihn zurückhalten. „Wo willst du jetzt hin?“, hakte er nach. Kevin fand die Frage überflüssig. „Na wohin wohl? Ich muss ihr doch nach.“ Jas nickte ein paar mal langsam. „Und wem? Torri oder Emma?“, stellte er eine Frage, die Kevin zum Denken brachte. „Wieso ist die Situation wohl eskaliert? Weil Emma Torri von Anfang an nicht mochte, oder…“, begann Jas laut zu spekulieren. Kevin ahnte auf was sein Freund hinauswollte, ließ ihn aber nicht ausreden. „Torri und ich sind zusammen. Damit ist deine Frage sicher beantwortet.“, meinte er, bevor auch er die Kantine verließ. Jas lehnte sich zurück und seufzte. „Kevin hat mal erzählt, dass er im Kloster aufgewachsen ist. Da werde ich auch bald hingehen. Keine Schule, keine Probleme, und keine Frauen.“, führte er ein Selbstgespräch. Seitdem Kevin seinen letzten Auftrag absolviert hatte waren mehrere Monate vergangen. Bata meinte, dass Kevin keine unnötige Kraft verschwenden sollte, und er mehr über den Zyklopen herausfinden wollte. Er würde dann Kevins nächster Gegner sein. Da Kevin bereits länger auf der Uni war, kannte er sich in den Gängen bereits perfekt aus. Er versuchte Torri zu finden. Die beiden hatten sich nach ihrem gemeinsamen Spaziergang angefreundet und waren bald darauf zusammengekommen. Kevin freute es, alles auszuprobieren. Als er in Baals Diensten stand, hieß es nur trainieren, kämpfen, und töten. Durch sein vieles Zusammensein mit Torri, vernachlässigte er natürlich seine Freunde. Jas sah das ganz cool, doch Emma stand mit Torri seit Monaten auf dem Kriegsfuß. Was war der Grund dafür? Bei seiner Suche, fand er nicht Torri, sondern Emma. Dieser war der Zwischenfall sichtlich peinlich. „Heh…“, begrüßte sie ihn. Kevin wollte sie vor peinlichem Schweigen bewahren und suchte nach Worten. „Mach dir nichts draus. Das kann schon mal passieren.“ Emma entkam ein Lacher. „Ja, aber wenn ich und Torri zusammentreffen, passiert sowas ständig. Wir sind eben zwei Moleküle, die sich nicht vertragen. Ich glaube es ist besser, dass wir in nächster Zeit eigenen Interessen nachgehen. Solange du mit Torri rumhängst, hat etwas anderes ohnehin keinen Sinn.“, schlug sie vor, dass die beiden sich in nächster Zeit lieber nicht über den Weg laufen sollten. Normalerweise hätte Kevin dies für eine vernünftige Idee gehalten, vorallem wegen Torri. Doch aus irgendeinem Grund wollte er das nicht. „Ach, das ist doch Quatsch. Wir sind Freunde. Ich werde Torri einfach sagen, dass ich wieder mehr Zeit mit dir verbringen möchte. Und natürlich mit Jas.“, fügte er noch hinzu. Doch dann hielt er inne. „Oder lieber doch nicht, er geht mir in letzter Zeit zu sehr auf die Nerven.“, wollte er cool rüberkommen. Emma lächelte. „O.k. Treffen wir uns dann morgen im Café?“, fragte sie nach. Kevin fand das eine gute Idee und sagte zu. Emma verabschiedete sich. Dafür bog Torri um die Ecke. „Was hattet ihr den wieder zu bereden?“, fragte sie kritisch. Kevin versuchte den Schlichter zu spielen. „Ich weiß, dass ihr euch nicht sonderlich mögt. Aber Emma gehört zu meinen Freunden, und die möchte ich eben nicht vernachlässigen. Ich habe auch schon eine super Idee. Ich sage dir immer vorher wenn ich mit ihnen abhängen will. Dann kannst du dir was anderes vornehmen und läufst Emma nicht über den Weg.“ Torri dachte kurz nach und legte ihre Hand dann auf Kevins Oberarm. „Tut mir Leid. Ich verhalte mich total blöd. Natürlich kannst du soviel Zeit mit ihnen verbringen, wie du willst.“, stimmte sie dem zu. Kevin beruhigte das und wollte mit ihr bereits das Unigelände verlassen. „Kevin!“, rief nun jemand. Der Junge drehte sich um und erkannte Connor. „So heißt du doch, oder?“, erkundigte er sich. Kevin nickte. „Torri, geh doch schonmal vor.“, bat er seine Freundin. Diese verstand und ging voraus. „Was kann ich für dich tun?“, wandte er sich Connor zu. Dieser holte sein Amulett heraus. „Ich besitze das Amulett von Behedit.“, begann er. Das beeindruckte Kevin allerdings wenig. „Schön für dich. Was habe ich damit zu schaffen?“, gab er sich gleichgültig. Connor versteckte die Quelle seiner Kraft wieder. „Ich möchte nur wissen, ob du zu den Guten, oder zu den Bösen gehörst. Das ist alles.“, erklärte er. Kevin brummte. Was wollte dieser Junge von ihm. „Nur weil du ebenfalls eines der göttlichen Amulette trägst, zwingt mich das nicht, mich mit dir zu unterhalten. Ich weiß nicht, ob ich ‚Gut‘, oder ‚Böse‘ bin. Was von den beiden bist du?“, hakte er nach. Connor schmunzelte. „Ich bin selbstverständlich einer von den Guten.“, meinte er. „Selbstverständlich. Deswegen benutzt du deine Kraft auch zum Fußballspielen.“, erwiderte Kevin. Connor lachte. „Wie? Du glaubst ich brauche die Kraft meines Amuletts, um den Ball ins Tor zu schießen? Du enttäuscht mich.“, schien er sehr von sich überzeugt. „Wie du meinst. Ich werfe jedenfalls lieber Körbe. Also wenn du mich jetzt entschuldigst?“, wollte er bereits gehen. „Wenn es sich herausstellt, dass du doch einer von den bösen bist, dann werde ich dich bekämpfen.“, rief Connor ihm noch nach. „Tu, was du nicht lassen kannst.“, antwortete Kevin nur. Er sah sich nach Torri um, konnte sie aber nirgendwo sehen. Bestimmt war sie bereits zum Club gegangen. Doch damit irrte er. Torri war in der Nähe geblieben und hatte das Gespräch belauscht. „Hast du mir etwas zu sagen? Du hängst schon ziemlich lange mit diesem Kerl rum. Hast du wirklich keine Informationen? Oder kann es sein, dass du dich in ihn…“, sprach Connor. Er schien sich gerne selbst zuzuhören. „Quatsch nicht. Entweder er ist der langweiligste Typ der Welt, oder er benutzt sein Amulett so gut wie gar nicht. Ihn interessieren nur seine Freunde und die Uni. Er hat kein Leben.“, berichtete Torri. Connor lachte auf. Jeder hat ein Leben. Man muss es nur finden und durchstöbern. Ihn interessieren nur seine Freunde, und seine Bildung? Und dich nicht? Ich denke schon. Beschatte ihn noch ein wenig. In ein paar Tagen geben wir auf. Was du dann mit ihm machst, liegt bei dir.“, gab Connor weitere Instruktionen und ging dann weiter. Torri wollte nun so schnell wie möglich vor Kevin am Club ankommen. Der restliche Tag verlief unspektakulär. Kevin und Torri sahen sich den Club an, bis es Abend wurde. Kevin verabschiedete sich und begab sich auf den Rückweg. Er hatte die letzten Monate sein Training dem Studium geopfert. Er war also aus der Übung und bekam nicht mit, wie ihm jemand folgte. Dieser jemand war Torri. Sie hatte ihren Freund bereits öfters beschattet. Bisher ohne Erfolg. Sie wusste, dass er in einer Kirche wohnte, konnte ihren aber nie danach fragen. Niedergeschlagen ließ sich Kevin auf sein Bett fallen. Dann krachte es. Er griff unter die Decke und holte Teile einer CD hervor. „Mist!“, schimpfte er. Es handelte sich um die CD, die ihm Emma gegeben hatte. Sie wäre bestimmt sauer, wenn sie das erfuhr. Er hörte sie so gut wie jeden Tag, da ihm die Musik wirklich gefiel. Da das schimpfen nichts half, steckte er die übrigen Teile ein, um sie später wegzuwerfen. Bei dieser Gelegenheit, dachte er gleich daran sich einen eigenen Abfalleimer zuzulegen. Heute war wieder viel passiert. Jonathan war oft etwas langweilig, weswegen er Kevin immer um einen kleinen Bericht bat. Den wollte ihm Kevin auch heute nicht verwehren. Er suchte Jonathan, fand ihn in seinem Zimmer aber nicht vor. Also musste er in der Kirche sein. Kevin behielt Recht und sah Jonathan vor dem Altar knien und beten. Er setzte sich dazu und tat das selbe. „Zu wem betest du?“, fragte der Pfarrer. Kevin blicke wieder auf. „Ich weiß es nicht mehr.“, musste er zugeben. „Bei deiner Wiedergeburt hattest du die Wahl. Ein neues Leben, oder ein altes. Dein Studium ist dein Neues, doch deine Gehörigkeit zu Bata, dein Altes. Es fällt dir schwer Entscheidungen zu fällen, das ist mir schon aufgefallen.“, redete er. Kevin konnte ihm nur zustimmen. „Es gibt neue Arbeit.“, rückte Jonathan nun mit der Sprache heraus. Kevin stutzte. „Warum erst jetzt wieder?“, hakte er nach. Die Aufträge fingen also wieder an. „Bata wollte dich in Ruhe leben lassen. Er hat sich ganz auf den Zyklopen konzentriert. Und er hat ihn auch identifiziert.“, erklärte Jonathan und zeigte auf eine Akte, die auf dem Altar lag. Kevin griff nach ihr und sah sie durch. Darin standen Name, Adresse und ein Bild. „Das ist also der Zyklop… . Was passiert, wenn er ausgeschaltet ist?“, fragte Kevin unsicher. Jonathan konnte ihm die Frage leicht beantworten. „Nichts. Bata hat dann keine Verwendung mehr für dich und wird dich aus seinem Dienst entlassen.“, verriet er ihm. Kevin verstand. Er wollte seinem Gott den gefallen tun. Und dann… dann würde er leben, wie es auch seine Freunde taten. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“, versprach er. Er verließ die Kirche im Eiltempo, bemerkte aber nicht, dass Torri ihn noch beobachtete. Sie hatte Erfahrung in Beschattungen und konnte ihrem Freund ohne große Mühe folgen. Kevin nahm die U-Bahn, um an sein Ziel zu gelangen. Er bereitete sich darauf vor seinen letzten Auftrag auszuführen. Er rechnete nicht mit Schwierigkeiten, obwohl es sich um den Zyklopen handelte. Er stieg an der Endstation aus und bemerkte nichtmal, dass ihn seine eigene Freundin verfolgte. Er stieg die Treppe nach oben und versuchte sich zu orientieren. Er war der Adresse in der Akte bereits sehr nahe. Er setzte seinen Weg unbeirrbar fort. Er schlich durch die Gassen, um von der Dunkelheit geschützt zu werden. Torri konnte ihm trotzdem folgen, auch wenn sie sich anstrengen musste. Dann stand Kevin vor einem Zaun. Hinter ihm erstreckte sich ein großes Grundstück, auf dem eine Villa stand. Dort musste sich der Zyklop befinden. Kevin rief sein Schild und wurde so wieder einmal zu Hapi, den Killer. Er benutzte seine Klinge, um ein Loch in den Zaun zu schneiden. Er kroch hindurch und lief geduckt auf das Haus zu. Torri durchquerte den Durchgang ebenfalls und versteckte sich hinter einem Baum. Kevin hatte seine Waffe gerufen, was nur bedeuten konnte, dass er kämpfen wollte. Dann entdeckte sie etwas auf der Wiese. Kevin musste es verloren haben. Torri schlich sich vorsichtig hin und hob es auf. Es war das Bild eines Mannes. Nun ging Torri ein Licht auf. Kevin sollte ihn ausschalten. Er gehörte also zu den Bösen. Wie Connor es vorausgesagt hatte. Torri hasste sich, dass sie Kevin vertraut hatte. Er war der Serienkiller, von dem Connor einmal geredet hatte. Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte Connor anrufen, doch dieser wer nie rechtzeitig hier. Es musste ihr lediglich gelingen, Kevin zu vertreiben. Sie hatte einen Plan, wenn sie rufen könnte… . Kevin war nicht aus der Übung. Er schlich sie wie ein Schatten die Hauswand entlang. Er suchte einen Eingang, von dem aus er nicht entdeckt werden konnte. Er hatte Glück. Ein Fenster war nur angelehnt, und im Inneren befand sich keine Menschenseele. Er drückte das Glas nach Innen und stieg ein, wie ein Einbrecher. Er war sich sicher, den Zyklopen im Arbeitszimmer vorzufinden. Er entdeckte eine Wendeltreppe, welche in das obere Stockwerk führte. Kevin hörte kein Geräusch. Keine Stimme, kein Lärm, Nichts. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Er wusste nicht was, aber etwas stimmte hier nicht. Sollte er die Mission abbrechen und zu Jonathan zurück? Nein! Unmöglich! Bis jetzt hatte er noch jede Aufgabe erfüllt. Er lief die Treppe nach oben und fand sich in einem Gang wieder, auf dem ein roter Teppich aufgelegt war. Am Ende des Ganges entdeckte er eine Tür auf der ein Schild geklebt war. „Arbeitszimmer“ stand in handschriftlich darauf. Kevin fand das ganze zu leicht. Er hatte es hier mit dem Zyklopen zu tun. Warum waren nirgends Wachen, oder wenigstens eine Alarmanlage? Handelte es sich vielleicht um eine Falle? Wusste der Zyklop, dass Kevin seine Leute ausgeschaltet hatte und wartete nun auf ihn? Was würde ihn hinter dieser Tür erwarten? Mutig schritt er auf sie zu und betätigte den Türknauf. Knarrend ging sie auf. Kevin war in diesem Moment egal, ob er gehört wurde. Das Arbeitszimmer sah ziemlich gewöhnlich aus. Ein breiter Schreibtisch, ein Computer, und Berge von Akten. Und dann entdeckte er sein Opfer. Die Zielperson schlief auf der Couch, gegenüber vom Schreibtisch. Er schien ein echter Workaholic zu sein. „Das ist zu leicht.“, murmelte Kevin nur. Der Zyklop schlief seelenruhig. Kevin brauchte nur zuzustechen, um Batas Auftrag auszuführen. Er sah sich noch genauer im Zimmer um, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Als sein Blick auf ein Bild fiel, welches auf dem Schreibtisch stand, stockte ihm der Atem. Sein Schild verschwand automatisch, da er seine Konzentration verlor. Ungläubig schritt er näher. Er nahm das Bild in die Hand und kniff die Augen zusammen. Spielte ihm seine Fantasie einen Streich ein? Auf dem Bild waren drei Personen. Der Mann, der hinter ihm schlief, eine Frau, die wahrscheinlich seine war, und… und Emma. Kevin verstand die Welt nicht mehr. Es dauerte etwas, bis ihm die einfachste Möglichkeit wieder einfiel. Bei dem Zyklopen musste es sich um Emmas Vater handeln. Völlig verschreckt ließ er das Bild fallen. Das Glas zersplitterte, wovon der Mann aufwachte. Völlig verträumt und verdattert versuchte er etwas in dem dunklen Arbeitszimmer zu erkennen. Kevin erschrak und rief sein Schild mit der Klinge. Kaum war der Blick des Mannes auf die gefährliche Waffe gefallen begann er lauthals zu schreien. „Nein! Bitte du das nicht! Du kannst alles haben!“, hielt er Kevin für einen Einbrecher. Nun hörte der Junge Polizeisirenen. Wer hatte sie alarmiert? War es doch eine Falle? Warum sollte er ausgerechnet Emmas Vater töten? War er wirklich der Zyklop? Emmas Vater hielt sich die Hand vor Augen, weswegen er auch Kevins Gesicht nicht erkennen konnte. Dieser musste sich nun entscheiden. Er ging auf sein Opfer zu, machte dann aber wieder kehrt. Die Sirenen wurden lauter und Kevin rannte auf das Fenster zu. Er verzichtete sogar es zu öffnen, und sprang einfach durch die Scheibe. Er befand sich im ersten Stock, was bei einer Villa viel war. Trotzdem kam er unverletzt unten an. Kevin verwandelte sich wieder in den Schatten, der er zu Beginn der Mission war. Doch diesmal hatte er versagt. Das war das erste Mal, dass er seinen Auftrag nicht ausgeführt hatte. Er verschwand vom Grundstück, in dem Unwissen, dass er versehentlich etwas zurückgelassen hatte. Etwas, was auf seine Spur führte… „Sir, hätten Sie kurz Zeit?“, wagte es Emily ihren Chef zu stören. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ein Meeting. Und danach noch eines. Und danach… . Naja, was kann ich für Sie tun? Haben sie endlich das fehlende Amulett?“ Emily kaute darauf herum. „Leider noch nicht. Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Wir haben seine Spur zu ein paar Eltern zurückverfolgt, die einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Nun müssen wir nur noch ihre Kinder finden. Aber es geht um einen Ihrer Geschäftspartner.“, begann sie. Der Lord wusste gleich, was Sache war. „Und ich dachte, es hätte ein Ende. Wer ist dieser Kerl? Warum eliminiert er alle meine Kontakte? Sucht er mich? Ich weiß nicht, was ich ihm getan haben könnte. Wer ist es diesmal?“, fragte er nach. Emily erzählte es ihm. Aber auch, dass der Killer seine Arbeit diesmal nicht beendet hatte. „Merkwürdig. Sonst zeigt dieser Typ doch keine Gnade. Noch merkwürdiger ist aber, dass sein Opfer nichts von meinen Plänen wusste. Er arbeitete lediglich für mich.“, dachte der Lord laut nach. Dann vergass er das ganze wieder. „Nunja, wenn dieser Killer hier auftaucht, verlasse ich mich auf Sie und James.“, schien er seinen Dienern zu vertrauen. Emily nickte gehorsam. „Wir brauchen aber unbedingt das fehlende Amulett. Nur mit ihm können wir das Portal nach Daut öffnen und die Urfinsternis freisetzen.“, sprach er und betrachtete sein Amulett. „Kuk, der Gott der Urfinsternis. Er wurde aus ihr geboren und hat sie anschließend in einer anderen Dimension versiegelt. Der Zugang zu dieser fremden Welt liegt in Daut. Wir müssen das Ritual bald beginnen.“, schärfte er Emily ein. Diese versprach alles in die Wege zu leiten. „Mein Gott. Ich dachte bereits, dass er etwas verheimlicht, aber, dass es sowas ist.“, war Connor von Torris Erzählungen entsetzt. „Nicht nur du hast dich geirrt. Ich war die ganze Zeit mit ihm zusammen, und…“, konnte Torri es noch immer nicht glauben. „Zum Glück hat er diesmal nicht zugeschlagen. Die Polizei war rechtzeitig am Tatort.“, erzählte sie. Connor lachte auf. „Torri, Torri. Glaubst du wirklich Kevin hätte sich davon abhalten lassen? Er hätte seinen Job jederzeit erledigen können. Nein, er wollte das Opfer nicht töten. Wir müssen nur noch herausfinden, warum.“, meinte er. Torri sah ihn fragend an. „Aber willst du nicht gegen ihn kämpfen?“, hakte sie nach. Connor nickte schwach. „Das werde ich. Aber wenn ich den Kampf verliere, wirst du so tun, als wüsstest du nichts. Du wirst weiter mit ihm zusammen sein.“, trug er ihr auf. Torri glaubte sich verhört zu haben. „Glaubst du das im Ernst?“, konnte sie nicht fassen, was ihr Connor befahl. „Ich will dich nur schützen. Wenn Kevin weiß, dass du von seinem Geheimnis weißt, bist du in Gefahr.“, klärte er auf. Torri verstand ihren Freund, wusste aber nicht, ob sie weitermachen konnte. Deswegen wünschte sie ihrem Freund viel Glück für den Kampf. „Es ist alles schiefgelaufen.“, stürzte Kevin schnaufend in den Beichtstuhl. Er war die ganze Strecke gerannt, als Angst die Polizei könnte ihn aufhalten. Jonathan musterte den Jungen argwöhnisch. „Dein erster vermasselter Auftrag. Nun gut, ich denke auch du bist nicht perfekt.“, schien er nicht sehr verärgert zu sein. Aber was war mit Bata? Jonathan ließ ihn nun sprechen. „Du hast versagt? Falsch, ich war es. Ich habe erst erkannt, dass ich den falschen habe, als du weg warst.“, verriet er. Kevin glaubte sich verhört zu haben. Das alles war umsonst? Er hätte Bata am liebsten angeschrien, doch dafür hatte er zuviel Respekt vor ihm. Aber warum eigentlich? Nur weil ein Gott zu ihm sprach? „Ich verstehe.“, wollte er bereits gehen, doch Bata hielt ihn zurück. „Du wolltest das Opfer ohnehin nicht töten, habe ich Recht? Das ist schon gut. Erledige nur noch den Zyklopen für mich. Dann führe dein eigenes Leben.“, erklärte er. Kevin war dankbar darüber und verließ den Beichtstuhl. Es war bereits spät und er ließ sich müde in sein Bett fallen. Aber auf das Morgen war er nicht gefasst. „Geht es Ihnen gut, Sir?“, erkundigte sich einer der Polizisten. Emmas Vater bejahte, obwohl er es nicht genau wusste. „Dad!“, kam nun auch seine Tochter hereingestürzt und umarmte ihn. „Es ist alles gut, Schatz.“, beruhigte er sie. Emma erkundigte sich was genau passiert war. „Ach, Liebling. Es war wohl ein Einbrecher. Einer der Nachteile, wenn man Vermögend ist. Aber ich bin dankbar, dass er nicht weitergegangen ist, und euch in Ruhe gelassen hat.“, sprach er. Dann trat einer der Polizisten an ihn heran. Er trug einen Anzug, woran man erkennen konnte, dass er wohl die Leitung führte. „Wir konnten ihn leider nicht schnappen, obwohl wir das hätten müssen. Haben Sie sein Gesicht gesehen?“, erkundigte er sich. Emmas Vater verneinte und musste zugeben, dass er zu feige war. Emma fand das allerdings nicht. Sie lobte ihren Vater, da dieser eine schwierige Situation durchgestanden hatte. „Jedes Detail kann uns helfen. Wir wurden anonym alarmiert. Dieser jemand sagte uns, dass es dieser Serienmörder sei, der bereits vor einigen Monaten sein Unheil getrieben hat.“, verriet der Kommissar. Emma erschrak. „Doch kein Einbrecher? Einer meiner Freunde hat ihn mal erwähnt. Dann hat Vater richtig Glück gehabt.“, redete Emma ganz aufgewühlt. Der Meinung war auch der Kommissar. „Da sagen Sie was. Bis jetzt hat er noch nie jemanden am Leben gelassen. Zum Glück waren wir diesmal rechtzeitig. Aber leider haben wir wieder keine Spuren.“, erzählte er bedrückt. Dann wurde er von einem seiner Kollegen aufgemuntert. „Das haben wir unten sichergestellt.“, überreichte er seinem Chef einen Plastiksack, mit metallenem Inhalt. Der Kommissar prüfte es und erkannte eine CD. Er reichte sie Emma, welche genaueres sagen sollte. „Haben Sie das schonmal gesehen?“, hakte er nach. Emma fuhr Angst durch die Glieder. Sie erkannte eine Aufschrift, welche sie selbst angefertigt hatte. Es war eine ihrer CDs. „Die gehört mit.“, sagte sie fast tonlos. Der Kommissar verstand und nahm sie wieder an sich. „Also gehört sie nicht dem Täter. Schade.“, meinte er und verließ die beiden wieder. Doch Emma wusste genau Bescheid. Sie erinnerte, wem sie die CD gegeben hatte. Allerdings viel es ihr schwer das ganze zu glauben. Warum sollte er ihren Vater umbringen? Und war er wirklich ein Serienmörder? Nein! Das überstieg Emmas Vorstellungs – vermögen. Es gab mit Sicherheit einen plausiblen Grund. Vielleicht wollte Kevin sie nur zurückbringen. Doch als immer mehr Zeit verging, musste Emma die Wahrheit einsehen. Er hatte sich die ganze Zeit als Freund ausgegeben und Emma hatte sich sogar… . Die Polizisten stellten noch mehr Fragen, doch Emma sagte kein Wort. Aber warum nicht? Jetzt hatte sie die Chance Kevin hinter Gittern zu bringen. Die Nacht dehnte sich noch weiter aus, bis die Polizisten alles aufgenommen hatten und zufrieden waren. Für Emmas Familie war diese Nacht nicht mehr an Schlaf zu denken. Ihrem Vater saß noch immer die Angst im Nacken, und er musste von seiner Frau getröstet werden. Und Emma dachte über Kevin nach. Schon an dem Tag, an dem sie ihn kennengelernt hatte, kam er ihr merkwürdig vor. Emma hatte das damals alles einfach so abgetan, doch jetzt… . Und was befand sich an der Kette, die Kevin immer trug, jedoch verbergte. Emma hatte diese Kette schon einmal gesehen. Bei Connor. Was hatten die beiden gemeinsam? Und was würde Jas zu der Geschichte sagen? Er und Kevin waren die besten Freunde geworden. Es half nichts. Emma musste ihren Freund selbst zur Rede stellen. „Sir, James hat es gefunden.“, informierte Emily den Lord. Dieser erhob sich von seinem Schreibtisch. „Sehr gute Arbeit. Bringt es mir. Und wagt es nicht zu versagen!“, warnte er. Emily gab ihr Versprechen. „Zufälligerweise befindet sich der Amulettträger gerade in London. Es geht auf die Universität und besitzt das Amulett des Hapi. Das vierte Kanopenamulett ist uns sicher. Bald können wir das Tor öffnen, Sir.“, prophezeite sie. Der namenlose Gott „He Jas, hast du Emma gesehen?“, erkundigte sich Kevin. Sein Freund blickte ihn grinsend an. „Du fragst gar nicht nach Torri.“, wollte er ihn provozieren. Doch dafür hatte Kevin jetzt keinen Nerv. Er drängte Jas, bis dieser endlich damit herausrückte. „Sie ist den ganzen Tag schon so merkwürdig. Sie hat sogar ihre Probe sausen lassen, und das ist mehr als ungewöhnlich.“, zeigte Jas, dass er sich Sorgen um seine Freundin machte. „Weißt du jetzt wo sie ist, oder nicht?“, unternahm Kevin einen letzten Versuch. Die Frage konnte ihm Jas aber beantworten. „Sie ist im Park, gleich hinter der Uni. Da ist sie, wenn sie Probleme hat. Ein weiteres Zeichen, dass…“, redete Jas weiter, doch Kevin ließ ihn einfach stehen. Jas brummte. „Ich werde schon wieder ausgeschlossen. Mich interessiert, was die beiden zu quatschen haben. Als guter Freund sollte ich ihnen vielleicht nachgehen. Allerdings gibt es heute Pizzastangen in der Kantine… . Ich werde am besten was essen gehen, damit wenigstens ich meinen Freunden nicht auf der Sorgenbank sitze.“, führte er wieder ein Selbstgespräch. Auch ohne das jemand anwesend war, zog er seine Nummer durch. „Ich gebe dir nun die Möglichkeit mit jemandem zu reden.“, tauchte nun Connor hinter ihn auf. „Schleich dich gefälligst nicht so an mich ran. Nur weil du uns zur Meisterschaft führst, brauchst du dir nicht soviel herausnehmen.“, spielte Jas nun den Vernünftigen. Doch dazu hatte Connor keine Zeit. „WO ist Kevin?“, fragte er laut und deutlich. Er schnitt ein wütendes und besorgtes Gesicht, weswegen Jas beschloss ihm nicht zu antworten. Connor schnaubte und rannte weiter. Sein Amulett würde ihn schon zu seinem Feind führen. Kevin durchsuchte währenddessen systematisch den Park. Er war menschenleer. Nur Tauben tummelten sich auf dem Stein und auf den Bänken. Dann hörte er etwas. Er spitzte seine Ohren und hörte ein Weinen. Obwohl es jedem gehören konnte, wusste er sofort, dass es Emma war. Er rannte weiter und sah sie vor einem Teich sitzen. „Emma…“, begann er. Seine Freundin zwang sich auf und drehte sich um. Sie hatte tatsächlich geweint. Nun wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und tat ein paar Schritte rückwärts. „Halte dich bloß von meinem Vater entfernt. Und von mir, du Mörder!“, schrie sie ihn an. In Kevins Gesicht zeigte sich keine Regung. Von außen hin blieb er völlig ruhig. Doch in seinem Kopf rasten alle möglichen Gedanken zusammen. Das Spiel war eindeutig aus. Er hatte alles verloren. Wie damals, seine Schwester und sein Leben. Warum musste er Ammut besiegen und in die Welt der Lebenden zurückkehren? Das hatte er nun davon. Es tat ihm Leid, dass er Bata enttäuscht hatte, aber noch mehr um Emma. Normalerweise hätte Bata den Vorrang gehabt, aber Kevin musste zugeben, dass ihm Emma mehr bedeutete. „Ich. Kann dir das erklären…“, setzte er an. Emma setzte ein gespieltes Lächelnd auf und sah ihren Freund entsetzt an. „Das glaube ich. Ich will gar nicht wissen wieso du das tust. Ich will nur wissen, warum du mir und meinem Vater so weh tust.“, zwang sie sich zum Reden. Kevin wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte einfach improvisieren. „Ich… wusste nicht, dass er dein Vater ist.“, fing er an. Emma entkam ein Lacher. „Als hast du es dir anders überlegt? Meinetwegen? War eigentlich irgendwas echt?“, wollte sie nun Antworten. Kevin nickte. „Alles. Ich habe dich nie belogen, dir aber viel verschweigen. Wenn ich dir alles erzähle, könntest du mich vielleicht ein kleines Bisschen verstehen.“, sprach er. Emma hielt das für Unmöglich. Dann holte Kevin sein Amulett hervor. Es begann zu glühen. „Du wirst mir das vielleicht nicht so einfach glauben, aber dieses Amulett verfügt über magische Kräfte.“, erzählte er. Emma blickte durch ihn hindurch. Natürlich musste sie ihn jetzt für geisteskrank halten. Doch dann beschwor Kevin sein Schild. Emma schreckte zurück. „Ich weiß nicht, was mich mehr schockiert. Die Wahrheit über dich, oder das gerade.“, stotterte sie. „Emma, ich habe deinen Vater verwechselt. Ich habe einen Feind, der sich selbst der Zyklop nennt. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, aber ich wollte jemand anderen bekämpfen.“, verriet er. Emma war noch lange nicht überzeugt. „Aber diesen Jemand hättest du rücksichtslos getötet.“, warf sie kreischend ein. Ihr Tonfall änderte sich nicht, egal was Kevin sagte. „Hör mir bitte zu. Dieser Zyklop besitzt wie ich ein Amulett. Er stellt damit böses an. Wenn es meine Wahl wäre, würde ich ihn nicht bekämpfen.“, schwor er. Emma glaubte ihm kein Wort. „Man hat immer eine Wahl. Du hast unschuldige Menschen getötet.“, erinnerte sie an die vorigen Opfer. Das musste sich Kevin eingestehen. „Sie waren Anhänger von meinem Feind.“, gestand er. Für Emma machte das nichts leichter. „Deswegen musst du sie nicht gleich töten. Oder wollten sie auch ‚böses‘.“, hakte sie nach. „Ja.“, log Kevin. In Wirklichkeit wusste er, dass sich die Diener des Zyklopen nicht wehren konnten, da sie kein Amulett besaßen. Er hatte Batas Befehl brav ausgeführt. Wie auch Baals, Sepas und Seths. Immer hatte er mächtigen Göttern gedient und nur Schmerz erfahren. Baal hatte seine Schwester geheilt, doch zum ersten Mal kamen Kevin Zweifel. War es das alles wert? „Emma, ich… ich tue das alles nur für jemanden, der gut ist, und weiß, was das beste. Sein Name ist Bata, und er ist ein… er trägt ein Amulett.“, wollte Kevin Emma nicht überfordern. „Toll, du hast einen Auftraggeber.“, erwiderte diese nur. Kevin wusste nicht weiter. Er war knapp am verzweifeln. „Glaube mir bitte. Ich möchte niemanden weh tun. Ganz besonders dir nicht. Der Zyklop und seine Anhänger wollen vielen Menschen böses tun. Jemand muss sie aufhalten.“ Emma konnte das alles nicht verarbeiten. „Sie verstehe wenn du mich jetzt hast. Ich habe getan, was kein anderer tun will. Ich habe bereits alles verloren. Ich kann nicht noch auf mehr Menschen verlieren, die mir etwas bedeuten.“, verwendete Kevin seine letzte Kraft um Emma zu überzeugen. Emma dachte angestrengt nach. „Tja, manchmal kann man sich das eben nicht aussuchen.“, antwortete sie und wollte weggehen. Sie machte einen großen Bogen um Kevin. „Warte bitte noch!“, sprach dieser und reichte Emma einen Zettel. Widerwillig nahm ihn diese entgegen. „Was ist das schon wieder? Eine weitere deiner Lügen?“, starrte sie verwirrt auf den Zettel, auf dem eine Adresse stand. „Ich weiß es ist vermessen dich jetzt um etwas zu bitten. Aber such bitte diese Adresse auf. Bitte.“, wollte sie Kevin einfach nicht so gehen lassen. Ohne zu antworten, steckte Emma den Zettel ein und lief weg. Dann erklang ein langes, gespieltes Geklatsche. „Connor.“, murmelte Kevin erschöpft. Der Fußballprofi kam näher und musterte seinen Feind. „Gratuliere. Deine Show war bühnenreif. Aber ich kaufe sie dir nicht ab. Deine ersten Opfer trugen keine Amulette.“, wollte er anscheinend einen Kampf beginnen. Kevin brummte nur. „Nein, das taten sie nicht. Aber ich musste es tun.“, erwiderte er. Connor verstand ihn nicht. „Ich habe in der Tat ein paar Fragen, bevor ich dich auslösche. Ich glaube dir die Story mit der Verwechslung. Aber bedeutet dir dieses Mädchen wirklich was? Ich habe bereits vom Zyklopen gehört. Es ist nobel, dass du ihn beseitigen willst. Als ich das gehört habe, dachte ich eine Sekunde, du wärst so wie ich. Aber wirklich nur eine Sekunde. Seine Handlanger trugen keine Amulette. Sie waren vielleicht böse, aber keine Gefahr. Das ist der unterschied zwischen uns. Du kämpfe nur, wenn es sein muss. Du bekämpfst alles böse.“, sprach er. Darauf wusste Kevin bereits eine Antwort. „Ich kämpfe gegen jeden, wenn es mir nur befohlen wird. Ich bin vor langer Zeit einen Pakt eingegangen. Ich diene den ägyptischen Göttern, um so alle zu beschützen, die ich liebe.“, gab er Connor sein Geheimnis preis. Dieser kam nun ins grübeln. Gehörte Kevin doch nicht zu den bösen? Nein! Er tötete normale Menschen und dafür musste er zahlen. Er aktivierte sein Amulett und rief seine Waffe. Um seine rechte Hand bildete sich eine Art Handschuh. Darüber war etwas zu erkennen, was für Kevin wie ein kleiner Raketenwerfer aussah. „Was ist das für ein Ding?“, fragte er verwundert nach. Diese Frage beantwortete ihm Connor. Aus den Röhren des Geräts kam etwas geschossen. Es handelte sich um kleine, metallene Sterne, die nur wenige Zentimeter an Kevin vorbeiflogen. Dieser dachte sofort an Ninjasterne. „Kämpfe!“, brüllte Connor nun und ging auf seinen Gegner zu. Doch Kevin tat das genaue Gegenteil. Er streckte seine Arme nach links und rechts aus. Er aktivierte nichtmal sein Amulett. „Bitte töte mich. Ich habe bereits alles verloren. Ich will auch keinem Menschen mehr weh tun. Wenn du mein Leben jetzt beendest werde ich frei sein.“, stachelte er Connor sogar noch an. Dieser bekam Zweifel, ließ seine Waffe jedoch nicht sinken. „Los, tu es!“, rief Kevin laut. Connor presste die Lippen zusammen. Sollte er es wirklich wagen? Würde er das Richtige tun? Kevins Konzentration war nun enorm. Er spürte, wie etwas in seine Richtung flog. Er gab seine Deckung auf und stürmte auf Connor zu. Er packte ihn und zog ihn mit sich. Beide krachten zu Boden. Connor rappelte sich sofort wieder auf, da er an einen Angriff dachte. Doch dann bemerkte er Kevins Wunde. Etwas hatte seine Schulter getroffen und einen Schnitt verursacht. Schmerzend hielt sich Kevin die Verletzung. Connor begriff, dass ihm Kevin das Leben gerettet hatte. „Wieso?“, fragte er seinen Feind, weil er ihn nicht verstehen konnte. „Weil er ein Idiot ist.“, antwortete jemand anders. Connor suchte die Umgebung ab, entdeckte aber niemanden. Doch dann sprang eine Gestalt von einem der hohen Bäume. Ohne Verletzung landete er auf der Erde. Connor bereitete sich auf einen möglichen Kampf vor. Der Mann war fein gekleidet und trug ohne Zweifel ein Amulett. „Wer bist du?“, schrie ihn Connor an. Der Mann schmunzelte und richtete seinen Anzug. „James.“, nannte er lediglich seinen Namen. Connor musterte ihn misstrauisch. „Na gut, James. Was willst du hier?“, hakte er nach. Der Diener des Lords sah zu Kevin. „Ihn. Ich will ihn beseitigen, also geh zur Seite.“, drohte er Connor. Doch dieser dachte nicht daran. „Vergiss es. Er steht unter meinem Schutz.“, erklärte er. Kevin konnte nicht glauben, was er da hörte. „Wieso? Wieso setzt du dich für mich ein? Warum tötest du mich nicht?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Connors Erklärung war einfach. „Das werde ich vielleicht noch. Aber du hast mir das Leben gerettet, was ich wieder gut machen muss. Außerdem bekämpfe ich solche Kerle wie diesen James. Vorallem, wenn er auf mich gezielt hat.“, erwiderte er. Beim letzten Satz blickte er zu James. Dieser knurrte und hob seinen Arm. „Wenn du dich so entschieden hast!“, sprach er und ließ sein Amulett aufleuchten. Sein Arm schickte eine Energiewelle los, welche auf Kevin und Connor zusteuerte. Connor ergriff seinen Lebensretter und sprang weg. Die Energiewelle hatte eine tiefe Furche in der Erde hinterlassen. „Kannst du kämpfen?“, fragte Connor den Verletzten. Dieser hatte ein Auge zugekniffen, nickte aber. Er rief sein Schild und stellte sich neben Connor. „Ich dachte nicht, dass wir noch mal Seite an Seite kämpfen würden.“, behandelte er Kevin schon fast freundschaftlich. James stellte sich den Kampfpartnern. „Wie ihr wollt. Nun bekommt ihr es mit der Kraft des Gottes Buchis zu tun!“, brüllte er und beschwor seine Waffe. Es handelte sich um eine riesige Keule, wie man sie aus der Steinzeit kannte. „Tja, da ist uns wohl ein Höhlenmensch ins Netz gegangen.“, scherzte Connor. „Du darfst ihn nicht unterschätzen.“, warf Kevin ein. Doch das wusste Connor selbst. „So James. Hier hast du ein paar Hah-Sterne.“, kündigte er den Abschuss an. Wieder zischten die Sterne durch die Luft. Doch James hob einfach seine Keule, welche die Sterne abfing. Der Kampf würde nicht so leicht werden. „Ich bin schon sehr auf deinen Kampfstil gespannt.“, grinste Connor. Die beiden Kämpfer trennten sich, um Buchis von verschiedenen Seiten anzugreifen. Dieser schwang seine Keule und bereitete sich vor. „Kommt nur, ich verpass euch ein paar Beulen.“, schrie er. Von rechts tauchte nun Kevin auf, der mit seinem Schild zuschlug. Buchis blockte den Angriff mit seiner Keule ab. Doch Kevin war noch nicht fertig, sondern ließ seine Klinge ausfahren. Diese bohrte sich durch das Holz, erreichte Buchis jedoch nicht. Dieser stieß den verletzten Kevin von sich weg. Das Schild blieb samt Klinge im Holz stecken, was zur Folge hatte, dass Kevin seine Waffe verlor. Buchis spürte, wie jemand auf ihn zulief. Dieser jemand schoss nun seine Hah-Sterne ab. Buchis wendete sich schnell und blockte die Attacke mit Kevins Schild ab. Der Besitzer der Waffe hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und stürmte auf den Feind zu. Mit erhobener Faust schlug er auf Buchis ein. Dieser verlor das Gleichgewicht und krachte zu Boden. Connor war bereits zur Stelle und schoss weitere Sterne ab. Doch Buchis verblasste. Er hatte sich ohne Zweifel fortteleportiert. Kevin und Connor stellten sich Rücken an Rücken der Gefahr. Buchis konnte jederzeit wieder auftauchen und sie fertig machen. „Wenn er wieder auftaucht, versuch ihn festzuhalten.“, bat Kevin seinen Kampfgefährten. Connor war sich nicht sicher. „Was hast du vor?“, hinterfragte er Kevins Strategie. „Vertrau mir.“, bat dieser. Connor schien dies etwas schwer zu fallen. „Tut mir Leid, wenn ich das nicht so einfach kann. Aber ich werde tun, was du verlangst. Wehe du vergeigst es!“, warnte er. Die beiden liefen nun auseinander, um kein Ziel abzugeben. Buchis entschied sich Connor anzugreifen. Er teleportierte sich zu ihm und schwang abermals seine Keule. Damit zerschmetterte er Connors Abschussvorichtung. Doch dieser beherzigte Kevins Plan und griff nach Buchis Armen. Diese hielt er nun an den Rücken zusammen. So verhinderte er, dass sich der Feind fortteleportierte. Doch Buchis wehrte sich mit ändern und Füßen. „Kevin, wenn du etwas tun willst, dann tu es jetzt.“, schrie er ihm entgegen. Dieser ließ wieder seine Klinge aus seinem Schild schießen. „So Buchis, jetzt wird’s heiß.“, kündigte er an und verwandelte seine Klinge in Feuer. So hatte er bereits einige Gegner besiegt. Das Feuer schoss wie aus einer Kanone auf Buchis. „Bring dich in Sicherheit, Connor.“, warnte der seinen Freund. Doch dieser wartete bis die Flammen ganz Nahe war. Buchis gab sein Bestes, konnte sich aber nicht befreien. Wenige Zentimeter, bevor die Flammen ihr Ziel erreichten ließ Connor los und sprang zur Seite. Buchis sah entsetzt den Flammen entgegen. Sein Körper begann sich wieder aufzulösen. Hatte er es doch geschafft sich fort zu teleportieren? Nein, seine Klamotten hatten Feuer gefangen, und er stand in Flammen. Trotzdem hatte er den Ort verlassen. „Mist, er ist uns entkommen.“, fluchte Connor. Kevin sah das anders. „Vergiss ihn. Er hat einiges abbekommen und wird nicht mehr so schnell aufstehen können. Vor dem haben wir einige Zeit Ruhe.“, beruhigte er ihn. Doch Connor richtete seinen Sternenwerfer auf Kevin. „Du hast dir Zeit gelassen.“, schien alles von vorne zu beginnen. „Ohne dich hätte ich nicht gesiegt.“, antwortete Connor. Nach einigen Sekunden ließ er seinen Arm wieder sinken. „Glaub ja nicht, dass wir jetzt Freunde, oder dergleichen sind. Ich behalte dich im Auge. Wenn du noch einen Unschuldigen tötest, bist du dran.“, warnte er und wollte gehen. Kevin hielt ihn zurück. „Warte! Du sagtest, du weißt etwas über den Zyklopen.“, erinnerte er. Connor blieb noch mal stehen. „Richtig. Aber ich weiß nicht, wer sich hinter diesem Namen versteckt. Allerdings haben wir einen gemeinsamen Feind. Ich glaube nämlich, dass er für den Tod meines Vater verantwortlich ist. Er hat sein Amulett für die Wohltätigkeit benutzt. Dem Zyklopen war er wohl ein Dorn im Auge.“, verriet er. Kevin staunte. „Das tut mir Leid. Du sagtest du vertraust mir nicht. Warum erzählst du mir dann deine Geschichte?“, interessierte ihn. Connor grinste. „Nachdem ich mir deine rührseligen Worte anhören musste… . Falls du weißt, wer der Zyklop wirklich ist, wäre ich dir dankbar, wenn du m ich informierst. Und nochwas. Torri ist eine Freundin von mir. Ich habe ihr von dir erzählt. Sei ihr nicht böse, sie mag dich wirklich. Auch wenn mir das nicht sonderlich gefällt…“, meinte er noch, bevor er ging. Kevin ließ ihn einfach gehen. Aber was sollte er jetzt machen? An diesem Tag hatte er seine Freunde verloren und Feinde dazugewonnen. Dieser Buchis diente dem Zyklopen, was hieß, dass dieser wusste, wer Kevin wirklich war. Es war gut, dass ihn Emma nun hasste. Niemals hätte er sie in solche Gefahr bringen wollen. Kevin hatte noch einige Vorlesungen an diesem Tag, konnte aber nicht mehr. Er war erschöpft und müde. Er sah auf die Uhr und beschloss zu Jonathan zurückzukehren. Erst jetzt fiel ihm seine Wunde wieder ein. Die Blutung hatte aufgehört, aber sie war der perfekte Grund, um zu schwänzen. Doch was würde ihn weiter erwarten? Würde sein Geheimnis auffliegen? „Ist er tot?“, fragte Torri kritisch. Connor sah sehr mitgenommen aus. „Nein. Er ist einer von den Guten.“, meinte er. Torri glaubte sich verhört zu haben. „Ist das dein ernst? Ist er nicht dieser Killer?“, fragte sie verwirrt. Connor nickte. „Er ist es. Aber wir jagen den selben Feind. Erst dachte ich, er ist wie ich. Aber nun weiß ich, dass er ist, wie ich einmal sein werde. Allerdings will ich das nicht. Ich hänge mein Amulett an den Nagel. Aber erst wenn ich Kuk beseitigt habe.“, offenbarte er. Torri wollte sich um seine Wunden kümmern, doch dieser blockte. „Schon o.k. Kevin sieht schlimmer aus. Wir haben zusammen gegen einen von Kuks Schergen gekämpft. Wir haben ihn besiegt.“, berichtete er. Torri verstand. „Soll ich nun noch weiter mit Kevin zusammensein, oder…“, wollte sie weiterwissen. Connor schmunzelte. „Ganz wie du willst. Ich habe ihm von dir erzählt.“, überließ er es ihr. Torri überlegte. Sollte sie alles beim Alten lassen? Nein, das war unmöglich. Kevin wusste, dass sie sein Geheimnis kannte. Er würde ab nun bestimmt anders mit ihr umgehen. Torri beschloss den ersten Schritt zu wagen. „Das kann unmöglich stimmen.“, seufzte Emma, als sie vor der großen Kirche stand, in der Kevin zur Zeit wohnte. Sie begutachtete nochmals die Adresse, die ihr Kevin gegeben hatte. Was tat sie hier überhaupt? Warum hatte sie Kevins Wunsch respektiert? Würde sie hier tatsächlich Antworten finden? Die Tore der Kirche standen offen und Emma trat ins Innere. „Hallo?“, rief sie in den großen Saal. „Haaallllooo.“, halte das Echo von allen Seiten. Emma ging weiter und steuerte direkt auf den Altar zu. Dort sah sie nämlich jemanden sitzen. Er trug schwarzes Gewand und betete. Es konnte sich nur um den Pfarrer handeln. „Ent…entschuldigen Sie.“, wagte es Emma ihn zu stören. Der Pfarrer erhob sich und musterte das Mädchen skeptisch. „Du gehörst nicht zur Gemeinde.“, sagte er. Emma bejahte und entschuldigte sich nochmals für die Störung. „Kennen Sie vielleicht einen Kevin?“, fragte sie vorsichtig. Jonathan hob überrascht die Augenbrauen. „Du kennst ihn?“, hakte er nach. Emma nickte. „Ja, wir… gehen zusammen auf die Uni. Aber. Wie soll ich sagen… gestern hat er versucht meinen Vater umzubringen und heute zeigt er mir einen komischen Stein, der scheinbar magische Kräfte besitzt. Ergibt das für Sie irgendeinen Sinn?“, faselte das Mädchen. Der Pfarrer musste sie nun für verrückt halten. Doch im Gegenteil. Jonathan bat sie sich zu setzen. „Hast du Zeit? Natürlich hast du. Sonst hättest du den weiten Weg nicht unternommen.“, sprach er. Emma setzte sich auf eine der Bänke und hörte Jonathan zu. „Ich bin hier, weil mich Kevin darum gebeten hat. Aber ich glaube nicht, dass es viel bringt. Er hat mir alles erzählt.“, berichtete sie. Jonathan nickte immer wieder. „Ich glaube aber, dass du hierher gekommen bist, weil du Kevins glauben möchtest. Liege ich damit richtig?“, wollte er es wissen. Emma sah zu Boden. „Kann sein.“ Jonathan setzte sich neben ihr und zeigte ihr sein Amulett. „Sie besitzen auch so eines?“, fragte sie überrascht. Jonathan bejahte. „Wie Kevin. Und wie dein Bekannter Connor, und viele andere. Sie besitzen magische Kräfte. Um genauer zu sein, die, der ägyptischen Götter. Diese Amulette sind ihr Erbe. Und eine handvoll auserwählter Menschen trägt sie nun.“, erzählte er. Emma hatte Schwierigkeiten ihm zu glauben. Bisher hatte sie noch nie an Magie, oder ähnlichem geglaubt. „Ist Kevin wirklich böse?“, stellte Emma die wichtigste Frage. Die konnte ihr Jonathan leicht beantworten. „Nein. Er ist nur verwirrt und kann sich nicht entscheiden. Manche Menschen missbrauchen die Macht ihrer Amulette um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. So auch der Zyklop. Er besitzt das Amulett des Kuk und besitzt viele Anhänger.“, berichtete er. „Und die hat Kevin er…mordet.“, stotterte Emma. Jonathan seufzte. „Glaubst du er hat es aus Spass getan? Mein Amulett unterscheidet sich von den anderen. In ihm befindet sich die Seele einer der Götter. Die des Bata. Manchmal benutzt er meinen Körper um Kevin die Aufträge zu erteilen.“, verriet er. Emma staunte. „Dann gibt er ihm diese Befehle? Aber warum befolgt Kevin sie? Was kann ihm dieser Bata bieten?“, wollte Emma wissen. „Ruhe und Freiheit. Und ein Leben.“, antwortete Jonathan. Emma verstand nicht. „Das hat er doch alles schon. Er hat die Uni, seine Freunde…“, erzählte sie. Doch der Pfarrer schien das anders zu sehen. „Glaubst du wirklich? Er tut das, weil er dich beschützen will. Und seine Zukunft. Genau wie damals seine Schwester.“, meinte er. Emma konnte ihm nicht folgen. „Seine Schwester?“, hinterfragte sie. Jonathan bejahte. „Ich weiß nicht, ob es Kevin Recht ist, wenn ich es dir erzähle, aber ich denke es muss sein. Seine Geschichte wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“, meinte er und begann von Kevins Vergangenheit zu erzählen. Wie seine Eltern starben, seine Gefühle für seine Schwester, und wie sie schwer verletzt wurde. Dann kam er zu dem Teil, in dem Baal auftauchte. Dieser überredete Kevin zu einem Pakt. Er sollte ihm dienen und er würde seiner Schwester helfen. Jonathan erzählte dem Mädchen sogar, dass Kevin bereits gestorben und ins Leben zurückgekehrt war. Diese hatte Schwierigkeiten alles zu verstehen. „Aber dieser Baal ist jetzt doch tot. Warum dient er jetzt einem anderen. Gott, oder was auch immer? Er ist doch frei!“, warf Emma ein. Jonathan schüttelte bedrückt den Kopf. Kevin hat zuviel erlebt. Bis jetzt musste er auf alles verzichten. Er weiß was passiert, wenn jemand wie Kuk an die Macht kommt. Er macht keinen Unterschied zu Baal oder Sepa. Sie haben Kevin immer nur manipuliert. Er ist sehr religiös erzogen worden. In dem Kloster, in dem er aufgewachsen ist, und von verschiedenen Amulettträgern. Er wurde manipuliert und überzeugt, dass er den Göttern dienen musste. So konnte er sich immer sicher sein, dass seinen Freunden und Verwandten nichts zustieß. Den sie standen unter dem Schutz der Götter.“, beendete Jonathan seine Erzählungen. Emma wusste nicht, was sie sagen wollte. Kevin hatte es wirklich schwer gehabt. „Er muss also erst diesen Kuk besiegen, habe ich Recht?“, hakte sie nach Jonathan nickte. „Ja. Dann hat er Batas Wünsche erfüllt.“, verriet er. „Was soll ich jetzt tun? Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?“, fragte Emma unsicher. „Keine Ahnung. Aber du wirst dich schnell entscheiden müssen.“, meinte er und sah zum Eingang. Dort stand Kevin und beobachtete die beiden seit einiger Zeit. Emma ballte ihre Hände zu Fäusten und ging Kevin entgegen. Dieser blickte ihr in die Augen. Er konnte nicht voraussagen, was sie gleich tun würde. Würde sie ihn ohrfeigen? Oder einfach wieder an ihm vorbeigehen? Kevin überraschte es sehr, als ihn Emma plötzlich in den Arm fiel. „Jonathan hat erzählt, dass ich deiner Schwester ähnlich sehe.“, suchte sie nach Worten. Kevin schluckte und bestätigte es. „Und witzigerweise heißt du auch noch so.“, stammelte er. „Du musst mich nicht vor irgendjemandem beschützen, den ich nichtmal kenne.“, wollte sie Kevin von dem Kampf abhalten. „Ich weiß.“, erwiderte er. Allerdings musste er Kuk besiegen. Für alles, was er noch hatte. „Du bist verletzt!“, entdeckte Emma die Verletzung erst spät. Kevin hatte sie verbunden, doch Emma sorgte sich. „Das ist schon o.k. Halb so schlimm.“, versicherte er. Dann klingelte es. Es handelte sich dabei um Kevins Handy, das er in seinem Rucksack verstaut hatte. Er öffnete ihn und nahm ab. Er wechselte ein paar Worte und wandte sich dann wieder Emma zu. „Torri.“, erklärte er. Emma nickte langsam. Nun trat Jonathan zu den beiden. „Kevin, geh doch in dein Zimmer. Ich werde mir deine Wunde genauer ansehen.“, versprach er. Dieser sah zu Emma. „Schon gut. Wir sehen uns spätestens Morgen.“, versicherte sie. Kevin nickte und verabschiedete sich. Emma wollte ebenfalls gehen, doch Jonathan hielt sie zurück. „Warte bitte noch. Das wird dir helfen es besser zu verstehen.“, meinte er und überreichte Emma ein Amulett. Diese stutzte. „Es sieht aus wie Ihres und Kevins. Warum geben Sie mir das?“, hinterfragte sie. Jonathan bat das Mädchen den Stein genauer anzusehen. „Auf diesem hier ist kein Symbol. Hat es auch einem Gott gehört?“, hakte Emma nach. Jonathan nickte. „Ja, und zwar dem Namenlosen. Bevor das Chaos den Gott verschlungen hat, verbannte er seine Macht in das Amulett. Allerdings kam er nicht wie alle anderen Götter dazu seinen Namen auf es zu schreiben. Nur wenn man seinen Namen kennt, kann man die Kraft des Amuletts freisetzen. Emma. Ich möchte dir dieses Amulett schenken. Es kommt vielleicht die Zeit, in der du Kevin beschützen musst, und nicht umgekehrt.“, gab Jonathan preis. Emma verstand auf was der Pfarrer hinauswollte. „Ich soll kämpfen? Muss ich auch…“, fragte sie vorsichtig. Jonathan antwortete zuerst nicht. „Das liegt ganz bei dir.“, erklärte er. Emma nahm das Amulett entgegen. „Und wie heißt dieser Gott?“, wollte sie wissen. Jonathan schien es nicht zu wissen. „Das weiß selbst ich nicht. Du musst seinen Namen selbst herausfinden. Dann wird dich das Amulett als seinen Besitzer anerkennen und dir große Kraft schenken.“, verriet er. Emma steckte es ein und versprach über alles nachzudenken. Dann verabschiedete sie sich und sah nochmals zu dem Ort, an dem Kevin hinverschwunden war. „Wie geht es ihm?“, fragte der Lord nervös. Emily hatte schlechte Nachrichten. James war im Kampf verletzt worden. „Er hat schwere Verbrennungen. Dieser Hapi schien Hilfe gehabt zu haben. James hatte keine Chance.“, berichtete sie und öffnete die Tür zum Krankenzimmer. Der Lord musterte James unruhig. „Er ist nicht bei Bewusstsein. Aber keine Angst. Ich werde gehen und ihn rächen.“, versprach Emily. Der Lord knurrte. „Nein! Dich würden sie auch fertig machen. Allein hast du keine Chance.“, stand für ihn fest. Emily musste ihrem Chef leider rechtgeben und sah zu James. „Was sollen wir tun?“, hinterfragte sie. Der Lord seufzte. „Nichts. Wir warten. Wir brauchen das Amulett, aber auch James. Wir dürfen jetzt kein Risiko eingehen. Wir werden warten bis er genesen ist und sie dann zu dritt angreifen. Dann holen wir uns das Amulett des Hapi!“, befahl er und musterte nochmals seinen Diener James. Kuk – Die Urfinsternis Ein Monat war vergangen, seit Emma die Wahrheit über Kevin herausgefunden hatte. Kevin hatte nicht erwartet, dass die beiden sich wieder so gut verstehen würden. Sie unternahmen wieder etwas zu dritt, gingen ins Café, lernten zusammen, so wie früher. Das Semester war bald vorüber und Kevin paukte für die Abschlussarbeiten. Natürlich beriet er sich auch manchmal mit Connor. Die beiden lebten in der Angst, dass sie jederzeit von den Schergen des Zyklopen angegriffen werden konnten. Deswegen trainierten sie zusammen, um einen solchen Angriff abzuschmettern. Sein Verhältnis zu Torri hatte sich ebenfalls nicht groß geändert. Er hatte nun sogar jemanden mit dem er über sein Geheimnis sprechen konnte. An diesem Tag kam es, dass sie in der Kantine wild mit ein paar Papierkarten vor seinem Gesicht herumwedelte. „Was ist das?“, fragte er überrascht. Torri setzte sich neben ihn und legte die Karten auf den Tisch. „Bin ich gut, oder bin ich gut? Ich habe uns Karten für Übermorgen besorgt.“, erzählte sie stolz. Kevin betrachtete die Karten genauer. „Und was ist übermorgen?“, wagte er es zu fragen. Torri rollte mit den Augen. „Connor sagte ja, dass du hinterm Mond bist. Aber, dass du das Konzert des Jahres verbennst kann ich nicht glauben.“, sagte sie aufgeregt. Nun verstand Kevin. Ein Konzert also. Ihm viel ein, dass er noch nie bei einem richtigen Konzert war, weshalb er zusagte. „Cool, kenn ich die Band?“, hakte er nach. Torri wollte schon den Namen nennen, ließ dann aber. „Nein. Du nicht.“, schien sie Kevin für einen Hinterwäldler zu halten. „Ich freue mich schon auf übermorgen.“, sagte er nun. Torri küsste ihm noch auf die Wange und wollte gehen. Dann schien ihr jedoch nochwas eingefallen zu sein. „Ich weiß, du hast jetzt viel zu lernen, naja ich auch, aber hast du dir schon Gedanken über den Abschlussball gemacht?“, fragte sie nach. Kevin musste zugeben, dass er daran nicht gedacht hatte. Das Semester fand bald ein Ende, welches mit einer gebührenden Feier ausklinkte. „Nein, aber ich bin sowieso ein schlechter Tänzer.“, gab er zu. Torri bot ihm an, ihm alles nötige beizubringen. „Ahhhh.“, schrie Emily, als sie plötzlich eine Hand packte. Sie gehörte James, der sich wieder bewegen konnte. „Wo ist dieser verdammte Hapi?“, knurrte er. Emily rief den Lord ins Zimmer. „James. Schon, dass es Ihnen wieder gut geht.“, begrüßte er ihn. Dieser sah sich um. Er spürte an seinem ganzen Körper Schmerzen. Dann versuchte er aufzustehen, doch Emily hielt ihn davon ab. „Du bist noch nicht soweit.“, meinte sie. James sah das anders. „Oh doch. Ich bin wieder fit und werde mich rächen!“, stand für ihn fest. Emily sah zum Lord. „Wenn er denkt, dass er kämpfen kann. Dann holen wir uns jetzt das vierte Amulett.“, kündigte er an. Er hatte inzwischen einen Plan entworfen, wie sie ihre Feinde besiegen konnten. Sie würden Kevin in eine Falle locken. Der Lord hatte ihn ständig beschatten lassen und darauf gewartet, dass James aufwachte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, endlich das Tor nach Daut zu öffnen… . „Kevin!“, kreischte Emma, als sie ihn sah. Sofort fiel sie ihm in die Arme. Dieser blickte verwirrt zu Jas. Dieser hob nur seine Hände, um zu signalisieren, dass von ihm keine Hilfe zu erwarten war. „Über was freust du dich den so?“, kam er nicht ganz mit. Die drei hatten im Café verabredet, und Emma brachte super Neuigkeiten mit. „Rate mal wer einen Termin mit einem Plattenproduzenten bekommen hat.“, verriet sie ihm die freudige Nachricht. „Ähhmm, du?“, fragte Kevin. Emma freute sich wie schon lange nicht mehr. „War auch nicht so schwer. Er sagte, dass er eventuell eine Platte mit mir aufnehmen will.“, berichtete sie aufgeregt. „Toll. Glückwunsch.“, nahm Kevin Anteilnahme. „Wünsch mir Glück.“, bat ihn Emma. Doch das hielt Kevin nicht für nötig. „Achwas. Wenn er dich hört, bist du ihm nuh berühmt.“, versicherte er ihr. „He, wie wäre es, wenn ich mitkomme?“, fragte er. Emma fand das eine tolle Idee. „Du bist ein Schatz. Allein wäre ich auch sicher zu aufgeregt. Der Termin ist Mittwoch Nachmittag.“, verriet sie. Kevin brummte unzufrieden. „Mist, da habe ich keine Zeit. Torri hat diese ultraseltenen Konzertkarten aufgetrieben.“, musste er seine Freundin enttäuschen. Im nuh verschwand die Vorfreude aus Emmas Gesicht und sie suchte nach Worten. „Verstehe. Das ist schon o.k. Wenn ihr Karten für so ein Konzert habt, ist das natürlich super. Ich erzähle dir dann alles.“, meinte sie und drängte sich dann an Kevin vorbei. „Du hast es vermasselt.“, machte ihn Jas darauf aufmerksam. Kevin verstand seinen Freund nicht. „Wieso? O.k. ich kann sie nicht zur ihrem Termin begleiten, aber deswegen kann sie doch kaum sauer auf mich sein.“, rechtfertigte er sich. Jas klatschte sich auf die Stirn. „Du checkst mal wieder gar nichts. Du hättest Torri auch absagen und deine Karte jemand anderes geben können. Mir zum Beispiel…“, erklärte Jas. Kevin verstand. „Du bist also scharf auf die Karten.“, glaubte er die Situation richtig erkannt zu haben. „Nein, um mich geht’s hier nicht.“, meinte Jas und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. Zwei Tage später war es soweit. Kevin hatte das Gefühl zerquetscht zu werden. Eine riesige Menschenmenge war entstanden. Und alle wollten in das große Gebäude, in dem das Konzert stattfand. „Vielleicht war das doch keine so gute Idee.“, meinte er zu Torri. Doch diese schien in ihrem Element zu sein. „Achwas, du wirst die Band lieben.“, versicherte sie ihm. Doch da war sich Kevin nicht so sicher. Er wünschte er könnte Emma beistehen, obwohl er wusste, dass sie es bestimmt schaffen würde. „Nochwas. Ich habe ein Kleid für den Ball aufgetrieben.“, rief ihm Torri zu. „Bereit für den Hall? Was soll den das heißen?“, verstand Kevin kein Wort. Es war inzwischen richtig laut geworden. Alle redeten wild durcheinander und erwarteten gespannt das Erscheinen ihrer Lieblingsband. Kevin fühlte sich fehl am Platze, blieb aber für Torri. Die Band betrat die Bühne und die Fans kreischten. „Ich bekomme bestimmt einen Hörschaden. Und davor kann mich nichtmal mein Amulett beschützen.“, jammerte Kevin. Die Band bereitete alles vor, und begann dann zu spielen. Im Mittelpunkt stand eine junge Frau. Sie war die einzige, die sang. Die Fans jubelten ihr zu und freuten sich, als sie mit dem Lied anfing. Kevin fühlte sich unwohl, da nur die Jugendlichen neben ihm kreischten. Trotzdem verfolgte er die Show. „He, Kevin. Gib zu, es ist gar nicht so schlecht.“, fand Torri. Doch Kevin reagierte nicht. Er sah wie hypnotisiert auf die Bühne. Seine Gedanken kreisten um etwas anderes. „Ist alles o.k.?“, fragte Torri besorgt. Kevin versuchte die passenden Worte zu finden. „Tut… tut mir Leid, aber ich muss weg.“, versuchte er Torri beizubringen. Dieser verstand zuerst nicht. Sie dachte, dass Kevin die Show nicht gefiel, oder etwas mit seinem Amulett war. Doch dann sah sie zur Bühne und zur Sängerin. Dann war ihr klar, warum Kevin nicht bleiben konnte. „Torri…“, versuchte er etwas zu sagen. Doch diese ließ ihn vom Haken. „Schon gut. Du kannst gehen. Ich habe mich ohnehin gewundert, wieso du es solange ausgehalten hast.“, schien sie kein Bisschen traurig. Oder verbarg sie sie nur? „Tut mir Leid.“, sprach Kevin und drängte sich zwischen den Menschen hindurch. Torri ließ ihn widerstandslos gehen. Sie presste ihre Lippen zusammen und verfolgte weiter das Konzert. „Viel Glück.“, dachte sie noch. Kevin brauchte etwas, um zum Café zurückzukommen. Sein Blick durchkämmte es, doch er konnte Emma nirgends finden. Dafür aber Jas. Eines musste man ihm lassen. Er war immer zur Stelle. „Jas!“, begrüßte er seinen Kumpel eilig. „Kevin? Wieso bist du nicht beim Konzert?“, fragte er überrascht. Doch Kevin antwortete nicht, sondern kam gleich zur Sache. „Jas, hast du Emma gesehen?“, fragte er hastig. Jas seufzte. „Nicht schon wieder. Ich wette du hast Emma noch nie gefragt ‚Wo ist Jas?‘ “,beschwerte sich sein Freund. Doch Kevin ließ nicht locker. „Sie ist im Park. Sie hat ihren Termin in den Sand gesetzt. Dieser Idiot hat sie abblitzen lassen.“, erzählte er. Kevin bedauerte das zu hören. Emma war bestimmt niedergeschmettert. Ohne sich zu verabschieden rannte Kevin wieder aus dem Café. Zurück blieb ein unzufriedener Jas. Es dauerte etwas, bis Kevin im Park ankam. Sofort suchte er die Stelle mit dem See. Als er sie gefunden hatte, sah er Emma bereits dort sitzen. Sie schien nachzudenken. Kevin trat zu ihr und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen. „Der Typ ist ein Idiot.“, sagte er, ohne seine Freundin anzusehen. Emma schien anderer Meinung zu sein. „Er ist Profi, er weiß es besser.“, meinte sie. Kevin war anderer Meinung. „Ach, es ist wie bei Ärzten. Dem ersten darfst du nie vertrauen. Hol dir sofort eine zweite Meinung.“, wollte er Emma aufmuntern. Dieser entkam ein Lacher, obwohl sie sich nicht wirklich besser fühlte. „Wird ich tun. Wenn ich mal wieder die Gelegenheit dazu habe.“, ging sie auf den Vorschlag ein. Dann staunte sie aber. „He, wieso bist du nicht beim Konzert? Das kann doch noch nicht aus sein.“, fragte sie verwundert. Kevin dachte darüber nach, was er sagen sollte. „Ich war auch dort, bin aber gleich wieder gegangen.“, erzählte er. „Hat dir die Musik nicht gefallen?“, hinterfragte Emma. Kevin wiegte mit dem Kopf. „War ganz O.k, aber an dich kommt diese Sängerin nicht heran. Aber der wirkliche Grund ist… . Torri und ich haben Schluss gemacht.“, rückte er nun mit der Sprache heraus. Das überraschte Emma. „O man. Da erzähle ich dir die ganze Zeit meine Sorgen und dabei hast du selbst genug.“, versuchte sie Anteilnahme zu zeigen. Doch irgendwie spürte sie mehr Freude. „Ist schon gut. Ich denke wir haben wohl nicht zusammengepasst. Und wenn ich ehrlich bin, haben mir unsere gemeinsamen Unternehmungen nie wirklich Spass gemacht. Es war nie so, wie… bei dir. Oder… bei Jas, oder sowas.“, stammelte er nun unverständliches Zeugs. „Mir haben unsere Unternehmungen auch immer Spass gemacht.“, erwiderte Emma. „Weißt du, mir ist gerade was eingefallen. Wir hatten in der letzten Zeit ja ziemlich viel um die Ohren. Hast du schon jemanden, mit dem du zum Abschlussball gehst?“, fragte er nun. Emma verneinte. „Wir wär’s wenn wir einfach zusammen hingehen?“, schlug er vor. Doch Emma reagierte anders als erwartet. Sie sprang auf und sah Kevin böse an. „Jetzt wo du Torri nicht mehr hast brauchst du wohl Ersatz?! Vergiss es, ich spiele nicht den Lückenbüßer.“, erklärte sie. Kevin wollte das Missverständnis sofort aufklären, bis es dann geschah. „Du!“, schrie jemand. Kevin ließ sofort seinen Blick schweifen und entdeckte einen Mann. „Sieh dir mein Gesicht an! Du hast es verbrannt!“, schrie James. Er hatte Narben zurückbehalten, wofür er sich nun teuer rächen wollte. Emma wich ängstlich zurück. „Ist das einer von diesen Typen?“, fragte sie verunsichert. Kevin nickte. „Lauf weg, oder… . Nein bleib am besten hier stehen. Ich kümmere mich um ihn.“, versprach er. Er rief sein Schild und stellte sich dem Gegner. Er wollte Emma um jeden Preis beschützen. Wenn er sie verlieren würde, wäre das auch sein Ende. „Du rührst sie nicht an, verstanden?“, verlangte er von James. Doch dieser grinste nur. „Kevin!“, rief Emma plötzlich erschrocken. Hinter ihr war Emily aufgetaucht, welche sie festhielt. Kevin erkannte sofort, dass auch sie ein Amulett trug. „Tja, wir haben dich lange beschatten lassen und kennen nun deine Schwachstelle.“, lachte James. Kevin bekam nun richtige Angst. Emma durfte auf keinem Fall etwas passieren. „Gib sie frei!“, verlangte er von Emily. Doch dieser reagierte nicht. „Hör gut zu. Wir erwarten dich in einer Stunde im Keller des Gabriel-Towers. Dort wirst du deine Freundin zurückbekommen. Komm alleine, sonst ist die Kleine tot. Du darfst allerdings dein Amulett mitbringen. Kuk wird sich dann mit dir unterhalten.“, gab Emily genaue Instruktionen. Kevin wusste nicht was er unternehmen sollte. Angreifen? Nein, das wäre Emmas Ende. Emily begann sich zu teleportieren und nahm Emma mit. Kevin wollte sich James schnappen, doch dieser verschwand ebenfalls. Kevin ballte die Fäuste und dachte angestrengt nach, was er tun sollte. Dann tauchte plötzlich Connor auf. „Wie lange hast du dich schon versteckt gehalten?“, brüllte er ihn an. „Du hättest mir helfen können.“ Connor sah das anders. „Hätte ich. Aber dann hätte diese Amulettträgerin deine Freundin getötet. Und das willst du doch um jeden Preis verhindern. Aber diese Trottel haben uns verraten, wo wir den Zyklopen finden. Manchmal müssen Opfer gebracht werden, wie deine Freundin. Um andere Menschen zu beschützen.“, war Connors Meinung. Kevin knurrte in praktisch an. „Für dich vielleicht. Ich will nur die beschützen, die mir etwas bedeuten. Das war schon immer so!“, erklärte er. Connor zeigte sich kaum beeindruckt. „Wie auch immer. Wir gehen zu diesem Tower und schnappen uns den Zyklop. Wenn deine Freundin noch lebt, werde ich sie beschützen. Wie hört sich das an?“, kam sein Vorschlag. Kevin akzeptierte. Er musste Emma aus Kuks Armen befreien. „Pass auf. Du gehst durch die Eingangstür. Diese Typen erwarten dich alleine. Aber keine Angst, ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich komme vom Dach her und unterstütze dich. Ich will den Zyklopen genauso wie du!“, offenbarte er seinen Plan. Kevin war damit einverstanden. „Dann lass uns loslegen.“, drängte er. „Aua, pass doch auf, du Schnepfe!“, schimpfte Emma. Sie schien keine Angst vor Emily zu haben. Diese hatte das Mädchen in ein kleines Büro gesperrt, von dem sie dachte, dass es kein Entkommen gab. Emily schloss von außen zweimal ab und bewachte die Gefangene. Emma wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Sie griff in ihre Hosentasche und holte das Amulett hervor, welches sie von Jonathan geschenkt bekommen hatte. Konnte es ihr helfen? „Hol mich hier raus, Simsalabim“, versuchte sie ihr Glück. Keine Regung. Sie erinnerte sich wieder an Jonathans Worte, dass sie zuerst den Namen des Gottes herausfinden musste. Doch wie sollte sie das anstellen? „Tja Rumpelstilzchen wird es wohl kaum sein. Wie wäre es mit Zeus, Ares, Jupiter, Odin…“, rief sie sich alle möglichen Götternahmen aus dem Geschichtsunterricht wach. Nichts half. Dann wanderte ihr Blick auf den Computer. Bestimmt konnte er ihr weiterhelfen. Sie setzte sich vor ihn hin und rief eine Suchmaschine auf. Dann gab sie Ägypten ein. Da die Suche nicht speziell genug war, ergänzte sie sie mit ‚Götter‘. Bald hatte sie eine Seite gefunden, las jedoch über hundert Namen. Emma seufzte. Sie hatte wohl keine andere Wahl. Oder doch? Sofort zog sie den Balken nach unten und suchte den Gott der Musik. Jonathan hatte ihr das Amulett nicht ohne Grund gegeben. Emma fand den Namen Ihi. Ihi war der Gott der Musik, was auch Emmas Interessensgebiet war. Sie sprach den Namen laut aus, doch nichts geschah. Dann suchte sie nach einem Stift und schrieb den Namen auf den Stein. Wieder nichts. Dann erinnerte sie sich aber an Kevins Amulett, und an die Zeichen. Neben Ihis Namen standen auch Hieroglyphen. Emma versuchte sie abzuzeichnen und auf das Amulett zu übertragen. Dann geschah es. Emma spürte wie etwas ihren Körper durchflog. Sie fühlte sich plötzlich unglaublich stark. Dann bemerkte sie, dass sie etwas in der Hand hielt. Als sie sah was, schreckte sie zurück. „Ich werde dich befreien, Emma.“, sagte sich Kevin selbst und durchschritt die Tür. Der Empfangsmann begrüßte ihn freundlich. „Was kann ich für sie tun?“, fragte er. Kevin erblickte sofort die Tür zum Keller. „Meine Name ist Kevin. Ich habe einen Termin.“, sprach er. Der Empfangsmann schien Bescheid zu wissen. „Bitte die Tür hinunter.“, erklärte er. „Danke.“, brummte Kevin und öffnete die Tür zu Emma und Kuk. Die stieg die Treppe hinunter und fand sich im Keller wieder. Er ließ seinen Blick schweifen, entdeckte jedoch niemanden. Dafür bemerkte er eine Tür, die offen stand. Sie besaß aber einen schweren Riegel, der verriet, dass die Tür normalerweise geschlossen war. Kevin wagte den Schritt und durchquerte auch diese. Es gab also noch ein Untergeschoss. Dort würde er Kuk vorfinden. Connor war inzwischen unbemerkt auf der Dachterrasse angekommen. „Mein Plan scheint aufzugehen. Niemand hier.“, freute er sich. Allerdings zu früh. Kaum hatte er die Tür geöffnet, die nach unten führte, wurde er unsanft zurückgestoßen. Vor ihm war James aufgetaucht, der ihn bereits erwartet hatte. „Glaubst du, ich bin blöd? Mir war klar, dass dieser Versager nicht allein kommt. Und der einzige unbewachte Eingang ist dieser hier.“, hatte er Connors Plan durchschaut. Dieser beschwor sofort seine Waffe und machte sich kampfbereit. James rief ebenfalls seine Keule und trat Connor entgegen. „Zuerst werde ich dich erledigen. Du hast mich diesen Flammen ausgesetzt. Und dann wird dein Freund sterben. Ich weiß nur nicht, wen ich qualvoller behandeln soll.“, schien er sichtlich erregt. „Du weißt doch gar nichts. Kuk hat meinen Vater getötet. Du kannst mich nicht aufhalten, ich greife ihn mir!“, verriet Connor. James begann lautstark zu lachen. „Ich erinnere mich. War das nicht dieser Wohltäter? Da kennst du Kuk wirklich schlecht. Er tötet nie selbst. Das war ich.“, verriet er Connor die grausame Wahrheit. In ihm keimte die Wut auf und er griff den Mörder seines Vaters an. Er benutzte dazu seine Faust, welche James aber mit der Keule blockte. Connor durchschaute seinen Feind. Seine gefährlichste Waffe war seine Keule. Wenn es Connor gelang ihn zu entwaffnen, war er im Vorteil. Doch wie sollte er an ihn rankommen? Er war im Moment viel zu aufgewühlt. Die Wahrheit über seinen Vater hatte ihn sehr mitgenommen. Doch er wollte Rache. Um jeden Preis. Er schoss seine Sterne auf James ab, doch dieser brauchte sich nur geschickt zu wenden, um der Gefahr auszuweichen. Dann schwang er seine Keule und schlug auf den Boden. Connor wusste zuerst nicht, was das sollte. James hatte ein Loch in den Beton geschlagen, welches einen Riss verursachte. Dieser steuerte genau auf Connor zu. Der Junge spürte schon förmlich, wie alles um ihn herum einstürzte. Er sprang zurück und landete auf dem äußersten Rand. Er musste aufpassen, dass er nicht hinabstürzte. James sah den Vorteil. Er streckte wieder seine Hand aus, aus welcher eine Energiewelle auf Connor zustürmte. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Er wich zurück und verlor das Gleichgewicht. James sah mit an, wie Connor vom Rand stürzte. Er hatte gesiegt. Er ließ seine Keule verschwinden und trabte zum Rand. Er beugte sich vor und sah hinunter. Das Hochhaus war riesig, und James musste seine Augen anstrengen. Doch unten lag niemand. Wie war das möglich? Wo war Connors Leiche? Dann spürte er einen harten Schlag von hinten. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte ebenfalls. Nur mit Mühe konnte er sich festhalten. James verstand die Welt nicht mehr. Wer war das? Ober ihm tauchte das Gesicht von Connor auf. Er war zwar gefallen, hatte sich aber festhalten können. Dann hatte er eine Scheibe eingetreten, und war lediglich ein Stockwerk unter James gelandet. „Hilf mir!“, flehte ihn Kuks Diener nun an. „Habe ich mich verhört? Du hast meinen Vater ermordet.“, erinnerte ihn Connor. James knurrte. Natürlich konnte er keine Gnade von seinem Feind erwarten. Doch dann dachte Connor an Kevin. Wollte er wirklich weitermachen? Wollte er so werden wie er? Er packte James Arm und zog ihn hoch. „Wie…wieso?“, fragte er überrascht. Ein Antwort bekam er nicht. Connor versetzte ihm einen Schlag gegen den Rücken. Sofort wurde James bewusstlos. Connor entriss ihm sein Amulett und steckte es ein. „Das Töten hat nun ein Ende. Ich werde wie Kevin ein normales Leben führen.“, sagte er dem Bewusstlosen. Dann setzte er seinen Weg in den Keller fort. Er hatte seinen Vater zwar nicht gerächt, dafür war er aber auch nicht zum Mörder geworden. Nun musste er Kevin beistehen. Emma ließ ihre Waffe vor Schreck fallen. Wo war sie auf einmal hergekommen? Kaum hatte sich die Kraft ihres Amuletts aktiviert, hielt sie Pfeil und Bogen in der Hand. Sie hatte mit einem Schild gerechnet, wie auch Kevin eines besaß. Sollte sie mit dieser Waffe etwa kämpfen? Unmöglich. Sie war nicht wie Kevin und das war gut so. Allerdings steckte sie ernsthaft in der Klemme. Sie hob den Bogen wieder auf und betrachtete ihn. Sollte sie auf Kevin warten? Nein! Emma wollte ihm klarmachen, dass sie sich selbst aus dieser Situation retten konnte. Aber sollte sie ihre Waffe wirklich benutzen? Sie unternahm einen Probeversuch und spannte den Bogen. Sie erinnerte sich daran als sie noch klein war. Sie besuchte einen Jahrmarkt und musste einige Dosen treffen. Sie spannte den Pfeil und schoss ihn ab. Sie erwischte das Fenster, das daraufhin zersplitterte. Scheinbar hatte der Laut ihre Bewacherin angelockt. Sofort stürzte Emily ins Büro und musterte Emma prüfend. Dann fiel ihr Blick auf das Amulett. „Ich wusste nicht, dass du eines besitzt. Der Lord befahl mir dich nicht anzurühren, aber unter diesen Umständen… .“, schien sie kämpfen zu wollen. Emma bereute ihren Entschluss bereits. „Lerne jetzt die Macht der Göttin Ipet kennen!“, kündigte Emily ihre Waffe an und ließ sie erscheinen. Emma kippte beinahe um, als sie sah, dass es sich um eine Feder handelte. „Ich habe ja gehört, die Feder ist stärker als das Schwert, aber ich glaube du hast sie nicht mehr alle. Ich halte eine echte Waffe in den Händen, was heißt, dass du mich jetzt gehen lässt!“, befahl sie. Doch Emily dachte nicht daran. Sie ließ zwei weitere Federn erscheinen, deren Spitzen sich auf Emma richteten. Emily ließ sie fliegen. Sie bohrten sich nur knapp neben Emma in die dicke Mauer. Nun bekam Emma doch Angst. Was tat sie da überhaupt? Sie blaffte nur, doch Emily schien es ernst zu meinen. Sie kam mit diesem Magiezeugs doch überhaupt nicht klar. Trotzdem richtete sie den Bogen auf Emily. Doch war sie auch im Stande zu schießen? Dann kam ihr die Idee. Sie wollte einen Schuß wagen, der alles entscheiden sollte. Emily ließ neue Feder erscheinen, welche auf Emma zuflogen. Doch das Mädchen ließ sich absichtlich auf den Boden fallen und spannte den Bogen. Sie zielte den schoss. Der Pfeil traf. Allerdings hatte sie darauf geachtet Emily nicht zu verletzen. Der Spitze des Pfeils hatte sich nämlich in das Amulett gebohrt. Dennoch zerbrach es nicht. Emily lachte auf. „Vergiss es. Diese Teile sind robuster, als du denkst.“, musste sie ihre Feindin enttäuschen. Doch das lachen verging ihr, als sie mitansah, wie ihr Amulett Risse bekam. Die Spitze des Pfeils war scheinbar doch hart genug. Das Amulett zerbrach und Emily verlor ihre Kraft. Emma freute sich wie ein kleines Kind. Sie hatte bewiesen, dass sie keinen Beschützer brauchte. Und ließ sie ihre Waffe fallen und rannte einfach an Emily vorbei. Außer ihr gab es noch weitere solcher Spinner. Sie wollte unbedingt fliehen. Sie wusste nicht wo sie sich befand, weswegen sie einfach die Treppe nach unten nahm. Im Erdgeschoss traf sie dann auf Connor. Diesem entging Emmas neues Amulett ebenfalls nicht. Allerdings fand er es nicht für notwendig zu fragen. „Wir müssen weg.“, sagte sie schnell. Connor verneinte. „Gute Idee, verschwinde hier. Ich muss zu Kevin. Er kämpft gerade gegen Kuk.“, berichtete er. Emma erschrak. Sie sorgte sich um ihren Freund und rannte sogar noch vor Connor zur Kellertür. Connor blieb ihr aber dicht auf den Fersen. Im Untergeschoss entdeckten sie einen weiteren Abgang, welcher noch tiefer in die Erde führte. Dort unten würden sie Kevin und Kuk vorfinden. „Die bauen ein so riesiges Hochhaus, und hier unten sparen sie an Glühbirnen.“, fand sich Kevin in der Dunkelheit schwer zurecht. Am Ende der Treppe entdeckte er jedoch ein rotes Licht. Vor ihm baute sich ein großer Saal auf, den wohl nur der Zyklop und seine Anhänger kannten. Kevin erblickte mehrere Personen, die vor einer anderen knieten. Diese hatte Kevin den Rücken zugewandt und war wie ein Priester gekleidet. Das musste der Zyklop sein. Seine Diener knieten inmitten eines Doppelkreises, indem drei Amulette zu einem Dreieck angeordnet waren. „Ich nehme an, ihr wollt irgend etwas mit diesem Ritual beschwören.“, wagte es Kevin auf sich aufmerksam zu machen. Der Lord drehte sich nun um. Seine Diener folgten ihm. „Du musst Hapi sein. Schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“, begrüßte er ihn. Kevin erblickte sofort das blinde Auge. Deswegen trug er also diesen Namen. „Wo ist Emma?“, fragte Kevin nachdrücklich. Der Lord beschloss es ihm zu verraten. „Meine Assistentin hat mich gerade angerufen und berichtet, dass sie entkommen ist. Ich erzähle dir das, weil ich weiß, dass du nicht fliehen wirst. Du willst etwas von mir und ich etwas von dir. Siehst du das Symbol auf dem Boden? Darin liegen drei der vier Kanopenamulette. Die Kanopengötter waren die Söhne des Horus. Jeder der damals starb bekam eine Kanope, in denen die Organe aufbewahrt wurden. Vergleichbar mit einer Urne, allerdings etwas barbarischer. Als Seth die vier Götter auslöschte verbannten sie ihre Kraft in ihre Amulette. Ich besitze drei davon. Die Götter hießen Duamutef, Amset, Kebehsenuef und… Hapi! Rate welches Amulett mir noch fehlt.“, gab er sein Vorhaben preis. Kevin stutzte. „Dann… ging es die ganze Zeit nur um mein Amulett? Ehrlich gesagt brauche ich es ohnehin nicht mehr. Aber du wärst der letzte, dem ich es geben würde!“, stand für ihn fest. Der Lord knurrte und gab seinen Dienern ein Zeichen. Diese zogen Schwerter hinter ihren Kutter hervor und griffen Hapi an. Dieser wehrte die Schläge mit der Klinge seines Schilds ab. Er verteilte großzügig Tritte und Schläge, bis er den letzten Gegner niedergestreckt hatte. Dann stellte er sich Kuk. Er war nun stärker, da er wusste, dass Emma außer Gefahr war. „Und jetzt sag mir was du mit den Amuletten vorhast!“, verlangte er. Kuk musterte ihn. „Ich nehme an, du kennst die alten Geschichten der Unterwelt. In jeder Himmelsrichtung gab es einen Zugang. Die vier Kanopengötter bewachten den des Westens. Den Eingang nach Daut.“, erklärte er. Kevin konnte ihm nur schwer folgen. „Daut?“, wiederholte er ungläubig. „Der Urgott Kuk und seine Gefährtin Kauket wurden aus der Urfinsternis geboren, welche sich in Daut befindet. Damit sie nicht ausbricht, hat Kuk sie dort versiegelt. Ich trage nun sein Amulett. Mein Ziel ist es nach Daut zu gehen und die Urfinsternis freizulassen.“, redete er mit einer diabolischen Stimme. Kevin hatte noch immer nicht alles verstanden. Allerdings wollte der Zyklop sein Amulett, und das musste er verhindern. „Du wirst dafür kämpfen müssen. Beschwöre deine Waffe!“, verlangte er. Kuk begann zu lachen. „Meine Waffe? Meine Waffe ist die Finsternis!“, brüllte er und sein Körper begann sich verändern. Er verlor seine feste Form und verwandelte sich in reine Dunkelheit. Schwarze Striche zogen sich über seine Haut und seine Muskeln schwollen an. Bald erinnerte er Kevin an ein Ungeheuer. „Was du gerade vor dir siehst ist die Urfinsternis!“, erklärte Kuk mit einer dunklen, grausigen Stimme. Er begann laut zu brüllen und ging auf Kevin los. Dieser wehrte den Faustschlag mit seinem Schild ab. Allerdings würde Kuk nicht so einfach zu besiegen ein. Sein Körper bestand aus der Urfinsternis, welche er befreien und auf die Menschheit loslassen wollte. Das Ende der Reise Wieder brüllte der schwarze Riese, um zu zeigen wie mächtig er war. Hinter Kevin tauchten nun auch Connor und Emma auf. Entsetzt starrten sie das Monster an. „Kevin, was ist dieses Ding?“, schreckte Emma zurück. „Kuk.“, antwortete dieser kurz. Connor beschwor seinen Sternenwerfer und trat neben seinen Freund. „Du kannst sicher Hilfe gebrauchen.“, bot er an. Die schlug Kevin nicht aus. Als jedoch auch Emma zu kam, protestierte er. „Emma, verschwinde lieber. Hier wird’s gefährlich.“, wollte er sie vom Kampfort fernhalten. Doch seine Freundin dachte nicht daran. „Ich besitze jetzt auch ein Amulett. Genau wie du und Connor.“, meinte sie. „Lass sie ruhig. Sie hat ganz allein Kuks Dienerin besiegt.“, berichtete Connor. Kevin hatte noch Zweifel, aber zu dritt, würden sie Kuk bestimmt besiegen. „Ach Emma… . Wegen des Balls. Du bist keine Notlösung für mich. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du zusagst.“, musste er dies noch loswerden. Emma fand erst die richtigen Worte nicht. „Das sollten wir vielleicht später besprechen.“, schlug sie vor. Connor feuerte seine Sterne ab, musste aber zusehen, wie Kuks schwarzer Körper sie absorbierte. „Wir dürfen dieses Ungeheuer nicht unterschätzen.“, stand für ihn fest. Emma rief wieder den Bogen und spannte einen Pfeil. „Jetzt versuche ich es.“, rief sie und schoss. Doch auch der Pfeil traf zwar, wurde aber absorbiert. „So können wir ihn nicht besiegen.“, meinte Kevin, hatte aber keinen Ratschlag auf der Hand. „Wir brauchen Licht!“, sagte Emma nun. Kevin und Connor sahen sie fragend an. „Seht ihr nicht diese ganzen Animes? Wenn so ein Finsternis-Monster auftaucht braucht man einen Engel, oder vergleichbares.“, schlug sie vor. Kevin hielt nichts davon und drehte sich zu Connor. „Weit du was?“, wollte er Emma damit ärgern. Connor hatte tatsächlich einen Plan. Das Ungeheuer trug noch immer sein Amulett. Wenn es den dreien gelang, Kuks Quelle der Macht zu stehlen, konnten sie den Kampf gewinnen. Connor schoss Sterne auf die Kette ab, welche das Amulett trug. Doch Kuk war wendig und fing die Sterne mit seiner Pranke ab. Nun rannte er auf die drei Kämpfer zu. Diese liefen auseinander und nicht angegriffen zu werden. Kuk entschied sich Emma zu verfolgen. „Geh weg, du widerliches Ding!“, schrie sie entsetzt. Sie schoss einen Pfeil auf das Amulett ab, doch Kuk fing ihn ab und knickte ihn in der Mitte durch. Das war Kevins Chance. Er spurtete los und sprang auf Kuks Rücken. Er ließ seine Klinge aus dem Schild fahren und zielte auf die Kette. Kuk war dermaßen mit Emma beschäftigt, dass er den Angriff nicht vorhersah. So gelang es Kevin Kuk von seinem Amulett zu trennen. Es fiel auf den Boden und Kuk wollte es wieder aufheben. Dann flog ein Stern durch die Luft und schoss es meterweit fort. Kuk hatte versagt und begann sich zurückzuverwandeln. Hilflos musste der Lord zu sehen, wie er seine Macht verlor. Bald war er wieder ein ganz normaler Mensch. Er besaß nichtmal mehr sein Amulett. „Tja, aus Daut wird wohl nichts.“, meinte Kevin und verpasste dem halbblinden Mann einen Schlag. Dieser krachte zu Boden und blieb liegen. Dann richtete Kevin seine Klinge auf ihn. Emma stieß einen kurzen Schrei aus. Connor hielt Kevins Arm fest gepackt. „Nein! Das Töten hat jetzt ein Ende!“, redete er auf ihn ein. Doch Kevin sah das anders. „Bata wünscht, dass Kuk beseitigt wird.“, erklärte er. Connor ließ dies aber nicht zu. „Das hast du auch! Wir haben sein Amulett. Die Gefahr ist gebannt!“, sprach er. Kevin dachte angestrengt nach. Was würde Bata dazu sagen, wenn er zurückkehrte. „Ich weiß nicht, ob er mich dann gehen lässt.“, stotterte er. Emma rüttelte ihn fest. „Na und? Du bist frei und kannst hingehen wo immer du willst. Vergiss diesen falschen Gott!“, flehte sie ihn an. Es kostete Kevin einige Überwindung die Klinge wieder einfahren zu lassen. „Er hat noch immer jede Menge Diener. Er kann uns noch gefährlich werden.“, meinte er. Connor hatte aber eine Idee. „Verschwindet von hier. Ich weiß schon was ich tun muss, damit er uns in Ruhe lässt. Keine Angst, ich tu ihm nichts an.“, versicherte er. Kevin und Emma blickten ihn unsicher an. Dann ergriff Kevin jedoch Emmas Hand und teleportierte sich und seine Freundin fort. Connor griff in seine Tasche und holte einige Papierfetzen heraus. Der Lord stöhnte und versuchte zu erkennen, was vor sich ging. Doch Connor verpasste ihm einen weiteren Schlag, der ihn schachmatt setzte. Dann ergriff er sein Handy und wählte. Das war das Ende des Zyklopen. „Was ist jetzt mit ihm?“, fragte Kevin ungeduldig. Er wollte endlich von Connor erfahren, was dieser mit Kuk angestellt hatte. Doch Connor verriet es nicht. Kevin hatte seine beiden Freunde zu sich nach Hause eingeladen, damit diese Jonathan bzw. Bata kennenlernten. Connor, der den Gott noch nicht kannte, verbeugte sich ein Stück vor ihm. Emma kam das eher seltsam vor. „Ihr habt Kuk also tatsächlich besiegt. Alle Achtung.“, sprach Bata zu ihnen. „Ist. Ist meine Aufgabe nun erfühlt?“, fragte Kevin vorsichtig. Bata nickte. „Ja, ich lasse dich ziehen. Lebe dein eigenes Leben.“, ließ der Gott Kevin als Belohnung gehen. Dieser freute sich riesig und nahm sein Amulett ab. „Ich schenke es Euch. Ihr habt bestimmt mehr Verwendung dafür.“, meinte er. Bata nickte. Auch Emma überließ ihm ihr Amulett. Connor wollte seines für Notfälle aufbewahren. Außerdem überreichte Kevin Bata Kuks Amulett und die der Kanopengötter. Bata behandelte sie besonders behutsam. Warum wusste Kevin zu dieser Zeit noch nicht. Bata gratulierte den Dreien noch mindestens viermal, bevor er sich von ihnen verabschiedete. Er zog sich in sein Gemach zurück und betrachtete prüfend die Amulette. „Jetzt reichts!“, schrie Kevin genervt. Emma musste ihn zurückhalten, damit sich dieser nicht auf Jas stürzte. Dieser starrte die beiden nämlich seit einer vollen Minute mit halbzugekniffenen Augen an. Als er erfahren hatte, dass die beiden zusammen zum Ball gingen, schien er in eine Art von Hypnose verfallen zu sein. Dann gab er es auf. „Na schön, wie ihr meint. Es wurde ja auch langsam Zeit.“, fand er. Emma sah ihn fragend an. „Was? Wir haben uns doch erst vor kurzem dazu entschlossen.“, meinte sie. „Ja, wenn wir beide sonst niemanden haben.“, fügte Kevin hinzu. Jas verzog die Lippen. „Ich bezog mich auf etwas anderes, aber wie ihr meint.“, schien er mehr als die beiden zu wissen. „Wieso warst du vorhin eigentlich so aufgeregt?“, hakte Kevin nach. Jas schnipste mit den Fingern und griff nach einer Zeitung. Er schob sie seinen Freunden direkt unter die Nase. „Erinnert ihr euch noch, wie ich mal von diesem Serienmörder erzählt habe?“, fragte er. Kevin und Emma sahen einander zögernd an. „Aber Jas. Wir hören dir doch nie zu.“, scherzte Emma, um nichts falsches zu sagen. Jas brummte. „Jedenfalls haben sie ihn jetzt geschnappt. Es soll ein Lord oder so gewesen sein. Verrückt.“, meinte Jas nur. Kevin hob überrascht die Augenbrauen. Das hatte er nicht erwartet. Wie Connor das wohl angestellt hatte? „Ach übrigens, Kevin. Du wirst für einen Teil des Balls wohl auf mich verzichten müssen.“, sagte Emma. Kevin fragte sie sofort nach dem Grund. Doch Emma meinte, dass es ein Geheimnis sei. „Musst du um Mitternacht etwa zu deiner Kürbiskutsche zurück?“, machte Jas eine Anspielung auf Aschenbuttel. Emma schwieg zu dieser Bemerkung. Als Kevin und Jas aber anfingen zu nerven, verriet sie es. „Ich trete dort auf. Die Lehrer fanden das eine super Idee und jetzt gebe ich mit meinen Bandkollegen ein Konzert. Aber wehe ihr verratet jemanden etwas!“, schärfte sie den beiden ein. Ihre Freunden fanden das eine prima Idee. „Jetzt kommst du doch noch groß raus.“, wünschte ihr Kevin viel Glück. „Jas, mit wem gehst du hin?“, fragte Emma die Nervensäge. Jas hatte tatsächlich jemanden. „Sie heißt Jasmin. Allerdings redet sie für meinen Geschmack etwas zu viel.“, berichtete er. Kevin und Emma sahen einander an und sparten sich ihr Kommentar. Dann war der große Abend gekommen. Kevin hatte sich extra einen Smoking besorgt, der ihm sehr gut stand. Zumindest wenn es nach Jas ging. Er hatte seine Begleiterin mitgebracht und Kevin musste Jas Kommentar Recht geben. Die beiden passten wirklich zueinander. Sie betraten den großen Ballsaal und Kevin staunte. Sie hatten wirklich einiges aus dem Turnsaal gemacht. Er sah sogar Connor und begrüßte ihn. „Nette Nummer mit den Beweisen.“, gratulierte er ihm. „Er hat’s nicht anders verdient.“, meinte dieser. Dann sah er Torri. Sie schien zusammen mit Connor gekommen zu sein. Kevin wollte nicht weiter stören, sondern verließ den Ball wieder. Sein Ziel war die Umkleide, die an diesem Abend zur Vorbereitung für Emma und ihrer Band diente. „Darf ich reinkommen?“, fragte er und klopfte gegen die Tür. „Natürlich, wir proben doch nur.“, rief Emma zurück. Kevin öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. „Was gibt’s? Wir sind sehr im Stress.“, erklärte sie. Kevin wollte etwas sagen, bekam aber kein Wort heraus. „Alles .o.k.?“, fragte Emma nach. Kevin nickte schwach. „Wow.“, brachte er nur heraus. Emma sah hinter sich. Dort lagen die ganzen Instrumente. „Ja, jetzt wird es ernst.“, meinte sie locker. Kevin schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine dich. Ähh, dein Kleid. Also deine Aufmachung.“, wies er auf Emmas Ballkleid hin. Diese nahm Kevins Bemerkung als Kompliment auf. „Ja, Himmelblau scheint mir zu stehen. Aber du siehst im Smoking auch nicht schlecht aus.“, gab sie zurück. Kevin sah sich genauer um. „Bist du nervös?“, hakte er nach. Emma wollte sich nicht festlegen. „Nein, gar nicht. Achwas, ich kriege gleich die Krise!“, jammerte sie. Kevin versuchte ihr Mut zu machen. „Ich habe dich tausendmal bei den Proben gesehen. Du bist spitze. Und ihr natürlich auch Jungs!“, rief er den restlichen Bandmitgliedern zu. Doch diesmal antwortete ihm jemand. „Wer bist du eigentlich?“ Kevin versprach nicht weiter zu stören und ging wieder. Vorher wünschte er Emma nochmals viel Glück. 15 Minuten Später trat Emma samt Band auf die Bühne. Sie sagte ein paar unverbindliche Worte und nahm dann das Mikro in die Hand. Kevin hatte sich einen guten Platz ausgesucht und beobachtete alles. Emmas Songs gefielen ihm viel besser als beim Konzert, bei dem er neulich war. Emma gab drei Songs zum besten und die Studenten tanzten miteinander. Kevin fühlte sich etwas ausgeschlossen, doch dann beendete Emma das Konzert. Sie bedankte sich noch bei ihren zuhören und verließ die Bühne. Damit die Musik weiterging, legte ein DJ eine Platte auf. „Wie war ich?“, fragte Emma, als sie zu Kevin zurückkam. „Unglaublich.“, gab dieser sein Statement ab. „Willst du tanzen?“, fragte Emma und zeigte beiläufig auf die übrigen Studenten. Dieses Angebot nahm Kevin liebend gern an. Emma beschwerte sich nichtmal, dass ihr Kevin dabei zweimal auf den Fuß trat. Sie wusste, dass er dafür andere Qualitäten hatte. Der Abend nahm seinen Lauf und immer mehr Gäste verschwanden. Bald waren nur noch Kevin, Emma, Jas und ein paar andere anwesend. Jas verabschiedete sich gerade. „Wenn du die Gelegenheit jetzt nicht ergreifst, bist du ein Idiot.“, flüsterte er Kevin noch ins Ohr. Dieser sagte aber nur Tschüs zu seinem Freund. „Wir sollten auch bald gehen.“, meinte er zu Emma. Dieser pflichtete ihm bei. „Ich habe ohnehin ein Problem. Ich habe noch meine Gitarre und ein paar andere Sachen, die ich heute unbedingt mitschleifen muss.“, erklärte sie. Kevin verstand. „Soll ich dir vielleicht beim Tragen helfen? Ich schleppe die Sachen gern zu dir.“, bot er sich als Träger an. Das Angebot konnte Emma nicht abschlagen. Wenig später befanden sie sich auf dem Weg zu Emmas Haus. Kevin erinnerte sich an den Weg, wollte die Geschichte aber schnell vergessen. Er wünschte sich er hätte noch sein Amulett, da er wirklich schwer schleppen musste. Die beiden unterhielten sich den ganzen Weg, über alles was den beiden bereits widerfahren war. Emma kannte Kevins Geschichte, und erzählte nun ihm ihre. Es war bereits stockfinster, als die beiden an der Villa ankamen. „Tja, wir sind da.“, meinte Emma. Kevin stellte die schwere Gitarre ab. „Ja, soll ich sie noch reintragen?“, bot er an. Doch Emma verzichtete darauf. Das schaffte sie schon alleine. „O.k., dann… der Abend hat mir wirklich Spass gemacht.“, verriet Kevin. Emma dachte genauso. „Ja, jetzt bist du doch froh, dass du mit mir dort warst und nicht mit Torri.“, meinte sie. Kevin lächelte. „Ja, aber ehrlich gesagt, wäre sie auch nicht meine erste Wahl gewesen.“, gestand er. Das überraschte seine Freundin. „Wieso hat du sie dann eigentlich abserviert?“, fragte sie nach. Kevin rang nach Worten. „Ehrlich gesagt, habe ich dich etwas angeschwindelt. Genau gesagt, haben wir uns nicht einvernehmlich getrennt. Sie hat mich gewisserweise abserviert.“, gestand er. „Achso, aber das ist auch nicht schlimm. Wenn sie so blöd ist und dich gehen lässt. Wieso hat sie dich abserviert?“, kam in Emma Interesse auf. Kevin kaute darauf herum. „Also… sie meinte, dass sie nicht mehr mit mir zusammen sein kann, weil… ich eine andere lieben würde. Ich weiß, das hört sich bescheuert an.“, erzählte er. Normalerweise würde er mit niemandem so reden. Emma spürte wie sich ihr Herzschlag erhöhte. „Oh, tatsächlich? Und wen?“, wollte sie s genauer wissen. Kevin ließ sich Zeit, antwortete dann aber. „Dich.“, gestand er. Emma durchfuhr es wie ein Blitz. „Das hat sie gesagt?“, schien sie sehr überrascht. Kevin biss sich auf die Unterlippe und dachte angestrengt nach. „Hör mal… . Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das peinliche Gerede jetzt überspringen und uns gleich küssen? Mir fällt nämlich rein gar nichts mehr ein.“, musste er sich eingestehen. „Einverstanden.“, erwiderte Emma und begann Kevin zu küssen. Kevin hätte nie geglaubt, dass er sowas mal erleben würde. Wenn ihm das jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass er keinem Gott mehr diente, hätte er es nicht geglaubt. Doch jetzt stand er da und hatte Emma gefunden. „He, vielleicht möchtest du doch noch reinkommen.“, schlug sie ihm vor. Kevin nahm das Angebot dankend an. Auch bei Connor und Torri schien es gut zu laufen. Doch dann schreckte Connor auf. Er sah zum Himmel und entdeckte etwa unglaubliches. Torri bemerkte es auch. „Was ist das?“, fragte sie ungläubig. Connor biss die Zähne zusammen. In einiger Entfernung hatte sich am Himmel eine tiefe, schwarze Wolke gebildet. Sie konnte niemals natürlichen Ursprungs sein. „Das kann nur ein Amulettträger sein. Es kommt von dort, wo Kevin zurzeit wohnt.“, knurrte er. Torri wusste nicht, was sie sagen sollte. Als Connor gehen wollte, hielt sie ihn zurück. „Geh nicht! Du hast kein Amulett mehr.“, erinnerte sie. Doch Connor musste das tun. Er entschuldigte sich bei Torri und rannte dann los. Auch an Kevin war die drohende Gefahr nicht vorübergezogen. Er und Emma ließen das Semester gerade ‚ausklinken‘, als Kevin die böse Kraft auffiel. Er sah die Wolke nicht nur, sondern spürte auch ihre böse Energie. Es war die selbe, die er bereits bei Göttern wie Baal, Seth oder Sepa gespürt hatte. Die eines bösen Gottes. „Ich muss weg.“, sagte er nun. Doch Emma wollte ihn nicht gehen lassen. „Du sagtest es wäre jetzt vorbei!“, erinnerte sie ihn. Kevin nickte. „Ja, aber dieses Ding schwebt direkt über der Kirche. Jonathan ist vielleicht in Gefahr. Vielleicht ist Kuk zurück, jedenfalls stimmt etwas nicht.“, erklärte er. Emma akzeptierte, dass Kevin weg musste, wollte ihn aber begleiten. Ihr Freund hielt wenig von der Idee, doch Emma ließ keine Widerrede zu. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg und trafen bald auf Connor. „Kevin, was geht hier vor?“, fragte er verwirrt. Doch dieser konnte ihm die Frage nicht beantworten. Die drei stießen das Tor auf und drangen ins Innere ein. Er erblickten Jonathan, wie er vor dem Altar saß und etwas sprach. Es hörte sich an wie altägyptisch. Neben ihm lag eine Schachtel voller Kreise, die er verwendet hatte um einen Doppelkreis mit einem Dreieck zu zeichnen. Darin lagen die Amulette aller vier Kanopengötter. Auch das von Kevin, welches er seinem Mentor hinterlassen hatte. Es bestand kein Zweifel. Jonathan vollzog das Ritual. „Jonathan, was tun sie da?“, fragte Emma aufgeregt. Doch Kevin wusste, mit wem sie es zu tun hatten. „Nein, nicht Jonathan. Bata. Und zwar schon die ganze Zeit.“, berichtete er. Connor konnte ihm nicht folgen. „Warum? Was hat er vor?“, verstand die das ganze nicht. Kevin wollte antworten, doch Bata kam ihm zuvor. „Na was schon?! Ich öffne das Tor nach Daut. Meiner Welt! Dort werde ich die Urfinsternis freisetzen und diese Welt unterwerfen.“, verriet er seinen teuflischen Plan. „Aber warum? Arbeitest du für Kuk?“, hakte Connor nach. Bata gab als Antwort nur ein Lachen. „Kuk? Dieser Versager hat verdient was ihm zusteht. Ich werde meine Kraft zurückbekommen, wenn erst die ganze Welt in Finsternis liegt.“, verriet er. Kevin war sprachlos. Die ganze Zeit hatte er Bata vertraut, dabei war er nicht anders wie Baal, oder die anderen, denen er gedient hatte. „Warum hast du mich benutzt?“, fragte er schwach. Als ihm Bata aber nicht antwortete, wurde er lauter. „Wieso?!“, brüllte er und kam fast zum Heulen. Bata gewährte ihm eine Antwort. „Du solltest mir den Zyklopen vom Hals schaffen, damit ich das Tor öffnen und die Urfinsternis absorbieren kann!“, erklärte er. Kevin wurde damit nicht fertig. Die ganze Zeit dachte er gutes zu tun. Er wollte seine Freunde beschützen, dabei hatte er für ihren Untergang gesorgt. „Gib jetzt nicht auf!“, gab ihm Emma eine Ohrfeige. Kevin verstand seine Freundin nicht. „Aber wir haben keine Amulette mehr.“, erinnerte er. Doch Emma war festentschlossen Bata auch ohne einen solchen Stein in die Schranken zu weisen. Sie lief voran, wurde aber zurückgestoßen. Bata hatte um sich ein Energiefeld geschaffen, welches ein Durchkommen verhinderte. Er sprach weiter und sagte das letzte, notwendige Wort. Die vier Amulette reagierten und zeigten eine Reaktion. Ober dem Doppelkreis erschien eine schwarze Wolke. Sie war das Portal nach Daut. Bata sah zufrieden zu. „Keine Angst, ihr werdet mich bald wiedersehen!“, versprach er den Dreien und sprang. „Wir müssen ihm hinterher!“, rief Connor. Doch Kevin hatte Zweifel, und Emma war nun auch unsicher geworden. „Ohne Amulette können wir wohl tatsächlich nichts ausrichten.“, schimpfte das Mädchen. Connor knurrte missmutig. Doch Kevin hatte eine Idee. „Eines haben wir doch.“, sagte er und lief los. Seine Freunde verstanden. Bata hatte zwar ihre Amulette, doch Kevins lag noch zusammen mit den anderen auf dem Boden. Kevin griff danach und hing es sich um. Seine Freunde rannten ihm nach, weil sie ihm zur Seite stehen wollten. Doch kaum hatte Kevin Hapis Amulett vom Dreieck entfernt begann sich das Portal zu schließen. Kevin konnte gerade noch hineinspringen, bevor es sich auslöste. Connor und Emma kamen zu spät. Hilflos mussten sie zusehen, wie ihr Freund von einer fremden Welt verschluckt wurde. „Was sollen wir jetzt tun?“, wollte Emma unbedingt wissen. Connor wusste es nicht. „Vielleicht kann er Bata aufhalten. Allerdings kann er das Tor ohne die anderen drei Amulette nicht öffnen. Das heißt, er wird niemehr zurückkehren.“, musste er Emma die traurige Wahrheit berichten. Hatten die beiden ihren Freund für immer verloren? Batas Geschichte begann 5000 Jahre zuvor. Er fungierte als Totengott und war der Bruder von Anubis. Auch er kümmerte sich um die Seelen der Verstorbenen. Allerdings besaß er ein völlig anderes Ziel. Er wollte nach Daut. Daut war der Teil der Unterwelt, in den die Seelen kamen, wenn sie das Totengericht nicht bestanden und Ammut ihr Herz fraß. Er beschwichtigte Osiris und seinen Bruder immer wieder, doch sie wollten seinen Wunsch nicht erfüllen. Aber warum nicht? Die beiden taten immer so geheimnisvoll. Befand sich etwas in Daut, das er nicht sehen durfte? War das der Grund? Seine Neugier nahm überhand. Er wollte unbedingt herausfinden, was sich in Daut befand. Da ihm Osiris nicht gewährte dort hin zu gehen, musste er ohne sein Wissen handeln. Allerdings gab es da ein Problem. Der Eingang zu Daut lag westlich des Nils und wurde von den vier Kanopengöttern bewacht. Sie waren alles starke Krieger, und Bata würde sie alleine nie besiegen können. Er wusste aber auch, dass keiner so dumm war, und sie ihm anschloss. Er wollte das Geheimnis von Daut aber unbedingt herausfinden. Deswegen schmiedete er einen Plan. Er versprach Petbe, dem Gott der Rache, eine handvoll Seelen mit denen er anstellen konnte, was er wollte. Dafür sollte ihn dieser unsichtbar machen. Das war nämlich Petbes Spezialität. * Mit seiner neuen Kraft schlich er einfach an den vier Kriegern vorbei. Diese ahnten nichts. Der Eingang nach Daut war eine pechschwarze Wolke. Auch die Welt dahinter sah düster aus. Überall flogen Seelen herum. Es waren die von Dieben, Mördern, oder Verrätern. Sie hatten alle die Prüfung nicht bestanden und mussten dafür büßen. Bata folgte dem langen, dunklen Gang bis zum Ende. Dort fand er eine Statue vor. Sie zeigte die Götterachtheit. Götter, die Serapis aus den Elementen geschaffen hatte. Die Urgötter des Wassers waren Nun und Naunet, Huh und Hauhet, welche die Unendlichkeit repräsentierten, Amun und Amunet für Luft und Kuk und Kauket für die Finsternis. Die letzten beiden hatte Serapis allerdings nicht erschaffen. Sie entstanden aus dem Herzen der Menschen, welche Serapis zu Göttern erhoben hatte. Sie hatten ihn verraten und getötet. So stiegen Kuk und Kauket aus einem finsteren Ort hervor. Konnte es etwa sein… . Bata untersuchte die Statue und fand Inschriften. Der Ort, wo die beiden Urgötter auferstanden waren, befand sich hier. In der Wand, hinter der Statue lauerte die Urfinsternis. Wenn Bata es gelang sie zu kontrollieren, konnte er zur mächtigsten Gottheit aufsteigen. Er versuchte die Wand einzuschlagen, aber ohne Erfolg. Dafür lockte er jemand anderes an. Hinter ihm standen plötzlich die vier Kanopengötter. Bata erschrak und wollte kämpfen. Allerdings hatte er gegen die vier keine Chance. Sie würden es nie zulassen, dass Bata die Urfinsternis befreite. Sie brachten ihn weg und stellten ihn vor Gericht. Die Triade entschloss ein eine Verbannung in die göttlichen Sphären. Dort könnte er keinen Schaden mehr anrichten. Bata konnte sein Exil erst verlassen, als er von Seth ermordet wurde. Es gelang ihm seine Seele in sein Amulett zu sperren. So hoffte er, dass er eines Tages doch noch die Chance bekam nach Daut zurückzukehren. Und dieser Tag war nun gekommen. Ungeduldig streifte er durch den Gang, den er bereits vor Jahrtausenden durchschritten hatte. Bald war bei der Wand. Er wusste sogar, was er tun musste. Nur Kuk konnte die Urfinsternis wieder freisetzen. Da der Gott nicht mehr lebte, musste sein Amulett herhalten. Damit würde er die Wand zum Einsturz bringen und ungeheure Macht erlangen. Niemals hätte er gedacht, dass ihn diesmal wieder ein Kanopengott aufhielt. Kevin war es gelungen ihm zu folgen. Bata hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er das Portal hinter sich nicht geschlossen? Er war aus Vorfreude äußerst leichtsinnig gewesen. Kevin stand nun vor ihm. „Nun wirst du für alles bezahlen!“, prophezeite er ihm. Doch Bata ließ sich nicht beeindrucken. „Was fällt dir ein? Knie nieder vor ihm! Ich bin dein Gott!“, befahl er ihm. Doch Kevin dachte nicht daran. „Diese Zeiten sind vorbei. Ich habe jetzt ein eigenes Leben und diene keinem Gott mehr. Ich habe schon zuviel diesem albernen Pakt geopfert.“, stand für ihn fest. Dann beschwor er seine Waffe. Bata tat es ihm nach. Plötzlich hielt er eine doppelseitige Axt in den Händen. Er griff an und Kevin blockte. Er setzte wieder sein Feuer ein, und die Axt begann auch tatsächlich zu brennen. Doch Bata ließ sie nicht los, egal wie heiß sie war. Er war bereits zu nahe am Ziel. „Ich habe noch eine Überraschung für dich.“, verriet er und holte die Amulette von Emma und Emily hervor. Kevin machte sich aber keine Sorgen. „Du kannst sie nicht kontrollieren. Das können nur die Auserwählten.“, meinte er. Allerdings schien er Bata schlecht zu kennen. Seine Göttlichkeit verlieh ihm die Macht auch andere Amulette zu benutzen. Er hängte sie sich um und wurde dadurch noch stärker. Auch seine Axt wuchs. War er nun noch zu stoppen? Kevin gab nicht auf, sondern griff erneut an. Bata brauchte nur einen Faustschlag, um Kevin niederzustrecken und zu verletzen. Dieser wollte gleich wieder aufstehen, allerdings schmerzte sein Bein. War es gebrochen? Nein, er konnte es noch bewegen. Allerdings war er schwächer als der angebliche Gott. Bata ließ ihn einfach liegen und setzte seinen Weg fort. Er stand vor der Statue und suchte sie ab. Dann entdeckte er eine Öffnung. Das war der Platz, in dem er das Amulett legen musste. Kevin kroch auf allen Vieren auf ihn zu. Er konnte es nicht zulassen, dass Bata die Urfinsternis freisetzte. Doch es schien zu spät. Bata legte das Amulett in die Vorrichtung, und es gab eine kleine Eruption. Die Wand vor im bebte und gab eine Öffnung preis. Die Tür zur Urfinsternis. Kevin spürte eine unglaubliche Kälte und Hoffnungslosigkeit. Außerdem hatte er sich noch nie so einmal gefühlt. Kam das von der Dunkelheit vor ihm? Niemals konnte er es zulassen, dass auch Emma und seine anderen Freunde so fühlen mussten. Plötzlich sprach jemand zu ihm. „Kevin, es tut mir Leid. Bata hat meine Worte kontrolliert. Ich konnte dir nie die Wahrheit sagen.“, redete die Stimme. Kevin stutzte. War das Jonathan? Er musste sich sehr anstrengen, um mit ihm reden zu können. „Bitte erfülle meinen Wunsch. Du sagtest einmal, du respektierst mich genauso wie Bata. Du kannst mich nicht mehr reden. Versiegle Bata in der Welt der Finsternis. Nur so kannst du deine Welt retten.“, wollte er sich selbst opfern. Kevin war durchaus dazu bereit. Er sah, wie Bata die Urfinsternis in sich aufnahm. Nun gab er alles. Unter den größten Schmerzen stand er auf. Er biss die Zähne zusammen und torkelte auf Bata zu. Mit einem gewaltigen Stoß beförderte er ihn in die Kammer. Doch Bata stand wieder auf und rannte zum Ausgang. Er ahnte was Kevin grausames vorhatte. Es war zu spät. Kevin entfernte Kuks Amulett aus der Vorrichtung, und das Tor schloss sich. Bata war darin eingeschlossen. Nun sank Kevin wieder zusammen. Er hatte es geschafft. Allerdings hatte er dadurch auch Jonathan verloren. Er war unschuldig gewesen. Trotzdem half es nichts. Bata würde nie mehr aus der Welt der Finsternis zurückkehren. Um ganz sicher zu gehen, vergrub Kevin Kuks Amulett im Sand. Tief im Sand. Dann ließ er sich zurückfallen. Er war erschöpft. Doch schnell dachte er wieder an Emma. Er konnte ihr das nicht antun und nicht mehr zurückkehren. Er lief zum Eingang, doch das Portal war verschwunden. Wie sollte er Daut nun wieder verlassen? „Es muss doch eine Möglichkeit geben!“, jammerte Emma. Sie verschob die drei übrigen Amulette zichmal, doch nichts geschah. Das Portal blieb verschwunden. Connor hatte sich auf eine der Kirchenbänke gesetzt und sah ihr wortlos zu. „Es tut mir Leid.“, meinte er. Doch das wollte Emma nicht hören. Sie konnte Kevin nicht im Stich lassen. „Ich werde ihn niemals aufgeben! Ich liebe ihn!“, gestand sie Connor gegenüber. Doch auch das, brachte ihn nicht zum Reden. „Wirklich?“, hörte Emma nun eine vertraute Stimme. Hinter ihr stand Kevin. Ungläubig starrte sie ihn an. Auch Connor war überrascht. „Aber… wie?“, fragte sie verwirrt. Kevin zeigte auf sein Amulett. „Teleportation. Reinkommen ist schwer, aber rauskommen war einfach.“, berichtete er. Emma fiel ihm überglücklich die Arme. Connor interessierte mehr die Lage. Kevin konnte ihn jedoch beruhigen. Die Gefahr war gebannt. „Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.“, verriet Emma. Kevin ging es ähnlich. „Ich mir auch um dich. Deswegen habe ich auch mein bestes gegeben.“, erzählte er. Connor gab ein genervtes Brummen von sich. „Küsst ihr euch heute noch mal, oder können wir nach Hause gehen?“, fragte er mürrisch. Kevin und Emma kicherten, erfüllten aber Connors Wunsch. Beide… . „Was tut ihr da?“, fragte Jas verdutzt. Kevin und Emma saßen auf dem Sofa im Café und sahen sich gerade einen Katalog über die Uni durch. „Wir informieren uns über das nächste Jahr.“, erklärte Kevin. Jas schüttelte seine Hände. „Nein, das meine ich nicht. Kevin, du hast deinen Arm um Emma gelegt.“, machte er seinen Freund darauf aufmerksam. Beide taten ganz unschuldig. „Tatsächlich? Habe ich gar nicht bemerkt.“, erwiderte er, ließ den Arm aber, wo sie war. Jas musterte beide skeptisch. „Trotzdem, das tun nur Leute, die zusammen sind. Anders wär’s irgendwie schräg.“, meinte er. Kevin und Emma gaben ihm Recht. „Und was ist mit dem?“, fragte Kevin und küsste seine Freundin. Jas klopfte auf den Tisch. „Das hättet ihr mir auch gleich sagen können. Ihr habt euch aber auch ewig Zeit gelassen. O.k, dann suche ich mir jetzt wohl besser neue Freunde.“, sprach er. Kevin und Emma sahen ihn fragend an. „Na, jetzt werde ich doch immer das dritte Rad am Wagen sein. Ich kenne das schon. Zwei Freunde kommen zusammen, und vergessen mich vollständig.“, sah es Jas bereits vor sich. „Ach, Jas. Da kannst du ganz beruhigt sein. Dich vergessen wir nie!“, beruhigten ihn seine Freunde. Damit gab er sich zufrieden. „O.k, was machen wir? Wir haben Ferien! Wie wäre es mit einem richtigen Jas-Tag? Der besteht aus faulenzen, kinogehen, faulenzen, shoppen, faulenzen und schlafen.“, schlug er einen Tagesplan vor. Doch Kevin musste ihn enttäuschen. „Tut mir Leid, aber ich habe mir vorhin ein Bahnticket besorgt. Ich… möchte ein paar Verwandte besuchen, die ich lange nicht mehr gesehen habe.“, verriet er. Jas seufzte und akzeptierte die Abfuhr. Dann ging er an den Tresen um Cola für alle zu besorgen. „Du willst zu deiner Schwester, nicht?“, hakte Emma nach. Kevin bejahte. „Ich weiß nichtmal, ob sie noch lebt. Ob Baal sich an die Vereinbarung gehalten hat. Oder ob alles umsonst durchgemacht habe.“, dachte er laut. Emma verstand den Jungen. „Wann fahren wir?“, hakte sie nach. Kevin verstand nicht ganz. „Wir? Du musst nicht mitkommen.“, meinte er. Doch davon wollte Emma nichts hören. „Vergiss es. Du bist jetzt nämlich nicht mehr allein.“, bestand sie darauf. Kevin war glücklich über diese Ansage. „Weißt du was? Eigentlich könntest du uns auch mit deinem Amulett hinteleportieren.“, fiel dem Mädchen ein. Kevin nickte zaghaft. „Ja. Aber anders dauert es länger. Außerdem muss ich mich an ein Leben ohne das Ding gewöhnen.“, wollte er damit sagen, dass er Zeit zum Nachdenken brauchte. Emma verstand das. Am Abend stiegen beide in den Zug ein. Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und die beiden übernachteten im Bahnhofshotel. Als Emma am nächsten Morgen aufwachte war Kevin verschwunden. Sie suchte alles nach ihm ab, fand ihn aber nicht. Bestimmt war er bereits vorausgegangen. Als er aufwachte, konnte er einfach nicht mehr warten. Emma zog sich an und, bezahlte die offene Rechnung und fragte nach ihrem Freund. Wie sie es sich gedacht hatte, war dieser bereits auf dem Weg zum Kloster. Emma durchquerte das Dorf und machte sich an den Aufstieg des Berges. Sie hasste wandern, wollte Kevin aber unbedingt einholen. Oben angekommen schnaufte sie wie wild,und musste sich erstmal ausruhen. Dann entdeckte sie ihren Freund. Vor dem Kloster war ein Spielplatz angelegt worden. Kevin saß auf einer Schaukel und stieß sich immer wieder mit den Füßen ab. Emma schlenderte zu ihm. „Warst du schon drinnen?“, wollte sie erfahren. Kevins Verhalten verhieß nichts Gutes. Doch ihr Freund schüttelte den Kopf. „Nein, ich wurde aufgehalten. Als ich ein Kind war, habe ich hier immer gespielt.“, verriet er. Emma verstand. „Und wann war das? Gestern?“, wies sie auf die Schaukel hin. Sie konnte Kevin kaum tragen. „Es ist doch schön hier.“, fand er. Emma griff nach seiner Hand. „Du kannst aber nicht ewig hierbleiben. Du musst dich nach deiner Schwester erkundigen.“, meinte sie. Kevin gab ihr Recht. Er stand auf und marschierte auf das Kloster zu, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Dann hörte er Kinderschreie. Jemand lief auf ihn zu. Es war ein Kleinkind, das die Neuankömmlinge scheinbar begrüßen wollte. „Hallo!“, rief es vergnügt. Kevin stockte. „Sie… sie sieht aus wie meine Schwester. Aber noch viel jünger.“, sagte er zu Emma. Diese verstand die Situation auch nicht. „Joan!“, rief jemand nach der Kleinen. Es schien ihre Mutter zu sein. Vor dem Kloster tauchte nun eine Nonne auf, welche auf die Besucher zusteuerte. „Ich hoffe sie hat euch nicht belästigt.“, begrüßte sie die zwei. Als Kevin in ihr Gesicht sah, kamen alle Erinnerungen auf einmal zurück und sein Herz blieb fast stehen. „Emma?“, fragte er zögernd. Die Nonne und seine Freundin antworteten gleichzeitig. „Kenne ich dich?“, fragte die Nonne unsicher. Irgendwie kam ihr der Fremde bekannt vor. Kevins Freundin wollte bereits etwas sagen und Wiedervereinigung feiern, doch Kevin hielt sie davon ab. „Nein, ich glaube nicht. Ich bin nur hier um ein paar alte Freunde zu besuchen.“, erzählte er. Emma konnte nicht verstehen, wieso ihr Freund sich nicht zu erkennen gab. „Ich bin gleich wieder da.“, sagte dieser zu ihr und ließ sie allein. Emma spielte mit der Tochter von Kevins Schwester, bis dieser zurück war. Es war eigenartig. Im Inneren des Klosters hatte sich nichts verändert. Er kannte den Weg zu Adrian genau. Aber arbeitete er überhaupt noch hier? Kevin stieß die Tür zu seinem Zimmer auf, doch es war leer. „Ich habe auf dich gewartet.“, sagte nun eine Stimme hinter ihm. Kevin drehte sich blitzschnell um und erkannte Adrian. „Es ist lange her.“, begrüßte er ihn. Adrian pflichtete ihm bei. „Ja. Zehn Jahre. Du bist groß geworden. Aber warum bist du gekommen?“, wollte er erfahren. Kevin reichte ihm sein Amulett. „Deswegen. Ich möchte es zurückgeben.“, gestand er. Adrian verstand nicht ganz. „Es gehört dir.“, erinnerte er. An das Testament. Kevin nickte zaghaft. „Trotzdem, ich brauche es nicht mehr. Ich habe nun ein eigenes Leben.“, erzählte er. Adrian verstand und nahm das Amulett an sich. Er öffnete seinen Safe und verstaute es in der Schachtel. „Ich nehme an, du willst mir davon erzählen.“, sprach er. Kevin sah bedrückt zu Boden. „Ich wünschte das könnte ich. Aber es tut zu sehr weh hier zu sein. Ich werde heute noch abreisen. Ich wollte dir nur für alles danken.“, verabschiedete er sich sofort wieder. Adrian verstand und wünschte ihm alles Glück der Welt. Draußen spielte Emma noch immer mit Joan. „Wir gehen.“, tauchte Kevin wieder auf und informierte seine Freundin. Emma wollte nach dem Grund für die plötzliche Rückkehr fragen, sah aber, dass Kevin weinte. Er kniete sich zu Joan und strich ihr über das Haar. „Pass gut auf deine Mutter auf, ja?“, bat er die Kleine. Diese schien zu verstehen und nickte. Kevins Schwester hielt ihn zurück. „Du kannst jederzeit wiederkommen um deine Bekannten zu besuchen.“, bot sie ihm an. Hatte sie ihn etwa wiedererkannt? Kevin wollte sie nicht danach fragen. „Es war schön mal wieder hier zu sein.“, meinte er und drehte sich dann um. Ohne sich nochmals umzudrehen entfernte er sich vom Kloster. Emma griff nach seiner Hand und gemeinsamen stiegen sie den Berg hinunter. Kevin hatte nun Gewissheit, dass es allen, die er liebte gut ging. Das machte ihn glücklich, und er war bereit für sein neues, überfälliges Leben. Was es auch bringen würde… Kapitel 2: 2 ------------ Feinde und Freunde „Kllllllllllllllll“, ertönte es plötzlich neben Bryan. Das Plötzliche und Überraschende Surren riss den Jungen blitzartig aus seinen Gedanken. Er sah sich verdutzt um und musste erst feststellen was um sich herum vor sich ging. Er war gerade durch einen schmalen Torbogen getreten, als das Geräusch einsetzte. Erst als ein uniformierter Mann mit einem mehr als merkwürdig aufsehenden Gerät vor ihm stand verstand er. Ohne dass es ihm aufgefallen war, war er durch den Apparat marschiert, der an jedem Flughafen aufgestellt war, um für Sicherheit zu gewährleisten. Es dauerte etwas bis Bryan einfiel, warum er ausgerechnet bei ihm angeschlagen hatte. Er musste etwas Metallenes bei sich tragen. Er entsinnte sich, dass ein Mann in Uniform ihn vor einigen Sekunden darauf angesprochen hatte, er aber nur den Kopf geschüttelt hatte. Das war nicht damit zu erklären, dass er sich sicher war keinen metallenen Gegenstand bei sich zu tragen, sondern einfach, weil er nur seine Stimme gehört hatte und nicht ihr Anliegen. Das passierte Bryan des öffteren. Wenn er sich in seine Welt der Gedanken verbarg, rückte seine Umgebung in den Hindergrund. Fremde sahen ihn dann argwöhnisch an und hielten ihn für einen Spinner. Bekannte bezeichneten Bryan dafür umso öfters als Träumer. Und dieser Begriff passte wie die Faust aufs Auge. Wenn sich der Mann von der Security sich nicht direkt vor ihn geschoben und ihn angesprochen hätte, wäre Bryan einfach weitergegangen. Der Angestellte des Flughafens wiederholte seine Frage, ob Bryan auch sicher keinen metallenen oder gar gefährlichen Gegenstand bei sich trug. Diesmal reagierte Bryan wacher und griff in seine Hosentaschen. Sein Koffer konnte nicht der Auslöser sein, da sich dieser auf einer Art Fließband befand. Er war geröntgt und für harmlos empfunden worden. Bei dessen Besitzer sah es anders aus. Bryan konnte nichts an sich finden, bis ihm sein Hals einfiel. Er trug schon seit seiner Kindheit einen Anhänger. Man könnte denken, dass doch niemand so vergesslich sein konnte, doch Bryan war nicht schwer von Begriff sondern eben nur verträumt. Er zeigte schnell auf seinen Anhänger und der Security Mann bat ihn das Schmuckstück abzunehmen. Damit hatte Bryan schon eher ein Problem. Er nahm ihn nie ab. Selbst wenn jemand gekommen wäre, ihm mit einem Messer gedroht und gesagt hätte „ Gib mir deinen Anhänger oder du wirst es bereuen!“, hätte Bryan nicht daran gedacht. Das hatte zwei einfache Gründe. Zum einem war er stark. Nicht stark, wie ein Muskelprotz der jede einzelne Stunde damit verbrachte sich in einem Fitnessclub Mukis anzutrainieren und Liter von Milchshakes trank, sondern anders. Bryan hatte eine Stärke denen normalen Menschen verborgen war. Er hätte sich dem Security Menschen widersetzen können, doch er hielt es für das beste, ruhig zu bleiben. Er nahm den Anhänger ab und setzte zwei Schritte zurück, sodass er wieder vor dem Torbogen stand. Er machte einen großen Schritt, doch diesmal blieb das Surren aus. Nicht nur Bryan war zufrieden, sondern auch der Security Mann. Dieser reichte Bryan den Anhänger, welcher ihn in Eiltempo schnappte. Dass as den Security Mann merkwürdig vorkommen könnte, interessierte Bryan nicht. Das lag an Grund Nummer Zwei. Es handelte sich um ein aufklappbares Schmuckstück. Es war eines dieser, in dessen Inneren sich Platz für zwei verschiedene Bilder finden ließ. Bryan hing sich Kette schnellstmöglich um den Hals und schritt weiter. Doch der Security Mann rief ihn abermals zurück. Bryan knurrte, da er sich provoziert fühlte. Als er jedoch sah, dass der Mann seinen Koffer in den Händen hielt, presste er seine Lippen zusammen und brachte ein knappes Dankeschön heraus. Er hasste sich für seine ständigen Träumereien, aber gleichzeitig gab es für ihn auch nichts anderes. Nein halt! Das war nicht ganz korrekt. Natürlich gab es noch etwas anderes für ihn. Dieses „Anderes“ befand sich in seiner Kette. Er klipste sie auf und überprüfte ob sich auch nicht beschädigt war. Der Anhänger war geradezu kreisförmig, bei einem Aufklappen jedoch konnte ergaben beide Hälften ein Herz. Bryan war natürlich zur Genüge damit konfrontiert worden. Einiges Jungen aus seiner alten Schule grinsten hämisch während die Mädchen es einfach nur romantisch fanden. Für Bryan hatte es eine andere Bedeutung. Die Bilder in Inneren waren – wie zu erwarten – er und das Bild eines Mädchens. Beide Bilder waren nicht besonders groß und die Zeit hatte ihrer Qualität auch nicht gut getan. Aber Bryan fand sie ok. Hätte jemand gesagt, er solle von sich und seiner Freundin ein neues Bild schießen hätte Bryan nur abgewinkt und gelächelt. Er trug die Kette seit er 10 Jahre alt war. Mit anderen Worten sein halbes Leben. Er war erst vor ein paar Tagen 18 geworden, was er mit seiner Freundin gebührend feiern wollte. Das war ein Grund warum er seine Koffer gepackt, in das nächste Flugzeug gestiegen und ohne Zwischenstopp nach London geflogen war. Aber wie gesagt, es war ein Grund. Es gab mindestens Zehn wichtigere, weswegen er seine Ferien unterbrochen hatte. Nun gut, einer war natürlich seine Freundin wiederzusehen, was schon mal ein sehr guter war. Allerdings wusste er auch, dass er nicht nur ihr in London über den Weg laufen würde. Es war vor genau zwei Tagen als ihn Carol anrief. Wie bei jedem Anruf hatte ihr Bryan sofort das Wort abgeschnitten und ihr gesagt wie sehr er sie liebte und vermisste. Das war für Bryan fast schon ein Ritual. Es kam ihm nicht peinlich vor, den er wusste, dass Carol genauso fühlte wie er. Für gewöhnlich erwiderte sie seine Sätze, aber nicht an diesem Montag. Als er ihr Zögern bemerkte, begann sein Herz zu rasen. Noch bevor er etwas in den Hörer rufen konnte, ergriff Carol das Wort. „Mir geht es gut. Ausgezeichnet sogar.“, beeilte sie sich zu sagen. Das erleichterte Bryan ungemein, doch er gab sich nicht zufrieden. Irgendetwas lag im Busch. „Was ist passiert?“, fragte er nun. Carol zögerte abermals. „Wie schnell kannst du zu mir kommen?“, hatte sie gefragt. Bryan erwiderte, dass er bereits in zwei Tagen bei ihr sein konnte. Ursprünglich war sein Flugticket auf nächste Woche registriert, doch er konnte es umbuchen lassen. Allerdings musste es einen Grund für Carols plötzliche Bitte geben. „Es hat nichts mit uns zu tun.“, meinte sie langsam. Jemand der das Gespräch belauscht hätte, hätte sicht verstanden was damit gemeint war. Anders Bryan. Er wartete schon einige Zeit auf so einen Anruf. Dass er jedoch von Carol kam überraschte und entsetzte ihn. Er hatte erwartet eine unbekannte Stimme zu hören, doch nun schien Carol diesen Part zu übernehmen. „Er hat dich kontaktiert?“, fragte Bryan unsicher. Carol bestätigte es langsam. Bryan knurrte. „Und ich dachte er wäre bereits verreckt.“ Carol ermahnte ihn schnell nicht so etwas zu sagen. „Er hat uns unsere Kraft und unser Leben geschenkt!“, redete sie stur auf Bryan ein. Dieser wusste das nur allzu gut. „Er war bei dir?“, fragte Bryan stotternd. „Nein“, erwiderte Carol. „Das heißt…. Nicht persönlich. Es war ein Mädchen. Sie war so alt wie ich. Vielleicht eine Spur älter, jedenfalls… „ „War sie eine von uns?", unterbrach Bryan sie. „Ja…“, antwortete Carol schwach. „Was hat sie genau gesagt?“, fragte Bryan weiter. Carol musste kurz überlegen, um alles genau so wiederzugeben wie ihre Besucherin es gesagt hatte. „Die Zeit der Zusammenkunft sei gekommen. Alle 6 von uns würden bald an einem Ort zusammentreffen. Ich solle dich herholen, sie und… ER wollen dich sprechen.“, erzählte sie. „Hmm.“, fiel Bryan im Moment nur ein. Dann holte er tief Luft und sprach weiter. „Er will bestimmt dass wir unsere Fähigkeiten nutzen und kämpfen. Er hat bestimmt einen Gegner mit dem er nicht persönlich fertig wird, deswegen will er uns. Falls dieses Mädchen nochmals erscheint sag ihr, dass ich auf dem Weg bin. Und dass sie dich nicht mithineinziehen soll. Egal welcher Gegner mich auch erwartet, ich werde nicht zulassen dass du verletzt oder gar getötet wirst.“, sagte Bryan so bestimmt, dass es Carol für einen Moment die Sprache verschlug. „Komm so schnell du kannst.“, hatte sie noch gesagt bevor sie auflegte. Normalerweise hätte sie ihm noch ein „Ich liebe dich“ oder ein „Pass auf dich auf“ zugeworfen, doch diesmal vergaß sie es. Auch Bryan schaffte es nicht mehr es zu sagen. Er donnerte den Hörer auf die Gabel und marschierte aufgeregt in sein Zimmer. Drei Jahre war es her seitdem er das letzte Mal mit „ihm“ gesprochen hatte. Er hatte damals gesagt. „Es ist einiges geschehen, was ich euch nicht erklären kann. Aber jetzt geht meine Kinder. Führt euer eigenes Leben, ich will euch nicht aufhalten.“ Bryan dachte er würde „ihn“ niemals wiedersehen, doch nun trat das Gegenteil ein. „Er“ würde ihn in London erwarten. Er hatte Bryan und Carol zu sich bestellt. Bryan holte erstmal tief Luft, als sich die Schiebetür hinter ihm geschlossen hatte und er ins freie trat. Er hatte das Terminal des Flughafens hinter sich gelassen und betrat nun wieder seine alte Heimat. Bis vor drei Jahren hatte er in London gelebt. Zusammen mit Carol. Dann musste seine Familie jedoch umziehen, wogegen Bryan sich mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Aber er musste folgen. Er und Carol telefonierten, chatteten und mailten sich so oft es ging. Bryan konnte von sich zwar nicht behaupten, dass er besonders reich war, dennoch besuchte er die Liebe seines Lebens regelmäßig. Der Junge winkte sich ein Taxi, von denen Stückweise am Flughafen-Ausgang parkten. Er schleuderte seinen Koffer auf die Rückbank bevor er selbst einstieg. Er nannte dem Fahrer die Adresse von Carol und das Taxi startete. „Ok, Sie hatten den Milchshake und Sie Cola!“, stotterte Jas als er die Gläser vom Tablett abstellte. Eines wackelte sogar, was für Jas ein Armutszeugnis sein konnte, wenn er irgendwelche Fehler beging. Zu seiner Überraschung aber schien alles gut zu gehen. Die Gäste bedankten sie, zahlten, und gaben sogar ein Trinkgeld. Zehn Euro. Wenn die Getränke nicht schon 9 Euro 20 gekostet hätten, hätte Jas ihnen sogar noch ein Dankeschön geschenkt. So aber nickte er ihnen einfach nur zu und nahm die nächste Bestellung auf. „So werd ich nie reich.“, stöhnte er auf und wollte weiterarbeiten. Als die Tür zum Cafe jedoch aufsprang unterbrach er diese sofort wieder, und schob eine kurze Pause. „He, Kumpel hast du Lust auf einen 1A Kellner Job?“, fragte Jas mit einem aufgesetzten Lächeln. „An deinem ersten Tag hast du es dir schon überlegt?“, fragte Kevin überrascht. „Was ist den mit dem ‚Das is´n easy Job, wo man nicht viel denken muss und auch noch gut bezahlt wird’?“ Jas verdrehte die Augen. „Da wusste ich ja noch nicht, dass mich die Leute ständig um was anquatschen.“, beteuerte Jas halb ernst. Dann entdeckte er in Kevins Gesicht Unsicherheit. „Ok, was hast du angestellt?“, fragte Jas ergriff die Schultern seines Freundes und zog in außer Hörweiter der Gäste. „Also, wenn es wegen Emmas Geburtstag ist, der ist erst im Juli, also keine Sorge.“, versuchte Jas Kevin schnell zu beruhigen. Dessen Gesichtsausdruck versteifte dich jedoch nur zusätzlich. „Hast du euren Jahrestag vergessen?“, hakte Jas nach, entsinnte sich dann aber, dass seine beiden Freunde noch gar kein ganzes Jahr zusammen waren. „Ähh, Valentinstag? Weltfrauentag? Murmeltiertag? Oder ist schon wieder Weihnachten? Dann muss ich noch…“ „Jas!“, unterbrach ihn Kevin etwas aufgewühlt. „Ich hab nichts vergessen. Eher… „ Erst als ein anderer Kellner Jas ermahnte er solle weiter arbeiten, begann er Kevin zu drängen. Dieser fuhr fort. „Du kennst das sicher. Du spazierst so durch die Stadt, schaust in die Schaufenster, und plötzlich siehst du das neue Videospiel, dass du unbedingt haben willst!“ Jas verengte die Augen. „Du hast dir ein Videospiel gekauft?“ Kevin schüttelte energisch den Kopf, und griff in seine Tasche. „Das war eine Metapher, in Wirklichkeit habe ich…“, stotterte er und zog ein kleines, schwarzes Kästchen heraus. „Ach du Scheisse!“, rief Jas laut auf, da er sich denken konnte was sich darin befand. Einige Gäste starrten empört zu den beiden Jungen. Jas presste die Lippen zusammen und deutete beschwörend auf das Kästchen. „Ok! Da sind sicher Ohrringe drin! Was solltest du Emma den auch sonst schenken?“, versuchte er sich von seiner eigenen Idee abzubringen. Kevin sah sich nach allen Seiten um, als wollte er dass niemand mitbekam was sich in seinem Kästchen befand. Vorsichtig und langsam öffnete er sein Mitbringsel. Etwas zu langsam für Jas Geschmack. Im Inneren offenbarte sich das, was Jas befürchtet hatte. „Ach du Scheisse!“, stöhnte Jas abermals auf. Wieder räusperten sich einige Gäste. Auch der Kellner wollte wieder ansetzen, doch Jas ließ ihn nicht zu Wort kommen. Entschuldige, ich brauch noch einen Moment. Mein Freund fühlt sich nicht gut.“, erklärte er und sah dann wieder zu Kevin. „War klar, dass du so reagieren würdest.“, seufzte dieser. Jas nahm seine rechte Hand und klappte das Kästchen wieder zu. „Wir machen’s so, ich habe einfach nichts gesehen.“, schlug er vor. Doch damit schien Kevin nicht einverstanden. „Jas, ich brauche deinen Rat als Freund!“ Jas dachte nach bevor er weitersprach. „Kevin, das da drin ist ein Ring und kein Videospiel! Man geht nicht an einem Schaufenster vorbei, sieht einen Ring und denkt ‚Den muss ich haben’.“ Kevin verstand seinen Freund ja, dieser ihn scheinbar nicht. „Ich hab es mir gründlich überlegt!“, behaarte er. Jas zweifelte daran. „Wann? Als du vor dem Schaufenster standest und dich zwischen dem 3 Karat und dem 4 Karat entschieden hast? Wie viel Jahre seid ihr jetzt zusammen? Oder warte… waren’s Monate?“ Jas wollte seinen Freund zwar nicht verletzten, doch als Freund sah er es ebenfalls als seine Pflicht an Kevin noch mal alles vor Augen zu führen. Und zwar als – quasi – Unbeteiligter. Kevin verstand Jas zwar, jedoch wusste dieser nicht, welche ‚Differenzen’ er und Emma bereits hatten. Er hätte Jas am Liebsten von seiner Vergangenheit erzählt, damit dieser auch alle Fakten kannte, doch er hatte sich bewusst dagegen entschieden. „Ok, ok! Ich vertraue dir, dass du weißt was du tust.“, schien Jas nun doch noch seinen Segen zu geben. „Du wirst sehen, es ist keine so große Sache wie du denkst. Was soll schon schief gehen?“, fragte Kevin locker. Jas setzte an etwas zu sagen, doch Kevin kam ihm zuvor. „Außer, dass sie Nein, sagt.“, beeilte er sich zu sagen. „Dann ist ja alles gut.“, meinte Jas und beendete seine Pause. Kevin zögerte etwas, bis er noch etwas sagte. „Sie wird doch nicht Nein sagen, oder?“ Jas entkam ein Grinsen. „Keine Ahnung, aber du kennst sie doch inzwischen doch besser als ich, nicht wahr?“, meinte er mit einem versteckten Hinweis. Kevin dachte angestrengt nach. Wenn selbst sein bester Kumpel seine Entscheidung führ verfrüht hielt, was konnte dann Emma von ihm denken? Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet, dass es bereits zehn Minuten nach Zwei war. In einer halben Stunde war Kevin mit Emma verabredet. Er beschloss noch einige Zeit über sein Vorhaben nachzudenken und schob das kleine Kästchen wieder ein. Er wollte sich noch von Jas verabschieden, doch dieser hatte alle Hände voll zu tun. Er nickte seinem Kumpel nur kurz zu und verließ das Café. Das Taxi hielt am Ende der Straße. Bryan wartete einen Moment, bevor er Ausstieg. Natürlich, er war mehrmals im Jahr hier, doch diesmal beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er bezahlte die Fahrt und stieg aus. Bis zu Carols Haus waren es nur wenige Schritte. Er war diese Schritte bereits oft gegangen. Es war eine Straße, die einer Zeichnung oder einem Buch entspringen konnte. Jedes der mindestens zweistöckigen, großen Häuser besaß riesige Gärten. Kaum eine Stelle war nicht von Gras oder Blumen bedeckt. Selbst der Gehsteig sah frisch gekehrt aus und obwohl es Herbst war, lag kein Laub darauf. Bryan war sich sicher, dass diese Straße bereits einen Preis bewohnen haben musste. Er erinnerte sich an einen Nachbarn Carols, dem das ganze besonders wichtig war. Ob dieser aber noch in der Straße wohnte, oder fortgezogen war wusste er nicht. Er war schnell vor Carols Haus angekommen. Auf dem ersten Blick schien nichts verändert. Carol lebte mit ihren Eltern in dem alten, aber rustikalen Gebäude. Ein Steg aus Betonfließen führte bis zur Haustür. Carol hatte erzähl, dass sie Besuch von einem Mädchen gehabt hatte. Dieses musste denselben Weg beschritten haben wie Bryan jetzt. Vorsichtig läutete er an der Haustür. Er erwartete eine fröhliche, aber dennoch unsichere Carol. Die Tür wurde sofort aufgerissen und seine Freundin fiel ihm in die Arme. Bryan schien sich unnötig Gedanken gemacht zu haben. „Das Flugzeug ist vor 40 Minuten gelandet! Du hättest bereits vor Zehn Minuten hier sein sollen!“, schimpfte sie auf eine gespielte Art. „Ist… alles ok?“, fragte Bryan nun. Carol zögerte kurz und löste die Umarmung. Sie ergriff Bryans hand und führte ihn ins Haus. „Du machst dir sorgen wegen unserem „Schöpfer“, nicht wahr?“, hinterfragte sie. Bryan nickt besorgt. Und das nicht zu Unrecht. Warum wurden er und Carol plötzlich von ihm kontaktiert? Sie hatten ungenommen er wäre bereits lange Zeit tot. Carol schien es gut zu gehen. „Das Mädchen war noch mal da. Ich hab ihr erzählt, dass du kommst, und sie meinte, dass wir uns wegen nichts Gedanken machen sollten. Unser ‚Schöpfer’ würde auf uns aufpassen. Sie will…“, zögerte Carol nun. Bryan wollte aber alles hören und bat sie weiter zu sprechen. „Sie will…, dass wir zu ihm gehen.“, erklärte sie. Bryan nickte. „Zu der Stelle, an der wir früher immer waren?“, wollte es der Junge genau wissen. Carol bestätigte es ihm. Dennoch wusste Bryan, dass Carol noch mehr wusste, aber nicht damit herausrücken wollte. „Was hat sie noch gesagt? Und wer war sie überhaupt?“ Carol seufzte. „Sie ist eine von uns, da bin ich mir ziemlich sicher. Sie sagte, du müsstest erst geprüft werden, bevor du wieder zu ihm kannst.“ Bryan schien Carol bedrückt gemacht zu haben, was er ja eigentlich verhindern wollte. Er wurde zornig. „Was soll das heißen? Erst will er unbedingt, dass ich komme, und jetzt will er mich nicht einmal empfangen? Und was ist das für ein Auftrag?“ Carol versuchte weiter zu erzählen. Er sagte, es ginge um einen Feind. Du solltest erst beweisen, wie stark du bist.“ Bryan verstand seinen ‚Schöpfer’ nicht. Er selbst hatte ihm seine heutige Stärke verliehen, wozu war ein Test nötig? „Und wer ist dieser Feind?“ Carol beeilte sich nun etwas aus einer Schublade zu holen. Scheinbar hatte ihre Besucherin ein Bild dagelassen. Sie überreichte es Bryan und der starrte es an. Es war ein Junge, wahrscheinlich im gleichen Alter wie Bryan. Er kannte ihn nicht, trotzdem behagte ihm die Sache nicht besonders. Am meisten wunderten ihn die Augen seines Ziels. Es war zwar nur ein Foto, aber irgendwie schienen sie alles über den Jungen zu verraten. „Wer ist das?“, fragte er nun. „Sie hat einen Namen genannt, allerdings dürfte das nicht sein richtiger sein. Er lautet Hapi.“ Bryan stockte. Er kannte den Namensgeber. „Dann trägt er wohl ein Amulett.“, kombinierte er. Carol nahm es an. „Das Mädchen sagte außerdem, es wäre ein altes Bild. Drei, vielleicht Vier Jahre alt. Dennoch dürfte er sich nicht groß verändert haben. Sie meinte er sei ein guter Kämpfer und ein Feind unseres ‚Schöpfers’. Und sie sagte, dass…. Dass du ihn vorerst nicht töten sollst. Nur angreifen und seine Stärke austesten.“, gab Carol alles wieder, was ihr erzählt wurde. Bryan wurde davon nicht unbedingt schlauer. Er wusste, dass er viel mit seinem ‚Schöpfer’ zu besprechen hatte, doch dies konnte er scheinbar nur wenn er zuerst diesen Auftrag erledigte. Aber warum sollte er ihn nicht gleich ausschalten, wenn er so ein gefährlicher Feind war? Er war sich sicher diesem Gegner gewachsen zu sein. Als Carol sagte, sie wolle mitkommen schüttelte Bryan energisch den Kopf. Niemals würde er zulassen, dass seine Freundin sich in Gefahr begab. Gut, sie besaß dieselben Fähigkeiten wie er, aber dennoch, wollte er sie keinem Risiko aussetzen. „Ich nehme an, sie sagte auch wo ich ihn finde?“, wollte Bryan Details. Carol nickte. „Du kannst ihn an einem für ihn unbekannten Ort angreifen. Keiner von euch wird einen Vorteil haben.“ Bryan ballte seine Fäuste. Er würde diese Mission erfüllen, hören was sein ‚Schöpfer’ wollte und ihn dann bitten ihn und Carol für immer in Ruhe zu lassen. Jas hatte einem alten Ehepaar gerade zwei Tassen Capuccino gebracht, als er von seinem Chef gerufen wurde. Dieser überlegte kurz, wie er sich ausdrücken sollte. „Jas du… du warst heutige wirklich fleißig. Warum machst nicht Schluss?“, fragte er sanft. Jas sah ihn an. „Mit anderen Worten ich bin gefeuert.“, entgegnete er. Sein Gegenüber schnaufte. „So würde ich es nicht ausdrücken, aber….ja!“ Jas hatte so etwas bereits kommen sehen, dankte seinem Ex-Chef jedoch für die Chance. Dann fiel ihm etwas ein. Er hatte sich Kevin gegenüber nicht gerade loyal verhalten. Er war mit einem großen Anliegen an ihn herangetreten und er hatte ihm nicht wirklich geholfen. Was war wenn Kevin nicht auf ihn hörte und Emma gerade bat ihn zu heiraten? Jas verbannte den Gedanken aus seinem Kopf. So würde nichtmal Kevin agieren. Wobei…. . Er hatte auch den Ring spontan gekauft, vielleicht unternahm er gerade wirklich etwas Dummes. Jas konnte sich nicht sicher sein und wollte seinen Freund einholen. Kevin hatte ihm am Morgen vor der Uni erzählt, dass er mit Emma in der Stadt verabredet war. Jas konnte jetzt nur noch laufen, um ihn einzuholen. Vielleicht sorgte er sich völlig umsonst, doch bei Kevin wusste er, konnte man sie nie sicher sein. Er verließ das Café und versucht seinen Freund einzuholen. Aber auch Kevin hatte ein hohes Tempo drauf. Er hatte Emma einmal warten lassen, und beschlossen es nicht wieder zu tun. Er wollte unter keinen Umständen ihrem Zorn erliegen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er es noch rechtzeitig schaffen konnte. So sah zumindest der Plan aus. Er bog gerade in eine Gasse ein und übersah den Jungen vor ihm. Der Zusammenstoß war unvermeidlich. Der Junge krachte zu Boden. Kevin konnte sich zwar aufrecht halten, war aber zuerst verwirrt. Er entschuldigte sich und wollte weiter. Dann dachte er aber darüber nach dem Jungen zu helfen. Aber was würde Emma sagen? Würde sie es für eine Ausrede halten, oder ihm Recht geben, dass man anderen helfen sollte? Kevin entschloss sich dem Jungen hochzuhelfen. Dieser ergriff Kevin Hand und zog sich hoch. Dabei sah Kevin das erste Mal seine Augen. Er ließ die Hand wieder los. Er wusste nicht warum, aber die Augen seines Gegenübers verrieten, dass er ihn kannte. Kevin wusste jedoch nicht, dass er den Jungen schon mal irgendwo gesehen hatte. „Wer… wer bist du?“, wich Kevin für einen Moment zurück. Sein Gegenüber begann zu lächeln. „Du bist Hilfsbereit, freundlich und scheinst wenig Geduld zu haben. Nun sehen wir mal wie du kämpfen kannst.“, meinte er lässig. Kevin wusste sofort, dass er einen Gegner vor sich hatte. Er wich noch mehr Schritte zurück, doch der Angreifer ließ seine Hand in seine Richtung fahren und ….. stach zu. Er erwischte zwar nicht Kevin, dafür aber eine Straßenlampe. Zu Kevins Entsetzen schien die Hand seines Angreifers plötzlich scharf wie ein Diamant geworden zu sein. Der Pfahl der Laterne war durchtrennt und der obere Teil stürzte auf den Boden. Kevin wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte. Er hatte sein Amulett vor vier Monaten seinem alten Lehrer Adrian zurückgegeben. Nun war schutzlos. Dennoch beschloss er Mut zu zeigen. „Nenne mir deinen Namen!“, verlangte er. Der Angreifer schien nichts dagegen zu haben ihm einiges über ihn zu verraten. „Du kannst mich Bryan nennen, von mir aus auch Haroëris.“, entgegnete er. Kevin betrachtete Bryan unsicher. Er erkannte zwar eine Kette um seinen Hals, dennoch konnte es sich dabei nicht um ein Amulett handeln. „Das reicht mir noch nicht! WAS bist du? Du trägst kein Amulett, woher nimmst du deine Stärke?“ Kevin wusste nicht woher er den Mut in dieser Situation nahm. Bryan schien unbeeindruckt. „Ich brauche kein Amulett um zu kämpfen. Du anscheinend schon, oder… trägst du zum Schluss gar keines?“, fragte er nun etwas siegessicherer. Was sollte Kevin darauf antworten? Wenn er bejahte würde Bryan sicher sofort auf ihn stürzen. Wenn er behauptete er hätte es noch, würde sein Gegner ihn erst recht attackieren. Kevin dachte an Flucht. Aber wohin? Er wusste, dass die Menschen, die ihre Kraft von den alten Göttern bezogen übermenschliche Kräfte besaßen. Selbst wenn dieser Bryan kein Amulett trug, hatte er seine Stärke bereits bewiesen. Was wollte er von Kevin? Schickte ihn gar jemand? Oder wollte er einfach einen Amulettträger angreifen um seine Stärke zu erproben? Wenn zweiteres der Fall war, gab es einen Ausweg. Kevin hatte nicht wirklich etwas zu verlieren, also ließ er verläuten, dass er kein Amulett besaß. Bryan stutzte für den ersten Moment. „Man sagte, dein Name wäre Hapi.“, erzählte er. Kevin ballte die Fäuste. „Deine Informationen sind falsch.“ Das sagte er einerseits um den Gegner nicht zu viel zu verraten, andererseits wollte er diesen Namen nicht mehr hören. Er war nicht mehr Hapi, sondern Kevin. Hapi starb im Kampf gegen Bata, und das war auch gut so. Niemals würde er mehr in Erscheinung treten. Niemals! Bryan schien zu überlegen was er tun sollte. „Zugegeben, meine Informationen sind wirklich lausig.“, antwortete er. Kevin reichte es. „Und wer hat dich geschickt?“, fragte er fordernd. „Niemand.“, meinte Bryan, was Kevin auf die Palme brachte, da Bryan ja erst vorhin etwas anderes gesagt hatte. Er wusste nicht ob er verrückt, oder einfach nur dumm war. Er ballte seine Faust und schlug Bryan mitten ins Gesicht. Dieser hatte tatsächlich nicht mit einem Angriff gerechnet. Er wollte zurückschlagen, bis er sich an Carols Worte erinnerte. Er sollte Kevin nicht töten, sondern nur testen. Dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Jemand tauchte hinter Kevin auf. „He, Mann super, dass ich dich noch erwische!“, rief Jas nun. Kevin wurde bleich. Sein Freund war nämlich noch schutzloser als er selbst. Bryan beschloss in die Final-Phase seines Tests einzutreten. Es kam Jas vor als stünde er in einem Comic, als Bryan plötzlich über Kevin hinwegsprang. Er sprang vielleicht drei Meter Hoch. Jas glaubte nicht, was er sah. Bryan landete hinter ihm und setzte ihm seine Hand an den Hals. Jas wusste nichts über deren Schärfe, und wollte sich wehren. Dann spürte er einen Schnitt an seiner Kehle. Augenblicklich verharrte er in seiner Position. „Was… geht hier vor?“, stammelte er. „Las ihn gehen!“, schrie Kevin seinen neuen Feind an. Bryan hatte zum Glück nicht vor Jas etwas anzutun. Er wollte nur Kevins Reaktion testen. Dieser brauchte im Augenblick einen Einfall. Und er bekam einen. Er war zwar verrückt, aber dieser Bryan schien es lediglich auf ihn abgesehen zu haben. Der stürmte mit einem Kampfschrei auf Jas zu, hinter dem noch immer Bryan stand. Kevin tat so, als würde er Jas völlig ignorieren. Ganz schwach war der Junge natürlich nicht. Auch ohne Amulett wusste er, wie man kämpfte. Und Bryan schien tatsächlich auf den Bluff hereinzufallen. Er dachte wohl, Jas wäre ihm völlig gleichgültig und entbehrlich. Bryan machte einen Satz zurück und stieß Jas gleichzeitig nach vorne. Dieser landete in Kevins Armen. Schnell schob er sich vor Jas, um zu verhindern, dass Bryan ihn wieder als Schild nutzen konnte. „Verdammt, Kevin wer ist der Kerl? Jumpman?“, schien Jas auch in dieser Gefahrensituation seine Nerven zu behalten. Kevin fand jedoch keine Zeit für Erklärungen. Er rechnete damit, dass Bryan wieder angriff. Doch dieser agierte anders. Er ließ beide Hände sinken und drehte sich um. Scheinbar wollte er gehen. Jeder andere wäre glücklich gewesen und hätte ihn ziehen lassen. Anders Kevin. Er wollte Gewissheit. „Verdammt, wer hat dich geschickt?“, brüllte er ihm nach. Bryan hielt an. Er beschloss ihm noch diese eine Frage zu beantworten. „Du kennst ihn. Scheinbar hasst du ihn und er dich. Meines Wissens seid ihr bereits lange Feinde, und da du nicht errätst wer es ist, nehme ich an, dass du viele Feinde hast. Für jemanden ohne Amulett oder anderen Fähigkeiten ist das schlecht. Merk dir das. Der nächste Gegner wird dich ohne Zögern töten. Und vielleicht werden ich dieser Gegner sein.“, redete Bryan und setzte seinen Weg fort. Für Kevin hatte er ihm nichts Neues erzählt. Fast nichts. Wer hasste ihn dermaßen, dass er ihm diesen Verrückten auf den Hals hetzte? Kevin hatte wirklich angenommen er habe keine Feinde mehr. Er wollte Bryan nach, doch Jas hielt ihn zurück. „Es ist gut!“, ermahnte er ihn. Er wusste zwar nicht was vor sich ging, aber er hatte Bryan sofort als gefährlich eingestuft. Beide Jungen waren so fertig, dass sie sich einfach auf den Straßenboden setzten. „Willst du… mir das erklären?“, kam die unausweichliche Frage von Jas. Kevin wusste aber nicht wie er es ihm beibringen sollte. Er bat ihn mit seinem Anliegen noch zu warten, bis er festgestellt hatte, ob es Emma auch gut ging. Jas war damit einverstanden. Das Mädchen wartete noch immer im Restaurant. Zuerst stand sie wütend auf, doch als sie Jas und dessen bedrücktes Gesicht sah, hielt sie inne. Trotz vieler Unterbrechungen, berichtete Kevin von dem Zwischenfall. Emma wurde kreidebleich. Als Jas bemerkte, dass selbst Emma mehr wusste als er, verlangte er antworten. Kevin und Emma versprachen ihm diese zu geben. Allerdings nicht an diesem Ort. Alle drei wollten sich am Abend wieder treffen. Dann in Kevins Wohnung. Carol riss sofort die Tür auf, als sie Bryan auf ihr Haus zumarschieren sah. Der Junge entdeckte den Missmut in den Augen seiner Freundin und wollte sie schnellstmöglich beruhigen. „Es ist alles glattgelaufen. Er Kerl wusste nicht mal wie man kämpft.“, sagte er lässig. Carol schien die Tatsache, dass Bryan unbeschadet zu ihr zurückgekommen war gleichgültig zu sein. Oder war sie gar über etwas anderes beunruhigt? „Ich glaube du wurdest beobachtet. Vorhin hat jemand angerufen. Ich bin mir sicher, dass es sich um dieses eine Mädchen handelt.“, erzählte sie. Bryan schluckte. Das ging schnell. „Und was hat sie zu dir gesagt?“, fragte der Junge obwohl er es sich denken konnte. „Wir sollen kommen.“, meinte Carol nun ganz ruhig. Bryan nickte. Das hatte er sich gedacht. Die Frage war nur was ihr ‚Schöpfer’ von ihnen wollte. Das war ihm noch unklar. Wahrscheinlich irgendeine Mission, soviel stand fest. Aber wie würde diese aussehen? Bryan und Carol wussten wo sie ihren ‚Schöpfer’ finden konnten. Vor allem Bryan wollte unverzüglich mit ihm sprechen. Er überlegte ob er Carol mitnehmen sollte oder nicht entschied aber schließlich dafür. Es war der Ausdrückliche Wunsch seines Erschaffers und er wollte nicht widersprechen. Dieser würde Carol schon nichts antun. Geschwisterliebe Bryan bestellte ein Taxi für die beiden, da ihr Ziel weit enternd lag. Es lag am anderen Ende von London in einem kleinen Dorf, wo die Zeit scheinbar stillgestanden war. Die beiden hatten erwartet abgeholt zu werden, doch wurden sie eines besseren belehrt. Bryan begab sich ohne zögern auf den Weg, den er zuletzt vor drei Jahren beschritten hatte. Es war ein seltsames Gefühl, zumalen er nicht erwartet hatte jemals wieder hier zu sein. Sie enternden sich etwas von dem Dorf und schlenderten auf einen Hügel zu, auf dem sich ein wunderschönes Plateau befand. Die Natur schien sich hier selbst zu pflegen. Nur ein unschönes Wehikel ragte aus der Erde. Auf einer Erhöhung ragte eine Höhle heraus. Bei genauerem Hinsehen konnte man feststellen, dass sie von Menschenhand angelegt worden war und scheinbar ein alter Bergwerksstollen war. Gearbeitet wurde darin schon lange nicht mehr. Wenn sich jemand verstecken wollte, war hier der beste Ort dafür. Der einzige Platz auf der Welt an dem man verschwinden und niemals gefunden werden konnte. „Dann lass uns mal reingehen.“, meinte Bryan tapfer, doch Carol hielt seine Hand zurück. Bryan hielt inne. Dann lächelte er. Es passiert uns schon nichts.“, versprach er. Bryans Gelassenheit beruhigte auch Carol. Oder tat er nur so cool? Dann wagten sich beide vorsichtig in das Innere. Den Weg kannten sie noch auswendig. Bald waren sie tief genug im Stollen, um ihren Schöpfer zu sehn. Am Ende wurden die Gänge Raumartig. Der letzte war der größte und beherbergte einen Bewohner. Für Bryan und Carol war es immer unlogisch gewesen, warum ihr Erschaffer nicht einfach in einem der schicken Häuschen im Dorf lebte, sondern die Kälte und die Einsamkeit bevorzog. Dazu kam das der Raum nur spärlich eingerichtet war. Tische, Stühle, Schränke, mit Nahrung und ein Bett. Und darin schlief jemand. „Wie damals.“, musste Bryan schon fast grinsen. Doch irgendwie hatte sich ihr Schöpfer verändert. Er war irgendwie magerer und sogar größer geworden. Die beiden Besucher zweifelten nun zum ersten Mal, dass es sich wirklich um den handelte, für den er sich ausgab. Dann erklang ein Stöhnen. Schwerfällig erhob sie Gestalt. Sie stützte sich mit den Händen am Bettpfosten ab und stand auf. Bryan hatte zwar überlegt ihm zu helfen, doch er war unsicherer als vorher. Ihr Schöpfer schien etwas zu brauchen, um die beiden Neuankömmlinge zu identifizieren. Das lag nicht zuletzt an seiner Maske. Sie war weiß und bedeckte das ganze Gesicht. Hätte er sie abgenommen hätte Bryan erkannt ob es sich bei ihm wirklich um den richtigen handelte. „Bryan. Carol. Nein! Haroëris und Harmerti. Das sind eure richtigen Namen.“, begann er zu sprechen. Bryan erinnert sich zwar nur noch dunkel an seine Stimme, wusste aber gleich dass es nicht ihr Schöpfer war. Unentschlossen sah er den Fremden an. Dieser reagierte sofort. „Verzeihung, es ist drei Jahre her. Damals kanntet ihr lediglich meinen alten Körper. Ich vergaß dies zu erwähnen. Harmachis scheint das auch nicht preisgegeben zu haben.“ Bryan wusste dass der Fremde das Mädchen meinte, dass Carol besucht hatte. Sie war also tatsächlich eine von ihnen. Ihr Schöpfer hatte all seinen Kindern Namen von alten ägyptischen Kriegern gegeben. Bryan fand diese Namen dämlich und unnötig, wollte seinen Erschaffer aber nicht verärgern. Aber war er es wirklich. Er hatte seinen beiden Kindern vor langer Zeit erzählt, dass er hin – und wieder seinen Körper wechseln musste, wenn der alte krank oder verletzt war. War das in der Zwischenzeit eingetreten? Bryan und Carol mussten es vermuten, besonders da der Fremde vieles über die zwei wusste. Sie beschlossen ihn zu behandeln wie sie es damals getan hatten. Kühl, aber untergeben. „Schön Euch wiederzusehen.“, begann Bryan. „Ich habe Euren Auftrag erfüllt, war das alles?“, schien er das Gespräch vorantreiben zu wollen. Ihr Schöpfer lachte auf. „Ach kommt schon! Ihr seit meine Kinder, tut nicht so als würdet ihr mich das erste mal sehn. Was habt ihr in der Zwischenzeit getrieben?“, fragte freundschaftlich. Bryan und Carol wussten nicht, was sie ihm alles verraten sollten und konnten. „Warum… sollten wir nach der langen Zeit wieder hierher?“, blieb Bryan dennoch hart. Damit verfinsterte sich aber auch die Stimme ihres ‚Vaters’. „Also gut, kommen wir zur Sache. Ich sagte euch damals, zwar dass ihr euer eigenes Leben führen könnt, doch nun sind neue Feinde aufgetaucht.“, erklärte er. Bryan wurde stutzig. „Feinde wie dieser Hapi? Ich habe gegen ihn gekämpft, er besaß nichtmal ein Amulett.“, redete Bryan auf seinen Schöpfer ein. Dieser nickte langsam. „Nur zu diesem Zeitpunkt nicht. In Wirklichkeit ist Hapi, oder Kevin wie er sich nennt einer der stärksten Krieger die ich kenne. Er wird bald zu seiner alten Form zurückkehren. Dann wirst du ihn nicht mehr testen, sondern töten.“, provezeite er. Bryan schluckte. „Warum habe ihn dann nicht gleich beseitigt?“, verlangte er zu wissen. Carol blieb stumm hinter ihm. „Er und ich haben eine gemeinsame Vergangenheit. Ich wollte wissen wie stark er in dieser langen Zeit geworden ist. In dieser Zeit hat er Götter getötet. Und Verrückte, die sich für Götter hielten. Unterschätze ihn nicht. Ich habe euch zurückgerufen, damit ihr euch seiner annimmt. Er ist der einzige der meinen Plan stoppen kann.“, säuselte ihr Schöpfer. „Plan?“, fragte Carol nun verwirrt. Ihr Schöpfer setzte sich wieder auf sein Bett. „Ich kann euch noch nichts Genaueres sagen. Je weniger ihr wisst, umso sicherer seid ihr. Aber eines verrate ich euch. Ihr seid nicht die einzigen die ich gerufen habe. Ihr tragt in euch die Seele eines alten Kriegers. Bryan du beherbergst das Vermächtnis von Haroëris, der Krieger der Erde. Du, Carol trägst die Seele von Harmerti, dem Krieger des Windes in dir. Ich weiß ich habe euch diese Geschichte zigmal erzählt, doch nun findet sie auch Anwendung. Es gab sechs Krieger, die sich nach Göttern getauft hatten. Sie waren die stärksten Ägyptens. Deswegen verlieh ihnen Ra eine besondere Kraft und machte sie zu seinen Leibwächtern. Nachdem Ra von Horus getötet wurde, verschwand auch die Kraft der sechs Krieger. Ihre Essenz ruht seither in den Elementen, die sie repräsentieren. Ich habe diese Essenzen gesammelt und euch eingepflanzt. Mir verdankt ihr eure Fähigkeiten. Haroëris , die Erde. Harmerti der Wind. Außer euch werden auch meine anderen Kinder zu uns stoßen, die ihr noch nicht kennengelernt habt. Harmachis, der Krieger des Lichts, hatte dich Carol aufgesucht und dich wieder unter meine Dienste gestellt. Zusammen werdet ihr noch Harpre das Wasser und Harendotes das Feuer finden. Wenn alle sechs komplett sind, wird mein Plan aufgehen.“, berichtete er. Während Carol kaum Worte fand, reagierte Bryan taffer. „Sie haben nur fünf aufgezählt. Was ist mit dem sechsten? Wer ist er?“ Diese Frage löste bei ihrem Vater schallendes Gelächter aus. Schnell bekam er sich wieder ein. „Entschuldigt meinen Ausbruch. Es ist nur… ich kenne den sechsten bereits. Allerdings dürfte es lange dauern, bis er bereit ist zu uns zu stoßen. Suchen wir erstmal das Wasser und das Feuer. Harmachis hat bereits einen Plan entworfen, wie wir die beiden finden können. Haro…. Entschuldige. Bryan du kümmerst dich derweil um unser Problem.“, gab er seine Instruktionen. „Nein!", kam nun ein lauter Aufschrei von Bryan. Damit hatte sein Schöpfer nicht gerechnet. Genauso wenig wie Bryan selbst. Er wusste nicht warum er plötzlich so mutig war, doch er konnte es sich denken. Der Grund war Carol. „Es ist unnötig, dass Carol in Gefahr gebracht wird. Ich erledige Eure Aufgabe selbst.“, verkündete er. Dann herrschte eine kurze Zeit Stille. Carol wollte schon etwas sagen, doch ihr Vater schob sich dazwischen. Mein Junge, ich verstehe was in dir vorgeht. Aber jeder von Euch muss seinen Teil beitragen. Ich verspreche dir jedoch, dass ich Carol nicht in den Kampf schicke. Ob du es glaubst oder nicht. Ich liebe meine Tochter genauso wie du. Oder zumindest beinahe.“, sagte er streng. Das wirkte. Bryan hatte ihm gegenüber sofort wieder Respekt gewonnen. „Also los Bryan! Finde unseren Feind und beseitige ihn.“, befahl ihr Vater nun in einem herrischen Ton. Der Plan sah ursprünglich so aus, dass Kevin sofort zu seiner Wohnung fuhr, nachdem er an der Uni alles geregelt hatte. Nach dem Zwischenfall hatte Emma ihm geraten sich ein paar Tage auszuspannen, doch Kevin lehnte ab. Seine Freundin saß mit Jas sicher schon bei ihm zu Hause und er würde sich verspäten. Er war noch einen halben Kilometer von seiner Wohnung enternd, als er in eine Seitenstraße einbog. Plötzlich bremste er. Was war das für ein Gefühl? Er konnte es sich einbilden doch er spürte eine Kraft. Er stieg aus und sah sich um. Dann erblickte er sie. Eine Gestalt stand zirka 10 Meter von ihm enternd. Da es inzwischen dunkel war, konnte er sie nicht erkennen. Wer war sie? Etwa wieder dieser Bryan? Kevin bettete dass dies nicht der Fall war. Die Gestalt näherte sich ihm. Zur Sicherheit bereitete sich Kevin vor entweder, zu kämpfen, oder abzuhauen. Noch immer war die Gestalt vom Schwarz der Nacht unkenntlich. Kevin hatte die Scheinwerfer seines Wagens angelassen. Diese strahlten nun den Unterkörper des Unbekannten an. Auf den ersten Blick konnte Kevin feststellen, dass es sich um ein Mädchen handelte. Doch war sie auch ungefährlich? Das seltsame Gefühl hatte Kevin immer noch nicht verlassen. Je näher das Mädchen an ihn herankam, desto mehr konnte er dank der Scheinwerfer von ihr sehen. Gleich stand sie ihm Auge um Auge gegenüber. Warum hatte Kevin plötzlich das Gefühl, dass er sie kannte? Nun beleuchteten die Scheinwerfer das Gesicht des Mädchens. Kevin brauchte etwas. Dann setzte er geschockt ein paar Schritte zurück. Sein Herzschlag verdreifachte sich. Er hatte mit vielen Personen gerechnet, die plötzlich in der Nacht vor ihm auftauchten, aber nicht mit ihr. Das Mädchen trug kurze, schwarze Haare, eine grüne Weste und eine Jeans. Obwohl es eine kalte Nacht war, schien sie nicht zu frieren. Sie presste ein kleines Paket an ihre Brust. Kevin hatte nicht erwartet sie noch einmal wieder zusehen. Und schon gar nicht an diesem Ort. Zuletzt war er ihr vor vier Monaten begegnet, als er in seine alte Heimat fuhr. Zusammen mit Emma hatte er das alte Kloster aufgesucht, in dem er in seiner Kindheit gewohnt hatte. Damals schien sie ihn nicht erkannt zu haben. Warum war sie dann gekommen? Vor Kevin stand seine Schwester. Seine Schwester, von der immer dachte, dass er sie verloren hatte. Sie wollte etwas sagen, hielt dann aber inne. Weder sie noch Kevin konnten etwas sagen. Dann schien sich das Mädchen doch zusammen zu reißen. „Du… du bist doch mein Bruder, oder?“, rief sie, obwohl sie direkt vor ihm stand. Kevin brachte zuerst nur ein Nicken heraus. „Und du bist… meine Schwester...“, stammelte er. Über das Gesicht des Mädchens huschte ein fröhliches Lächeln. „Du hast mich besucht.“, schaffte sie es ohne Unterbrechung zu sagen. „Ja… das hab ich. Ich wollte nach dir sehn.“, erzählte er. Seine Schwester wusste wer er war. Hatte sie ihn damals erkannt? Oder hatte sie es von jemand anderem erfahren? „Warum… jetzt?“, schien ihr diese Frage auf der Zunge zu liegen. Kevin wusste nicht, was er antworten sollte. Er hätte eine Woche gebraucht um ihr alles zu berichten was ihm passiert war. Angefangen von seiner Entführung durch Mandulis, seine ‚Ausbildung’ bei Baal, seiner Arbeit bei Bata, von Kuk und seiner ganzen restlichen Situation. Er entschied sich eine einfachere Antwort zu geben. „Ich konnte nicht. Ich kann dir nicht erklären wieso, also frag bitte nicht weiter nach.“, bat er sie. Er wollte nicht, dass sie wusste was er in den vielen Jahren getrieben hatte. Seine Schwester zeigte sich Verständnisvoll. „Du… kamst mir so bekannt vor. Du warst bei Adrian und ich hab ihn gefragt wer du seiest. Er wollte es nicht sagen, aber ich habe ihn doch noch dazu gebracht. Als er sagte, dass du mein Bruder wärst, sah ich meinen Verdacht bestätigt. Warum… bist du gegangen ohne etwas zu sagen?“, hakte sie nach. Kevin versuchte lockerer zu werden. „Ich… du sahst so glücklich aus… mit deiner Tochter. Ich wollte dich nicht belasten.“, versuchte er zu erklären. Zum ersten Mal musste das Mädchen grinsen. „Du Dummerchen. Ich habe mich natürlich sehr gefreut als ich die Wahrheit erfahren habe. Übrigens… deine Nichte heißt Joan.“, verriet sie. Kevin sah ihr in die Augen. „Das kam wirklich überraschend für mich. Wer ist den der… also der…“, stotterte er. Seine Schwester half ihm weiter. „Du erinnerst dich an Ethan?“, fragte sie kurz. Nun konnte auch Kevin lächeln. Ethan war damals nämlich sein bester Freund. Dann setzte sich das Mädchen in Bewegung und öffnete dir Tür zum Beifahrersitz. Ohne etwas zu sagen stieg sie ein. Kevin folgte ihrem Beispiel. „Wie ich sehe, haben wir eine Menge zu besprechen.“, sagte sie. Kevin war derselben Meinung. Er startete den Wagen und fuhr los. Er war so in Gedanken, dass er höllisch aufpassen musste, um jeden Unfall zu vermeiden. Bis zu seiner Wohnung war es nicht mehr weit. Hilfesuchend blickte Emma immer wieder zur Tür. Kevin hatte sie angerufen und ihr mitgeteilt, dass er sich verspäten würde. Doch nun war er bereits eine halbe Stunde überfällig und Emma begann sich zu sorgen. Jas war als erstes eingetroffen. Er stand einfach vor der Tür, als Emma eingetroffen war. Einerseits plagte ihn die Neugier, andererseits seine Unwissenheit. Seine Verletzung am Hals war nicht so schlimm gewesen. Dennoch hatte er sie desinfiziert und ein Pflaster darübergeklebt. Emma hatte aufgeschlossen und ihn auf Kevins Eintreffen vertröstet. Obwohl sich dieser verspätete, hatte Emma darauf bestanden nichts ohne dessen Einverständnis zu erzählen. Jas versuchte diese Tatsache zu respektieren. Zu den heutigen Ereignissen konnte Emma natürlich auch nichts beisteuern. Sie wusste nicht wer der Angreifer sein könnte. Auch Kevin hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Das Beunruhigende war, dass dieser ‚Bryan’ jedoch ihn kennen musste. Das hieß er würde wieder auftauchen. Doch was würde beim nächsten Mal geschehen. „Ich weiß, du willst mir ohne Kevin nichts erzählen, und da ich vermute, dass er weder von einer mutierten Spinne gebissen, oder sich in ein grünes Riesenmonster verwandeln kann, spekuliere ich, dass er A, entweder ein Alien ist, oder B, das ganze etwas mit Magie zu tun haben muss.“, versuchte Jas das Schweigen zu unterbrechen. Emma sah ihn kurz an und antwortete dann „B kommt schon hin.“ „Ok, danke. Und Sorry wegen dem Alien. Aber du musst zugeben, dass das bei ihm gar nicht so abwegig klingt.“, versuchte er die Stimmung aufzuhellen. Diese Bemühung erübrigte sich, als kurz darauf das erlösende Klingeln der Haustür ertönte. Emma eilte sofort hin, bis ihr einfiel, dass Kevin einen Schlüssel besaß. Warum klingelte er dann und schloss nicht einfach auf. Wollte er die beiden vielleicht vorwarnen. Selbst wenn nun dieser Bryan vor der Tür stand, Emma war nicht mehr zu halten. Sie riss die Tür auf und blickte in Kevins Augen. Erleichtert atmete sie auf. „Komm rein, ergriff sie seine rechte Schulter. Dann stutzte sie. Hinter Kevin stand jemand. Ein Mädchen, mit kurzen, schwarzen Haaren, das sie verlegen anstarrte. Emma wusste, dass sie sie kannte, konnte sie aber zuerst nicht zuordnen. „Ist das Kevin?“, fragte Jas im Wohnzimmer. Kevin wusste nicht recht was er sagen sollte. „Ich fürchte es wird heute eine lange Nacht werden.“, begann er und bat seine Schwester hinein. Zusammen betraten die drei das Wohnzimmer, welches Emma seinerzeit für Kevin eingerichtet hatte. Nun entdeckte auch Jas die beiden Neuankömmlinge. Er stellte Kevin kurz in den Hintergrund und begutachtete das Mädchen. Irgendwie hatte es eine Ähnlichkeit mit seinem Kumpel. „Hi, ich bin Jas.“, reichte er ihr die Hand. Das Mädchen sah kurz zu Kevin, reichte Jas dann aber die Hand. „Und du bist?“, wollte er in Erfahrung bringen. Kevin wollte für seine Schwester antworten, doch diese schien nun locker geworden zu sein. „Ich bin Claire.“, antwortete sie. Verdutzt sah sie Kevin an. Seine Schwester hatte ihren zweiten Vornamen genannt, aber warum? Claire sah die Verwirrung ihres Bruder und antwortete schnell. Eigentlich ist es mein zweiter Name, aber ich fand ihn immer schon etwas cooler. Im Kloster nennen mich übrigens auch alle so. Das war nach deiner Zeit.“, erklärte sie. Emma musterte die Fremde genau. Sie spürte eine Verbindung zwischen den beiden. Dann ging ihr ein Licht auf. „Moment! Bist du etwa Kevins Schwester?“, schien sie das Mädchen, dass nur wenige Jahre jünger als sie selbst war, wiedererkannt zu haben. Jas hob überrascht die Augenbrauen. „Wie? Was? Du bist ernsthaft Kevins Schwester? Er hat dich nie erwähnt.“, erzählte er. Danach überdachte er seine Worte nochmals. Vielleicht war es Kevin gar nicht recht, dass er so was sagte. „Das gehört wohl auch in die Geschichte, die ich dir erzählen wollte. Die… ich euch beiden jetzt wohl erzählen muss.“, begann er. Alle vier setzten sich aufs gemütliche Sofa. Emma hatte Cola hingestellt, doch alle waren zu aufgeregt um zu trinken. „Was machst du hier?“, fragte Emma nun. Danach kam es ihr etwas unhöflich vor. Doch Claire schien sich der Situation anzupassen. „Ich wollte Kevin einfach wieder sehen. Als ihr beiden damals ins Kloster gekommen seit, hatte ich so ein Gefühl. Ich wusste erst als du weg warst, dass du mein Bruder warst. Ich konnte mich nur noch schwer an die erinnern. Eine Zeit lang dachte ich sogar du wärst tot.“, gab sie zu. Kevin verstand sie. „Um ehrlich zu sein… dasselbe dachte ich von dir. Was… ist damals passiert als ich weg war?“, fragte er. Claire musste einige Sekunden überlegen. „Ich hatte damals ja diesen Unfall. Ich lag einige Wochen im Koma und als ich aufwachte brauchte ich fast ein Jahr bis ich wieder vollkommen genesen war. Adrian hat mir damals erzählt, dass du von einem Tag auf den anderen verschwunden wärst. Du hättest nichtmal einen Zettel dagelassen. Ich… hatte wirklich Angst um dich, noch mehr als um mich. Die nächsten Jahre bin ich in die Schule gegangen und habe mich von Adrian und den anderen Nonnen ausbilden lassen. Du fragst dich sicher warum ich dann eine Tochter habe. Das ist eine witzige Geschichte. Ich war…“ „Auszeit!“, unterbrach sie Jas. „Du hast eine Tochter?“, hinterfragte er. Während Kevin und Emma das wenig verwunderlich vorkam, schien Jas das zu interessieren. Claire versuchte ihm unverzüglich zu antworten. „Ja… Ethan und ich haben uns wirklich geliebt. Und dann ist Joan auf die Welt gekommen.“, erzählte sie aus ihrer Vergangenheit. „Wie geht’s dem alten Ethan?“, wagte sich nun auch Kevin etwas zu fragen. Nun blickte Claire etwas bedrückter drein. „Ich weiß es nicht. Er hat von Joan nicht viel mitbekommen. Er hat auf einmal davon gesprochen nach Amerika zu gehen und etwas aus sich zu machen.“ Nun platzte Kevin der Kragen. „Dieser Miese ….. Wenn ich bedenke, dass er mein bester Freund war, als ich klein war.“ „Menschen verändern sich.“, sagte Emma kurz. Kevin war sich nicht sicher, ob sie damit wirklich Ethan gemeint hatte. „Wir haben damals viel gestritten. Wenn er von Joan gewusst hätte, wäre er mit Sicherheit zurückgekommen. Ich habe auch versucht ihn zu kontaktieren, aber es misslang.“ „Apropos kontaktieren. Wie hast du Kevin gefunden?“, mischte sich Emma ein. Claire stieß ihre Finger in die Couch. „Ich musste etwas suchen, aber schließlich habe ich ihn gefunden. Und es war auch gut so… nicht wahr?“, wandte sie sich an ihren Bruder. Dieser nickte sofort. „Aber natürlich. Es freut mich riesig, dass du da bist. Das ist ein riesen Glück. In letzter Zeit habe ich wohl nur Glück.“, sah er schnell zu Emma. Diese musste lächeln. „Außer dass dich jemand umbringen wollte. Uns beide genauer gesagt.“, konnte sich Jas nun nichtmeht zurückhalten. Kevin entschuldigte sich dafür, dass er ihn hatte warten lassen. Nun setzte er zu seiner Erzählung an. „Es ist für euch schwer zu verstehen, aber es ist wahr. Claire, ich verrate dir warum ich seinerseits verschwunden bin. Und Jas, du erfährst die volle Wahrheit über mich. Und warum ich mich, als wir uns kennenlernten oft seltsam benommen habe und öfters verschwunden bin.“ Jas nickte zaghaft. „Ich dachte… das lag daran, dass du und Emma die Uni Pausen nutzen wolltet, um…“ „Jas.“, rief Emma empört. Jas wusste, dass er etwas Falsches in dieser Situation gesagt hatte, doch er konnte eben nicht über seinen Schatten springen. Dann sah Kevin zu Claire. „Ich habe mir damals große Sorgen um dich gemacht. Ich dachte du würdest sterben. Und jemand, der von meinen Sorgen wusste ist an mich herangetreten. Ich habe damals gebetet, dass du überlebst, doch es hat nichts gebracht. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich damals nach jedem Strohhalm gegriffen habe. Dieser Fremde, sein Name war Mandulis, sagte, dass er mir helfen konnte. Mandulis war natürlich nicht sein richtiger Name. Den hat er mir nie genannt. Oder er erwähnte ihn einmal flüchtig und ich habe ihn vergessen. Er trug ein Amulett um den Hals, welches ihm übermenschliche Fähigkeiten verlieh. Ich weiß, dass klingt etwas unglaubwürdig, aber es ist wahr. Es gibt mehrere dieser Amulette. Selbst ich habe eins. Sie sind das Vermächtnis von alten Göttern, die so ihre Kraft weitergeben wollten.“ Jas setzte an etwas zu sagen, brach dann aber ab. Irgendwie kam ihm das mit dem Amulett bekannt vor…. Kevin setzte seine Erzählung fort. „Claire, ich weiß nicht, ob Adrian dir davon erzählt hat, aber unsere Eltern haben uns eines dieser Amulette vererbt. Mandulis wollte, dass ich es an mich nehme und mit ihm gehe. Er sagte, er würde einem Gott dienen. Es stellte sich heraus, dass es ein Scharlatan war, dessen Ziele einfach nur unsinnig und verrückt waren.“, ballte er die Fäuste. Emma merkte, dass er die Sache mit Baal noch immer nicht verwunden hatte. Kevin überlegte fieberhaft, ob er erzählen, sollte, dass er für Baal auch morden musste, entschied sich dann aber dagegen. „Mandulis Boss hieß Baal und er hat mich trainiert. Ich sollte die ganze Kraft meines Amuletts kennenlernen. Die Jahre vergingen und ich wurde immer stärker. Ich hörte, dass Mandulis und Baal getötet wurden, als ich auf einer Mission war. Auf dieser Mission wurde ich gewissermaßen getötet. Jedenfalls konnte ich in die Welt der Lebenden zurück. Aber mit Details verschone ich euch. Jedenfalls hatte ich keinen Platz mehr, wo ich hin konnte. Ziellos lebte ich weiter, bis ich auf einen Mann namens Bata stieß. Auch er trug ein Amulett. Ich kam bei ihm unter, aber er hat mich nur für seine Zwecke missbraucht. Am Ende war er genauso wie Baal. Ich sollte für einige Leute ‚bestrafen’. Einige waren kriminell, die anderen waren Bata nur im Weg.“ Jas hob die Hand. „Also warst du eher der Peter Parker, oder mehr der Bruce Banner?“, wollte er Kevin das Erzählen erleichtern. Kevin beschloss bei der Wahrheit zu bleiben und auf Jas´ Metapher zu antworten. „Mehr der ‚Matt Murdock’.“, wollte er auf Dare Devil anspielen, der in den berühmten Comics die Leute beseitigte, weil sie böse waren und der Welt nicht fehlen würden. „Kurz darauf kam ich dann in die Uni, und lernte dich kennen, Jas. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Einer der Personen, auf die mich Bata gehetzt hatte, ebenfalls ein Amulettträger, der sich Kuk nannte, war hinter meinem Amulett her. Was er damit tun wollte, lass ich einmal aus.“, entschied er. „Zuviel Details?“, erwiderte Jas. Kevin lächelte schwach und nickte. „Ich habe Kuk zusammen mit Connors Hilfe erledigt, aber…“ Jas sah sich gezwungen ihn noch mal zu unterbrechen. „Was hat Connor damit zu tun?“, wollte er wissen. Kevin seufzte. „Er trug bzw. trägt ebenfalls ein solches Amulett.“ Nun beugte sich Jas nach vorn und trank einen großen Schluck aus seinem Glas. „Wenn wir gerade dabei sind.“, begann Emma. „Ich hatte ebenfalls eins, welches mir Bata gegeben hat und ich ihm aber wieder zurückgab.“, offenbarte sie. Jas überraschte nun gar nichts mehr. Auch Claire saß einfach nur da und lauschte Kevins Ausführungen. „Kann… ich mal so ein Amulett sehen?“, wagte es Jas zu fragen. Kevin musste ihm diesen Wunsch abschlagen. „Wie gesagt, ich und Emma haben unsere nicht mehr.“ Jas verstand. „Und dieser Typ von heute? Trägt der eines von den Dingern?“, erkundigte er sich. Kevin schüttelte den Kopf und sprach gleich darauf wieder los. „Nein, obwohl ich mich wirklich Frage woher seine Stärke kommt. Er trug zwar einen Anhänger, doch dabei konnte es sich unmöglich um ein Amulett handeln. Er sagte auch, er wurde von jemandem geschickt. Einem alten Feind von mir. Aber alle die in Frage kommen könnten, sind tot. Deswegen fällt mir niemand mehr ein. Jas, es tut mir so Leid, dass ich dich da reingezogen habe.“, entschuldigte er sich. Jas schüttelte langsam den Kopf. „Nein, nein, es war meine Schuld. Ich bin dir ja nachgelaufen. Und du wusstest nicht, dass der Verrückte auftauchen würde.“, wollte er die Schuld von Kevin nehmen. Jas wusste nicht, ob er das erreicht hatte. „Jas.“, begann Emma nun etwas zu sagen. „Vielleicht gehst du vorerst nach Hause und wir reden morgen noch mal ausführlich darüber.“, schlug sie vor. Für Jas stand fest, dass Kevin mit Emma und seiner Schwester noch mal allein reden wollte. Er besaß zwar noch mindestens Fünfzig Fragen, aber er ließ sich ohne Einwand auf Morgen vertrösten. Er verabschiedete sich bei allen Drein und verschwand. Kevin, Emma und Claire blieben zurück. „Zunächst…“, begann Claire „möchte ich dir etwas geben.“ Erst jetzt kam das Paket zur Sprache, dass sie bereits seit ihrem Zusammentreffen bei sich trug. Es war so, klein dass man es übersehen konnte. Was befand sich darin? Langsam reichte Claire es ihrem Bruder. „Adrian meinte, du könntest es brauchen.“, flüsterte sie fast. Kevin kam sie sehr schüchtern vor, aber das konnte auch nur an der ungewöhnlichen Situation liegen. Kevin enternde behutsam das Papier und enthüllte eine kleine, weiße Schachtel. Mit angehaltenem Atem öffnete er sie und fischte etwas heraus. Emma erschrak für einen Moment. Kevin hielt sein Amulett in den Händen. Das, das er für immer weggeschlossen hatte. „Claire!“, sagte er entsetzt. „Als ich hörte, dass du heute angegriffen wurdest, war ich mir noch sicherer, dass du es brauchen würdest.“, erklärte sie. Kevin sah sein Amulett steif an. „Habe… ich etwas falsch gemacht?“, erkundigte sich seine Schwester sofort. Kevin schüttelte schnell den Kopf. Nein, es ist nur… ich dachte die Zeit des Kämpfens wäre vorbei. Leider habe ich mich geirrt. Aber… dass du auf einmal aufgetaucht bist, ist ein schöner Ausgleich.“, fand er. Claire fühlte sich geschmeichelt. Demonstrativ hing sich Kevin sein altes Amulett um. „Du schläfst heute erstmal hier.“, erklärte Kevin und zeigte auf sein Schlafzimmer. Er wollte es sich auf der Couch gemütlich machen. Da es Claire wie eine peinliche Situation vorkam, nahm sie erstmal einen Schluck aus dem Glas. Emma zog Kevin nun am Ärmel und schleppte ihn in die Küche. Dieser versuchte sie zu beschwichtigen. „Ich weiß, heute ist viel geschehen.“, begann er, doch Emma umarmte ihn einfach nur. Es waren keine Worte nötig, um Emma zu verstehen. Einerseits freute sie sich für Kevin, obwohl sie noch nicht wusste, wie sie Claire einschätzen sollte. Anderseits war ein neuer Feind aufgetaucht, und Emma begann sich wieder zu sorgen. „Ich bleibe heute Nacht auch hier.“, stand für das Mädchen fest. Kevin schüttelte energisch den Kopf. „Unsinn. Ich hätte ja gar keinen Platz mehr für dich hier. Außerdem möchte ich Claire nicht gleich zuviel zumuten.“, fand er seine Idee für die Beste. Emma war anderer Meinung. „Aber wir haben uns noch gar nicht richtig kennen gelernt. Und schließlich ist sie deine Schwester.“ Kevin wusste das alles. „Du hast morgen genug Zeit um mit ihr zu reden. Sie sollte sich erst an diese Situation gewöhnen.“ Emma gab sich geschlagen und verabschiedete sich dann zuerst von Kevin und dann von Claire. Die beiden Mädchen sahen sich nur kurz an, doch Emma sah etwas in Claires Blick, was sie berunuhigte. Sie konnte nicht genau sagen was, aber ein seltsames Gefühl beschlich sie. Sie tat es allerdings damit ab, dass sie erschöpft und leicht aufgedreht war. Sie wünschte noch eine Gute Nacht und schloss dann die Tür hinter sich. Kevin und Claire standen sich noch einige Augenblicke gegenüber, bis Kevin sie einlud, ihm zu folgen. Er wollte ihr zeigen, wo sie heute schlief. Er und Sie Emma hatte sich einige Schritte vom Haus enternd, als sie plötzlich ein Flüstern hörte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Jemand hatte ihren Namen gerufen. Es war dunkel, und auch die Straßenlaternen waren bereits aus, da die Stadt Strom sparen wollte. Unter einem Baum sah sie eine graue Gestalt stehen. Sie kam näher, und Emma atmete erleichtert auf, als sie in ihr Jas erkannte. „Was tust du hier? Man lauert nachts keinen Mädchen auf.“, redete sie auf ihn ein. Normalerweise hätte Jas nun einen Spruch losgelassen, doch Kevins Erzählungen schienen ihn ziemlich gebeutelt zu haben. „Sorry, ich dachte nur… Kevin hat jetzt seine Version erzählt und ich dachte…“, setzte er an. „Es gibt nur eine Version.“, funkte ihm Emma dazwischen. Jas nickte und beschwichtigte sie schnell. Schon klar, aber er hatte sicher ein paar Dinge ausgelassen, mit denen er mich nicht belasten wollte. Deswegen dachte ich…“ „Es ist schon spät, ich geh jetzt nach Hause, und das solltest du auch tun. Wenn du noch Fragen an Kevin hast, kannst du ihn diese gerne morgen stellen.“, verabschiedete sich Emma schroff. Jas blieb allein zurück und blicke nochmals zu Kevins Apartment. Dann beschloss auch er nach Hause zu marschieren und eine Nacht darüber zu schlafen. Morgen würde alles ganz anders aussehen. „Es dauert nicht mehr lange mein Schatz.“, säuselte die junge Frau zurück. Ihr Mann, der den Wagen steuerte blickte auf den Rückspiegel und musterte seinen Sohn. Er schien seiner Mutter gar nicht zuzuhören, sondern sich lieber mit seinem Game Boy zu beschäftigen. Es war einer der allerersten seiner Art. Weiß, unhandlich und größer und dicker als seine heutigen Nachfolger. Damals waren die Menschen in Scharren in die Läden gestürmt, um sich eines dieser neuen Wunderdinger zu holen. Bryan Vater war anfangs dagegen, da er wollte, dass sein Sohn lieber Fußball spielte, oder zumindest einen anderen Sport ausübte. Doch Bryan hatte zuerst seine Mutter bezirzt und diese schlussendlich ihn. Da Bryan der Zufall zu gute kam, und er in zwei Wochen Geburtstag feierte, hatte sein Vater schließlich geseufzt und aufgegeben. An seinem Geburtstag packte Bryan sein Geschenk aus und freute sich riesig. Er bedankte sich schnell und verschwand in der Abstellkammer unter der Kellertreppe, die er zu einem Geheimversteck umgerüstet hatte. Bryan war vor kurzem in die Schule gekommen und seine Eltern sorgten sich, er könne sich mehr für seine Spiele als für das Wichtige interessieren. Aber obwohl Bryan in der früh aufstand, frühstückte, vormittags die Schule besuchte, danach brav zu Mittag aß, und sich erst dann in einen Game Boy vertiefte, hatte sein Vater seine Zweifel. Deswegen beschloss er kurzerhand die Einladung eines seiner Arbeitskollegen anzunehmen und mit seiner Frau und seinem Sohn zu dessen Grillparty zu gehen. Bryan spielte wie oft zuvor auf seinem Game Boy, als sein Vater ihm die freudige Nachricht erzählte. Bryan gab sich wenig begeistert und flüchtete sich wieder in sein Spiel. Er wusste, dass es nichts half zu widersprechen, also akzeptierte er es einfach. Sein Vater nahm seine Hand und fuhr dem Sohn über den Kopf. „Mein Kollege hat ja auch Kinder. Zwei Töchter. Eine ist schon ein Teenager, aber die andere ist zirka in deinem Alter. Du wirst sehen, ihr werdet euch prima verstehen, und bald seid ihr Freunde.“, munterte er Bryan auf. Dieser konnte gut darauf verzichten. In Wirklichkeit würde er nur dumm herumstehen und von seinem Vater herumgezeigt werden. Noch schlimmer könnte es kommen, wenn er gezwungen war mit diesem nervigen Mädchen zu plaudern. Bryan hatte das Spiel, das in seinem Game Boy steckte bereits zweimal beendet, wusste aber nichts besseres, als es ein drittes Mal zu versuchen. Sein Vater hatte abgelehnt ihm ein neues zu kaufen, doch wenn er auf seine langweilige Party mitgehen würde, ließ er sich bestimmt erweichen. Und so zwängte sich Bryan am Wochenende auf die Rückbank und schaltete seinen Handhelden ein. Die Fahrt dauerte zirka 45 Minuten und Bryan beendete sein Spiel und stieg aus. Aber ein strenger Blick seines Vaters verriet, ihm dass er den Game Boy nicht mitnehmen sollte. Bryan seufzte und legte ihn auf die Rückbank. Das Haus des Gastgebers ähnelte zum Teil dem von Bryan und seinen Eltern. Ein typisches ‚Mittelschichthaus’ also. Bryans Vater hatte wohl ziemliches Glück gehabt, denn der gesamte Gehsteig war vollgeparkt. Es schienen also viele Gäste auf der Feier zu sein. Der Junge gab die Hoffnung nicht auf, dass sich der Sohn von Jemand ebenfalls für Videospiele interessierte. Als die Familie die Party betrat schwand seine Hoffnung. Mindestens Zwanzig Leute schlenderten kreuz und quer durch den Raum. Tische, Stühle und andere Utensilien waren an die Wand geschoben worden. Auf den ersten Blick erkannte Bryan keine anderen Jungs. Seine Eltern waren wohl die einzigen, die auf die Idee kamen ihn mitzuschleifen. Der Junge verzog die Lippen und folgte seinen Eltern einfach überall hin. Wenn man ihn jemandem vorstellte, brachte er sofort ein braves Lächeln auf. Er wollte etwas vom Buffet nehmen, doch sein Vater meinte es wäre noch nicht an der Zeit. Bryan fand das unlogisch. Dann lernte er den Gastgeber kennen. Er war kaum älter als seine Eltern und hatte sich für diesen Anlass schick gekleidet. „Und du bist dann wohl der kleine Bryan! Dein Papa hat mir schon viel von dir erzählt. Weiß du, er hat sogar ein Bild von dir auf seinem Schreibtisch stehen.“, verriet er, doch dem Jungen war das bekannt. Er hatte seinen Vater bereits zweimal auf der Arbeit besucht. Dann klatschte der Gastgeber plötzlich. „Mein Gott, bin ich unhöfflich, ich habe euch Carol ja noch gar nicht vorgestellt.“, hatte er ein entsetztes Gesicht aufgesetzt. „Lauren ist leider auf einem Klassenausflug, weswegen ich die Bekanntmachung verschieben muss, aber Carol ist ein reizendes, kleines Wesen, sie spielt gerade im Garten.“, erklärte er und schob die Terrassentür beiseite. Dahinter erblickte Bryan einen, schönen grünen Garten, der sich von den übrigen Großstadtgärten abhob. Bryan hielt nach dieser Carol aussah, entdeckte jedoch nur ein Gemüsebeet. Der Gastgeber führte die Familie in den Garten und dann links um die Ecke. Diesen teil konnte man von der Einfahrt aus nicht einsehen, vielleicht weil er nicht so gepflegt wie der Rest aussah. Bryan entdeckte eine Rutsche, einen Sandkasten und eine Schaukel. Auf der Schaukel erkannte er schließlich das Mädchen mit dem Namen Carol. Ruhig und leise singend vergnügte es sich. „Die hats gut, die muss nicht da drinnen hocken. Aber diese Schaukelei erscheint mir auch langweilig. Von Videospielen hat sie bestimmt noch nichts gehört.“, versuchte Bryan sie einzuschätzen. Seine Mutter drängte ihn vorwärts, so dass Carol die Neuankömmlinge begutachten konnte. Ihr erster Blick fiel auf Bryan. Dem Jungen war es unangenehm. „Das ist meine Tochter Carol!“, stellte sie ihr Vater stolz vor. Bryans Mutter säuselte ein „Hallo meine Kleine“, doch diese sah ihr nicht in Augen. Ihr Blick hatte sich in Bryans verankert. Dieser schluckte. Was sollte das? Für ihn stand bereits vorher fest, dass er sie nicht mochte, aber jetzt wusste er, dass er sie nicht ausstehen konnte. War er so interessant für sie? Schließlich wendete sie ihren Blick doch und schaukelte vergnügt weiter. „Carl, Amy, ich möchte euch beiden noch jemanden vorstellen. Lasst Bryan doch einfach bei Carol.“, schlug er vor. Amy war sich unsicher. „Aber…“, begann sie, doch der Gastgeber hob demonstrativ seine Hände. „Keine Angst, hier kann den beiden nichts passieren. Alle Geräte sind kinderfreundlich, außerdem sieht meine Frau alle fünf Minuten nach den beiden.“, beruhigte er sie. Damit gab sich Amy zufrieden. Sie drückte Bryan noch einen Kuss auf die Wange und der wich zurück. Er blickte schnell zu Carol, sie ihn wieder ansah. Der Kuss war ihm peinlich gewesen. Aber warum? Was Carol dachte konnte ihm doch schließlich egal sein, oder? Als die Erwachsenen zurück ins Haus verschwunden waren, deutete Carol stumm, auf den zweiten Bügel der Schaukel. Anscheinend wollte sie, dass Bryan ihr Gesellschaft leistete. Doch dieser presste die Lippen zusammen und sah weg. Er wäre der Letzte, der sich etwas von einem Mädchen sagen lassen würde. Sein Blick fiel auf die Terrassentür, und er hoffte inständig seine Eltern würden ihn bald befreien. Kurz darauf verspürte er eine gewisse Neugier. Er drehte sich um, doch Carol war verschwunden. Verdutzt musterte er die Schaukel. Wohin war sie auf einmal verschwunden? Dann tippte jemand an seiner Schulter. Erschrocken wendete sich Bryan und sah in Carols Augen. Diesmal erschien ein Lächeln in ihrem Gesicht, als sie ihn ansah. Bryan konnte seinen Blick nicht mehr abwenden. Was war das? Hatte sie ihn verhext? Plötzlich ergriff sie Bryans Hand und zerrte ihn mit. Ihr Ziel war die Schaukel. Diesmal bestand das kleine Mädchen darauf, dass ihr neuer Freund mitschaukelte. Bryan gab sich geschlagen und wippte neben ihr auf und ab. Der Junge musste zugeben, dass er gefallen daran fand. „Ich bin Carol.“, stellte sich das Mädchen nun vor und reichte ihm die Hand. Dieses Ritual hatte sie sich wohl von ihren Eltern abgeguckt. Bryan hörte nun zum ersten Mal ihre Stimme. Sie klang überhaupt nicht zittrig oder schüchtern, wie er es sonst von Mädchen kannte, sondern eher klar und selbstbewusst. Sie schien sich zu freuen, einen neuen Spielgefährden gefunden zu haben. „Sag mal…. Magst du Videospiele?“, fragte er nun tapfer. Carol sah ihn weiter nur an und antwortete nichts. Das regte Bryan auf. „Ich hab dich was gefragt!“, sagte er nun etwas lautert. „Die sind dumm.“, antwortete Carol nun prompt. Diese Antwort hatte Bryan überrascht und empört. Von seinen Klassenkameraden hatte er erfahren, dass Mädchen zu dumm für so was waren und nur mit Puppen spielen konnten. Carol aber war ihm anders erschienen. Es traf ihn sehr, als er sich in ihr täuschte. Carols Mutter wagte einen Blick und überprüfte ob auch alles in Ordnung war. Dann zog sie sich wieder zurück. „Sie hat gesagt, sie sieht alle 5 Minuten nach uns.“, sprach Carol auf einmal. Bryan erinnerte sich daran, wusste jedoch nicht warum Carol es erwähnte. Plötzlich schwang sie sich von ihrer Schaukel und riss Bryan mit sich. Der Junge reagierte gerade noch rechtzeitig, um nicht vom Bügel zu fallen und sich zu verletzen. Was hatte diese Carol vor? Sie schleppte ihn in Richtung Sandkasten. Bryan dachte daran sich loszureißen, aber aus irgendeinem Grund konnte er Carols Hand nicht loslassen. Im Sandkasten überlebte Bryan eine Überraschung. Er war mit dem Fuß steckengeblieben. Carol wischte etwas Sand weg, und Bryan staunte, als er darunter ein großes Loch entdeckte. „Mein Versteck. Hat Bodo gegraben. Mama und Papa wissen nichts davon.“, erklärte sie. Bryan spekulierte, dass es sich bei Bodo um den Hund der Familie handeln musste. Er erinnerte sich an sein Geheimversteck unterhalb der Treppe, und wollte Carol davon erzählen. Doch diese sprang einfach hinunter. Das Loch war groß genug, und so riss sie auch Bryan mit sich. Für Carol allein war es ein prima Versteck, doch zu zweit wurde es doch etwas eng. Für Bryan stand fest, dass Carol sich vor ihrer Mutter verstecken wollte. Bryan hatte da mehr Bedenken. Seine Eltern würden sich wieder furchtbar aufregen und er konnte seine neue Kassette vergessen. Carol war nicht nur nervig, sondern auch gefährlich. Dann hörten die beiden das Schreien von Carols Mutter. Diese durchkämmte den gesamten Garten, dann rief sie nach ihrem Mann. Auch Bryans Eltern kamen hinterher. Carl rannte sofort zum Zaun und musterte erschrocken die Straße. Bryan wollte sie rufen, doch Carol presste ihre Hand auf seinen Mund. Er riss sie weg, zögerte aber mit dem Schreien. Carol schien ihn angesteckt zu haben. Irgendwie war es aufregend. Er kam sich vor, als wäre er selbst der Held in einem seiner Spiele. Nach Zehn Minuten war aber auch Carol überzeugt, dass es genug war. Sie kletterte aus dem Loch und trat Bryan dabei auf den Fuß. Als das Mädchen draußen war, wagte sich auch der Junge ins Freie. Sofort erblickte er seine Eltern und diese ihn. Sie waren gleichzeitig erleichtert aber auch wütend. Carl wechselte ein paar Worte mit seinem Kollegen, unter anderem …Danke… war nett…. Weißt ja wie Kinder so sind… es ist spät, wir sehen uns dann Montag. Er deutete Bryan er solle herkommen, doch als dieser zögerte, wurde Carl sauer und holte ihn persönlich. Er dachte daran ihn an den Ohren zu ziehen, erinnerte sich aber, dass er auf Besuch bei einem Freund war. Auch Carol wurde von ihrem Vater scharf angesehen. Sie merkte, dass er enttäuscht von ihr war und sah zu Boden. Bryan sah Carol nach. Diese würdigste ihn aber keines Blickes. War sie wütend auf ihn? Unsinn! Sie hatte doch den Zirkus veranstaltet. Trotzdem stimmte es Bryan traurig, dass er das Mädchen vielleicht nie wieder sah. Seine Familie verabschiedete sich und trat den Heimweg an. Wie sauer seine Eltern waren, bemerkte Bryan erst, als sie die ganze Heimfahrt über nicht mit ihm redeten. So verhielten sie sich auch untereinander. Zu Hause gab es die Reste vom Vortag. Seine Mutter schickte Bryan auf sein Zimmer und schaltete seinen Game Boy ein. Diesmal spielte er schlechter als sonst. Er schaffte es nicht über das Zweite Level hinaus zu kommen. Er legte das Spielzeug weg und starte die Decke seines Zimmers an. Er hatte seinen Eltern Angst eingejagt und das wollte er nicht. Aber eigentlich war Carol an allem Schuld. Trotzdem wollte er sie aus irgendeinem Grund wieder sehen. Dann klopfte es an der Tür und sein Vater trat herein. Das war das erste Mal, dass er sich vorher angemeldet hatte. „Bryan...“, rang er nach Worten. „Das… ist alles dumm gelaufen. Du und Carol seid noch Kinder und hab nur verstecken gespielt. Es ist unfair euch dafür zu bestrafen. Aber wir sind deine Eltern und machen uns sorgen!“, versuchte er so zu reden, dass sein Sohn alles verstand. Das gelang dem Jungen mit Leichtigkeit. „Was hältst du davon, wenn ich dir als Entschuldigung dieses Spiel kaufe, das du dir unbedingt wünscht?“, lautete Carls Vorschlag. Bryan wollte ja sagen, doch etwas hielt ihn zurück. „Also?“, hakte Carl nach. Bryan wartete etwas, bis er antwortete. Du Paps? Darf ich mir stattdessen vielleicht etwas anderes wünschen?“, bat er. Carl sah ihn verwundert an. „Natürlich, falls es in meiner Preisklasse liegt. Was wünscht du dir?“, wollte er nun endlich erfahren. „Ich…“, stotterte Bryan. „Ich würde gerne Carol wieder sehen.“ „Hast du zufällig eine Zahnbürste für mich übrig?“, fragte Claire unschuldig. Kevin überlegte kurz, musste aber verneinen. „Auf der Ablage über dem Waschbecken liegen zwar zwei Zahnbürsten, aber wem die zweite gehört möchte ich lieber nicht aussprechen.“ Claire musste zugeben, dass sie sich nicht auf einen längeren Aufenthalt eingestellt hatte und improvisieren musste. „Ich hole dir eine Zahnbürste und ein paar andere Sachen vom Laden, der gleich gegenüber steht.“, bot Kevin an. Claire fand das eine gute Idee, und wollte selbst gehen, doch Kevin hielt nichts davon. „Du bist mein Gast, außerdem kennst du dich in der Gegend noch nicht so gut aus. Das geht schon klar.“ Er zog sich eine Jacke an und lief die paar Meter zum Supermarkt. Claire hatte sich die Wohnung ihres Bruder genau angesehen, bis auf sein Zimmer. Sie wagte es einen Blick hineinzuwerfen und es zu durchkämmen. Nirgendwo entdeckte sie Kevins Amulett. Er hatte es also mitgenommen. Claire überlegte, was das bedeuten konnte. Ob er sie hasste, weil sie ihm diesen Gegenstand zurückgebracht hatte? Kevin wurde länger aufgehalten, als geplant. Eine Kassa war ausgefallen und vor der zweiten hatte sich eine Schlange gebildet. Es dauerte zehn Minuten, bis er wieder aus dem Gebäude trat. Die paar Schritte zurück zu seiner Wohnung würde er jedoch in weniger als einer schaffen. Locker und noch etwas müde wechselte er die Straßenseite und näherte sich Schritt für Schreit seiner Wohnung. Dann erstarrten seine Beine plötzlich. Er war noch zirka zwanzig Meter enternd und erblickte die alte Eiche, die sich zwischen der Straße und den Parkplatz schob. Darunter schien es sich jemand gemütlich gemacht zu haben. Kevin musste ihn schon genau mustern, um in ihm Bryan wiederzuerkennen. Seine Hand ballte sich zu einer Faust. Er war also zurückgekommen. Der Junge, der sich ihm gegenüber als Feind offenbart hatte und davon sprach, dass er einen Auftraggeber hatte. Bryan schien zu schlafen, oder zumindest tat er so. Wollte er einen auf cool machen, oder Kevin nur verunsichern? Sein Gegner hatte tatsächlich herausgefunden wo er wohnte. Plötzlich zuckte es durch Kevins Körper. War er inzwischen schon im Haus? Hatte er ihn nicht angetroffen und dafür Claire verletzt? Geschockt ließ er seine Einkäufe fallen und wollte lossprinten. „Es geht ihr gut.“, beeilte sich Bryan zu sagen. Er war also wach und hatte nur darauf gewartet wie Kevin reagieren würde. Dieser glaubte Bryan jedoch kein Wort. Wenn er von Claire wusste, dann nur weil er ihr begegnet war. „Nettes Mädchen. Und das andere mit den brünetten Haaren ist auch nicht zu verachten. Du hast echt Schwein.“, grinste Bryan ihn an. Das war zuviel. Er hatte Kevin eindeutig beschattet und Informationen gesammelt. Er wusste von Emma und bedrohte sie indirekt. Kevin würde jedoch nicht zulassen, dass seiner Schwester oder seinen Freunden etwas geschah. Claire hatte ihm sein Amulett gebracht und Kevin war bereits wieder zu kämpfen. Aber würde es diesmal das letzte Mal werden? Kevin dachte schon so oft es hätte ein Ende. Bryan erhob sich nun langsam und schritt auf seinen Gegner zu. „Heute scheinst du dein Amulett nicht vergessen zu haben.“, hatte er Kevins Geheimwaffe entdeckt. „Das ist deine letzte Chance zu erzählen wer du bist, oder wer dich schickt. Und vor allem was das alles soll.“ Schrie ihn Kevin an. Bryan blieb die Ruhe in Person. „Unnötig. Das erste Mal wurde mir aufgetragen dich zu testen. Aber anscheinend hast du versagt. Heute habe ich den Auftrag dich zu töten.“, offenbarte er sein Vorhaben. Kevin zeigte sich wenig beeindruckt. Ihm war egal ob jemand um die Ecke bog, die beiden sah, oder gar in das Kampfgeschehen verstrickt wurde. Die Auseinandersetzung würde nämlich nicht lange dauern. Er hatte Bryans Kampfstil und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten einstudiert. Er wusste, dass er ihm mit Hilfe seines Amuletts überlegen war. Bryan wusste das offensichtlich nicht. Er hielt Kevin noch für denselben Schwächling. Ohne Vorwarnung rannte Bryan los und streckte seine Hand nach vorne. Er setzte offenbar dieselbe Technik wie am Vortag ein. Er war Kevin gefährlich nahe, doch dieser rührte sich nicht. Bryan stach zu, traf aber nur Luft. Kevin war verschwunden. Zuerst war Bryan irritiert, dann aber erschrocken. Hinter sich hörte er ein Auftreten. Blitzschnell wendete er sich um 180 Grad und stand Kevin abermals gegenüber. Bryan versuchte sich schnell wieder zu fassen. „Teleportation, ich gebe zu damit habe ich nicht gerechnet. Schade, das du bei unserem Test nicht ernsthaft gekämpft hast.“, sprach er überlegen und starrte in Kevins ausdruckslosen Augen. Diese bildeten sich immer, wenn er kämpfte. Bryan setzte dieselbe Taktik nochmals ein und Kevin hob seinen Arm. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und Bryans Hand stieß auf sein Schild. Bryan konnte es nicht durchschlagen. Als nächstes fuhr eine Klinge aus dem Inneren des Schilds und kollidierte mit Bryans Hand. Es knirschte. Sie schien tatsächlich aus Eisen zu bestehen. Aber konnte Bryan so etwas ohne Amulett zustande bringen? Von wem oder was bezog er seine Kraft? Blitzschnell teleportierte Kevin sich wieder und stand abermals hinter Bryan. Er ging in die Hocke und trat nach dessen Beine. Überrascht schrie er schmerzend auf und ging zu Boden. Sofort wollte er sich wieder aufrappeln, doch Kevin ließ ihn nicht. Seine Klinge verformte sich und wuchs auf Schwertgröße. Sie schwankte direkt über Bryans Hals. Dieser schluckte. Würde er jetzt und auf diese Weise sterben? Er hatte Kevin unterschätzt und würde den Preis dafür zahlen. „Du triffst die Entscheidung, ob hier stirbst oder weiter lebst. Ich würde dich am liebsten auf der Stelle fertig machen, aber ich will wissen wer dich schickt. Sag es mir und du darfst gehen.“, bot ihm Kevin an. Bryan überlegte fieberhaft, aber erst als sich Kevins Klinge langsam senkte, begann er zu reden. „Ich sage dir nicht, für wen ich arbeite. Aber ich verrate dir etwas anderes. Ich weiß von deiner Freundin, weil einer meiner Freunde gerade bei ihr ist.“ Kevin Herzschlag verdreifachte sich und er wurde kreidebleich. Bryan hatte also doch noch einen Trumpf im Ärmel. „Wenn er Emma etwas antut…“, begann Kevin, doch Bryan unterbrach ihn. „Wenn ich mich melde, wird er der kleinen nichts tun.“, bot er an. Kevin hatte keine andere Wahl als die Klinge hochzuziehen und sie verschwinden zu lassen. Bryan half sich sofort auf die Beine. „Ruf ihn an!“, forderte Kevin. Bryan griff sich in die Jackentasche, doch das sollte sich als Ablenkungsmanöver herausstellen. Bryan konzentrierte sich auf seine Beine und sprang mit einer beachtlichen Geschwindigkeit auf den alten Baum. Von dort aus suchte er das Weite. Erst jetzt erkannte Kevin, dass es ein Bluff war, und Bryan allein arbeitete. Er verfluchte sich, da er immer noch nicht wusste was Sache war. Zur Sicherheit nahm er sein Handy heraus und rief Emma an. Diese meldete sich mit ruhiger Stimme. Ihr war also nichts zugestoßen. Kevin atmete auf. Von dem Angriff er zählte er seiner Freundin natürlich nichts. Sie hätte sich nur unnötig aufgeregt. Die beiden redeten noch eine Weile über Claire, bis Kevin schließlich auflegte. Er sammelte seine Einkäufe ein und betrat seine Wohnung. Claire stand am Fenster und blickte ihren Bruder schwach an. Sie hatte den Kampf also mitangesehen. „Er sagte er wäre ein Freund von dir.“, verriet sie. Kevin nickte schwach. „Es ist alles o.k. Der Typ hatte nichtmal eine Chance gegen mich.“, tat er die Sache ab. Dann überreichte er Claire demonstrativ eine Zahnbürste. Diese nahm sie zögernd entgegen. Kevin konnte sich vorstellen, dass sie zuerst Zweifel haben musste, ob seine Geschichte der Wahrheit entsprach. Sie klang freilich verrückt, stimmte jedoch 100 Prozentig. Leider hatte sie noch lange kein Ende gefunden. Sie ging weiter. „Ich habe versagt.“, gestand Bryan seinem ‚Schöpfer’ demütig, Doch weder beschimpfte er ihn noch, machte er ihm Vorwürfe. „Gut gemacht, ich kann mich eben auf dich verlassen.“, lobte er Bryan. Diesem stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. „Du solltest gar nicht gewinnen. In Wirklichkeit hättest du so oder so keine Chance gegen einen Krieger wie ihn gehabt. Es war lediglich ein weiterer Test.“, gestand sein ‚Schöpfer’. Bryan war empört. Er hatte sein Leben für nichts aufs Spiel gesetzt. Jedoch wagte er es nicht, seinem ‚Schöpfer’ Vorwürfe zu machen. „Hat er noch etwas gesagt?“, erkundigte er sich. Bryan überlegte kurz. „Er war darauf versessen zu wissen, wer Ihr seit.“, antwortete er. Sein ‚Schöpfer’ schmunzelte. „Dann tun wir ihm doch den Gefallen. Nun zu deinem nächsten Auftrag.“, begann der, doch Bryan unterbrach ihn. „Wo ist Carol?“, wollte erfahren. Seinem ‚Schöpfer’ schien es gar nicht zu passen, dass Bryan so wenig Respekt vor ihm hatte. „Sie erledigt ihre Aufgabe, und du deine. Du kannst sie später sehen.“, erklärte er. Bryan wollte einen Einwand erheben, doch sein Gegenüber sprach einfach weiter. „Es wird Zeit, dass Kevin erfährt wer ich bin. Er wird angenehm überrascht sein. Ich war es ja auch als ich hörte, dass er noch am Leben sei. Das Dorf in dem Bryan und Carol lebten besaß nur eine Grundschule. Kein Wunder also, dass sie sich nicht früher begegnet waren. In den folgenden Jahren besuchte Bryan Carol und Carol Bryan an jedem Wochenende. Bryans Klassenkameraden zogen ihn auf, dass er mit einem Mädchen spielte, doch dieser ignorierte es einfach. Carol kannte Spiele, dir ihm neu waren. Außerdem war es aufregend mit ihr was zu unternehmen. Sie besaß die verrücktesten Ideen. In der Junior High School konnten die zwei noch mehr Zeit miteinander verbringen. Sie kamen zwar nicht in dieselbe Klasse, trafen sich aber immer in den Pausen und saßen auch im Bus nebeneinander. Manchmal gingen sie auch gemeinsam nach Hause, wenn sie diesen verpasst hatten. Das war oftmals Bryans Schuld, da sich an dessen Verträumtheit wenig verändert hatte. Die beiden besuchten zirka 2 Jahre die Schule, als Carol eine neue Klassenkameraden bekam. Ihre Freundinnen meinte, sie sehe sehr hübsch aus, doch Carol konnte dazu nichts sagen. Die Neue hieß Kelly, hatte langes, blondes Haar und trug Markenklamotten. Carol kam sie eher langweilig und spießig vor. Das bestätigte sich, als Kelly sich der Klasse vorstellte. Ihre Hobbys waren reiten, tanzen und lernen. Carols Hobbys hingegen hoben sich davon ab. Beispiele dafür waren Männersportarten, Wanderungen und Abenteuerurlaube. In die Disko ging sie nur, wenn sie ihre Freundinnen mitschleppten. Sie war also das genaue Gegenteil Kellys. Trotzdem nahmen Carol und ihre Freundinnen sich Kelly an. Am selben Tag folgte ein Rundgang im Schulgebäude und eine genaue ‚Jungs-Untersuchung’. Kelly erzählte die wildesten Geschichten aus ihrer Schule. Carol konnte dabei nur gähnen. Dann tauchte Bryan als Retter in der Stunde auf. Carol setzte sich von der Gruppe ab und erzählte ihrem Freund von Kelly, und dass sie sie nicht besonders leiden konnte. Bryan sah sie an, konnte sie aber nicht einschätzen. Er hatte ja noch nicht mal mit ihr gesprochen. Trotzdem vertraute er auf Carols Menschenkenntnis. Als Bryan Kelly ansah, kreuzten sich ihre Blicke. Bryan machte Carol auf den Bus aufmerksam, der bald abfuhr. Doch diese ließ nur den Kopf hängen. Ihre Freundinnen hatten Kelly nämlich versprochen ihr die angesagtesten Clubs und Läden zu zeigen. Carol wagte es nicht sich zu drücken. Sie verabschiedete sich von Bryan und schlenderte zu der Gruppe zurück. „Wer war das?“, wollte Kelly sofort wissen. Carol überraschte es, dass sie sich für Bryan interessierte. Eine ihrer Freundinnen beantwortete ihr die Frage. „Ihr bester Freund.“, meinte sie grinsend. „Ihr ‚Bester’?“, hakte Kelly nach. Bevor noch Gerüchte aufkamen, beschloss Carol selbst einzuschreiten. „Ja, er ist ein Kumpel, ist deine Frage damit beantwortet?“, fuhr sie Kelly an. Dann zögerte sie. Damit hatte sie Kelly das erste Mal indirekt verraten, dass sie sie nicht mochte. Diese schien es bemerkt zu haben. Der restliche Tag verlief, wie Carol es Bryan angekündigt hatte. Am nächsten Tag, als sie den Flur entlang ging, entdeckte sie plötzlich wie Bryan mit Kelly redete. Was sollte das? Was hatten die beiden zu besprechen? Außerdem hatte sie Bryan offenbart, dass sie Kelly nicht mochte. Ein Freund hätte Abstand gehalten. Aber Bryan tat sogar das Gegenteil. Er schien sich prächtig mit Kelly zu verstehen. Carol stieß zu den beiden und Bryan verriet ihr, dass Kelly auf dasselbe Car-Race-Spiel stand wie er. Sie hatten sich für heute in der Spielhalle verabredet. Carol kochte innerlich. Niemals interessierte sich Kelly für Videospiele, sie wollte sich lediglich an Bryan ranmachen. Carol wusste nicht, ob Bryan das bemerkte oder sogar wollte. Vielleicht war er auch einfach zu naiv. Carol tippte auf zweiteres. Sie wäre Bryan oft ebenfalls gern nah gewesen, wollte aber nichts von dessen Hobby wissen. Und Bryan war ohnehin zu verträumt, um zu merken, was Carol fühlte. Als Bryan in seine Klasse verschwunden war, sah Kelly unschuldig zu Carol. „Alles ok?“, fragte sie höfflich. Diese versuchte ruhig zu bleiben. „Klar. Du interessierst dich für Bryan?“ Kelly nickte grinsend. „Er hat so was an sich.“, meinte sie. Carol musste lachen. „Ja, er ist naiv, verträumt und checkt nicht was um ihn herum passiert.“, erwiderte sie. Kelly musterte sie. „Ich dachte ihr werd nur Freunde?“, hakte sie nach. Carol schluckte. „Ja, das hab ich gesagt.“, antwortete sie. „Warum bist du dann eifersüchtig?“, wollte sie Carol aus der Reserve locken. Dieser hatte es die Sprache verschlagen. „Wie kommst du darauf?“ Kelly knetete ihre Fingerspitzen. „Hör mal… wir hatten keinen guten Start. Ich hab gestern gemerkt, dass du mich nicht leiden kannst und das ist ok.“, sagte sie ganz offen. Das überraschte Carol nun. „Ich… also...“, stotterte sie. „Wir werden noch eine ganze Weile in dieselbe Klasse gehen. Ich schlage vor wir versuchen wenigstens freundschaftlich miteinander umzugehen.“, schlug sie vor. Mit so einer Aufrichtigkeit hatte sie Carol nicht eingeschätzt. „Ich will es versuchen.“, erwiderte sie. Kelly lächelte. „Gut, ich mache den Anfang und lasse Bryan in Ruhe.“, sagte sie. „Äh.“, brachte Carol nur heraus. „Ich hab auch schon eine Idee, wie ich euch verkuppeln kann. Du gehst einfach statt mir in die Spielhalle.“, sprach Kelly ihre Idee aus. Carol glaubte sich verhört zu haben und stritt ab, etwas von Bryan zu wollen. Doch Kelly schien in das Innere ihrer Mitmenschen sehen zu können. „Naja überlege es dir. Ich glaube Bryan würde sich freuen.“, entgegnete sie und ging dann einfach an Carol vorbei. Erst tat sie diesen Gedanken ab, ging dann aber doch zu dem Treffen. Bryan war überrascht sie anstelle von Kelly zu sehen. Carol erzählte, Kelly habe es sich überlegt und sie stattdessen hergeschickt. In den nächsten Wochen leistete Carol Bryan bei seinen Hobbys weiterhin Gesellschaft. Bald gingen die beiden auch ins Kino und Carol schleppte ihn zum Einkaufen mit, wovor sich Bryan früher immer verweigerte. Bald unternahmen die beiden solche Sachen miteinander, die sonst ein Paar tat. Das Revival Projekt Kevin hatte sich nicht wohl dabei Gefühlt zur Uni zu gehen und Claire allein in seiner Wohnung zurückzulassen. Als er am späten Nachmittag seine Haustür aufschloss stutzte er. Er hatte sich nicht getäuscht. In seinem Postfach befand sich ein Brief. Kevin war zwar manchmal vergesslich, aber er wusste genau, dass er ihn heute bereits geleert hatte. Vorsichtig nahm er in heraus uns musterte ihn. Wie er es sich gedacht hatte. Keine Briefmarke. Er war also nicht zugestellt worden. Kevin betrat erstmal seine Wohnung und sah sich um. Claire war nicht da. Sofort begann er sich wieder zu sorgen, aber auf dem Küchentisch lag ein Zettel, in dem sich Claire entschuldigte. Kevin gab sich zufrieden und riss den Brief auf. Die Schrift war sehr unleserlich und schnell hingefetzt worden. „Hi Hapi, Kevin, oder wie auch immer. Entschuldige die schlechte Schrift, ich hab mir nicht viel Mühe gegeben. Jedenfalls erfülle ich dir deinen Wunsch doch noch. Mein Auftraggeber will dich sehen. Der Treffpunkt ist ein altes Lagerhaus am Rande der Stadt. Adresse steht auf der Hinterseite. Man sieht sich.“ Kevin hatte nicht erwartet wieder etwas von Bryan zu hören. Und schon gar nicht schriftlich. Aber das Treffen würde ihm endlich Klarheit verschaffen, wer ihn da aus dem Weg haben wollte. Natürlich erzählte er keinem davon und wollte zur Tür hinaus. Er schlug seine Haustür auf und taumelte überrascht zurück. Draußen stand jemand und wollte gerade klopfen. „Oh, hey Mann. Lange nicht gesehen.“, begrüßte ihn Connor locker. Mit ihm hatte Kevin am allerwenigsten gerechnet. „Warum bist du hier?“, fragte er cool. Connor schien zu überlegen, was er antworten sollte. „Dumme Frage! Ich hörte du wurdest angegriffen, also bin ich sofort gekommen.“, erklärte er. „Emma?“, hakte Kevin gelassen nach. Connor musste lachen. „Nimm es ihr nicht übel. Wenn ich so jemanden wie sie hätte, die sich um mich sorgt wäre ich saufroh.“, verriet er. Kevin schob sich an Connor vorbei. „Erklär mir wenigstens was abgeht!“, verlangte dieser. Kevin dachte nach. „Vergiss es, es geht dich nichts an.“, wollte er seinen früheren Kampfgefährden schützen. Connor sah das anders. „Ach komm! Du wurdest angegriffen. Logisch, dass ich dir als Freund helfen will.“, behaarte er. Kevin drehte sich zu ihm um. „Sind wir denn Freunde?“, wollte er wissen. „Natürlich.“, beeilte sich Connor zu sagen. „Hör mal, du brauchst meine Hilfe, auch wenn du dir das nicht eingestehen willst.“ Kevin gab sich geschlagen. „Also gut, ich erzähl dir morgen in der Uni alles, aber jetzt muss ich noch mal weg.“, meinte er und ging. Connor wusste, dass Kevin ihn nur abschütteln wollte. Deswegen beschloss er ihn zu beschatten. Kevin nahm die Straßenbahn und Connor benutzte den hintersten Eingang um nicht gesehen zu werden. Kevin verließ sie an der Endstadion und Connor konnte gerade noch vor ihm hinausspringen und sich verstecken. Er verfolgte Kevin noch bis vor ein Lagerhaus, das anscheinend leer stand. „Ok, falls das eine Falle ist, gehst du am besten hinten rein.“, redete Kevin nun los. Aber mit wem sprach er. Dann kam sich Connor ziemlich dumm vor und verließ sein Versteck. „Wann hast du´s gemerkt?“, fragte er beschämt. „Als du in die Straßenbahn eingestiegen bist.“, erwiderte Kevin kühl. Connor brummte, pflichtete seinem Freund jedoch bei. Er umrundete das Gebäude und betrat es durch eine Hintertür um Kevin notfalls Deckung zu geben. Er befand sich in einem engen Gang, der in ein Büro mündete. Dieses besaß eine Glasscheibe, durch diese er Kevin erblicken konnte.Dieser hatte das Lagerhaus durch die Vordertür betreten. Er ließ seinen Blick durch das Innere des riesigen Gebäudes schweifen. Es war leer. Plötzlich knarrte es hinter ihm. Die Tür war zugeschoben worden. Derjenige, oder besser gesagt diejenige, hatte die Fabrik jedoch nicht verlassen. Kevin stand ein Mädchen gegenüber. Er schätzte sie auf Sechzehn, Siebzehn höchstens Achtzehn ein. Sollte er sich mit ihr hier treffen? Und wo war Bryan? Diese Frage sollte er sich aber nicht lange stellen. Blitzschnell ließ er sein Schild über seinen Arm erscheinen und hielt es nach oben. Abermals blockte es Bryans Angriff ab. Dieser war nämlich von einem der oberen Balken herabgesprungen. „Flink wie immer.“, lobte er Kevin. „Ich wünschte das könnte ich von dir sagen. Noch einmal legst du mich nicht herein. Diesmal ist Schluss.“, warf er Bryan entgegen. „Als ob du es mit ihm aufnehmen könntest.“, sagte das Mädchen nun. Kevin knurrte: „Das hab ich bereits. Heute Morgen hat er abgeloost.“ Sie sah Bryan verdutzt an. „Hab ich vergessen zu erwähnen!“, sagte dieser schnell. Kevin entkam ein kurzes Lachen. „Carol, Schatz, warte doch bitte draußen.“, bat Bryan seine Freundin. Diese tat aber nicht was er sagte. „Er hat doch gesagt wir sollen...“ Bryan wurde zornig. „Ist mir egal was, er gesagt hat, dieser Kerl ist stark und ich werde nicht zulassen, dass er dir was antut!“, schrie Bryan sie fast an. Kevin durchschaute sofort die Verbindung der beiden. Wenn Emma an Carols Stelle gewesen wäre, hätte er auch so gehandelt. „Jetzt reicht es aber!“, schrie Kevin. „Wer ist ER?“ Durch die Leere der Lagerhalle wurde ein dreifaches Echo erzeugt. „Sie meinen mich.“, hörte Kevin nun eine Stimme. Er sah sich suchend um, entdeckte aber niemanden. Dafür hörte er Schritte. Eine Person hatte sich die ganze Zeit im Schatten versteckt und marschierte nun auf die Gruppe zu. Connor versteckte sich noch immer im Büro, bereit einzugreifen. Kevin hatte drei Gegner um sich, er würde ihn brauchen. Diesmal würde er ihn sogar bitten ihm zu helfen. Von seiner Position aus, konnte Connor die Gestalt genau sehen. Es war ein Mann, schlank, schon fast dürr, in einem weiten, schlaksigen Mantel. Außerdem trug er eine weiße Maske, wie sie oft auf Maskenbällen verwendet wurde. Connor kannte die Gestalt nicht, dafür Kevin umso mehr. Klar und deutlich stand sie ihm gegenüber. „Er ist geschockt. Jetzt ist die beste Möglichkeit ihn auszuschalten.“, versicherte Bryans und Carols Schöpfer. Bryan wusste nicht, ob er den Befehl ernst nehmen sollte, erkannte dann aber, dass es gar keiner war. „Nein.“, sagte er laut und schüttelte den Kopf. Die Gestalt war ihm fremd, aber die Maske würde er unter tausenden wiedererkennen. Sie tauchte in zahlreichen seiner Träume auf, seit er sie vor mehr als zehn Jahren das erste Mal gesehen hatte. Mandulis hatte ihn unter seine Pfitiche genommen und ihn dem Mann mit der Maske vorgestellt. Dahinter verbarg sich Baal. Kevin musste versuchen klar zu denken. Vor ihm konnte nicht Baal stehen. Dieser war nämlich tot. Aber je näher der vermeintliche Baal näher an ihn herankam, umso unsicherer wurde er. Dann lachte er lautstark los. „Mein Gott, was habe ich dich vermisst!“, begrüßte er ihn wie einen alten Freund. Das brachte Kevin aus der Fassung. „Wer zum Teufel bist du?!“, schrie er ihn an und spukte sogar teilweise. Baals Miene verfinsterte sich. „Das tut weh.“, meinte er. „Du kannst nicht Baal sein, der wurde getötet!“, erklärte Kevin mehr sich selbst. „Hmm.“, überlegte Baal was er dem entgegnen sollte. „Ich verstehe. Ich erlebe so etwas öfters. Wenn ich meinen Wirt wechsle erkennen mich die Leute einfach nicht mehr. Trotz meiner Maske, die zu meinem Markenzeichen wurde.“ Kevin stockte. Stand er tatsächlich Baal gegenüber? Bryan und Carol verhielten sich ruhig und wagten nicht sich einzumischen. „W... Wie??“, brachte Kevin nur heraus. Baal brummte. „Wie ich leben kann? Ich bin bereits so oft gestorben. Aber solange ich Körper finde, mit denen ich kompatibel bin, bleibe ich in dieser Welt.“, erklärte er. Die Wahrheit schnürte Kevin die Kehle zu. Baal lebte! Nicht nur das, dieser Schweinehund ließ ihn sogar von seinen Schergen angreifen. „Ich weiß was du denkst. Aber keine Angst, Bryan sollte nur deine Stärke testen. Er kommt nicht an deine Stärke heran.“, verriet er und sah Bryan strafend an. „Dieser wollte darauf antworten, konnte sich aber zurückhalten. „Du hingegen warst mein bester Schüler. Als Mandulis dich zu mir brachte warst du ungeformt und schwach. Aber ich habe dich gestärkt. Ich hatte mir sogar überlegt, dich zu meinem Nachfolger zu machen. Dann lief mir die Zeit davon. Ich wurde von Seth, einem meiner Sgleichen getötet. Was für eine Ironie. Zuvor hatte ich dich beauftragt dich um Sepas Sarkophag zu kümmern. Ich weiß inzwischen, dass auch er tot ist. Du armer, Junge. Du hattest keinen Gott mehr, dem du dienen konntest. Aber keine Angst, das ist vorbei. Jetzt bin ich ja wider zurück!“, säuselte er. In Kevin mischten sich die Gefühle. Wut, Hass, Angst, Verzweiflung, Ungewissheit. Er schrie lauthals und griff Baal mit seiner Klinge an. Bryan schob sich dazwischen und stoppte den Angriff. Baal knurrte. „Du greifst deinen Gott an? Was ist in den letzten Jahren passiert? Du kannst unmöglich Kevin sein!“, stieß er hervor. Kevin keuchte atemlos. „Nein… Nein! Ich werde dir niemals mehr dienen du verdammte Drecksau!“, fuhr er ihn an. Er hatte vollkommen die Kontrolle über sich verloren. „Tatsächlich. Und ich wollte das Gerücht nicht glauben. Du hast dich tatsächlich von den Göttern losgesagt. Das ist schade, da ich so keine Verwendung mehr für dich habe. Bryan!“, forderte den Jungen nun auf. Dieser schien sehnsüchtig auf den Befehl gewartet zu haben. Kevin war handlungsunfähig und würde Bryans Angriff nicht standhalten können. Dieser benutzte seine Lieblingstechnik, wurde jedoch geblockt. Connor hatte sich zwischen ihn und Kevin gedrängt. Bryan war überrascht. Mit einem weiteren Widersacher hatte er nicht gerechnet. „Verdammt Kevin, was ist los?“, fuhr er den Freund an. Dieser starrte jedoch nur Baal an. Bryan nahm Abstand, aber Connor ließ ihm keinen freien Spielraum. „Carol!“, rief Baal das Mädchen zu sich. „Dann bist du eben seine Gegnerin.“, beschloss er. „Was?“, schrie Bryan aufgebracht. Selbst wenn Kevin paralysiert war, war er noch gefährlich. Er musste seine Freundin um jeden Preis beschützen. Das konnte er aber nur wenn er seinen Gegner besiegte. Doch auch Connor ging es um viel. Carol bereitete sich auf den Kampf vor, doch Kevin reagierte nicht. Sollte sie ihn einfach angreifen, ohne dass er sich wehrte? Kevin sah noch immer wie gebannt auf Baals Maske. Es konnte sich nur um einen Alptraum handeln. Oder doch nicht? Was wenn tatsächlich alles real war? Baal noch lebte, Connor gerade kämpfte und auch er sich wehren musste? Kevin schüttelte heftig den Kopf, und musste erkennen, dass alles echt war. Er schaltete Baal nun aus seinem Blickfeld und richtete seine Klinge auf Carol. Diese erschien ihm unsicher und nicht gerade kampferprobt. Er würde erst sie ausschalten und danach seinen Nemesis. Connor musste erkennen, dass Bryan ein starker Gegner war. Er setzte sein antikes Geschoss ein, was ihm ermöglichte ninjaähnliche Sterne auf ihn abzuschießen. Doch Bryan war flink und schleuderte sie mit seiner stahlharten Hand einfach weg. Er griff an, und Connor hatte Mühe damit, seine Hand von sich wegzuhalten. Währendessen attackierte Carol Kevin. Zuerst mit der Selben Technik wie Bryan, doch als Kevin diese einfach abschmetterte, verwandelte sie ihr anderer Arm in einen Speer. Diesmal erkannte Kevin die Techniken wieder. Es waren die Selben, die Baals Diener besaßen, als er noch bei ihm war. Was hatte das zu bedeuten? Kevin wich dem Speer aus und schleuderte Carol von sich weg. Unsanft landete diese auf dem Boden. Er überzeugte sich, ob sie auch wirklich kampfunfähig war und wandte sich dann Baal zu. Dieser lachte nur. „Was den? Willst du vielleicht einen Gott töten?“, sah er ihn zweifelnd an. Kevin schloss die Augen. „Wenn du einem Krieger über den Weg läufst, töte ihn. Wenn du einem Gott über den Weg läufst, töte ihn. Das waren deine Worte.“, erinnerte er Baal an eine seiner Lektionen. „Dann hast du ja doch was von mir gelernt.“, erwiderte dieser erfreut. „Halt die Schnauze!“, brüllte Kevin und griff ihn mit seiner Klinge an. Baal hielt sie mit der offenen Hand auf. Er war so stark wie damals. Und auch genauso bösartig. Kevin konnte sein Gesicht durch die Maske nicht erkennen. Trotzdem wusste er, dass sein Gegner eine Grimasse schnitt. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen!“, schrie ihn Kevin nach einigem Zögern an. „Ach Kevin. Du warst immer wie ein Sohn für mich.“, bezeugte Baal. Dieses Geständnis machte den ohnehin schon wütenden Kevin rasend. „Warum bist du zurückgekommen? Konntest du nicht einfach tot bleiben? Deine Pläne sind doch gescheitert! Also was willst du noch in dieser Welt?!“, warf er ihm an den Kopf. Baal schien kurze Zeit zu überlegen. „Du hast Recht. Und dann auch wieder nicht. Ich habe die letzte Schlacht verloren, das stimmt. Aber ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen, ganz gleich ob ich leben oder lieber tot sein will.“, verriet er. Kevin ließ sich aber nicht verwirren. „Was soll das für eine dämliche Aufgabe sein?“ Baal senkte den Kopf. „Das…. Revival-Projekt.“, antwortete er kurz. Kevin sah ihn verdutzt an. Von welchem Projekt sprach er? „Rede gefälligst Klartext!“, verlangte er. Doch Baal blieb stumm. „Bryan? Carol?“, rief er seine beiden Schützlinge nun. Bryan wehrte noch immer die andauernden Attacken von Connor ab und Carol lag leicht verletzt auf dem Boden. Doch beide schienen zu verstehen, dass der Zeitpunkt zum Rückzug gekommen war. Bryan täuschte einen Angriff vor, um Connor abzulenken. Dabei schlug er sich nur zu Baal durch und ergriff dessen Arm. Auch Carol kam angerannt und nahm seinen anderen Arm unter Beschlag. Connor und Kevin erkannten die Flucht zu spät. Baal hatte sich bereits zu teleportieren begonnen und nahm Bryan und Carol mit. Kevin stürmte auf Baal zu und stieß ihn seiner Klinge entgegen. Zwecklos. Baal war verschwunden. Kevin ballte die Fäuste zusammen und fluchte. „Bist du verletzt?“, fragte ihn Connor nun. Kevin konnte zuerst gar nicht antworten, schüttelte aber den Kopf. Er hinterfragte nichtmal, ob es Connor gut ging. Baals Rückkehr hatte ihn tief getroffen. Hatte er wirklich so einfach den Wirt getauscht? Wenn ja hieß das, dass er unsterblich war, und das wollte Kevin erst recht nicht akzeptieren. Für ihn stand nun eines fest: Er würde Baal aufspüren und töten. Etwas anderes käme nicht in Frage. Er erwähnte ein ‚Revival-Projekt’, aber was konnte das sein. Mit Bestimmtheit nichts Gutes. Baal wollte Kevin in dieses Projekt miteinbeziehen, also würde er ihn früher oder später wieder aufsuchen. Er war stärker als Kevin. Leider! Das hieß er wollte seinen ehemaligen Schüler lebend. Wollte er, dass Kevin wieder für ihn arbeitete. Nein, das würde der Junge niemals zulassen. Aber um was für ein Projekt handelte es sich dann. Egal. Wenn Baal das nächste Mal auftauchte, würde er daran glauben müssen.„Ist Euer Vorhaben so abgelaufen, wie Ihr es Euch gedacht habt?“, fragte Bryan vorsichtig. Baal wollte sich aber nicht festlegen. „Wir werden sehen.“, murmelte er. „Bryan vorerst habe ich keine Aufgabe mehr für dich, in der du dich beweisen könntest. Also ist es am Besten du Hilfst deiner Freundin bei der Suche nach Harpre, dem Krieger des Wassers.“, verkündete er. Bryan freute sich über Baals Entscheidung, da er Carol so besser beschützen konnte. Außerdem ärgerte er sich über Lüge seines Schöpfers, Carol würde nicht in Kampfhandlungen hineingeraten. Dieser Kevin hätte sie beinahe ernsthaft verletzt. Dafür hasste er Baal, hatte aber keine andere Wahl, als ihm zu dienen. Dann stutzte er aber. „Was ist mit Harendotes, dem Feuer und dem Krieger der Dunkelheit?“, hakte er nach. Ein zufriedenes Grinsen huschte über Baals Gesicht. „Die Dunkelheit, folgt als Letztes. Nun, was das Feuer angeht…. Harmachis hat es bereits ausfindig gemacht. Der auserwählte Krieger wird bald zu uns stoßen, dann werden wir die größere Streitmacht haben und unser nächstes Zusammentreffen mit Hapi und seinen Gefährten wird zu unseren Gunsten ausfallen.“, erklärte er. Bryan wusste nicht was er darauf antworten sollte. Er musste bereits dreimal gegen Kevin antreten, und jedes Mal war es nur ein Test. Würde ihm Baal tatsächlich einmal befehlen ihn zu beseitigen. Wie es im Moment aussah, wollte er Kevin auf seine Seite bringen. Wen dem so war, musste ihm Bryan abraten. Er kannte Kevin inzwischen ganz gut. Sie standen sich bisher zwar nur im Kampf gegenüber, doch er hatte in seine Augen gesehen. Das genügte um zu wissen, dass sich Kevin ihnen niemals anschließen würde. Bryan wollte es Baal sagen, ließ es aber bleiben. Er würde ihm nicht glauben und ihn vielleicht sogar anbrüllen. Seufzend sah er zu Carol. Sie spielte wieder die Ruhige. Das tat sie immer, wenn die beide mit Baal zusammen waren. Aber warum? Schüchterte sie ihr Schöpfer etwa so ein? Hatte sie vielleicht sogar Angst vor ihm? Bryan konnte diese Tatsache nicht von der Hand weisen. Aber genau wie er hatte sie keine andere Option. Sie musste Baal dienen, egal was er von ihr verlangte, sie musste es ausführen. Aber wie war es überhaupt dazu gekommen? Bryan erinnerte sich zurück, an die alte, unbeschwerte Zeit, als die beiden verliebten erst frisch zusammengekommen waren. Erst gingen sie etwas kühl miteinander um. Das konnte daran liegen, dass sie bereits lange zuvor Freunde waren und nun nicht genau wussten, wie sie sich dem Anderen gegenüber verhalten sollten. Sie verabredeten sich praktisch jeden zweiten Tag und Bryan führte sie entweder ins Restaurant oder ins Kino. Das wurde schon fast zu einem Ritual. Früher hatten die Beiden andere Sachen unternommen. Sie waren entweder in den Vergnügungspark gegangen oder anderen Streiche gespielt. Damals war auch alles viel spontaner. Jetzt besaßen ihre Aktivitäten ein festes Programm. Keiner der beiden hatte zuvor einen Freund bzw. eine Freundin. Das mochte daran liegen, dass beide innerlich auf den je anderen gewartet hatten. Doch jetzt schien alles anderes gekommen zu sein. Sollten sie sich vielleicht trennen, und wieder Freunde sein? Bryan dachte daran, dass sich die beiden noch nichtmal geküsst hatten. Carol wartete bestimmt, dass er den ersten Schritt tat, aber für ihn war das ein Drahtseilakt. Er kannte Carol schon ewig, hatte natürlich davon geträumt sie eines Tages zu küssen, doch inwiefern würde sich dann das Verhältnis der beiden ändern? Sie gingen jetzt bereits rauer miteinander um als vorher. Bryan beschloss, dass es so werden sollte wie früher. Sie sollten spontaner werden, sich aber auch immer küssen, wann sie wollten. Bryan lud Carol in den Jugendclub ein, den sie früher immer besucht hatten. Sie gingen immer gemeinsam hin, trennten sich dort aber oft, da die beiden nicht dieselben Hobbys besaßen. Während Bryan die Spielautomaten zur Verzweiflung brachte, hatte sich Carol Skateboardfahrern beigebracht. Sie wollte es Bryan stets beibringen, doch der hatte weder Lust, noch den Mut dazu. Jetzt beschloss er es aber des Spaßes halber doch zu versuchen. Carol war sofort begeistert gewesen und sich sofort einen Lehrplan überlegt. Bryan wusste, dass er sich auf einiges gefasst machen konnte. Die Skateboards verlieh der Club umsonst. Es waren auch genug vorhanden, so, dass sich Bryan nicht mehr drücken konnte. Doch der Nachmittag wurde amüsanter, als er sich erhofft hatte. Bryan konnte zwar mehr stürzte als jeder andere Anfänger aufweisen, doch dafür hatte er mit Carol jede Menge Spaß. Es war bereits früher Abend, als die beiden die Skateboards zurückgaben und den Heimweg antraten. „Das machen wir ab jetzt öfters.“, entschied sie. „Mein Hintern wird’s dir danken.“, antwortete Bryan matt. Carol verollte die Augen. Es muss ja nicht unbedingt Skateboardfahrern sein. Könnte ja auch Snowboarden oder Inlineskaten sein.“, überlegte sie laut. Bryan schlug die Hände aneinander. „Wie wär’s mit schwimmen oder Golfen?“, schlug er vor, erntete von Carol jedoch nur ein Brummen. Sie schien Bryan nun vollkommen umkrempeln zu wollen. Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht merkten, dass ihnen jemand nachschlich. Seit sie den Club verlassen hatten wurden sie verfolgt. Ob der Unbekannte auf sie gewartet hatte, oder sogar im Club war, konnte man nur spekulieren. Genau wie seine Absichten. Von der Statur her musste es sich um einen Jugendlichen handeln. Genau sagen konnte man dies aber nicht. Der Teenager hatte die Kapuze seines schlaksigen Overalls tief über den Kopf gezogen. Seine Augen wurden durch eine Sonnebrille verdeckt. Seine Hände wurden durch Lederhandschuhe geschützt. Unauffällig schlich er dem beide hinterher, von denen er vermutete sie wären ein Pärchen. Er kannte den Weg, den die beiden gingen und wartete darauf, dass die zwei eine bestimmte Stelle erreichten. Diese Stelle war eine Unterführung, die unter der Autobahn hindurchführte. Als Bryan und Carol zirka in der Mitte des Durchganges angelangt waren, begann ihr Verfolger plötzlich zu laufen. „He!“, schrie er die beiden an und zog blitzschnell ein Messer aus seiner Jackentasche. Sofort ergriff er Carols Arm und drückte sie an sich. Das Messer hielt er an ihre Kehle. Bryan bekam einen Schock, und konnte zuerst nicht reagieren. Der Angreifer durchwühlte in Eiltempo Carols Taschen und konnte ein Portemonnaie und ein Handy sicherstellen. Der Angreifer, der sich damit als gewöhnlicher Dieb geoutet hatte, musterte Bryan von oben bis unten. Als er bemerkte, dass dieser viel zu geschockt war um etwas zu unternehmen, grinste er. „Los! Jetzt du!“, verlangte er und drückte das Messer noch fester an Carols Kehle. Bryan war jedoch so erschrocken, dass er es zuerst nicht fertig brachte, den befehlen des Diebes zu folgen. Erst als ihn dieser wieder anschnauzte, griff er in seine Hosentasche und holte seinen Geldbeutel heraus. Schluckend wollte er ihn dem Dieb zustecken. Dann wendete er aber seinen Blick ab und glotzte auf den Mann, der wie von Geisterhand hinter dem Dieb aufgetaucht war. Er war schwarz und trug auffällige Kleidung. Es war fast so, als hätte er sich an die Stelle, an der er stand teleportiert. Aber das war nicht möglich, oder? „Was ist?!“, brüllte der Dieb Bryan wieder an. Dass jemand hinter ihm stand hatte er anscheinend noch nicht registriert. Sofort packte der Schwarze den Arm des Diebes und drückte ihn weg. Das Messer entfernte sich von Carols Hals und auch der Griff des Bösewichts lockerte sich. Ohne zu zögern stieß sich Carol frei und rannte zu Bryan zurück. Sie packte seinen Arm und wollte ihn mitzerren, doch Bryan bewegte sich keinen Zentimeter. So wurde nicht nur er, sondern auch Carol dazu gezwungen dem schaurigen Spektakel beizuwohnen. Der Schwarze begann nun zu sprechen. „Du mieser kleiner Dieb. Du bist Dreck, und hättest beinahe meine Zielpersonen auf dem Gewissen.“, spukte er den Verbrecher an. Das darauffolgende würden Bryan und Carol nie vergessen. Der Schwarze schien ungeahnte Kräfte zu besitzen. Noch immer hatte er den Arm des Diebes fest umschlungen. Er begann ihn, dem Dieb entgegenzudrücken. Entsetzt sahen Carol und Bryan, dass der Dieb immer noch sein eigenes Messer in der Hand hielt. Aus irgendeinem Grund konnte er es nicht loslassen. War es Magie? Es erhöhte Bryans und Carols Puls und Herzschlag um das zehnfache, als das Messer begann den Hals des Diebes zu streichen. Dann beschloss der Schwarze ernst zu machen und den unnützen Dieb zu beseitigen. Als dieser mit blutendem Hals zusammenbrach konnte nichts und niemand mehr Bryan und Carol aufhalten. Sie stürmten los, sahen nicht zurück, ob ihnen der Schwarze folge, und versuchten so schnell wie möglich anderen Leuten zu begegnen. Sie waren gerade Zeugen eines Mordes geworden, und der Täter wollte bestimmt keine Mitwisser. Aber wenn es sich Bryan genau überlegte, hatte ihnen der Schwarze vielleicht das Leben gerettet. Nein, er hatte nur Carol gerettet. Bryan war nur dagestanden und hatte zugesehen. Das tat er immer. Doch diesmal hätte es Carols Leben kosten können. Er musste dem Schwarzen danken. Er hatte den Mut dazu gehabt, den er nie hätte aufbringen können. Und auch die Kraft. Bryan und Carol waren nun an einem Marktplatz angekommen. Bis hierhin würde man sie bestimmt nicht verfolgen. „Was… was tun wir jetzt?“, fragte Carol ängstlich. „Wenn uns der Schwarze findet, dann…“, stotterte sie. Bryan holte tief Luft. „Ich gehe zur Polizei. Der Typ ist mir nicht geheuer. Bleib erstmal hier, ich bin bald wieder zurück.“, verkündete er. Carol wollte mit ihm gehen, doch Bryan ließ sie nicht. Der Mörder könnte sie einholen, und niemand wäre da um sie zu beschützen. So ließ er seine Freundin einfach stehen und spurtete los. Die nächste Polizeidienststelle war nicht weit enternd. Bald war er da, und musste nur noch eine Straße überqueren. Doch vor dem Zebrastreifen stand… der Schwarze! Unmöglich! Wie konnte er ihn so schnell eingeholt haben? Konnte er sich tatsächlich teleportieren? Bryan wollte kehrt machen, als der Mörder ihn rief. „Bryan bleib stehen, Junge!“ Das wirkte. Der Schwarze konnte unmöglich seinen Namen wissen. Es musste mehr dahinterstecken. Langsam trat er auf dem Mörder zu. „Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie?“, fragte er ohne Angst. Woher sein Mut kam wusste er nicht. „Ich beobachte dich bereits seit Tagen. Meinen Namen habe ich lange abgelegt. Dafür trage ich nun den Namen des ehrenwerten Gottes Sobek.“, verriet er. Bryan verstand kein Wort. „Wie… wieso bist du so stark?“, hakte er nach. Vorsichtig griff sich Sobek an den Hals und hielt sein Amulett in Bryans Reichweite. Es sah antik und wertvoll aus. „Das ist die Quelle meiner Macht. Ich diene einem Gott, der auf der Suche nach jungen Talenten ist. So wie dich.“, erklärte er. „Talent?“, musste Bryan hinterfragen. Sobek nickte. „Du hattest keine Chance gegen diesen Dieb. Du konntest deine Freundin, die du so liebst nicht retten und dafür hasst du dich.“, sprach er aus, was Bryan im Inneren fühlte. „Du... du hast ihn umgebracht.“, warf er Sobek vor. Dieser verzog keine Miene. Er war Abschaum. Wichtiger bist du. Du wünschst dir stärker zu werden und die, die du liebst zu beschützen. Mein Gott kann dir dabei helfen.“ „Bekomme… ich den auch so ein Amulett?“, wollte Bryan jetzt die ganze Wahrheit wissen. Sobek schüttelte den Kopf. Etwas viel besseres. Mein Gott wird dir die Seele eines alten Krieger einverleiben. Mit ihr wirst du noch stärker als ich sein und jeden Feind besiegen können. Also was sagst du?“, fragte Sobek hoffnungsvoll. Bryan verzichtete darauf lange darüber nachzudenken. Er wollte Carol das nächste Mal beschützen können. Nichts war ihm wichtiger. „Also gut. Aber nur… Wenn Carol auch diese Kraft bekommt. Wenn sie alleine ist und attackiert wird, muss sie sich auch selbst schützen können.“, verlangte der Junge. Sobek brummte. „Das muss mein Gott entscheiden.“, erklärte er. Bryan sah ihn durchdringend an. „Wie heißt dein Gott?“, fragte er. Sobek sah ihm in die Augen und antwortete dann: „Baal.“ Der Traum Jas entdeckte, dass die Tür zu Kevins Wohnung einen Spalt breit offen stand. Natürlich er hätte anklopfen sollen, da er im Inneren jedoch Stimmen hörte verzichtete er darauf und trat gleich ein. „Schönen guten Morgen!“, wünschte er zuallererst. Er erntete aber nur erstaunte Blicke. In Kevins Wohnung schien eine Versammlung abzulaufen. Er entdeckte Kevin, Emma, Claire und zu seiner Überraschung auch Connor. Die Mädchen und Connor hatten es sich auf der Coach bequem gemacht, während Kevin unruhig auf – und ab lief. „He, Connor, ich dachte dich sehe ich nur mehr wenn du mir einen Elfmeter reinhaust.“, verwies er auf den Sport an der Uni. Connor sah Jas betreten an. „Ich nehme an, er ist wie alle deine Freunde eingeweiht?“, erkundigte er sich bei Kevin. Dieser nickte betreten. „Aber erst seit kurzem.“, warf Jas selbst ein. „Gibt es etwas, was ich wissen muss?“ Alle Anwesenden zögerten. „Ach kommt schon, Leute! Ich weiß wir wollt mich nicht mit euren Sachen belasten, oder mich in Gefahr bringen. Aber ich kann auf mich selbst aufpassen! Vielleicht nicht gerade, als ich von diesem Spinner angegriffen wurde, aber…“ Dann wurde er unterbrochen. „Jas, du wirst es vielleicht nicht glauben, aber es geht mal nicht um dich.“, sagte Kevin scharf. Jas verlangte jedoch eine Erklärung. Also begann sein Freund von den heutigen Ereignissen zu erzählen. Jas unterbrach ihn kein einziges Mal. „Also, dein alter Erzfeind ist zurück, wenn ich das richtig verstehe. Weißt du was er von dir will?“, fragte er interessiert. Kevin schüttelte stumm den Kopf. „Nein, aber ich werde morgen genaueres wissen.“, verriet er. „Was passiert morgen?“, hinterfragte Jas. „Ich möchte Gewissheit über Baal. Ich kenne jemanden, der mir Informationen über ihn und seinem sogenannten ‚Revival-Projekt’ geben kann. Ich fliege noch heute in die USA.“, erklärte er. Das überraschte Jas sichtlich. „Na schön, wenn du willst begleite ich dich.“, bot er an. Kevin verneinte vehement. „Nicht nötig, aber ich habe einen andere Aufgabe für dich. Du musst während ich weg bin auf Emma aufpassen.“, trug er ihm auf. Jas grinste amüsiert. „He, den Auftrag hab ich doch schon.“, mischte sich Connor ein. „Ich brauch nichtmal einen Aufpasser!“, mischte sich nun auch Emma selbst ein. Jas kam eine Idee. „Also gut, ich kümmere mich dann um deine reizende Schwester.“, schlug er vor und blickte zu Claire. Kevin war einverstanden und ließ Claire keinen Einwand einheben. Kevin packte seine nötigsten Sachen zusammen und begab sich auf den Weg zum Flughafen. „Du musst wirklich nicht bleiben.“, versicherte Claire ihrem Bewacher. Jas war anderer Meinung. „Kevin hat mir einen Auftrag gegeben, und den führe ich aus.“, behaarte er. Claire sah ihn unsicher an. „Du hattest diese Idee selbst.“, erinnerte sie ihn. Jas lächelte verlegen. „Schon…aber… Connor rückt auch nicht von Emmas Seite.“, warf er ein. Claire seufzte. „Emma hat ihm, gesagt er könne gehen, aber Connor ist wohl zu stolz. Er denkt sicher auch, dass die Freundin meines Bruders sich in Gefahr begeben könnte. Andererseits ist es sehr ritterlich, dass ein Mann zu seinem Wort steht und das ihm anvertraute Mädchen beschützt.“, schlug sie unerwartet einen völlig neuen Ton ein. Jas fragte sich, ob er auf die Romantik-Schiene aufspringen sollte. „Du scheinst ja einen Narren an Connor gefressen zu haben.“, sagte er ganz beiläufig. Claire ließ sich mit einer Antwort Zeit, um Jas zu verunsichern. „Nicht mein Typ.“, entgegnete sie dann. Jas atmete auf. „Und wer ist dein Typ?“, hakte er nach, fragte sich dann aber, ob er nicht zu weit ging, Claire legte abermals eine kurze Pause ein. „Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Den muss ich noch finden. Aber ich verrate dir, wer absolut nicht mein Typ ist.“, sprach sie. Nun war Jas gespannt. „Männer mit Bärten!“, sagte sie plötzlich. Sofort griff sich Jas an sein Kinn. Sie hatte sich auf seinen Bart bezogen, den er sich zugelegt hatte. Emma war er bereits aufgefallen, als sich Jas einige Tage nicht rasiert hatte. Kevin hatte natürlich wieder gar nichts von sich gegeben. „Sehe ich damit wirklich so schlimm aus?“, fragte er gnädig. Claire wollte antworten, aber die Türglocke kam ihr zuvor. Beide durchzuckte ein Schrecken. Jas erinnerte sich, dass er die Aufgabe übernommen hatte Kevins Schwester zu beschützen. Mutig trat er an die Tür, öffnete sie und erkannte erleichtert, dass es nur der Postbote war. Nachdem er einige Briefe und Prospekte entgegengenommen hatte, sah er zu Claire. „Wir sollten verduften.“, schlug er vor. Claire musste nachfragen, was Jas damit meinte. „Dieser Bryan war doch einmal hier. Es kann gut sein, dass er zurückkommt. Wir wollten uns etwas die Stadt ansehen.“, erklärte er. Claire musterte ihn. „Du meinst ein Date?“, hakte sie nach. Jas ließ sofort die Post fallen. „Nein, nein! Wie gesagt, hier könnte es gefährlich für dich werden. Außerdem hast du bestimmt noch nicht viel von der Stadt gesehen, oder? Nur Kevins muffige Wohnung, aber bestimmt noch nicht die legendären Wahrzeichen Londons. Was sagst du?“, machte er es besonders spannend. Claire brauchte nicht lange für eine Antwort. „Ok, du darfst mir vielleicht eines zeigen, den anderen werden meine Füße wohl nicht standhalten können.“, erklärte sie sich bereits. Jas hatte es geschafft. Er spielte nun seinen ganzen Charme aus und gab sich Claire gegenüber als Fremdenführer. „Und die hier bitte auch.“, bat Emma und drückte Connor bereits die dritte Einkaufstüte entgegen. Diesem machte die Tragerei nichts aus, aber als eine Gruppe Mädchen an ihm vorbeiging und kicherte, wurde es ihm zuviel. „Ich hab ja gehört, dass Frauen gerne einkaufen wenn sie sauer sind, aber was hat dich so auf die Palme gebracht?“, fragte er Emma direkt. „Ich hab dir gesagt du musst mich nicht begleiten. Ich hätte Kevin schon bestätigt, dass du auf mich aufgepasst hättest.“, sprach sie Klartext. Connor legte die Tüten auf den Boden ab und sah Emma unsicher an. „Er ist besorgt um dich. Und ich verstehe ihn. Zumindest diesmal. Unsere neuen Feinde haben einiges auf dem Kerbholz. Du könntest wirklich in Gefahr sein. Baal will Kevin, und du wärst ein gutes Mittel ihn zu bekommen.“, warnte er eindringlich. „Ich bin kein ‚Mittel’“, schnaubte sie ärgerlich. Connor versuchte sie zu beschwichtigen. „Du weißt, was ich meine. Und du kannst Kevin nichts vorwerfen.“, fand er. Emma schnappte sich nun eine der Tüten und ging an Connor vorbei. Dieser nahm sofort wieder die anderen beiden Huckeback und schlenderte Emma nach. „Es geht gar nicht um Kevin. Zumindest diesmal nicht.“, verriet sie. Connor wollte nachfragen, wen sie sonst meinte, doch das Mädchen kam ihm zuvor. „Claire.“, erklärte sie. Connor stöhnte. „Geht es darum, dass er jetzt zu wenig Zeit für dich hat? Ich hätte dich für erwachsener gehalten.“, spottete er. Letzteres hatte Emma überhört. „Das meine ich nicht. Er… er vertraut ihr einfach so! Und dabei ist sie erst vor zwei Tagen angekommen.“ Connor fand das nicht sehr merkwürdig. „Sie ist immerhin seine Schwester.“, erinnerte er. „Ja, schon klar. Aber sie haben sich zuletzt als Kinder gesehen. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Sie ist bestimmt nicht mehr der Mensch, der sie damals war.“, drückte sie ihre Sorgen aus. „Ich verstehe was du meinst, muss dir aber sagen, dass du dich völlig umsonst sorgst. Klar hat er Claire eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Aber wenn man jemand, den man seit langem nicht mehr gesehen hat wieder gegenübersteht, kommt zuerst die Freude. Außerdem glaube ich nicht, dass sie Kevin auf irgendeine Art Schaden könnte.“, meinte er. Emma war klar, dass er nicht nur von Claire, sondern auch jemand Anderem sprach. Dennoch ging sie nicht darauf ein. „Es ist nur… ich habe da etwas in ihren Augen gespürt.“, erzählte sie, kam sich danach aber lächerlich vor. Connor brummte. „Weiblicher Instinkt, oder sonst ein Weiberkram?“, hakte er nach. Emma drehte sich um und drückte Connor auch noch die Dritte Tütet entgegen. „Ich weiß, dass hört sich alles unsinnig an, aber in ihren Augen war so etwas kaltes und mysteriöses. Ihr Blick war irgendwie… ja… verachtend.“ Connor wusste zuerst nicht, was er darauf antworten sollte. „Naja, du bist die Freundin ihres Bruders. Sie will natürlich nur das Beste für ihn.“, grinste er. „Sie kennt mich doch gar nicht, wie will sie wissen, ob ich gut genug für ihren Bruder bin, oder nicht?“, fragte sie fordernd. Connor wusste es nicht, und als sie wieder im Freien war, wechselten sie das Gesprächsthema. Kevin hatte schon öfters eine Nacht durchgemacht. Schlaf brauchte er eigentlich höchstens jeden zweiten Tag. Natürlich, im Flugzeug gab es jede Menge Gelegenheiten, doch er konnte einfach nicht einschlafen. Das mochte entweder daran liegen, dass ihm zuviel im Kopf herumspukte, oder einfach daran, weil sein Sitznachbar grauenhaft schnarchte. Jedenfalls dauerte es noch zwei Stunden, bis er in Los Angeles landen würde. Also beschloss er sich die Beine zu vertreten. Er musste zwar nicht, ging jedoch trotzdem in Richtung Toilette. Er wollte gerade durch den Vorgang schlüpfen, der das Abteil abgrenzte, als ihm jemand zuvor kam. Der Passagier, der ihm entgegenkam hatte etwas Bedrohliches an sich. Es lief Kevin ein Schauer über den Rücken, als er an ihm vorbeiging. Er dachte daran ihn anzusprechen, konnte es aus irgendeinem Grund aber nicht. Irgendwas an diesem Menschen war anders. Kevin hatte bei ihm nicht das Gefühl, dass ihn sonst überkam, wenn er unter Menschen war. Es war fast so… als hätte dieser merkwürdige Typ keine Seele. Kevin wusste, dass er spann, aber dieses Gefühl war neu. Dennoch konnte er ihm aus irgendeinem Grund nicht folgen. Aber was war das für ein Grund? Etwa… Angst? Nur weil Kevin den Fremden angesehen hatte? Eine Stewardess fragte, ob er etwas benötige, doch Kevin winkte ab. Er vergaß den Fremden, da er sich auf wichtigere Dinge konzentrieren musste. Das Flugzeug landete mit zehn Minuten Verspätung. Kevin dachte daran, dass er das Erste Mal in den USA war. Jedoch nicht zum Vergnügen. Er wollte Informationen hinsichtlich Baal und dessen Pläne. Er holte sein Gepäck ab und steuerte die nächste Telefonzelle an. Er rief die Auskunft an und erkundigte sich nach dem Namen ‚Nathans’. Kevin söhnte leise, als er erfuhr, dass es davon 23 in ganz Los Angeles gab. Und auch nur die, die registriert waren. Dann fiel ihm ein, dass er eine Frau suchte, und die Zahl minderte sich auf 9. Er wusste wie sie aussah, doch damit konnte die Auskunft nichts anfangen. Er ließ sich Adressen und Telefonnummern geben und bedankte sich. Zuerst versuchte er sein Glück mit telefonieren. Er hatte 7 durch. Zwei waren im letzten Jahr verstorben, eine war 80 Jahre alt, und die restlichen Vier passten nicht zu der Beschreibung. Bei der Achten Nummer erreichte er niemand und bei der neunten ging ein Kind ans Telefon. Kevin bat ihn einen seiner Elternteile ans Telefon zu bringen, doch der Kleine blockte. Nun fragte Kevin, wie den seine Mutter aussähe, und es dauerte fünf Minuten, bis er etwas Verwertbares hatte. Der Kleine hatte die Äußeren Merkmale seiner Mutter aufgezählt und Kevin war sich sicher, die Richtige gefunden zu haben. Groß, Blond, schlank und sogar etwas muskulös. Kevin nahm sich ein Taxi und war bereits in Zwanzig Minuten am Ziel. „Eine Eisdiele? Das soll die super Sehenswürdigkeit sein?“, fragte Claire ungläubig. Jas versuchte sie zu beschwichtigen. „Die ganz großen kommen noch. Aber ich wollte ja kein spießiger Fremdenführer sein und dich langweilen.“ Claire lächelte und schnappte sich die Eiskarte. Beide bestellten und während sie warteten versuchte Jas sein ‚Date’ auszuquetschen. „Also du hast eine Tochter?“, begann er ganz förmlich. Zuerst reagierte Claire etwas unsicher. „Ja, Joan ist wirklich ein Schatz.“, meinte sie. „Warum hast du sie nicht mitgebracht? Du musst sie doch vermissen.“, wollte es Jas genauer wissen. Er merkte, dass Claire dieses Thema nicht wirklich gefiel. Aber wieso? War sie nicht stolz auf ihre kleine Tochter. „Ich wollte sie einfach keiner Gefahr aussetzen.“, erzählte sie. Das verstand Jas. Später sollte ihm dann einfallen, dass Claire vorher ja gar nichts von den Angelegenheiten ihres Bruders gewusst hatte. Doch jetzt genossen beide ihr Eis und Claire beschloss den Spieß umzudrehen. „Wie sieht’s bei dir aus?“, fragte sie harmlos. „Ich bin Single.“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Claire musste kichern. „Und du gehst mit meinem Bruder zur Uni?“, fragte sie, obwohl sie es ja bereits wusste. Jas bestätigte es ihr. „Ja, ich studiere Jura.“, verriet er. „Das passt zu dir. Du bist redegewandt und hast immer gute Sprüche drauf.“, machte sie ihm ein Kompliment. Jas fühlte sich geschmeichelt. „Wolltest du das schon immer machen?“, fragte Claire weiter. Jas zuckte für einen Moment und stieß beinahe seinen Eisbecher um. „Nein… erst… seit den letzten Jahren.“, antwortete er. „Und was wolltest du davor werden?“, hakte Claire nach. Jas passte dieses Thema überhaupt nicht, allerdings hatte er das Gespräch begonnen und wollte nicht unhöflich sein. „Ich… bin geschwommen. Das war damals mein Traum.“, begann er zögerlich zu erzählen. Er wollte das Thema wechseln, doch Claire ließ ihn nicht. Es war Jas unangenehm, doch er erzählte weiter. Er war damals Sechzehn und trainierte wie verrückt. Er hatte nur ein Ziel: Die Olympischen Spiele. Er war nicht dumm, und wusste, dass er dafür noch einige Zeit warten und trainieren musste. Seine Zeiten konnten sich sehen lassen. Er schwamm 50 Meter in 21 Sekunden. Er erhöhte seinen Rekord sogar auf 21.15, als er an diesem Nachmittag wieder ins Becken stieg. Kaum hatte seine Trainerin LOS gesagt, schwamm er wie ein Verrückter. Kaum hatte er es geschafft blickte er Amy erwartend an. Er freute sich über die zusätzlichen eineinhalb Sekunden, zeigte es aber nicht. „Ich muss noch besser werden.“, sagte er Amy, als ihn diese aus dem Wasser geholfen hatte. Diese seufzte nur. „Pass auf, dass du dir nicht zuviel zumutest. Wenn du dich verletzt, kannst du deinen schönen Traum vergessen.“, führte sie ihm vor Augen. Davon wollte Jas aber nichts wissen. Wenn er keine Risiken einging, konnte er seinen Traum gleich vergessen. Er trainierte sehr gewissenhaft und vermiet jede unnötige Bewegung. Er wärmte sich genug auf und ernährte sich auch vorbildlich. Trotzdem konnte er Amys Sorgen nicht beseitigen. Sie war gerade Mal ein Jahr älter als er, bildete sich aber ein erwachsener, als ihr Schüler zu sein. Als man Jas Amy vorgestellt hatte, hatte er zuerst auf Hilfe verzichtet, da er es vollkommen allein schaffen wollte. Inzwischen aber, hatte er sie als Trainerin anerkannt und die beiden hatten sich sogar angefreundet. Amy hatte ihn bis jetzt dreimal gefragt, ob er mit ihr ausgehen wolle, doch Jas hatte stets abgelehnt. Er argumentierte immer damit, dass sie seine Trainerin sei, doch in Wahrheit wollte sich Jas auf Wichtigeres konzentrieren. Er konnte sich durchaus vorstellen etwas mit Amy anzufangen, aber nur wenn er erfolgreich war. Egal, wie lange es dauern sollte. Seit zwei Wochen stand er besonders unter Druck. Am Anfang der zwei Wochen hatte ihm Amy nämlich mitgeteilt, dass er sich für die Landesmeisterschaft qualifiziert hätte. Jas hatte sie sofort umarmt. Ihm war egal, ob er dadurch irgendwelche Signale ausstrahlte, er war einfach glücklich. Amy war sicherlich deswegen besorgt, weil er ziemlich dumm gewesen wäre, wenn sich Jas kurz vor der Meisterschaft verletzten würde. „Ich fühl mich topfit, mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er sie. Amy nickte zufrieden. „He Jas!“, rief jemand seinen Namen. Der Junge erkannte einen seiner Kollegen und Konkurrenten. Dieser sah wieder zur Tür hinaus und schien nach jemandem zu sehen. „Wie ich es mir dachte, er ist hier.“, schien er mit Jemandem zu reden. Kaum war dieser Jemand durch die Tür in die große Schwimmhalle getreten, stieß Jas einen erstaunten Pfiff aus. „Luke!“, rief er völlig überrascht. Amy sah erst zu Jas und dann zu dem Fremden. Dieser trug kurzes, blondes Haar und eine schicke Lederjacke. „Dacht´ ichs mir doch, dass ich dich hier finde. Wie immer fleißig am trainieren!“, begrüßte er Jas auf seine Art. „Jas?“, flüsterte Amy unsicher. Als Luke nähergekommen war, stellte ihn Jas offiziell vor. „Amy, darf ich dir meinen Bruder Luke vorstellen? Luke, meine Trainerin Amy!“ Luke streckte Amy sofort die Hand entgegen und dieser erwiderte den Gruß. „Jas hat mir schon erzählt, dass er eine Trainerin hat, aber nicht dass sie so hübsch ist. Wahrscheinlich will er dich ganz für sich allein.“, entgegnete er charmant. Amy fühlte sich geschmeichelt. Jas warf seinem Bruder jedoch seine nasse Badekappe an den Kopf. Dieser fing sie noch rechtzeitig. „Das war doch nur ein Scherz. Das mit dem Hübsch allerdings nicht.“, fügte er noch hinzu und sah wieder zu Amy. „Du hast einen weiten Weg gemacht. Was ist der Anlass.“, fragte Jas nach dem Grund von Lukes Kommen. Dieser schien aber keinen zu brauchen. „Du bist immerhin mein Bruder. Und in Anbetracht, dass bald die Meisterschaft losgeht, wollte ich dich besuchen. Ich dachte ich könnte dir etwas Stress nehmen.“, verriet er. Jas gab sich mit der Antwort zufrieden. Dann klingelte Amys Handy und sie musste sich von den beiden verabschieden. Luke murmelte noch etwas von ‚schön die kennengelernt zu haben’ und ‚ich hoffe wir sehen uns bald wieder’. „Na was ist? Willst du noch weiter trainieren, oder lässt du dich auf einen Kaffe einladen?“, hakte Luke nach. Jas beschloss tatsächlich eine Pause einzulegen. Er hatte seine Muskeln sehr beansprucht und wollte sein Glück nicht herausfordern. Zu seiner Überraschung war niemand in der Kantine außer ihm und seinem Bruder. Das schien Luke zu passen, da er scheinbar etwas mit ihm besprechen wollte. „Spuks schon aus.“, meinte Jas, der innerlich wusste, dass Luke etwas im Kopf herumspukte. „Ich bin sehr stolz auf dich. Und Vater wäre es auch.“, begann er nun zu erzählen. „Danke.“, murmelte Jas nur. „Vater war bereits ein berühmte und begnadigter Synchronschwimmer. Und ich habe dieses Laster bereits seit Jahren an den Nagel gehängt. Zuerst hat es mir wirklich Spaß gemacht. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich es nur wegen Vater getan habe. Du darfst es nicht falsch verstehen, aber sein Tod hat mir eine neue Zukunftsperspektive gebracht.“ Jas hörte stumm zu und nickte mehrere Male. „Ich will nur nicht, dass du aus den falschen Gründen schwimmst.“, kam Luke zum Punkt. Jas verstand ihn und legte seine Hand auf seinen Arm. „Keine Sorge. Ich schwimme nicht wegen Vater, oder weil es eine Familientradition ist. Es ist mein Traum und es ist das, was ich machen will.“, sprach er Klartext. Luke nickte erleichtert. „Da ist noch etwas. Bald findet die Meisterschaft statt. Du weißt, ich traue dir sehr viel zu, aber sei nicht eingeknickt, wenn du es beim ersten Mal nicht schaffst.“, bat er ihn. Jas wollte aber nicht daran denken. Er würde nämlich nicht verlieren. „Es ist nicht so, dass ich nicht an dich glaube, aber… ich habe damals ein kleines Hilfsmittel gehabt. Ich könnte es dir geben…“, begann er. Jas war im Begriff auszustehen. „Nein, danke, ich brauche keine Drogen.“, erwiderte er nur. Luke hielt ihn zurück. „Nein, du hast mich völlig falsch verstanden. Es handelt sich nicht um Drogen, “, beschwichtige er seinen Bruder. „Auch keine Amphetamine.“, wehrte er ab. Doch Luke wollte scheinbar auf etwas anderes hinaus. „Dad hatte damals einen Glückbringer. Als er gestorben ist, hat er ihn mir vermacht. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Fähigkeiten sich verbesserten und auch meine Ergebnisse. Ich schwamm plötzlich fast doppelt so schnell!“, berichtete er aufgeregt. Jas zweifelte an seinen Ausführungen. „Ich glaube du bist zu abergläubisch.“, fand er. Luke wusste, dass er ihm nicht glauben würde. Also holte er etwas aus seiner Hosentasche hervor. Es war in einem Taschentuch eingewickelt und Luke zeigte seinem Bruder einen kleinen, rechteckigen Stein. Aus ihm war eine Kette angefertigt worden. Jas erkannte, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Stein handelte, sondern um ein… Amulett. Kevin hatte sich inzwischen auf der Suche nach einer bestimmten Person begeben. Diese lebte im Herzen Los Angeles, scheinbar in einer schicken Villa. Kevin stieß einen Pfiff aus, da er gerade an seine kleine Wohnung dachte. Er schlenderte auf das Haus zu, als ihm ein kleiner Junge über den Weg lief. Er schien seinem Ball nachzulaufen. Kevin stoppte ihn mit dem Fuß und übergab ihn dem Jungen, als dieser genau vor ihm stand. Kurz musterte er ihn. Er sah tatsächlich aus, wie seine Mutter. Kevin war also richtig. Er kniete sich nieder und streichelte dem Jungen den Kopf. „Du bist doch der Junge, mit dem ich telefoniert habe, oder?“, fragte er freundlich. Der Bub sah ihn für einen Moment direkt in die Augen. In diesem Moment schritt eine weitere Person durch das Tor, welches zur Villa führte. Zuerst beobachtete sie skeptisch, wie ein Fremder, mit ihrem Sohn tuschelte, und ging schließlich näher. Kevin bemerkte sie sofort. Sie war es. „Sie haben einen netten Jungen.“, gab er ein Kompliment ab. „Danke... ich...“, plötzlich schreckte die Frau zurück. Sie hatte Kevin erkannt. Sofort machte sie einen Satz nach vorn und ergriff den Arm ihres Sohnes. Dieser taumelte rückwärts. Er verstand nicht, was das sollte. „Verdammt, was willst du hier?“, fragte sie erschrocken und aufgebracht. „Informationen.“, erwiderte Kevin kühl. Die Frau trug ihrem Sohn auf in das Haus zu laufen. „Ich habe keine.“, antwortete sie. Kevin musterte sie von oben bis unten. „Ich habe noch gar nichts gefragt. Aber schön, dich wiederzusehen. Es ist einige Zeit vergangen. Serket.“ Die Frau schien sich unschlüssig. „Serket ist tot.“, meinte sie trocken. „Dein Amulett wurde zerstört, ja. Aber beschäme nicht den Namen derer die wirklich in diesem unnützen Krieg gefallen sind.“, sagte er scharf. Serket zeigte sich unschlüssig. „Wie gesagt ich weiß nichts. Und selbst wenn, was könnte Baals Killer von mir wissen wollen?“ Kevin ballte seine Fäuste. Dann wurde er ruhiger. „Wie gesagt, es ist einige Zeit vergangen. Baal ist zurück.“, verriet er. Das versetzte Serket einen mittleren Schock. „Du spinnst doch! Er ist tot!“, rief sie entsetzt. „Das war er. Anscheinend hat er einen neuen Wirt.“ Serket blickte Kevin ängstlich an. „Das ist jetzt nicht mehr meine Sache. Ich habe geheiratet und einen Mann und einen Sohn. Baal kann mir gestohlen bleiben.“, schrie sie Kevin an und stürmte zurück auf ihr Grundstück. „Was ist das Revival-Projekt?“, rief ihr Kevin nach. Serket stoppte. „Baal hat damals davon gesprochen. Ich war die Neueste im Bunde. Ich habe nur Gerüchte gehört. Uräus, Sobek, Sokar und Mandulis hatten alle einen Spezialauftrag bekommen. Sie sollten alle ein bestimmtes Kind finden.“, versuchte sie sich krampfhaft zu erinnern. Kevin wusste, dass ihr das nicht leicht viel und respektierte es. „Wozu brauchte er diese Kinder?“, hakte Kevin nach. „Für seine Unsterblichkeit.“, stotterte Serket. Kevin verstand nicht, und Serket unterbrach das Gespräch. „Ich weiß wirklich nicht mehr. Aber kenne jemanden der die ganze Wahrheit kennt. Natürlich weiß ich nicht, ob er noch lebt, oder ob er dir Auskunft erteilen wird.“, erzählte sie. Aber Kevin war für jeden Hinweis dankbar. „Wo finde ich diesen Jemand?“, wollte er wissen. „Kairo.“, antwortete Serket schwach. „Wenn ich das trage gehe ich eher unter.“, meinte Jas überheblich. „Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust und es einmal ausprobierst. Sollte dich dieses Ding nicht schneller und kräftiger machen, brauchst mir keine Weihnachtskarte zu schicken.“, schlug er vor. Jas hielt seinen Bruder für übergeschnappt, wollte ihm den Gefallen jedoch tun. Beide kehrten in die Schwimmhalle zurück, und Jas achtete darauf, dass niemand seine merkwürdige Kette sah. Amy war noch nicht zurück und das war gut so. „Ich messe die Zeit.“, bot Luke an und hole sein Handy hervor. Jas brummte nur. Mit diesem Hindernis an seinem Hals würde er das schlechteste Ergebnis des Monats abliefern. Dennoch stieg er ins Becken und beschloss alles zu geben. Immerhin konnte es auch ein gutes Training darstellen, mit einem Stein um den Hals zu schwimmen. Als Luke das Startsignal gab, stieß sich Jas vom Rand ab und preschte los. Er gab alles und achtete auf sein Amulett Für einen Moment hatte er sich dabei erwischt, wie er seinem Bruder tatsächlich glaubte, dass es sein magisches Amulett sein könnte. Er hatte sicher die Hälfte der Strecke absorbiert, als er noch mal alles geben wollte. Er konzentrierte sich auf seine Beine und…. Stieß mit dem Kopf gegen eine Wand. Schmerzend ließ sich Jas zurückfallen, versuchte aber bei Besinnung zu bleiben. Er vernahm die Rufe von Luke. Oder nein! Es waren keine Rufe, sie kamen ganz aus der Nähe. Jas riss die Augen auf und erkannte gegen welches Hindernis er gestoßen war. Es war die andere Seite des Beckens. Verwirrt und suchend blickte er zurück. Er hatte doch gerademal die Hälfte geschafft, wie konnte er kurz darauf bereits am Ziel sein? „18.8 Sekunden.“, meinte Luke lässig. Jas ergriff sofort das Amulett. Unglaublich! Es handelte sich tatsächlich um ein magisches Artefakt. „Mess die Zeit noch mal!“, bat er seinen Bruder. Dieser musste sich mit dem Einstellen seines Handys beeilen, da sich Jas bereits wieder abgestoßen hatte. Er schwamm und schwamm. Er konzentrierte sich wieder auf seine Beinkraft und schlug seine Hand bald darauf gegen die andere Beckenseite. „Wie viel?“, rief er Luke zu. „9.8 Sekunden.“, grinste dieser. Jas schluckte. Es war also wahr. Mit diesem Glücksbringer war er unbesiegbar. Die Patak Kevin hatte Emma bereits darüber informiert, dass sich seine Reise verlängern würde. 12 Stunden, nachdem er Los Angeles verlassen hatte, traf er in Kairo ein. Das letzte Mal, als er hier war, hatte er den Auftrag sich um Sepa zu kümmern. Jetzt sollte er jemanden finden, der ihm Informationen über Baal liefern sollte. Unter anderen Umständen, hätte Kevin diese Weltreise sogar gefallen. Er brauchte etwas, um sich bis zum Zentralkrankenhaus von Kairo durchzuschlagen. Kevin war sehr überrascht gewesen, als Serket ihm mitteilte, um wen es sich handelte. Er hatte natürlich erwartet, dass diese Person schon seit langem tot sei. Er steuerte auf den Infoschalter zu und stellte erleichtert fest, dass die Frau dahinter perfekt englisch sprach. Dennoch dauerte es etwas, da Kevin nicht wusste, wen er genau suchte. Als er jedoch erwähnte, dass dieser jemand bereits die Hundert-Grenze überschritten hatte, reagierte die Frau betroffen. „Ich hatte nicht erwartet, dass noch jemand den alten Mann besucht.“, gab sie zu. „Was können Sie mir über ihn erzählen?“, ließ Kevin nicht locker. Die Frau schluckte und erzählte. „Er ist vor zirka zehn Jahren eingeliefert worden. Er wurde operiert, liegt aber seitdem im Koma.“ Kevin brummte. „Obwohl er so alt ist, lebt er noch? Und dazu noch im Koma?“ Die Frau konnte es nur noch mal bestätigen. „Es ist wirklich etwas seltsam, aber ich sage dir gerne seine Zimmernummer.“, bot sie an. Kevin bedankte sich, obgleich er wusste, dass aus einem Komapatienten nicht viel herauszuholen war. Das Krankenhaus war gigantisch und mit allem ausgestattet, was man brauchte, um die Patienten zu behandeln. Es war vielleicht das größte in ganz Ägypten. Kevin nahm den Lift und fuhr damit in eines der oberen Stockwerke. Zimmer 1904 hatte ihm die Frau gesagt. Es dauerte nicht lange, bis der richtige Raum gefunden war. Es lag nur ein Patient darin. Es war an die verschiedensten Gerätschaften angeschlossen und hatte einen Schlauch im Mund. „Selbst wenn er noch mal aufwachen würde, könnte er unmöglich leben.“, schoss es Kevin durch den Kopf. Er schritt an sein Bett heran und musterte ihn argwöhnisch. Er griff nach seiner rechten Hand und konzentrierte sein Amulett. Er wollte versuchen in den Kopf des Mannes einzudringen. So was hatte Kevin noch nie zuvor versucht, aber es musste klappen. Er vergaß seine Umgebung und versuchte gänzlich abzuschalten. Kurz darauf riss er die Augen wieder auf und blicke in ein dunkles Schwarz. Er erkannte noch immer die Umrisse des Zimmers, jedoch waren sie in den Hindergrund gerückt. Vor ihm stand das Bett, in dem der alte Mann war, den er lange nicht mehr gesehen hatte. „Ich weiß wer du bist.“, sagte dieser. Seine Gedankenwelt war also noch in Ordnung. Hier konnte er frei sprechen. „Schön. Weiß du auch was ich hier will? Baal?“, forderte er ihn heraus. Der alte Mann knurrte hörbar. „Bitte nenn mich nicht so. Baal hat meinen Körper vor Jahren verlassen. Und nein, ich weiß nicht, warum du gekommen bist und was du von einem sterbenden Mann willst. Kevin blickte ihm direkt in die Augen. „Du warst Baals Wirt, als er mich zu sich geholt hat.“, meinte er. Der alte Mann schwieg. „Ich weiß nicht, warum er dich am Leben gelassen hat, aber so kannst du mir wenigstens ein paar Informationen geben.“, erklärte Kevin. „Wenn ich sie weiß bitte. Irgendwie freut es mich wiedermal mit jemand zu sprechen. Selbst wenn du es bist.“, sprach er. „Nach dir hatte Baal einen Wirt, der jedoch getötet wurde. Jetzt scheint er wieder einen neuen gefunden zu haben.“, erklärte Kevin. Der alte Mann stöhnte auf. „Er ist zurück!“, sagte er laut. „Ich werde ihn aufhalten.“, beruhigte Kevin ihn. „Was willst du wissen?“, fragte der Mann sofort. Kevin nahm sich nichtmal eine Pause. „Was ist das Revival-Projekt?“, fragte er gezielt. Baals früherer Wirt benötigte etwas Zeit, um zu antworten. „Baal kann bzw. wird nicht sterben. Solange nicht, bis die letzte Schlacht zu seinen Gunsten ausgefallen ist. Die Letzte er hatte verloren. Trotz seines Trumpfes.“, begann er zu erzählen. „Trumpfes?“, hakte Kevin nach. „Senshi.“, sagte der Mann plötzlich. Kevin zuckte zusammen. „Der Name sagt dir wohl etwas?“, grinste der Komapatient. Kevin nickte. „Was hat er damit zu tun?“ Der Mann überlegte und sagte schließlich: „ Nichts. Jedenfalls hatte er damals eine große Rolle führ ihn gespielt. Zum einen nahm er den Wirt seines Vaters in Besitz. Doch der Knabe war tapfer genug, um trotzdem gegen ihn anzutreten. Da Senshi nicht auf seine Seite gekommen ist, verlor er die letzte Schlacht.“, erzählte er weiter. „Noch mal, was genau ist dieses Projekt?“, drängte Kevin. „Weißt du was Patak sind?“, fragte der Mann. Kevin nickte. „Schutzgeister. Sie lebten im alten Ägypten.“, erinnerte er sich. „Und kennst du auch die Sechs Heiligen Patak?“, erkundigte sich der Mann. Kevin musste kurz nachdenken. „Die Leibgarde des Ra. Sie waren tapfere Krieger. Nach ihrem Tod stellte sie Ra als seinen persönlichen Schutz ab. Jeder von ihnen stellte ein Element dar.“ Kevin wollte noch weiter reden, doch der Komapatient unterbrach ihn. Haroëris, der Krieger der Erde. Harmerti, der Krieger des Windes. Harpre der Krieger des Wassers und Harendotes der Krieger des Feuers. Ihre Anführer waren Harmachis das Licht und… die…. Die Dunkelheit. Es tut mir Leid, ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen. Mein Gedächtnis versagt langsam.“ Kevin zeigte sich verständnisvoll. „Was ist mit diesen Kriegern von damals?“, fragte er unerbittlich weiter. „Nachdem Ra von Horus getötet wurde, verloren die Patak ihre Aufgabe. Sie wanderten umher und trafen auf Baal. Dieser sperrte sie in einen alten ägyptischen Krug und wollte sie immer zum Einsatz bringen, wenn er sie brauchte. Für den Fall, dass seine Krieger bei der letzten Schlacht starben, beschloss er als Versicherung die Seelen der Patak zu nehmen und sie in Menschen einzupflanzen. Die würden ihm dann ohne Widerspruch dienen. Sie hätten die gleiche Stärke wie Krieger, die ein göttliches Amulett tragen.“, erzählte er. Kevin stockte. „Hieß einer dieser Menschen Bryan oder Carol?“, hakte er nach. Der Mann nickte betreten. „Ich erinnere mich an Vier. Die restlichen zwei hat Baal sich mit seinem nächsten Wirt ausgesucht. Die beiden Kinder Bryan und Carol sind die Erde und der Wind. Ein anderes Mädchen hießt Eve, sie war die jüngste von allen. Sie war das Wasser. Und dann… die Dunkelheit. Du wirst überrascht sein, aber sie…..“ Plötzlich durchzuckte es Kevin. Die Verbindung war getrennt worden. Aber wie kam das? Nichts hatte darauf hingedeutet. Was hatte sie durchbrochen. Wieder ergriff er die hand des Komapatienten doch nichts geschah. Er versuchte es zwei weitere Male, aber vergebens. Was war nur passiert? Jas und Claire hatten die Eisdiele inzwischen verlassen. „Wo führst du mich jetzt hin?“, wollte Kevins Schwester wissen. Jas zeigte sich verschwiegen. Erst als die beiden direkt vor ihrem Ziel standen, schwenkte Jas seine Hand auf den Vergnügungspark. „Ich glaub´s nicht. Ich hab gedacht wir würden uns den Big Ben oder sonst was ansehen und du schleppst mich in einen Vergnügungspark?“, fragte Claire. Jas aber, ließ sich von nichts abbringen. „Du wirst schon sehen, es wird dir Spaß machen.“, versprach er und ging voraus. Claire seufzte und folgte ihm. „Und Vater hat dieses Ding wirklich verwendet?“, konnte Jas immer noch über seine neue Wunderwaffe staunen. „Ja, genauso wie ich. Und jetzt besitzt du es.“, erklärte Luke. Jas brummte. „Tut mir Leid, aber das wäre wohl Betrug.“, stand für ihn fest. „Schade, dass du es so siehst. Mit diesem Amulett würdest du die Olympischen Spiele mit einem neuen Rekord gewinnen.“, redete Luke ihm gut zu. Jas schwankte hin und her. „Sollte er das Amulett benutzen? Konnte er es überhaupt? Es würde auffallen, ganz klar. Entweder ließ er dumme Kommentare über sich ergehen, oder er versteckte es am Körper. Diese Überlegungen hießen, dass er sich bereits entschieden hatte. „Gibt es noch mehr von diesen Steinen?“, wandte sich Jas an seinen großen Bruder. Dieser nickte langsam. „Vater sagt ja. Es gibt noch Dutzende. Aber jedes ist auf einen bestimmten Menschen zugeschnitten. Niemand anderer außer jemand in unserer Familie kann es verwenden.“ Da der Wettbewerb immer näher rückte, beschloss Jas das Amulett auszuprobieren. Luke wollte bis dahin in der Stadt bleiben und ihn anfeuern. Am nächsten Tag schwamm Jas so schnell, wie am Tag zuvor. Er kam etwa auf dieselbe Zeit und Amy rieb sich die Augen. „Die Stoppuhr ist wohl kaputt. Und dazu meine Augen.“, sagte sie still. Jas beschloss ihr vorerst nichts von seinem Glückbringer zu erzählen. Er hatte sich eine Schleife um den Körper gebunden, um den Stein zu verbergen. Das war bei Schwimmern nichts Ungewöhnliches. Amy erzählte er, die Schleife würde ihm Glück bringen. Dabei erledigte dies sein Amulett. „Wenn ich dich nichts besser kennen würde, könnte ich glauben du hast was genommen.“, versuchte die spaßig zu klingen, um Jas nicht zu verärgern. Doch diese Bemerkung ließ den Jungen nachdenken. Er würde auf jedenfalls eine Urin-Probe abgeben müssen. Diese würde besonders begutachtet werden, wenn Jas außerdem einen neuen Rekord erzielte. Aber gab es ein Gerät, mit dem man Magie messen konnte? Jas hatte nichts zu befürchten. Dennoch beschloss er die Meisterschaft gemütlich anzugehen. Er wollte zwar gewinnen, konnte aber ruhig etwas langsamer schwimmen. Gewinnen würde er so oder so. „Es… wird bald erwachen.“, säuselte Baal. Bryan saß auf dem Boden und erhob sich. „Was meint ihr?“, fragte er. Der Gott lachte hämisch. „Harmachis hat das Harendotes, das Feuer gefunden.“, erklärte er freudig. Bryan verstand. „Unsere Gruppe wächst also.“, stellte er zufrieden fest. „Wenn das Licht und das Feuer zu uns gestoßen sind., werden wir uns dann von Kevin verabschieden?“, wollte er erfahren. Baal sah ihn kurz an. „Du scheinst dich ja richtig auf den Knaben fixiert zu haben. Ist es, weil er Carol verletzt hat?“ Bryan antwortete ihm nicht. „Soll ich Harmachis unterstützen?“, fragte er stattdessen. Baal verneinte. Sie schafft das alleine. Sie wird das Feuer zu uns führen.“ Die Meisterschaft war in vollem Gange. Jas achtete genau auf seine Geschwindigkeit. Er wollte zugleich gewinnen, aber sich auch nicht unnötig verdächtig machen. In wenigen Tagen hatte er es bis ins Finale geschafft. „Ich.. ich bin wirklich stolz auf dich.“, sagte Amy schüchtern. Jas legte ihr seine Arme um die Schultern. „Und ich auf dich. Ohne dich hätte ich es doch nie soweit geschafft.“, lächelte er. Nebenbei fragte er sich, ob er es ohne sein Amulett tatsächlich soweit gebracht hätte. „Ich weiß, es muss dich nerven, dass nicht immer frage, aber… falls du gewinnst, könnten wir doch etwas trinken gehen. Ich meine. feiern!“, schlug sie vor. Jas hatte nichts dagegen. Er besaß jetzt ein magisches Artefakt. Er konnte ihm die Arbeit überlassen und sich mehr auf sein Privatleben konzentrieren. Trotz seines Anhängers war Jas nervös. Zum einen, weil er im Finale stand, zum anderen, weil sein Konkurrent der Titelverteidiger war. Die Schiedsrichter bestanden aus Stadtbekannten Persönlichkeiten. „Ich denke, unser Titelverteidiger wird auch dieses Jahr siegen.“, gab einer seine Meinung ab. Sein Kollege war anderer Meinung. „Ich setze auf diesen Jason.“, meinte er. „Warum, er ist ein Newcomer!“, erinnerten ihn die beiden anderen. Doch der Mann blieb dabei. „Ich habe vorhin etwas gesehen. Er trägt einen Glücksbringer um den Hals. Er versteckt ihn lediglich unter seiner hübschen Schleife. Der Junge ist etwas ganz besonderes.“, erzählte er. Seine Kollegen starrten ihn verwirrt an, doch dann mussten sie ihren Blick auf das Becken richten. Das Finale begann! Nach dem anpfiff stieß sich Jas ab. Er agierte wie in seinen vorigen Wettkämpfen. Er ließ sich zurückfallen, bereute es aber kurz später. Sein Gegner hatte zwar einen langsamen Start, spurtete jetzt aber los. Von Sekunde zu Sekunde wurde er schneller. Jas aktivierte sein Amulett bis zur Genze und schwamm ebenfalls schneller. Sein Gegner hatte das Ziel fast erreicht und Jas überlegte fieberhaft. Wenn er jetzt Vollgas gab, könnte man Verdacht schöpfen. Wenn er es nicht tat, würde er verlieren. Ihm blieb keine andere Wahl. Sofort schoss er wie ein Blitz durch das Wasser. Seinen Gegner hatte er nicht mehr im Blickfeld. Dafür aber Amy. Sie sah, wie beide dem Rand immer näher kamen. Jas war auf einmal so schnell, dass es unheimlich war. Dann war es soweit. Die beiden klatschten gleichzeitig auf den Beckenrand. Jas Gegner mit der Hand und Jas selbst… mit seinem ganzen Körper. Er konnte seinen Speed nicht mehr stoppen. Er knallte zuerst mit dem Kopf und dann mit den Beinen gegen die Beckenmauer. Schmerzend schrie er auf und geriet unter Wasser. Die Schiedsrichter wussten zuerst nicht was geschehen war. Dann sprangen zwei Männer in das Becken und zogen Jas heraus. Er schien bewusstlos…. Als er wieder aufwachte, spürte er, dass jemand seine Hand hielt. Es war Amy. Sofort fragte der Junge, was den passiert sei. Amy erzählte ihm, dass er sich schlimm verletzt hatte. Auch Luke war anwesend. Dazu noch ein Typ im weißen Anzug. Anscheinend ein Arzt. „Schön, dass du wieder wach bist.“, meinte er. „Du hast über 6 Stunden geschlafen.“ Jas wollte aufspringen spürte aber zwei Schmerzen zugleich. Einmal von seinem Kopf. Er hatte eine Gehirnerschütterung davongetragen. Der andere Schmerz ging von seinem Bein aus. Sie waren taub. „Was… was zur Hölle ist das?“, fragte er entsetzt. Der Arzt überlegte wie er antworten sollte. „Deine Beine wurden sehr schwer verletzt. Wir haben operiert. Aber ich kann dir mitteilen, dass die Lähmung höchstens ein paar Tage, vielleicht eine Woche anhalten wird.“, versicherte er. Das erleichterte Jas. Dann sah Amy den Arzt erwartend an. Dieser redete weiter. „Ich wollte damit noch warten, aber deine Freundin, meinte du müsstest es wissen. Sie hat mir alles über deinen Traum und dein Ziel erzählt. Es tut mir wirklich Leid. Du wirst zwar nach einiger Zeit wieder schwimmen können, aber… nicht sehr gut. Vielleicht nichtmal ohne Hilfe.“ Das versetzte Jas einen Schock. „Nicht mal mit einer Physiotherapie?“, fragte er schnell. Der Arzt musste verneinen. Jas Muskeln würden nie mehr perfekt arbeiten. Dann ließ er Jas und seine Besucher allein. Amy drückte seine Hand noch fester. „Hey… es wird alles wieder gut!“, wollte sie ihn aufmuntern. „Ja?!“, schrie sie dieser an. „Du hast den Arzt gehört, es ist vorbei!“ Amy erschrak und ließ seine Hand los. „Amy, kannst du uns kurz allein lassen?“, bat Luke sie. Dieser willigte nur unter Protest ein. Als sie draußen war, schrie Jas seinen Bruder an. „Wegen dir habe ich dieses scheiß Amulett!“ Luke versuchte ihn zu beruhigen. „Das tut mir auch wirklich Leid. Ehrlich! Mir ist so was nie passiert. Zum Glück.“ „Zum Glück. Du wolltest ja nicht um jeden Preis schwimmen!“, fuhr ihn Jas weiter an. „Kann mich dieses Amulett auch wieder heilen?“, fragte er fordernd. Als Luke schwieg, hatte er seine Antwort. In den nächsten Tagen verschlechterte sich Jas´ Stimmung sogar noch. Amys Besuche klangen ab, da er sie nur noch anschrie. Luke hatte am selben Tag die Stadt verlassen. Er fühlte sich schuldig, und sein Bruder wollte ihn ohnehin nicht mehr sehen. Jas hatte ihm das Amulett wieder zurückgegeben. Eine Woche später, wurde die Tür zu Jas´ Zimmer geöffnet. Erst dachte er es wäre Amy, doch es handelte sich um einen Mann im Anzug. Jas erkannte ihn als einen der Schiedsrichter wieder. „Guten Tag, meine Name ist Marc Alvers.“, stellte er sich vor. „Was kann ich für sie tun?“, fragte Jas und versuchte höfflich zu klingen. „Die Frage ist, was ich für dich tun kann. Du möchtest doch wieder gesund werden, oder?“ Jas nickte. „Kennen Sie einen Spezialisten?“, wurde er hellhörig. Alvers zögerte. „In Gewisserweise ja. Zunächst möchte mit dir über etwas anderes sprechen.“, sagte er und holte sein eigenes Amulett hervor. Jas war angenehm überrascht. Dieser Alvers trug also auch eines. „Die Magie hat dir das angetan, die Magie kann dich auch wieder heilen.“, erklärte er. „Ich habe mein Amulett nicht mehr.“, informierte Jas ihn. Alvers lächelte ihm entgegen. „Ein Amulett kann dich auch nicht heilen. Aber ich kenne eine Person, die das kann.“, verriet er. „Alles, was du zu tun hast, ist es dieser Person zu vertrauen. Mehr nicht.“ Jas erklärte sich sofort bereit. Wenn es eine Chance auf Heilung gab, wollte er sie nutzen. „Wer ist diese Person?“, fragte er unverzüglich. Alvers grinste. „Seinen Namen sage ich dir noch nicht. Meinen kann ich dir aber sagen. Ich meine damit nicht Alvers, sondern den Namen des Gottes, der dieses Amulett geschaffen hat. Deines entstand aus den Überresten des Gottes Imiut. Und meines stammt vom Gott des Lichts. Sokar.“ Claire wollte es zuerst nicht zugeben, doch der Ausflug in den Vergnügungspark hatte ihr wirklich Freude bereitet. Sie fragte, was die beiden als Nächstes anstellen würden, doch Jas sah auf seine Armbanduhr. „Weißt du, ich wollte noch etwas erledigen. Außerdem wird es bald dunkel. Dein Bruder wird nicht vor morgen Abend zurück sein. Was hältst du davon, wenn ich auch morgen wieder auf dich aufpasse?“, schlug er vor. Claire gefiel dieser Gedanke. Sie drückte Jas einen Kuss auf die Wange und dieser zuckte zusammen. „Wenn du einen auf die Lippen willst, wirst du dir den Bart abrasieren müssen.“, meinte sie und ging voraus. Jas folgte ihr perplex. Er hatte sein ‚Date’ nach Hause begleitet und war danach selbst in seine Wohnung gegangen. Er schnappte sich sein Telefon, wählte aber nicht sofort. Erst nach einer halben Minute drückte er mehrere Tasten. Er hielt es sich an die Ohren und wartete auf ein Freizeichen. Davon bekam er jede Menge. Er wollte bereits auflegen, als sich jemand meldete. „Hallo?“, tönte es aus dem Hörer. „Hi..“, erwiderte Jas sofort. „Jas? Bist dus Bruderherz?“, fragte Luke erstaunt. „Ja, ich bin’s. Ich weiß, ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen.“, begann er. Luke brummte. „Du bist mir immer noch böse, ich versteh das.“, sprach er. Jas wollte schnell zum Punkt kommen. „Hast du das Amulett noch?“, fragte er nun. Luke zögerte einen Augenblick. „Was hast du vor?“, fragte er unsicher. Jas wiederholte seine Frage. „Ich habe es noch. Aber ich dachte, du würdest es nie wiedersehen wollen.“ „Bitte schick es mir.“, bat Jas, ohne seinem Bruder irgendwelche Fragen zu beantworten. Als dieser weiterhaken wollte, sagte Jas einfach „Du bist mir was schuldig, also schick es mir einfach.“ Als Luke zustimmte, legte Jas ohne Verabschiedung auf. Beim ersten Mal, als er Kevin gebeten hatte, ihm sein Amulett zu zeigen, hatte er es nicht. Beim zweiten Mal hatte es Jas einfach vergessen. Dabei wollte er doch unbedingt erfahren, ob es sich um dieselbe Art von Anhänger handelte. Jas ging davon aus. Sie hatten Kevin und Connor übermenschliche Kräfte verliehen, wie Jas damals. Er haderte mit sich. Sollte er Kevin von seinem Erbstück erzählen? Wenn er es zurück hatte konnte er seinem Freund vielleicht sogar beistehen. Jas hatte noch nie gekämpft, wollte aber nicht als Schwächling dastehen. Nur was, wenn er sich diesmal noch schlimmer verletzen würde? Damals waren nur seine Beine in Mitleidenschaft gezogen worden. Moment! Seine Beine? Jas musste nachdenken. Er hatte irgendetwas vergessen, dass ihm nun wichtig erschien. Richtig, damals hatte seine Zukunft als Spitzensportler geendet. Aber da war noch was. Jas konnte seine Beine kurz darauf wieder benutzen und sogar schnell schwimmen. Aber warum? Dann fiel ihm der Anzugtyp wieder ein, der sich ihm als Marc Alvers vorgestellt hatte. Er hatte außerdem noch den Namen Sokar genannt. Er wollte ihn zu jemandem bringen der sich…wie nannte sich dieser Typ bloß. Etwa… Baal? Jas schüttelte den Kopf. Diesen Namen hatte Kevin genannt. Der Typ von damals musste anders heißen. Oder es handelte sich um eine Namensgleichheit. Unmöglich, dass es sich um dieselbe Person handelte. Jas fehlte nach seinem Unfall ein ganzer Monat. Woher kam dieser Gedächtnisverlust? Was hatte er in diesen 4 Wochen erlebt? Er wusste nur noch was danach geschah. Er verließ seine Heimatstadt. Und Amy. Er hinterließ ihr keine Erklärung und drehte ihr einfach den Rücken zu. Er ging nach London um an der Universität zu studieren. Aber eines war unlogisch. Wenn seine Beine wieder in Ordnung waren, warum verfolgte er dann nicht mehr sein Ziel? Er könnte sich doch den ein oder anderen Titel sichern. Jas viel ein Satz ein. „Verhalte sich unauffällig. Niemand soll deine wahre Gestalt erkennen.“ Wer hatte ihm das aufgetragen? War es Sokar? Oder dieser andere Baal? Jas schlenderte ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Danach rieb er es sich mit Rasierschaum ein und begann damit, sich den Bart zu stutzen. Kevin spürte die Erschöpfung, als er aus dem Flugzeug stieg. Er hatte von Baals früherem Wirt eine Menge erfahren. Beispielsweise Bryans Herkunft. Was Baal als nächstes vorhatte konnte er aber nicht in Erfahrung bringen. Es war klar, dass er Baal und seine Leute stoppen musste. Er war stark genug, um mit Bryan und diesem anderen Mädchen fertig zu werden. Baal selbst war ein anderes Kaliber. Kevin überlegte, ob er Connor mit hineinziehen konnte, entschied sich jedoch dagegen. Zuerst wollte er herausfinden, wo sich Baal aufhielt. Die Antwort bekam er früher, als er gedacht hatte. Völlig unerwartet wurde Kevin durch den Lautsprecher zur Information gerufen. Er hatte sie bald gefunden und eine Dame hielt ihm ein Telefon hin. Überrascht nahm er es entgegen. „Du bist von deiner Reise zurück? Hast du einiges erfahren, dass du gegen mich verwenden kannst?“, drang Baals heisere Stimme an sein Ohr. Kevin drehte sich um und ließ seinen Blick durch die ganze Halle schweifen. Waren Baal oder einer seiner Diener anwesend? „Was zum Teufel willst du?“, brüllte er in den Hörer. Die Dame neben ihm erschrak. „Dich treffen.“, verriet Baal. Kevin zögerte mit einer Antwort. „Wo?“, fragte er schließlich. Baal nannte ihm ihren letzten Kampfplatz, die alte, brüchige Lagerhalle. Kevin versprach so schnell wie möglich dort zu sein. Dass es sich dabei um eine Falle handelte war dem Jungen klar. Aber er würde in diese Falle tappen müssen. Emma, Jas und Claire warteten ungeduldig in Kevins Wohnung. Er wollte heute zurück sein, schien sich jedoch zu verspäten. Jas hörte seine Mailbox ab, worauf Kevin erklärte, er hätte noch etwas zu erledigen. Jas konnte nur grinsen. Er hatte sein Handy öfters ausgeschaltet. Kevin wollte wahrscheinlich irgendwelche Fragen vermeiden. Aber wo war er im Moment? Vorerst betrat Kevin die Lagerhalle unbewaffnet. Wenn Baal ihn wirklich beseitigen wollte, hätte er genug Möglichkeiten gehabt. Inklusive ein Überraschungsangriff auf dem Flughafen. Falls Baal doch gewalttätig wurde, oder gar einer seine Diener auftauchen würde, wäre Kevin schnell genug, um sein Amulett zu aktivieren. Er erblickte Baal sofort. Kevin hatte angenommen, er würde ihn erst einige Zeit warten lassen, bevor er sich zeigte. Dem war aber nicht so. „Wird auch langsam Zeit.“, gab er von sich. „Ich bin gekommen, wie du es wolltest.“, erwiderte Kevin nur. Baal nickte ihm dankbar zu. „Du weißt, ich bin noch immer der Ansicht, dass wir zusammen Großes Bewirken könnten.“, begann er. „Stopp.“, sagte Kevin nun erprupt „Wenn es darum geht, dass du mich wieder auf deiner Seite haben willst, oder ich dir dienen soll, verlasse ich das Gebäude sofort.“, drohte er. Baal nickte abermals. „Tut mir Leid. Vor meinen Augen habe ich immer noch den kleinen Jungen, der alles tut um seiner Schwester zu helfen, und loyal zu seinem Gott ist. Aber heute scheint tatsächlich ein anderer Mensch vor mir zu stehen. Dessen bin ich mir langsam bewusst. Aber wie kommt es, dass du mir nicht vertraust? Immerhin habe ich meinen Teil der Abmachung erfüllt und deiner Schwester das Leben geschenkt.“, erzählte er. Kevin knurrte. „Na und? Selbst wenn du dein Wort gehalten hast. Ich habe meine Schuldigkeit abgearbeitet. Ich bin dir nichts mehr schuldig.“, antwortete er. Baal schien das anderes zu sehn. „Du hast mir versprochen, mir solange zu dienen, wie du selbst lebst.“, erinnerte er. Kevin wurde wütender. „Wie du bereits sagtest. Das damals, war eine andere Person. Und jetzt habe ich ein paar Fragen!“, sagte er entschlossen. „Ich dachte du hättest alles Notwendige auf deiner Reise erfahren?“, fragte Baal nach. Kevin ging jedoch nicht darauf ein. „Mir wurde gesagt, du hättest noch etwas zu erledigen. Was könnte so wichtig sein, dass du nicht in der Unterwelt zur Ruhe kommen kannst?“ Baal ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich… bin ein Geist. Ich habe meinen eigenen Körper verloren und kann nur noch die von Menschen in Besitz bringen. Deswegen gebe ich alles um meinen alten zurück zu gewinnen.“, verriet er. Kevin wurde aus Baal nicht schlau. „Das verstehe ich nicht. Wie willst du das anstellen? Geht es dabei in deinem ‚Revival-Projekt’?“, hakte er nach. Baal zögerte einen Moment. „Nicht nur. In meinem Projekt geht es um viel mehr. Ich werde dir jetzt meine Geschichte erzählen.“, zeigte sich Baal geheimnisvoll. „Kurz bevor das Chaos über uns Götter herfiel, fand ich neue Diener.“ „Die Sechs heiligen Patak.“, unterbrach ihn Kevin unsanft. Baal bejahte. „Ja. Ra war ein völliger Idiot. Er wusste nicht welche Kräfte wirklich in den sechs Kriegern schlummerten. Wenn sie ihre Macht vereinen können sie die Realität vollkommen verändern. Zusammen besitzen sie eine Macht, die, die eines Gottes bei weitem übersteigt. Mit ihrer Hilfe wollte ich Seth aufhalten, aber es misslang. Sie waren noch nicht soweit. Also musste ich mich ergeben und dem Gott des Chaos dienen. Ich behielt die Seelen der Krieger über 3000 Jahre lang. Dann habe ich ihre Seelen in Kindern eingepflanzt, die einen besonders starken und einzigartigen Charakter hatten.“ „Zwei davon habe ich kennen gelernt.“, unterbrach ihn Kevin erneut. Baal stimmte ihm zu. „Als ich starb habe ich meine Kinder aus den Augen verloren. Jetzt sammle ich sie wieder um mich. Drei von ihnen habe ich bereits gefunden. Von einem weiß ich den Aufenthaltsort und vom Vierten..." Baal grinste hämisch und redete nicht weiter. „Und was, wenn du alle zusammen hast? Was passiert dann?“, wollte Kevin unter allen Umständen erfahren. Baal lieferte ihm prompt eine Antwort. „Dann, mein lieber Schüler… werde ich meinen Körper zurückbekommen. Ich werde wie in alten Zeiten über diese Welt herrschen. Aber das ist noch nicht alles. Mit der Energie der sechs heiligen Krieger werde ich auch die übrigen Götter aus der Unterwelt befreien. Diese Welt wird dann in der Zeit zurückversetzt und Ägypten wird sich neu erheben.“ Kevin glaubte nicht, was er da hörte. Er bemerkte den Wahnsinn in Baals Augen. „Du bist einfach nur verrückt. Du weißt nicht, was du tust.“, schoss es aus ihm heraus. Baal ignorierte diesen Satz. „Wenn die alten Götter die Welt wieder beherrschen wirst du keine andere Wahl haben, als ihnen zu dienen. Ich biete dir an, dich mir anzuschließen. Natürlich kannst du auch einem anderen Gott deine Dienste anbieten, aber keiner wird dich so gut behandeln wie ich.“, sprach Baal mit einem gruseligen Unterton. Kevin hatte genug. Er aktivierte sein Amulett und griff Baal an. „Fahr zur Hölle! Wenn ich dich beseitige, wird dein Plan nicht aufgehen!“, schrie er. Baal ließ Kevin dicht an sich heran. Er schien sich für den Stärkeren zu halten. Damit behielt er auch Recht. Er streckte seine Hand nach vorne und stieß Kevin einfach zurück. Dieser blieb jedoch auf den Beinen. Niemals würde er es sich verzeihen können, wenn er diesen Kampf verlor. Er griff erneut an, doch diesmal teleportierte Baal sich fort. Kevin durchsuchte mit seinen Augen blitzschnell die Halle, konnte ihn aber nicht entdecken. Es hörte lediglich seine Stimme. „Du hast dich also tatsächlich dazu entschieden mich zu bekämpfen? Also gut, wenn es dein Wunsch ist. Dies ist auch eine Möglichkeit der neuen Zeit zu entkommen. Ich liebe dich wie einen eigenen Sohn. Deswegen werde ich dich töten, um dich vor der Zukunft zu bewahren.“, versprach er. Kevin schauderte. Baal schien völlig den Verstand verloren zu haben. Er war noch schlimmer, als er ihn in Erinnerung hatte. Dann geschah das Undenkbare. Was ab diesem Augenblick geschah, war für Kevin einfach nur unwirklich. Baal tauchte vor ihm auf und noch bevor Kevin agieren konnte wurde er fest am Hals gepackt. Er versuchte sich zu befreien, doch seine Kräfte versagten den Dienst. Aus irgendeinem Grund konnte er sein Amulett nicht mehr aktivieren. Er wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Und selbst wenn, was wäre es gewesen? Niemals hätte er Baal um Gnade angefleht. Kevin wurde immer schwärzer vor Augen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis er das Bewusstsein verlor. Kevins Freunde begannen sich in der Zwischenzeit ernste Sorgen zu machen. „Das sieht ihm gar nicht ähnlich.“, brummte Jas. Emma sah ihn strafend an. „Na gut, es sieht im absolut ähnlich, aber ihr habt selbst erzählt, dass er ein Überlebenskünstler ist. Ich meine nicht, dass er in einen Kampf geraten ist, aber…“, Dann beschloss Jas lieber die Klappe zu halten. „Wo könnte er hin sein?“, fragte Emma nun. „Er ist vor einer Stunde gelandet. Wo kann er in dieser Zeit hingegangen sein?“ Weder Jas noch Claire wussten eine Antwort darauf. „Was ist mit dieser Lagerhalle?“, fiel Emma nun ein. „Was sollte er dort wollen?“, erwiderte Claire sofort. „Vielleicht glaubt er noch irgendwelche Hinweise zu finden!“, warf Jas ein. Während Emma und Jas es für eine gute Idee hielten dort nachzusehen, war Claire absolut dagegen. „Wir sollten lieber warten bis er kommt. Wenn dann niemand da ist, macht er sich vielleicht unnötige Sorgen.“, meinte sie. Emma war anderer Ansicht. „Also gut, du bleibst hier. Jas und ich sehen in der Lagerhalle nach.“, entschied sie. Claire wollte widersprechen, kam aber nicht dazu. Emma rannte zur Tür hinaus und Jas konnte Claire nur anlächeln und seiner Freundin dann nachlaufen. Auf dem Weg verständigte Jas noch Connor. Es konnte nicht schaden, jemand dabei zu haben, der kämpfen konnte. „Sag mal, was ist das zwischen dir und Claire?“, traute sich Jas zu fragen. Emma sah ihn unsicher an. „Keine Ahnung. Was ist zwischen dir und Claire?“, fragte sie spitz. Jas gab sich geschlagen. Emma hatte inzwischen immer noch nicht herausgefunden, was sie so an Claire störte. Das Feuer Sofort als Kevin bemerkte, dass er wieder zu sich kam sprang er auf. Mit einem Male war er hellwach. Er nahm eine Abwehrhaltung ein und musterte die Umgebung. Es überraschte ihn zwar, aber er schien sich nicht mehr in der Lagerhalle zu befinden. Er hatte in einem Bett gelegen, welches sich in einem kleinen, staubigen Raum befand. Dieser bestand lediglich aus schwarzem, kaltem Stein. Es gab kein Fenster, dafür aber eine Tür. Sie war aus Metall und schien und gab kein Licht von außen preis. Kevin versuchte sie zu öffnen, aber vergebens. Er wollte sein Amulett aktivieren, erkannte aber, dass er es nicht mehr trug. Hatte Baal es ihm abgenommen? Warum hatte er ihn nicht getötet? Eines stand fest. Kevin war eingesperrt worden. Der Raum erinnerte ihn an ein altes Burgverlies. Wieder klopfte er mit beiden Händen an die Tür und schrie. Plötzlich verstummte er aber. Er nahm Schritte wahr. Vor der verriegelten Tür stoppten sie. Er hörte wie ein Schlüssel gedreht wurde. War das etwa Baal? Die Tür schwenkte nach außen auf und vor Kevin tauchte eine düstere Gestalt auf. Sie trug alte, graue Kutten. Ihr Gesicht wurde von einem Bart völlig versteckt. Wer war dieser merkwürdige Kerl? Gehörte er zu Baal? „Was willst du?“, fuhr ihn der Fremde an. „Raus.“, konnte Kevin nur sagen. Der Fremde sah ihn schief an. Dann wollte er die Tür wieder schließen, aber Kevin schob sich dazwischen. „Was soll das? Schlaf weiter!“, brüllte ihn der Fremde an. Kevin wusste nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Der Fremde sah nicht feindselig aus, aber dennoch schwer einzuschätzen. „Ich weiß nicht wo ich bin, und wer du bist. Aber ich gehe jetzt.“, sprach Kevin entschlossen. Der Fremde verengte seine Augen und musterte Kevin auffällig. „Keine Witze!“, fuhr er ihn an. „Ich mache keine Witze.“, erwiderte Kevin ruhig. „Wo ist Baal und wie komme ich hier raus?“, fragte er, doch der Fremde unternahm keine Anstalten ihm zu antworten. Kevin drehte sich um und wollte gehen. Dem Fremden schien dies gar nicht zu passen. Er hielt Kevin unsanft zurück. Dieser packte den Arm seines Wärters und drückte ihn nach oben. Mit der anderen Hand verpasste er ihm einen Faustschlag in den Magen. Stöhnend ging er zu Boden. Kevin sah sich genauer um. Er befand sich in einer Art Höhlensystem. In regelmäßigen Abständen entdeckte er immer wieder verschlossene Türen. Er überlegte, ob er vielleicht eine öffnen sollte, entschied sich aber dagegen. Kevin rannte bis zum Ende des Ganges, der in einer großen Halle endete. Moment! Er kannte diese Halle. Er war bereits einmal hier, doch im ersten Augenblick fiel ihm nicht ein wann. Zum Nachdenken blieb ihm auch keine Zeit. Von hinten hörte er Stimmen. „Er ist abgehauen!“, schrie jemand. Kevin ordnete sie dem merkwürdigen Typen zu. Er schien Verstärkung bekommen zu haben. Kevin rannte in die Halle und suchte nach einem Ausgang. Er versagte. Der einzige Ausgang aus der Halle war der Raum, aus dem er gekommen war. Was sollte er unternehmen? Wenn er zurücklief, fiel er seinen Entführen in die Hände. Dann erblickte Kevin doch einen zweiten Ausgang. Die Halle besaß keine Decke und schien mehrere Meter nach oben zu gehen. Kevin wollte Klettern, aber ohne sein Amulett machte er sich wenig Hoffnung. Schon beim ersten Anlauf krachte er unsanft zu Boden. Es war zu spät. Mindestens ein Dutzend Typen in grauen Kutten war in die Halle gestürmt. Die meisten von ihnen hatten Waffen, die sie Kevin entgegen streckten. Dieser hielt sich die linke Hand vors Gesicht. „Waffen runter.“, befahl nun jemand. Kevin nahm den arm wieder herunter, um sehen zu können wer diese Kerle befehligte. Ein dürrer, schickgekleideter Mann schob sich durch die Menge. Kevin erkannte ihn auf den ersten Blick. „Heh!“, rief er überrascht. Jetzt fiel ihm auch ein wo er war. Stumm starrte er auf den Gott der Unterwelt. Es stimmte also. Baal hatte ihn getötet. „Warum bist du nicht in deinem Zimmer?“, fragte Heh unsanft. Kevin konnte nicht sofort antworten. „Ich… bin wirklich tot?“, fragte er nach. Heh verzog eine Miene. „Ja, das bist du. Und eigentlich müsstest du es sogar wissen.“, sprach er. Kevin schüttelte stumm den Kopf. „Ich erinnere mich, dass ich von Baal angegriffen wurde, aber an mehr nicht.“, antwortete er. Heh überlegte kurz, ob er dem Glauben schenken konnte. „Ein Gedächtnisverlust? Also gut, ich glaube dir fürs Erste.“ „Wie bin ich in dieses Zimmer gekommen? Als ich das erste Mal gestorben bin war in einem Gang und wurde zu Euch geführt.“, erinnerte er sich. An Hehs Gesichtsausdruck erkannte er, dass er auch er unwissend war. „Was meinst du mit ‚Das erste Mal’?“, hakte er nach. Kevin wunderte sich, dass Heh sich nicht mehr erinnerte. „Vor zirka zwei Jahren wurde ich getötet. Ich bin in die Unterwelt gekommen und musste mich diesem Test mit der Waage unterziehen. Dann habt ihr mich zu diesen Statuen gebracht. Diese haben entschieden, dass ich wieder leben dürfe, wenn ich dieses Ungeheuer… Ammut besiege!“, erzählte Kevin stotternd. Heh sah ihn noch ungläubiger an. „Ich weiß nicht wovon du redest. Wer einmal tot ist, kommt nicht mehr zurück in die Welt der Lebenden.“, erwiderte er. Kevin glaubte sich verhört zu haben. „Aber natürlich. Ich bin zurückgegangen und habe zwei weitere Jahre gelebt!“, redete er auf Heh ein. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Unmöglich. Ich erinnere mich an dich. Die Waage hat zu deinen Gunsten entschieden. Sie meinte, du wärst rein genug, um deine Seele nach Earu, dem Paradies zu schicken. Das Abbild deines Körpers wurde in diesem Raum aufbewahrt. Du hast zwei Jahre in Earu verbracht.“, machte ihm Heh klar. Kevin zeigte sich vollkommen verwirrt. Er verstand die Welt nicht mehr. „Was ist mit Emma? Jas? Connor und Claire?“, fragte er aufgebracht. Heh musterte ihn. „Das hast du alles geträumt. Du hast die Unterwelt seitdem nicht verlassen. Du warst die letzten zwei Jahre glücklich, nicht wahr?“, hakte er nach. Kevin konnte nur nicken. „Das ist das Geheimnis von Earu. Du hast alles nur geträumt.“, verriet er. Das versetzte Kevin den Schock seines Lebens. „Was heißt das? Dass Emma und meine Freunde nicht real sind, oder was?“ Heh bejahte, doch Kevin glaubte ihm kein Wort. „Ich gehe!“, sagte er festentschlossen. „In deinen Raum?“, fragte Heh nach. „Nein!“, schrie Kevin. „Ich die Welt der Lebenden.“ Heh seufzte. „Das ist unmöglich. Du scheinst, dass was du in Earu erlebt hast für real zu halten. Normalerweise ist das nicht so. Ich habe keine Erklärung, warum du plötzlich aufgewacht bist.“, gestand er. Kevin wusste nicht, was er als nächstes tun sollte. „Du kannst vorerst wach bleiben, bis wir die Lösung dafür herausgefunden haben. Danach wirst du jedoch wieder nach Earu zurückkehren.“, stand für Heh fest. Kevin weigerte sich jedoch. Das alles musste eine Falle sein, ganz bestimmt. Allerdings hatte er Heh bis jetzt vertraut, warum sollte er ihn belügen. Aber dass Emma und die anderen nur ein Traum waren, war noch unwahrscheinlicher. Für Kevin war es unmöglich diese Option in betracht zu ziehen. Heh schickte seine Männer fort und reichte Kevin sie Hand. Dieser nahm sie misstrauisch entgegen. Heh schloss seine Augen und verharrte in dieser Position. Kevin wagte es nicht etwas zu sagen. „Aha!“ meinte er und schlug sie wieder auf. „Du hattest einen Alptraum. So was kommt nur selten, sehr selten vor.“, erklärte er. Kevin berichtete ihm von seinem Kampf mit Baal. „Was passiert jetzt?“, wollte er wissen. Heh sah ihn lange an. „Geh zurück in dein Zimmer. Es tut mir Leid, aber deine Erlebnisse waren wirklich nur ein Traum. Versuch wieder einzuschlafen.“, schlug er vor. Zuerst wollte Kevin nichts davon hören, folgte aber Hehs Rat. Er befand sich in der Unterwelt und es gab keinen Fluchtweg. Selbst wenn er die letzten zwei Jahre geträumt hatte, könnte er immer noch dahin zurückkehren. Kevin lag stundenlang in dem Bett. Von Schlafen konnte keine Rede sein. Der Vermummte hatte ihn wieder eingeschlossen. Kevin fielen langsam tatsächlich die Augen zu, bis er etwas krachen hörte. Sofort hastete er zur Tür und presste sein Ohr dagegen. Sie wurde wieder aufgesperrt. Kevin erwartete den Vermummten, doch es war….Connor! „Du?“, fragte Kevin verdutzt. „Wir haben keine Zeit, Emma und Jas warten in der Nähe.“, erzählte er ihm. Kevin wollte fragen war vor sich ging, doch Connor drängte ihn hinaus. Er zerrte Kevin in die andere Richtung des Ganges. Dieser spaltete sich bald auf und Connor musste selbst etwas grübeln, welcher den der Richtige sei. „Connor, was geschieht hier?“, fragte Kevin abermals. „Heh arbeitet für Baal. Er hat dich in dieUnterwelt gebracht, obwohl du noch lebst.“, erklärte dieser. Kevin nahm diese Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Es war also tatsächlich eine Lüge! Emma und die anderen existierten wirklich! Aber welchen Grund hätte Heh für Baal zu arbeiten? Kevin fiel keiner ein. Er und Connor hörten Schreie. Hehs Leute waren ihnen dicht auf den Fersen. „Wohin?“, fragte Kevin, doch Connor wusste es nicht. Die beiden nahmen den Gang, der vor ihnen lag und rannten weiter. Sein Ende ließ auf sich warten und ihre Verfolger nahmen an Tempo zu. Die beiden sahen sie bereits als sie das Ende erreichten. Sie erkannten einen Ausgang. Ein großes Loch war in den Stein geschlagen worden. Dahinter war es finster. „Kevin!“, war Hehs Stimme zu hören. Kevin bereitete sich darauf vor zu kämpfen. „Ich kenne die Wahrheit!“, schrie er Heh entgegen. „Welche Wahrheit? Du hast dich von einer bösen Seele heimsuchen lassen.“, sagte dieser und deutete auf Connor. Kevin sah ihn unbeholfen an. Connor grinste eigenartig. Dann verschwand er und nur ein schwarzer Nebel blieb übrig. Dieser huschte schnellstmöglich durch die Öffnung in der Mauer. „Er kehrt nach Daut zurück.“, sagte Heh erleichtert. Kevin sah dem Wesen verwirrt nach. „Das… war nicht Connor?“ Heh schüttelte den Kopf. „Diesen Connor gibt es nur in deinen Träumen. Genau wie deine anderen Freunde. Dieser böse Geist wollte dich nach Daut bringen, um dir deine Energie zu entziehen.“, klärte Heh auf. Kevin brach zusammen. Er spürte, dass er zu weinen begann. So etwas hatte er zuletzt als Kind getan. Damals war Claire schwer verletzt worden und Kevin hatte Baals Hilfe in Anspruch genommen. Dieser hatte ihm versprochen, nie mehr weinen zu müssen. Hehs Leute brachten ihn zurück in sein Zimmer und Kevin schlief tatsächlich ein. Zum zweiten Mal erwachte er in der kalten Zelle. Er wollte gegen die Tür klopfen, ließ es dann aber bleiben. Was sollte er schon tun? Er war tot. Er war die ganze Zeit tot gewesen. Er hatte sich Emma nur eingebildet. Eigentlich war das logisch. Wie sollte er in der Wirklichkeit so ein Mädchen wie Emma finden können? In Kevin wuchs die Verzweiflung. Alles was er tun konnte, war wieder einzuschlafen. Selbst wenn er wieder leben könnte, wäre dies nur ohne Emma möglich. Nein! Kevin verbannte diesen Gedanken. Er wollte in seine alte Welt zurück, und das hieß wieder einschlafen. Er legte sich wieder in sein Bett, als die Tür aufgeschlossen wurde. Kevin erhob sich nicht mal. Bis er Connor sah. Er sprang auf und schlug auf ihn ein. „Verdammt verschwinde!“, brüllte er ihn an. Connor schreckte verdutzt zurück. „Was zum Teufel hast du? Spinnst du?“, fragte ihn dieser aufgebracht. „Du bist nicht real!“, erwiderte Kevin kühl. „Ich bin… was nicht?“, hinterfragte Connor. „Du bist nur eine Seele, die meine Energie haben will.“, warf ihm Kevin vor. Connor legte fürsorglich seine Hand auf Kevins Stirn. Dann riss er ihn einfach mit sich. Kevin wehrte sich, doch Connor ließ nicht von ihm ab. Mühsam schleifte er ihn auf den Gang hinaus, in Richtung Thronsaal. Dort warteten allerdings Heh und seine Leute auf die zwei. „Der Geist! Er ist zurück!“, berichtete er Heh stockend. Dieser nickte nur und gab seinen Leuten ein Zeichen. Connor ließ von Kevin ab, da er alle Mühe hatte sich Hehs Leute vom Hals zu halten. Er rief seine Waffe und streckte mehrere Krieger gleichzeitig nieder. „Verdammt Kevin hilf mir!“, forderte ihn Connor auf. Kevin dachte nicht daran. Er hielt Connor nicht für real. Connor hatte es geschafft Hehs Leute zu besiegen doch nun stellte sich ihm der Gott selbst entgegen. „Verschwinde dorthin zurück, wo du hergekommen bist!“, forderte er ihn auf. Connor grinste ihm entgegen. „Das werde ich. Aber nicht ohne Kevin.“, stand für ihn fest. Heh griff ihn an und Connor wurde zurückgeschleudert. Heh war eindeutig der Stärkere. Kevin sah nur zu, bis ihm Connor etwas zurief. „Kevin, das hier ist nur eine Illusion! Hilf mir verdammt noch mal.“, flehte er. Erst als Heh zum tödlichen Schlag ausholte unternahm Kevin etwas. Er rief sein Schild und ließ die Klinge ausfahren. Es hatte funktioniert. Er hatte sein Amulett verloren, aber seine Waffe rufen können. Das sprach für Connors Version. Er griff Heh an, und dieser bemerkte die Attacke zu spät. Er schrie auf und löste sich dann in Nichts auf. Kevin half Connor hoch. „Was jetzt?“, fragte er. Connor grinste und verpasste ihm eine Ohrfeige. Kevin wurde durch Connors Hilfe wieder wach. Diesmal wirklich. Er blickte sich um und fand sich in der Lagerhalle wieder. Um sich herum entdeckte er Connor, Emma und Jas. „Was zum Teufel…“, fragte er verdutzt. Connor konnte ihm sie Sache erklären. „Baal hat dich einer Illusion unterzogen, um dich auf seine Seite zu ziehen. Wir haben dich bewusstlos hier liegen sehen und ich bin in deine Gedanken eingedrungen. So konnte ich dich zurückholen.“, berichtete er. Kevin konnte das alles immer noch nicht fassen. „Dieser Scheißkerl.“, knurrte er nur. „Bist du verletzt?“, fragte die neben ihm kniehende Emma. Kevin schüttelte den Kopf. „Am besten wir gehen auf Nummer sicher.“, schlug Connor vor. „Wir bringen dich in deine Wohnung zurück.“ „Was gibt es?“, wandte sich Baal überrascht an Harmachis. „Ich weiß, dass wir kein Treffen vereinbart haben, aber Kevins Freunde haben ihn ausfindig gemacht. Wahrscheinlich durchkreuzen sie Euren Plan.“, sah sich das Mädchen gezwungen mitzuteilen. Baal schien dies weniger aufzuregen. „Wir haben noch genügend Versuche übrig. Was ist mit dem Feuer?“, hakte er nach. Harmachis hatte gute Neuigkeiten. „Ich denke er ist bereit. Ich werde ihn zu Euch bringen.“, meinte sie und wollte gehen. Baal hielt sie aber noch zurück. „Ich habe noch einen Auftrag für dich.“, sagte er. Harmachis hörte aufmerksam zu. „Wenn du zurück bist… wirst du den Wind töten.“, befahl er. Harmachis reagierte darauf mit Verwirrung. „Carol? Aber sie gehört doch zu uns.“, erinnerte sie den Gott. Baal nickte. „Ja, aber es muss getan werden. Wir haben die Erde, den Wind, das Licht und das Feuer. Und ich weiß wo sich die Dunkelheit befindet. Zuerst dachte ich daran das Wasser zu opfern, aber nun habe ich mich für den Wind entschieden.“, berichtete er. Harmachis erkannte keinen Sinn in der Sache. „Ich dachte wir brauchen alle 6 Elemente für das Projekt.“, meinte sie. Baal brummte. „Nicht ganz. Die große Kraft, welche die Realität verändern kann ruht gleichmäßig in diesen 6. Nur wenn ein Ungleichgewicht entsteht gerät diese Kraft ins Schwanken. Erst dann erreicht sie ihre Vollkommenheit. Aus diesem Grund muss der Wind sterben.“, erklärte er. Harmachis nickte und versprach den Befehl sofort auszuführen. Sie hatte dieses Mädchen in den letzten Wochen kennengelernt. Dennoch musste sie Baal dienen. Das einzige, was sie beschäftige war, wie Bryan darauf reagieren würde. Kevin wachte erst Mittag des nächsten Tages auf. Ausgeschlafen fühlte er sich aber nicht. Claire war nicht in der Wohnung, als aufstand. Er entdeckte nur einen Zettel, auf dem stand, dass sie zu Jas unterwegs war. Kam es Kevin nur so vor, oder spielte sich etwas zwischen den beiden ab? Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er blickte auf die große Wanduhr und beschloss bei Jas vorbeizugehen. Er verspürte den Wunsch über die letzten Ereignisse zu reden. Außerdem wollte er Connor seine Informationen zukommen lassen. Kevin fühlte sich immer noch nicht gut, ihn in die Sache mitreinzuziehen, allerdings hatte er ihm gestern das Leben gerettet. Er startete seinen Wagen und brauchte etwa 20 Minuten bis zu Jas. Er wohnte nicht weit von der Uni entfernd. Trotzdem hatte ihn Kevin erst zweimal besucht. Er stieg aus und klingelte. Niemand öffnete. Er war scheinbar nicht zu Hause, aber wo war dann Claire? Plötzlich spürte Kevin ein warmes Gefühl auf seiner Brust. Sein Amulett reagierte auf etwas. Suchend blickte er sich um und entdeckte den Ursprung. Ein Paket war vor die Haustür gestellt worden. Kevin untersuchte es, und riss das Papier ab. Es war zwar an Jas adressiert, jedoch konnte es auch gefährlich sein. Kevin staunte nicht schlecht, als er ein anderes Amulett im Inneren vorfand. „Kevin.“, hörte er die erstaunte Stimme von Jas hinter sich. Kevin drehte sich um und hielt noch immer das Amulett in Händen. „Ich glaube ich hab da was zu erklären.“, stotterte Jas. Kevin war derselben Meinung. Jas schloss die Tür auf und bat seinen Freund hinein. Er wollte ihm etwas zu trinken anbieten, doch Kevin wollte sofort reden. Jas begann damit, ihm von seiner misslungenen Schwimmkarriere zu erzählen und wie das Amulett dafür verantwortlich gewesen war. Kevin schwieg. „Alles ok?“, fragte Jas vorsichtig. Sein Freund nickte ruhig. „Ich denke an etwas, was Sepa mal gesagt hat. Das Schicksal hat einen schlechten Humor.“, sagte er. Jas verstand was er meinte. Es war natürlich ein ungeheurer ‚Zufall’, dass Kevins bester Freund ebenfalls eines der alten Amulette geerbt hatte. „Du sagtest, du hättest es weggegeben?“, hakte Kevin nach. Jas bejahte. „Schon, aber da diese komischen Typen aufgetaucht sind, dachte ich, ich müsse zurückholen um dir im Kampf beizustehen.“ Jas hatte mit vielem gerechnet, aber nicht, dass Kevin ihm einen Kinnhacken verpasste. „Spinnst du völlig? Das ist kein Spiel, sondern ernst. Schon zu viele sind gestorben, weil sie diese dummen Steine benutzt haben!“, redete er auf ihn ein. Jas schluckte. „Dann sind wir uns also doch ähnlicher als manche sagen würden. Du bist mein Freund, und ich will nicht, dass dir etwas passiert. Genauso ist es bei Emma.“, sagte Jas leise und sah Kevin dabei nicht mal an. Dieser beruhigte sich. „Seit wann reden wir nichtmeht?“, fragte er nun. Jas war darüber überrascht. „Ich weiß, ich hätte dir sofort davon erzählen sollen, als du aus deiner Vergangenheit erzählst hast.“, gab er zu. „Und du hast dir einen Bart wachsen lassen. Darüber hast du mich auch überrascht.“, ergänzte Kevin. Jas grinste. „Ja, das stimmt, ich dachte er sehe cool aus.“, meinte er. Kevin hinterfragte, warum er ihn dann wieder abrasiert hatte. „Daran ist eigentlich deine Schwester schuld.“, antwortete Jas lächelnd. Noch bevor Kevin nachhaken konnte, klingelte es. Jas öffnete die Haustür und starrte in Bryans Gesicht. Kevin erkannte die Gefahr sofort und stürmte zu seinem Freund. Bryan lächelte den beiden so freundlich zu, dass ein Vorbeigehender nichts Böses vermuten konnte. „Ganz ruhig, Superheld. Verhalte dich ruhig und deinem Freund passiert nichts.“, warnte er und streckte seine Hand Jas´ Brust entgegen. Dieser stockte der Atem. „Lass ihn los, du willst mich.“, warf ihm Kevin entgegen. Zu seiner Überraschung schüttelte Bryan den Kopf. „Tut mir Leid, diesmal nicht. Baal hat mir aufgetragen deinen kleinen Freund zu ihm zu bringen.“, verriet er. Kevin konnte nicht glauben, was er hörte. „Egal was er von ihm will, er wird nicht mit dir gehen.“, sagte er stur. Bryan wollte aber keine Widerrede hören. „Ich habe nicht den Auftrag ihm etwas anzutun. Dennoch mache ich dir einen Vorschlag. Baal will dich genauso. Wenn ihr beide mit mir geht passiert euch nichts. Und du kannst währenddessen auf deinen Freund aufpassen, Kevin.“, schlug Bryan vor. Kevin wollte ablehnen, doch Jas war schneller. „Einverstanden.“, erwiderte er. Bryan nickte erleichtert. Jas machte Kevin auf seine linke Hand aufmerksam. Darin hielt er immer noch sein Amulett. Kevin wusste, dass Jas sich wehren wollte, fand das aber töricht. Jas hatte sein Amulett noch nie zum Kämpfen benutzt. Draußen wartete eine Limousine und Bryan deutete den beiden einzusteigen. Widerwillig folgten die beiden. Kevin, Jas und Bryan zwängten sich auf die Rückbank. Wer den Wagen fuhr konnten sie nicht feststellen. Die ganze Fahrt über redeten sie kaum ein Wort. Nur Kevin fragte zweimal wohin die Fahrt ginge, doch Bryan schwieg. Nach einer Stunde stiegen sie aus. „Ich habe noch eine Überraschung für euch. Falls ihr Anstallten zu fliehen macht, oder töricht genug seid, mich anzugreifen, hat Carol ein Geschenk für euch.“, grinste er und öffnete die Wagentür! „Jas!“, hörten die beiden Jungen Claire schreien. Hinter ihr stand Carol und bedrohte sie mit ihrer ‚Speer-Hand’. Kevin stürzte sich sofort auf Bryan, doch Jas brachte ihn wieder zur Besinnung. Sie durften Claire nicht in Gefahr bringen. „Das wirst du bereuen!“, flüsterte Kevin Bryan noch zu. Carol blickte Kevin überrascht an. Offensichtlich hatte sie nur Jas erwartet. „Ein kleines Bonusgeschenk für Baal.“, grinste Bryan hämisch und deutete auf einen Höhleneingang. Kevin erschauderte. War es etwa die Höhle, in der Baal mit seinem früheren Wirt lebte? War es das Gewölbe, das Kevin früher als Trainingsort gedient hatte. Immer wieder blickte er zu Bryan und Carol. Wenn einem der beiden ein Fehler unterlief, musste er ihn ausnutzen. „Tut mir Leid, dass das hier passiert.“, raunte er Claire zu. Diese sah ihn ängstlich an. Was würde nun mit den Dreien passieren? Kevin, Jas und Claire gingen voraus, während Bryan und Carol behutsam auf ihre Geiseln aufpassten. „Was haben sie vor?“, raunte Jas seinem Freund unauffällig zu. Dieser hätte ihm gern geantwortet, wusste es aber auch nicht. „Wenn sie uns töten wollten, hätten sie es bereits getan.“, flüsterte er. Jas empfand die Antwort nicht wirklich als Zufriedenstellend. „Aber du hast doch einen Plan?“ Kevin grinste ihn lediglich an. Die Höhlenwände wurden breiter und endeten in einer großen Halle. Kevin hatte sich vorhin also nicht getäuscht. Hier wurde er als Kind trainiert. Dass er jetzt wieder hier war, jagte ihm Angst ein. „Endlich.“, hörte er Baals Stimme. Als er Kevin erblickte, sah er zu Bryan. „Ohne ihn ging es nicht.“, erwiderte dieser. Baal verstand. „Also gut…“ Noch bevor Baal weiterreden konnte, ergriff Kevin die Chance. Er ließ sein Schild mit der Klinge erscheinen und stürzte sich auf Bryan. Da sich dieser zwischen Kevin und Baal gestellt hatte, war es ein leichtes ihn von hinten zu packen und die Klinge auf seinen Hals zu richten. Baal lachte auf. „Immer noch der Alte.“, schien er sich sogar über die Situation zu amüsieren. Kevins Plan war einfach. Er hatte erkannt, dass Bryan und Carol ein Paar waren. Wenn er damit drohte Bryan etwas anzutun, würde Carol Claire ohne Zögern laufen lassen. Anders lag die Sache, wenn Baal sie einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, wie ihn damals. Kevin ging das Risiko trotzdem ein. „Jas bleib dich bei mir.“, rief er seinem Freund zu. Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen. „Ihr habt es gehört!“, sagte Kevin und sag abwechselnd zu Carol und zu Baal. Kevins ehemaliger Lehrer trat näher, doch Kevin meinte es ernst. „Was deinen Freund Jas angeht: Ihn kann ich nicht laufen lassen. Vor fünf Jahren habe ich etwas in ihn eingepflanzt, das bald gedeihen wird. Und was deine Schwester angeht: Lassen wir sie doch selbst entscheiden.“, schlug er vor. Kevin wusste nicht, was er mit seinen Äußerungen meinte. Claire enternde sich nun von Carol, ohne, dass diese auch nur einen Finger rührte. Hatte Kevin etwa gewonnen? „Bleib bei mir.“, sprach Kevin, doch Claire spazierte einfach an ihm vorbei. Er riss entsetzt die Augen auf, als er sah, dass sich Claire vor Baal verbeugte. Damit hatte er nicht gerechnet. „Claire, was machst du da? Komm ihm nicht zu nahe!“, warnte ihr Bruder. Claire sah ihm direkt in die Augen. Was war das? Diesem Blick hatte sie ihm noch nie zugeworfen. Er widersprach völlig dem Charakter, den Kevin in den letzten Tagen bei seiner Schwester festgestellt hatte. Er war kalt und voller Verachtung. „Verdammt Kevin!“, schrie sie. „Ich habe mich so gefreut, dich wiederzusehen. Warum musstest du mich verraten? WARUM?“, begann Claire beinahe zu heulen. Kevin verstand die Welt nicht mehr, und Bryan nutzte das aus. Er riss sich aus seiner Umklammerung und huschte zu Carol. „Claire, was passiert hier?“, fragte Kevin abermals. „Sie gehört zu ihm.“, sagte Jas leise. Kevin blickte ihn an, konnte es aber nicht glauben. „Was meinst du mit verraten?“, erkundigte er sich. Claire schnappte hörbar nach Luft. „Baal sagte mir, ich könne dich besuchen. Du würdest dich uns bald wieder anschließen. Darauf habe ich mich gefreut. So fürchterlich gefreut! Aber jetzt muss ich erfahren, dass du unseren Gott betrogen hast! Was ist aus dir geworden?“, bombardierte sie ihn mit der Wahrheit. Kevin war machtlos etwas zu sagen. Dann kam die Erkenntnis. Baal hatte sie einer Gehirnwäsche unterzogen. „Wie lange? Wie lange siehst du Baal schon als deinen Gott?“, fragte er so ruhig wie möglich. Claire antwortete sofort darauf. „Gleich nachdem er meine Verletzungen geheilt hat. Unser alter Gott wäre nie auf die Idee gekommen so etwas zu tun.“, erzählte sie. Kevins Herz schlug immer schneller. Also seit ihrer Kindheit. „Ich habe mich Baal angeschlossen, um dein Leben zu retten. Ich habe gelitten, damit du leben kannst!“, warf er ihr vor. Claire reagierte nicht. „Baal hat dir erlaubt an seiner Seite zu kämpfen. Du solltest ihm unendlich dankbar sein und ihn und mich nicht verraten!“ Baal legte fürsorglich seine Hand auf Claires Schultern. „Bleib ruhig und konzentrier dich.“, bat ihn Jas. „Das da vorne ist eine völlig andere Person, als die, die ich die letzten Tage kennengelernt habe. Sie war gutmütig und witzig. Das da vorne ist jemand anders.“ Kevin wusste nicht, was er sagen sollte. „Wie du siehst hat sich deine Schwester für die richtige Seite entschieden.“, meldete sich Baal nun wieder. „Jetzt passiert folgendes: Claire und Jas bleiben hier. Bryan und Carol werden dich nach draußen begleiten.“, erklärte Baal. Davon wollte Kevin absolut nichts hören. „In deinen Träumen. Claire magst du vielleicht einer Gehirnwäsche unterzogen haben, aber Jas werde ich beschützen.“, stand für ihn fest. Baal nahm ihn nicht ernst, sondern schlug seine Hände zusammen. Er begann etwas auf in einer fremden Sprache zu murmeln. „Ich habe noch das Amulett.“, flüsterte Jas seinem Freund zu. „Nein!“, flüsterte Kevin zurück. Jas war jedoch zu starrköpfig, um auf seinen Freund zu hören. Er ergriff die Kette des Amuletts mit beiden Händen und schlang es um seinen Hals. Bryan entging das natürlich nicht, also bereitete er sich auf einen Kampf vor. „Nein!“, zischte ihm Claire zu. Baal murmelte weiter merkwürdige Sätze. „Wie bekomme ich so ein cooles Teil wie du?“, spielte Jas den Selbstsicheren. „Jas, verdammt, ich sagte dir, du sollst es nicht tun. Wenn sie dich als Gegner ansehen, kann es gefährlich werden.“, schnauzte ihn Kevin an. „Keine Angst Bruderherz. Er wird sich nicht gegen uns erheben. Eher wird er sich uns anschließen.“, verkündete Claire. Kevin stutzte. Was meinte sie? Die Antwort folgte auf dem Fuße. Jas´ Beine versagten ohne Vorwarnung den Dienst. Er griff sich an die Kehle, da er scheinbar keine Luft mehr bekam. Kevin stürzte zu seinem Freund, ließ seine Feinde aber nicht aus den Augen. Jas hustete sich die Seele aus dem Leib. Dann brach er bewusstlos zusammen. Die Augen Gottes In den letzten Stunden war Kevin gezwungen gewesen zuzusehen wie seine Schwester von Baal einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Doch der Höhepunkt des Tages stand noch bevor. Kevin hatte erleichtert festgestellt, dass Jas noch atmete. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass Baal für seinen Zustand verantwortlich war. „Was hast du mit ihm gemacht?“, warf er ihm an den Kopf. „Ruhe!“, wies ihn Claire zurecht. „Er muss sich konzentrieren. Diese Beschwörungsformel soll dazu genutzt werden, um in Jas das Feuer zu wecken.“, verriet sie. Kevin wusste zuerst nicht, was sie meinte, doch dann durchzuckte es ihn wie einen Blitz. Kaum hatte Baal sein gruseliges Gebet beendet, stöhnte Jas auf. Kevin kam ihm sofort zu Hilfe und reichte ihm die Hand. Jas starrte sie zuerst unsicher an, schlug sie dann aber weg. Kevin kam ein grauenvoller Verdacht. Als er Jas´ Gesicht sah, erstarrte er. Keine Spur von Angst oder Zweifel war darin zu finden. „Nicht… du auch noch.“, brachte Kevin grade noch heraus. Jas brauchte etwas, um sich zu Recht zu finden. Sofort ergriff er sein Amulett und nahm es ab. Er presste seine Hand fest zusammen und Kevin sah zu, wie sich der – sonst als unzerstörbare – Stein in Kohle verwandelte. Jas ließ ihn fallen und griff Kevin ohne Vorwarnung an. Dieser konnte zum Glück ohne Schwierigkeiten ausweichen, dennoch spürte die Luft, die Jas´ Faust erwischt hatte. Sie war erhitzt. Das hatte Claire also mit ‚Feuer’ gemeint. „Sehr gut!“, sprach Baal nun. „Damit währen wir fast komplett.“, stellte er zufrieden fest. Kevin blickte ihn hasserfüllt an. „Du wirst es vielleicht schon erraten haben, aber ich bin deinem Freund bereits vor Jahren begegnet. Ich habe seine Seele auserwählt, um mit der von Harendotes, dem Feuer zu verschmelzen. Damit sind bereits Vier der Sechs heiligen Patak zu mir zurückgekehrt.“ Kevin war unschlüssig. Nicht nur Claire schien nicht mehr wie sie selbst denken zu können, sondern auch Jas war nun jemand anders. Vor ein paar Minuten hatte er noch Jas als Unterstützung jetzt war er aber allein. Für Kevin war das nichts ungewöhnliches, besonders nicht in Kämpfen. Aber sollte er wirklich gegen seine Schwester und seinen besten Freund antreten? Er wollte sie nicht verletzen, aber irgendwie musste er beide zur Besinnung bringen. Allerdings konnte nur einer die zwei von den Seelen der Patak befreien. Baal. Aber wie sollte Kevin ihn dazu bringen? Er hatte alle Karten in der Hand, und er wusste, dass Kevin niemals Claire und Jas angreifen würde. „Es ist schön, wieder da sein. Erlaubt mir den übrigen Feind zu beseitigen.“, bat Jas nun Baal. Dieser verweigerte ihm allerdings die Freude. Kevin schnaubte. Was Jas und Claire für ihn waren, schien er für Baal zu sein. Dieser Gedanke war scheußlich. „Gib Jas frei!“, verlangte er von dem Jungen, der seinem Freund so ähnelte. „Tzz. Keine Angst, ich bin noch Jas. Ich habe seine Erinnerungen und seinen Geist. Und seine Schwäche. Aber das Feuer hat einen neuen Krieger erschaffen.“, verriet er. Kevin wollte nichts weiter hören. Er wollte einfach nur den Geist von Harendotes aus Jas herausholen. Dann würde sein Freund wieder normal werden. Und dann war Claire an der Reihe. Würde es bei ihr auch so einfach funktionieren? „Kevin, ich bitte dich jetzt zu gehen.“, säuselte Baal. Kevin glaubte nicht recht was er hörte. „Spinnst du total? Ich verschwinde erst, wenn die beiden wieder die Alten sind!“, schrie er. Baal knurrte. „Das wird nicht geschehen. Ich werde meine Kinder nicht noch einmal verlieren. Das Selbe gilt für dich.“, fuhr er Kevin an. Dieser entschied sich zu einer Verzweiflungstat. Er ließ seine Klinge erscheinen und griff den Gott an. Claire schob sich vor ihn, als wäre es das Selbstverständlichste. Kevin brach den Angriff natürlich ab. Baal grinste, da er triumphiert hatte. „Wie du siehst, sind die, die du liebst nun auf meiner Seite. Wenn du sie behalten willst, kehre zu mir zurück. Ich werde dir deinen Verrat verzeihen.“, bot er an. „Du bist einfach nur Widerwärtig.“, fand Kevin. „Jas, du weißt wo es hingeht.“, rief Baal nun über Kevins Rücken seinem Freund zu. Dieser nickte und begann damit sich fortzuteleportieren. Kevin sollte ihn stoppen, griff aber ins Leere. „Verdammt!“, brüllte er. „Eine Sache noch.“, meinte Baal. Claire, du hast noch etwas zu erledigen, danach komm in unser neues Versteck.“, trug er Kevins Schwester auf. Diese nickte, und Baal verschwand selbst. Bryan reagierte etwas verwirrt. „Baal hat uns nicht aufgetragen, was weiter passieren soll.“, gab er seine Unwissenheit zu. Claire lächelte ihn an. „Greif Kevin an. Keine Angst, ich passe inzwischen sogar auf deine Freundin auf.“, sagte sie und legte ihren Arm freundschaftlich um Carol. Diese blickte Bryan unsicher an. Der Junge nickte und wandte sich Kevin zu. „Komm nur her!“, schien dieser besonders wütend zu sein. Kaum griff Bryan seinen Feind an, hörte er einen kläglichen Schrei von Carol. Er drehte sich um, und achtete dabei auch nicht, was Kevin unternahm. Er wurde kreidebleich, als er sah, dass Carol zusammengesunken auf dem Boden lag. Auch Kevin konnte nicht glauben, was passiert war. Claire hatte plötzlich ein Messer in der Hand gehalten und es Carol in den Rücken gerammt. Es war schaurig gewesen, vor allem, da niemand damit gerechnet hatte. „Wir sehen uns bald wieder.“, warf sie Kevin zu und verschwand dann selbst. Wahrscheinlich an den Ort, an dem bereits Baal und Jas auf sie warteten. Aber warum tötete sie Carol und ließ Bryan zurück. Kevin, der wusste, dass die beiden einander liebten, wusste was Bryan gleich durchmachen würde. Er ließ seine Waffe verschwinden, da diese nicht mehr notwendig sein würde. Bryan war zu Carol gestürzt und hatte sofort die tödliche wunde entdeckt. Er zog das Messer ohne Vorwarnung heraus und versuchte seine Freundin wach zu halten. „Carol! Carol!“, schrie er entsetzt. „Bryan…“, bekam das Mädchen gerade noch heraus. Obwohl beide seine Feinde waren, bedauerte Kevin die Situation. Er kannte jetzt den Grad, von Claires Gehirnwäsche. Die Gewissheit, dass er und seine Schwester dasselbe Schicksal erlitten hatten, war grauenvoll. Er sah zu, wie Carol in Bryans Armen starb. Er tat nun etwas, was er selbst für human hielt. Er näherte sich Bryan und schlug auf dessen Nacken. Bewusstlos sank er zusammen. Er sah zu Carol und seufzte. Wenn Bryan aufwachte, würde die Gewissheit zurückkehren. Kevin wollte Information von ihm. Wenn nötig, wollte er diese sogar durch Folter erzwingen. Aber würden diese bei Bryans Schmerzen auch Erfolg bringen? Er packte Bryan und teleportierte sich und ihn fort. In seiner Wohnung legte er den Bewusstlosen auf seinen Coach und kontaktierte Connor und Emma. Er musste ihnen die schrecklichen Neuigkeiten mitteilen. Claire war währenddessen zu Baal und Jas zurückgekehrt. „Was ist mit ihm?“, fragte sie zögernd, als sie sah, dass Jas scheinbar Schmerzen hatte. „Keine Sorge, es ist nichts weiter. Der Junge braucht nur etwas, um sich an seine neue Aufgabe zu gewöhnen.“, beruhigte Baal sie. „Was… geschiet weiter?“, war ihre nächste Frage. Die drei befanden sich in einem Hochhaus. Dem Ausblick nach in einem der oberen Stockwerke. Ein Großteil der Stadt war überschaubar. „Du meinst das Projekt? Du hast den Wind getötet, das Projekt tritt in die nächste Phase ein.“, provezeite er. Claire stutzte. „Was ist mit Bryan?“, wollte sie wissen. Baal brummte. „Er wird zurückkehren, keine Angst. Im Moment hasst er mich zwar, aber das wird sich legen.“, erklärte er. Claire zweifelte daran, ließ es sich jedoch nicht anmerken. „Und Kevin?“, lenkte sie das Gespräch auf ihren Bruder. „Kevin!“, rief Baal laut. „Mein Schüler wird ebenfalls zu uns stoßen. Früher oder später. Eher früher, da er immer noch glaubt dich und Jas zu bekehren. Was die heiligen Patak angeht: Die Dunkelheit ist bereits auf dem Weg hierher. Und das Wasser wartet darauf abgeholt zu werden.“, erzählte er. Claire kniete sich vor Baal hin. „Ich werde mich sofort auf die Reise begeben.“, versprach sie. Baal schüttelte den Kopf. „Nein. Jas soll das machen.“, befahl er. Die Gedanken des Jungen wurden klarer. „Nein! Ich will gegen Kevin kämpfen!“, fuhr er Baal an. Claire zog sofort ihr Messer und hielt es Jas an die Kehle. Dieser reagierte nicht. „Wenn du unseren Gott noch einmal anschreist wirst du es bereuen!“, drohte sie ihm. Baal musste grinsen. Er hatte sich die beiden gefügig machen können. „Nein, Jas, du wirst das Wasser abholen. Das wird deine Feuertaufe. Kevin läuft dir nicht davon.“, meinte er. Jas beugte sich nur widerwillig diesem Befehl. „Unten wartet eine Limousine, welche dich in eine andere Stadt bringen wird. Das Wasser wartet auf dich.“, erklärte er. Jas nickte gehorsam und verabschiedete sich. „Seit Ihr sicher, Jas kann so eine Aufgabe schon bewältigen?“, fragte Claire vorsichtig. Baal schien sich aber keine Sorgen zu machen. „Das Feuer ist sehr temperamentvoll. Dennoch wird Jas meinen Befehl ausführen und wir werden bald komplett sein.“ „Wo ist er jetzt?“, erkundigte sich Connor nach Bryan. Kevin zögerte, zeigte dann aber auf sein Schlafzimmer. „Einer sollte ihn bewachen.“, schlug Connor vor. Kevin fand das unnötig. „Der Einzige, den er bekämpfen will, wenn er wieder wach ist, wird Baal sein. Für uns stellt er keine Gefahr mehr dar.“, versicherte er. „Aber Jas!“, warf Emma bereits zum vierten Mal ein. „Ich werde ihn zurückholen, ganz bestimmt. Genauso wie Claire!“, machte er ihr Mut. Emma schnaubte ärgerlich. „Wieso Claire? Sie hat uns doch erst in diese Situation gebracht!“, erinnerte sie. Das Mädchen erinnerte sich wieder an Claires merkwürdige Blicke. Warum hatte sie Kevin nicht davon berichtet? Hätte er etwas unternommen? Vermutlich nicht, er war einfach zu blauäugig. „Baal hat sie ebenfalls einer Gehirnwäsche unterzogen. Sie mag für Jas´ Wandel verantwortlich sein, aber sie hat es nicht absichtlich getan. Ich kenne sie, und weiß, dass das nicht sie selbst war.“, meinte er energisch. Emma sah ihn durchdringend an. „Aber… du kanntest sie nur als Kind. Menschen können sich verändern.“, sagte sie leise. Kevin verstand nicht ganz. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er. „Wenn Baal sie bereits von kleinauf beeinflusst hat, hat sie sich genau wie du entwickelt. Das heißt, sie kann nicht mehr zu dem kleinen Mädchen werden, an das du dich erinnerst. Selbst wenn wir sie von Baals Bösartigkeit überzeugen können, braucht sie genauso lange wie du um Unabhängig zu werden.“, antwortete Connor für Emma. Kevin wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Dann vernahmen alle Drei ein Stöhnen. Es kam aus Kevins Schlafzimmer. Carol erschrak fürchterlich, als Bryan mit Begleitung des Schwarzen zurückkehrte. Zuerst dachte sie, er hätte Bryan als Geisel genommen, doch dieser schien freiwillig bei ihm zu sein. „Es ist alles gut.“, beruhigte er seine Freundin. Carol sah das aber anders. „Dieser Typ hat gerade einen Menschen umgebracht!“, warf sie ihm an den Kopf. Einige Passanten drehten sie zu der Gruppe um und musterten sie argwöhnisch. Bryan bat Carol mitzukommen. Zuerst weigerte sie sich, wollte Bryan dann aber doch vertrauen. Als er sie jedoch in eine enge Gasse zog und Sobek ihnen folgte, wurde sie wieder unschlüssig. „Ich habe dieses Insekt nur beseitigt, um euch beide zu schützen. Ich wollte mit deinem Freund sprechen. Er hat darum gebeten, dich mitnehmen zu dürfen.“, verriet Sobek, den Bryan kurz zuvor vorgestellt hatte. „Wohin?“, fragte Carol eiligst. „Zu Baal.“, verriet Sobek nach einer kleinen Pause. Damit war Carols Frage nicht wirklich beantwortet. Sobek streckte seinen Arm aus, und bat die beiden ihn zu ergreifen. Während Bryan sofort folgte, zögerte Carol. Sobek blickte dem Jungen zu. Dieser griff nach Carols Hand und Baals Diener begann mit der Teleportation. Die Drei fanden sich in einer Art Stollen wieder. Carol ließ Bryans Hand nicht los und folgte Sobek, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er führte die beiden in eine große Halle, in der sich noch jemand befand. Er sah etwas alt und gebrechlich aus. Das gruseligste Merkmal war jedoch seine weiße Maske, die nichts vom Gesicht preisgab. „Baal?“, wandte sich Bryan an Sobek. Dieser antwortete nicht, sondern bat sie näher zu treten. „Sehr gut, Sobek. Du darfst dich jetzt entfernen.“, trug ihm der Maskenmann auf. Dieser folgte dem Befehl sofort und verschwand. Baal machte anstallten aufstehen, was ihm aber schwer zu fallen schien. „Ich will solche Kräfte wie Sobek.“, sprudelte es aus Bryan heraus. Baal musterte ihn. „Was geht hier vor?“, fragte Carol ängstlich. Anstatt Bryan erhob Baal seine Stimme. „Dein Freund möchte dich anscheinend beschützen können. Er möchte Kraft, die ich ihm sogar geben kann und möchte. Genau wie dir, Mädchen. Ihr werdet die Seelen der Erde und des Windes bekommen.“, sprach er. Für Carol hörte sich dies wie das Geschwätz eines Verrückten an. Baal torkelte zu einer Truhe, öffnete sie und holte etwas heraus. Er schritt zu Bryan und Carol und diese erspähten zwei farbige Glaskugeln. Eine war braun und die andere farblos und durchscheinend. „Wenn ihr diese beiden in euch aufnehmt, werdet ihr unbesiegbar. Wie entscheidet ihr euch?“, fragte er fordernd. Bryan schluckte und griff nach der braunen Perle. Kaum hatte er sie berührt, wurde sie von seiner Hand absorbiert. Erschrocken zog er sie weg, doch die Perle war bereits in seinen Körper getaucht. Bryan spürte die neue Kraft bereits in sich. Erwartungsvoll blickte er zu Carol. „Nein, ich nehme diese Dinger nicht.“, sagte sie bestimmt. Bryan aber wollte, dass sie stark genug war, um sich zu schützen. Deswegen redete er solange auf sie ein, bis sie zustimmte. Auch sie absorbierte die Perle und wurde stärker. Baal grinste zufrieden. „Sehr gut, meine Kinder. Ihr seid jetzt meine Zukunft.“, sagte er. Das war das erste an was sich Bryan erinnerte. ER hatte sie dazu gebracht die Perle anzunehmen. ER war für Carols Tod verantwortlich. Diese Erkenntnis, schockte ihn. Er wollte sie beschützen, und hatte alles falsch gemacht. Diese Kraft, hatte sie ihr Leben gekostet. Baal hatte sie und ihn verraten. Warum wusste er nicht. Er war Baal dankbar gewesen, und er hatte Carol töten lassen. Aber er hasste ihn nicht. Zumindest noch nicht. Jetzt beschäftige ihn nur die Erkenntnis von Carols Tod. Er konnte weder weinen, noch schreien. Er war vor einigen Minuten erwacht, bewegte sich aber nicht. Vor seinen Augen sah er immer noch, wie er Carol in den Armen hielt, als sie starb. Er hörte wie die Zimmertür geöffnet wurde. Er hatte noch nicht einmal realisiert, wo er sich befand. Er sah Kevin und Connor eintreten, die ihn stumm ansahen. Connor bereitete sich auf einen Kampf vor, während Kevin gar nichts tat. „Bitte.“, stöhnte Bryan. „Tötet mich.“ Connor blickte ihn überrascht an. „Er erinnerte sich wieder.“, erklärte Kevin. Nun erkannte auch Connor, dass Bryan keine Gefahr mehr darstellte. „Warum tötet Baal einen seiner Leute und lässt einen anderen völlig fertig zurück?“, fragte Connor verdutzt. Kevin konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Genauso wenig glaubte er, dass Bryan ihnen irgendetwas verraten konnte. „Er weiß vielleicht, nichts über Baals Pläne, aber sicher wo sich dieser im Moment befindet.“, meinte Connor. Kevin stimmte ihm zu. „Trotzdem. Er wird nicht reden. Das Einzige, womit wir ihm drohen können, wäre der tot, aber darum bittet er uns ja sogar.“ Connor verstand. „Ich gehe.“, sagte er schließlich. „Wohin?“, fragte Kevin erwartend. Connor griff nach seinem Amulett. „Baal trägt doch auch eines von diesen Dingern oder? Es wird reagieren, wenn ich in seine Nähe komme.“, schlug er vor. Kevin hielt dies für eine Schnapsidee. „Du müsstest durch ganz London laufen. Außerdem wissen wir nichtmal, ob er sich noch in der Stadt befindet.“, meinte er. Connor ließ sich aber nicht von seinem Plan abbringen. „Egal, es ist die einzige Chance, die wir haben.“, sagte er bestimmt. Kevin nickte und war ihm sogar dankbar. Die beiden verließen das Schlafzimmer und ließen den unter Schock stehenden Bryan allein zurück. Connor verabschiedete sich und machte besonders Emma große Hoffnungen etwas zu finden. Kaum hatte er die Wohnung verlassen, umarmte Emma Kevin zärtlich. „Es tut mir Leid.“, flüsterte der Junge. Emma schüttelte den Kopf und erzählte von ihrem Gefühl. „Niemand ist dafür verantwortlich.“, sagte sie. Kevin war anderer Ansicht. „Doch! Und zwar Baal. Und ich werde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen.“ Emma sah ihn unsicher an. Soviel Wut hatte sie lange nicht mir bei ihm gesehen. Dann wanderte ihr Blick zum Schlafzimmer. „Was ist mit diesem Bryan?“, fragte sie. Kevin seufzte. „Er hat das verloren, was er am meisten geliebt hat. Wenn ich mir vorstelle, dass du…“, begann er, doch Emma schnitt ihm den Satz ab. „Mir geht es aber gut! Und du musst dir um mich keine Sorgen machen.“, redete sie auf ihn ein. Kevin nickte. „Trotzdem. Solange Baal sein Unwesen treibt, möchte ich, dass du gehst. Fahr einfach ein paar Tage weg.“, schlug er vor. Emma war aber strikt dagegen. „Kommt nicht in frage. Du brauchst mich jetzt. Ich muss auf dich aufpassen, sonst machst du sicher wieder etwas Dummes.“, stand für sie fest. Kevin lächelte sie dankbar an und drückte sie an sich. Jas hasste seinen Auftrag. Er sollte ein Mädchen namens Eve abholen und zu Baal bringen. Das hätte auch jeder Lakai machen können, und das wusste Baal auch. Wollte er ihn testen? Seine Loyalität überprüfen? Noch etwas bereitete Jas Sorgen. Sein anderes Ich, schien stark zu sein. Der alte Jas kämpfte mit ganzer Macht gegen ihn an. Aber noch konnte er ihn unterdrücken. War das der Grund für Baals Misstrauen? Die Fahrt hatte mehrere Stunden gedauert. Jas wusste nicht, wo er sich befand, aber er hatte London mit Sicherheit verlassen. Der Wagen stoppte und Jas riss die Tür auf. Er hasste den Gedanken, an die Rückfahrt, mit der er noch mehr Zeit verschwenden würde. Er hatte eine Menge neuer Fähigkeiten, doch da er seinen Zielort nicht kannte, half auch eine Teleportation nichts. Er bereute es nicht, dass er sein Amulett vernichtet hatte. Es war einem anderen Gott als Baal gewidmet und somit Müll. Jas sah sich um und erblickte einen Jahrmarkt. Er schien geschlossen zu sein, was nicht zuletzt das Eisentor verriet. Jas griffen nach dem Schloss und ließ es in seiner Hand schmelzen. Er riss das Tor auf und betrat das Gelände. Die Zelte waren zusammengeklappt und Wohnwagen waren nebeneinander gereiht. Jas wusste nicht, welcher der Richtige war, weshalb er sich den Erstbesten vornahm. Der Mann, der ihn bewohnte musterte ihn misstrauisch. Jas Augen gaben etwas Gefährliches wieder, weswegen der Mann auch nicht nach dem unbefugten Betreten fragte. Jas erkundigte sich nach einem Mädchen, zwischen 13 und 16. „Du meinst sicher die kleine Eve. Das ist die Tochter unseres Magiers, such einfach nach einem blauen Wohnwagen, dann wirst du fündig.“, erhielt er die Antwort. Ohne sich zu Bedanken ging Jas weiter. Der Mann sah ihm stirnrunzelnd nach. Der blaue Wohnwagen war schnell gefunden und Jas klopfte an. Ein älterer Herr mit einem Umhang, der vor aufgemalten Sternen überquoll, öffnete ihm. „Ja?“, fragte höfflich. „Ich möchte zu Eve.“, erwiderte Jas höfflich, aber bestimmt. Der Magier schien zu überlegen, ließ ihn dann aber ein. Er rief seine Tochter und Jas sah zum Ersten Mal seine Zielperson. Ein junges Mädchen, mit Rock und Schleife im Haar kam hinter einem Vorhang hervor. Ihre Gesichtszüge waren allerdings alles andere als kindlich. Sie blickte ernst und betrachtete Jas von allen Seiten. „Lass uns bitte allein.“, bat sie ihren Vater. Dieser zögerte erst, verließ dann aber den Wohnwagen. „Du bist also das Wasser.“, sagte Jas zufrieden. Eve nickte. „Und du das Feuer.“, erwiderte sie. „Wenn du alles weißt, muss ich ja nichts erklären. Begleite mich einfach.“, sprach Jas. Doch Eve setzte sich einfach. Sie nahm einen Stapel Karten vom Tisch und legte sie auf. „ Für so was haben wir keine Zeit.“, behaarte Jas, doch Eve ließ sich von nichts abbringen. Sie legte ein paar Karten verdeckt und drehte sie der Reihe nach um. „Tut mir Leid.“, sagte sie schließlich. „Ich kann noch nicht mir dir gehen.“, verriet sie. Das war allerdings nicht das, was Jas hören wollte. „Dieser Befehl stammt von Baal.“, erklärte er. Eve nickte verständnisvoll. „Trotzdem. Selbst Baal muss sich dem Schicksal unterordnen. Meine Zeit ist noch nicht gekommen. Ich kann erst zu euch stoßen, wenn ihr eine große Schlacht gewonnen habt.“, erzählte sie. Jas knurrte verärgert. Er hatte von Baal den Auftrag bekommen sie mitzubringen. Aber sollte er sie verletzen, wenn sie sich weigerte. „Sprich… doch einfach noch mal mit Baal. Er wird die Sache verstehen.“, meinte Eve. Jas seufzte. Er konnte nicht sofort Kontakt mit seinem Gott aufnehmen. Auch auf die Gefahr hin weitere lange Autofahrten machen zu müssen, verabschiedete er sich von Eve. „Wir sehen uns wieder.“, meinte er und sprang aus dem Wohnwagen. Eve drehte eine weitere Karte um. „Hm… Wie es aussieht werden wir uns wohl nicht wiedersehen.“, sprach sie und machte ein bekümmertes Gesicht. „Was heißt das er ist weg?“, fragte Kevin verdutzt. Emma hatte die Tür zum Schlafzimmer einen Spaltbreit geöffnet und entdeckt, dass Bryan verschwunden war. Kevin konnte sich selbst ohrfeigen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Bryan so schnell wieder auf den Beinen war. „Ich dachte, er würde nach seinem Schock erstmal trauern. Jetzt weiß ich, dass er diese Phase übersprungen hat und auf der Suche nach Baal ist. Dieser Idiot! Selbst wenn er ihn findet, wird er getötet werden.“, sagte Kevin ärgerlich. „Was unternehmen wir jetzt?“, hakte Emma nach. Kevin hatte bereits einen Entschluss gefasst. „Ich suche ihn. Du wartest hier auf eine Nachricht von Connor.“, erklärte er. Emma war einverstanden. „Und er ist sicher nicht gefährlich?“, fragte sie sicherheitshalber nach, Kevin schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn er jemanden angreift, dann Baal oder Claire. Aber gegen mich hat er jetzt sicher nichts mehr. In Irgendeinerweise sind wir jetzt sogar Verbündete.“ Baal war natürlich weniger erfreut zu hören, dass Jas seine Aufgabe nicht erledigt hatte. „Hätte ich sie mit Gewalt herbringen sollen?“, erkundigte sich Jas gehorsam. Baal trat zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. „Nein, es ist schon in Ordnung. Ob sie heute oder morgen zu uns stößt, ist nicht relevant. Solange die Dunkelheit nicht eingetroffen ist, kann sich das Wasser Zeit lassen. Aber morgen wird es endlich soweit sein.“, erzählte er. Jas und Claire horchten auf. „Die Dunkelheit wird morgen eintreffen? Ist das sicher?“, fragte Claire überrascht. Baal bejahte. „Ja, und dann sind wir komplett. Da wäre natürlich noch Bryan, aber das dürfte kein Problem sein. Jas, deine Zeit ist gekommen. Dein Wunsch wird wahr werden, du darfst dich mit deinem ehemaligen Freund messen.“, verriet er. Jas schnitt eine freudige Grimasse. Der alte Jas kämpfte nur, weil er Kevin als Vorbild hatte. War dieser jedoch tot, würde die Seele von Harendotes siegen. „Ich gehe sofort.“, versprach er, doch Baal hielt ihn zurück. „Nein, er wird zu uns kommen. Und er wird direkt in eine Falle laufen. Ich werde ihn und seine Freunde persönlich zu uns einladen. Allerdings… habe ich mich für unser altes Versteck entschieden. Dieses hier muss noch für das Ritual vorbereitet werden. Heute Abend werden Kevin und seine Mitstreiter zu uns kommen. Während Jas sich um Kevin kümmert, beseitigst du seine lästigen Freunde.“, trug er Claire auf. Diese nickte stumm. Dann verschwand Baal. Die letzte Schlacht rückte also näher. „Kannst du nicht aufpassen?“, fuhr Bryan eine Frau an, als sie dieser anrempelte. Er machte einen Versuch sich zu entschuldigen, brachte aber lediglich die erste Silbe heraus. Die Frau war schon wieder weitergegangen. In seinem Kopf spukte nur ein einziger Gedanke. Er wollte Baal finden. Er wusste nicht, wo er suchen sollte, aber er musste sich rächen. Aber konnte er in seinem Zustand überhaupt kämpfen? Er blickte zum Gehsteig der anderen Straßenseite. Dort war gerade ein Vogel gelandet, die Art konnte Bryan nicht bestimmen. Der Vogel tänzelte zu einem seiner Artgenossen, der regungslos auf dem Beton lag. Bryan spekulierte, dass ihn wohl ein Auto erwischt haben musste. Der lebende Vogel hopste immer wieder um den toten herum. Anscheinend glaubte er, dass sein Freund noch lebte. Er piekste ihn mit dem Schnabel, und als er sich nicht rührte flog er einfach weg. Bryan fühlte plötzlich eine ungeheure Schwäche in sich auskommen. Seine Beine gaben nach und er stürzte. Es gelang ihm nichtmal sich mit den Händen abzustützen. Zum ersten Mal realisierte er, dass Carol wirklich tot war. Er begann zu weinen und schaltete seine Umgebung vollkommen ab. Immer wieder liefen Menschen an ihm vorbei, die ihn aber nicht groß beachteten. Er würde Carol nie wider sehen und ihr Tod war seine eigene Schuld. Er nahm nichtmal mehr war, dass sich Kevin über ihn beugte und hochhalf. Er schlang Bryans linken Arm um seine Schulter und begann ihn zu tragen. Kevin dachte daran, wie er den Jungen noch vor wenigen Tagen ausschalten wollte. Jetzt war ihm jedoch bewusst, dass er genau wie er selbst ein Opfer von Baal war. Er wusste, dass Bryan noch nicht soweit war, um wieder zu kämpfen, trotzdem würde er ihn mitnehmen, wenn Baal das nächste Mal auftauchen würde. In seiner Wohnung erlebte Kevin dann eine Überraschung. Connors Suche war größtenteils erfolglos verlaufen. Er kam sich dabei auch etwas dumm vor, da Kevin recht gehabt hatte. Es war unmöglich Baal in einer Stadt wie London so einfach zu finden. Er wollte gerade aufgeben, als sein Amulett doch noch reagierte. Connors Herz schlug schneller. Baal musste sich demnach in einer Nähe befinden. Connor rannte los, bekam aber schnell Angst. Was wenn er Baal gefunden hatte? Allein wäre er zu schwach, um gegen ihn zu bestehen, dass wusste er. Er wollte Kevin kontaktieren, aber was, wenn Baal dann verschwand? Es war die einzige Chance Jas und Claire zu finden, er musste das Risiko eingehen. Immer stärkere leuchtete das Amulett. Connor hielt vor einem U-Bahn Abgang. Er schluckte und rannte dann die Treppe hinunter. Fünf Stufen vor der unterirdischen Haltestelle, stoppte er. Baal stand ganz ruhig da. „Das wurde auch langsam Zeit.“, brummte er ungeduldig. Connor stockte. Er hatte ihn also erwartet. Es war scheinbar eine Falle gewesen. „Du hättest auch zu uns kommen können.“, spielte er nun den Unerschrokenen. Darauf sprang Baal leider nicht an. Er roch seine Angst. „Um etwas klarzustellen. Du interessierst mich am allerwenigsten. Ich will Kevin und er wird zu mir kommen!“, verriet er. Connor knurrte. „Warum sollte er?“, hakte er nach. Baal drehte sich um. „Wegen seiner Schwester und seinem Freund. Er soll mich bei Sonnenuntergang in dem alten Stollen treffen, richte ihm das aus.“, sprach er und wollte gehen. Connor nutzte die Chance, aktivierte seine Waffe und schoss zwei seiner antiken Sterne auf Baal ab. Diese trafen ihn aber nicht mehr. Er hatte sich bereits fortteleportiert. Zurück blieb ein unsicherer Connor. Exodus „Wieso ist er nicht in seinem ähhh deinem Zimmer?“, fragte Connor, als er Bryan auf der Coach sitzen sah. Dieser würdigte ihn keines Blickes. Kevin erklärte ihm die Station in Stichworten. Connor würgte ihn in der Mitte ab, um ihm von Baal zu erzählen. Ohne Vorwarnung sprang Bryan auf und ergriff Connors Hemdkragen. „Wo ist er?“, fragte er wutentbrannt. Kevin versuchte ihn zu beruhigen, während Connor fortfuhr. „Er will sich mit uns treffen. Heute Abend, in seinem alten Versteck.“, berichtete er. Bryan stürmte sofort los. Niemand hätte ihn mehr aufhalten können. „Wir folgen ihm besser. Es kann nicht schaden, wenn wir etwas früher am Treffpunkt sind.“, meinte Connor. Kevin stimmte ihm zu. „Ich nehme an, ich bleibe hier?“, fragte Emma trotzig. Kevin bejahte und beteuerte, dass es ihm Leid tat. Er würde Jas so schnell wie möglich zurückholen. „Nehmen wir deinen oder meinen Wagen?“, fragte Connor, doch Kevin drängte sich bereits hinaus. Emma blickte ihm sorgvoll hinterher. „Keine Angst, ich pass auf ihn auf.“, beruhigte sie Connor, bis auch er zur Tür hinaus war. Jas´ Schicksal war bereits ungewiss, und jetzt begab sich auch noch Kevin in Gefahr. Seufzend begab sie sich zur Küche. Sie trank ein Glas Wasser, ließ es aber fallen, als sie Claire erblickte. Das Glas zerschellte am Boden. „Was…?“, stotterte sie. Claire lächelte sie verschwörerisch an. „Wir brauchen dich noch für eine kleine Falle.“, verriet sie. Auf den ersten Blick lag der Eingang zum alten Stollen ganz ruhig da. Niemand war zu sehn. Selbst von Bryan war keine Spur zu erkennen. Alles wirkte friedlich. Es dämmerte bereits, und Kevin und Connor näherten sich unruhig dem Eingang. Sie hatten doch länger für die Fahrt gebraucht, als sie einstudiert hatten. „Sie sind auf jeden Fall da drinnen.“, sagte Kevin aufgeregt. Connor brummte. „Jas´ Sprüche gehen mir zwar meistens auf den Senkel…. Aber ich helfe dir ihn wiederzubekommen.“, grinste er. Kevin nickte dankbar. Sie waren genauso unruhig und vorsichtig wie letztes Mal, als sie den Sollen betreten hatten. Baal würde wahrscheinlich in seiner Halle auf die beiden warten. Zielstrebig, marschierten sie darauf zu. Sie waren bald angekommen, mussten aber feststellen, dass Baal selbst sich noch nicht hatte blicken lassen. Dafür fanden sie Bryan vor. „Mist! Er ist nicht da!“, fluchte er. Weder Kevin, noch Connor antworteten darauf. Alle drei waren zu früh zum Treffen erschienen. Sie warteten noch mehrere Minuten. Kevin blickte auf seine Uhr, und erkannte, dass die Sonne bereits untergegangen sein musste. Er wollte etwas sagen, spürte dann aber das gruselige Gefühl, dass er immer bekam, wenn Baal in der Nähe war. Kaum hatte er es ausgesprochen erschien dieser wie aus dem Nichts. Er war allein. „Baal!“, brüllte Bryan wutentbrannt. Er rannte auf ihn zu und griff ihn an. „Nicht!“, rief Kevin warnend. Baal brauchte nur seine Hand zu heben, um Bryan fortzuschleudern. Es war traurig, doch der Junge hatte keine Chance gegen seinen Schöpfer. Dennoch stand er sofort wieder auf. Schmerzen schien er zu ignorieren. „Warum? Ich will eine Antwort!“, schrie er. Baal zeigte sich gelassen. „Gut ich gebe sie dir.“, antwortete er. „Carol musste sterben, damit das Gleichgewicht der Patak schwankt. Die Kraft der sechs heiligen Krieger darf nicht konstant bleiben, sondern muss ihre Energie ausströmen lassen.“ „Oh man, redet er immer so einen Müll?“, fragte Connor ungläubig. „Leider.“, erwiderte Kevin. Bryan sah Baal entsetzt an. „Das ist der Grund? Das ist der Grund, warum du Carol getötet hast?“, fragte er weiter. Baal schien es nicht für notwendig zu halten noch mal dieselbe Antwort zu geben. „Sie ist für ihren Gott gestorben. Euren Gott.“, sagte er nur. Bryan spuckte vor ihm auf den Boden. „Ich habe mich Euch nur angeschlossen, weil ich Sicherheit für Carol wollte.“, erzählte er. „Dann verrätst du mich?“, wollte Baal wissen. Bryan wurde noch wütender. „Nein, Ihr habt uns verraten! Dafür werdet ihr jetzt sterben!“, brüllte er und griff erneut an. Ein weiteres Mal, wurde er abgewehrt. Bryan krümmte sich und wollte wieder aufstehen. Dann bemerkte er, dass sein rechtes Bein nicht mehr wollte. Entweder war es gebrochen, oder etwas anderes lag vor. Kevin beugte sich über ihn. „Du hast keine Chance gegen ihn. Wenn du ihn nochmals angreifst stirbst du. Oder… willst du das vielleicht? Hast du es so eilig zu Carol zu kommen?“, fragte er interessiert. „Nein! Ich werde erst sterben, wenn Baal in der Hölle schmort!“, erwiderte er. Kevin lächelte. „Gut! Dann warte hier. Ich kümmere mich um ihn.“, versprach er. Bryan hielt davon nichts. Er wollte aufstehen, konnte es aber nicht. So musste er Kevin das Schlachtfeld überlassen. „Ich will Claire und Jas.“, sagte er Baal direkt. Dieser schmunzelte. „Ich biete dir etwas anderes an.“, sprach er. Nun teleportierte sich auch Claire in die Halle. Entsetzt sah Kevin, dass sie Emma als Geisel mitgenommen hatte. Dieser wehrte sich, doch Claire hielt ihr ein Messer vor den Hals. Kevin sah die Angst in den Augen seiner Freundin und auch Connor war geschockt. „Kevin, sieh deine Schwester an! Du kannst sie nicht mehr retten!“, redete sie auf ihn ein. „Tja, was soll ich sagen, sie hat recht.“, stimmte ihr Claire zu. „Lass sie laufen! Du willst doch nur mich.“, warf Kevin Baal an den Kopf. Dieser blickte zu Emma und dann zurück zu Kevin. „Das ist nur allzu wahr. Stelle dich einem Kampf. Tritt gegen mich an! Ich verspreche dir, es wird ein ehrenvoller Kampf ohne Tricks. Egal, ob du gewinnst oder nicht, ich lasse deine Freundin auf jeden Fall laufen. Falls du gewinnst lasse ich dich zufrieden. Wenn du verlierst schließt du dich uns an.“, bot Baal an. Kevin zögerte. „Das ist verrückt! Lass ihn uns gemeinsam angreifen!“, schlug Connor vor. Kevin war dagegen. „Ist schon gut.“, sagte dieser. „Baal hat sich bis jetzt sein Wort gehalten. Ich werde ihn besiegen und der Spuk hat ein Ende.“ Connor hielt das für eine dumme Idee, doch Kevin war von ihr überzeugt. „Claire wird unsere anderen Gäste hinausführen. Nicht, dass noch einer deiner Freunde verletzt wird!“, säuselte Baal. Kevin war einverstanden. Claire trat zu Connor und bat ihn mitzukommen. „Ich warte auf dich.“, flüsterte er Kevin zu, welcher ihm zunickte. Bryan kämpfte sich mühsam hoch. Es fiel ihm alles andere als leicht, Kevin den Vortritt zu lassen. „Wenn du ihn nicht packst, bin ich an der Reihe!“, sagte er. Kevin akzeptierte das. Während Connor und Bryan vorausgingen, hielt Claire Emma noch als Geisel fest. Connor ließ sie nicht aus den Augen. Wenn sie einen Fehler machte, musste er dies ausnutzen. Kaum hatten die vier die Halle verlassen, aktivierte Kevin sein Amulett und rief sein Schild. „Du verlierst wohl keine Zeit.“, meinte Baal anerkennend. „Wissen sie es?“, fragte Kevin plötzlich. Baal sah ihn fragend an. „Was meinst du?“, hakte er nach. Kevin sprach erst nach einer kurzen Pause weiter. „Deine Diener. Claire und Jas. Wissen sie, dass du nicht Baal bist?“, wurde er genauer. Baal verstand noch immer kein Wort. „Was soll dieser Unsinn. Wer soll ich sonst sein? Nun gut ich habe einen anderen Körper, aber….“ „Nein.“, schnitt ihm Kevin den Satz ab. „Das ist es nicht. Es ist nicht nur ein anderer Körper. Ich gebe zu, zuerst hielt ich dich tatsächlich für Baal. Dein Verhalten, deine Erinnerungen. Ja, sogar deine Stimme klingt wie seine. Aber du bist es nicht. Du trägst nichtmal seine Seele in dir. Der echte Baal ist schon seit Jahren tot. Das erleichtert mich. Trotzdem erschauert es mich, wie gut du ihn kopieren kannst. Mandulis.“, sagte er selbstbewusst. Baal riss sich entsetzt die Maske herunter. Ein blasses, eckiges Gesicht wurde erkennbar. Kevin blickte seinen Trainer erstaunt an. Es war Mandulis, da bestand kein Zweifel. Das einzige, was sich geändert hatte, war die Länge seiner Haare. Sie waren über die Schulter hinweg gewachsen. Mandulis Augen waren kalt und leer. „Du hast mein Geheimnis also entdeckt, Respekt. Ich habe mir den Körper meines Dieners Mandulis für meine Rückkehr ausgesucht und…“ „Nein.“, würgte ihn Kevin abermals ab. Mandulis wurde zornig. „Du bist Mandulis, nicht Baal. Ich weiß nicht, warum du dich weiterhin verstellst. Ich spüre Baal nicht in dir. Ich weiß nicht, ob du verrückt bist und tatsächlich glaubst, dass du Baal bist. Auf jedenfalls gilt unsere Wette noch.“, meinte er. Mandulis wusste nicht, was er antworten sollte. Dann erinnerte er sich etwas, was bereits Jahre zurücklag… Bryan war sehr überrascht, als Claire sie in eine weitere Halle führte. Diese war ihm noch nie zuvor aufgefallen. „Kevin hat unser Angebot also angenommen.“, erkannte Connor Jas. Misstrauisch musterte er ihn. Kevin hatte nicht untertrieben. Vor ihm stand tatsächlich ein völlig anderer Mensch. Plötzlich hörte er hinter sich einen Aufschrei. Er drehte sich blitzschnell um, und erkannte, dass Bryan zusammensank. Entsetzt entdeckte er die Stichwunde in seinem Rücken. Auch Emma kreischte, doch Claire hielt ihr die Hand vor den Mund. Bewusstlos sank auch sie zusammen. Claire legte sie gegen die Höhlenwand und sah zu Jas. Connor hatte es geahnt. Es war eine Falle gewesen. Claire hatte Bryan ausgeschaltet. Er sah tot aus, doch vielleicht war ihm noch zu helfen. Doch Connor stand Claire und Jas gegenüber, Baals Zombies. Er durfte sie weder verletzen, noch den Kampf verlieren. Hochkonzentriert überlegte er seine nächsten Schritte. „Sag deinem Gott, er ist als nächstes and er Reihe!“, zischte Amun Mandulis zu, während er sein Schwert immer tiefer in den Körper des Feindes rammte. „Wir werden jeden von euch ausrotten, damit die letzte Schlacht nicht stattfinden kann.“, schwor er ihm. Er zog sein Schwert wieder heraus und würdigte Mandulis keines Blickes mehr. Amun ahnte nicht, dass er am Tag darauf in einen Kampf mit Sobek verwickelt werden würde. Diesen sollte er nicht überleben. Mandulis Sicht verschwamm. Er wusste er hatte verloren, und würde sterben. Er hatte seinen Gott enttäuscht, wofür er sich selbst hasste. Doch plötzlich vernahm er Schritte. Kam Amun zurück? Nein, es handelte sich um jemand anders. Ein Kind beugte sich nun über ihn. Mandulis sah es verwirrt an. Es sah schmutzig aus und trug nur eine graue Kutte. War das ein Todesengel, der ihn holen sollte? Das Kind, das nicht älter als 5 sein konnte blickte sich die Wunde an. „Möchtest du leben?“, fragte es den Sterbenden. Mandulis war so überrascht, dass er zuerst nichts sagen konnte. „Ja…. Ja ich möchte leben.“, erwiderte er dann. Das Kind nickte. „Warum?“, war seine nächste Frage. Mandulis überlegte sich die Antwort genau. „Ich darf noch nicht sterben. Ich muss meinem Gott dienen. Ich darf ihn nicht enttäuschen.“, erklärte er. Das Kind nickte abermals. Es presste seine Hände auf die Wunde und ließ sie heilen. Mandulis konnte seine Genesung nicht fassen. Eisig sah er das unheimliche Kind an. „Wer… wer bist du?“, wollte er wissen. „Ich bin du.“, antwortete es und löste sich schließlich in Luft auf. Mandulis spürte wie sein Amulett reagierte. Es war so, als wäre der Junge aus ihm gekommen. Mandulis kehrte vorerst nicht in Baal Versteck zurück. Er schämte sich und wollte sich einen Gegner suchen, um nicht als Versager zurückzukehren. Als er keinen fand, beschloss er doch die Höhle aufzusuchen. Es waren bereits einige Tage vergangen. Es kam ihm komisch vor, als er niemand anderen vorfand. Selbst Baal war nicht da. Dann erfuhr er die schreckliche Wahrheit, dass seine Mitstreiter und sein Gott tot waren. Mandulis überfielen Existenzängste. Was sollte er nun machen? Er hatte kein Ziel mehr. Dann fiel ihm eine von Baals Masken in die Hände. Er wusste nicht, warum er sie aufsetzte. Genauso wenig wusste er, warum er sie bis zum heutigen Tage nicht mehr abgenommen hatte… Mandulis strich sich schmerzend übers Gesicht. Woher kamen diese Erinnerungen? Er war nicht Mandulis, sondern Baal. Kevin versuchte ihn nur auszutricksen. Doch so leicht, ließ er sich nicht besiegen. „Spüre meinen Dreizack!“, schrie er, doch in seine Hand erschienen die zwei dreizackigen Messer. Er hatte noch nichtmal bemerkt, dass es nicht Baals Waffen waren. Er hatte nicht nur Claire und Jas eine Gehirnwäsche verpasst, sondern auch sich selbst. Kevin zweifelte nicht mehr daran, dass sein ehemaliger Trainer verrückt war. Er griff Kevin an und dieser benutzte sein Schild zur Abwehr. Mandulis war vielleicht verrückt, aber auch stark. Kevin ließ sein Klinge ausfahren und verlängerte sie. Diese Technik hatte er im Kampf gegen Bata erlernt, sie seitdem aber nicht mehr zum Einsatz gebracht. Er schwor sich, dass das Kämpfen bald ein Ende haben würde. Er würde Mandulis besiegen und seine Freunde retten. Mandulis Angriffe wurden immer energischer. Sein Messer durchschlug Kevins Schild und dieser wich zurück. Nun ließ er auch an seinem anderen Arm ein Schild erscheinen, wodurch er gleich doppelt bewaffnet war. Er verwandelte seine Klingen in Feuer und griff wieder an. „Du bist stärker geworden.“, meinte Mandulis. Kevin ging nicht darauf ein, sondern griff weiter an. Baal bzw. Mandulis wich ihnen jedoch immer mit Bravur aus. Er teleportierte sich weg und tauchte hinter Kevin wieder auf. Dieser duckte sich und schützte seinen Kopf mit seinen Schilden. Der Angriff ging ins Leere. Kevin wollte keine weitere Zeit verschwenden und wurde noch offensiver. Mandulis steckte alles in einen letzten Angriff. Er ließ seine Messer nach vorne sausen, und Kevin tat dem gleich. Die Spitze des Messers bohrte sich in Kevins Schulter. Dieser hatte große Mühe nicht auszuschreien. Mandulis aber war dazu gezwungen. Kevins Klinge hatte sich nämlich in seinen Magen gebohrt. Er torkelte zurück und sah Kevin bewundert an. „Mein Nachfolger…“, stammelte er, bevor er leblos zusammensank. Kevin trat zu ihm und schloss seine Augenlieder. „Keine Angst. Es war das letzte Mal.“, sagte er mehr zu sich selbst. Er ließ Mandulis liegen und lief dann los. Über seine Wunde dachte er erst gar nicht nach. Für ihn gab es nur ein Ziel. Seine Freunde retten! Connor hatte inzwischen beschlossen ein Versprechen zu brechen. Er hatte Kevin versichert, gut auf Emma aufzupassen. Dennoch stand er zwei Feinden gegenüber. Er wusste, dass Emma keine Gefahr für Claire und Jas war, und diese sie ignorieren würden. Deshalb rannte er los, direkt an Claire vorbei. Diese war zuerst überrascht, blickte, dann aber zu Jas. „Na los, hinterher! Ich warte hier auf Kevin.“, trug er ihr auf. Claire nickte und nahm die Verfolgung auf. Connor versuchte den Stollen auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Claire war dicht hinter ihn. Kurz vor dem Eingang hatte sie ihn eingeholt und griff ihn an. Für Kevin war es keine Schwierigkeit die zweite Halle zu finden. Jas lächelte ihn an, als er sie betrat. „Ich nehme an, du hast gewonnen.“, säuselte er. Kevin betrachtete ihn argwöhnisch. „Baal ist tot.“, sagte er dann. „Tzz.“, machte Jas nur. „Irrelevant. Wir haben uns. Wir brauchen Baal nicht, um das Projekt zu beenden.“, erklärte er. Kevins Blick wanderte zu Bryan, der leblos am Boden lag. „Und ihn braucht ihr nicht?“, fragte er fordernd. Jas antwortete nicht, sondern hob seine Faust. Diese entflammte ohne Vorwarnung. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen, Jas.“, sagte Kevin ganz ruhig und selbstbewusst. Jas entkam ein kurzer Lacher. „Dann wirst du draufgehen.“, meinte er spöttisch. Er sprang auf Kevin zu, stoppte aber kurz vor seinem Freund. Er kniff die Augen zusammen und stöhnte. „Kevin, bitte hilf mir!“, sprach er auf einmal gequält. „Jas!“, rief Kevin und stürzte zu seinem Freund. Zu spät erkannte er die Falle. „War nurn Joke.“, sagte ihm Jas ins Gesicht und schlug auf ihn ein. Die feurige Faust traf Kevins Magen und dieser taumelte hilflos rückwärts. Dein Freund steht völlig unter der Kontrolle des Feuers. Er wird darin verbrennen.“, provezeite Harendotes. Connor musste inzwischen feststellen, dass Claire doch stärker war, als sie aussah. Er wollte bereits zweimal seine Wurfsterne einsetzen, doch damit würde er Kevins Schwester verletzen oder sogar töten. Er könnte den Kampf mit einem direkten Treffer beenden, das wusste er. Kevin würde es ihm wahrscheinlich nie verzeihen, aber er musste handeln. Er schoss seine Sterne ab, doch Claire schien bereits damit gerechnet zu haben. Sie teleportierte sich weg und Connor wendete sofort. Doch hinter ihm war niemand. Er blickte über sich, doch Claire war verschwunden. Hatte sie sich zurück zu Jas teleportiert? Connor lief los, was sich aber schnell als Fehler erwies. Claire tauchte überraschend vor ihm auf. Connor riss die Augen auf, als er sah, dass sie direkt aus der Höhlenwand kam. Sie schien tatsächlich einige Talente zu besitzen. Auf den nächsten Angriff war Connor nicht vorbereitet. Mit einem gezielten Schlag, wurde er gegen den kalten Stein geworfen. Sein Kopf schien etwas abbekommen zu haben, da seine Sicht langsam verschwamm. Connor fluchte innerlich. Nein! Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden! Jetzt nicht! Claire würde ihn sofort töten, wenn er einfach hilflos dalag. Doch das unvermeidliche geschah. Connor verlor das Bewusstsein. Claire zog ihr Messer und schritt auf ihn zu. Sie wollte den Kampf gerade beenden, als sie einen Schrei aus der zweiten Halle vernahm. Sie wusste nicht, wem sie ihn zuordnen sollte, beschloss aber Connor vorerst in Ruhe zu lassen. Er stellte keine Gefahr mehr dar. „Zumindest verteidigst du dich.“, meinte Jas, als Kevin seinen Angriff mit seinem Schild abblockte. Dieser wollte Jas natürlich von seinem neuen Ich befreien, weswegen er unter keinen Umständen versagen durfte. Plötzlich begann Jas wissend zu grinsen. Er machte ein paar Schritte zur Seite, und kniete sich neben Emma. „Lass sie in Ruhe verdammt!“, brüllte Kevin. Jas streichelte ihr über die Haare. „Wie sie friedlich schläft. Ich könnte dafür sorgen, dass sie das für immer darf.“, drohte er. Kevin hatte große Mühe sich zu konzentrieren. „Du tust ihr nichts. Und soll ich dir auch sagen warum? Weil Jas immer noch in dir ist.“, sagte er. Jas´ neues Ich zeigte sich unbeeindruckt. „Das mag ja sein. Aber wenn ich dich angreife, schrecke ich auch davor nicht zurück. Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Jas… ich meine ich, war schon immer interessiert an ihr. Aber dann kamst du, und ich merkte, was zwischen euch ablief. Ich habe sie dir überlassen, und weißt du weshalb? Weil ich dein Freund war. Und jetzt dankst du es mir so. Du durchkreuzt einfach unsere Pläne?“ Die letzten Worte schrie Jas sogar. Er entfernte sich einige Schritte von Emma, und Kevin nutzte die Chance um sich zwischen die beiden zu schieben. „Du vertraust mir also wirklich nicht.“, schien Jas Kevin getestet zu haben. Kevin blickte ihm in die Augen. „Doch, das tu ich. Ehrlich. Ich vertraue Jas, weil er mein bester Freund war. Sofort als wir uns kennengelernt haben, hat er mich als Freund angesehen und auch als solchen behandelt. Er hat nie etwas von mir verlangt und mich mit seinen Witzen aufgeheitert. Ich bin ihm etwas schuldig, und habe deswegen vor ihn zu befreien.“, sagte er ihm direkt ins Gesicht. Jas wurde nun richtig wütend. „Also gut, du willst es nicht anders. Jas kann ich nur vollständig kontrollieren, wenn du tot bist. Aber du Idiot greifst mich ja nicht an! Deswegen muss das jetzt sein.“, sprach er und streckte seine beiden Hände nach Kevin aus. Ein riesiger Feuerschwall prasselte diesem entgegen. Kevin sprang gehetzt zur Seite, und entkam der Attacke nur knapp. Er spürte seine Wunde wieder. Er blickte zu Jas und riss entsetzt die Augen auf. Dieser hielt ein Schwert in der Hand, welches völlig aus Feuer zu sein schien. Damit marschierte er auf Emma zu. Diesmal wollte er also ernst machen. Wenn er Emma tötete, würde Kevin ernsthaft kämpfen. Dieser wollte das aber unter keinen Umständen zulassen. Er sprang auf und ließ seine Klinge ausfahren. Alles Weitere geschah in Sekundenbruchteilen. Kevin und Jas versuchten vor dem je anderen bei Emma anzukommen. Kevin schaffte den Wettlauf, musste aber einen hohen Einsatz bezahlen. Jas schwang bereits sein Schwert und Kevin musste seine Klinge einsetzen. Hätte er mehr Zeit zum Überlegen gehabt, hätte er vielleicht sein Schild eingesetzt, oder Emma und sich auf eine andere Weise geschützt. So aber, handelte er instinktiv, was ein grauenhaftes Ende zur Folge hatte. Kevins Klinge bohrte sich tief in Jas´ Körper. Dessen Feuerschwert verschwand unverzüglich und Jas selbst krachte zu Boden. Kevins Waffe verschwand ebenfalls, als ihm bewusst wurde, was er gerade getan hatte. Sofort kroch er zu Jas und hielt seinen Oberkörper hoch. Seine Augen reagierten noch, wurden aber immer blasser. Es war so, als würde das Feuer darin verschwinden. „Kev…“, sagte Jas nun, und Kevin wusste, dass es sich diesmal um seinen Freund handelte. „Jas, es wird alles wieder gut.“, sprach er gehetzt. „Ich teleportiere dich ins Krankenhaus.“ „Kevin…“, redete Jas weiter. „Es ist ok… du hast…. Emma beschützt. Ich hätte… auch so gehandelt.“, stöhnte er schmerzerfüllt. Kevin versuchte mit allen Mitteln seinen Freund wach zu halten. Doch es war zu spät. Jas starb in Kevins Armen. Alle weiteren Versuche in wachzurütteln scheiterten. Emma bekam von allem nichts mit. Kevin spürte nun, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Ein Gefühl, dass er schon fast vergessen hatte. Er hatte seinen besten Freund getötet. Wie sollte er das Emma begreiflich machen? Wie konnte er das Geschehen selbst irgendwann überwinden. Er hielt Jas´ Kopf in den Armen und drückte ihn an seine Brust. Er hatte seine Umgebung völlig ausgeschaltet, weswegen er die Schritte, die sich ihm näherten auch nur sehr leise wahrnahm. Erst, als sie vor ihm aufhörten, wagte er es nach oben zu sehen. Über ihm stand Claire. Sie blickte den toten Jas erzürnt an. „Verdammt, dass wirft unsere Pläne über den Haufen.“, sprach sie nur. Allerdings fing sie sich schnell wieder und zog ihr Messer. Sie richtete es direkt auf Kevin und sah ihn seufzend an. Kevin glaubte nicht, was gerade geschah. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen.“, sagte er mit einer kläglichen Stimme, mit der er sich selbst noch nie hatte sprechen hören. Claire nickte verständnisvoll. Kevin sah zu, wie seine Schwester, die er über alles liebte und so sehr vermisst hatte ihr Messer hob und auf Kevin herabsausen ließ. War dies sein Ende und das Ende seiner Freunde? Kapitel 3: 3 ------------ Das Geschenk des Lebens 3 Wochen später Der Spalt betrug vielleicht 5 Zentimeter, was Will jedoch von nichts abhielt. Die Fahrgäste im Inneren des Liftes erschraken zuerst über die plötzlich auftauchende Hand. Die Lifttüren schwenkten wieder zurück und Will betrat mit einem entschuldigenden Lächeln die Kabine. Er betätigte eine der Nummerntasten und wartete bis sich die Tür wieder schloss. Als der Lift startete, warf Will einen Blick nach hinten. Außer ihm wollten noch eine schwangere Frau, ein Greis und ein junger Mann in die oberen Stockwerke. Während die Frau und der Greis Will musterten, schien sich der dritte im Bunde nicht für ihn zu interessieren. Er blickte genervt auf die Nummernanzeige. Scheinbar hatte er es eilig. Will konnte ihn nur zu gut verstehen, den auch er hatte sich spontan freigenommen, um etwas zu überprüfen. Der Mann, der vielleicht Mitte Zwanzig war, stieg bereits zwei Stockwerke später aus. Irgendwie löste er ein seltsames und unsicheres Gefühl bei Will aus. Dieser fand dafür zwar keine Erklärung, wollte aber auch nicht weiter daran denken. Erst als der Mann aus dem Lift getreten war, erkannte Will, dass er einen Anhänger trug. Genau konnte er ihn nicht identifizieren, dennoch kam er ihm bekannt vor. Es war zu spät. Die Türen schlossen sich wieder und der Lift fuhr weiter. Während die Frau bereits als nächstes ausstieg, begleitete der Greis, Will bis in die Sechzehnte Etage. Hecktisches Treiben war zu beobachten, als die beiden den Lift verließen. Will wollte zu einem gewissen ‚Dr. Berk’, stellte sich die Suche allerdings nicht einfach vor. Er entdeckte einen Informationsschalter, welcher zu seinem Bedauern aber unbesetzt war. Also versuchte er anderswo eine Auskunft zu erhalten. Bei den ersten zwei Schwestern versagte sein Glück. Alle waren viel zu beschäftigt und verwiesen ihn an die Information zurück. Bei einer dritten hatte er dann Erfolg und erfuhr, dass Dr. Berk auf Visite war. Sie zeigte in die Richtung eines Ganges, und Will hatte keine andere Wahl als einen Blick in jedes einzelne Zimmer zu werfen. Als er die Hälfte durch hatte, kam der Arzt schließlich aus einem der letzten Räume. „Dr. Berk?“, rief Will, um auf sich Aufmerksam zu machen. Der Arzt drehte sich überrascht um. „Ja, was kann ich für Sie tun?“, fragte er schnell. Will machte große Schritte um schnell bei ihm zu sein. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie bei der Arbeit störe, aber wir haben gestern telefoniert.“, erinnerte er. Der Arzt schien kurze Zeit zu überlegen, bis Will ihm weiterhalf. „Es geht um den Komapatienten.“, half er ihm auf die Sprünge. Dr. Berk nickte wissend. „Stimmt, wir haben telefoniert. Verzeihen Sie, dass ich nachfrage, aber sagten Sie nicht, Sie wären bei der Polizei?“, hakte er nach. Wahrscheinlich aufgrund von Wills Alter. Dieser beeilte sich schnell die Situation richtig zu stellen. „Im Grunde bin ich noch in der Ausbildung, aber es ist wirklich sehr wichtig, dass Sie mir alles über ihn erzählen.“ Der Arzt dachte kurz nach und gab der Schwester, die ihn begleitete ein Handzeichen. „Er liegt in einem anderen Trakt, aber ich werde mir die Zeit nehmen.“, meinte er und bat Will ihm zu folgen. Nach ein paar Metern standen dann beide vor dem gesuchten Zimmer. Dr. Berk betrat es sofort, während Will zögerte. „Kennen Sie ihn persönlich?“, fragte der Arzt nach. Will war sich dessen nicht sicher. „Wer ist er?“, fragte er schließlich. Dr. Berk musste zugeben, dass er den Namen ebenfalls nicht auswendig wusste und trat zum Krankenbett. Er begutachtete eine Liste, während sich Will nun doch hineintraute und den Patienten begutachtete. Es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen. Sein Torso war von Verbänden gepflastert und ein Schlauch erleichterte ihm das Atmen. Ein weiterer diente zur Nahrungsaufnahme. „Der Name des Jungen lautet Bryan Shaw. Er wurde vor drei Wochen eingeliefert. Seine Verletzungen haben zweierlei Herkunft. Zum einen die Stichverletzung, die ihm zugefügt wurde. Sie hat den Rücken verletzt, aber keine Organe beschädigt. Die andere ist eine Gehirnerschütterung. Sie haben sicher den dazugehörenden Zeitungsartikel gelesen.“, entgegnete der Arzt. Will nickte kurz. „Das habe ich. Angeblich soll er sich kurz zuvor in einer Art Bergwerksstollen befunden haben. Was hatte er da zu suchen?“, verstand Will nicht recht. Der Arzt schmunzelte ein wenig. „Das herauszufinden ist wohl mehr Ihre Angelegenheit. Oder besser gesagt die, Ihrer Kollegen.“, schien er Will nicht ganz ernst zu nehmen. „Natürlich, ist es das. Hat sich sein Zustand bisher verbessert? Oder ist er gar schlechter geworden?“, wurde Will nun sachlicher. Der Berk studierte wieder das Krankenblatt. „Weder noch. Seine Genesung scheint nur sehr langsam voranzugehen. Seine Stichwunde ist zwar noch sichtbar, aber größtenteils geheilt. Sein Gehirn hat zwar etwas abbekommen, dennoch müsste er bereits Fortschritte zeigen. Ich spekuliere, dass es am Patienten selbst liegt. Er scheint nicht genug Lebenswillen in sich zu tragen. Das mag zwar vermessen klingen, aber solche Menschen behandle ich des Öffteren. Aber… entschuldigen Sie, dass ich diesen Verdacht äußere… der junge Mann ist nicht der, den Sie suchen, oder?“ Damit überraschte der Arzt Will zusehends. Dieser schüttelte den Kopf und betrachtete Bryan weiter. „Ich weiß nicht was dem armen Kerl widerfahren ist, aber ich glaube, dass jemand bei ihm war, den ich gut kenne.“, antwortete er. Dr. Berk schien zu verstehen. „Es wurden leider nur er und ein Mädchen eingeliefert. Wenn sich tatsächlich noch mehr Personen in diesem Stollen aufgehalten haben, wurden sie darin begraben.“, sagte er so vorsichtig wie möglich. Will presste die Lippen zusammen. Diese Antwort schien er nicht hören zu wollen. „Ich gebe zu, dass es einen privaten Hintergrund hat, warum ich diesen Fall untersuche. Mein Bekannter, dieser Bryan und dieses Mädchen haben etwas miteinander zu tun. Laut den Behörden gab es vor drei Wochen ein Erdbeben, was den Stollen zum Einsturz gebracht hat, aber…“ „Aber dafür gibt es keine Aufzeichnungen.“, schnitt ihm der Arzt das Wort ab. Will nickte beträchtig. „Wenn ich an die Stichwunde denke, erscheint es mir plausible, dass jemand den Einsturz absichtlich heraufbeschworen hat. Man wollte den Jungen, das Mädchen und Ihren Bekannten anscheinend beseitigen. Aber ich bin Arzt und kein Polizist. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits erahnte. „Ich möchte mit dem Mädchen sprechen. Wie geht es ihr?“, fragte Will wie aus der Pistole geschossen. Der. Berk seufzte. „Ihre Verletzungen waren nur oberflächlich. Allerdings scheint sie einen Schock davongetragen zu haben. Ihre Kollegen waren kurze Zeit nach ihrer Einlieferung hier und haben sie befragt. Ohne Ergebnis. Sie hat bis heute kein Wort mehr gesagt. Ich glaube nicht, dass sie Sie empfangen wird.“, machte er Will keine großen Hoffnungen. Dieser winkte ab. „Sagen Sie mir bitte nur ihre Zimmernummer.“, bat er. Dr. Berk nickte verständnisvoll und nannte sie ihm. Will bedankte sich für seine Zeit und für seine Auskünfte. Der Name des Mädchens war Emma, und sie war in einem der oberen Stockwerke untergebracht. Will bestieg abermals den Lift und betrat die neue Etage. Die Nummern der Zimmer waren gut überschaubar und so fand Will das richtige bereits nach kurzer Zeit. Obwohl die Tür offen stand, klopfte er. Als niemand antwortete betrat er leise den Raum und sah sich um. Nur eines der Betten war belegt. Darin lag ein hübsches, brünettes Mädchen, zirka so alt wie Will selbst. Ihre Augen waren geöffnet, doch sie würdige Will keines Blickes. Dieser tastete sie mit seinen Augen systematisch ab. Sie schien tatsächlich nicht ernsthaft verletzt zu sein. „Hallo… mein Name ist Will Shepard.“, stellte er sich höfflich vor. Emma reagierte nicht. Will erinnerte sich an den Schock und setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand. „Ich bin Polizist.“, begann er. „Allerdings bin ich mehr daran interessiert was passiert ist, als meine Kollegen. Ich glaube, dass jemand den ich kenne, auch in diesem Stollen war. Sie… Du musst mir sagen was an diesem Tag passiert ist.“ Emma schwieg. Will seufzte und redete weiter. „Ich habe es erst in der Zeitung gelesen. Dieser alte Stollen ist aus irgendeinem Grund eingestürzt. Du sollst diesen Bryan gerettet haben und mit ihm noch rechtzeitig rausgekommen sein. Bryan Shaw liegt im Koma und es ist fraglich ob er je wieder aufwacht.“ Emmas Reaktion war immer noch Null. Will ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Die Rettungskräfte haben sich einen Weg hineingebannt. Sie… haben eine Leiche gefunden und sie als einen gewissen Jason Walsh identifiziert. War er dein Freund?“ Nun bemerkte Will ein heftiges Zucken in Emmas Gesicht. Er erzielte Fortschritte, und redete deshalb unbeirrt weiter. „Wenn das der Fall ist, tut mir sein Tod ehrlich Leid. Die Behörden vermuten noch weitere Tote, konnten aber nicht weiter vordringen. Der Name meines Bekannten ist Connor. Ich habe mich erkundigt, er besucht dieselbe Universität wie du. War er an dem Tag bei dir?“, stellte Will nun seine wichtigste Frage. Emma Lippen bewegten sich aber kein Stück. Will unternahm einen weiteren Versuch, bis er knurrend aufstand. Er drehte sich um und wollte den Raum verlassen, als Emma zu sprechen begann. „Er… ist wahrscheinlich auch tot.“, sagte sie mit fester Stimme. Will sah sich an und trat zu ihr. „Nein!“, sagte er streng. Er versuchte sich zu beruhigen und setzte sich wieder. „Er… er ist stark. Er hätte sowas bestimmt überlebt. Er besitzt… wie soll ich es ausdrücken…“ „Ein Amulett.“, half ihm Emma auf die Sprünge. Sie zeigte weiterhin keine Reaktion. Nur ihre Lippen bewegten sich. Will wollte wissen welche Kenntnisse Emma tatsächlich hatte. „Was ist an diesem Tag passiert? Bitte erzähl es mir.“, verlangte er. Emma brauchte etwas, bis sie beginnen konnte, und Will akzeptierte das. „Ich bin dafür verantwortlich. Es ist meines Schuld, dass jetzt alle tot sind.“, sagte sie schwach. Sie begann zu weinen und Will konnte sich ohrfeigen. Dennoch bestand er, dass sie weitererzählte. „Wer sind alle?“, wollte er wissen. Emma stockte. „J… Jas… Connor…. und… Kevin.“ Als sie den letzten Namen aussprach war ihr Schmerz sogar körperlich zu erkennen. Ihre Augen zogen sich zusammen und dicke Tränen ergossen sich über ihre Wange. Will hörte auf seinen Bauch und ergriff Emmas Hand. Das schien tatsächlich ein bisschen zu helfen. Weinend erzählte sie weiter. Kevins Schwester… sie hat mich gezwungen sie zu begleiten. Wenn ich nicht gewesen wäre, wären alle noch am Leben.“, schluchzte sie. Will schien das aber nicht hören zu wollen. „Connor ist nicht tot. Wenn du weißt, was ein Amulett ist, dann….“, versuchte er zu erklären. Emma schien das anders zu sehen. „Das hat ihm auch nichts genützt. Es ist höchstens Schuld an seinem Tod. Ohne diese dummen Steine wäre alles besser.“, sprach sie mit zittriger Stimme. Will überlegte seine nächsten Schritte. „Dieser Bryan hatte eine Stichwunde. Von wem wurdet ihr angegriffen?“, fragte er energisch. Emma schluckte bevor sie den Namen aussprach. „Baal.“, erwiderte sie. Sie schien diesen Namen regelrecht auszuspucken. Für Will war dieser Name neu, aber für Emma schien er etwas Schlimmes darzustellen. „Wer ist dieser Baal?“, hakte Will nach. Emma warf ihren Kopf auf das Kissen. „Er ist der Teufel.“, antwortete sie. Das half Will nicht wirklich weiter. „Es tut mir wirklich Leid um deine Freunde, aber dennoch glaube ich, dass Connor noch am Leben ist. Wie stehts mit diesem Baal? Und was ist mit der Schwester, die du erwähnt hast?“ Emma sah ihn nun zum ersten Mal in die Augen. „Wenn Kevin, Jas und Connor tot sind, müssen sie folglich noch leben.“, sagte sie ruhig. Will holte tief Luft. Er hätte Emma gerne geholfen, was sollte er unternehmen? Wenn ihre Freunde wirklich getötet wurden… . Aber was war mit Connor? Will wollte nicht akzeptieren, dass er tot war und beschloss weitere Nachforschungen anzustellen. Er erhob sich und sah Emma noch mal an. „Ich werde wiederkommen.“, provezeite er. Emma nahm das ohne Regung zur Kenntnis. Will legte noch seine Visitenkarte auf den Stuhl, die seine Adresse und Telefonnummer enthielt. Dann verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Er fuhr mit dem Lift ins Erdgeschoss und ließ das Krankenhaus hinter sich. Er stieg in sein Auto und fuhr los. Die Sache mit Baal hatte ihm zu denken gegeben. Es war der Name eines alten Gottes. Trug er vielleicht ein Amulett? Falls ja, musste Will etwas abholen, was er vor langer Zeit in einem alten Schrank verstaut hatte. Viel Schreckliches war geschehen. Kevin war gezwungen gewesen gegen Jas anzutreten und ihn zu töten. Während sein und Connors Schicksal noch ungewiss war, war es Emma gelungen Bryan aus der Höhle zu schleppen. Als sie zu sich gekommen war, überblickte sie sofort ihr Umfeld. Bryan und Jas lagen bewusstlos in ihrer Nähe. Sie kroch zuerst zu Jas und wollte ihn wecken. Sie wurde kreidebleich, als sie feststellte, dass er nicht mehr atmete. Das erste Mal hatte sich bei Wills Besuch geweint. Zuvor hatte sie keine Gelegenheit. Nur ein starkes Beben riss das Mädchen aus seiner Trance. Staub rieselte von der Decke, und ein lautes Knarren war zu vernehmen. Der Stollen drohte unweigerlich einzustürzen. War das das Werk von Baal und Claire? Hatten sie nicht schon genug angerichtet? Um zu verhindern, dass sie selbst unter den Trümmern begraben wurde, versuchte Emma bei klarem Verstand zu bleiben. Sie wollte Jas mitnehmen, sah dann aber zu Bryan. Sie fühlte seinen Puls und stellte fest, dass er noch atmete. Bryan gehörte im Grunde zu Baal, dennoch war er zuletzt nicht ihr Feind gewesen. Da sie nur einen von beiden tragen konnte, war sie gezwungen Jas zurückzulassen. Das war wohl das schwerste, was sie je tun musste. Die Ärzte sagten ihr später, sie habe das richtige getan, da Jas bereits tot war. Sie erinnerte sich an Wills Worte. Entweder wurden Kevin und Connor von Baal erledigt, oder sie wurden in der Höhle begraben. Emma besaß nur einen Grund, für ihre Stärke. Innerlich hoffte sie auch noch, dass die beiden lebten. Kevin war stark, das wusste sie. Vielleicht war es ihm gelungen Baal doch noch zu besiegen und aus der Höhle zu entkommen. Aber warum hatte er sie dann nicht gerettet? Und wer war für Jas´ Tod verantwortlich? Auf dem Weg in seine Wohnung fuhr Will an einem rustikalen Hochhaus vorbei. Verschiedene Firmen hatten darin ihre Büros. Will ahnte nicht, dass es eine wichtige Spur zu Connor enthielt. Genaugenommen beinhaltete es sämtliche Antworten, die er suchte. Nachdem Baals altes Versteck ‚geopfert’ wurde, war Claire in das Hochhaus zurückgekehrt. Zuerst dachte sie Baals großartiger Plan wäre fehlgeschlagen. Jas war tot und Bryan auch. Dann erfuhr sie, dass Bryan doch überlebt hatte. Sie dachte an Eve und ihre Hoffnung wuchs. Als wenige Tage später der sechste Patak eintraf, konnten die Karten neu gemischt werden. Bryan würde sich erholen und für Jas musste sich auch eine Lösung finden lassen. Eve hatte sich für die nächsten Tage angemeldet und Baal war auch zurückgekehrt. Er studierte Tag und Nacht alte ägyptische Schriftrollen. Er wollte unbedingt einen Ersatz für Jas finden. An diesem Nachmittag kam er aus seinem Zimmer heraus, was sonst nur selten vorkam. Claire begrüßte ihn respektvoll. „Gibt es etwas Neues?“, fragte sie sanft. Baal schüttelte missmutig den Kopf. „Nichts. Die einzige Option wäre Harendotes Seele aus der Unterwelt zurückzuholen. Doch selbst dafür muss erst eine Lösung gefunden werden.“, berichtete er. Claire nickte verständnisvoll. Baal machte ein paar Schritte um in den benachbarten Raum zu blicken. Auf den ersten Blick konnte man denken, es handle sich um ein Patientenzimmer im Krankenhaus. Der Patient schlief in einem Bett und war an Geräte angeschlossen. „Keine Veränderung.“, beeilte sich Claire zu sagen. Baal seufzte. „Es war ein schwerer Rückschlag. Zumindest sind unsere Feinde ausgelöscht, wodurch wir ungestört operieren können.“, meinte er und Claire stimmte zu. „Was soll ich als nächstes unternehmen?“, fragte sie förmlich. Baal überlegte kurz. „Im Moment können wir nicht viel tun. Sieh einfach nach Bryan. Sein Zustand muss sich irgendwann bessern.“, befahl er. Claire versprach, sofort nach ihm zu sehn. Will schreckte zurück, als ihm plötzlich etwas ins Gesicht geworfen wurde. „Du bist heute mit der Wäsche dran.“, sagte sein Mitbewohner streng. Will lächelte verlegen. „Tut mir Leid, aber ich bin echt in Eile.“, versuchte er sich herauszureden. Sein Mitbewohner schien nicht darauf reinzufallen. „Heute ist dein freier Tag, deine Ausrede zieht also nicht.“, ließ er ihn auflaufen. „Trotzdem…“, behaarte Will darauf. Sein Gegenüber stutzte. „Etwas neues von deinem Cousin?“, zeigte er Anteilnahme. Will wollte sich nicht festlegen. „Ich war im Krankenhaus. Zwei seiner Freunde sind dort eingeliefert worden. Einer liegt im Koma, weswegen ich von ihm nichts erfahren konnte. Das Mädchen hat mir zwar weitergeholfen, aber ich muss weiterforschen.“, erklärte er hastig. Sein Mitbewohner nickte verständnisvoll. „Also gut, ich übernehme die Wäsche diese Woche noch mal.“, nahm er ihm die Arbeit ab. Will klopfte ihm dankbar auf die rechte Schulter und verschwand in seinem Zimmer. Es war zwar nicht sonderlich groß, oder luxuriös, aber Will fand es gemütlich. Auch von Ordentlichkeit hielt er nicht fiel. Diesmal verfluchte er sie allerdings. Er war auf der Suche nach einem Geschenk, dass er vor langer Zeit erhalten, jedoch schon lange in einem Schrank verstaut hatte. Er warf seine Klamotten einfach zu Boden und kramte in den untersten Fächern herum. Bald hielt er eine alte Schuhschachtel in den Händen, aus der er eines der berüchtigten Amulette fischte. „Brauch ich dich also doch noch.“, sprach Will mit dem toten Gegenstand. Er betrachtete ihn argwöhnisch und hing ihn sich schließlich um den Hals. Er verbarg ihn zusätzlich durch sein Hemd wollte sich bereits wieder auf den Weg machen. Sein Mitbewohner stoppte ihn jedoch. In seiner rechten Hand hielt er den Telefonhörer. Will atmete schwer und versuchte den Anrufer schnell abzuwimmeln. „Ja, hallo?“, fragte er eiligst. Zuerst ließ sich der Anrufer mit dem Antworten Zeit. „Du warst bei Bryan und Emma?“, fragte er schließlich. Will stutzte. „Mit wem spreche ich?“, wirkte er nun interessierter. Der Anrufer hatte offensichtlich seine Stimme verstellt, aber dennoch konnte Will etwas Vertrautes in ihr finden. „Die Sache ist viel zu gefährlich. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.“, sagte sie. Will war jedoch nicht der Typ der sich durch eine einfache Warnung abhalten ließ. „Ich bin auf der Suche nach jemandem.“, erwiderte er schließlich. Der Anrufer brummte kurz. „Ja ich weiß, wen du suchst. Deinem Cousin geht es gut, es ist nicht nötig dich weiterhin in Gefahr zu begeben.“ Will verschlug es die Sprache. „Wer sind Sie? Woher wissen Sie von Connor?“, fragte er, brach dann aber ab. Der Anrufer hatte bereits aufgelegt. „Ist wohl besser ich frage nicht nach.“, meinte sein Mitbewohner, der unfreiwillig gelauscht hatte. Will wünschte ihm noch einen schönen Tag und verließ die Wohnung. Eigentlich hatte er vorgehabt den Stollen zu überprüfen, ob dieser noch weitere Hinweise enthielt. Nun war er jedoch auf eine neue Spur aufmerksam gemacht worden. Dieser Unbekannte wusste offenbar sehr viel über die Angelegenheit. Noch interessanter war, dass er sagte Connor wäre am Leben. Durch Emmas Erzählung war Wills Hoffnung bereits abgeklungen, doch nun war er sich sicher, dass sein Cousin noch am Leben war. Er musste herausfinden, wer der mysteriöse Anrufer war und wie viel er wirklich wusste. Es fiel Emma alles andere als leicht aus ihrem Bett aufzustehen. Sie schlüpfte in die Sandalen, die ihr von einer Schwester gebracht wurden und torkelte aus dem Zimmer. Das Auftauchen von Will hatte nicht wirklich etwas verändert. Aber es tat irgendwie gut, dass noch jemand glaubte, dass Kevin und Connor nicht so einfach sterben konnten. Dann war Emma eingefallen, dass Kevin bereits einmal die Unterwelt verlassen konnte. Neuer Mut und neue Hoffnung waren in ihr aufgeflammt. Sie wollte jetzt unbedingt mit Bryan reden. Er war der einzige, der wusste was wirklich passiert war. Man hatte ihr erzählt, er würde im Koma liegen, doch Emma ließ sich von nichts abbringen. Notfalls würde sie Tag und Nacht an seinem Bett wachen um Antworten zu erhaschen. Sie fühlte sich noch etwas schwach auf den Beinen, ließ sich aber trotzdem von keinem helfen. Sie fuhr ein paar Stockwerke nach unten und fragte an der Information nach Bryans Zimmernummer. Sie bedankte sich und schritt weiter. Bald hatte sie das richtige erreicht und entdeckte Bryan, der an verschiedene Gerätschaften angeschlossen war und schlief. Sie ging zu ihm und beugte sich über ihn. Sie wollte ihn bereits verfluchen, bis ihr einfiel, dass auch er jemanden verloren hatte, den er liebte. Sie rüttelte an seinem Arm, doch nichts half. Sie setzte neben ihn und starrte ihn hypnotisch an. „Verdammt, mach deine Augen auf!“, dachte sie wütend. „Ich wusste nicht, dass ihr zwei so gute Freunde seid.“, sagte nun jemand. Emma wendete ihren Kopf und starrte zur Tür. Claire betrat das Zimmer ruhig und unschuldig. „Blumen habe ich leider keine mitgebracht.“, schien sie sich noch über Emma lustig zu machen. Emma stand auf und rannte auf Claire zu. Diese hatte das anscheinend erwartet und streckte ihre Hand aus. Sie schien ihre Kräfte zu benutzen, denn Emma sank zusammen und ging zu Boden. „Warum…“ sagte sie schwach. Claire sah sie fragend an. „Warum ich hier bin? Warum ich nicht auf eurer Seite bin? Warum das alles geschieht? Drück dich doch einfach genauer aus.“, schlug sie vor. Emma sammelte alle vorhandenen Kräfte, die sie noch besaß. „Warum… hast du Jas getötet?“, fragte sie fordernd. Claire verzog eine Meine und hob die Hände. „Tut mir Leid, da bist du falsch informiert. Derjenige, der Jas getötet hat… war mein Bruder.“. verriet sie. Emma nahm es zuerst nicht ernst. „Lüg nicht.“, schnauzte sie das Mädchen an. Claire seufzte. „Glaub es, oder glaub es nicht. Als ich Jas und meinen Bruder gefunden habe, lag Jas tot in seinen Armen.“, erwiderte sie. Emma ging nicht darauf ein. „Wo ist Kevin?“, fragte sie schließlich. Auf diese Frage schien Claire bereits gewartet zu haben. „Er ist tot. Er hat die Pläne meines Gottes vereitelt, weswegen ich ihn getötet habe.“, antwortete sie. Emma zuckte zusammen. Konnte sie Claire wirklich glauben? „Konntest du den wirklich deinen eigenen Bruder töten?“, fragte sie herausfordernd. Claire schien eiskalt zu sein. „Warum nicht. Er hat es ja auch geschafft seinen besten Freund zu töten.“, wollte sie Emma scheinbar provozieren. Diese unternahm einen Versuch aufzustehen, welcher aber misslang. „Ich bin nicht wegen dir hier. Auch habe ich es nicht nötig dich zu beseitigen. Du bist als einzige übrig und somit keine Gefahr mehr. Ich wollte nur mal nach Bryan sehn. Wir brauchen ihn noch. Scheinbar schläft er noch ein bisschen, aber Baal hat Zeit. Ja, du hast richtig gehört. Er lebt nach wie vor.“, lächelte sie und verließ das Zimmer. Kaum war sie weg, wurde Emma von ihrer Starre befreit. Sie rannte auf den Gang, doch Claire war verschwunden. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Mit wem konnte sie jetzt noch reden? Dann kam ihr die rettende Idee. Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und wählte Wills Nummer, welcher auf der Visitenkarte zu finden war. Will war noch nie so froh über die Möglichkeiten der Polizei wie an diesem Tag. Ein Problem an sich war Wills Ausbilder. Er war überaus korrekt und würde Will nicht behilflich sein, selbst wenn er es wollte. Er bezeichnete sich selbst als ‚von der alten Schule’ und würde die Polizei nie für seine privaten Zwecke missbrauchen. Da Will nicht wusste, an wen er sich sonst wenden sollte, beschloss er den Computer einfach ohne Erlaubnis zu benutzen. Das war nichts Ungewöhnliches. Wenn jemand kam und nachfragte, würde sich Will schon eine passende Ausrede einfallen lassen. Er hatte zuerst daran gedacht, einfach die Telefongesellschaft anzurufen, aber so einfach rückten diese keine privaten Daten heraus. Zumindest nicht ohne Beschluss. Zum Glück war die Telefonnummer auf dem Display erschienen und Will hatte sie sich eingeprägt. Er hoffte sehr über den Computer etwas herauszufinden, vor allem da er die Rückruftaste gedrückt hatte, aber niemand rangegangen war. Will betete, dass es sich nicht nur um eine Telefonzelle handelte. Doch sein Beten wurde erhört und er staunte nicht schlecht, als er las, dass er Anschluss dem Krankenhaus gehörte, in dem er erst vor zwei Stunden war. Das war logisch. Jemand hatte Will beobachtet und wollte nicht, dass er weiter herumstocherte. Es wusste also noch jemand im Krankenhaus bescheid. Doch wer war dieser unbekannte Anrufer? Es gab über hundert Leute, die den Apparat im Hospital benutzt haben konnten. Will schien in einer Sackgasse zu stecken. Er würde niemals herausbekommen wer ihn kontaktiert hatte und dieser jemand hatte das Krankenhaus mit Bestimmtheit bereits wieder verlassen. Wenn es allerdings stimmte, was man ihm sagte und Connor wirklich noch am Leben war, würde er unter allen Umständen weiterforschen. Doch wo sollte er als nächstes Ansetzen? Er verließ die Dienststelle wieder und beschloss vorerst in seine Wohnung zurückzukehren. Dann klingelte sein Handy. „Ja?“, fragte er aufgeregt und hoffte inständig, dass es sich um den unbekannten Anrufer handelte. Dies war nicht der Fall, aber er wurde auch nicht enttäuscht. Es überraschte ihn sichtlich Emmas Stimme zu hören. So schnell hatte nicht erwartet wieder mit ihr zu sprechen. „Ich… ich brauche deine Hilfe.“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich werde tun, was in meiner Macht steht.“, erwiderte er freundlich. „Also… Kevins Schwester war vorhin im Krankenhaus.“, stotterte sie. Will hob seine Augenbrauen. „Diese Claire? Die angeblich Baal dienen soll?“, hakte er nach. Emma bestätigte es ihm. „Was wollte sie? Und noch wichtiger: Was hat sie gesagt?“ Nun zögerte Emma. „Also… sie sagte sie wolle nur nach Bryan sehen. Und sie sagte…“ Will hörte nun, dass sie zu weinen anfing. „Dass Kevin tot sei.“, schluchzte sie in den Hörer. Will dachte fieberhaft nach. Konnte diese Claire ihn angerufen haben? Die Stimme klang eher männlich, außerdem was hätte sie für ein Motiv? „Was hat sie über Connor gesagt?“, fragte er stürmisch. „Ich… ich hab nicht gefragt.“, gab Emma zu. Will wollte sie bereits anschreien, konnte sich aber noch zurückhalten. „Ich komme ins Krankenhaus. Erzählst du mir dann genau was vorgefallen ist?“, fragte er zart. Emma versprach es ihm und Will startete den Motor. Baals Rückkehr Zum weiten Mal an diesem Tag betrat Will das Krankenhaus. Diesmal war sein Ziel klarer und er steuerte auf das Zimmer von Emma zu. Es überraschte ihn sichtlich, als er diese nicht vorfand. Immerhin hatten sich die beiden verabredet. Er schritt hinaus auf den Gang und sah sich um. Sollte er warten, oder sie lieber suchen? Erst dann kam es ihm in den Sinn, dass das Zimmer auch eine Terrasse besaß. Emma war also aufgestanden und an die frische Luft gegangen. Hatte ihr Will mit seinem Besuch neuen Mut verschafft? Will näherte sie sich ihr. Sie schien ihn bis jetzt nicht bemerkt zu haben. Sie hatte in letzter Zeit viel durchmachen müssen, was ihr Gesicht widerspiegelte. Dennoch hatte es etwas sanftes und weiches an sich. Emma drehte sich zu Will um und lächelte ihn an. Will verlor sich für einen Moment in ihren Augen. „Also… ich bin wieder zurück.“, sagte er dann verlegen. Emma bat ihn sich zu setzen. „Leider haben wir beide unsere Chance verpasst. Claire ist bereits wieder weg.“, seufzte Emma. Will nickte kurz. „Du sagtest, sie wäre nur gekommen, um nach Bryan zu sehen?“, hakte er nach. Emma bejahte. „Ja, obwohl wahrscheinlich sie es war, die ihm die Verletzung zugefügt hat.“ Will überlegte kurz. „Dann verstehe ich das nicht. Ist er nicht ihr Feind?“, wollte er mehr erfahren. Emma konnte weder ja noch nein sagen. „Zuerst waren sie Verbündete. Aber man kann auch nicht sagen, dass er einer von uns war. Claire hat seine Freundin in Baals Auftrag beseitigt. Also hat er sich uns angeschlossen und wurde wohl ‚bestraft’. Aber so wie ich die Sache verstanden habe, hat Baal vor langer Zeit Kinder zu sich geholt und ihnen irgendwelche Kräfte verliehen. Kevin nannte sie Patak oder so ähnlich.“, verriet sie. Will sah jetzt klarer. „Das heißt Baal braucht Bryan noch. Aber wofür?“ Emma konnte ihm leider keine klare Antwort geben. „Er und auch Kevin erwähnten ein ‚Revival-Projekt’. Es gibt 6 von Bryans Sorte. Claire ist ebenfalls eine Patak und auch Jas war…“ Emma versuchte sie zusammenzureißen. „Mit anderen Worten, dieser Baal benötigt Bryan und die anderen noch für seine Pläne. In diesem Fall habe ich bereits einen Plan entwickelt.“, erzählte er. Emma sah ihn verwundert an. „Einen Plan?“, hinterfragte sie misstrauisch. Will grinste. „Claire kommt doch nur hierher, um nach Bryans Fortschritten zu sehn, oder? Entweder warten wir, bis sich sein Zustand wirklich bessert, oder… Bryan wacht noch heute aus seinem Koma auf.“, meinte er. Emma verstand ihn zuerst nicht. Dann ging ihr aber ein Licht auf. „Du meinst wir sollen sie täuschen?“, fragte sie verblüfft. Will bejahte. „Wenn sie erfährt, dass Bryan wach ist, wird sie kommen, um ihn zu holen. Sie wird direkt in eine Falle tappen.“, verriet er. Zuerst gefiel Emma der Plan, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. „Du bist wahnsinnig! Du kennst Claire überhaupt nicht. Sie ist stark, sie wird sich rächen und dich töten!“, sagte sie eindringlich. Will war anderer Ansicht. Nach kurzem Zögern, zeigte er Emma sein Amulett, welches er unter seinem Hemd versteckt trug. Emma hielt sich die Hand vor den Mund. „Du… auch?“, fragte sie entsetzt. Dann betrachtete sie es genauer und wurde stutzig. Will war dies nicht entgangen. „Es ist ein Fake. Aber es erfüllt seinen Zweck.“, versicherte er. Emma verstand nun gar nichts mehr. „Dieses Amulett sieht brandneu aus. Außerdem befinden sich keine Schriftzeichen darauf. Woher hast du es?“, schien sie interessiert. Will überlegte, wie viel er ihr verraten konnte. „Es… ist gewissermaßen eine Eigenproduktion. Mehr möchte ich dir im Moment nicht verraten, bitte respektiere das. Aber ich verspreche dir, dass es mir die Stärke verleihen wird, um meine Gegner zu besiegen. Egal, wer dieser auch ist.“ Dann begann Will Emma von dem Anruf zu erzählen. Als diese hörte, dass Connor womöglich noch am Leben war, schöpfte sie auch für Kevin neue Hoffnung. „Der Anruf kam aus diesem Krankenhaus. Ich nehme nicht an, dass du jemand verdächtiges bemerkt hast?“, fragte er, ohne sich etwas zu erhoffen. Emma musste verneinen, interessierte sich aber auch brennend für den Unbekannten. „Was unternehmen wir weiter?“, fragte sie gespannt. Will dachte nach. „Leider wissen wir nicht, woher Claire ihre Informationen bezieht. Ich nehme an, sie hat einen der Ärzte oder eine Schwester gebeten ihr Bescheid zu sagen, wenn sich Bryans Zustand bessert. Ich werde mich umhören.“, versprach er. Emma lächelte ihn dankbar an. „Was kann ich tun?“, fragte sie dann. Will wehrte ab. „Schon gut, du bist noch geschwächt. Ruh dich aus.“, meinte er. Das war anscheinend nicht die Antwort, die Emma hören wollte. „Unsinn! Ich will über Kevin und Connor genauso Bescheidwissen wie du!“, warf sie ihm an den Kopf. Will gab sich geschlagen, und bot Emma an ihn bei den Befragungen zu begleiten. Das Krankenhaus war kreisförmig angelegt worden. Im Inneren wurde ein Park angelegt, welcher für die Patienten als Erholung dienen sollte. Von der anderen Seite des Krankenhauses konnte man prima in das Zimmer von Emma sehen. Auch in den unteren Etagen gab es Möglichkeiten Bryan zu beobachten. Der Spion seufzte ärgerlich. Er kannte Will und hätte eigentlich wissen müssen, dass er ihn mit einem Anruf nur noch mehr aufstocherte. Aber das war nicht das Einzige, worüber es sich aufregte. Natürlich war ihm Claires kleiner Besuch nicht entgangen. Nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte, hatte er sich an ihre Fersen gehäftet. Er wusste nicht, ob sie ihn bemerkt hatte, aber sie teleportierte sich unerwartet fort. Er hatte die Teleportation bereits selbst trainiert, war aber daran gescheitert. Er hatte die einzige Spur verloren, die er hatte. Will schien nun selbst einen Versuch zu starten mehr herauszufinden. Er trug zwar ein Amulett, trotzdem kannte er die Gefahr nicht. Er war nie gegen einen gleichstarken Gegner angetreten, soweit sich der Spion erinnerte. Ein weiteres Rätsel war die Reaktion seines eigenen Amuletts in der ersten Hälfte des Tages. Er hatte Will sofort bei Bryan entdeckt. Dennoch hatte sein Amulett nicht angeschlagen. Er hatte ihn auch beobachtet, als dieser mit Emma geredet hatte. Wieder nichts. Erst als Will das Krankenhaus verlassen hatte, hatte es zu leuchten begonnen. Also war noch ein anderer Amulettträger in der Nähe. Im Augenblick leuchtete es abermals unter dem Pullover des Spions auf. Diesmal reagierte es auf Wills. Aber was war vorhin? Ein weiterer Amulettträger musste im Krankenhaus gewesen sein. Claire und Bryan fielen aus, da diese keines besaßen. Etwa Baal persönlich? Unwahrscheinlich, warum sollte er dann extra Claire schicken? Der Spion beschloss weiterhin in Wills und Emmas Nähe zu bleiben, bis er sich einbringen konnte. Will und Emma begannen in Bryans Etage mit der Nachforschung. Will achtete stets auf Emma. Sie wirkte zwar stark und selbstsicher, aber trotzdem geschwächt. Sie unterhielt sich gerade mit einer Schwester als Will zuckte. Sein Amulett strahlte plötzlich Wärme aus. Er betrachtete es und erkannte ein kurzes Aufleuchten. Connor hatte ihm erklärt, dass dies nur geschah wenn ein weiterer Amulettträger in der Nähe war. Ohne Emma Bescheid zu sagen spurtete er los. Wenn das Amulett aufhörte zu leuchten wechselte er einfach seine Richtung. Als er in die Nähe des Lifts kam, leuchtete es noch stärker. Die Lifttüren schlossen sich gerade, doch Will konnte noch die darin befindende Person erkennen. „Connor!“, rief er überrascht und entsetzt. Er rannte zu ihm, doch die Türen hatten sie bereits wieder geschlossen. Er schlug auf die Knöpfe ein, doch nichts tat sich. Dann aktivierte er sein Amulett und begann zu rennen. Zuerst brauchte er etwas um überhaupt das Treppenhaus zu finden. Dann benutzte er seine Kraft um einfach mehrere Stufen gleichzeitig zu nehmen. Im unteren Stockwerk hatte der Fahrstuhl nicht angehalten. Will setzte seinen Weg fort und war bald im Erdgeschoss angelangt. Der Lift war offen. War Connor doch schneller gewesen, als er? Er fragte ein paar Leute in der Lobby, doch nur einer bestätigte ihm, dass ein junger Mann in seinem Alter aus dem Lift getreten war und das Hospital verlassen hatte. Will sah sich draußen um, kam aber zu keinem Ergebnis. Missmutig kehrte er zu Emma zurück. „Bist du sicher, dass es Connor war?“, fragte sie aufgeregt. Will bejahte. „Ich werde doch noch meinen eigenen Cousin erkennen.“, erwiderte er. Dann lächelte er verlegen. „Das… habe ich wohl vergessen zu erwähnen.“, sagte er schnell. „Eine andere Geschichte?“, schien sie die Tatsache zu akzeptieren, dass auch Will seine Geheimnisse hatte. Aber auch Emma hatte gute Neuigkeiten. Claire hatte einer der Schwestern eine Telefonnummer hinterlassen. Will strahlte übers Gesicht. Connor lebte und auch in den restlichen Angelegenheiten schien Licht zu fallen. Will betrachtete die Nummer und stellte fest, dass es sich dabei um die eines Handys handeln musste. Will bat nun die Schwester anzurufen und zu erzählen, Bryan wäre soeben aufgewacht. Diese weigerte sich zuerst, da sie wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprach. Erst als Will meinte, er wäre von der Polizei, begann sie zu wählen. Es dauerte etwas, bis sie zu sprechen begann. Zuerst folgte ein ‚Guten Tag’ und dann die Falschinformation, dass Bryan aufgewacht war. Dann legte die Schwester auf. „Sie kommt her.“, sagte sie kurz. Will ballte beide Fäuste. Alles lief direkt nach Plan. Wenn Claire ankam und sah, dass Bryan noch schlief, würde die Schwester einfach behaupten er wäre kurz wach gewesen, dann aber wieder eingeschlafen. Claire würde wieder gehen und Will würde sie verfolgen. Aber was dann? Wohin würde sie ihn führen? Will dachte zuerst, sie und Baal hätten Connor in ihrer Gewalt, doch dieser schien vergnügt in der Gegend herumzuspazieren. Will war sich nun sicher, dass der unbekannte Anrufer sein Cousin war. Er wollte ihn vor Gefahren bewahren, doch da kannte er Will schlecht. Er hatte sich nicht umsonst für den Beruf eines Polizisten entschieden. Zum anderen war da noch Emmas Freund Kevin. Möglicherweise war er noch am Leben und wurde von Baal gefangen gehalten. War das möglich? Er war es sich und Emma schuldig es herauszufinden. Claire war gut. Sie würde bemerken, wenn er sie ständig verfolgen würde. Deswegen lauerte Will vor dem Krankenhaus, und wartete auf sie. Emma war nicht zu bremsen gewesen und hatte darauf bestanden Will zur Seite zu stehen. Dieser wagte nicht zu widersprechen. Emma hatte ihren Standpunkt klar dargestellt. Claire Rückkehr geschah früher als erwartet. Bryan schien in der Tat wichtig für sie zu sein. Sie betrat das Krankenhaus und kam aber bereits nach 15 Minuten verärgert zurück. Sie stieg in ihren Wagen und fuhr los. Wills folgte ihr in Sicherem Abstand. „Jetzt kann ich endlich mal austesten, was mir beigebracht wurde.“, witzelte er. Er und Emma ahnten nicht, dass auch sie verfolgt wurden. Dieser jemand würde seine zweite Chance nicht verstreichen lassen. Will und Emma folgten Claire, und diese würde sie zu Baal führen. Claire bog um eine Ecke und Will reagierte schnell. Er beschleunigte sein Tempo, um Claire auf den Fersen zu bleiben. Dann stoppte er plötzlich. Emma sah ihn fragend an. Will deutete stumm auf Claires Wagen. Dieser parkte, doch von Claire selbst war nichts zu erkennen. „Sie ist ausgestiegen.“, meinte Emma nur. Will seufzte. „Nein, ist sie nicht. Sie hat uns bemerkt.“, fluchte er. Emma verstand. Claire schien sich teleportiert zu haben. „Alles umsonst.“, stöhnte Will und warf sich zurück. Emma bedauerte den Misserfolg. Sie waren so kurz davor, mehr zu erfahren. Dann dachte sie an den Wagen. „Vielleicht hilft uns das Kennzeichen weiter?“, schlug sie vor. Will griff nach jedem Strohhalm und benutzte sein Handy. Er rief jemanden an, und wartete. In der Zwischenzeit hielt er es nicht für nötig Emma zu informieren. Bereits eine Minute später erfuhr Will, dass er Wagen gemietet war. „Verdammt!“, stöhnte er auf. Aber Emma hatte bereits die nächste gute Idee. „Dein Freund, oder Kollege kann dir polizeiliche Informationen beschaffen?“, hakte sie nach. Will nickte schwach, doch dann ging ihm ein Licht auf. „Ich Vollidiot! Er hätte schon längst Claires Handy orten können. Mist, wo bin ich mit meinen Gedanken?“, fragte er mehr sich selbst. „Bei Connor.“, erwiderte Emma nur. „Und ich… bei Kevin.“, fügte sie hinzu. Will wählte dieselbe Nummer noch mal und bat um eine Ortung von Claires Nummer. „Geht das so einfach?“, fragte Emma Will, der sich so ins Zeug legte. Dieser nickte nur. „Ja, solange man von seinem Ausbilder nicht erwischt wird.“ Will betete, dass Claire ihr Handy nicht im Wagen gelassen hatte. Wenn doch, ging sie als Geheimagentin durch. Doch diesmal sollte sich ein Erfolg abzeichnen. Will fuhr los, ohne Emma vorzuwarnen. „Wo geht´s hin?“, fragte diese erwartend. Will konnte es ihr nicht genau sagen. „Mein Freund lotst uns. Es gibt einen gewissen Radius, in dem Claire sein kann. Dahin fahren wir.“ Claire war bereits auf dem Rückweg. Hätte sie ihre Verfolger vielleicht doch genauer unter die Lupe nehmen sollen? Wer waren sie? Neue Feinde? Oder vielleicht doch alte? „Ich weiß nicht, wer mich beschattet haben könnte.“, beichtete sie Baal schließlich die Wahrheit. Dieser sah sie durch die Löcher seiner Maske musternd an. „Geh doch bitte lieber in die Lobby des Hochhauses zurück.“, bat er sie. Claire verstand den Zweck nicht ganz. „Wozu?“ Baal redete weiter. „Deine Verfolger haben sich nicht abschütteln lassen. Sie kommen.“, erklärte er und deutete auf sein Amulett. Es leuchtete. Claire sah ihn überrascht an. „Aber… vielleicht reagiert es nur auf…“, sprach Claire, doch Baal unterbrach sie. Er sah in das Krankenzimmer, in dem noch immer der Verletzte lag und schüttelte den Kopf. „Ich kann die Energien unterscheiden. Jemand anderes ist auf dem Weg hierher.“, sagte er. Claire verzog eine Miene. Wer waren diese Verfolger? Sie entschuldigte sie bei Baal und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. In der Lobby sah sie bereits einen Wagen am Gehsteig parken. „Hier gibt es nicht viel.“, ließ Will seinen Blick schweifen. „Mein Freund konnte den Radius auf Hundert Meter eingrenzen, dennoch sind das eine Menge Gebäude. Wenn du Baal wärst, wo würdest du wohnen?“, blickte er fragend zu Emma. Diese sah ihn schräg an. „Was soll das heißen ‚wenn ich Baal wäre?“ Will entschuldigte sich sofort. „Tut mir Leid, ich meine du kennst diese Typen mehr als ich.“, warf er ein. Emma stimmte ihm zu, konnte seine Frage dennoch nicht beantworten. Sie entfernden sich einige Schritte vom Parkplatz, als Wills Amulett aufleuchtete. „Es ist jemand in der Nähe, oder?“, fragte Emma aufgeregt, die inzwischen wusste, was das Leuchten zu bedeuten hatte. Will nickte. „Es leuchtet sehr stark. Es müssen zwei oder mehr sein.“, erklärte er. Emma musterte die ganze Umgebung, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Kurz darauf öffnete sich die Schiebetür des Hochhauses und Claire betrat das Freie. Sie winkte Will und Emma unschuldig zu. „Soviel zum Überraschungsmoment.“, murmelte Will. Emma wollte auf Claire zurennen, doch Will hielt sie zurück. „Alles zu seiner Zeit!“, versprach er. „Wie habt ihr mich gefunden?“, fragte Claire zuallererst. „Instinkt.“, erwiderte Will nur. „Tzz. Wie ihr meint. Baal möchte euch persönlich sprechen, warum weiß ich nicht. Ihr findet ihn im obersten Stockwerk. Bis dann.“, meinte sie nur und drehte sich um. Will rannte ihr nach, doch sie teleportierte sich fort. „Das ist sicher eine Falle.“, sagte er. Emma stimmte ihm zu. „Trotzdem. Lass uns gehen.“, beharrte sie. Will bat sie noch einen Augenblick zu warten. „Wir könnten noch ein wenig Verstärkung gebrauchen.“, erklärte er. Emma sah ihn fragend an. Von welcher Verstärkung sprach er? Nur sie war mit ihm gekommen. Wills Blick fiel auf eines der Autos, welches hinter ihm parkte. „Willst du uns nicht Gesellschaft leisten? Du kennst Baal und seine Schergen doch am besten, oder?“, rief er hinüber. Emma wusste nicht, mit wem er sprach. Dann wurde die Autotür aufgestoßen und Connor trat heraus. Emma erschrak zuerst und lief dann zu ihm. Connor hatte nicht einmal die Chance die Wagentür wieder zu schließen. Emma packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Wo ist Kevin? Lebt er noch?“, klang sie schon fast weinerlich. Connor sah sie unsanft an. „Ich weiß es nicht!“, antwortete er besonders lautstark. Emma schien ihm aber nicht zu glauben. „Unsinn! Ihr wart doch zusammen, du musst wissen was mit ihm ist!“, redete sie auf ihn auf. Auch Will war näher getreten und sah seinen Cousin an. Er schien sich nicht verändert zu haben. „Lass ihn doch einfach aussprechen.“, bat Will Emma. Diese ließ Connor los. Wills Cousin seufzte und begann zu erzählen. „Ich weiß wirklich nicht was mit Kevin passiert ist. Claire und Jas haben mich in eine Falle gelockt. Sie haben Bryan ausgeschaltet und wollten dasselbe mit mir tun. Ich habe versucht zu fliehen und wurde mit Claire in einen Kampf verwickelt, den ich leider verlor. Ich war sehr überrascht, als ich lebendig aufwachte. Claire hatte mich aus irgendeinem Grund verschont. Ich wollte nach euch sehn, aber dann kam plötzlich die Decke herunter und ich war gezwungen zu fliehen. Draußen habe ich weder Kevin, noch sonst jemanden entdeckt. Ich wollte zurück, doch der Stollen war bereits am Einstürzen.“, erklärte er. Emma sah zu Boden. „Ich habe es immerhin noch nach dir hinausgeschafft. Obwohl ich Bryan mitschleifen musste.“, klang ihr Ton fast strafend. „Keiner von euch hat Schuld.“, beeilte sich Will zusagen. „Connor!“, sagte Emma nun laut. „Wer hat Jas getötet?“, wollte sie wissen. Doch auch diese Frage blieb unbeantwortet. „Ich habe erst erfahren, dass er tot ist, nachdem sie ihn… gefunden haben.“, gab er zu. Will und Emma verstanden jedoch eines nicht. „Wieso tauchst du erst jetzt auf? Warum bist du nicht sofort zu mir ins Krankenhaus gekommen?“, fragte Emma verdutzt. Connor zögerte kurz. „Das ist kompliziert. Zum einen habe ich mich geschämt. Und zwar für meine Schwäche. Zum anderen wollte ich Informationen sammeln. Ich dachte, wenn alle glauben, dass ich tot bin, wird die Sache leichter.“, verriet er. „So ein Blödsinn!“, fand Emma. Connor versuchte noch etwas zu sagen. „Falls es dich beruhigt… ich glaube nicht, dass Kevin tot ist.“, meinte er. Emma blickte ihn überrascht an. „Mein Amulett hat nicht auf seines reagiert, als ich in der Höhle war.“, erklärte er. Will verstand was sein Cousin meinte. „Funktionieren die Teile den durch meterdicken Stein?“, fragte er nach, hätte sich dann aber ohrfeigen können. Emma machte sich bereits wieder Hoffnungen. „Du hast früher angerufen, habe ich recht?“, wollte Will wissen. Connor bejahte. „Na dann los.“, meinte Will und sah zum Hochhaus hinauf. „Emma du wartest am besten hier auf uns.“, schlug Connor vor. Diese wehrte aber ab. „Du hast kaum das Recht mir das vorzuschlagen.“, gab sie zickig zurück. Connor hatte wohl nicht mit dem Widerstand gerechnet. „Ich habe Kevin versprochen auf dich aufzupassen, erinnerst du dich?“ Bevor Emma antworten konnte, kam ihr Will zuvor. „Vergiss es. Sie hat einen Dickschädel. Ich kenne sie zwar erst seit Heute, aber soviel habe ich bereits herausgefunden.“, meinte er grinsend. Emma verzichtete auf ein Kommentar, solange sie mitgehen durfte. Die drei betraten das Hochhaus und nahmen vorsichtshalber die Treppe. Während Connor sein Amulett benutzte um sein Tempo zu vervierfachen, blieb Will bei Emma, die leider über keine solche Kraft verfügte. Connor sicherte seinem Cousin und Emma den Aufstieg. Bis jetzt hatte sich noch keine Falle abgezeichnet, doch das sollte nichts heißen. Das oberste Stockwerk besaß viele leere Zimmer, doch Connor hatte noch nicht alle unter die Lupe genommen. In einem der letzten, wurde er schließlich fündig. Er betrat einen Raum, der einem Krankenzimmer glich. In dem dazugehörigen Bett schlief ein Mann. Hinter sich hörte er plötzlich lautes Schnaufen. Er drehte sich um, atmete aber erleichtert auf, als er sah, um wen es sich handelte. „Treppensteigen macht doch immer wieder Spaß.“, scherzte Will und begutachtete den schlafenden Patienten nun selbst. „Kennt ihr den?“, fragte er erst seinen Cousin und dann Emma. Beide mussten vereinen. Connor allerdings war sich nicht ganz sicher. Seine Statur kam ihm bekannt vor. Er war vielleicht Mitte 30, trug einen Tagebart und seine Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein Unterleib war bandagiert. Was war ihm wohl widerfahren? Sehen wir uns weiter um.“, schlug Emma vor. Will und Connor stimmten ihr zu und teilten sich auf, um die restlichen Zimmer zu durchsuchen. Bald waren sie damit fertig und standen vor dem letzten. Eine große, breite Holztür trennte sie noch davon. „Seid ihr bereit?“, fragte Will die beiden. „Sonst wären wir kaum hier.“, erwiderte Emma genervt. Sie wirkte ziemlich angespannt. Immerhin würde sie gleich erfahren, was mit Kevin passiert war. Will hob sein rechtes Bein und trat auf die Tür. Sie zersplitterte nicht, sondern schwenkte einfach auf. „Ziemlich unnötige Aktion.“, spottete Connor. Will grinste verlegen und nickte den beiden dann zu. Gemeinsam betraten sie den neuen Raum. Es war der größte, der in diesem Stockwerk zu finden war. Er besaß lediglich drei Wände, anstatt des vierten, erkannten sie ein riesiges Fenster. Von hier aus konnte man wahrscheinlich die ganze Stadt überblicken. Oder zumindest einen großen Teil davon. Baal stand mit dem Rücken zu ihnen. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt. „Will.“, flüsterte Connor seinem Cousin zu und deutete in eine Ecke. Dort stand Claire gegen die Wand gelehnt und beobachtete sie argwöhnisch. „Baal!“, schrie Emma so laut, wie es die beiden Jungen nicht von ihr erwartet hätten. Baal aber reagierte nicht, sondern genoss einfach die Aussicht. Connor musterte ihn misstrauisch. Seine äußere Erscheinung wirkte verändert. Nun drehte er sich langsam um. „Wo ist Kevin?!“, brüllte ihn Emma an. „Was hast du mit ihm angestellt?“ „Sei leise!“, maßregelte Claire sie. Emma achtete gar nicht auf sie. Baal sah die Gruppe durch die Augenhöhlen seiner Maske an. „Hmm. Kevin, ja? Kevin ist tot. Beantwortet das eure Frage?“, redete er ganz ruhig. Emma wurde wütend. „Lügner! Sag die Wahrheit!“, verlangte sie. Claire ging auf die Gruppe zu, doch Baal hob seine Hand. „Sie haben Euch beleidigt, Gebieter.“, warf sie ein. Baal schien das anders zu sehn. „Ich sage euch die Wahrheit.“, bestätigte er. Emma wollte etwas sagen, doch Connor kam ihr zuvor. „Zuerst möchten wir wissen, mit wem wir sprechen.“, verlangte er. Baal hielt inne. „Connor?“, fragte Will verwirrt. Auch Emma verstand ihn nicht. Connor setzte zu einer Erklärung an. „Sieht euch den Typen doch genauer an. Zugegeben Will, du siehst ihn heute zum ersten Mal, aber Emma, dir muss doch aufgefallen sein, dass er außer der Maske und seinem ‚Gott-Gehabe’ nicht viel mit Baal gemeinsam hat.“, sprach er. Während Emma Baal nochmals musterte, wollte Will eine genauere Erklärung. „Willst du uns sagen, dass der Typ nur ein Fake ist?“ Connor nickte. „Wer bist du wirklich?“, rief er Baal zu. Dieser knurrte. „Was soll dieser Unsinn. Wenn ich nicht Baal bin, wer bin ich dann?“, stellte er eine Gegenfrage. Doch auch darauf schien Connor gewappnet zu sein. „Erinnert ihr euch an den Typen im Krankenzimmer? Ich denke, dass ist der echte Baal. Seine Figur passt besser zu ihm. Habe ich recht?“, stellte er die letztere Frage an Baal. Dieser zog seine Schultern zurück und senkte den Zopf. „Nein, du liegst falsch. Den Mann, den du meinst, nennt sich Mandulis. Er hat sich allerdings als Baal ausgegeben, dieser Ketzer.“, erklärte er. Verwirrung stand den Dreien ins Gesicht geschrieben. „Heißt, das dieser Mandulis hat sich uns und Kevin gegenüber als Baal ausgegeben und das dort ist der echte?“, hakte Emma nach. Connor zeigte sich unschlüssig. „Ich habe eine andere Theorie.“, meinte er gleichzeitig zu Emma und zu Baal. Dieser hörte gespannt zu. „Ich denke, Baal ist tatsächlich tot. Mandulis hat sein Erbe angetreten und sich uns und seinen Dienern gegenüber als seinen ehemaligen Meister ausgegeben. Kevin hat ihn schließlich verwundet, aber nicht getötet. Claire hat ihn dann hierher gebracht, wo er behandelt wird.“, erzählte er. Will staunte über die Kombinationsgabe seines Cousins, hasste es aber nicht besser informiert zu sein. „Respekt.“, lobte Baal. „Mandulis besitzt die Fähigkeit seine Wunden zu heilen. Kevin hat ihm ganz schön zugesetzt, deswegen braucht er etwas länger um sich zu erholen. Trotzdem, ist er nicht Baal. Das bin ich.“, verriet er. „Er lügt.“, sagte Connor gleich darauf. „Woher weißt du das?“, fragte Emma ungläubig. Connor schluckte. „Ich weiß zwar nicht, wer dieser Typ ist, aber er ist mit Sicherheit auch ein Fake.“, sprach er und deutete auf sein Amulett. Dieses leuchtete. Will betrachtete seines und staunte. „Lass mich raten. Der echte Baal braucht kein Amulett.“, fuhr er fort. Connor nickte. „Zwei falsche Baals?“, wurde Emma immer verwirrte. „Es sieht so aus.“, antwortete Connor. Mit seinen Ausführungen schien er Baal jedoch wütend gemacht zu haben. „Was fällt euch ein? Ich bin Baal! Ich bin zurückgekehrt, um mein Projekt zu beenden.“, beharrte er. Connor begann zu kichern, um zu zeigen, dass er keine Angst hatte. „Du bist kein Gegner für uns. Du bist nicht der echte Baal, nichtmal Mandulis. Dich besiege ich mit Leichtigkeit. Und deine Dienerschaft ist ebenfalls gesunken.“, sagte er und blickte zu Claire. Diese bereitete sich auf einen Kampf vor. „Du irrst dich.“, meinte Baal nun. „Ich habe nicht nur Claire. Auch Bryan wird zu mir zurückkehren. Für meinen Plan brauche ich 5 der 6 heiligen Patak. Jas ist tot, aber ich finde Ersatz für ihn. Harpre, das Wasser ist auf dem Weg hierher. Und… die Dunkelheit ist bereits eingetroffen.“, verriet er. Will blickte Connor verwirrt an. „Er redet nur Schwachsinn.“, beruhigte dieser seinen Cousin. „He, Baal, oder wer auch immer du bist. Wer sind diese Patak und was hast du mit ihnen vor?“, versuchte Will noch ein paar Antworten zu bekommen. Baal zeigte sich redselig. „Die Zukunft ist unausweichlich. Die heiligen Patak werden ihre Kräfte miteinander vereinen und die ägyptischen Götter in diese Welt zurückholen. Haroëris , die Erde. Harmerti der Wind, der sich geopfert hat um den restlichen Patak mehr Energie zu verschaffen. Harmachis, der Krieger des Lichts, welcher mir gerade treu zur Seite steht.“, sagte er und blickte zu Claire. „Das wären erst drei.“, sagte Will frech. Baal begann zu lachen. „Ich habt recht mit euren Vermutungen. Der echte Baal ist tatsächlich tot. Aber es ist nicht wichtig welche Person hinter dieser Maske steckt, sondern nur was sie in seinem Sinne vollbringt.“ Connor und Emma lief es kalt den Rücken runter. Vor ihnen stand zwar eine andere Person, ein ‚neuer Baal’, aber trotzdem klangen seine Worte gleich verrückt wie die von Mandulis. Dann begann Baal ihnen alles zu verraten. Was dann geschah sollte nicht nur in Emma Schrecken und Entsetzen auslösen, sondern auch in Connor. „Jas, oder besser gesagt Harendotes ist leider gefallen. Doch das Feuer brennt ewig. Harpre, das Wasser wird ebenfalls bald zu uns stoßen. Und die Dunkelheit hat Baals Platz eingenommen. Mandulis ist ein Versager, aber Hapi, der Krieger der Dunkelheit wird das Revival-Projekt zu Ende bringen.“, sprach er und zog sich langsam die Maske vom Kopf. Während Will den jungen Mann darunter nicht erkannte, wichen Emma und Connor erschrocken zurück. Seine Gesichtszüge hatten sich verändert, genau wie sein Charakter. Dennoch gab es keinen Zweifel. Unter Baals Maske steckte Kevin. Der Held Zugegeben, auf den ersten Blick war Kevin nicht wiederzuerkennen. Sein Gesicht sah noch ernster aus als sonst und seine Haare waren aus irgendeinem Grund schwarz gefärbt. Während Emma sich über Kevins Erscheinen wie ein kleines Kind freute, blieb Connor skeptisch. „Kevin!“, rief Emma und glücklich und wollte loslaufen. Connor hielt sie aber davon ab. „Spinnst du? Was soll das? Lass mich los!“, versuchte sie sich zu wehren. Will stand nur hilflos neben den beiden. „Das… dort soll Kevin sein?“, fragte Will ungläubig. „Nein.“, erwiderte Connor nur. Emma sah ihn zweifelnd an. „Natürlich ist er das! Und jetzt lass mich zu ihm gehen!“ Ihr schien nichts an Kevin aufzufallen. Anstelle von ihr marschierte Will in Kevins Richtung. „Pass auf!“, warnte ihn sein Cousin noch. Will lächelte Kevin herausfordernd an. „Du bist also Kevin. Ich habe bereits eine Menge von dir gehört.“, erzählte er. Alles was er bekam war jedoch ein verachtender Blick. „Du verwechselst mich. Mein Name ist Hapi, und ich bin der Patak der Dunkelheit. Und außerdem Baals Nachfolger.“, erklärte er. Will ließ sich aber nicht durcheinanderbringen. „Ist ja komisch, deine Freundin hält dich aber für Kevin.“, versuchte er ihn zu provozieren. Doch Kevin ging nicht darauf ein. „Wir haben nach dir gesucht.“, redete Will weiter und näherte sich Kevin immer weiter. Dieser hob seinen rechten Arm. „Ihr habt mich gefunden.“, erwiderte er und ließ sein Schild erscheinen. „Will!“, schrie Connor warnend. Doch es war zu spät. „Verdammt, Will!“, schrie Connor abermals. „Was tut Kevin da?“, verstand Emma nun gar nichts mehr. Kevin streckte Will seinen Arm entgegen und ließ die Klinge des Schildes ausfahren. Zu seiner Überraschung prallte diese ab. Will lächelte ihm noch immer zu. Er hatte seinen linken Arm gehoben, um sich zu schützen. Kevin betrachtete verwirrt, dessen Schild, welches seinem zu 100 Prozent ähnelte. „Aber… das ist meine Waffe.“, sagte er verwirrt. „Ich hab sie mir ausgeborgt.“, erwiderte Will cool. „Connor? Was geschieht hier?“, fragte Emma unsicher. Connor selbst konnte sie beruhigen. „Keine Panik, Kevin wird Will nicht besiegen können. Ich nehme an, du hast bemerkt, dass er ebenfalls ein Amulett trägt?“, hakte er nach. Emma nickte stumm. „Sein Amulett wurde von Menschenhand erschaffen. Es ist eine Kombination zwischen Magie und Wissenschaft. Es ist stärker als die üblichen Anhänger, weswegen es Kevin schwer haben wird.“, erklärte er. Emma verstand nicht wirklich. „Das einzige… was mich bedrückt ist, dass Will kaum Kampferfahrung hat.“, berichtete er. Emma reagierte noch immer blauäugig. „Na und? Kevin wird ihm nichts tun. Er würde nie einen Unschuldigen verletzen.“, meinte sie. Connor knurrte. Er traute sich nicht, Emma eine Ohrfeige zu geben, weshalb er sie einfach an den Schultern rüttelte. „Wach endlich auf! Da drüben ist zwar Kevin, aber nicht unserer. Er sagt selbst er wäre Hapi! Mit ihm ist das Selbe geschehen, wie mit Claire und Jas!“, versuchte er ihr klar zu machen. Doch Emma wollte die Wahrheit nicht hören. „Kevin ist stärker, als jeden den ich kenne! Das müsstest du doch am besten wissen! Er wird wieder zur Besinnung kommen.“, schien Emma optimistisch zu bleiben. Connor wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war bereits gezwungen gegen Claire anzutreten, und vielleicht musste er bald gegen einen Freund kämpfen. Connor war erfahren genug, um zu wissen, dass er gegen Kevin keine Chance hätte. Aber wusste Will das auch? Er kannte Kevin nicht, ebenso seinen Kampfstil. Will trat nun ein paar Schritte zurück und ließ ebenfalls eine Klinge aus seinem Schild schießen. Kevin staunte nicht schlecht. „Du Plagiator.“, schien er Will nicht ernst zu nehmen. „Kevin komm wieder zu dir!“, schrie Emma flehend. Kevin blickte in ihre Richtung. Emma erschrak, da sie ihr Freund so noch nie angesehen hatte. „Ich sagte bereits Kevin ist tot. Nur noch Hapi ist geblieben.“, erklärte er. Doch Emma wollte nicht so einfach aufgeben. „Denk doch an Jas! Was ist mit ihm? Hast du ihn wirklich…?“, stotterte sie. Kevin, oder besser gesagt Hapi grinste sie teuflisch an. „Ich habe ihn nicht getötet. Das war Kevin. Es wundert mich, dass so ein Schwächling es zu Stande bekommt, einen der heiligen Patak zu töten.“, erwiderte er. „Schluss jetzt!“, verlangte Will, der nun ernster wurde. „Man verletzt keine hübschen Mädchen, hat man dir das nicht beigebracht?“, fragte er seinen Gegenüber. Kevin musterte ihn zweifelnd. „Wie du meinst, dann lass uns kämpfen.“, schlug er vor. Will nickte zustimmend. Kevins Klinge schlug auf Wills Schild ein, was ein klirrendes Geräusch verursachte. Will reagierte sofort und schlug seine Klinge gegen die von Kevin. Das war das, was Kevin gehofft hatte. Bereits ein Schlag hatte ausgereicht, um Wills Willen zu testen. Er war zwar bereit zu kämpfen, aber nicht Kevin zu töten. Das wollte dieser zu seinem Vorteil nutzen. „Hört auf!“, schrie ihnen Emma entsetzt zu. Kevins Angriffe wurden immer schneller und präziser. Will wehrte sich grandios, aber er wollte Kevin nicht töten. Er hatte Emma versprochen, Connor und Kevin zu finden und zurückzubringen. Bei Connor war es ihm gelungen, und auch Kevin stand ihm gegenüber. Dennoch wirkte er Kilometerweit enternd. Kevin drängte Will immer weiter zurück. Auch Emma löste sich von Connors Armen und taumelte rückwärts. Dann stieß sie gegen etwas. Sie drehte sich blitzschnell um und blickte in das Gesicht eines Mannes. Erschrocken stolperte sie. Auch Connor war der Neuankömmling nicht entgangen. Selbst Kevin stoppte seine Angriffe, um den Typ zu begutachten. „Du bist wach?“, rief er Mandulis zu. Dieser konnte zuerst aber nicht antworten. Er sah fertig aus. Er hatte lange geschlafen, und das war ihm anzusehen. Er hielt sich noch seine Wunde, und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Zuerst erblickte er Emma und Connor. Warum waren seine Feinde hier? Dann entdeckte er Kevin, der mit einem Unbekannten kämpfte. Mandulis erinnerte sich wieder. Kevin hatte ihn getötet. Oder doch nicht? Die Umgebung ähnelte nicht der Unterwelt, von der er gehört hatte. In einer Ecke sah er Claire stehen und schlussfolgerte, dass er nicht tot war. Hatte er überlebt? Wenn ja, was tat er an diesem Ort? „Claire!“, rief ihr Kevin zu. Seine Schwester reagierte sofort. Sie schob sich zwischen Emma und Mandulis. Kevin aktivierte sein Amulett. Seine Waffen und seine gesamte Verteidigung verschwanden. Er musste besonders viel Energie einsetzen. Er, Claire und Mandulis lösten sich nun in Nichts auf. „Nein!“, fluchte Will. „Wo sind sie hin?“, fragte Emma verwirrt. In Wirklichkeit hatten Kevin, Claire und Mandulis den Raum nicht verlassen. Aus ihrer Sicht, waren Will, Connor und Emma verschwunden. Kevin setzte schnell zu einer Erklärung an. „Wir müssen uns weitere Schritte überlegen. Ich habe uns in eine andere Dimension gebracht. Ich werde diesen Stützpunkt nicht aufgeben. Wenn die Drei verschwunden sind, kehren wir in unsere Phase zurück.“ Mandulis sah ihn ungläubig an. „Tatsächlich. Ich scheine einiges verpasst zu haben. Du hast dich uns tatsächlich angeschlossen, Hapi!“, sagte er freudig. Kevin streckte ihm seine Klinge entgegen, worauf Mandulis fürchterlich erschrak. „Um eines klar zu stellen. Ich halte dich verrückt. Kevin hatte recht. Du hältst dich für Baal und kannst im Moment nicht einmal kämpfen. Ich lasse dich nur aus einem Grund am Leben. Du könntest Informationen besitzen, die uns nützen könnten. Ich werde die heiligen Patak in die Schlacht führen, nicht du. Außerdem werde ich das Revival-Projekt zu Ende bringen. Wenn du irgendetwas tust, was das Projekt oder die Patak gefährdet, werde ich dich töten. Hast du verstanden?“, fragte Kevin erzürnt. Mandulis schluckte. So eine Wende hatte er von Kevin nicht erwartet. „Das habe ich. Keine Angst, unser Ziel ist das Selbe. Ich werde dir dabei helfen, die alten Götter zurückzuholen. Die Menschen dieser Welt leben in Chaos und Unordnung. Es wird Zeit, dass sie wieder eine Führung bekommen.“, sprach er euphorisch. Während Emma hilflos dastand, durchkämmten Connor und Will systematisch die Räume. Keine Spur von Kevin, Claire oder Mandulis. „Sie sind weg.“, sagte Connor missmutig. „Aber warum?“, verstand Will nicht ganz. „Sie waren in der Überzahl, warum haben sie ihre Chance nicht genutzt und haben uns fertig gemacht?“ Connor hatte keine Antwort darauf. Will schritt zu Emma und versuchte sie aufzumuntern. „Immerhin wissen wir jetzt, dass Kevin lebt.“, sagte er ihr. Diese sah ihn unterkühlt an. „Aber er ist nicht mehr er selbst.“, gab sie zu Bedenken. Will schien optimistischer zu sein. „Das stimmt zwar, aber er wird schon noch zu sich kommen!“, meinte er. Emma war sich da nicht so sicher. „Das hat bei Jas auch nicht funktioniert…“ Will und Connor hatten Emma für Erste nach Hause gefahren. Ins Krankenhaus wollte sie unter keinen Umständen zurück. Will wollte bei ihr bleiben, doch Connor redete es ihm aus. Er wollte einiges mit ihm besprechen. Will begleitete seinen Cousin in dessen Wohnung, wo er sich erschöpft auf die Couch fallen ließ. „Ich hoffe du hast Bier da.“, rief er Connor zu. Dieser grinste und torkelte zum Kühlschrank. Er holte eine Flasche heraus, schnappte sich zwei Gläser und setzte sich neben Will. Will trank, verzog dann aber eine Miene. „Wie alt, ist das Bier?“, fragte er prustend. Connor entschuldigte sich und erzählte, dass er länger nicht mehr in seiner Wohnung war. „Ich mach das schon.“, versprach er dann. Will nahm an, dass er von Kevin sprach. „Das ist meine Sache, es geht dich nichts an.“, erklärte er. Will sah das anders. „Pech gehabt, ich steck jetzt mit drin.“, antwortete er. Connor musste lachen. „Vertauschte Rollen.“, faselte er schließlich. Will blickte ihn fragend an. Dieser lehnte sich zurück. „Du bist ich und ich bin Kevin. Wenn er nicht da ist, scheine ich seinen Part zu übernehmen.“, erzählte er. Dann erhob er sich. „Da du sowieso ein Sturkopf bist, habe ich eine glänzende Idee. Du kümmerst dich um Emma, während ich versuche Kevin zu finden.“, schlug er vor. Will wollte protestieren, zögerte dann aber. Aus irgendeinem Grund, wollte er tatsächlich mehr Zeit mit Emma verbringen. Es war nicht nur, weil sie in einer schweren Phase steckte, sondern weil er sie wirklich gut leiden konnte. Will akzeptierte und murmelte etwas von ‚zurückfahren’. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Geschmacks leerte er sein Glas und versprach gleich morgen nach Emma zu sehn. Es war Abend geworden und Connor machte sich bettfertig. Schlafen konnte er zuerst aber nicht. Was war in der Höhle vorgefallen, nachdem er das Bewusstsein verloren hatte? War Jas wirklich so ausgetickt, dass Kevin ihn töten musste? Wenn ja, würde Connor das Selbe für seinen Freund tun müssen? Kevin war es nicht gelungen Claire und Jas wieder zur Besinnung zu bringen. Also wie sollte Connor das ganze anpacken? Er war allein, niemand konnte ihm im Kampf bestehen. Niemand außer Will. Dennoch kam es für Connor nicht in Frage seinen Cousin in die Sache hineinzuziehen. Schließlich schlief er doch ein. Das Auftauchen von Will bescherte ihm einen Traum, den er bereits lange nicht mehr hatte. Connor hatte seine Heimatstadt bis jetzt nie verlassen. Warum auch? Er war noch ein Kind, aber er besaß alles was er brauchte. Er lebte mit seiner Familie in einem hübschen Vorort. Will kam ihn damals regelmäßig besuchen. Er und seine Familie wohnten nicht weit enternd, und sein Vater, der gleichzeitig Connors Onkel war tranken gerne einmal ein Bier zusammen, oder veranstalteten ein Familiengrillfest. Während Connors Onkel einen langweiligen – diesen Ausdruck benutzte er sogar selbst – Bürojob ausübte, arbeitete sein Vater als Polizist. Die Zeit, die er mit ihm verbringen konnte, war durch diesen Beruf zwar begrenzt, aber solche Treffen stellten einen guten Ausgleich dar. Connor hatte im Garten einen Basketballkorb hängen. Es war schon fast ein Ritual, dass er und Will versuchten ihre Rekorde zu übertreffen. Manchmal spielte Connors Vater sogar persönlich mit, da er sonst kaum etwas mit seinem Sohn unternehmen konnte. Diesmal war er jedoch am Tisch sitzen geblieben und redete mit seinem Bruder. „Ok, den nächsten werfe ich aus 10 Meter Entfernung.“, gab Will an. „Schaffst du nicht.“, erwiderte Connor trotzig. Er behielt recht, den Wills Ball traf den Korb nichtmal ansatzweise. „Was hab ich gesagt?“, konnte er ein Grinsen nicht vermeiden. Dann sahen die beiden Jungen ihre Väter zu ihnen marschieren. „Schon wieder so spät?“, fragte Will enttäuscht. Sein Vater bejahte und vertröstete beide Jungen auf den nächsten Besuch. Er führte Will zum Auto, wo bereits seine Mutter auf ihn wartete. Will stieg ein und winkte seinem Cousin zu. Dieser erwiderte den Gruß, bis das Auto abgefahren war. Connor ließ missmutig die Hand sinken. Seine Schule lag ein ganzes Stück entfernd, weswegen er seine anderen Freunde so gut wie nie sehen konnte. Nur Will kam hin und wieder, um mit ihm zu spielen. Connors Vater bemerkte die Niedergeschlagenheit seines Sohnes. Er legte ihm fürsorglich die Hände auf die Schultern. „Weißt du was? Ich habe morgen frei, was hältst du davon, wenn wir ins Station gehen und uns ein professionelles Spiel ansehen?“, fragte er. Connor fand es eine fantastische Idee. So was hatten er und sein Vater noch nie zusammen gemacht. Connor schlief an diesem Tag schnell ein, da er sich bereits auf morgen freute. Er war noch nie life in einem Station. Umso mehr enttäuschte es Connor, als er am nächsten Tag einen Zettel auf dem Küchentisch vorfand. „Es tut mir sehr Leid, aber ich wurde kurzfristig ins Präsidium gerufen. Hoffe du hast trotzdem einen schönen Tag. Dad.“ Connor zerbeulte den Zettel und warf ihn in hohem Bogen in den Papierkorb. Sein Vater hatte sein Versprechen gebrochen. Wieder einmal! Seine Mutter bereitete gerade sein Frühstück vor, und lächelte ihren Sohn verlegen an. „Papa hat eben einen wichtigen Beruf. Denk mal nach, wie vielen Menschen er täglich hilft!“, erzählte sie ihm. Connor knurrte nur. „Und seine Familie, vergisst er ganz!“, sagte er und verschwand ins Wohnzimmer. Dort schaltete er den Fernseher an und schaltete ihn besonders laut. Seine Mutter seufzte. Sie hätte es zwar nie zugegeben, aber sie dachte ähnlich wie Connor. Ihr Mann kümmerte sich einfach zu wenig um ihren Sohn. Wütend beschloss sie es ihm persönlich zu sagen. Sie kannte die Nummer des Polizeipräsidiums und begann zu wählen. Eine Männerstimme meldete sich. Connors Mutter erkannte sie als die eines der Kollegen ihres Mannes wieder. „Hallo, tut mir Leid, dass ich störe, ist mein Mann zufällig zu sprechen?“, fragte sie höfflich und wartete kurz. „Es tut mir Leid, aber im Dienstplan steht, dass Ihr Mann heute seinen freien Tag hat.“, erklärte er. „Ja, ich weiß, aber er wurde heute doch zu euch gerufen.“, erzählte sie. Der Kollege ihres Mannes bat sie noch mal zu warten und kehrte erst eine Minute später zum Telefon zurück. „Tut mir Leid, Sie müssen sich irren, Ihr Mann musste heute nicht kommen. Wahrscheinlich verwechseln Sie etwas. Schönen Tag noch.“, meinte e rund legte auf. Connors Mutter stutzte. Entweder irrte sich der Polizist, oder ihr Mann hatte sie belogen. Aber warum sollte er das tun? Warum versprach er seinem Sohn etwas, und erfand dann eine Ausrede? Wo war er wirklich? Sie konnte sich die Sache einfach nicht erklären. Es war bereits Abend als Connors Vater zurückkam und damit konfrontiert wurde. Connor lauschte an der Tür. „Unsinn! Mein Kollege hat sich einfach geirrt. Natürlich hatte ich heute ursprünglich keinen Dienst, aber… mein Partner hat mich um Hilfe gebeten.“, versuchte er zu erklären. Seine Frau musterte ihn misstrauisch. „Und deswegen vergisst du unseren Sohn? Bist du wirklich so in deine Arbeit versessen, oder… hast du gar eine andere?“, konfrontierte sie ihn. Ihr Mann seufzte und warf den Kopf zurück. Er erklärte ihr, dass sie sich etwas einbildete und er natürlich nur sie liebte. Er versprach das nächste Mal abzulehnen, wenn ihn sein Partner um Hilfe bat. Connors Vater marschierte zur Tür und Connor selbst lief schnell in sein Zimmer und warf sich in sein Bett. Sein Vater klopfte kurz an und trat ein. Er setzte sich auf die Bettkante und streichelte seinem Sohn über die Haare. Connor stellte sich schlafen, doch sein Vater wusste, dass er noch wach war. „Es tut mir wirklich Leid. Nächstes Mal werde ich mein Versprechen nicht brechen, verlass dich drauf!“, sagte er und wünschte Connor noch eine gute Nacht. Es war eine Woche vergangen, und Connor und seine Mutter warteten verängstigt im Wohnzimmer. Connors Vater war am Ende seiner Schicht nicht nach Hause gekommen. Connors Mutter hatte im Präsidium angerufen, doch selbst die konnten sich sein Verschwinde nicht erklären. Dennoch wollten sie noch nicht nach ihm suchen. Es war nach Mitternacht, als Connors Vater schließlich die Haustür aufstieß und herein torkelte. Connor und seine Mutter stürmten sofort zu ihm, und fragten was los sei. Dann entdeckten sie eine Platzwunde an seiner Stirn. „Es ist alles in Ordnung! Ich hatte nur einen kleinen Autounfall. Ich habe mir nur etwas den Kopf angeschlagen, das ist alles.“, wollte er seine Familie beruhigen. Er wurde sofort von seiner Frau verarztet, die darauf bestand, dass ihr Mann sich morgen frei nahm. Dieser spielte die Sache jedoch herunter. Connor beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Er wusste nicht warum, aber er schlenderte zur Garage und sah sich das Auto an. Er konnte nicht den kleinsten Kratzer finden, was ihn stutzig machte. Ein Autounfall ohne Schaden? Connors Vater legte sich sofort hin, da ihn schlimme Kopfschmerzen plagten. Connor trat in sein Zimmer und wollte ihn auf die merkwürdige Sache ansprechen. Aber er kam nicht dazu. Sein Vater erhob sich und nahm den Jungen in den Arm. „Ist… alles ok, Papa? Ich mein… bei der Arbeit.“, fragte Connor vorsichtig. Sein Vater antwortete ihm jedoch nicht, sondern schickte ihn schlafen. Connor beschäftigte die ganze Sache noch eine Weile. Was versuchte sein Vater zu verbergen? Der Junge ahnte nicht, dass er nie wieder Gelegenheit dazu haben würde, ihn zu fragen. Es waren zwei uniformierte Polizisten, welche Connor und seiner Mutter die traurige Nachricht von seinem Tod brachten. Connors Mutter brach sofort unter Tränen zusammen und die Polizisten mussten sie stützen. Connor stand einfach nur daneben und begriff nicht, was passiert war. Er hatte Mal einen Wellensittich, der verstorben war, aber war das das Selbe? Einer der Polizisten blieb noch eine Weile, bis er zurück gerufen wurde. Connors Mutter beharrte jedoch mitzukommen, um ihren Mann noch mal zu sehn. Sie wollte Connor nicht so was Schrecklichem aussetzen, aber genauso wenig wollte sie ihn allein lassen. Im Präsidium drückte der Vorgesetzte von Connors Vater der Familie sein Beileid aus. „Wie… ist das genau passiert?“, fragte Connors Mutter verzweifelt. Der Inspektor bat sie Platz zu nehmen. „Es sieht im Moment so aus, als hätten ihr Mann und sein Partner – Ich kann Ihnen leider erst jetzt sagen, dass er auch tot ist – einen oder mehrere Verbrecher verfolgt haben. Man hat ihre Leichen.... äh…. Ich meine ihre Körper in einem Wohnhaus gefunden. Sie scheinen erstochen worden zu sein. Soll… ich aufhören?“, fragte er etwas unsicher. „Nein, bitte erzählen Sie alles.“, sagte nun Connor. Seine Mutter blickte ihn überrascht an. Der Inspektor erzählte nach einer kurzen Pause weiter. „Das Merkwürdige ist, dass keiner von beiden einen Funkspruch abgesendet hat, wie es sonst Vorschrift ist. Aber seien Sie unbesorgt. Unsere ganze Abteilung arbeitet an dem Fall. Wir nehmen es sehr persönlich, dass zwei unserer Polizisten getötet wurden.“, versprach er sein bestes zu geben. Connors Mutter flippte aus, als sie erfuhr, dass der Täter noch nicht in Haft war. „Ich hätte da noch ein paar Fragen.“, stammelte der Inspektor. Connor und seine Mutter hörten aufmerksam zu. „Ist Ihnen jemals etwas Merkwürdiges an Ihrem Mann aufgefallen? Hatte er öfters Besuch von Leuten, die Sie nicht kannten? Erinnerst du dich vielleicht an etwas, Connor?“, fragte er die beiden aus. Die beiden verstanden jedoch kein Wort. „Was um Himmels Willen wollen Sie uns damit sagen?“, fragte die trauernde Witwe fordernd. Der Inspektor beschloss trotz der Situation direkt zu bleiben. „Wie gesagt, Ihr Mann war einer unserer besten Leute. Allerdings hat er sich sehr oft freigenommen und ist verspätet zum dienst erschienen. Jetzt, da er tot ist, ist das natürlich belanglos, aber es könnte sein, dass er seinen Mörder kannte. Er und Flemming gaben sich mehr mit Kriminellen ab, als unsere anderen Streifenpolizisten.“ Für diese Bemerkung erhielt er eine schallende Ohrfeige. Ein paar Polizisten sprangen auf, doch der Inspektor winkte sie zurück. Er hatte bereits damit gerechnet. „Wenn Sie noch einmal so was über meinen Mann sagen, verklage ich Sie!“, schrie sie den Inspektor an und zerrte Connor fort. Auf der Beerdigung weinte die Witwe noch mehr. Connor wusste nicht, wie er seiner Mutter helfen konnte. Diese meinte aber es wäre genug, wenn ihr Sohn einfach nur da war. Sein Bruder und seine Familie blieb für ein paar Tage und Connor war es ein Trost, dass Will da war. Kurze Zeit später wurden die persönlichen Sachen des Toten vorbeigebracht. Connors Mutter hatte zuviel Angst darin herumzukramen, weswegen sie sie erstmal in eine Abstellkammer unterstellte. Connors Onkel telefonierte jeden Tag mit der Polizei, doch die Ermittlungen schienen nur schleppend voranzugehen. Es war eines Nachts, als Connor plötzlich aufwachte. Will, der neben ihm schlief, murmelte unverständliches Zeug. Connor war so, als hätte jemand seinen Namen gerufen. Er hopste aus dem Bett und öffnete die Schlafzimmertür. Der Gang war dunkel, und der Lichtschalter schwer zu finden. Trotzdem zog Connor irgendetwas voran. Er durchquerte den Gang und stand bald vor der Abstellkammer. Wie hypnotisiert öffnete er sie und suchte nach der Schachtel. Er wühlte in ihr herum, fand Kleidung, und anderen Krimskrams. Bald fischte er jedoch einen schweren Anhänger heraus und ließ ihn in seiner Hand baumeln. Ein merkwürdiger Stein hing an der Kette. Connor konnte sich nicht erinnern, so was schon mal bei seinem Vater gesehen zu haben. Hinter sich vernahm er ein Gähnen. Erschrocken wendete er sich und blickte den verschlafenen Will an. „Was machst du da? Komm wieder schlafen.“, sagte er, bis er das Amulett erblickte. „Ist das nicht Dads?“, fragte er verdutzt. Connor sah ihn verwirrt an. „Das hat meinem gehört. Es war bei seinen Sachen.“, erklärte er. Will begutachtete den Stein genauer und wiegte dann den Kopf. „Hast recht. Dads sieht anders aus. Das hatte keine solchen Striche drauf.“, meinte er gähnend. Connor war sichtlich überrascht. „Onkel hat auch so eines?“, hakte er nach. Will nickte. „Ja. Naja sie sind Brüder, sind vielleicht Erbstücke oder so was.“, vermutete er. Connor wollte Gewissheit und lief in Richtung Gästezimmer. Will starrte ihm verständnislos nach und trabte dann zurück in sein Zimmer. Connor klopfte an die Tür und sein Onkel öffnete ihm verschlafen. „Mein Gott, weißt du wie spät es ist?“, schnauzte er ihn an, erinnerte sich dann aber an die Situation. Connor hielt ihm das Amulett unter die Nase. Sein Onkel erschrak und drängte ihn sofort auf den Gang hinaus. Er bat Connor, ihn in die Küche zu begleiten. Connor folgte ihm und verlangte Informationen. Er spürte, dass dieses Amulett irgendetwas Mysteriöses an sich hatte. „Was du da in den Händen hältst, war der Glücksbringer deines Vaters. Und jetzt gehört er dir. Allerdings rate ich dir, ihn sofort ins Meer zu werfen.“ Den letzten Satz knurrte er förmlich. „Wieso hat Papa ihn getragen?“, hakte er nach. Sein Onkel seufzte. „Was ich dir jetzt erzähle darfst du niemandem weitersagen. Selbst deiner Mutter nicht, und schon gar nicht Will. Ist das klar?“, fragte er ernst. „Ja!“, erwiderte Connor. Sein Onkel brauchte etwas, bis er weitererzählen konnte. „Dieses Amulett besitzt magische Kräfte. Als Kind ist es wahrscheinlich einfacher daran zu glauben. Jedenfalls hat ihn dieses Amulett umgebracht.“ Connor stockte. „Aber… wie?“, brachte er nur heraus. Sein Onkel blickte ihn ernst an. „Dein Vater hat seinen Beruf etwas zu ernst genommen. Ich habe ihn immer wieder und wieder gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören! Eigentlich ist es ja meine Schuld!“, sprach er und war den Tränen nahe. Trotzdem redete er weiter. „Dieses Amulett macht einen stärker. Dein Vater hat Verbrecher auf eigene Faust gestellt und Methoden angewandt, die ein normaler Polizist ablehnt. Dennoch hat er nie jemanden ernsthaft verletzt. Sein Partner ist tot, weil er davon wusste und mein Bruder ihn in die Sache hineingezogen hat. Seine ‚Aufgabe’ hat dazu geführt, dass seine Zeit noch knapper wurde, als sie ohnehin schon war. Deswegen bat er mich ein Auge auf dich und deine Mutter zu werfen. An diesem Tag… hat er wohl einen besonders gefährlichen Kriminellen verfolgt. Da hat ihm auch sein Amulett nichts genützt.“ Will hatte nicht das ganze Gespräch mitverfolgt. Als Connor nicht zurückgekommen war, machte er sich sorgen und stand noch mal auf. Er suchte seinen Cousin, bis er Stimmen aus der Küche vernahm. Eine gehörte Connor und die andere seinem Vater. Was hatten die beiden zu Bereden? Ging es etwa immer noch um diese Amulette? Er schlich sich an und begann zu lauschen. So erfuhr er, von dem Geheimnis dieser Steine. Und wie sein Onkel wirklich gestorben war. „Ach Connor. Dein Vater war ein Held. Zwar ein dummer, aber ein Held.“, sagte Wills Vater. Connor selbst wusste nicht, ob er ihm da zustimmen sollte. „Was wird damit?“, fragte er und deutete auf das Amulett. Sein Onkel seufzte. „Wie gesagt, es gehört jetzt dir. Die Kraft des Amuletts geht immer nur auf die Nachkommen des Trägers über. Du kannst sogar so werden wie dein Vater, aber würdest du das deiner Mutter wirklich antun? Ich habe ebenfalls ein Amulett, welches aber nur eine Kopie von diesem hier ist. Meines liegt im Keller, in einer alten Truhe.“, erzählte er. Das ließ Will besonders aufhorchen. Wenn er ebenfalls so einen Stein hatte, könnte er Connor zur Seite stehen. Er könnte ihn und seine eigene Familie beschützen. Connor bedrückte etwas. „Onkel? Hast du… irgendeine Idee, wer Vater umgebracht haben könnte?“, fragte er kleinlaut. Sein Onkel sah ihn zweifelnd an. „Er hat mir einmal erzählt, dass er einem Kriminellen auf der Spur sei, der nicht nur genauso ich er und ich ein Amulett besitzt, sondern auch eine mächtige Organisation leidet. Es könnte gut sein, dass er dahinter steckt. Diesen Tipp habe ich auch bereits der Polizei gegeben. Allerdings kennen sie seinen Namen nicht, genau wie ich. Dein Vater kennt lediglich seinen Codenamen.“, erzählte er. Connor hatte gespannt zugehört. „Und… wie lautet der?“, fragte er mit klopfendem Herz. „Er nennt sich selbst ‚der Zyklop’.“ Das Wasser Will hatte sich fest vorgenommen Emma am nächsten Tag einen Besuch abzustatten. Er grämte sich, als er Überstunden aufgebrummt bekam. Auch am nächsten Tag gab es viel zu tun, und so kam es, dass Will erst am dritten Tag zu Emmas Wohnung fuhr. Er wollte anklopfen, bis er hinter sich ein Geräusch hörte. Emma schien weggewesen zu sein, und gerade zurück zu kommen. Sie stieg aus ihrem Wagen und schleppte zwei große Tüten mit sich. Will verwandelte sich sofort in einen Gentleman und nahm sie ihr ab. Bei dieser Gelegenheit betrachtete er sie genauer. Nicht nur Kevin schien seinen Look verändert zu haben. Emma schien ihre Farbe ebenfalls schwarz gefärbt zu haben. Aber wozu sollte das gut sein? Sie sperrte auf und bat Will hinein. Dieser stellte die Tüten auf der Couch ab. „Die sind ziemlich schwer. Was ist den da drin, wenn ich fragen darf?“ Anstatt zu antworten leere Emma den Inhalt einfach auf die Garnitur. Klamotten und andere Utensilien kamen zum Vorschein. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“, meinte sie nur. Will kam sie etwas verändert vor. Sie hatte nicht nur ihr Aussehen verändert, sondern scheinbar auch ihr Verhalten. Vor einigen Tagen war sie noch deprimiert und voller Trauer. Jetzt schien sie aber höchst lebendig und freudig. Will wollte anfangen über Kevin zu sprechen, doch Emma würgte ihn ab. „Vergiss ihn. Lass ihn machen, was er will.“, sagte sie einfach. Diese Aussage überraschte Will sichtlich. Was hatte diese Veränderung verursacht? „Ich komme zurecht, danke. Du kannst also wieder gehen.“, wollte sie Will abspeisen. Dieser dachte aber nicht daran. Emma schien völlig zu ignorieren, was vorgefallen war. „Ich gehe jetzt jedenfalls zur Uni. Wird mal wieder Zeit, dass ich mich dort blicken lasse.“, meinte sie. „Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme?“, fragte Will vorsichtig. Emma zuckte mit den Schultern und überließ ihm die Entscheidung. Während sie bereits aus der Tür war tippte Will auf seinem Handy herum. Er wählte Connors Nummer und wollte sich mit ihm in der Uni treffen. Durch den Patak der Dunkelheit war Kevins Kraft enorm gestiegen. Es nun ein leichtes für ihn ein Kraftfeld über das ehemalige Bürogebäude zu spannen. Sollten Will, Connor oder Emma zurückkehren, würden sie nur leere Räume vorfinden. In Wirklichkeit befand sich die Basis der Patak noch immer an diesem Ort. „Das Wasser ist eingetroffen.“, unterrichtete Claire ihren Bruder. Dieser nickte dankend und bat sie, Eve zu sich zu bringen. Mandulis befand sich ebenfalls im Raum. „Das Wasser ist also angekommen. Wenn Bryan wieder wach wird haben wir 4 der 6 Patak zusammen. Denn Wind benötigen wir nicht, aber was unternehmen wir wegen dem Feuer?“, fragte er erwartungsvoll. Kevin schien bereits mit dieser Frage gerechnet zu haben. Vorsichtig griff er in seine Jackentasche und zog eine kleine, rote Perle heraus. Mandulis schreckte zurück. „Die Essenz des Feuers!“, stotterte er. Kevin nickte. „Ja, ich habe Harendotes enternd, bevor ich Claire befahl Baals ehemaliges Lager zum Einsturz zu bringen.“, erklärte er und erinnerte sich zurück. Kevin war in voller Verzweiflung über Jas´ Tod. Claire war zu ihm getreten und hatte Jas stumm angestarrt. Ihr Plan war damit zunichte gemacht worden. Zuerst zog sie wütend ein Messer, doch dann zögerte und blickte ihren Bruder an. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und erweckte so die Seele des alten Kriegers, der sich nach Hapi genannt hatte. Baal hatte ihm als Kind die alte Seele eingepflanzt, ohne, dass dieser etwas davon mitbekommen hatte. Jetzt wurde sie wiedererweckt und Kevin veränderte sich wie Jas und Claire vor ihm. Er befahl die Höhle zum Einsturz zu bringen und entfernte Harendotes Seele aus Jas´ Körper. Er ging zu Mandulis und entdeckte, dass er noch lebte. Seine Wunde begann sich zu regenerieren. Zusammen mit ihm und Claire teleportierte er sich in das neue Versteck und ließ Mandulis versorgen. Als er erfuhr, dass Bryan überlebt hatte, beschloss er Baals ursprünglichen Plan wieder aufzunehmen. Das Wasser war angekommen, jetzt musste nur noch ein neuer Wirt für das Feuer gefunden werden. „Ich… ich biete mich freiwillig an.“, sagte Mandulis. Kevin antwortete zuerst nicht. „Idiot.“, erwiderte er schließlich. „Das Feuer sucht sich seinen Körper selbst aus. Und einen Schwächling und Versager wie dich, wird es bestimmt nicht wählen.“, sagte er hart. Mandulis schluckte. Er unterließ es zu widersprechen. Dann trat jemand weiteres ein. Es war ein junges Mädchen, in einem blauen Kleid. „Guten Tag.“, sagte es förmlich. Kevin lächelte ihr zu. „Du musst Eve sein.“ Eve nickte artig. „Ist der nette Junge, der mich besucht hat, auch hier?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort zu wissen schien. Kevin verneinte und Eve verstand. „Lass uns alleine.“, befahl er Mandulis ohne ihn anzusehen. Dieser hasste es auf Kevin zu hören, tat aber was er verlangte. Kevin bat Eve sich zu setzen, nachdem die Tür hinter den beiden zugegangen war. „Die Sache sieht im Moment so aus. Die Erde ist nicht verfügbar und das Feuer benötigt einen neuen Körper. Das Ritual wird also noch etwas warten müssen.“, erklärte er. Eve sah zum Fenster hinaus. „Dann soll ich solange warten?“, hakte sie nach. Kevin zögerte. „Nein, ich habe einen Auftrag für dich. Es gibt immer noch welche, die sich dem Projekt entgegenstellen. Die sollst du zuerst aus dem Weg räumen. Verstehst du?“, Eve bejahte und fragte nach Details. Sie sollte drei Leute beseitigen, die sich dem Willen Baals nicht beugen wollten. „Ich muss zugeben, ich hatte mir das Studentenleben etwas aufregender vorgestellt.“, gab Will zu. Er hatte Emma in eine Vorlesung begleitet und war froh den Saal wieder zu verlassen. „Hey.“, rief ihnen Connor zu. Will begrüßte seinen Cousin und winkte ihn zu sich. Emma versuchte ebenfalls freundlich zu sein, versuchte ihm aber aus dem Weg zu gehen. „Was ist den mit der passiert?“, flüsterte Connor Will zu, als er ihren Look entdeckte. „Ich bin kein Psychiater, aber sie ignoriert die Tatsachen und versucht ihren Charakter zu verändern.“, erklärte er. Connor verstand und sah in den Vorlesungssaal. „Na, wie war deine erste Vorlesung? Ich sollte vielleicht auch wieder mal an ein paar teilnehmen.“, lächelte er verlegen. Will gab ihm recht. „Das solltest du wohl. Ich sollte es aber besser nicht.“ Er wollte weiterreden, doch Emma war bereits ein großes Stück weitergegangen. Will und Connor blieben ihr auf den Fersen. Sie machte im Moment eine Menge durch, und schien ihre Probleme zu ignorieren. Jas war tot und Kevin schien die Seiten gewechselt zu haben. Sie brauchte jetzt unbedingt Freunde. Connor nahm jedoch etwas Abstand. „Hör mal, vielleicht ist es nicht gut, dass ich in ihrer Nähe bin. Ich erinnere sie zu sehr an Kevin und an früher. Dich kennt sie noch nicht solange. Vielleicht solltest du dich um sie kümmern.“, schlug er vor. Will verstand, was er sagen wollte und stimmte zu. Während Connor sich etwas anderem widmete, verfolgte Will Emma bis in die Kantine. Sie unterhielten sich über Belangloses und es war hauptsächlich Will, der redete. Emma gönnte sich ein großes Stück Kuchen und Will ein paar Muffins. „Weißt du, früher hätte ich solche Kalorienbomben nie angefasst.“, sagte Emma beiläufig. Will musterte sie. „Und jetzt ist dir das egal?“, hakte er nach. „Man lebt nur einmal.“, sagte sie nur. Will stimmte ihr zu. Dennoch entging es ihm nicht, dass sie etwas beschäftigte. Sie sah zu dem leeren Platz neben ihr. „Ist Kevin oder Jas darauf gesessen?“, traute sich Will zu fragen. Emma schluckte. „Jas. Er ist immer neben mir gesessen und hat mich und Kevin unterhalten.“, erzählte sie. Will nickte Verständnis voll und stand dann auf. „Komm.“, sagte er und reichte Emma die Hand. Diese blickte ihn nur fragend an. „Du solltest deine Veränderungen an den richtigen Stellen vornehmen. Versteh mich nicht falsch, die schwarzen Haare stehen dir, aber du brauchst etwas Ablenkung. Um Kevin kümmern wir uns morgen. Jetzt lade ich dich erstmal richtig zum Mittagessen ein.“, erklärte er. Emma hatte keine Chance sich zu weigern, den Will ergriff einfach ihre Hand. Emma zierte sich etwas, nahm die Einladung dann aber an. Will ging mit ihr in ein feines Restaurant. „Wie viele Mädchen hast du schon hierhin eingeladen?“, erlaubte sich Emma zu fragen. Will grinste. „Zu viele. Frag lieber wie viel ich rumgekriegt habe.“, antwortete er. Ein junger Kellner trat an die zwei und begrüßte Will. „He, Mann dich hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen.“, schien er Will zu kennen. Die beiden schlugen ihre Fäuste aneinander und Emma musste bei diesem ‚Männerritual’ grinsen. „Die Arbeit, du kennst das ja.“, erwiderte er. Der Kellner zeigte auf einen Tisch und Emma ging vor. „Wow, diesmal hast du dir aber ne heiße Schnecke geschnappt.“, gratulierte Wills Freund. Dieser versuchte das Missverständnis aufzuklären. „Nein, nein, das ist ganz anders. Sie ist etwas Besonderes.“, meinte er. Sein Freund lächelte ihm zu. „Sind sie das nicht immer?“, fragte er und versprach bald bei ihnen zu sein. Will setzte sich zu Emma und die beiden redeten, bis der Kellner zurückkam und die Bestellungen aufnahm. „Ich bereue das mit den Haaren.“, sagte Emma beiläufig. Will traute sich nicht ihr zuzustimmen. „Sag mal… ich hab vorhin ein paar Straßennamen gelesen. Ist hier in der Nähe vielleicht der ‚Antony Friedhof’?“, fragte sie. Will musste kurz nachdenken und bejahte schließlich. Emma, die mit dem Essen fertig war sprang auf und lief aus dem Lokal. „Sorry ist ein Notfall!“, rief er seinem Freund zu und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Es lohnt sich nicht Frauen nachzulaufen.“, rief ihm dieser noch hinterher. Will hatte die Bemerkung überhört und fand Emma auf der Straße wieder. „Dort drüben.“, sagte sie schließlich und zeigte auf den Friedhofseingang. „Dort… ist Jas begraben.“, erklärte sie stotternd. Will verstand. „Tut mir Leid, dass ich dich ausgerechnet in diese Gegend geführt habe.“, entschuldigte er sich. Emma schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss dir danken. Das habe ich lange vor mich hingeschoben.“, erklärte sie und überquerte die Straße. Will blieb ihr dicht auf den Fersen. Die beiden betraten das Friedhofsgelände. Während Emma jedes Grab einzeln unter die Lupe nahm, erkundigte sich Will beim Friedhofswärter. Dieser konnte ihm zuerst nicht weiterhelfen, da er seine Papiere nicht dabei hatte. Eine Suche war aber auch nicht nötig gewesen. Emma hatte das Grab bereits gefunden. Schluchzend fiel sie davor auf die Knie und berührte den Grabstein. Will blieb unsicher vor ihr stehen. Sollte er ihr aufhelfen, oder sich zurückhalten? „Es tut mir Leid.“, sagte er einfach. „Du hast doch auch ein Amulett, nicht wahr? Würdest… würdest du mir helfen Kevin zurückzuholen?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll. Will nickte kräftig. Emma rang sich ein Lächeln ab und blickte dann überrascht hinter Will. Dieser drehte sich um und starrte in das Gesicht eines jungen Mädchens. Will taumelte rückwärts. „Entschuldige, Kleine.“, brachte er nur heraus. Das Mädchen sah ihn kalt und gefühllos an. „Pass auf.“, sagte Emma, die irgendwie spürte, dass mit dem Mädchen nicht in Ordnung war. Sie ging zu Emma und kniete sich neben sie. Sie schloss die Augen und betete. Weder Emma, noch Will wagten es sie zu unterbrechen. Ihre Anteilnahme wirkte ernst, aber wer war sie? Kannte sie Jas etwa? Nach einer weile öffnete das Mädchen die Augen wieder und erhob sich. „Entschuldige, aber wer bist du?“, fragte Emma interessiert. Das Mädchen blickte sie durchdringend an. „Eve.“, erwiderte sie. „Ok, Eve, kanntest du Jas?“, mischte sich Will ein. Eve nickte. „Ja, das heißt… ich kannte das Feuer.“, erwiderte sie. Sofort nahm Emma Abstand von ihr und blickte hilfesuchend zu Will. Dieser bereitete sich auf einen Kampf vor. Aber war dieses Mädchen tatsächlich ein Gegner für ihn? „Hat Kevin dich geschickt?“, fragte Emma erwartend. Eve blickte sie nur verwirrt an. „Sie meint die Dunkelheit.“, ergänzte Will. Eve verstand und bejahte. „Was ist mit ihm geschehen?“, verlangte Emma zu wissen. Eve war gern bereit es ihr zu erklären. „Manche Menschen sträuben sich vor dem Schicksal einer der heiligen Patak zu werden. Die Seelen übernehmen dann Oberhand und verändern den Charakter ins Gegenteilige. Bei mir ist das nicht der Fall.“, erklärte sie. „Wie bekomme ich Kevin zurück?“, hakte Emma weiter nach. Eve kam ihr nicht wirklich böse vor, doch sie konnte sich auch täuschen. Eve zögerte. „Die Patak werden nicht mehr benötigt, wenn das Revival-Projekt beendet ist.“, erzählte sie. „Wir werden aber nicht zulassen, dass dies geschieht. Selbst wenn wir Kevin…“ Will stoppte. Er wollte wegen Emma nicht weiterreden. „Ich habe einen Befehl von ihm bekommen. Ich soll seine drei Feinde besiegen. Aber wo ist der dritte von euch?“, fragte sie hoffnungsvoll. Will knurrte nur. „Das sagen wir dir nie, also schmink´s dir ab.“, sagte er bestimmt. Eve nickte und entfernte sich ein Stück. Sie hob die Hände vor die Brust und schien sch zu konzentrieren. Eine kleine Wasserkugel tanzte zwischen ihren Händen auf und ab. „Emma verschwinde!“, trug ihr Will auf. Diese erschrak zuerst. Will hatte sie für einen Moment an Kevin erinnert. Dennoch folgte sie seinem Beispiel und lief weg. Allerdings zog sie kurz darauf ihr Handy heraus und telefonierte mit Connor. Dieser versprach so schnell wie möglich bei ihr zu sein. Will ließ Eve nicht aus den Augen. Er konzentrierte sich und hob seine Hand. Auch in seiner Hand tauchte ein Wasserball auf. Eve beobachtete ihn argwöhnisch. Der Wasserball vervielfältigte sich und die Teile flogen um Will herum. Dann kamen sie zum Stillstand und begannen ihre Form zu ändern. Zuerst stellten sie nur unförmige Wassermaßen dar, doch dann wurde ihre Gestalt menschenförmiger. Bald standen ein Dutzend solcher Gestalten um ihn herum, die alle aus Wasser bestanden. Will verstand nun. Eve hatte nicht vor selber zu kämpfen. Wer weiß, ob das kleine Mädchen dies sogar fertig brachte. „Meine Wasserkrieger.“, stellte Eve ihre Geschöpfe vor. „Angenehm.“, spielte Will den Selbstsicheren. „Connor ist auch nicht da, wenn man ihn mal braucht.“, dachte er. „Du bist also der Patak des Wassers? Du kannst Wasser erschaffen und es formen, hab ich recht?“, fragte er Eve. Diese bejahte. „Dacht Ichs mir doch. Dann demonstriere ich dir mal meine Fähigkeiten. Mein Amulett erlaubt es mir die Waffen und Fähigkeiten meines Gegners nachzuahmen.“, verriet er. Eve betrachtete ihren Gegner erwartend. „Also bist du ein Dieb.“, versuchte sie ihn aus der Reserve zu locken. Will schmunzelte. „Das kann man sehen wie man will. Auf jeden Fall habe ich deine lahmen Tricks schon lange drauf.“, meinte er und ließ den Wasserball in seinen Händen wachsen. Er verformte sich und wurde zu einem Schwert, das nur aus Wasser bestand. „Sag nicht, dass das nicht cool ist.“, sprach er. Eve zeigte sich tatsächlich etwas beeindruckt. Jemand hatte es geschafft ihre Technik zu kopieren. Aber würde es Will auch wirklich nützen? Er hatte sicher keine Erfahrung damit. Eve ließ den ersten Wasserkrieger angreifen, und Will holte aus und schlug ihn in der Mitte durch. Doch der Krieger blieb stehen. Zuerst verstand Will nicht ganz, erinnerte sich dann aber, dass er es mit Gegnern aus Wasser zu tun hatte. Mit einem einzigen Schlag, würde er nichts erreichen. Die Krieger griffen jetzt geschlossen an und Will fiel immer weiter zurück. Er ließ sein Schwert wachsen und schaffte es eines der Wesen zu zerstören. Er atmete erleichtert auf, bis er erkannte, dass sich das Geschöpf regenerierte. „Ok, ruhig bleiben, Junge! Mit was besiegt man noch mal Wasser? Feuer? Nein, quatsch!“, überlegte er sich angespannt eine Lösung. Dann fiel ihm Eve wieder ein. Sie kontrollierte die Wesen. Er musste sie nur angreifen oder zumindest ihre Konzentration stören um die Wesen zu beeinträchtigen. Er lief ihn Eves Richtung, doch zwei Wasserkrieger stellten sich schützend vor sie. Die restlichen Krieger griffen wieder an, doch Will dachte nicht daran, das Weite zu suchen. Er war bereits einmal in so einer Situation. Wills Hände zitterten, als er die Schublade öffnete und einen kleinen, metallenen Behälter herausfischte. Darauf zog er das Amulett, von dem sein Vater gesprochen hatte. Nun gab es noch etwas, was ihn und Connor verband. Er steckte es ein und beschloss seinen Eltern nichts zu erzählen. Selbst Connor wollte er erst reinen Wein einschenken, wenn dieser von seinem berichtete. Ab diesem Tag trug er es täglich. Er merkte bald Verbesserungen im Sport und anderen Dingen. Nun schaffte er es auch von 10 Meter Entfernung einen Korb zu werfen, womit er vor Connor angeben konnte. Dieser hatte ebenfalls seine Erfahrungen mit seinem Amulett gemacht. Eines Abends beschloss er seinem Cousin die ganze Wahrheit zu erzählen. Zu seiner Überraschung kannte Will sie aber schon. Nun zog er sein Amulett hervor. Connor schluckte und betrachtete es argwöhnisch. „Da steht überhaupt nichts drauf.“, bemerkte er. Will nickte, wusste aber nicht warum. „Tust du mir einen Gefallen?“, fragte Will schüchtern. Connor bejahte, ohne sich den Wunsch seines Cousins anzuhören. „Kannst du Papa fragen, was es genau damit auf sich hat? Woher es kommt, wieso es geschaffen wurde und vor allem wie man richtig damit umgeht. Ich kann nicht mit ihm reden. Er nimmt es mir sicher gleich wieder weg. Aber wenn du ihn über die Dinger ausfragst…“, erzählte er Connor von seinem Anliegen. Sein Cousin versprach mit seinem Onkel zu sprechen. Es war bereits nächstes Wochenende, als dieser auf Besuch kam. Während die zwei Frauen Kaffee tranken, spielte er mit Connor und Will Basketball. Damit wollte er scheinbar von Verlust seines Bruders kompensieren. Will entfernte sich unauffällig und Connor sprach seinen Onkel auf das Amulett an. „Du trägst es also noch.“, sagte dieser bedrückt. Connor bejahte. „Es hat Vater vielleicht getötet, aber es bringt einem auch Stärke. Jetzt, wo Dad tot ist, muss jemand Mama beschützen.“, erklärte er. Sein Onkel respektierte das. „Was… kannst du mir noch über diese Amulette sagen? Woher kommen sie? Wozu wurden sie geschaffen?“, hakte er für Will nach. Sein Onkel seufzte nur. „Da bin ich überfragt. Aber wenn du das wirklich alles wissen willst, geh zu Opa.“, meinte er. Connor stutzte. „Warum zu Opa?“, fragte er. Sein Onkel kratzte sich verlegen am Kopf. „Dein Amulett war eigentlich im Besitz deiner Großmutter. Aber dein Opa weiß genauso viel darüber, wie seine verstorbene Frau.“, erklärte er. Connor bedankte sich und spielte weiter. Aber bereits am nächsten Tag kauften sich er und Will ein Zugticket, das sie zu ihrem Großvater bringen sollte. Ihrer Mutter erzählten sie, sie würden in den nahegelegenen Park gehen, um zu spielen. Die Zugfahrt dauerte zwei Stunden, und die beiden Jungen hofften, dass sie rechtzeitig wieder zu Hause waren. Sie verließen den Zug und suchten die Bushaltestelle. Sie brauchten wieder eine gewisse Zeit, bis der Bus erstmal kam und sie zum Haus ihres Großvaters brachte. Will klingelte vorsichtig, doch niemand öffnete. Connor machte Anstallten zum Hintereingang zu gehen, bis die Tür doch noch aufschwang. Ein alter, weißhaariger Mann blickte heraus. „Was willst du? Wollt ihr?“, fügte er hinzu, als er auch Connor erblickte. „Wir wollten dich mal wieder besuchen, Opa.“, sagte Will schnell. Der alte Mann rieb sich die Augen und musterte die Jungen genauer. Erst jetzt schien er seine Enkel zu erkennen. „Der kleine William und der kleine Connor! Tut mir Leid, meine Augen sind nicht mehr die besten!“, gab er zu und bat seine Enkel herein. Diese warfen sich aufmunternde Blicke zu. Ihr Opa brachte ihnen Limonade und bat sie sich zu setzen. Zuerst redeten sie nur über die Familie und die Schule. Connor und Wills Opa war operiert worden und konnte deshalb nicht an der Beerdigung teilnehmen. „Ich vermisse meinen Sohn.“, sagte er schließlich. Connor pflichtete ihm bei. Er fühlte genauso. Will hielt den Moment für passend und holte sein Amulett hervor. Sein Opa schreckte zurück und griff sich ans Herz. Connor musste ihn stützen. „Woher…“, stammelte er. Nun zeigte auch Connor sein Amulett. „Hm… sie sind also in die nächste Generation übergegangen.“, murmelte er. Connor und Will fragten nach, was er damit meinte. „Connor, dein Amulett… hat deiner Großmutter gehört. Sie selbst hat es kaum benutzt, aber ihr Vater hat es ständig getragen. Er war Boxer und es hat ihm übermenschliche Stärke verliehen. Die gibt es jedem Benutzer. Nach dem Tod, eurer Großmutter ist das Amulett auf deinen Vater übergegangen, Connor. Nun hat es dich auserwählt.“, erzählte er. Will wollte jetzt alles wissen. „Was ist mit meinem?“, fragte er. Sein Opa zögerte. „Deines… Also dein Urgroßvater hatte schreckliche Angst er könnte sein Amulett verlieren, oder es könnte gar zerstört werden. Deswegen brachte er es zu Männern, die sich selbst als Druiden bezeichneten. Druiden waren Magier, die vor langer Zeit lebten. Aber auch noch Heute gibt es Leute, die ihren Lebensstil praktizieren. Manche sind Schwindler und ziehen den Menschen Geld aus der Tasche. Andere wiederum beherrschen wirklich die Magie. Solche Leute haben versucht, dass Amulett zu duplizieren. Sie setzten ihre ganze Kraft ein und es gelang ihnen auch. Es war – fast – eine richtige Kopie. Weitere konnten sie leider nicht herstellen, weil das Ritual ihre Magie aufgesogen hatte. Mein Schwiegervater aber war zufrieden und hat es sicher versteckt. Dein Vater, Will, hat es dann an sich genommen. Und dein Vater, Connor bekam das Original. So stand es im Testament meiner Frau.“, erzählte er. Connor und Will waren sprachlos. Sie wechselten das Thema und plauderten ungefähr noch eine halbe Stunde. Dann verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Heimweg. „Wir wissen jetzt immerhin mehr.“, meinte Will, als die zwei im Zug saßen. Connor war sich dessen nicht so sicher. „Über die Amulette ja. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wer meinen Vater auf dem Gewissen hat. Und dieses Amulett wird mir dabei helfen!“ Will konnte sich nicht erinnern, dass Connor ihn jemals im Stich gelassen hätte. Die Uni war nicht weit entfernd, und so benutzte sein Cousin seine Fähigkeiten um möglichst schnell bei ihm zu sein. Emma hatte ihn noch rechtzeitig kontaktiert. Er schoss zwei seiner Sterne auf Eve ab, welche mit einem Aufschrei reagierte. Die Wasserkrieger verschwanden. Ebenso Wills Schwert. „Dich kann man aber auch nicht alleine lassen.“, meinte Connor zur Begrüßung. Will nickte ihm dankbar zu. Dann wandten sich beide Eve zu. Sie lebte! Dann sahen die beiden Eves wirkliche Kräfte. Ihr Körper verwandelte sich in Wasser, nur ihr Kopf blieb erhalten. Die Sterne fielen durch das Wasser zu Boden. „Darf ich vorstellen? Der Patak des Wassers!“, sagte Will theatralisch. Eves Körpergröße nahm zu und auch ihre Hände wuchsen. Sie streckte sie gierig nach den beiden aus, welche zurückwichen. Connor schoss weitere Sterne ab, doch diese zischten einfach durch das Wasser. Eve war nun selbst zu einem Wasserkrieger geworden und unangreifbar. „Lass dir was einfallen!“, rief Will seinem Cousin zu. „Wieso ich? Du bist länger hier als ich!“, warf er ein. Dann einigten sich beide, dass streiten nichts half. „Ich versuche etwas.“, sagte Will schließlich und aktivierte sein Amulett. Zuerst begannen sich nur seine Hände in Wasser zu verwandeln, dann allmählich sein ganzer Körper. „Ich hoffe, du weißt, was du tust!“, rief ihm Connor zu. Will hatte sich ebenfalls in einen Wassergiganten verwandelt. Das Amulett, welches kopiert wurde, konnte auch die Kraft der Originale kopieren. Eve stand nun ein ebenwürdiger Gegner gegenüber. Die beiden Giganten preschten aufeinander los und stießen und boxten einander. Connor kam es so vor, als hätte Will die Kontrolle über sich verloren. Irgendwie erinnerte er ihn an Hulk. Der Kampf schien kein Ende zu nehmen. Doch dann favorisierte sich Will. Eve wurde zurückgeschleudert und das Wasser zersprang in alle Teile. Will verwandelte sich zurück und musste sich hinsetzen. Connor kam ihm sofort zur Hilfe und half ihm auf. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Will nickte schwach. „Jaja, alles ok. War nur irgendwie verrückt die Sache.“, meinte er. Dann näherte sich auch Emma den beiden. „Was… ist mit dieser Eve?“, fragte sie. Will und Connor blickten sich um. „Da!“, schrie Connor. Die Lachen, die sich gebildet hatten, begannen sich zu bewegen. Sie türmten sich aufeinander und ergaben eine neue Wassergestalt. Diese verwandelte sich schließlich in Eve. Connor und Will bereiteten sich auf den nächsten Schlag vor, doch Eve sah fertig aus. Sie keuchte und hustete. Dann sah sie ihre Gegner. Sie begann sich zu teleportieren und Will rannte zu ihr, um sie zu stoppen. Vergebens, sie war verschwunden. „Sie wusste einiges.“, sagte Emma leise. Die Jungen stimmten ihr zu. Plötzlich klingelte Connors Handy. „Er redete ein paar Worte und legte dann einfach auf. Zuerst war er sprachlos, aber als Will und Emma ihn drängten etwas zu sagen stotterte er fassungslos: „Ratet mal wer aufgewacht ist.“ Alice war noch in der Ausbildung zur Krankenschwester. Sie war eher schüchtern und emotional. Deswegen entging ihr auch nicht das Schicksal, eines besonderen Patienten. Der Name des Patienten war Bryan und er lag im Koma. Die einzige, die ihn besuchte, war ein Mädchen, zirka gleich alt wie er. War es seine Schwester, oder seine Freundin? Alice erinnerte Bryan irgendwie an ihren eigenen Bruder, der vor einem Jahr bei einem Autounfall verstorben war. Deswegen verbrachte sie auch besonders viel Zeit bei diesem Jungen. Sie wusste, dass es viel half wenn man mit Komapatienten redete. Also erzählte sie ihm Geschichten über ihren Bruder. Irgendwie mochte sie Bryan, obwohl sie noch nie mit ihm gesprochen hatte. An diesem Tag brachte sie ihm sogar Blumen mit und stellte sie in eine Vase. Sie setzte sich wie jeden Tag an die Bettkante und quatschte drauf los. Zuerst redete sie nur über ihren Tag und wie anstrengend manche Patienten sein konnten. Dann sprang sie erschrocken auf, da jemand nach ihrer Hand gegriffen hatte. Entsetzt blickte sie Bryan an. Dieser hatte seine Augen geöffnet und versuchte sich zu orientieren. „Bryan?“, wagte es Alice zu fragen. Bryan begann seine Lippen zu bewegen. „Carol?“, fragte er mit krächzender Stimme. Alice wusste nicht, was sie unternehmen sollte. „Ist… das deine Freundin, die dich immer besucht?“, hakte sie nach. Bryan blickte sie verwirrt und verschrocken an. Wo… bin ich?“, fragte er geschwächt. Alice nahm allen Mut zusammen. „Du… du bist im Krankenhaus. Du hattest einen Unfall und bist im Koma gelegen! Ich… hole sofort einen Arzt!“, versprach sie und wollte gehen. Nur ein „Ist Baal tot? Ist er endlich verreckt?“, hielt sie zurück. Zuerst wusste sie nicht, was sie sagen sollte, doch dann lief sie hinaus, um einen Arzt zu suchen. Bald hatte sie einen ausfindig gemacht und berichtete ihm stockend, dass er Komapatient Bryan erwacht war. Hapi Bryan hörte eine Stimme, als er wieder zu sich kam. Das erste Bild, das er vor Augen hatte, war das von Carol. Allerdings war es nicht ihre Stimme, die er hörte. Es dauerte etwas, bis ihm wieder einfiel, dass Carol tot war. Er blickte in das Gesicht eines Mädchens, dass ihm fremd war. Es schien irgendwie erschrocken zu sein und stürmte aus dem Zimmer. Wenig später kehrte sie mit einem Mann in weißem Kittel zurück. Bryan kombinierte, dass es sich um einen Arzt handeln musste. Der Doktor fuchtelte in seinem Gesicht herum und hielt ihm eine Taschenlampe in die Augen. Bryan zuckte zusammen. „Verstehst du, was ich sage?“, fragte er schließlich. Zuerst antwortete Bryan nicht, doch dann versuchte er wieder zu klaren Gedanken zu kommen. „Wo bin ich?“, fragte er den Arzt. Dieser begann ihm zu zulächeln. „Du bist im Krankenhaus. Ich bin Dr. Berk, der zuständige Arzt. Ich muss dir leider sagen, dass du einige Zeit im Koma gelegen hast.“, erzählte er. Unter schwerem Stöhnen versuchte Bryan aufrecht zu sitzen. „Überanstreng dich nicht, Junge.“, bat ihn Dr. Berk. Bryan sah zuerst zu Alice, die ihn unsicher begutachtete. „Das ist übrigens Alice. Ihr hast du vielleicht einen Teil deiner Genesung zu verdanken.“, erklärte Dr. Berk nun. Bryan nickte ihr zu und Alice reagierte verlegen. „Was… ist genau passiert?“, wollte Bryan wissen, aber sein Arzt konnte ihm nicht weiterhelfen. „Ich hatte gehofft du könntest es uns sagen.“, gab er zu. Dann mischte sich auch Alice ein. „Wenn du dich nicht, erinnerst, kann dir vielleicht deine Freundin helfen!“, schlug sie vor. Bei dem Wort ‚Freundin’, zuckte Bryan zusammen. „Carol?“, fragte er hastig. Alice versuchte zu antworten. „Ich weiß nicht, wie sie heißt. Sie kommt dich hin und wieder besuchen.“, erzählte sie. „Wie sieht sie aus?“, fragte Bryan schnell. Alice überlegte kurz und gab dann eine Personenbeschreibung ab, die ziemlich genau auf Claire zutraf. Bryan erinnerte sich, dass sie es war, die in Baals Auftrag Carol getötet hatte. Es war so, als wäre keine Zeit vergangen. Das alte Rachegefühl stieg von neuem in ihm hoch und er warf seine Beine aus dem Bett. Der Versuch aufzustehen misslang jedoch und Bryan stürzte. Alice und Dr. Berk halfen ihm zurück ins Bett. „Das wichtigste ist, dass du dich jetzt ausruhst.“, erklärte der Arzt. Bryan wollte aber nichts davon hören. Sobald er seine Beine wieder einsetzen konnte, wollte er erfahren, was passiert war. „Wie lange war ich weg?“, viel es ihm erst jetzt ein nach der Dauer seines Tiefschlafes zu fragen. „3 Wochen.“, antwortete Dr. Berk kurz. Bryan verstand. Was hatte sich in diesen drei Wochen ereignet? Wenn Claire noch lebte, spazierte Baal dann auch noch irgendwo herum? Dr. Berk fiel auf einmal die andere Patientin ein. „Mit dir wurde noch ein Mädchen eingeliefert. Brünett, schlank und sehr hübsch. Ihr Name ist Emma, du kennst sie doch, oder?“ Bryan brauchte etwas, bis er sich schließlich an Kevins Freundin erinnerte. „Sie hat das Krankenhaus bereits verlassen, aber ich bin sicher sie wird dich bald besuchen kommen.“, meinte Berk und wurde kurz darauf angepiepst. Er entschuldigte sich und ließ Bryan mit Alice allein. Die beiden starrten sich zuerst nur an. „Also…schön, dass es dir wieder besser geht.“, stammelte sie. „Weißt du mehr?“, fragte Bryan hoffnungsvoll. Alice wiegte mit dem Kopf. „Nunja, nur das was in der Zeitung stand.“, erwiderte sie. Bryan bat sie trotzdem zu erzählen. „Also… dieser Stollen ist eingestürzt. Es war nicht klar, wie viele Leute darin waren. Nur du und diese Emma seid rausgekommen. Es gab einen Toten. Aber an seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr. Da fällt mir ein….“, sprach sie und fischte einen Zettel aus ihrer Tasche. „Kennst du einen Connor?“, fragte sie. Bryan wurde hellhörig. „Ja, was ist mit ihm?“ Alice betrachtete das Stück Papier. „Er hat mir seine Telefonnummer dagelassen. Wenn du willst, rufe ich ihn an.“, bot die Krankenschwester an. Bryan nickte ihr zustimmend zu. Wenn er mit Connor redete würde er sicher mehr erfahren. Besonders was Baal anbelangt. Eve Zustand ließ sich nur als erschöpft beschreiben, als sie zu Kevin zurückkehrte. „Unsere Gegner scheinen doch stärker zu sein, als ich angenommen hatte.“, redete Kevin drauflos. Eve musste ihm leider zustimmen. „Es war… dieser Will. Er hat meine Kräfte kopiert. Diese Kräfte stehen sonst nur dem Patak des Wassers zu.“, erzählte sie. Kevin erinnerte sich an sein Kräftemessen mit Will. Er hatte einfach seine Waffe kopiert. Er fand Will dermaßen interessant, dass er beschloss sich selbst um ihn zu kümmern. „Das ist schon ok. Wir werden noch genug Gelegenheiten haben unsere Feinde zu besiegen. Es war lediglich eine Schlacht.“, meinte er. Eve entschuldigte sich nochmals für den Fehlschlag. Ohne Vorwarnung stürmte nun Claire in den Raum. „Schon mal was von anklopfen gehört?“, stutzte sie ihr Bruder zurecht. Doch Claire hielt es nicht für nötig um Verzeihung zu bitten. „Es ist wichtig! Bryan ist wach!“, erzählte sie aufgeregt. Das weckte auch Kevins Aufmerksamkeit. „Sehr gut, ich will, dass er hierher gebracht wird.“, verlangte er. Claire wollte den Befehl sofort ausführen. „Nimm Eve mit.“, ergänzte er. Diese bat jedoch darum, noch etwas anzumerken. „Kann Carol vielleicht vorgehen? Ich würde gegen noch etwas mit dir besprechen.“, bat sie. Kevin nickte und Claire verließ den Raum. „Worum geht es?“, fragte er eilig. Eve beschloss ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich… habe mir erlaubt einen Blick in die Karten zu werfen. Ich habe gesehen, dass unser Projekt Erfolg haben wird.“, offenbarte sie. Kevin grinste als er das hörte. „Dann hoffen wir, dass sich die Karten nicht irren. Sonst noch etwas?“ Eve bejahte. „Meine Karten irren sich leider nie. Das Projekt wird vollendet, aber… ich habe gesehen, dass du die nächste Schlacht nicht überleben wirst.“, provezeite sie Kevin. Dieser reagierte zuerst nicht. „Es tut mir wirklich Leid.“, sagte Eve. Kevin steckte einfach nur seine Hände in seine Hosentaschen und blickte zum Fenster hinaus. „Keine Sorge, als ich diese Worte das letzte Mal gehört habe, habe ich mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden.“, erklärte er. Eve fragte nach, was er damit meinte. Kevin erzählte von Sepa, der ihm das Selbe provezeite hatte. Und es war eingetreten. Er war von Lin getötet worden und in die Unterwelt hinabgefahren. Dennoch war er zurückgekommen. War es nur wegen dem Revival-Projekt? War es sein Schicksal es zu vollenden, um erst dann seine letzte Ruhe zu finden? Er dankte Eve für das Gespräch und schickte sie dann zum Krankenhaus. In seinem Kopf malte er sich aus, wie die nächsten Tage aussehen würden. Würden es tatsächlich seine letzten sein? Und wenn ja, gegen wen würde er kämpfen und verlieren? Alice entfernte sich ein paar Schritte, als Connor und Emma das Zimmer betraten. Verlegen lächelte sie den beiden zu. „Macht es dir etwas aus, draußen zu warten?“, fragte Connor höfflich, aber bestimmt. Alice nickte sofort und verließ den Raum eilig. Draußen atmete sie hörbar auf. Dann schrak sie zurück, da Will neben ihr aufgetaucht war. „Sorry, wollt dich nicht erschrecken.“, sagte er. Alice sah ihn überrascht an. „Bist du auch ein Freund von Bryan?“, hakte sie nach. Will verneinte. „Ich kenne ihn nicht, aber mein Cousin.“, erklärte er. Alice verstand. „Weißt du… vielleicht mehr?“, hakte sie nach. Will überlegte, wie viel er ihr erzählen konnte und durfte. „Er und mein Cousin waren hinter ein paar bösen Typen her. Sie haben Bryans Freundin auf dem Gewissen und auch noch ein paar andere Dinge verbrochen.“, erklärte er. Alice zuckte zusammen. „Er… er hat seine Freundin verloren?“, konnte sie es nicht glauben. Will wollte bejahen, doch eine Kollegin rief nach Alice und diese rannte sofort los. Bryan musste ja schreckliches durchmachen, wenn er so jemand Wichtigen verloren hatte. Connor und Emma betrachteten inzwischen den immer noch geschwächten Bryan. „Was für ein schönes Wiedersehen.“, säuselte dieser. „Gut geschlafen?“, erwiderte Connor trotzig. Bryan drückte seine Faust in die Matratze. „3 Wochen, was? Na, los raus mit der Sprache, was ist passiert?“, wollte er erfahren. Connor beschloss ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Emma hielt sich derweil zurück. „Baal ist tot.“, sagte er und bemerkte die Freude in Bryans Gesicht. „Und zwar seit Jahren. Der Baal, der dich wieder zu sich geholt hat, war ein Schwindler. Sein Name ist Mandulis und er lebt immer noch.“, verpasste Connor Bryan einen Schock. Dieser richtete sich sofort auf und spürte ein Stechen in seinem Rücken. „Das ist wohl ein dummer Scherz! Er wusste Dinge, die nur Baal wissen konnte!“, warf er ein. Connor brummte. „Mandulis hat Baal lange Zeit gedient.“, erklärte er. Bryan sah ihn ungläubig an. „Weiter!“, bat er. „Jas, oder Harendotes wurde von Kevin getötet. Somit ist das Projekt möglicherweise gestorben. Allerdings wurde die alte Seele in Kevin wiedererweckt. Auch er ist zu einem Patak geworden.“, berichtete Connor. Für Bryan klang das unfassbar. Deswegen wollte Baal bzw. Mandulis nicht, dass er Kevin tötete. Er war der Patak der Dunkelheit. „Wie gesagt, das Feuer ist verschwunden, aber Kevin, der jetzt scheinbar einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, gibt sicher nicht auf. Mandulis, Claire und ein Mädchen namens Eve stehen ihm zur Seite. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass er auch hinter dir her ist.“, schloss Connor seinen Bericht. Bryan wendete seinen Kopf. „Egal, sein Plan ist für misch gestorben. Und Claire und Mandulis wird ebenfalls das Selbe Schicksal ereilen.“, versprach er. Connor sah das ganze nicht so positiv. „Er wird dich zwingen.“, meinte er. „Er hat nichts, mit dem er mich zwingen könnte.“, erwiderte Bryan. Eine Schwester betrat das Zimmer und musterte die Besucher. Sie schob einen Rollstuhl vor sich her und blieb vor Bryans Bett stehen. „Ich muss dich zu einer Untersuchung bringen.“, erklärte sie. Bryan war einverstanden. „Ich würde gerne mitgehen.“, meinte Connor, doch die Schwester verweigerte ihm den Wunsch. Connor bestand dennoch darauf vor dem Behandlungszimmer zu warten. Emma und Will warteten in Bryans Zimmer, auf die eventuelle Ankunft Claires. „Wir sind da.“, meinte Eve nur. Claire fand die Bemerkung unnötig. „Gehen wir.“, sagte sie schließlich. Eve zögerte. „Aber die drei werden mit Sicherheit auf uns warten.“, gab sie zu bedenken. Claire war sich dessen Bewusst. „Egal, in einem Krankenhaus werden sie sowieso keinen Kampf beginnen. Sehen wir uns Bryan erstmal an.“, meinte sie ruhig. Sie betraten das Gebäude und fuhren mit dem Fahrstuhl in das richtige Stockwerk. Sie sahen Will und Emma bereits von weitem, die zuerst erschraken. „Hi, wie geht’s?“, fragte Claire unschuldig. Will überlegte was, er unternehmen sollte, doch ständig gingen Ärzte, Krankenschwestern und Patienten an ihnen vorbei. „Wir wollen nur einen Freund besuchen.“, meinte Claire. „Ich glaub nicht, dass Bryan euch sehen will.“, erwiderte Will kühl. „Wo ist Kevin!“, fragte Emma die Mädchen. Claire stöhnte. „Leg Mal ne andere Platte auf, Kleine. Kevin hat sich für die richtige Seite entschieden.“, sagte sie und warf einen Blick in Bryans Zimmer. Es war leer. „Wo ist er?“, wandte sie sich an Will. Dieser tat so, als hätte er nichts verstanden. „Wo ist er? Glaubst du, du kannst mich das fragen und kriegst einfach ne Antwort?“, stellte er sich dumm. Claire fluchte und versuchte einen Arzt aufzutreiben. „Will!“, hörten sie Connors Stimme. „Komm, ich lass dich nicht mit denen allein.“, sagte Will und zerrte Emma mit sich. Auch Claire und Eve folgten seinem Beispiel. Connor wartete in einem Untersuchungszimmer, in dem das reine Chaos herrschte. Dr. Berk rieb sich Kopf und deutete auf das Fenster. „Dieser Idiot ist durch die Feuerleiter geflüchtet.“, erklärte Connor hastig. „Ich… kann mir das nicht erklären. Woher hat er auf einmal diese Kraft?“, fragte Berk verwirrt. „Weil er einer der heiligen Patak ist.“, sagte Claire mehr zu sich selbst und verschwand mit Eve in Richtung Fahrstuhl. „Wir müssen ihm nach!“, war Wills Meinung. Connor hielt ihn jedoch zurück. „Ich habe ihn bereits verfolgt, aber verloren. Und ich glaube auch nicht, dass er gefunden werden will.“, entgegnete er. Will sah missmutig aus dem Fenster. „Ich… hab eine Idee.“, sagte Emma schließlich. Will und Connor drehten sich überrascht zu ihr um. „Er ist doch hinter Claire und Mandulis her. Möglicherweise ist er auf dem Weg zu diesem Hochhaus. Er könnte glauben, dass sie sich immer noch dort befinden.“, erzählte sie von ihrer Idee. Während sie Will dafür bewunderte, sah Connor pessimistischer. Dennoch war es einen Versuch wert. Sie brachen auf und bereiteten sich auf den nächsten Kampf vor. Leider wussten sie nicht, dass Bryan keine Ahnung von Mandulis´ Versteck hatte. Er streifte einfach nur ziellos durch die Gegend. Auch wussten Will, Connor und Emma nicht, dass sie Kevin und die anderen noch immer im obersten Stockwerk des Hochhauses befanden. Die Barriere schützte sie vor Eindringlingen. Kevin war jedoch nicht erbost darüber zu hören, dass Bryan getürmt war. „Ich werde das persönlich in die Hände nehmen.“, hatte er gesagt und sich fortteleportiert. Bryan hatte inzwischen beschlossen jeder Spur zu folgen, egal wie klein sie auch war. Er hatte Baals früheres Versteck aufgesucht, das jetzt verschüttet vor ihm lag. Es grauste ihm bei dem Gedanken, dass Carols Körper immer noch darin gefangen war. „Es tut mir Leid, um deine Freundin.“, hörte der Junge plötzlich eine Stimme hinter sich. Er erkannte Kevin und bereitete sich auf einen Kampf vor. Kevin selbst schien nicht daran zu denken. „Was denn? Ich dachte wir wären jetzt Verbündete?“, tat er unschuldig. Bryan beschloss vorsichtig zu sein. „Damals ja, aber meinen Informationen nach, hast du die Seite gewechselt.“, erinnerte er. Kevin zeigte sich verständnislos. „Das kommt auf die Definition an. Zugegeben, ich habe mich dazu entschlossen das Revival-Projekt in Baals Namen zu vollenden. Aber ich habe nichts mit dem Mord an Carol zu tun.“, erklärte er. Bryan fragte sich, ob Kevin einen Trick versuchte. „Aber jetzt arbeitest du für Mandulis!“, gab er zu Bedenken. Kevin wurde etwas wütender. „Er arbeitet für mich. Ich brauche noch Informationen von ihm. Dann kannst du ihn meinetwegen gerne beseitigen! Bryan, glaube mir, wir sind auf der Selben Seite!“, redete er auf ihn ein. Bryan war jedoch nicht so einfach zu manipulieren. „Ich habe Baal nur gedient, weil ich ihm etwas schuldig war, nicht weil ich ihn als Gott anerkannt habe. Sein Projekt kann mir gestohlen bleiben. Und du brauchst mich auch nur, weil ich die Seele des Erd-Pataks in mir trage!“, sagte er selbstsicher. Kevin seufzte. „Ich hatte dich für klüger gehalten. Weißt du denn nicht, welche Macht die Patak wirklich haben? Sie können die Realität verändern und die ägyptischen Götter in unsere Welt zurückholen. Denk doch einmal nach! Wenn sie das mit Göttern schaffen, ist es ein Kinderspiel deine Freundin zurück ins Leben zu holen!“ Das war der Augenblick, in dem Kevin triumphiert hatte. Bryan hatte nun gar keine andere Wahl als sich ihm anzuschließen. Er senkte den Kopf und redete drauf los. „Zwei Dinge möchte ich festhalten. Erstens, ich vertraue dir kein Stück. Das Projekt ist mir egal, aber ich will Carol zurück. Zweitens, werde ich danach Mandulis und Claire bekämpfen. Ich hoffe du brauchst sie danach nicht mehr.“ Kevin streckte ihm freudig die Hand entgegen. „Komm, ich führe dich zu dem Platz, an dem du Carol wiedersehen wirst!“, versprach er. „Keine Spur von Bryan.“, sagte Will missmutig. „Trotzdem, sehen wir nach.“, bestand Connor darauf. „Emma du bleibst am besten hier.“, schlug er vor. Diese dachte aber gar nicht erst daran. „Vergiss es. Kevin und Claire haben das Versteck ohnehin aufgegeben. Es ist also niemand oben!“, meinte sie. Bald würden die drei jedoch feststellen, dass sie sich im Irrtum befanden. Kevin war mit Bryan zurückgekehrt. Als dieser Claire erblickte, zuckte er sofort zusammen. Auch Claire begann nach ihrem Messer zu greifen. „Niemand kämpft hier!“, sagte Kevin energisch. „Bis das Projekt beendet ist, sind wir alle Verbündete.“, verkündete er. Bryan war sich nicht sicher, ob ihm das gelingen würde. „Wir bekommen Besuch.“, informierte Eve Kevin über die Ankunft ihrer Feinde. Nun betrat auch Mandulis das Zimmer. Bryan musterte ihn misstrauisch. „Mandulis, Eve, kümmert euch um unsere Besucher.“, befahl Kevin. „Nein!“, widersprach Mandulis und erntete einen strafenden Blick. „Gib mir die Seele des Feuers! Wir haben alle Patak beisammen. Jetzt ist die beste Möglichkeit das Projekt zu beenden.“, meinte er. Kevin wollte aber nichts davon hören. „Nicht nur, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass dich das Feuer abstößt, es könnte auch sein, dass du sie verdirbst! Das Feuer benötigt einen besseren Wirt!“, beharrte Kevin. Mandulis ärgerte sich über seine Engstirnigkeit. „Tu es!“, mischte sich nun auch Bryan ein. Kevin hasste es, soviel Widerspruch zu bekommen. „Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe!“, erwiderte er. Bryan schien das anders zu sehen. „Aber ich befolge auch nicht deine Befehle. Carol könnte dadurch wiedererweckt werden, es ist also einen Versuch wert. Wenn du ihn nicht nutzt, kannst du auf meine Hilfe verzichten!“, stellte Bryan ihn vor die Wahl. Kevin reagierte erbost und packte Bryan am Kragen. Er erwiderte jedoch nichts und ließ ihn wieder los. „Einverstanden! Ihr sollt euren Willen haben.“, kapitulierte er. Mandulis schritt auf ihn zu und kniete vor ihm hin. Kevin holte die Seele von Harendotes hervor und pflanzte sie Mandulis ein. Sie wurde bewusstlos. „Was passiert weiter?“, fragte Bryan nervös. Kevin starrte Mandulis hoffnungsvoll an. „Wenn Harendotes ihn akzeptiert, wird er zum Patak des Feuers. Wenn nicht, wird er sterben. Hoffen wir also das Beste. Eve, achte auf unsere Gäste.“, verwies er schließlich auf Will, Connor und Emma. Eve nickte und betrat den Gang. Die Drei waren gerade aus dem Aufzug gestiegen und sahen sich suchend um. „Leer, war ja klar.“, meckerte Will. Eve stand direkt vor den Dreien, doch diese konnten sie nicht sehen, oder spüren. Emma ging durch Eve, wie durch einen Geist. Nicht einmal die Amulette von Kevin oder Mandulis waren zu orten. „Gehen wir wieder! Bryan muss einen anderen Ort aufgesucht haben.“, meinte Connor und drehte sich wieder zum Lift um. Will folgte ihm, aber Emma blieb stehen. „Kommst du?“, rief ihr Will zu. Diese zögerte jedoch. „Kevin… ist hier.“, flüsterte sie. Will glaubte sich verhört zu haben, und hinterfragte nochmals. „In diesem Stockwerk ist niemand.“, schien er sich sicher. Emma war alles andere als davon überzeugt. „Ich spüre ihn.“, erwiderte sie. Will konnte das nicht nachempfinden. „Wenn jemand seine Nähe spüren kann, dann ich.“, musste er ihr die Vorstellung rauben. „Vielleicht hat sie recht.“, kam ihr Connor zur Hilfe. „Zwei zu Eins?“, gab Will nach. „Also gut, falls hier irgendeine Art von Magie ist und unsere Feinde tatsächlich unsichtbar sind, übernehme ich das. Mein Amulett kann den Zauber erkennen, kopieren und sogar bekämpfen.“, erklärte er und konzentrierte sich. Es dauerte etwas, bis Eves Gesicht vor Connor auftauchte. Dieser schreckte zurück und ließ seine Waffe erscheinen. „Sie sind hier! Mach weiter!“, schrie er Will zu. Dieser strengte sich an und bald war das Feld, dass Eve schützte verschwunden. Sofort verwandelten sich ihre Hände in Wasser und ein Strahl zischte auf Will zu. Dieser warf sich geistesgegenwärtig auf den Boden. Bring Emma in Sicherheit!“, rief er seinem Cousin zu. Dieser befolgte die Bitte und drängte Emma in ein Zimmer. Danach warf er die Tür zu. „He, was soll der Mist?“, fragte sie aufgebracht. „Ist nur zu deinem Besten.“, erklärte Connor und wandte sich schließlich Eve zu. „Runde 2 gefällig?“, fragte Will Kampfbereit. „Ich kämpfe mit dir. Das heißt, wenn es dir nichts ausmacht.“, hörten Will und Connor nun Kevins Stimme. Dieser trat gerade aus der großen Halle. Will wagte einen Blick hinein, sah aber niemanden. Dennoch war er sich sicher, dass sich darin noch jemand befand. Das schützende Feld war darin also noch vorhanden. „Sieht so aus, als hättest du meinen Platz als Held eingenommen.“, säuselte Kevin. Will grinste verschmitzt. „Einer muss es ja tun.“, meinte er. Kevin ließ sein Schild erscheinen und seine Klinge ausfahren. „Sieht so aus, als müsstest du dich allein um das Mädchen kümmern.“, warf Will seinem Cousin zu. Dieser lächelte ihn selbstsicher an. In Wirklichkeit war Connor sich aber nicht sicher, ob er es diesmal ohne Wills Hilfe schaffen konnte. „Ich nehme an Bryan ist bei dir?“, versuchte Will Informationen von Kevin herauszubekommen. Dieser hatte nichts zu verbergen. „In der Tat. Er hat sich uns wieder angeschlossen und gemeinsam werden wir das Revival-Projekt beenden!“, verriet er. Will würde es jedoch nicht dazu kommen lassen. Selbst, wenn er Kevin dafür töten müsste. Eve beschwor ihre Wasserkrieger und Connor zählte insgesamt Sieben. Will war sich nicht sicher, ob er seinen Cousin alleinlassen konnte. Doch Kevin ließ ihm keine andere Wahl. Er griff an und Will war gezwungen sein Amulett zu aktivieren und seine bzw. Kevins Waffen erscheinen zu lassen. Kevin begann rückwärts zu gehen. Sein Ziel war die Halle. Will folgte ihm, ohne ihn aus den Augen zu lassen. In der Halle befand sich tatsächlich niemand. Zumindest niemand, den man hätte sehen können. Claire und Bryan beobachteten Will und Kevin zaghaft. Mandulis war noch nicht erwacht. Kevin und Will begannen mit ihrem Kampf und schienen sich auf den ersten Blick ebenwürdig zu sein. Auch Connor und Eve hatten zu kämpfen begonnen. Eve selbst kämpfe wie immer nicht, sondern ließ ihren Wasserkriegern den Vortritt. Connor bekämpfte sie mit seinen antiken Sternen, welche die Wasserwesen zwar trafen, aber nichts gegen sie ausrichten konnten. Er wusste, dass er schlechte Karten hatte, doch dies änderte sich mit dem Aufstöhnen Mandulis´. Selbst Kevin wurde davon abgelenkt. Will nutzte die Chance, um ihn zu treffen, erwischte aber nur sein Schild. Kevin beschloss das Kraftfeld aufzugeben und Claire, Bryan und Mandulis wurden auch für Will sichtbar. Dieser nahm Abstand. Mandulis hielt sich schmerzend den Kopf. „Hat es funktioniert?“, fragte Kevin scharf. Mandulis blickte ihn an und Kevin erkannte ein Brennen in seinen Augen. Zufrieden wandte er sich wieder an Will. „Es wird Zeit, dass wir ernsthaft kämpfen.“, meinte er. Will war bereit. Zumindest, bis er ein Schreien hörte. Kam es von Connor? Nein, Will ordnete es Emma zu. Connor war so mit Eves Wasserkriegern beschäftigt, dass ihm entgangen war, dass einer von ihnen die Tür zum anliegenden Raum geöffnet und Emma als Geisel genommen hatte. Eve blickte Connor fordernd an und dieser hatte keine andere Option als sich zu ergeben. Gemeinsam mit Eve und Emma betrat er die Halle. Auch er erkannte Claire und die anderen. Will überlegte fieberhaft seine nächsten Schritte. Auch er war gezwungen sich zu ergeben. Aber konnte er das verantworten? Kevin würde sein Projekt beenden und die Welt ins Chaos stürzen. Allerdings war Will auch nicht in der Lage Emma und seinen Cousin einfach so zu opfern. Dazu bedeuteten sie ihm zu viel. Inzwischen sogar beide. „Wie entscheidest du dich?“, trat Kevin seinem Gegner überlegen gegenüber. „Kevin!“, rief Emma verzweifelt. „Komm zu dir, du kannst das hier alles doch nicht wollen.“, redete sie auf ihn ein. Es schien keinen Zweck zu haben. „Und wie ich das will! Das Projekt steht kurz vor der Beendigung.“, sprach er und schritt zu Mandulis. „Stellt euch in einem Kreis auf.“, befahl er Claire, Mandulis, Bryan und Eve. „Wir können das nicht zulassen!“, rief Will Connor zu. Neben diesem standen jedoch zwei Wasserkrieger und achteten auf jeden seiner Schritte. Emma hatte gleich drei Bewacher. So wollten sie zeigen, dass sie es ernst meinten. Will und Connor wollten gleichzeitig Emma beschützen und Kevins Plan zunichte machen. Sie blickten einander an und wussten auch ohne Worte, dass es nur noch eine Chance gab. Egal, was die Patak gleich tun würden, es würde sie Energie kosten. Wenn Eves Konzentration geschwächt war, würden die Wasserkrieger verschwinden. Es war riskant, aber die einzige Alternative. Die fünf Patak hatten sich in einem Kreis versammelt und streckten ihre Arme aus. Die Seelenkugeln der Patak verließen ihren Körper und begannen zu verschmelzen. „Zuerst Baal.“, befahl Kevin. Bryan wollte zuerst Carol zurück, doch er wusste, dass er seinen Willen diesmal nicht durchsetzen konnte. „Ich habe ihn gefunden.“, sagte Mandulis nun. Die große Seelenkugel begann nun wild herumzutanzen und gab eine weitere, graue Kugel preis. Diese flog aus dem Kreis und begann einen Körper zu erschaffen. Will, Connor und Emma mussten hilflos zusehen wie eine Gestalt mit langem Mantel in der Halle auftauchte. Bereits ihr Erscheinen löste Angst und Erschrecken in ihnen aus. Es war Baal, kein Zweifel. Aber diesmal war er nicht als Mensch zurückgekehrt, sondern als Gott. Er war nun zweifellos das mächtigste Wesen auf dem Planeten. Will und Connor wussten, dass es zu spät war. Gegen einen Gott konnten sie nichts ausrichten. Baal brauchte einige Zeit, um sich zu orientieren. Diese Zeit nutzten die Patak um weitere Seelenkugeln herbeizurufen. Diese schossen jedoch durch das Fenster des Gebäudes und verschwanden. Keiner konnte genau mitzählen wie viel es waren, aber es war klar, dass jede von ihnen einem Gott gehörte. Will wusste, dass er etwas tun musste. Er riss sich von seinen Bewachern los und stürmte auf Baal zu. Dieser wendete sich und Will konnte ihm in die Augen blicken. Sofort stoppte er. Er konnte sich keinen Zentimeter mehr rühren. Baals Essenz jagte ihm kalten Schauer über den Rücken. Er stand einem echten Gott gegenüber. Aber nicht nur er. Einige der Götter hatten sich in ganz London materialisiert. Ra erschien auf einem Dach, und die Leute sahen unsicher zu der Gestalt auf. Auch Sepa war zurückgekehrt und stand zuerst verwirrt auf der Straße. Die Autos stoppten vor ihm. „Das Schicksal nimmt also seinen Lauf.“, blickte er zum obersten Stock des Hochhauses, wo er Kevin spürte. Auch Serapis erschien in der Welt der Lebenden und zerstörter voller Wut über die letzte Schlacht, die er verloren hatte ein Gebäude. Auch die anderen Götter wie Sobek, Amun, Anubis und Isis tauchten auf verschiedenen Plätzen auf. Die Leute beäugten sie angsterfüllt. Die ägyptischen Götter waren zurück. Auch Heh kehrte aus der Unterwelt zurück, zeigte sich jedoch wenig begeistert davon. Ihm viel ein, dass Osiris´ Seele von Ra zerstört wurde, so, dass dieser nicht wiederkehren konnte. Seth, der wohl gefährlichste Gott tauchte in einer dunklen Gasse auf. Er fragte sich, ob auch sein Erzfeind Horus wieder in dieser Welt war. Das Ritual und somit auch das Revival-Projekt waren beendet. Will und Connor hatten versagt. Sie hätten die Welt vor diesem Schrecken bewahren können, waren aber nicht stark genug gewesen. Kevin und die anderen Patak wandten sich Baal zu und verbeugten sich. „Meine Kinder! Ihr wart tatsächlich erfolgreich.“, sagte er glücklich. Bryan, der sich ebenfalls verbeugte wünschte sich nichts sehnlicher, als Carol zurückzugewinnen. Dennoch hatte er Angst vor Baal, besonders, da dieser seine volle Stärke zurück hatte. „Kevin! Du bist in der Tat mein Nachfolger geworden, wie schön! Claire, Eve und Bryan, es tut gut euch zu sehn. Und du Mandulis lebst auch noch? Du trägst das Feuer in dir, du wirst mir eine Menge zu erzählen haben!“, begrüßte er die Menschen, die er selbst als seine Familie ansah. Dann deutete er auf Will, Connor und Emma. „Und wer sind die?“, fragte er Kevin. „Nur drei Feinde.“, antwortete dieser wahrheitsgemäß. Baal verstand. „Gut dann beseitige sie. Wir haben noch eine Menge vor!“, lachte er. Kevin nickte und ging auf die drei zu. Will schritt ihm entgegen, doch ein Wasserkrieger hielt ihn zurück. Kevins Ziel war Emma. Diese hatte ihren Freund noch immer nicht aufgegeben. Hoffnungsvoll fiel sie ihm in die Arme. „Kevin! Bitte sag mir, dass alles wieder gut wird.“, flehte sie. Kevin erwiderte die Umarmung zuerst. „Es wird alles gut. Baal ist zurück und wird den Menschen das geben, was sie brauchen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und rief dann seine Klinge. Emma schrie nicht einmal auf, als diese in sie eindrang und sie leblos zusammensank. Kevin war tot. Er hatte die Person, die er lebte getötet. Nur noch Hapi war übrig, der Baal bis zum Rest seines Lebens dienen würde. Will und Connor verfolgten ungläubig und angsterfüllt das Schauspiel. „Los! Tötet den Rest!“, befahl Baal den Wasserkriegern, welche Connor und Will angriffen. Dies schien das Ende der alten Welt zu sein. Eine neue Welt war geboren, indem die alten Götter wieder regierten. 3 Jahre später 3 Jahre waren ins Land gezogen. Die Welt war von den Göttern neu reformiert worden. Die meisten hatten sich wieder in Ägypten niedergelassen, andere herrschten über größere Teile der Erde. Menschen, die das Glück hatten in Gebieten zu leben, in denen friedliche Götter lebten, waren frei. In Gebieten in denen Götter wie Seth, Ra oder Serapis herrschten gab es Armut, Verzweiflung und Tod. Die meisten Städte waren verwüstet und die neue Herrschaft hatte vielen das Leben gekostet. Nicht nur Menschen. Im alten Ägypten gab es Strafen dafür einen anderen Gott zu töten. Diese befand man in der neuen Welt anscheinend überflüssig. Die Hälfte aller Götter waren bereits wieder gestorben. Wieder andere lieferten sich erbitterte Kämpfe. Seth hatte nichts von seiner Macht eingebußt und war einer der mächtigsten Götter. Aber es gab auch einen Hoffnungsschimmer. Horus war wieder ins Leben zurückgekehrt und versuchte die Menschen zu beschützen. „Wie oft wollen wir noch gegeneinander antreten?“, fragte er Seth scharf. Dessen Leben schien erst weiter zu gehen, wenn er Horus endlich besiegt hatte. „Wenn du wieder dort bist, wo du hingehörst! Ich habe deinen kleinen Freund getötet, du bist nichts ohne ihn!“, erwiderte er. Horus dachte an Senshi. Diesem war es gelungen Seth zu besiegen, doch als der Gott des Chaos als vollständiger Gott zurückkehrte, war selbst er nicht stark genug gewesen. Horus war nur noch voller Hass auf Seth und kämpfte mit allen Mitteln. Wie so oft endete die Schlacht unentschieden und Horus und Seth trennten sich geschwächt. Horus kehrte in seinen Palast zurück, wo er sich ausruhte. Wie oft konnte er noch kämpfen, bevor er fiel? Die Menschen lebten in ständiger Angst vor den Göttern. Überall auf der Erde hatten sich verschiedene Gruppen zusammengetan, um Widerstand zu leisten. Die meisten von ihnen lebten im Untergrund, um nicht von den Göttern entdeckt zu werden. In diesem Augenblick sammelte sich eine größere Gruppe in einem Kellergeschoss eines Gebäudes. Ein junger Mann mit roten Haaren trat vor sie. Er stieg auf eine Art Podest, um einen besseren Überblick zu erlangen. Das Schreckliche war, dass er scheinbar seinen rechten Arm verloren hatte. „Ich danke euch vielmals, für euer Kommen! Die letzte Woche war nicht einfach für uns. Viele von uns wurde getötet oder verwundet. Aber wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren!“, begann er seine Rede. Einige der Widerstandskämpfer begannen zu tuscheln. Ein Mann trat zu dem Redner und begann ihm etwas zuzuflüstern. „Nick, ich bin mir nicht sicher, ob diese Rede eine gute Idee ist. Die Leute sind verlieren immer mehr an Hoffnung. Vielleicht sollten wir unsere Strategie ändern und…“ Nick unterbrach ihn. „Und was? Und weglaufen? Wer von euch denkt noch so?“, wandte er sich an die Gruppe. Köpfe blickten zu ihm auf. „Wohin sollten wir eurer Meinung nach hin? Es gibt auf dieser Welt keinen freien Ort mehr! Die Götter haben jeden Zentimeter in besitz genommen! Die einzige Möglichkeit ist es zu kämpfen!“, beharrte er darauf. Ein Mann trat nun aus der Gruppe hervor. „Wir wissen wofür wir kämpfen, aber nicht wie wir das anstellen sollen! Keiner von uns hat auch nur eine Chance gegen einen Gott. Wir bekommen auch nur selten einen zu Gesicht. Nur ihre Soldaten schicken sie in den Kampf. Und diese Soldaten sind Menschen wie wir. Wir wollen Freiheit für alle Menschen und uns nicht gegenseitig auslöschen!“, sagte er energisch. Nick überlegte sich fieberhaft eine Antwort. „Ich verstehe euch ja, aber das ist nicht der Weg!“, rang er nach Worten. Eine weitere Person gab ihre Meinung ab. „Er hat recht! Wir sollten uns den Göttern anschließen und für sie kämpfen! Einige sind gut und wir könnten überleben! Sieh dich doch an. Du bist nur unser Anführer geworden, weil du das Amulett des Osiris trägst! Und dennoch hat es dich einen Arm gekostet. Wenn du nichts ausrichten kannst, was sollen wir dann tun?“, fragte er fordernd. Nick biss sich die Zähne zusammen. „Ich habe mir mein Amulett zurückgeholt, weil ich an unsere Sache glaube! Ich glaube an eine Welt ohne Götter, die uns beherrschen!“, erwiderte er laut. Damit überzeugte er die Gruppe aber wenig. Nun trat ein weitere Mann aus der Menge. Er trug eine Kapuze und sein Gesicht war schwer zu erkennen. „Du kannst es ihnen nicht verübeln. Der Kampf dauert einfach schon zu lange an. Außerdem haben sie einen Krüppel zum Anführer, was ihre Hoffnung noch mehr mindert.“, sprach er. Nick platzte der Kragen. „Sag das noch mal!“, erwiderte er und starrte den Kapuzenträger wütend an. Dieser tat ihm den Gefallen. „Du sagst du hättest viel für diese Bewegung aufgegeben? Das mag sein, aber was hast du für sie getan? Nur Götter haben die Macht andere Götter zu töten. Dieser Widerstand ist ein Witz!“, schrie er nun. Alle Leute der Gruppe begann nun zu toben, da der Kapuzenmann ihre Bewegung ins lächerliche zog. Nick gab den Leuten ein Zeichen ruhig zu sein und musterte den Fremden wissend. Dann lachte er auf. „Bist du es?“, schien er ihn erkannt zu haben. Vorsichtig befreite sich der Fremde von der Kapuze. Nick sah ihn strafend an. „Dass du dich noch mal blicken lässt…“ Sein Blick war hasserfüllt und bedrohlich. Unter der Kapuze war das Gesicht eines Jungen Mannes aufgetaucht, welcher durch die Zeit sehr mitgenommen aussah. „Ich habe mich schon lange von Baal losgesagt.“, erwiderte Kevin kühl. Nick schien dies aber nicht zu reichen. „Du bist für diese Zukunft verantwortlich. Nenne mir einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle töten soll!“, verlangte er. Kevin jedoch, schien ihn nicht ernst zu nehmen. „Ganz einfach. Du bist zu schwach dafür.“, antwortete er. Nick wurde nun richtig sauer. Er rief seinen Stab und griff Kevin an. Dieser wich geschickt zur Seite aus und verpasste Nick einen Schlag in die Leiste. Dieser brach zusammen. Kevin streckte ihm seine Hand entgegen, doch Nick zog es vor von alleine wieder hochzukommen. „Ich bin hier, weil ich ein Anliegen habe.“, offenbarte er. Die Mitglieder des Widerstandes sahen ihn misstrauisch an. „Das damals war nicht ich. Die Seele eines Pataks hat meine verdorben. Als das Revival-Projekt beendet war, erlangte ich die Besinnung wieder zurück. Aber es war zu spät. Ich bin heute hier, um das wieder gut zu machen. Es gibt einen Weg, das Projekt rückgängig zu machen.“, verriet er. Die Leute hoben interessiert die Köpfe. Nick glaubte Kevin aber kein Wort. „Glaubt ihm nicht, das ist ein Trick! Ich und meine Mitstreiter haben es damals geschafft Baal zu vernichten! Kevin hat ihn zurück in diese Welt geholt. Er ist ein Feind!“, beharrte er. Kevin ließ sich aber nicht ablenken. „Mein Plan sieht einfach aus. Wir müssen einfach nur an die Oberfläche und zu Horus´ Palast vordringen.“, erzählte er. Nick fand diese Idee dumm. „Vergiss es. Erstens werde ich keinen Gott um Hilfe bitten und zweitens lauern Seths Truppen an der Oberfläche.“, erinnerte er. Kevin wusste das aber alles. „Ich werde euch anführen, und ihr werdet mir folgen. Ich kann euch auch gerne sagen warum. Es ist eure letzte Chance. Ich habe die Götter gerufen und bin der einzige, der sie wieder in die Unterwelt zurückschicken kann!“, predigte er. Nick war immer noch strikt dagegen, doch die Menge überstimmte ihn. Er unterbreitete den Mitgliedern des Widerstands nämlich einen Plan, der logisch und gut durchführbar klang. Ein Großteil der Widerstandskämpfer hatte sich postiert. Ein Duzend anderer begleitete Kevin und Nick. Nick ließ Kevin keine Sekunde aus den Augen, da er ihm immer noch nicht über den Weg traute. „Woher willst du wissen, dass Horus uns hilft?“, fragte er. Kevin seufzte. „Er wird es, keine Angst. Er will diese Welt genauso beschützen, das müsstest du wissen. Er hat dieser Welt bereits geholfen, bevor er durch das Projekt zurückgeholt wurde.“, erinnerte Kevin. Nick erinnerte sich bestens. „Ja, gegen dich und deine Götter.“, antwortete er mit einem verachtenden Ton. Ihr Ankommen ins Horus´ Gebiet war nicht unentdeckt geblieben. Seths Truppen waren überall versteckt an den Grenzen postiert. Es kam zum Kampf zwischen ihnen und dem Widerstand. Nick wollte zurück, doch Kevin hielt ihn auf. „Wir haben eine andere Mission!“, redete er auf ihn ein. Nick warf ihm einen wütenden Blick zu. „Du bist jetzt vielleicht mein Anführer, aber nicht mein Gott!“, zischte er ihm zu. Er lief ein paar Schritte, machte dann aber kehrt. Gemeinsam schlugen sie sich zu Horus´ Palast vor. Seths Truppen schienen sie nun doch entdeckt zu haben und schlichen sich um Kevin, Nick und die anderen herum. „Verdammt, dabei ist der Palast gleich da vorne.“, fluchte Nick. Kevin bereitete sich auf einen Kampf vor, bis er einige von Seths Männer schreien hörte. Sie wurden von jemandem angegriffen, aber von wem? Der Widerstand konnte es nicht sein. Plötzlich tauchte jemand vor Kevin und Nick auf. Nick erschrak und wollte ihn angreifen. Kevin hielt ihn noch rechtzeitig zurück und grinste dem Anführer ihrer Helfer an. „Lange nicht gesehen, Mandulis.“, begrüßte er ihn. Einer der Männer, die Kevin und Nick begleiteten, sah unsicher zu seinen beiden Anführern. „Ist er… kein Feind?“, wollte er auf Nummer sicher gehen. Kevin wehrte ab. „Nicht im Moment.“, erwiderte er. Mandulis beschloss die Unklarheit selbst zu bereinigen. „Ich diene nach wie vor Baal. Aber Baal ist ebenfalls ein Feind von Seth geworden, weswegen er mit Horus eine Allianz eingegangen ist. Das bedeutet auch wir sind Verbündete.“, erklärte er. Nick war etwas misstrauischer. „Ich vertraue dir genauso wenig, wie Kevin.“, meinte er. Mandulis lächelte ihm zu. „Ich vertraue ihm ebenfalls nicht mehr. Er wechselt zu oft die Seiten.“ Kevin hatte genug gehört. „Also gut, kümmere dich um Seths Leute, während wir zu Horus vordringen.“, befahl er. Mandulis hatte es nicht gern, auf Kevin zu hören, beschloss seine Bitte aber zu befolgen. „Wir sehen uns wieder.“, murmelte er und verschwand. „Nicht, wenn mein Plan aufgeht…“, dachte Kevin. Die kleine Gruppe drang bis zum Palast vor und entdeckte zwei Wächter. Diese schienen sie bereits erwartet zu haben und öffneten das weite Tor. Nick sah sich nach allen Seiten um, bevor sie das Innere betraten. „Horus erwartet euch.“, sagte einer der Wächter. Vor der Gruppe breitete sich ein langer Gang aus, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. „Ihr bleibt hier.“, meinte Kevin zu Nick und den anderen. „Kommt nicht in Frage. Ich traue dir immer noch nicht.“, verriet er ihm. Kevin akzeptierte jedoch keine Widerrede. Er teleportierte sich ans Ende der Treppe und sah zu Nick hinunter. Er benutzte seine Klinge, um seinen Kameraden den Weg abzuschneiden. Nick fluchte. Er hoffte, dass es das Richtige war, Kevin zu unterstützen. Kevin setzte seinen Weg fort und erreichte bald ein weiteres großes Tor, welches offen stand. Dahinter verbarg sich der Thronsaal. Auf welche Weise würde Horus ihn empfangen? Sah er ihn als Feind an, oder würde er ihm gar helfen? Kevin trat in den prachtvollen Saal ein und marschierte direkt auf den Thron zu. Horus saß direkt vor ihm, verschwendete jedoch kein Wort für eine Begrüßung. „Was sollte Baals ehemaliger Diener von mir wollen?“, fragte er dann herausfordernd. Kevin blickte ihn ernst an. „Wenn du mich kennst, weißt du, dass ich nicht vor dir knien werde. Es gibt eine Möglichkeit diese Welt vor der Zerstörung durch die Götter zu bewahren, aber ich brauche deine Hilfe.“, verriet er. Horus hörte interessiert zu. „Es gibt eine Möglichkeit, dass Projekt rückgängig zu machen und die Götter in die Unterwelt zu schicken.“, erzählte er. Horus stand auf. „Selbst wenn es diesen wunderbaren Weg gäbe. Zuviel wurde zerstört. Zu viele wurden getötet.“, sprach er. Kevin brummte. „Und wenn ich dir sage, dass diese Menschen wieder zurückkommen können?“, fragte er erwartend. Horus schien ihm nicht zu glauben. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich selbst habe jemanden verloren, der mir viel bedeutet. Er stand mir im Kampf gegen Seth bei, bis er…“ Horus hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Was hast du vor?“, fragte er. Kevin holte tief Luft. „Ich will, dass du mich in die Zeit versetzt, in der die heiligen Patak zusammengetroffen sind. Wenn ich das Ritual verhindere, ändert sich die Zukunft.“, offenbarte er seinen Plan. Horus schien erst erfreut, dann aber setzte er sich wieder. „Das stellst du dir zu leicht vor, Junge. Gut, es würde verhindern, dass auch ich wieder lebe, dieses Opfer würde ich akzeptieren. Aber die letzten Kämpfe haben mich sehr geschwächt. Ich bin zwar ein Gott, aber selbst die Zeit ist ein starkes Element für mich. Wenn ich dich zurückschicke, werde ich sterben.“, verriet er. Kevin nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. „Mit anderen Worten: Falls du versagst, werde ich nicht mehr da sein, um gegen Seth und die anderen Götter zu kämpfen. Dann ist dieser Planet erst recht zum Untergang verurteilt.“, erklärte er. Kevin trat näher. „Ich werde aber nicht versagen. Das ist keine Option.“, meinte er. Horus sah das anders. „Vielleicht nicht für dich, aber es ist eine in diesem Spiel. Wenn du versagst, wird es sich auch böse für dich auswirken. Selbst wenn ich mein Leben aufgebe, um dich zurückzuschicken, musst du einen Gegenwert anbieten.“ Kevin zog die Augenbrauen hoch. „Gegenwert?“, fragte er nach. „Du musst einen Preis zahlen.“, vereinfachte es Horus. Bevor Kevin noch etwas sagen konnte, redete Horus weiter. „Ich weiß, du würdest jeden akzeptieren, deswegen komme ich gleich zum Punkt. Du hast vieles verloren. Alles was dir bleibt ist dein Leben. Das Problem ist, dass es dir inzwischen egal ist. Auch warst du bereits einmal tot, dein Leben ist also billig geworden.“, sagte Horus. Kevin knurrte. „Billig? Was soll das heißen?“, verstand er nicht, worauf Horus hinauswollte. Dieser erklärte es ihm in einfachen Worten. „Trotz deiner Stärke ist dein Leben nicht mehr soviel wert. Du musst also einen anderen Gegenwert darbieten. Deine Existenz! Wenn du versagst, wird deine Seele nicht wieder in die Unterwelt hinabfahren, sondern einfach verschwinden.“, verriet er. Diesmal musste Kevin kurz überlegen. Dann blickte er Horus festentschlossen an. „Schick mich zurück!“, verlangte er. Horus wollte Kevins Wunsch erfüllen. Er sammelte seine ganze Energie und Kevin begann sich in Luft aufzulösen. Es war wie eine Teleportation, nur dass er diesmal nicht seinen Standort wechselte, sondern die Zeit. Als Kevin verschwunden war, ließ sich Horus erschöpft in seinen Thron zurückfallen. Seine Augen versagten den Dienst und er wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. „Tu, was in deiner Macht steht.“, stammelte er und sank in sich zusammen. Connor hatte sichtlich Schwierigkeiten den Attacken von Eves Handlangern auszuweichen. Er konnte sie so oft treffen, wie er wollte, nichts hatte eine Wirkung. Connor wusste, dass er Eve persönlich ausschalten musste, doch er sah keinen Weg, zu ihr durchzudringen. Er bemerkte nicht, wie eines der Wasserwesen an ihm vorbeirannte und die Tür aufstieß, hinter der sich Emma verbarg. Diese glaubte zuerst, Connor hätte sie endlich wieder rausgelassen, doch dann stand sie dem Monster gegenüber. Ängstlich taumelte sie zurück, bis sie an die Wand stieß. Das Wasserwesen marschierte zielstrebig auf sie zu, bis etwas zwischen den beiden geschah. Teile eines Gesichts wurden erkennbar. Danach ein ganzer Körper. Kevin war zurück in der Zeit, in der alles begann. „Ich werde es nicht noch einmal geschehen lassen!“, sagte er und richtete seine Klinge auf den Wasserkrieger. Dieser griff an und Kevins Klinge verwandelte sich in Feuer, welches das Monster einhüllte. Das Wasser begann zu verschwinden und nur Dampf blieb zurück. Kevin drehte sich zu Emma um, die ihn unsicher anstarrte. „Ist ok. Ich bin wieder da.“, sagte er unschuldig. Emma wagte es sich ihm zu nähern. Sie hob ihre Hand und verpasste ihm eine Ohrfeige. Kevin reagierte nicht darauf, sondern starrte sie nur an. Dann fielen sich beide in die Arme. „Warte bitte hier. Ich bin gleich zurück.“, versprach Kevin und streichelte Emmas Wange. Connor kämpfte noch immer gegen Eve und Kevin wollte die Zukunft zu seinen Gunsten ändern. „Runter!“, schrie Kevin und griff die Krieger mit seiner Feuerklinge an. Connor ließ sich auf den Boden fallen und sah zu, wie sich jedes von Eves Monstern in Dampf auflöste. Dann sprang er schnell wieder hoch und richtete seine Waffe auf Kevin. Dieser ließ seine sinken. Prüfend betrachtete Connor seinen Freund und ließ seine Waffe ebenfalls verschwinden. „Du bist also zurück?“, fragte er zögernd. Kevin nickte. „Woran hast du das gemerkt?“, hakte er nach. Connor grinste. „An den Haaren natürlich. Aber im ernst, du hast uns eine Menge Probleme bereitet, das wirst du mit einem Bier wieder gut machen müssen.“, erwiderte Connor cool. Kevin hätte gerne noch weiter gequatscht, doch das Ritual würde bald beginnen. Eve machte kehrt und lief zu den anderen. „Komm!“, trug er Connor auf und stürmte auf die Halle zu. Claire und Bryan staunten nicht schlecht, als ein zweiter Kevin auftauchte. Ihr Kevin kämpfte inzwischen nämlich immer noch mit Will. Dann gab Mandulis einen Laut von sich. Er erwachte. Der böse Kevin unterbrach den Kampf und betrachtete zuerst Mandulis und dann sein zukünftiges Ich. „Wer zum Teufel bist du?“, fragte er verwirrt. Auch Will wagte es sich umzudrehen und auf seine Deckung zu verzichten. „Sehe ich doppelt?“, fragte er verdutzt. Connor nahm Abstand von seinem Freund. „Wer bist du wirklich?“, wollte er wissen. Kevins Blick viel auf Claire, Bryan und Mandulis. Und dann auf sein anderes Ich. „Keine Angst, ich bin Kevin. Allerdings der Gute.“, versicherte er. Da er Connor zur Hilfe gekommen war, beschloss dieser ihm zu glauben. „Dieses Ritual wird nicht stattfinden.“, warf er seinem anderen Ich zu. Dieser richtete seine Klinge auf den guten Kevin. „Ich weiß nicht, wer du bist, oder warum du aussiehst wie ich. Aber das Projekt wird beendet werden. Bryan, pass auf Mandulis auf. Claire, Eve, ihr kümmert euch um unsere Gäste. Und dich werde ich persönlich beseitigen.“, sagte er. Dann schien er sich fort zu teleportieren. Der gute Kevin folgte ihm. „Und jetzt?“, fragte Will sichtlich ratlos. „Jetzt werdet ihr sterben.“, erwiderte Claire auf die Frage. Will konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen. „Wenn ein hübsches Mädchen so was sagt, klingt es gar nicht mal so ernst.“, spielte er den Selbstsicheren. „Geht es Emma gut?“, wandte er sich an Connor. Dieser bestätigte es ihm. „Gut, dann lass uns das hier schnell hinter uns bringen.“, schlug er vor. Connor grinste ihm zu. Während er sich wieder Eve zuwandte marschierte Claire auf Will zu. „Du bist das Einzige, was zwischen uns und dem Ritual steht!“, sagte sie erzürnt. Will blickte sie schief an. „Naja… und Connor. Und dann noch dieser andere Kevin. Sieht aus, als hätten wir gar nicht sooo schlechte Karten.“ Beide Kevins standen sich nun auf dem Dach des Gebäudes gegenüber. „Raus mit der Sprache! Was bist du?“, fragte der Patak der Dunkelheit. „Ich bin du, oder besser gesagt, ich war du. Es klingt etwas unglaubwürdig, aber ich stamme aus der Zukunft. Ich wurde zurückgeschickt, um das Ritual aufzuhalten. Der böse Kevin wurde hellhörig. „Tatsächlich? Das heißt also, unser Ritual wird erfolgreich sein.“, grinste er. Sein anderes Ich schüttelte energisch den Kopf. „Diesmal nicht!“, versicherte er. Der böse Kevin griff ihn nun an und der Gute blockte die Attacke geschickt. „Ich bin dir drei Jahre voraus.“, gab er an. Die beiden lieferten sich einen gnadenlosen Kampf, bis eine Tür aufgestoßen wurde und Emma hinaustrat. Sie hatte die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten und nach Kevin gesucht. „Verschwinde!“, rief ihr der Gute Kevin zu. Emma betrachtete wortlos die beiden Kämpfenden. Sie sahen beinahe gleich aus, doch im Inneren wohnten zwei völlig verschiedene Seelen. Der gute Kevin beschäftige noch ein weiteres Problem. In Filmen hatte er gesehen, dass man alles auch selbst abbekam, was man seinem vergangenen Ich zufügte. Aus diesem Grund konnte er nicht mit voller Kraft kämpfen. Die letzten Jahre hatte er auf diesen Tag hintrainiert, und konnte dennoch nicht zeigen, was in ihm steckte. Zu seinem Glück, ignorierte der böse Kevin Emma und konzentrierte sich nur auf seinen Gegner. Er drängte den guten Kevin immer mehr an den Rand des Gebäudes zu. Dieser warf einen Blick nach unten und schätzte die Höhe auf mindestens 100 Meter. Sein böses Ich kam ihm gefährlich nahe und ging aufs Ganze. Seine Klingen schnellten nach vorne und sein gutes Ich konnte sie mit seinen eigenen gerade noch aufhalten. Dennoch setzte der böse Kevin nun seine ganze Kraft ein. Das Projekt stand kurz vor der Beendigung und durfte nicht scheitern. Die Klingen des guten Kevins gaben ein knackendes Geräusch ab und zerbrachen schließlich. Für ihn spielten sich die nächsten Momente wie in Zeitlupe ab. Er hörte Emmas Rufen, und einen stechenden Schmerz in der Brust. Der böse Kevin hatte es geschafft, ihn zu verwunden. Wahrscheinlich tödlich. Zuerst bekam Kevin nur einen Schock und blickte seinem anderen Ich in die Augen. Er hatte tatsächlich versagt. Horus hatte rechtbehalten. Aber eine Möglichkeit gab es noch. Mit seiner letzten Kraft streckte er seine Hand aus. Er presste sie auf das Herz des bösen Kevins, als wollte er etwas herausholen. Dieser stöhnte auf, als die Seele des Pataks seinen Körper verließ. Der gute Kevin hatte es also doch noch geschafft, aber nicht ohne Preis. Sein Körper wurde schlapp und er stürzte, über den Rand des Daches in die Tiefe. In seiner Hand hielt er immer noch die Seele, die sein altes Ich in sich getragen hatte. Er wusste, dass die Zukunft, in der er gelebt hatte nicht mehr eintreten konnte. Im freien Fall, flog etwas aus seiner Jackentasche. Es war ein kleines, schwarzes Etui. Es handelte sich um das Selbe, das er Jas gezeigt hatte. Er hatte es die ganze Zeit über aufbewahrt. Sein Körper begann zu verschwinden, so, dass er niemals am Boden aufschlug. Emma stürzte zum Rand, konnte ihn aber nicht mehr erkennen. Dann fiel ihr Blick auf den bösen Kevin. „Emma… was… habe ich getan?“, schien er wieder zu klarem Verstand zu kommen. Emma wollte ihm zu Hilfe kommen, doch Kevin verlor das Bewusstsein. Dann tauchten auch die anderen auf dem Dach auf. Sie hatten gesehen, wie der andere Kevin gefallen war. „Emma, geh weg von ihm!“, rief ihr Will zu. Diese dachte aber nicht daran. „Er ist wieder der alte!“, versicherte sie ihm. Mandulis musterte die Situation. „Das Ritual ist verschoben. Eve, kümmere dich um Kevin. Wir andere ziehen uns zurück!“, gab er Befehle. Bryan glaubte jedoch nicht richtig gehört zu haben. „Nein! Wir müssen Carol zurückholen!“, bettelte er. Mandulis knurrte ihn nur an. „Vergiss es! Sie ist es nicht wert, das Projekt dafür zu gefährden!“ Bryan kochte vor Wut. „Dann… dann könnt ihr auf meine Hilfe verzichten!“, sagte er festentschlossen. Mandulis schien dies gar nicht gerne zu hören. „Dann ist das dein Ende!“, fuhr er ihn an, beschwor eines seiner Messer und griff Bryan damit an. Connor schob jedoch dazwischen und wehrte den Angriff für Bryan ab. „Wieso…?“, konnte dieser nur fragen. Eve beschwor inzwischen zwei Wasserkrieger, die auf Kevin und Emma zuliefen. „Ich überlasse ihn euch nicht!“, schrie Emma die Monster an. Allerdings beachteten sie die Wesen kaum. Sie packten Kevin und brachten ihn zu Mandulis. Gemeinsam lösten sich in Nichts auf. Weder Will, noch Connor unternahmen etwas. Sie hatten einen Sieg errungen. Das Ritual war gestoppt worden. „Wir müssen ihnen nach!“, schrie Emma entsetzt. Will rannte zu ihr und packte sie an den Schultern. „Beruhige dich! Wir haben die Aktion unbeschadet überstanden. Um Kevin kümmern wir uns. Wenn er wirklich wieder bei klarem Verstand ist, werde ich ihn zurückbringen, das verspreche ich dir. Bei meinem Leben!“ Emma fiel ihm in die Arme und begann zu heulen. Fast! Fast hätte sie Kevin wieder bei sich gehabt. Aber scheinbar war der Zeitpunkt für seine Rückkehr noch nicht gekommen. Während Connor Bryan zurück ins Krankenhaus gebracht hatte, sah es Will als Verpflichtung an, sich um Emma zu kümmern. Bryan war doch noch zu schwach, und musste ein paar Tage in der Klinik bleiben. Er entschuldigte sich bei den Ärzten für seine Flucht und begab sich zurück in sein Zimmer. Connor leistete ihm noch eine Weile Gesellschaft. „Warum?“, fragte er ihn, als es dieser nicht erwartet hatte. „Warum ich dich gerettet habe?“, hakte er nach. Bryan nickte betroffen. Connor musste etwas überlegen, bis ihm eine passende Antwort einfiel. „Wenn ich zugelassen hätte, dass dich Mandulis tötet, wäre sein Projekt völlig gescheitert, das stimmt schon. Andererseits kann ich dich verstehen. Du bist nicht der Einzige, der einen geliebten Menschen verloren hat. Auf jeden den du kennst, oder tagtäglich siehst, trifft das zu. Und jeder würde die Möglichkeit nutzen, diesen Menschen zurück ins Leben zu holen. Du bist nach wie vor unser Verbündeter. Was du getan hast war nicht wirklich ein Verrat.“, erklärte er. Bryan sah Connor traurig an. „Sie ist tot.“, brachte er nur heraus. Connor seufzte. „Tut mir Leid.“, sagte er nur und verabschiedete sich. Er versprach ihm, ihn in den nächsten Tagen zu besuchen. Er hatte Mitleid mit Bryan und zeigte es auch. Kaum war Connor gegangen, kam Alice zu Tür herein. „Ähmmm Hallo.“, begrüßte sie den Patienten. Bryan erwiderte den Gruß kurz. „Wie geht es dir?“, wagte sie es zu fragen. Zuerst störte Bryan ihre Anwesenheit, doch dann war er froh jemanden zum Reden zu haben. Er erzählte von seinem Verlust, und Alice erwähnte auch ihrem Bruder. So kam es, dass sich die beiden anfreundeten. „Das habe ich völlig vergessen!“, bat Alice um Verzeihung und überreichte Bryan einen Becher mit zwei Tabletten. Dieser bedankte sich und würgte sie ohne Wasser hinunter. Alice verließ ihn und Bryan versuchte zu schlafen. Zuerst gelang es ihm gar nicht, doch dann spürte er die Tabletten. Sie beruhigten ihn und erlaubten es ihm ohne irgendwelche Schmerzen einzuschlafen. „Ich kann die Nacht über hier bleiben.“, bot Will an. Emma fand das nicht nötig, bedankte sich aber trotzdem. „Sie werden Kevin nichts tun.“, sagte Will plötzlich. Emma sah ihn überrascht an. „Er war ihr Anführer und außerdem ist er immer noch wertvoll für sie.“, versuchte er Emma zu beruhigen. Dann überlegte er, ob er nicht vielleicht das Falsche gesagt haben könnte. „Meinst du… sie könnten ihn wieder auf ihre Seite bringen?“, fragte Emma zögerlich. Will hätte sich ohrfeigen können. „Wie ich bereits gesagt habe, ich werde Kevin zurückbringen!“, erinnerte er an sein Versprechen. Dann verabschiedete er sich und verließ Emmas Wohnung. An der frischen Luft stieß er einen lauten Seufzer aus. Irgendwie wollte er Kevin gar nicht helfen. Wenn er zurückkam… war Emma sicher glücklich, aber was war mit ihm? Er hatte Emma in der letzten Zeit ziemlich gut kennengelernt und mochte es Zeit mit ihr zu verbringen. War es wirklich das Richtige ihr Kevin zurückzubringen? Mein Freund Als Kevin zu sich kam, spürte er, dass er lange geschlafen haben musste. Aber was war geschehen? Er hatte gegen einen Gegner gekämpft, der aussah wie er selbst. Wie war das Möglich? Kevin sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand war sehr klein. Er war dreckig, und rusig. Er entdeckte eine Tür, welche mit Gitterstäben versehen war. Nun bemerkte Kevin, dass er kein Amulett mehr trug! Moment! Diese Situation erinnerte ihn an etwas. Mandulis hatte ihn vor einiger Zeit in eine seiner Illusionen gezogen und Kevin glauben gemacht er wäre tot. War das wieder eine Sinnestäuschung? Kevin tat den Gedanken ab. Allerdings schien er sich tatsächlich in einer Art Zelle zu befinden. Langsam wurden die Erinnerungen klarer. Der Patak der Dunkelheit! Er war einer der sechs Patak! Baal hatte ihm damals die Seele des antiken Kriegers eingepflanzt. Warum konnte er sich nicht daran erinnern? Er war zu einer vollkommen anderen Person geworden und hatte seine Freunde angegriffen. Kevin fluchte. Wie konnte das mit ihm geschehen? Die Seele hatte seinen Körper verlassen. Dafür war dieser andere Kevin verantwortlich. Mandulis hatte ihn danach wahrscheinlich eingesperrt. Aber warum hatte er ihn nicht gleich getötet? Kevin fühlte sich schwach. Er wusste nicht, was Mandulis mit ihm vorhatte. Weit enternd vernahm er ein paar Stimmen. Mandulis unterhielt sich mit Claire. „Das war’s dann wohl.“, schimpfte das Mädchen. Mandulis sah das anders. „Wir haben immer noch ein paar Karten übrig.“, benutzte er eine Metapher. Claire sah nicht so optimistisch. „Die Seele des sechsten Pataks ist weg und Bryan wird uns auch nicht mehr unterstützen.“, erwiderte sie. Mandulis dachte aber nicht daran aufzugeben. „Das Projekt ist aber noch nicht gescheitert.“, meinte er. Claire verstand. „Das Buch? Soll ich Calvin anrufen? Er könnte uns unterstützen.“, schlug sie vor. Mandulis verneinte aber. „Noch nicht. Ich möchte vorher etwas anderes ausprobieren. Dazu muss ich aber vereisen.“, erklärte er. Claire wurde unsicherer. „Und mein Bruder?“, wartete sie auf Anweisungen. Mandulis sah in die Richtung, in der Kevins Zelle lag. „Ich gebe ihn noch nicht auf. Er hat noch eine Chance sich uns anzuschließen. Auch ohne die Seele des Pataks. Halte mit Eve die Stellung, bis ich wieder zurück bin.“, trug er ihr auf. Claire nickte und versprach keine Fehler zu machen. Kevin klopfte vergeblich an die stämmige Tür. Mutlos sank er auf den Boden. Wenn er es schaffte zu fliehen, würde dann alles wieder so werden, wie früher? Würden ihn seine Freunde vergeben können? Er hatte ihnen schlimmes angetan, selbst wenn er nicht ganz er selbst war. Emma und Connor mussten sich jetzt fühlen wie er, als Jas und Claire einer Persönlichkeitsveränderung unterzogen wurden. „Warum passiert das ausgerechnet mir?“, fragte er sich. Nie im Leben hatte er mit einer Antwort gerechnet. „Du bist immerhin unser Superheld.“, sagte plötzlich jemand. Kevin schreckte auf und sah sich um. Am anderen Ende der Zelle stand eine Person. Wie war sie in den Raum gelangt? Gab es einen weiteren Eingang in die Zelle? Unwahrscheinlich. Als der Unbekannte näher trat, stockte Kevin der Atem. „Jas!“, rief er erstaunt. Jas hob fröhlich wie immer die Hand zur Begrüßung. „Schön dich wieder zu sehen.“, flötete er. Kevin schüttelte ungläubig den Kopf. „Verschwinde!“, fauchte er ihn an. Jas hob überrascht die Augenbrauen. „Hey, ich bin hier um dir zu helfen!“, meinte er. Kevin wollte aber nichts davon hören. „Nein! Verschwinde, du bist nicht real!“, stieß er ihn vor den Kopf. Jas wiegte mit dem Kopf. „Ähmmm…nein, aber du brauchst mich. Also geht das schon ok.“, sagte er. Kevin verstand nicht was vor sich ging. „Du bist nur einer weitere von Mandulis Illusionen.“, warf er ihm vor. Jas spielte den Schockierten. „Du müsstest mich doch besser kennen. Und dich. Ich bin deine Illusionen.“, erklärte er. Kevin musterte ihn unsicher. „Was soll das heißen? Das ich mir dich einbilde?“, hakte er nach. Jas nickte langsam. „So in etwa. Du hast schlimmes durchgemacht. Und jetzt sitzt du in einer Zelle und weißt nicht, was mit dir geschehen wird. Du brauchst jetzt einen Freund wie mich.“, klärte ihn Jas auf. Kevin wusste immer noch nicht, was er von dieser Situation halten sollte. „Also gut, du existierst also nur in meinem Kopf. Dann werde ich also langsam verrückt?“, fragte Kevin weiter. Jas trat zu ihm und setzte sich. „Es wäre ja ein Wunder, wenn nicht. Nein, aber ehrlich, du hast eine Menge durchgemacht und es ist noch nicht ausgestanden.“, erzählte er. Kevin musste nachfragen, was sein Freund damit meinte. „Du kannst jetzt zwar wieder klar denken, aber du musst noch eine Entscheidung treffen.“ Kevin verstand nicht recht. „Welche?“, fragte er nach. Jas deutete auf die Tür. Entweder riskierst du dein Leben und fliehst, oder schließt dich Mandulis wieder an.“, klärte er ihn über die Optionen auf. Kevin blickte ihn schräg an. „Zweiteres werde ich niemals.“, stand für ihn fest. Bryan fühlte sich fit genug, um auszustehen und den Park des Krankenhauses aufzusuchen. Alice begleitete ihn und passte auf ihn auf. Bryan setzte sich auf eine Bank und ruhte sich einen Moment aus. „Sag Mal, wegen der Tabletten, hast du von denen noch welche? Durch die fühle ich mich irgendwie besser.“, gestand er Alice. Diese blickte ihn überrascht an. „Ich habe dir heute morgen doch welche gegeben.“, warf sie ein. Bryan nickte und sah zum Himmel. „Trotzdem, sie beruhigen mich irgendwie und lindern meine Schmerzen.“, offenbarte er ihr. Alice überlegte kurz. „Gut, aber das sind besonders starke Schmerzmittel, ich glaube nicht, dass es gesund ist, mehr einzunehmen.“, erwiderte sie. Als Bryan sie missmutig anblickte, redete sie schnell weiter. „Aber ich werde den Arzt fragen.“, versprach sie. Bryan schenkte ihr ein Lächeln und Alice spürte, wie sie rot wurde. Sie blieben noch ein paar Minuten im Park, bis Alice fand, Bryan sollte sich wieder ausruhen. Sie begletete den Jungen in sein Zimmer zurück und versprach am Abend nochmals vorbeizuschauen. Will wusste nicht, was er sich erhoffte, als er die Lobby des Hochhauses betrat. Er nahm den Fahrstuhl und fuhr zum obersten Stockwerk. Er begutachtete die Schauplätze, an denen sie gestern erst um ihr Leben gekämpft hatten. Es musste irgendeinen Hinweis geben, wo sie Kevin hingebracht hatten. Will sah sich genau um, konnte aber nichts finden. Mit hängenden Schultern fuhr er in die Lobby zurück. Er wollte das Hochhaus bereits verlassen, als ihn ein Portier zurückhielt. „Entschuldigung! Sind Sie Will Shepard?“, fragte er ihn atemlos. Will war überrascht, woher der Mann seinen Namen kannte. Als dieser ein Handy hochhielt, wurde er schlauer. „Wer ist das?“, fragte er, doch der Portier konnte es ihm nicht beantworten. Vorsichtig nahm Will das Telefon entgegen. Wer wusste, dass er hier war? Die Antwort war einfach. Niemand! „Hallo?“, fragte er zögernd. Eine dumpfe Stimme antwortete ihm. „Du bist auf der Suche nach deinem Freund, richtig?“, fragte sie. Will löste sie irgendwie Angst ein. „Wer sind Sie? Kann es sein, dass Sie erkältet sind?“, hakte er nach. Sein Gesprächspartner musste lachen. „Ich habe meine Stimme verzerrt.“, erklärte er. Will wusste das bereits, wollte den Anrufer aber provozieren. „Wie ist den das passiert?“, machte er weiter. Der Anrufer wurde ungehalten. „Schluss jetzt mit den Witzen. Meine Zeit ist sehr knapp. Dein Freund befindet in einem Museum für altertümliche Geschichte. Es ist bereits seit Jahren geschlossen worden, also ein prima Versteck für Mandulis und die Patak.“, verriet er. Will war sich nicht sicher, was er von dieser Information halten sollte. „Spreche ich mit einem Freund?“, wagte er es zu fragen. Der Anrufer schnaufte kurz. „Nein, mit einem Feind. Ich war ein Verbündeter von Mandulis, doch sein kleines ‚Revival-Projekt’ ist gescheitert.“, erzählte er. „Ja, dafür müssen Sie mir die Schuld geben.“, ergänzte Will. „Das ist kein Höfflichkeitsanruf. Ich will, dass du Mandulis beseitigst. Ich würde es selbst tun, aber meine Zeit ist sehr knapp.“, verriet der Unbekannte. Will verstand. „Verraten Sie mir wenigstens noch Ihren Namen?“, versuchte er sein Glück. Der Anrufer war gnädig. „Nenn mich… den Zentaurus.“, entgegnete er. Will glaubte zuerst nicht richtig gehört zu haben. „Mein Gott, wie fallen euch immer diese Namen ein?“, flötete er, doch die Leitung war bereits unterbrochen. Der Portier wollte das Telefon wieder an sich nehmen, doch Will hatte bereits begonnen eine neue Nummer zu wählen. „Connor? Falls du mich nicht gerade angerufen und mir einen Streich gespielt hast, kann ich dir sagen, wo sie Kevin hingebracht haben.“ „Was soll ich tun?“, fragte Kevin die Illusion von Jas. Dieser konnte kichern. „Naja, ich entstamme lediglich aus deinem Kopf, das heißt ich bin du. Die Entscheidung die ich treffe, triffst ja eigentlich du. Und die Entscheidungen, die du triffst… jetzt habe ich den Faden verloren.“, gab Jas zu. Kevin blickte ihn unbeholfen an. „Wenn ich mir dich nur einbilde, warum verhältst du dich dann wie der echte Jas?“, verstand er nicht ganz. Jas verzog die Lippen. „Tja, ich bin eben ein Original. Mich kann man nicht fälschen. Aber du hast recht, klingen meine Sprüche irgendwie schlechter als sonst?“, fragte er nach. Kevin antwortete nicht und wendete seinen Blick von ihm. „Alles ok?“, hakte Jas nach. Dies war wohl nicht der Fall. „Ich hab dich umgebracht.“, brachte Kevin nun heraus. Jas seufzte laut und klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast das Richtige getan.“, versicherte er. Kevin schien das anders zu sehen. „Meinen Freund umzubringen war richtig?“, wollte er es nicht glauben. Jas schüttelte den Kopf. „Nein. Emma zu beschützen war richtig.“, erklärte er. Für Kevin war dies nur ein halber Trost. „Soll ich dir verraten, wie du beide hättest retten können?“, erklang nun eine weitere Stimme im Raum. Kevin blickte wieder zur anderen Seite und richtete sich auf. Vor ihm stand Baal. Diesmal war es nicht Mandulis, sondern der Echte. Kevin wollte ihn bereits angreifen, doch dann spürte er, dass auch Baal nicht real sein konnte. „Sag bitte nicht, du entstammst auch nur aus meinem Kopf!“, flehte der Junge. Baal schritt näher. „Wenn du dich den Patak angeschlossen hättest, hätten beide überlebt. Ich bin dein Gott und werde immer für dich sorgen.“, säuselte die Illusion. „Hey!“, fuhr ihn Jas an. „Wir führen hier ein Privatgespräch, psychopathische Fantasien sind unerwünscht.“ Baal schenkte ihm kaum Beachten. „Und was bist du, wenn ich fragen darf?“, stritt er mit ihm. „Sein Freund.“, erwiderte Jas taff. „Sein Freund ist tot, du bist nur ein Witz!“, machte Baal weiter. „Tzz, schau dich mal an. Du trägst ne weise Maske, um dein Gesicht zu verstecken, und nennst mich einen Witz?“ „Aus! Haltet die Klappe!“, schrie sie Kevin an. Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Verschwindet! Und zwar beide!“, verlangte er von Jas und Baal. Diese schienen nicht daran zu denken. „Selbst ich? Ich bin dein Freund und will dir helfen!“, redete Jas auf ihn ein. Auch Baal gab nicht so schnell auf. „Hör nicht auf ihn. Wenn du deinem Gott dienst, werden all deine Wünsche wahr!“, versprach er ihm. „Du solltest im Bett bleiben.“, war Alices Meinung. Bryan hatte jedoch keinen Nerv dafür. „Komm.“, sagte er ihr und ergriff ihre Hand. Alice spürte ihr Herz pochen. „Wo… wo gehen wir hin?“, fragte sie aufgeregt. „In die Kantine. Mal sehen, ob die dort besseres Essen haben.“, erklärte er. Alice hatte zwar gerade Schicht, konnte Bryans Einladung aber nicht ausschlagen. Die Kantine war kleiner, als man sie bei einem Krankenhaus erwartet hatte. Dennoch war sie nicht voll belegt. Bryan und Alice ergatterten einen Tisch in der Ecke. Sie bestellten etwas zu trinken, und quatschten zuerst über Belanglosigkeiten und dann über Alices Arbeit. „Sag, wegen der Tabletten…“, schnitt Bryan nun das Thema ganz beiläufig an. Alice beendete den Blickkontakt. „Sorry, ich hab mit Dr. Berk geredet, er meint, zu viele wären nicht gut, für den Organismus.“, erklärte sie. Als sie in Bryans Blick etwas wütendes erkannte, trank sie schnell aus ihrem Glas. „Schon ok.“, änderte Bryan seine Haltung. Als er sah, dass Alices Glas leer, beschloss er ihr ein neues zu holen. Als er zurück, tat er so, als würde er es ihr überreichen. Er täuschte ein Stolpern vor und schüttelte das Getränk auf Alices Kittel. Diese sprang erschrocken auf. „Tut… tut mir Leid.“, stammelte Bryan aufgeregt. Alice begutachtete prüfend den Fleck. Schon…ok“, erwiderte sie. Dennoch bestand Bryan, dass sie ihren Kittel auszog. Während Alice ihre Kleidung überprüfte, griff Bryan in die Tasche des Kittels und holte einen Schlüsselbund heraus. Er legte den Kittel auf seinen Sessel und versprach ein Handtusch zu holen. Alice fand das unnötig, doch Bryan bestand darauf. Alice gefiel es sogar noch, da sie glaubte, Bryan würde sich um sie sorgen. Tatsächlich, hatte dieser ein anderes Ziel. Die Schmerzen waren für ihn kaum erträglich. Er hatte den Standort des Medikamentenzimmers herausgefunden und steuerte darauf zu. Er nutzte seine Fähigkeiten, um besonders schnell vorwärts zu kommen. Alice würde keinen Verdacht schöpfen. Bryan ging sicher, dass ihn niemand beobachtete, als er sämtliche Schlüsseln ausprobierte. Bald war er im Inneren und suchte die Schränke nach den richtigen Tabletten ab. Bald hatte er mehrere Büchsen gefunden und schob sie ein. Er verließ den Raum und schloss wieder ab. Er wollte gleich welche der Tabletten nehmen, doch Alice wartete sicher bereits. Er schnappte sich ein Handtuch von einem Tablettwagen und kehrte in die Kantine zurück. Alices Kleidung hatte nicht viel abbekommen, dennoch benutzte sie das Handtuch höflicherweise. Bryan ließ den Schlüsselbund wieder im Kittel verschwinden und überreichte ihn Alice. Dann gab er noch eine Entschuldigung von sich und meinte, es würde ihm nicht gut gehen. Alice wollte ihn auf sein Zimmer begleiten, doch Bryan lehnte ab. In seinem Bett schraubte er die erste Büchse auf und nahm drei Tabletten ein. Erleichtert lehnte er sich zurück. Seine Schmerzen würden sich bald lindern. Er verband sie mit der Stichwunde und den Prellungen. In Wirklichkeit kamen sie jedoch durch den Verlust von Carol. Um ihren Tod zu überwinden würde er die Tabletten wahrscheinlich sein ganzes Leben über einnehmen müssen. Dann dachte er wieder an Alice. Er hatte sie benutzt, obwohl sie so freundlich zu ihm war. Er bereute es, aber seine Schmerzen waren zu stark. Bevor er einschlief wurde es noch einmal schlimmer und Bryan schlang noch eine Pille hinunter. Er schlief friedlich ein, doch morgen würde er noch weitere brauchen. „Die einzige Möglichkeit zukünftige Qualen zu vermeiden, ist es, dich unserer Gruppe anzuschließen!“, redete Baal auf Kevin ein. Dieser war am Ende seiner Kraft und konnte das Geschwätz nicht mehr ertragen. „Leg, mal ne andere CD auf! Kevin verachtet euren Haufen, wieso sollte er zu euch zurückkehren?“, fragte Jas gespannt. Baal antwortete ihm widerwillig. „Kevin hat sein ganzes Leben in der Dunkelheit gelebt, er kann nicht so einfach ins Licht treten.“, erklärte er. Jas lachte gespielt. „Mein, Gott, wo fallen euch eigentlich immer diese Sprüche ein?“, schien er Baal für verrückt zu halten. „Kevin, entscheide dich endlich!“, verlangte er dann. Doch Kevin fühlte sich nicht in der Verfassung eine Entscheidung zu treffen. Er hörte Jas und Baal nur halbherzig zu. Beide waren nicht real und beide lebten nicht mehr. Kevin war inzwischen wirklich so weit beide Optionen abzuwägen. Was wenn er sich Mandulis wieder anschloss? Er hasste seine Taten, die er als Patak begangen hatte, doch nun hatte er völlige Kontrolle über sich. Konnte er seine Freunde so am besten schützen? Zumindest die, die übrig geblieben waren. Was wenn er zu ihnen zurückkehrte? Es würde sicher vieles anderes werden, ganz klar. Würde seine und Emmas Beziehung darunter leiden? „Steig ein.“, rief Will seinem Cousin zu. Dieser folgte und fragte wohin die Fahrt gehen würde. Will erzählte ausführlich von dem Anruf, den er erhalten hatte. „Könnte auch eine Falle sein.“, war Connors Kommentar. Will wusste das. „Es ist einen Versuch wert.“, meinte er. Connor bedrückte noch etwas anderes. „Sag mal… was wenn Kevin gar nicht zu uns zurückkommen möchte?“, sprach er seine Sorge aus. Will hatte ebenfalls schon daran gedacht. „Egal. Wir fahren zu ihrem Versteck und befreien Kevin. Wir holen ihn auf jeden Fall raus, egal ob er sich wehrt oder nicht. Das habe ich Emma versprochen.“, erklärte er. Connor akzeptierte das und hakte nicht weiter nach. Als die beiden an ihrem Zielort ankamen, parkten sie einige Straßen entfernd und schlichen sich geduckt zum Gebäude. Will wollte eine Straße überqueren, doch Connor bewahrte ihn vor einem Fehler. „Sieh mal!“, deutete er auf das Dach des Museums. Will musste seine Augen anstrengen, um die Gestalt zu erkennen. „Ist… das nicht eines von Eves komischen Wasserviechern?“ Connor stimmte ihm zu. „Und es ist sicher nicht das Einzige. Sie sind vorsichtig geworden. Ich bin sicher, dass in der Umgebung weitere auf uns warten“, befürchtete er. Will teilte seine Sorge. „Das Problem ist, dass die Typen ziemlich widerspenstig sind. Wir müssen einiges auffahren, um sie uns vom Hals zu schaffen. Das wiederum könnte Eve und Mandulis auf uns aufmerksam machen.“, sagte er. „Sag mal… wieso kannst du dich eigentlich nicht teleportieren?“, wandte er sich an Connor. Dieser sah ihn überrascht an. „Ist das jetzt eine Beschwerte?“, war er sich nicht sicher. Will zuckte mit den Schultern. „Es würde einiges einfacher machen.“, meinte er. Allerdings schien Connor eine weitere Idee zu haben. Stumm deutete er auf einen Kanaldeckel. „Sag nicht du willst…“, sah Will seinen Cousin zögernd an. Aber Connor hielt es wohl für den einzigen Ausweg bzw. Hineinweg. „Und wenn da unten auch einer lauert?“, fragte Will, doch Connor war bereits auf dem Weg. Er schien das Risiko eingehen zu wollen. Will hielt sich schon mal vorsichtshalber die Nase zu. Als der Wasserkrieger sich umdrehte stiegen sie in den dunklen, stinkenden Schacht. „Igitt.“, sagte Will, als er in das ekelige Wasser stieg. „Wie heißt es so schön, alles was man gibt kommt zu einem zurück.“, ärgerte ihn Connor. Will schnitt eine Grimasse. Die beiden musterten die Kanalisation, konnten aber keine Feinde entdeckten. Sie wagten sich einige Meter vorwärts, als sich ober ihnen wieder ein Deckel zeigte. Will war besonders froh, als sie wieder an die Oberfläche kamen. Sie schienen in einer Art Keller zu sein. Als Stimmen hörbar wurden, zog Connor seinen Cousin in eine Ecke. Die Stimmen gehörten Claire und Eve, die sich zu unterhalten schienen. Will und Connor wagten sich näher in den Rohbau hinein. Die Amulette der beiden glühten, ein Zeichen, dass Kevin hier sein musste. Allerdings kam die Energie genau aus der Richtung, in der Claire und Eve standen. „Was muss das muss.“, meinte Connor und rannte los. Will seufzte und folgte ihm widerwillig. Bryan hasste die ständigen Untersuchungen. Der Arzt sagte ihm, es würde ihm erstaunlich besser gehen, so fühlte er sich nicht. Zumindest linderten die Tabletten seinen Schmerz. Alice hätte sich ohrfeigen können, als sie Bryans Zimmer betrat. Sie hatte seinen Untersuchungstermin völlig vergessen. Manchmal konnte sie ein echter Schussel sein. Bryans Bett war nicht gemacht, weshalb sie beschloss etwas Ordnung zu schaffen. Als das Bett gemacht war, räumte sie weiter auf. Als sie den Schrank geradestellte, trat sie auf etwas. Überrascht hob sie es auf. Es handelte sich um eine Büchse, in der Tabletten aufbewahrt wurden. Warum lag sie unter dem Schrank? Alice las den Namen und stutzte. Es waren zwar die Tabletten, die Bryan bekam, aber es waren zu viele. Alice hatte sie ihm nicht gebracht, aber wer dann? Bryan hatte sie wegen mehr Tabletten bedrängt, konnte es sein, dass… Alice schüttelte den Kopf. Niemals, würde Bryan stehlen! Dann fiel ihr aber ein, dass sie den Jungen noch nicht wirklich kannte. Hatte er sie nur benutzt? Lag ihm am Ende gar nichts an ihr? Wollte er nur mehr Tabletten, um seine Schmerzen zu stillen? Bryan war nicht der einzige, dem das Geschehene innerlich schmerzte. Jas und Baal versuchten ihn immer noch für ihre Seite zu gewinnen. Kevin wollte sich ja entscheiden, fürchtete jedoch die Konsequenzen. „Bruder.“, sagte eine neue Stimme. Kevin erblickte Claire, jedoch war sie nicht sie selbst. Vor ihm war ein kleines Mädchen aufgetaucht. „Wieder eine verdammte Einbildung!“, murmelte Kevin gequält. Claire zupfte an seinem Hosenbein. „Bruder, ich habe Angst. Können wir nach Hause gehen?“, bat sie ihn. Kevin hätte ihr mit nichts lieber als ja geantwortet. Moment! Vielleicht war es doch möglich! Kevin blickte abwechselnd zu Jas und dann zu Baal. Er kniff die Augen zusammen und als er sie wieder aufschlug, war Baal verschwunden. „Kevin…“, begann Jas, doch Kevin würgte ihn ab. „Schon gut, Jas. Ich danke dir für deine Freundschaft. Ich habe verstanden. Ich werde nach vorne blicken, dich aber nie vergessen.“, versprach er. Jas nickte ihm zu und verschwand dann selbst. Auch die kleine Claire löste sich in Luft auf. Kurz darauf wurde an der Tür zu Kevins Zelle hantiert. Dieser staunte nicht schlecht, als Connor vor ihm stand. „Bist du es Kevin?“, fragte dieser sicherheitshalber. Kevin nickte. „Ja. Ich bin wieder da.“, sagte er. Connor freute das offensichtlich. Kevin wollte hinauslaufen, war aber scheinbar schwächer, als er dachte. Connor musste ihn zuerst stützen. „Ich brauche mein Amulett.“, erklärte Kevin. Connor verstand. „Bleib hinter mir.“, verlangte er und rannte los. Kevin hatte es sichtlich schwer ihm zu folgen. Bald erkannte er, wie Will gegen Eves Wassermonster kämpfte. „Rückzug!“, rief ihm Connor zu. Will nickte und schickte einen breiten Wasserstrahl gegen Eve los. Die Krieger stellten sich schützend vor sie. Will und Connor halfen Kevin weiterzukommen und versuchten so schnell wie möglich aus dem Museum zu fliehen. Sie waren bereits an der Schwelle zur Treppe angekommen, als sich ihnen Claire entgegenstellte. Will und Connor wollten kämpfen, doch das Mädchen hielt ihnen Kevins Amulett entgegen. Kevin riss sich von seinen Rettern los und schnappte es. Er befahl Will und Connor vorauszulaufen, welche dies nur ungern taten. „Ich werde dich retten.“, flüsterte er Claire zu, hing sich das Amulett um, und begann sich zu teleportieren. In Claires Gesicht zeigte sich keine Regung. Will und Connor staunten nicht schlecht, als Kevin sie draußen erwartete. „Also dieses Teleportdings musst du mir unbedingt beibringen.“, bat Will. Kevin lächelte ihm zu. Dann sank er zusammen. Während Connor ihm zur Hilfe kam, wählte Will die Telefonnummer vom Krankenhaus und bat um einen Krankenwagen. Kevin war Bewusstlos gewesen und wachte in einem Krankenhausbett auf. Er fühlte sich gut, nur etwas mitgenommen. Er spürte sein Amulett und erinnerte sich an Claire. Er wusste, dass es noch nicht zu spät war, sie zu retten. Er musste nur Mandulis besiegen, dann hatte er gute Chancen seine Schwester zurückzubekommen. Kevin erschrak, als die Tür zu seinem Zimmer aufflog. „Kevin!“, stürmte Emma herein, warf sich beinahe auf ihn und fiel ihm in die Arme. „Es ist alles ok!“, beruhigte er sie. Dennoch sah er Tränen in ihren Augen. „Diesmal sind sie vor Freude.“, sagte Emma, die seine Gedanken zu lesen schien. Hinter ihr war auch Will aufgetaucht, der ihm zuwank. „Danke.“, meinte Kevin zu ihm. „Schon ok.“, erwiderte Will. „Bleibst du jetzt bei mir?“, fragte Emma hoffend. Kevin lächelte sie an und versprach es ihr. „Ja. Aber zuerst habe ich etwas zu erledigen.“, erklärte er. Will verstand, was er meinte. „Ich stehe dir bei. Und Connor auch, wenn er mal da ist.“, versprach er. Emma ballte die Fäuste. „Ihr meint Mandulis? Warum könnt ihr ihn und Claire nicht einfach vergessen?“, fragte sie wütend. Kevin und Will sahen einander an. „Weil sie uns nicht vergessen können. Wir müssen Mandulis ein für alle mal zur Strecke bringen und Claire auch. Ich hoffe Claire zur Vernunft zu bringen. Aber falls das nicht möglich sein sollte, werde ich tun, was nötig ist.“, meinte er. Dann bat er Emma darum, ihm einen Tee zu holen. Diese hielt seine Hand kurz fest und verließ dann den Raum. „Also was gibt’s?“, fragte Will erwartend. „Ich erinnere mich ziemlich gut daran, was ich als Patak angestellt habe. Und an das, was um mich herum geschehen ist. Danke, dass du dich um Emma gekümmert hast, aber ich möchte nicht, dass deine Gefühle für sie deinen Kampfeswillen beeinflussen. Ich kenne das zur Genüge.“, erzählte Kevin. Will brachte zuerst kein Wort heraus. „Welche Gefühle? Wenn du glaubst, dass zwischen mir und Emma etwas läuft, liegst du falsch.“, redete er besonders schnell. Kevin blickte zum Fenster hinaus. „Ist schon ok. Falls ich gegen Mandulis verlieren und sterben sollte, kümmere dich bitte um Emma. Dann verzichte aber auch auf dein Amulett.“ Will wusste nicht, was er antworten sollte, bis Kevin ihn dann höfflich hinausbat. Will lehnte sich gegen die Tür, als er im Gang stand. Kevin hatte sie doch nicht alle! Was redete er für einen Unsinn? Er sah wie Emma zurückkam und lächelte ihr zu. „Hat er dich rausgeschickt?“, schien sie ihren Freund bereits gut zu kennen. „Tja.“, stammelte Will nur. Emma wollte ins Zimmer, bis ihr etwas einfiel. „Ich habe mich noch gar nicht bedankt. Du hast dein Versprechen gehalten.“, meinte sie. Will kratzte sich verlegen am Kopf. „Achso. Naja… war doch Ehrensache.“, fand er. Emma schien das anders zu sehen. „Trotzdem. Du bist ein echter Freund.“, meinte sie und begann Will zu umarmen. Dessen Herz pochte, erwiderte die Umarmung allerdings. Als beide die Umarmung lösten, nahmen sie nicht wieder Abstand, sondern verharrten in ihrer Position. Ihre Gesichter waren sich ganz nah, bis Emma erschrocken zurückwich. Kevin… er… wartet sicher auf den Tee.“, stotterte sie und drängte sich an Will vorbei. Dieser blieb noch einige Sekunden vor der Tür stehen und atmete dann tief ein. Kaum war Will aus dem Zimmer, erblickte Kevin wieder Jas. „Ich dachte ich wäre dich los.“, sagte er grinsend. Jas wiegte den Kopf. „Du weißt doch, mich wird man nicht so einfach los. Höchstens wenn man mich umbringt. Das sollte jetzt nicht…“, stotterte Jas. „Hey.“, unterbrach ihn Kevin. „Danke.“ Jas lächelte ihm zu und verschwand, als Emma den Raum betrat. Sie setzte sich zu ihm und überreichte ihm den Tee. „Ich hab dich vermisst.“, gestand sie. Kevin blickte sie an. „Ich dich auch.“, erwiderte er. „Versprichst du mir, dass der Kampf gegen Mandulis der letzte sein wird?“, fragte sie. Kevin wusste, dass er das nicht versprechen konnte, tat es aber trotzdem. Danach küssten sich die beiden und waren glücklich einander wieder zu haben. Geister Kevin übernachtete im Krankenhaus, hielt es am nächsten Tag aber nicht länger aus. Nostalgie überkam ihn, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Emma begleitete ihn, und ließ ihn nicht aus den Augen. „Und? Was hab ich verpasst?“, wollte Kevin informiert werden. Emma erzählte ihm von der Uni, was ihn aber umso mehr an Jas erinnerte. „Ich habe ihn getötet. Ich habe meinen besten Freund umgebracht!“, sagte Kevin fassungslos. Emma umarmte ihn und versuchte ihn zu beruhigen. „Ich muss noch etwas erledigen. Wartest du solange auf mich?“, fragte Kevin. Emma nickte und fragte, was Kevin vorhabe. Dieser wollte es aber nicht preisgeben und versprach bald zurück zu sein. Mandulis´ Reisen hatten ihn bis jetzt nie nach Ägypten geführt, was erstaunlich war. Immerhin war dieses Land die Wiege der Götter. Die Aufträge, die er für Baal ausführen musste hatten ihn immer an andere Orte verschlagen, nur nie hierhin. Mandulis hatte sich nur aus einem Grund dazu entschlossen die Geburtsstätte seines Amuletts aufzusuchen. Er jagte einem Phantom hinterher. Genauergesagt einer Schriftrolle, von der er in einem Buch gelesen hatte. Er wusste weder, wo sich diese befand, noch ob sie überhaupt existierte. Mandulis erster Anhaltspunkt war das Museum von Kairo. Nur mit Mühe hatte er einen Professor gefunden, der ihm seine Zeit schenken wollte. Dieser war gerade in einige Unterlagen vertieft, als Mandulis anklopfte und das Büro betrat. Der Professor bat ihn sich zu setzen, studierte aber weiter seine Unterlagen, bevor er Mandulis nach seinem Anliegen fragte. Mandulis berichtete von der Schriftrolle und der Professor hörte ihm aufmerksam zu. „Ich verstehe. Allerdings gibt es keine handfesten Beweise, dass dieses Dokument tatsächlich existiert. Und selbst wenn, wäre sie schwer zu finden, und der Aufwand würde sich nicht lohnen.“, gab er seine Meinung ab. Das war scheinbar nicht die Antwort, die Mandulis hören wollte. „Dieser Ansicht bin ich nicht. Und Sie, als Archäologe, sollten auch mehr Interesse zeigen.“, sagte er forsch. Der Professor brummte. „Ansichtssache. Selbst wenn es gefunden wird, ist es nichts weiter als ein altes Schriftstück, auf dem nur Hieroglyphen stehen. Solche haben wir hier im Museum zur genüge.“, sprach er. Mandulis brauchte die Schriftrolle jedoch unbedingt. „Es geht aber darum, was in diesem Dokument geschrieben steht. Ich beziehe mich auf die uralte Formel.“, verriet er. Der Professor belächelte ihn nur. „Sagen Sie mir bloß nicht, dass Sie an diesen Zauber glauben? Diese Beschwörungsformel hat doch lediglich einen mythologischen Hintergrund.“, gab er sein Statement ab. Im Gegensatz zu ihm, wusste Mandulis, dass die Formel auf dem Pergament tatsächlich funktionieren konnte. Das hieß, wenn es sie überhaupt gab. „Trotzdem. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Schriftrolle zu finden und wäre über jede Information dankbar.“, erklärte er. Der Professor nickte und wühlte in seinen Unterlagen herum. Von Ordnung schien er nichts zu halten. Dann schob er Mandulis ein Buch hin. „Seite 48. Natürlich alles nur Gerüchte, aber mehr kann ich Ihnen nicht anbieten.“, sagte er. Mandulis nahm das Buch entgegen und bedankte sich. Er kopierte die Seite und legte das Buch zurück auf den Schreibtisch. Der Professor hatte begonnen weiter zu arbeiten und schenkte Mandulis kaum noch Beachtung. Dieser verabschiedete sich höfflich und verließ dann das Museum. Im Buch war die Rede von einem Grab, im Tal der Könige, welches allerdings bereits entdeckt wurde. Eine Schriftrolle war damals nicht sichergestellt worden. Da Mandulis sich in der Wüste sicherlich nicht zurechtfand, engagierte er zwei Führer, die ihn zum Tal der Könige bringen sollten. Alice hatte es einfach nicht fertig gebracht mit Bryan über dessen Diebstahl zu sprechen. Sie tat so, als wäre ihr nichts aufgefallen und besuchte den Jungen wie an jedem Tag. Was ihr jedoch auffiel war, dass es Bryan besser ging. Er war aufgeweckter und fröhlicher. Alice war sich nun ganz sicher. Sie verließ Bryan für ein paar Stunden, um mit einer anderen Schwester zu reden. Mit ihren Vorgesetzten wollte sie nicht sprechen, da die sicher viele Fragen gestellt hätten. Ihre Kollegin riet ihr, den Patienten zu melden, doch Alice wollte Bryan nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Er hatte bereits viel durchgemacht. Vielleicht halfen ihm diese Tabletten ja wirklich? Auf jeden Fall machten sie süchtig, und davor musste sie den Jungen warnen. Sie ging zu Bryan zurück, konnte aber nicht wirklich zum Thema kommen. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, griff unter den Schrank und holte die Büchse hervor. Bryan stockte, als Alice sein Geheimnis entdeckte. „Das kann ich erklären.“, sagte er schnell. „Wo hast du die her?“, fragte Alice streng, wie Bryan es nicht von ihr erwartet hätte. Er überlegte was er sagen sollte, beschloss dann aber bei der Wahrheit zu bleiben und Alice den Diebstahl zu gestehen. „Ich bin so dumm. Ich habe wirklich geglaubt, dass du mich magst.“, stotterte sie. Bryan stand auf und packte sie an den Schultern. „Das hat nichts mit dir zu tun! Gut, ich habe dich benutzt, das tut mir Leid. Aber ich brauche diese Tabletten gegen meine Schmerzen.“, redete er auf sie ein. Alice riss sich los. „Sie machen dich süchtig! Willst du das?“, fuhr sie an. Bryan presste die Lippen zusammen. „Wenn ich leben will, muss ich das akzeptieren.“, sagte er. Alice hielt seine Erklärung für Unsinn. „Deine Schmerzen sind nicht körperlich, du kommst auch ohne sie aus.“, sprach sie. Bryan sah das anscheinend anders. „Ich kann ohne aber keine Sekunde mehr frei denken. Es tut einfach weh, wenn ich an Carol denke und mich dann erinnere, dass sie tot ist.“, wurde er immer verzweifelter und fuchtelte mit den Armen herum. „Es muss einen anderen Weg geben! Wenn du wirklich leben willst, vergiss die Tabletten und…. Carol.“, kam es aus Alice heraus. Bryan sah sie wütend an. „Niemals! Was fällt dir ein?“ Alice torkelte ein paar Schritte rückwärts. „Tut mir Leid, ich habe das anders gemeint. Als mein Bruder gestorben ist, war ich auch am Boden zerstört. Ich habe ihn natürlich nie vergessen, aber ich habe ohne ihn weitergelebt! Das musst du auch schaffen!“, bat sie Bryan. Dieser hatte keinen Schimmer, wie er das anstellen sollte. „Solange ich mich zurückerinnern kann, war sie bei mir. Wie soll ich also ohne sie leben?“, fragte er völlig fertig. Alice trat näher und wagte es Bryan zu umarmen. „Du brauchst einfach nur einen Freund.“, sagte sie. Bryan erwiderte die Umarmung und dankte ihr. Alice löste sie und überreichte ihm die Büchse. Bryan wehrte ab. „Schon ok, nimm sie. Bring sie zurück, wenn du Ärger bekommst, übernehme ich die Verantwortung.“, versprach er. Alice nickte und entschuldigte sich für einen Moment. Als sie weg war, sah Bryan noch mal unter den Schrank. Die zweite Büchse lag etwas weiter hinten und war nur schwer zu entdecken. Alice hatte wohl nur die Erste gefunden. Bryan hob sie auf und drehte sie ein paar Mal in seiner Hand. Er holte tief Luft und warf sie zum Fenster hinaus. Er wollte es ohne Tabletten versuchen. Er musste. Kevin hatte sich an einem kleinen Stand eine Kerze besorgt, bevor er den Friedhof betrat. Er hätte Emma fragen können, wo genau sich Jas´ Grab befand, hatte es aber vermieden. Er fand es dennoch nach kurzer Zeit und stellte die Kerze ab. Da er kein Feuerzeug bei sich trug benutzte er sein Amulett für einen kleinen Trick und zündete sie mit seinem Finger an. „Tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme.“, redete Kevin zu dem Grabstein. „Wie du siehst trage ich dieses dumme Teil immer noch. Ich werde versuchen es bald loszuwerden. Aber noch brauche ich es, um Emma zu beschützen und meine Schwester zu retten. Du bist mir irgendwie im Geiste erschienen. Du hast gesagt, ich habe das Richtige getan, indem ich sie beschützt habe. Es war nur ein Hirngespinst, deswegen weiß ich nicht, wie du wirklich darüber denkst. Du sagtest zwar, dass es das Richtige war, aber ich werde es nicht akzeptieren. Ich werde dich nicht aufgeben mein Freund. Egal, was ich tun muss, ich werde dich zurückbringen. Selbst wenn es ewig dauert und es alles von mir abverlangt.“, versprach er und stand dann auf. Als er den Friedhof verlassen wollte, sah er Will, der gegen den Torbogen gelehnt war. „Emma sagte ich würde dich hier finden.“, erklärte er. Kevin sah ihn überrascht an. Er hatte seiner Freundin gar nicht erzählt, was er vorhatte. Sie schien ihn einfach schon zu gut zu kennen. „Und was willst du?“, hakte Kevin nach. Will machte es kurz. „Ganz einfach. Ich vertraue dir immer noch nicht ganz.“, gab er offen zu. Kevin akzeptierte das. „Dann kontrollierst du mich?“, fragte er vereinfacht. Will bejahte. „So kann man es sagen. Und was hast du als nächstes vor?“, versuchte er sein Glück. Kevin schien kein Geheimnis daraus zu machen. „Du kannst mich gern begleiten.“, meinte er und setzte seinen Weg fort. Will blieb ihm auf den Fersen. Er staunte nicht schlecht, als Kevin vor einer Kirche halt machte. „Ich hatte nicht erwartet, dass du so einen Ort aufsuchen würdest.“, gab Will zu. Kevin betrat das Gebäude ohne zu zögern. „Ich habe hier einmal gewohnt.“, gab er zur Erklärung ab. Will hob die Augenbrauen. „Hier?“, fragte er ungläubig. Kevin bejahte und marschierte weiter. Sein Ziel war aber nicht sein eigenes Zimmer, sondern der Raum des Pfarrers. „Hier hat Jonathan gewohnt.“, informierte er Will. Dieser wusste allerdings kaum etwas von Kevins Vergangenheit und brachte nur ein „Aha“ heraus. Kevin durchwühlte die Schränke, bis er endlich gefunden hatte, wonach er suchte. Es handelte sich um eine Glasampulle, in dem eine bläuliche Flüssigkeit schwamm. Er öffnete sie und trank sie zur Hälfte aus. „Was ist das?“, fragte Will erstaunt. „Gift.“, antwortete Kevin prompt. Will riss entsetzt die Augen auf. „Das ist doch ein Scherz, oder?“, fragte er hastig, erkannte aber bald, dass es nicht so war. Kevin wurde schwindlig und brach kurz darauf zusammen. Will kam ihm zur Hilfe und versuchte ihn bei Bewusstsein zu halten. „Verdammt, Mann, was soll das?“, hatte er keine Idee, was Kevin vorhatte. Kevin selbst hatte Schwierigkeiten zu sprechen, informierte Will aber trotzdem über seinen Plan. „Das Gift lähmt meinen Körper für zirka eine Stunde. Ein normaler Mensch würde danach tot bleiben, aber… ein Amulettträger wird automatisch reanimiert.“, erklärte er. Will glaubte nicht, was er hörte. „Du bist total verrückt!“, redete er auf ihn ein. „Pass bitte… auf meinen Körper auf.“, bat Kevin ihn noch, bevor sich seine Augen schlossen. Will war sich unschlüssig. Sollte er ihn zu einem Arzt bringen? Würde Kevin wirklich wieder aufwachen? Warum tat er so was Dummes? Mandulis hatte bereits gehört, dass es nachts in der Wüste kälter wurde. Er musste sich sogar einen zusätzlichen Mantel anziehen, um nicht zu frieren. Seine Führer schienen sich an de Wetterverhältnisse bereits gewöhnt zu haben. Sie waren den ganzen Tag gefahren und Mandulis hatte sogar darauf bestanden die halbe Nacht zu opfern. Die Führer hatten sich zuerst geweigert, doch Mandulis hatte ihren Lohn einfach verdoppelt. Morgen früh würde es weitergehen und bald würden sie am Tal der Könige angelangt sein. Mandulis wusste immer noch nicht, ob er fündig werden würde. Vielleicht hatte er Professor recht, und er jagte Gespenstern hinterher. Er schlief erst sehr spät ein und erwachte am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen. Seine Führer fragten ihn, ob er eine längere Rast einlegen, oder gar umkehren wollte. Für Mandulis kam keines der beiden in Frage. Es war so nah am Ziel. Aber es war ein Ziel, dass vielleicht gar nicht existierte. Selbst als der Motor streikte, gab Mandulis nicht auf und überredete die Führer zu einem Fußmarsch. Dadurch wurde ein weiterer halber Tag geopfert, bis sie endlich an der berühmten Grabesstätte ankamen. „Noch mal von vorn!“, verlangte Connor. Doch Will konnte die Situation nicht genau schildern. „Kevin, meinte er würde zu sich kommen.“, gab er wieder, was ihm gesagt wurde. Connor hatte erschrocken Kevins Puls gefühlt. Er war weg. „Was hat er sich dabei gedacht?“, fluchte Connor. „Er hat eine ganz eigene Denkweise.“, erwiderte Will. Connor zog nun sein Handy heraus und begann zu wählen. Will schnappte es ihm weg. „Ich hoffe, du wolltest nicht Emma anrufen.“ Connor hob entschuldigend die Hände. „Sorry, aber irgendwann werden wir es ihr sagen müssen.“, meinte er. Will seufzte. „Nur Ärger mit dem Kerl. Hoffen wir, dass er wirklich zurückkommt. Zur Sicherheit, werde ich einfach Mal nach ihm sehen.“, sagte Will. Connor wollte ihn fragen, was er meinte, doch da hatte sein Cousin bereits den Rest des Giftes getrunken. Er brach zusammen und Connor rüttelte an ihm. Er schien ihn zu beschimpfen, doch Will hörte ihn nicht mehr. Er erwachte in einer Umgebung, die ihm Fremd war. Er lag auf dem Boden und tastete sich vorwärts. Um ihn herum gab es nur kaltes Gestein. Er rappelte sich auf, konnte aber nicht wirklich viel erkennen. Bei Connor war er auf jeden Fall nicht mehr. Er hörte, wie sich Schritte näherten und suchte nach einem Versteck. Er fand keines. Die Schritte wurden lauter und Will beschloss sich den Unbekannten zu stellen. Es war dunkel, aber er konnte ihre Umrisse erkennen. „Der nächste ist schon da.“, sagte einer seufzend. „Wo… wo bin ich hier?“, fragte sie Will erwartend. Die beiden Gestalten, die in merkwürdigen, grauen Kutten gehüllt waren sahen einander an. Sie schienen zu überlegen, wer von beiden Will antworten sollte. „Du bist gestorben und in der Unterwelt gelandet.“, sagte schließlich einer von beiden. Zuerst reagierte Will geschockt, doch dann erinnerte er sich an Kevins Worte. Das Gift lähmt den Körper für eine gewisse Zeit. Scheinbar war man für diesen Zeitraum tot. „Jetzt bin ich doch tatsächlich für diesen Idioten gestorben.“, murmelte er. Die Männer gaben ihm ein Zeichen, ihnen zu folgen, und Will tat, was von ihm verlangt wurde. Er musste Kevin finden und dann nichts wie zurück. Kevin war am selben Platz wie Will erwacht. Im Gegensatz zu ihm, kannte er die Prozedur bereits. Es war sein dritter Aufenthalt, sofern die Illusion, die Mandulis ihn unterzogen hatte mitgezählt werden durfte. Die Wachen der Unterwelt brachten ihn direkt zu Heh. Dieser erkannte ihn erst auf den zweiten Blick. „Kevin, richtig?“, begrüßte er ihn. Kevin nickte stumm. „Ich hatte nicht erwartet dich so schnell wiederzusehen.“, gab Heh zu. Kevin trat vor. „Ich bleibe nicht lange. Ich habe ein Gift zu mir genommen, dass mich zwar lähmt, aber mein Amulett wird mich heilen.“, berichtete er. Heh blickte ihn erstaunt an. „Verstehe, dein Tod ist also nur vorübergehend. Dann interessiert es mich umso mehr, warum du hier bist.“ Kevin beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. „Ich habe vor einen Freund zu retten. Ich werde ihn mitnehmen.“, erzählte er sein Vorhaben. Zu seiner Verwunderung, begann Heh zu lachen. „Ich kenne solche wie dich zur Genüge. Ich werde dir nicht im Wege stehen, aber glaub auch nicht, dass ich dir helfe. Der steinerne Rat hat dir dein Leben geschenkt, gehe also nicht so leichtfertig damit um. Geh am besten einfach nach Hause.“, schlug Heh vor. Für Kevin kam das aber nicht in Frage. „Es ist meine Pflicht ihn zurückzuholen. Es ist…mein Schicksal.“, sprach er. Heh nickte. „Ob es dein Schicksal ist, sehen wir erst, wenn es dir gelungen ist. Aber gut, ich mag dich. Suche deinen Freund.“, gab er ihm die Erlaubnis. Kevin bedankte sich vielmals und suchte dann den Gang, den er in Mandulis´ Illusion gesehen hatte. Jas musste dort zu finden sein. Es waren weniger Leute anwesend, als Mandulis erwartet hatte. „Selbst Touristen hassen die Sonne.“, schien einer der Führer seine Gedanken lesen zu können. „Ihr wisst, was für ein Grab ich suche?“, fragte Mandulis erwartend. Der Führer bejahte. „Das Grab des Generals aus dritten Dynastie. Allerdings ist es nicht für Besucher zugänglich.“, erwiderte er. Mandulis behob dieses Problem mit einem einfachen Geldwechsel. Während einer der Führer die Wächter beschäftigte, schlich Mandulis sich mit dem anderen in das Innere. „Wir müssen etwas gehen.“, sagte dieser. Mandulis´ Geduld hielt sich in Grenzen. Er wollte endlich Gewissheit. Bald kamen sie an ihrem Zielort an und standen in der Vorkammer zum Grab. Der Führer leuchtete sie mit einer Taschenlampe ab und verwies auf einen schmalen Durchgang. „Ich warte hier. Ich hoffe Sie finden, wonach sie suchen.“, sagte er. Mandulis nickte ihm zu und wagte sich in die Grabstätte. Er musste Husten, als er die Luft einatmete. Da das Grab für Besucher gesperrt war, achtete man auch kaum darauf. Mandulis leuchtete den Raum ab und untersuchte jeden Fleck einzeln. Die Minuten verstrichen und der Führer rief ihm etwas zu. Mandulis fluchte. Der einzige Ort, wo er noch nicht nachgesehen hatte, war der Sarkophag selbst. Es grauste ihm, doch ihm blieb keine andere Wahl. Er stemmte den Deckel hoch und drehte angewidert sein Gesicht weg. Es war weniger der Anblick der Mumie, sondern mehr der Gestank und die Fäulnis. Er leuchtete das Innere ab, bis er zum Hals des Toten vordrang. Er staunte nicht schlecht, als er ein Amulett an seinem Hals erblickte. Er entriss es dem Toten und betrachtete es genauer. Djebauti stand darauf. Sofort untersuchte der die gegenüberliegende Wand. Er hatte sich vorhin also nicht getäuscht. Zirka in der Mitte der Mauer war eine Vertiefung eingelassen. Mandulis war jetzt durch nichts mehr zu halten. Er stürzte zu der Stelle und presste den Stein hinein. Zuerst geschah gar nichts. Dann aber zog etwas das Amulett immer tiefer in die Mauer. Ein Beben war zu hören und neben dem Sarkophag war eine Falltür aufgegangen. Der Führer fragte ob, alles in Ordnung sei und Mandulis wimmelte ihn ab. Er dachte gar nicht an eine Falle, sondern stieg in den dunklen Schacht hinab. Der Gang war schmal, aber Mandulis kämpfte sich immer weiter vorwärts. Der Schein der Taschenlampe offenbarte ihm das Ende des Ganges. Am Boden lag eine Schedule, die anscheinend geschlossen war. Mandulis zitterte vor Aufregung. Nicht einmal das Schloss hinterste ihn, welches er ganz einfach aufbrach. Im Inneren fand er die sehnsüchtig erwartende Schriftrolle. Kaum hatte er sie herausgenommen, begann Staub von der Decke zu rieseln. Der Gang drohte einzustürzen. Es war also doch eine Falle. Der Rückweg war eingestürzt, doch für Mandulis kein Problem. Er teleportierte sich einfach wieder in die Grabkammer. Schnell überprüfte er die Schriftrolle. Hieroglyphen über Hieroglyphen, welche er nicht entschlüsseln konnte. Dennoch war er in seinem Vorhaben bestärkt. Ein normaler Eindringling, wäre unter den Trümmern begraben worden. Nur jemand mit einem Amulett konnte die Schriftrolle finden. Von da an war Mandulis klar, dass es sein Schicksal war das Pergament zu finden und das Revival-Projekt doch noch zu beenden. Die beiden Wachen wollten Will direkt zu Heh bringen, bis sie angegriffen wurden. Will entdeckte die schwarze Gestalt als erstes, war sich aber unschlüssig. „Folge mir!“, zischte sie Will zu. Dieser wusste nicht, was er tun sollte. „Ich führe dich zu Kevin.“, versprach ihm das Wesen. Will beschloss das Risiko einzugehen und der Gestalt zu folgen. „Nicht Junge! Du läufst in dein Verderben!“, riefen ihm die Wachen nach. Will kannte sich in der Unterwelt nicht aus, und war gezwungen jede Hilfe anzunehmen. Dennoch blieb er vorsichtig. „Bleib stehen!“, bat er den Fremden. „Will, bist du es wirklich?“, drehte sich dieser nun um. Will erkannte langsam seine Gesichtszüge und wusste, dass er ihn kannte. Er schreckte zurück, als er sich sicher war. „Onkel?“, fragte er entsetzt. Vor ihm stand tatsächlich Connors Vater und sein Onkel. „Das ist unmöglich!“, stotterte Will. Sein Onkel schüttelte den Kopf. Aber nein, sieh dich doch Mal um!“, bat er ihn. Er hatte recht. Will war in der Unterwelt gelandet. Es war also nicht verwunderlich, dass er einem Verstorbenen begegnete. „Bist… du es wirklich?“, wagte er sich jetzt näher. Sein Onkel machte Anstallten ihn zu umarmen. „Das ist nicht fair. Connor hätte auch das Recht dich zu sehn.“, fiel ihm ein. Sein Onkel seufzte. „Wie ist es ihm ergangen?“, wollte er wissen. „Es geht ihm gut.“, brachte Will nur heraus. Dann erinnerte es sich, warum er überhaupt hier war. „Du hast Kevin erwähnt!“ Sein Onkel nickte. „Ja, er ist kurz vor dir angekommen.“, erzählte er. Will war erleichtert. „Wo ist er hin?“, fragte er aufgeregt. Sein Onkel überlegte kurz. „Komm mit, ich führe dich zu ihm.“, schlug er vor. Will nahm das Angebot gerne an. Kevin öffnete Tür um Tür. In jedem Raum fand er eine andere Person vor, nur nicht Jas. Am Ende des Ganges war noch eine Tür übrig. Dann beschloss er etwas zu überprüfen. Er öffnete sie und stand vor weiteren Abzweigungen. Er hätte sich ohrfeigen können. Es gab sicher noch Tausende Gänge. Jeder Mensch, der nach Earu – dem Paradies – kam, ließ seinen Körper zurück. Wenn also alle guten Menschen konserviert blieben, hieß das, Kevin durfte noch Millionen anderer Räume durchsuchen. Da dies wahrscheinlich ewig, und sicher mehr als eine Stunde dauern würde, konzentrierte er sich auf sein Amulett. Er versuchte Jas zu erspüren. Zuerst empfing er gar nichts, doch je weiter er in einen der Gänge vortrat, umso stärker wurde das Gefühl. Jas musste irgendwo hier sein. Kevin rannte mit geschlossenen Augen los und folgte einfach nur der Essenz seines Freundes. Vor einer Tür, die jeder anderen glich, blieb er stehen. Er riss die Tür auf und sah seinen Freund in einem Bett liegen. Er schlief. „Ach Jas.“, hauchte Kevin und trat zu ihm. Er griff nach seinem Arm, um zu sehen, ob er erwachte. Der Erfolg blieb aus. Kevin wusste, dass er ein guter Mensch war und seine Seele in Earu war. Er erinnerte sich an die Technik, die er an Baals früheren Wirt angewandt hatte. Er ergriff Jas´ Hand und schloss die Augen. Er versuchte in den Kopf seines Freundes einzudringen. Vielleicht kam er so an den Ort, an dem Jas im Moment war. Das erste, was Kevin sah, war der Kampf gegen seinen Freund. Es schien noch immer Jas´ oberste Erinnerung zu sein. Es schmerzte Kevin das Geschehne noch einmal mit ansehen zu müssen. Bald änderte sich die Umgebung aber wieder und er stand in der Universität. Es überraschte ihn ausgerechnet hier gelandet zu sein. Er wurde angerempelt und spürte einen kurzen Schmerz. Sowas sollte eigentlich nicht vorkommen. „Kevin!“, hörte er nun Emmas Stimme. Sie stand vor einer breiten Tür und winkte ihm zu. Kevin wusste, dass sie nur Jas´ Fantasie existierte. Jede Seele, die in Earu ruhte, träumte von seinem Leben und schrieb gleichzeitig neue Kapiteln dazu. Kevin rannte zu Emma und gemeinsam betraten sie den Vorlesungssaal. Jas wartete bereits auf die beiden. Für Kevin war es ein merkwürdiges Gefühl, als ihm sein Freund einfach so auf die Schultern klopfte. „Na was habt ihr zwei so getrieben?“, fragte er harmlos. „Nichts, was dich angehen würde.“, antwortete Emma schnippisch. „Jas… kann…. Ich dich einen Moment sprechen?“, fragte Kevin vorsichtig. Jas sah ihn überrascht an. „Jetzt? Gleich beginnt meine wöchentliche Vorlesung!“, beklagte er sich. Emma kicherte. „Dann geh eben morgen in eine. Falls du´s noch nicht weißt, die werden täglich abgehalten.“ Jas seufzte und folgte Kevin auf den Gang. „Wenn es um deine Beziehungsprobleme geht, dann…“, scherzte er, sah dann aber, dass Kevin etwas Wichtigeres besprechen wollte. „Hat es mit den Amuletten zu tun?“, hakte er nach. Kevin nickte. „Was ist das letzte, an das du dich erinnerst?“, wollte er wissen. Jas überlegte kurz und antwortete dann. „Dass, du mich das fragst. Oder was meinst du?“ Kevin beschloss ihm reinen Wein einzuschenken. „Ich weiß, dass klingt irrsinnig, aber das hier ist nicht real. Es ist eine Illusion, die von Earu geschaffen wurde. Du bist gestorben, und… träumst das nur.“ Er hatte erwartet, dass Jas sich geschockt zeigen würde, doch dieser blieb ruhig. „Ich weiß.“, sagte er schließlich. Kevin staunte. „Woher?“, fragte er ungläubig. Jas seufzte. „Ich habe diese Erinnerungen. Wie du…mich tötest. Zuerst dachte ich, es wäre ein Traum, aber jetzt… . Ich habe dich zuerst auch für eine Figur dieser Welt gehalten, doch nun…“ Kevin verstand. „Ich hole dich hier raus.“, versprach er. Jas lächelte ihn an. „Geht das so einfach?“, erkundigte er sich. Kevin musste leider verneinen. „Nein, aber ich werde einen Weg finden, egal wie lange es dauert.“ Jas´ Reaktion kam unerwartet. Er verpasste Kevin einen Schlag ins Gesicht, welchen ihn zurückwarf. „Idiot! Wenn du keine Idee hast, warum kommst du dann?“, fauchte er ihn an. Kevin verstand die Überreaktion seines Freundes. „Ich… wollte dich einfach sehen. Außerdem werde ich einen Weg finden.“ Jas ballte seine Fäuste. „Nichts da! Ich will nicht, dass du dein Leben dafür verschwendest!“, sagte er. Kevin war überrascht so was zu hören. „Aber ich bin Schuld daran, dass du hier bist.“, erinnerte er ihn. Jas war anderer Ansicht. „Nein, das bist du nicht. Baal ist dafür verantwortlich, nicht du. Du hast Emma und dein neues Leben. Verschwende es nicht damit, nach einer Lösung zu finden. Ich bin glücklich hier, ok?“, führte er Kevin vor Augen. Dieser wusste nicht, was er sagen sollte. „Du bist auch ein Teil meines Lebens! Ich kann dich nicht einfach so zurücklassen!“, redete er auf ihn ein. Jas wurde wütend und schloss die Augen. Kurz darauf war die Verbindung getrennt und Kevin befand sich wieder in dem kleinen Raum. Er versuchte wieder Kontakt, mit Jas aufzunehmen, doch dieser schien sich dagegen zu wehren. „Du Vollidiot!“, schrie er ihn an. Jas schlief jedoch seelenruhig. Kevin überlegte, was er tun sollte, bis Heh in der Tür erschien. „Er hat sich entschieden. Und wenn du sein Freund bist, akzeptiere seinen Wunsch.“, predigte er. Kevin sah ein, dass er keine andere Wahl hatte. „Vielleicht kannst du ja noch einen anderen Freund retten.“, sagte Heh und Kevin sah ihn fragend an. „Geh einfach durch die Öffnung.“, erklärte Wills Onkel seinem Neffen. Will zeigte sich unentschlossen. Sein Onkel hatte ihn bis zum Ende des Ganges geführt, an dessen Ende ein Weiterer begann. Er musste lediglich durch die Öffnung steigen. Das Dahinter war schwarz und dunkel. Als ihn sein Onkel drängte, setzte sich Will in Bewegung und wollte durch das Loch schlüpfen. „Will!“, hörte er eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Er ordnete sie Kevin zu. Dieser war unerwartet hinter Will und seinem Onkel aufgetaucht. „Ich weiß nicht, wer das ist, aber es ist nicht die Person, die du zu kennen glaubst.“, deutete er auf den vermeintlichen Onkel. Will blickte zwischen Kevin und seinem Onkel hin und her. Wem sollte er glauben? „Du hast mir doch gesagt, du vertraust mir nicht!“, erinnerte ihn Kevin. Will nickte. „Ja, was hat das damit zu tun?“, hakte er nach. Kevin schien kurz den Faden verloren zu haben. „Naja, das war’s schon. Ich wollte dir nur klarmachen, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.“, versuchte er zur erklären. Will sah ihn schräg an. „Das war alles? Diesen Spruch setzt man ein, wenn man ein Problem, mit Doppelgängern hat.“ Kevin blickte ihn verlegen an. Dann setzte sich Will in Bewegung und warf sich gegen den falschen Onkel. Dieser krachte zuerst an die Wand, und stolperte dann in den Zugang, der nach Daut führte. „Ich dachte du vertraust mir nicht!?“, fragte Kevin etwas erstaunt. Will grinste nur. „Tu ich auch nicht. Und jetzt lass uns von hier verschwinden. Hast du erledigt, was du erledigen wolltest?“ Kevin zögerte kurz, sagte dann aber „Ja.“ Mandulis war glücklich, als er in das Flugzeug stieg, dass ihn zurück nach London bringen sollte. Er hatte bekommen, was er wollte. Die Schriftrolle sollte ihn seinem Ziel ein ganzes Stück näherbringen. Glaube an was du willst Mandulis war überglücklich, als er aus dem Flugzeug stieg, das ihn zurück nach London gebracht hatte. Kevin hatte seinen Plan, die Patak zur Beendigung des Revival-Projekts einzusetzen, verhindert. Mandulis hoffte aber mit der alten Schriftrolle, die er im Tempel des Amulettträgers gefunden hatte, einen Ersatzplan durchzusetzen. Ganz so mächtig, wie die Magie der sechs heiligen Patak, war die Formel auf der Schriftrolle nicht, aber sie würde Mandulis das verschaffen, wonach er schon so lange suchte. Eine Limousine holte ihn ab und brachte ihn zu dem alten Museum. Dann erhielt er jedoch einen Anruf von Claire, dass auch dieses Versteck gefunden wurde. Mandulis machte sich nicht viel daraus, als er aber hörte, dass es Kevins Freunden gelungen war ihn zu befreien, tobte er. Er beschimpfte Claire und drohte sie zu bestrafen. Dann versuchte er klarer zu denken und war der Ansicht, dass er Kevin nicht mehr brauchen würde. Claire fragte, wohin sie und Eve gehen sollten und Mandulis befahl ihr im Hochhaus auf sie zu warten. Niemand würde dort noch mal nach ihnen suchen. Außerdem war im obersten Stockwerk alles für das Ritual vorbereitet worden. Mandulis würde noch heute die Formel sprechen. Kevin hatte Will darum gebeten, Emma nichts von ihrer kleinen Reise zu erzählen. Will hatte das ohnehin nie vorgehabt. Kurz nachdem er von Kevin gerettet wurde, wachten beide in Abständen von einigen Sekunden auf. Ihre Körper fühlten sich matt und angeschlagen an. Connor brachte ihnen Wasser und riet ihnen ein paar Stunden zu schlafen. Will und Kevin fanden die Idee großartig und teilten sich die Couch. Connors Handy klingelte und er erkannte Emmas Nummer auf dem Display. „Kevin ist hier.“, beruhigte er sie gleich zu Anfang. „Und Will auch.“, ergänzte er. Emma wollte wissen, was den los sei und Connor erzählte ihr, dass sie eine Besprechung hatten. Sie wollte Kevin zwar persönlich sprechen, doch Connor gelang es ihr auszureden. Er dachte über ihre Feinde nach und fand, dass es gar nicht schlecht für sie aussah. Sie hatten ihr Projekt verhindert. Ihre Feinde waren nun ziellos, wie es aussah. Connor hatte an diesem Tag nicht viel zu tun, und wachte deswegen über Kevin und Will. Die beiden schienen in ihren Winterschlaf verfallen zu sein. Connor stutzte, als es draußen finsterer wurde. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es noch nicht Abend war. Warum war die Sonne heute so schnell verschwunden? Er blickte zum Himmel und erkannte dunkle Wolken, die den Horizont bedeckten. Connor beschlich ein merkwürdiges Gefühl, weswegen er aus seiner Wohnung trat, um besser sehen zu können. Die dunklen Wolken schienen sich in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Connor kletterte über die Feuerleiter auf das Dach der Wohnung. Er musste seine Augen nicht groß anstrengen, um den Zielort der Wolken zu erkennen. Er erkannte ein Hochhaus und war sich sicher, dass es das Selbe war, in das sich Mandulis und seine Leute verschanzt hatten. Mandulis hatte also wieder irgendwas vor und Connor kletterte wieder hinunter um Kevin und Will zu wecken. Aber durfte er das überhaupt? Nicht nur, dass die beiden angeschlagen waren, konnte Connor es überhaupt verantworten? Er würde bestimmt nicht mit Mandulis, Claire und Eve gleichzeitig fertigwerden, er brauchte also ihre Hilfe. Aber wenn einer der beiden in Gefahr geraten würde, würde sich Connor das nie verzeihen. Er überlegte hin und her, bis er schließlich beschloss, ihnen einen Zettel dazulassen. Er wollte das Hochhaus erst auszukundschaften. Wenn es tatsächlich zum Kampf kommen würde, würden Kevin und Will den Zettel lesen und ihm zu Hilfe kommen. Eve wartete vor dem Hochhaus, als Mandulis aus der Limousine stieg. „Ist alles bereit?“, schnauzte er sie an. Eve bejahte und versprach, dass alles zu seiner Zufriedenheit ablaufen würde. Die beiden fuhren mit dem Lift in den obersten Stock. „Du sorgst dafür, dass ich nicht gestört werde!“, trug er Eve auf. Diese nickte und wartete auf dem Gang. Mandulis wurde in der Halle bereits von Claire erwartet. „Die Schriftrolle?“, fragte sie interessiert. Mandulis holte sie hervor und öffnete sie. „Die Kopie, die Ihr mir gemailt habt wurde übersetzt.“, sagte Claire und hielt ihm ein Blatt Papier hin. Mandulis riss es an sich und überflog es. Alles ägyptische Wörter, die wohl für die Beschwörung ausgesprochen werden mussten. Claire machte Anstalten etwas zu sagen. „Rede.“, gab ihr Mandulis die Erlaubnis. Claire dachte nach, wie sie es am besten ausdrücken konnte. „Die Schriftrolle bringt uns schon weiter, aber sie kann nur Seelen aus der Unterwelt befreien.“, gab sie zu bedenken. Mandulis verstand. „Es ist eine vorübergehende Lösung. Wir können nicht mehr auf die Patak zurückgreifen, aber wir haben noch das Buch. Calvin soll sich auf die Suche machen.“, trug ihr Mandulis auf. Claire nickte und ließ ihn dann allein. Sie verzog sich in ein anderes Zimmer, um zu telefonieren. Dabei sah sie aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf ein weiteres Hochhaus, dass zirka einen Kilometer Luftlinie enternd lag. Es dauerte etwas, bis ein Freizeichen ertönte und Claire unsanft gegrüßt wurde. „Ich bin es.“, erklärte sie. In der Leitung hörte sie ein Brummen. „Was gibt es?“, wurde sie gefragt. Claire musste ihm die Wahrheit preisgeben. „Der Plan mit den Patak ist gescheitert. Mandulis will, dass du das Buch findest.“, sprach sie. Zuerst reagierte der Angerufene nicht. „Mandulis ist nicht mein Boss, um das klarzustellen.“, brüllte er schließlich. Claire ließ sich nicht verunsichern. „Wir haben einen Deal.“, erinnerte sie ihn. Ihr Gesprächspartner schien sich zu beruhigen. „Das weiß ich. Ich werde das Buch finden, aber dann ist unser Geschäft beendet.“, stand für ihn fest und legte grußlos auf. Claire gab noch ein Schimpfwort von sich als sie sicher, war, dass er es nicht mehr hören konnte. Sie trat auf den Gang hinaus und erblickte Eve. Sie wollte sicher gehen, dass Mandulis auch wirklich niemand störte und fuhr deswegen mit dem Lift in die Lobby. Falls Kevin oder seine Mitstreiter auftauchten, sollten sie nicht zu ihm vordringen. Kevin erwachte als Erster. Er rieb sich den Kopf und schaute zu Will. Er stand auf und sah sich um. War das nicht Connors Wohnung? Erst langsam erinnerte er sich, was heute alles passiert war. „Connor?“, rief er, erhielt aber keine Antwort. Nun erwachte auch Will aus seinem Schlaf. „Mir brummt der Schädel.“, beschwerte er sich. Dann entdeckte er den Zettel, der neben ihm lag. „Connor scheint nicht da zu sein.“, entgegnete Kevin. Will antwortete nicht, sondern las aufgeregt den Zettel. Kevin riss ihn aus seinen Händen und überflog ihn. „Dieser Dummkopf.“, fluchte er. „Irgendwie ist er wie du.“, meinte Will. Kevin rannte zur Tür, stieß sie auf und machte sich auf den Weg zu Connor. Will stöhnte, als er aufstand. Er versuchte Kevin zu folgen und fragte sich, warum er das alles tat. Connor war inzwischen vor dem Hochhaus angekommen. Die Wolken konzentrierten sich hier am meisten. Die Leute schienen Angst bekommen zu haben, da die Straße so gut wie leer war. Auch rund um das Hochhaus war nichts zu erkennen, weswegen sich Connor näher wagte. Er öffnete die Türen des Gebäudes und trat ins Innere. Er erschrak, als er jemanden gegen eine Wand gelehnt sah. Claire hatte sich nicht gemeldet, sondern beobachtete Connor stumm. „Was hat dein Boss jetzt wieder vor?“, fragte Connor selbstsicher. Dennoch bereitete er sich innerlich auf einen Kampf vor. Die letzte Auseinandersetzung mit Claire hatte er verloren, doch diesmal würde es ihr nicht so einfach gelingen. „Er tut das Richtige.“, antwortete ihm Claire subtil. „Du meinst, das, was er für richtig hält.“, verbesserte Connor sie. Claire verdrehte die Augen. „Was weißt du schon?“, fragte sie ihn. Connor beschwor seine Waffe. „Ich weiß, dass ich ihn aufhalten muss.“, meinte er. Claire zog ihr Messer und akzeptierte die Herausforderung. Connor schoss seine Sterne auf sie ab, doch Claire sprang zurück und verschwand in der Wand. Diese Technik kannte Connor bereits. Er stand mitten in der Lobby und die Wände waren weit von ihm entfernt. Ein Überraschungsangriff war also auszuschließen. Doch er wurde eines besseren belehrt. Eine Hand schoss plötzlich aus dem Boden und griff nach Connors Bein. Dieser versuchte sie geschockt abzuschütteln. Ein weitere tauchte auf, diesmal die mit dem Messer. Connor ließ sich instinktiv auf den Boden fallen und das Messer streifte sein Bein nur. Trotzdem konnte er einen Aufschrei nicht unterdrücken. Die Hände verschwanden wieder und Connor versuchte aufzustehen. Vergebens. Er robbte rückwärts und achtete auf den Boden. Er nahm allerdings nicht wahr, dass er nun nicht mehr weit von der hinteren Wand entfernt war. Claire tauchte daraus auf und wollte Connor angreifen. „Claire!“, hörte das Mädchen nun eine Stimme. Sie gehörte ihrem Bruder. Kevin und Will waren gerade noch rechtzeitig gekommen. „Claire, tu das nicht.“, bat sie ihr Bruder. Claire ließ das Messer verschwinden und ging dann auf Kevin zu. „Ach Brüderchen. Ich glaube fast, jetzt sind unsere Differenzen egal.“, sprach sie. Kevin wusste nicht, was sie damit meinte, bis sie sich zu teleportieren begann. „Warte!“, wollte Kevin sie aufhalten. „Dein Freund hat recht. Tu, was du tun musst.“, sagte sie ihm noch. Kevin erwischte sie nicht mehr. Will war inzwischen zu Connor gelaufen und begutachtete seine Wunde. „Das muss auf jedenfalls behandelt werden.“, war seine Meinung. „Was hat Claire gemeint?“, fragte Kevin den Verletzten nun. Dieser atmete tief durch. „Sie hat uns gerade grünes Licht gegeben, Mandulis zu stoppen.“, erklärte er. Er bestand darauf mit Will und Kevin zu kämpfen, doch sein Cousin war dagegen. Seine Verletzung war zu schlimm. Er rief einen Krankenwagen, welcher bald eintreffen und Connor mitnehmen würde. Dieser fluchte, da er sich schwach fühlte. Er musste zusehen, wie Kevin und Will den Lift betraten, um allein zu kämpfen. Die beiden betraten das oberste Stockwerk, und wurden bereits empfangen. Eve sah sie überrascht an. „Ich wusste, ihr würdet kommen. Das haben mir meine Karten offenbart.“, verriet sie. Kevin hielt nichts davon. „Kümmere dich um sie, während ich Mandulis stoppe.“, trug er Will auf. Dieser tat so, als hätte er ihn zuerst nicht gehört. „Warum kriegst du den Oberbösewicht und ich nur das Mädchen?“, sah er es nicht ein, warum nur Kevin den Helden spielen durfte. Dieser akzeptierte aber keine Widerrede und rannte an Eve vorbei. Diese wollte ihn angreifen, hatte aber keine Gelegenheit, da Will sie in diesem Augenblick attackierte. Sie konnte Kevin also nicht davon abhalten in die Halle vorzudringen. Dieser erblickte Mandulis sofort. Auch Mandulis war Kevins Ankunft nicht entgangen. Dennoch beachtete er ihn nicht, sondern prapelte ein paar Wörter, die Kevin nicht verstand. Er stand in einem großen Kreis, der anscheinend mit Kreide gezeichnet war. Kevin verzichtete darauf Fragen zu stellen, sondern beschwor seine Waffe. Er griff Mandulis an, doch seine Klingen prallten ab. Aber woran? Der Kreis schien eine Art unsichtbare Barriere darzustellen. Während Mandulis seinen Spruch aufsagte, wollte er wohl nicht gestört werden. Kevin überlegte wie er das Kraftfeld überwinden konnte, kam aber zu keiner Idee. Mandulis streckte nun seine Arme in die Höhe und rief die letzten ägyptischen Wörter in die Luft. Was dann geschah, verdoppelte Kevins Herzschlag. Er hatte bereits vieles erlebt und durchgemacht, aber folgendes war einfach gruselig. Mandulis zog eines seiner Messer und stieß es sich ins Herz. Kevin drehte sich geschockt und angewidert weg. Er brauchte einige Zeit, bis er wieder zum Kreis sehen konnte. Das Kraftfeld schien verschwundne zu sein und der leblose Körper lag exakt in der Mitte. Kevin traute sich näher heran, bis es geschah. Aus dem Boden schwebte eine kleine, graue Kugel. Kevin identifizierte sie als Seelenkugel, die alle Lebewesen in sich trugen. Sie schwebte auf Mandulis´ Körper zu und verschwand in seinem blutenden Herz. Kevin taumelte erschrocken zurück, als Mandulis die Augen aufschlug. Seine Wunde heilte von selbst und er stand ohne Schwierigkeiten auf. Triumphierend lächelte er Kevin an. Dieser wusste, dass es nicht mehr Mandulis war, der vor ihm stand, sondern etwas anderes. Er hatte etwas aus der Unterwelt heraufbeschworen, was nun Besitz von ihm ergriffen hatte. Eve verzichtete diesmal darauf ihre Wasserkrieger zu rufen. Stattdessen verwandelte sie sich wieder in das abscheuliche Wassermonster, gegen das Will bereits auf dem Friedhof hatte antreten müssen. Das Ungeheuer kam nun auf Will zu und dieser wusste, dass er die Selbe Technik einsetzen musste. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und verwandelte sich dann ebenfalls nach und nach in Wasser. Bald standen sich die beiden Wasserungeheuer erneut gegenüber. Sie griffen sich gegenseitig an und verletzten einander schwer. Die Wände gingen zu Bruch, und bald auch der Boden. Sie stürzten in die Tiefe. Es waren sicher zwei Stockwerke, die ihrer Schwere hatten weichen müssen. Dadurch wurde ihr Kampf jedoch nicht gestoppt. Es war schwer zu erkennen wer Will und wer Eve war. So war auch nicht abzusehen wer die besseren Karten hatte. Das eine Monster schlug auf das andere ein, welches sich aber tapfer wehrte. Es spreizte nun seine Hände und drang in die Brust des anderen ein. Es versuchte das Wasser nach allen Seiten wegzuschlagen, was ihm scheinbar auch gelang. Das Monster verlor an Kraft und begann sich zurückzuverwandeln. Es war Eve. Sie blickte den noch immer verwandelten Will an und verlor dann das Bewusstsein. Will begann sich langsam zurückzuverwandeln. Er schnaufte und musste sich setzen. Die Verwandlung und der Kampf hatten ihn ganz schön mitgenommen. Eve war keine Gefahr mehr, und er musste jetzt Kevin unterstützen. Er unternahm einen Versuch aufzustehen, welcher aber scheiterte. Kevin musste allein klarkommen. Will war sich sicher, dass er stark genug war. Er kannte ihn inzwischen sehr gut und vertraute ihm auch. Wenn einer diesem Spuk ein Ende setzen konnte, dann war es Kevin. Kevin war sich im Moment selbst aber nicht sicher, ob er stark genug war, seinen neuen Gegner zu besiegen. Die Seele, die in Mandulis Körper steckte hatte bis jetzt nicht gesprochen. Trotzdem war es eindeutig, wer Kevin gegenüberstand. „Du bist…Baal. Habe ich recht?“, fragte er mit zitternder Stimme. Dieser grinste nur, was als ja aufzufassen war. „Und du bist Kevin. Was für eine Überraschung. Du hast eine Abwehrhaltung eingenommen, darf ich daraus schließen, dass du mein Feind bist?“, fragte er erregt. Kevin nickte zögerlich. „Es ist einiges passiert, seitdem du gestorben bist, also wunder dich nicht.“, erklärte er ihm. Baal nickte. „So sieht es aus. Das Letzte, woran ich mich erinnere war ein Kampf. Ich wurde besiegt und getötet. Warum.. bin ich jetzt wieder hier?“, wollte er wissen. Kevin beschloss ihm zu antworten. „Das hast du Mandulis zu verdanken. Du hast ihn so blind gemacht, dass er sein Leben geopfert hat, nur um dich zurückzuholen.“, verriet er ihm. Baal schnitt ein zufriedenes Gesicht. „Dann habe ich meine Sache als Anführer wohl richtig gemacht.“ Kevin ballte die Fäuste. „Glaubst du das wirklich? Mandulis war ein Narr ohne eigenen Willen.“, warf er Baal vor. Dieser sah ihn durchdringend an. „Genau wie du einer warst.“, konfrontierte ihn Baal. Kevin streckte ihm seine Klinge entgegen. „Das ist Vergangenheit. Genau wie du gleich.“, provezeite er und griff Baal an. Dieser brauchte nur seine Hand zu heben, um Kevin von sich wegzuschleudern. Dieser prallte hart auf, dachte aber nicht sich Baal zu beugen. „Was soll dieser Unsinn? Du warst mein treuester Diener. Wieso bekämpfst du mich?“, fragte er ihn erwartend. Kevin kämpfte sich keuchend hoch. „Weil… ich einen freien Willen habe.“, erklärte er ihm. Baal musste kurz lachen. „So ein Müll, wo hast du diesen Spruch her?“ Kevin griff erneut an und Baal wendete die Selbe Technik an. Diesmal gelang es Kevin jedoch auszuweichen und einen Treffer zu landen. Baal torkelte ein Stück zurück, fing sich aber wieder. Eines kam Kevin jedoch merkwürdig vor. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Baals Hand schlapp herabsank. Dann entdeckte er, dass sie außerhalb des Kreidekreises gewesen war. Baal schien über seinem Arm ebenfalls zu fluchen. Er bemerkte gerade, was Kevin bereits kurz zuvor aufgefallen war. Die Magie der alten Formel hatte Baal zwar zurückgeholt, doch dieser konnte sich nur innerhalb des Kreises bewegen. Er hatte seine Hand darüber hinaus gestreckt, und dieses war leblos geworden. „Verdammt, was geht hier vor?“, schimpfte er ärgerlich. Kevin grinste ihn an. „Kann ich dir sagen. Du hast eine Schwachstelle.“, erklärte er ihm. Baal schien das aber nicht einsehen zu wollen. Er griff Kevin an, welcher zwar noch sein Schild hochstreckte, aber ein paar Meter durch die Luft geschleudert wurde. Er landete direkt auf der Kreidelinie. Er kämpfte sich abermals hoch und beschloss alles auf eine Karte zu setzen. Auf seinen beiden Unterarmen erschienen seine Schilde, aus denen Klingen fuhren. Er rannte auf Baal zu um einen finalen Schlag zu wagen. Dieser ließ die Messer erscheinen, die sonst nur Mandulis besaß und ließ sie durch die Luft fliegen. Kevin wehrte jedes einzelne davon ab und kam Baal gefährlich nahe. Dieser konnte Kevin nicht mehr stoppen, welcher sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Gott stürzte. Baal und Kevin taumelten nach hinten und überquerten die Kreidelinie. Baal bemerkte mit Entsetzen, wie zuerst seine Beine versagten und dann sein ganzer Körper. Kevin lag auf ihm und kippte zur Seite. Nur Baals Lippen schienen sich noch zu Bewegen. „Diesmal ist es endgültig.“, flüsterte ihm Kevin zu. Baal konnte ihn nichtmal mehr ansehen. „Kein Gott kann sterben, solange man an ihn glaubt.“, hauchte er mit letzter Kraft. Kevin sah ihn hasserfüllt an. „Aber niemand wird mehr an dich glauben. Mandulis war der Letzte und er wird dich in die Hölle begleiten. Du wirst in Vergessenheit geraten und keinen Schaden mehr anrichten können.“, versprach er dem Sterbenden. Baal wollte noch etwas sagen, konnte es aber nicht mehr. Die Seelenkugel verließ den Körper und verschwand wieder im Boden. Kevin versuchte wieder aufzustehen, wurde aber von einem Beben wieder zu Boden gerissen. Der Beton im Inneren des Kreises begann einzustürzen. Auch außerhalb bildeten sich Risse, welche sich über den Hallenboden zogen. Kevin spürte, dass er kaum noch Kraft besaß. Die Magie schien zu stark gewesen zu sein. Das gesamte Hochhaus drohte einzustürzen. Auch Will bekam Panik, als die Decke über ihn einstürzte. Sofort vergaß er seine Erschöpfung und sprang auf. Das gesamte Gebäude würde in sich zusammenfallen. Will wollte Eve in Sicherheit bringen, doch da krachte ein gewaltiges Stück von der Decke herunter, das den Weg abschnitt. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Will musste nun an sich selber denken und einen Ausweg finden. Er rannte zum Gang, doch auch dieser war von den Trümmern nicht verschont geblieben. Es blieb ihm nur noch ein Ausweg. Das rannte zu einen Fenster und sah in die Tiefe. „Wieso passiert das immer mir?“, fluchte er und begann auf den Sims zu steigen. Es war die einzige Möglichkeit aus dem Gebäude zu entkommen. Doch der Einsturz passierte schneller, als er erwartet hatte. Die Außenwand pökelte und Will verlor den Halt. Er begann zu fallen und blickte in die endlose Tiefe. Er musste jetzt seine ganze Kraft einsetzen. Er dachte an Eves Technik und verwandelte seine Hände in Wasser. Ein gewaltiger Strahl folgte, welcher Will vor einem Aufprall bewahrte und stoppte. Er kam mit einem leichten Aufprall davon. Aber es war noch nicht vorbei. Ein gewaltiger Broken landete neben ihm. Will robbte vorwärts und versuchte in einem der umherstehenden Häuser Schutz zu finden. Es war ein Geschäftsviertel und die meisten waren verschlossen. Da es aber ein Notfall war, beschloss Will eine Ausnahme zu machen und einfach ein Fenster einzuschlagen. Aus dem Inneren sah er dann zu, wie der gesamte Gebäudekomplex in sich zusammenkrachte. Umherliegende Häuser wurden getroffen doch auf den Straßen schien niemand mehr zu sein. Will fiel Connor ein. Hoffentlich war er bereits rausgekommen. Und was war mit Kevin? Er war im obersten Stockwerk, wie viel hatte er abbekommen? Wills Handy klingelte und er nahm an. „Connor!“, rief er überrascht, als er die Stimme seines Cousins hörte. „Will, verdammt wo bist du?“, schien er sich echte Sorgen zu machen. Will beruhigte ihn und versicherte ihm, in Sicherheit zu sein. Connor erzählte ihm, dass er noch rechtzeitig aus dem Gebäude geholt worden war. Seine Wunde wurde in einem Krankenwagen versorgt, doch er hatte sich geweigert mit ins Krankenhaus zu fahren. Er hatte Emma angerufen, um ihr alles zu erzählen. Sie hatte versprochen sofort zu kommen. „Seid ihr beide in Ordnung?“, fragte Will verängstigt. Connor konnte ihn beruhigen. Beide hatten genug Abstand zum Hochhaus. Alle drei sahen zu, wie das Gebäude komplett einstürzte. Will dachte, er wäre ausreichend geschützt, doch plötzlich prallte eine riesige Staubwolke auf ihn zu. Sie war so enorm schnell, dass er sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnte, sondern einfach nur auf den Boden warf. Er hustete und prustete. Er wagte es seine Augen zu öffnen, doch der Staub verursachte ein Brennen. Er musste hier raus und zu Connor und Emma gelangen. Er rappelte sich auf und stürzte zur Hintertür des Ladens. Er landete in einem kleinen Hof, an dessen anderem Ende die Straße begann. Selbst hier hatte sich der Staub niedergelassen. Will wollte weiter, doch dann entdeckte er eine Gestalt im Hof. Zuerst erkannte er sie nicht. Erst, als sie sich umdrehte. „Kevin!“, rief Will glücklich. „Du hast es rausgeschafft.“, war er sichtlich froh. Kevin antwortete nicht. War er verletzt? Will stoppte ein paar Meter von ihm und musterte ihn. Er sah verändert aus. „Wie… hast du es rausgeschafft?“, fragte er ihn. „Teleportation.“, erwiderte Kevin kühl. Will grinste. „Wie gesagt, dass musst du mir Mal beibringen.“, sagte er. Kevin schüttelte den Kopf. „Dazu werden wir beide keine Gelegenheit mehr haben. Das ist das Letzte Mal, dass wir uns sprechen.“, erzählte er. Will verstand nicht recht. „Was redest du da?“, hakte er nach. Kevin holte tief Luft und sah ihn traurig an. „Erinnerst du dich an unser Gespräch im Krankenhaus?“ Will nickte zögernd. „Ich gehe weg. Bitte kümmere dich um Emma.“, bat Kevin ihn. Will verstand noch immer kein Wort. „Was soll das heißen, du gehst weg? Wohin?“, wollte er wissen. Kevin schien sich nicht festlegen zu wollen. „Ich weiß es nicht. Irgendwo hin. Hier kann ich nicht bleiben. Alles was bisher geschehen ist, ist meine Schuld. Die Kämpfe, das Leid und die Tode. Meine Feinde werden immer wieder zurückkehren, das habe ich schon immer gewusst. Ich werde nicht noch mehr meiner Freunde gefährden. Mein Freund Jas hat mir gesagt, ich soll Leben, und das habe ich vor. Allerdings allein, ohne jemanden in Gefahr zu bringen. Ich weiß, wie sehr ich Emma damit verletzen werde, aber ich hoffe du stehst ihr zur Seite. Wie…überlasse ich dir.“, redete er ohne Pause. Will war ganz perplex. „Ich hab zwar keinen Schimmer, wovon du da quatscht, aber wenn du Emma verlassen willst, sag ihr das persönlich.“, bestand er darauf. Kevin sah ihn etwas zornig an. „Das kann ich nicht. Sie würde mich suchen und ihr eigenes Leben vernachlässigen. Darum brauche ich deine Hilfe. Erzähle ihr, ich sei bei dem Einsturz umgekommen. Es wird sie schmerzen, aber nur eine Weile. Werde ihr Freund und pass auf sie auf. Ich vertraue dir, und weiß, dass du alles tun wirst, um sie zu beschützen.“ Will hielt Kevin nicht mehr für ganz dicht. Warum sollte ausgerechnet Will Kevins Angelegenheiten regeln? Wütend lief er auf ihn zu und hob seine Faust. Kevin teleportierte sich allerdings weg, bevor Will ihn treffen konnte. „Scheißkerl!“, fluchte er. Er dachte gründlich darüber nach, was ihm Kevin aufgetragen hatte. Sollte er Emma und Connor tatsächlich belügen? Was das wirklich das Beste? Er entschied sich dafür. Zum einen, weil er Kevin etwas schuldete und zum anderen, aus persönlichen Gründen. Für das Zweitere hasste er sich, aber er wünschte sich nichts sehnlicher, als bei Emma zu sein. Dann hörte er seinen Namen. Connor rief nach ihm und Will erwiderte den Ruf. Bald waren er und Emma bei ihm. „Wo ist Kevin?“, fragte Emma aufgeregt. Will zuckte. Der Moment, sie zu belügen war schneller gekommen, als er geplant hatte. Connor sah seinen Blick und dachte sich seinen Teil. Aus der Ferne wurden Sirenen hörbar. Scheinbar war bereits Hilfe unterwegs. Emma fragte weiter, bis Will auf sie zuging und sie in die Arme nahm. Er wollte es ihr schonend beibringen, als Schritte hörbar wurden. Connor entdeckte das Mädchen als erstes. Auch Will sah sie überrascht an. Emma dachte zuerst an Kevin, erblickte dann aber Eve. Aber war sie es wirklich? Sie war in einem grauenvollen Zustand. Ihr Gesicht blutete und Schrammen zierten ihren Körper. Die Kleidung war zerrissen und ihr Blick hohl. Connor bereitete sich auf einen Kampf vor, ließ es dann aber bleiben. Eve war nicht in der Verfassung. „Connor. Will. Kev..“, sie wollte bereits Kevins Namen nennen, sah ihn aber nirgends. Es war auch nicht ihre Stimme. Sie klang wie die eines Erwachsenen, dazu dumpf und hoch. Connor, Will und Emma waren sich nun nicht mehr sicher, wirklich Eve vor sich zu haben. Das Mädchen, oder wer auch immer nun ihren Körper benutzte sprach weiter. „Hört mir gut zu. Dies war erst der Anfang. Bald werdet ihr erfahren, mit wem und was ihr es wirklich zu tun habt. Ihr glaubt Baal war ein grausamer Feind? Dann bereitet euch schon mal auf meine Ankunft vor, und ich verspreche euch, sie wird fürchterlich sein.“ Danach brach Eve zusammen und blieb leblos liegen. Connor sah zu Will, und dieser hielt Emma noch fester an sich. War die Gefahr noch immer nicht vorbei? Kevins Kopf war voller Gedanken. War seine Entscheidung wirklich richtig gewesen? Er wollte seine Freunde beschützen und konnte das am besten, wenn er sie nicht in Gefahr brachte. Er überließ es Will auf Emma aufzupassen. Kevin hatte nur noch ein Ziel. Er wollte Claire finden und sie endgültig von der Gehirnwäsche befreien. Er wusste nicht, ob er jemals wieder nach London zurückkehren würde. Geschweige den, ob er Emma je wieder sah. Er wünschte sich dies natürlich mehr als alles andere, doch noch mehr wünschte er sich, dass sie glücklich werden würde. Selbst ohne ihn. Baal hatte einmal zu ihm gesagt, er würde stärker werden, wenn er seine Feinde besiege. Aber er würde wahre Stärker erringen, wenn er seine inneren Dämonen bezwang. Kapitel 4: 4 ------------ Vampir gegen Mumie Die Gestalt, die geduckt zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurchhuschte, war nicht anders zu beschreiben. Ein Vampir. Natürlich kein echter, aber sein blasses Gesicht und die blutunterlaufenen Augen hätten jeden auf diese Idee kommen lassen. Sein ganzes Auftreten war als gruselig einzustufen. Dieser Vampir war allerdings am Tag unterwegs, anstatt in der Nacht. Es dämmerte zwar bereits, dennoch zog es der Vampir vor, vor Einbruch der Dunkelheit an seinem Ziel anzukommen. Er bewegte sich zwar nur langsam und behutsam weiter, doch das gehörte zu seinem Plan. Er näherte sich einem Lager, und dessen Bewacher durften nichts von ihm mitbekommen. Der Vampir zielte auf einen Überraschungsangriff ab. Er kletterte auf einen Baum, um das Lager zu erspähen. Von oben erkannte er, dass sein Ziel gar nicht mehr so weit entfernt lag. Ihm sprangen sofort zwei Wachen auf, die patrollierten. Sie trugen weiße Trainingsanzüge und durchkämmten mit ihren Blicken die Umgebung. Der Vampir wusste, dass es nicht die einzigen sein konnten. In diesem Lager befand sich etwas, was vor Fremden versteckt worden war. Der Vampir war losgeschickt worden, um es zu stehlen. Er wusste, dass er stärker als die Kämpfer war, die den Gegenstand bewachten, wollte aber kein unnötiges Risiko eingehen. Seine Informationen konnten auch falsch sein, und das alles war eine Finte. Je näher er dem Lager kam, desto mehr atmete er auf. Er trug ein Amulett um den Hals, das ihm magische Fähigkeiten verschaffte. Außerdem reagierte es auf andere Amulette, wenn eines in der Nähe war. Dies war aber nicht der Fall. Keiner der Wächter schien ein Amulett zu tragen, was die Mission einfach aussehen ließ. Der Vampir war nun am Lager angelangt und presste sich gegen die Wand einer Holzhütte. Dafür unterhielten sich die zwei Wächter. Der Vampir verstand die Sprache nicht, war sich aber sich, dass es chinesisch sein musste. Er war nun näher am Ziel als je zuvor. Er bereute es nun nicht mehr, dass er tagelang in den Bergen herumgeklettert war, und sie sich sogar ein paar Mal verlaufen hatte. Er war beinahe Ziel. Er kletterte auf das Dach der Hütte und beobachtete die Wachen von oben. Diese schienen ihn noch nicht einmal bemerkt zu haben. Sie wurden vollkommen überrascht, als der Vampir von der Hütte sprang und genau zwischen den beiden landete. Er zog es aber vor nicht den ersten Schritt zu tun, sondern den Wachen eine Chance zu geben. Diese nutzten sie und griffen den Vampir an. Dieser streckte seien arme aus und stoppte die Angriffe mit der bloßen Hand. „Karate, was?“, machte er sich über seine Gegner lustig. Er ließ sie wieder los und streckte ihnen die Hände entgegen. Als ob die beiden Wachen von einem Tornado erwischt wurden, flogen sie durch die Luft und prallten gegen die Wände der Holzhütten. Der Vampir überzeugte sich noch, dass die beiden auch wirklich keine Gefahr mehr darstellten und setzte seinen Weg dann fort. Er entdeckte drei weitere Hütten, und überlegte, ob er sie wirklich alle durchsuchen sollte. Eine der Hütten war ein Stück größer als der Rest, weswegen er mit ihr anfing. Er trat die Tür auf und betrat ohne sich vorher umzusehen das Innere. Die anderen Hütten waren wahrscheinlich zum Schlafen und Essen aufgestellt worden, diese allerdings beherbergte etwas anderes. Es war das, was der Vampir suchte. Das Innere der Hütte bestand im Prinzip nur aus einem langen Flur, an dessen Ende zwei Wächter auf ihn warteten. Der Vampir sah genauer hin und entdeckte sogar drei. Einer kniete mit dem Rücken vor ihn auf dem Boden und schien etwas zu halten. Nun erhob er sich und blickte den Eindringling erwartend an. Sein Blick und seine Haltung beeindruckten den Vampir für einen Moment. Chinesische Schriftzeichen prangten auf seinem Gesicht. Sie erstreckten sich von seinen Augen, bis zu seinem Kinn. Der Vampir schloss daraus, dass es sich um den Anführer der Gruppe handeln musste. „Es ist unhöfflich in unser Lager einzubrechen und sich dann nicht einmal vorzustellen.“, redete ihn der Chinese an. Der Vampir grinste und tat ein paar Schritte auf ihn zu. Die beiden Wächter bereiteten sich auf einen Kampf vor. Der Vampir sah sie verächtlich an. „Mein Name tut nichts zu Sache. Ich will das Buch der Toten und gehe hier nicht weg, bevor ihr es mir ausgehändigt habt. Natürlich kann ich auch Gewalt anwenden, wenn ihr das vorzieht.“, war er von seiner Mission nicht abzubringen. Der Anführer der Gruppe erkannte sofort das Amulett, das der Vampir trug. „Ich bin Yen, der Wächter des Buches. Zuerst muss ich dir gratulieren, dass du uns in diesem Niemandsland gefunden hast. Dennoch können wir dich nicht mit dem Buch ziehen lassen.“, erklärte er. Der Vampir war bereits auf so was vorbereitet und zeigte Stärke. Er ging auf Yen zu und die verbliebenen Wächter stürzten sich auf ihn. Für den Vampir stellten sie aber keine wirklichen Gegner dar. Einen von ihnen streckte er mit der Selben Technik nieder wie die beiden anderen. Den zweiten setzte er mit einem einzigen Schlag in den Magen Schachmatt. Yen war nun als einziger übrig geblieben. „Wie du siehst ist mir kein Gegner gewachsen. Ich schlage dir aber einen Deal vor. Du gibst mir das Buch freiwillig und ich lasse dich am Leben.“, schlug der Vampir vor. Yen presste die Zähne zusammen. Niemals kam das für ihn in Frage. Eher würde er sich für die Sache opfern. Er griff nun blitzschnell in seine Tasche, zog etwas Kreisförmiges heraus und warf es dem Vampir entgegen. Dieser reagierte sofort und schützte sich mit seinem rechten Arm. Der Gegenstand drang direkt in ihn ein, verursachte aber keine Wunde. Der Vampir grinste nur schadenfroh und zog einen metallenen Stern aus seinem Arm. „Was sagt man den dazu? Was man in diesen Karatefilmen sieht, trifft also tatsächlich zu.“ Yen musterte ihn ungläubig. Sein Gegner hatte jeder aufgeschrieen, noch eine Wunde. Sein Arm hatte sich kurz schwarzverfärbt und nur noch ein Loch in dessen Hemd erinnerte an den Angriff. „Was…bist du?“, fragte Yen verunsichert. Der Vampir kam ihm nun entgegen. „Ich bin der letzte Mensch, den du sehen wirst.“, prophezeite er. Yen nahm nun seinen ganzen Mut zusammen und griff den Vampir an. Dieser unterschätzte kurz, und taumelte zurück. Dann grinste er aber. Yen war scheinbar eine Klasse stärker als seine Leute. Der Vampir dachte trotzdem nicht daran seine volle Kraft einzusetzen. Yen griff ihn mit einer Kombination aus Tritten und Schlägen an, welche der Vampir mit seinen bloßen Armen abwehrte. Sie verfärbten sich jedes Mal schwarz, als sie getroffen wurden. Yen vermutete, dass dies mit dem Amulett seines Feindes zusammenhing. Der Vampir wagte nun einen Blick zum anderen Ende der Hütte. Dort erkannte er, wie das Buch auf einem Podest lag. „Also gut, ich beende den Kampf hiermit.“, warf er Yen zu. Dieser ließ sich nicht provozieren und griff erneut an. Der Vampir löste sich aber plötzlich in Luft auf und Yens Attacke verlief ins Leere. Es war zu spät, als er bemerkte, dass der Vampir hinter seinem Rücken wieder auftauchte und ihn mit einem gezielten Schlag in den Rücken niederstreckte. Yen prallte zu Boden und versuchte wieder aufzustehen. Es misslang jedoch. Aus irgendeinem Grund, spürte er seine Beine nicht mehr. War er wirklich ernsthaft verletzt worden? Der Vampir grinste nur trat mit seinem Fuß auf Yens Kopf. „Wie ich vorhergesagt habe.“, freute er sich über den Sieg. Yen knurrte und schämte sich für seine Niederlage. Der Vampir streckte seine Hand nach dem Buch aus und dieses flog wie von Geisterhand vom Ende des Raumes auf ihn zu. Gierig schnappte er es und betrachtete es von allen Seiten. Alt war noch gar kein Ausdruck. Es sah bereits dermaßen vermodert aus, dass es ein Wunder war, dass es noch nicht zu Staub zerfallen war. Als er es öffnen wollte erlebte er aber eine böse Überraschung. Es erfügte über eine Art Schloss, dass scheinbar nur mit einem Schlüssel aufzubekommen war. Der Vampir sah sich noch mal im Raum um, und fluchte dann. „Wo ist der Schlüssel?“, wandte er sich wieder Yen zu. Dieser begann zu lachen, obwohl er wusste, was mit ihm geschehen würde. „Fahr zur Hölle.“, wünschte er ihm und der Vampir wurde so wütend, dass er einen Tritt auf Yens Hals abgab und dieser ein knackendes Geräusch abgab. Yen stöhnte nicht einmal auf. Sei Kopf fiel zur Seite und seine Augen wurden leer. Der Vampir freute sich kurze Weile für den Triumph, bis ihm wieder der Schlüssel einfiel. Er war gezwungen die ganze Nacht das Lager abzusuchen. Erst im Morgengrauen war im klar, dass der Schlüssel an einem anderen Ort versteckt sein musste. Im Prinzip war es sogar logisch. Das Buch konnte nicht ohne den Schlüssel geöffnet werden und der Schlüssel war nichts ohne das Buch. Niemand würde beides an ein und dem Selben Ort verstecken. Zum Leidwesen des Vampirs. Er hatte keine Ahnung, wo er noch suchen sollte. Es war ein Zufall, dass er an die Information des geheimen Lagers gekommen war. Er bereute es, dass er Yen nicht gefoltert hatte, um an die Information zu kommen. Aus den Wachen war nichts herauszubekommen, sie wussten wahrscheinlich nicht einmal, was es mit dem Buch auf sich hatte. Der Vampir machte sich nun auf den Rückweg. Zurück in London würde er weiterforschen und versuchen den Schlüssel ausfindig zu machen. „Ich hab ein ziemliches Problem, nicht wahr?“, fragte Will völlig fertig. Sein Beifahrer Max beugte sich zur Seite und begutachtete den Schaden. „Jap, du bist geliefert.“, musste er ihm rechtgeben. Will seufzte. Wie konnte er nur so dumm sein und eine Straßenlaterne übersehen? Auf dem Kofferraum, oberhalb des Nummernschildes prangte ein riesiger Kratzer. „Ich glaub nicht, dass sie dich rauswerfen werden.“, beruhigte ihn Max. Will war die Situation trotzdem unangenehm. Der Wagen war zwar versichert, gehörte ihm aber nicht. Sein Ausbilder würde ihn sicher zusammenstauchen, wenn er davon erfuhr. „Wir können uns natürlich auch eine Geschichte einfallen lassen.“, schlug Max vor. Will aber hielt nichts davon. Er wollte die Konsequenzen tragen. Max klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Na gut, es war mir eine Ehre dich gekannt zu haben.“, sagte er theatralisch. Will wusste, dass er nicht übertrieb. Ihr Ausbilder war ein harter Knochen. Vielleicht würde er Will nicht gleich rausschmeißen, aber er hatte sich noch einiges zu erwarten. Zu seinem Glück war sein Ausbilder bei einer Besprechung und Will schilderte seiner Sekretärin den Vorfall. Diese nahm alles auf und warf Will einen gnädigen Blick zu. Dieser ließ seine Schultern hängen. Am liebsten hätte er gleich seine Strafe entgegengenommen, als einen ganzen Tag zu warten. Er verließ das Ausbildungszentrum und stieg in seinen eigenen Wagen. Er blickte auf die Uhr und beschloss noch an der Uni vorbeizufahren, in der Connor studierte. Dieser würde sich bestimmt über die Mitfahrgelegenheit freuen. Will musste sich aber eingestehen, dass Connor nicht der einzige Grund für seinen Umweg war. Er hoffte auch Emma wieder zu sehen, welche er bereits über einen Monat nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Er hatte sie ein paar Mal angerufen, doch immer hatte sie ihn vertröstet. Entweder lernte sie für die Uni, oder musste ihre Wohnung aufräumen. Ging sie Will absichtlich aus dem Weg? Oder vergrub sie sich einfach nur in Arbeit? Es war ein Jahr her, seit Kevin verschwunden war. Er hatte Will gebeten, allen von seinem angeblichen Ableben zu erzählen. Will hatte seinen Wunsch schweren Herzens erfüllt und Emma erzählt, Kevin hätte den Kampf mit Mandulis nicht überlebt. Selbst Connor glaubte, Kevin wäre tot. Obwohl das ganze bereits ein Jahr zurücklag, konnte sich Emma nicht damit abfinden. Sie hatte sogar Jas verloren und hatte nun niemanden mehr. Will hatte sich liebevoll um sie gekümmert und auch Connor gab sein Bestes. Er setzte sich öfters in der Kantine neben sie und quatschte drauf los. Will überlegte bis heute, ob er das Richtige getan hatte. Emma sah ihn als Freund, aber was wenn sie erfuhr, dass er sie wegen Kevin angelogen hatte. Würde sie ihm dann je verzeihen können? Will parkte vor der Uni und achtete besonders auf Hindernisse wie z.B. Straßenlaternen. Er stieg aus und wartete auf seinen Cousin. Er hoffte, dass dieser heute nicht trainierte, da er sonst noch bis heute Abend warten konnte. Connor zeigte sich aber gnädig und verließ das Gebäude kurz nach Wills Ankunft. „Will?“, begrüßte er seinen Cousin überrascht. „Hey, ich dachte ich hol dich ab und trinken Mal wieder ein Bier.“, erklärte er. Connor fand die Idee nicht schlecht und sagte zu. Als er sah, dass Will immer noch zum Unigebäude starrte, half er ihm weiter. „Sie ist bereits vor einer Stunde gegangen.“, schien er genau zu wissen, dass Will auf Emma wartete. „Ach, ich dachte nur…“, versuchte er zu erklären, doch Connor war bereits eingestiegen. Will seufzte und öffnete die Wagentür. „Mit mir redet sie noch.“, sagte Connor beiläufig währen der Fahrt. Will blickte ihn überrascht an. „Naja du siehst sie ja auch fast jeden Tag.“, gab er zu Bedenken. Connor sah zum Fenster hinaus. „Du solltest dich einfach nicht so rar machen. Wenn du sie mal wieder sehen willst, du weißt ja wo sie wohnt.“, meinte er. Will zog die Augenbrauen hoch. Sein Cousin hatte Recht. Will nahm die nächste Ausfahrt und Connor blickte ihn fragend an. „Ich meinte aber nicht, jetzt gleich.“ Will entschuldigte sich und versprach, dass es nicht lange dauern würde. „Unser Bier wird schon nicht kalt werden.“, vertröstete Connor. Dieser rollte mit den Augen und lehnte sich zurück. Will war bald an Emmas Wohnung angelangt und parkte auf dem Gehsteig. „Ich warte hier.“, meinte Connor nur. Will war das nur recht. Er stieg aus und klopfte wenig später an Emmas Tür. Als diese öffnete, hatte sie ein Handtuch um die Haare gewickelt. Überrascht sah sie Will an. „Hi, lange nicht gesehen. Wie ich sehe störe ich dich gerade, am besten geh ich wieder.“, begrüßte er Emma und verabschiedete sich in einem Satz. Emma war wirklich nicht darauf vorbereitet, Will zu sehen, bat ihn aber hinein. Sie zog sich das Handtuch vom Kopf und bat Will sich zu setzen. „Keine schwarzen Haare mehr.“, fiel Will auf. Emma lächelte kurz. „Die haben mir ohnehin nie gestanden.“, gab sie zu. Will beschloss keinen Kommentar darüber abzugeben. Emma versprach gleich zurück zu sein und schlenderte ins Band zurück. Will sah sich in der Wohnung um und entdeckte, dass Emma einiges verändert hatte. Sie schien sich von der Vergangenheit losgesagt zu haben und nur noch nach vorn zu sehn. „Was kann ich für dich tun?“, fragte sie, als sie wieder zurück war. Will überlegte kurz, was er ihr antworten sollte. „Nunja, wir haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen. Connor wartet in meinem Wagen, wie wäre es wenn wir drei Mal wieder etwas gemeinsam unternehmen würden? Nur so zum Spaß.“, schlug er vor. Emma dachte kurz nach. „Klar! Wieso nicht?“, ging sie auf das Angebot ein. Dann hörten beide aber den Fernseher. Er war bis jetzt sehr leise gelaufen und tat es immer noch. Das Bild, welches jetzt aber gezeigt wurde, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Emma schaltete lauter und Will erkannte die Trümmer des Hochhauses, das vor einem Jahr eingestürzt war. „Selbst ein Jahr nach dem Einsturz des mehrstöckigen Hochhauses ist die Ursache ungewiss. Baufehler und selbst einen terroristischen Angriff haben die Experten bis heute nicht ausgeschlossen. Am Abend des 13. Novembers stürzte das Gebäude völlig unerwartet in sich zusammen. Diese Katastrophe hat einem Mann, der sich noch im Inneren aufhielt das Leben gekostet. Auch ein Kind ist allem Anschein nach von umherfliegenden Trümmern getroffen worden. Zum Glück gab es nicht mehr Opfer, sondern nur Leichtverletzte. Heute hat der Stadtrat bekannt gegeben das Hochhaus wieder aufzubauen und die Räumlichkeiten zu vermieten.“, kam der Bericht des Nachrichtensprechers. „Blödes Timing.“, konnte Will nur sagen. Emma schaltete den Fernseher aus und seufzte. „Schon ok, ich komme inzwischen ganz gut zurecht. Es ist nur…“, stotterte sie. „Was?“, hakte Will nach. Emma setzte sich. „Sie haben gar nichts von Kevin gesagt. Sie haben ihn nicht gefunden.“, meinte sie. Will schluckte. Er wusste, worauf Emma hinauswollte. Zu seinem Glück, wechselte sie aber das Thema. „Mit fällt ein, ich habe noch eine Arbeit zu schreiben. Macht es dir etwas aus, unser Treffen zu verschieben?“, bat sie höfflich. Will schüttelte stumm den Kopf. Er verabschiedete sich und stieg wieder in den Wagen ein. „Ich muss etwas mit dir bereden.“, sagte Will, bevor Connor etwas sagen konnte. Dieser grinste. „Na gut, dann fahren wir direkt zu mir. Ich hab noch jede Menge Whisky im Kühlschrank. Aber frag nicht wieso.“ Will und Connor änderten ihren Plan ab und fuhren direkt zu Connors Wohnung. Der Vampir wurde bereits erwartet, als er den Flughafen verließ, Eine Limousine parkte und ein Mann in schwarzem Anzug winkte ihm zu. „Wie war Eure Reise, Sir Calvin?“, fragte er gespannt. Der Vampir zeigte sich freundlich und antwortete. „Nicht gerade angenehm, aber ich habe was ich gesucht habe.“, erzählte er. Sein Fahrer nickte und hielt ihm die Tür auf. Calvin stieg aus und legte seine Tasche neben sich. In ihr befand sich das Buch der Toten. „Ist alles vorbereitet?“, fragte er den Fahrer, als dieser gerade die Limousine starten wollte. „Ja, Sir. Ich habe alle Bücher und Unterlagen über diese Gruppe herausgesucht. Es liegt alles auf Ihrem Schreibtisch bereit.“, versprach er. Calvin nickte ihm dankend zu. Die Limousine begann zu fahren und Calvin führte ein paar Telefonate. Er war gerade mitten in einem Gespräch, als sein Amulett leuchtete. Er verabschiedete sich prompt und bat seinen Fahrer anzuhalten. Dieser parkte am Straßenrand und blickte zu Calvin. „Ich möchte den Rest gerne zu Fuß gehen.“, erklärte dieser. Der Fahrer zeigte sich verblüfft. „Das ist aber noch ein langer Weg.“, gab er zu Bedenken. Calvin war sich dessen Bewusst, bestand aber darauf. Er schnappte seine Tasche und stieg aus. Der Fahrer schüttelte den Kopf und fuhr weiter. Manchmal konnte der junge Lord sehr einartig sein. Calvin blickte zur Straße, bis er ein Geräusch hörte. Etwas flog durch die Luft, genau auf ihn zu. Calvin löste sich in Luft auf. Nur die Tasche blieb übrig und fiel zu Boden. Calvin beschloss sie später zu holen. Zwei spitze Messer trafen die Mauer, vor der Calvin noch kurze Zeit zuvor gestanden hatte. Dieser Angriff war ins Leere verlaufen. Er kam vom gegenüberliegenden Gebäude, auf dessen Dach sich Calvin teleportiert hatte. Der Angreifer der die Messer geworfen hatte fluchte. Calvin stand nun direkt hinter ihm, dass wusste er. Zitternd wagte er es sich umzudrehen. Calvin hatte den Angriff noch nicht erwidert. Er verzog sogar noch die Lippen, als er sah, wem er gegenüberstand. Einer Mumie. Die Beschreibung passte am besten. Sein ganzer Körper war von Bandagen eingehüllt. Trotzdem trug er darüber normale Kleidung, die sonst nur einem Biker stand. Selbst sein Kopf war eingehüllt. Nur sein rechtes Auge, war verschont geblieben. Über seinem linken war ein Horusauge, ein ägyptisches Symbol aufgemalt. Calvin entdeckte ein Amulett, welches sichtbar um den Hals der Mumie baumelte. „Ich hatte ja schon oft mit schrägen Typen zu tun, aber du bist der Höhepunkt.“, machte sich Calvin über sie lustig. Sein Gegner schien aber ernster zu sein. „Weißt du den nicht mit wem du es zu tun hast? Ich trage das Amulett des großen Gottes Onuris.“, stellte er sich vor. Calvin entkam ein Lacher. „Na Toll, du trägst ein Amulett, wie aufregend. Ich besitze ebenfalls eines.“, erklärte er. Seines war allerdings durch seine Klamotten verdeckt. Onuris konnte nicht feststellen, welches es war. „Rede schon! Was ist der Grund für deinen Angriff?“, wollte Calvin erfahren. Onuris knurrte nur. „Kannst du dir das nicht denken? Ich will das Buch der Toten.“, forderte er. Calvin seufzte. „War ja klar. Kaum habe ich es gefunden, ist jeder Spinner hinter mir her.“, sprach er. Onuris wurde sauer. „Kein Wunder! Das Buch kann jedes Geschöpf ins Leben zurückholen. Es ist mächtig, also werde ich es mir aneignen.“, stand für den Mumienmann fest. Calvin sah sich bereits jetzt als Sieger und grinste ihn überlegen an. Onuris begab sich in eine Kampfstellung. „Nur, weil du meinem Angriff ausgewichen bist, glaub ja nicht, dass du schon gewonnen hast.“, fuhr er ihn an. Calvin musterte ihn. „Hast du den Schlüssel?“, fragte er, doch Onuris wusste nicht, was er meinte. „Ich werte das als nein. Um das Buch zu öffnen ist ein Schlüssel notwendig. Da du ihn aber scheinbar nicht hast, gibt es für mich keinen Grund gegen dich zu kämpfen.“, meinte er. Onuris schien das anders zu sehn. Er wollte das Buch würde Calvin aus dem Weg räumen. Calvin wollte gerade gehen, als ein weiterer Mumienmann vor ihm auftauchte. Dieser hatte das Horussymbol jedoch auf dem rechten Auge. „Zwillinge?“, musste Calvin lachen. Er wurde aber ernste als ein Dutzend weiterer Mumien um ihn herum auftauchten. „Verstehe. Lediglich Illusionen.“, brummte Calvin. Onuris schien ihn aber da zu haben, wo er ihn wollte. Calvin akzeptierte die Herausforderung und hob seine Hand. Sie verfärbte sich zuerst schwarz und verwandelte sich dann in ein Schwert. Onuris war beeindruckt, zeigte es aber nicht. Ein paar der Mumien griffen an, doch Calvin traf nur ins Leere. Die Mumien verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren. „Eine dumme Technik.“, fühlte sich Calvin auf der sicheren Seite. Dann griff aber eine weitere Illusion an und verpasste ihm einen Kinnhaken. Calvin torkelte überrascht zurück. „Verdammt!“, fluchte er. „Scheinbar sind doch nicht alles Illusionen.“, schimpfte er. Er versuchte den Original Onuris zu finden, entdeckte ihn aber nicht. Weitere Illusionen griffen an und Calvin kämpfte tapfer weiter. Doch diesmal waren es wieder Täuschungen. Der nächste Onuris-Klon griff an und erzielte einen Schlag. Calvin erholte sich sofort und holte zum Gegenschlag aus. Der Onuris-Klon aber, löste sich in Luft auf. Calvin stutzte. Was für eine Technik war das? Dann ging ihm ein Licht auf. Weitere Illusionen griffen an, doch Calvin rührte sich nicht von der Stelle. Sie drangen einfach durch ihn durch. Als der nächste Onuris vor ihm stand, ballte Calvin seine Fäuste und schlug zu. Der Feind ging zu Boden. Es war der Original-Onuris. „Nette Technik, habe ich habe sie durchschaut. Es ist eine Kombination zwischen Illusionen und Teleportation, habe ich recht?“, grinste er. Onuris beschimpfte ihn lediglich. „Deine Klone greifen an, sind aber nicht real. Wenn du selbst angreifst, und einen Treffer erzielst, teleportierst du dich weg und tauscht den Platz mit einem deiner Klone. Das ist eine beachtliche Offensiv – und Defensive Taktik. Aber bei ist sie nutzlos.“, warf er Onuris vor. Dieser stand auf und wollte Calvin angreifen. Dieser hatte sich aber bereits den nächsten Schritt ausgedacht. Er kopierte Onuris Technik und stellte selbst Klone von sich her. „Was soll das?“, fluchte Onuris verunsichert. Calvins Klone griffen an, und Onuris wehrte sich mit Händen und Füßen. Der echte Calvin tauchte aber hinter ihm auf und hielt ihm sein Schwert an den Hals. Onuris brach der Schweiß aus. „Nein…bitte…nicht.“, flehte er um sein Leben. Calvin spukte auf den Boden und ließ seinen Arm wieder normal werden. Er teleportierte sich fort und ließ Onuris stehen. Dieser sank auf die Knie und fluchte über den Fehlschlag. Calvin schnappte sich seine Tasche und machte sich wieder auf den Weg. „Auf mich!“, flötete Will und trank das Glas leer. „Können wir nicht mal auf mich trinken?“, lächelte Connor verlegen. Er spürte, wie es betrunkener wurde, doch Will schien ihm voraus zu sein. Er leerte bereits sein achtes Glas. Irgendwas musste ihn beschäftigen. „Alles ok, bei der Arbeit?“, fragte Connor unschuldig. „Klar!“, log der betrunkene Will und hielt seinen Daumen hoch. Er griff nach der Flasche, doch Connor hielt sie fest. „Zuerst sagst du mir, was mit dir los ist.“, bat er. Will nickte, riss die Flasche dann aber an sich. Er füllte sein Glas und erzählte dann. „Ich habe dich angelogen. Und Emma.“, sagte er. Connor war überrascht. „In welcher Hinsicht?“, hakte er nach. „Kevin.“, stöhnte Will. Connor verstand. „Er lebt, oder?“, wollte er es genauer wissen. Will blickte ihn überrascht an. „Woher…?“, fragte er stutzig. Connor zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich habe es mir irgendwie gedacht. Der Typ ist eben nicht so einfach tot zu bekommen.“, meinte er. Will lachte. „Er hat mich darum gebeten, euch diesen Scheiss zu erzählen.“, erklärte er. Connor hatte nichts anderes erwartet. Er kannte Kevin inzwischen bestens. „Du weißt, ich bin cool, genug, um dir die Lüge zu verzeihen, aber Emma…“, versuchte er Will den Fehler klar zu machen. Dieser seufzte nur. „Achja… Emma. Ich erzähl dir mal was. Ich hab mir überlegt, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber es kommt immer das Selbe dabei raus. Sie würde sich sofort auf die Suche nach ihm machen.“, meinte er. Connor stimmte ihm zu. Das würde Emma wahrscheinlich tun. „Aber… jetzt kann ich es ihr ohnehin nicht mehr sagen. Dafür ist es zu spät.“, erzählte Will. Connor verstand zuerst nicht, stöhnte dann aber auf. „Ohnein, sag nicht du hast dich in sie…“ Will lehnte sich zurück, und fiel dabei vom Stuhl. Connor unterließ es ihm zu helfen. „Ich bin egoistisch und ein Vollidiot.“, schaffte es Will allein und griff nach seinem Glas. Connor schnappte die Flasche und stellte sie in den Kühlschrank zurück. „Du hast genug. Ich mach dir jetzt einen schönen Kaffee und du machst dich bettfertig. Heute schläfst du bei mir.“, fand er es keine gute Idee, wenn Will noch mal fuhr. Will gab Connor ein Handzeichen, dass er aber nicht verstand. Connor verließ die Küche kurz und Will stand auf. Er torkelte zur Tür und öffnete sie. Er atmete die frische Luft ein und taumelte zu seinem Wagen. Als er ihn nicht aufbekam, fluchte er. Ihm blieb keine andere Wahl, als zu Fuß zu gehen. Obwohl seine Umgebung hin und herschwankte erhöhte er sein Tempo und begann zu laufen. Connor brauchte etwas länger, um die Kaffeemaschine aus der Abstellkammer zu holen. Als er Will nirgendwo sah, kniff er die Augen zusammen. Dieser Dummkopf wollte in seinem Zustand tatsächlich zu Emma…. Will klingelte Sturm, selbst als Emma ihm bereits aufgeschlossen hatte. „Spinnst du? Weißt du, wie spät es ist?“, fragte sie unhöfflich. Will betrat ihre Wohnung ohne Erlaubnis. Erst jetzt erkannte, Emma, dass ihr Freund betrunken war. „Du und Connor habt es wohl etwas übertrieben.“, sagte sie. Will brauchte etwas, um sich zu orientieren. Dann fiel ihm ein, weshalb er gekommen war. „Ich…wollte mich entschuldigen.“, erklärte angeschwipst. Emma kam auf die Selbe Idee wie Connor und wollte Will einen Kaffee bringen. Sie hatte bereits einen gekocht und brachte Will die Tasse. Dieser wehrte sie aber ab. Er schien etwas Wichtiges sagen zu wollen. „Kannst du…je…verzeihen!“, fragte er sie. Die Frage hatte er ganz vergessen. Emma verstand kein Wort und wollte Connor zur Unterstützung anrufen. „Wovon redest du?“, fragte sie, während sie wählte. „Kevin!“, sagte Will nun. Emma unterbrach das wählen und sah Will erwartend an. „Ja?“, wollte sie nun mehr wissen. Will streckte seine Hände aus, als wollte er ihr die Neuigkeit des Wahrhunderts erzählen. „Also! Kevin…lebt!“, schwenkte er seine Arme symbolisch. Emma starrte ihn fassungslos an. „Was? Wie?“, fragte sie ungläubig. Sie wusste, dass aus Will der Alkohol sprach, der Betrunkene erfunden nicht häufig solche Gesichten. „Dieser Idiot hat seinen Tot vorgetäuscht!“, grinste er Emma an, als wäre es etwas Gutes. Diese schüttelte nur den Kopf. „Will, ist das wirklich dien Ernst?“, hakte sie nach. Diese nickte heftig. Emma war kurz sprachlos. „Woher, weißt du das?“, fragte sie sicherheitshalber nach. Will lachte los. „Er hat mich ja darum gebeten euch diese Geschichte zu erzählen.“, offenbarte er. Emma konnte es nicht glauben. „Und du… hast mitgespielt?“, fragte sie geschockt. Will trat nun näher an sie heran. „Jap! Vergiss den Dummkopf, der weiß nicht was er an dir hat! Ich würde dir so was niemals antun!“, versprach er und ergriff Emma Hand. Diese zog sie schnell zurück. „Was soll das heißen?“, wurde sie immer verwirrter. Will packte sie und wollte sie küssen. Emma riss sich los und verpasste Will eine Ohrfeige. Dieser taumelte überrascht zurück und fiel zu Boden. Emma musste kurz überlegen, bis sie dann außer Atem die Wohnung verließ. Draußen entdeckte sie Connor, schenkte ihm, aber keine Beachtung. Dieser wusste, dass er zu spät war. Will hatte die Dummheit seines Lebens begangen. Der Fluch der Mumie Connor musste sich entscheiden. Half er Will oder lief er Emma nach? Will war zwar betrunken, aber Emma hatte gerade einen Schock bekommen. Er entschied sich ihr nachzulaufen und holte sie bald ein. Er wollte sie halten, doch sie stieß ihn weg. „Wusstest du es?“, fragte sie ihn heulend. „Nein!“, erwiderte Connor wehemend. Emma schien es schwer zu haben, ihm zu glauben. „Will hat zuviel getrunken, er ist nicht bei klarem Verstand!“, versuchte er zu erklären. Emma sah das aber anders. „Ich glaub eher, er zeigt sein wahres Gesicht. Er hat uns angelogen!“, sagte sie scharf. Connor nickte. „Aber, nur weil ihn Kevin darum gebeten hat.“, erinnerte er. Emma sah ihn wütend an. „Dann ist er an allem Schuld?“, fragte sie. Connor wagte es zu bejahen. „Es war seine Entscheidung zu gehen. Gut, Will hätte seinen Wunsch nicht respektieren müssen, aber Kevin hat viel für uns getan. Ich weiß, dass es Will mit seiner Entscheidung nicht leicht hatte.“, versicherte er. Emma sah das anders. „Wie ich das sehe, hat er nur aus eigenem Interesse gehandelt.“, erinnerte sie sich an Wills Liebeserklärung. Connor rang nach Worten. „Aber das war nicht sein Antrieb. Er wusste, du würdest dich sofort auf die Suche nach Kevin machen, wenn du wüsstest, dass er noch lebt. Du hättest vergebens versucht ihn zu finden und dein eigenes Leben vernachlässigt.“, erklärte er. Emma fand diese Erklärung dumm. „Mit einem hatte er recht. Ich werde Kevin suchen!“, versprach sie. Connor wollte fragen, wie sie das anstellen wollte, doch Emma lief an ihm vorbei. Sie rannte zurück zu ihrer Wohnung, doch Will war nicht mehr da. Sie stürmte in ihr Zimmer und kehrte wenige Minuten später mit einem Koffer zurück. „Das ist Unsinn! Kevin ist untergetaucht und will nicht gefunden werden.“, riet ihr Connor davon ab. Emma wollte aber nicht auf ihn hören. „Mein Vater…hat Kontakte. Er kann Kevin suchen lassen.“, erklärte sie. Connor hielt die Idee, immer noch für unsinnig, ließ Emma aber ziehen. Dann vernahm er ein Stöhnen, das von den Büschen kam. Er ging näher heran und entdeckte Will darin liegen. Er schlief gerade ein. Connor zerrte ich hoch und schleifte ihn zurück zu seiner Wohnung. Er legte ihn auf die Couch und schrieb ihm eine Nachricht. Ob sich Will morgen noch erinnerte, was er getan hatte? Auch für Bryan war die Zeit vorwärts gelaufen. Er hatte ein Jahr Zeit, um mit seinem Verlust fertig zu werden. Alice hatte ihm dabei sehr geholfen. Zuerst waren die beiden Freunde geworden und dann ein Paar. Bryan besuchte sie regelmäßig im Krankenhaus, sowie auch heute. Er bog um die Ecke, und sah wie ein Mann seiner Frau einen Strauß Blumen reichte. Bryan hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er noch nie an so was gedacht? Er hatte Alice noch nie Blumen geschenkt. Stand sie überhaupt auf so was? Einen Versuch war es wert. Er blickte in ein leeres Zimmer und entdeckte eine Vase mit Rosen darin. Heimlich schlich er sich hinein und fischte eine Rose heraus. Niemand bemerkte ihn. Er fühlte sich etwas schuldig, doch in der Liebe gab es keine Regeln. Er freute sich Alice zu sehen, war aber überrascht, als er sie mit einem anderen Mann sah. Dieser war in etwa in Bryans Alter und ähnelte einem Biker. Er schüttelte Alice an den Schultern und Bryan sah sich gezwungen einzuschreiten. „Alles ok?“, überraschte er die beiden. Der Biker starrte ihn sauer an. „Wer bist du?“, schnauzte er ihn. Bryan nannte seinen Namen und fügte ein „Angenehm“ hinzu. „Es gibt nur ein Missverständnis wegen eines Testresultats.“, klärte Alice die Situation auf. Der Biker nickte schnell. „Jaja, genau. Nichts für ungut.“, sagte er und ging wieder. „Der Typ sah nicht wie ein Patient aus.“, war Bryans Meinung. Alice wechselte das Thema und fragte, ob die Rose für sie sei. Bryan nickte und überreichte sie ihr. Alice gab ihm einen Kuss und bat ihm ihr zu folgen. Calvin war die Ruhe in Person. Nichtmal seine Augen wendeten sich, als das Fenster zu seinem Büro zersplitterte. Die Scherben waren überall verteilt und der Eindringling stand ihm gegenüber. Calvin begutachtete und erkannte Onuris. „Für die Rechnung wirst du aufkommen.“, sagte er dann. Onuris knurrte. „Um eines klar zu stellen. Ich bin nicht hier, weil ich Rache will. Obwohl ich ganzen Grund dazu hätte. Ich möchte mich dir anschließen.“, offenbarte er. Calvin schien nichts davon zu halten. „Warum sollte ich dem Zustimmen?“, fragte er fordernd. Damit hatte Onuris nicht gerechnet. „Weil du jede Hilfe brauchst!“, antwortete er. Calvin lachte aber nur. „Unsinn. Du bist wertlos für mich.“, verriet er. Onuris hatte viel Temperament und dachte schon daran Calvin anzugreifen. „Gut, ein Vorschlag. Wenn es mir gelingt den Schlüssel zu finden, dann sind wir Partner.“, schlug er vor. Calvin hielt diesen Vorschlag für Unsinn, akzeptierte aber. „Wenn du mir den Schlüssel bringst, kannst du alles haben, was du willst.“, versprach er. Onuris nickte zufrieden und verschwand wieder. Calvin drückte die Sprechtaste zu seinem Telefon. „Miles, schicken Sie bitte jemanden, der in einem Büro aufräumt. Danke.“ Wills Kopf fühlte sich schwer und hohl an. Und er schmerzte. Stöhnend setzte sich Will auf. Er brauchte etwas, um zu erkennen, wo er war. Er befand sich in Connors Wohnung und hatte scheinbar hier übernachtet. Er erinnerte sich nur sperrlich an den gestrigen Abend. Er hatte mit Connor einiges getrunken und war dann… Will rannte ins Bad und wusch sich das Gesicht. Er war zu Emma gegangen! Er hatte ihr gesagt, dass Kevin überlebt hatte und er hatte… Will setzte sich auf den Boden und warf den Kopf zurück. Was hatte er da angestellt? Er verzichtete darauf sich umzuziehen oder etwas zu essen, sondern verließ die Wohnung und stieg in seinen Wagen. Er war bald bei Emma angekommen, doch die Wohnung war verschlossen. Ein Zettel klebte auf der Matte auf dem stand „Bin vereist.“ Will fluchte hasste sich selbst. Emma hatte sich bestimmt auf die Suche nach Kevin begeben, aber würde sie ihn auch finden? Will sah auf seine Uhr fluchte abermals. Er war zu spät. Sein Dienst hatte bereits vor einer halben Stunde begonnen. Er überlegte, ob er sich krankmelden sollte, tat den Gedanken dann aber ab. Er verspätete sich eine weitere halbe Stunde, bis er endlich eintraf. Max reagierte ziemlich ungehalten. „Man was ist los? Du kommst eine ganze Stunde zu spät, sei froh, dass wir heute keinen Aufpasser haben.“, redete er auf ihn ein. Will hörte nur mit einem Ohr zu und entschuldigte sich. „Na super, du bist auch noch betrunken. Wenn du unserem Ausbilder nachher noch die Geschichte mit dem Kratzer erzählen darfst, wird’s erst richtig schön. Außerdem bist du noch nichtmal umgezogen.“, meckerte Max weiter. Will bat ihn ruhig zu sein. „Ich hatte noch keine Gelegenheit zum Ausbildungszentrum zu fahren. Ich ziehe mich im Wagen um.“, erklärte er. Max schüttelte ungläubig den Kopf. „Hör zu, ich werde natürlich niemanden etwas verraten, aber ich bin dein Freund. Und als Freund…“ „Danke!“, würgte ihn Will ab, der es satt hatte. „Ich fahre.“, bestand Max aber darauf, der Will noch nicht für ganz nüchtern hielt. Ihr heutiger Tag sah so aus, dass Streife fuhren und kleinere Verbrechen, wie Diebstähle melden sollte. Für gewöhnlich geschah nie etwas aufregendes, weswegen Will die ganze Zeit über nachdachte. Er hatte wirklich Mist gebaut. Er bemerkte auch nicht, wie sein Amulett kurz aufleuchtete. Der Ursprung dafür war Onuris. Dieser hatte auf gut Glück beschlossen, die Stadt nach anderen Amulettträgern abzusuchen. Vielleicht führte ihn einer zum Schlüssel. Nun hatte er Will entdeckt. Er wusste nicht, ob er etwas mit das Buch und den Schlüssel wusste, dennoch beschloss er ihm unauffällig zu folgen. Bryan hoffte Alice nicht zu sehr zu bedrängen, als er am nächsten Tag wieder das Krankenhaus aufsuchte. Nachdem sie sich gestern über die Rose gefreut hatte, hatte Bryan diesmal an Blumen gedacht und welche gekauft. Er konnte zwar nicht sagen, wie sie hießen, aber für ihn waren Blumen nur Blumen. Diesmal ging er in Richtung des Schwesternzimmers, als er von jemandem gerammt wurde. Er wollte schimpfen, doch der Typ war bereits fort. Aber… war das nicht der Selbe wie gestern? Bryan ging weiter und fand Alice schließlich. Sie hockte auf dem Boden und schluchzte. Bryan kniete sich sofort neben sie und fragte was den los sei. Alice wollte aber nicht mit der Sprache rausrücken. Bryan sagte einer ihrer Kolleginnen, dass Alice eine Pause brauchte. Er ging mit ihr in den Park und redete noch mal ruhig mit ihr. Es ist wegen diesem Typen, habe ich recht?“, fragte er vorsichtig. Alice nickte schwach. „Was hat er dir angetan.“, hakte Bryan weiter nach. Alice starrte ihn an. „Nichts. Jedenfalls noch nichts.“, erklärte sie. „Bitte…bitte verrat es keinem!“, flehte sie. Bryan versprach es, obwohl er noch nicht wusste, worum es ging. „Also…dieser Mike, er ist ein alter Freund meines Bruders. Er ist der Anführer einer Gang und ist letzte Woche zu mir gekommen. Er…wollte, dass ich Medikamente für ihn beschaffe. Er sagte, wegen den alten Zeiten. Ich habe mich natürlich geweigert, aber seitdem besucht er mich jeden Tag.“, heulte sie. Bryan stand wütend auf. „Er wird dich nicht noch einmal belästigen, das verspreche ich dir.“ Alice blickte ihn besorgt an. „Willst du…“, fragte sie zögerlich. Bryan hatte ihr von seinen Fähigkeiten und seiner Vorgeschichte erzählt. Alice war zuerst geschockt gewesen, hatte es dann aber akzeptiert. „Vertrau mir.“, bat Bryan sie. Alice versuchte es. Sie übergab Bryan eine Telefonnummer, die ihr der Freund ihres Bruders dagelassen hatte. Bryan rief an und verabredete sich mit dem Bandenboss. „Für dich.“, hielt Max seinem Freund eine Termoskanne hin. Will schraubte sie auf trank gierig daraus. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, versuchte Max ein Gespräch zu beginnen. „Nein.“, erwiderte Will nur. „Hat mit einer Frau zu tun.“, fügte nach kurzem Warten hinzu. Max schmunzelte. „Hat es doch immer. Aber du hast recht, erzähl´s mir besser nicht.“ Will sah nun aus dem Fenster. „Liegt da nicht wer auf dem Gehsteig?“, wandte er sich an Max. Dieser blickte in den Rückspiegel und hielt an. Er parkte notgedrungen ein und die beiden stiegen aus. Will war als erster am Tatort und entdeckte eine ältere Frau. „Hilfe! Ich wurde überfallen, sagte sie sofort. Will blickte zum Ende der Straße und sah, wie ein Kerl in Lederjacke wegrannte. „Kümmere dich um sie.“, trug er Max auf und spurtete dann los. Max war dagegen und hielt die Aktion für zu gefährlich. Will war aber nicht zu stoppen. Er brauchte das Gefühl etwas Gutes zu tun. Besonders nach Gestern. Max half der alten Frau wieder auf die Beine und nahm ihre Aussage auf. Will verfolgte inzwischen den Handtaschendieb. Natürlich wäre er schneller, wenn er sein Amulett benutzt hätte, doch er wollte nicht, dass Max etwas davon mitbekam. Wills Onkel war ebenfalls Polizist gewesen und war im Dienst getötet worden. Genau wie sein Kollege. Der Dieb war nun um die Ecke gebogen und Will verlor ihn kurz aus den Augen. Als er selbst in die nächste Straße einbog, musste er zugeben, dass er ihn verloren hatte. Dennoch gab er nicht auf, sondern rannte weiter. Irgendwo musste er schließlich stecken. Er entdeckte einen Eingang, hinter dem sich ein Treppenhaus auftat. Der Dieb konnte eigentlich nur diesen Weg eingeschlagen haben. Auch Onuris war der Zwischenfall nicht entgangen. Ihm war es jedoch gelungen, dem Dieb auf den Fersen zu bleiben. Er war in ein brüchiges Gebäude gerannt und eine Treppe nach oben gehastet. Er atmete schwer, als er oben angekommen war und überprüfte, ob er noch verfolgt wurde. Sein eigentliches Ziel schien der Dachboden zu sein. Dieser war wie eine Wohnung eingerichtet, bot aber kaum Licht. Kleidungsstücke lagen überall verstreut, Zigarettenkippen lagen auf jedem Stuhl oder Tisch und es stank. Zwei weitere Jugendliche lagen auf dem Boden und rauchten. Zuerst sahen sie ihren Kumpel nicht, da sie Musik hörten, doch dann rissen sie sich die Kopfhörer ab. „Hey, was geht?“, fragte einer den Ankömmling. Dieser schnaufte. „Ich…wurde verfolgt.“, berichtete er ängstlich. Seine Freunde warfen ihm wüste Beschimpfungen zu. „Hast du wieder eine alte Lady überfallen? Wegen dir landen wir noch im Knast!“, warfen sie ihm vor. Dann tauchte Onuris wie aus dem Nichts im Raum auf. Seine Erscheinung ließ die Jugendlichen an sich selbst zweifeln. „Verdammt, ich glaub ich hab zuviel geraucht.“, sagte einer. „Krasses Mumienoutfitt, Mann.“, sagte ein anderer. „Ist das der Typ, der dich verfolgt hat?“, fragte die beiden ihren Freund. Dieser schüttelte unsicher den Kopf. „Ihr Wanzen könnt mir auch nichts über den Schlüssel sagen.“, brummte Onuris. „Über das Wort ‚Wanzen’ schienen sich die drei aber wenig zu freuen und zwei von ihnen zogen Springmesser. „Der will glaub ich eine Abreibung.“, lästerten sie. Einer griff Onuris an, doch dieser packte den Arm des Jungen und drückte ihn nieder. Mit einem weiteren Schlag streckte er ihn zu Boden. Der Junge schrie auf und jammerte. „Mein Arm!“, stöhnte er. Seine Freunde kamen ihm zu Hilfe, doch rief eines seiner eigenen Messer und verwundete sie. Sie sanken zusammen, lebten aber noch. Das war der Augenblick, in dem Will den Raum betrat. Sofort erblickte er die Verletzten und dann auch Onuris. Zuerst jagte ihm dessen Erscheinen einen Schreck ein und er zweifelte an seiner Wahrnehmung. „Was zur Hölle?“, fragte er, und spürte schließlich sein Amulett aufleuchten. Auf dem Dachboden war es sehr dunkel, weswegen er Onuris´ Amulett nicht sofort erkannt hatte. „Wer bist du?“, fragte Will fordernd. Onuris grinste ihn an. „Wo ist der Schlüssel? Hast du ihn?“, wollte er wissen. Will verstand kein Wort. „Ich hör immer nur Schlüssel, wer bist du und was fällt dir ein Unschuldige anzugreifen? Naja…halbwegs Unschuldige.“ Onuris musterte Will und war sich dann sicher, dass er nichts vom Buch der Toten wusste. „Ich bin auf der Suche nach etwas. Da du es aber scheinbar nicht besitzt, bist du wertlos.“, erklärte er und ließ zwei Messer erscheinen, die blitzschnell durch die Luft zischten. Will wurde überrascht und von einem der Messer an der rechten Schulter erwischt. Er fluchte und wich zurück. Er hatte lange nicht mehr gekämpft, war jetzt aber wieder dazu gezwungen. Bryan hatte einen einfachen Trick angewandt. Er hatte diesem Mike erzählt, er arbeite im Krankenhaus und könnte ihm die Medikamente besorgen. Der Anführer der Biker war zuerst skeptisch gewesen, hatte dann aber zugesagt. Allerdings bestand er darauf, dass Bryan zu ihm kam. Dieser akzeptierte dies, da er sich sicher war, der Stärkere zu sein. Das hieß, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Für gab es gar keine andere Option, als Alice zu beschützen. Bei Carol hatte er versagt, was ihm noch Heute Alpträume bereitete. Niemals würde er sie in Gefahr bringen. Deswegen beschloss er auch ihr Problem für sie aus der Welt zu schaffen. Er hatte sich bereits für zwei Stunden später verabredet. Er war zu einem älteren Gebäude bestellt worden, dass nicht weit von der Klinik enternd lag. Durch ein Schild erfuhr Bryan, dass es sich um ein geschlossenes Jugendzentrum handelte. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Bryan ging zielstrebig auf den Eingang zu und öffnete die Tür. Das Dahinter war dunkel, dennoch setzte er seinen Weg fort. Er hörte nur den Klang seiner eigenen Schritte und wagte es nicht zu rufen. Er vernahm ein Geräusch und steuerte auf es zu. „Hier drüben.“, rief ihm jemand zu. Bryan trat näher und ein Lichtstrahl blendete ich. Schützend hob er sich den Arm vor die Augen und versuchte die Person zu erkennen. „Hast du die Medikamente dabei?“, wurde er unsanft gefragt. Bryan antwortete aber nicht. Jetzt begutachtete der Bandenboss ihn näher und stutzte. „Ich kenn dich doch. Du bist der Lover von Alice.“, hatte er Bryan durchschaut. „Das stimmt.“, erwiderte dieser nur. „Dann nehme ich an, du hast auch kein Interesse an dem Deal.“, hakte Mike nach. „Nein.“, antwortete Bryan kurz und bündig. Erst jetzt bekam er mit, wie sich weitere Personen im Dunkeln versteckt hielten. Sie traten nun vor und Bryan zählte insgesamt Fünf. „Du bist ganz schön mutig, das gefällt mir. Aber warum bist du hier?“, wollte Mike nun wissen. Bryan grinste ihn an. „Ich habe einen anderen Deal für dich. Du lässt Alice in Zukunft in Ruhe und ich verschone dein Leben.“ Mike musterte ihn zuerst argwöhnisch, lachte dann aber los. Seine Freunde taten es ihm nach. Sie nahmen Bryan nicht ernst. Die Biker traten nun aus ihren Verstecken hervor und schnitten Bryan den Fluchtweg ab. „Dein Deal ist Müll.“, schnauzte ihn Mike an. Bryan sah das wohl anders. „Ich finde er ist fair!“, erwiderte er. Mike wollte sich profilieren und schritt auf Bryan zu. Er ballte seine Hand zu einer Faust und wollte ihm ins Gesicht schlagen. Bryan stoppte den Angriff, indem er Mikes Arm packte und festhielt. Dieser wollte sich losreißen, doch Bryan drückte nur noch fester zu. Mike schrie auf und fiel auf die Knie, als Bryan endlich losließ. Seine Kameraden schienen das Spektakel mit Missgunst zu verfolgen. Bryan war scheinbar stark, doch sie waren sich sicher, dass er gegen sie alle keine Chance hatte. Sie stellten sich rundherum um Bryan auf und bereiteten sich darauf vor, auf ihn einzuschlagen. „Gleich seht ihr, was ich in den letzten Monaten gelernt habe.“, meinte er grinsend. Die Biker griffen an, doch Bryan löste sich in Luft auf. Einige erschraken oder blickten verwirrt umsich. Bryan tauchte wieder auf und erledigte einen von ihnen mit einem gezielten Schlag in den Nacken. Zwei weitere griffen mit gezogenen Messern an. Sie wollten zustechen, doch Bryan wehrte beide Messer mit seiner Stahl-Hand ab. Nun waren sich die Biker sicher, dass sie es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatten. Der Rest torkelte unsicher zurück und begann wegzulaufen. Ihre Kameraden ließen sie zurück. Bryan schritt zu Mike zurück und hielt ihm seine Hand, wie ein Messer entgegen. „Was hältst du jetzt von dem Deal?“, fragte er nochmals. „Geht klar, Mann! Keiner von uns wird sie mehr belästigen. Versprochen!“, stammelte er. Bryan nickte ihm zufrieden zu und machte sich dann auf den Rückweg. „Sowas musste ja passieren.“, stöhnte Will, als Onuris Duplikate von sich herstellte. Dazu kam noch, dass seine Schulter höllisch schmerzte. „Mal sehen, wie du gegen Acht von uns zurechtkommst.“, spielte Onuris den Selbstsicheren. Will musterte jeden einzelnen der Klone. „Achwas, wenn ich schon mit Monstern aus Wasser fertig werde, werd ich dich doch wohl noch besiegen können.“, ließ er sich nicht einschüchtern. Will sah zu, wie Onuris in eine schwarze Bandage griff, die wohl als Gürtel diente und um seine Talie gewickelt war. Er holte zwei weitere Messer daraus hervor und warf sie Will entgegen. Dieser benutzte aber sein Amulett, welches jede Attacke seiner Gegner kopieren konnte. Auch er ließ zwei Messer erscheinen, welche die von Onuris abfingen. Klirrend fielen sie zu Boden und blieben im Holz stecken. „Das war nicht das einzige.“, versprach Will und versuchte sich ebenfalls zu vervielfältigen. Er schaffte es aber lediglich zwei Klone von sich herzustellen. Onuris schien mit dieser Technik besser umgehen zu können. Einen Nachteil hatte aber auch er. Nach Calvin hatte er nicht erwartet, dass noch jemand seine Technik so einfach kopieren konnte. Er wusste nicht welcher der echte Will war und griff einfach den Nächstbesten an. Seine Klone taten es ihm nach. Die Klone beider bekämpften sich und lösten sich in Luft auf. Während von Will nur noch das Original übrig war, besaß Onuris noch sechs Kopien. Diese verteilten sich nun auf dem Dachboden und Will versuchte sie im Auge zu behalten. Messer flogen von irgendwoher auf Will zu und dieser konnte nur noch ausweichen, indem er sich auf den Boden warf. Die Messer blieben in der Wand hinter ihm stecken. Die Klone näherten sich ihm und Will entschied sich dafür etwas Neues auszuprobieren. Er erschuf wieder Klone von sich, diesmal zwei mehr. Der hetzte sie auf die von Onuris, welche dem Angriff nicht standhalten konnten. Er Original-Onuris stutzte. Wills Klone schienen nicht aus Luft zu bestehen. Er knurrte, als er sah, dass sie ihn jetzt im Visier hatten. Er warf seine Messer auf die Klone, welche aber mit einem platschenden Geräusch, durch sie hindurch zischten. „Wasser?“, fragte Onuris überrascht. Will grinste zufrieden. „Ich habe deine Technik gleich etwas verfeinert.“, gab er an. Onuris knirschte mit den Zähnen. „So macht das keinen Spaß!“, schnauzte er Will an und teleportierte sich dann fort. Will fand seine Flucht nicht schlimm. Er hatte den Kampf überstanden, wenn auch verletzt. Er hörte das Rufen von Max und dirigierte ihn zu sich. „Ruf einen Krankenwagen.“, trug er ihn auf. Max sah die Verletzten Jugendlichen, verzichtete aber vorerst auf Fragen. Der Krankenwagen war bald da und die Jugendlichen wurden versorgt und ins Krankenhaus gefahren. Auch Will musste diesen Weg antreten. Seine Schulter war notdürftig versorgt worden, musste aber noch behandelt werden. Bryan hatte Alice heute Abend zu sich eingeladen. Zum einen wollte er ihr die gute Nachricht überbringen, dass sie nicht mehr von Mike gestört werden würde, und zweitens unternahm er einen Versuch selbst zu kochen. Alice war pünktlich wie immer und Bryan bat sie herein. Er zeigte sich als Gentleman und nahm ihr den Mantel ab. „Danke noch mal, dass du mir wegen dem Zwischenfall heute geholfen hast.“, dankte sie ihm. Bryan lächelte verlegen. „War doch Ehrensache. Ist übrigens alles erledigt.“, versprach er. Alice wollte mehr hören. „Du hast doch keinen verletzt?“, fragte sie vorsichtshalber. Bryan schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein, ich ganz sanft.“, untertrieb er etwas. Dann setzten sich beide an den Tisch und genossen das Abendessen. „Wünscht…du dir manchmal diese Kräfte nicht zu haben?“, fragte Alice nun unerwartet. Bryan musste kurz nachdenken, bevor er antwortete. „Ja und nein. Weil ich diese Kräfte unbedingt wollte hat Carol ihr Leben verloren. Aber mit ihnen kann ich dich auch beschützen. Carol ist tot, daran kann ich nichts ändern, aber ich würde sie nicht ablegen, weil sie noch Gutes vollbringen können.“, erklärte er ihr. Will war mulmig zumute, als er vor dem Büro seines Ausbilders stand. Auf dem Gang war es still, nur im Inneren waren Geräusche zu hören. Will klopfte zögerlich an und wurde sofort hereingebeten. Er schluckte und öffnete die Tür. Er sah sich um und entdeckte seinen Ausbilder hinter dem Schreibtisch. Er war bereits öfters hier gewesen, war aber noch nie so aufgeregt wie heute. Er würde bestimmt in Erklärungsnot geraten. Sein Ausbilder sah ihn kurz an und wandte sich dann wieder seinen Akten zu. „Dieses Taktik also.“, dachte Will. Der Mann ließ sich noch eine ganze Minute Zeit, bis er anfing zu sprechen. Will hatte es nicht gewagt anzufangen. „Mr. Shepard. Bis vor einigen Tagen habe ich nur Gutes von ihnen gehört, was ist los?“, fragte er drauf los. Will beschloss bei der Wahrheit zu bleiben und sich zu entschuldigen. „Das mit dem Wagen tut mir Leid. Es war wirklich ein dummer Unfall und ich übernehme die volle Verantwortung.“, nahm er die ganze Schuld auf sich. Der Ausbilder nickte und schien sich etwas zu notieren. Dann lehnte er sich zurück und verankerte seine Hände ineinander. „Soviel dazu. Was ist heute genau passiert? Es gab drei Verletzte. Vier, wenn man Sie mitzählt.“, wollte er einen genauen Bericht. Ohne zu Lügen konnte ihm Will den Gefallen aber nicht tun. „Ja, die Verletzung an der Schulter habe ich mir bei der Verfolgung zugefügt. Ich weiß, das war dumm. Was die Verletzten angeht, habe ich sie so vorgefunden.“, erzählte er. Sein Ausbilder nickte. „Warum haben Sie den Dieb überhaupt verfolgt? Ihnen muss die Gefahr doch bewusst gewesen sein. Sie hätten zumindest auf ihren Partner warten können.“, meinte er. Will sah zu Boden. „Tut mir Leid.“, konnte er nur noch sagen. „Noch eines. Wenn sie den Dieb dicht auf den Fersen geblieben sind und ihn nur kurz aus den Augen verloren haben, wie konnte er dann Verletzt werden? Und warum haben sie den Täter nicht gesehen?“, brachte er Will zusehends in Bedrängnis. Dieser gab auf. „Ich weiß es nicht.“, sagte er einfach. Sein Ausbilder nickte wieder. „Gut, ein Letztes. Sie haben eine Fahne.“, sagte er. Will wollte etwas sagen, wurde aber abgewürgt. „Ihr Partner hat nichts erzählt. Ich werde die Angelegenheit in meinen Bericht schreiben müssen. Ihre privaten Dinge gehen mich nichts an, dennoch sollten Sie sie bereinigen.“ Will trat jetzt zum Schreibtisch vor. „Sie müssen sich keine Gedanken mehr um mich machen. Ich habe eine Entscheidung getroffen.“, verriet er, griff in seine Tasche und legte seinen Ausweis auf den Tisch. Sein Ausbilder sah ihn verdutzt an. „Sie haben einen Fehler gemacht, aber das ist noch lange kein Grund das Handtuch zu werfen.“, meinte er. Will schien das anders zu sehn. „Ich habe mich dazu entschlossen. Wissen Sie…mein Onkel war auch Polizist. Das ist denk ich der Hauptgrund, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Jedenfalls wurde er im Dienst getötet. Schuld daran waren hauptsächlich private Dinge, die ihm das Leben kosteten. Bitte akzeptieren Sie meine Entscheidung.“, bat er und drehte sich zur Tür um. „Danke für alles und verzeihen Sie mir, dass ich Sie enttäuscht habe.“, sagte er und verließ das Büro. Sein Ausbilder starrte ihm nach und betrachtete dann den Ausweis. Max erzählte Will gleich danach von seinem Ausstieg. Zuerst wollte ihn dieser davon abhalten, akzeptierte dann aber den Entschluss seines Freundes. Calvin hatte nicht nur das Buch an sich genommen, sondern auch großen Schaden angerichtet. Einige der Wächter halfen den Verletzten und ein anderer machte sich auf den Weg, um Hilfe zu holen. Es dauerte allerdings eine ganze Woche, bis er mit einem Dutzend weiterer weiß-gekleideter Männer zurückkehrte. Auch ihr Meister war bei ihnen. Er war bereits alt und kam nicht mehr so schnell voran, weswegen ihn seine Schüler hin und wieder stützen mussten. Die Verletzten waren notdürftig versorgt worden und würden wahrscheinlich bald wieder genesen. Ein anderer Fall war Yen. Seine Kameraden hatten ihn in eine Hütte getragen und zugedeckt. Sein Meister betrachtete ihn mit traurigen Augen. „Wie ich sehe hast du wirklich alles gegeben, um das Buch zu beschützen. Dem Feind ist es zwar gelungen, es zu stehlen, aber ich habe bereits jemanden gefunden, der es uns zurückbringen wird.“, redete er mit dem leblosen Körper. Der Zentaurus Mann konnte es nur als erstaunlich beschreiben, dass die Bar heute so viele Gäste hatte. Man konnte sie gut und recht als Spelunke bezeichnen. Die Tische waren verstaubt und dreckig. Die Gläser nur notdürftig gereinigt und der Wirt ein Kaliber für sich. Nicht nur, dass er jedem Gast gegenüber unhöflich war, er hielt es sich sogar vor einige von ihnen nicht zu bedienen. Bei dem Nächsten überlegte er es sich, fragte ihn aber doch, was er wollte. Der Gast bestellte ein kühles Bier, da er wohl glaubte in dieser Bar nichts anderes bekommen zu können. Er hatte sich an den Tresen gesetzt und reckte seinen Kopf nach hinten. Erstaunlich wie viele Gäste an diesem Abend gekommen waren. Noch erstaunlicher war es, dass sie scheinbar keinen richtigen Appetit hatten. Ihre Teller und Krüge waren halbvoll und sie redeten nur miteinander wenn es unbedingt sein musste. Wenn es hier niemandem schmeckte, warum dann der große Auflauf? Der späte Gast kam sich etwas paranoid vor, war sich aber sicher, dass etwas nicht stimmte. Die anderen Gäste bemühten sich zwar ihre wahre Absicht zu verbergen, aber dennoch sahen ihn einige in regelmäßigen Abständen immer wieder an. Konnte es sein, dass der Gast so bekannt war? Er war erst heute Abend in die Stadt gekommen, niemand hätte Grund ihm zu misstrauen. Um seine Theorie zu testen erhob er sich langsam vom Barhocker und stolzierte in Richtung Toilette. Er musste nicht lange warten, bis zwei der Bargäste zu ihm stießen. Zuerst musterten sie überrascht das Bad, da sie ihn nicht entdecken konnte. Die Verfolger kamen nun selbst in Bedrängnis. Der merkwürdige Gast hatte sich irgendwie an ihnen vorbeigemogelt und stand nun hinter ihnen. Der Verfolger wussten nicht, was es genau war, aber ihnen wurden zwei lange Klingen entgegengestreckt. Wo hatte ihr Zielobjekt diese Waffen versteckt gehabt? Ihre Angst erlaubte es ihnen nicht sich umzudrehen. „Redet schon! Wer seid ihr und wer schickt euch?“, fragte sie Fremde erwartend. Während der eine zu geschockt war, um zu antworten, beschloss sein Freund alles preiszugeben. „Mann hat uns nur auf eine Menge Freibier und freies Essen versprochen, wenn wir einen Neuankömmling auf den Zahn fühlen.“, berichtete er stotternd. „Wer?“, wurde die frage wiederholt. „Ein…ein alter Mann. Ein Chinese glaube ich.“, antwortete er hastig. Der Fremde ließ seine Klingen verschwinden und rannte in die Bar zurück. Das war ein Fehler. Ein Dutzend grimmiger Bargäste standen vor ihm und betrachteten ihn misstrauisch. Der Fremde holte tief Luft und unternahm einen Versuch an den Gästen vorbeizugehen. Dieser scheiterte. Einer hielt seinen linken Arm von sich weg, womit der Ausgang versperrt wurde. „Tu das nicht.“, bat ihn der Fremde, der scheinbar keine Angst kannte. Dieser ignorierte die Frage wohl und gab zwei seiner Freunde ein Zeichen. Diese kneteten ihre Hände und wollten auf den Fremden einschlagen. Sie hoben die Fäuste und schlugen zu. Ein metallenes Knirschen war die Folge. Scheinbar trug der Fremde etwas, das ihn schützte. Der Anführer der Meute erkannte zwei Metallarmbänder, die als Schildes dienten. Der Fremde ließ nun eine Klinge aus einem der Schilde ausfahren und richtete sie auf den Anführer. Als er dessen Hemd aufschnitt, torkelte dieser zurück und ergriff die Flucht. Auch seine Kumpel schienen es ihm nachzumachen. Ohne ihren Anführer hatten sie ihren Plan wohl aufgegeben. Der Fremde seufzte, legte ein paar Münzen auf den Tresen und verließ die Bar. Als er draußen war, spürte er bereits die nächste Gefahr auf ihn lauern. Geräusche waren in der Nacht zu hören. Kamen die Leute zurück? Nein, es musste sich um andere handeln. Der Fremde hob blitzschnell den Arm, da ihn jemand aus dem Nichts angriff. Der Schlag wurde vom Schild geblockt. Der Angreifer war zweifellos asiatischer Herkunft und trug weiße Kleidung. Alt sah er aber nicht aus. Vier weitere Kämpfer tauchten aus der Dunkelheit auf und umringten ihr Opfer. Sie erinnerten an Ninjas und kämpften auch so. Sie griffen geschlossen an, doch der Fremde zeigte seine wahre Stärke. Er ließ seine zwei Klingen aus den Schilden fahren und richtete sie auf die Ninjas. Sie verwandelten sich plötzlich in Feuer und die Kämpfer schreckten zurück. Ein Feuerschwall, der durch die Nacht sauste, brach ihren Kampfeswillen. Einer von ihnen rief seinen Freunden etwas in einer fremden Sprache zu, welche sofort wieder Stellung nahmen. „Es ist genug.“, sagte nun jemand. Die Ninjas erkannten sie sofort und knieten sich auf den Boden. Aus der Nacht trat nun ein alter, grauhaariger Chinese. Er schien der Meister der Ninjas zu sein. „Dann habe ich das wohl alles dir zu verdanken.“, warf ihm der Fremde zu. Der alte Mann grinste hämisch. „Verzeihung. Ich wollte mit eigenen Augen deine Stärke sehen, für die du so berühmt bist. Kevin.“, begrüßte er ihn. Kevin wurde innerlich wütend und streckte dem Chinesen seine Klingen entgegen. Dieser nahm die Bedrohung nicht ernst. „Sei unbesorgt, ich bin kein Feind.“, beruhigte er Kevin. Dieser schien das anders zu sehen. „Dann veranstaltest du diese Kämpfe also nur zum Spaß.“, meinte er ungehalten. Der Chinese schüttelte den Kopf. „Kein Spaß, das hier ist ernst. Mein Name ist Schakal. Vor einiger Zeit wurde mir etwas anvertraut, das große Macht besitzt. Es nennt sich das Buch der Toten. Schon einmal davon gehört?“, fragte Schakal. Kevin nickte langsam. „Was habe ich damit zu tun?“, hakte er weiter nach. Schakal betrachtete ihn interessiert. „Es wurde gestohlen. Ich will, dass du es zurückbringst.“, verriet er. Kevin drehte sich um und machte Anstallten zu gehen. Die Ninjas hielten ihn jedoch auf. „Du hast keine andere Wahl. Wenn jemand über das Buch herrscht, sei es ein Mensch oder ein Gott, wird diese Welt untergehen. Ich begegne dir heute zum Ersten Mal, aber ich wusste bereits vorher wer du bist. Du hast jemanden getötet, der mir nahe stand. Das bedeutet du bist mir etwas schuldig.“, sagte Schakal. Kevin blickte ihn überrascht an. „Wenn soll ich umgebracht haben?“, hakte er nach. Schakal antwortete nicht, da Kevin sicher gleich selbst darauf kommen würde. Diesem drangen sich nun wieder die Erinnerungen auf, als er für Baal arbeitete. Schakal meinte Lins Mutter. „Du musst Buße tun, das weißt du.“, schien Schakal Kevin für einen Ehrenmenschen zu halten. Dieser ließ seine Waffen verschwinden und ging auf den Ninjameister zu. „Also gut. Ich hole das Buch zurück, aber nur weil es auf dieser Welt Menschen gibt, die ich beschützen muss. Deine Ehre hat gar nichts damit zu tun.“, sagte er eindringlich. Schakal nickte nur zufrieden. Dann griff er in seine Tasche und überreichte Kevin einen kleinen Gegenstand. Dieser nahm ihn ohne zu fragen entgegen. Es war ein Schlüssel. „Pass gut darauf auf. Derjenige, der das Buch hat, sucht diesen Schlüssel. Ohne ihn ist das Buch wertlos. Er wird also früher oder später zu dir kommen.“, verriet er. Kevin verstand. „Ich hasse warten. Sag mir gleich wo ich denjenigen finde.“, verlangte er. Schakal schien gehofft zu haben, dass Kevin das fragte. „In London.“, antwortete er brav. Kevin stockte. Er hatte nicht erwartet in seine Heimat zurückkehren zu müssen. Er dachte sofort an Emma. Sie hielt ihn für Tod, was würde sie sagen, wenn ihr Freund einfach so vor der Tür stand? Kevin wusste aber, dass er keine andere Wahl hatte. Eine neue Bedrohung war aufgetaucht, die ihn und seine Freunde auf eine harte Probe stellen würde. Schakal bedanke sich und verließ den Ort. Er war schneller, als man es von einem alten Mann erwartet hätte. Auch die Ninjas verschwanden im Schwarz der Nacht. Kevin betrachtete den Schlüssel und wusste, dass die Zeit des Kämpfens zurück war. „Warum zum Teufel… Kannst du nicht einmal die Tür benutzen?“, fragte Calvin Onuris scharf. Dieser brummte nur. „Weil die Dame am Empfang sagte, die würdest niemanden sehen wollen.“, erwiderte er. Calvin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann wurde er ernster. „Du hast den Schlüssel nicht, das kann ich sehen. Also warum beehrst du mich mit deinem Besuch?“, fragte er erwartend. Onuris zeigte sich selbstsicher. „Stimmt, ich habe den Schlüssel bisher nicht gefunden. Aber eines ist mir klar geworden. Wer auch immer ihn im Moment besitzt muss stark sein. Du kannst Hilfe gebrauchen!“, verriet Onuris. Calvin strafte ihn mit einem hasserfüllten Blick. „Ich brauche von keinem Hilfe. Aber eines verrate ich dir. Ich spüre, dass der Schlüssel auf dem Weg zu uns ist. Ich brauche dich tatsächlich, aber nur als Handlanger. Ich habe von dem Schlüsselträger gehört. Du wirst dich um seine Kameraden kümmern, während ich mir den Gegenstand sichere.“, wollte er Onuris eine Chance geben. Dieser sah es aber nicht ein. „Ich bin kein Handlanger! Nur weil du mich besiegen konntest, bin ich noch lange kein Schwächling!“, schnauzte er ihn an. Calvin beschloss dies zu testen. Er drückte einen Knopf auf seiner Gegensprechanlage und wartete kurz. „Miles, könnten Sie für einen Moment kommen?“, bat er seinen Sekretär. Kurz darauf wurde die Tür zum Büro geöffnet und ein schlaksiger, junger Mann trat ein. Er trug eine weite Brille und einen Strickpulli ohne Ärmeln. Auf den ersten Blick war er nicht ernst zu nehmen. Er erinnerte an einen Streber, den jeder aus der Schule kannte. Selbst für eine Hemdtasche mit einem Stift darin schien er nicht zu schade zu sein. „Sie haben gerufen?“, fragte er artig. Calvin nickte und deutete auf Onuris. Miles betrachtete ihn kurz und wandte sich wieder seinem Chef zu. Onuris kam der Sekretär irgendwie gruselig vor. Sein Blick hatte sich nicht verändert, als er ihn entdeckte. Normalerweise wirkte Onuris´ Kostümierung auf manche erschreckend. „Dieser Herr glaubt er wäre stark. Vielleicht stärker als ich. Was sagen Sie dazu?“, wollte Calvin von Miles wissen. „Ich denke, er sollte solche Scherze unterlassen und lieber eine Kostümparty aufsuchen.“, packte er seinen britischen Humor aus. Er brauchte Onuris nicht einmal anzusehen. Diesem platzte der Kragen. Er zog ein Messer und warf es auf Miles. Keiner durfte ihn beleidigen. Zu seinem Erschrecken fing Miles das Messer mit lediglich seinem Zeige – und Mittelfinger auf. „Was soll den das? Sind Sie etwa auch für das Chaos in diesem Büro verantwortlich?“, schein er keinerlei Angst zu zeigen. Onuris musterte den Sekretär ungläubig. Er trug weder ein Amulett, noch schien er eine andere Kraft zu besitzen. Er konnte also gar kein richtiger Gegner für ihn sein. Onuris griff, holte sich dabei sein Messer zurück und wollte Miles damit verwunden. Dieser stoppte das Messer abermals, diesmal mit seiner bloßen Hand. Er streckte Onuris seine andere entgegen, in der er scheinbar mehrere Klingen versteckt hatte, die er auf Onuris richtete. Diesem brach der kalte Schweiß aus. Wenn er sich nun bewegte, würde Miles ihm ein Ende bereiten. Zu seinem Glück, wartete dieser aber auf den Befehl von Calvin. „Soll ich dieses Objekt entfernen?“, fragte er gehorsam. Calvin tat so, als müsste er ein paar Sekunden überlegen. „Nein, schon gut, das wäre alles.“, antwortete er. Miles nickte und steckte seine Klingen weg. Er verbeugte sich vor Calvin und verließ schließlich das Büro. Onuris blickte ihm erstarrt nach. „Du musst nichts sagen, oder dich entschuldigen. Stehe mir heute Abend einfach nur zur Verfügung.“, trug er ihm auf. Unfähig etwas anderes zu tun, willigte Onuris ein. Wills Bemühungen Kontakt mit Emma herzustellen, misslang. Sie meldete sich nicht auf ihrem Handy und auch keiner ihrer Freunde wusste, wo sie war. Will wollte die ganze Schuld auf Kevin abschieben, doch in Wahrheit war er an allem Schuld. Er hatte sich überreden lassen, Kevins Tod zu verbreiten. Er war betrunken bei Emma aufgetaucht und hatte ihr seine Lüge gestanden. Er hatte sie vertrieben. Will versuchte an etwas anderes zu denken. Er hatte seinen Job hingeschmissen und es gab kaum jemanden, den er nicht vergrault hatte. Der einzige, der ihm noch Unterstützung bat, war Connor. Will brauchte jetzt das Gefühl, etwas Nützliches zu tun. Dann fiel ihm Onuris wieder ein. Er faselte etwas von einem Schlüssel, den er suchte. Will wusste nicht, was damit gemeint war, aber er wusste, dass Onuris eine Bedrohung darstellte. Er beschloss etwas gegen ihn zu unternehmen. Er benutzte sein Amulett zu seinem eigenen Vorteil, und das wollte Will unterbinden. Die Frage war, wie sollte er ihn aufspüren? Dann geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Die Antwort fiel ihm in den Schoß. Sein Handy begann zu klingeln, und Will nahm den Anruf perplex an. „Ja, hallo?“, fragte er. Der Anrufer kam gleich zur Sache. „Ich nehme an du erinnerst dich an mich?“, fragte er als erstes. Will musste kurz überlegen, erkannte die Stimme aber nicht wieder. „Nein, tut mir Leid.“, entschuldigte er sich. Der Anrufer musste kurz lachen. „Wie dumm von mir. Damals hatte ich ja meine Stimme verzerrt.“, erinnerte er sich und Will. Diesem wurde nun einiges klar. „Ach, der Herr Zentaurus. Wie schön, Sie sind also genesen.“, witzelte er. Der Anrufer, bei dem es sich in Wirklichkeit um Calvin handelte, hatte noch einiges mit Will vor. „Kommen wir zur Sache. Ich habe Informationen für dich, die du gebrauchen kannst.“, verriet er. Will wurde hellhörig. „Nag, gut, schieß los.“, bat er. Calvin folgte aber nicht gleich. „Nicht am Telefon.“, meinte Calvin schnell. „Wie schnell kannst du in Southwark sein?“, wollte er wissen. Will murmelte etwas von einer Stunde. „Gut, in der Nähe des Zentrums steht eine stillgelegte Militärbasis, ich bin sicher du findest sie.“, sagte Calvin und legte auf. Will seufzte. Er war jetzt nicht wirklich schlauer, würde sich aber zu dem Treffpunkt begeben. Dieser ‚Zentaurus’ konnte ihm sicher einiges erklären. Calvin war mit sich zufrieden. Bis jetzt verlief alles nach Plan. Der Hüter des Schlüssels landete in diesem Augenblick in London. Bald würde er das Buch aufschließen können, und es würde ihm seine Macht schenken. Es waren gute und schlechte Erinnerungen, die in Kevin aufkeimten, als er aus dem Flughafen-Terminal trat. Er war zurück. Er atmete tief durch und suchte ein Taxi. Leider schienen alle besetzt zu sein, weswegen Kevin beschloss zu gehen. Das war gar nicht so schlecht, da es ihm half nachzudenken. Natürlich hätte er auch seine berüchtigte Teleportation einsetzen können, doch er wäre nur an Orten gelandet, an denen seine Freunde waren. Denen wollte er aber keinesfalls begegnen. Er hatte sie ein Jahr lang nicht gesehen und würde es auch länger schaffen. Er würde seine Mission vollenden und dann wieder verschwinden. Er fischte den Schlüssel aus seiner Tasche, welchen er von Schakal erhalten hatte. Er erinnerte sich, was Baal ihn gelehrt hatte. Anubis schrieb den Namen jedes Menschen, der starb in das Buch der Toten. Wenn man diesen Namen wieder durchstrich, kehrte der Mensch ins Leben zurück. Aber das Selbe galt auch für Götter. Würde der Name eines alten Gottes aus dem Buch verschwinden, würde er in dieser Welt wieder auftauchen. Kevin würde das mit allen Mitteln verhindern. Er musste nur das Buch zurückholen und es Schakal wiedergeben. Aber war das, das Richtige? Konnte Kevin dem alten Mann vertrauen? Und was, wenn er es sich wieder stehlen ließ? Kevin beschloss darüber nachzudenken, wenn er das Buch in den Händen hielt. Dann tauchte jemand vor ihm auf, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er hätte eher erwartet einem seiner Freunde über den Weg zu laufen, als seiner Schwester? Claire stand vor ihm, als wäre es Zufall, dass sie sich über den Weg liefen. Oder war es tatsächlich einer? Kevin überlegte, was er sagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Hatte sich Claire in der langen Zeit verändert? Oder war sie die Selbe geblieben? Mandulis und die Patak waren fort, was tat sie nun? Sie blickte ihren Bruder stumm an. Kevin sagte nichts und ging einfach an ihr vorbei. „Kevin!“, schrie seine Schwester förmlich. Kevin blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Was tust du hier?“, fragte er sie erwartend. Auch Claire hatte ihm den Rücken zugewandt. „Das Selbe könnte ich dich fragen. Wo warst du in diesem einem Jahr?“, hakte sie nach. Kevin dachte nach, was er ihr sagen sollte. „Das geht dich nichts an.“, zeigte er sich ihr gegenüber kalt. „Ich war inzwischen zu Hause. Bei Joan.“, verriet sie. „Wie geht es ihr?“, traute sich Kevin nun doch zu fragen. „Gut. Ich habe ihr von dir erzählt, aber ich weiß nicht, ob sie es verstanden hat.“, erzählte sie. Kevin blickte ins Leere. „Hast du ihr auch erzählt, was du getan hast?“, fragte er fordernd. Claire drehte sich zu ihm um. „Es war das Richtige! Baal hat viel für uns getan!“, fuhr sie ihn an. Kevins Augen verengten sich. Claire konnte sie aber nicht sehen. „Es hat sich also nichts geändert. Ich bin noch immer auf der Suche nach meiner Schwester, aber bin mir nicht mehr sicher, dass ich sie hier finde. Ich glaube beinahe, Baal hat sein Versprechen gebrochen und sie doch sterben lassen. Stattdessen hat er dich erschaffen.“, sagte er, ohne Claire anzusehen. Diese ballte die Fäuste. Was redete ihr Bruder für einen Unsinn? Kevin ging weiter, und Claire überlegte, ob sie ihm folgen sollte. Sie entschied sich dagegen. Sie war nur aus einem Grund zurückgekehrt. Sie hatte einen Anruf erhalten. Das Buch der Toten war gefunden worden. Claire machte sich auf, um Calvin einen Besuch abzustatten. Kevin war weitergegangen und begann sich zu teleportieren, als zwei spitze Messer auf ihn zuflogen. Ihr Ursprung war eine dunkle Gasse, in der sich Kevin nun materialisierte. Onuris war verblüfft und sauer, dass nun auch sein dritter Gegner in Folge seiner Attacke mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Kevin wollte seine Waffen beschwören, doch Onuris streckte ihm seine offenen Hände entgegen. „Nichts für ungut, ich wollte dich nur testen. Ich bin nicht hier, um gegen dich zu kämpfen.“, versicherte er. Kevin war sich da nicht so sicher, weswegen er Onuris nicht aus den Augen ließ. „Was willst du?“, fragte er sauer. Onuris lächelte nur. „Du hast den Schlüssel zum Buch der Toten, richtig?“, hakte er nach. Kevin nickte und rechnete mit einem Überraschungsangriff. Dieser blieb aus. „Und du hast das Buch?“, fragte er nach. Onuris schüttelte den Kopf. „Nein, aber jemand, der dich kennen lernen will. Sei in einer Stunde da!“, verlangte er und warf ihm einen zusammengeknüllten Zettel zu. Dann teleportierte er sich fort. Kevin hob den Zettel interessiert auf und erkannte einen Stadtplan. Eine Straße und ein Gebäude waren rot eingekreist. Scheinbar wollte sich der Besitzer des Buches mit ihm treffen. Kevin beschloss die Einladung anzunehmen. Der Dieb des Buches wollte seinen Schlüssel und würde ihm bestimmt eine Falle stellen. Trotzdem! Je schneller Kevin das Buch sicherstellte, umso schneller konnte er London wieder verlassen. Er tat sich schwer den Ort ausfindig zu machen, weswegen er sich doch ein Taxi nahm, das ihn zum Treffpunkt brachte. Will traf als erster bei der Ruine ein, die einmal als Basis des Militärs gedient hatte. Warum hatte der Anrufer diesen Ort abgegeben? Will war allein. Niemand war in die Nähe. Dieser ‚Zentaurus’ schien sich zu verspäten. Will wartete mehrere Minuten, bis er endlich Schritte hörte. Er wusste nicht wieso, aber er versteckte sich hinter einer Maueröffnung. Es konnte sowohl ein Freund, als auch ein Feind sein. Der Fremde kam nun in Wills Blickfeld. Entsetzt riss er die Augen auf. Er stürmte aus seinem Versteck und packte Kevin am Kragen. „Du?! Wie zum Teufel kommst du hierher?“, fragte er aufgebracht. Kevin stieß Will von sich weg. „Na super, war ja klar, dass ich dir begegnen muss.“, schnauzte ihn Kevin an. Will fand, er würde sich zuviel herausnehmen. „Ich habe Emma deine dämliche Lüge erzählt!“, erinnerte er ihn. Kevin brummte nur. „Sie weiß es.“, gab Will schließlich zu. Kevin sah ihn schockiert an. „Kannst du nicht einmal deine Klappe halten?“, fragte er wild. Will starrte ihn wütend an. „Schieb deine Schuld nicht auf mich! Emma ist los, um dich zu suchen. Wenn sie gewusst hätte, dass du selbst kommst….“ Kevin gab ihm ein Zeichen still zu sein. „Es ist gut, dass sie weg ist. So kommt sie wenigstens nicht in Gefahr.“, meinte er. Will wollte etwas sagen, doch Kevin deutete vorher auf einen Schatten. Jemand hatte die beiden die ganze Zeit beobachtet. „Hi.“, winkte ihnen Onuris unschuldig zu. „Dieser Typ!“, riefen Will und Kevin beinahe gleichzeitig. „Er hat mich hier herbestellt.“, klärte Kevin auf. Will grinste. „Und mich wollte er umbringen.“, entgegnete Will. Onuris schien es Vergnügen zu bereiten die beiden zu beobachten. „Hast du mich angerufen?“, fragte Will erwartend. Onuris wollte den Kopf schütteln, doch jemand kam ihm mit der Antwort zuvor. „Das war ich!“, sagte eine weitere Person. Sie hatte die ganze Zeit auf dem falschen Dach der Ruine gestanden. Kevin und Will sahen zu ihm auf, doch die Sonne blendete sie. Erst als diese von einer Wolke verdeckt wurde, konnten sie die Gestalt erkennen. Sie sah blass und furchterregend aus. Sie trug eine Krawatte, aber keinen Smoking dazu. Will erkannte ihn als erstes wieder. „Diesen Typen kenne ich auch!“, erinnerte er sich. Kevin hatte ihn ebenfalls wieder erkannt und sah erwartend zu Will. „Im Krankenhaus. Als ich zu Bryan und Emma wollte, bin ich dem Typen im Lift begegnet.“, berichtete er stockend. Calvin sah Will wissend an. „Damals wusste ich noch nicht wer du bist. Heute bin ich schlauer.“, meinte er. Nun trat Kevin einen Schritt vor. „Wir kennen uns auch!“, erinnerte er ihn. Im Gegensatz zu Will musste Calvin kurze Zeit überlegen. „Hilf mir doch auf die Sprünge.“, bat er ihn. Kevin sah ihn durchdringend an. „Im Flugzeug. Wir sind uns im Gang über den Weg gelaufen.“, erzählte er. Calvin schien sich zu erinnern. „Achja. Was für hübsche Zufälle.“, sagte er spöttisch. Kevin und Will nickten sich nun zu. „Wer zum Henker bist du?“, riefen sie Calvin entgegen. Dieser stellte sich kurz vor. „Ihr erinnert euch also, wie wir uns schon einmal begegnet sind, gut. Was ihr aber nicht wisst ist, dass unser tatsächliches Kennen lernen bereits vor fast 2 Jahren stattgefunden hat. Damals haben wir gegeneinander gekämpft, Kevin.“, verriet er. Dieser sah ihn verwirrt an. „Wir haben nie gegeneinander gekämpft.“, berichtigte er ihn. Calvin schien das anders zu sehen. „Zugegeben, damals hatte ich eine andere Erscheinung.“, verriet er. Kevin platzte der Kragen und die Geduld. „Rede schon! Wer bist du?“, wollte er endlich wissen. Calvin grinste. „Der Zentaurus.“, erwiderte er. Während Kevin nichts mit dem Begriff anfangen konnte, ging Will ein Licht auf. „Du hast mich angerufen! Früher, und damals!“, fiel ihm wieder ein. Calvin bejahte mit einem Nicken. „Du kennst ihn?“, fragte Kevin nach. Will war sich nicht sicher. „Er hat mich vor einem Jahr angerufen und mir von Mandulis´ Versteck berichtet. „Du…hast ihm wahrscheinlich dein Leben zu verdanken.“, erzählte Will. Kevin zeigte sich dennoch unbeeindruckt. „Was hast du mit Mandulis zu schaffen gehabt?“, schien ihn diese Tatsache mehr zu interessieren. Calvin blickte von oben auf die beiden herab. „Nicht viel. Er hat die Patak um sich versammelt, mit denen er das Revival-Projekt vollenden wollte. Aber du hast seine Pläne zerstört, weswegen auch meine Partnerschaft zu ihm brach.“, erklärte er. Im Gegensatz zu Kevin war sich Will nicht mehr sicher, ob sie es mit einem Freund oder einem Feind zu tun hatten. „Und was sind deine Pläne?“, hakte Kevin nach. Calvin lächelte ihm zu. „Das Revival-Projekt natürlich.“, verriet er. Kevin ballte die Fäuste. „Dann nehme ich an, hast du das Buch gestohlen.“, rief er Calvin zu. Dieser nickte. „Und ich nehme an, du hast den Schlüssel.“, erwiderte er. Kevin bejahte. Will hasste es im Ungewissen zu bleiben und verlangte eine Erklärung. Kevin vertröstet ihn auf später und zog den Schlüssel aus der Tasche. Calvin betrachtete ihn gierig. „Gib ihn mir und ich verschone dich.“, schlug er vor. Kevin verstaute ihn aber wieder. „Mach einen besseren Vorschlag.“, verlangte er, meinte es aber nicht ernst. „Die Typen sind also hinter diesem Teil her? Das erklärt, warum mich die Mumie angegriffen hat. War also wieder deine Schuld.“, warf er Kevin vor. Dieser reagierte nicht auf die Stichelei. „Onuris!“, rief Calvin der Mumie zu. Dieser schritt nun auf Kevin und Will zu. „Ihr wolle kämpfen? Kommt nur her!“, rief Will den zwei zu. „Du übernehme diesen Calvin.“, sagte Kevin und teleportierte sich auf das Dach. „He, du hattest bereits letztes Mal Partnerwahl!“, erinnerte er ihn an den Kampf mit Mandulis. Kevin aber stand nun seinem neuen Feind gegenüber. Dieser hatte seine Hände in seinen Taschen verstaut. Scheinbar unterschätzte er Kevin. Oder unterschätzte dieser etwa ihn? Kevin rief seine Schilde, aus denen lange Klingen ausfuhren. Calvin beschwor keine Waffe, sondern wartete einfach nur auf den Angriff seines Gegners. Auch der Kampf zwischen Will und Onuris schien in die zweite Runde zu gehen. „Du hast mir letztes Mal eine Menge Ärger bereitet.“, beschwerte sich die Mumie. Will verzog den Mund. „Und was hast du gemacht?“, erwiderte er. Onuris griff nun in seinen Gürtel und holte ein Messer heraus, welches er auf Will warf. Diesem gelang es auszuweichen, doch gleich darauf machte das Messer kehrt und Will ließ sich auf den Boden fallen. Das Messer flog zu Onuris zurück. „Ein neuer Trick?“, fragte Will ärgerlich. Onuris grinste. „Ein alter. Aber diesmal kämpfe ich ernsthaft.“, erklärte er. Will erhob sich und sah ihn ernst an. „Dann tu ich das auch.“, verriet er. Dann hörten er und Onuris ein Klatschen. Jemand schien zu kommen. Etwa ein neuer Feind? „Und wo bitte ist mein Gegner?“, hörte Will die Stimme seines Cousin. „Wo zum Teufel bleibst du?“, beschwerte sich Will. Connor blickte ihn genervt an. „Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin.“, meckerte er. Onuris wusste, dass er es jetzt mit zwei Gegner zu tun hatten. Er warf zwei Messer auf Connor, welche aber seine antike Wurfvorrichtung beschwor und zum Gegenschlag ausholte. Seine Sterne schmetterten Onuris´ Messer ab, welche auf dem Boden landeten. Aber anstatt sich zu ärgern, lachte dieser nur. „Pass auf!“, warnte Will seinen Cousin. Doch dieser hatte bereits begriffen. Die Messer erhoben sich von alleine und flogen erneut auf Connor zu. Entsetzt sah Will zu, wie Connor getroffen wurde. Oder…doch nicht? Connor war verschwunden und die Messer steckten in der Betonwand hinter ihm. Kurz darauf dachte Connor neben seinem Cousin wieder auf. „Teleportation.“, erwiderte er grinsend. Will war erleichtert und eifersüchtig zugleich. „Heißt das, ich bin der einzige, der diese Technik jetzt noch lernen muss?“, fragte er seufzend. Connor blickte zum Dach. „Sehe ich Gespenster, oder ist unser alter Freund Kevin zurück?“, fragte er erstaunt. Will bejahte. „Sag ihm doch Hallo.“, schlug er vor. Connor beschloss das tatsächlich zu tun und teleportierte sich zum ihm. „He, du kannst mich doch nicht allein mit dieser Mumie lassen!“, schrie Will ihm nach. „Du packst ihn schon!“, zeigte sich sein Cousin zuversichtlich. Er selbst stand nun zwischen Kevin und Calvin. Er wusste nicht was vor sich ging, aber er wusste, dass es gleich zum Kampf kommen würde. Die Rückkehr des Stiers „Lange nicht gesehen.“, flötete Connor Kevin zu. Dieser sah ihn nicht einmal an. Er wollte es unbedingt vermeiden, dass seine Freunde ihn wieder sahen. Dieser Plan war gescheitert. „Ich bleibe nicht lange.“, versprach er. Connor grinste. „Ich weiß schon. Spätestens, wenn Emma zurück ist, bist du weg.“, erwiderte er. Kevin antwortete nicht darauf, sondern konzentrierte sich auf Calvin. „Worauf wartet ihr?“, forderte er sie auf. Kevin machte den Anfang, beschwor seine Klingen und griff Calvin an. Dieser unternahm keine Anstallten auszuweichen oder sich zu wehren. Kevin schwang seine Klinge und ließ sie auf Calvin niedersausen. Connor drehte seinen Kopf angewidert weg, sah dann aber doch zu ihrem Feind. Was tat sich da? Kevin hatte Calvin mit seiner Klinge gezweiteilt, doch dieser grinste ihm immer noch entgegen. Weder blutete er, noch schien er Schmerzen zu haben. „Was zum Teufel bist du?“, fragte ihn Kevin geschockt. Anstatt zu Antworten, begann etwas mit Calvin zu geschehen. Seine zwei Hälften verfärbten sich schwarz und regenerierten sich. Bald standen zwei vollständige Calvins vor Kevin und Connor. „Der…Typ hat sich geklont!“, stammelte Connor geschockt. Kevin blickte seinen Feind ungläubig an. Er bemerkte, dass Calvin ein Amulett trug, aber so eine Technik war ihm noch nicht untergekommen. „Das ist meine wahre Macht.“, erklärte der ‚Zentaurus’. „Woher…kenne ich dich?“, fragte Kevin nun. Connor fragte nicht, was sein Kumpel damit, meinte, da ihn das Selbe Gefühl beschlich. Hatte er bereits einmal gegen Calvin gekämpft? Wenn ja, wann? Dieser Typ gab den beiden einige Rätsel auf. Die Arme der beiden Calvins verfärbten sich nun schwarz und wuchsen zu Schwertern. Kevin zog sich zu Connor zurück, welcher ihn erwartend ansah. „Du bekommst den linken.“, sagte dieser nur. Connor musste lachen, richtete aber seine Wurfvorrichtung auf den linken Calvin. Welcher von beiden der echte war, oder ob es beide waren, konnte er nicht sagen. Nun hatten Kevin und Connor je einen Gegner, den sie besiegen mussten. Will stand währenddessen immer noch Onuris gegenüber, der sich für seine letzte Niederlage rächen wollte. Dieser warf seine Messer, und Will hechtete zur Seite. Als Onuris´ Waffen allerdings die Richtung änderten und Will nachflogen, begann dieser zu rennen. Er hasste es, sich nicht teleportieren zu können. Connor hatte es vor ihm zustande gebracht, aber Will wollte ihm in Nichts nachstehen. Er versuchte an einen anderen Ort zu denken, doch nichts geschah. Er wollte in einer Sekunde lernen, wofür sein Cousin ein ganzes Jahr benötigt hatte. Es funktionierte leider nicht, weswegen ein Plan B herhalten musste. Er lief auf eine Wand zu und benutzte im letzten Moment sein Amulett, um mindestens 5 Meter hoch zu springen. Die Messer bohrten sich in die Mauer. Onuris fluchte, wollte die Selbe Taktik aber noch mal einsetzen. Doch diesmal war Will schneller. Er ließ zwei Messer erscheinen und ließ sie auf Onuris los. Dieser riss bereits entsetzt die Augen auf, allerdings nur, bis Will die Kontrolle verlor und sie auf den Boden fielen. Will schien die Technik noch nicht gut zu beherrschen. Onuris lachte hämisch und teleportierte sich zu ihm. Er zog ein Messer und versuchte es mit einem Nahkampf. Er stach zu und Will verteidigte sich mit einem eigenen. Onuris schien in solchen Kämpfen trainierter zu sein, doch Will konnte ihn unter gar keinen Umständen gewinnen lassen. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und die Klinge des Messers wuchs. Sie erinnerte nun fast an Kevins. Er hatte dessen Technik, mit der von Onuris kombiniert. Die Klinge schob sich direkt vor Onuris Hals, welchem sofort die Angst packte. Will überlegte, ob er wirklich ernst machen sollte, oder Onuris nur irgendwie schachmatt setzen sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Onuris trat die Flucht an, indem er sich einfach fortteleportierte, wie letztes Mal. Will fand es nicht schlimm, dass er ihm entwischt war. Sein Cousin und Kevin brauchten jetzt seine Hilfe und er würde sie nicht enttäuschen. Connor sah ungläubig zu, wie seine Sterne, die er auf Calvin abgeschossen hatte, in dessen Innerem verschwanden. Sie hatten seinen Magen getroffen, welcher sich in eine schwarze Masse verwandelt und sie einfach verschlungen hatte. Calvin war nicht nur stark, sondern auch gruselig. Ein Geheimnis umgab ihn, aber welches? Kevin kämpfte inzwischen gegen den anderen. Ob es Kopie oder Original war, war schwer zu sagen. Die beiden Klingen der Waffen peitschten gegeneinander und gaben klirrende Geräusche ab. Kevin entdeckte eine Lücke in Calvins Abwehr und nützte sie aus. Doch scheinbar war dies von seinem Gegner beabsichtig. Calvin teilte sich abermals und erschuf einen Klon. Nun standen Kevin bereits zwei Gegner gegenüber. „Du erinnerst mich an eine Hydra.“, meinte er. Calvin lächelte überlegen. „Ich hatte die Wahl zwischen Hydra und Zentaurus, ich fand Zweiteres einfach cooler, wenn auch nicht unbedingt passender.“, antwortete er. Kevin ließ sich nicht unterkriegen und griff erneut an. Einer der Calvins wehrte die Attacke ab und der andere holte zum Schlag aus. Kevin konnte sich gerade noch rechtzeitig forttelportieren. Doch die Calvin schienen besonders schnell zu sein. Kevin tauchte einige Meter entfernt wieder auf, doch die Calvins waren wieder direkt vor ihm. Kevin wehrte beide Attacken, die seine Gegner mit ihren schwarzen Schwerter durchführten mit seinen Schilden zu blocken. Scheinbar konnte er sogar gegen zwei solcher Feinde bestehen. Die Calvins blickten einander an. Der eine hob sein Schwert und teilte den anderen in zwei Hälften. So entstand ein weiterer Klon. Nun standen Kevin drei gegenüber. Sie griffen an und Kevin wusste nicht, wie der diesen Angriff überstehen sollte. Dann traf die drei Klone ein großer Wasserstrahl, der sie erfasste und vom Gebäude schleuderte. Kevin erkannte Will, der ihm offenbar das Leben gerettet hatte. „War das… Eves Technik?“, fragte er obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte. „Jetzt schuldest du mir was.“, sagte dieser nur. Kevin akzeptierte das. Sie blickten über den Rand des Gebäudes. Scheinbar hatten sich die Klone in Nichts aufgelöst. Das hieß Connor kämpfte gegen das Original. Kevin und Will eilten zu ihm, um ihm im Kampf beizustehen. Connor konnte im Prinzip nur ausweichen. Er war Calvin nicht gewachsen und das hasste er. Seine Freude unterstützten ihn gerade noch rechtzeitig. Kevin wusste, dass ein Angriff mit seiner Klinge nichts nützen würde. Calvin würde einfach seine ‚Hydra-Technik’ einsetzen. Deswegen verwandelte er seine Klingen in Feuer und griff an. Calvin sprang erschrocken zurück. Das schien seine Schwachstelle zu sein. Seine Technik war nur wirksam, wenn er eine Schnittwunde erlitt. Er sah sich nun drei starken Gegnern gegenüber und bekam das erste Mal Selbstzweifel. Wo war Onuris hin? Dieser Feigling hatte ihn im Stich gelassen. Connor begann auf einmal zu rennen. „Hey!“, rief ihn sein Cousin zurück. Connor rannte bis zum Rand des Daches und schoss zwei Sterne ins Gebüsch ab. Sie schienen zwar nur einen Baum getroffen zu haben, aber jemand wurde aufgescheucht. „Wir sind nicht allein!“, warnte Connor seine Freunde. Will sah Calvin sauer an. „War ja klar, dass der noch einen Trumpf im Ärmel hat.“, meinte er. Doch Calvin sah ihn nur fragend an. „Sind das deine Freunde?“, hakte Will weiter nach. Calvin schien aber tatsächlich nicht zu wissen, wer die Gruppe beobachtete. Dann begann der Augenblick, in dem sich die Beobachter des Kampfes einmischten. Sie hatten sich die ganze Zeit versteckt gehalten, doch nun schienen sie zu agieren. Lauter vermummte Gestalten reihten sich um Kevin, Connor, Will und auch Calvin. Es mussten mindestens zwei Dutzend sein. Sie trugen rote Kutten, auf denen magische Symbole aufgezeichnet waren. „Ich glaube, die gehören nicht zu diesem Calvin.“, meinte Kevin aufgeregt. Er hatte recht. Die roten Krieger bereiteten sich auf einen Kampf vor und ließen selbst Calvin nicht aus den Augen. „Wer sind die Kerle?“, wollte Will von ihm wissen. Calvin zuckte ruhig mit den Schultern. „Das Buch und der Schlüssel!“, sagte einer der Krieger. Kevin begann zu verstehen. Nicht nur Calvin war hinter den beiden Schätzen her, sondern auch andere Gruppierungen. Er wusste nicht, für wen die Kuttenträger arbeiteten, doch sie hatten es eindeutig auf die beiden Gegenstände abgesehen. „Ich schlage einen vorübergehenden Waffenstillstand vor.“, warf Kevin Calvin zu. Will wollte protestieren, doch sein Cousin ließ es nicht zu. „Einverstanden. Sie tragen zwar keine Amulette, doch ihre Anzahl bereitet sogar mir Sorgen.“, erwiderte er. Sie warne sich einig vorerst zusammenzuhalten. Nur Will ließ Calvin nicht aus den Augen. Die Kuttenträger zogen jetzt Schwerter und rannten auf die Gruppe zu. Kevin verwandelte seine Klingen in Feuer, und griff die roten Kämpfer an. Deren Kutten fingen Feuer und sie wälzten sich erschrocken auf dem Boden hin- und her. Will benutzte Eves Technik, um einige der Krieger buchstäblich abzukühlen. Connor setzte seine Fäuste gegen seine Feinde ein und Calvin benutzte sein Schwert. Die Kuttenträger waren keine ernsthaften Gegner und Kevin, Will und Connor sahen keinen Grund, sie zu töten. Calvin schien das anders zu sehen. Jeder, der ihn angriff, sollte es bereuen, war seine Devise. Bald war nur noch ein Krieger übrig, der zu fliehen versuchte. Will ließ dies aber nicht geschehen. Er wollte Antworten. Er packte den Vermummten und zog ihm die Kapuze ab, die sein Gesicht verdeckte. Es war ein ganz normaler Mann, den Will allerdings nicht kannte. „Ich rate dir zu reden. Ansonsten hetze ich Kevin auf dich.“, drohte er. Der Kämpfer wusste, dass er keine andere Wahl hatte. „Wir… sollten nur das Buch und den Schlüssel besorgen!“, erzählte er. Will schien das nicht genug zu sein. „Wer hat euch beauftragt? Und was für Typen seid ihr eigentlich?“, hakte er nach. Der Mann stotterte zuerst, so, dass Will ihn nicht verstehen konnte. „Wir sind die Vereinigung des Stieres.“, erklärte er. Will sah ihn skeptisch an. Scheinbar wartete er auf die Antwort seiner ersten Frage. „Unser Anführer nennt sich… der Minotaurus.“, stammelte er. Will ließ ihn los und seufzte. „Nicht schon wieder so ein Name.“ Er wollte zu Calvin blicken, doch dieser war verschwunden. Kaum hatte er das Wort ‚Minotaurus’ vernommen, war er verschwunden. Er schien sogar den Schlüssel vergessen zu haben, den er unbedingt wollte. Wer sollte dieser Minotaurus sein? „Wer ist euer Anführer genau?“, fragte er, doch dann erhoben sich einige der anderen Kuttenträger. Sie griffen in ihre Taschen, holten etwas heraus und warfen es zu Boden. Die ganze Luft wurde von Rauch eingehüllt, der sich über dem Dach des Gebäudes ausbreitete. Will spürte, dass sein Gefangener nicht mehr da war. Einer seiner Freunde hatten ihn mitgeschleift. Die übrigen kümmerten sich um die anderen Verletzten, und als der Rauch abzog war keiner mehr von ihnen zu sehen. „Verdammt!“, fluchte Will. „Jetzt wissen wir immerhin besser über die Gefahr bescheid.“, meinte Connor. Will nickte und sah zu Kevin. Dieser versprach den beiden alles zu erklären. Calvin war in sein Büro zurückgekehrt und trat gegen seinen Schreibtisch. Es war nicht direkt eine Niederlage gewesen, aber die Ereignisse hatten sich überschlagen. Onuris schien nicht hier zu sein. Falls dieser Versager sich noch einmal blicken ließ, würde er etwas erleben, nahm sich Calvin vor. Er wollte Nachforschungen über diesen Minotaurus anstellen, blickte dann aber auf die Uhr. Er hatte einen wichtigen Termin, den er nicht versäumen durfte. Er informierte Miles, dass er für zwei Stunden nicht zu erreichen war und verließ sein Büro wieder. Kurze Zeit später, tauchte ein Mädchen im Vorzimmer auf, das Calvin sprechen wollte. Miles vertröstete sie zu warten und bot ihr eine Tasse Tee an. Der ‚Minotaurus’ war nicht gerade erfreut darüber, dass seine Krieger nicht einmal einen der Gegenstände sichern konnten. Sie erzählten von den vier Amulettträgern, und dass sie leider zu schwach waren. Der Minotaurus ließ sie sich beschreiben und erkannte drei von ihnen wieder. Kevin, Connor und Calvin. Am meisten interessierte ihn Connor, mit dem er noch eine Rechnung offen hatte. Er beschloss sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern. Calvin stand vor dem Krankenzimmer und wartete ungeduldig auf den Arzt. Als dieser endlich eintraf und sich für die Verspätung entschuldigte, sah Calvin besorgt zu dem Patienten, der im Zimmer schlief. Er schlief bereits seit über einem Jahr und hatte seitdem kein einziges Mal die Augen aufgeschlagen. „Es gibt leider noch immer keine Besserung.“, brachte ihm der Arzt schonend bei. Calvin ballte seine Hände zu Fäusten. „Dann tun sie etwas dagegen. Sie steckte Ihnen genug Geld in den Rachen!“, fuhr er den Doktor an. Dieser räusperte sich. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, glauben Sie mir.“, versicherte er. Calvin antwortete mit einem „jaja“. Er wollte den Patienten besuchen, bis er einen Anruf von Miles erhielt. Eine junge Dame würde auf ihn warten. Sie meinte, es sei wichtig. Calvin überlegte kurz und beschloss den Besuch zu verschieben. Er stieg in den Lift und fuhr in die Lobby. Dort trat er aber nicht sofort aus dem Fahrstuhl. Zwei Gedanken kamen ihm. Zuerst erinnerte er sich, wie er Will an jedem Tag begegnet war. Er hätte ihn bereits damals beseitigen sollen. Dann drückte er den Knopf zum Untergeschoss und die Lifttüren schlossen sich wieder. Er stieg im Keller aus, in dem die Pathologie und andere Räumlichkeiten untergebracht waren. Ein Mann hielt auf. „Hier sind nur private Räume, Besucher haben hier nichts zu suchen.“, sagte er forsch. Calvin presste seine Hand auf die Brust des Mannes, worauf dieser bewusstlos zusammensank. Calvin setzte seinen Weg in die Pathologie fort und atmete erleichtert auf, als er dort sonst niemanden vorfand. Er spazierte zu einem Tisch, auf dem etwas von einem Leintuch abgedeckt wurde. Calvin gruselte sich keineswegs, als er es wegzog und dahinter eine Leiche zum Vorschein kam. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und eine kleine, schwarze Perle verließ flog heraus. Sie pflanzte sich direkt in den Kopf der Leiche ein. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich um eine Seelenkugel handelte. „Der Tote schlug die Augen auf, welche Calvin böse anfunkelten. „Dieser Körper macht mich krank!“, fuhr er ihn an. Calvin entschuldigte sich sofort. „Tut mir Leid. Ihr werdet bald Euren eigenen zurückhaben. Das Verspreche ich Euch.“, versicherte er. Der Tote schien sich da nicht so sicher zu sein. „Du hast den Schlüssel nicht erobert.“, warf er ihm vor. Calvin nickte betreten. „Nein, aber das werde ich noch. Vertraut mir.“, bat er. Der Tote nickte und die Seelenkugel verließ wieder den Körper und kehrte in Calvins Amulett zurück. Der tote Körper sackte wieder zusammen. Calvin fuhr mit dem Lift wieder nach oben und verließ das Krankenhaus. Am Eingang stieß er mit einem Jungen zusammen, der sich schnell entschuldigte. Er sah fröhlich aus, was wohl der Grund war? Alices Schicht endete in wenigen Minuten und Bryan hatte sie ins Kino eingeladen. So sah zumindest der Plan aus. Kurz bevor er seine Freundin abholen konnte, klingelte sein Handy. Er nahm das Gespräch an und war überrascht Connors Stimme zu hören. Dieser wollte ihn unbedingt sprechen. Bryan suchte nach einer Ausrede, doch Connor beharrte, dass es wirklich ein Notfall sei. Bryan seufzte und versprach zu kommen. Er vertröstete Alice auf morgen, und machte sich auf den Weg zu Connors Wohnung. Als er dort eintraf, sah er nicht nur Connor und Will, sondern auch… Kevin. Es war klar, dass einige Erklärungen notwendig waren. Auch Bryan hatte geglaubt, Kevin sei im Kampf gegen Mandulis umgekommen. Zuerst erzählte Kevin von Schakal und seiner Bitte das Buch der Toten sicher zu stellen. Danach berichtete Will von dem Zwischenfall mit Calvin und den Kuttenträgern. „Wir brauchen dich.“, sagte Connor schließlich. Dieser zögerte. „Und wenn…wir den Schlüssel einfach vernichten? Oder ihn verstecken?“, versuchte Bryan eine andere Lösung, als einen Kampf zu finden. Kevin schüttelte den Kopf. „Der Schlüssel wurde von Anubis selbst angefertigt, er kann nicht zerstört werden. Er ist so robust, wie ein Amulett. Und wenn wir ihn verstecken, besteht die Gefahr, dass Calvin oder andere ihn irgendwann finden. Nein, wir müssen unsere Feinde besiegen.“, sagte er festentschlossen. Bryan seufzte und willigte schließlich ein. Er wollte Alice nicht in Gefahr bringen, aber wenn die Feinde zu ihnen kamen, musste er handeln. Sie beratschlagten die halbe Nacht und als Will erfuhr, dass Bryan ebenfalls die Teleportation beherrschte, kam ihm der Neid. Sie verabredeten sich für Morgen, um sich weitere Schritte zu überlegen. „Herein!“, sagte Calvin und war sichtlich überrascht, als Claire vor ihm stand. „Was für ein unerwarteter Besuch.“, säuselte er. Claires Blick war ernst. „Also, warum bist du gekommen?“, fragte er sie fordernd. „Um mich dir anzuschließen.“, antwortete sie unverzüglich. Calvin musste kichern. „Warum wollen sich mir heute alle anschließen?“, amüsierte er sich. Claire schien das nicht witzig zu finden. „Wir waren einmal Verbündete.“, erinnerte sie ihn. Calvin hatte das natürlich nicht vergessen. „Wir WAREN es. Mandulis ist tot und du kannst mir nicht mehr helfen.“, meinte er streng. Claire sah das anders. „Kevin ist nicht nur der Besitzer des Schlüssels, sondern auch mein Bruder. Ich kenne ihn am Besten und kann dir helfen ihn zu besiegen.“, erklärte sie. Calvin war einverstanden. „Also gut. Du kannst dich mir anschließen.“, willigte er ein. Claire nickte zufrieden. „Ich habe auch nur eine Bedingung.“, verriet sie. Calvin sah sie milde lächelnd an. Er fand wohl, sie nahm sich zuviel heraus. „Und das wäre?“, erkundigte er sich. „Ich will, dass du meinen Bruder tötest.“, sagte sie mit gedrückter Stimme. Calvin sah sie interessiert an. Claire schien ihm zu gefallen. Irgendwie hatte sie Ähnlichkeit mit ihm. „Sie hat deine Wohnung gekündigt.“, sagte Will betreten, als Kevin nach Hause wollte. Seufzend ließ sich dieser auf die Couch fallen. „Ich bin sicher, Connor hat nichts dagegen, wenn du heute hier schläfst.“, meinte Will. „Wie geht es ihr?“, fragte Kevin leise. Will hob die Augenbrauen. „Interessiert dich das wirklich?“, hakte er nach. „Natürlich!“, fuhr Kevin ihn an. „Ich habe dir erklärt, warum ich gehen musste.“, sagte er. Will blickte zur Seite. „Halt mich von mir aus für blöd, aber ich habe es nicht kapiert.“, erwiderte er. Kevin schien es nicht für nötig er halten, es ihm noch einmal zu erklären. „Dass du es Emma gesagt hast, ist nicht mehr zu ändern, wenn sie zurückkommt, werde ich bereits wieder weg sein.“, versprach er. Am nächsten Tag wurde Will unsanft von einem Geräusch geweckt, das er nicht zuordnen konnte. Er trabte verschlafen in die Küche und sah, wie Kevin sich einen Trink mixte. „Auch einen?“, bot ihm Kevin an. Will nickte dankbar. „Warum so freundlich heute?“, hakte er nach. Kevin tat so, als wüsste er nicht, was Will meinte. „Bin ich doch immer.“, erwiderte er. „Nicht zu mir.“, meinte Will grimmig. Connor betrat nun die Wohnung und hielt einen Sack mit frischen Brötchen in den Händen. „Ich wollte immer schon eine WG.“, meinte er aufgeweckt. Will versuchte sich von der guten Laune nicht anstecken zu lassen. Beim Frühstück beratschlagten sie dann weiter. „Ich fasse einmal zusammen. Da wäre einmal der Mumientyp, der sich Onuris nennt. Er ist eher schwach, wenn sogar Will ihn schlagen kann.“, stichelte Connor seinen Cousin an. Dieser fuhr fort. „Und Calvin. Der Typ ist echt gruselig. Wenn man ihn zerteilt, spaltet der Typ sich auf wie eine Hydra.“, sagte er mampfend. „Und… diese roten Krieger.“, machte Kevin weiter. „Sie dienen einem sogannten Minotaurus.“ „Hydra, Minotaurus, Zentaurus…alles mythologische Wesen.“, warf Will ein. „Zumindest diesmal keine ägyptischen.“, erwiderte Kevin. Er hatte Recht, denn alle diese Monster kamen in griechischen Sagen vor. Dann sahen sie den Schrecken in Connors Gesicht. „Alles ok, Cousin?“, fragte Will besorgt. Dieser schüttelte den Kopf. „Das ist bestimmt kein Zufall. Zentaurus, Minotaurus…Zyklop.“, sprach er seinen Gedanken aus. Kevin und Will schluckten. Will hatte den Zyklopen, als den Mann in Erinnerung, der seinen Onkel getötet hatte. Kevin erinnerte sich, wie Emma von seinen Leuten entführt worden war. Dann sprang er plötzlich auf. „Die Kuttenträger!“, rief er aufgeregt. „Sie… haben zwar andere Klamotten an, aber ich bin mir sicher, dass es Kuks Leute waren. Ich kenne ihren Kampfstil.“, erklärte er. Connor und Will blieben für einen Moment still. „Aber…wir haben Kuk doch besiegt und seine Sekte ist zerschlagen.“, meinte Connor. Kevin war sich da nicht so sicher. „Ich denke, dass sie jetzt jemand anderes anführt. Jemand, der den Schlüssel und das Buch haben will.“, kombinierte er. Connor und Will bekamen keinen Bissen mehr herunter. „Egal. Die Typen sind schwach, und der, der sie anführt sicher auch. Calvin ist die größere Gefahr.“, gab Will sein Statement ab. Kevin stimmte ihm zu. „Wir müssen ihn besiegen und das Buch bekommen.“, betonte er nochmals. „Am besten, wir suchen Kuks altes Versteck auf.“, schlug Connor vor. Will wusste nicht, wozu das gut sein sollte. „Irgendwo müssen wir schließlich anfangen nach Hinweisen zu suchen.“, erwiderte Connor. Kevin und Will gaben ihm Recht. Connor rief Bryan an, bekam aber nur seinen Anrufbeantworter zu hören. Er hinterließ ihm eine Nachricht rauf und beschrieb ihm den Weg. Der Minotaurus hatte überall seine Spione. Er wusste bereits, dass seine Feinde auf dem Weg zu ihm waren. Er hatte seine Leute überall postiert. Er wusste, dass Kevin, Connor und Will stärker waren als sie, aber dennoch würden sie die drei hinhalten. Der Minotaurus musste dann selbst gegen die drei antreten. Würde er den Kampf gewinnen, oder unterliegen? Er befand sich in dem Raum, in dem Kevin den Zyklopen besiegt hatte. Das war fast 2 Jahre her und dennoch war es noch nicht vorbei. Der Raum war wieder für ein Ritual vorbereitet worden. Der Minotaurus würde sich das Buch der Toten zu eigen machen und es benutzen. Niemand würde ihn aufhalten können. Ein weiterer Faktor war Calvin. Er hatte ihn zuletzt als kleinen Jungen gesehen. Seitdem war er reifer und erwachsener geworden. Und bösartiger. Er besaß das Buch, welches der Minotaurus unbedingt haben wollte. Sein Handy vibrierte. Es war einer seiner Diener, der ihm meldete, dass seine drei Gäste eingetroffen waren. Der Minotaurus lachte innerlich. Er befahl seinen Leuten sie zuerst zu bekämpfen, um sie zu schwächen. Dann würde seine große Stunde kommen. „Ihr seht aus, als hättet ihr einen Geist gesehen.“, meinte Will abfällig. Kevin und Connor fanden sie Situation nicht komisch. Damals hatten sie hier einen großen Sieg errungen. „Sie sind da.“, flüsterte Kevin seinen Freunden zu. Auch die hatten ihre Beobachter diesmal bemerkt. Sie schienen überall im Gebäude zu lauern und die drei zu mustern. „Dann ist dieser Minotaurus also auch hier.“, meinte Will. „Das ist die Gelegenheit mehr herauszufinden.“, erwiderte Kevin. Nur Connor war etwas mulmig zumute. Bryan hatte sich bis jetzt nicht gemeldet. Sie hätten einen zusätzlichen starken Kämpfer gut gebrauchen können. Langsam betraten sie das Gebäude und blickten sich gleichzeitig nach allen Seiten um. In der Empfangshalle des mehrstöckigen Hauses, schienen die Kuttenträger ihr Versteckspiel aufzugeben. Sie erwarteten die drei mit gezückten Schwertern. „Da müssen wir wohl erstmal vorbei.“, brummte Will. Kevin und Connor ließen ihre Waffen erscheinen, während Will sich für die von Onuris entschied. Der Kampf gegen die Lakaien war nicht kraftaufwändig, sondern eher zeitaufwändig. Bald hatten sie vermummten Krieger besiegt und sahen sich gegenseitig an. „Der Keller.“, sagte Kevin entschlossen. Damals war dort das Ritual vorbereitet worden, durch das der Zyklop nach Daut gelangen wollte. Zeitgleich rannten die drei die lange Treppe nach unten und standen bald in dem weiten Raum, in dem Kevin seinerseits Kuk besiegt hatte. Vor ihnen stand jemand, der ebenfalls eine rote Kutte trug. „Achtung, er besitzt ein Amulett.“, warnte Kevin seine Freunde. „Das muss ihr Anführer sein.“, fügte Will hinzu. „Der…Minotaurus.“, sagte Connor scharf. Er fühlte sich, als würde ihn irgendeine böse Energie beeinflussen. Er wusste, dass er den Minotaurus kannte, aber wer war er? Die drei hörten sein Lachen, aber das war nicht das einzige. Kevin hörte plötzlich Schritte hinter sich und drehte sich um. Entsetzt sah er, wie Calvin direkt hinter ihm stand. Trotzdem unternahm dieser keinen Versuch ihn zu bekämpfen. Was hatte er hier verloren? Demonstrativ klatschte er in die Hände. „Was für eine nette Versammlung? Habt ihr vielleicht vergessen mich einzuladen?“, amüsierte er sich. Der Minotaurus starrte ihn freudig an. „Calvin! Natürlich habe ich nicht vergessen dich einzuladen. Du bist sogar mein Ehrengast. Hast du mein Buch mitgebracht?“, wollte er wissen. Calvin spuckte vor ihm auf den Boden. „Natürlich nicht. Es gehört mir. Genau wie deine Leute!“, sagte er. Kevin sah zu Connor und Will. Was redeten die beiden da? „Deine Leute?“, hakte der Minotaurus kichernd nach. Calvin nickte. „Eigentlich sollten sie mir dienen. Ich bin der rechtmäßige Nachfolger des Zyklopen.“, erwiderte er. Kevin und die andere zuckten zusammen. Calvin war Kuks Nachfolger? Der Minotaurus lachte schallend. „Dummkopf! Nur weil du dich ‚Zentaurus’ nennst, bist du das noch lange nicht.“, meinte er. Calvin sah das offensichtlich anders. „Ich finde den Namen passend. Natürlich nicht so passend wie deiner. Du nennst dich Minotaurus und trägst das Amulett des Stiergottes. Aber im Prinzip sind Namen doch egal, oder?“, fragte er seinen Konkurrenten. „Er ist es!“, rief Connor nun aufgeregt. Scheinbar hatte er den Minotaurus erkannt. Dieser zog sich nun langsam die Kapuze über den Kopf und zeigte den Dreien sein Gesicht. Connor traf der Schock wohl am meisten. Auch Kevin war überrascht und verwirrt. Will kannte den Fremden nicht, wusste aber, dass die Reaktionen seiner Freunde nichts Gutes zu verheißen hatte. Vor den Dreien stand ein alter bekannter. Er war einst Kuks rechte Hand, und führte jetzt scheinbar seine Leute an. Es war Buchis. Calvin Missmutig betrachtete Calvin das ‚Bitte-Nicht-Stören-Schild’ an seiner Zimmertür. Er wusste, warum sein Zimmergenosse es aufgehängt hatte. Calvin hasste es mit ihm zusammen zu wohnen. Dutzende Male hatte er seinen Vater darum gebeten, ihm ein Einzelzimmer zu besorgen. Dieser schien aber sehr beschäftigt zu sein. Zumindest schickte er seinem Sohn jeden Monat ein Taschengeld, womit er in seinem Ansehen wieder wuchs. Calvin stand kurz vor dem Abschluss und würde dann wieder nach London zurückkehren. Er würde das College mit Bestnoten abschließen, doch seine Eltern würden es sicher nur mit einem Axelzucken hinnehmen. Sein Vater wollte ihn in seiner Firma unterbringen, doch Calvin dachte daran sich etwas Eigenes aufzubauen. Das war aber alles andere als Leicht. Mit den monatlichen Finanzspritzen seines Vaters konnte er keine großen Investitionen wagen. Lediglich drei Monate blieben ihm, bis er in seine Heimatstadt zurückkehrte. Er würde das College nicht sehr vermissen, es hatte ihm hier nie wirklich gefallen. Er glaubte nicht daran, dass er es brauchte, doch sein Vater bestand darauf. Schon als kleiner Junge stand Calvin unter seiner Fuchtel. Tat er nur einmal nicht, was ihm aufgetragen wurde, musste er den Tag in seinem Zimmer verbringen. Sein Vater hatte ihn nie geschlagen, oder andere Gewalt angetan, dafür war er einfach zu fein. Calvins Familie gehörte zur feinen Gesellschaft und musste sehr auf ihren Ruf achten. Calvin überlegte sich, wie es sein würde seinen Vater nach vier Jahren wieder zu sehen. Würde er ihn beschimpfen, oder ausnahmsweise einmal loben? Bei seiner Mutter lag das Ganze anders. Calvin hatte sich immer gut mit ihr verstanden und freute sich auf das Wiedersehen. Es war geplant, dass er direkt nach der Abschlussfeier in das Flugzeug stieg und den Heimweg antrat. Doch es sollte anders kommen. Kevin und Will bemerkten Connors Anspannung, als dieser Buchis entgegensah. Er wollte auf ihn lospreschen, doch sein Cousin hielt ihn zurück. „Wer ist der Typ?“, fragte er zuerst Connor und sah dann zu Kevin. „Er…“, begann dieser, doch Connor würgte ihn ab. „Er hat Vater getötet.“, erklärte er. Will ließ ihn los und starrte Buchis ungläubig an. „Onkel?“, wurde auch er ganz starr. „Es scheint so, als würde er Kuks übrige Leute anführen.“, meinte Kevin. „Es sind meine.“, erwiderte Calvin nun. Kevin blickte ihn an und fragte sich, was wohl sein Geheimnis war. „Du hast einen großen Fehler begangen.“, rief Connor nun seinem Erzfeind zu. Buchis blickte ihn fragend an. „Inwiefern?“, hakte er nach. Connor beschwor seine Waffe und richtete sie auf ihn. „Ich habe dir letztes Mal das Leben geschenkt. Trotz seiner Tat habe ich dich davonkommen lassen. Diesmal wird es anders sein. Du hast deine Chance verwirkt.“, erklärte er. Buchis grinste ihn verschmitzt an. Scheinbar hielt er sich für den Stärkeren, obwohl er ihre letzte Auseinandersetzung verloren hatte. „Tu nichts Unüberlegtes und konzentrier dich.“, bat Kevin seinen Freund. Connor knurrte ihn an. „Du hast mir gar nichts sagen.“, antwortete er scharf und näherte sich Buchis. Kevin wollte ihm nach, wurde aber von Calvins Worten gestoppt. „Das ist sein Kampf. Misch dich nicht ein.“, nahm er sich heraus, Kevin etwas zu raten. Dieser würdigte ihn keines Blickes. „Er hat Recht.“, meinte Will nun. „Aber er ist der Mörder meines Onkels, somit geht mich der Kampf etwas an.“, sagte er und folgte seinem Cousin. „Halt dich zurück.“, erwiderte Connor, der wusste, dass er seinen Cousin nicht davon abbringen konnte. Kevin behielt währenddessen Calvin im Auge. Er hielt ihn für den Gefährlicheren. Buchis war ebenfalls bereit den Kampf wieder aufzunehmen und beschwor seine keulenartige Waffe. Connor schoss seine Sternengeschosse aus seiner Vorrichtung, doch Buchis war es ein Leichtes sie abzufangen. Die nächsten, zischten jedoch nahe an seinem Ohr vorbei. Allerdings stammten sie nicht von Connor. Will war es gelungen die Technik seines Cousins zu kopieren. „Hast du gedacht ich kopiere deine komische Keule?“, fragte Will Buchis arrogant. Dieser hasste es dumm angemacht zu werden. „Keiner Angst, ich nehme dir deinen Gegner nicht weg.“, warf Will Connor zu. „Er ist unser gemeinsamer Feind, also bitte vergiß das nicht.“ Connor nickte ihm dankbar zu. „Buchis.“, rief Calvin nun. Der neue Anführer von Kuks Sekte sah zu ihm, achtete aber auf seine Gegner. „Ich muss noch einiges mit dir bereden. Wenn du hier fertig bist, und dann noch unter den Lebenden weilst, komm in mein Büro.“, bat er und verschwand schließlich. Kevin verzichtete darauf ihm zu folgen. „Vergiss es, du gehst nirgendwo hin.“, gab ihm Connor zu verstehen. Auch Buchis schien erst mit Connor abrechnen zu wollen. Die Gier nach dem Buch war aber noch größer. Was würde ihm Calvin für einen Deal vorschlagen? Er begann langsam sich aufzulösen. „Er teleportiert sich!“, schrie Connor wütend und rannte auf ihn zu. Nur noch sein Gesicht war übrig geblieben. Connor starrte direkt in seine kalten Augen, bis auch diese verschwanden. „Mist!“, fluchte Connor. Will legte ihm die Hand auf die Schultern. „Das nächste Mal.“, versprach er ihm. Connor lächelte ihn dankbar an und nahm seine Worte ernst. „Willst du mir das Buch anbieten?“, fragte Buchis, obwohl die Antwort wahrscheinlich nein war. „Du kannst es dir verdienen.“, erklärte Calvin bereitschaftlich. Buchis hörte gespannt zu, was Calvin ihm vorschlug. „Meine Feinde sind doch zahlreicher, als ich erwartet hatte. Ein paar hilfreiche Hände könnten also nicht schaden.“, offenbarte er. Buchis verstand. „Ich soll mich dir also anschließen? Und meine Männer?“, hakte er nach. „Es sind meine.“, erwiderte Calvin. „Aber lass uns nicht streiten. Wenn ich das Buch geöffnet habe, ist das Vermächtnis meines Vaters irrelevant. Du kannst den Trümmerhaufen, den er überlassen hat gerne behalten.“, sagte er. Buchis verzog eine Miene. „Ich will die Macht des Buches genauso wie du!“, erinnerte er ihn. Calvin nickte. „Ja, aber wir haben den selben Wunsch. Den meines Vaters. Das Buch wird uns den gemeinsamen Wunsch erfüllen.“, versprach er. Buchis zeigte sich einverstanden und Calvin entschuldigte sich. Er hatte noch etwas Wichtiges vor. Calvin war ins Krankenhaus zurückgekehrt, und tat wozu, er letztens keine Gelegenheit gehabt hatte. Er erblickte den Arzt, unterließ es aber ihn anzusprechen. Er würde ihm ohnehin nur wieder das Selbe sagen. Calvin öffnete die Tür zum Patientenzimmer und sah zu der Frau, die mit geschlossenen Augen in ihrem Bett lag. Ein Schlauch steckte in ihrem Hals, welcher ihr das Atmen erleichterte. Es schmerzte Calvin jedes Mal, wenn er sie besuchte. Er trat zu ihr und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. „Hey, Mam, wie geht es dir heute?“, fragte er, obwohl sie ihm nicht antworten konnte. Calvin sprach jedes Mal mit ihr, wusste aber nie ob er zu ihr durchdrang. Er benutzte seine ganze Macht und seinen Einfluss darauf sie wieder gesund zu kriegen. Aber weder sein Geld, noch die Magie seines Amuletts hatten es ausrichten können. Calvins Mutter war ein Grund, warum er das Buch der Toten suchte. Mit ihm wäre sogar der Tod heilbar. Calvin schnappte sich eine Zeitung, die auf dem Nachttisch lag und blätterte darin. „Mal, sehen was es heute neues gibt. Ein Topmodel hat sich verletzt, ein Flugzeugunglück und unser Prinz muss zum Militär. Oh, hier ist was Aufregendes. Der Prämierminister will zurücktreten. Du hast dich doch immer für Politik interessiert.“, sprach er mit seiner Mutter. Er las ihr einen Teil des Artikels vor und ließ die Zeitung dann sinken. Er fragte sich, ob es wirklich Sinn machte, was er tat. Sollte er sich nicht lieber um die Beschaffung des Schlüssels kümmern? Calvin fragte sich, ob seine Mutter wohl träumte. Wenn ja, träumte sich von der Vergangenheit? Träumte sie davon, was ihr Sohn ihr angetan hatte? Calvin und seine Mutter telefonierten jedes zweite Wochenende miteinander. Als sie einmal außerplanmäßig anrief, dachte Calvin bereits an das Schlimmste. War sein Vater vielleicht verstorben? Seine Mutter beruhigte ihn, erzählte ihm jedoch, dass sein Vater verhaftet wurde. Angeblich hatte er Geschäfte mit Kriminellen getätigt. Calvins Mutter konnte sich das schwer vorstellen, aber ihr Sohn dafür umso mehr. „Ich nehme das nächste Flugzeug.“, versprach Calvin. Seine Mutter fragte ihn, was mit seinem Abschluss sei, doch Calvin beruhigte sie. Er würde die Papiere einfach später abholen, oder sich zuschicken lassen. Er wusste, da jetzt, wo sein Vater in Haft war, einige Dinge geregelt werden mussten. Seine Mutter war dafür einfach zu liebenswürdig und zu unerfahren. Falls sein Vater verurteilt werden sollte, würde Calvin sicher seine Geschäfte übernehmen. Er konnte sogar behaupten, dass es ihm passte seinen Vater los zu sein. Zum einen hatte er jetzt freie Bahn und zum anderen fühlte er sich frei. Er wünschte seinem Vater sogar verurteilt zu werden. In Calvins Augen hatte er nichts anderes verdient. Calvin nahm die nächste Maschine und war bereits einen Tag später in London. Seine Mutter empfing ihn herzlich und zusammen fuhren sie zur Villa, in der Calvin bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr gewohnt hatte. Auf den ersten Blick wirkte alles unverändert. Calvin verstaute seine Sachen in seinem Zimmer und musste feststellen, dass es als Besenkammer missbraucht worden war. Das Abendessen war bereits angerichtet worden, und Calvin schlenderte zum Speisesaal. Er war kleiner als die übrigen Räume und es gab auch nur zwei Plätze am Tisch. Calvin setzte sich auf den seines Vaters, was beinahe eine symbolische Bedeutung hatte. „Ich werde Vaters Platz einnehmen.“, sagte er, als ihn seine Mutter ansah. Dieser blickte ihn lange an. „Gut, aber…bitte werde nicht wie er.“, bat sie. Calvin brummte und nickte schließlich. „Sag mal…erinnerst du dich an Vaters Anhänger?“, fragte er beiläufig während dem Essen. Seine Mutter dachte kurz nach und bejahte. „Diesen merkwürdigen Stein? Ja, ich glaube er hat ihn sogar am Tag seiner Verhaftung getragen.“, erzählte sie. Calvin bedankte sich für die Antwort und aß weiter. Am nächsten Tag wollten sich die Partner von Calvins Vater treffen. Dieser verschob das Meeting allerdings, und ließ sich mit der Limousine zum Staatsgefängnis fahren. Er wollte noch mal mit seinem Vater sprechen, vielleicht sollte es das letzte Mal werden. Für Calvin gab es keinen Grund ihn öfters zu besuchen. Calvin hatte keinen Termin, konnte sich aber durch seinen neuen Einfluss leicht einen beschaffen. Calvin und weitere Besucher wurden in einen Raum gebracht, der von Wärtern nur so wimmelte. Keiner sollte unter ihren Augen etwas verbotenes einschleusen. Calvin wartete einige Minuten, bis er schließlich seinen Vater erblickte. Er sah abgemagert und kränklich aus. Es war schwer zu glauben, dass er einmal ein großes Tier in der Unterwelt gewesen war. Als er seinen Sohn erblickte, wandte er sich zum Wärter. „Ich will zurück in die Zelle.“, herrschte er ihn an. Der Wärter war einen Augenblick verdutzt. „Vater!“, rief ihm Calvin schließlich zu. Sein Dad ließ sich nur schwer überzeugen, am Tisch platz zu nehmen, an dem sein Sohn saß. „Du bist so was von berechenbar. Kaum verliere ich meine Position in der Gesellschaft und in der Familie kommst du herbeigeeilt um mich zu ersetzen.“, sagte er. „Du hast mir ja auch einiges beigebracht.“, erwiderte Calvin kühl. Sein Vater wollte etwas sagen, wurde aber von einem Schreien daran gehindert. Ein anderer Gefangener war von seinem Platz aufgesprungen und beschimpfte eine junge Frau. „Du glaubst mir also nicht? Wenigstens du solltest zu mir stehen!“, brüllte er sie an. Die Frau, die wahrscheinlich seine Freundin war, sprang auf und torkelte ein paar Schritte zurück. Ihr Freund war an vielen Stellen tattooviert und sah gefährlich aus. Zwei Wärter eilten herbei, um den Mann zur Ruhe zu bringen. Als dies gelungen war, brachten sie ihn in seine Zelle zurück. „Also was soll dein Besuch? Sag nicht, du hast mich vermisst.“, redete Calvins Vater weiter. Sein Sohn lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Du wirst verurteilt, ich habe mir die Beweise angesehen. Auftragsmorde, Bestechungen, Korruption…du bist am Ende. Ich werde deinen Platz in der Firma einsehen. Und in der Unterwelt.“, verriet er. Sein Vater lachte drauf los. „Du halbe Portion? Wie willst du das anstellen?“, schien er ihn nicht ernst zu nehmen. Calvin grinste ihn überlegen an. „Mit deinem Amulett.“, erwiderte er. Sein Vater musterte ihn verblüfft. „Du weißt davon? Na egal, es funktioniert nur bei mir, bei niemanden sonst.“, enttäuschte er ihn. Calvin aber schien mehr zu wissen, als er verriet. Als sein Sohn ihn schadenfroh auf seine Zukunft im Gefängnis hinwies, wurde es ihm zuviel und er verlangte in seine Zelle zurückgebracht zu werden. Calvin war sich nun sicher, dass sein Vater ihm nie wieder unter die Augen kommen würde. Er erkundigte sich bei der Leitung nach den persönlichen Sachen seines Dads, bei ihm bei der Einlieferung abgenommen wurde. Darunter war auch ein weißer Umschlag, den er bei sich gehabt hatte. Es war zuerst als Beweismaterial eingestuft worden, aber dann als wertlos empfunden worden. Sein Vater hatte keine Gelegenheit mehr gehabt an sein Amulett heranzukommen. Leider erging es Calvin ebenso. Der zuständige Werter ließ sich nicht einmal bestechen, da er strikt nach Vorschrift vorging. Calvin fand dies aber nicht schlimm, da er die Sachen ohnehin bald ausgehändigt bekommen würde… Connor gelang es nicht eine Minute lang zu sitzen. Ständig sprang er auf und ging im Raum auf und ab. Will versuchte ständig mit ihm zu reden, doch Connor war von Buchis besessen. „Ich habe ihm eine Chance gegeben.“, meinte er nun schon das zweite Mal. Will nickte. „Er hat sie verwirkt. Du wirst deine Rache bekommen. Genau wie ich.“, versicherte er. Dann schien Connor etwas eingefallen zu sein. Er riss die Haustür auf und rannte zu seinem Wagen. Will der glaubte, dass sein Cousin etwas Unkluges anstellen könnte, lief ihm nach, doch Connors Wagen war bereits gestartet. Will konnte ihm nur noch hinterher blicken. Connors Fahrt dauerte Zwanzig Minuten, bis er schließlich vor Bryans Wohnung ankam. Wie wild drückte er auf den Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet und Connor erkannte Alice. Er musterte sie kurz und drängte sich dann an ihr vorbei. „Connor.“, sagte Bryan überrascht, als dieser ohne ein Wort in sein Wohnzimmer trat. „Wo warst du?“, fragte er ihn fordernd. Bryan wusste zuerst nicht, was Connor damit meinte. „Ich habe dich heute versucht anzurufen.“, erklärte er. Bryan wurde mulmig zumute. „Ja, mein Akku war alle.“, entschuldigte er sich. In Wirklichkeit hatte er aber gelogen. Er hatte den Anruf sehr wohl bemerkt, aber als er Connors Namen auf dem Display gelesen hatte, warf er sein Handy einfach auf die Couch. Alice war gerade bei ihm und er wollte nicht weg. Was wenn er nicht zurückkommen würde? Vor einem Jahr hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als zu sterben. Nach Carols Tod hatte er keinen anderen Gedanken. Jetzt hatte er Alice und wollte weder sie, noch sich in Gefahr bringen. Er entschuldigte sich noch ein paar Mal bei Connor, bis dieser ihn wütend verließ. Kurz darauf bekamen einen Anruf von Will und erfuhr alles im Detail. Er konnte Connor nun besser verstehen und schilderte ihm auch seine Situation. „Heißt das…du willst aussteigen?“, fragte Will unsicher. Bryan bejahte nach anfänglichem Zögern. „Ich weiß, ihr könnt noch einen guten Kämpfer gebrauchen, aber es geht nicht, Ich weiß, dass das Egoistisch klingt, aber…“ „Schon gut.“, schnitt im Will das Wort ab. „Ich rede mit Connor, er wird das schon verstehen. Kevin ist ja wieder da, also werden wir unsere neuen Feinde schon Kleinkriegen.“, tat er die Sache ab. Bryan bedankte sich für sein Verständnis und legte auf. Alice hatte ihn die ganze Zeit angesehen. „Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist?“, fragte sie nach. Bryan nickte sofort. „Ja. Ich will nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Die anderen sind stark und schaffen es auch ohne mich. Die Kraft, die ich von Haroeris habe, hat mir Carol genommen, und noch viel mehr. Ich will und brauche sie nicht. Alles was ich will bist du.“, sagte er und nahm Alice in den Arm. Calvin hatte das Treffen mit den Partnern seines Vaters grandios hinter sich gebracht. Er hatte sich behauptet und seinen Platz eingenommen. Erleichtert und etwas müde kam er in die Villa zurück. Er dauerte länger als er gedacht hatte, die Angelegenheiten seines Vaters zu regeln. So kam es, dass die Wochen dahinkrochen, bis alles unter Dach und Fach war. Jetzt konnte sich Calvin anderem widmen. Zuerst flog er zurück in die USA, um seine Papiere und seine anderen Sachen abzuholen. Er verabschiedete sich nicht einmal von seinem Zimmergenossen oder seinen anderen Freunden. Für ihn waren sie nun Vergangenheit. Auf dem Heimflug hatte Calvin ein merkwürdiges Erlebnis. Als er an einem Jungen vorbeiging, beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl. Calvin achtete aber nicht weiter darauf. Zurück in London suchte er noch einmal die Justizvollzugsanstalt auf. Diesmal galt sein Besuch jedoch nicht seinem Vater. Er wartete im Besucherraum, bis der Typ mit den Tattoos hereingeführt wurde. Dieser sah Calvin verwirrt an. „Du bist nicht meine Freundin.“, sagte er, als er sich setzte. Calvin musste kurz lachen. „Gut erkannt. Ich bin wegen etwas anderem hier. Ich habe mich nach Ihnen erkundigt. Schwere Körperverletzung, Diebstahl, aber schlussendlich hat Sie der Totschlag hier hergebracht.“, redete er auf ihn ein. „Ich bin Unschuldig.“, erwiderte der Häftling trotzig. Calvin ging nicht darauf ein. Ich habe einen Job für sie.“, verriet er. Nun wurde der Häftling hellhöriger. „Und was hätte ich von diesem ‚Job’?“, hakte er nach. „Ganz einfach. Ich biete Ihnen nicht nur Geld, sondern auch meine Kontakte. Ich kann sie hier früher rausbringen.“, versprach er. Der Häftling schien zu überlegen. „Ihr reichen Typen seid doch alle gleich. Nur weil ihr Kohle habt, denkt ihr, ihr könnt tun und lassen was ihr wollt.“, schnauze er ihn an. „Ich kann mir auch jemand anderen suchen.“, sagte Calvin scharf. Das wirkte. „Worum geht es?“, wollte der Häftling erfahren. Calvin zögerte zuerst, sprach es dann aber auf. „Ich will…dass Sie meinen Vater töten.“ Kaum hatte er den Satz beendet, stand sein Gegenüber auf und wollte gehen. „Ich verdopple mein Geld und meine Bemühungen auf eine Bewährung.“, sagte Calvin schnell. Der Häftling setzte sich wieder und sah Calvin musternd an. „Für so einen hatte ich dich nicht gehalten.“, murmelte er. „Ja oder nein?“, fragte Calvin nun direkt. Der Häftling wollte sich aber nicht festlegen. „Was wenn ich dabei erwischt werde?“, fragte er erwartend. Calvin rollte mit den Augen. „Wenn Sie wirklich so dumm sind, haben Sie es nicht anders verdient. Sorgen Sie einfach dafür, dass mein Vater einen kleinen Unfall hat.“, meinte er. Schweren Willens willigte der Häftling ein und versprach noch heute Ergebnisse. Dann wurde er zurück in die Zelle geführt. Calvin war zufrieden alles lief nach Plan. Es war am nächsten Tag, als der Anruf der Polizei eintraf. Scheinbar hatte sein Vater einen Unfall und war in den Tuschräumen ausgerutscht. Die Ärzte hatten vergebens um sein Leben gekämpft. Calvins Mutter war geschockt und ihr Sohn tröstete sie. Dann fuhr er zum Gefängnis um die Sachen seines Vaters abzuholen. Gierig verlangte er nach dem weißen Umschlag und fischte das Amulett des Gottes Kuk heraus. Nach dem Tod seines Vaters war seine Macht auf ihn übergegangen. Nun konnte ihn niemand mehr aufhalten. Bereits nach einem Monat hatte Calvin auch in der Unterwelt das Sagen. Er spürte wie er körperlich und gesellschaftlich mächtiger wurde. „Wie gefällt dir diese Macht?“, hörte Calvin eines Tages eine Stimme, die scheinbar aus seinem Amulett kam. „Ich habe dir diese Stärke gegeben, nun bist du an der Reihe, etwas für mich zu tun.“ Calvin glaubte er würde verrückt werden. Oder saß tatsächlich ein alter Geist in seinem Amulett? Eines Nachts erwischte er sich dabei, wie er schlaftrunken aus dem Bett stieg und stundenlang in der Gegend rumfuhr. Er erwachte erst aus seiner Trance, als er in einer Art Bergwerksstollen angekommen war. Vor ihm saß ein Mann mit einer weißen Maske, der ihn amüsiert anblickte. Verlor Calvin langsam den Verstand? „Dein Amulett hat dich zu mir gebracht.“, verriet ihm der Maskenmann. Calvin schluckte. „Was zum Teufel willst? Weißt du nicht wer ich bin?“, fragte er selbstsicher. Doch der Maskenmann lachte nur laut. „Du bist stark, also wirst du mir dienen.“, entschloss er. Calvin wollte nichts davon hören und griff ihn an. Sein Gegner war aber stark und Calvin trat die Flucht an. Dieser alte Geist schien die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen, was er unbedingt verhindern musste. Eines Abends verlor er aber komplett die Kontrolle über sich, was schlimme Folgen mit sich brachte. Er saß gerade am Tisch und aß mit seiner Mutter. Diese bemerkte, dass es ihrem Sohn nicht gut ging. „Du hast es mir versprochen.“, sagte sie schließlich. Calvin blickte sie fragend an. „Du hast mir versprochen nicht so zu werden wie dein Vater.“, erinnerte sie ihn. „Wie kommst du darauf?“, hakte Calvin nach. Seine Mutter rührte in ihrer Suppe. „Er war auch ständig abwesend und hat nur gebrüllt, wenn ich ihn aus seinen Gedanken riss.“, erklärte sie. Calvin reagierte geschockt. War das Amulett am Charakter seines Vaters Schuld gewesen? War es in Wirklichkeit immer der Geist gewesen, der ihn angebrüllt und bestraft hatte? Hasste er in Wahrheit den Geist des Amuletts und hatte seinen Vater völlig umsonst geopfert? Seine Mutter redete immer weiter auf ein, bis Calvin der Kragen platzte. Er schritt auf seine Mutter zu und packte sie. Sie wehrte sich und Calvin stieß sie mit voller Kraft gegen die Wand. Sein Gesicht hatte sich zu einer grässlichen, schwarzen Fratze verzerrt. Seine Mutter lag leblos am Boden und das Ungeheuer betrachtete sie grinsend. Er erlangte Calvin wieder die Oberhand und stürzte zu seiner Mutter. Er konnte nicht fassen, was er getan hatte und rief einen Krankenwagen. Seine Mutter war schwer verletzt worden und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Calvin schlief die nächsten zwei Nächte keine Stunde. Ständig fuhr er zum Krankenhaus und fragte, ob es etwas Neues gab. Er wurde schwächer und hilfloser. Bald sah er so kränklich aus, wie sein Vater. Würde der diesem Monster unterliegen? Nein, das durfte nicht geschehen. In seiner Verzweiflung suchte er den Maskenmann wieder auf, der sich ihm als Baal vorstellte. Er erzählte ihm die ganze Wahrheit über die Götter und die Amulette, die sie hinterlassne hatten. Einige Götter hatten ihre Seelen nach ihrem Tod in ihre eigenen Amulette eingeschlossen. Die Seele Kuks, dem Urgott der Finsternis ruhte also in Calvins Amulett. Baal bot ihm allerdings Hilfe an. Er versiegelte die Seele so, dass sie nicht mehr Besitz von Calvin ergreifen konnte. Dann bot Baal ihm einen Deal an. „Er sammelte die heiligen Patak um sich, welche über große Macht verfügten. Wenn Calvin für ihn arbeitete, würde er seiner Mutter helfen. Er und Baal trafen sich in unregelmäßigen Abständen, um Informationen auszutauschen. Calvin fand, Baal würde sich zuviel Zeit lassen. Seiner Mutter ging es weder besser noch schlechter. Er wurde inzwischen nicht mehr von dem bösen Geist belästigt und konnte frei seinen Geschäften nachgehen. Eines Tages verkündete Baal ihm, dass er alle Patak beisammen hatte. Calvin freute sich riesig, wurde aber enttäuscht, als er bald darauf einen Anruf von Claire erhielt. Das Revival-Projekt war gescheitert. Calvin fluchte, hatte aber noch einen Ersatzplan. Baal hatte ihm vom Buch der Toten erzählt. Da er Baal natürlich nicht vertraute, hatte er Nachforschungen angestellt. Er wusste wo das Buch versteckt worden war, doch leider wurde es bereits gefunden und an einem neuen Ort gebracht worden. Es hatte ein Jahr gedauert, bis er es endlich in den Fingern hielt. Es war eine Qual, als er herausfand, dass es nur mit einem bestimmten Schlüssel zu öffnen war. Er war so nahe am Ziel. Bald würde er seiner Mutter helfen können. Er unterhielt sich noch weiter mit ihr, bis sein Handy klingelte. Buchis war am anderen Ende und schien gute Neuigkeiten zu haben. „Ich weiß jetzt wie wir an den Schlüssel kommen. Und das Gute ist: Wir müssen nicht einmal um ihn kämpfen.“, versicherte er. Calvin reagierte zuerst skeptisch, hörte sich dann aber Buchis Plan an. Er klang gut durchdacht und konnte funktionieren. Allerdings kannte er Kevin noch nicht wirklich. Würde er ihm wirklich den Schlüssel abjagen können? Connor reagierte sauer, als er von Bryans Ausstieg hörte. Er wollte nochmals zu ihm, doch Will riet ihm davon ab. Er hatte schreckliches durchgemacht und seine Ruhe verdient. „Ist das, was unserer Familie widerfahren ist den nicht schrecklich?“, fragte er ihn. Will bejahte und versprach nochmals, dass Buchis für seine Tat büssen würde. Aber Buchis war nicht ihr einziger Feind. Calvin schien ebenfalls sehr stark zu sein. Er wollte den Schlüssel von Kevin, und Will beschloss beide Gegner ernst zu nehmen. Kevin trat in die Wohnung und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Will berichtete von Bryan, und Kevin nahm es gelassener auf. „Zu Dritt sind wir stark genug. Ich kümmere mich persönlich um Calvin.“, erklärte er. „Ich übernehme gerne den Rest.“, erwiderte Connor, der wild auf einen Rückkampf war. „Eigentlich…würde ich mich allein darum kümmern. Schakal hat nur mich um Hilfe gebeten, nicht euch.“, sagte er nun. Will und Connor sahen sich an. „Glaubst du wir lassen zu, dass du dir den Schlüssle abjagen lässt? Glaub ja nicht, dass wir dich wieder mögen.“, sprach Will halbernst. Kevin nickte ihnen dankbar zu. „Ich werde mich nicht entschuldigen, weil ich gegangen bin, falls du das meinst. Das schien Will auch nicht erwartet zu haben. Sobald das Buch in Sicherheit war, würde er ohnehin wieder verschwinden. Oder? „Du hast mich rufen lassen?“, fragte Claire ihren neuen Boss. Calvin lächelte ihr zu und versuchte nicht so verkranft zu wirken. „Dein Wunsch wird bald in Erfüllung gehen.“, verriet er. Claire dachte sofort an ihren Bruder. „Was hast du vor?“, wollte sie wissen. Calvin grinste. „Ich werde ihm eine Falle stellen. Er wird samt Schlüssel zu mir kommen. Dann beseitige ich ihn und öffne endlich das Buch.“, verriet er ihr. Claire verstand. „Was soll ich also für dich tun?“, hakte sie nach. „Du wirst jemanden zu mir bringen. Keine Angst, die Person ist nicht besonders stark und soweit ich weiß, hasst du sie.“, erklärte er. Claire überlegte kurz und glaubte dann zu wissen, wen Calvin meinte. Oh mein Gott! Claire wartete ungeduldig am Flughafen. Sie wusste, dass ein Flugzeug sich verspäten konnte, doch Calvin hatte sie auf diesen Auftrag angesetzt. Da Mandulis nicht mehr da war, brauchte Claire jemand Neues, dem sie Treue geschworen hatte. Sie wollte jemanden entführen, den Calvin dann als Druckmittel einsetzen konnte. Endlich erfuhr Claire durch den Lautsprecher, dass das Flugzeug im Landeanflug. Erfahrungsgemäß wusste sie, dass auch das Auschecken eine Weile dauerte, weswegen sie sich noch einen Drink genehmigte. Als die ersten Passagiere den Vogel verließen, setzte sich auch Claire in Bewegung. Zuerst musste sie die Person erst finden und selbst dann zuerst beobachten. Wenn außer ihnen niemand in der Nähe war, würde sie die Person, wen nötig gewaltsam zu Calvin bringen. Es dauerte etwas, bis sie sie ausfindig gemacht hatte. Ein Mädchen, etwas älter als sie selbst, stand vor dem Fließband und fischte ihren Koffer aus der Menge. Ihr Pass wurde kontrolliert und schlenderte dann in Richtung Ausgang. Claire musste Calvin Recht geben. Kevins Freundin in ihre Gewalt zu bringen, würde ihren Bruder sicher veranlassen den Schlüssel auszuhändigen. Emma ahnte nicht, dass Kevin bereits vor ihr zurückgekehrt war. Sie hatte sich auf die Suche nach ihm begeben, musste aber bald darauf aufgeben. Ihr war klar geworden, dass Kevin überall sein konnte und wahrscheinlich gar nicht gefunden werden wollte. Sie ging gerade auf den Ausgang zu, als ihr jemand die Tür öffnete. „Danke.“, sagte sie, blickte aber dann aber in Claires Gesicht. Erschrocken taumelte sie zurück. „Du?“, fragte sie ungläubig. „Lange nicht gesehen.“, lächelte ihr Kevins Schwester entgegen. Emma sah sich um, und dachte daran zurück in die Menge zu verschwinden, aus der sie gekommen war. „Es gibt keinen Fluchtweg. Komm einfach mit mir mit, ich werde dir schon nichts antun. Alles was ich will ist Kevin.“, verriet sie. „Wusstest du, dass er wieder in der Stadt ist?“ Emma zuckte zusammen. Sprach sie die Wahrheit? „Was willst du von ihm?“, wurde Emma nun mutiger. „Rache.“, erwiderte diese nur. Emma verstand sie nicht. Trotz Mandulis´ und Baals Tod, kämpfte sie noch weiter gegen ihren Bruder. „Keine Angst, du wirst ihn bald wieder sehen. Das heißt, wenn er unsere Forderungen erfüllt.“, fügte sie hinzu. „Forderungen?“, wiederholte Emma verwirrt. „Er hat etwas, was uns gehört.“, antwortete Claire. Emma wusste nicht, wovon sie sprach, wusste aber, dass eine Flucht der einzige Ausweg war. Wohin sollte sie rennen? Claire war nicht nur stark, sondern auch schlau. Sie hatte einen Auftrag, den sie ausführen wollte. Emma hatte keine andere Wahl. Sie rannte zurück und versuchte zwischen den Leuten unterzutauchen. Claire folgte ihr ganz langsam, doch es gelang ihr, Emma nicht aus den Augen zu lassen. Emma dachte daran jemanden um Hilfe zu bitten, doch was, wenn Claire ihre Kraft einsetzen sollte? Emma rannte weiter, bis Claire plötzlich wenige Meter vor ihr stand. Sie schien sich teleportiert zu haben. Den anderen Leuten auf dem Flughafen war nichts aufgefallen. „Du kannst mir nicht entkommen.“, rief Claire Emma zu. Diese schien das anders zu sehen. Sie lief weiter und auch Claire beschleunigte ihr Tempo. Dann gab es ein klingendes Geräusch hinter ihr. Sie war Emma durch einen Metalldetektor gegangen, ohne es zu bemerken. Sofort wurde sie von zwei Sicherheitsleuten aufgehalten. Sie wollte sie einfach beseitigen, dachte aber dann, dass dies den Plan gefährden könnte. Sie hatte keine Wahl, als sich kurz durchsuchen zulassen und die Verfolgung dann wieder aufzunehmen. Doch Emma war verschwunden. Claire fluchte, dass sie sich so einfach anhängen lassen hatte. Emma hatte zur Sicherheit nicht den Hauptausgang benutzt. Claire hätte wahrscheinlich dort gewartet. Zwei Fragen spukten nun in ihrem Kopf herum. Was wollte Claire von ihr? Und war Kevin tatsächlich wieder zurück? Emma wollte das unbedingt herausfinden. Sie steuerte auf ein Taxi zu, ertappte sich aber dabei, wie sie extra langsam voranschritt. Was würde passieren, wenn sie Kevin wieder gegenüberstand? Sollte sie ihn anbrüllen, oder um die Arme fallen? Er hatte sie im Glauben gelassen, er wäre tot. Sie wollte ihn unbedingt nach dem Grund fragen, und ob sie und er noch eine gemeinsame Zukunft hatten. Calvin war alles andere als erfreut, als er von Claires Fehlschlag erfuhr. „Ich werde es wieder gut machen.“, versprach diese. „Emma ist sicher bereits bei Kevin und den anderen. Ohne Verstärkung wirst du keine Chance gegen sie haben.“, sagte er. Claire verstand nicht ganz und fragte nach, was er mit Verstärkung meinte. Calvin drückte den Knopf seiner Gegensprechanlage und bat Miles die Gäste hereinzuschicken. Miles trat als erstes ins Büro. Ihm folgten die zwei merkwürdigausehende Gestalten. Einer war bandagiert wie eine Mumie und der andere trug eine rote Kutte. „Das sind Buchis und Onuris. Es wird Zeit uns den Schlüssel zu sichern. Die beiden werden dich begleiten. Ihr habt den Auftrag Kevins Freundin unverletzt herzubringen.“, trug er ihnen auf. Während Claire sofort nickte und sich sogar ein Stück verneigte, murmelten Buchis und Onuris nur ein kurzes ‚Verstanden’. Es war ihnen anzusehen, dass es ihnen nicht passte, wie Calvin sie herum kommandierte. Das Amulett des Kuk war vielleicht um einen Grad stärker als ihre, dennoch hatte er kein Recht, sich als Anführer aufzuspielen. Aber alle hatten das Selbe Ziel und wollten das Buch öffnen. Emma war zuerst zu Kevins Wohnung geeilt, die inzwischen leer stand, hatte ihn aber nicht vorgefunden. Kevin musste jedoch irgendwo schlafen, weswegen sie als nächstes bei Connor klingelte. Die Tür schwang auf und sie erblickte Will. Dieser erschrak zuerst und rang nach Worten. „Stimmt es, dass Kevin zurück ist?“, fragte sie nur. Das versetzte Will einen Schlag. Sie erwähnte nichtmal die Auseinandersetzung der beiden. „Ja…das stimmt.“, erwiderte er nur. „Aber…er ist nicht hier.“, fügte er schnell hinzu. Emma drängte sich an ihm vorbei und betrat Connors Wohnung. Glaubte sie vielleicht, dass Will log? „Ich warte hier.“, sagte sie. Ihre Stimme klang beinahe schon kalt und gefühllos. In der nächsten Stunde begann Will mehrere Male ein Gespräch zu beginnen, doch Emma nahm ihn nicht einmal wahr. Dann ging die Tür auf und Emmas Herz begann schneller zu schlagen. Doch es war nur Connor. Dieser reagierte überrascht, als er Emma in seiner Wohnung vorfand. „Wo ist Kevin? War er nicht bei dir? Wenn er hier herkommt, gibt es einen Krieg!“, flüsterte Will seinem Cousin zu. Dieser sah nach draußen. „Er wollte noch was erledigen, kommt aber bestimmt jede Minute.“, flüsterte er zurück. Will schluckte. Das konnte ja noch heiter werden. Fast gleichzeitig begannen die Amulette der beiden zu glühen. „Verdammt, das sind mindestens zwei. Somit können wir Kevin ausschließen.“, fluchte Will. „Du bleibst bei Emma.“, trug ihm Connor auf. Will war hin und hergerissen. Normalerweise hätte er darauf bestanden, Connor beizustehen, doch Emma war ihm ebenfalls wichtig. Wie sehr, hatte er ihr ja bereits offenbart. Er wagte es aber nicht sie anzusprechen, oder über die Situation aufzuklären. Als Connor draußen war, sprang ihm bereits Buchis überlegenes Lächeln ins Gesicht. „Das trifft sich ja großartig!“, geifte er ihn an. Endlich bekam er seine Rache. Dann hörte er ein Geräusch. Irgendetwas flog durch die Luft, direkt auf ihn zu. Er teleportierte sich fort. Onuris Messer gingen wieder einmal ins Leere. „Was habe ich den da für einen schwachen Kampfgefährden erwischt?“, rief ihm Buchis zu. „Halt die Klappe!“, antwortete Onuris gereizt. „Glaubt bloß nicht, dass ihr eine Chance gegen mich habt, nur weil ihr zu weit seid.“, mimte er den Überlegenen. In Wirklichkeit war er sich nicht im Klaren, wie gut seine Chancen tatsächlich waren. Er wünschte sich, Will würde ihm beistehen. „Wenn du glaubst, dass dein Freund dir zu Hilfe kommt, vergiss es. Der hat glaube ich gerade eigene Sorgen.“, rief ihm Buchis zu. Connor riss die Augen auf und sah zu seiner Wohnung. Was geschah darin? „Wir müssen hier verschwinden.“, versuchte Will Emma klar zu machen. Doch diese schüttelte nur den Kopf. „Ich warte auf Kevin.“, sagte sie nur. Will verstand nicht, wie man nur so starrköpfig sein konnte. Dann zersplitterten Fenster und die Kämpfer mit den roten Kutten stürmten herein. Buchis Leute hatten sie gefunden. „Geh in Deckung.“, verlangte Will von Emma. „Wie süß, du machst dir Sorgen um mich?“, fragte sie schnippisch. Will verstand das Mädchen einfach nicht. „Sie sind hinter mir her.“, verriet sie als nächstes. Im Telegrammstil, berichtete sie von ihrem Zusammenstoß mit Claire. „Wieso hast du das nicht vorher gesagt, dann hätten wir das hier vermeiden können.“, ärgerte er sich. Die Kuttenträger griffen nicht gleich an, sondern starrten Will und ihre Zielperson nur stumm an. Ein paar von ihnen schienen nun jemandem Platz zu machen, der sich zwischen sie durchdrängte. Es war Claire. „Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen? Und dieser Bill beschützt dich als einziges?“, sagte sie überlegen. „Ich heiße Will, und das weißt du!“, wies er sie zurecht. Claire brummte nur kurz. „Mir doch egal. Rück Emma heraus.“, befahl sie. Will bereitete sich auf einen Kampf vor. „Wie kommst du darauf, dass ich das tun würde?“ Connor hatte währenddessen unerwartet Hilfe bekommen. Buchis und Onuris hatten ihm schwer zugesetzt, bis Kevin auftauchte. „Wieso kommst du eigentlich immer zu spät, oder gar nicht?“, beschwerte sich Connor. „Sei froh, dass ich überhaupt da bin.“, erwiderte er. Dass Emma zurück war, verschwieg Connor. Kevin sollte sich lieber auf den Kampf konzentrieren. Connor konzentrierte sich besonders auf Buchis, was nur zu verständlich war. Kevin wehrte inzwischen Onuris Angriffe ab. „Was hältst du von einem Deal?“, schlug dieser plötzlich vor. Kevin hörte gespannt zu. „Du gibst mir den Schlüssel und ich verrate dir, was Calvin vor hat.“, schien er Calvin hintergehen zu wollen. „Dummer Deal. Du bekommst ihn nicht.“, ließ sich Kevin auf nichts ein. Onuris grinste nur. „Dann bekommt in eben Calvin. Er will deine kleine Freundin entführen, um ihn zu erpressen.“, verriet ihm die Mumie. Kevin zuckte zuerst zusammen, bis ihm einfiel, dass Emma gar nicht in der Stadt war. Oder etwa doch? Er teleportierte sich in Connors Wohnung und wurde sofort einem von Buchis Leuten angegriffen. Er wehrte ihn ab und sah sich um. Sein Blick und der von Emma trafen sich. Will bemerkte es, versuchte aber bei der Sache zu bleiben. Die roten Krieger hatten sich auf ihn und Emma gestützt und Will hatte alleine Schwierigkeiten sie abzuwehren. Erst als Kevin abermals attackiert wurde, wendete er seinen Blick von Emma ab. Dann geschah etwas, was Kevin Will später als Unachtsamkeit vorwarf. Claire benutzte ihre Spezial-Technik und tauchte aus der Wand, hinter Will auf. Dieser wurde durch ihren Angriff zu Boden geworfen. Claire zog ein Messer und nahm Emma gefangen. Diese wehrte sich, doch Claire war ihr überlegen. Entsetzt sah Kevin zu seiner Schwester. „Claire, überlege dir gut, was du tust.“, sagte er eindringlich. Buchis Krieger verstanden die Situation und verschwanden augenblicklich. „Komm heute Abend in die Firma der ‚Zyklop-Group’. Calvin erwartet dich dort. Und selbstverständlich auch den Schlüssel.“, erzählte sie ihm und teleportierte sich samt Emma fort. Kevin war nicht schnell genug bei ihr, um sie aufzuhalten. Will stand stöhnend auf. Kaum hatte er kapiert, was geschehen war, verpasste Kevin ihm einen Kinnhaken. Will ließ sich das nicht gefallen und konterte. Bald brach ein Kampf zwischen den beiden aus, der nur von Connor gestoppt werden konnte. Buchis und Onuris hatten das Weite gesucht. „Wieso…war sie hier?“, fragte Kevin verwirrt. „Sie ist erst heute zurückgekommen.“, antwortete Will wahrheitsgemäß. „Verdammt, du hättest auf sie aufpassen müssen!“, schnauzte Kevin ihn an. Dieser hob bereits seine Faust, als Connor sie maßregelte. „Bleibt ruhig, keiner hat Schuld. Und Emma wird nichts passieren, sofern wir Heute Abend bei ihrem Treffpunkt erscheinen.“, beruhigte er sie. „Sie wollen den Schlüssel.“, gab Will zu bedenken. „Und sie werden ihn bekommen.“, fügte Kevin hinzu. Weder Will, noch Connor hielten das für eine gute Idee. „Das war der Grund, warum ich gegangen bin. Ich wollte Emma beschützen und mit meiner Rückkehr habe ich mehr Unheil angerichtet, als ich wollte.“, beschimpfte er sich selbst. „Wir werden Emma da rausholen.“, sagte Will zuversichtlich. Connor pflichtete ihm bei. „Genau. Wir werden gleich aufbrechen und sie uns zurückholen. Wir müssen vermeiden, dass sie den Schlüssel bekommen, aber gleichzeitig Emma befreien.“, stand für ihn fest. Die Drei beschlossen sofort aufzubrechen. Hoffentlich erwarteten ihre Feinde das nicht. Calvin freute sich zu hören, dass der Plan doch noch aufzugehen schien. Sie hatten Emma in ihrer Gewalt, und Kevin würde ohne Zweifel zu ihnen kommen. Früher oder später. Calvin beschäftige eher das Früher. Er würde bestimmt nicht warten, sondern ihn sofort aufsuchen. Claire wartete mit Emma in ihrem Büro. „Du bist also Emma, ich habe viel von dir gehört.“, begrüßte er sie höfflich. Emma dachte bereits daran, ihm ins Gesicht zu spuken, ließ es aber dann bleiben. Claire war unberechenbar. „Du bist also Kevins Freundin. Schön dich einmal persönlich kennnezulernen.“, redete er weiter. „Da liegst du falsch. Ich bin es nicht mehr.“, sagte sie zum Teil auch zu sich selbst. Calvin musste lachen. „Aber ich glaube er sieht das anders. Er liebt dich, also wird er samt Schlüssle hier erscheinen.“, sagte er zuversichtlich. Emma wusste noch nichts von der ganzen Angelegenheit. Calvin deutete Claire, Emma mitzuschleifen. Ihr Ziel war das Kellergeschoss, wo bereits Miles auf sie wartete. Hinter ihm erkannte Emma zwei weitere Gestalten. Eine Mumie und jemand, den sie kannte. Was hatte Buchis hier verloren? „So sieht man sich wieder.“, faselte er. Emma sah ihn nur finster an. Miles öffnete eine breite Tür, die das Dahinter preisgab. Eine riesige, lange Halle erstreckte sich. Sie ähnelte der, in Kuks alter Basis, war aber nicht nur größer, sondern auch luxuriöser. Teppiche, Wandgemälde und Statuen verzierten die Halle. Calvin befahl Claire mit Emma vorzugehen. Auch Buchis und Onuris bat er darum. „Sie sehen zu, dass uns niemand stört.“, trug er Miles auf. Dieser nickte artig, schloss die Tür und bewachte sie. Claire und die anderen waren an einem Altar angekommen, auf dem das Buch der Toten lag. „Dieses Buch wird die Zukunft bestimmen.“, erklärte Calvin, der die Gruppe eingeholt hatte. „Dein Freund besitzt den Schlüssel dazu.“, sagte er und deutete auf das Schloss. „Kevin wird euch alle zur Hölle schicken.“, versicherte Emma. Sie wunderte sich selbst über ihren Mut. Calvin schmunzelte nur. „Nein, das wird jemand anders erledigen. Du musst nämlich wissen, dass wir tatsächlich in die Hölle wollen. Genauergesagt nach Daut.“, verriet er. Emma blickte ihn verdutzt an. „Wollte…das der Zyklop nicht auch?“, hakte sie nach. Calvin blickte ihr in die Augen und bejahte. „Er war mein Vater. Nun ist es meine Aufgabe geworden.“, erzählte er. Emma wurde nun erst recht mulmig zumute. Sie hoffte, dass Kevin schnell kommen würde, um sie zu befreien. Das Trio war bereits an Calvins Operationsort eingetroffen. „Uns ist Emma auch wichtig.“, sagte Connor nun. Kevin nickte ihm dankbar zu. Gemeinsam betraten sie das mehrstöckige Bürogebäude und sahen sich um. Will entdeckte eine Dame an einem Informationsschalter und fragte nach Calvin. Er hatte Glück. Sie verriet ihm, dass er in seinem Arbeitszimmer im Keller war, aber nicht gestört werden wollte. „Ein ziemlicher Flashback.“, meinte Connor, der sich an den Kampf mit Kuk erinnerte. „Ach man, ihr habt alle so coole Sachen erlebt.“, scherzte Will, obwohl er wusste, dass es unpassend war. Sie nahem die Treppe um zum Kellergeschoss zu gelangen. Sofort erblickten sie den Mann, der vor einer breiten Tür stand, und diese scheinbar bewachte. „Wie sieht der den aus?“, nahm ihn Will zuerst nicht ernst. „Ist Emma da drin?“, fragte ihn Kevin geradeaus. Miles musterte ihn lange und rückte dann seine Brille zurecht. „Sir Calvin wünscht nicht gestört zu werden.“, erklärte er ihm. Doch damit konnte er weder Kevin, noch Connor und Will abhalten. Erst als die Drei näher traten, zückte er mehrere Klingen, die er zwischen seinen Fingern hielt. „Den übernehme ich.“, meinte Will. Er hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, da er Emma im Stich gelassen hatte. Kevin und Connor nickten ihm zu und setzten ihren Weg fort. Will benutzte sein Amulett um die Selben Klingen wie Miles herbeizurufen. Miles wollte Kevin und Connor stoppen, doch Will ließ ihm keine Chance. Kevin stieß die Tür auf und der und Connor betraten die beeindruckende Halle. Sie suchten sie mit ihren Blicken ab und entdeckten die Gruppe um Calvin am anderen Ende. Emma war bei ihnen und scheinbar wurden sie bereits bemerkt. „Kevin! Huhu!“, rief Calvin ihn wie ein Kind. Zusammen schritt dieser mit Connor auf die Gruppe zu. „Du bist etwas früh, aber egal. Hast du meinen Schlüssel?“, fragte Calvin aufgeregt. Langsam zog ihn Kevin aus seiner Hosentasche. „Du hast ihn wirklich dabei?“, raunte ihm Connor zu. Scheinbar hielt er dies für unklug. Wollte Kevin ihn wirklich gegen Emma tauschen? Es musste einen anderen Weg geben, um sie zu befreien. Calvin durfte den Schlüssel unter keinen Umständen bekommen. Will bewunderte Miles unterdessen für seine Stärke. Er kämpfte ohne magische Hilfsmittel, und das auch noch gut. Er war schnell und wendig. Immer wieder schnitten seine Klingen die Luft und kamen Will gefährliche nahe. „Ich muss da rein!“, versuchte er ihm klar zu machen. Miles reagierte aber nicht darauf. Sein Herr hatte ihm einen Befehl gegeben. Es wäre eine Schande für ihn, wenn er diesen nicht ausführen sollte. Will hatte aber auch eine Mission, die er zu Ende bringen musste. Er benutzte Onuris´ Technik, um Doppelgänger von sich herzustellen. Miles reagierte zuerst verwirrt, und ging dann in eine Verteidigungsstellung. Prüfend musterte er die Klone. Welcher war der reale Will? Miles wurde von einer Horte Wills angegriffen und wehrte sich gegen jeden einzelnen von ihnen. Der richtige Will griff als letztes an und verpasste Miles einen harten Schlag. Dieser torkelte getroffen zurück, stieß gegen die Wand und sackte bewusstlos zusammen. Will überprüfte, ob er wirklich kampfunfähig war und schritt dann auf die Tür zu. Calvin hatte seine Hände in seinen Hosentaschen verstaut und kam seinen beiden Gästen entgegen. Kevin nickte Connor zu, welcher sich zu teleportieren begann. Sein Plan war ein Überraschungsangriff. Kevin rief nun seine Schilde und griff Calvin an. Connor war indessen neben Claire aufgetaucht und versuchte Emma an sich zu reißen. Doch er hatte Buchis vergessen. Dieser beschwor seine Waffe und vermasselte ihm die Aktion. Onuris hielt sich im Hintergrund. Scheinbar wollte er, dass sich seine Feinde und seine Verbündeten gegenseitig auslöschten, damit er das Buch für sich alleine hatte. Aus Kevins Schild preschten seine scharfen Klingen, die Calvin aber nichts anhaben konnten. Im Gegenseil. Calvin benutzte seine Hände um die Attacke abzuwehren. Seine nächste Aktion wirkte gruselig. Zwei weitere Paar Arme sprossen aus seinem Körper und verwandelten sich dann in Schwerter. Kevin brach die Attacke ab und nahm Abstand. „Warum? Warum versucht ihr alle die alten Götter wiederzubeleben?“, fragte Kevin seinen Feind. Calvin grinste. „Weil die Menschen unvollkommen sind. Sie brauchen einen Gott an den sie glauben können und der über sie wacht!“, antwortete r. Calvin schien eine ganze Palette von Tricks in Reserve zu haben. Sein nächster weckte in Kevin Erinnerungen. Calvins ganzer Körper färbte sich schwarz und wuchs. Seine Muskeln bliesen sich auf und sein Gesicht verwandelte sich in eine grauenvolle Fratze. Diese Technik hatte bereits sein Vater eingesetzt. Damals war es Kevin gelungen, ihn zu besiegen, doch Calvin war um einiges Stärkere als er. Kevin wusste, dass das er einen ebenwürdigen Gegner vor sich hatte. Claire beobachtete die Kampfgeschehnisse und erinnerte sich an ihre Bitte. Sie hatte Calvin darum gebeten, sich um ihren Bruder zu kümmern. Doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr zweifelte Claire an ihrer Entscheidung. Es war, als würde sich ihr Charakter langsam ändern. Woran konnte das liegen? Hatte ihr Bruder doch größeren Einfluss auf sie, als sie dachte? Sie sah, wie Will die Halle betrat und knurrte. Sie sah zu Onuris, doch dieser unternahm keine Anstallten, etwas gegen den Eindringling zu unternehmen. Claire ließ von Emma ab, in dem Wissen, dass sie nicht fliehen konnte. Sie marschierte Will entgegen, der die Situation musterte. Plötzlich war es, als würde Claire in ein unsichtbares Loch fallen. Ihr Körper verschwand einfach im Boden. Will wusste, was sie vorhatte. Mit der Selben Technik hatte sie ihn besiegt und auch Connor eine Menge Ärger bereitet. Der Körper des Mädchens tauchte oberhalb des Tores wieder auf, welches einzustürzen begann. Scheinbar wollte sie verhindern, dass auch nur einer ihrer Feinde die Halle wieder verließ. Calvin sah sich inzwischen bereits als Sieger. Er war es nicht gewohnt zu verlieren. Als der das letzte Mal kämpfte, war er in Bedrängnis geraten. Diesmal aber gab er alles. Er besaß Emma als Druckmittel, bekämpfte Kevin aber dennoch. Wie es aussah wollte er seinen Preis nicht unverdient erringen. Dann störte ein lauter Pfiff das Treiben. Calvin reagierte zuerst nicht darauf, sah dann aber Kevins Gesichtausdruck. Nachdem Claire sie zurückgelassen hatte, hatte Emma einen Fluchtversuch unternommen, der aber gescheitert war. Onuris hatte sie nun in seiner Gewalt, und schien die Aufmerksamkeit der Beteiligten zu wollen. „Du weißt, was jetzt geschieht.“, rief er Kevin zu und drückte Emma ein Messer gegen den Hals. Diese war starr vor Angst. Selbst wenn sie den Mut aufbringen könnte, gäbe es keine Möglichkeit zur Flucht. „Bastard!“, schrie ihn Kevin an. Onuris meinte es aber ernst. „Du hast zwei Optionen. Entweder gibst du mir den Schlüssel, dann wird Calvin das Interesse an dir verlieren, oder du kämpfst weiter, verlierst deine Freundin und dein Leben.“, führte er ihm vor Augen, dass er nun die Kontrolle hatte. „Gib ihm den Schlüssel nicht.“, sagte ausgerechnet Calvin. Kevin blickte ihn wütend an. „Das sagst ausgerechnet du?“, wunderte er sich. Calvin verwandelte sich zurück und stapfte auf Onuris zu. „Glaubst du, du kannst den Schlüssel für die alleine haben? Wage es besser nicht mich zu betrügen.“, warnte er die Mumie. Onuris ließ sich nicht abschrecken. Mit Emma konnte er Calvin zwar nicht erpressen, aber wenn nötig, würde er sie beseitigen, um Kevin zu brechen. Will, der gerade mit Claire kämpfte, bemerkte das Unglück. Claire wollte angreifen, unterließ es dann aber. Stumm sah sie zu Emma. Will war etwas verdutzt, dass Claire von ihm abließ, reagierte aber taff. Er strengte sich an, und endlich gelang es auch dem Letzten im Bunde sich zu teleportieren. Für Stolz und Freude war jedoch keine Zeit. Will tauchte vor Onuris auf und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Getroffen taumelte dieser zurück und ging zu Boden. Will wollte Emma Arm ergreifen, bis ihn etwas zurückhielt. Calvins schwarzer Arm hatte sich um mindestens einen Meter verlängert, und hielt Wills Schulter umklammert. Will wollte ihn abschütteln, doch Calvin war blitzschnell hinter ihm und versetzte ihm einen Schlag, der ihn ebenfalls zu Boden gehen ließ. Calvin führte nun das Werk von Onuris fort und schritt zu Emma. Er brauchte sie nicht einmal zu berühren, um Kevin klar zu machen, dass nun er am Zug war. „Kleiner Plätzetausch, aber der Einsatz bleibt der Selbe. Gib mir endlich den Schlüssel!“, forderte er. Kevin überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Er wusste, dass Calvin fürchterliches damit anstellen würde, aber Emma war alles was er hatte. Obwohl er sie im Stich gelassen hatte. Würde sie auch in dieser Situation stecken, wenn nicht zurückgekommen wäre? Ihm blieb keine andere Wahl, als Calvin den Schlüssel zuzuwerfen. Dieser fing ihn mit einer Hand. Kevins Angst, er würde Emma doch noch etwas antun, wurde nicht erfüllt. Er ignorierte sie und schritt auf das Buch zu. Buchis beendete nun seinen Kampf mit Connor und selbst der etwas angeschlagene Onuris erhob sich. Claire war noch unsicher, was sie tun sollte. Calvin nahm das Buch und hielt den Schlüssel in der anderen Hand. Wie lange hatte er darauf gewartet? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Nun zählte nur das hier und jetzt. Er schloss das Buch auf und Staub flog ihm entgegen. Er blickte auf vergilbte, raue Seiten, auf denen Milliarden von Namen stehen mussten. Wie viel Zeit würde er benötigen um den Richtigen zu finden? Sein Amulett nahm ihm die Arbeit ab. Die schwarze Seelenkugel kam zum Vorschein und entfachte einen Wind, der mehrere Seiten umblätterte. Calvin musste nicht einmal suchen. Die Seele tanzte bereits um ihren Namen. Er brauchte ihn nur noch durch zustreichen. Calvin hatte immer alles unter Kontrolle, weswegen er auch nicht vergessen hatte, immer einen Stift bei sich zu haben. Nun kam er zum Einsatz. Nicht nur Kevin wusste, dass er die Aktion verhindern musste, sondern auch Connor und Will. Will versuchte zwar auf die Beine zu kommen, aber es misslang. Auch Kevin und Connor waren nicht schnell genug. Calvin hatte den Namen bereits durchgestrichen und die Halle wurde von einem dunklen Nebel eingehüllt. „Wir müssen weg!“, schrie Kevin, der bereits wusste, was passieren würde. Connor war dagegen. „Nein, wir müssen es jetzt beenden!“, meinte er. Kevin aber, wusste, dass es zu spät war. Calvin war gerade dabei einen Gott aus der Unterwelt zu beschwören. Mit dem Buch der Toten würde er mit seiner vollen Stärke zurückkehren und die drei tapferen Kämpfer hatten keine Chance mehr. Ihnen blieb nur noch die Flucht. Kevin rannte zu Emma und erkundigte sich, wie es ihr ging. Es waren seine ersten Worte, nach seiner Rückkehr, aber nun musste er seine Probleme zurückschieben. Er versuchte sich mit Emma fortzuteleportieren, doch es funktionierte nicht. War der Nebel daran schuld, oder hatte Calvin einen Zauber angewandt, damit sie nicht fliehen konnten? Langsam nahm eine Gestalt im Neben Kontur anzunehmen. Ihre Aura war im ganzen Raum spürbar. Es war ein Mensch. Zumindest sah er so aus. Er trug altertümliche Kleidung und goldenen Schmuck. Sein Gesicht war noch vom Nebel verdeckt, begann sich aber abzuzeichnen. Immer mehr wurde sichtbar. Seine Haut war schwarz und sah aus wie Stein. Sein Gesichtsausdruck wirkte starr und unwirklich. Seine Augen bewegten sich nicht, sondern schienen zu ruhen. Langsam kam Regung in sie. Sie musterten die Umgebung. „Ich bin…frei.“, stammelte die Gestalt mit einer rauen, tiefen Stimme. Schwesterherz Kevin überlegte fieberhaft, ob es noch einen weiteren Fluchtweg gab. „Kevin!“, hörte er Claire rufen. Sie erst ihm zu, und dann auch den anderen. Connor packte seinen Cousin und schleifte ihm zum Ausgang, der jedoch durch Trümmer versperrt wurde. „Gebt mir eure Hände!“, verlangte Claire. Weder Will, noch Emma, noch Connor schienen ihr zu trauen. Ihr Bruder war der einzige. Er trieb die anderen an, welche widerwillig Claires Hände ergriffen. Sie benutzte ihre Technik, um die Gruppe durch die Trümmer zu führen. Will fühlte sich wie ein Geist und Connor blickte immer wieder hilfesuchend zu ihm. Emma hielt Kevins Hand fest und ließ sich durch die Trümmer führen. Am anderen Ende wandte sich Claire wieder an sie. „Geht jetzt!“, verlangte sie. „Was ist mit dir?“, hakte Kevin nach. Claire schüttelte den Kopf. „Ich muss zurück.“, sagte sie, schien sich mit ihrer Aussage aber selbst nicht wohl zu fühlen. Kevin merkte, dass eine Veränderung mit ihr stattfand. Er wollte nicht ohne sie gehen, doch Will und Connor drängten ihn zu gehen. Nur Emma flüsterte Claire ein ‚Danke’ zu. Dieser begann sich auf schnellstem Wege zurück in die Halle. Draußen bemerkten die vier, wie der schwarze Nebel aus dem Boden aufstieg. „Was passiert jetzt?“, fragte Will unsicher. Kevin biss die Zähne zusammen. „Er hat es geschafft. Mit dem Buch kann er das Revival-Projekt beenden, das Baal seinerseits begonnen hat. Er wird die ägyptischen Götter in diese Welt holen. Es ist aus.“, sagte er. Will wollte das nicht glauben. „Wir werden kämpfen!“, erwiderte er festentschlossen. Kevin schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Ich weiß nicht, welchen Gott der gerufen hat, aber er ist zu mächtig. Wir haben nur unsere Amulette, wir können nichts ausrichten.“, erklärte er. Will ballte die Fäuste. „Verschwinden wir von hier und beraten erst einmal.“, schlug Connor vor. Die Energie, die von Calvins Stützpunkt ausging wurde immer stärker, und niemand hatte etwas gegen diesen Vorschlag einzuwenden. Aber konnten sie wirklich fliehen? Würden sich ihre neuen Feinde mit ihrer neuen Kraft an ihnen rächen? Claire hatte sich inzwischen zu ihren Verbündeten zurückgewagt. Diese hatten nichts von ihrem Verrat mitbekommen. Noch immer standen sie dem gespenstischen Wesen gegenüber, das nur noch zum Teil vom Nebel bedeckt war. Es schien die Arme in die Höhe zu strecken und den Neben anzuziehen. Immer mehr Schwaden verschwanden in seinem Körper und machten die Halle wieder überschaubar. Erst jetzt bemerkte Calvin, dass seine Feinde verschwunden waren. Er fluchte aber nur zirka eine Sekunde, da sich das Wesen auf die Gruppe zuwandte. Dass es ein Gott war, bezweifelte nun niemand mehr. Calvin überlegte fieberhaft was er sagen sollte, und ob er es überhaupt durfte. „Lord…Kuk…“, begann er schließlich. Seine Stimme klang ängstlicher und unsicherer als sonst. Man konnte seinen Plan einfach nur als ironisch bezeichnen. Kuks Seele hatte zuerst seinen Vater beeinflusst und dann schließlich auch ihn. Durch Kuk hatte Calvin seine Mutter schwer verletzt. Jetzt rief er Kuk, weil er ihn bitten wollte sie zu heilen. Kuk hatte seinen Körper zurück und war ihm etwas schuldig. Aber würde er auch wirklich sein Wort halten? „Meine Diener.“, erklang nun Kuks tiefe Stimme. Er hob streckte die Arme nach ihnen aus und die kleine Gruppe schritt auf ihn zu. Kurz vor ihm knieten sich alle hin. Sie wagten es nicht, Kuk in die Augen zu blicken. „Euch habe ich es also zu verdanken, dass ich zurück bin.“, schien er in positiver Stimmung zu sein. Er blickte von einem zum anderen. Las er etwa gerade ihre Gedanken? Sein Blick wunderte von Claire, zu Onuris, dann zu Buchis und schließlich zu Calvin. „Calvin, dir muss ich am meisten danken. Dein Vater war ein großer Mann. Und dir werde ich einen Wunsch erfüllen.“, verriet er. Calvin zuckte. Er spürte ein Gefühl von Glück. „Ich habe tatsächlich einen…“, begann er, doch Kuk sprach weiter. „Doch zunächst haben wir großes vor. Ich bin nun wieder zurück und meine Macht ist groß. Dennoch kann ich nicht diese ganze Welt kontrollieren. Vor Tausenden von Jahren habe ich die Urfinsternis in diese Welt gebracht, doch die anderen Götter hielten sie zu gefährlich und haben sie nach Daut verbannt. Ihr werdet mir dabei helfen sie in diese Welt zurückzuholen.“, sprach er. „Verstanden.“, erwiderten alle artig. Nun schien sich Kuks Miene jedoch zu verengen. „Ungeheuerlich!“, schimpfte er plötzlich. Die Gruppe zuckte zusammen und wusste nicht, was vor sich ging. Kuk betrachtete sie wütend. „Einer von euch glaubt doch tatsächlich meine Macht missbrauchen zu können, um seine eigenen Ziele zu erreichen!“, brüllte er. Seine vier Untergebenen sahen einander an. Wer hatte es gewagt Kuk zu erzürnen? Der Gott der Finsternis hob seinen rechten Arm und wie von Geisterhand begann Onuris den Halt zu verlieren und schwebte in die Luft empor. „Was….geschieht mit mir?“, fragte er angsterfüllt. „Solche Diener wie dich benötige ich nicht.“, schrie Kuk und ballte seine Hand zu einer Faust. Eine Explosion erschütterte die Halle und von Onuris war nichts weiter als Rauch übrig geblieben. Eine seiner Bandagen flog brennend zu Boden. Buchis blickte sie abfällig an und Claire sah angewidert weg. „Wir anderen werden Euch nicht enttäuschen.“, versprach Calvin. Kuk nickte und bat ihn zu sich. Calvin erhob sich und schritt zu ihm. Als er direkt vor ihm stand starrte er in Kuks Augen. Sie waren furchterregend und funkelten geheimnisvoll. Calvin wusste nicht, was er als nächstes vorhatte. „Ich vergebe dir, dass du meine Seele in meinem Amulett versiegelt hast. Dennoch glaube ich, dass wir zusammen eine stärkere Kraft bilden können. Ich kenne deinen Wunsch und werde ihn dir erfüllen. Aber nicht nur das. In der alten Zeit haben sich Götter miteinander vereinigt, um an Stärke zu gewinnen. Manchmal taten sie das auch mit Menschen. Calvin, ich will, dass du dich mit mir vereinst.“, erklärte er ihm. Dieser sah ihn unbeholfen an. „Wie…meint Ihr das?“, fragte er nach. Anstatt zu antworten schritt Kuk einfach auf ihn zu. Calvin wollte zurückweichen, doch Kuks Körper erfasste seinen und verschmolz mit ihm. Buchis und Claire sahen einander an und wussten nicht, was sie tun sollten. Calvin war völlig von Kuk absorbiert worden. Dessen Körper begann sich nun zu verformen. Er wurde dürrer und sein Gesicht nahm die Züge von Calvin an. Claire und Buchis konnten ihn nun wieder erkennen. Auch Kuks Stimme hatte sich verändert, als er mit seinen Dienern sprach. „Ich verfüge nun über den Geist und die Erinnerungen von Calvin. Wir sind nun ein völlig neues Wesen. Ihr dürft mich Horakti nennen.“, predigte er. Claire und Buchis versprachen ihm, ihm treu zu dienen. Calvin hatte sich mit Kuk vereinigt und neues Wesen erschaffen, dass über alles was sie betraf Bescheid wusste. „Zunächst entnehme ich Calvins Erinnerungen, dass wir einige Feinde haben, die über die Macht eines Amulettsverfügen.“, redete er. Claire und Buchis bestätigten es ihm. „Claire, du wirst dich um sie kümmern, damit wir unseren Plan ungestört ausführen können.“, befahl er. „Aber… Ihr seid doch so mächtig! Wäre es nicht ein leichtes für Euch, es selbst zu tun?“, fragte sie und hielt sich kurz darauf geschockt die Hand vor den Mund. Buchis sah sie entgeistert an. Sie hatte es tatsächlich gewagt, einem Gott zu widersprechen. Horakti schien sie aber nicht bestrafen zu wollen. „Ich habe noch einiges vorzubereiten. Das Tor nach Daut ist selbst den Göttern verschlossen worden. Ich werde ein Ritual durchführen, dass uns direkt in die Unterwelt bringt. Von dort aus ist es ein Leichtes in die ägyptische Hölle zu kommen.“, prophezeite er. Claire versprach sofort aufzubrechen und Buchis fragte, wie er Horakti nützlich sein konnte. Dieser hatte im Moment jedoch keinen Auftrag für ihn. Claire seufzte, als sie aus der Halle trat. Sie hatte ihrem Bruder und seinen Freunden geholfen zu fliehen, nun sollte sie sie beseitigen. Konnte sie das wirklich? Was wenn sie sich weigerte? Würde Horakti dann seinen Zorn an ihr auslassen? Kevin war nicht der einzige, der damals um seine Schwester bangte. Adrian und ein paar Nonnen hatten Claire ins Krankenhaus gebracht und ihr die Hand gehalten. Sie weichten erst von ihrer Seite, als sie in den OP gebracht wurde. Die Operation war zum Glück glimpflich abgelaufen, doch Claire schließ die nächsten paar Tage durch. Aus den Tagen wurden Wochen und schließlich Monate. Im Gegensatz zu Claires Familie, hatten die Ärzte aufgeben. Es grenzte schon fast an Magie, dass das Mädchen die Operation heil überstanden hatte. Oder war es gar welche? Nach fast einem Jahr schlug sie dann die Augen auf. Sie war schwach, konnte sich aber aufsetzen. Sie wollte aufstehen, konnte ihre Beine jedoch nicht spüren. „Das wird nur vorübergehend sein.“, hörte sie eine Stimme. Sie sah zu der Tür und entdeckte einen Mann. Zuerst hielt sie ihn für einen Arzt, zweifelte dann aber. Der Mann trat zu ihr und nannte ihr den Namen Mandulis. Claire hatte erwartet ihren Bruder oder Adrian bei ihrem Erwachen zu erblicken, aber nicht diesen Fremden. „Schön, dass du endlich wach bist. Ich soll dich von deinem Bruder grüßen.“, sagte er schließlich. Claire war plötzlich hellwach. „Wo ist er? Wie geht es ihm?“, überhäufte sie ihn mit Fragen. Mandulis hob abwehrend die Hände. „Beruhige dich. Kevin geht es gut. Er kann leider nicht persönlich kommen, deswegen schau ich nach dir.“, verriet er. Claire verstand ihn nicht ganz. „Ist er zu beschäftigt?“, hakte sie nach. Mandulis wollte sich nicht festlegen. „Mach dir keine Sorgen, werde einfach schnell wieder gesund.“, sagte er ihr und verließ das Zimmer. Claire rief ihn zurück und wollte aufstehen. Es funktionierte nicht. Kurz darauf betrat eine Schwester das Zimmer und war im ersten Moment geschockt. Sie rief sofort einen Arzt, welche die Angehörigen des Mädchens informierte. Adrian kam so schnell, wie er nur konnte. Schluchzend und glücklich nahm er Claire in die Arme. Diese war froh, dass es allen gut ging, fragte aber sofort nach Kevin. Adrian zögerte. Dann beichtete er ihr, dass ihr Bruder verschwunden sei. Claire verstand es aber nicht recht. Sie berichtete von dem Mann, der in ihrem Zimmer war und gemeint hatte, Kevin ginge es gut. Adrian nahm sie leider nicht ernst tat es als Wunschtraum oder Fantasie ab. Von da an hatte Claire einen schweren Genesungsweg. Das Laufen musste sie neu lernen und auch im Alltag bekam sie einige Schwierigkeiten. Sie hoffte jeden Tag, dass ihr Bruder zurückkam, aber es sollte einfach nicht sein. Eines Tages erhielt sie wieder Besuch von Mandulis. Sie arbeitete gerade im Garten und goss ein paar Pflanzen, als er plötzlich neben ihr stand. Claire schrak zuerst, doch Mandulis wirkte auch diesmal nicht bösartig. Claire fragte ihn sofort nach Kevin, doch Mandulis überbrachte ihr nur wieder seine Grüße. Claire hatte es satt und verlangte Kevin zu sehen. Zuerst willigte Mandulis ein, verschob den Termin jedoch um ganze 2 Jahre. Dafür überreichte er Claire eine kleine weiße Perle. Claire ergriff sie und sie verschwand in ihrer Hand. Das Mädchen pochte das Herz, doch Mandulis beruhigte sie. Es würde ihr nichts geschehen. Im Gegenteil, sie würde sich bald besser und stärker fühlen. Mandulis verschwand und Claire wartete ungeduldig, bis die drei Jahre vergangen waren.„Und das geht wirklich in Ordnung?“, fragte Alice, als sie im Schlafanzug aus dem Bad trat. Bryan verschlug es zuerst die Sprache, nickte dann aber. „Klar wieso nicht. Es macht mir nichts aus, dass du heute hier schläfst. Die Couch ist groß genug, ich schlafe ohnehin sogut wie immer auf ihr ein, wenn ich fernsehe.“, meinte er. Alice bedankte sich und schlenderte in Bryans Zimmer. Ein paar Minuten später betrat er es, um Alice noch eine gute Nacht zu wünschen. Diese war noch wach und hatte gerade ein Buch aufgeschlagen. „Ist die Couch wirklich in Ordnung?“, fragte sie nochmals. Bryan bejahte, obwohl er sie als unangenehm empfand. „Das Bett…ist eigentlich groß genug.“, murmelte Alice leise. Bryan war für einen Moment aus der Bahn geworfen und starrte seine Freundin überrascht an. „Naja…wir sind schon fast ein Jahr zusammen, da können wir doch wohl im selben Bett schlafen.“, meinte sie. Bryan nickte und wagte es nicht ihr zu widersprechen. Er zog sich um und huschte zu Alice ins Bett. Unsicher klopfte er mit den Fingern auf die Bettdecke. Alice las in ihrem Buch und Bryan lächelte sie jedes Mal an, wenn sie zu ihm sah. Als Alice fertig war, schaltete sie das Licht aus und wünschte Bryan eine gute Nacht. Dieser dachte, dass er ‚das Schlimmste’ überstandne hätte, als Alice ihn noch mal ansprach. „Haben du und Carol eigentlich….na du weißt schon.“, fragte sie ihn. Für Bryan kam die Frage wie ein Faustschlag. Er brachte lediglich ein kurzes Nein heraus und Alice erwiderte es mit einem Aha. Kurz darauf schlief sie ein, doch Bryan lag noch mindestens eine Stunde wach. Wie konnte sie ihn so was nur fragen? Oder ließ er sich tatsächlich zuviel Zeit? Er war fünfmal mit Alice ausgegangen, bevor sie zusammenkamen. Dann benötigte es noch drei weitere Dates für ihren ersten Kuss. Bryan wusste, warum er sich so zurückhielt. Es lag an Carol. Innerlich hasste er den Gedanken, mit Alice anstatt mit ihr zusammen zu sein. Natürlich, er liebte Alice, aber wenn er es sich aussuchen könnte, würde seine Wahl auf Carol treffen. Bryan würde es Alice niemals gestehen, und es war auch nicht nötig. Carol war tot und Alice war seine Zukunft. Er hatte sogar Claire vergessen, die ihm den größten Schmerz seines Lebens zugefügt hatte. Er war ihr seit damals auch nie mehr begegnet. Claire bemerkte nicht, wie sie die Seele von Harmachis veränderte. Sie wurde kälter und egoistischer. Die drei Jahre waren fast vorüber und sie dachte immer noch an Kevin. Würde Mandulis tatsächlich wiederkommen? Claire hatte eine Beziehung mit seinem besten Freund Ethan, die aber zerbrach. Ob dies an ihrem neuen Charakter lag, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. Sie persönlich fühlte sich gut damit. Sie fühlte sich stark und selbstbewusst. Sie wartete und wartete, bis Mandulis eines Tages zurückkehrte. Er nahm sie mit zu Baal, welcher ihr die Geschichte der heiligen Patak erzählte. Er berichtete ihr auch, dass sie Bruder einer von ihnen war. Claire bat darum Kevin zu sehen, doch Baal wies sie ab. Sie würde ihn erst in einigen Jahren wieder sehen, und zwar dann, wenn sich die heiligen Patak versammeln würden. Claire akzeptierte das. Ihr neuer Charakter verhinderte irgendeine Gefühlsregung. Mandulis begleitete sie zum Kloster zurück und bereitete sie nochmals auf den Tag der Zusammenkunft vor. Kevin, der in Connors Wohnung übernachtete, torkelte schlaftrunken in die Küche. Emma war einfach gegangen. Sie hatte ihn nicht beschimpft, oder angeschrieen. Das war für Kevin irgendwie noch schlimmer, als alles andere. Hasste sie ihn? Hatte sie sich inzwischen von ihm gelöst? Kevin war dieser Akt nicht gelungen. Er betrat die Küche und erblickte Claire, die an einem Tisch saß. Kalt sah sie ihrem Bruder entgegen. Kevin glaubte zuerst noch zu schlafen, doch dann schüttelte er seinen Kopf und beäugte seine Schwester. „Du hast dich richtig entschieden.“, sagte er dann. Claire stand auf und sah ihn wütend an. „Das habe ich. Ich habe mich jedoch gegen dich entschieden.“, verriet sie. Kevin fühlte einen Schmerz in seinem Inneren. „Warum hast du uns dann geholfen? Nein, ich weiß, dass noch etwas Gutes in dir steckt. Ich bin kurz davor meine Schwester zu finden!“, redete er auf sie ein. Claire zeigte sich wenig beeindruckt. „Ich werde morgen wiederkommen und dich zum Kampf herausfordern. Mir wurde aufgetragen euch zu beseitigen. Du wirst der erste sein.“, prophezeite sie. „Ich vertraue darauf, dass du das richtige tun wirst.“, sagte er nochmals. Claire ignorierte den letzten Satz und löste sich in Nichts auf. Am nächsten Morgen verständigte Kevin Will und Connor über den Vorfall. Während Kevin und sein Cousin etwas aßen, erhielt Will einen Anruf von Bryan. Dieser wollte nachfragen, ob sich Connor wieder beruhigt hatte. Bryan wollte zwar nichts mehr mit den Kämpfen zu tun haben, doch Connor hatte ihm sehr geholfen, als es ihm schlecht ging. Er wollte ihn nicht als Freund verlieren. Dann begann Will einen Fehler zu machen. Er damals nicht dabei, als Claire Carol tötete. Connor hatte ihm zwar davon erzählt, doch Will dachte im Augenblick nicht daran. Bryan legte den Hörer reflexartig auf, als er hörte, dass Claire zu ihnen unterwegs war. Sofort drangen die alten Hassgefühle an die Oberfläche. Claire war allein und Bryan war inzwischen stärker geworden. Er dachte nun an nichts anderes mehr, als an Rache. Alice bemerkte seine Wut, doch Bryan stieß sie einfach zur Seite und machte sich auf den Weg zu Connors Wohnung. Kevin hatte sich doch dazu durchgerungen mit seiner Schwester zu reden. Aber würde es etwas bringen? Er hatte die Veränderung in ihr bemerkt. Seit Mandulis´ Ende und dem der Patak schien sich ihr Charakter zu verändern. Er musste sie ein für allemal von ihrer Gehirnwäsche befreien. „Egal, ob sie jetzt unser Freund, oder unser Feind ist. Sie soll uns sagen, was Calvin da gerufen hat.“, meinte Connor bestimmt. Kevin hörte nur mit einem Ohr zu. Der Gott, den Calvin gerufen hatte, hatte sich noch nicht gezeigt. War das ein gutes Zeichen? Kevin wagte sich zum vereinbarten Zeitpunkt hinaus und wartete aufs Claires Eintreffen. Er war glücklich gewesen, als er erfuhr, dass sie noch lebte. Dann musste er jedoch feststellen, dass sie von Baal manipuliert wurde. Er hatte den Körper seiner Schwester wieder gefunden, aber nicht ihre wahre Seele. Dies wollte er heute ändern. Claire musste zur Vernunft kommen. Er hörte jemanden kommen, drehte sich um, erkannte aber nur Connor und Will. „Haltet euch zurück.“, wies er sie an. Claire traf kurz später ein. Will und Connor blickten sich instinktiv um. War es eine Falle? Waren ihre Mitstreiter irgendwo in der Nähe? Keines ihrer Amulette begann zu glühen, was his, dass sie tatsächlich alleine gekommen war. Kevin wollte mit ihr reden, doch Connor war schneller. „Was ist Calvins Plan? Was hat er mit dem Buch der Toten beschworen?“, verlangte er Informationen. Claire blickte ihn ausdruckslos an. „Kuk.“, erwiderte sie schließlich. „Den Gott Kuk?“, fragte Connor erschrocken. Claire nickte kurz. „Wir werden ihn besiegen.“, sagte Will mutig. Connor legte seine Hand auf seine Schulter. „Nein, er ist ein Gott. Er ist einfach zu mächtig, als dass wir eine Chance gegen ihn hätten.“, erklärte er niedergeschlagen. Will kannte das Wort aufgeben jedoch nicht. Irgendeinen Weg musste es geben. „Kuk hat sich mit Calvin vereint.“, erzählte Claire weiter. Ihre Gegenüber verstanden sie nicht recht. „Calvin trägt Kuks Amulett und ist außerdem ein sehr starker Kämpfer. Obwohl er ein Mensch ist, hat Kuk ihn in sich aufgenommen. Das bedeutet er verfügt über dessen Wissen. Kuk, oder Horakti, wie er sich jetzt nennt, hat mir aufgetragen seine Feinde zu beseitigen.“, sagte sie und es war klar, dass sie ihren Bruder und dessen Freunde damit meinte. „Was ist eigentlich mit dir los? Baal ist tot und auch Mandulis habe ich besiegt. Calvin gibt es zum Teil nicht mehr. Jetzt hängst du dich an diesem Gott. Warum brauchst du jemanden, dem du folgen kannst?“, rief ihr Kevin fragend zu. Claire schien zu überlegen. „Es ist Harmachis.“, gab sie zu. „Sie will, dass das Revival-Projekt beendet wird. Horakti will wie die zwei Träger seines Amuletts die Urfinsternis in diese Welt bringen. Harmachis beeinflusst mich noch immer. Aber das ist jetzt egal. Horakti wird diese Welt verändern und ihr könnt ihn nicht aufhalten. Es ist also egal, ob ich dich jetzt besiege, doch nicht.“, verriet sie und benutzte ihre Spezial-Technik, um im Boden zu verschwinden. „Verschwindet!“, brüllte Kevin Will und Connor zu. Er wollte die Sache ganz allein regeln. Claire schoss vor ihm aus dem Boden und griff ihn an. Kevin stoppte die Attacke mit seinem Schild. „Warum kämpfen wir? Du wehrst meine Angriffe doch ohnehin nur ab und redest nur.“, warf sie Kevin vor. Dieser grinste. „Das Selbe wollte ich gerade zu dir sagen.“, erwiderte er. Claire wurde wütend, zog ihr Messer und attackierte Kevin weiter. Sie versuchte ernsthaft zu kämpfen, doch selbst Connor und Will bemerkten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen wollte. Horakti würde sie bestrafen, wenn sie seinen Befehl nicht befolgte, auch wenn sie einfach aufgab. Es war eine Zwickmühle. Der Kampf wurde unterbrochen, als eine Gestalt hinter Claire auftauchte. Sie bemerkte sie gerade noch rechtzeitig und verschwand im Boden. Bryan griff mit seiner Spezial-Technik an und traf Kevins Schild. Dieser war von dessen Erscheinen mehr als Überrascht. „Verdammt.“, fluchte er. „Bryan was soll das?“, fragte ihn Kevin, der sauer über dessen Einmischung war. „Sie ist mein Gegner!“, raunte ihm dieser zu. Kevin hatte für einen Augenblick vergessen, was Claire getan hatte. „Sie war nicht sie selbst! Und sie ist es immer noch nicht ganz!“, redete er auf ihn ein. Bryan wollte aber nichts davon hören und sah sich um. Claire tauchte gerade wieder auf und Bryan stürmte auf sie zu. Es gelang ihr zwar, wieder zu verschwinden, aber Bryan teleportierte sich an den Ort, an dem sie als nächstes zeigte. Wie ein Amulettträger einen anderen spüren konnten, war es auch den Patak erlaubt einander ausfindig zu machen. Bryan stürmte auf sie zu und Claire konnte nicht mehr ausweichen. Etwas hartes, Schweres prallte gegen Bryan, der gegen hilflos zu Boden gestoßen wurde. Wutentbrannt blickte er in Kevins Gesicht. „Sie ist unser Feind!“, brüllte er ihn an. Kevin reagierte nicht darauf, sondern sah zu Claire. „Du erinnerst dich, was du ihm angetan hast?“, fragte er sie. Claire nickte stumm. „Es tut mir Leid.“, wandte sie sich an Bryan. Dieser sprang empört auf. „Es tut dir Leid? Du hast sie umgebracht und sagst mir, es tut dir Leid?“, brüllte er sie an. Er wollte sie angreifen, doch Kevin stellte sich vor ihn. „Wenn du sie angreifst werde ich dich aufhalten und vielleicht verletzen.“, sagte er ihm klar und deutlich. Bryan konnte es nicht fassen. „Wie bitte? Du bekämpfst lieber einen Freund, als einen Feind?“, konnte er es kaum glauben. „Sie ist kein Feind. Sie ist meine Schwester.“, erklärte er ihm. Bryan wollte sich unbedingt rächen, auch wenn er Kevin dafür opfern musste. Connor und Will hatten beschlossen vorerst nicht einzugreifen. Sie vertrauten Bryan, doch wenn dieser zu sehr von seinen Rachegefühlen gepackt wurde und Kevin angriff, sahen sie sich gezwungen einzuschreiten. Aber alles sollte einen anderen Verlauf nehmen. Während Kevin und Bryan noch stritten, ließ Claire ihr Messer fallen und griff in ihre Tasche. Sie holte ein Fläschchen heraus, in dem eine gelbliche Flüssigkeit schwamm. Die beiden Streithähne bekamen davon nichts mit. Connor beobachtete es und Will wusste, was sich in dem Behälter befand. „Kevin!“, rief Connor warnend. Claires Bruder drehte sich um und vergaß Bryan, als er sah, was passierte. Claire öffnete das Fläschchen und trank den Inhalt aus. Kurz darauf versagten ihre Beine und sie fiel zu Boden. Kevin packte der Schreck und er stürzte zu ihr. Erst jetzt sah er, was Claire getrunken hatte. Will und Connor waren ebenfalls herbeigeeilt. Will hob das Fläschchen auf und erkannte es als solches, wie Kevin es damals benutzt hatte, um in die Unterwelt zu gelangen. Es lähmte den Körper, schickte die Seele in die Unterwelt und holte sie bald darauf wieder zurück. Das Amulett des Besitzers reanimierte den Körper automatisch. Aber Claire trug kein Amulett. Kevin stützte ihren Kopf und sah sie entgeistert an. „Was hast du angestellt?“, fragte er sein abatisch. Bryan trat näher, beschloss aber nichts zu unternehmen. So wie es aussah, hatte Claire dies selbst erledigt. „Sie hat kein Amulett!“, redete Kevin aufgebracht. Will sah zu Connor und umgekehrt. „Kevin.“, hauchte Claire. Sie schien große Mühe mit dem Sprechen zu haben. „Im Tod bin ich frei. Ich werde Harmachis los sein. Und Horakti wird mich nicht bestrafen können. Aber dafür euch. Passt auf euch auf. Besonders du Kevin. Du kannst ihn nicht besiegen, also versuch es nicht. Mir zu Liebe. Ich will, dass du lebst. Seit Mandulis tot ist, hat auch die Wirkung des Lichts abgelassen. Ich sehe nun wieder klarer. Endlich. Bitte pass auf meine Joan auf…“, stöhnte sie, bis ihr Kopf zur Seite fiel. Kevin konnte nicht reagieren. Er erinnerte sich an Jas, und wie er ihm den Kopf gehalten hatte, als er starb. Zum Schluss war es ihm doch noch gelungen seine Schwester finden. Allerdings hatte er sie sofort wieder verloren. Connor und Will versuchten Stundenlang mit Kevin zu reden, doch dieser reagierte nicht. Sie riefen Emma an, welche ihre letzte Hoffnung darstellte. Zuerst weigerte sie sich. Als sie von Claires Tod erfuhr, akzeptierte sie es jedoch. Sie hasste ihn noch immer, dass er sie so einfach im Stich gelassen hatte, aber jetzt brauchte er sie. Zu ihrer Verwunderung öffnete Bryan ihr die Tür. Er hatte seine Rache bekommen, aber es hatte nichts verändert. Ihm tat Kevin Leid und er wusste wie er sich nun fühlte. Er wollte mit ihm über Carol sprechen, doch Kevin hatte ihn wütend weggeschickt. Er machte Bryan zum Teil Mitverantwortlich. Nachdem Emma ihn kurz begrüßt hatte, trat er den Heimweg an. Er wollte morgen mit Kevin reden und sehen wie es ihm dann ging. Alice würde er ebenfalls berichten was sie zugetragen hatte. Eine Frage spukte ihm allerdings im Kopf darum. Wenn Claire diesen Trank nicht zu sich genommen hätte, hätte er es dann tatsächlich selbst vollendet. Er hasste den Gedanken und versuchte nicht darüber nachzudenken. Will begrüßte Emma, als er sie sah, dich dieser ignorierte ihn völlig. Connor zeigte auf ein Zimmer und Emma stürmte hinein, ohne anzuklopfen. Es war verdunkelt und Kevin lag auf dem Bett. Zuerst wollte sie ihm in die Arme fallen, zögerte dann aber. Zwischen ihr und ihm war einiges vorgefallen, was sie immer noch beeinflusste. Sie wagte sich zu ihm und hielt ihm die Hand. „Ich habe gehört, was mit Claire passiert ist. Es tut mir Leid.“, entgegnete sie. Kevin sah zu ihr. Seine Augen waren ausdrucksloser als sonst. „Wirklich? Du hast sie doch noch nie gemocht.“, schien der Emmas Trost nicht anzunehmen. Diese schüttelte den Kopf. „Ich habe zwar von Anfang an geahnt, dass etwas nicht mit ihr stimmt, aber dass sie stirbt wollte ich nie.“, beharrte sie. Kevin drückte ihre Hand nun fester. „Ich hätte nie wiederkommen dürfen.“, flüsterte er. Emma schien das anders zu sehen. „Du hättest die weggehen sollen.“, sprach sie. Kevin starrte zur Decke. „Ich will gar nicht wissen, wer noch alles leiden oder sterben hätte müssen, wenn ich geblieben wäre.“, sagte er. „Was ist mit mir? Ich habe auch gelitten, als ich glaubte, du wärst tot.“, meinte sie. Kevin konnte sie nicht ansehen. „Aber Claire würde auf jedenfalls noch leben. Eigentlich….wenn ich damals nicht so dumm gewesen wäre, hätte Baal sie nicht einmal rekrutiert. Wenn es mich also nie gegeben hätte…“, sagte er trauernd, doch Emma riss ihn aus seinem Selbstmitleid heraus. „Dann wäre ich erst recht unglücklich. Wenn du nicht in mein Leben getreten wärst. Ich nehme diese ganze Gefahr nur wegen dir auf mich.“, erklärte sie. „Hasst du mich den nicht, nachdem ich dir wehgetan habe?“, fragte er verwirrt. Emma rang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf. „Das könnte ich nie. Allerdings würde ich es vielleicht, wenn du noch einmal so einen Unsinn machst.“, sagte sie. Kevin setzte sich auf und nahm Emma in die Arme. „Erst Jas und jetzt Claire.“, sagte er mit zittriger Stimme. Emma litt mit ihm. „Aber du hast noch mich. Und ich werde nicht weggehen.“, versprach sie. Lebe heute, lebe morgen „Claire hat versagt und wird nicht zu uns zurückkehren.“, informierte Horakti seinen übrig gebliebenen Diener. Buchis schluckte. In den letzten Stunden waren seine ganzen Verbündeten entweder gestorben oder von Horakti absorbiert worden. War er vielleicht der nächste? „Ihr habt noch genug Diener, mein Herr!“, versicherte er ihm und präsentierte seine Armee. Dutzende Kuttenträger knieten hinter Buchis und beteten zu Horakti. „Gut. Unsere Feinde leben noch und werden deine Krieger mit Leichtigkeit besiegen. Allerdings können sie für uns Zeitschinden.“, befahl er. Buchis sah ihn fragend an. „Ich werde heute Abend das Tor zur Unterwelt öffnen. Wir werden in sie eindringen und den Zugang nach Daut suchen. Ich werde noch heute die Urfinsternis aus ihrem Gefängnis befreien.“, verriet er. Buchis erstarrte. Erstens wegen Horaktis ganzer Ausstrahlung und Zweitens, dass sich seine Welt, wie er sie kannte dann merklich verändern würde. Alice hatte sich furchtbare Sorgen um ihren Freund gemacht. Dieser kehrte völlig fertig zu ihr zurück. Er erzählte ihr von Claire und Alice tat ihr bestes, um ihn aufzubauen. Bryan fühlte sich weder besser noch befriedigt. Claire war tot, aber das brachte ihm Carol nicht zurück. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich nicht mehr kämpfen werde.“, begann er schließlich. Alice blickte ihn überrascht an. „Sag bloß nicht, du hast es dir anders überlegt.“, fragte sie entsetzt. Bryan nickte. „Nur diesmal kämpfe ich gegen meinen bisher stärksten Gegner.“, offenbarte er. Alice konnte ihn einfach nicht verstehen. „Ist dein Schmerz immer noch so groß, dass du dich in einen Kampf stürzen musst, bei dem du sterben könntest?“, fragte sie ihn erwartend. Bryan verneinte. „Das war einmal. Früher hätte ich diesen Feind ohne Grund angegriffen. Damals wollte ich einfach meine Schmerzen loswerden und bei Carol sein. Dann habe ich dich kennengerlernt. Ich kämpfe nicht, weil ich sterben, sondern leben will. Zusammen mit dir. Horakti wird diese Welt verändern und beherrschen. Sie wird nicht mehr sicher sein. Deswegen muss ich ihn stoppen.“, verriet er. Alice fiel es schwer Bryan gehen zu lassen. Er könnte nie mehr zurückkommen…. Will wusste, dass er Kevin keine Hilfe war, weswegen er in seine eigene Wohnung zurückkehrte. Er war mehrere Tage nicht fort gewesen und sein Mitbewohner erinnerte ihn an seine Pflichten. Will entschuldigte sich und versprach heute Abend alles zu erledigen. Er schlenderte in sein Zimmer und warf sich in sein Bett. Kurz darauf wurde er jedoch aufgescheucht, als es an der Tür klopfte. Sein Mitbewohner öffnete und rief Will zu sich. „Für dich!“ Widerwillig folgte Will dem Ruf und war sichtlich überrascht, als er Max erkannte. „He, lange nicht gesehen.“, begrüßte ihn dieser. Will erwiderte den Gruß und bot Max etwas zu trinken an. Die beiden setzten sich an den Küchentisch, um etwas zu quatschen. „Und? Läuft die Bude auch ohne mich?“, erkundigte sich Will. Max bejahte jedoch nicht sofort. „Es ist nicht das Selbe ohne dich.“, gestand er. „Ich habe jetzt so einen Brillenträger als Partner. Ständig erinnert er mich das Nachtlicht anzumachen, oder beim Parken in den Rückspiegel zu sehen.“, beschwerter er sich. Will grinste. „So ein Hund!“, gab er ihm spaßeshalber Recht. „Wieso bist du gegangen?“, fragte Max nun. „Ehrlich, du wolltest doch etwas tun, was den Menschen hilft.“ Will nickte langsam. „Vielleicht tu das ja trotzdem.“, meinte er. Max sah sich demonstrativ in der Wohnung um. „Und wie?“, fragte er erwartend. Will konnte ihm jedoch nicht antworten. „Ok, aber ich werde es.“, sagte er schließlich. „Schon was in Aussicht?“, hakte Max nach. Will bejahte. „Ich glaube sogar, damit kann ich mehr bewegen, als bei der Polizei.“, verriet er. Max erhob sein Glas um anzustoßen. In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung was sein Ex-Partner vorhatte. Auch Connor war klar, dass der Kampf mit Horakti unvermeidlich war. Er hatte seine Mutter angerufen und in Erinnerungen geschwelgt. Er verriet er auch, dass der Mörder seines Vaters gefunden wurde, jedoch noch frei herumlief. Als seine Mutter hörte, dass Connor sich selbst um ihn kümmern wollte, versuchte sie es ihm auszureden. Doch für Connor war nicht nur Horakti ein Feind, den er unbedingt besiegen musste, sondern auch Buchis. Die Nacht über war Emma nicht von Kevins Seite gewichen. Selbst als Connor hereinkam und erzählte, dass die Polizei wegen Claire hier war, stand sie ihm bei. „Du hast gesagt, du könntest mich hassen, wenn ich noch mal weggehe. Dieses Risiko muss ich eingehen.“, sagte er plötzlich. Emma sah ihn verwirrt an. „Ich muss Horakti aufhalten.“, erklärte er. Emma fand die Idee schwachsinnig. „Du sagtest selbst, man könne ihn nicht besiegen.“, erinnerte sie ihn. Kevin nickte. „Ich muss es versuchen. Es gibt noch einen Weg. Wenn er nach Daut will, um die Urfinsternis zu befreien, muss er zuerst in die Unterwelt. Ich könnte Heh um Hilfe bitten, damit er Horakti in Daut versiegelt. Er wäre dann dort gefangen.“, sprach er. Emma hielt die Aktion immer noch für zu gefährlich. „Diesmal könntest du wirklich sterben! Und kann könnte ich nicht noch ein drittes Mal ertragen!“, machte sie ihm klar. Kevin verstand sie, doch er hatte eine Wahl bereits getroffen. „Wenn Horakti diese Welt in die Knie zwingt, wird sie noch viel gefährlicher. Ich werde versuchen zurückzukommen.“, versprach er. Emma wurde das zuviel. Obwohl Kevin seelischen Beistand benötigte, stand sie auf, verließ den Raum und knallte die Tür zu. Draußen wechselten sie und Connor noch einige Blicke. „Ich nehme an, du bist auch nicht davon abzuhalten.“, schien sie seine Gedanken zu lesen. Connor wollte etwas sagen, doch Emma war bereits zur Tür hinaus. War es richtig einfach so zu gehen? Brauchte sie Kevin vielleicht doch noch? Kevin stürzte sich in einen Kampf, von dem er selbst wusste, dass er ihn nicht gewinnen konnte. Kevin musste es zumindest versuchen. Er wusste nicht, ob es Stärke oder Schwäche war, aber er hatte sich entschieden nicht wieder fortzugehen, sondern bei Emma zu bleiben. Zumindest wenn er den Kampf mit Horakti überlebte. Er stand auf und kramte in seinen Sachen. Er holte ein Etui hervor, in dem noch immer der Ring steckte, den er Emma schon so lange anstecken wollte. Er schob ihn ein und bereitete sich auf den Morgen vor. „Lord Horakti, die Krieger sind bereits Euch zu folgen.“, versicherte Buchis. Horakti nickte zufrieden. Ich kann das Tor zur Unterwelt jetzt jederzeit öffnen.“, verriet er. Kaum hatte er es ausgesprochen, schwenkte er schon seine Hand und ließ eine Tür erscheinen. „Die Hälfte deiner Leute sollen die Halle bewachen. Den Rest nehmen wir in die Unterwelt mit.“, befahl Horakti. Buchis nickte und veranlasste alles. Bald darauf öffnete die Gruppe, die Horakti anführte die Tür auf und betrat das dunkle Dahinter. Die Sonne war zwar gerade erst aufgegangen, doch Kevin stand zu allem entschlossen, vor Horaktis Basis. Von Links sah er Connor und von rechts Will kommen. Kevin musste schmunzeln. Selbst Bryan stieß kurz darauf zu den Dreien. „Du kämpfst also wieder mit uns?“, fragte Connor misstrauisch. Bryan versicherte ihm, dass es das letzte Mal sei. So oder so. „Ihr seid euch wirklich sicher?“, wollte Kevin noch mal von allen wissen. Jeder nickte ihm zu. „Also gut. Ihr dürft mit mir kommen. Aber es gibt eine Regel.“, erklärte er. Seine drei Mitstreiter sahen ihn erwartend an. „Keiner von euch darf sterben. Wenn ihr diese Regel brecht werde ich denjenigen zur Rechenschaft ziehen.“, sagte er ironisch. Die drei sahen einander an, und dachten alle das Selbe. Sie würden zusammen mit Kevin um die Zukunft ihrer Welt kämpfen. „Ich akzeptiere deine Regel. Aber eines sag ich dir. Falls du sterben solltest, werde ich nicht noch mal in die Hölle gehen um dich zurückzuholen.“, sagte er bestimmt. Kevin nickte ihm dankbar zu. „Also gut, wollen wir die Arme ausstrecken und die Hände auseinanderlegen?“, fragte Will, fand aber keine Zustimmung. „Lass uns gehen, Schwachkopf.“, warf ihm Connor zu. Gemeinsam betraten sie das Gebäude, um den Kampf gegen ihren bisher stärksten Gegner aufzunehmen. Kaum betraten sie die erste Stufe der Treppe, die sie in die Halle führen sollte, wurde sie bereits von einigen Kuttenträgern entdeckt und angegriffen. „Es geht los!“, warnte Bryan. Während er, Connor und Will die eher schwächeren Krieger besiegten, verschwendete Kevin seine Kraft nicht an ihnen. Er würde seine ganze Energie für Horakti brauchen. Bald lagen die lästigen Bewacher verstreut am Boden und den Vieren lag der Weg frei. Sie betraten die Halle und entdeckten sofort die offene Tür. „Seht euch das an. Dahinter ist nur leerer Raum.“, staunte Will. Die anderen schienen das anders zu sehen. „Sie führt irgendwohin. Und zwar in die Unterwelt.“, erklärte Kevin. „Na dann mal los.“, meinte Will tapfer und tat den Anfang. Er atmete tief durch und durchquerte die mysteriöse Tür. Kaum war er durch, begann er zu verschwinden. Seine Freunde, die sich Sorgen machten folgten ihm eiligst. Als sie durch die Tür traten, stand Will wieder direkt vor ihm. Connor und Bryan, die noch nie zuvor hier waren, blickten sich um. „Ich kann euch gerne rumführen.“, bot Will an. Connor und Bryan verzichteten darauf. „Ich wäre dafür ohnehin qualifizierter. Immerhin ist das bereits mein viertes Mal.“, meinte Kevin. „Aber hoffentlich unser aller letztes Mal.“, fügte Connor hinzu. „Oder wir bleiben gleich hier.“, sagte Will, obwohl er dafür strenge Blicke erhielt. „Zuerst suchen wir Heh.“, schlug Kevin vor und seine Mitstreiter stimmten ihm zu. Vielleicht konnte er ihnen helfen, die Gefahr abzuwenden. Horakti und seine Anhänger hatten bereits einen großen Vorsprung. Unterwegs wurden sie lediglich von einigen Wachen angegriffen, um sie dich aber Buchis und seine Leute gekümmert hatten. Plötzlich zerriss ein Brüllen die Stille. Buchis zuckte zusammen, doch Horakti blieb ruhig. Im Schatten tat sich etwas. Eine Gestalt schlich umher und beobachtete die Neuankömmlinge. Buchis gab seinen Kriegern ein Zeichen sich bereit zu machen. Dann geschah alles sehr schnell. Die Gestalt verließ seine Deckung stürmte auf die Gruppe zu. Sie war einfach scheußlich anzusehen. Sie besaß das Maul eines riesigen Krokodils und den Körper eines Löwen. „Ammut.“, sagte Horakti. Buchis Diener verloren den Mut, als die Bestie direkt vor ihnen stand. Selbst Buchis brach der Schweiß aus. Ammut wollte die Kämpfer angreifen, doch Horakti sprang hoch und benutzte seinen Arm wie ein Schwert. Wie ein Ritter einen Drachen erlegte, wurde Ammut der Kopf abgeschlagen. Zuerst knallte er auf den Boden und dann sein Körper. Horaktis Leute jubelten ihrem Gott zu. Er hatte ihnen das Leben gerettet. „Deine Leute können sich gleich revanchieren, Buchis.“, sagte er dieser. Buchis erwartete folgsam Horaktis Befehle. „Wir haben Verfolger.“, erklärte dieser. Buchis schluckte. Kevin und die anderen schienen immer noch nicht aufzugeben. Er gab seinen Leuten ein Zeichen auf ihre Verfolger zu warten und sie dann aufzuhalten. Die Gruppe um Kevin war inzwischen in Hehs Thronsaal angelangt. Er stellte seinen Freunden den Gott der Unterwelt – Osiris´ Nachfolger – vor und verriet ihm dann sein Anliegen. „Ich verstehe eure Lage. Kuk ist wieder am Leben und will seine Urfinsternis befreien. Dennoch fürchte ich, kann ich euch nicht helfen.“, musste er die vier enttäuschen. „Aber wir brauchen deine Hilfe!“, bestand Will darauf. Heh sah ihn scharf an. „Es tut mir Leid. Ich kann nichts gegen ihn ausrichten.“, wiederholte er. „Aber ich wünsche euch dennoch viel Glück für den Kampf.“, fügte er hinzu. Den Vieren wurde mulmig zumute. Sie konnten Horakti nicht versiegeln, was sollten sie also tun? „Wir sind schon so weit, wir sollten weiter.“, sagte Bryan schließlich. „Aber wir müssten gegen Horakti kämpfen. Er ist viel zu stark für uns.“, redete Connor auf ihn ein. Kevin teilte Bryans Meinung. „Wir müssen es. Früher oder später. Besser ist früher und zwar bevor er die Urfinsternis befreit.“, meinte Kevin. Seine Mitstreiter gaben ihm widerwillig Recht. Heh sah den Vier Helden noch nach, bis diese in einem der Gänge verschwunden waren. Sie liefen, bis sie einige der Kuttenträger entdeckten. „Horakti hat uns seine Leute dagelassen.“, sagte Will und machte sich wieder kampfbereit. „Geht vor!“, verlangte Connor. „Ich kümmere mich um sie, ihr solltet euch beeilen. Im Gewissen, dass Connor stark genug war, um Buchis Diener zu besiegen, rannten Kevin und Will weiter. Bryan wollte Connor allerdings beistehen. Dadurch, dass Horakti sie gerettet hatte, waren die Kuttenträger ihm noch mehr verfallen. Sie hatten zwar keine wirklich Chance gegen die beiden, gaben aber ihr bestes. Kevin und Will waren gerade ein Stück weiter, als ihnen der Kadaver von Ammut die Sprache verschlug. „Das ist Ammut, ein Dämon der Unterwelt.“, erklärte Kevin. „Das Ding sieht mächtig stark aus. Und Horakti scheint es einfach so besiegt zu haben.“, schien Will langsam der Mut zu verlassen. Sie zwangen sich dennoch weiter und hörten bald darauf Stimmen. Horakti und Buchis hatten den Zugang nach Daut gefunden und wagten sich in das Innere. Dunkle Nebelschwaden flogen ihnen entgegen. „Sind das…Seelen?“, fragte Buchis unsicher. Horakti bestätigte es ihm. „Pass gut auf. Wenn sie Schwäche spüren, nehmen sie dich mit machen dich zu einem von Ihren. Buchis schauderte, doch Horakti war die Ruhe selbst. Außer den Seelen sah Daut nicht anders als die übrige Unterwelt aus. Buchis folgte Horakti gehorsam, bis sie an einer Sackgasse angelangt waren. Vor der Wand stand jedoch eine Statue. Es war eine Frau mit Acht Armen. In jeder Hand hielt sie eine Schüssel. „Das ist das Symbol der Götterachtheit. Eine der Schüsseln stellt die Urfinsternis dar. Sie liegt hinter dieser Wand verborgen.“, erklärte er und zerstörte die Mauer mit einer Handbewegung. Buchis spürte, dass jemand da war. Dieser jemand wollte sie angreifen. Sollte Buchis reagieren, oder wusste Horakti Bescheid? Vor der Öffnung tauchte nun eine Gestalt auf, die einem Menschen nur im ersten Moment ähnelte. Sie glich einer Puppe aus Fleisch und Blut. „Babi.“, meinte Horakti nur. Buchis erinnerte an die alte Sage. Babi war ein Dämon der die ägyptische Hölle Daut bewachte. „Er dringt einfach so in mein Reich ein und zerstört irgendwelche Sachen?“, fragte der Dämon und einem teuflischen Lächeln. Buchis war er nicht geheuer. Babi sah ihn an, als würde er ihn gleich verspeisen. „Gehe uns aus dem Weg. Wir haben wichtige Dinge zu regeln. Allerdings haben wir Verfolger. Um die kannst du dich gerne kümmern.“, schlug Horakti vor. Doch anscheinend war Babi der einzige, der keine Furcht vor dem Gott zeigte. „Ich tue was ich will! Regelt eure Angelegenheiten und verschwindet dann!“, fauchte er die beiden an und suchte dann das Weite. Horakti und Buchis wagten sich in den Gang hinter der Statue. Es gab keine Wände, sondern nur schwarzer Nebel. In der Mitte ein kleiner, weißer Weg, der 100 Meter weiter zu enden schien. „Bald ist es soweit. Ich muss mich konzentrieren, wenn ich die Urfinsternis freilasse. Unsere Feinde sind uns noch auf den Fersen, also kümmere dich um sie.“, befahl er Buchis. Er versprach ihn nicht zu enttäuschen und ließ Horakti den Weg allein fortsetzen. „Seit wann stehen die Typen den immer wieder auf?“, beschwerte sich Bryan über Kuttenträger. „Sie sind hochmotiviert.“, erklärte ihm Connor. „Wieso wolltest du eigentlich zurückbleiben? Hast du Angst?“, fragte Bryan, während er gerade einen Feind niederstreckte. Connor entkam ein Lacher. „Unsinn. Ich habe die Kerle einfach nur ins Herz geschlossen.“, witzelte er. Bryan sah ihn verwundert an. „Und Buchis?“, hakte er nach. Damit schien er einen wunden Punkt getroffen zu haben. „Er bekommt seine Strafe früh genug.“, versprach er. Bryan schlug gerade einen der Kuttenträger nieder, bevor er darauf antwortete. „Verschwinde endlich! Und ja, ich komme alleine klar.“, versicherte er ihm. Connor nickte ihm dankbar zu und rannte dann los. Buchis Leute konzentrierten sich jetzt nur noch auf Bryan, doch dieser lächelte ihnen kampfeslustig entgegen. Kevin und Will hatten die Öffnung inzwischen erreicht, die sie nach Daut bringen sollte. „Wenn wir durch sind müssen wir eine Statue finden.“, erklärte Kevin Will. Dieser sah ihn überrascht an. „Ich war schon mal hier.“, sagte er, als er Daut betreten hatte. „Wo du alles schon warst.“, scherzte Will und betrat ebenfalls die ‚Hölle’. Sofort flogen schwarze Nebelschwaden vor seinem Gesicht herum, was ihn zusammenzucken ließ. Kevin versicherte ihm jedoch, dass keine Gefahr von ihnen ausging. Die folgten dem nächsten Gang und stießen kurz darauf auf die Statue. Will betrachtete sie kurz, doch Kevin ging weiter. Sie drangen in den Gang ohne Wände ein, bis Will erschrak. Er war gerade auf etwas getreten, was er nun als menschliche Hand identifizierte. Genauergesagt die Knochenhand eines Skeletts. „Bata.“, erklärte Kevin kurz. „Was du für Leute kennst.“, versuchte Will den Schrecken runterzuspielen. „Wenn ihr schon vor einem Skelett Angst habt, wartet bis Horakti die Urfinsternis befreit hat.“, hörten sie jemanden sagen. Buchis stand nun direkt vor ihnen. „Los geh!“, verlangte Will von Kevin. Dieser wusste, dass Buchis dessen Onkel auf dem Gewissen hatte und akzeptierte seine Entscheidung. Er rannte los, doch Buchis wollte ihn nicht passieren lassen. Kevin teleportierte sich einfach an ihm vorbei. Buchis wollte ihn zurückhalten, doch Will griff ihn in diesem Moment an. Buchis wurde getroffen und taumelte zuerst zurück. Dann fing er sich wieder und rief seine Waffe. Will tat es ihm nach und kopierte sie. „Eigentlich steht es Connor ja zu dich zu erledigen.“, sagte Will zu allem entschlossen. Buchis grinste nur. Ich kümmere mich um ihn, wenn ich dich aus dem Weg geräumt habe.“, versprach er. Will wurde noch wütender. „Ach, fahr zu Hölle!“, schrie er. Buchis reagierte ganz ruhig. „Da sind wir doch gerade, Junge!“, schien er ihn nicht ernst zu nehmen. Will griff ihn an und die beiden keulenartigen Waffen prallten aneinander. „Wieso? Wieso hast du meinen Onkel getötet?“, fragte er ihn, als sie wieder Abstand zueinander nahmen. Buchis musterte ihn grinsend. „Was nur ein Befehl.“, säuselte er. Will knurrte. „Er hat keinen eigenen Willen. Deswegen ist es auch nicht wichtig, ob er lebt oder nicht.“, sagte nun jemand hinter ihm. Will drehte sich um und erkannte seinen Cousin. „Wo ist Bryan?“, fragte er sofort. „Es geht ihm gut.“, beruhigte ihn Connor schnell. „Er kümmert sich um die Buchis Hampelmänner.“, fügte er hinzu. „Dann kümmern wir uns um diesen Mörder.“, schlug Will vor. Connor war aber dagegen. „Unterstütze du Kevin, ich werde allein mit ihm fertig.“, versicherte er. Will glaubte nicht recht zu hören. „Ich hasse ihn genauso wie du.“, verriet er ihm. Connor schien das zu wissen. „Ich werde es heute beenden. Buchis hat jemanden getötet, den wir geliebt haben. Er hat zwar nichts anderes verdient, aber wenn du ihn tötest bist du nicht besser als er. Deswegen werde ich es tun.“, gab er eine Erklärung ab, die Will nur schwer akzeptieren konnte. „Tu mir diesen Gefallen. Ich werde dich sonst um nichts mehr bitten.“, abelierte Connor nochmals an seinen Cousin. Dieser willigte schließlich ein. „Das ist dien Geburtstagsgeschenk.“, sagte er und lief an Buchis vorbei. Diesem gelang es nicht ihn zu stoppen. Connor beschwor seine antike Waffe und schoss zwei Sterne auf ihn ab. Buchis konnte nur mit Mühe ausweichen. „Es endet hier und heute.“, versprach ihm Connor. Kevin hatte Horakti inzwischen eingeholt und beobachtete sein Treiben. Die Gottheit sah gruselig aus und Kevin erkannte sogar Calvin in seinem Gesicht wieder. Der Gang war zu Ende und der Gott stand vor einem mittel-großen Podest. Darauf stand etwas, was einem Schmuckkästchen ähnelte. Horakti warf Kevin einen flüchtigen Blick zu. Scheinbar hielt er ihn nicht für einen ernsthaften Gegner. Und wahrscheinlich hatte er damit sogar Recht. Kevin setzte alles auf eine Karte, beschwor seine Klingen und griff Horakti an. Er hatte den halben Weg zurückgelegt, als er sich nicht mehr rühren konnte. Er war lediglich durch Horaktis Willen paralysiert worden. Das hieß es war wirklich alles aus. Horakti war ein Gott und unbesiegbar. Er nahm nun das Kästchen in die Hand und wollte es öffnen. Er war so kurz davor die Urfinsternis aus ihrem Verließ zu befreien. Doch plötzlich schlug es ihm jemand aus der Hand. Das Kästchen landete mehrere Meter weiter auf dem Boden. Daneben lagen kleine, metallene Sterne. Kevin dachte zuerst an Connor, doch es war Will, der dessen Technik kopiert hatte. „Ich hoffe ich komme noch rechtzeitig.“, rief er Kevin zu. Dieser konnte sich leider nicht über Wills Eintreffen freuen. Auch er würde keine Chance gegen Horakti haben. Dieser hatte zwar seine Konzentration verloren, sodass Kevin sich wieder bewegen konnte, dennoch sah die Lage aussichtslos aus. Horakti wollte nach dem Kästchen greifen, doch Will schoss wieder einen Satz Sterne ab, die Horakti zwar trafen, aber einfach abprallten. Horakti schien nun wirklich sauer geworden zu sein, da er auf die zwei Helden zuging. Kevin richtete seine Klingen auf ihn, doch Horakti ließ sie mit einem Augenzwinkern zerbrechen. „Das war’s dann wohl. Ich weiß ich habe dich oft beschimpft, aber ich habe dich auch oft als Freund betrachtet.“, redete Kevin. Will zeigte sich zuversichtlicher. „Wir werden nicht sterben. Ich habe nämlich einen Plan.“, verriet er. Kevin zweifelte daran, sagte Will aber nichts davon. „Du musst ihn ablenken.“, trug ihm dieser auf. Das war leichter gesagt als getan. Kevin versuchte sein bestes und teleportierte sich hinter Horakti. Er schlug auf ihn ein, egal was für Konsequenzen dies haben konnte. Horakti spürte nichtmal ein Jucken, drehte sich aber um, packte Kevins Arm und drückte zu. Kevin schrie auf und taumelte zurück. Sein Arm hing schlaf an ihm herunter. Er war gebrochen. Es war ein Wunder, dass Horakti nicht mehr angerichtet hatte. Doch nun Schlug Wills große Stunde. Er hatte sich Horakti genähert und griff nach dessen Brust. Horakti wollte ihn wegstoßen, aber Wills Hand war bereits mit seinem Körper verschmolzen. Der verletzte Kevin verstand was sein Freund vorhatte. Es war gefährlich und dumm, konnte aber funktionieren. Will kopierte Horaktis Fusions-Technik um mit ihm zu verschmelzen. Inzwischen hatten Connor und Buchis ihren Kampf begonnen. Beide wussten, dass es ihr letzter sein würde. Was sie nicht wussten, war wer ihn für sich entscheiden würde. Sie kannten die Attacken des jeweils anderen auswendig. Connor hatte sich inzwischen die Teleportation beigebracht, doch selbst Buchis konnte er damit nicht beeindrucken. Buchis griff mit seiner Keule an, doch Connor konterte mit seinem Wurfgeschoss. Die Sterne schienen diesmal mehr Tempo zu haben und zerteilten Buchis Waffe in zwei Hälften. Sein nun unbewaffneter Gegner dachte jedoch nicht aufzugeben, sondern teleportierte sich und tauchte kurz vor Connor wieder auf. Dieser reagierte schnell und erwiderte die Attacke, indem er Buchis einen Schlag mit dem Ellbogen verpasste. Dieser knallte getroffen zu Boden. Connor stand nun über ihm und richtete seine Waffe auf ihn. Zuerst packte Buchis die Angst, doch als einige Sekunden vergingen grinste er wieder. Connor schien nicht den Mut zu haben, ihm etwas anzutun. „Der Selbe Schwächling wie früher. Du kannst mich nicht töten. Genauso wenig wie damals. Du hast mich gehen lassen, obwohl ich deinen Vater auf dem Gewissen habe.“ Connor atmete tief durch und ließ seine Waffe verschwinden. Er war tatsächlich kein Mörder. „Ich rate dir mir nicht mehr unter die Augen zu kommen!“, fuhr er Buchis an und drehte ihm an den Rücken zu. Das war jedoch ein Fehler. Buchis hielt nichts von Ehre und unternahm den Versuch wieder aufzustehen. Connor war bereits einige Schritte gegangen, als er einen Schrei hörte. Er sah sich blitzschnell um und sah wie Buchis von einer merkwürdigen Gestalt gepackt wurde. Sie ähnelte einer Puppe und blickte Buchis gierig an. Das Schauspiel war gruselig. Sie öffnete ihr Maul und Buchis verwandelte sich in einen schwarzen Nebel. Babis Maul saugte den Nebel wie ein Staubsauger ein. Ein Rülpsen folgte. Babis sah Connor hämisch an, als würde er ihn als nächstes verspeisen. Doch er entschied sich dagegen und suchte das Weite. Connor atmete erleichtert auf. Er war froh, dass es jemand anderes war, der Buchis zur Rechenschaft gezogen hatte. Er hörte wieder Schritte und staunte, als er Bryan sah. „Alles in Ordnung?“, fragte dieser. Connor nickte und deutete zum Ende des Ganges. Sie mussten Kevin und Will unterstützen. Sie rannten los und standen bald vor Kevin und Horakti. Will war nicht zu entdecken. „Kevin, wo ist Will?“, fragte Connor aufgeregt. Stumm zeigte Kevin auf Horakti. „In ihm…drin.“, antwortete er fassungslos. Horakti kniete sich auf den Boden, hielt sich den Kopf und stöhnte gequält. Will fand sich in einer Umgebung wieder welche der gleich, in dem er sich gerade noch befunden hatte. Schwarzer Nebel umkreiste ihn und seine Sicht war eingeschränkt. Er hatte es tatsächlich gewagt. Er hatte sich gegen dessen Willen mit Horakti vereint. „Ich hatte nicht erwartet hier Besuch zu kriegen.“, sagte jemand. Will blickte sich um und erkannte eine verzerrte Gestalt. Je näher sie ihm kam, umso mehr gab sie ihr Gesicht preis. „Calvin!“, rief Will überrascht. „Dieser Gott ist zu groß für uns zwei.“, meinte er und verwandelte seien Arm in sein berühmtes schwarzes Schwert. Will tat es ihm nach und der unvermeidliche Kampf begann. Kevin, Connor und Bryan sahen zu wie sich Horakti wehrte. Er versuchte die Kontrolle zu behalten, doch sein Gesicht nahm bereits die Züge von Will an. „Er versucht Horakti zu kontrollieren!“, sagte Connor aufgeregt. Wills gefährliche Aktion schien sich als richtig herausgestellt zu haben. Aber konnte er wirklich einen Gott kontrollieren. Will versuchte Calvin mit allen Mitteln zu besiegen. Wenn er weg war, konnte er Horakti leichter beeinflussen. Die Schwerter der beiden prallten aneinander. Calvin schien jedoch geübter in ihrem Umgang. Er griff Will an, als dieser ohne Deckung da stand. Doch Will hatte rechtzeitig den rettenden Einfall und verschwand im Boden. Calvin bemerkte gleich, dass es Claires Technik war. In der Umgebung, die sich in Horaktis Innerem befand gab es keine Wände, weswegen sich Calvin auf den Boden konzentrierte. Doch Will war schneller. Er schoss aus dem Boden und verpasste Calvin einen Kinnhacken. Er wollte weiter angreifen, doch Calvin begann im Nebel zu verschwinden. Hatte er seine Dominanz in Horaktis Körper verloren? Will fühlte sich nun stärker. Schwarze Nebelschwaden umkreisten seine Arme und plötzlich sah er durch Horaktis Augen. Er sah Kevin und auch Connor und Bryan. „Will…?“, fragte sein Cousin unsicher. Will rang sich ein Lächeln ab, welches sich in Horaktis Gesicht widerspiegelte. „Ich kann die Kontrolle nicht sehr lange halten.“, gestand er. Seine drei Freunde überlegten sich fieberhaft einen Ausweg. Will durfte die Kontrolle nicht verlieren. Und wenn sie Horakti angriffen, würde es auch Will erwischen. Dieser schien sich jedoch bereits für einen Weg entschieden zu haben. „Ich werde es beenden, vertraut mir.“, meinte er. Seine Freunde wussten nicht, was er meinte, bis Horakti zu glühen begann. Connor erschrak „Will, mach das nicht!“, schrie Connor entsetzt, als er verstand was sein Cousin vorhatte. Auch Kevin bemerkte nun, dass Will dabei war seine Regel zu brechen. „Jetzt bin ich dran, Kevin. Diesmal verlangte ich von dir, dass du dich um Emma kümmerst. Ich bin sicher, dass du das gerne machst. Aber ob besser, weiß ich nicht. Ich denke sie hat etwas Besseres verdient, aber es ist wohl ihre Entscheidung.“, sprach er. Kevin erwiderte nichts darauf. „Connor, mach dir bitte keine Vorwürfe. Ich wollte etwas Gutes tun und habe diese Entscheidung deswegen getroffen. Und Bryan…du bist eigentlich ein prima Kerl. Ich werde euch vermissen Leute.“, gestand er. In Horaktis Gesicht tauchten sogar ein paar Tränen auf. Will, der sich in seinem Inneren befand verwendete seine ganze Energie darauf den Gott zu kontrollieren. Dieser war jedoch wieder dabei die Oberhand zu gewinnen. Will musste also handeln. Er konnte jetzt die ganze Kraft von Horakti einsetzen. Er beschloss sie zu benutzen, um seine Freunde und vielleicht die ganze Welt zu retten. Er konzentrierte seine ganze Energie, um Horakti noch eine Aktion ausführen zu lassen. Horakti glühte immer stärker und dann geschah das Unvermeidliche. Es gab eine Explosion und Kevin, Connor und Bryan wurden von ihr erfasst. Obwohl es keine Wände gab, spürten sie, dass sie gegen etwas dagegenprallten. Ihre Verletzungen waren jedoch nur leicht. Obwohl es jede Menge Staub gab versuchte Kevin zur Stelle zu sehen, an der Horakti gestanden hatte. Sie war leer. Es waren zwei Tage seit dem Unglück vergangen. „Herein!“, rief Connor, als er das Klopfen hörte. Es war Kevin der ihn kurz grüßte und dann sein Treiben beobachtete. Connor hatte einen Karton vor sich, in den er einige Sachen packte. „Sein Mitbewohner hat mir seine Sachen vorbeigebracht.“, erklärte er. Kevin nickte langsam. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er vorsichtig. Connor wehrte ab. „Nicht nötig. Würde das mit deinem Arm überhaupt gehen?“, hakte er nach. Kevins Arm war bandagiert und geschient worden. „Ein glatter Bruch, aber in ein paar Wochen ist er so gut wie neu.“, versicherte er. Connor versuchte zu lächeln. Die Schmerzen, die er davongetragen hatte, waren nicht körperlich gewesen. „Ich habe es noch nichtmal meiner Tante erzählt.“, gab Connor zu. Kevin klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Sag ihr er ist als Held gestorben.“, schlug er vor. Connor nickte ihm dankbar zu. „Bryan meinte, er begleitet mich zu den Untersuchungen. Er denkt ich weiß nicht, dass das nur als Vorwand benutzt, um Alice zu sehen.“, redete Kevin weiter. Nach einer Pause, in der keiner der beiden etwas gesagt hatte, verabschiedete sich Kevin wieder. Vor der Tür blieb er jedoch noch mal stehen und drehte sich um. „He, hör mal. Du weißt ja, dass Will und ich uns nie wirklich verstanden haben, aber… er war ein feiner Kerl.“, sagte er und ging dann. Connor stimmte ihm in Gedanken zu. Dann schnappte er sich ein Bild von Will und betrachtete es. Es zeigte Will in seiner Polizeiuniform. Zum Schluss hatte er doch noch etwas gefunden, womit er anderen Menschen helfen konnte. Connor fühlte sich deswegen aber nicht besser. Will wollte ihn und die anderen beschützen, aber warum musste er unbedingt sterben? „Die Menschen haben so viele Rechte. Wieso haben wir nicht auch das Recht zu entscheiden wie und vor allem wann wir sterben wollen.“, murmelte zu dem Bild. Dann lächelte Connor wieder. „Wahrscheinlich deswegen nicht, weil wir auch nicht entscheiden können wie und wie lange wir leben.“, sagte er und schob das Bild in den Karton. Dann schloss er ihn. Nun sind wir frei Es war währenddessen, als die vier tapferen Kämpfer in der Unterwelt waren. Eine Gruppe Männer drang in das Innere von Horaktis Festung ein. Ein paar der Kuttenträger hatten sich erholt und griffen sie an. Ihre Chancen waren jedoch gleich Null. Ihr Ziel war die Halle. Sie entdeckten sofort die offene Tür, beachteten sie aber nicht weiter. Ihr Ziel war das Buch der Toten. Dieses lag noch immer auf seinem Podest. Der Schlüssel steckte im Schloss. Es war reizbar eine tote Seele wieder ins Leben zurückzuholen, doch der Auftrag der Männer lautete anders. Sie nahmen das Buch an sich, um es ihrem Meister zu bringen. Dieser hatte ganz eigene Pläne damit. Emma hatte nicht reagiert, als Kevin ihr von Wills Tod erzählt hatte. „Das mag egoistisch klingen, aber ich freue mich, dass du überlebt hast.“, hatte sie ihm gesagt. Kevin beschloss ihr von Wills letzter Bitte zu erzählen. „Er wollte, dass ich auf dich aufpasse.“, berichtete er. Emma sah ihn erwartend an. „Heißt das….“, fragte sie ihn aufgeregt. Kevin nickte schnell. „Ja. Diesmal bleibe ich hier.“, versprach er. Emma fiel ihm um den Hals, löste die Umarmung aber kurz darauf. Etwas schien ihr noch auf der Zunge zu liegen. „Ist es denn ein für alle mal vorbei?“, wollte sie wissen. Kevin hätte nichts lieber getan als mit Ja zu antworten, doch er war sich nicht sicher. Horakti war besiegt, aber es war gut möglich, dass jemand seinen Platz einnehmen konnte. Im Moment war Kevin aber einfach nur glücklich. Das hieß er versuchte es zu sein. Er hatte in den letzten Tagen seinen Freund und seine Schwester verloren. Er hatte sich vorgenommen in seine Heimat zu fahren und die traurige Botschaft zu überbringen Connor hatte die letzten Tage die Uni ausfallen lassen, was nur zu verständlich war. Wills Tod hatte ihm eines klar gemacht. Er wusste jetzt, was einen Helden wirklich ausmachte. Er verstand nun warum sein Vater sich in Gefahr gebracht hatte und umgekommen war. Er konnte Buchis nicht nur nicht töten, weil er kein Mörder sein wollte, sondern weil er tief in sich seinen Vater für seinen eigenen Tod Verantwortlich machte. Connor dachte zuerst, er hätte sein Amulett nicht benutzen müssen, doch nun war ihm klar geworden, dass es notwendig war sich für andere einzusetzen. Connor selbst hatte sein Amulett zu Boden geworfen und in Daut zurückgelassen. Er war sich sicher, es nicht mehr zu brauchen. Er hatte Wills Eltern die Nachricht vom Tod ihres Sohnes noch nicht überbracht. Er schob es immer wieder vor sich hin, wollte sie aber morgen anrufen. Bryan war vorbeigekommen und mit ihm auf Will angestoßen. Er war auch verletzt worden, doch zum Glück nicht schwer. Alice kümmerte sich rührend um ihn. Sie war froh, dass ihr Freund zu ihr zurückgekehrt war. Nachdem Will sich und Horakti in die Luft gesprengt hatte, waren zuerst alle fassungslos gewesen. Connor war zusammengebrochen und hatte seine Faust in den Boden gerammt. Kevin und Bryan versuchten so gut es ging ihm zu helfen. Das Kästchen in der sich die Urfinsternis befand wurde auf ihr Podest zurückgestellt und würde wahrscheinlich nie mehr berührt werden. Heh versiegelte den Zugang zu dem geheimen Gang erneut und gratulierte ihnen für den grandiosen Sieg. Connor fragte nach Will, doch Heh meinte er wäre noch nicht in der Unterwelt angekommen. Connor wollte warten, doch Kevin redete es ihm aus. Er sollte Will so nicht sehen. Will hatte zuletzt alles gesagt, was er loswerden wollte. Es würde nichts bringen seiner Seele gegenüberzutreten. Das hatte Kevin durch seine Begegnung mit Jas gelernt. Die drei Kämpfer waren zusammen mit Horaktis übrigen Dienern in die Welt der Lebenden zurückgekehrt. Ohne Anführer hatten die Kuttenträger schnell die Flucht ergriffen und würden sich wohl nicht mehr so schnell zeigen. Kevin wollte das Buch entgegennehmen, doch es war fort. Doch keiner der Drei hatte noch genügend Kraft um sich darüber aufzuregen. Sie unternahmen zuerst einen Abstecher ins Krankenhaus, um ihre Wunden versorgen zu lassen. Kevin hatte es am schlimmsten erwischt, doch er war Schmerzen gewohnt. Alice empfing Bryan überglücklich und kümmerte sich selbst um seine Verletzungen. Er erzählte ihr von Wills Opfer und meinte, dass er leider nicht zurückkommen würde. Connor hatte zusätzlich zu seinen Verletzungen einen leichten Schock abbekommen und musste in der Klinik übernachten. Nun saß er mit Bryan in seiner Wohnung und erzählte Geschichten über seinen Cousin. Doch dann stand Bryan unerwartet auf. Er rannte zur Tür und stieß sie auf. Prüfend betrachtete er die Umgebung. Connor war ihm nachgelaufen und fragte, was los sei. Bryan berichtete er, dass irgendjemand die beiden beobachtet hätte. Connor wusste nicht, was er davon halten sollte. Auch Kevin bekam an diesem Abend Besuch. Wie Bryan spürte er, dass ihn jemand beschattete. Er war auf dem Weg zu Emma, als er sich teleportierte, um seine Verfolger zu entlarven. Er landete schließlich auf einem Hausdach und stand zwei Männern gegenüber, die einen weißen Trainingsanzug trugen. „Kenne ich euch nicht.“, grüßte er sie. Seiner Verfolger selbst erwiderten nichts. Einer griff in seine Tasche und schleuderte einen Zettel auf Kevin zu. Dieser fing ihn mit einer Hand. Die Verfolger flüchteten, doch Kevin ließ sie ziehen. Er betrachtete den Zettel und fand darauf eine Adresse. Er konnte sich gut vorstellen wer ihn dort erwartete. Wie es seine Art war, erzählte er seinen Freunden nichts davon. Erstens waren Connor und Bryan angeschlagen und würden ihre Ruhe sicher brauchen. Zweitens bezweifelte Kevin, dass von Schakal irgendeine Gefahr ausging. Er war ein alter Mann und verfolgte keine eigenen Ziele. Um Punkt Mitternacht traf sich Kevin in einem Restaurant ein, das etwas Abseits der Stadt lag. Den Zeiten nach war es geschlossen, doch scheinbar hatte der Besitzer eine Ausnahme für Schakal gemacht. Der weißhaarige Chinese erwartete ihn bereits und bat ihn sich zu setzen. Um ihn umringt standen seine Schüler, die Kevin musterten. Kevin spielte mit und setzte sich an denselben Tisch. Schakal aß gerade etwas, was nach Fisch aussah. „Mein Leibgericht. Aber so einen gibt es bei uns nicht. Leider!“, begann der alte Mann. Kevin erwiderte nichts darauf, da er wusste, dass Schakal gleich sein Anliegen aussprechen würde. „Achja, ich möchte dir danken. Durch dich ist das Buch wieder in Sicherheit. Meine Diener haben es bereits an sich genommen, falls über sein Verschwinden verwundert warst. Gut, deinen Feinden ist es gelungen einen Gott aus dem Buch zu rufen, doch selbst das hast gemeistert. Glückwunsch!“, meinte Schakal mit vollem Mund. Kevin stand auf. „Horaktis Vernichtung war nicht mein Verdienst.“, sagte er energisch. Schakal schien das aber zu wissen und deutete Kevin sich wieder zu setzen. „Ich weiß, welches Opfer dein Freund gebracht hat. Und es soll nicht umsonst gewesen sein.“, versprach er. Kevin blickte ihn fragend an. Was wollte Schakal diesmal? „Ich kenne deine Vergangenheit und weiß wie sehr du gelitten hast. Ich bin der Meinung, dir steht ein Gegenwert zu.“, erklärte Schakal. Kevin stutzte. Diesen Begriff hatte er schon einmal gehört. „Was bietest du mir an?“, wollte er von Schakal wissen. Dieser nahm noch einen Bissen zu sich, bevor er weitersprach. „Ich spreche von einer Belohnung. Sie steht dir bereits lange zu.“, gestand er. „Wovon redest du?“, wurde er langsam ungeduldig. „Wie gesagt, ich habe das Buch der Toten in meinem Besitz.“, erinnerte er. Kevin schluckte. Würde Schakal ihm tatsächlich erlauben jemanden zurückzuholen? Der alte Mann wischte sich den Mund ab und fuhr fort. „Ja, ich erlaube dir eine Person, die dir nahe steht zurückzuholen.“, meinte er. Kevin zuckte. „Nur eine Person? In diesem unnützen Krieg sind mehrere Menschen gestorben, die es wert sind sie zurückzuholen.“, wurde er laut. Schakal verzog keine Miene. „Aber die haben nicht die Möglichkeit des Buches. Ich erlaube nur dir einen Gegenwert für dein Leid, dass du die letzten Jahre gehabt hast zu fordern.“, verriet er. Kevin war aber nicht damit einverstanden. „Wie soll ich mich den bitteschön für eine Person entscheiden?“, wollte er wissen. Schakal konnte ihm darauf nicht antworten. „Triff mich morgen Mittag an dem Ort, an dem du gegen Calvin und seine Gefolgschaft gekämpft hast. Dort werde ich das Buch hinbringen.“, erklärte er. Er stand auf und wollte gehen. Seine Schüler ließen Kevin keine Möglichkeit noch mal mit Schakal zu reden. Kaum war der alte Mann weg taten sie es ihm gleich. Kevin ließ sich in den Stuhl fallen und atmete tief durch. Eine Person war besser als keine. Aber wie zum Teufel sollte er sich entscheiden. Er fuhr zu Emma zurück und berichtete ihr von dem Treffen. Zu seiner Überraschung, wusste sie genau, wenn sich Kevin aussuchen sollte. „Endlich sehen wir Jas wieder.“, sagte sie erleichtert. Kevin sah sie überrascht an. „Warum Jas?“, hakte er nach. Emma sah ihn verdutzt an. „Wenn den sonst? Natürlich trauere ich auch um Will, aber Jas war unser Freund. Er hat es sich nicht ausgesucht zu sterben. Will hat es aber. Ich will damit nicht sagen, dass er es sich gewünscht hat, aber Jas hatte nichtmal etwas mit diesen Kämpfen zu tun.“, redete sie auf ihren Freund ein. Kevin verstand sie und zog die Option in Betracht. „Was ist mit…Claire?“, fragte er schließlich. Emma dachte nun scharf nach, was sie antworten sollte. Sie hatte Claire nie leiden können, doch nun war sie tot und Kevin trauerte um seine Schwester. „Sie war deine Schwester, aber standest du ihr wirklich so nah wie zum Beispiel Jas?“, fragte sie vorsichtig. Kevin nickte jedoch. „Das Mädchen, das für Jas´ Tod und allem anderen Verantwortlich ist, war Harmachis. Meine Schwester ist zu mir zurückgekehrt und in meinen Armen gestorben. Ihre eigentliche Seele war die ganze Zeit in ihrem Körper gefangen. Sie hat das recht wieder zu leben. Außerdem hat Joan das Recht auf ihre Mutter.“, meinte er. Emma verstand ihn gut und überließ ihm schweren Herzens die Entscheidung. Am nächsten Morgen trafen sich die beiden noch mit Connor und Bryan, die geschockt waren. Beide hatten jemanden, den sie wiederhaben wollte. Connor appellierte auf Kevin, dass Will immerhin sein Freund war. Bryan hatte keine Argumente und starrte Kevin nur still an. Kevin gestand ihnen, dass er seine Wahl noch nicht getroffen hatte. Doch die Zeit drängte. Connor und Bryan begleiteten Kevin selbstverständlich zum Treffpunkt und auch Emma ließ sich nicht davon abhalten. Schakals Schüler warteten bereits vor dem Eingang und eskortierten die Vier in die Halle im Untergeschoss. Schakal wartete bereits auf sie. Das Buch hatte er unter seinen Arm geklemmt. „Oh, du bist gekommen.“, begrüßte er ihn. Kevin fand sie aber eher sarkastisch. „Du hast dich entschieden?“, fragte Schakal ihn. Kevin nickte. „Ja, das habe ich.“ Seine Freunde blickten ihn überrascht an. Bryan führte indessen einen inneren Kampf. Er kochte und konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. Er stürmte los und griff Schakal an. Er wurde aber von dessen Schülern gestoppt. Er war wütend und kämpfte immer weiter. Bald verließ ihn jedoch die Kraft und seine Verletzung machte sich wieder bemerkbar. Kraftlos sank er zusammen. Seine Freunde bemitleideten ihn. Schakal sah wieder zu Kevin. „Wie frech. Aber egal, du hast dich ja entschieden.“, sagte er und öffnete das Buch. Er fischte einen Stift aus der Tasche und sah Kevin erwartend an. Connors und Emmas Herz schlug schneller. Nur Bryan lag am Boden und hatte die Augen geschlossen. „Ich wähle Jas.“, traf er seine Entscheidung. Emma atmete auf und Connor zog die Lippen zusammen. Schakal nickte und suchte den Namen. Als er ihn gefundne hatte strich er ihn durch. Wie von Geisterhand bildete sich nun eine Kontur und schließlich ein Körper. Jas stand in seiner vollen Pracht vor seinen Freunden. Emma hielt sich die Hand vor den Mund hätte weinen können. Sie lief los und umarmte Jas. Dieser wusste nicht gleich, was vor sich ging. „Ok, wenn ich trinken würde, würde ich fragen, wer mich nach Hause gefahren hat.“, tat er so, als wäre er nie weggewesen. Für ihn war es auch so. Er wusste nicht, dass er über ein Jahr tot gewesen war. Er erinnerte sich nur noch daran, dass Harendotes Besitz von ihm ergriffen hatte. Schakal lächelte und wollte das Buch wieder zuschlagen. „Stopp!“, hielt ihn Kevin auf. Der alte Mann sah ihn erwartend an. „Ich bin noch nicht fertig.“, verriet Kevin. Schakal schien ihn nicht zu verstehen. „Ich habe dir lediglich eine Person versprochen.“, erinnerte er. Kevin nickte. „Das ist mir schon klar. Aber du sprachst von einem Gegenwert. Ich biete dir einen an, um noch eine Person aus der Unterwelt zu befreien.“, erklärte er sein Vorhaben. Seine Freunde staunten nicht schlecht, und fragten sich, was Kevin anbieten wollte. Das interessierte auch Schakal. „Also gut, ich gehe darauf ein. Was bietest du mir an?“, hakte er nach. Kevin holte tief Luft und quetschte dann ein „Ich“ heraus. Schakal und seine Freunde sahen ihn überrascht an. „Ich möchte den Platz mit einem der Toten tauschen.“, erklärte er. Schakal schien darüber amüsiert, und Kevins Freunde hielten die Idee für Schwachsinn. Emma trat zu ihm und wollte ihm eine Ohrfeige für diese dumme Idee geben. Doch sie brachte es nicht fertig. „Ich akzeptiere den Gegenwert.“, sagte Schakal nun. Emma stockte. Wollte Kevin für Claire oder Will tatsächlich sterben. Nun war auch Bryan wieder aufgestanden und ging auf Schakal zu. Seine Schüler machten sich bereit, doch diesmal schien Bryan nicht kämpfen zu wollen. „Das Selbe gilt für mich. Ich bin für Carols Tod verantwortlich, das muss ich wieder gut machen.“, verriet er. Nun trat auch Connor vor. „Will hat mein Leben gerettet, also rette ich auch seines.“, sagte er. Schakal lachte los. Damit schien er nicht gerechnet zu haben. „Du brauchst dich nicht zu opfern. Ich opfere mich für Will.“, redete er auf Connor ein. „Hören Sie nicht auf ihn, nehmen Sie mich, ich bin eine bessere Seele.“, rief Connor Schakal zu. Emma betrachtete ihre Freunde völlig verwirrt und fertig. Auch Jas hatte keine Ahnung was vor sich ging. „Ich mach mit.“, rief er, obwohl er nicht wusste, um was es ging. „Jas!“, zischte ihm Emma zu. „Schon ok.“, erwiderte er. „Ich denke mal, ihr habt mich wieder zum Leben erweckt, oder? Aber das will ich nicht ohne meine Freunde. Und vor allem nicht, wenn sie sich für mich opfern!“, sprach er. Emma seufzte. „Und ich bin lieber in Unterwelt mit Kevin vereint als gar nicht!“, schloss sie sich der Gruppe an. Schakal blickte zu seinen Schülern. „Ihr wollt wirklich euer eigenes Leben aufgeben, nur um eure Lieben zurückzuholen?“, fragte er nochmals. Er hörte keine Widerrede. Dann schlug er das Buch auf. „Sehr gut, ihr habt den Test bestanden.“, sagte er freudig. Seine Art hatte sich plötzlich geändert. Zuerst hatte er verschlagen und egoistisch geklungen. Jetzt aber freundlich und nett. „Test?“, fragten fast alle gleichzeitig. Kevin grinste. Hatte er vielleicht bereits so etwas geahnt? „Das… war ein Test?“, fragte Bryan verwirrt. Schakal bejahte. „Ja, und ihr habt ihn bestanden. Ihr alle habt das Recht auf einen Gegenwert.“, verriet er. Nachdem die Bombe geplatzt war, huschte Freude und Überraschung über die Gesichter der Anwesenden. Connor bestand sofort darauf Will wieder zu sehen und Schakal erfüllte ihm den Wunsch. Wie zuvor Jas erschien Will nun in der Halle. Connor konnte sich nicht zurückhalten und umarmte ihn. „Was ist den jetzt los?“, fragte er verdutzt. Connor deutete auf Schakal. „Wir haben dich mit dem Buch der Toten zurückgeholt.“, verriet er. Will brauchte etwas, um zu kapieren, dass er wieder lebte, „Nach meinem grandiosen Heldentod? Moment, ich dachte mir schon, dass ihr so was vorhabt, aber zähle ich jetzt noch immer als Held?“, fragte er. Alle bestätigten es ihm. „Hi, und du bist?“, grüßte ihn Jas. Will stellte sich kurz vor. „Ich war wohl dein Nachfolger.“, meinte er scherzhaft. „Jetzt bin ich ja wieder da.“, erwiderte Jas. Connor sah zu Bryan. Er hätte sich längst wünschen können, Carol zurückzuholen. Er hatte solange gewartet, also warum zögerte er nun? „Alice.“, sagte er, als könnte er Connors Gedanken lesen. „Sie wird es verstehen.“, erwiderte dieser nur. Bryan nickte und bat Schakal darum Carols Namen aus dem Buch zu streichen. Dieser folgte und bald erschien das Mädchen vor Bryan. Beide starrten sie zuerst an und konnten nichts sagen. Dann fielen sie sich in die Arme und begannen zu heulen. „Ich bin dran.“, sagte Emma schließlich. Kevin sah sie perplex an. Schakal wartete auf ihren Wunsch. „Bitte…hol Claire zurück.“, bat sie ihn. Kevin starrte sie überrascht an und brachte dann ein „Danke“ heraus. Claire wurde zurück ins Leben geholt, erinnerte sich aber an ihre Taten. Ihr Bruder versicherte ihr aber, dass alles vergessen sei, da nun alle ins Leben zurückgekehrt seien. Claire bedankte sich bei ihm, doch Kevin verwies auf Emma. „Danke.“, sagte Claire und reichte Emma die Hand. Diese nahm sie entgegen. „Kevin meinte, die Person, die ich kennen gelernt habe war nicht seine Schwester, also…hi, ich bin Emma.“, stellte sie sich vor. Claire ging darauf ein. Schakal schloss nun sein Buch und sagte ein paar Worte zum Abschied. „Lass dir dein Buch nicht noch einmal stehlen, alter Mann.“, sagte Kevin ihm, als dieser an ihm vorbeiging. Schakal lächelte. „Keine Angst, ich werde besser darauf aufpassen. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben.“, erwiderte er und verließ die Halle. Seine Schüler taten es ihm nach. Nun gab es eine Menge zu bereden und eine Menge zu feiern. Alle, bis auf Bryan und Carol trafen sich in Connors Wohnung ein. Die beiden dankten ihren Freunden noch für alles und verabschiedeten sich. Connor gegenüber ließ Bryan verläuten, dass sie sich wahrscheinlich nicht wieder sehen würden. Er hatte Carol gegenüber gestanden, eine Beziehung zu haben, ihr aber versprochen es zu beenden. Sie fragte ihn, ob er Alice liebte, aber er antwortete nicht darauf. Er hatte sie gebeten auf ihn zu warten, während er den schweren Schritt wagte. Er ging zu Alice Wohnung und erzählte ihr alles. Als er erwähnte, dass Carol wieder lebte, war für sie alles klar. Sie spielte sie Starke und schickte Bryan weg. Er wollte sich noch entschuldigen, doch sie ließ ihn nicht. Kaum war er weg, begann sie zuweinen. Bryan war nun glücklich, aber sie konnte sich nicht darüber freuen. Bryan hatte Carol eingeladen ein paar Wochen mit ihm in die USA zu fliegen. Carol hatte natürlich zugestimmt. Nach all der langen Zeit, waren beide glücklich wieder zusammen zu sein. Am nächsten Tag wurde erst richtig bemerkbar, dass Jas wieder da war. Er und Claire betraten gerade Jas´ Lieblingscafé und Jas küsste jedes einzelne Möbelstück. Was Claire überraschte war, dass Jas mit ihr redete, als hätte sie ihm nie etwas Schlimmes angetan. Darauf sprach sie ihn auch an. Jas ließ sich Zeit mit der Antwort. „Kevin meinte ja, das wäre eine andere Person gewesen. Außerdem….kann ich keinem Mädchen böse sein.“, erklärte er und sah Claire an. Diese lächelte ihm zu. Dann gingen sie weiter, bis sie Kevin und Emma vorfanden. Sie küssten sich gerade und schienen die beiden nicht bemerkt zu haben. „Sie haben auf mich gehört.“, staunte Jas. Claire sah ihn fragend an. „Die Couch! Ich habe mal hier gejobbt und denen eine Couch vorgeschlagen. Scheinbar haben sie von meinem Tod gehört und sie aufgestellt. Verdammt, ich weiß noch immer nicht, wie ich das der Universitätsleitung verklären soll.“, meinte er. Kevin und Emma knutschten noch immer. Jas und Claire besaßen den Anstand zu warten, doch es zog sich hin. Jas hob mehrere Male die Finger, aber die beiden ließen sich Zeit. Dann endlich sahen sie auf. „Wir müssen immerhin ein ganzes Jahr nachholen.“, rechtfertige sich Emma. „Ich wollte euch nur sagen, dass ich heute zu Joan zurück fahre.“, verriet sie. Kevin wunderte sich darüber. „So schnell?“, staunte er. „Willst du nicht noch etwas bleiben?“, fragte er sie. Claire schüttelte den Kopf. „Achwas, Joan vermisst mich sicherlich. Außerdem wollte Jas unbedingt dein altes zu Hause sehen.“, verriet sie. Kevin blickte zu seinem Freund. „Ich bin wirklich auf deine Nichte gespannt.“, gestand er. „Ich komme dich und Joan bald möglichst besuchen.“, versprach Kevin seiner Schwester. Claire lächelte und zog Jas mit sich. Kevin und Emma schienen nichts Besseres zu tun zu haben, als sich weiter zu küssen. Schakal war zurück nach China gereist und machte es sich in seiner Behausung bequem. Vor ihm lag das Buch der Toten. Er trank zuerst einen Tee, bevor er dann einen Stift zur Hand nahm und das Buch aufschlug. Er durchflog es und strich dann einen Namen durch. Vor ihm tauchte ein junger Chinese auf. „Willkommen zurück.“, grüßte er Yen. Dieser fand sich zuerst nicht zurecht. Schakal berichtete ihm, was seit seiner Abwesenheit geschehen war. „Vielen Dank, Meister. Ich werde Euch nie vergessen, dass Ihr mich ins Leben zurückgeholt habt. Obwohl…ich beim Schutz des Buches versagt habe.“, stammelte er. Schakal nahm wieder einen Schluck aus seiner Teetasse. „Es war nicht umsonst. Du musst einen Gegenwert darbieten.“, verriet er. Yen war zu allem bereit. „Du wirst mich verlassen.“, verlangte Schakal. Das verschlug Yen dann doch die Sprache. „Aber, Meister…“, stotterte er. Schakals Entschluss stand aber fest. „Gehe in die weite Welt hinaus und lerne, was es noch zu lernen gibt.“, predigte er. Yen willigte schließlich ein. „Was…passiert mit dem Buch?“, fragte er dann. Schakal schien sich bereits etwas überlegt zu haben. „Ich habe einen anderen Beschützer gefunden.“, verriet er und strich einen weiteren Namen im Buch durch. Eine weitere Seele erlangte ihr Leben zurück und erschien im Raum. Yen spürte sofort, dass es kein Mensch war. Es war ein bärtiger Mann in schwarzem Umhang und einer Kapuze, die einem Hundekopf glich. „Willkommen zurück. Anubis.“, grüßte Schakal den Gott, Yen stockte der Atem. Schakal hatte einen ägyptischen Gott gerufen. „Meister!“, sagte Yen fassungslos. Schakal blieb ganz ruhig. „Anubis ist kein böser Gott. Habe ich recht?“, fragte er den Gott. Anubis rang sich ein Grinsen ab. „Vielen Dank für dien Vertrauen, alter Mann. Ich werde das Buch nun wieder an mich nehmen. Ich werde die Seelen wieder in die Unterwelt begleiten und für sie sorgen.“, versprach er. Er nahm das Buch und löste sich auf. Yen konnte nun durch nichts mehr geschockt werden. „Was, wenn Ihr einen Fehler gemacht habt? Wenn Anubis doch gefährlich ist?“, fragte er vorsichtshalber. Schakal war sich sicher, das Richtige getan zu haben. „Selbst wenn das Eis schmilzt, bleibt Wasser übrig.“, antwortete er mit einer Metapher, die Yen aber nicht verstand. Am nächsten Tag sollte er ihn und die Trainingsanlage verlassen, um seine eigene Reise anzutreten. Joan war ihrer Mutter überglücklich in die Arme gefallen. „Süß, die Kleine.“, meinte Jas und streichelte Joan über die Haare. „Hat sie schon einen Patenonkel?“, fragte Jas, doch Claire hatte sich bereits ein Stück entfernt. „Ich bin gleich wieder da!“, versprach sie. Ihr Ziel war das Zimmer von Adrian, den sie ebenfalls eine lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. „Bleibst du nun für immer?“, fragte er gleich, als er sie erblickte. Claire versprach es ihm. „Und Kevin wird uns auch bald besuchen kommen.“, versprach sie. Adrian freute über die guten Neuigkeiten. Dann streckte ihm Claire etwas entgegen. Es war Kevins Amulett. „Diesmal werde ich es nicht mehr nehmen.“, sagte sie. Adrian nickte und verstaute es im Safe. Darin sollte es für immer ruhen. Oder wurde es irgendwann vielleicht doch noch benötigt? Claire bedankte sich und schlenderte zu Jas zurück. Dieser spielte mit ihrer Tochter, die Jas scheinbar ins Herz geschlossen hatte „Na, Joan? Würde es dir gefallen, wenn Onkel Jas öfters vorbeischaut?“, fragte sie die Kleine. Jas blickte Claire ganz perplex an. Was hatte sie damit gemeint? Will wurde indessen von Connor versetzt. Sie wollte einen ihrer berühmten Trinkabende veranstalten, doch Connor war überraschend zu seiner Mutter aufgebrochen. Er wollte ihr erzählen, dass der Mörder ihres Mannes zur Rechenschaft gezogen worden war. So kam es, dass sich Will allein in eine Bar setzte und Scotch bestellte. Bald war er am vierten angelangt und erzählte dem Wirt von seinen Abenteuern. Dieser nahm ihn zum Glück nicht ernst. Es war bereits Mitternacht, als ein weiterer Gast das Lokal betrat. Er setzte sich direkt neben Will und bestellte ein Bier. Der Wirt betrachtete in argwöhnisch und fragte ihn, ob er bereits volljährig sei. Der Junge bestätigte es ihm. „Ich bin vor zwei Stunden 18 geworden.“, erklärte er. Will hatte das gehört und reichte ihm die Hand. „Alles Gute zum Geburtstag.“, wünschte er ihm. Der Junge lächelte ihm zu. „Das Bier geht auf mich!“, warf Will dem Wirt zu. Der Junge bedankte sich und stellte sich vor. „Mein Name ist Senshi.“ Will nannte seinen Namen. „Und? Was führt dich hierher?“, hakte er nach. Senshi, der gerade sein Bier bekam, nahm zuerst einen Schluck, bevor er zu erzählen begann. „Ich…mache gerade eine Reise.“, erzählte er. „Und was gibt es bei dir?“, fragte er Will. Dieser seufzte. „Ich habe gerade meinen Super-Job als Polizist an den Nagel gehängt.“, verriet er. Doch Senshi schien das nicht so schlimm zu finden. „Mach dir nichts draus. Wenn du denkst, dass es die richtige Entscheidung war, denk nicht weiter daran. Außerdem kann man auch gutes tun, wenn man kein Polizist ist.“, gab Senshi sein Statement ab. Will kicherte. „Für diese Weißheit gibt’s noch´n Bier!“, meinte er und deutete dem Wirt, obwohl Senshi noch nichtmal ausgetrunken hatte. „Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich alles nächstes tun soll.“, gestand Will. Senshi verstand ihn. „Komm doch mit mir.“, schlug er vor. Will blickte ihn fragend an. „Auf deine Reise?“, hakte er nach. Senshi bejahte. „Vielleicht findest dabei heraus was du machen willst.“, meinte er. Will fand die Idee gar nicht so abwegig. Sie unterhielten sich noch eine Stunde, bis Will schließlich einwilligte, mit Senshi zu gehen. Dieser stemmte die Tür des Lokals auf und die beiden traten an die frische Luft. „Also gut! Wohin soll’s gehen?“, fragte Will erwartend. Senshi grinste. „Dahin, wohin das erste Schiff fährt, dass wir im Hafen sehen.“, verriet er. Will fand die Idee fantastisch. Er schrie Connor eine SMS und folgte Senshi. „Ach übrigens, im Prinzip sind wir zu dritt.“, gestand er. Will wusste nicht, was sein neuer Freund damit meinte, doch er würde es bald herausfinden. Kevin stöhnte, als er vor der Hauseinfahrt parkte. Er spürte wie er zum Ersten Mal wirklich glücklich war. Er hatte viel durchstehen müssen, bis er an diesem Punkt angelangt war. Seine Freunde waren gestorben, aber wieder zurückgekehrt. Es ging ihnen gut und das freute Kevin mehr als alles andere. Er holte das Etui aus seiner Tasche, in dem noch immer der Ring steckte, den er Emma bereits vor einem Jahr geben wollte. Diesmal war es der richtige Zeitpunkt und er würde auch den Mut dafür aufbringen. Er stieg aus und marschierte den Weg zu Emmas Wohnung entlang. Er klopfte kurz und wartete, bis seine Freundin aufmachte. Diese war überrascht Kevin zu sehen, da dieser sich nicht angemeldet hatte. Trotzdem bat sie ihn herein und schloss die Tür hinter ihm. Nach all der langen Zeit des Leids und des Kämpfens war Kevin endlich zu Hause angelangt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)